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Germanistisches Seminar Wintersemester 2019/20 (Stand 01.09.2019) BACHELOR Erstes Studienjahr Modul 1 B-SPR Geschichte der deutschen Sprache 050233 Mi 8.15-9.45 M. Hundt Die Vorlesung gibt einen Überblick über die Geschichte der hochdeutschen und niederdeutschen Sprache von den Anfängen bis zur Gegenwart. Als Begleitlektüre wird empfohlen: Wilhelm Schmidt, Geschichte der deutschen Sprache, 11., verb. und erw. Aufl., hrsg. von Elisabeth Berner und Norbert Richard Wolf, Stuttgart 2013, sowie für das Niederdeutsche: Willy Sanders, Sachsensprache – Hansesprache – Plattdeutsch, Göttingen 1982. Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft 050360 Do 10.15-11.45 M. Elmentaler Die Vorlesung gibt einen Überblick über Gegenstände, Begriffe und Methoden der Sprachwissenschaft sowie einen ersten Einblick in ausgewählte Arbeitsgebiete der Linguistik. Folgende Themenbereiche werden behandelt: Grundlagen sprachlicher Kommunikation, Funktionen von Sprache, Zeichentheorie, Semantik, Phonetik, Phonologie, Morphologie, Syntax, Text und Gespräch, Schrift und Orthographie. Die Folien zur Vorlesung werden zum Herunterladen auf OLAT zur Verfügung gestellt. Alle Seminarteilnehmer müssen sich in der entsprechenden OLAT-Lerngruppe anmelden. Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft 050170 Do 8.30-10.00 T. Hoffmeister 050747 Fr 8.15-9.45 T. Hoffmeister 050168 Mi 18.00-19.30 A. Horn 050304 Mi 10.15-11.45 S. Kleindienst 050166 Mi 12.15-13.45 B. Luxner 050614 Mi 14.15-15.45 B. Luxner 050003 Di 8.30-10.00 D. Neiß 050172 Di 10.15-11.45 D. Neiß 050173 Fr 10.15-11.45 A.-K. Nöhren 050167 Mo 10.15-11.45 S. Schröder 050479 Di 14.15-15.45 S. Schröder In dem Proseminar findet zunächst eine Auseinandersetzung mit den allgemeinen Grundbegriffen der Erfassung und Beschreibung sprachlicher Kommunikation statt. Danach wird die Anwendung der linguistischen Methoden in den Bereichen Semiotik, Phonetik/Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik und Graphematik/Orthographie praktisch geübt. Der Besuch der Vorlesung "Einführung in die germanistische Sprachwissenschaft" wird für die Seminardiskussion vorausgesetzt. Vorlesung Seminar

Germanistisches Seminar Wintersemester 2019/20 · Germanistisches Seminar Wintersemester 2019/20 (Stand 01.09.2019) BACHELOR Erstes Studienjahr Modul 1 B-SPR Geschichte der deutschen

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  • Germanistisches Seminar Wintersemester 2019/20 (Stand 01.09.2019)

    BACHELOR

    Erstes Studienjahr

    Modul 1 B-SPR

    Geschichte der deutschen Sprache

    050233 Mi 8.15-9.45 M. Hundt

    Die Vorlesung gibt einen Überblick über die Geschichte der hochdeutschen und niederdeutschen

    Sprache von den Anfängen bis zur Gegenwart. Als Begleitlektüre wird empfohlen: Wilhelm

    Schmidt, Geschichte der deutschen Sprache, 11., verb. und erw. Aufl., hrsg. von Elisabeth Berner

    und Norbert Richard Wolf, Stuttgart 2013, sowie für das Niederdeutsche: Willy Sanders,

    Sachsensprache – Hansesprache – Plattdeutsch, Göttingen 1982.

    Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft

    050360 Do 10.15-11.45 M. Elmentaler

    Die Vorlesung gibt einen Überblick über Gegenstände, Begriffe und Methoden der

    Sprachwissenschaft sowie einen ersten Einblick in ausgewählte Arbeitsgebiete der Linguistik.

    Folgende Themenbereiche werden behandelt: Grundlagen sprachlicher Kommunikation,

    Funktionen von Sprache, Zeichentheorie, Semantik, Phonetik, Phonologie, Morphologie, Syntax,

    Text und Gespräch, Schrift und Orthographie. Die Folien zur Vorlesung werden zum

    Herunterladen auf OLAT zur Verfügung gestellt. Alle Seminarteilnehmer müssen sich in der

    entsprechenden OLAT-Lerngruppe anmelden.

    Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft

    050170 Do 8.30-10.00 T. Hoffmeister

    050747 Fr 8.15-9.45 T. Hoffmeister

    050168 Mi 18.00-19.30 A. Horn

    050304 Mi 10.15-11.45 S. Kleindienst

    050166 Mi 12.15-13.45 B. Luxner

    050614 Mi 14.15-15.45 B. Luxner

    050003 Di 8.30-10.00 D. Neiß

    050172 Di 10.15-11.45 D. Neiß

    050173 Fr 10.15-11.45 A.-K. Nöhren

    050167 Mo 10.15-11.45 S. Schröder

    050479 Di 14.15-15.45 S. Schröder

    In dem Proseminar findet zunächst eine Auseinandersetzung mit den allgemeinen Grundbegriffen

    der Erfassung und Beschreibung sprachlicher Kommunikation statt. Danach wird die Anwendung

    der linguistischen Methoden in den Bereichen Semiotik, Phonetik/Phonologie, Morphologie,

    Syntax, Semantik und Graphematik/Orthographie praktisch geübt. Der Besuch der Vorlesung

    "Einführung in die germanistische Sprachwissenschaft" wird für die Seminardiskussion

    vorausgesetzt.

    Vorlesung

    Seminar

  • Die Materialien werden im Internet zur Verfügung gestellt ( http://www.deutsche-

    sprachwissenschaft.uni-kiel.de/de/studium-lehre/materialien-fuer-die-aktuellen-

    lehrveranstaltungen/materialien ). Alle Teilnehmer des Seminars werden gebeten, sich die

    Materialien vor Beginn der Veranstaltung herunterzuladen.

    Grammatisches Repetitorium / Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft

    051331 Do 12.15-13.45 N. Simon

    051402 Di 8.30-10.00 M.-I. Suel

    051403 Mi 16.15-17.45 M.-I. Suel

    Das Tutorium findet begleitend zum Proseminar Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft

    des Moduls 1 B-SPR statt. Im Tutorium werden die in der Vorlesung und dem Proseminar

    behandelten Themen vertieft und anhand von Aufgaben praktisch geübt. Zu den

    Themenbereichen zählen: Semiotik, Phonetik und Phonologie, Graphematik, Morphologie, Syntax

    und Semantik. Das Tutorium richtet sich in erster Linie an Studienanfänger der Germanistik, aber

    auch Fortgeschrittene sind herzlich willkommen.

