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7/23/2019 Fruhe Religiose Ausserungen in Catal Huyu
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Frühe religiöse Äußerungen in Çatal Hüyük
Eine kritische Auseinandersetzung mit Ina Wunns
„Die eligi!nen in "!rgeschichtlicher #eit$
%&' Ein(ührung
Das Herausarbeiten von Umrissen einer prähistorischen Religion in all ihren Bestanteilen ist
immer die Arbeit an einem theoretischen Konstrukt. Diese kann, aufgrund der meist
mangelhaften, primären uellenlage, die in der archäologischen !undlage begr"ndet liegt, nur
unter #inbe$iehung von anderen, %issenschaftlichen &eilbereichen erfolgen. Besonderer
'ch%erpunkt liegt hier bei auf der #thnologie und der Religions%issenschaft in denen ein%eit ver$%eigtes 'pektrum an (nformationen $usammengetragen %ird. #ine Aufarbeitung der
archäologischen uellen ohne die )*glichkeit dieses +ugriffes %äre nicht $ielf"hrend. or
diesem Hintergrund ist der 'ch%erpunkt von (na -unns Arbeit $u sehen, die sich vor allem in
ihrer osition als Religions%issenschaftlerin um eine +usammenf"hrung der verschiedenen
(nformationsstränge %idmet.
#inen umfassenden /berblick $u diesem &hema hat (. -unn mit ihrer 0112 erschienenen
Arbeit im Rahmen der Reihe 3Die Religionen der )enschheit4 vorgelegt, die hier als5rundlage f"r %eitere, kritische Betrachtungen dient. Dabei %erden vor allem die
archäologischen uellen kritisch hinterfragt. +ur eranschaulichung von -unns Arbeits%eise
%ird beispielhaft der Abschnitt "ber die fr"hneolithische 'iedlung 6atal H"7"k, 21 km
s"d*stlich von Kon7a auf der anatolischen Hochebene gelegen8, herange$ogen.
%)' *er(ahrens+eise
(n ihrer gesamten im 9ahr 0112 erschienenem Arbeit mit dem &itel 3Die Religionen in
vorgeschichtlicher +eit4 ist das 5rundkon$ept auf einer logischen, $eitlichen Abfolge der
prähistorischen #reignisse aufgebaut. -unn versucht dabei einen /berblick "ber die
vorliegenden !undmaterialen der 'tein$eit aus dem aläolithikum bis in das ausgehende
:eolithikum b$%. die Kupfer$eit $u geben. Diesem /berblick beigestellt sind auch immer die
(nterpretationsansät$e, die sich f"r -unn aus dem aufgef"hrten )aterial ergeben. (n diesen
interpretativen Bereichen ihrer Arbeit neigt (. -unn ;edoch da$u, sich in ihrem ansonsten
8 9. )ellaart, 8<=>, 08? #. Klengel, H. Klengel, 8<>1, 8@.
0
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linearen erfahren, in un"bersichtlichen #rklärungen der +usammenhänge $u verfangen. #in
Beispiel hierf"r ist die Aufschl"sselung eines m*glichen &an$ritus anhand von Bildmaterial
an den -änden der untersuchten 5ebäude. -unn kommt mehrfach auf diese rituellen
Handlungen $u sprechen0. Hier$%ischen liegen ;edoch %eitere umfangreiche Ausf"hrungen
$u Befunden und Architektur, $u !undmaterialen und $u den verschiedenen, ethnologisch,
religions%issenschaftlichen (nterpretationsm*glichkeiten bei, sodass der Anschluss an die
Ausgangspassage un"bersichtlich bleibt.
Aus der 'icht%eise der Archäologie ist die Arbeit -unns, die hier vorliegt, durchaus als
umfangreich an $u sprechen. (n ihr %erden eine iel$ahl !undstellen in einem umfangreichen
+eitraum "berblicksartig erfasst. Diese !undorte teilen sich %iederum in primäre und
sekundäre lät$e, %odurch ergleichsm*glichkeiten geschaffen %erden die in verschiedenen
!ällen archäologischer, aber auch ethnologischer und religions%issenschaftlicher :atur sein
k*nnen. (n ein$elnen Beispielen findet auch eine +usammenf"hrung dieser
ergleichsmomente statt, die eine umfangreiche Auseinanderset$ung mit der )aterie in ihren
verschiedenen -issenschafts$%eigen $ur 5rundlage hat. Diese materielle +usammenf"hrung
gestaltet sich bis%eilen allerdings problematisch f"r die Autorin, die manchmal eine d"nne
(nformationsdichte, ;edenfalls hinsichtlich des ausge%ählten, archäologischen )aterials,
auf%eist. +umindest die archäologischen uellen sind, so macht es den #indruck, nach ihrem
otential an /bersicht "ber das behandelte &hema und der )*glichkeit $ur (nterpretation oder
den bereits vorhandenen, theoretischen Ansät$en ge%ählt %orden. Bei dem vorliegenden
Umfang der Arbeit ist dies auch nicht ver%underlich. Die Autorin beschränkt sich auf eine
"berschaubare uellenlage die vor allem namenhafte -issenschaftler ber"cksichtig.
