18
Nr. 252 · Juni 2010 Inhalt 2: Aktuelles 3: Fanzines 4: Deutscher SF-Preis des SFCD 5: Historisches 6: Fantasy: „Trolliges“ in drei Teilen 9: Perry Rhodan 10: Filmsplitter 13: Film 15: Fernsehen 16: Comic 18: Cons, Impressum, Meldungen Nr. Redaktionsschluß Redakteur 253: 15. Juni Funke 254: 15. Juli Breitsameter 255: 15. August Dressler 256: 15. September Funke 257: 15. Oktober Kempf 258: 15. November Breitsameter 259: 15. Dezember Müller Material für Ausgabe 253 an: Olaf Funke, Naupliastraße 7, 81547 München E-mail: [email protected] oder an die zuständigen Redakteure (Adressen siehe Impressum) schicken. Und wieder ist es Sommer. Die Jubilä- umsausgabe des Fandom Observers ist Ge- schichte und der „Schwarz-weiß-Alltag“ hat uns wieder. Wenn diese Ausgabe des FO bei den Abonnenten vorliegt, bzw. bei SF-Fan.de zum Download zur Verfügung steht, ist der ColoniaCon 19 (5. und 6. Juni 2010) wahr- scheinlich gelaufen. Einen eventuellen Con- Bericht findet ihr dann im FO 253. Elfen, Trolle, Orks und Zwerge – nicht nur in Tolkiens „Herr der Ringe“ finden sich diese Völker, auch deutsche Fantasy-Autoren wie Heitz, Hennen oder Hardebusch entdeckten sie als Themen. Und wie könnte es anders sein, sie präsentieren sie uns nicht als Ein- zel-Roman, nein, die Fortsetzungen liegen schon in der Schublade. Eine Trilogie muss es mindestens sein. Zum Glück für den Ob- server hat Gunnar Fischer die Fantasy-Trilogie „Die Trolle“ einer genaueren Betrachtung un- terzogen. Möglicherweise lesen wir in Zu- kunft noch öfter Beiträge von ihm. Günther Freunek Ohne ColoniaCon Freunek/FO253/Vorwort www.fandomobserver.de Kurz & belichtet Robert Musa über Serien im Mai siehe Seite 10 SFCD-Literaturpreis in 2010 Die Nominierungen siehe Seite 4 Vorn: Die Hohenzollernbrücke – im Hintergrund der Kölner Dom und der Hauptbahnhof.

Freunek/FO253/Vorwort Ohne ColoniaCon - sf-fan.de · nung für phantastische Literatur in Deutschland. Die Gewinner erhalten au-von @

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Nr. 252 · Juni 2010

Inhalt2: Aktuelles 3: Fanzines4: Deutscher SF-Preis des SFCD5: Historisches6: Fantasy: „Trolliges“ in drei Teilen9: Perry Rhodan 10: Filmsplitter

13: Film 15: Fernsehen16: Comic18: Cons, Impressum, Meldungen

Nr. Redaktionsschluß Redakteur

253: 15. Juni Funke254: 15. Juli Breitsameter255: 15. August Dressler256: 15. September Funke257: 15. Oktober Kempf258: 15. November Breitsameter259: 15. Dezember Müller

Material für Ausgabe 253 an:

Olaf Funke, Naupliastraße 7,81547 MünchenE-mail: [email protected]

oder an die zuständigen Redakteure (Adressen siehe Impressum) schicken.

Und wieder ist es Sommer. Die Jubilä-umsausgabe des Fandom Observers ist Ge-schichte und der „Schwarz-weiß-Alltag“ hatuns wieder. Wenn diese Ausgabe des FO beiden Abonnenten vorliegt, bzw. bei SF-Fan.dezum Download zur Verfügung steht, ist derColoniaCon 19 (5. und 6. Juni 2010) wahr-scheinlich gelaufen. Einen eventuellen Con-Bericht findet ihr dann im FO 253.

Elfen, Trolle, Orks und Zwerge – nicht nurin Tolkiens „Herr der Ringe“ finden sich dieseVölker, auch deutsche Fantasy-Autoren wieHeitz, Hennen oder Hardebusch entdecktensie als Themen. Und wie könnte es anderssein, sie präsentieren sie uns nicht als Ein-zel-Roman, nein, die Fortsetzungen liegenschon in der Schublade. Eine Trilogie musses mindestens sein. Zum Glück für den Ob-server hat Gunnar Fischer die Fantasy-Trilogie„Die Trolle“ einer genaueren Betrachtung un-terzogen. Möglicherweise lesen wir in Zu-kunft noch öfter Beiträge von ihm.

Günther Freunek

Ohne ColoniaCon

Freunek/FO253/Vorwort

www.fandomobserver.de

Kurz & belichtetRobert Musa über Serien im Maisiehe Seite 10

SFCD-Literaturpreisin 2010 Die Nominierungen siehe Seite 4

Vorn: Die Hohenzollernbrücke –im Hintergrund der Kölner Domund der Hauptbahnhof.

2 FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Aktuelles

SF-StammtischeLetzte Aktualisierung: 25.04.2010

Aschaffenburg SF-Stammtischjd. letzten Freitag i. M., 20 Uhr;„Zur Löwengrube“, Schneebergstraße 9Karl E. Aulbach, (0 60 92) 77 36;[email protected]

Bad Homburg SF-Stammtischjd. 1. Samstag i.M. ab 19 Uhr, Ristorante„Al Capone“, Homburger Strasse 17,Bad Homburg/Ober Erlenbach. Info:Mathias Kubens, (0 60 36) 98 02 [email protected]

Berlin, SF-Stammtisch (SFCB)jd. 4. Freitag i. M., 19 Uhr,„Zum Igel“, Sieglindestraße 10, BerlinFriedenau (Nähe U- und S-Bahnhof Bundes-platz), Markus Luther, (0 30) 7 92 27 55

Berlin, SFC Andymonjd. 2. Donnerstag im M., 18 Uhr 30,Kulturbund e.V., Ernststraße 14-16,12437 Berlin-TreptowRalf Neukirchen, Tel. (030) 2 75 27 21

Braunschweig, SF-Stammtischjd. 1. Montag i.M., 20 Uhr, „BiergartenTiger Pub“, Wilhelm-Bode-Str. 33;www.perrys-video-club.de

Darmstadt, SF-Treff Darmstadtjeden 1. Samstag i.M. ab 18 Uhr imClubraum der Gaststätte „Stadt Budapest“,Heimstättenweg 140, 64295 Darmstadt (Heimstättensiedlung). Info: Roger Murmann(0 60 71) 38 71 8, [email protected];www.sftd-online.de

Dortmund, SF-Stammtischjeden 2. Freitag i.M. ab 18 Uhr imClubraum der Gaststätte „Am Richterbusch“,Nortkirchenstraße 10, 44263 Dortmund-HördeInfo:[email protected]

Dresden PR-Stammtischalle 14 Tage, Haus der Volkssolidarität(nahe Dreikönigskirche neben derPizzeria), 18 Uhr. Uwe [email protected]

Düsseldorf, SF-Treffjeden 3. Samstag i.M. ab 16 Uhr in derGaststätte „Beim Franz“Gerresheimer Str. 19, 40211 Düsseldorfwww.sfokular.de

Giessen, SF-Stammtischjeden 1. Samstag im Monat ab 18.00Uhr, „Stadthaus“, Kongresshalle Giessenam Berliner Platz 2, 35390 Giessen. Info:Harald Latus, (06 41) 47 65 3 (Far Beyonde.V.)., studwww.uni-marburg.de/~Kapmeyeh/TDMR/TD-GI/TD-GIStart.htm

Graz, PR Stammtischjd. 2. Freitag i.M., 19 Uhr, „SchwarzerAdler“, Leonhardstr. 27, Gerry Haynaly,[email protected]; www.prsg.de.vu

Halle, ASFC-StammtischJeden 2. Freitag im Monat, 18.00 Uhr inder Gartengaststätte „Zur Sonne“, Halle(Südstadt); Kontakt: Thomas Hofmann,0345 77 640 72www.phantastische-ansichten.de

Iain Banks hat die Arbeiten an seinemneuen Science-Fiction-Roman beendet. DerRoman, der zum Kultur-Universum (z. B. »Be-denke Phlebas«) gehört, wird im Original»Surface Detail« (also »Oberflächendetail«)heißen und im Februar 2011 erscheinen.

Worum geht’s? Der Klappentextentwurfverspricht dies hier: Eine junge Frau wird er-mordet, aber Dank eines geheimnisvollenPakts erhält sie eine zweite Chance undschwört Rache an ihrem Mörder. Während-dessen scheint sich im »Heaven«, eine Art Cy-berleben nach dem Tod, ein Konflikt zusam-menzubrauen, der anscheinend nicht nur di-gital ausgetragen wird. Denn es tauchen Ge-rüchte über Fabriken auf, in denen riesigeKriegsschiffe gebaut werden – und die Totenaus der Cyberwelt scheinen dafür verant-wortlich zu sein. Und die Schlüsselfigur indiesem Kriegsspiel scheint ein Mann zu sein,der von einem Racheengel gejagt wird…!Klingt spannend, was?

Laut Iain Banks scheinen außerdem an-scheinend einige Produzenten an den Film-rechten zu »The Wasp Factory« interessiert zu

sein… Die Verhandlungen sind bereits amlaufen!

Quelle: SF-Fan.de / EasterCon

Surface Detail

Karl May war zu meiner Jugendzeitschlichtweg der Autor. Seine Phantasieund – wenn auch manchmal zugegebenetwas weitschweifige – Erzählfreude, derDetailreichtum seiner Geschichten, dieauch aus heutiger Sicht noch erstaunli-chen Sach- und Ortskenntnisse sowie dieidealisierte Moralität seines Schreibenslassen ihn zu einem wahren Volksschrift-steller werden. May hat sich in seinem Al-terswerk auch der phantastischen Literaturzugewandt. Seine zwei Bände „Ardistanund Dschinnistan“ können als wichtigerMeilenstein der Phantastik in Deutschlandgelten. Auch heute bemüht sich der KarlMay Verlag das Werk des „Maysters“ anden Zeitgeist anzupassen. Neben den be-währten Ausgaben erscheinen immer wie-der spezielle Auflagen und Zusammen-stellungen, die besonders die Jugend an-sprechen sollen und man hat vor einigerZeit auch das Hörspielgenre und seitetwas neuerer Zeit auch die moderneMP3-Version für sich entdeckt. Als MP3-Version ist u. a. der zweite Band des Orientzyklus erschienen: „Durchs wildeKurdistan“. Der erstmals ungekürzt alsHörbuch vorliegende Titel hat eine Lauf-zeit von circa 16 Stunden (!) und wird vonPeter Sodann, bekannt als Tatortkommis-sar im TV, gelesen. Die Auswahl von PeterSodann für die Lesungen von Mays Wer-ken war ein ausgesprochener Glücksgriff.

Zunächst ist man von der Stimme etwasirritiert, aber je mehr der „Fluss“ auf-kommt, desto fesselnder wirkt SodannsErzählweise. Der Sprecher kann sich her-vorragend in Mays Werk versetzen, dasser oftmals mit einem lakonisch klingendenBasisunterton vorträgt. Man wird davonförmlich in das Stück hineingezogen undfühlt sich fast, als wäre man bei den vie-len Abenteuern und Reisen im Orientselbst mit dabei. Wer sich die Zeit undnotwendige Ruhe für dieses Mammut-werk gönnen kann, ist damit sehr gut be-raten.

(2009, Bamberg, Karl May Verlag, 1MP3-CD, ca. 16 Stunden Laufzeit, ISBN978-3-7802-0702-9)

Karl E. Aulbach

„Durchs wilde Kurdistan“ auf MP3

3FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Fanzines

BWA 318/319 - SFCBW(http://home.arcor.de/michael.baumgartner/sfcbw/)Vertrieb und Kontakt:hmbaumgartner(at)yahoo(dot)deMichael Baumgartner, Ostring 4, 67105 SchifferstadtRedaktion: Uwe Lammers36/52 Seiten – A5 – 3+ (incl. Porto)

Auch hier ist man weiterhin munter beider Sache.

Die Vorstandswahlen sind wieder gelau-fen. Bis auf den neuen Kontakter Oliver Kochbleibt aber alles beim Alten. Wie immer wirdüber die geringe Wahlbeteiligung geklagt.

Und wie bei der letzten Klubklimaumfragesehen die Befragten die Stimmung im Klubeher als mittelmäßig an, ist aber auch derMeinung, dass die Entwicklung in den näch-sten Monaten positiv verlaufen wird. AuchOptimist Uwe Lammers gibt seine feste Über-zeugung kund, dass es auch wieder bergaufgehen werde.

Der Inhalt ist größtenteils wie immer. Rezis(auch mal zu unbekannteren und älteren Bü-chern), Kleinigkeiten usw. Uwe bringt auchwieder seinen Comic-Beitrag.

Ich finde die LOCs diesmal interessanter,da sie doch einiges vom derzeitigen Klub-feeling verraten. Man kann nicht sagen, dassdas Ergebnis langweilig wäre.

Als Thema für den nächsten Themen-band, der noch in diesem Jahr erscheinensoll, steht „Außerirdisches Leben“ fest.

Na gut, ist jetzt nicht so schwer, da könnteeigentlich ohne Probleme jeder was zu brin-gen.

Bleibt zu hoffen, dass auch mal die etwasruhigeren Mitglieder aktiv werden.

