16
www.filmab.jmmv.de Begleitzeitschrift des Jugendmedienverbandes Mecklenburg-Vorpommern e.V. zum 14. FilmKunstFest Schwerin 2. Ausgabe - 06. Mai 2004

filmab! 2004 #2

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Das unabhängige Magazin zum 14. filmkunstfest Schwerin. Herausgegeben vom Jugendmedienverband MV.

Citation preview

Page 1: filmab! 2004 #2

www.filmab.jmmv.deBegleitzeitschrift des Jugendmedienverbandes Mecklenburg-Vorpommern e.V.zum 14. FilmKunstFest Schwerin

2. Ausgabe - 06. Mai 2004

Page 2: filmab! 2004 #2

2 filmab! 2/2004

Editorial

Artikel 5 GRUNDGESETZ

Jeder hat das Recht, seineMeinung in Wort, Schrift undBild frei zu äußern und zu ver-breiten und sich aus allgemeinzugänglichen Quellen unge-hindert zu unterrichten. DiePressefreiheit und die Freiheitder Berichterstattung durchRundfunk und Film werdengewährleistet. Ein Zensur findetnicht statt.

Anzeige

Über den Tag verstreut läuft unsere Redaktionsmannschaft durch Schwerin,um von allen Festivalstätten berichten zu können. Die Artikel landen dann mitBilderwunsch auf den Tischen der Setzer, die sich teilweise die Nächte um dieOhren schlagen, um die filmab! zu gestalten. Und während du diese Zeitung liest,haben sich die Layouter in die Federn geschmissen, um zu schlafen.

3...2...1 - filmab! Das Festival der Filme ist eröffnet, die Kinos und dieAltstadt Schwerins sind gut gefüllt. Leicht nervös, aufgeregt und dennoch erwar-tungsvoll. So fühlte Mandy gestern ihren Puls in die Höhe schlagen, als sie dem bis-herigen Höhepunkt des FilmKunstFestes begegnete, Götz George. Er nahm die fil-mab! freudig entgegen, machte sich dann aber wieder vom Acker. Schade, trotzdemschönes Erlebnis.

Wir wünschen euch einen guten Start in den Tag mit jeder Menge guterFilme, Lesungen und Ausstellung - dazu schaut doch gleich auf die Rückseite diesesHeftes.

eure filmab!-Redaktion

Guten Morgen, lieber filmab!-Leser,

Mandy bei der Übergabe der filmab! anGötz George

Page 3: filmab! 2004 #2

Impressum

3filmab!

Die fimab! ist eine unabhängige Seminarzeitung des JMMV e.V.zum FilmKunstFest.

Leitung: Friederike Richter, Matthias Baumgart

Kontakt: Wismarsche Str. 126, 19055 Schwerin

Fon: 0160 / 7 76 23 44, E-Mail: [email protected],

homepage: http://www.filmab.jmmv.de/

Herausgeber: Jugendmedienverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.,

Budapester Str. 7, 18057 Rostock

V.i.S.d.P.: Friederike Richter

Redaktion: Erik Jalowy [ej], Martin Bildat [mb], Ina Diedrich [id],

Mandy Jochmann [maj], Daniela Kliesch [dk],

Matthias Gäde [mg], Christin Bork [cb], Johannes Barthen [jb],

Friederike Richter [fri], Matthias Baumgart [mab]

Bildredaktion: Johannes Barthen [jb]

Layout: Karen Obenauf [ko], Katrin Kroll [kat]

Belichtung & Druck: c/w Obotritendruck, Münzstr. 3, 19055 Schwerin

Auflage: 450

Ausgabe: 02/ 2004

Die Meinung der Autoren muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Gruß und Dank an: Sozialwerk PRESSE-CLUB MV e.V. (Herrn Dr. Sabathil, Sibylle Ekat), Falko Fleischmann, Kinder- &

Jugendverein Robin Hood e.V., c/w Obotritendruck, Terra Nord, FilmKunsFest-Büro (Uli Grunert, Hasso Hartmann,

Barbara Zickermann, Anne Müller, Martin Romanski), Evangelische Jugend Schwerin e.V., Landesjugendring MV e.V.

(Friedhelm Heilbrock, Karin Baresel), Tobias „Toasty“ von Mach.