    Sprachwissenschaftliches Propädeutikum (Vorkurs)

    050798 7.-10.10. 9-14 Uhr S. Grafelmann

    050590 7.-10.10. 12-17 Uhr M. Münster

    050591 14., 15., 17., 18.10. 12-17 Uhr M. Münster

    051344 7-.10.10. 9-14 Uhr N. Simon

    051343 14.-18.10. 9-13 Uhr N. Simon

    051436 7.-10.10. 12-17 Uhr M. Sörensen

    051342 7.-11.10. 14-18 Uhr M.-I. Suel

    051544 14.-18.10. 9-13 Uhr M.-I. Suel

    Modul 1 B-ÄDL

    Einführung in die Ältere Deutsche Literatur: Held(in), Ritter, Heilige(r) – Bewährung und

    Erwählung in der Literatur des Mittelalters

    050198 Do 14.15-15.45 J. Weitbrecht

    Die Vorlesung führt in zentrale Texte und Gattungen der mittelalterlichen Literatur ein und

    untersucht dabei Figurenkonzepte, die von einem Spannungsverhältnis zwischen

    Vorherbestimmung und Anerkennung durch eigene Leistung bestimmt sind. Dies betrifft positive

    Identifikationsfiguren (wie den Gralsritter, Heilsbringer, die Amazonenkönigin oder heilige

    Jungfrauen) ebenso wie tragische oder ambivalente Figuren (die Selbstmörderin Dido, den

    Verräter Genelûn). Der Versuch der Bewährung kann fehlschlagen, umgekehrt kann Erwählung

    auch dämonisch konnotiert sein (etwa in den Geburtsmythen um Alexander des Großen). Die

    Fragestellung beschränkt sich daher nicht auf die Protagonisten mittelalterlicher Texte, sondern

    nimmt auch Nebenfiguren in den Blick, um nach für mittelalterliches Erzählen spezifischen

    Figurenkonstellationen zwischen Bewährung und Erwählung zu fragen.

    Tutorium

    Vorlesung

    http://www.deutsche-sprachwissenschaft.uni-kiel.de/de/studium-lehre/materialien-fuer-die-aktuellen-lehrveranstaltungen/materialienhttp://www.deutsche-sprachwissenschaft.uni-kiel.de/de/studium-lehre/materialien-fuer-die-aktuellen-lehrveranstaltungen/materialienhttp://www.deutsche-sprachwissenschaft.uni-kiel.de/de/studium-lehre/materialien-fuer-die-aktuellen-lehrveranstaltungen/materialien

  • Einführung in das Mittelhochdeutsche

    050183 Do 18.15-19.45 M. Dahm-Kruse

    050185 Fr 10.15-11.45 R. Diebel

    050187 Do 16.15-17.45 M. Kotetzki

    050592 Do 10.15-11.45 M. B. Martin

    050195 Mi 10.15-11.45 H. Rieger

    050188 Fr 08.30-10.00 L. Schiwek

    050375 Di 16.15-17-45 R. F. Schulz

    050196 Mi 14.15-15.45 R. F. Schulz

    050465 Mi 16.15-17.45 R. F. Schulz

    050155 Mo 08.30-10.00 L. Schwanitz

    050184 Mo 10.15-11.45 A. Sczesny

    050197 Mo 12.15-13.45 A. Sczesny

    050034 Mo 14.15-15.45 A. Sczesny

    050186 Di 14.15-15.45 M. Valkema

    In diesem Proseminar soll die Fähigkeit erworben werden, mittelhochdeutsche Texte angemessen

    in das Neuhochdeutsche zu übersetzen. Dazu ist das Laut- und Formensystem des

    Mittelhochdeutschen in seinen Grundlagen zu erarbeiten, daneben wird in Auseinandersetzung

    mit Problemen des Satzbaus und der Wortbedeutung die Benutzung der wichtigsten

    wissenschaftlichen Hilfsmittel eingeübt. Das Seminar schafft damit die Voraussetzungen für eine

    wissenschaftliche Beschäftigung mit der mittelhochdeutschen Literatur.

    Empfohlene Literatur:

    Klaus Peter Wegera/Simone Schultz-Balluff/Nina Bartsch: Mittelhochdeutsch als fremde Sprache.

    Eine Einführung für das Studium der germanistischen Mediävistik. 3., durchgesehene und

    erweiterte Auflage. Berlin 2016.

    Einführung in das Mittelniederdeutsche

    050145 Mo 8.30-10.00 M. Wolf

    Anhand von ausgewählten Texten werden die Grundzüge der mittelniederdeutschen Grammatik

    behandelt. Ausführliche Lese- und Übersetzungsübungen vertiefen das Gelernte. Auf diese Weise

    wird die Grundlage für eine weitere Beschäftigung mit der Literatur der mittleren Sprachstufe (ca.

    1225-1650) des Niederdeutschen gelegt. Zu Beginn dieser Epoche löste das Mittelniederdeutsche

    nicht nur das Latein als wichtigste Schriftsprache in Norddeutschland ab, sondern stieg auch zur

    Handels- und Verkehrssprache im Nord- und Ostseeraum auf. Eine Beschäftigung mit den

    historischen Quellen dieses Raumes erfordert deshalb Mittelniederdeutsch-Kenntnisse. Aufgrund

    der starken Stellung zu dieser Zeit ist aber auch eine Vielzahl mittelniederdeutscher Wörter in die

    skandinavischen Sprachen, insbesondere das Schwedische, übernommen worden. Die

    Lehrveranstaltung kann deshalb insbesondere auch Studenten mit entsprechendem Zweitfach -

    Historikern und Nordisten - empfohlen werden. Auszüge aus den wichtigsten Textzeugen des

    Mittelniederdeutschen werden im Seminar zur Verfügung gestellt (Sachsenspiegel, Reynke de

    vos, Redentiner Osterspiel u.a.m.). Die Auswahl kann auf Wunsch geändert oder ergänzt werden.

    Die erfolgreiche Teilnahme wird durch eine Abschlussklausur nachgewiesen. Nach den

    Studienordnungen kann das Mittelniederdeutsche anstelle des Mittelhochdeutschen erlernt

    werden.

    Empfohlene Literatur:

    Seminar 1

  • Peters, R.: Mittelniederdeutsche Sprache. In: Goossens, J. (Hg.): Niederdeutsch. Sprache und

    Literatur. Bd. 1. 2. Aufl. Neumünster 1983, S. 66-115.