INTRAVENÖS 192 - ACD(mit PROGESS-REPORT-2)(www.atlan-club-deutschland.de)Redaktion: Ernestine Gohr, Diltheystr. 7,65203 WiesbadenCover: Norbert Reichinger64 Seiten – A5

Der große Jubiläumscon naht, und die ak-tiven Klubmitglieder sind schon recht wu -schig. Zur Einstimmung gibt es den zweitenProgress-Report, in dem es wieder Infos zudem Con-Highlight überhaupt gibt: Dem Sitz-fußball! Zudem werden beim großen Ge-burtstagsquiz die kleinen grauen Zellen derTeilnehmer gefordert, soweit sie nicht durchübermäßigen Alkoholkonsum eingeschläfertsind, oder man vom Grillen doch etwas trägemit vollem Bauch in den Formenergiesesselnhängt. Gero Grübler verrät seine besten Grill-

rezepte. Koteletts und Grillkartoffeln. Rahmund Speckwürfel.

Die Voranmelderliste ist schon mal rechtumfangreich. Mit 18 Arkoniden wird ca. einViertel des Imperiums anwesend sein.

Neben den gewohnten guten Zutaten –und auch die LOCs sind wieder umfangreich– des Intra sind diesmal die Beiträge vonKlaus N. Frick und Erik Nagel interessant. UndElvira schickte Atlan und Perry zu einer the-rapeutischen Sitzung.

Über den Austritt eines Klubmitgliedsdürfte zur Abwechslung diesmal keiner trau-rig sein, da dieser doch eine recht(s) seltsamepolitische Meinung vertrat, so dass manschon überlegte, wie man ihn ausschließenkönnte.

Als Ausgleich kann man mit Martina Dey– die über das Klubforum zu den Arkonidenfand – einen Neuzugang begrüßen.

PARADISE 79www.terranischer-club-eden.com)Bestellungen: tceorder(at)terranischer-club-eden(dot)com92 Seiten – A5 – 4,50+ (zzgl. 1,2+ Versand)Redakteur: Joachim Kutzner

Conberichte, Rezis, Storys, Berichte undsogar Beiträge aus dem exotischen Bereichder Lyrik. Da ist wieder mal für jeden etwasdabei.

Das Cover scheint mir ein Zusammen-schnitt von Andy Schmid und Norbert Rei-chinger zu sein, von auch mal wieder eineneuere Zeichnung im Innenteil zu sehen ist.

Michaela Stadelmanns Bericht vom Au-gusta-Con hat durchaus humoristische Mo-mente. Kurt Kobler besuchte den Zellaktiva-tor-Con in Hamburg – und traf sich dort mitSwen Knüppel, dem Regisseur des alten Fan-Films „Unternehmen Pestilon“ (zu dem es jaauch ein TCE-Sonderfanzine gibt), der mit sei-nen neuen SF-Film TAIKETSU und einer an-schließenden Diskussionsrunde einen derProgrammpunkte bestritt. Der neue ACD-Ka-

Das Wetter gehtmir auf den Keks!

Wo bleibt eigentlich die Erderwärmung? Na gut, hat man mehr Zeit für andere Sachen.

Greifen wir mal in die Ablage . . .

Redaktionsanschrift:

Klaus G. SchimanskiPostfach 600123 44841 Bochum

E-mail: fanzines(at)sam-smiley(dot)net

4 FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Fanzines

lender-2010 wird akribisch von Andy Schmidauf dessen künstlerische Werte hin abge-klopft.

Ausführlich beschäftigt sich Thomas Har-bach mit den Romanen der „Sternensaga“Ernst Vlceks, die nun wieder in einer Neu-ausgabe erhältlich ist.

Interessant auch Norbert Mertens Beitragüber den Entstehungsprozess des TCE-Son-derfanzines „Geheimoperation Onager“.

SF-NOTIZEN 684Kurt S. Denkena4 Seiten in A4, vom Redax persönlich gefaltetKontakt: IKUB-ksdenkena(at)web(dot)de

Kurt füllt mal wieder die Seiten in ge-wohnt buntgemischter Weise.

Was zum Tod von Peter Graves, plaudertüber alte TV-Serien, er las das Buch „Be-

kenntnisse eines Lehrers – Herr Krog lässt dieHosen runter" von Bernhard de Reese (Holt ersich schon mal Anregungen für die eigenenMemoiren?), etwas MADDRAX und was vonAudrey Niffenberger und Laura Whitcomb.

Jo, ist soweit OK.

Bis nächsten Monat dann, in dem es auchwieder was Neues von den Thunderboltsgibt.

Bleibt locker.

Smiley – Mai 2010

Zum 26. Mal verleiht der Science Fic-tion Club Deutschland e. V. (gegr. 1955) indiesem Jahr seinen bekannten Literatur-preis. Mit dem Deutschen Science FictionPreis würdigt der Verein den besten veröf-fentlichten deutschsprachigen Roman unddie beste publizierte deutschsprachigeKurzgeschichte des Vorjahres im Genre.Der Preis ist mit je 1000+ pro Sparte dotiertund damit die einzige derartige Auszeich-nung für phantastische Literatur inDeutschland. Die Gewinner erhalten au-ßerdem eine von Andreas Eschbach (Autorvon »Jesus Video«) gestiftete Medaille.

Der Deutsche Science Fiction Preis wirdvon einem Preiskomitee vergeben, dassalle relevanten Neuerscheinungen des Vor-jahres erfasst und liest. Die Preisverleihungund offizielle Bekanntgabe der Gewinnererfolgt im Rahmen des ElsterCon 2010 (17. – 19.09.2010), im Haus des Buches, inLeipzig.

Das Preiskomitee hat folgende Titel fürden Deutschen Science Fiction Preis 2010(www.dsfp.de) nominiert:

Nominierungen in der Sparte Roman– »Coruum 3« von Michael R. Baier

Verlag Michael Baier, ISBN 978-3-00-028426-7

– »Der Remburg-Report« von Jan Gardemann, Atlantis Verlag, ISBN 978-3-941258-03-7

– »VILM« (Teil 1: Der Regenplanet, Teil 2: Die Eingeborenen) von Karsten Kruschel

Books on Demand/p.machinery, ISBN 978-3-8391-3603-4

– »Techne« von Jan Gardemann, in: c't 24+25/2009, Verlag Heinz Heise, ISSN 0724-8679

– »Das Klassentreffen der Weserwinzer«von Ernst-Eberhard Manski, in: ArminRößler, Heidrun Jänchen [Hrsg.], Molekularmusik, Wurdack Verlag, ISBN 978-3-938065-47-1

– »Mutter Erde, Vater Kosmos« von Helmuth W. Mommers, in: Ronald M.Hahn, Michael K. Iwoleit, Frank Hebben[Hrsg.], Nova 15, ISSN 1864-2829

– »Klick, klick, Kaleidoskop« von Niklas Peinecke, in: Armin Rößler, Heidrun Jänchen [Hrsg.], Molekularmusik, Wur-dack Verlag, ISBN 978-3-938065-47-1

– »Kalchas wie kotzende Hunde oderWarum Iphigenie in Aulis nicht geopfertwerden konnte« von Gero Reimann, in: c't 3/2009, Verlag Heinz Heise, ISSN 0724-8679

– »Im Äquilibrium« von Gero Reimann, in:Ronald M. Hahn, Michael K. Iwoleit,Frank Hebben [Hrsg.], Nova 15, ISSN 1864-2829

– »Der Fänger« von Armin Rößler, in:Armin Rößler, Heidrun Jänchen [Hrsg.], Mole kularmusik, Wurdack Verlag, ISBN 978-3-938065-47-1

– »Schöpfungsliberalismus« von ChristianWeis, in: Ronald M. Hahn, Michael K. Iwoleit, Frank Hebben [Hrsg.], Nova 14,ISSN 1864-2829

Quelle: sf-fan.de / dsfp.de

Wurdack Verlag, ISBN 978-3-938065-36-5+ 978-3-938065-54-9

– »Zwischen zwei Träumen« von Selim Öz -do gan, Lübbe, ISBN 978-3-7857-1624-3

– »Symbiose« von Uwe Post, Atlantis Verlag,ISBN 978-3-941258-11-2

– »Limit« von Frank Schätzing, Kiepenheuer& Witsch, ISBN 978-3-462-03704-3

– »Gewitter über Pluto« von Heinrich Steinfest, Piper, ISBN 978-3-492-05310-5

– »Corpus Delicti – Ein Prozeß« von Juli ZehSchöffling & Co., ISBN 978-3-89561-434-7

Nominierungen in der Sparte Kurzgeschichte– »Boa Esperança« von Matthias Falke, in:

Michael Haitel [Hrsg.], Boa Esperança(Story Center 2009, Band 2, AndroSF 5)

Deutscher SF-Preis 2010: die Nominierungen

„Die Bernsteinhändlerin“ – ein praller Mit-telalterroman von Conny Walden ist jetztals Goldklasse-Spitzentitel des Goldmann-Verlages in den Handel gekommen.

Lübeck 1450: Die junge Tochter eines Ri-gaer Kaufmannes soll eine Vernunftehe ein-gehen. Doch dann wird sie entführt ...

Mit einem großen Fest wird die Verlobungzwischen Barbara Heusenbrink, der Tochterdes Rigaer Bernsteinkönigs Heinrich Heusen-brink, und dem reichen Patriziersohn Mat-thias Isenbrandt gefeiert. Obwohl BarbaraMatthias nicht liebt, willigt sie in die Ver-nunftehe ein. Kurz darauf lernt sie jedoch denGlücksritter Erich von Belden kennen, vondem sie sich magisch angezogen fühlt. Aberbeiden ist klar, dass ihre Liebe keine Chancehat. Und dann wird Barbara von Bernstein-schmugglern nach Danzig entführt, die ihrenVater erpressen wollen ...

Weitere Informationen unter:http://www.randomhouse.de/book/

edition.jsp?edi=271590

Vorbestellbar ist bereits „Die Papierma-cherin“, der zweite historische Mittelalter-Roman von Conny Walden, dessen Erschei-nen der Verlag in gleicher Ausstattung für denMärz 2011 ankündigt. „Eine leidenschaftlicheLiebesgeschichte zwischen zwei Welten“, sodie Verlagswerbung.

Um 1000 nach Christus in West-China:Eine Gruppe Papiermacher wird von Uigurenverschleppt und Richtung Westen gebracht.

Unter ihnen sind auch Meister Wang undseine hübsche Tochter Li. In Samarkand lerntLi den sächsischen Ritter Arnulf von Ellingenkennen, der von der Papiermacherin sogleichfasziniert ist. Zwischen den beiden entfaltetsich eine leidenschaftliche Liebe. Doch als Ar-nulf Opfer einer Intrige wird, müssen beidefliehen, und eine abenteuerliche Reise überVenedig bis nach Magdeburg beginnt …

Infos dazu gibt es hier:http://www.randomhouse.de/book/

edition.jsp?edi=327536&frm=false

Wer ist Conny Walden?Conny Walden ist das Pseudonym für das

Autorenduo Alfred und Silke Bekker. AlfredBekker schreibt Fantasy, historische Romane,Kinder- und Jugendbücher. Seine Frau SilkeBekker veröffentlicht vor allem Humoreskenund Erzählungen. Unter dem PseudonymConny Walden schreiben sie gemeinsam hi-storische Romane. Weitere historische Ro-mane des Autorenduos sind bei Goldmannin Vorbereitung.

Quelle: Alfred Bekker

5FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Historisches

SF-StammtischeHannover, Treffen der SFGHjeden 3. Samstag i. M. von 16-19 Uhr,Freizeitheim Ricklingen, RicklingerStadtweg 1, Fred Körper, Tel.: 0511/[email protected]

Hofheim / Taunusjeden 3. Freitag i.M. ab 19 Uhr, Gaststätte„Ländscheshalle“, Am Rheingauerweg(Stadtteil Wallau). Info: Hans-GüntherDahlke, Tel.: (06 11) 94 65 77 [email protected]

Kiel, SF Dinner,Jeden 3. Freitag i. M., Restaurant „Storchnest“,Gutenbergstraße 66, 24118 Kiel,Dinnerblog: scifi-dinner-kiel.blogspot.comwww.science-fiction-dinner-kiel.de

Köln, SF StammtischJeden Freitag ab 17 Uhr: „Phönix“, Kyffhäuser Straße 4 / Ecke Barbarossaplatz

Köln, Phantastik-StammtischJeden 2. Samstag im Monat ab 16.00 Uhr: „Refugium“, Herthastraße 12 (Ecke Vorgebirgsstr.)