Hinsichtlich der archäologischen Aspekte 6atal H"7"ks sind dies vor allem die :amen der
beiden 'chirmherren der archäologischen #rschlieung des Csth"gels 9ames )ellaart EFeiter
der Ausgrabungen von 8<=8 bis 8<=G und (an Hodder EFeiter der Ausgrabungen seit 8<<1.
Cft herange$ogen %erden auch der erfasser verschiedener /bersichts%erke in der
prähistorischen Archäologie, Hermann )"llerKarpe, und die Begr"nderin der &heorie des
matrilinearen 3Alteuropa4, )ari;a 5imbutas.
%,' Die In(!rmati!nsgrundlage
Die Aus%ertung der vielfältig gesammelten, archäologischen (nformationen findet durch (.
-unn umfangreich und ge%issenhaft statt. 'ie bilden die Basis f"r eine %eiterf"hrende
0 'ieh hier$u vor allem (. -unn, 0112, 01<, 08@.
@
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Aufarbeitung im 'inne eines Religionsvergleichs auf ethnographischer 5rundlage. #in
5rundproblem, %elches sich bei der (nformationssammlung ergeben hat ist, ;edoch die Arbeit
mit $.&. veraltetem uellenmaterial. 'o bilden die Ausf"hrungen $u 6atal H"7"k durchaus
einen roten !aden. Dieser hangelt sich ;edoch vor allem an dem von 9. )ellaart,
vorinterpretierten )aterial entlang, der als erster die ergrabenen !unde sichtete und beschrieb.
Hieraus ergibt sich ;edoch das roblem, dass )ellaart eine, aus heutiger 'icht, sehr eigene
Betrachtungs%eise der Befunde und des !undmaterials hatte. Dies ahnt auch -unn und %eist
im KonteIt der architektonischen (nterpretationen als m*gliche &empelgebäude auf die
geistigen Urspr"nge )ellaarts hin, die vor allem in der klassischen 5eschichte und
Jg7ptologie $u suchen sind@.
Das Beispiel m*glicher &empelbauten illustriert die Arbeits%eise, die -unn bei )ellaart
vorfindet und die ihr in einigen 'ituationen als Ausgangspunkt dient. (n den Darstellungen 9.
)ellaarts %ird davon ausgegangen, dass verschiedene !ormen von sakralen Bauten
bestanden, die in ihren KonteIten durch die Be%ohner genut$t %urdenG. 5rundlegendes
roblem hinter dieser (nterpretation ist ;edoch der %eitreichend homogene Aufbau der
gesamten 'iedlung. Die in ihrer Basisstruktur als rechteckig an $u sprechenden 5ebäude
$eichnen sich vor allem durch ihren homogenen Aufbau aus. Dieser besteht aus lattformen,
die durch )ellaart als 'chlafplattformen angesprochen %erden2, eine (nterpretation, der sich
auch -unn anschliet=. )it 'icherheit kann ;edoch lediglich festgestellt %erden, dass es sich
bei den #rhebungen, die sich deutlich im Raumkon$ept ab$eichnen, keine Brandspuren
feststellen lassen, sodass es sich %ahrscheinlich nicht um Herdstellen handelte>. Die
(nterpretation als 'chlaf und 'it$stelle lässt sich %ahrscheinlich primär "ber den
Bestattungsritus erschlieen. #iner der 'ch%erpunkte dieses Ritus liegt in der Bestattung
unter den angesprochenen lattformen. Diese !orm der Bestattung ist besonders häufig in den
als Heiligt"mer angesprochenen 5ebäuden an$utreffen. 'ie sind vor allem in 'chicht ( A
@ (. -unn, 0112, 080.
G 9. )ellart, 8<=>, >8, <<818
2 9. )ellart, 8<=>, >G.
= (. -unn, 0112, 012.
> H. )"llerKarpe, 8<>G8<<L, 0>>.
G
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und B gut nachvoll$iehbar und set$en sich auch unter den !ub*den der ein$elnen 5ebäude
fort, %enn unter den odesten kein lat$ mehr gefunden %urdeL.