2/ 2004

Inhalt / Impressum

Partner:

Wir werden gefördert vom:

I n h a l t RückblickEröffnung 4Lesung Steinunn Sigurdardóttir 14Ausstellung Heide Schubert 15

EinblickHommage Götz George 8Kulturelle Förderung 10

AusblickMitfahrer - ein Spielfilm 6Herr Blumfisch explodiert - ein Kurzfilm 7Mondlandung - ein Spielfilm 12Es wird etwas geschehen - ein Kurzfilm 13

Page 4: filmab! 2004 #2

filmab! 2/2004

Eröffnung

Die erste Ausgabe der filmab! lag bereitsim Capitol aus, als die Gäste und VIPs sich überden roten Teppich ins Capitol schoben. Der Saal1 füllte sich bis 19:30 Uhr, schließlich war dieVeranstaltung schon seit Tagen ausverkauft undauch das zweite Kino war gut gefüllt.

Vor den Reden spielten Sandra Weckert& Band ihr Lied„DeutschlandsTrompete Nr.1“ aufSaxophon, Orgel undeinem Kontrabass. Alserstes begrüßte HassoHartmann die geladenenGäste. Dem anwesendenPublikum stellte er kurzdas Programm vor, ließes sich aber nicht neh-men, in Gegenwart desMinisterpräsident-en, diegeplanten Kürzungen imFilmförderbereich anzu-sprechen. Die Mitgliederder Jury waren seinnächstes Thema, wobeiHartmann alle zehn imSchnelldurchlauf vor-stellte. Erwähnenswertist dabei vor allem, dassjeweils nur eine Fraubzw. ein Mann unterFünfen beteiligt sind.

Die Eröffnungsveranstaltung im Capitol

Nach einer kurzenAnsprache des SchwerinerKulturdezernenten HermannJunghans folgte die Rede desMinisterpräsidenten Dr. HaraldRingstorf. Er würdigte dasFilmKunstFest als das „TopEvent" der Landeshauptstadt,und hob es als Paradebeispielfür ein kostengünstiges undprestigereiches Projekt hervor.Weiterhin ehrte er die 700 bis-herigen mit Landesförderungentstandenen Filme aus MV,die sowohl mit nationalen alsauch mit internationalenPreisen ausgezeichnet wurden.Schließlich solle in Zukunftnatürlich nicht die Arbeit derletzten zehn Jahre beendetwerden, so Ringstorf, denn indiese Projekte seien zu vielEnergie und Gelder hineinge-flossen. Vielleicht eineAndeutung, dass alleFilmemacher Projekte machensollten, die ein ähnlich großerPublikumsmagnet sind.

Das FilmKunstFest wareröffnet. Als nächstes betratder isländische Botschafter dasPodium, erwähnte die isländi-

4

Page 5: filmab! 2004 #2

5filmab!2/ 2004

Eröffnung

sche Filmförderung und deren erstzehnjährige, jedoch sehr erfolgreiche,Geschichte. Dem aufmerksamenBeobachter fielen interessante Parallelenzu Filmförderung in MV ins Auge.

Zwischendurch kann ein zweitesMal die Band um Sandra Weckert aufdie Bühne und stellte zur Abwechslungmal ein Instrument vor: Den „kaukasi-schen Waldteufel“, der unbedingt not-wendig war, um ihr nächstes Lied darzu-bieten.

Endlich erhielt Götz George dieEhrung für sein bisheriges schauspieleri-sches Schaffen, den Goldenen Ochsen.Bevor es zur Übergabe kam, hieltAndreas Kleinert eine sehr persönlicheLaudatio an den Charakterschauspielerund Drehbuchkritiker. Dabei hob er vorallem seinen durchaus ungewöhnlichenFleiß in Bezug auf Rollenvorbereitungund Kreativität hervor. Nach fünfMinuten emotionaler Worte, die dieZuschauer fast zu Tränen rührten, kamendlich "Götz" auf die Bühne. DerSchauspieler war sichtlich gerührt überdie Rede seines Kollegen und umarmtespontan den Ministerpräsidenten, derihm den Preis überreichen durfte.

In seiner Dankesrede wiederumlobte er immer wieder die Laudatio desVorredners, um sich schlussendlich doch

noch bei seinen Kollegen, seiner Frau,dem FilmKunstFest und seinenProduzenten zu bedanken. Den zuletztgenannten jedoch nur unter Vorbehalt.Geld spielt auch im Profigeschäft einegroße Rolle.

