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Meer vor der Tür Die Küste des Mittelmeeres hat zwei wichtige Funktionen: Sie dient Millionen von Menschen zur Erholung, und sie hat eine enorme wirtschaftliche Bedeutung. Da bleibt die Rücksichtnahme auf die Über die Unwetter-Gefahren an der Küste und den Handlungsbedarf Natur auf der Strecke. Wenn Un- wetter hereinbrechen wie in diesem Winter, sind die Schäden groß. Weil die Küste zu dicht und zu nah am Meer besiedelt wurde. Das ist keine neue Erkenntnis, doch die nö- tigen Konsequenzen lassen auf sich warten, wie jetzt bei einer Tagung der Uni Alicante bemängelt wurde. Noch immer werden große Bau- projekte unmittelbar am Meeres- ufer geplant. Reportage, Seite 18 In Almería tötet ein 29-jähri- ger Rumäne seine 24-jährige Ex-Freundin und erhängt sich daraufhin in einem Ge- wächshaus. Die junge Frau ist bereits das zweite To- desopfer häuslicher Gewalt in diesem Jahr in der Pro- vinz Almería. In Águilas entkommt eine Britin schwer verletzt den brutalen Schlägen ihres ehemaligen Partners. Lokales, Seite 7 Die Guardia Civil hat in Murcia eine kriminelle Ban- de ausgehoben, die sich auf das Plündern von Ausgra- bungsstätten in der Region spezialisiert hatte. Die Ver- dächtigen sollen 3.000 Mün- zen und 20.000 Fundstücke gestohlen haben, darunter Schmuck und Amphoren. Die archäologischen Reste wurden im Internet verkauft. Regionales, Seite 15 Zwei Opfer häuslicher Gewalt Plünderer gefasst Aus dem Inhalt Der Rennstall der italienischen Marke hat einen Themenpark bei Tarragona eröffnet Seite 20 Artischocken-Ernte fällt nach schweren Unwettern im Dezember doch akzeptabel aus Seite, 15 Deutsche Drachen in Santa Pola: Wie Peter Maternus am Strand fürs Drachenfestival trainiert Seite 10 Während der Sommermonate sind Andalusiens Strände für Vierbeiner tabu Seite 7 Voll im Wind Hunde verbannt Im Ferrari-Land Regen überstanden Den Jakobsweg kennt jeder. Noch unbekannt ist dagegen der Levante-Pilgerweg nach Caravaca de la Cruz, auf dem es viel zu entdecken gibt – zum Beispiel das Dorf Cehegín. Lokales, Seite 4 Entspannt pilgern Foto: Manuel Meyer, dpa ETA übergibt Waffenarsenale Die baskische Untergrundorgani- sation ETA hat unter internationa- ler Aufsicht die letzten ihrer noch verbliebenen Waffenarsenale den Behörden übergeben. „ETA ist entwaffnet“, wurde offiziell mitge- teilt. Jetzt warten alle auf den letz- ten Schritt: die Selbstauflösung. Thema der Woche, Seite 16 13. April 2017 | Nr. 654 | 11. Jahrgang | www.costacalidanachrichten.com | 1,90 € mit Ausflugstipp Service Fabelhafte Vögel Die Lagune Fuente de Piedra ist zweitgrößter Flamingo-Nistplatz Europas Alternativ zum Hotel Immer mehr Urlauber quartieren sich über Portale wie Airbnb in Privatunterkünften ein Hommage an Poeten 130 Künstler haben in Alicante das Werk des Dichters Miguel Hernández interpretiert Kultur Nacktbaden verboten Jahrzehntelang war der Natur- strand La Llana in San Pedro del Pinatar am Mar Menor traditionel- ler Treffpunkt von Anhängern der Freikörperkultur. Nun hat das Rat- haus beschlossen, das Nacktbaden zu verbieten. Die Bucht werde durch den Sandverlust immer klei- ner und biete nicht genügend Platz für Familien und Nudisten, hieß es. Die Opposition findet das Verbot hinterwäldlerisch und unsinnig. Lokales, Seite 6

Foto: Manuel Meyer, dpa Meer vor der Tür€¦ · tentum. Tatsache ist: Die Nach-richt über die Heilige Reliquie ver-breitete sich in Windeseile. Schon wenige Jahre später besetzten

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Page 1: Foto: Manuel Meyer, dpa Meer vor der Tür€¦ · tentum. Tatsache ist: Die Nach-richt über die Heilige Reliquie ver-breitete sich in Windeseile. Schon wenige Jahre später besetzten

