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PRESSEINFORMATION VOM DASEIN UND SOSEIN. SKULPTUR, OBJEKT & BÜHNE 24. Januar - 13. April 2014 Pressevorbesichtigung: Donnerstag, 23. Januar 2014, 11 Uhr Eröffnung: Donnerstag, 23. Januar 2014, 20 Uhr Die Ausstellung „Vom Dasein und Sosein. Skulptur, Objekt & Bühne“ zeigt Werke von neun zeitgenössischen Künstlern aus Deutschland, Belgien, Schweden, der Schweiz und den USA, die sich auf unterschiedliche Weise mit plastischer Bildhauerei und Skulptur beschäftigen. Die Künstler kombinieren bekannte Verfahren wie Objet trouvé, Readymade und Rauminszenierung. Sie bearbeiten und arrangieren Dinge, Objekte und Materialien, um deren ästhetischen und erzählerischen Eigenschaften zu verstärken oder aufzulösen. Dabei ist jedes verwendete Element Bedeutungsträger und interessiert deshalb sowohl in seiner spezifischen Form als auch in seinem Formpotential. Einige der gezeigten Arbeiten sind speziell für die Ausstellung produziert worden. In den Kultur- und Sozialwissenschaften wurde in den vergangenen Jahren ein „material turn“ proklamiert. Mit der voranschreitenden Digitalisierung des Alltags rücken die materiellen Aspekte von Wissensgenerierung und sozialen Praktiken in den Vordergrund, ebenso wie die von Kommunikationsprozessen und ästhetischen Produktionen. Diese Neubewertung der Materialität der Dinge hält auch Einzug in der Bildhauerei: Künstler verbinden ungewöhnliche Elemente in neuen Formsprachen. Im Unterschied zu Malerei, Zeichnung, Fotografie und Video betonen Skulptur, Plastik und Objekt bis heute am deutlichsten die körperliche Wahrnehmung. Sie ermöglichen die konkrete Auseinandersetzung mit Material und Form und bilden so den Gegenpol zur Immaterialität der digitalen Medien. Als Gegenüber im Raum behaupten sie ganz unmittelbar ihr Dasein und Sosein. Zwischen den ehemals klarer getrennten Polen der körperbildenden Sockelwerke und der situativen Rauminstallationen sind heute viele spannende Übergangsformen entstanden: Zeitgenössische Entwürfe zwischen ‚Skulptur’, ‚Objekt’ und ‚Bühne’, die den funktionalen Blick auf die materiellen Dinge auf neue Weise herausfordern. Manche Werke dieser Ausstellung werden dem Betrachter in hohem Maße als physischer Widerpart oder als wesenhaftes Gegenüber erscheinen. Andere Werke bestehen aus Elementen, deren frühere Zweckbestimmung noch erkennbar ist, während zugleich das renitente Sosein des Objekts betont wird. Eine dritte Gruppe von Werken sind begehbare, räumliche Arrangements, die Potentiale aufrufen: Sie bestehen aus Variablen einer temporären Situation, in der es um Verhältnisse untereinander geht – und der Betrachter ist ein Bestandteil davon. Alle Werke der Ausstellung zeichnen sich durch ihre Unmittelbarkeit aus: Als technische oder organische Gebilde haben sie Charakter, Ausdruck und große Präsenz und verweisen dabei auf nichts anderes als sich selbst. Die Objekte und Arrangements von Michael E. Smith bringen Alltags- und Gebrauchsgegenstände (wie etwa Kleidungsstücke und Verpackungen) durch Pressen oder Fixieren in eine enge Verbindung mit Dingen aus der Natur (zum Beispiel Federn und Muscheln). Die formale Ähnlichkeit von einem

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PRESSEINFORMATION

VOM DASEIN UND SOSEIN. SKULPTUR, OBJEKT & BÜHNE 24. Januar - 13. April 2014 Pressevorbesichtigung: Donnerstag, 23. Januar 2014, 11 Uhr Eröffnung: Donnerstag, 23. Januar 2014, 20 Uhr

Die Ausstellung „Vom Dasein und Sosein. Skulptur, Objekt & Bühne“ zeigt Werke von neun zeitgenössischen Künstlern aus Deutschland, Belgien, Schweden, der Schweiz und den USA, die sich auf unterschiedliche Weise mit plastischer Bildhauerei und Skulptur beschäftigen. Die Künstler kombinieren bekannte Verfahren wie Objet trouvé, Readymade und Rauminszenierung. Sie bearbeiten und arrangieren Dinge, Objekte und Materialien, um deren ästhetischen und erzählerischen Eigenschaften zu verstärken oder aufzulösen. Dabei ist jedes verwendete Element Bedeutungsträger und interessiert deshalb sowohl in seiner spezifischen Form als auch in seinem Formpotential. Einige der gezeigten Arbeiten sind speziell für die Ausstellung produziert worden.

In den Kultur- und Sozialwissenschaften wurde in den vergangenen Jahren ein „material turn“ proklamiert. Mit der voranschreitenden Digitalisierung des Alltags rücken die materiellen Aspekte von Wissensgenerierung und sozialen Praktiken in den Vordergrund, ebenso wie die von Kommunikationsprozessen und ästhetischen Produktionen. Diese Neubewertung der Materialität der Dinge hält auch Einzug in der Bildhauerei: Künstler verbinden ungewöhnliche Elemente in neuen Formsprachen. Im Unterschied zu Malerei, Zeichnung, Fotografie und Video betonen Skulptur, Plastik und Objekt bis heute am deutlichsten die körperliche Wahrnehmung. Sie ermöglichen die konkrete Auseinandersetzung mit Material und Form und bilden so den Gegenpol zur Immaterialität der digitalen Medien. Als Gegenüber im Raum behaupten sie ganz unmittelbar ihr Dasein und Sosein.

