13
Fit für Familie KONZEPTION - 1 -

Fit für familie konzept

Embed Size (px)

DESCRIPTION

 

Citation preview

Fit für Familie KONZEPTION

- 1 -

Fit für Familie KONZEPTION

- 2 -

Arbeitskreis „Benachteiligte Familien im Bündnis für Familie Erlangen-Höchstadt, Oktober 2011

Verena Kubin Caritasverband für die Stadt Erlangen und den Landkreis Erlangen-Höchstadt e.V. Monika Köhler Diakonisches Werk Erlangen e.V., Heide Feilcke Deutscher Kinderschutzbund Kreisverband Erlangen e.V. Elisabeth Paulus VDK Kreisverband Erlangen-Höchstadt Eva Lorenz Amt für Kinder, Jugend und Familie Erlangen-Höchstadt Markus Hladik Bündnis für Familie im Landkreis Erlangen-Höchstadt

Fit für Familie KONZEPTION

- 3 -

Ausgangssituation.............................................................................................. 4

Ziele der Maßnahme ........................................................................................... 5

Benachteiligte Familien als Adressaten von Familienbildung..................................... 5

Inhaltliche Schwerpunkte für die Zielgruppe .......................................................... 6

Gesundheitsprävention durch bewegungsorientierte Inhalte.................................. 6

Alltagspraktische Kompetenzen- und Bewältigungsstrategien................................ 6

Selbstwirksamkeit erfahren............................................................................... 6

„Fit für Familie“ als Bildungsmaßnahme nach § 16, SGB VIII............................. 7

Der regionale Bezug als methodischer Ansatz ........................................................ 7

Regionaler Bezug ............................................................................................ 7

Nachhaltigkeit durch Beziehungsaufbau.............................................................. 8

Der ressourcenfreisetzende und systemische Ansatz............................................... 8

Ressourcenfreisetzende Rahmenbedingungen ..................................................... 8

Der systemische Ansatz unter Einbeziehung der gesamten Familie ........................ 9

Organisation....................................................................................................... 9

Auswahl der Familien.......................................................................................... 9

Träger .............................................................................................................. 9

Personal............................................................................................................ 9

Zeitlicher Rahmen ............................................................................................ 10

Ort ................................................................................................................. 10

Wochenplan..................................................................................................... 10

Kosten und Finanzierung................................................................................... 10

Gesamtkosten............................................................................................... 10

Teilnehmerbeitrag und Finanzierung ................................................................ 10

Eigenleistung der Veranstalter: ....................................................................... 10

Reflexion .......................................................................................................... 10

Anlagen ............................................................................................................ 11

Kosten- und Finanzierungsplan .......................................................................... 11

Impressionen aus 2009..................................................................................... 12

Beispiel Wochenplan aus 2009 ........................................................................... 13

Fit für Familie KONZEPTION

- 4 -

AUSGANGSSITUATION

Armut ist ein soziales Phänomen und wird als Zustand gravierender sozialer Benachteiligung mit der Folge einer „Mangelversorgung mit materiellen Gütern und Dienstleistungen“ verstanden. Die Folgen von Armut sind vielschichtig und wirken sich auch gesundheitlich auf die Betroffenen aus. So stellt der aktuelle Sozialbericht „Datenreport 2011“ den das statistische Bundesamt im Oktober 2011 veröffentlich hat fest, dass „Männer und Frauen, deren Einkommen unterhalb der Armutsrisikogrenze liegt, im Verhältnis zur hohen Einkommensgruppe ein um das 2,7 –bzw. 2.4-fach erhöhtes Mortalitätsrisiko“ haben. Und weiter: „Die mittlere Lebenserwartung bei Geburt von Männern der niedrigen Einkommensgruppe liegt fast 11 Jahre unter der von Männern der hohen Einkommensgruppe.“1