Meer vor der TürDie Küste des Mittelmeeres hatzwei wichtige Funktionen: Siedient Millionen von Menschen zurErholung, und sie hat eine enormewirtschaftliche Bedeutung. Dableibt die Rücksichtnahme auf die

Über die Unwetter-Gefahren an der Küste und den HandlungsbedarfNatur auf der Strecke. Wenn Un-wetter hereinbrechen wie in diesemWinter, sind die Schäden groß.Weil die Küste zu dicht und zu naham Meer besiedelt wurde. Das istkeine neue Erkenntnis, doch die nö-

tigen Konsequenzen lassen auf sichwarten, wie jetzt bei einer Tagungder Uni Alicante bemängelt wurde.Noch immer werden große Bau-projekte unmittelbar am Meeres-ufer geplant. Reportage, Seite 18

In Almería tötet ein 29-jähri-ger Rumäne seine 24-jährigeEx-Freundin und erhängtsich daraufhin in einem Ge-wächshaus. Die junge Frauist bereits das zweite To-desopfer häuslicher Gewaltin diesem Jahr in der Pro-vinz Almería. In Águilasentkommt eine Britinschwer verletzt den brutalenSchlägen ihres ehemaligenPartners. Lokales, Seite 7

Die Guardia Civil hat inMurcia eine kriminelle Ban-de ausgehoben, die sich aufdas Plündern von Ausgra-bungsstätten in der Regionspezialisiert hatte. Die Ver-dächtigen sollen 3.000 Mün-zen und 20.000 Fundstückegestohlen haben, darunterSchmuck und Amphoren.Die archäologischen Restewurden im Internet verkauft.

Regionales, Seite 15

Zwei Opferhäuslicher Gewalt

Plünderer gefasst

Aus dem Inhalt

Der Rennstall der italienischenMarke hat einen Themenpark beiTarragona eröffnet Seite 20

Artischocken-Ernte fällt nachschweren Unwettern im Dezemberdoch akzeptabel aus Seite, 15

Deutsche Drachen in Santa Pola:Wie Peter Maternus am Strand fürsDrachenfestival trainiert Seite 10

Während der Sommermonate sind Andalusiens Strändefür Vierbeiner tabu Seite 7

Voll im Wind

Hunde verbannt

Im Ferrari-Land

Regen überstanden

Den Jakobsweg kennt jeder. Noch unbekannt ist dagegen der Levante-Pilgerweg nach Caravaca de la Cruz, auf dem es viel zuentdecken gibt – zum Beispiel das Dorf Cehegín. Lokales, Seite 4

Entspannt pilgern

Foto: Manuel Meyer, dpa

ETA übergibt Waffenarsenale

Die baskische Untergrundorgani-sation ETA hat unter internationa-ler Aufsicht die letzten ihrer nochverbliebenen Waffenarsenale denBehörden übergeben. „ETA istentwaffnet“, wurde offiziell mitge-teilt. Jetzt warten alle auf den letz-ten Schritt: die Selbstauflösung.

Thema der Woche, Seite 16

13. April 2017 | Nr. 654 | 11. Jahrgang | www.costacalidanachrichten.com | 1,90 € mit

AusflugstippService

Fabelhafte VögelDie Lagune Fuente dePiedra ist zweitgrößterFlamingo-NistplatzEuropas

Alternativ zum HotelImmer mehr Urlauberquartieren sich überPortale wie Airbnb inPrivatunterkünften ein

Hommage an Poeten130 Künstler haben in Alicante das Werk des Dichters MiguelHernández interpretiert

Kultur

Nacktbaden verbotenJahrzehntelang war der Natur-strand La Llana in San Pedro delPinatar am Mar Menor traditionel-ler Treffpunkt von Anhängern derFreikörperkultur. Nun hat das Rat-haus beschlossen, das Nacktbadenzu verbieten. Die Bucht werdedurch den Sandverlust immer klei-ner und biete nicht genügend Platzfür Familien und Nudisten, hieß es.Die Opposition findet das Verbothinterwäldlerisch und unsinnig.

