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10 NIEDERBAYERN / OBERPFALZ Mittwoch, 14. Oktober 2015 „Vom Schwammerl gebissen“ Pilzexperte Alois Zechmann über die magere Saison und die besten Plätze P ilz-Liebhaber verzweifeln: Viele Stunden im Wald brin- gen heuer nicht das ge- wünschte Ergebnis – die Schwam- merl lassen auf sich warten. Warum das so ist und auf was man achten muss, wenn man doch einen der be- gehrten Pilze entdeckt, hat uns Pilz- Experte Alois Zechmann aus Passau erklärt. Bisher ist die Pilzsaison – milde ausgedrückt – eher verhalten. Wo- ran liegt das? Alois Zechmann: Die Pilzsai- son 2015 ist so ziemlich die schlech- teste, an die ich mich erinnern kann, während 2014 wohl die beste der letzten Jahrzehnte war. Natürlich liegt das am Wetter. Eine lange, fast schon extreme Hitzeperiode und dazu kaum Niederschläge; so was mögen Schwammerl nicht. Um Fruchtkörper zu produzieren – der eigentliche Pilz ist ja das Myzelge- flecht im Boden oder unter der Baumrinde – bevorzugen zumindest die meisten Arten schwül-warmes Wetter und ausreichend Regen. Dass die Niederschläge der vergan- genen Tage genügen, die Saison doch noch zu retten, hoffe ich zwar, habe aber starke Zweifel daran. Ab wann könnte man normaler- weise – bei entsprechend guten Wet- terbedingungen – die ersten Pilze finden? Zechmann: Speisepilze können Kenner das ganze Jahr über sam- meln – falls, wie gesagt, das Wetter passt. In milden Wintern lassen sich Austernseitlinge, Samtfußrüblinge und an Holunderbüschen Judasoh- ren finden. Diese schwarzbraunen Lappen werden uns übrigens in China-Restaurants als „Morcheln“ angedreht. Mit den echten Morcheln haben sie nicht das Geringste zu tun. Morchelzeit ist der April. Im Mai und Juni sprießen dann die ers- ten Täublinge und Perlpilze, Stock- schwämmchen, Kiefern- und Som- mersteinpilze und die Flockenstieli- gen Hexenröhrlinge, im Volksmund „Zigeuner“ genannt. Eigentliche Hauptsaison ist von etwa Mitte Juli bis Mitte/Ende Oktober. Doch auch November und Dezember haben mit dem Violetten Rötelritterling, dem Rauchblättrigen Schwefelkopf und dem Rußkopf Abwechslung für den Speisezettel zu bieten. Wie sollten Plätze beschaffen sein, damit man vielleicht doch den ein oder anderen Pilz findet? Zechmann: Am besten geeigne- te Reviere sind normalerweise Laub- oder Mischwälder, für Mor- cheln kalkhaltige Auwälder mit Eschen, für Rotkappen Birken und Espen. In nicht zu überdüngten Wiesen und an Waldrändern lohnt es sich, nach Champignons, Paraso- len oder Schopftintlingen Ausschau zu halten. Heuer ist jedoch witte- rungsbedingt bislang kaum etwas zu finden. Am ehesten fündig wird man wohl in feuchten Waldbachtä- lern. Der einzige derzeit etwas häu- figere Speisepilz ist die Krause Glu- cke, ein Parasit an Kiefern, dem die lang anhaltende Trockenheit offen- sichtlich nichts ausmacht. Für Schwammerl-Liebhaber ist die Saison zum Verzweifeln. Trotz- dem warnen Sie davor, jeden Pilz einfach mitzunehmen. Zechmann: Wer Schwammerl sammelt, setzt sich natürlich einem gewissen Risiko aus. Wer will schon gerne auf der Intensivstation oder gar frühzeitig in Sarg oder Urne landen? Deshalb ist es wichtig, die gesammelten Schätze aus Wald und Wiese wirklich genau zu kennen. Im Zweifelsfall Finger weg! Ganz be- sonders heimtückisch in Sachen Giftigkeit sind die Schleierlingsar- ten Orangefuchsiger und Spitz- buckliger Raukopf, von denen auch Vergiftungsfälle aus Niederbayern bekannt wurden. Hier kann die La- tenzzeit bis zu zwei Wochen dauern. Dann sind jedoch die