Leipzig, SF-Stammtischjd. 3. Mittwoch i.M., 19.30 Uhr imHaus des Buches, Gerichtsweg 28Manfred Orlowski, Ernestistr. 6, 04277 Leipzig

Leipzig, PR-Stammtischjd. 1. Freitag i. M., 18 Uhr, Cafe „Eco“,Bruderstr. (Nähe Bayerischer Platz)Andreas Ortwein, [email protected]

Lübeck, SF-Stammtisch des SFCLjeden 2. Samstag i.M., 15:00 Uhr, „Im Alten Zolln“, Mühlenstr. 93, Lübeckwww.sfcl.overblog.de

Mainz, SF-Stammtischjeden 1. Freitag i.M. jeweils ab 18.30 Uhrim Restaurant „Weinkeller“, Frauenlobstrasse,Mainz-City. Info: Jens Griesheimer,Tel.: (0 67 32) 91 82 80, [email protected];www.tdmz.de.vu

MünchenPR-Stammtisch Ernst Ellertmeist 1. Donnerstag im Monat, Gaststätte„St. Benno Einkehr“, Stadelheimerstraße 71,81549 München; Erich Herbst,Tel.: (089) 8 00 55 24www.prsm.clark-darlton.dee-Mail: [email protected]

München, SF-Gruppe MünchenJeweils am 3. Montag i. M., 19 Uhr, imRestaurant „Nuova Italia“, Belgradstraße 9,80796 München, Tel.: (089) 304067Kontakt: Gerhard MüllerTel.: (089) 3007290

Münster, PR-Stammtischjd. 1. Samstag i. M., 19.30 Uhr „Feldschlößchen“, Sentruper Straße 163Markus Kachel, Tel.: (02 51) 8 99 87 12;[email protected]

Nauheim, SF-Stammtischjeden 3. Samstag i.M. ab 18 Uhr, Gaststätte„Rosengarten“, Unter der Muschel24 (a.d. Pfarrkirche). Info: Robert Vogel,Tel.: (0 61 42) 32 84 [email protected]

Nürnberg„Perry Rhodan“-StammtischAn jedem 3. Mittwoch im Monat:Gaststätte Zum Stadion (am Dutzendteich),Herzogstr. 22, 90478 Nürnberg, Tel.: 0911/400292Stammtischkontakter ist Detlef Döres,Haydn-Str. 1, 91320 Ebermannstadt;Tel.: 09194/797119, [email protected]

Die Bernsteinhändlerin

Menschen und TrolleSo langsam schaffe ich es, den Bücher-

berg abzubauen, der sich seit Weihnachtenin meinem Regal stapelt. In der dazugehöri-gen Reihe von Rezensionen, welche ich be-absichtige zu schreiben, geht es zunächst umdas Erstlingswerk „Die Trolle“ von ChristophHardebusch.

Das Land Wlachkis ist von mehreren Ge-birgszügen so eingeschlossen, dass es nurwenige Zugänge von außerhalb gibt. Den-noch wurde das Land der Wlachaken vor ei-nigen Jahrhunderten erobert – und zwar vonden Masriden und ihren Helfern, den Szar-ken. Zwischen den Völkern der Menschenherrscht erbitterte Feindschaft.

Einige der Bewohner hören jedoch nichtauf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten(hier bitte die entsprechende vollständigeAsterix-Einleitung dazudenken). Der jungeSten cal Dabran, Kämpfer und eine Identifi-kationsfigur der Rebellen, hat einen wichti-gen Auftrag zu erfüllen, steckt aber in einemKäfig im Wald. Gerettet wird er ausgerechnetvon fünf Trollen, die ihrerseits eine Missionzu erledigen haben. Wie in einem Buddy-Movie raufen sich die unterschiedlichen Cha-raktere zusammen, um eine gemeinsameReise anzutreten. In einem zunächst unab-hängigen Handlungsfaden tritt Sargan auf,ein Spion aus dem Dyrischen Imperium jen-seits der Berge, selbstverständlich ebenfallsmit einer Aufgabe. Außerdem spielen nochdiverse Zwerge einerseits und menschlicheGeiseln in der Burg eines Unterdrückers an-dererseits eine Rolle. Ganz am Rande tau-chen auch Elfen auf.

Im Konflikt zwischen den verschiedenenMenschengruppen ist Religion ein wichtigesElement. Während die Wlachaken ihren Na-turglauben bewahren wollen, möchten dieMasriden ihre monotheistische Religiondurchdrücken. Die Verehrer des Sonnengot-tes (dessen Wunder allerdings weit wenigersympathisch wirken als die eines Praios' inAventurien) gehen dabei energisch gegen dieGeistanbeter vor.

In den Namen der Charaktere tauchenSonderzeichen auf, die in Alphabeten ver-schiedener osteuropäischer Sprachen ver-wendet werden. Eine interessante Idee, diedeutlich mehr Exotik erzeugt als die üblichenNamen nach englischem Muster.

In anderen Rezensionen wurde bemän-gelt, der Titel sei irreführend, da die Trolle nurNebenrollen übernehmen und die Menschenweitaus zahlreicher vertreten seien. Das istaber besser so, da die Trolle als unergründli-che Wesen dargestellt werden und alsHaupthelden zwangsläufig viel zu mensch-lich gewirkt hätten.

Das Buch bietet einen recht einfachen Plot,der entfernt an „Krieg der Sterne“ erinnert. An-dererseits sind andere Bücher der „Wir

schlachten den Rummel um die Tolkien-Ver-filmungen aus“-Serie wie „Die Rache derZwerge“, „Der Krieg der Zwerge“ oder „DieElfen“ entweder zu bombastisch geraten oderverhaspeln sich in der Handlung.

Es kommen die üblichen simplen Charak-tere vor (guter Held, bester Freund, böserObermotz usw.) und die ebenfalls typischenElemente wie die schwierige Romanze trotzHeldenmut und die Konflikte der Helden, ob-wohl es doch eigentlich so einfach seinkönnte. Es erfolgt eine eindeutige Untertei-lung in gute und böse (Rebellen und Besat-zer). Die einzige Variation besteht darin, dassdiesmal die Zwerge böse und die Trolle gutsind.

Das Szenario ist also bekannt. Daher fal-len einige unlogische Stellen oder fehlendeErklärungen umso mehr auf:

Woher kommen die Masriden? Es ver-wundert, dass sie keine Unterstützung von

außerhalb bekommen oder gar Kontakte zurursprünglichen Heimat haben. Nicht einmaldie übliche Erklärung „die Bösen haben ihreinstiges Land vernichtet“ wird benutzt.

Wieso hat in über 200 Jahren keine Ver-mischung der Bevölkerung stattgefunden?Genau darin kann eine Taktik von Besatzernbestehen, um Ruhe im Land herzustellen. DieAufstiegsmöglichkeiten, welche eine Heiratbietet, dürfte genügend Opportunisten an-locken.

Einerseits werden immer wieder die Härteder Gegner und der tief verwurzelte Hass ge-schildert. Andererseits zeigen die Helden ge-genüber ihren Feinden menschliche Regun-

6 FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Fantasy

Trolliges in drei Teilen

Christoph Hardebusch, geboren 1974 inLüdenscheid, studierte Anglistik und Me-dienwissenschaft in Marburg und arbeiteteanschließend als Texter bei einer Werbe-agentur. Sein Interesse an Fantasy und Ge-schichte führte ihn schließlich zum Schrei-ben. Seit dem großen Erfolg seines Debüt-Romans „Die Trolle“ ist er als freischaffen-der Autor tätig. Christoph Hardebusch lebtmit seiner Frau in Heidelberg.

Neben dem Schreiben liest er viel,spielt das ein oder andere Rollenspiel –auch gerne live, geht aus und trifft allemöglichen Menschen. Außerdem interes-

siert er sich für Theater, Kunst, Kino undMusik; sein Geschmack reicht von Klassiküber Dark Wave und Rock bis hin zuSoundtracks und Metal.

Quelle: hardebusch.net

Kurzbiografie

In Sachen Titelgestaltung, insbesonderebei den Fantasy-Paperbacks, ist derHeyne-Verlag konsequent. Bei Typografie und Aufmachung hat unverkennbar die„Elfenreihe“ von Bernhard Hennen Pategestanden.

gen und lassen Milde walten. Das liest manzwar gerne, ist aber unrealistisch. Insbeson-dere weil sich die gegnerischen Parteien imGlauben unversöhnlich gegenüberstehen,wäre doch zu erwarten, dass nach einemSieg der bisher unterdrückten Partei Beschä-digungen an Kirchen und Jagd auf die Priesterder anderen Seite an der Tagesordnung sind.Krieg und Vertreibung verhärten, machengnadenlos. Gut demonstriert wird das imFantasygenre z. B. von dem Charakter WillScarlett aus der Robin-Hood-Serie der 1980erJahre.

Der Hauptheld Sten hat trotz aller schreck-lichen Erlebnisse seinen Idealismus bewahrt.Viel eher passt jedoch die nüchterne, ausge-wogene Sicht von einem enttäuschten, ver-bitterten Faramir in „Herr der Ringe“.

In dem Klappentext steht, Hardebusch seiein Werbetexter. Vielleicht hat mich das beimLesen beeinflusst und mich besonders nachFehlern suchen lassen. Nach den Fotos sei-nes Internetauftritts zu urteilen, handelt essich bei dem Autor jedoch um den typischenFantasy- und Metalfan.

Trotz ihrer Wildheit empfindet man Sym-pathie für die Trolle. Glücklicherweise gewinntdie Geschichte in ihrem Verlauf an Fahrt.

Insgesamt handelt es sich um solide Kost,die besser ausfällt als die beiden „Zwerge“-Fortsetzungen.

Trollige FortsetzungNach seinem Romandebüt „Die Trolle“ hat

Christoph Hardebusch – wie ja abzusehenwar, angesichts des Erfolgs und der Verlags-politik – eine Fortsetzung geschrieben. „DieSchlacht der Trolle“ setzt da an, wo der Vor-gänger aufhörte: Die Wlachaken haben dieHälfte ihres Landes von den Masriden befreit.(Es handelt sich um verschiedene Men-schenvölker.) Die Trolle, welche damals aufihrer Seite gekämpft hatten, sind inzwischenunter die Oberfläche zurückgekehrt. Der Re-bell Sten cal Dabran, welcher als Zünglein ander Waage die entscheidende Verstärkung inder Schlacht geholt hatte, hat einen FleckenLand bekommen. Entsprechend ist er nocheinige Monate später damit beschäftigt, wie-der aufzubauen, was durch Krieg und langeBesatzungszeit kaputt gegangen war.

Nun droht jedoch neuer Ärger an zweiFronten: Einerseits haben die Trolle ein Pro-blem und bitten ihrerseits die Menschen umHilfe. Andererseits gibt es immer noch zweiMasridenherrscher, welche in Ardoly dasSagen haben. Während der eine Interesse aneinem dauerhaften Frieden signalisiert undzu Verhandlungen in seine Hauptstadt ein-lädt, bevorzugt der andere eine kriegerischeLösung und will sämtliche Masriden undWlachaken unter seine Vorherrschaft zwin-gen. Nebenbei besucht der ehemalige SpionSargan als Abgesandter des dyrischen Impe-riums das freie Wlachkis.

Man muss dem Autor zugute halten, dasser eine interessante Ausgangslage geschaf-

fen hat. Anstatt dass bereits nach dem erstenBuch im gesamten Land Friede, Freude, Eier-kuchen herrschen, ist der große Konflikt zwi-schen den Menschen noch lange nicht ge-löst. Statt direkt den nächsten Krieg anzu-fangen (wobei er am ersten nicht beteiligtwar), versucht ein Herrscher der Besatzer dendiplomatischem Weg. Aufgrund der Handlun-gen seines Rivalen verlaufen die bisherigenFrontlinien plötzlich ganz anders und auf ein-mal müssen Menschen zusammenhalten,die bisher verfeindet waren.

Leider entwickeln sich insbesondere dieneuen Charaktere genau so, wie man es vonAnfang an erwartet. Dazu kommen Klischee-plots, um das Ende hinauszuzögern: Jemandwird für tot gehalten, die Helden werden un-freiwillig getrennt. Nebenfiguren, für die in derFortsetzung kein großer Platz mehr war, wer-den umgehend entsorgt. Immerhin freut mansich im Gegensatz dazu darüber, wer unver-hofft wieder auftaucht.

Unpassend erscheint jedoch die plötzli-che Toleranz hinsichtlich der unterschiedli-chen Glaubensvorstellungen der Menschen.Ich hatte in der Rezension zum ersten Bandschon bemängelt, dass sich die erbitterteFeindschaft auch in den Religionen zeigt,gleichzeitig nach dem Machtwechsel ent-sprechende Ausschreitungen offenbar aus-bleiben.

Tatsächlich werden solche Vorkommnissenun erwähnt, nur um direkt danach aus demMund der Sonnenpriester, bisheriger Feinde,den Hinweis folgen zu lassen, dass die Herr-scherin der Rebellen dagegen vorgegangenist und man das zu schätzen weiß. Zugege-ben, es ist schön, dass einerseits ein realisti-sches Element in Form von Verfolgungen ein-gefügt wurde. Außerdem benötigte der Autorwohl doch gewisse Anknüpfungsmöglichkei-ten (besonnenes Handeln der Rebellenherr-scherin), um das neue Bündnis nicht völlig

undenkbar erscheinen zu lassen. Anderseitsist es etwas dick aufgetragen, dass natürlichgenau unterschieden wird, wer von der Ge-genseite was getan hat und dass solcheguten Nachrichten hängen bleiben – anstattdass etwa nur die schlimmsten Greueltatenberichtet werden, die sich eher einprägen,leicht ausgeschmückt werden und hervorra-gende Propaganda abgeben.

Die neuerlichen Entwicklungen rund umdie Trolle finde ich weniger gelungen. Die Ver-wandlung durch eine seltsame Substanz infast unbezwingbare Superwesen erinnert andie Orks in „Die Rache der Zwerge“. Dass einehemaliger Guter aus Rachegedanken obdes verlorenen Gefährten zum Hauptschur-ken wird, kommt ebenso in „Der Krieg derZwerge“ vor. Sicherlich hat Markus Heitz nichtals erster diese Plotideen verwendet, es stößtnur negativ auf, sie in ähnlichen Serien inzwei Aufgüssen serviert zu bekommen.

Während „Die Trolle“ langsam anfing undsich dann steigerte, wartet „Die Schlacht derTrolle" mit einigen interessanten Anfangs-ideen auf, die im Laufe des Buches immermehr in der üblichen Fantasyklischeehand-lung versanden. Der zweite Band ist so oderso nur zu empfehlen für Leute, die den er-sten Teil gemocht haben. Immerhin bleibt erüber dem dritten Zwergenbuch und wirktnicht so überhastet wie der zweite Zwergen-band.