#in basales roblem hinsichtlich des oben aufge$eigten +usammenspiels $%ischen
Architektur und :ut$ung ist in der fehlenden Kenntnis "ber die konkrete er%endung der
Räumlichkeiten $u sehen. R. Bernbeck %eist darauf hin, dass sich die :ut$ung des Raumes
eher in der architektonischen Umset$ung durch die Be%ohner niederschlägt, als dass die !orm
die :ut$ung bedingen %"rde<. #s ist also davon aus$ugehen, dass die de$idierte
orstellungs%elt der be%ohnenden (ndividuen sich in den Raumnut$ungskon$epten
niederschlägt. Dieser (nterpretation schliet sich auch (. -unn an, die von einer
3%eltanschaulichen (nterpretation4 der Räumlichkeiten81 durch die Be%ohner spricht. !"r eine
individuelle :ut$ung sprechen vor allem die Details in den Ausstattungen der Räume. on
den 8@< durch 9. )ellaart ausgegrabenen 5ebäuden in den 'traten ((M %urden G1 durch ihn
als 'akralbauten interpretiert. #in besonders hohes Aufkommen scheint es in 'tratum ( A $u
geben, in dem er von G8 Räumen 8@ als sog. Kultstätten be$eichnet88. (n ( B $eichnet sich
mittler%eile ein ähnliches Bild ab. Die individuelle Ausf"hrung und 5r*e der
Räumlichkeiten variiert mit der An$ahl der feststellbaren -andver$ierungen. 9edoch stagniert
die 5r*e des Raumes ab einer An$ahl von $%ei er$ierungen und bleib auf einem ähnlichen
:iveau80.Unterschiede in der Bau%eise sind lediglich hinsichtlich der Ausstattung eindeutig
nach%eisbar. 9ene k*nnen eher darauf hindeuten, dass die Räumlichkeiten auf ein ge%isses
restige der sie nut$enden Bev*lkerung $ur"ckf"hrbar sind. R. Becks und &. 9akob %eisen
darauf hin, dass restige an die #rf"llung ge%isser :ormen und &raditionen gekoppelt ist,
%elche sich %iederum in der Ausstaffierung der Häuser %iderspiegeln kann 8@. Auch (. -unn
geht auf diesen unkt näher ein, indem sie die Aufhängung der oft $itierten
L R. Becks, &. 9akob, 8<<=, 2<.
< R. Bernbeck, 8<<>, 8L8.
81 (. -unn, 0112, 012.
88 'iehe hier$u auch R. Becks, &. 9akob, 8<<=, 2<, (. -unn, 0112, 01>
80 R. Becks, &. 9akob, 8<<=, 2<.
8@ R. Becks, &. 9akob, 8<<=, 2Lf.
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-andapplikationen näher betrachtet8G, die in unterschiedlichen, Nualitativen Ausprägungen
vorhanden sind.
Bei diesen -andapplikationen handelt es sich um die Kranien verschiedener Aasfresser oder
&iere, die Aas als &eil ihrer :ahrungsstrategie ver$ehren. Da$u geh*ren ertreter des
5änsegeiers EGyps vulpus, des -iesels E Mustela und des !"chse EVulpini82. 'ie %urden als
Halterungen in die -and eingebracht und "berput$t. Bis%eilen entstanden so !ormen, die in
der Fiteratur als Brustapplikationen angesprochen %erden. Diesen (nterpretativen Ansat$
"bernimmt auch (. -unn und kommt dabei auf die bekannten 'tatuetten mit entbl*ten
br"sten $u sprechen die sich in diesen Kanon einf"gen. Bereits )ellaart sah hier eine
erbindung mit dem am Crt prakti$ierten, mehrstufigen Begräbnisritual, %elches eine
)a$eration der K*rper als Bestanteil auf%eist. #ine m*gliche erbindung $%ischen den
'chädeln der Aasfresser, Darstellungen von aasfressenden *geln und einem
:ach%eltglauben ist also ein durchaus naheliegender R"ckschluss. Die sog. 5eierheiligt"mer,
u.a. # (( L und dessen orgängerbau 3Kultbau # ((( L4 und # (( 08 8= $eigen in (hren
-andillustrationen m*glicher%eise Raubv*gel und kopflose, menschliche 5estalten, die diese
(nterpretation unterst"t$ten k*nnten.
Der mehrstufig verlaufende ro$ess der Bestattung, der vor allem in den 'chichten (A und B
unter den 5ebäuden endete ist bereits fr"h durch die separierten 'chädel und deren gesonderte
Behandlung, in machen !ällen durch /bermodellieren mit &on, bekannt ge%orden. Auch
;"ngere #indr"cke bekräftigen diese #rkenntnis, indem sie den &ransfer kleinerer
K*rperbestanteile unter den 5räbern nachvoll$iehbar machen, die so eine !läche f"r %eitere
Asso$iationen bieten. Diese ergän$en durchaus die interpretativen Ansät$e im 'inne (. -unns.
'o beschreibt (. Hodder die /bernahme von +ähnen in den 'chädel einer ;"ngeren Bestattung
aus einer älteren8>. (n diesem umfangreichen, s7mbolischen Kanon soll nun auch die
%eibliche 5estalt in ihren verschiedenen Ausf"hrungen eingreifen. Da$u geh*ren $um einen
die angesprochenen Brustapplikationen, $um anderen aber auch geometrische er$ierungen,
die als gesprei$te Beine und damit als eine ge%isse 5ebärhaltung interpretiert %erden k*nnen.
8G (. -unn, 0112, 08G.
82 9. )ellaart,8<=>, 821.
8= 9. )ellaart, 8<=>, 8<081@, Abb. 8G82, 80280>.
8> (. Hodder, 018G, 8=.
=
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Diese Aspekte %urden von 9. )ellaart schon fr"h als +eichen eines Kults in erbindung mit
einer )uttergottheit verstanden8L.
