12
Schutzgemeinschaft Filder e. V. FILDER-Aktion: Beste Böden bewahren am 29. Juni 2018 Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern NICHT überbauen Prof. Dr. sc. agr. Willfried Nobel Professor für Ökologie, insbesondere Siedlungsökologie, der HfWU Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen i. R. SPD-Regionalrat No_SPD/SGF 29.06.2018 1

Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern

Schutzgemeinschaft Filder e. V. FILDER-Aktion: Beste Böden bewahren am 29. Juni 2018

Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern NICHT überbauen

Prof. Dr. sc. agr. Willfried Nobel

Professor für Ökologie, insbesondere Siedlungsökologie, der HfWU Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen i. R.

SPD-Regionalrat

No_SPD/SGF 29.06.2018 1

Page 2: Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern

Inhaltsübersicht

1. Der Flächenbedarf in der Region Stuttgart ist ungebrochen

2. Kleiner Exkurs zur nachhaltigen Entwicklung

3. Beste Agrarböden dem ökonomischen Landbau vorbehalten

4. Fazit und Forderungen für den Bodenschutz: Bodenschutzgebiete ausweisen Forderung an die Politik im Land und in den Kommunen

No_SPD/SGF 29.06.2018 2

Page 3: Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern

1. Flächenbedarf ist ungebrochen Flächennutzung Region Stuttgart 2000 – 2015

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg. Zahlen gerundet.

Von 2000 bis 2015 nahm in der Region Stuttgart die Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV) um 5.900 Hektar zu, die Waldfläche (WF) blieb gleich, die Landwirtschaftsfläche (LF) nahm um 6.190 Hektar ab. Das heißt: der Flächenverbrauch geht ausschließlich zulasten der Landwirtschaftsfläche.

No_SPD/SGF 29.06.2018 3

Jahr Boden-fläche

Hektar

Siedlungs- und

Verkehrs-fläche (SuV)

Hektar

Landwirt-schafts-fläche

(LF)

Hektar

Wald- fläche (WF)

Hektar

2000 365.000 (100%)

77.400 (21,2%)

171.000 (46,8%)

111.000 (30,5%)

2015 365.000 (100%)

83.300 (22,8%)

165.000 (45,1%)

112.000 (30,6%)

Verän-derung

+ 5.900 (+ 7,6%)

6.190 ( 3,6%)

+ 556 (+ 0,0%)

Page 4: Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern

2. Kleiner Exkurs zur nachhaltigen Entwicklung

Das Drei- (Vier-, Mehr-) Dimensionen-Modell der Nachhaltigkeit

In einer von Menschen bewohnten Welt und von Menschen gestalteten Gesellschaftsordnung (Demokratie) muss man dem Bereich Ökologie (Umwelt) den Bereich Ökonomie (Wirtschaft) und den Bereich Soziales/Gesellschaft hinzugesellen. Nach der „Agenda 21“ der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro (1992) „funktioniert“ nachhaltige Entwicklung nur bei einem ausgewogenen Verhältnis von Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft/Soziales. Problem: In der Realität führt dies jedoch im politischen Kräftemessen fast unvermeidlich zu einer Dominanz der „Ökonomie“ und zu einer Allianz von „Ökonomie und Soziales“ – gegen die „Ökologie“. Die Folge ist das Primat der Ökonomie: Wachstum, Wachstum, Wachstum!

No_SPD/SGF 29.06.2018 4

Page 5: Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern

Ziel der nachhaltigen Entwicklung: Ausgleich von Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft/Soziales?

Das integrative Modell der Nachhaltigkeit

Problem: Müsste die Vorherrschaft Wirtschaft bzw. Wirtschaft + Gesellschaft über Umwelt & Ressourcen nicht umgekehrt sein? Denn: Wirtschaft ist doch Teil von Gesellschaft – und Gesellschaft ist doch Teil der Natur (Umwelt & Ressourcen)?

No_SPD/SGF 29.06.2018

5

Page 6: Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern

Die neue Nachhaltigkeitsstrategie: „Agenda 2030“ der UN (2015) mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und 169 Unterzielen

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN (Sustainable Development Goals) sind durchnummeriert und nebeneinander gelistet. Problem: Sind sie wirklich gleichrangig oder gleichwertig? Müssten sie nicht entsprechend den drei Bereichen Ökologie, Ökonomie, Gesellschaft/Soziales zugeordnet werden?