Nieren so ka- putt, dass man unweigerlich in der Dialyse landet. Wie kann ich mich als Sammler denn versichern, dass der Pilz, den ich gefunden habe, der ist, für den ich ihn halte? Zechmann: Um bisher nicht oder nicht genau identifizierte Pilze sicher zu bestimmen, kann man sich natürlich an Pilzbüchern orientie- ren; aber hier reicht es nicht, nur die Fotos oder Zeichnungen zu studie- ren. Der Text mit der genauen Be- schreibung aller Merkmale ist da viel wichtiger. Empfehlenswert ist die Teilnahme an pilzkundlichen Exkursionen, die mykologische Ar- beitsgemeinschaften und auch Na- turschutzverbände anbieten. Wer sich seiner Beute nicht sicher ist, kann sich zudem an geprüfte Pilz- sachverständige wenden. Die Na- turschutzbehörden der kreisfreien Städte und Landkreise sowie Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz sind da gerne bei der Kontaktaufnahme behilflich. Zur häufig gestellten Frage, ob man die Fruchtkörper abschneiden oder he- rausdrehen sollte, ist zu sagen: Dem Pilz ist das eigentlich egal; nur he- rausreißen sollte man ihn nicht. Für das sichere Bestimmen von Pilzen ist das Herausdrehen unerlässlich. Nur dadurch hat man alle wesentli- chen Merkmale zur Hand. Schnei- det man beispielsweise einen Knolli ab, fehlt schon ein wichtiges Be- stimmungsmerkmal, nämlich die charakteristische Knolle. Abgese- hen davon sind viele Pilzarten nur unter dem Mikroskop anhand der Sporen hundertprozentig zu be- stimmen. Bei den gängigen Speise- und auch Giftpilzen geht es aber schon ohne Mikroskop. Sie sind „Pilzexperte“ und bieten geführte Wanderungen an. Wie sind Sie dazu gekommen? Was fasziniert Sie so am Schwammerl? Zechmann: Ich selbst bin über meinen Vater zu den Schwammerln gekommen. Bei einem sonntägli- chen Waldspaziergang fanden er und ich damals sechs oder sieben Jahre alter Knirps drei riesige Do- bernigl, also Steinpilze. Von da an ließen mich diese Kobolde des Wal- des nicht mehr los. Ich war also vom Schwammerl „gebissen“. Längere Zeit brachte ich freilich nur unsere bekannten „Big Five“ nach Hause: Steinpilz, Rotkappe, Birkenpilz, Milchbrätling und Pfifferling. Erst als mir eine Tante aus München ein Pilzbuch schenkte, kam ich auf dumme Gedanken und brachte al- lerlei für meine Eltern verdächtiges Zeug mit. Meine Mutter kannte an- fangs keine Gnade. Herrliche Para- sole und delikate Herbsttrompeten – für sie „schwarze Teufel“ – lande- ten auf dem Misthaufen des elterli- chen Bauernhofs im Hundert-See- len-Dorf Mitterbrünst in der Ge- meinde Büchlberg im nördlichen Landkreis Passau. Erst als ich selbst zu kochen be- gann und mich dann nach dem Ver- zehr meiner Funde stolz als quickle- bendig präsentierte, schmolz der Widerstand der Küchenchefin all- mählich. Von Latenzzeiten hatte ich damals noch keine Ahnung, also Glück gehabt! Beim Sammeln und Verzehren ist es aber ja nicht geblieben... Zechmann: Durch Kontakt mit anderen Pilzexperten und Fortbil- dungen habe ich mein Wissen über die Materie ständig erweitert, schreibe seit Jahren auch Pilzarti- kel, halte hin und wieder Vorträge, kartiere bemerkenswerte Arten und leite Exkursionen. Dabei geht es mir nicht primär darum, den Teil- nehmern das Abendessen zu organi- sieren. Wichtiger ist mir die enorme Rolle der Pilze im Naturhaushalt und ihre faszinierende Farben- und Formenvielfalt. Natürlich geht es auch um Essbarkeit, Giftigkeit und Ungenießbarkeit sowie um die Cäsi- umbelastung nach Tschernobyl, die zumindest bei Maronen-Röhrlingen – regional zwar sehr unterschiedlich – immer noch vorhanden