(n den Ausf"hrungen von (. -unn %erden nun diese Argumente mit m*glichen
ergleichsaspekten der #thnographie verbunden. Unter anderem %ird der sudanesische
'tammesverband der :uba angef"hrt, bei dem farbliche er$ierungen der (nnenräume, durch
geometrische )uster bekannt sind. :eben verschiedenen gegenständlichen #rscheinungen
verbinden sich die Finien auch $u %eiblichen 'chambereichen8<. erschiedene, ethnologisch
fassbare 'tammesverbände %erden auf diese -eise von -unn als Beispiele herange$ogen. (n
ihren rituellen Handlungen besit$t das +eigen der %eiblichen 5eschlechtsmerkmale eine
herausragende 'tellung. 'ie %erden auch auf rituellen 5e%ändern oder an den !assaden von
Häusern $ur 'chau gestellt01. (m 5egensat$ $u )ellart geht -unn ;edoch nicht von einem
pol7theistischen 5*tterpantheon aus08, %elcher in der Darstellung %eiblicher )erkmale und
in !igurinen f"r uns sichtbar %ird. #her eine iel$ahl von m7thischen 5estalten %ird f"r sie
hier greifbar, die f"r uns in der 5estalt einer 3Urmutter4 $ugänglich %ird, %elche sich in
verschiedenen Rollen %iederfindet00. Um diese als 3Urmutter4, be$eichnete Darstellung
versammeln sich die Ahnen, die den -andmalereien $ufolge als kopflose -esen einen
%iderschein in der f"r uns greifbaren '7mbolik gefunden haben k*nnten 0@. Am deutlichsten
%"rde dies in den als 9agdrituale oder 9agds$enen interpretierten (llustrationen sichtbar
%erden. Hier k*nnen sich vermutlich mit Feopardenfellen bekleidetet ersonen, so%ie
&an$ende0G und musi$ierende -esen mit der trans$endentalen -elt vereinigen, um eine
-irkung im Diesseits $u erreichen02. #inen ergleich versucht -unn %iederum auf
8L 9. )ellaart, 8<=>, 8@<8G8, 0@=? (. -unn, 0112, 01>.
8< (. -unn, 0112, 08@.
01 'iehe hier$u ausf"hrlich (. -unn, 0112, 08808@.
08 (. -unn, 0112, 080
00 (. -unn, 0112, 0@00@@.
0@ 9. )ellaart, 8<=>, 80G802, 80=, 8<L.
0G 9. )elleart, 8<=>, 8==8=>, &af. =8=@.
02 (. -unn, 0112, 01<, 08=08>.
>
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ethnographischem -eg $u erbringen, indem sie die Beschreibung eines ähnlichen 9agdrituals
bei den ueblo (ndianer :e% )eIikos anf"hrt. Diese sind $ur +eit der Auf$eichnung noch in
einem fr"hen 'tadium der Fand%irtschaft begriffen und die 9agd spielt eine entsprechend
groe Rolle, so %ie dies auch f"r 6atal H"7"k angenommen %erden kann. (m )ittelpunkt des
&an$es, der eine %ichtige Rolle innerhalb des Rituals einnahm, standen $um einen die 9äger
und $um anderen ein %eibliches -esen, %elches als 3)utter aller &iere4 be$eichnet %urde0=.
Ab%eichend hiervon spricht -unn, %olm*glich auch unter dem #indruck einer bekannt
ge%ordenen 'tatuette auf einem &hron0>, der $%ei Oarnivoren beigestellt sind, diese
Darstellung als 3Herrin der &iere4. Den #indruck, dass die -irkung von &ieren,
m*glicher%eise von Feoparden, als mächtiges )ittel der &arnung oder des 'chut$es bei der
9agd er%endung findet0L, bestätigt sich auch bei re$enten Beobachtungen. Die 'urma im
s"d%estlichen Jthiopien, bei denen sich moderne 9agd%affen mit alten raktiken
kulminieren, die auch den 5ebrauch von &ierfellen im Allgemeinen und Feopardenfellen im
'pe$iellen impli$ieren, veranschaulichen dies0<.
Das rin$ip einer starken, m7thologischen !igur mit %eiblichen Attributen findet -unn auch
bei ). 5imbutas@1 %ieder, bei der ein umfassender 5*ttinnenKult immanenter Bestanteil
ihrer &heorie von Alteuropa ist. An$eichen hierf"r meinte sie durch das Auftreten %eiblich
konnotierter !igurinen in vielen neolithischen Kulturen des orderen Crients und vor allem
auf dem Balkan %ieder$ufinden. Auch 6atal H"7"k %urde im +uge dessen aufgef"hrt@8. Das
&heoriengebilde von 5imbutas gilt heute im groen Umfang von der !orschung als %iderlegt.
(hre gesellschaftliche (nterpretation Urindogermaniens, die die ersten sesshaften Bauern als
eine in %eiten &eilen matriarchalische und matrilinearen Kulturstr*mung betrachtet, muss
aufgrund ihres oft heterogenen Ursprungs, der sich lediglich in der materiellen Kultur aus
0= (. -unn, 0112, 08=.