Einfach TrollNach seinem Romandebüt „Die Trolle“

und der Fortsetzung „Die Schlacht der Trolle“spinnt Christoph Hardebusch in „Der Zorn derTrolle“ die Geschichte rund um das LandWlachkis weiter. Der dritte Teil setzt etwa 20Jahre nach den Ereignissen ein, die im Vor-gänger geschildert wurden. Inzwischen gibtes eine ganze Reihe Nachkommen der Pro-tagonisten von früher.

Die politischen Verhältnisse haben sicheingependelt: Die Wlachaken leben nach wievor im Westen, während die Masriden, Nach-kommen der Krieger, die das Land einst fastvollständig erobert hatten, im Osten untereinem Herrscher vereint wurden. Obschonman sich nach wie vor nicht besonders grünist, hielt in den letzten Jahrzehnten ein brü-chiger Friede, da die Obersten auf beiden Sei-ten der Meinung waren, dass der Erhalt desStatus Quo besser war als ein erneuter Krieg.Keiner betrachtet die Lage jedoch als erstre-benswerten Dauerzustand, und so beginntes langsam aber sicher zu gären.

Unter der Erde hat Kerr, früher ein jungerund neugieriger Troll, die beiden verschiede-nen Trollvölker nach vielen Gefechten mehroder weniger gebändigt. Er fungiert als Bin-deglied zwischen den Stämmen, die seineMeinung respektieren. Aber auch er wirdnicht jünger und was soll werden, wenn ereinst stirbt? Lassen sich die seltsam verän-derten Trolle, Andas Kinder genannt, wiederin die ursprünglichen Wesen zurückverwan-

7FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Fantasy

deln, die sie mal waren? Kann der verletzteGeist des Landes geheilt werden?

Wie schon in den beiden Büchern zuvorkreuzen sich die Wege von Trollen und Men-schen. Gemeinsam wird nach der Lösung fürdie jeweiligen Probleme gesucht.

Wenn aus der Situation am Ende einesBuches wenig Neues herauszuholen ist unddie Geschichte der Haupthelden im wesent-lichen zu Ende erzählt ist, bietet es sich an,einen Schnitt von mehreren Jahrzehnten zumachen. Der Autor hat die damit verbunde-nen Möglichkeiten gut genutzt. Dabei hat ernicht nur einige Charaktere entsorgt, indemdiese entweder bereits in der Vergangenheitgestorben sind oder am Anfang der Ge-schichte umkommen.

Die Personen der neuen Generation sindvielschichtiger angelegt: Die junge Gesandteaus dem Dyrischen Imperium ist einerseitsLuxus gewohnt und entsetzt von den zu-rückgebliebenen Wlachaken. Andererseits istsie ein helles Köpfchen, das Intrigen kenntund sich nicht so leicht unterkriegen lässt.Der eine Sohn des wlachkischen Herrschershat jahrelang in Dyrien gelebt und einen Blickvon außen auf seine Heimat erhalten, ande-rerseits auch sehr zum Missfallen seinerLandsleute einige Bräuche und Moden vondort mitgebracht. Der andere ist in seinemLand geblieben, hat dadurch aber eine etwaseingeschränkte Sichtweise und sich von sei-nem Bruder entfremdet. Dazu kommt ein jun-ger Sonnenpriester, der die Religion der mas-ridischen Eroberer verkündet, aber sich vonden Verfehlungen seiner Kollegen in der Ver-gangenheit lossagt. Er muss geschützt wer-

den, da die meisten Wlachaken dem Glau-ben an die Naturgeister anhängen und ihnals Verräter am eigenen Volk ansehen. Wäh-rend sich die ersten beiden Bücher vor allemauf den Haupthelden Sten cal Dabran unddie Trolle konzentrierten, werden hier erfri-schend unterschiedliche Sichtweisen ge-schildert: Der eine schwört auf die Trolle alsVerbündete, der andere misstraut ihnen, dereine schätzt die Annehmlichkeiten des dyri-schen Imperiums, der andere beschwört dieeinfache Lebensart des eigenen Landes.

Endlich geht die Reise über die Sorkatenhinaus und in das oft erwähnte Dyrien.Gleichzeitig versucht man in Wlachkis und Ar-doly, dem von Masriden bewohnten Teil desLandes, einen Krieg zu verhindern und her-auszufinden, wer für einige merkwürdige Vor-kommnisse verantwortlich ist. Statt zwanzigJahre später – wie üblich – die nächsten ausdem Boden gestampften Armeen gegenein-ander antreten zu lassen, spielen diplomati-sche Missionen und Kriminalfälle eine we-sentliche Rolle.

Mutig war es, den obligatorischen Ent-scheidungskampf, wie er gegen Ende einesBuches immer wieder auftritt, einfach weg-zulassen und einige Monate später wiedereinzusetzen, wenn das große Finale kommt.Hier hat offenbar die Erkenntnis gesiegt, dassaus solchen Zweikampfbeschreibungen we -nig zu machen ist und nur das Ergebnis fürden Fortgang der Geschichte wichtig ist.Dann ist es auch akzeptabel, wenn die dritteErzählung mit 542 Seiten deutlich kürzer aus-fällt als die beiden Vorgänger mit 767 bzw.716 Seiten.

Das Buch bietet ein versöhnliches Ende,das Raum für eine Fortsetzung lässt, aberdennoch für sich stehen kann. Hier wurdeglücklicherweise darauf verzichtet, absichtlicheinige wichtige Handlungsfäden nicht abzu-schließen, nur damit es unbedingt noch einviertes Buch geben muss. Ach, hätten dasdoch Markus Heitz bei den Zwergen undBernhard Hennen bei den Elfen auch so ge-macht!

„Der Zorn der Trolle“ lässt sich auch ohneKenntnis der Vorgänger lesen. Allerdings kannman dann später nicht mehr so leicht mitfie-bern, falls man danach die beiden ersten Bü-cher lesen möchte. Auf das frühere Gesche-hen wird an einigen Stellen eingegangen.Wer die Vorgänger kennt, freut sich über ei-nige nette Andeutungen.

Während der erste Teil noch eine zu ein-fache Aufteilung in „gut“ und „böse“ hatteund der zweite Teil über einige gute Ideenverfügte, die jedoch im Verlauf der Geschichteversandeten, ist der dritte Teil eindeutig dermit Abstand beste der drei Bände. Fantasy-romanveteranen werden natürlich wenigNeues finden und können anmerken, dassman dieses Niveau auch gleich beim erstenRoman hätte erwarten können. Dennochbleibt festzuhalten, dass es ein ganz ordent-liches Buch geworden ist, das es durchauszu lesen lohnt und welches im Vergleich zumanchem anderen Band der „Die Irgend-wasse“-Reihe positiv auffällt.

Gunnar R. Fischer

8

Freunek/FO252/Fantasy

FO 252 · 6/2010

Der Herbst wird gruselig!Für eine neue Anthologie des Projekte-Ver -lages suchen wir Geschichten zum Thema:

Dinge, die des Nachts poltern.

Die Geschichten sollen gruselig sein,möglichst von der übernatürlich-gespens -tischen Art, denn bei Splatter-Horror zu -cken die meisten nur noch mit den Schul-tern. Also lassen Sie die Kettensäge imSchuppen, liebe Autoren, und denken Siedarüber nach, was es sein könnte, das sichda unter Ihrem Bett regt…

Verfahrensweise bei unserenSchreibwettbewerben

Senden Sie Ihre Texte bitte möglichstals Datei (Word-Doc, RTF) per E-Mail oderPost an den Verlag. Geben Sie unbedingtauch in den Dateien Ihre vollständige

Adresse an. Die Texte sollten als Fließtext for-matiert sein (z. B. ohne Zeilennummerierungoder ähnliches) und hinsichtlich Rechtschrei-bung und Grammatik den Ansprüchen an einzu veröffentlichendes Manuskript genügen.Sie sollten Kurzgeschichtenlänge haben, alsomöglichst nicht mehr als 10 Buchseiten.Texte, die sich nicht an unsere Vorgaben hal-ten, können aus diesem Grund abgelehntwerden.

Die Texte werden vom Verlag begutachtetund bei Eignung in einer Anthologie zusam-mengefasst. Diese erscheint im Herbst 2010.

Die Teilnahme am Wettbewerb und dieVeröffentlichung ist kostenlos. Mit der Teil-nahme, also der Manuskriptabgabe, drückt

ein Autor seinen Wunsch und sein Einver-ständnis aus, den eingereichten Beitrag inder geplanten Anthologie veröffentlicht zusehen. Außerdem versichert der Autor mitder Teilnahme am Wettbewerb, dass er dieUrheberrechte für den eingereichten Bei-trag inne hat und keine Rechte Dritter be-rührt werden. Ein Honorar wird nicht ge-zahlt. Die aufgenommenen Autoren erhal-ten ein Belegexemplar und können füreinen reduzierten Preis weitere Exemplareerwerben.

Für die Einsendung entsprechenderTexte gelten folgende Kontaktdaten:

Projekte-Verlag Cornelius GmbHThüringer Straße 3006112 Halle (Saale)E-Mail: [email protected]

Storywettbewerb mit phantastischem CharakterEine Aktion des Projekte-Verlags

PERRY RHODAN-Buch 110 ist erschienen:

Kosmische Burgen, Doppelgänger und anderePhänomene

Bei PERRY RHODAN-Fans, die der Science-Fiction-Reihe seit Jahren und Jahrzehnten»verfallen« sind, gibt es zwei klassischeHandlungsebenen, die sie begeistern: dieMeister der Insel einerseits und die soge-nannte Voltz-Ära andererseits. Einen Höhe-punkt der Voltz-Ära bildet der PERRY RHO-DAN-Band 110, der dieser Tage als »Armadader Orbiter« im Pabel-Moewig Verlag er-scheint.

Seit 1961 erscheinen die PERRY RHODAN-Heftromane, seit bald fünfzig Jahren erzählt

die Science-Fiction-Serie eine Menschheits-geschichte, die bis ins vierte Jahrtausend unddarüber hinaus reicht. Mit den sogenanntenSilberbänden, dank ihres charakteristischensilbernen Umschlages und des dreidimen-sional wirkenden Titelbildes ein einmaligerBlickfang, sind die Romane seit den 70er Jah-ren im Buchhandel vertreten. Im Pabel-Moe-wig Verlag, Rastatt, erscheint nun das Buch110 der erfolgreichen Reihe unter dem Titel»Armada der Orbiter«.

Bei den PERRY RHODAN-Silberbändenwird aus fünf bis zehn Heftromanen der 70erJahre ein neues Werk zusammengestellt, dassich am heutigen Lesergeschmack orientiert.Diverse Längen und Unsicherheiten des klas-sischen Textes werden dabei reduziert. Fürdiese Aufgabe verantwortlich ist der Schrift-steller Hubert Haensel.

Im aktuellen Buch bekommen es PerryRhodan und seine Raumfahrer der Zukunftselbst mit den UFOs zu tun. Richtig – genaumit den Unbekannten Flugobjekten, die seitder Nachkriegszeit immer wieder für Schlag-zeilen sorgen. Der Roman verrät, dass es die UFOs »tatsächlich« gibt, und liefert eine Science-Fiction-Erklärung für das uralte Ge-heimnis.

Das ist nicht alles: Andere Teile des Bu-ches behandeln die sogenannten Kosmi-schen Burgen, die seit Jahrmillionen ihreSchätze hüten, oder stellen seltsame Dop-pelgänger vor, die aus Klonexperimentenhervorgegangen sind. Der PERRY RHODAN-Roman stellt somit erneut die Frage, was ei-gentlich einen Menschen ausmacht undwas ein geklontes Wesen letztlich voneinem »echten Menschen« unterscheidenmag...

Der 400 Seiten starke PERRY RHODAN-Sil-berband 110 mit dem Titel »Armada der Or-biter« ist seit dem 4. Mai 2010 im Handel er-hältlich.

Heidrun Imo

Perry Rhodan und Nano-technik im TECHNOSEUM

Künstliche Mini-Organismen, die Jagdauf Menschen machen und Toxikologieals Gegenstand von Wirtschafts-Intrigen:Die Nanotechnologie landet in der Litera-tur. Am 12. Mai 2010 präsentierte dasTECHNOSEUM eine Nano-Science-Fiction-Lesenacht: Von 19 bis 23 Uhrstanden dort Texte im Mittelpunkt, diesich mit Visionen, Utopien, aber auchmöglichen Gefahrenszenarios beschäftig-ten. Während mehrerer Pausen konntedie Sonderausstellung „Nano! Nutzen undVisionen einer neuen Technologie“ er-kundet oder ein Cocktail an der Molekül-Bar getrunken werden.