ist. Zu- mindest, wenn Kinder dabei sind, gibt es noch ein Highlight. Mit Steinzeit-Bart und -Perücke trete ich als „Ötzi“ auf und entfache mit dem Zunder der „Hudersau“ (Zun- derschwamm), Pyrit und Feuerstein eine qualmende Glut. Kommt im- mer gut an! Interview: Jessica Seidel „Ötzi“ Alois Zechmann auf dem Weg zum Feuermachen mit Zunderschwamm, Pyrit und Feuerstein. Vor allem für Kinder sind seine Pilz-Führungen so etwas Besonderes. (Foto: Susanne Riederer) Ein echter Hingucker: die Rotbraune Koralle. Farbenprächtige Schönheit: der Leuchtende Weichporling. Specht-Tintling mit Buntspecht-Fe- dern. (Fotos: Zechmann) „Enorme Rolle im Naturhaushalt“ „Schneiden oder drehen – dem Pilz ist das egal“ Namen und Nachrichten WILLIBALD GAILLER, Landrat aus Neumarkt/Opf., ist neuer Vorsitzen- der des Bezirksverbands Oberpfalz für Gartenbau und Landespfle- ge. Er ist Nach- folger des bishe- rigen Vorsitzen- den Albert Löh- ner (Neumarkt) und wurde am Wochenende bei einer Versamm- lung in Hains- acker (Landkreis Regensburg) ge- wählt. Stellvertretende Bezirksvor- sitzende sind Josef Heuschneider (Pfatter), Rosa Prell (Pirk), Alois Dirrigl (Schmidgaden) und Eduard Eckl (Amberg). Sport für Kinder mit ADHS Das Sportzentrum der Universi- tät Regensburg bietet im Winterse- mester 2015/2016 verschiedene Sportkurse für Kinder mit ADHS an. Die Kurse richten sich an Kin- der im Alter von sieben bis zwölf Jahren und finden einmal wöchent- lich am Nachmittag statt. Für alle interessierten Eltern findet am Donnerstag, 15. Oktober, um 17 Uhr eine kostenlose Informationsveran- staltung am Sportzentrum der Uni- versität Regensburg (Raum H 50) statt. Vortrag über Demenz Im Rahmen der Veranstaltungs- reihe „Diagnose Demenz – was kommt jetzt auf uns zu“ findet am Donnerstag, 15. Oktober, von 15.30 bis 17 Uhr im Bezirkskrankenhaus Landshut, Prof.-Buchner-Str. 22, ein Informationsnachmittag für An- gehörige und Pflegende von an De- menz erkrankten Menschen statt. Oberärztin Dr. Anna Wermuth in- formiert über Krankheitsverlauf, diagnostische Verfahren und medi- kamentöse Behandlung. Die Veran- staltungsreihe ist kostenlos. Bewerbungen für das Kulturmobil 2016 Landshut. (ta) Im Sommer 2016 wird das Kulturmobil, das fahrende Theater des Bezirks, zum 19. Mal durch Niederbayern touren. Die Spielzeit beginnt am Samstag/ Sonntag, 18./19. Juni, (Premiere) und endet am Sonntag, 4. Septem- ber (Derniere). Auf dem Spielplan stehen um 17 Uhr das Kinderstück (ab sechs Jahre) „Nur ein Tag“ von Martin Baltscheit in der Regie von Mirijam Kälberer und um 20 Uhr „Der Räuber Kneißl“ von Christian Schönfelder, Regie Louis Villinger. Der Eintritt ist frei. Bewerben können sich Städte, Märkte und Gemeinden im Regie- rungsbezirk Niederbayern. Bewerbungen sind möglich bis einschließlich 30. Oktober beim mit der Tourneeorganisation beauftrag- ten KulturBüro Maria Bruckbauer, Landshut: per Mail (ritter@kultur- buero.biz), per Fax (0871 89172) oder per Brief (Kulturbüro Maria Bruckbauer, Niedermayerstr. 12, 84028 Landshut). Tipps und Termine PETER NEHER (60), Präsident des Deutschen Caritasverbands, ist wiedergewählt worden. Die Cari- tas-Delegierten- versammlung bestätigte ihn am Dienstag- abend in Re- gensburg mit großer Mehrheit für eine dritte Wahlperiode im Amt. Der gebür- tige Allgäuer war der einzige Kandidat für den Posten. Neher wird damit auch die nächsten sechs Jahre an der Spitze des Wohlfahrtsverbands stehen. Ne- her appellierte an die Bischöfe, die Bundesebene der Caritas finanziell besser auszustatten. 8A6LniQo