    Einführung in die literaturwissenschaftliche Mediävistik

    050182 Do 16.15-17.45 M. Dahm-Kruse

    Ziel des Seminars ist es, die mittelalterlichen Texte hinsichtlich ihrer Spezifik zu erfassen, um sie

    vor dem Hintergrund ihrer historischen Entstehungssituation angemessen interpretieren zu

    können. Zu diesem Zweck wird im Seminar der kulturwissenschaftliche Hintergrund erhellt, die

    Literaturproduktion steht dabei ebenso im Zentrum wie die christliche Hermeneutik oder antike

    Traditionen, die sich in den Texten fassen lassen.

    Empfohlene Literatur:

    Die benötigten Texte werden auf OLAT eingestellt, zusätzlich wird eine gemeinsame

    Seminarlektüre exemplarisch aufzeigen, wie das Gelernte umsetzbar ist.

    Einführung in das Mittelhochdeutsche

    051289 Di 8.30-10.00 S. Alsbach

    050395 Mo 8.30-10.00 F. Engelhard

    051290 Mi 16.15-17.45 E. Göttle

    051508 Mo 16.15-17.45 S. Scheffel

    051082 Do 12.15-13.45 W.K. Witt

    051512 Do 16.15-17.45 W.K. Witt

    Zweites Studienjahr

    Modul 2 V-SPR/2 K-SPR

    Synchrone Beschreibung der deutschen Sprache

    050837 Mo 10.15-11.45 L. Andresen

    051353 Mo 14.15-15.45 L. Andresen

    050405 Do 12.15-13.45 P. Beuge

    051167 Do 14.15-15.45 P. Beuge

    051129 Mi 10.15-11.45 A. Horn

    050014 Mi 16.15-17.45 A. Horn

    050388 Do 8.30-10.00 A. Horn

    050387 Mi 14.15-15.45 V. Sauer

    050385 Do 10.15-11.45 V. Sauer

    Voraussetzung für den Erwerb eines Leistungsnachweises ist das Bestehen einer

    Abschlussklausur (Teilklausur).

    Das Proseminar schließt an die Lehrinhalte des Proseminars „Einführung in die deutsche

    Sprachwissenschaft“ an und ergänzt sie durch wichtige Teilgebiete der Linguistik anhand der

    hochdeutschen Gegenwartssprache: Funktionale Satzanalyse, Semantik, Pragmatik, Text- und

    Gesprächsanalyse und Soziolinguistik/Varietätenlinguistik.

    Seminar 2

    Tutorium

    Seminar 1

  • Die Materialien werden im Internet zur Verfügung gestellt ( http://germa.germsem.uni-

    kiel.de/hundt/stud-material.shtml ). Alle Teilnehmer des Seminars werden gebeten, sich die

    Materialien vor Beginn der Veranstaltung herunterzuladen.

    Diachrone Beschreibung der deutschen Sprache

    050382 Mo 10.15-11.45 S. Schröder

    050383 Mo 14.15-15.45 S. Schröder

    050384 Mo 16.15-17.45 S. Schröder

    050002 Di 18.15-19.45 R. F. Schulz

    Voraussetzung für die Teilnahme sind der erfolgreiche Abschluss von "Einführung in die deutsche

    Sprachwissenschaft" (1 B-SPR/Modul A1), da an die Grundkenntnisse über die synchrone

    Sprachbeschreibung angeknüpft wird, und der erfolgreiche Abschluss der Einführung in das

    Mittelhochdeutsche bzw. das Mittelniederdeutsche (1 B-ÄDL PS 1/Modul B1), da Teilsysteme der

    deutschen Grammatik historisch-kontrastiv betrachtet und Entwicklungs-tendenzen der

    deutschen Sprache aufgezeigt werden sollen. Die erfolgreiche Teilnahme an der Veranstaltung

    wird durch eine Abschlussklausur (Teilklausur) nachgewiesen.

    Gegenstand ist die diachrone Sprachwissenschaft, entwickelt am Beispiel der deutschen Sprache.

    Die Besonderheiten der deutschen Laut- und Formenlehre werden durch die Erarbeitung der

    wichtigsten Fakten der Sprachgeschichte erklärt, wobei die Methoden der diachronen

    Sprachwissenschaft vorgeführt werden.

    Die Materialien werden im Internet zur Verfügung gestellt ( http://germa.germsem.uni-

    kiel.de/hundt/stud-material.shtml ). Alle Teilnehmer des Seminars werden gebeten, sich die

    Materialien vor Beginn der Veranstaltung herunterzuladen.

    Diachrone Beschreibung der deutschen Sprache (Ndt. Sprachgeschichte)

    050427 Fr 10.15-11.45 L. Andresen

    051162 Fr 14.15-15.45 L. Andresen

    Voraussetzung für die Teilnahme sind der erfolgreiche Abschluss von "Einführung in die deutsche

    Sprachwissenschaft" (1 B-SPR/Modul A1), da an die Grundkenntnisse über die synchrone

    Sprachbeschreibung angeknüpft wird, und der erfolgreiche Abschluss der Einführung in das

    Mittelhochdeutsche bzw. das Mittelniederdeutsche (1 B-ÄDL PS 1/Modul B1), da Teilsysteme der

    deutschen Grammatik historisch-kontrastiv betrachtet und Entwicklungstendenzen der

    deutschen Sprache aufgezeigt werden sollen.

    Die Sprachgeschichte des Deutschen wird mit einem Schwerpunkt auf der Sprachgeschichte des

    niederdeutschen Raums thematisiert. Von einer Sprachgeschichte des Deutschen ist eine

    Sprachgeschichte des Niederdeutschen grundsätzlich zu unterscheiden. Spätestens seit dem

    Schreibsprachenwechsel vom Niederdeutschen zum Hochdeutschen im 16. und 17. Jahrhundert

    sind die hochdeutsche und die niederdeutscher Sprachentwicklung eng miteinander verknüpft

    und als gemeinsame Sprachgeschichte beschreibbar. Für die vorangegangenen Jahrhunderten seit

    dem Beginn der schriftlichen Überlieferung im nieder- und im hochdeutschen Raum um 800 gilt

    ein enger Sprachkontakt. Die daraus resultierenden Abgrenzungen und Gemeinsamkeiten

    zwischen dem Hochdeutschen und dem Niederdeutschen in der sprachgeschichtlichen

    Entwicklung werden kontrastiv herausgearbeitet und Kenntnisse zur Sprachgeschichte des

    norddeutschen Raums erweitert. Die älteren Sprachstufen den Niederdeutschen, das

    Altsächsische und das Mittelniederdeutsche werden ebenso thematisiert wie das

    Frühneuniederdeutsche und die Entwicklung des Neuniederdeutschen bis in die Gegenwart. In

    Seminar 2

    http://germa.germsem.uni-kiel.de/hundt/stud-material.shtmlhttp://germa.germsem.uni-kiel.de/hundt/stud-material.shtmlhttp://germa.germsem.uni-kiel.de/hundt/stud-material.shtmlhttp://germa.germsem.uni-kiel.de/hundt/stud-material.shtml

  • Abgrenzung dazu werden auch die verschiedenen Sprachstufen des Hochdeutschen

    (Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch, Frühneuhochdeutsch, Neuhochdeutsch) in ihrer

    Entwicklung nachgezeichnet. Allgemeine Aspekte von Sprachwandel und Sprachwechsel werden

    begleitend thematisiert. Abschließend werden varietätenlinguistische Fragestellungen diskutiert,

    die besonders der Erfassung des Gegenwartsniederdeutschen und der regionalsprachlichen

    Verhältnisse in Norddeutschland gelten.