Die Literaturnacht startete mit einemkurzen Vortrag von Dr. des. BartholomäusFigatowski, der zu Science Fiction und Ju-gendliteratur forscht. Es folgten Roman-auszüge aus „Der Unbesiegbare“ von Sta-nislaw Lem sowie „Prey“ von MichaelCrichton, gelesen von Schauspielern desNationaltheaters Mannheim. ChristophDittert alias Perry-Rhodan-Autor ChristophMontillon las persönlich. Die Biologin undAutorin Antonia Fehrenbach trug Passa-gen aus ihrem Roman „Der Lotus-Effekt“vor. Der Abend endete mit einer Comic -lesung. Für Erfrischungen zwischendurchsorgten molekulare Drinks: Die Barkeepermixten Cocktails – und servierten dieKreationen anschließend stilgerecht imReagenzglas. Quelle: technoseum.de

9FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Perry Rhodan

SF-StammtischeOffenbach SF-Stammtisch2. Freitag i.M. ab 19 Uhr in der Pizzeria„Da Luciano“, Hugenottenplatz 13 (Rückseite Saturn). Info: Viktor Lorenc,Tel.: (0 69) 94 59 21 01

Saarlouis SF-Stammtischjd. 1. Montag i. M., 18 Uhr„Café Wichtig“, Lisdorfer Straße

Salzwedel, SF-Treffjeden 1.Freitag im Monat, 18 Uhr, in den Räumen der Urania e.V., Große St. Ilsenstr. 14,29410 Salzwedel. Info: Arno Sommerfeld (Tel.: 03901/34518) oder Andreas [email protected]

Schwerin, SF-Stammtisch SN-SFC 92jd. 3. Sonntag i. M., gegen 15 Uhr, beiJörg Lippmann, Stern Buchholz 11

Stuttgart, SF Stammtischjd. 1. Freitag i.M. ab 18:30 Uhr„Abklatsch“, Wilhelmstr. 27, Stuttgart/Bad Cannstatt. www.sffs.reherrma.de

Wetzlar SF-Stammtischjeden 3. Samstag i.M. ab 19 Uhr im Gasthaus„Langgass“, Langgasse in Wetzlar.Info: Thorsten Walch, Tel.: (01 77) 27 95 54 3

Wien PR/SF-Stammtischjd. 1. Freitag i.M., 20 Uhr„Ebbe und Flut“, Kaiserstr. 94Michael M. [email protected]

Wien SFGW-Stammtisch(seit 1956) jd. letzten Freitag i. M., 18.30 Uhr,Gasthaus „Möslinger“, Stuwerstrasse 14(nahe Prater), 1020 Wien; Kontakt: Alfred Vejchar, eMail: [email protected];www.sfgw.at.tt

Wiesbaden SF-Stammtisch2. Samstag i.M. ab 19 Uhr in der Gaststätte„Königlich Bayerisches Amtsgericht“,Gerichtsstr.5. Info: Marcus Mollnar,Tel.: (06 11) 81 20 87 0, [email protected]

Würzburg SF-Stammtischjd. 1. Donnerstag i. M., 20 Uhr,„St. Bruno“, Brettreicher Straße 4

Zweibrücken SF-Stammtischjd. 3. Samstag i. M., 20 Uhr, „Zum Löwen“, Zweibrücken-IxheimInfo: Andreas Schweitzer, Etzelweg 185,66482 Zweibrü[email protected]

Stand: 25.04.2010Änderungen und Ergänzungen bitte an den jeweiligen Observer-Chefredakteur (Kontakt -daten siehe Impressum).

10 FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Filmsplitter

Rückblicke(nd)Wie vieles im Leben läßt sich auch das

Fernsehen auf recht unterschiedliche Art nut-zen. Als sedierende Dauerberieselung oderselektives Unikat. Ein jeder setzt seine eige-nen Unterhaltungswünsche ein, kann mitdem Medium umgehen oder auch nicht. EineFrage der konsequenten Auswahl, will mannicht ohne jede Chance im Inhaltebrei unter-gehen – logisch. TV ist eben auch etwaswomit man/frau sich auseinandersetzenmuß. Sich Gedanken über Gesehenes zu ma-chen, gehört wohl prinzipiell dazu.

Toby Logan (Craig Olejnik) ist Rettungs -sanitäter und hätte somit bereits einen auf-reibenden Alltag, wenn er nicht auch nochdie Gedanken anderer lesen könnte. In sei-nem Beruf ist es dann zwangsläufig, daß ervon Verbrechen erfährt, die nicht offensicht-lich sind. Mit seiner Gabe sieht sich Toby inder Verantwortung und einmal aktiv, findetsich der Sanitäter alsbald im Fadenkreuz derörtlichen Polizeiwache wieder. „The Listener“ist eine kanadische Serie (13 Folgen), die sichmit einem phantastischen Thema in unspek-takulärer Weise beschäftigt. Keine inhaltlichenAufgeregtheiten oder finstere Verschwörun-gen, die im Hintergrund dräuen. Als durchge-hendes Element wird lediglich Tobys Suchenach seiner Identität angeführt, erinnert ersich doch nur bruchstückhaft an die eigeneKindheit und seine Mutter. Punkten kann dieSerie allerdings mit einem angenehm agie-renden Cast. Am späten Nachmittag desSamstags versendet, gönnte uns der zustän-dige Private immerhin die komplette Serie aneinem Stück. Keine Absetzung, Verschiebungin die Triebzone („Ruf jetzt an!“) oder einespontan unmotivierte Sommer/Winter/Früh-lingspause.

„Lost“ – die (!) Serie der Noughties („Nul-ler-Jahre“ klingt nicht wirklich!) – ging denWeg vom Sender mit dem programmpoliti-schen Reizdarm hin zu Kabel 1. Kein Bein-bruch für die Fans, denn die turbulente fünfteSeason wurde hier in einem Rutsch durch-gespielt. Ähnlich wie die Staffel in einer ein-zigen DVD-Box, eine runde Sache also. In-haltlich kann man/frau sich auch nicht be-klagen, denn die Story wurde mit ordentlichviel Schub vorangetrieben. Locke IST tot,Sayid schießt den zwölfjährigen BenjaminLinus über den Haufen, Juliet rettet ihn („weilkein Kind für seine zukünftig möglichen Ver-brechen hingerichtet werden kann“), Jacksprengt die Insel, Faraday wird beim Versuchdie Zeitlinie zu korrigieren von seiner eige-nen, mit ihm schwangeren Mutter getötetund Jacob (!) hat alle Hauptfiguren in der Ver-gangenheit einmal aufgesucht. Läßt man/frausich von springenden Zeitreisen (wurde man-cherorts kritisiert) nicht irritieren, dann bietet

auch diese Season ein Füllhorn an herausra-genden Leistungen. Nicht zuletzt eine Band-breite an fein bearbeiteten Charakteren, dieeinen – alt bekannt oder völlig neu – zu fes-seln wissen. All dies nun mit der Aussicht aufdie große Auflösung in einer finalen Staffel.Ist Jacob nun die Personifikation einer Ein-richtung (Station/Raumschiff), die nach dengeeigneten Menschen für eine Aufgabesucht? Werden Einzelne auf ihr zukünftigesIch treffen? Behält Claire ihre Unschuld bis zu-letzt? Wofür müssen so viele schlußendlichihr Leben lassen?

Nun, wäre „Lost“ eine britische Serie wür-den am Ende vielleicht der Doctor & MissPond erscheinen.

Ebenso in eine fünfte Season ging diesesJahr „The Closer“. Eine US-Show, die nebenStories von realistischen (!) Verbrechen (keineMotive à la „er klaut mir seit einer Woche dieverdammte Zeitung“), mit einer Hauptfiguraufwartet, die getrost als tendenziell einzig-artig bezeichnet werden kann. Deputy ChiefBrenda Leigh Johnson geht jeden Fall miteinem Furor an, der in faszienierender Weisezu ihren eckigen Eigenarten in Kontrast steht.

Ihr Durchwühlen der Handtasche (von derGröße eines Bundesstaates), wenn sie nichtgerade nach ihr sucht. Der Schreibtisch mitTonnen gebunkertem Süßkram (dessen Ver-zehr zur eindeutigen Symbolik wird). Einenangeschrägten Katzentick („Er ist eine Sie!“).Szenen, in denen sie wie verloren scheint,während der Fall um sie auseinander zu bre-chen scheint. Nicht selten gleitet BrendaLeigh Johnson während eines Verhörs (gele-gentlich mit zig Verdächtigen) in ein facetten -reiches Rollenspiel. Für die SchauspielerinKyra Sedgwick ein mehr als dankbares Betä-tigungsfeld. Jeden Freitag Abend dieser Fraubei der Arbeit zuzusehen, ist ein herrlichesVergnügen für die ausklingende Woche.

Kritiker wie Genre-Fans werfen immernoch einen verächtlichen Blick auf DavidEicks gescheiterten Versuch eines Remakesvon „Bionic Woman“ (FO #221/#229). EineReaktion, die sich vielleicht am ehesten mitenttäuschten Erwartungen erklären ließe.Haftete an der Serie doch ein ähnlicher (ge-wollter!) Innovationsschub, wie er mit derneu interpretierten „Galactica“-Saga zuvor be-reits eindrucksvoll gelungen war. Zielvorga-ben, die die Show nicht erfüllen konnte. Wassie nicht davon abhalten kann, in passabel

Kurz & belichtet

„The Listener“ – die Darsteller

„Lost“ – Emilie de Ravin

„The Closer“ – Kira Sedgwick

„Bionic Woman“ – Michelle Ryan

11FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Filmsplitter

ansprechender Weise einfach nur zu unter-halten. So manch ein voreiliger Enthusiastwar damals (anno 07) möglicherweise auchvon der visuellen Umsetzung der Kräfte JaimeSummers enttäuscht. Die Action-Klassiker(slow motion & sound FX) werden nicht zi-tiert, weswegen sich die Neu-Agentin in üb-lich konventioneller Weise durch die Gegnerprügelt und beim beschleunigten Renneneben das tut. Die Qualitäten von „BionicWoman“ liegen aber nicht in solchen Gim-micks, sondern in den menschlichen Aspek-ten. Nicht wirklich neu angesetzt, aber gou-tierbar. Katee Sackhoff kann als RenegatinSarah Corvus wiederum aufzeigen, dass siemehr als die „Starbuck“ zu bieten hat. LacyKate Hale steht in der Rolle der heftig puber-tierenden Schwester Becca Summers für alldie Reibungskräfte, denen Jaime von seitenihres bisherigen Lebens nun ausgesetzt ist.Nicht zu vergessen die Britin Michelle Ryan,der es ohne großartige Verstellung gelingtdas US-Girl zu geben. Immerhin lernte ich dieSchauspielerin zunächst eher durch sehr„englische“ Rollen in „Jekyll“ (letztens auf DVDerschienen) und „Merlin“ (FO #247) kennenwie schätzen. Ihre Präsenz versprüht jeweilsGrandezza!

Nachdem mit grobem Schrot in Richtungahnungsloser Spatzen gefeuert wurde (FO#233), kann ich nicht umhin zuzugeben,dass den Machern Robert C. Cooper & BradWright mit dem neuesten Ableger der SG-Reihe ein veritabler Volltreffer in Sachen Sci-ence Fiction gelungen ist. „Stargate Uni-verse“ (FO #243) überzeugte nicht nur imPilot mit einer Story, Charakteren und Kon-frontationen, die mehr als nur interessieren.Nein, seither flimmerte nicht eine Episodeüber den Bildschirm, die den SF-Fan (in mir)nicht gefangen genommen hätte. Die Kon-zeption der Show macht hierbei nicht denFehler, die Episode der Woche zu bedienen.Die Drehbuchschreiber liefern eher eine (!)kontinuierlich durcherzählte Storyline, die sich

zu allererst mit den grundsätzlichen Aspek-ten des Überlebens und Anpassens beschäf-tigt. Von Folge zu Folge offenbaren zentraleFiguren Aspekte ihrer Persönlichkeit, so dassjeder Konflikt innerhalb der Gruppe Zivilistenund Militärs einer Dynamik entspringt – undnicht dem dramaturgischen Klischee. Zu mei-nem besonderen Vergnügen gibt es bis dato(#13/Faith) nicht einen einzigen im Cast, dernicht überzeugend in seiner/ihrer Rolle ge-wesen wäre. Zudem wirkt der nicht uner-hebliche Reiz, dass das Gros der Figurendurchweg ambivalent angelegt bleibt; es mitanderen Worten also keinen klassischen Hel-den im Sinne des Wortes gibt. Vielleicht mitAusnahme von Eli Wallace (David Blue), derstets versucht das möglichst Richtige zu tun.In der Krise an den gesunden Menschenver-stand – wie das Filmwissen – appelliert undzudem unglücklich in Chloe Armstrong (ElyseLevesque... wow!) verschossen ist. DieKämpfe um die Vormachtstellung an Bord der„Destiny“ zwischen Rush (Robert Carlyle) undCol. Young (Louis Ferreira) tragen auch des-halb viel zum dramatischen Potential derSerie bei, weil der Betrachter – in der Regel– keine gesicherte Position hat, von der eraus urteilen könnte. Da wir aber bisher weit-aus mehr über die Person von Everett Youngwissen – sein Verhältnis zu Tamara „TJ“ Jo-hansen (Alaina Huffman), die Heimat-Besu-che bei seiner Frau Emily (Ona Grauer), dietiefer gehende Verachtung für den subversi-ven Col. Telford (Lou Diamond Phillips) –,neigt man/frau bei Gelegenheit eher zu sei-ner (militärischen) Position. Es wird interes-sant sein ebenso die Motivation Rushs fürsein dubioses Verhalten zu beleuchten. AmRande – Connaisseure sollten sich einen Au-genblick für TJs Frisur(en) gönnen...

