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Sven Jöckel Juniorprofessor Kommunikationswissenschaft / Digitale Medien Universität Erfurt IJK Forum 2010 1 Früher und Heute Effekte moralischer Fundierung auf Handlungen in virtuellen Welten www.kkorellworks.com/images/the_moral_brain.jpg

Früher und Heute - ijk.hmtm-hannover.de · –Nicht allein durch rationales Argumentieren entstehen •Intuitive primacy, but not dictatorship –Universell auftreten • MFT leitet

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Früher und Heute

Effekte moralischer Fundierung auf

Handlungen in virtuellen Welten

www.kkorellworks.com/images/the_moral_brain.jpg

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• Moral als normatives Konzept

– Philosophie

– Religion

• Moral als (sozial-)psychologisches Konzept

– Ausbildung von Moral als Perspektivübernahme

– Moral als Folge kognitiv-reflektierender Prozesse (Kohlberg)

ABER

Moral

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Was empfinden Sie dabei?

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Was empfinden Sie dabei?

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Was empfinden Sie dabei?

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Was empfinden Sie dabei?

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Was empfinden Sie dabei?

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Jonathan Haidt (2001) zeigt auf, dass

moralische Urteile als dualer Prozess

kognitiv-reflektierender Prozesse (moral

reasoning) und intuitiv-affektiver Reaktionen zu

verstehen sind (moralisches „Bauchgefühl“)

Moral Foundation Theory

(funktionale Moraltheorie)

Moralische Intuition

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• MFT basiert auf der Annahme, dass moralische

Urteile

– Intuitiv erfolgen (können)

– Nicht allein durch rationales Argumentieren entstehen

• Intuitive primacy, but not dictatorship

– Universell auftreten

• MFT leitet (u.a. anthropologisch) fünf grundlegende

moralische Fundierungen ab

Moral Foundation Theory

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Die fünf moralischen Fundierungen

Englisch

• Harm and Care

• Fairness and

Reciprocity

• Ingroup and Loyalty

• Authority and Respect

• Purity and Sanctity

Deutsch

• Schaden und Fürsorge

• Fairness und

Gerechtigkeit

• Eigengruppe und

Loyalität

• Autorität und Respekt

• Reinheit

Haidt & Joseph, 2007 Jöckel, Dogruel, & Seifert, 2010

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• Alle fünf Fundierungen sind universell lassen sich

kulturübergreifend anwenden

• Die Salienzen der Fundierungen sind jedoch

kulturspezifisch unterschiedlich ausgeprägt

– „Cultures then vary in the degree to which they construct,

value, and teach virtues based on the five intuitive

foundations“ (Haidt & Graham 2007: 104)

Moral Foundation Theory

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• Ron Tamborini (und Team) hat begonnen, MFT auf

Unterhaltungsforschung zu übertragen

– Salienz moralischer Fundierung als „moral subcultures“ im

Sinne Zillmanns (2000) => Affective Disposition Theory

– Moralische Fundierung als Prediktor für Präferenz von

Medieninhalten (Tamborini et al., 2009, 2010)

– Effekte von Unterhaltungsrezeption auf Entwicklung

moralischer Fundierungen (Eden & Tamborini, 2010)

Moral Foundation Theory und

Unterhaltungsforschung

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Forschungslücke

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Welchen Einfluss haben moralische

Fundierungen auf Handlungen in

interaktiven, virtuellen Welten?

2. Teilstudie des Projekts „MFT und Mediennutzung“

Sven Jöckel, Uni Erfurt – Jugendliche und Moral

Nicholas D. Bowman, Young Harris College – Unterhaltungsforschung und Moral

Leyla Dogruel, FU Berlin – Ältere MediennutzerInnen und Interaktive Medien

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Wenn eine moralische Fundierung Jugendlichen salient

ist, verstoßen sie auch in virtuellen Welten nicht

gegen diese moralische Fundierung

Hypothese 1

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• 1. Schritt

– Übertragung und Validierung des MFT-Instrumentariums

nach Deutschland (Jöckel, Dogruel & Seifert, 2010)

• 2. Schritt

– Konzeption eines interaktiven Stimulus mit der Möglichkeit

• a) kein moralischer Verstoß

• b) moralischer Verstoß

Umsetzung

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• Fünf Geschichten auf Basis der moralischen

Fundierungen der MFT mit der interaktiven

Möglichkeit, einer Spielfigur zum Verstoß zu raten

oder nicht

Umsetzung

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• Teilnehmer

– N = 94 SchülerInnen (55% Mädchen, Mage= 13,1 SD = .51)

• Instrumente

– UV

• Deutsche Version des MFQ, mit fünf Dimensionen

– AV

• Entscheidung für Verstoß (= 1) oder nicht (= 0)

Studie

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Ergebnisse

Salienz der

Fundierung

Anteil Verstöße

Schaden/ Fürsorge 4.44 (.98) 30% (n = 89)

Fairness/ Gerechtigkeit 4.37 (.95) 12% (n= 90)

Autorität/ Respekt 3.89 (.96) 57% (n = 90)

Eigengruppe/ Loyalität 3.88 (.85) 38% (n = 87)

Reinheit 3.61 (.92) 54% (n=90)

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• Eine Fundierung wird als salient angesehen, wenn

sie die höchste Salienz aller Fundierungen aufweist

• Eine Fundierung wird als nicht salient angesehen,

wenn sie die niedrigste Salienz aller Fundierungen

aufweist

• Ist eine Fundierung nicht salient, handelt es sich bei

der Entscheidung in der Simulation nicht mehr um

eine moralische Entscheidung => Erwartungswert =

0.5

Zwischenschritt

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Saliente vs. nicht saliente

Fundierungen

0%

10%

20%

30%

40%

50%

21%

47%

Fundierung salient

Fundierung nicht salient

Differenz: t = -3.215, df = 79, p = .002, N= 80

Test gegen Zufall:

Saliente Fundierung, binominal-test, .5, p <.001

Nicht saliente Fundierung: binominal-test .5, p = .738

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• Lösung bestätigt H1

– Jugendliche verstoßen signifikant weniger als erwartet in

salienten Fundierungen

• Ausblick

– Dieses Ergebnis erweist sich als stabil und konnte für

weitere Stichproben bestätigt werden

– Auf Ebene der einzelnen Module lässt sich bei den

Jugendlichen nach Median-Splitt Lösung H1 nur für das

Modul Fairness bestätigen

– Effekte auf das Unterhaltungserleben schwach und auch

nur für Fairness nachweisbar

Fazit und Ausblick

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• Moral Foundation Theory als moralpsychologische

Perspektive für die Mediennutzung

• Interkulturell vergleichende Perspektive

– Was ist der stärkere Prädiktor für Verhaltensweisen in

virtuellen Welten?

• Nationalität

• Alter

• Moralische Subkultur

Ausblick

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To be continued…

Ausblick