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10 NIEDERBAYERN / OBERPFALZ Mittwoch, 14. Oktober 2015

„Vom Schwammerl gebissen“Pilzexperte Alois Zechmann über die magere Saison und die besten Plätze

P ilz-Liebhaber verzweifeln:Viele Stunden im Wald brin-gen heuer nicht das ge-

wünschte Ergebnis – die Schwam-merl lassen auf sich warten. Warumdas so ist und auf was man achtenmuss, wenn man doch einen der be-gehrten Pilze entdeckt, hat uns Pilz-Experte Alois Zechmann aus Passauerklärt.

Bisher ist die Pilzsaison – mildeausgedrückt – eher verhalten. Wo-ran liegt das?

Alois Zechmann: Die Pilzsai-son 2015 ist so ziemlich die schlech-teste, an die ich mich erinnern kann,während 2014 wohl die beste derletzten Jahrzehnte war. Natürlichliegt das am Wetter. Eine lange, fastschon extreme Hitzeperiode unddazu kaum Niederschläge; so wasmögen Schwammerl nicht. UmFruchtkörper zu produzieren – dereigentliche Pilz ist ja das Myzelge-flecht im Boden oder unter derBaumrinde – bevorzugen zumindestdie meisten Arten schwül-warmesWetter und ausreichend Regen.Dass die Niederschläge der vergan-genen Tage genügen, die Saisondoch noch zu retten, hoffe ich zwar,habe aber starke Zweifel daran.

Ab wann könnte man normaler-weise – bei entsprechend guten Wet-terbedingungen – die ersten Pilzefinden?

Zechmann: Speisepilze könnenKenner das ganze Jahr über sam-meln – falls, wie gesagt, das Wetterpasst. In milden Wintern lassen sichAusternseitlinge, Samtfußrüblingeund an Holunderbüschen Judasoh-ren finden. Diese schwarzbraunenLappen werden uns übrigens inChina-Restaurants als „Morcheln“angedreht. Mit den echten Morchelnhaben sie nicht das Geringste zutun. Morchelzeit ist der April. ImMai und Juni sprießen dann die ers-ten Täublinge und Perlpilze, Stock-schwämmchen, Kiefern- und Som-mersteinpilze und die Flockenstieli-gen Hexenröhrlinge, im Volksmund„Zigeuner“ genannt. EigentlicheHauptsaison ist von etwa Mitte Julibis Mitte/Ende Oktober. Doch auchNovember und Dezember haben mitdem Violetten Rötelritterling, demRauchblättrigen Schwefelkopf unddem Rußkopf Abwechslung für denSpeisezettel zu bieten.

Wie sollten Plätze beschaffen sein,damit man vielleicht doch den einoder anderen Pilz findet?

Zechmann: Am besten geeigne-te Reviere sind normalerweiseLaub- oder Mischwälder, für Mor-cheln kalkhaltige Auwälder mitEschen, für Rotkappen Birken undEspen. In nicht zu überdüngtenWiesen und an Waldrändern lohntes sich, nach Champignons, Paraso-len oder Schopftintlingen Ausschauzu halten. Heuer ist jedoch witte-rungsbedingt bislang kaum etwaszu finden. Am ehesten fündig wirdman wohl in feuchten Waldbachtä-lern. Der einzige derzeit etwas häu-figere Speisepilz ist die Krause Glu-cke, ein Parasit an Kiefern, dem dielang anhaltende Trockenheit offen-sichtlich nichts ausmacht.

Für Schwammerl-Liebhaber istdie Saison zum Verzweifeln. Trotz-dem warnen Sie davor, jeden Pilzeinfach mitzunehmen.

Zechmann: Wer Schwammerlsammelt, setzt sich natürlich einemgewissen Risiko aus. Wer will schongerne auf der Intensivstation odergar frühzeitig in Sarg oder Urnelanden? Deshalb ist es wichtig, diegesammelten Schätze aus Wald undWiese wirklich genau zu kennen. ImZweifelsfall Finger weg! Ganz be-sonders heimtückisch in SachenGiftigkeit sind die Schleierlingsar-ten Orangefuchsiger und Spitz-buckliger Raukopf, von denen auchVergiftungsfälle aus Niederbayernbekannt wurden. Hier kann die La-tenzzeit bis zu zwei Wochen dauern.Dann sind jedoch die Nieren so ka-

putt, dass man unweigerlich in derDialyse landet.