Mit einiger Erwartung wurde der Start derneuen US-Show „FlashForward“ begleitet.Die Story um einen global erlebten Blick in dieeigene Zukunft beinhaltet durchweg interes-sante Aspekte, die sich in einer Serie adäquat

aufdröseln lassen. Was mich persönlich aberbereits früh zu stören begann, war der Aspektder absoluten Gläubigkeit an die jeweils in-dividuelle Vision. Kein Skeptizismus, keineÜberlegungen, dass eine zukünftige Szeneauch eine völlig andere Deutung erfahrenkann. Ein (fast) jeder scheint seinen Ausblickfür ein Gottesurteil zu halten, an dem nicht zurütteln ist. In personam kann ich nun mit einersolchen Schicksalsergebenheit nicht wirklichviel anfangen. Wenn sich dann auch nochkein einziger Protagonist einstellt, der den an-deren grundsätzliche Fragen stellt, sträubensich mir ein wenig die Nackenhaare. Zwar ar-beiten die ersten Folgen auf der Ermitlungs-schiene alle wichtigen Punkte spannend ab– die Beziehung zwischen Mark Benford (Jo-seph Fiennes) und seiner Frau Olivia (SonyaWalger) bringt jedoch das frustrierende Po-tential der dargebrachten Konfliktbewältigungauf den Punkt: Beide haben nichts bessereszu tun, als sich permanent die volle Wahrheitan den Kopf zu hämmern. Gesund kann soetwas auf Dauer nicht sein.

Dass „Battlestar Galactica“ eine ausge-sprochen düstere Färbung aufweist, dürftehinlänglich bekannt sein. Besagte Düsternislässt sich in der abschließenden vierten Staf-fel aber noch erheblich dunkler einfärben.Wie in diesem Kosmos aus selbst erschaffe-nem Leid dennoch die Hoffnung überlebt, of-fenbart der groß angelegte Dreiteiler „Day-break 1-3“. Wann (!) man/frau sich damit imFree-TV beschäftigen wird können, bleibt al-lerdings offen, denn mit der Episode # 67„Revela tions“ geht der Private wieder einmalin die Pause. Mitten in der Season und elfFolgen im Köcher. Fügen wir uns also erge-ben in Geduld.

In amüsanter Weise komisch und irgend-wie viel zu schnell vorbei (zehn Folgen le-diglich), huschte der linde Krimi „Castle“durchs samstägliche Abendprogramm. Ri-chard Castle (Nathan Fillion) ist erfolgreicher

„Star Gate Universe“ – die Darsteller „Flash Forward“ – Sonja Walger

12 FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Filmsplitter

Autor, der die Gelegenheit Det. Kate Beckett(Stana Katic) bei der Arbeit zu begleiten nutzt,um aus ihr eine neue Romanfigur zu kreieren.Beide können sich so ausstehen wie Katz &Maus, weswegen weisungsbefugte Obere(alles Fans seiner Krimis) immer wieder beiBeckett vorstellig werden müssen. Alsbaldstellt sich heraus, daß der „Schreiberling“doch bei den Fällen zu gebrauchen ist; undsei es nur um ihn einem Verdächtigen vor dieFüße zu werfen. Kombiniert denken kannCastle zudem, weswegen Kate bald bereit ist,dafür seinen Redefluß ohne Punkt undKomma zu ertragen. Die Show bietet die Artleichter Unterhaltung, die man sich Nachtszum Ausklang nach dem Kino noch gönnt.Da Castle sich auch um die Erziehung seinerredegewandten, altklugen, hübschen TochterAlexis (Molly Quinn) zu kümmern hat und inder ersten Season ein Gaststar wie CaterinaScorsone auftritt, ist mir die Serie hier einpaar Zeilen wert. Die volle zweite Staffel stehtin den Staaten an.

Nach acht Episoden der zweiten Season„Fringe“ ist man wieder ein klein wenig inder Falle der „Monster-der-Woche“ gefangen.Drehte sich die erste Folge noch intensiv umOlivia Dunham (Anna Torv), ihren verwasche-nen Erinnerungen an die Alternativwelt undden Anschlägen auf sie, sind wir inzwischenein klein wenig im Leerlauf angekommen. Si-cher, die einzelnen Folgen sind mitunterspannend, werfen allerdings keinen erhel-lenden Blick auf das Ganze. Stellen nicht ein-mal Fragen in den offenen Raum. Lediglich #24 „Momentum Deferred“ gibt den Blick freiauf eine zuhauf unangenehme Zukunft undden Möglichkeiten der ominösen Gegner. Dadie Macher in einem Interview allerdings an-deuteten, daß „Fringe“ nicht über eine dritteStaffel hinaus geplant sei, bleibt zu hoffen,daß die Story der ultimaten Bedrohung lang-sam wieder Fahrt aufnimmt.

Dafür kann man für die bisherigen fünfTeile der zweiten Season „Legend Of The

Seeker“ (FO #251) kein Wort der Klage fin-den. Düstere Stories in einem neuen Kontext,mit Cara (Tabrett Bethell) eine Mord Sith ander Seite des Suchers Richard Cypher und ei-nige so attraktive wie talentierte Darstellerin-

nen als Gaststars. Nicht zu vergessen einGabriel Mann in der Rolle des verjüngtenZauberers Zeddicus. Ob uns die maßgebli-chen Verantwortlichen noch eine dritte Staf-fel gönnen, scheint allerdings in den Sternenzu stehen. Zumindest kreisen schwer die Ge-rüchte, daß dies die letzte sei. Time will tell.

Finally......nachdem der erste „BSG“-Ableger „Ca-

prica“ (FO #243) seine Meriten bei den Kriti-kern eingefahren hat (und die Stories, die inder ersten Season bisher ausgestrahlt wur-den sind nicht ohne!), ist einer der SyFy-Ver-antwortlichen (die Etage mit den Sesseln) anMacher Ronald D. Moore herangetreten, umnach einem dritten Spin-off zu fragen. Hiereher wieder zur Space Opera tendierend,was die Vermutung nahe liegen lässt, dasses ausführlich um den ersten Krieg zwischenMenschen und Zylonen (korrekt wäre jetzt ja„Cylons“) gehen könnte. Bisher nur die übli-chen Gerüchte, denn Moore hat diesbezüg-lich noch nichts konkretisiert.

Hoffen wir zunächst einmal, dass „Caprica“den Weg hierher findet.

(Mai 2010 – Robert Musa)

„Castle“, mit Nathan Fillion und Stana Katic als Richard Castle und Detective Kate Beckett

„Fringe“ – Anna Torv „Seeker“ – Craig Horner und Tabrett Bethell

13FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Film

Großbritannien/Staaten 2010; Regie: Matt - hew Vaughn; Drehbuch: Jane Goldman,Matthew Vaughn (nach dem gleichnamigenComic von Mark Millar & John Romita jr.);Kamera: Ben Davis; Musik: Ilan Eshkeri;Darsteller/innen: Chloe „Grace“ Moretz,Aaron Johnson, Christopher Mintz-Plasse,Nicolas Cage, Mark Strong, Lindsy Fonseca,Clarke Duke, Yancy Butler u. a.; 117 Minu-ten.

„Love kills“ fiel mir in den Neunzigern alsT-Shirt-Spruch auf einem Con auf. Gemeinhinwürde man/frau besagte Aussage direkt nachAbsurdistan verschicken. Gemeinhin undwohl auch nur auf den ersten Blick. DennLiebe kann in der Tat für eine Menge UnheilSorge tragen. Klickt sie hin zur Eifersucht istsie egomanisch, wird dem Geliebten schlicht-weg die Luft zum Atmen genommen. Nur ei-nige der möglichen Assoziationen, die sichzur Interpretation des Statements anbieten.Ein „Gewalt rettet“ würde auf einem T-Shirtvermutlich ähnlich wirken können. Denn Ge-walt ist in seiner reinen Prämisse nun just ne-gativ eingestuft. Verteidige ich mich oder dasLeben anderer, vollführt die Wertung einenvölligen Schwenk um 180°. Der Extremfallwäre ein Leben auszulöschen, um ein da-durch bedrohtes Leben retten zu können. Al-ternativ bliebe das Weglaufen oder Zu-schauen (das Brühen von Kräutertee wohleher nicht). Ein klassisches Dilemma für denhausüblichen Total-Pazifisten unserer Tage.Schlußendlich gibt es zu diesem Komplexaber definitiv kein s/w. Erleuchtungsdurch-wirkte, ko(s)mische Weisheiten à la „ich habekeine Feinde, also bin ich unbesiegbar“ wir-ken im realen Leben eher hanebüchen ab-seitig.

Gewalt im Film ist ein Teilaspekt, der al-lerdings die an einer Diskussion beteiligtenGemüter ordentlich erregen kann. Häufiger zusehen der öffentlich bestallte Bedenkenträ-ger, dem solange nichts auffällt, bis medialwieder ein Borstentier durch den Weiler ge-trieben wird. Dann aber sind die Urteile all-umfassend und die Bedenken grundsätzlich.Nicht selten kann man sich des Eindrucksnicht erwehren, daß die Kenntnis im konkre-ten Fall eine unbeleckte ist und einem kurz-fristig zugesteckten Notizzettel entspringt.

Ein elfjähriges Gör kämpft sich schlitzend,stechend, hackend, fluchend und dazwi-schen aus allen Kalibern feuernd durch einePhalanx aufgerüsteter Totschläger – irgend-ein Amtsträger würde darüber sicherlichernsthaft besorgt sein können. Dabei ist ‚Kick-Ass‘ – nein, keine Satire! Aber ein augen-zwinkender Spaß, dem nicht das Dramati-sche, das Menschliche wie das Emotionaleabgeht. Wahrlich kein Vergleich zur miß-glückten Adaption eines anderen Comics vonMark Millar (den zusammen mit J. G. Jones).

Timur Bekmambetows ‚Wanted‘ (Kurzverrisss. FO #234) nimmt sich nicht nur todernst; erinterpretiert auch die Vorlage in eine völligselbstgerechte Ecke (ließ ich mir zumindestsagen). Der Streifen kippt dadurch restlos ausdem Lot. Matthew Vaughn (mir mit ‚Stardust‘anno 07 wahrlich aufgefallen) hält sich in sei-ner Verfilmung weitaus enger an die Vorlage.

Dave Lizewski (Aaron Johnson) ist es leid,von den Mädels seiner High-School so wenig

beachtet zu werden, wie er und sein besterKumpel Marty (Clark Duke) von Pausenschlä-gern und Kleinkriminellen ins Visier genom-men werden. Er läßt sich einen enganliegen-den Strampelanzug kommen. Zieht sich einegrenzwertige Strumpfmaske über. Hantiertmit zwei Bleirohren und ist von nun an wildentschlossen, das Verbrechen auf der Straßezu bekämpfen. Einer muß damit anfangennicht mehr weg zu sehen. Später am Tagwird Kick-Ass, wie er sich in der Tarnidentitätnennt, ins Krankenhaus eingeliefert. Ver-schraubt wie Wolverine und mit einigenSchmerz empfindlichen Nervenenden weni-ger, kehrt Dave alsbald wieder zurück. Seinneuer Job ist es, einen miesen Strolch vonKate (Lindsy Fonseca) fernzuhalten. Dass dieKanaille ein ausgewachsener Dealer mit an-wesender Gang ist, stört Kick-Ass nicht son-derlich. Er tut es für Kate! Auch wenn sie sichfür ihn nur deshalb interessiert, weil er übelzugerichtet wurde und sie Dave – aufgrundkonfuser Umstände – jetzt für schwul hält.Da Kick-Ass sein weniges Pulver schnell ver-schossen hat, droht ihm in der Dealerbudeein blutiges Ende. Allerdings um ein Haar nur,denn Hit-Girl (Chloe Moretz) hat eine ältere

Kick-Ass

„Kick-Ass“ – das Poster zum Film

Aaron Johnson und Cristopher Mintz-Plasse

14 FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Film

Rechnung offenstehen. Bevor Dave begreiftwie ihm geschieht, sind die Übelwichte voneinem kleinen, lilahaarigen Wildfang in dieEinzelteile zerlegt. Auftritt Big Daddy (NicolasCage), der den Allerletzten mit einem exaktenTreffer aus seiner Scharfschützenposition er-ledigt. Zeit für das so gerettete Greenhorn imSuperheldengewerbe den Unterkiefer wiedereinzusammeln. Vater und Tochter verab-schieden sich nicht ohne den Hinweis, dasser sie um Hilfe rufen kann, wenn es einmalbrenzlig wird.

Was Dave nicht weiß: Dad Macready undseine kleine Mindy sind seit einiger Zeit aufeinem sehr persönlichen Rachefeldzug gegenden örtlichen Drogenboss Frank D’Amico(Mark Strong). Er brachte den ehrlichen Copfür Jahre hinter Gitter und die restlos ver-zweifelte Mutter zum Selbstmord. Nun ist esan der Zeit das D’Amico-Imperium nach undnach zum Einsturz zu bringen. Auge umAuge. Als wenig später Kick-Ass durch eineschiere Verzweiflungstat berühmt wird (unddiese Prügelei ist wirklich grotesk zu nen-nen!), hält ihn D’Amico für all die Überfälle aufseine Männer verantwortlich. Gezwungensein neues „Hobby“ im Umfeld geheim zuhalten und angenehm abgelenkt von derFreundschaft zu Kate, ist Kick-Ass in der Folgeschlichtweg abgetaucht. Nicht zu fassen.Alles Nachforschen der Gangster führt zunichts, weswegen Chris D’Amico (ChristopherMintz-Plasse) die Chance sieht, im Ansehenseines immer skeptischen Vaters zu steigen.Er tritt als Red Mist in Aktion (einer von DadsLeuten ist schnell geopfert), nur um sich da-durch die Freundschaft von Kick-Ass zu er-schleichen. Ein Kinderspiel, ihn danach in die

böse Falle gehen zu lassen. Chris ahnt nichtim geringsten, was für ein Fiasko er damitauslösen wird.