    Das Seminar wird durch eine Klausur abgeschlossen.

    Tutorium zur synchronen Beschreibung der deutschen Sprache

    050839 Di 12.15-13.45 J. Jöhnk

    Tutorium zur diachronen Beschreibung der deutschen Sprache

    050854 Do 16.15-17.45 L. Peters

    Modul 2 V-ÄDL/2 K-ÄDL

    Lyrische Formen im 12. und 13. Jahrhundert

    050677 Do 16.15-17.45 T. Felber

    Die deutschsprachige Lyrik ist eine Erfindung des Hochmittelalters. Sie nimmt ihren Ausgang von

    der Rezeption romanischer Lyrik. Die Liebe und die eigene Haltung gegenüber dem geliebten

    Anderen werden im 12. Jahrhundert zum ersten Mal ein darstellenswertes Thema der

    deutschsprachigen Literatur, das in der gesungenen Lyrik (Minnesang) alle anderen Themen

    überschattet. Das Seminar führt in die unterschiedlichen Formen der lyrischen Liebesdichtung

    dar, gibt einen Überblick über die bedeutendsten Autoren dieser Epoche sowie die

    literaturgeschichtliche Entwicklung und diskutiert die unterschiedlichen Überlegungen der

    Forschung zur kulturellen Funktion des Minnesangs.

    Ein Reader wird in der ersten Seminarsitzung zur Verfügung gestellt.

    Als einführende Lektüre ist empfehlenswert: Günther Schweikle: Minnesang, Stuttgart 1995.

    Die „Klage“ Hartmanns von Aue

    050569 Di 14.15-17.45 (22.10.-17.12.) I. Hess

    Was uns von Hartmann von Aue überliefert ist, sind zwei Artusromane (‘Erec’ und ‘Iwein'), zwei

    heldenepische Texte (‘Gregorius’ und ‘Armer Heinrich’) und einige Lieder. Mit diesen Dichtungen

    gehört Hartmann zu den Klassikern der hochmittelalterlichen Literatur. Weitgehend unbekannt

    und unbeachtet ist indes ein weiterer Text Hartmanns, die ‘Klage’. In ihr treten ‘herze’ und ‘lîp’

    eines jungen Mannes in den Dialog über den Minnedienst. Dabei bewegt sich der knapp 2000

    Verse umfassende Text in Inhalt und Form zwischen den Gattungen und erscheint als literarisches

    Experiment. Um Hartmanns Dichtung und die Dichtung seiner Zeit besser zu verstehen, lohnt sich

    ein näherer Blick auf die ‘Klage’.

    Neben der Lektüre wollen wir uns gemeinsam Schwerpunkte erarbeiten wie Gestaltung und

    Überlieferung, Bedeutung von ‘herze’, ‘lîp’ und ’sêle’, Minneprogrammatik.

    Empfohlene Literatur

    Bitte schaffen Sie vor dem Seminar die folgende Textausgabe an:

    Hartmann von Aue, Die Klage, hg. v. Kurt Gärtner, Berlin / München / Boston 2015 (Aktdeutsche

    Textbibliothek 123).

    Tutorium

    Seminar

  • Mittelniederdeutsche Novellendichtung

    050678 Di 14.15-15.45 R. Langhanke

    Der Sammelbegriff mittelniederdeutsche Novellendichtung beschreibt eine heterogene Gruppe

    kürzerer erzählender Texte, die in der Regel als Beispiele des Transfers von Stoffen in den

    norddeutschen Raum gelten dürfen. Es lassen sich verschiedene Überlieferungsstränge

    unterscheiden. In einem engeren Sinne lassen sich zum einen handschriftlich oder vereinzelt auch

    in Frühdrucken überlieferte Verserzählungen aufführen. Vornehmlich sind diese Texte über

    Sammelhandschriften wie Het Hartebok , die Wolfenbütteler Handschrift und die Stockholmer

    Handschrift überliefert, die jeweils als Edition vorliegen. Zum anderen lässt sich eine in älterer

    Forschung als sogenannte Volksbücher, später als frühe Erzählprosa (Menke 1979)

    charakterisierte Gruppe niederdeutscher Drucke isolieren, die zahlreiche teilweise europaweit

    verbreitete Erzählstoffe in mittelniederdeutscher Übertragung bietet. Nur ein kleiner Teil dieser

    Texte wurde bisher ediert; sie haben in der Regel eher wenig Beachtung gefunden und wurden

    ungerechtfertigt als weniger bedeutender Überlieferungsstrang gesehen. Die thematische Vielfalt

    der überlieferten Text ist breit und bedarf der Detailbeobachtung.

    Das Seminar erarbeitet ausgewählte Stoffe und diskutiert die sprachliche und inhaltliche

    Verfasstheit unterschiedlicher mittelniederdeutscher Erzählungen. Über das Stichwort

    ‚Novellendichtung‘ soll zudem ein literarhistorischer Gattungsdiskurs nachverfolgt und auf den

    zeitgenössischen niederdeutschen Textbestand, der für diesen Diskurs oft nicht näher

    herangezogen wurde, bezogen werden.

    Die ausgewählten Primärtexte werden in einem Reader zur Verfügung gestellt. Neben die

    Bereitschaft zur regelmäßigen Textlektüre tritt die Übernahme einer kleinen Referatsleistung.

    Über eine Hausarbeit kann eine Modulprüfung abgelegt werden.

    Erste Literaturhinweise

    Chinca, Mark/Reuvekamp-Felber, Timo/Young, Christopher (Hrsg.): Mittelalterliche Novellistik

    im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Berlin 2006 (Beihefte zur

    Zeitschrift für deutsche Philologie. Bd. 13).

    Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Geschichte der europäischen

    Novellistik im Mittelalter. Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen 2006.

    Menke, Hubertus, „Kurtzweilige historien und andere bücher in allerley künsten / teutsch und

    sässisch“. Zur Überlieferung, Gebrauchsweise und Wirkung der frühen Erzählprosa im

    niederdeutschen Sprachgebiet. In: Niederdeutsches Jahrbuch 102 (1979), S. 91–161.

    Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet

    050684 Mo 8.30-10.00 M. B. Martin

    Nachdem sein tyrannischer Vater von den eigenen Untertanen umgebracht wurde, wird Lanzelet

    auf einer wunderschönen Insel im Reich einer Meerfee von 10.000 Jungfrauen im Singen, Tanzen

    und höfischen Umgangsformen unterrichtet. Mit 15 beschließt er dann, außerhalb des

    Feenreiches das Ritterhandwerk zu erlernen und sich auf die Suche nach seiner wahren Identität

    zu machen, da die Meerfee ihm erst dann seinen Namen verraten kann, wenn er ihren ärgsten

    Feind besiegt hat. Der namenlose Ritter macht sich schon bald durch zahlreiche Taten einen

    Namen unter den Artusrittern, heiratet viermal und tritt schließlich nicht nur das Erbe seines

    Vaters an, sondern herrscht auch über die drei Reiche seiner dritten Frau Iblis.

    Der Lancelot-Stoff – von dem Ulrichs Lanzelet eine sehr eigene Variante darstellt – war im

    Mittelalter sehr beliebt. Zu den bekanntesten Texten zählen Chrétiens de Troyes Le Chevalier de

    Charrette (zwischen 1177-1180), der anonyme Prosaroman Lancelot propre (um 1215/40), der

  • seinerseits eine deutsche Übersetzung im sog. Prosa-Lancelot (nach 1250) erhielt. Aber auch

    Ulrichs Roman erfreute sich großer Beliebtheit: Z.B. nennt Rudolf von Ems (1235) Ulrich in

    Dichterkatalogen in einem Atemzug mit Heinrich von Veldeke, Hartmann von Aue, Wolfram von

    Eschenbach und Gottfried von Straßburg. Eine Miniatur des Codex Manesse zitiert sogar ersten

    Vers des Romans (Cod. Pal. Germ. 848, 311r).

    Über den Verfasser des Lanzelet wissen wir allerdings wenig: Er nennt sich im Text von

    Zatzichoven Uolrich (V. 9344; 9444) und ist vermutlich identisch mit jenem Uolricus de

    Cecinchovin, den eine Urkunde vom 29. März 1217 bezeugt. Seinen Gönner nennt er uns nicht.

    Entstanden ist der Roman wahrscheinlich bald nach 1194, nach der Gefangennahme Richards

    Löwenherz (V. 9326ff.). Der englische König konnte sich nur durch fürstliche Geiseln auslösen:

    Eine von ihnen war Hugh von Morville, in dessen Besitz sich die – heute verlorene – Vorlage

    befunden haben soll (V. 9338-9341).

    In diesem Seminar werden wir uns unter literaturhistorischen und gattungsgeschichtlichen

    Perspektiven mit dem Artus- und Lancelot-Stoff befassen. Wir werden uns die Handschriften und

    Fragmente des Lanzelets ansehen und die Editionsgeschichte nachzeichnen. Wichtige

    Gesichtspunkte für die Interpretation des Romans werden die Themen Identitätsfindung, Minne,

    Frauenbilder und Geschlechterrollen, Erzählverfahren und die zeitgenössische Rezeption dieses

    zentralen Werkes mittelhochdeutscher Artusepik bilden.

    Textgrundlage: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Text – Übersetzung – Kommentar.

    Studienausgabe. 2., revidierte Auflage. Herausgegeben von Florian Kragl, Berlin/Boston 2013.

    Die Legenden Konrads von Würzburg (Silvester, Alexius, Pantaleon)

    050676 15.11. & 10.01. 14.00-19.00 P. Nehr

    16.11. & 11.01. 9.00-15.00

    In der älteren Forschung wurden die drei Verslegenden Konrads von Würzburg – die vermutlich

    in den 1270er Jahren entstanden – negativ beurteilt. Man kritisierte die deutliche Nähe Konrads

    an den lateinischen Vorlagen und die mangelnde poetische Ausgestaltung der Texte. Bisweilen

    findet sich eine solche Einschätzung nach wie vor in der Forschung. Das Seminar möchte sich von

    einer solchen Herangehensweise lösen und die Texte in ihrem medialen Zusammenhang

    untersuchen, sprich im Zusammenwirken von Produktion und Rezeption der Texte: Das Ziel

    lautet, sozial- wie kulturgeschichtliche Fragestellungen der germanistischen Mediävistik in Dialog

    zu bringen: Wie wird Heiligkeit in den Texten konstituiert? Welche Bedeutung nimmt die Stadt

    als Ort der Literaturproduktion und -rezeption ein? Wie kann man sich dem Zusammenhang von

    Auftraggeber/Gönner und Autor über die Texte nähern? Das Seminar möchte somit eine

    Einführung in die Gattung der Legende bieten und zugleich grundlegende Fragestellungen und

    Methoden der germanistischen Mediävistik (z. B. Historische Narratologie, Historische Semantik)

    einüben.

    Anschaffung verpflichtend:

    Konrad von Würzburg: Pantaleon. Bereinigter diplomatischer Abdruck und Übersetzung. Hrsg.

    von Thomas Neukirchen. Berlin 2008 (Texte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit 45).

    Literatur zur Einführung:

    Hartmut Bleumer: 'Historische Narratologie'? Metalegendarisches Erzählen im „Silvester“

    Konrads von Würzburg. In: Harald Haferland/Matthias Meyer (Hg.): Historische

    Narratologie. Mediävistische Perspektiven. Berlin [u.a.] 2010 (Trends in Medieval

    Philology 19), S. 231-261.

    Edith Feistner: Historische Typologie der deutschen Heiligenlegende des Mittelalters von

    der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zur Reformation. Wiesbaden 1995 (Wissensliteratur im

    Mittelalter 20).

  • Peter Strohschneider: Textheiligung. Geltungsstrategien legendarischen Erzählens im

    Mittelalter am Beispiel Konrads von Würzburg „Alexius“. In: Gert Melville/Hans Vorländer

    (Hg.): Geltungsgeschichten. Über die Stabilisierung und Legitimierung institutioneller

    Ordnungen. Köln/Weimar/Wien 2002, S. 109-147.

    Julia Weitbrecht: Imitatio und Imitabilität. Zur Medialität von Legende und Legendenspiel.

    In: PBB 134 (2012), S. 204-219.

    Weltbilder in Texten des Mittelalters

    050675 Mi 14.15-15.45 H. Rieger

    Die Frage, wie sich die mittelalterlichen Menschen die Welt vorgestellt haben, was sie über ihre

    Form bzw. die darauf befindlichen Kontinente und deren belebte Natur wussten, gehört zu den

    meistgestellten Fragen der populärwissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Mittelalter. Es

    besteht also ein offenkundiges Interesse an der Frage, wie man sich z.B. vor der Entdeckung

    Amerikas und der Durchsetzung eines heliozentrischen Weltbilds den eigenen Lebensraum

    vorgestellt hat.