Lokales, Seite 6

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Lokales4 Lokales Costa Cálida Nachrichten I Nr. 654, 13. April 2017

Newcomer unter den Wallfahrtsorten – Pilgerort im Hinterland Murcias feiert das Heilige Jahr

Den spanischen Jakobsweg kenntjeder. Und der hat wieder einmaleinen neuen Rekord verzeichnet:Im vergangenen Jahr wurden27.8041 Pilger gezählt. Bei über-füllten Herbergen, Wandern imEntenmarsch oder stundenlangemAnstehen vor dem Apostelgrab inSantiago de Compostela fallen spi-rituelle Erfahrungen allerdings im-mer schwerer.

Doch es gibt eine Alternativefür Pilger, die sich nach Ruhe seh-nen: Caravaca de la Cruz. Wer kei-ne Lust auf Massenpilgern hat,sollte unbedingt ins spanische Ca-ravaca reisen. Der unbekanntesteder fünf heiligen Wallfahrtsorteder Christenheit feiert 2017 sogarein Heiliges Jahr.

Die mittelalterliche Kleinstadtin der Region Murcia gehört nebenJerusalem, Santo Toribio de Liéba-na, Rom und Santiago de Compos-tela zu den einzigen fünf Pilgeror-ten der Welt, die ein Heiliges Jahrfeiern dürfen. Erst 1998 erhielt dieOrtschaft von Papst Johannes PaulII. das Privileg, ab 2003 alle siebenJahre ein solches Jahr auszurufen –und 2017 ist es wieder so weit.

Holzsplitter des Jesus-KreuzesUnd das kam so: „Obwohl Carava-ca unter den heiligen Stätten desChristentums noch eine ArtNewcomer ist, gehen die Ursprün-ge als Wallfahrtsort auf das 13.Jahrhundert zurück, als ein Holz-stück des Jesus-Kreuzes in dieStadt gelangte“, erklärt PriesterEmilio Andrés Sánchez Espin. Erist Rektor der Real Basílica de laVera Cruz, in der heute die Reli-quie aufbewahrt wird.

Eigentlich müsste man Reli-quien sagen. Der Holzsplitter, derin einem aus dem Orient stammen-den doppelarmigen Brustkreuzeingearbeitet war, wurde 1934 ge-stohlen und tauchte nie wieder auf.„Da die Verehrung des LignumCrucis, des wahren Christus-Kreu-zes, jedoch so tief in der Bevölke-rung verankert war, schickte unsPapst Pius XII. 1942 zwei kleineSplitter vom Jesus-Kreuz des Vati-kans“, erzählt Sánchez Espin.

Wie der erste Holzsplitter im13. Jahrhundert nach Caravacakam, ist nicht ganz klar. Eine irdi-sche Version besagt, der damalige

Manuel Meyer, dpaCaravaca de la Cruz

Caravaca löst Jakobsweg abBischof von Jerusalem habe dasKreuz 1231 nach Caravaca ge-bracht. Der religiösen Legendenach gelangte das Kreuz jedoch injenem Jahr durch ein Wunder aufdie maurische Festung, wo heutehoch über der Stadt die barockeBasilika thront.

Damals herrschte noch dermuslimische König Abu-Zeid imSüden Spaniens. Er forderte dengefangenen Priester Chirinos auf,ihm eine christliche Messe zu zei-gen. Ohne das Symbol des Heili-gen Kreuzes könne er dies nichtmachen, entgegnete Chirinos demmaurischen Herrscher. In diesemMoment sollen zwei Engel vomHimmel herabgestiegen sein, umihm das Lignum Crucis zu geben.Von der wunderbaren Erscheinungüberwältigt, ließ sich Abu-Zeidtaufen und konvertierte zum Chris-tentum. Tatsache ist: Die Nach-richt über die Heilige Reliquie ver-breitete sich in Windeseile. Schonwenige Jahre später besetzten dieTempelritter Caravaca, um dasKreuz vor den muslimischen Fein-den zu schützen.

Die Erzählungen, wie mit demKreuz Kranke geheilt sowie Dür-ren und Heuschreckenplagen be-kämpft wurden, zogen nicht nurPilgermassen an. Zahlreiche christ-liche Orden gründeten im 16. und17. Jahrhundert Klöster in Carava-ca. So beeindruckt die mittelalterli-che Altstadt heute noch mit einemprachtvollen Kirchenensemble.Besonders die RenaissancekircheEl Salvador sticht heraus. Darinwird auch eine weitere Reliquieaufbewahrt: ein Blutstropfen desheiliggesprochenen Papst JohannesPaul II.