Armut oder die Bedrohung durch Armut betrifft jedoch stets die ganze Familie. In keinem anderen europäischen Industriestaat ist die Korrelation zwischen dem sozialem Status der Herkunftsfamilie und dem höchsten, erreichten Bildungsabschluss so hoch wie in Deutschland. Der niedrige Bildungsstatus wirkt sich in der Folge wiederum direkt auf die Gesundheit von Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden aus. „Neben dem Ein-kommen besitzt auch die Bildung einen hohen Stellenwert für die Gesundheit. Bildung drückt sich außerdem in Wissen und Handlungskompetenzen aus, die eine gesundheits-förderliche Lebensweise und den Umgang mit Belastungen und Gesundheitsproblemen unterstützen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Einstellungen, Überzeugungen und Werthaltungen, die sich bereits früh im Leben unter dem Einfluss der elterlichen Erziehung und der Bildungsinstitutionen entwickeln.“2

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) weist mit Sorge darauf hin, dass Armut und Krankheit eng miteinander verknüpft sind. Kinder und Jugendliche aus sozialen Randgruppen litten zum Beispiel überdurchschnittlich häufig unter den Folgen von Fehlernährung und Bewegungsmangel.3

Der 13. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung stellt für Kinder und Jugendliche die in sozial benachteiligten und von Armut betroffenen oder bedrohten Familien aufwachsen, ebenfalls erhebliche Gesundheits- und Entwicklungsrisiken fest und empfiehlt daher für die fachliche Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe die Einhaltung bestimmter Leitlinien. So werden unter anderem eine Stärkung der „Befähigungsgerechtigkeit“ und der „Bildungsgerechtigkeit“, die Vermittlung eines „achtsamen Körperbezuges“ und das Ermöglichen von „Selbstwirksamkeitserfahrung“ gerade für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche gefordert. „Dabei gilt es aktiv an den vorhandenen Ressourcen gerade sozial benachteiligter Heranwachsender anzuknüpfen, statt diese implizit und explizit zu entwerten. Alle verfügbaren Daten belegen einen engen Zusammenhang nicht nur zwischen Einkommensarmut, sondern auch zwischen dem Bildungsgrad von Eltern und ihren Kindern und dem Grad an subjektiver und objektiver Gesundheit. Es gilt daher, allen Kindern und Jugendlichen möglichst früh formelle und informelle Bildungsmöglichkeiten zu eröffnen, um damit sozialer Ungleichheit entgegenzuwirken und gesundheitliche Ressourcen zu stärken.“4 Epidemiologische Analysen von Unfällen bei Kindern unter 15 Jahren zeigen zudem, dass für Kinder aus sozial benachteiligten Familien ein signifikant erhöhtes Unfallrisiko besteht. Neben anderen Risikofaktoren wie beengten Wohnverhältnissen oder sicherheits-

1 „Datenreport 2011 – Sozialbericht für Deutschland“, statistisches Bundesamt, S. 248 2 Ebd., S. 249 3 Vgl. www.sueddeutsche.de, Artikel „Die gesundheitlichen Folgen der Armut“ vom 15.10.2007, 16:07 4 13. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung, S. 250

Fit für Familie KONZEPTION

- 5 -

kritischem Spielzeug sind diese Kinder oft motorisch weniger geschult und haben ein potentiell höheres Risiko in einen Haushalts- oder Verkehrsunfall verwickelt zu werden.5 Die Arbeitsgruppe „Benachteiligte Familien“ im Bündnis für Familie Erlangen-Höchstadt hat daher für die Zielgruppe benachteiligter und von Armut bedrohter oder betroffener Familien ein Konzept für eine Maßnahme mit lebensweltorientierten Bildungsinhalten für die Eltern und motorisch orientierten Angeboten für die Kinder entwickelt. Ziel ist eine nachhaltige Verbesserung der Erziehungskompetenz der Eltern im Rahmen eines erlebnisorientierten Ansatzes. Ein Schwerpunkt liegt hierbei insbesondere auf der Verbesserung der Kompetenzen im Hinblick auf die Unfall- und Gesundheitsprävention der Kinder in der Familie. Die Bildungsmaßnahme enthält eine Vielzahl erlebnis-pädagogischer Elemente und gibt Anregungen für weitere gesundheits- und bewegungsorientierte Aktivitäten.