    Das Seminar möchte diesen Fragen nachgehen und sich u.a. mit Weltkarten des Mittelalters

    beschäftigen, die nie nur die Lage und Größe der Kontinente verzeichnen, sondern die Welt mit

    Bedeutungen aufladen. Die bekannte Welt wird auf diesen Karten tatsächlich nicht nur abgebildet,

    sondern in der Anordnung der Kontinente und in der Bebilderung einzelner geografischer Räume

    als ein zu lesender Text bereitgestellt. Was man in diesen Texten lesen kann, soll das Seminar

    ergründen, bevor es sich literarischen Texten des Mittelalters zuwendet.

    Die Darstellung der Welt in literarischen Werken ist nicht zwingend an das in der Realität

    Vorfindliche gebunden. In literarischen Texten können geografische Räume, Länder und Städte

    erdacht werden, die nichts mit der Welt zu tun haben, in der sich die Produktion und Rezeption

    mittelalterlicher Literatur bewegte, oder mit den Erkenntnissen, die über die geografische

    Ordnung tatsächlich in Umlauf waren. Dennoch ist es lohnend, sich literarische Weltentwürfe und

    ihre Funktionalisierung anzuschauen. Wir werden uns im Seminar mit Texten beschäftigen, die

    ihre Protagonisten auf eine Reise durch die Welt schicken, die einen Entwurf wagen, welche

    Wunderwesen wohl an anderen Orten auf der Welt leben bzw. welche Verheißungen von fernen

    Orten ausgehen. Anhand von Ausschnitten soll so ein relativ breites Spektrum an Textsorten in

    den Blick genommen werden und einerseits auf Reflexe der realen Annahmen über die Welt,

    andererseits auf ihre literarische Funktionalisierung hin überprüft werden.

    Eine Exkursion nach Schleswig zum Gottorfer Globus ist vorgesehen.

    Wolfram von Eschenbach: Willehalm

    050679 Mi 8.30-10.00 R. F. Schulz

    Die französischen Chansons de geste im 12. Jahrhundert thematisieren den Krieg Karls des

    Großen und seiner Erben gegen die Andersgläubigen. Wie auch bei dem deutschen Vertreter der

    Chanson de geste, Konrads „Rolandslied“, gibt es, bis auf wenige Ausnahmen, nur negativ

    charakterisierte Heiden und positiv heroisierte Christen. Dieses einseitige Bild ändert sich in

    Wolframs „Willehalm“, in dem neue Akzente gesetzt werden, die jedoch noch nicht optimistisch

    mit dem Begriff der Toleranz etikettiert werden sollten. Der heidnische Großkönig Terramer will

    Rache nehmen, da der Markgraf Willehalm seine Tochter Arabel, die sich taufen ließ und nun

    Gyburg heißt, zur Frau nahm. Da Willehalm seine Stadt Oransche nicht mehr allein verteidigen

    kann, sucht er Hilfe am Königshof. Dort trifft er den Riesen Rennewart…

    Im Seminar werden wir ausgehend von der Gattung „Chanson de geste“ hinterfragen, wie Wolfram

    den Stoff bearbeitet und transformiert. Der Text wird unter verschiedenen Gesichtspunkten

    anhand aktueller literaturwissenschaftlicher Ansätze betrachtet, besonders intensiv werden wir

  • uns mit den Themen Fremdwahrnehmung/Andersartigkeit, Geschlechterrollen und Heiligkeit

    auseinandersetzen.

    Empfohlene Literatur

    Wolfram von Eschenbach: Willehalm. Text und Kommentar. Herausgegeben von Joachim Heinzle

    (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch; 39). Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag,

    2009.

    Faust und Mephisto zwischen Mittelalter und Gegenwart

    050613 Do 10.15-11.45 + Blocktermin R. F. Schulz / T. Homm

    (13.12., 14.12., 11.01.)

    Da das Seminar 4 SWS umfasst und wir bei unserer Beschäftigung mit dem Faust- und

    Teufelspaktstoff im 10. Jahrhundert beginnen und im 20. enden, kann das Seminar gleichzeitig

    sowohl als ÄDL- als auch als NDL-Seminar belegt werden. Damit das Seminar in beiden Modulen

    angerechnet werden kann, müssen entsprechend zwei voneinander getrennte

    Prüfungsleistungen abgelegt werden. Zu beachten bei der individuellen Planung ist außerdem,

    dass das Seminar aufgrund der jeweiligen Modulstruktur im Bereich der ÄDL für das 2. und 3.

    Studienjahr freigegeben ist, im Bereich der NDL aber ausschließlich für das 2. Studienjahr

    angerechnet werden kann.

    2 SWS werden regulär in wöchentlichen Sitzungen abgehalten, die restlichen 2 SWS in

    Blockveranstaltungen (am Freitag, 13.12.2019, am Samstag, 14.12.2019, und am Samstag,

    11.01.2020). Eine große Lektürebereitschaft wird vorausgesetzt.

    Inhalt

    Seit dem Frühmittelalter ist das Thema des Teufelspaktes in der Literatur präsent. Ausgehend von

    der Theophiluslegende, die vom Pakt eines Geistlichen mit dem Teufel berichtet, der nach dem

    unrechtmäßigen Verlust seines Amtes in der kirchlichen Hierarchie wiederaufzusteigen strebt,

    findet der Stoff in der Literatur und (Kirchen-)Kunst in ganz Europa Verbreitung. Abgelöst wird

    diese Thematik schließlich durch den Fauststoff im 16. Jahrhundert, der sich nicht zuletzt durch

    die prominente Bearbeitung Goethes als äußerst rezeptionsstark in der neueren Literatur

    behauptet. Dabei erfährt das ursprüngliche Paktmotiv einige Transformationen, im 19. und 20.

    Jahrhundert schließlich bezeichnet der Begriff des „Faustischen“ einen unermüdlich nach Wissen

    und Macht strebenden Menschen, der in seinem Streben nach dem Höchsten auch vor höllischen

    Taten nicht zurückschreckt. Über dieses Ideal des sogenannten „Tatmenschen“, das Goethe in

    seinem Faust angeblich entworfen habe, fand das „deutscheste aller Dramen“ so Einzug in die

    Ideologie der Nationalsozialisten. Entsprechend kommt es auch im Schreiben gegen den

    Nationalsozialismus immer wieder zu einer Beschäftigung mit dem Faust-Stoff, gewissermaßen

    in einem Streit um das kulturelle Erbe.