Kurzum!Der wohl bedeutendste Pluspunkt von

‚Kick-Ass‘ ist, daß er mit keinerlei Stereotypenarbeitet. Die aufgefahrenen Helden mögenzwar vordergründig eine Farce darstellen.Aber hinter jedem einzelnen Charakter stecktein Mensch, den es zu entdecken gilt. Amleichtesten gelingt dies bei Kick-Ass, den wirstets mehr als Dave Lizewski in Verkleidungsehen. Eben weil der Film de facto seinenWerdegang mitverfolgt. Bei Hit-Girl und BigDaddy ist es die zunächst absurd erschei-nende Beziehung als Vater und Tochter (wel-cher Dad feuert schon eine 9-Millimeter aufsein Kind, um die Aufschlagwirkung auf eineSchußweste zu proben). Dahinter verbirgt

sich allerdings ein Mann, der fürchten mussauch seine letzte Liebe zu verlieren und eineTochter, die hinter aller Coolness doch nur einelfjähriges Mädchen ist. Schließlich Red Mist,den zunächst der Ehrgeiz treibt, sich seinemVater zu beweisen. Der irgendwann aber er-kennt, daß Kick-Ass der erste Freund (!) in sei-nem noch jungen Leben ist. Ganz bei sichkann dagegen Frank D’Amico bleiben, der de-finitiv nur ein übler Kotzbrocken ist.

Daß der Film nicht zu einer Art parodisti-scher Nummernrevue verkommt – obschonvon Gags durchsetzt – liegt ursächlich an dendramatischen Momenten, die das Skript,exakt platziert, einarbeitet. So wenn Hit-Girlihren Dad aus den Händen der mordgierigenHäscher zu befreien versucht, oder Kick-Assmit dem Mut ausdauernder Verzweiflung einam Boden liegendes Opfer zu schützen ver-sucht. Nicht zu vergessen der Adrenalin-volleEin-Mädel-Showdown gegen eine halbeKompanie Mordbuben, wie der finale Zwei-kampf mit den Mördern ihrer Eltern. Eine Kon-frontation, in der vor dem letzten Schuss ausHit-Girl wieder Mindy wird. Stärke und Fragi-lität in nur einer Szene.

Auch mit dem zweiten phantastischenFilm kann der Brite Matthew Vaughn von sei-nen Varianten reichen Fähigkeiten überzeu-gen. Zeit, mir vielleicht endlich seinen Erst-ling ‚Layer Cake‘ anzusehen. Man kann alsodurchweg auf seine kommenden Projektegespannt bleiben (s. FO # 248). Überra-schenderweise (Comic-Verfilmung!) hielt sichder Erfolg in den hiesigen Lichtspielhäusernim überschaubaren Rahmen – zumindestwenn ich (wie gewohnt) vom Andrang inmeinem Kino ausgehend hochrechne. ErsterSamstag, Abendvorstellung und es verirrensich vielleicht vierzig Interessierte in den Film.Die Blockbuster-Konkurrenz bestand zu derZeit lediglich aus der Bay-esquen Mytholo-gie-Ramscherei ‚Clash Of The Titans‘. Aller-dings ist „lediglich“ hier ein klein wenig eu-phemistisch formuliert. Dreifach-D ist zur Zeitgrundsätzlich ein Argument, mit dem sichscheinbar alles zur Seite drücken lässt.

Immerhin durfte ich in einem Fachblattletztens die komplette Demontage von ‚Ava-tar‘ als Normal-D-Erlebnis (auf DVD) lesen.Alles durchweg signierfähig!

Schlussendlich steht jetzt mit Chloe Mo-retz ein weiterer Name auf meiner Liste „Im-Auge-zu-behaltender-Schauspielerinnen“. Inder angenehmen Komödie ‚(500) Days OfSummer‘ konnte man bereits einen erstenBlick auf ihre Arbeit werfen.

„Watch out, you c***!“ Nicht zu vergessen... endlich gab sich

Yancy Butler („Witchblade“) wieder einmal ineiner Filmrolle die Ehre. Kurz und mit lediglichdrei Sätzen (in zwei Szenen spielt sie Chris’Mutter), aber treffend charmant.

Man steht eben zu seinen Schauspiele-rinnen.

(Mai 2010 – Robert Musa)

Chloe Moretz als „Hit-Girl“, konzentriert …

… und nach Erledigung der Bösewichte

15FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Fernsehen

Frank FestaEin aktuelles Interview mit Frank Festa

ist auf www.phantastik-couch.de erschie-nen. Er gibt Einblicke in seinen täglichenArbeitsalltag, blickt zurück auf das für denFesta-Verlag überaus schwierige Jahr 2009und wirft einen Blick auf die kommendenNeuerscheinungen.

Mehr zu dem aktuellen Programm fin-det sich auch unter www.festa-verlag.de

In Blut geschrieben

So lautet der Titel einer Anthologie, indenen Geschichten von Ralph Haselberger,Stefan Fels, Thomas Backus und Volker

Ilse enthalten sind. Ein etwas ungewöhnli-cheres Projekt, denn zumeist sind die Auto-ren nur mit ein oder zwei Geschichten ineiner Anthologie vertreten. Hier wurde vonden vier Autoren teilweise eine beachtlicheAnzahlt an Kurzgeschichten aufgenommen.

Wer sich ein näheres Bild von dieser An-thologie machen möchte, die mit einem wirk-lich sehenswerten Cover aufwartet, der kannsich in dem auf www.horror-forum.com ein-gestellten Tread kundig machen.

Persimplex Verlag © 02/2010, ISBN 978-3-942157-08-7, 435 Seiten, Hardcover

Voodoo PressDieser Kleinverlag hat in seinem Pro-

gramm Romane und Novellen von einigen

hierzulande mehr oder weniger bekann-ten Autoren aufgenommen. So werdenWerke von Jeremy C. Shipp, Kealan PatrickBurke, Carol Crayson und Daniel I. Russellveröffentlicht.

Dieser Kleinverlag ist erst im letzten Jahrso richtig in der Verlagsszene aufgetauchtund hat auch erst einige, wenige Titel pu-bliziert. In der Vorschau für das laufendeJahr finden sich einige Titel der oben auf-gezählten Autoren, die einem näherenBlick in jedem Falle lohnen.

Im Internet ist der Verlag zu findenunter www.voodoo-press.com

Andreas Nordiek

+++ Horror: Neuheiten und Meldungen +++

FlashForward, eine Science-Fiction-Fern -sehserie die auf Motiven des gleichnamigenRomans des kanadischen Autors Robert J.Sawyer beruht, wurde jetzt von ABC nach nureiner Staffel abgesetzt. Ursprünglich warenfünf oder mehr Staffeln der aufwendig pro-duzierten Serie geplant, aber die Quoten fie-len in den USA schneller als erwartet. Dabeihatte die Serie, in der es um einen globalenBlackout und einen Ausblick in die Zukunftging, einen furiosen Start hingelegt.

Darum geht es bei FlashForwardBrennende Autos. Schreiende Menschen.

Tote. Weltweit haben fast alle Menschen für2 Minuten und 17 Sekunden ein kollektivesBlackout. In dieser Zeit durchleben sie ihreeigene Zukunft – den „FlashForward“.

Nach und nach kommt FBI-Agent MarkBenford (Joseph Fiennes) wieder zu Be-wusstsein. Nach dem Blackout versinkt dieWelt im totalen Chaos, denn kein Menschweiß, was die Visionen zu bedeuten haben.

Benford handelt und stellt ein FBI-Teamzusammen: Agent Demetri Noh (John Cho)und Agent Janis Hawk (Christine Woods) er-stellen eine gigantische Datenbank im Netz,in der jeder seinen FlashForward eintragenkann. Das FBI erhofft sich dadurch Hinweise

aus der Bevölkerung, die Klarheit in den Fallbringen.

Merkwürdig ist nur, dass anscheinendnicht alle Menschen diesen Blackout hatten.Sind sie verantwortlich für das Chaos? Ben-ford muss hinter dieses Phänomen kommen,denn er will das Gesehene um jeden Preisverhindern.

Ob man nun als Zuschauer jemals eineAuflösung bekommen wird, bleibt unklar.

Quelle: sf-fan.de / Pro7

FlashForward abgesetzt!

16 FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Comic

KopfspielchenFür den ersten Band »Willkommen in Lo-

vecraft« wurden Joe Hill und Gabriel Rodri-guez für den Eisner Award nominiert, denwichtigsten Literaturpreis für Comics. Jetztliegt auf Deutsch der zweite Band »Psycho-spiele« vor, von dem man natürlich erwartete,an den Erfolg des Vorgängerbands anzu-knüpfen.

Nachdem es im ersten Band ziemlich blu-tig zur Sache ging, lässt es der zweite er-heblich ruhiger angehen. Die drei Kinder derFamilie Locke leiden zwar, natürlich, immernoch an den traumatischen Erlebnissen nachder Ermordung ihres Vaters und dem Umzugnach Lovecraft, gewöhnen sich aber langsamin ihrer neuen Heimat ein und gewinnenneue Freunde. Einer davon ist der Neffe derSportlehrerin, der jedoch ein dunkles Ge-heimnis verbirgt, das auch mit dem totenVater der Kinder und ihrem Onkel zu tun hat.Außerdem findet der Jüngste der Lockes,Bode; einen neuen Schlüssel, mit dem manzwar keine Türen aufsperren kann, aber statt-dessen etwas viel unheimlicheres.

Wie jeder gute Horrorroman gibt auch die-ser Comic menschlichen Urängsten ein Ge-sicht. Die drei Hauptpersonen in Hills Ge-schichte, die drei Kinder Bode, Tyler und Kin-sey, müssen mit dem Verlust ihres Vaters klarkommen, der brutal ermordet wurde, vorallem der älteste der drei, der sich eine Mit-schuld am Tod gibt. Aber daneben geht esauch um ganz normale Ängste wie die vorZurückweisungen oder vor Blamagen. In»Locke & Key« gibt all diesen Ängsten derFreund der drei, Zack, ein Gesicht, dasebenso verführerisch und trügerisch ist, wiedie Lösungen, die durch die magischenSchlüssel den Kindern angeboten werden.

Daneben wird auch die Geschichte umdas Geheimnis dieser Schlüssel, das irgend-wie mit dem Vater und dem Onkel der Lockeszusammenhängt, vorangetrieben und auchda spielt Zack eine entscheidende Rolle inderen High-School-Zeit.

Auch der Nachfolgeband steht in keinerWeise hinter dem Debütband von Hill undRodriguez zurück. Die Geschichte wird be-hutsam und subtil weiter erzählt und voran-getrieben. Nach dem wesentlich actionrei-cheren ersten Band haben die Autoren hierdas Tempo erheblich zurückgenommen undkonzentrieren sich stärker auf ihre Figuren,die damit jetzt mehr Konturen und Tiefe be-kommen. Insgesamt ein starker zweiterBand, nach dem man sich bereits sehnlichden Dritten herbeiwünscht.

Locke & Key Bd. 2: PsychospieleText: Joe HillZeichnungen: Gabriel RodriguezÜbersetzung: Reinhard SchweizerVerlag: Panini Comics

Martha, Frank und DaveAls Frank Miller und Dave Gibbons sich

1988 in Sand Diege auf dem Comic-Con tra-fen, gehörten beide zur ersten Garde derComic-Autoren zu dieser Zeit. Miller hatte sei-nen »Dunklen Ritter« geschrieben und Gib-bons zusammen mit Alan Moore die »Watch-men« geschaffen. Bei einigen Bieren disku-tierten die zwei über ein gemeinsames Pro-jekt und das Ergebnis davon war eine farbigeSoldatin namens Martha Washington, die ineiner 1988 nicht allzu fernen Zukunft ineinem gespaltenen Nordamerika lebt. DenNamen ihrer Heldin haben die beiden Auto-ren mal eben bei der Ehefrau des ersten US-Präsidenten, George Washington, geklaut.Heute, 2010, haben wir diese Zukunft fast er-reicht, teilweise sogar überholt, und auchwenn sich natürlich die Zukunftsvision vonMiller und Gibbons nicht bewahrheitet hat,sind die Abenteuer von Martha Washingtonimmer noch so faszinierend und spannendzu lesen, wie man es sich nur wünschenkann.

Martha Washington ist im Jahre 2010 15Jahre alt und Soldatin des amerikanischenFriedenskorps PAX, das vom US-Präsidentenin den Überresten des brasilianischen Ur-walds eingesetzt wird, um diese gegen denRaubbau durch Fastfood-Konzerne zu schüt-zen. Die USA selber sind zu dieser Zeit tiefgespalten zwischen schwulen Neonazis, Fe-ministen, Texanern und militanten Gesund-heitsfanatikern. Der Präsident ist ein alkohol-süchtiger Umweltschützer, der nur ins Amtgekommen ist, weil der Rest des Kabinettsbei einem Bombenattentat umkam, und Mar-thas Vorgesetzter ist ein korrupter Offizier, derauf ihre Kosten Karriere macht.

Man merkt der Geschichte klar an, wannsie entstanden ist. Das ist aber nicht weiter

schlimm, denn gerade in der heutigen Situa-tion kommen mir einige der Visionen vonMiller und Gibbons prophetischer vor, als siedamals gewesen sein müssen. Die Ge-schichten um Martha Washington erreichenzwar nicht die Komplexität und Tiefe vomDunklen Ritter oder gar den Watchmen, trotz-dem sind es aber satirisch grandios über-zeichnete SF-Geschichten, die damaligen so-zialen und gesellschaftlichen Probleme derUSA aufgreifen und in eine Zukunft übertra-gen, die heute beklemmender wirkt als jezuvor.