Bevor der geniale und laut belach-te Kurzfilm „Mit Laib und Seele“ begin-nen konnte, kam die Jazz-Combo nochein letztes Mal zu den Mikrofonen. Siehielt ein Klangerzeugendes„Instrument“ in den Händen, das demSportfan ein Begriff sein sollte: einenBall. Ein freudiges Wiedertreffen zwi-schen dem Publikum und der Band gabes ab 22:30 Uhr im Wurm, wo man denAbend bei Freibier undSchmalzschnittchen ausklingen ließ. [ej]

Page 6: filmab! 2004 #2

6 filmab! 2/2004

"War nett, dichkennengelernt zu haben!“, ruft

Peter wütend zum Abschied und hebtdie gewonnen 2000 Euro vomasphaltierten Boden auf. So endet eineBegegnung zweier Menschen, derenunterschiedliche Lebenswege sichwährend einiger Stunden Autofahrtschneiden. In seinem Spielfilmdebütwidmet sich der Regisseur NicolaiAlbrecht den skurrilen Beziehungenzwischen Fahrern und deren Beifahrern.

Jährlich nehmen 30 000 Menschendie Dienstleistungen derMitfahrzentralen innerhalb Deutschlandsin Anspruch, um schnell undkostengünstig größere Entfernungen zuüberwinden.

Auf diesem Wege finden sichauch die Hauptpersonen des Films:Mundfaule Einzelgänger, aufdringlicheBademodenvertreter,pubertierende Romeosoder gewalttätigeStudenten mitLiebeskummer treffenim Raum zwischenMotor und Kofferraumaufeinander. BeiAnschnallgurt,VerkehrsnachrichtenundVanilleduftbäumchenerleben sie melancho-lische und witzigeMomente. Es wirderkennbar, dass die

Sind deine Autofahrten langweilig?

Insassen der Persönlichkeit ihresMitreisenden schutzlos ausgeliefert sind.Wenn gar nichts mehr hilft, wird derMitfahrer heimtückisch am nächstenRastplatz vergessen.

Aber auch Menschen, die außerihrem gemeinsamen Ziel scheinbar keineweiteren Verbindung haben, finden füreinige Augenblicke zueinander. So mun-terte Sylveser die verzweifelte Loubellemit einem symbolischen Stierkampf auf.Der Film beleuchtet den Aspekt deszwischenmenschlichen Miteinanders.Allerdings werden die sozialenSchwerpunkte, wie die Einsamkeit oderdie Isolation der Individuen, populärund wenig tiefgründig behandelt.

„Mitfahrer“ ist leichteUnterhaltung und der Kinobesucherwird wahrscheinlich hinterher sagen:War nett ihn gesehen zu haben.“ [mb]

Page 7: filmab! 2004 #2

7filmab!2/ 2004

KF: Herr Blumfisch explodierzt

Der mit Abstand schönste Titeldes FilmKunstFestes schmückt diesenStreifen. Und nicht nur das: DieVorfreude ist nicht umsonst - endlichein Film, der keineswegs platt ist unddabei auch noch Spaß macht!

Den Filmemachern MathiasSchreck und Marc Hotz ist anzumer-ken, dass sie große Freude hatten, alssie diesen Trickfilm animierten. Er lebtvon der liebevollen Gestaltung undden genauen Details.

Die Handlung ist simpel: HerrBlumfisch ist verheiratet, wohnt imEinfamilienhaus in der Vorstadt undhat einen Job im Büro. Er führt einsehr langweiliges Leben, das derart ver-gnügt dargestellt wird, dass es (zumin-dest für den Zuschauer) schon wiederein Genuss ist. Und eines Tages, am25. September 1998, geschieht es: HerrBlumfisch explodiert. Einfach so.Ohne Ankündigung. Hinterher gibt esnatürlich Hinweise von Kollegen undseiner Frau, als hätten sie denAusbruch des Herrn Blumfisch erahnt.

Der Film karikiert dieSensationsberichte, wie sie dieBoulevardmagazine lieben, mit allemDrum und Dran: Interviews mitschrulligen Kollegen, allwissendenNachbarn und Bildern vom Unfallort.Auf einmal haben alle etwas zu sagen:

Herr Blumfisch explodiert„Und Sie haben wirklich nichts geahnt?“

Der Nachbar flüstert heimlich derKamera zu, dass Herr Blumfisch ihmschon immer suspekt war; die Sekretärininteressiert sich mehr für die Flecken aufihrer grünen Seidenbluse, als für denTod ihres Kollegen.

Und so kitschig, wie es ein pene-tranter Gebrauch von Adjektiven mög-lich macht, kommentiert ein Sprecheraus dem Off das Leben und Sterben desHerrn Blumfisch.