    Thematisch ließe sich das Seminar in drei Abschnitte gliedern:

    1. Die Teufelspaktlegende in Mittelalter und früher Neuzeit

    Hrotsvit von Gandersheim: Theophiluslegende (10. Jahrhundert); Reader

    Das mittelniederdeutsche Theophilusspiel (15. Jahrhundert); Reader

    Historia von D. Johann Fausten (16. Jahrhundert)

    2. Goethe

    J. W. Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil (1808)

    J. W. Goethe. Faust. Der Tragödie zweiter Teil (1832)

    3. Wider die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten

    Karl Kraus: Dritte Walpurgisnacht (1933); Ausschnitte im Reader

    Klaus Mann: Mephisto (1936)

    Else Lasker-Schüler (1941)

  • Empfohlene Literatur

    Folgende Literatur ist anzuschaffen und nach Möglichkeit bereits vor Semesterbeginn zu lesen!

    Historia von D. Johann Fausten: Text des Druckes von 1587. Kritische Ausgabe. Hg. von Stephan

    Füssel und Hans Joachim Kreutzer. Stuttgart: Reclam, 1999. ISBN-13: 978-3150015162

    Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Der Tragödie Erster und Zweiter Teil. Hg. von Albrecht

    Schöne. (2 Bd.) Berlin: DKV 2017. ISBN 978-3-618-68052-9

    Klaus Mann: Mephisto: Roman einer Karriere. Taschenbuch. Mit einem Nachwort von Michael

    Töteberg. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2019. (erscheint am 17. Dezember 2019 neu als

    Taschenbuch. Ältere Ausgaben des Rowohlt-Verlages dürften noch günstig gebraucht erhältlich

    sein und sind ebenso zugelassen) ISBN-13: 978-349927686 Else Lasker-Schüler: IchundIch. Hg.

    von Karl Jürgen Skrodzki. Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2009. ISBN-

    13: 978-3633542413

    Ein Reader mit Texten zur Theophiluslegende und zur Dritten Walpurgisnacht wird zu Beginn des

    Semesters zur Verfügung stehen.

    Die Artusromane Hartmanns von Aue

    050019 Di 8.30-10.00 L. Schwanitz

    König Artus hat viele Geschichten! Zahlreiche Romane, Filme, Comics und Computerspiele der

    europäischen und US-amerikanischen Fantasy- und Popkultur entwerfen noch heute

    Erzählungen, in deren Zentrum diese sagenumwobene Gestalt mit ihren herrschaftlichen

    Accessoires und ihre ebenso faszinierenden Begleiterinnen und Begleiter stehen. Schon im

    ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahrhundert sind die ersten Artusromane in deutscher

    Sprache dabei eingebunden in den Prozess des Wiedererzählens und Zeugnisse eines

    Literaturtransfers. In Rückgriff auf die altfranzösischen Versromane von Chrétien de Troyes

    erzählt Hartmann von Aue im ‚Erec(k)‘ und im ‚Iwein‘, wie die gleichnamigen Protagonisten vom

    Artushof aufbrechen, um als höfische Ritter Minne und gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen

    und sich dann als Herrscher und Liebende zu bewähren. Das richtige Maß zwischen dem Streben

    nach Ansehen vor der Gesellschaft und der dieses Streben begleitenden Gewaltanwendung steht

    dabei ebenso zur Diskussion wie das Macht- und Geschlechterverhältnis zwischen dem Ritter und

    seiner Ehefrau.

    Im Zentrum des Seminars steht die Analyse des ‚Iwein‘ und ‚Erec(k)‘ unter Zuhilfenahme des

    Instrumentariums der historischen Narratologie. Wir werden uns außerdem den Besonderheiten

    der handschriftlichen Überlieferung dieser Werke widmen, um die Rezeptionssituation der

    Versromane und den Stellenwert der Texte innerhalb des mittelalterlichen Literaturbetriebs

    diskutieren zu können. Es schließt sich ein kleinerer Block zur Rezeption der deutschsprachigen

    Artusliteratur in der postmodernen Pop- und Fantasykultur an. Mit einer Reflexion über die

    literaturdidaktischen Perspektive der mittelalterlichen Artusliteratur werden wir das Seminar

    beschließen.

    Die Seminarteilnehmenden sind gebeten, zur ersten Sitzung einen Vorschlag für einen Roman,

    Film, Comic o. Ä. vorzustellen, der im Rahmen des zweiten Sitzungsblocks zur postmodernen

    Rezeption der Artusliteratur Diskussionsgrundlage sein könnte. Neben herzlich willkommenen

    eigenen Ideen könnten folgende Rezeptionsprodukte in die Auswahl einbezogen werden: Walther

    Moers: „Rumo und die Wunder im Dunkeln“, Felicitas Hoppe: „Iwein Löwenritter“, Nancy

    Springer: „Ich, Morgan la Fay“; Kevin Crossley Holland: „Artus – der magische Spiegel“, „Avalon.

    Spiel um dein Leben!“ (Film von Kazunori Ito, Mamoru Oshii und Atsushi Kubo), „Kaamelott“

    (Serie von Alexandre Astier), „Die Ritter der Kokosnuss“ (Film von Monty Python).

    Empfohlene Literatur

  • Als Textgrundlage ist anzuschaffen Hartmann von Aue: Iwein. Text der siebenten Ausgabe von

    G.F. Benecke, K. Lachmann und L. Wolff. Übersetzung und Nachwort von Thomas Cramer. Berlin

    / New York 42001. Textauszüge aus Hartmann von Aue: Ereck. Textgeschichtliche Ausgabe mit

    Abdruck sämtlicher Fragmente und der Bruchstücke des mitteldeutschen 'Erek'. Hg. von Andreas

    Hammer, Victor Millet und Timo Reuvekamp-Felber. Berlin 2017, werden zu Seminarbeginn

    bereitgestellt.

    Empfohlene Literatur

    Jürgen Wolf: Einführung in das Werk Hartmanns von Aue. Darmstadt 2007.

    Gert Hübner: Erzählform im höfischen Roman. Studien zur Fokalisierung im "Eneas", im

    "Iwein" und im "Tristan". Tübingen 2003.

    Hartmann von Aue: Ereck. Textgeschichtliche Ausgabe mit Abdruck sämtlicher Fragmente

    und der Bruchstücke des mitteldeutschen 'Erek'. Hg. von Andreas Hammer, Victor Millet

    und Timo Reuvekamp-Felber. Berlin 2017, S. IX-XXVIII.

    Mathias Herweg und Sefan Keppler-Tasaki [Hrsg.]: Rezeptionskulturen. Fünfhundert

    Jahre literarischer Mittelalterrezeption zwischen Kanon und Populärkultur. Berlin 2012.

    Nur ein Dichter? Vergil im Mittelalter

    050022 Mi 10.15-11.45 A. Sczesny

    Drei Werke werden dem römischen Dichter Vergil (70-19 v. Chr.) heute zugeschrieben: Die

    ‚Bucolica‘/‚Eclogae‘ (Hirtengedichte), die ‚Georgica‘ (Lehrgedicht über verschiedene Gegenstände

    des Landbaus) und die unvollendet gebliebene ‚Aeneis‘, welche die Flucht des Trojaners Aeneas

    nach Italien und seine Rolle als Stammvater der Römer beschreibt. Im Mittelalter galt Vergil als

    einer der bedeutendsten antiken Dichter und wurde als rhetorisches Vorbild und gelehrte

    Autorität in Poetiken (Johannes de Garlandia), naturkundlichen Lehrwerken (Johannes de

    Sacrobosco) und Enzyklopädien (Isidor von Sevilla) zitiert, seine Werke als Schullektüre genutzt.

