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Application Note 12/17 Frequenzbewertung
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Frequenzbewertung von Luftschallsignalen
Das menschliche Ohr empfindet Tne mit gleichem Schalldruck aber unterschiedlichen Tonhhen
unterschiedlich laut. Dieser frequenzabhngige Empfindlichkeitsverlauf des menschlichen Ohrs kann
durch Bewertungsfilter nachgebildet werden. Fr Luftschallsignale wurden vier verschiedene
Bewertungskurven entwickelt: A-, B-, C- und D-Bewertung (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Frequenzbewertungskurven
Die Kurvenverlufe dieser Bewertungsfilter sollen die Kurven gleicher Lautstrkepegel (aus ISO 226) in
invertierter Form abbilden. Da der Verlauf der Kurven gleicher Lautstrkepegel vom Schalldruckpegel
abhngig ist, wurden fr unterschiedliche Schalldruckpegel unterschiedliche Bewertungskurven
definiert. Die A-Bewertungskurve entspricht dem Verlauf der Kurve gleicher Lautstrkepegel bei ca. 20-
40 phon, die B-Bewertungskurve der bei 50-70 phon und die C-Bewertungskurve der bei 80-90 phon.
Die D-Bewertung entspricht den Kurven gleicher Lautstrkepegel bei sehr hohen Schalldrcken. In der
Praxis sowie in Gesetzen und Verordnungen, z. B. zum Lrmschutz, wird fast ausschlielich die A-
Bewertungskurve verwendet. Obwohl sie ursprnglich nur fr leise Gerusche vorgesehen war, wird die
A-Bewertung inzwischen auch fr lautere Gerusche verwendet. Bei hohen Schalldruckpegeln und zur
strkeren Bercksichtigung tieffrequenter Geruschanteile kommt auch die C-Bewertung zum Einsatz.
Die B- und D-Bewertung werden in der Regel nicht mehr verwendet und werden hier nur zur
Vollstndigkeit aufgefhrt. Eine bewertete Pegelanalyse, z. B. unter Verwendung des A-Filters, zeigt als
Ergebnis dann den A-bewerteten Schalldruckpegel. In Diagrammen wird die Anwendung eines
bewertenden Filters auch durch einen entsprechenden Anhang an die physikalische Gre des Schall-
druckpegels gekennzeichnet, z. B. L(A) in dB(SPL).
In der vorliegenden Application Note finden Sie Hinweise fr die Durchfhrung einer Frequenz-
bewertung in der ArtemiS SUITE1 unter Verwendung eines Pool-Projekts. Grundstzlich gelten die
Beschreibungen auch fr andere Projekte der ArtemiS SUITE, z. B. fr das Automatisierungs-Projekt.
Bewertungskurven im Pool-Projekt verwenden 2 Besondere Anwendungsflle 3 Exkurs: Fensterfunktionen bei der FFT-Analyse 3 Anwendung der A-Bewertung 4 Zusammenfassung 5 Hinweise 5
1 Die Beschreibungen in dieser Application Note beziehen sich auf die ArtemiS SUITE 9.1. Die allgemeine Vorgehensweise ist
auch fr andere Versionen gltig. Allerdings knnen sich nderungen im Funktionsumfang und in der Benutzeroberflche ergeben.
HEAD acoustics Application Note Frequenzbewertung
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Bewertungskurven im Pool-Projekt verwenden
Eine Frequenzbewertung kann in einem Pool-Projekt an verschiedenen Punkten der Signal-
verarbeitung durchgefhrt werden.
Die Frequenzbewertung kann im Filter-Pool vor einer Analyse oder auch im Analyse-Pool im
Zusammenhang mit einer Analyse angewendet werden (verfgbar z. B. bei der 1/n-Oktavanalyse, bei
der FFT-Analyse oder bei der Pegelanalyse). Im Filter-Pool wird die Bewertung im Zeitbereich
durchgefhrt. Im Analyse-Pool bei FFT-basierten Analysen wird die Frequenzbewertung im Frequenz-
bereich durchgefhrt, whrend die Bewertung fr nicht FFT-basierte Analysen wie im Filter-Pool im
Zeitbereich durchgefhrt wird.
Mit dem Element Frequenzbewertung (engl. Frequency Weighting) im Filter-Pool werden alle oder
ausgewhlte Kanle eines Signals vor der Analyse gefiltert. Der Vorteil bei der Verwendung dieses
Elements ist, dass die Frequenzbewertung kanalweise erfolgen kann. Das heit, bei einer
mehrkanaligen Datei knnen alle Luftschall-Kanle mit einer A-Bewertung gewichtet werden, whrend
alle anderen Kanle, wie Beschleunigung und Drehzahl, unbewertet bleiben. So werden nur die Kanle,
fr die eine A-Bewertung auch tatschlich sinnvoll ist, einer Frequenzbewertung unterzogen. In
Abbildung 2 ist das Eigenschaften-Fenster der Frequenzbewertung dargestellt. Nach der
Frequenzbewertung im Filter-Pool kann dann die gewnschte Analyse im Analyse-Pool ausgewhlt
werden.
Abbildung 2: Eigenschaften-Fenster der Frequenzbewertung im Filter-Pool
Die andere Mglichkeit, eine A-Bewertung durchzufhren, besteht wie oben beschrieben direkt im
Eigenschaften-Fenster vieler Analysen. In Abbildung 3 ist das Eigenschaften-Fenster der gemittelten
FFT-Analyse dargestellt. Im Feld Frequenzbewertung (engl. Spectral Weighting) kann z. B. die A-
Bewertung ausgewhlt werden.