Dieser erste Band »Ein amerikanischerTraum« umfasst die erste Mini-Serie um diejunge Soldatin Martha Washington. Der Restdes Werkes, zwei weitere Mini-Serien unddrei Einteiler, werden in den nächsten zweiBänden veröffentlicht.

Martha Washington Bd. 1: Ein amerikanischer TraumText: Frank MillerZeichnungen: Dave GibbonsÜbersetzung: Bernd KronsbeinVerlag: Panini Comics

Comicsichtungen im Mai

17FO 252 · 6/2010

Freunek/FO252/Comic

Nur ein SchnupfenHeute gibt es hier ein kleines Familien-

treffen. Nach Joe Hill mit »Locke & Key«kommt jetzt sein Pappa mit der Comic-Ad-aption eines seiner bekanntesten Werke,»The Stand«, zur Geltung. Dies ist nach »Derdunkle Turm« bereits die zweite aktuelle Um-setzung eines Stephen King Romans. Fallswer mit Kings dickem Wälzer nicht vertrautist: In »The Stand« geht es um einen Virus,der aus einem geheimen US-Militärlaborentweichen konnte und sich nun mit rasen-der Geschwindigkeit über die USA ausbrei-tet. Nur eine Handvoll Menschen erweistsich als immun gegen die Seuche und trittdie Reise durch ein entvölkertes Amerika an.Ihr Gegenspieler ist der Dunkle Mann, einemythische Gestalt, die das absolute Bösepersonifiziert. Dies ist eine Gestalt, die sichwiederholt in Kings Werken findet, so auchin »Der dunkle Turm« oder »Die Augen desDrachen«.

In »Captain Trips« wird erzählt, wie sichdie Seuche nach dem Unfall in dem Militär-labor ausbreitet und immer mehr Leute an-steckt. Dies ist umso beklemmender undFurcht erregender, weil die Autoren es schaf-fen, die völlige Zufälligkeit dieser Ausbreitungzu vermitteln und im Leser ein Gefühl derHilflosigkeit und Ausgeliefertsein zu erzeu-gen, das wir gegenüber so einer neuen undunbekannten Krankheit empfinden müssen.Auch die Auswahl der Immunen scheint imersten Band ebenso zufällig zu sein, wie dieAusbreitung der Seuche. Da finden sich eineSchwangere, ein abgehalfterter Rockstar, einGwaltverbrecher und ein taubstummerJunge, die zusehen müssen, wie um sieherum alle ihre Verwandten und Freundeelendig an der Captain Trips genannten Seu-che krepieren. Und während dieser Kata-

strophe wandert der Dunkle Mann, RandallFlagg, durch die USA, als Symbol für die Aus-breitung der Seuche und in ihrem Gefolgevon Angst und Paranoia.

Vor allem durch die Gestalt des DunkelnMannes und die Gruppe von Menschen, diegegen ihn antritt, sind sich »Der dunkle Turm«und »The Strand« recht ähnlich. Während dieGeschichte um den Revolvermann aber ineinem postapokalyptischen, an Fantasy an-gelehnten, Szenario spielt, ist »The Stand«eine Geschichte, die in den USA der Gegen-wart stattfindet. Dadurch trifft einen als Leserdiese Story viel stärker als das emotional vielweiter entfernte Szenario im »Dunklen Turm«.Nicht nur die Szenen, in denen die Erkran-kungen, etwa der Mutter einer der Haupt-personen, erzählt werden, lassen einen nichtkalt, sondern ebenso die, in denen beschrie-ben wird, wie das Militär und die Regierungverzweifelt versuchen, ihre Verantwortungund das Ausmaß der Seuche herunterzu-spielen und zu vertuschen. Das allein istschon genug Horror für eine Geschichte undbenötigt die Person des Dunklen Mannes alsPersonifizierung des Bösen überhaupt nicht.Aber das ist eine Schwäche von King-Roma-nen, die man bereits mindestens seit »Shi-ning« kennt.

Stephen King, The Stand Bd. 1: Captain TripsText: Roberto Aguirre-SacasaZeichnungen: Mike PerkinsÜbersetzung: Joachim KörberVerlag: Panini Comics

Zurück im NordenAuch wenn es inzwischen von jeder von

Howards Figuren, ob Red Sonja, Kull oder So-lomon Kane, eine eigene Comic-Serie gibt, istund bleibt die Figur, die wie keine andere mitRobert E. Howard verbunden ist, sein Barbaraus dem hohen Norden, der CimmerierConan. In der neuen, bei »Dark Horse« er-scheinenden, Serie, »Conan the Cimmerian«,kehrt der Barbar in seine Heimat zurück. Er-zählt werden die Geschichte von TimothyTruman als Texter und Tomás Girello und Ri-chard Corben als Zeichner. Dabei steht in die-sem Band gar nicht mal so sehr Conan imMittelpunkt, sondern vielmehr sein Großva-ter, Connacht, der ebenso wie sein Enkelseine Heimat verlassen hat, um die Welt ken-nenzulernen. Doch irgendwann kehrte ernach Cimmeria zurück und gründete seineFamilie, der dann Conan entsprang.

Als Klammer um die Geschichten von Co-nans Großvater erzählen Truman und Girellovon der Rückkehr Conans nach Cimmeria undwie er dabei auf alte Freunde, aber auch alteFeinde trifft. Die Geschichten um Connachtwurden dabei von Richard Corben gezeich-net, einem Comic-Veteranen, der bereits 1976eine Kurzgeschichte von Howard, »Blood-star«, adaptierte. Der Unterschied zwischenden Stilen von Corben und Girello ist ganzextrem und der Vergleich fällt nicht unbedingtzu Gunsten des Altmeisters aus, dessenZeichnungen einfacher und gröber ausfallenals die von Girello. Corbens Figuren wirkenzum Teil extrem unproportioniert, was einenbeim Lesen unangenehm auffällt.

Trotzdem macht der Band durchaus Spaßbeim Lesen, weil die Autoren es schaffen, dasWilde in der Figur Conans einzufangen undmit einer Sehnsucht nach Abenteuern unddem Unbekannten zu kombinieren, die derFigur des Barbaren eine neue Facette gibt,die sonst nicht so zum Ausdruck kommt.Wenn sich dann noch die Zeichnungen derAbenteuer seines Großvaters nicht so starkvon denen des Enkels unterscheiden würdenund dadurch nicht so große Brüche in derStory auftauchen würden, wäre der Band einungetrübter Genuss.

Conan Bd. 12: CimmeriaGeschaffen von Robert E. HowardText: Timothy TrumanZeichnungen: Tomas Giorello, Richard CorbenÜbersetzung: Michael StrittmatterVerlag: Panini Comics

Olaf Funke

Post/FO106/Freunek/FO252/Contermine + Impressum

ImpressumFandom Observer 252 – Juni 2010

Verlag: Editorship S & MHerausgeber: Martin Kempf, Märkerstr. 27, 63755 Alzenau

Chefredakteur: Günther Freunek, Am Haster Berg 37, 49090 Osnabrück, E-mail: [email protected]

Mitarbeiter dieser Ausgabe:Robert Musa, Peter Herfurth-Jesse, Armin Möhle, Andreas Nordiek

Redaktionen:Klaus G. Schimanski (Fanzines)Postfach 600123, 44841 Bochum,E-mail: fanzines(at)sam-smiley(dot)net

Andreas Nordiek (Horror),Friedenstraße 11, 49413 DinklageE-Mail: [email protected]

Film = zur Zeit unbesetztInteressenten bitte melden!

Rezensionsmaterial an den zuständigen Redakteur schicken.

Für den Inhalt namentlich gekennzeichneterBeiträge übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.

Satz & Gestaltung: FREUCOM, Osnabrück

Anzeigenverwaltung: Martin Kempf; es gilt die Anzeigenpreisliste Stand 2007

Druck: Stefan Schaper

Bezugspreis: 2,00 Euro (inkl. Porto), Abonne-ment (12 Ausgaben) 24,00 Euro, Auslands-preis bitte anfragen.

Abobestellungen: Konto 240 639 385, Sparkasse Alzenau, BLZ 795 500 00 ltd. auf Martin Kempf

Einzelbestellung/Aboverwaltung:Martin Kempf; Einzelexemplare müssen vor Erscheinen bestellt werden.

Es besteht kein Anspruch auf Belegexemplarein gedruckter Form – die Onlineversion desFandom Observers ist im Internet kostenlosund frei verfügbar.

Redaktionsanschrift für Observer Nr. 253:

Olaf Funke, Naupliastraße 7,81547 MünchenE-mail: [email protected]

Nr. Redaktionsschluß Redakteur

253: 15. Juni Funke254: 15. Juli Breitsameter255: 15. August Dressler

Redaktionsschluß:jeweils der 15. des Vormonats

18 FO 252 · 6/2010

Letzte Termin-Aktualisierung: 18.05.2010

6. – 8. August 2010ACD-JahresCon 2010Naturfreundehaus Hildesheimwww.acd-con.de

2. – 6. September 201068th World Science Fiction Convention „Aussiecon 4“Melbourne, VIC, AUGuests of Honour: Kim Stanley Robinson,Robin Johnson, Shaun Tanwww.aussiecon4.org.au

17. – 19. September 2010ElsterCon 2010Haus des Buches, Leipzigwww.elstercon.de

9. Oktober 2010BuchmesseCon 25Bürgerhaus, Dreieich-Sprendlingenwww.buchmessecon.info

12. – 13. März 2011Dort.Con 2011Veranstaltungsort des DORT.con ist dasFritz-Henßler-Haus, Geschwister-Scholl-Straße 33-37, 44135 Dortmundwww.dortcon.de

30. September – 2. Oktober 2011PERRY RHODAN-WeltConTagungsort: Mannheim www.perry-rhodan.net

Norman Spinrad an Magenkrebs erkrankt

Der amerikanische Science-Fiction-AutorNorman Spinrad (»Champion Jack Barron«,»Bilder um 11«, »Der stählerne Traum«, »DieTransformation«) hat verlauten lassen, dasser an Magenkrebs erkrankt ist: »Bei mirwurde Magenkrebs diagnostiziert und mirwurde gesagt, dass er derzeit inoperabelist, weil auch die Lymphknoten befallensind. Meine einzige Chance dieses Jahr zuüberleben, ist eine Chemotherapie um dieMetastasen schrumpfen zu lassen, damitder Tumor operiert werden kann. Das ver-rückte dabei ist, dass ich eigentlich keineSymptome spüre. Ich bin vielleicht nicht100 % fit, aber doch bei 80 % meiner Lei-stungsfähigkeit. Ich bin also etwas unent-schlossen, ob ich wirklich eine Chemo be-ginnen soll.«

Quelle: SF-Fan.de / sfsignal

2016 – Das Ende der NachtDerzeit finden in Bayern, Brandenburg

und auf Korsika die Dreharbeiten zum deut-schen Science-Fiction-Kinofilm »2016 – DasEnde der Nacht« statt. NachwuchsregisseurTim Fehlbaum präsentiert mit »2016 – DasEnde der Nacht« einen postapokalyptischenThriller: Die Welt, wie wir sie kennen, exi-stiert nicht mehr. Seit Jahren brennt dieSonne unerklärlich heiß auf die Erde nieder.Permanente Dürre hat das Land ausge-trocknet. Nahrung ist knapp geworden. Phil-lip, seine Freundin Marie und ihre Schwe-ster Leonie sind auf dem Weg in die Bergein der Hoffnung, dort Wasser zu finden. Siesind jedoch nicht allein auf der Suche. Esbeginnt ein Überlebenskampf in einer aus-sichtslos erscheinenden Welt.

In den Hauptrollen spielen HannahHerzsprung („Der Baader Meinhof Kom-

plex“), Lars Eidinger („Alle Anderen“), StipeErceg („Die fetten Jahre sind vorbei“) undLisa Vicari („Hanni & Nanni“) sowie AngelaWinkler („Die Blechtrommel“). Das Projektwird gefördert mit Mitteln des FilmFernseh-Fonds Bayern, Medienboard Berlin-Bran-denburg, FFA-Filmförderungsanstalt, ZürcherFilmstiftung und Kuratorium Junger Deut-scher Film.

Produziert wird »2016 – Das Ende derNacht« von der Caligari Film GmbH, Mün-chen, mit Thomas Wöbke und Gabriele M.Walther als Produzenten. Als Koproduzen-ten fungieren die Schweizer Vega Film AGund die SevenPictures Film GmbH. RolandEmmerich begleitet das Projekt als ausfüh-render Produzent. Gabriele M. Walther, Ge-schäftsführerin Caligari Film GmbH, freutsich: „Wir sind stolz, dass wir ParamountPictures von diesem Projekt überzeugthaben und ich freue mich, dass wir für die-sen Film so herausragende Schauspielergewinnen konnten.“ Thomas Wöbke er-gänzt: „Der junge Regisseur Tim Fehlbaumhat mit seinen außergewöhnlichen Kurzfil-men auf sich aufmerksam gemacht unduns hellauf begeistert. Schnell entstand dieIdee, einen deutschen Endzeitfilm zu reali-sieren. Mit Tim haben wir einen Regisseur,der es schafft, Suspense nicht durch großeSpezialeffekte, sondern durch nüchternenRealismus zu kreieren.“

Der Kinostart für »2016 – Das Ende derNacht« ist für das Frühjahr 2011 geplant.

Quelle: SF-Fan.de / Paramount

+++ Infos und Meldungen +++

v. li.: Hannah Herzsprung, Lars Eidinger, Stipe Erceg