Wie kann ich mich als Sammlerdenn versichern, dass der Pilz, denich gefunden habe, der ist, für denich ihn halte?

Zechmann: Um bisher nichtoder nicht genau identifizierte Pilzesicher zu bestimmen, kann man sichnatürlich an Pilzbüchern orientie-ren; aber hier reicht es nicht, nur dieFotos oder Zeichnungen zu studie-ren. Der Text mit der genauen Be-schreibung aller Merkmale ist daviel wichtiger. Empfehlenswert istdie Teilnahme an pilzkundlichenExkursionen, die mykologische Ar-beitsgemeinschaften und auch Na-

turschutzverbände anbieten. Wersich seiner Beute nicht sicher ist,kann sich zudem an geprüfte Pilz-sachverständige wenden. Die Na-turschutzbehörden der kreisfreienStädte und Landkreise sowie BundNaturschutz und Landesbund fürVogelschutz sind da gerne bei derKontaktaufnahme behilflich. Zurhäufig gestellten Frage, ob man dieFruchtkörper abschneiden oder he-rausdrehen sollte, ist zu sagen: DemPilz ist das eigentlich egal; nur he-rausreißen sollte man ihn nicht. Fürdas sichere Bestimmen von Pilzenist das Herausdrehen unerlässlich.Nur dadurch hat man alle wesentli-chen Merkmale zur Hand. Schnei-det man beispielsweise einen Knolli

ab, fehlt schon ein wichtiges Be-stimmungsmerkmal, nämlich diecharakteristische Knolle. Abgese-hen davon sind viele Pilzarten nurunter dem Mikroskop anhand derSporen hundertprozentig zu be-stimmen. Bei den gängigen Speise-und auch Giftpilzen geht es aberschon ohne Mikroskop.

Sie sind „Pilzexperte“ und bietengeführte Wanderungen an. Wie sindSie dazu gekommen? Was fasziniertSie so am Schwammerl?

Zechmann: Ich selbst bin übermeinen Vater zu den Schwammerlngekommen. Bei einem sonntägli-chen Waldspaziergang fanden erund ich damals sechs oder siebenJahre alter Knirps drei riesige Do-bernigl, also Steinpilze. Von da anließen mich diese Kobolde des Wal-des nicht mehr los. Ich war also vomSchwammerl „gebissen“. LängereZeit brachte ich freilich nur unserebekannten „Big Five“ nach Hause:Steinpilz, Rotkappe, Birkenpilz,Milchbrätling und Pfifferling. Erstals mir eine Tante aus München einPilzbuch schenkte, kam ich aufdumme Gedanken und brachte al-lerlei für meine Eltern verdächtigesZeug mit. Meine Mutter kannte an-fangs keine Gnade. Herrliche Para-sole und delikate Herbsttrompeten– für sie „schwarze Teufel“ – lande-ten auf dem Misthaufen des elterli-chen Bauernhofs im Hundert-See-len-Dorf Mitterbrünst in der Ge-meinde Büchlberg im nördlichenLandkreis Passau.

Erst als ich selbst zu kochen be-gann und mich dann nach dem Ver-zehr meiner Funde stolz als quickle-

bendig präsentierte, schmolz derWiderstand der Küchenchefin all-mählich. Von Latenzzeiten hatte ichdamals noch keine Ahnung, alsoGlück gehabt!

Beim Sammeln und Verzehren istes aber ja nicht geblieben...

Zechmann: Durch Kontakt mitanderen Pilzexperten und Fortbil-dungen habe ich mein Wissen überdie Materie ständig erweitert,schreibe seit Jahren auch Pilzarti-

kel, halte hin und wieder Vorträge,kartiere bemerkenswerte Arten undleite Exkursionen. Dabei geht esmir nicht primär darum, den Teil-nehmern das Abendessen zu organi-sieren. Wichtiger ist mir die enormeRolle der Pilze im Naturhaushaltund ihre faszinierende Farben- undFormenvielfalt. Natürlich geht esauch um Essbarkeit, Giftigkeit undUngenießbarkeit sowie um die Cäsi-umbelastung nach Tschernobyl, diezumindest bei Maronen-Röhrlingen– regional zwar sehr unterschiedlich– immer noch vorhanden ist. Zu-mindest, wenn Kinder dabei sind,gibt es noch ein Highlight. MitSteinzeit-Bart und -Perücke treteich als „Ötzi“ auf und entfache mitdem Zunder der „Hudersau“ (Zun-derschwamm), Pyrit und Feuersteineine qualmende Glut. Kommt im-mer gut an!