Und wenn am

Endeder pum-melige Vogel derSkyline entgegen-schwebt, hat es etwasvon Monty Python.Doch selbst als derVogel kurz vor denhohen Häusern zer-fällt, ist dies keines-falls ohne Stil, son-dern wirklicheFilmkunst. [fri]

Page 8: filmab! 2004 #2

8 filmab!

Sichtlich gerührt nahmder Ehrengast Götz Georgegestern Abend denGoldenen Ochsen für seineherausragende Leistung zurnationalen Filmkultur entge-

gen. Als „einen, der drei besten Schauspieler inDeutschland“ beschrieb ihn der künstlerischeFestivalleiter, Hasso Hartmann, in seinerEröffnungsrede. Damit reiht er sich zu ArminMueller-Stahl und Mario Adorf ein.

Nach einem 14-langen Flug landete der 65-jährige vormittags in Schwerin. Er war extra vonDreharbeiten aus Südafrikagekommen, wo er zur Zeitzusammen mit VeronicaFerres einen Fernseh-Zwei-Teiler dreht. Relativ locker,stand er um drei Uhr bei derPressekonferenz des FestivalsRede und Antwort. Sonst alsunbequemer Zeitgenosse ver-schrien, erschien er leger inJeans und mit Sonnenbrilleund wirkte so wie eineMischung aus Superstar undTourist: „Ich bin überausglücklich hier zu sein undfühle mich geehrt. Es war mirsehr, sehr wichtig hier her zu

2/2004

Hommage

Götz George zu Tränen gerührt.

Hommage

Der goldene Ochse

Page 9: filmab! 2004 #2

9filmab!2/ 2004

Hommage

kommen und den Preis persönlich ent-gegen zu nehmen.“ Bereits nach derWende war er zu Dreharbeiten in derLandeshauptstadt gewesen. Besondersdie Herzlichkeit der Schweriner ist ihmin Erinnerung geblieben.

Ebenso angetan war er von derHommagereihe: „Alle Filme, außerSchimanski, waren in DeutschlandFlops. Sie sind für mich aber trotzdemenorm wichtig.“ Das zentrale Thema ineinigen Filmen scheint die unmittelbareAuseinandersetzung mit der deutschenNS-Vergangenheit zu sein. So läuft zumKinoseminar der Film „Aus einem deut-schen Leben“ von 1977. In diesemmimt George unglaublich authentischden Kommandanten des Konzentra-tionslagers Auschwitz, Rudolf Höß.

Ist es für ihn überraschend, dassdie Schweriner Schüler ausgerechnet die-sen Film zum Diskutieren auswählten?„Nee, zwar nahm das Publikum meineFilme selten an, aber die heutige jungeGeneration will den Film gezwungener-maßen sehen. Von einem Lehrer sind siesicherlich dorthin gestoßen worden.Aber ich begrüße es, denn in dem Filmwird ihnen dieVergangenheitsbewältigung auf sehr ehr-

liche Art näher gebracht werden“, erklärteder Schauspieler.

Am Abend saß er dann im schik-ken Anzug mit seiner Frau in der erstenReihe, als Andreas Kleinert, der Regisseur

von „Mein Vater“ eine äußerst persönli-che Laudatio über den Menschen Georgehielt. "Noch nie hat jemand eine so ehrli-che Rede über mich gehalten," dankte derStar, „Und ich merkte, wenn Menschenlügen.“ Eine kleine Träne imAugenwinkel kullerte am Ende der Rededann doch über seine Wange, als ihm dasPublikum mit Standing Ovations dengebührenden Respekt zollte: "Ich binüberwältigt. Das gab es bei mir noch nie."[maj]

Schwerin stand für Götz George

Page 10: filmab! 2004 #2

10 filmab! 2/2004

Einblick

Sechs Filmproduktionen, eineDrehbuchwerkstatt, dasLandesfilmarchiv, das Forumkino, dasLichtspieltheater Wundervoll und dieNachwuchsförderung sind zumEinsparen, Kündigen und möglicher-weise auch zum Sterben verurteilt.

Laut dpa-Angaben will das LandMecklenburg-Vorpommern 500.000Euro des 1,2 Millionen Etats derFilmförderung kürzen. Im Gespräch mitder filmab!-Redaktion bestätigte derGeschäftsführer desLandesfilmzentrums M-V, Torsten Jahn,dass Kürzungen in dieser Höhe zubefürchten sind.

Folge dieser Kürzungen wäre,dass die Existenz des mit nur 18.000Euro geförderten Landesfilmarchivsgefährdet ist; dies bedeutet gleichzeitigdie Kündigung eines Arbeitsplatzes.

