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Onko aktuell KOMPAKT Für die Metastasierung verantwortliches Protein entschlüsselt Krebsforscher der Rostocker Universi- tätsmedizin beschreiben einen neuen Sig- nalweg, der die Streuung von Tumorzel- len auslöst. Diese Erkenntnisse stellen ei- nen Durchbruch in der Krebsforschung dar, weil sie über ein spezielles Schlüssel- protein einen neuen Zugang zu der ge- fährlichen Metastasierung von Tumoren und deren Bekämpfung ermöglichen Krebspatienten sterben zumeist nicht am Ausgangstumor, sondern an aggres- siven Metastasen. Am Beginn der Metas- tasierung stehen Tumorzellen, die sich vom Primärtumor ablösen. Bisher war nur ein Teil der Signalwege bekannt, durch die einzelne Krebszellen ihre Haſtung an die Nachbarzellen im Primärtumor lockern können. Wissen- schaſtler suchten lange nach einem Fak- tor, der die Trennung einzelner Zellen von primären Tumoren und schließlich deren Streuung anstößt. Mit DNp73 konnten eine Gruppe von Forschern des Instituts für Experimentelle Gentherapie und Tumorforschung der Universität Rostock nun ein Schlüsselprotein in Tu- morzellen identifizieren, das ihnen die Ausbreitung in den Körper ermöglicht. Literatur: DNp73 Exerts Function in Metastasis Initiati- on by Disconnecting the Inhibitory Role of EPLIN on IGF1R-AKT/STAT3 Signaling" - http://download.cell. com/cancer-cell/pdf/PIIS1535610813003693.pdf Weitere Informationen: Universitätsmedizin Rostock Institut für Experimentelle Gentherapie und Tumorfor- schung (IEGT) Prof. Dr. Dr. Brigitte Pützer (Direktorin) Mail: [email protected] Identifizierung von Melanomsubtypen verbessert Forscher der Universität Ulm und der Columbia University haben einen diag- nostischen Algorithmus zur Unterschei- dung bösartiger Melanom-Subtypen ent- wickelt. Äußerlich sehen sich das desmo- plastische und das gefährlichere spindel- zellige Melanom zum Verwechseln ähnlich: Sie sind nicht-pigmentiert und gleichen teilweise einer Narbe – und auch der histologische Befund bringt nicht im- mer Klarheit. Die Wissenschaſtler haben Tumorproben auf bereits bekannte Bio- marker untersucht und so den Algorith- mus entwickelt, der eine Differentialdia- gnose sichert. Die 48-jährige Patientin stellt sich mit einer narbenartigen Hautveränderung auf der Stirn beim Hautarzt vor. Was auch der erfahrene Praktiker unter dem Auflichtmikroskop nicht sofort erkennt: Am Kopf der Frau wächst ein desmoplas- tisches Melanom, also Hautkrebs. Und auch nach Entnahme einer Hautprobe fällt die Differentialdiagnose schwer. Ähnlichkeiten bestehen vor allem zum gefährlicheren spindelzelligen Melanom. Jetzt haben Forscher der Universität Ulm und der Columbia University einen Algo- rithmus entwickelt, mit dem sich die bös- artigen Melanom-Subtypen unterschei- den lassen. Die Hauttumore sehen sich zwar zum Verwechseln ähnlich, Progno- se und erapie weichen jedoch vonein- ander ab. An einer separaten Kohorte hat eine ausgewiesene Expertengruppe der Co- lumbia University (New York, USA) um Professor David Silvers den Algorithmus der Ulmer Forscher geprüſt und bestä- tigt. Nebenprodukt der Studie ist eine neue Technik zur Expressionsanalyse kleiner und seltener Tumorproben. Zu- dem haben die Forscher molekulare Ver- änderungen in den Proben gefunden – teilweise mit direkter Relevanz für die erapie. Literatur: Stephanie E Weissinger, et al: A diagnostic algorithm to distinguish desmoplastic from spindle cell melanoma. Modern Pathology , (20 September 2013) | doi:10.1038/modpathol.2013.162 Kontakt: Dr. Jochen Lennerz, E-Mail: jochen.lennerz @ uni-ulm.de Schutzeffekt von Darmspiegelungen Bei einer Darmspiegelung können Darm- krebsvorstufen sicher erkannt und ent- fernt werden. Sie stellt damit eine sehr wirksame Maßnahme zur Krebsverhü- tung dar. Wie viele Erkrankungs- und To- desfälle sich durch eine Darmspiegelung tatsächlich verhindern lassen, wird der- zeit intensiv erforscht. Im Deutschen Krebsforschungszentrums wurde errech- net, dass der Schutzeffekt dabei deutlich größer ist als Studienergebnisse bisher vermuten ließen. „Randomisierte kontrollierte Studien geben Auskunft darüber, welchen Effekt das Angebot einer Früherkennungsun- tersuchung auf die Darmkrebsraten in der Gesamtbevölkerung hat. Der Schutz- effekt der Untersuchungen ist aber un- gleich größer und sollte bei der Beratung zur Darmkrebsfrüherkennung auch kor- rekt kommuniziert werden“ so H.Brenner. Hermann Brenner, et al: In the era of widespread endoscopy use, randomized trials may strongly un- derestimate the effects of colorectal cancer scree- ning. Journal of Clinical Epidemiology 2013, DOI: 10.1016/j.jclinepi.2013.05.008 Film zur Versorgung von Inkontinenz- Patienten Ein neuer Patientenfilm des BVMed infor- miert über "Lebensqualität trotz Inkonti- nenz Versorgung mit modernen Hilfs- mitteln". Ergänzt wird der Informations- film durch ein Experteninterview "Hilfe bei Inkontinenz" mit Dr. Elke Heßdörfer vom Berufsverband der Deutschen Uro- logen. Der BVMed will damit über das Thema In- kontinenz aufklären, von dem Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind, das aber noch immer tabuisiert wird. Der Film und das Experteninterview sowie ein Radiobeitrag zum Thema sind abruf- bar unter www.filmservice.bvmed.de. Die Adresse des Youtube-Kanals des BVMed mit über 20 Informationsfilmen lautet www.youtube. de/medizintechnologien.