0> 'iehe hier$u (. -unn, 0112, 08L Abb. Gb.
0L (. -unn, 0112, 08=, G2G
0< 5. 5iansanti, 0181, G=ff. Abb. G>, GL.
@1 (. -unn, 0112, 08G.
@8 ). 5imbutas, 8<<88<<G, ><, 022, 02=.
L
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5rabh"geln, Keramikornamenten oder !igurinen trifft, als unbe%iesen gelten@0. #iner
scheinbar ähnlichen erbindung sit$t auch -unn auf, %enn sie die besagten
Brustapplikationen aus 6atal H"7"k mit den deutlich später angesiedelten, brustf*rmigen
Hausapplikationen der )ichelsberger Kultur und der Hornstaader 5ruppe vergleicht, die ihr
aus der mitteleuropäischen !euchtbodensiedlung Fud%igshafen, b$%. Bodman@@ am
Bodensee, bekannt sind. Auch %enn die kulturellen Juerungen von Hornstaader 5ruppe und
)ichelsberger Kultur ähnlich vielseitig sind und aus beiden Bereichen der brustf*rmige
-andverput$ bekannt ist@G, sind die Urspr"nge, auch im KonteIt des hauptsächlichen
Beispiels 6atal H"7"k, ebenfalls als heterogen und nicht auf diesem -eg als nachvoll$iehbar
ein$ustufen.
)ari;a 5imbutas unbestreitbarem #insat$ f"r die fr"he !orschung $um :eolithikum in
'"deuropa und auf dem Balkan mischen sich demnach die oft $%eifelhaften (nterpretationen
um das von ihr $usammengetragene !undmaterial bei. iele Darstellungen sind auch nach
eingehender r"fung, ähnlich %ie auf dem oben erläuterten -eg, nicht als eindeutig %eiblich
$u be$eichnen. Die :ähe von 5imbutas und )ellaart hinsichtlich ihrer spekulativen
&heorienbildung ist auffällig und oft einfach "bernommen %orden@2. Die kritische Diskussion
der #rgebnisse ist in !achkreisen ;edoch bis heute nicht beendet. )"llerKarpe $%eifelte die
eindeutig %eibliche (nterpretation vieler !igurinen und Darstellungen bereits sehr fr"h an,
%obei er sich lediglich darauf einlie, dass anthropomorphe +"ge feststellbar seien @=. #in
ge%isser Anteil %eiblicher Darstellungen lässt sich ;edoch auch nach heutigem erständnis
als 5esichter erkennen. (n diesem 'inne $%eifelt )"llerKarpe allerdings auch das generelle
Auftreten von &empeln im 'iedlungskompleI von 6atal H"7"k an, da die (nterpretation von
)ellaart nach seiner Auffassung hauptsächlich "ber die erortung sog. 'chreine in den als
sakral angesprochenen 5ebäuden vonstattengeht und auch )"llerKarpe diese #igenschaft
nicht als $%eifelsfreie 5rundlage einer geschlossenen 5ebäudegruppe@> $usammenfassen
kann. Hier$u kommen %iederum die als Aufhängungen von verschiedenen Applikationen
@0 'iehe hier$u auch A. Häuler, 0110, <, 88.
@@ (. -unn, 0112, 08@? '. Hagmann et al. 0188,8@, 0L0<.
@G H. 'chlichterle, 0181, 0=L? U. 'eidel, 0181, 0G.
@2 'iehe hier$u Beispielhaft R. Dr*ler, 8<>L, 020=.
@= (. -unn, 0112, 088.
<
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genut$ten )ittel ins 'piel, f"r die in einigen Räumen lediglich Hol$st"cke ver%endet
%urden@L, %as %iederum die unterschiedlichen )*glichkeiten der ein$elnen Be%ohner
unterstreichen kann und die bereits gestellte !rage nach dem restige in den ordergrund
r"ckt.
-' eligi!nsde(initi!n in Çatal Hüyük nach Ina Wunn
)*glicher%eise %ird in 6atal H"7"k eine egalitäre und noch nicht arbeitsteilige
5esellschaftsform in ihren entfernten Umrissen erkennbar, die auch von (. -unn in ihren
religi*sen raktiken let$ten #ndes präferiert %ird. or diesem Hintergrund spricht sich -unn
auch gegen die #Iisten$ einer direkten riesterschaft aus, viel eher scheinen ersonen diese
Rolle "bernommen $u haben, die in den spe$ifischen 'ituationen aufgrund ihrer
#igenschaften, %ie $.B. 5eschlecht, Alter oder #rfahrung, f"r die ;e%eilige Aufgabe geeignet
schienen. Dieser #indruck %ird neben der ver%andten Ausstattung der Räumlichkeiten vor
allem durch den sehr ähnlichen 5ebäudeumfang unterst"t$t. Das macht sich vor allem
bemerkbar, %enn 5ebäude an derselben 'telle %ieder errichtet %urden. (n dem !all ändert
sich die 5rundstruktur nur %enig, aber die Abmessungen er%eitern sich, in einigen
Beispielen, in kleinem Umfang@<.