Abbildung 3: Eigenschaften-Fenster der gemittelten FFT-Analyse
HEAD acoustics Application Note Frequenzbewertung
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Die Frequenzbewertung im Filter-Pool wird also im Zeitbereich durchgefhrt und die A-Bewertung der
FFT-Analyse wird im Frequenzbereich nach der eigentlichen Fourier-Transformation einfach addiert2.
Normalerweise fhrt dieser Unterschied nur zu minimalen Abweichungen im Ergebnis.
In Abbildung 4 ist das Ergebnis einer FFT-Analyse dargestellt, die unter Verwendung einer Hanning-
Fensterfunktion berechnet wurde. Das Diagramm, enthlt zwei Kurven: Fr die blaue Kurve wurde die
A-Bewertung im Filter-Pool durchgefhrt, d. h. vor der Analyse im Zeitbereich, und fr die hellblaue
Kurve wurde die A-Bewertung nach der Fourier-Transformation aufaddiert. Der Unterschied zwischen
den beiden Kurven ist gering und ist nur im tieffrequenten Bereich zu erkennen.
Abbildung 4: Gemittelte FFT-Analyse (Hanning-Fenster) mit A-Bewertung vor (blaue Kurve) und nach der Analyse (hellblaue Kurve)
Besondere Anwendungsflle
Exkurs: Fensterfunktionen bei der FFT-Analyse Fr die Fourier-Transformation muss das Signal zeitlich zerlegt (gefenstert) werden, dazu wird das
ursprngliche Signal in mehrere Blcke mit N Abtastwerten aufgeteilt. Bei der Analyse der Signal-Blcke
wird eine periodische Fortsetzung des Zeitsignals impliziert. Dies kann an den Rndern des
Signalausschnitts zu Unstetigkeitsstellen fhren, wenn innerhalb eines solchen Blocks kein
ganzzahliges Vielfaches einer Periode enthalten ist. Diese Unstetigkeitsstellen erzeugen im Spektrum
Frequenzen, die im Originalsignal nicht vorhanden sind. Das Ausflieen der Signalenergie zu
benachbarten Frequenzen der Originalfrequenz wird als Leakage-Effekt bezeichnet. Durch geeignete
Fensterung mit Fensterfunktionen, die zum Rand hin gegen Null gehen, kann dieser Effekt reduziert
werden. Da die Wahl der Fensterfunktion Auswirkungen auf das Ergebnis der Analyse hat, muss auch
die Fensterfunktion passend zur Anwendung ausgewhlt werden. Fr viele Anwendungen eignet sich
das Hanning-Fenster, weil es den Leakage-Effekt sehr gut reduziert. Andere Fensterfunktionen sind fr
spezielle Anwendungen optimiert. Zum Beispiel besitzt das Kaiser-Bessel-Fenster eine sehr gute
Frequenzauflsung und sollte verwendet werden, um tonale Komponenten mit sehr unterschiedlichen
Pegeln voneinander zu separieren.
Bei der Verwendung des Rechteck-Fensters wird das Signal nur in kleinere Abschnitte unterteilt, aber
nicht ein- und ausgeblendet. Bei einem Signal, in dessen Spektrum einzelne Frequenzbereiche einen
vergleichsweise hohen Pegel aufweisen, fhrt die Verwendung eines Rechteck-Fensters zu einer
Verflschung des Analyseergebnisses. In Abbildung 5 ist das Ergebnis einer FFT-Analyse eines Signals
mit hohem tieffrequenten Signalanteil abgebildet. Die rote Kurve zeigt das Ergebnis der FFT-Analyse
2 Dies gilt nur fr die Frequenzbewertung aller FFT-basierten Analysen, also z. B. nicht fr die zeitabhngige Pegel-Analyse
Pegel ber Zeit.
A-weighting after analysis
A-weighting before analysis
HEAD acoustics Application Note Frequenzbewertung
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mit einem Rechteck-Fenster. Die grne Kurve zeigt die FFT-Analyse desselben Signals, allerdings
wurde zur Reduzierung des Leakage-Effekts ein Hanning-Fenster verwendet. Das Gerusch ist
dasselbe, das bereits in Abbildung 4 untersucht wurde. Fr die FFT-Analyse in Abbildung 5 wurde
jedoch noch keine Frequenzbewertung verwendet.
Es ist sehr gut zu erkennen, dass der hohe tieffrequente Anteil des Signals bei Berechnung der FFT mit
einem Rechteck-Fenster auch die hheren Frequenzen dominiert und das darunter liegende Spektrum
verdeckt. Bei der Verwendung des Hanning-Fensters wird dieser Effekt deutlich reduziert.
Abbildung 5: Gemittelte FFT-Analyse mit Rechteck- (orange) und Hanning-Fensterung (grn)
Fr Signale, die ein Spektrum mit einzelnen herausragenden Frequenzbereichen besitzen, ist die
Verwendung eines Rechteck-Fensters nicht geeignet. Generell ist die Verwendung der Rechteck-
Fensterung nur in speziellen Anwendungsfllen zu empfehlen (z. B. bei der Analyse von Pseudo-
Rauschen). Allerdings kann, beispielsweise um die Vergleichbarkeit mit anderen Analyse-ergebnissen
zu gewhrleisten, die Verwendung des Rechteck-Fensters ntig sein.
Anwendung der A-Bewertung Anhand des gezeigten Beispiels in Zusammenhang mit der Rechteck-Fensterung kann der Unterschied
zwischen der A-Bewertung im Zeitbereich und der A-Bewertung im Frequenzbereich sehr gut
verdeutlicht werden. Denn wenn fr die Berechnung der FFT-Analyse keine Fensterfunktion verwendet
wird, sondern nur ein Rechteck-Fenster, sind die Unterschiede zwischen den Ergebnissen bei diesem
Beispiel sehr viel deutlicher. In Abbildung 6 sind