ZIELE DER MAßNAHME

Benachteiligte Familien als Adressaten von Familienbildung An „Fit für Familie“ können Familien aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt teilnehmen, die ALGII Leistungen beziehen, sowie Familien die knapp über der ALGII Grenze liegen. Diese Familien sind von herkömmlichen Angeboten der Familienbildung schwer zu erreichen da hier hierarchische, soziale, kulturelle, räumliche, zeitliche und finanzielle Zugangsschwellen vorliegen. Vor allem sozial benachteiligte und mehrfach belastete Familien benötigen daher Angebote der Familienbildung die nicht zusätzlich belasten, sondern Ressourcen freimachen und pragmatisch auf die Lebenssituation eingehen. Sowohl auf regionaler, als auch auf überregionaler Ebene gibt es hierzu aber kaum Angebote.6 (siehe auch Infografik des Bündnis für Familie ERH mit Angaben der AWO Expertise)

HierarchischAbneigung gegen bevormundende und beurteilend empfundene Angebote aufgrund negativer Erfahrungen mit Autorität

SozialSoziale Isolation. Angst nicht in ein Angebot für andere Gesellschafts-schichten zu passen

KulturellSprache wird nicht verstanden. Kultur-fähigkeiten die nicht oder kaum vorhanden sind, werden abverlangt (Sprachlicher Ausdruck, Schrift)

RäumlichKeine Mobilität, kein Geld für ÖPNV, ungewohnte Umgebung als Stressfaktor

ZeitlichUnübliche Arbeitszeiten, mehrere Minijobs, keine Zeit

FinanziellAngebot zu teuer, keine Bereitschaft dafür Geld auszugeben, selbst wenn es möglich wäre

Angebote der Familienbildung

Zugangsschwellen bei der Erreichbarkeit von Familien mit Armutserfahrung

Formen von Zugangsschwellen:

5 Vgl. Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder e. V.“ 6 Vgl. „Schriftenreihe Theorie und Praxis 2010. Familien in benachteiligten und von Armut bedrohten und betroffenen Lebenslagen als Adressaten von Elternbildung und Elternarbeit“. AWO Bundesverband e.V.“, S. 48-52

Fit für Familie KONZEPTION

- 6 -

Das Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg befindet ebenfalls: „Zusätzlicher Bedarf wird aktuell vor allem bei Angeboten für sozial und finanziell schwache Familien….gesehen.“7 Die vom Landkreis Erlangen-Höchstadt herausgegebene Konzeption für Familienbildung definiert als Hauptzielgruppen für die Weiterentwicklung der Familienbildung u.a. Patchwork-Stieffamilien, Familien mit materiellen Schwierigkeiten, sowie ergänzende Angebote für stark oder mehrfach belastete Familien.8 Inhaltliche Schwerpunkte für die Zielgruppe Gesundheitsprävention durch bewegungsorientierte Inhalte

Neben der Stärkung der Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung sollen vor allem die Gesundheitsprävention und die Verbesserung der erzieherischen Kompetenzen im Vordergrund stehen. Auf dem Gelände der Jugendherberge steht ein weiträumiges Areal mit Lagerfeuerplatz und eigenem Kletterfelsen zur Verfügung. Die Umgebung der Fränkischen Schweiz bietet weitere, unzählige Möglichkeiten für erlebnispädagogische Aktivitäten. Die Jugendherberge hat ein eigenes Team, das entsprechende Inhalte anbietet. Durch die positiven Erfahrungen und Erfolgserlebnisse die Eltern und Kinder bei den sportlichen Aktivitäten erfahren, sollen sie zur Fortsetzung eines aktiven Lebensstils motiviert werden. Alltagspraktische Kompetenzen- und Bewältigungsstrategien

Angebote der Familienbildung in Vortrags- oder Seminarform werden von der Zielgruppe kaum angenommen, da die Themen hier eher theoretisch behandelt werden. Die Über-tragung der abstrakten Handlungsanweisungen auf die eigene Situation fällt vielen Eltern schwer. Aus Angst vor negativen Reaktionen wird die eigene Problemsituation zudem nicht thematisiert. Im Rahmen des Gruppenprozesses entsteht hingegen bei „Fit für Familie“ ein Vertrauensverhältnis zwischen den teilnehmenden Familien und den ReferentInnen. Die vergleichbare Lebenssituation der Familien nimmt die Scheu vor konkreten Fragen nach Verhaltensweisen, Handlungsmöglichkeiten und Problemlösestrategien. Im Vordergrund der Bildungsarbeit stehen daher zielgruppenorientierte, praktische Hilfen die im Alltag umsetzbar sind. Zudem sollen Netzwerke unter Gleichbetroffenen geknüpft werden und es soll durch den Aufbau einer persönlichen Beziehung ein niedrigschwelliger Zugang zu professioneller Hilfe und Begleitung in Krisensituationen geschaffen werden.