Das Lichtspieltheater Wundervollteilte ebenso am 3. Mai mit, dass es auf-grund der zu erwartenden Einsparungen

einen Mitarbeiter entlassen muss undab dem 3. Juni den Abendbetrieb desKinos einstellen wird. Die medienpä-dagogische Arbeit des Kinos scheintdamit mehr als gefährdet; doch einEnde des Programmkinos ist schoneher zu erwarten.

Doch die engagiertenMitarbeiter wehren sich energisch, z.B.mit Unterschriftenlisten, gegen solcheschwer nachvollziehbaren Sparpläne.

Nach Aussage der Referentinfür Literatur, Film und Medien imSchweriner Kultusministerium, Dr.Sylvia Völzer, betragen die Kürzungendes Landes 40,7 Millionen Euro. 1,1Millionen Euro seien davon auf dieKultur gefallen. Dieser Betrag wurdeprozentual auf jeden Förderbereichheruntergerechnet. Sie dementiertevehement im Streitgespräch auf derEröffnungs-Pressekonferenz desFilmKunstFestes die Aussagen derLeiterin der Filmförderung M-V,Gabriele Kotte. Sie hatte angegeben,dass in den vorliegendenKürzungslisten bereits konkreteProjekte genannt seien, die diesen zumOpfer fallen sollen. Eine Zukunft derFilmförderung in M-V sieht Frau Dr.

Bleibt nur die Kultur zum Sparen?Diskussionen über die Einsparungen in der Filmförderungsind auch auf dem FilmKunstFest präsent.

Page 11: filmab! 2004 #2

11filmab!2/ 2004

Einblick

Völzer in rückzahlbaren Krediten undder Zusammenarbeit mit anderenTrägern.

Die kulturpolitische Sprecherinder PDS-Fraktion, Karin Schmidt,erklärte gegenüber der filmab! zu denMinderausgaben, die, wie in derHaushaltsdebatte beschlossen, für dasKultusministerium 5 % betragen:„Meine Befürchtungen (für den Ort derKürzungen, Anm. d. Red.) waren schonder Kulturbereich, aus dem ganz einfa-chen Grund heraus, weil sich durch dieAufregung in den letzten Wochen undMonaten sich niemand wirklich getrauthat, dort auch nur annäherungsweiseranzugehen.“ Die Hochschulen habenper Hochschulgesetz eine gewisseAutonomie. „Was blieb da, [...] wennman nicht an das eigene Haus heran-geht, also sprich an die Stellen, [...] dannblieb von den ganzen möglichenBauplätzen einer übrig, der da lautet:

Kultur.“ Da z.B. die Jugend- undKunstschulen durch Einzelbeschlüsseabgesichert seien, ziehe dieProjektförderung den Kürzeren, soSchmidt. Als möglichen Ausweg für dieFilmförderung sieht sie eine Bindungdieser an das Wirtschaftsministerium an.

Kerstin Fiedler-Wilhelm, kultur-politische Sprecherin der CDU-Fraktion,sprach sich gegen eine, wie sie sagte,überproportionalen Kürzungen in derFilmförderung aus: "Wir verabschiedenuns aus der bundesweiten Filmszene",wie am 22. April in der Ostseezeitung zulesen war.

Informationen zur Situation imLichtspieltheater Wundervoll gibt es imInternet unter www.liwu.de, eineSammlung von Petitionen und Linkssind beim Jugendmedienverband M-Vunter www.filmkultur.jmmv.de abrufbar.[mg]

Betretene Mine auf der Pressekonferenz des FilmKunstFestes: Dr. Sylvia Völzer, Heinz Brinkmann, Gabriele Kotte (v.l.).

Page 12: filmab! 2004 #2

12 filmab! 2/2004

SF: Mondlandung

„Ich heiße Dimitri Käfer. Aberalle nennen mich Dima.“

Das sind die ersten Worteeines 17-jährigen Aussiedlers. Er istzusammen mit seinem älteren BruderYuri, seiner Mutter und seiner Omavon Kasachstan nach Deutschlandgekommen. Doch ihr anfänglicherEnthusiasmus schlägt bald inVerbitterung um: Vor allem die bei-den Brüder werden mit den typischenIntegrationsproblemen, wieSprachschwierigkeiten undOrientierungslosigkeit, konfrontiert.Doch während Yuri damit umzuge-hen lernt und eine Arbeitsstelle fin-det, befreundet sich Dima mit einerBande russischer Jugendlicher, dieihn zum Klauen und Drogen dealenanstiftet, an.

So reißt das Band der Brüderimmer weiter auseinander...