No_SPD/SGF 29.06.2018

6

Page 7: Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern

Zusammenhang von „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ (SDGs) und „Planetare Grenzen“

Problem: Das Fundament und zugleich die natürlichen Grenzen bildet die Biosphäre/Umwelt. Hier können jedoch lediglich vier SDGs zugeordnet werden. Alle anderen SDGs sind dem darin enthaltenen Bereich Soziales/Gesellschaft (acht SDGs) und dem wiederum darin enthaltenen Bereich Ökonomie/Wirtschaft (vier SDGs) zuzuordnen. Das heißt also auch hier:

„Wirtschaft“ + „Gesellschaft“ dominieren über „Umwelt“?

No_SPD/SGF 29.06.2018

7

Page 8: Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern

3. Beste Agrarböden dem ökonomischen Landbau vorbehalten

Brechen wir dieses Prinzip der „Planetaren Grenzen“ herunter – nicht auf die gesellschaftlichen Kriterien und schon gar nicht auf die ökonomischen, sondern – auf die natürliche, naturräumliche und ökologische Ausstattung unserer Region:

Was wären solche „Regionalen Grenzen“ in der Region Stuttgart?

Ganz oben dürften die Agrarböden von allerhöchster Qualität stehen.

Hierzu heißt es in der Flurbilanz der Landwirtschaftsverwaltung:

Vorrangflur Stufe I

überwiegend landbauwürdige Flächen (gute bis sehr gute Böden)

für den ökonomischen Landbau und die Ernährungs- und Energiesicherung unverzichtbar

deshalb der landwirtschaftlichen Nutzung unbedingt vorzubehalten

„Umwidmungen, z. B. als Bauland, Verkehrsflächen, naturschutzrechtliche Ausgleichsflächen u. a. m., müssen ausgeschlossen bleiben.“

Diese Flächen der Vorrangflur Stufe I sind der folgenden Karte dunkelgrün dargestellt. No_SPD/SGF 29.06.2018

8

Page 9: Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern

No_SPD/RFS/Nachhaltige Entwicklung – „Agenda 21“

9

Page 10: Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern

4. Fazit und Forderungen für den Bodenschutz: Bodenschutzgebiete ausweisen

1. Flächenverbrauch in der Region Stuttgart ist hoch – zu hoch Natürliche Grundlagen (bis Grenzen) – insbesondere die hohe Qualität der Agrarböden – zu wenig berücksichtigt

2. Flächennutzungsentwicklung auf neue – erheblich verbesserte – rechtliche Grundlage stellen:

Forderung an die Politik im Land (Bund, EU): ▪ Die guten bis sehr guten Böden der „Vorrangflur Stufe I“ in der Flurbilanz nicht länger lediglich „Abwägungskriterium“, sondern müssen zu einem Ausschlusskriterium entwickelt werden, um Umwidmungen ausschließen zu können. ▪ Die Flächen der Vorrangflur Stufe I (gute bis sehr gute Böden) müssen als „Bodenschutzgebiete“ ausgewiesen werden. ▪ Gesetzliche Grundlagen schaffen in Baden-Württemberg (im Bund, in der EU) – und dann auch umsetzen!

Forderung an die Kommunalpolitik auf den Fildern: ▪ Bis dies soweit ist, sollten die Kommunen auf den Fildern „so tun als ob“ und die besten Agrarböden im Rahmen ihrer Planungshoheit nicht umwidmen und können so einen unverzichtbaren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten.

No_SPD/SGF 29.06.2018 10

Page 11: Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern

Zitate können immer hilfreich sein

„Selbst eine ganze Gesellschaft, ja alle gleichzeitige Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen.“ Karl Marx (1818-1883), deutscher Philosoph und Sozialökonom, „Das Kapital“, 3. Band (MEW 25, S. 784) „Der Mensch ist nicht Herrscher über die Natur, sondern Teil der Natur. Er ist Teil der Schöpfung. Deshalb finde ich nicht gut, wenn der Mensch sich zum Schöpfer emporschwingt. Das geht schief.“ Papst Franziskus (*1936), Enzyklika Laudato si` – über die Sorge für das gemeinsame Haus (2015) „Eine Wirtschaft, die auf gnadenlosem Wettbewerb, ständigem Wachstum und kurzfristigem Denken beruht, ist nicht reformierbar. Wir müssen also das System verändern.“ Ernst Ulrich von Weizsäcker (*1940), Ko-Präsident des Club of Rome

No_SPD/SGF 29.06.2018

11

Page 12: Filderschutz konkret: die besten Böden auf den Fildern

Meine Botschaft, meine Hoffnung, mein Wunsch, mein Ziel: Wir müssen auch in Zukunft die besten Agrarböden auf den Fildern landwirtschaftlich nutzen können!

Foto: Reiner Enkelmann

No_SPD/SGF 29.06.2018

12