Selbstwirksamkeit erfahren

Gerade für Eltern ist es eine deprimierende Erfahrung ihren Kindern nur einen eng begrenzten Bildungs- und Entwicklungsrahmen zur Verfügung stellen zu können. Die Erfahrung langfristig nichts aus eigener Kraft an dieser Situation ändern zu können, führt zu einem Verlust des Glaubens an die eigene Selbstwirksamkeit. Der AWO Bundesverband beschreibt diese Abwärtsspirale folgendermaßen: „Es ist die Summe der Unterversorgungslagen, die demoralisierende Effekte hervorbringt und die Betroffenen in einen Zustand der Starre und der Lähmung versetzt, in dem sie keine Möglichkeit mehr sehen, um für sich etwas zu ändern. Diese multiplen Unterversorgungs-lagen resultieren in dem Gefühl von Nutz- und Wertlosigkeit, der mangelnden Wert-schätzung, der starken Anklammerung an Beziehungen, einem geistigen Befinden, das von hartnäckigem Negativismus und einem verarmten inneren Dialog geprägt ist.“9

7 Leitfaden zur Familienbildung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe, Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg, S. 14 8 Vgl. „Familienbildung in Erlangen-Höchstadt“, Konzeption des Fachdienstes Familienbildung 9 „Schriftenreihe Theorie und Praxis 2010. Familien in benachteiligten und von Armut bedrohten und betroffenen Lebenslagen als Adressaten von Elternbildung und Elternarbeit“. AWO Bundesverband e.V.“, S. 29

Fit für Familie KONZEPTION

- 7 -

§ 16 Allgemeine Förderung der Erziehung in der Familie

(2) Leistungen zur Förderung der Erziehung in der Familie sind insbesondere

3. Angebote der Familienfreizeit und der Familienerholung, insbesondere in belastenden Familiensituationen, die bei Bedarf die erzieherische Betreuung der Kinder einschließen.

Durch den lebenspraktischen und lebenssituationsorientierten Ansatz der Bildungsinhalte und den direkten Austausch mit Familien in der gleichen Lebenssituation, erleben die Familien, dass auch kleine Schritte zu wichtigen Veränderungen und Verbesserungen im Alltagsleben führen können.

„FIT FÜR FAMILIE“ ALS BILDUNGSMAßNAHME NACH § 16, SGB VIII

Die Bildungsmaßnahme „Fit für Familie“ ist eine niedrigschwellige, und ressourcen-stärkende Bildungsmaßnahme nach § 16 SGB VIII für sozial benachteiligte Familien und folgt damit den Empfehlungen des Deutschen Vereins zur Familienbildung im ländlichen Raum: „Gemeinsam Zeit mit der Familie zu verbringen, ist für Familien ein wichtiger Wert. Viele Angebote der Familienbildung bieten bereits Zeit für eine gemeinsame Geselligkeit der Familie, für Gespräche, für Aktivitäten der Eltern mit den Kindern oder für Erholung und Regeneration. Ähnliches bieten auch Familienbildungsfreizeiten nach § 16 Abs. 2 Nr. 3 SGB VII. Dadurch können die von den Familien zunächst als Nachteil angesehenen langen Wege und der zusätzliche Zeitbedarf für das familienbildende Angebot ausgeglichen werden. Der Deutsche Verein empfiehlt deshalb die weitere Entwicklung ähnlicher Angebote.“10