In seinem Erstlingswerk„Mondlandung“ setzt sich derRegisseur Till Endemann mit demProblem Integration auseinander undzeigt die Schwierigkeit diesesProzesses aus der Sicht der eingewan-derten Russen Yuri und Dimitri. SeinFilm wirkt sehr authentisch, vor allemweil er die Russen wirklich russischsprechen lässt (für den deutschenZuschauer natürlich mit Untertitel).

Ihm gelingt es, die russischeMentalität zu vermitteln, was sich

zum einen in den traditionellenFamilienmomenten, zum anderen aberauch durch die Mafia-Jugendbande,zeigt. Endemann schildert zwei Wege,wie Aussiedler mit ihrer Situation umge-hen. Dima ist derjenige, der sich derdeutschen Welt verschließt und am lieb-sten mit seinen russischen Freundenzusammen ist; indessen knüpft Yuri eineinnige Beziehung zu der Polizistin Anna.

Aber es scheint, dass Endemannsich nicht entscheiden konnte, welchender Brüder er zur Hauptfigur machenwollte. Anfangs steht Dimitri imVordergrund und tritt sogar als Erzählerauf. Im späteren Verlauf wechselt dieaktive Seite des Geschehens zu Yuri,dessen Sorge und Hilfe um seinenBruder zur zentralen Handlung wird.

Was „Mondlandung“ trotzdem zueinem Favoriten unter den diesjährigenWettbewerbsfilmen macht, ist nebendem gesellschaftskritischen Drehbuchauch die sehr künstlerische Umsetzung.Endemann betont die Stimmungen ein-zelner Szenen mit vielenKamerabewegungen, Sprüngen imSchnitt oder Zeitlupe. So wird z.B. dieDramatik der letzten Szenen durch einlangsames Bild und sogar Stillstand ver-deutlicht.

Mit „Mondlandung“ ist ihm einsensibles, erschreckendes Zeugnis deut-scher Einwanderungskultur gelungen.[dk]

MondlandungAls wir ankamen haben wir gedacht, dass es toll werden würde...

Page 13: filmab! 2004 #2

13filmab!

Nach einem Buch von HeinrichBöll wurde dieser Film für Tagträumerund Weiterdenker geschaffen. DerRegisseur Roland Giesser spricht dieProblematik des ideal funktionierendenMenschen unserer Gesellschaft an.Benno, Mitte 30, kommt zu derErkenntnis: „Nachdenken hilft sovielwie Nichtstun.“ An diesem Tiefpunktangekommen, sucht er das Arbeitsamtauf und beginnt daraufhin in einerFabrik zu arbeiten. Bei der Beerdigungseines Arbeitgebers Wunsiedel wird ervon einem Bestattungsunternehmergefragt, ob er in sein Geschäft einsteigtund findet seine eigentliche Berufung.

Eingestimmt wird dieser Kurzfilmin dem die Buchstaben ARBEIT wieVogelscharen über dem Eingangstor derWunsiedelfabrik fliegen. Die beängsti-gende Problematik, mit Motiven ähnlichGeorge Orwells „1984“, erscheint alsRealismus unserer Zeit. Der Mensch istfunktionierender Produzent undgezwungen sich in dieGesellschaftsstruktur einzufügen. AmAnfang war die „Tat, Tat, Tat“, undBenno weiß genau, dass der Chef das inseinem Eignungstest lesen will. Erbekommt eine Stelle als Telefonist.Immer dasselbe Gezeter: Jeder schimpftauf die Verantwortlichen, aber keiner istbereit an seiner Situation etwas zuändern, den Mund aufzumachen. Sieunterwerfen sich dem Chef, der als über-dimensionales Portrait über dem

2/ 2004

KF: Es wird etwas geschehen

Eingang des sterilen Fabrikgebäudesmahnend grüßt. Er schreibt vor, dassauf seine Aussage: "Es muss etwasgeschehen.“ mit „Es wird etwas gesche-hen!“ geantwortet werden muss. DasJasagen zu dem als Vorbild erkorenenMannes, trotz des dadurch eingeschränk-ten hingebenden Ichs, bleibt für Bennounertragbar.

Plötzlich heißt es: „Es ist etwasgeschehen“ - und Wunsiedler stirbt. AmTag der Beerdigung wird Benno vondem Bestattungsunternehmer Fröhlichangesprochen, ob er nicht mit ihmzusammen arbeiten möchte. „Sie sindder perfekte Trauernde!“ Im Beruf desGrabredners geht er vollkommen auf,dort wo Nachdenken erwünscht undNichtstun seine Pflicht ist.