(nsgesamt passen sich die Ausf"hrungen von (. -unn in das durch sie in verschiedenen
Arbeiten immer %ieder aufgegriffene Bild einer evolutionär veranlagten Religionsgeschichte
ein, die sich im Rahmen der allgemeinen #volutionstheorie versteht G1. !"r -unn ergibt sich
daher aus den im s"dostanatolischen 6atal H"7"k gemachten Beobachtungen eine
Ausgangsposition f"r die Ausbreitung ge%isser kultischer 5rundlagen, die vor allem in
genealogischen Religionsgemeinschaften auch re$ent %ieder$ufinden sind. Dieses Bild
ent%ickelt sich, %ie die Autorin feststellen muss, nicht einfach aus den stark
fragmentarisierten /berresten der protourbanen 'iedlung. Auch der vor allem von
archäologischer 'eite einset$enden Kritik ist sie sich durchaus be%usst und scheint dieser an
einigen 'tellen ihrer Arbeit bereits vorgreifen $u %ollen. -as sie ;edoch nicht davon abhält,
@> H. )"llerKarpe, 8<>G8<<L, 0>L.
@L (. -unn, 0112, 08G.
@< (. Hodder, 018G, 8@, 8G Abb. 8.<.
G1 (. -unn, 011<, 0<< Abb. 0ac? (. -unn, 0181, 01>, 01<, 080, 08@ff, 001.
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&ermini, %ie das durch 5imbutas definierte 3Alteuropa4, $u ver%enden G8. -ahrscheinlich
handelt es sich dabei allerdings um ein +ugeständnis an eine basale &heorie der
prähistorischen Archäologie im 'inne der Religions%issenschaft oder %enigstens in ihrem
5eist. 9ene ist angesiedelt vor dem Hintergrund einer $u %enig umfangreichen Aufarbeitung
des &hemas im 'inne der Religions%issenschaft. Dass die #Iisten$ eines %ie auch immer
einheitlich definierten Kulturraumes im neolithischen Balkangebiet, eines sog. 3Alteuropa4
oder 3Urindogermanien4, mehr als un%ahrscheinlich ist, %ird nicht erst von der neuesten
Fiteratur stark in +%eifel ge$ogen. +%ar lassen sich durchaus einheitliche materielle
/bereinstimmungen feststellen, vor allem A. Häuler findet dar"ber hinausgehend ;edoch
%eder auf archäologischem noch philologischem -eg eine )*glichkeit der Rekonstruktion
auf der 5rundlage von 5imbutas &hesen. !"r -unn geht der 5edanke eines einheitlichen
oder %enigstens ähnlichen Kults %eit "ber die 5ren$en der 'iedlung oder später Anatoliens
hinaus. 'ie meint von hieraus ein -eltbild feststellen $u k*nnen, %elches sich in
9ahrhunderten "ber #uropa und bis nach Amerika ausbreitete und so den :iedergang im
Ausgang$entrum "berlebteG0. Kern dieser orstellung %äre demnach das Häusliche und im
-eiteren, das protourbane Umfeld der 'iedlung. Aus ihm heraus %ird durch die Be%ohner
versucht, die Um%elt mit ihren orgängen $u erfassen und $u deuten. Diese Annäherung
k*nnte sich in Anlage und Ausstattung der Räumlichkeiten und der gesamten 'tadt
%iederfindenG@. Bis $u einem ge%issen 5rad ist dies %ohl auch durchaus %ahrscheinlich.
ergleichbare Ansät$e sind in der städtebaulichen lanung späterer +eiten %iederauffindbar
in klassisch gegliederten D*rfern der Dogon in )ali spiegelt sich das -eltbild im Aufbau der
'iedlung %ider. Das )ännerhaus s7mbolisiert das Her$ und das !rauenhaus steht f"r die
Hände us%. (m europäischen )ittelalter %ird der ungefähre 'traenverlauf meist auf $%ei
sich kreu$enden 'traen hin ausgerichtet. Auch %enn let$tere '7mbolik eher umgedeutet und
auf fr"here, antike 'traenplanung $ur"ckf"hrbar ist, so verdeutlicht sie doch das -eltbild
;ener +eit, das sich im Febensumfeld der )enschen %iderspiegeltGG.
&eil dieses ersuchs, Kontrolle "ber die Um%elt $u erlangen, k*nnten also die besch%*rend
%irkenden (llustrationen der -ände sein '$enen, die versuchen das 9agdgeschehen
G8 (. -unn, 0112, 0=8, 0=0.
G0 (. -unn, 0112, G2L.
G@ 9. )ellaart, 8<=>, 8=2, &af. 2<. =<, 01<? #. Klengel, H. Klengel, 8<>1, 8=.
GG R. Bernbeck, 8<<>, 018.