Der Beschluss der Jugendministerkonferenz aus dem Jahre 2003 fordert für die Weiter-entwicklung der Familienbildungsangebote gerade für benachteilige Familien innovative Ansätze: „Für besondere Zielgruppen beziehungsweise Familien in besonderen Belastungssituationen müssen die Zugänge durch neue Methoden und Formen sowie durch Angebote mit spezifischen Inhalten verbessert werden. Eltern- und Familienbildung muss vielfältige Formen und Wege nutzen.“11 Der regionale Bezug als methodischer Ansatz Regionaler Bezug

Als Unterkunft wurde die Jugendherberge Pottenstein gewählt. In ländlicher Lage bietet sie eine Vielzahl von Möglichkeiten zur inhaltlichen Ausgestaltung der Bildungsmaßnahme und gibt den teilnehmenden Familien praktische Anregungen für eine kostengünstige, naturnahe Freizeitgestaltung. Pottenstein liegt von allen Ortschaften des Landkreises in max. 65 km Entfernung und erfüllt damit die Anforderungen eines regionalen Bezuges. Zentraler Inhalt von „Fit für Familie“ sind niedrigschwellige Bildungsinhalte die durch regionale Träger aus der Region Erlangen und Erlangen-Höchstadt angeboten werden. Hierzu ist auch die Erreichbarkeit der Unterkunft für die DozentInnen eine wichtige Vorraussetzung, da mit Hilfe der bei der Bildungsmaßnahme entstandenen persönlichen Beziehungs- und Vertrauensbasis die weitere Beratungsarbeit am Wohnort individuell fortgesetzt werden soll.

10 Empfehlungen der Deutschen Vereins zur Familienbildung im ländlichen Raum, November 2009, S. 18 11 Beschluss der Jugendministerkonferenz am 22./23. Mai 2003 in Ludwigsburg

Auszug: SGB VIII Sozialgesetzbuch (SGB) Achtes Buch (VIII) Kinder- und Jugendhilfe

Fit für Familie KONZEPTION

- 8 -

Zudem sollen die Belastungen durch die Anreise möglichst gering gehalten werden, da auch Familien mit sehr jungen Kindern oder Kindern mit Behinderungen die Teilnahme an der Maßnahme ermöglicht werden soll.

Nachhaltigkeit durch Beziehungsaufbau

Die Familien der Bildungsmaßnahme werden im Anschluss an die Maßnahme zu regelmäßigen Treffen eingeladen. Zweimal im Jahr treffen sich Eltern und Kinder zusammen mit den Sozialpädagoginnen, die die Maßnahme durchgeführt haben. Inhaltlich werden für die Kinder motorisch-spielerische Angebote durch die Outdoorschule bereitgestellt, die Eltern haben die Möglichkeit, sich über Erziehungsthemen wie z.B. Pubertät, Geschwisterstreit etc. mit der bereits bekannten Psychologin des Kinderschutzbundes auszutauschen. Diese Treffen haben sich im Rahmen der Nachbetreuung zu der 2009 erstmals stattgefundenen Maßnahme bereits bewährt und wurden sehr gut angenommen. Die Familien haben untereinander ein kleines Netzwerk geschaffen und unterstützen sich nun gegenseitig, z.B. bei der Kinderbetreuung oder bei der Freizeitgestaltung. Der ressourcenfreisetzende und systemische Ansatz In den sozialen Beratungsstellen der Caritas und Diakonie ist seit mehreren Jahren zu beobachten, dass benachteiligte Familien zunehmend mit komplexeren Problemlagen zu kämpfen haben. Schwerpunkte in der Beratungsarbeit sind Themen wie Kindererziehung, Arbeitslosigkeit, Krankheit und Behinderung, Trennung/ Scheidung, Verschuldung, finanzielle Schwierigkeiten, Umgang mit Behörden oder Information und Aufklärung über bestehende Sozialgesetze. In vielen Fällen ist die aktuelle Lebenssituation der Familie von einer Vielzahl komplexer Problemlagen beeinträchtigt.12 Mit herkömmlichen Bildungsangeboten sind diese Familien nicht zu erreichen, da aufgrund der hohen Anforderungen an die Bewältigung des Alltagslebens keine finanziellen, organisatorischen und zeitlichen Ressourcen zur Wahrnehmung der Angebote zur Verfügung stehen. Um diese Zielgruppe zu erreichen ist daher ein ressourcenfreisetzendes Setting und das systemische Arbeiten mit der gesamten Familie notwendig.