Der Film spiegelt unsere Welt alsfunktionierende Maschinerie dar, die,ohne im Kreislauf des Urwerks zu funk-tionieren, keine Möglichkeit bietet dieserzu entfliehen. Doch Benno hat dadurcheinen Weg gefunden, um sowohl zuLohn zu kommen als auch Zeit für seineGedanken zu haben. Jemand hat ihnerkannt. Vogelleichte Arbeit für ihn.

Es gibt angenehme Tätigkeitenfür jeden: Ein Platz in der Gesellschaftkann man sich schaffen und man wirddamit Teil des Systems, auch wenn erdabei glücklich ist und die Wahrheit ihrEnde findet. „Es wird etwas geschehen“ist eine ausdrucksstarke Reflexion aufMenschen. [cb]

Es wird etwas geschehen

Page 14: filmab! 2004 #2

14 filmab!

Am Freitag veranstaltet dasBuchhaus Weiland um 20.30 Uhr - inAnlehnung an die Länderreihe desFilmkunstfestes - eine Lesung derIsländerin Steinunn Sigudardóttir.

Die Bestsellerautorin, die 1950in Reykjavik geboren wurde, machtesich bereits als Journalistin,Radioreporterin undAuslandskorrespondentin einenNamen. Des Weiteren übersetzte sieTheaterstücke und Romane. Als 19-Jährige veröffentlichte sie ihren erstenGedichtband, dem weitere Gedicht-und Erzählbände und auch Romanefolgten. „Der Zeitdieb“, „Herzort“ und„Gletschertheater“ sind nur einigeWerke der bekanntesten isländischenSchriftstellerin, die vor allem dieLiteratur der achtziger und neunzigerJahre prägte. Mittlerweile lebt sieabwechselnd in Paris und Island. AmFreitag stellt sie ihrem deutschenPublikum Ausschnitte aus dem im letz-ten Jahr erschienenen Roman„Gletschertheater“ vor. Sigudardóttirversetzt sich in die Rolle der 33-jähri-

2/2004

Lesung

Und wo, bitte sehr,nimmt manDamenschuhe inGröße 45 her?

gen Souffleuse Beatrís Mánadottir.Schwungvoll beschreibt sie dieAufruhr, die sich nach und nach imkleinen Städtchen Papavík ausbreitet,nachdem sich der millionenschwereUnternehmer Vatnar Jökull zurAufführung des Theaterstücks„Kirschgarten“ von Anton Cechovbegeistern konnte. Um denAnsprüchen zu genügen, wird eigensein neues Theaterhaus am Fuße desHochkogel „am herrlichstenAussichtspunkt auf Gletscher,Himmel und Meer“ erbaut. Zu klei-neren und größeren Problemen wer-den Lösungen gefunden und dieStadt muss so einige Irrungen undVerwirrungen im Dienste der Kunstin Kauf nehmen.

Mehr des abgründigen, rasan-ten und aberwitzigen Spektakels gibtes im Buchhaus Weiland morgensowohl hörbar, als auch lesbar. [id]

Page 15: filmab! 2004 #2

15filmab!

Mit strahlenden Augen und einemverschmitztem Lächeln berichtet HeideSchubert von Island. Nachdem sie dasLand oft bereist hatte, wollte sie dortarbeiten und vor allem den Winter erle-ben.

So bewarb sich die Künstlerin umeine Stelle als Grundschullehrerin inDeutsch und Sport. Mit Kusshandwurde sie angenommen und arbeiteteein Jahr lang auf der Nordatlantikinsel.Während sie es immer wieder hinaus indie weite Natur zog, machte sie vieleFotos: „Es war mehr einUmhergeknipse. Meist waren alle Fotosschlecht: Überbelichtet, schlecht umge-setzt aber von guter Idee.“ Vorerst hobsie die Bilder in einer Kiste alsErinnerungen auf. Doch durch Zufallstellte Heide Schubert fest, dass sichwunderschöne Bilder ergaben, als sieverschiedene Fotografien übereinanderlegte. Animiert von ihren Freundenschickte sie die Werke nach Island, woihr prompt eine Ausstellung angebotenwurde.