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ein$ufangen, um mit den dargestellten Riten einen Beitrag $ur 'icherung dieses "beraus
%ichtigen Bestandteils der 'ubsisten$ $u leisten. Auch eine apotropäische -irkung, die von
den dargestellten -esen ausgeht, ist naheliegend. Die verschiedenen &iere oder Ahnen und
auch die 3Urmutter4 in ihren verschiedenen !ormen besaen m*glicher%eise unterschiedliche
-ege, nicht greifbare Bedrohungen von den Be%ohnen fern$uhaltenG2. #ine deutliche
Aussage k*nnten die ab%ehrenden Hand$eichen liefern, die einige der !iguren $u machen
scheinen, aber auch das #ntbl*en der Br"ste kann, %ie -unn anf"hrt, aus ethnologischen
Beobachtungen heraus in unterschiedlicher -eise apotropäisch gedeutet %erdenG=.
Ausgangspunkt hierf"r sind %iederum die einheitlichen, k"nstlerischen Ausdr"cke der
Be%ohner, die es erst erm*glichen, R"ckschl"sse auf eine h7pothetische erbreitung und
damit auch auf eine /bertragbarkeit der kultischen Handlungen an$ustellen. Dieser
+usammenhang %urde neben ). 5imbutas auch von H. )"llerKarpe sehr fr"h erfasst. #r
definierte in einem gr*eren Umfang als 5imbutas den 3$irkummediterranen
Kultur$usammenhang4G>, der seinen Ausgang im s"d*stlichen Anatolien besaGL. Durch das
Auffinden von 5*bekli &epe und 6a7*n" als m*glicher%eise direkter orgängersiedlung b$%.
bauten ist es mittler%eile auch m*glich, diese H7pothese mittels verdichteter (ndi$ien $u
betrachten.
%.' /!nklusi!n
(n den obigen Abschnitten %ar es m*glich, verschiedene Beobachtungen %ieder$ugeben, die
durch die Religions%issenschaftlerin (na -unn in ihrer Arbeit $u prähistorischen Religionen
gemacht %orden sind. 'ie spiegeln ein vielfältiges Ausgangsmaterial %ider, auf %elchem sich
die (nterpretationen von (hr aufbauen. 'ie selbst %eist auf die 'ch%ierigkeiten hin, die eine
Aus%ertung des vorhandenen, archäologischen )aterials hinsichtlich einer
religions%issenschaftlichen (nterpretation mit sich bringenG<. &rot$dem hat sie, %ie sie selbst
G2 (. -unn, 0112, 08@.
G= (. -unn, 0112, 001.
G> H. )"llerKarpe, 8<=L, G>
GL H. )"llerKarpe, 8<=L, G>GL.
G< (. -unn, 0112, 0=80=0, G28G20.
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$usammenfassend ausf"hrt, eine 4grobe #nt%icklungsline421 auf$eigen k*nnen, deren
Bestandteil die hier im Kern behandelte 'iedlung 6atal H"7"k bildet. Cb diese Finie ;edoch
ohne Hinterfragen nachvoll$ogen %erden kann, ist $umindest aus 'icht der Archäologie als
fraglich $u erachten. erschiedene Beispiele, die ein !"r und -ider anf"hren, %urden oben
besprochen. +u den gut nachvoll$iehbaren Aspekten der Argumentation geh*ren mit
'icherheit die interpretativen Ansät$e, die sich mit den (llustrationen und !igurinen
auseinanderset$en. roblematischer Hintergrund ist hier vor allem die unvollständige
ublikationslage, in der sich die altgegrabenen Bereiche der 'iedlung immer noch befinden.
+%ar hatte 9. )ellaart mehrere orabpublikationen herausgegeben, eine abschlieende
)onographie erschien ;edoch nie. 'o ist auch die 'ituation hinsichtlich der
-andillustrationen beschaffen, die vor allem durch von )ellaart interpretierten Abbildungen
dominiert %ird.
&rot$dem erscheint die (nterpretation einer Dema, die -unn als 3"bermächtige, m7thische
Ahnengestalt428 definiert, hinsichtlich der verschiedenen %eiblichen !igurinen durchaus
gerechtfertigt. (m #in$elnen ist lediglich die eigentliche (dentifikation des 5eschlechts eine
unsichere !rage. #s scheint in let$ter KonseNuen$ eher, als %"rde sich (. -unn in der fast
magischen An$iehungskraft20 eines "berregionalen, kulturellen, religi*sen :et$%erkes
verfangen. Dass ihr dies nicht allein %iderfährt, ist auch hinlänglich aufge$eigt %orden.
ielmehr scheint es einen !undus der "berschaubaren (nterpretation $u geben, der von
unterschiedlichen Autoren und damit auch von (. -unn in engem Abgleich mit dem
!undmaterial bearbeitet %erden kann und aus dem sich theoretische Ansät$e generieren. Die
erlockung %ird ;edoch oft $u einem bestimmenden !aktor und beeinflusst die %eiteren
Aussagen bis%eilen. )it einer ge%issen 'icherheit ist es m*glich, kulturelle Konstanten
fest$ustellen, die $%ischen den verschiedenen +eiten und 'iedlungen, von 5*bekli &epe und
6a7*n" bis in die späten hasen von HacPlar, erfassbar sind. Hier$u k*nnen &ierdarstellungen,
$.&. Bestattungen oder eine ähnliche er%endung und %ohl auch er%altung der Cbsidian
5eräteindustrie2@ ge$ählt %erden. Als eher un%ahrscheinlich erscheint ;edoch eine
flächendeckende Ausbreitung der 3Urmutter4 bis nach Amerika. +%ar ist das Auftauchen
21 (. -unn, 0112, G20.