Interview: Jessica Seidel

„Ötzi“ Alois Zechmann auf dem Weg zum Feuermachen mit Zunderschwamm, Pyrit und Feuerstein. Vor allem für Kindersind seine Pilz-Führungen so etwas Besonderes. (Foto: Susanne Riederer)

Ein echter Hingucker: die RotbrauneKoralle.

Farbenprächtige Schönheit: derLeuchtende Weichporling.

Specht-Tintling mit Buntspecht-Fe-dern. (Fotos: Zechmann)

„Enorme Rolle imNaturhaushalt“

„Schneiden oder drehen –dem Pilz ist das egal“

■ Namen und NachrichtenWILLIBALD GAILLER, Landrat ausNeumarkt/Opf., ist neuer Vorsitzen-der des Bezirksverbands Oberpfalzfür Gartenbauund Landespfle-ge. Er ist Nach-folger des bishe-rigen Vorsitzen-den Albert Löh-ner (Neumarkt)und wurde amWochenende beieiner Versamm-lung in Hains-acker (Landkreis Regensburg) ge-wählt. Stellvertretende Bezirksvor-sitzende sind Josef Heuschneider(Pfatter), Rosa Prell (Pirk), AloisDirrigl (Schmidgaden) und EduardEckl (Amberg).

Sport für Kinder mit ADHSDas Sportzentrum der Universi-

tät Regensburg bietet im Winterse-mester 2015/2016 verschiedeneSportkurse für Kinder mit ADHSan. Die Kurse richten sich an Kin-der im Alter von sieben bis zwölfJahren und finden einmal wöchent-lich am Nachmittag statt. Für alleinteressierten Eltern findet amDonnerstag, 15. Oktober, um 17 Uhreine kostenlose Informationsveran-staltung am Sportzentrum der Uni-versität Regensburg (Raum H 50)statt.

Vortrag über DemenzIm Rahmen der Veranstaltungs-

reihe „Diagnose Demenz – waskommt jetzt auf uns zu“ findet amDonnerstag, 15. Oktober, von 15.30bis 17 Uhr im BezirkskrankenhausLandshut, Prof.-Buchner-Str. 22,ein Informationsnachmittag für An-gehörige und Pflegende von an De-menz erkrankten Menschen statt.Oberärztin Dr. Anna Wermuth in-formiert über Krankheitsverlauf,diagnostische Verfahren und medi-kamentöse Behandlung. Die Veran-staltungsreihe ist kostenlos.

Bewerbungen fürdas Kulturmobil 2016Landshut. (ta) Im Sommer 2016

wird das Kulturmobil, das fahrendeTheater des Bezirks, zum 19. Maldurch Niederbayern touren. DieSpielzeit beginnt am Samstag/Sonntag, 18./19. Juni, (Premiere)und endet am Sonntag, 4. Septem-ber (Derniere). Auf dem Spielplanstehen um 17 Uhr das Kinderstück(ab sechs Jahre) „Nur ein Tag“ vonMartin Baltscheit in der Regie vonMirijam Kälberer und um 20 Uhr„Der Räuber Kneißl“ von ChristianSchönfelder, Regie Louis Villinger.Der Eintritt ist frei.

Bewerben können sich Städte,Märkte und Gemeinden im Regie-rungsbezirk Niederbayern.

Bewerbungen sind möglich biseinschließlich 30. Oktober beim mitder Tourneeorganisation beauftrag-ten KulturBüro Maria Bruckbauer,Landshut: per Mail ([email protected]), per Fax (0871 89172)oder per Brief (Kulturbüro MariaBruckbauer, Niedermayerstr. 12,84028 Landshut).

■ Tipps und Termine

PETER NEHER (60), Präsident desDeutschen Caritasverbands, istwiedergewählt worden. Die Cari-tas-Delegierten-versammlungbestätigte ihnam Dienstag-abend in Re-gensburg mitgroßer Mehrheitfür eine dritteWahlperiode imAmt. Der gebür-tige Allgäuerwar der einzige Kandidat für denPosten. Neher wird damit auch dienächsten sechs Jahre an der Spitzedes Wohlfahrtsverbands stehen. Ne-her appellierte an die Bischöfe, dieBundesebene der Caritas finanziellbesser auszustatten.

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