Film zur Versorgung von Inkontinenz-Patienten

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Onko ak tuell KOMPAKT

Für die Metastasierung verantwortliches Protein entschlüsseltKrebsforscher der Rostocker Universi-tätsmedizin beschreiben einen neuen Sig-nalweg, der die Streuung von Tumorzel-len auslöst. Diese Erkenntnisse stellen ei-nen Durchbruch in der Krebsforschung dar, weil sie über ein spezielles Schlüssel-protein einen neuen Zugang zu der ge-fährlichen Metastasierung von Tumoren und deren Bekämpfung ermöglichen

Krebspatienten sterben zumeist nicht am Ausgangstumor, sondern an aggres-siven Metastasen. Am Beginn der Metas-tasierung stehen Tumorzellen, die sich vom Primärtumor ablösen.

Bisher war nur ein Teil der Signalwege bekannt, durch die einzelne Krebszellen ihre Ha�ung an die Nachbarzellen im Primärtumor lockern können. Wissen-scha�ler suchten lange nach einem Fak-tor, der die Trennung einzelner Zellen

von primären Tumoren und schließlich deren Streuung anstößt. Mit DNp73 konnten eine Gruppe von Forschern des Instituts für Experimentelle Gentherapie und Tumorforschung der Universität Rostock nun ein Schlüsselprotein in Tu-morzellen identi�zieren, das ihnen die Ausbreitung in den Körper ermöglicht.

Literatur: DNp73 Exerts Function in Metastasis Initiati-

on by Disconnecting the Inhibitory Role of EPLIN on

IGF1R-AKT/STAT3 Signaling" - http://download.cell.

com/cancer-cell/pdf/PIIS1535610813003693.pdf

Weitere Informationen:

Universitätsmedizin Rostock

Institut für Experimentelle Gentherapie und Tumorfor-

schung (IEGT)

Prof. Dr. Dr. Brigitte Pützer (Direktorin)

Mail: [email protected]

Identifizierung von Melanomsubtypen verbessertForscher der Universität Ulm und der Columbia University haben einen diag-nostischen Algorithmus zur Unterschei-dung bösartiger Melanom-Subtypen ent-wickelt. Äußerlich sehen sich das desmo-plastische und das gefährlichere spindel-zellige Melanom zum Verwechseln ähnlich: Sie sind nicht-pigmentiert und gleichen teilweise einer Narbe – und auch der histologische Befund bringt nicht im-mer Klarheit. Die Wissenscha�ler haben Tumorproben auf bereits bekannte Bio-marker untersucht und so den Algorith-mus entwickelt, der eine Di�erentialdia-gnose sichert.