Ressourcenfreisetzende Rahmenbedingungen

Wichtig sind entlastende Rahmenbedingungen bei Bildungsangeboten für benachteiligte Familien. Ein kostengünstigeres Selbstversorgerhaus wäre z.B. konzeptionell nicht geeignet und widerspräche der Zielstellung der Maßnahme, da die zeitlichen Ressourcen für die Bildungsinhalte stark verkürzt würden. Zudem würde es nur schwerlich gelingen die in der Familie vorherrschende Rollen-verteilung zu verändern. Eine in Selbstversorgerhäusern übliche Verteilung von Diensten und Verrichtungen und deren Kontrolle wäre darüber hinaus ein potentielles Konfliktfeld innerhalb der Familien aber auch innerhalb der Gruppe. Die Jugendherberge bietet hingegen eine Vollverpflegung mit gesunden, hochwertigen Lebensmitteln an. Neben der Möglichkeit praktische Erfahrungen mit dieser Art von Ernährung zu sammeln, sprechen zeitliche und pädagogische Gründe für die Nutzung dieses Angebotes. Als idealer Rahmen für die genannte Zielgruppe empfiehlt auch der AWO Bundesverband folgende Angebotsform: „Gemeinsame Familienaktivitäten für Eltern und Kinder am Wochenende, um Inseln der Familienzeit für diese Familien zu schaffen. Durch ein externes Angebot wird die Familie von der Planungsaufgabe entlastet und räumlicher und

12 Vgl. Dipl. Soz.päd Verena Kubin, Allgemeine soziale Beratungsstelle des Caritasverbandes für den Landkreis Erlangen-Höchstadt und die Stadt Erlangen, per E-mail am 10.10.2011

Fit für Familie KONZEPTION

- 9 -

zeitlicher Abstand zum Alltag kann gewonnen werden.“ Ideal wären auch „Freizeitangebote mit Bildungsanteilen.“13

Der systemische Ansatz unter Einbeziehung der gesamten Familie

Abweichend von den traditionellen Beratungsformen die zumeist nur ein bis zwei Familienmitglieder in den Blick nehmen können und aufgrund einer „Komm“ Struktur nur begrenzten Einblick in das familiäre Alltagsleben gewähren, ist „Fit für Familie“ ein systemischer Ansatz der gezielt die ganze Familie einbezieht. Die Folgen von Benach-teiligung und Armut betreffen alle Familienmitglieder und wirken sich z.B. auf die Interaktion und die Rollenverteilung in der Familie aus. Die Entwicklung von gemein-samen Bewältigungsstrategien zum Umgang mit der prekären Lebenssituation kann nur unter Einbeziehung aller Beteiligten gelingen. Auch das IFB weist in seinem vielbeachteten Leitfaden zur Familienbildung auf den hohen Stellenwert eines systemischen Ansatzes für diese Zielgruppe hin: „Gerade in der Familienbildung mit sozial Benachteiligten ist es wichtig, die ganze Familie in den Blick zu nehmen und auch die Förderung der Kinder zu berücksichtigen…. Angebote mit schulischem Charakter werden von diesen Zielgruppen häufig mit negativen Erfahrungen in Verbindung gebracht. Daher sollte hier auf alltagsnahe Angebote gesetzt werden.“14

ORGANISATION

Auswahl der Familien Die Auswahl der teilnehmenden Familien erfolgt über die Beratungsstellen von Caritas und Diakonie, sowie über den Allgemeinen Sozialdienst des Amtes für Kinder, Jugend und Familie ERH. Es können bis zu 10 Familien teilnehmen. Aufgrund der bereits existieren-den Alternativangebote für Alleinerziehende ist diese Zielgruppe von der Teilnahme ausgeschlossen. Ausschlaggebend für die Zusage zur Teilnahme ist die Einschätzung der Fachkräfte hinsichtlich der möglichen Wirksamkeit der Maßnahme für die Familie und des individuellen Hilfebedarfes.