28 (. -unn, 0181, 01>.
20 A. 5arcQaRivera, 018G, @>2, @2L.
2@ (. -unn, 0112, 01>.
8@
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%eiblicher (nsignien so%ohl archäologisch als auch ethnologisch oft beschrieben %orden und
verschiedene raktiken lassen sich in einigen !ällen konteItualisieren, ;edoch %eist auch
-unn in einem späteren Artikel auf die )*glichkeit ähnlich verlaufender
Religionsent%icklung hin, die durch das Auftreten von arietäten2G gekenn$eichnet ist ein
organg, der in der Biologie als 5endrift be$eichnet %ird und der das Aufkommen
unterschiedlicher Arten erm*glicht, von denen sich einige, der 'ituation entsprechend
durchset$en k*nnen.
-unn gelingt es, in einigen Belangen glaubhaft die verschiedenen Bildträger
$usammen$ufassen und sie so%eit $u interpretieren, dass sie einen Kult generieren, der dem
urspr"nglich prakti$ierten durchaus nahe kommen kann. Die von ihr aufge$eigten 'trategien
k*nnten &eil einer Kontingen$be%ältigung ge%esen sein, die heute nur noch schemenhaft im
archäologischen )aterial greifbar ist. (m %eiteren erlauf gelingt es ihr ;edoch nur
ungen"gend, den Religionsbegriff $u definieren, da eine Abgren$ung, %ie aufge$eigt %erden
konnte, bis%eilen sch%ierig erscheint? ein Umstand der durch den $eitlichen Abstand, das
vorhandene )aterial und die /bertragbarkeit in das interpretierbare &heoriengebäude nicht
beg"nstigt %ird. -unns Arbeit muss daher in ;edem !all der Oharakter des orläufigen
inne%ohnen, der lediglich den Umriss darstellen kann? #in Umriss ;edoch, der den #indruck
der raIis realistisch vermittelt und gleich$eitig %eiteren 'pekulationen die &ore *ffnet. #s ist
insofern unvermeidbar, dass die Diskussion auch in esoterische Kreise ge$ogen %ird.
Hier kann m*glicher%eise ein Ansat$punkt von A. 5arcQaRivera %irksam %erden, der den
kultisch geprägten Febensbereich in 6atal H"7"k nicht als definierte !orm der Religion
be$eichnete, sondern eher, %ie auch in &eilen (. -unn, eine erehrung sah, die in
unterschiedlichen !ormen $um Ausdruck kam. 5arcQaRivera unterscheidet dabei $%ischen
dem englischen religion und devotion. Hierdurch %ird die roblematik, die einer Definition
des Religionsbegriffs inne%ohnt, relativ prä$ise erfasst. Die erehrung kann ein basales
)oment der Religion sein, sie kann in 6atal H"7"k als ein$iger Aspekt relativ $%eifelsfrei im
'inne der Religions%issenschaft festgestellt %erden. 9ene erehrung %ird in den aufgef"hrten
Bestandteilen deutlich, die $u !ragmenten eines Kults $usammengef"gt %urden. Da$u
geh*rten f"r 5arcQaRivera auch destruktive )omente22. Diese scheinen f"r ihn vor allem
durch die iel$ahl an Begräbnissen s7mbolisiert %orden $u sein.
2G (. -unn, 0181, 08=.
22 A. 5arcQaRivera, 018G, @2>, @=1.
8G
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Der Hintergrund 5arcQaRiveras %ar theologischer :atur, doch trot$dem kann vor allem seine
Auffassung eines #ros2= in platonischem 'inne, im KonteIt der Bearbeitung des
!undmaterials durch verschiedene -issenschaftler von (nteresse sein. 9ene antik definierte,
sch*pferische #nergie ist in diesem !all der Ausgangspunkt f"r verschiedene (nterpretationen,
die aufgrund des umfangreichen !undmaterials die !antasie, oft auch der lang;ährigsten
-issenschaftler, befl"gelt und sie bis%eilen "ber ein logisch erscheinendes +iel
hinausarbeiten lässt. Dies trifft nicht nur auf die !unde und Befunde von 6atal H"7"k und die
Arbeit von (. -unn $u, sondern auf den gesamten interpretativen Bestandteil, der die in
diesem KonteIt verbundenen -issenschaften $usammengef"hrt hat.
#s liegt in der :atur der Arbeit, dass sie %ohl kein definitives #rgebnis finden %ird. 'ie %ird
allerdings in der Fage sein, dass Bild schärfer $u umreien, %elches uns dem erständnis des
+usammenlebens dieser prähistorischen Kultur näher bringt.
2= A. 5arcQaRivera, 018G, @2>, @=1@=8.
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