Im Rahmen des FilmKunstFestessind die Fotomontagen derzeit unterdem Titel „Veruleikar - Wirklichkeiten“in der Remise des Schleswig-Holstein-Hauses zu sehen. Das alte Gemäuer har-moniert perfekt mit den Bildern derKünstlerin. Sie nehmen den Betrachtermit auf eine surreale Reise durch HeideSchuberts Welt, durch ihr Island. Und

2/ 2004

Ausstellung

genauso konstrast- und abwechslungs-reich wie das Land sind auch ihre Werke.Möwen schwingen sich über eisigeGebirgsschluchten und aus einem stür-zendem Wasserfall, lächelt ein weiblichesAntlitz. Sie zeigen immer etwas Anderes:Stille, Freude, Weite, absolute Ruhe,Sehnsucht - aber auch Bedrohung durchdie Urgewalten. Alles fügt sich letztend-lich zu einem ganzen Bild Islands.

Mit ihren Werken will sie wenigerfür die Insel werben, als viel mehr ihreEmpfindungen und Gefühle ausdrüc-ken. Nicht umsonst trägt die Ausstellungden Titel „Bilder aus der innerenHeimat“.

Doch wie kommt die Dame aus-gerechnet zum Festival in dieLandeshauptstadt?

„Freunde haben eine Homepagefür mich eingerichtet, durch die dieOrganisatoren des „Gotischen Klangs“in Greifswald auf meine Arbeiten auf-merksam geworden sind", so Schubert,"Sie verschafften mir den Kontakt zumFilmKunstFest. Ich freue mich sehr hierzu sein, da ich weiß, dass Schwerin einesehr attraktive Stadt ist.“

Besonders freut sie sich natürlichauf die isländische Länderreihe: „EinigeFilme kenne ich schon. Aber ich bingespannt auf die anderen und werdeversuchen mir die meisten anzuschau-en.“ Demnächst folgt dann eine großeAusstellung im Rathaus von Island. [maj]

Zauber und Schrecken in den Weiten Islands

Page 16: filmab! 2004 #2

16 filmab! 2/2004

Programm

Donnerstag, 6. Mai 2004

15.00 Uhr Capitol 3 LänderreiheSalt von Bradley Rust GrayRegiereiheBlood Simple – Director’s Cut, von Joel CoenLänderreiheFiasko von Ragnar BragasonWettbewerbMondlandung von Till EndemannEs wird etwas geschehen von Roland GießerAusstellungseröffnungMarilyn Monroe –FotografienRegiereiheFargo von Joel CoenDokfilmreiheFlammend‘ Herz von Andrea Schuler und Oliver RutsManche mögen’s heißvon Billy Wilder LänderreiheEngel des Universums von Fridrik Thór Fridriksso WettbewerbNorthern Star von Peter Randauannaottoanna von Clemens Pichler Hommage Götz GeorgeNichts als die Wahrheit von Roland Suso Richter,anschließend Werkstattgespräch mit Götz George

15.30 Uhr Capitol 2

Capitol 516.30 Uhr

Capitol 417.00 Uhr

Schleswig-Holstein-Haus17.30 Uhr

Capitol 218.00 Uhr

Forumkino

Capitol 3

Capitol 518.30 Uhr

Capitol 419.30 Uhr

Capitol 120.00 Uhr

20.00 Uhr SPEICHER „Zarah Leander – Zwei Seelen in meiner Brust“Konzert mit Michaela Wiebusch

20.15 Uhr Capitol 2 NDR-SpecialVerkauftes Land von Horst Königstein

20.30 Uhr Capitol 2 RegiereiheBarton Fink von Joel und Ethan Coen

20.30 Uhr BUCHHAUS WEILAND „4:55“ – Lyrik aus dem Amt Hörbuch von Hans Michau

21.00 Uhr Capitol 5 Wettbewerb: Schöne Frauen von Sathyan RameshMit Laib und Seele von Dieter Schumann

22.00 Uhr Capitol 4 Wettbewerb: Mitfahrer von Nicolai AlbrechtHerr Blumfisch explodiert von Mathias Schreck

und Marc Hotz22.15 Uhr Capitol 3 Länderreihe

Devil’s Island von Fridrik Thór Fridriksson22.30 Uhr FESTIVALCLUB Livemusik24.00 Uhr FESTIVALCLUB Filmtalk Knut Elstermann im Gespräch mit

Regisseuren und Schauspielern, u.a. Julia Hummer

9.00 Uhr Capitol 1 KinderkinoSchneewittchen von Gottfried Kolditz

9.00 Uhr Capitol 5 Kinoseminar Nichts als die Wahrheit von Roland Suso Richter

9.30 Uhr Capitol 4 Kinoseminar Nói Albinói von Dagur Kári

11.00 Uhr Capitol 1 KinderkinoHans im Glück von Rolf Losansky

Freitag, 7. Mai 2004