Träger Fit für Familie wird von einem Trägerverbund durchgeführt der aus folgenden Mitgliedern besteht: - Caritasverband für die Stadt Erlangen und den Landkreis Erlangen-Höchstadt e.V. - Diakonisches Werk Erlangen e.V., - Deutscher Kinderschutzbund Kreisverband Erlangen e.V. - VDK Kreisverband Erlangen-Höchstadt - Bündnis für Familie im Landkreis Erlangen-Höchstadt

Personal Zwei Dipl. Sozpäd. (FH) mit langjähriger Erfahrung aus der Beratungsarbeit mit der Zielgruppe und mindestens 5 qualifizierte Kinderbetreuerinnen begleiten die Maßnahme. Ein Teil der Betreuerinnen sollen Studierende der Fachhochschule sein. Einige der Bildungsinhalte werden direkt von den erfahrenen Fachkräften angeboten, die die Maßnahme begleiten. Während der Vor- und Nachbereitung und während der Durchführung der Angebote entfällt die jeweilige Fachkraft für die Gruppenleitung. Während die Eltern an den Bildungseinheiten teilnehmen muss zudem eine zuverlässige und qualifizierte Kinderbetreuung gewährleistet sein. Aufgrund der Gruppengröße, der breiten Altersspanne und des teilweise sehr ausgeprägten Betreuungsbedarfes der mitfahrenden Kinder, ist der Einsatz erfahrener BetreuerInnen notwendig. So nahmen in

13 „Schriftenreihe Theorie und Praxis 2010. Familien in benachteiligten und von Armut bedrohten und betroffenen Lebenslagen als Adressaten von Elternbildung und Elternarbeit“. AWO Bundesverband e.V.“, S. 87 14 Leitfaden zur Familienbildung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe, Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg, S. 37

Fit für Familie KONZEPTION

- 10 -

2009 beispielsweise drei Kleinkinder, elf Kinder mit ADHS Diagnose, ein entwicklungs-verzögertes Kind und ein behindertes Kind an der Maßnahme teil.

Zeitlicher Rahmen Die Maßnahme soll Pfingsten 2012 (27.5 – 2.06) durchgeführt werden und dauert eine Woche.

Ort Die Maßnahme wird in der Jugendherberge Pottenstein durchgeführt. (Jugendherbergsstr. 20, 91278 Pottenstein)

Wochenplan Nach den positiven Erfahrungen aus der ersten Maßnahme von 2009, wird das inhaltliche Konzept an den bereits bestehenden Wochenplan angelehnt. Aufgrund des hohen Interesses bei dieser Pilotmaßnahme wird der thematische Schwerpunkt rund um das Thema „Erziehung“ jedoch deutlich ausgebaut.

Kosten und Finanzierung Gesamtkosten

Die kalkulierten Gesamtkosten für die einwöchige Maßnahme betragen bei der Teilnahme von 10 Familien 12.970 Euro. Hierin sind enthalten: Unterkunft, Verpflegung, Materialien, erlebnispädagogische Bausteine, sowie anteilige Personalkosten für die hauptamtlichen Kräfte. Der vollständige Kosten- und Finanzierungsplan findet sich im Anhang

Teilnehmerbeitrag und Finanzierung

Der Teilnehmerbeitrag beträgt 100 Euro pro Familie, unabhängig von der Anzahl der Kinder. Sollte eine Teilnahme aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich sein, so bezuschussen die Träger nach Prüfung die jeweilige Familie. Die verbleibenden Kosten werden durch Spenden und Zuschüsse gedeckt.

Eigenleistung der Veranstalter:

Die Veranstalter übernehmen die Personalkosten der hauptamtlichen Leitungskräfte, die gesamte Büroverwaltung, die Öffentlichkeitsarbeit, die Konzeptentwicklung, die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung, die Spendenaquise, die Abrechung der Maßnahme und die Buchung der Unterkunft. Das Personal für Betreuung und pädagogische Inhalte wird von Caritas, Diakonie und Kinderschutzbund unentgeltlich gestellt.

REFLEXION

Die Dokumentation erfolgt anhand von Fotos und Berichten. Zudem ist geplant eine Evaluation der Maßnahme durch die teilnehmenden Studierenden im Rahmen einer Studien- oder Diplomarbeit durchführen zu lassen.