„Das Kreuz von Caravaca istauf der ganzen Welt bekannt, vorallem in Südamerika“, sagt GloriaGómez Sánchez, Stadträtin fürTourismus. „Doch kaum jemandweiß, wo Caravaca liegt.“ Daswerde sich mit den Heiligen Jahrennun hoffentlich ändern. Zum Heili-gen Jahr 2017 will man die Besu-cher mit Konzerten, Ausstellun-gen, Theater und gastronomischenVolksfesten anlocken. Die meistenBei Pilgern begehrt: Das Reliquien-Kreuz von Caravaca de la Cruz. Fotos: Manuel Meyer/dpa

Das Kreuz von Caravacaist weltberühmt,

doch kaum jemandkennt den Ort

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Touristen kommen im Mai, umdas über 600 Jahre alte Weinpfer-de-Fest sowie das Mauren-und-Christen-Fest zu sehen, bei demdie alten Religionsschlachtennachgespielt werden. Doch nurwenige tausend echte Pilger verir-ren sich jährlich nach Caravaca.Massenaufläufe wie in Santiago deCompostela sind hier selbst imHeiligen Jahr nicht zu erwarten.Priester Sánchez Espin holt zu denPilgermessen sogar die Reliquieaus dem Schrein, damit jederGläubige sie küssen kann, so ge-ring ist der Andrang noch.

Neun PilgerroutenEs spricht sich aber immer mehrherum, dass Papst Johannes PaulII. Caravaca sogar ein HeiligesJahr „in perpetuum“ bewilligt hat.Das heißt: Man erhält auch außer-halb des Heiligen Jahres einenvollständigen Sündenerlass, wennman mit mindestens zwei weiterenPersonen zur Reliquie pilgert.„Dieses Privileg genießt sonst nurnoch Jerusalem und ist vor allemein Anreiz für viele ältere oderkranke Menschen, die nicht siebenJahre warten wollen, um einenSündenerlass zu erhalten“, erklärtPilar Valdés Arroyo, die Verant-wortliche für religiösen Tourismusin der Region Murcia.

Um Caravaca als Pilgerort at-traktiver zu machen, sollen in denkommenden Jahren bis zu neunverschiedene Pilgerrouten in der

Region Murcia wieder gekenn-zeichnet werden. Sie gerieten inden vergangenen Jahrhunderten inVergessenheit – auch der 900 Ki-lometer lange Camino de la Vera

Cruz, der Weg zum WahrenKreuz, der in Nordspanien beiRoncesvalles vom Jakobsweg ab-zweigt und bis tief in den Südennach Caravaca führt.

Es handelt sich um Pilgerwegewie den bereits eingerichteten Ca-mino del Levante, der über 120Kilometer von Orihuela nach Ca-ravaca verläuft. Der Weg führtdurch wunderschöne mediterraneLandschaften mit Pinienwäldern,Weinfeldern und vorbei an se-henswerten Ortschaften wie Cehe-gín, dem zweifellos schönstenDorf der gesamten Region. Diemalerische Altstadt ist gespicktmit kleinen Palästen, Kirchen,maurischen Stadttoren und altenAdelshäusern.

Obligatorischer Stopp: MulaEin obligatorischer Stopp für allePilger und Reliquien-Touristen istMula. Im Kloster de la Encarnaci-ón hüten die Ordensschwestern ne-ben einem Splitter des Jesus-Kreu-zes, einer Kordel, mit der Christusans Kreuz gebunden wurde, undeinem Stein vom Kreuzigungsortsogar einen Dorn von Jesus’ Dor-nenkrone.

Bis vor kurzem zeigten die Or-densschwestern ihren heiligenSchatz nur ein einziges Mal imJahr. Doch mit dem Heiligen Jahrkonnte man die Nonnen überzeu-gen, die Reliquien permanent fürdie Caravaca-Pilger auszustellen.Wer weiß – vielleicht darf sich jaauch Mula schon bald in die Listeder Heiligen Stätten einreihen.

Priester Emilio Andrés Sánchez Espin während der Pilgermesse: Pilger dürfen das Reliquienkreuz sogar küssen.

Infos über Unterkünfte, Veranstaltungen zum Heiligen Jahr undPilgerrouten erhalten Urlauber bei den Fremdenverkehrsämternder Region Murcia (www.murciaturistica.es/de) und Caravacade la Cruz, Calle de las Monjas 17, � 968 702 424, www.turismocaravaca.org.

Ein Museum für Caravacas berühmtes Weinpferde-Fest.

Lokales 5Nr. 654, 13. April 2017 I Costa Cálida Nachrichten