Zwischen den ehemals klarer getrennten Polen der körperbildenden Sockelwerke und der situativen Rauminstallationen sind heute viele spannende Übergangsformen entstanden: Zeitgenössische Entwürfe zwischen ‚Skulptur’, ‚Objekt’ und ‚Bühne’, die den funktionalen Blick auf die materiellen Dinge auf neue Weise herausfordern. Manche Werke dieser Ausstellung werden dem Betrachter in hohem Maße als physischer Widerpart oder als wesenhaftes Gegenüber erscheinen. Andere Werke bestehen aus Elementen, deren frühere Zweckbestimmung noch erkennbar ist, während zugleich das renitente Sosein des Objekts betont wird. Eine dritte Gruppe von Werken sind begehbare, räumliche Arrangements, die Potentiale aufrufen: Sie bestehen aus Variablen einer temporären Situation, in der es um Verhältnisse untereinander geht – und der Betrachter ist ein Bestandteil davon. Alle Werke der Ausstellung zeichnen sich durch ihre Unmittelbarkeit aus: Als technische oder organische Gebilde haben sie Charakter, Ausdruck und große Präsenz und verweisen dabei auf nichts anderes als sich selbst.

Die Objekte und Arrangements von Michael E. Smith bringen Alltags- und Gebrauchsgegenstände (wie etwa Kleidungsstücke und Verpackungen) durch Pressen oder Fixieren in eine enge Verbindung mit Dingen aus der Natur (zum Beispiel Federn und Muscheln). Die formale Ähnlichkeit von einem

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zerknautschten Hut und einer Venusmuschel wird so zu einer überraschenden Konstellationen und eröffnet große Assoziationsräume. Mit solch erzwungenen Nachbarschaften schafft Smith interessante Relationen, die sich zugleich anziehen und abstoßen und durch ihre unkonventionelle Präsentation – in Nischen und Ecken gelegt, zwischen Heizungen oder Lampen eingeklemmt oder unverhofft von der Decke gehängt – vom Ausstellungsraum Besitz ergreifen.

Sofia Hultén verfolgt eine andere Herangehensweise, wenn sie Objekte in aufwendigen, handwerklichen Prozessen in ihre Einzelteile zerlegt und dann in ähnlicher Form wieder zusammenbaut. Ihre Arbeit „Megaconglomerates“ (2012) besteht aus gefundenen Bauschutt-Klumpen, die sie pulverisiert und danach mittels einer vorher abgenommenen Gussform wieder in ihre Form gebracht hat. Mit diesen Objekten untersucht Hultén die der Materie inhärente Kraft und verdeutlicht, dass die Dinge, mit denen Menschen umgehen, auf genau diesen Umgang einwirken. Und in ihrer materiellen Gestalt und Ästhetik scheinen sie auch vorzugeben, was mit ihnen getan werden kann und was nicht.

Mit ihren bühnenhaften Installationen lotet Andrea Winkler die spezifischen Möglichkeiten von Ausstellungsräumen aus. Sie verteilt oft konische, an Zirkuspodeste erinnernde Bauten, Absperrpfosten und Leitsysteme über eine Fläche, gliedert und gestaltet damit die Räume. Es bleibt aber dem Besucher überlassen, ob er der so gesetzten Wegführung folgt, oder sie durchbricht.

Die Skulpturen von Sandra Havlicek thematisieren die potentielle Flexibilität und Beweglichkeit von statischen Objekten: Durch Faltungen und Falzungen, durch Farbaufträge und spezielle Muster werden die von ihr erschaffenen Skulpturen dynamisiert. Die formal oft an Koffer, Transportkisten oder Paravents erinnernden Objekte scheinen jeweils weitere Räume innerhalb des Ausstellungsortes definieren zu wollen.

Beteiligte Künstler: Maria Anisimowa (DE/RU), Peter Buggenhout (BE), Sandra Havlicek (DE), Sofia Hultén (SE), Sabine Kuehnle (DE), Thomas Moecker (DE), Simon Rübesamen (DE), Michael E. Smith (USA), Andrea Winkler (CH)

Kuratoren: Lilian Engelmann, Holger Kube Ventura

VOM DASEIN UND SOSEIN. SKULPTUR, OBJEKT & BÜHNE wird gefördert durch die Stiftung Kunstfonds Bonn und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

ORT: Frankfurter Kunstverein, Steinernes Haus am Römerberg, Markt 44, 60311 Frankfurt am Main INFORMATIONEN: Tel. +49 (0) 69.219314-0, [email protected], www.fkv.de ÖFFNUNGSZEITEN: Di, Do und Fr: 11 – 19 Uhr, Mi: 11 – 21 Uhr, Sa und So: 10 – 19 Uhr, Mo geschlossen EINTRITT: 6 € (ermäßigt: 4 €)

PRESSEKONTAKT: Julia Wittwer (Leitung PR) Frankfurter Kunstverein, Steinernes Haus am Römerberg, Markt 44, 60311 Frankfurt am Main Tel.: +49.69.219314-30 /-40, Fax: +49.69.219314-11 E-Mail: [email protected], www.fkv.de

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