Die 48-jährige Patientin stellt sich mit einer narbenartigen Hautveränderung auf der Stirn beim Hautarzt vor. Was auch der erfahrene Praktiker unter dem Au�ichtmikroskop nicht sofort erkennt: Am Kopf der Frau wächst ein desmoplas-tisches Melanom, also Hautkrebs. Und auch nach Entnahme einer Hautprobe fällt die Di�erentialdiagnose schwer.

Ähnlichkeiten bestehen vor allem zum gefährlicheren spindelzelligen Melanom. Jetzt haben Forscher der Universität Ulm

und der Columbia University einen Algo-rithmus entwickelt, mit dem sich die bös-artigen Melanom-Subtypen unterschei-den lassen. Die Hauttumore sehen sich zwar zum Verwechseln ähnlich, Progno-se und �erapie weichen jedoch vonein-ander ab.

An einer separaten Kohorte hat eine ausgewiesene Expertengruppe der Co-lumbia University (New York, USA) um Professor David Silvers den Algorithmus der Ulmer Forscher geprü� und bestä-tigt. Nebenprodukt der Studie ist eine neue Technik zur Expressionsanalyse kleiner und seltener Tumorproben. Zu-dem haben die Forscher molekulare Ver-änderungen in den Proben gefunden – teilweise mit direkter Relevanz für die �erapie.

Literatur: Stephanie E Weissinger, et al: A diagnostic

algorithm to distinguish desmoplastic from spindle

cell melanoma. Modern Pathology , (20 September

2013) | doi:10.1038/modpathol.2013.162

Kontakt: Dr. Jochen Lennerz, E-Mail: jochen.lennerz @

uni-ulm.de

Schutzeffekt von Darmspiegelungen

Bei einer Darmspiegelung können Darm-krebsvorstufen sicher erkannt und ent-fernt werden. Sie stellt damit eine sehr wirksame Maßnahme zur Krebsverhü-tung dar. Wie viele Erkrankungs- und To-desfälle sich durch eine Darmspiegelung tatsächlich verhindern lassen, wird der-zeit intensiv erforscht. Im Deutschen Krebsforschungszentrums wurde errech-net, dass der Schutzeffekt dabei deutlich größer ist als Studien ergebnisse bisher vermuten ließen.

„Randomisierte kontrollierte Studien geben Auskunft darüber, welchen Effekt das Angebot einer Früherkennungsun-tersuchung auf die Darmkrebsraten in der Gesamtbevölkerung hat. Der Schutz-effekt der Untersuchungen ist aber un-gleich größer und sollte bei der Beratung zur Darmkrebsfrüherkennung auch kor-rekt kommuniziert werden“ so H.Brenner.

Hermann Brenner, et al: In the era of widespread

endoscopy use, randomized trials may strongly un-

derestimate the effects of colorectal cancer scree-

ning. Journal of Clinical Epidemiology 2013, DOI:

10.1016/j.jclinepi.2013.05.008

Film zur Versorgung von Inkontinenz-Patienten Ein neuer Patientenfilm des BVMed infor-miert über "Lebensqualität trotz Inkonti-nenz Versorgung mit modernen Hilfs-mitteln". Ergänzt wird der Informations-film durch ein Experteninterview "Hilfe bei Inkontinenz" mit Dr. Elke Heßdörfer vom Berufsverband der Deutschen Uro-logen. Der BVMed will damit über das Thema In-kontinenz aufklären, von dem Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind, das aber noch immer tabuisiert wird. Der Film und das Experteninterview sowie ein Radiobeitrag zum Thema sind abruf-bar unter www.filmservice.bvmed.de.

Die Adresse des Youtube-Kanals des BVMed mit

über 20 Informationsfilmen lautet www.youtube.

de/medizintechnologien.