Fit für Familie KONZEPTION

- 11 -

ANLAGEN

Kosten- und Finanzierungsplan Kostenkalkulation "Fit für Familien" Bildungsmaßnahme in Pottenstein kalkuliert für 10 Familien

geplante Ausgaben Einzelpreis Gesamtpreis Beschreibung

Jugendherberge (Unterkunft, Verpflegung)

25,90 € 7.770,00 € Kalkuliert für 10 Familien mit insgesamt 45 Personen + 5 Betreuer, 6 Übernachtungen

Erlebnispädagogische Inhalte

400,00 € 2.000,00 € 5 Bausteine für Eltern und Kinder, Gestaltung durch die Outdoorschule e.V., Möhrendorf

Materialien 300,00 € 300,00 € Bastelmaterial, Stifte, Snacks für unterwegs, etc.

Kinderbetreuung 800,00 € 800,00 € 5 BetreuerInnen, an 7 Tagen, davon 2 PraktikantInnen

Versicherungen 100,00 € 100,00 € Versicherung für TN

Personalkosten 1.000,00 € 2.000,00 € 2 Sozialpädagoginnen für 7 Tage, Personalkosten

Gesamt 12.970,00 €

geplante Einnahmen Einzelsumme Gesamtsumme Beschreibung

Diakonisches Werk Erlangen e.V.

4.000,00 € 4.000,00 € Spendenmittel durch trägereigenen Fundraiser

Elternbeitrag 100,00 € 1.000,00 € Beitrag je Familie, unabhängig von der Kinderzahl. Ermäßigung möglich

Zuschuss VDK 500,00 € 500,00 €

Personalkosten 1.000,00 € 2.000,00 € Anteilige Personalkosten-übernahme von Caritas und Diakonie für zwei Dipl. Sozialpädagoginnen

Spendeinnahmen 1.470,00 € 1.470,00 € Stiftungen, Privatpersonen, Kirchengemeinden (Spenden-aquise durch Trägerverbund)

Gesamt 8.970,00 €

Fehlbetrag 4.000,00 €

Fit für Familie KONZEPTION

- 12 -

Impressionen aus 2009

Fit für Familie KONZEPTION

- 13 -

Beispiel Wochenplan aus 2009

Mo 17.8.2009 Di 18.8.2009 Mi 19.8.2009 Do 20.8.2009 Fr 21.8.2009 Sa 22.8.2009 So 23.8.2009

Ankommen und Begrüßung Organisatorisches Vorstellungsrunde Zimmer beziehen

Eltern: Erste Hilfe für Kinder

Eltern: „Elterntalk“ Erziehungsthemen

Eltern: Haushalten mit wenig Geld, staatl. Förderung, etc.

Eltern: Medienkompetenz

Alle: Leitersprung

Alle: Feedbackrunde Packen

Kinder: Niedrige Seilaufbauten,

Problemlöseaufgaben

Kinder: Gestaltung von den Kinderbetreuern

Kinder: Klettern /

Kletterschlange

Kinder: Gestaltung von den Kinderbetreuern

Kinder: Gestaltung von den Kinderbetreuern

Mittagessen

Mittagessen Mittagessen Kinder: Lunchpaket

Mittagessen

Mittagessen Mittagessen Mittagessen

Alle: Kennenlernspiele

Eltern: Infos zur gesunden Ernährung

Eltern: „Elterntalk“ Erziehungsthemen

Eltern: Wanderung mit Info über Beratungsangebote etc. Besuch bei den Kindern, nur beobachten

Alle: Schwimmen gehen Frei

Eltern: Festvorbereitung oder bedarfsorientiertes Angebot

Abreise

Kinder: Gestaltung von den Kinderbetreuern

Kinder: Wanderung

Kinder: Abseilen / Hoher Gang

Kinder: Festvorbereitung

Abendessen

Abendessen

Abendessen

Abendessen

Abendessen

Abschlussfest

Alle: Nachtwanderung

Alle: Lagerfeuer und Stockbrot

Alle: Märchenerzählerin und Sagen

Alle: Massage und Entspannung mit Geschichten

Alle ( wer will) Schlafstätten bauen, Biwak

Alle: Lagerfeuer, Grillen Abschlussfest