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06.02.2006 Einführung in die Ethnologie Heidemann – LMU – WS 05/06 1 Hinweis: Die Ergebnisse der Klausur werden ab Anfang April im Institut ausgehängt. Diejenigen, die die Klausur nicht bestanden haben, können an einer mündlichen Prüfung am 17. Mai 2006, 13-18 Uhr, teilnehmen. Näheres entnehmen Sie bitte dem Aushang, der Sie ab Anfang Mai über näheres informiert.

Gegenwärtige Trends, Zukunftsperspektiven

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Hinweis: Die Ergebnisse der Klausur werden ab Anfang April im Institut ausgehängt. Diejenigen, die die Klausur nicht bestanden haben, können an einer mündlichen Prüfung am 17. Mai 2006, 13-18 Uhr, teilnehmen. Näheres entnehmen Sie bitte dem Aushang, der Sie ab Anfang Mai über näheres informiert. - PowerPoint PPT Presentation

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Hinweis: Die Ergebnisse der Klausur werden ab Anfang April im Institut ausgehängt.

Diejenigen, die die Klausur nicht bestanden haben, können an einer mündlichen Prüfung

am 17. Mai 2006, 13-18 Uhr, teilnehmen. Näheres entnehmen Sie bitte dem Aushang,

der Sie ab Anfang Mai über näheres informiert.

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Gegenwärtige Trends, Zukunftsperspektiven

Seit mehr als einer Dekade werden Impulse aus der Ethnologie in geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern aufgenommen („Ethnologisierung“ der Soziologie, Politologie, Geschichtswissenschaften etc.). Zentral ist zum einen der hohe Stellenwert von „Kultur“ als „teilautonome“ Kraft, die „hinter“ den Intentionen der handelnden Individuen steht („Kultur als selbstgesponnenes Bedeutungsnetz“), zum anderen die Forderung nach Selbstreflexivität (Nachdenken über Feldforschung, die Datengewinnung, die Rolle des Forschers im Forschungs-prozess).

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Theorien

Ethnologische Forschung steht stets in gesellschaftlichen und theoretischen Kontexten, die in jeder Arbeit explizit gemacht werden sollen. Eine Leittheorie, die im Fach als verbindlich, allgemeingültig oder konsensfähig angesehen werden kann, existiert jedoch nicht.

Postmoderne Theorien weisen Metatheorien zurück, stellen die als gesichertes Wissen postulierten Standpunkte in Frage, fordern Selbstreflexivität, also die Einbeziehung des Forschers in den Forschungsprozess.

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Methoden

Ethnologische Forschung basiert auf Feldforschung, die heute in einer postkolonialen Welt einschließlich der eigenen, westlichen Kulturen angelegt ist.

Die teilnehmende Beobachtung ist seit mehr als achtzig Jahren die wichtigste Methode, die heute jedoch partizipativ und dialogisch angelegt ist. Die Gastgesellschaften leben in marginalisierten Regionen der jungen Nationalstaaten oder in einer Diaspora.

Untersucht werden nicht nur Gruppen, sondern auch Menschen, die in modernen Kontexten (Institutionen etc.) agieren.

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ForschungsthemenZu Beginn der Fachgeschichte standen Expeditionen mit punktuellen Fragestellungen und dem Primat des Sammelns von „Fakten“ und Artefakten im Vordergrund, um die Menschheits-geschichte mit einem evolutionistischen Modell zu erklären.

Malinowski postulierte die stationäre Feldforschung und seine Schüler führten ganzheitliche Dorfstudien mit jeweils einer thematischen Ausrichtung durch. Mit der Entwicklung einzelner Teilbereiche entstanden thematisch fokussierte Monografien zu Religion, Wirtschaft oder Politik einer Mikroregion. Es folgten vergleichende und theoriebildende Arbeiten zu übergreifenden Themen wie Ritual, Gender, Ethnizität etc.

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Gegenwärtige ThemenIn der gegenwärtigen Ethnologie werden Themen zu nahezu jedem Bereich menschlicher Kulturen behandelt. Die Forschung hat sich von den Dörfern auch in Metropolen verlagert, von den ehemaligen Kolonien in junge Nationalstaaten oder unsere eigene Gesellschaft. Thematisiert werden Mikrokosmen wie Lebens-geschichten sowie höchst unterschiedliche übergreifende Themen wie „Familie“ oder „Tod“ sowie abstrakte Themen im interkulturellen Vergleich wie „Repräsentation“, „der Gegensatz von Rein und Unrein“ etc.

Neben den großen und klassischen Teilbereichen sollen heute weitere vorgestellt werden.

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Medizinethnologie

Die Medizinethnologie beschäftigt sich mit den Konzepten eines gesunden Körpers, den Vorstellungen von Gesundheit und den Mitteln zum Erhalt oder zur Wiederherstellung einer vitalen Physis. Somit zählt das Wissen von Heilkräutern ebenso zu diesem Teilbereich wie Geburtspraktiken, Trepanationen, Heiltänze und Tätowierungen als therapeutisches Mittel.

Die Medizinethnologie berührt somit die Bereiche Religion, Ritual und vor allem die Ethnologie des Körpers, die zu einem eigenen Teilbereich der Ethnologie geworden ist.

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Ethnologie der EmotionenJede Gesellschaft unterscheidet und klassifiziert Emotionen auf eine andere Art und Weise.

Die Emotionsethnologie beschäftigt sich mit der kulturellen Konstruktion von Emotion, mit dem sozialen Stellenwert, der einzelnen emotionalen Zuständen zugeschrieben wird sowie den einzelnen Emotiven im sozialen Prozess.

Die Gegenüberstellung von Emotion und Vernunft entspricht unserer kulturellen Konstruktion. Eine Emotion unterliegt jedoch dem gleichen Kognitionsprozess wie „Vernunft“, denn sie geht auf die Bewertung einer Situation oder eines Ereignisses zurück.

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Ethnologie der Sinne

Die Sinnesorgane bilden den einzigen Zugang des Menschen zu seiner Umwelt und werden oft vorschnell zu seiner biologischen Ausstattung gezählt. Was wir jedoch mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen, gelangt nicht direkt in unser Bewusstsein. Unserer Fähigkeit zu riechen, zu hören, Temperatur oder Wind zu fühlen ist kulturell erlernt. Wir orientieren uns an erlernten Farbspektren sowie an Geruchskategorien und erlernen auch das perspektivische Sehen in spezifischen kulturellen und ökologischen Umwelten. Darüber hinaus verfügt jede Kultur über eine Hierarchie der Sinne, die den ontologischen Status des Wahrgenommenen bestimmt.

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Ethnologie der ÄsthetikDie Ethnologie der Ästhetik geht von einem hohen kognitiven Stellenwert der sinnlich wahrnehmbaren Formen weit über den Bereich der Kunstethnologie aus. Religion wird somit nicht allein über Lehrgebäude, Mythen oder Gebote vermittelt, sondern durch direkt erfahrbare Praktiken wie Pilgerschaft, Ritual, Tanz, Gesang, gemeinsames Essen, durch Formen, Farben, Gerüche und Bewegung.

Ein Ansatz der sozialen Ästhetik geht davon aus, dass in den wahrnehmbaren Formen, die eine Gesellschaft produziert, auch ihre Regeln und normativen Vorgaben eingeschrieben sind, die Handelnde dann als ästhetische Form wahrnehmen.

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Visuelle EthnologieDas Arbeitsgebiet der Visuellen Ethnologie ist der durch visuelle Medien getragene Sinnstiftungsprozess. Im Zentrum stehen Fotografie und Film, doch andere Medien sollen nicht ausgeschlossen werden, zumal die Darstellungsweisen in diesen relativ jungen Technologien auf älteren ikonischen Formen und narrativen Mustern fußen.

Die Visuelle Ethnologie beschäftigt sich mit der Art und Weise, wie wir visuelle Medien zur Repräsentation von anderen einsetzen, aber auch wie andere Kulturen sich selbst und wiederum andere darstellen. Der Schwerpunkt des Diskurses liegt auf dem Dokumentarfilm.

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Berufsaussichten

Verbleibstudien zu den Absolventen der ethnologischen Institute in Köln und Hamburg liegen vor und zeichnen ein recht positives Bild zum Berufseinstieg. Die Hamburger Studie ist auch über das Internet (uni-hamburg.de/Wiss/FB/09/EthnoloI/Projekte ) zugänglich. In Kürze: Insgesamt fanden 95% eine Arbeit im weitesten Sinn (einschließlich Stipendien); ca. 20% sind in der Forschung oder im Museum tätig und ca. 35% in den Bereichen PR, Journalismus, Kulturbereich, IKK, Verlag/Buchhandel. 81% schätzen ihr Studium als wichtig für ihre berufliche Tätigkeit ein. [Die Kölner Studie ist unter uni-koeln.de/phil-fak/voelkerkunde/lehre/Chancen.html zu finden.]

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Das bevorstehende StudiumAllgemeines Grundstudium und später regionale und thematische Spezialisierung

Wissen und Kompetenz

Berufsbegleitende Praktika

Reisen und Feldforschungserfahrung

Studium zwischen Pflichtveranstaltung und der Verfolgung eigener Interessen.

Gleichgewicht zwischen Haupt- und Nebenfächern, Lektüre und Lehrveranstaltungen, Engagement in Fachschaft und Referaten.