    Auf der Basis der ‚Bucolica‘ (Ecl. 4) deutete man ihn zudem seit der Spätantike zum Propheten der

    Geburt Christi um und interpretierte dementsprechend die ‚Aeneis‘ als dichterisch verhüllte

    Beschreibung des irdischen Lebens- und Seelenwandels aus christlicher Perspektive. Als

    Lehrmeister der Liebe galt Vergil nicht zuletzt aufgrund der ‚Bucolica‘ (vgl. Ecl. 10,69: omnia vincit

    amor – ‚Amor besiegt alles‘).

    In die deutsche Literatur ging Vergil nicht nur als Dichter ein (Übersetzungen und Anspielungen),

    auch als Gelehrter, Astrologe, Historiker und Prophet wurde er rezipiert. Daneben entwickelte er

    als Figur ein facettenreiches Eigenleben: Mal reist Vergil zum Magnetberg und zerstört dort ein

    Zauberwerk, das die Geburt Christi verhindert, mal erfindet er neben der Zauberei zahlreiche

    Wunderwerke und Automaten, mal rächt er sich bitter für ein gescheitertes Liebesabenteuer.

    Seine in Rom erbauten Wunder werden teils sogar – analog zur lateinischen Auslegung der

    ‚Aeneis‘ – als verhüllte Wahrheit interpretiert und u. a. auf die menschliche Seele ausgelegt.

    Das Seminar widmet sich den verschiedenen Rollen Vergils in der deutschen Lyrik, in höfischen

    Romanen, einer Minnerede, Chroniken, Traktaten, geistlicher Literatur sowie in Fassungen der

    ‚Sieben weisen Meister‘ (Sindbad-Rezeption). Da die Vergilsagen teilweise an seine Werke

    anknüpfen, wird zudem deren Rezeption mit beleuchtet. Dadurch erhalten die Teilnehmer einen

    breiten Einblick in die mittelalterliche Vergilrezeption und in verschiedene Gattungen des 12. bis

    16. Jahrhunderts, in welchen sich die bunt schillernde und durchaus auch ambivalent gezeichnete

    Vergilfigur entfaltet.

    Zu Beginn des Seminars wird ein Reader mit Textexzerpten bereitgestellt, der ab der zweiten

    Sitzung benötigt wird.

  • Frei von Falsch! Konrads von Megenberg „Buch der Natur“

    050018 Mi 16.15-17.45 A. Sczesny

    Wie entsteht ein Regenbogen? Welche Funktion erfüllt die Milz? Sind Pilze gesund? Wo wohnen

    die Zyklopen? Kann man Löwen mit Panthern und Schafe mit Ziegen kreuzen? Was passiert bei

    einer Mondfinsternis? Welche Heilsteine lindern Augenleiden? Wie funktioniert ein Bienenstaat?

    Sind Delphine Fische? Tragen Träume eine Bedeutung? Worin gleicht Gott dem Regenwurm? Was

    kann man von dem Phönix und dem Einhorn lernen? Wie pflanzen sich Frösche fort? Welchen

    medizinischen Nutzen bieten Alraunen? Wie weckt man Neugier und Lust am Lernen, und was ist

    überhaupt lernenswert?

    Um 1350 entstand mit dem „Buch der Natur“ die erste deutsche Naturkunde. Der Verfasser,

    Konrad von Megenberg, studierte an der Sorbonne in Paris, wo er sich ein breites

    Wissensfundament erwarb und einige Jahre als akademischer Lehrer tätig war. Anschließend

    leitete er mit der Stephansschule die Vorläuferin der Wiener Universität, bis er schließlich

    Domherr in Regensburg wurde. Konrad hinterließ ein bemerkenswert umfangreiches und

    vielseitiges Werk; seine lateinischen und deutschen Schriften zeichnen das Bild eines

    eigenwilligen, kritischen Universalgelehrten, der auch Auseinandersetzungen mit der Kirche

    nicht scheute und der es verstand, unterschiedlichste Themen methodisch zu erschließen und

    literarisch auszugestalten.

    Mit dem „Buch der Natur“ verschaffte Konrad erstmals einem breiten Kreis von Laien, die keine

    Lateinkenntnisse und keine naturkundliche Vorbildung besaßen, Zugang zum akademischen

    Wissen seiner Zeit. Das Buch war ausgesprochen populär, es zählt zu den verbreitetsten und

    meistgelesenen Büchern des Spätmittelalters und der beginnenden Neuzeit. Bereits 1475

    gelangte es in den Druck und wurde in den folgenden Jahrzehnten immer wieder neu aufgelegt.

    Konrads „Buch der Natur“ stellt alle Bereiche der Natur systematisch und umfassend dar: den

    Menschen, den Himmel und die Planeten nebst meteorologischen Phänomenen, die Tiere,

    Pflanzen, Edelsteine, Talismane und Metalle; der letzte Abschnitt behandelt Naturwunder

    (wunderkräftige Brunnen, Menschen mit Fehlbildungen und Wundermenschen ferner Länder wie

    Kannibalen, Amazonen, Riesen und Zwerge). Zur Naturbeschreibung tritt immer wieder die

    moralische und allegorische Deutung.

    Das Seminar widmet sich der Lektüre und Analyse ausgewählter Textabschnitte aus dem „Buch

    der Natur“ und vermittelt darüber einen Einblick in zeitgenössisches enzyklopädisches Wissen

    und dessen Transfer in die Volkssprache. Ein besonderer Fokus liegt auf den Ordnungs- und

    Argumentationsstrukturen, aber auch die Entstehung des Werkes – etwa die Frage, ob Konrad

    ausschließlich etabliertes Wissen zusammenstellte oder auch selbst die Natur erforschte – wird

    beleuchtet.

    Zu Beginn des Seminars wird ein Reader mit Textexzerpten bereitgestellt, der ab der zweiten

    Sitzung benötigt wird.

    Drittes Studienjahr

    Modul 3 S-SPR/3 K-SPR

    Linguistic landscapes

    050070 Di 14.15-15.45 L. Andresen

    Voraussetzung für eine Teilnahme ist die Bereitschaft zur Übernahme eines Referates.

    Seminar

  • Linguistic landscape ( =sprachliche Landschaft bzw. Sprachlandschaft) bezeichnet einen noch sehr

    jungen Untersuchungsgegenstand der germanistischen Sprachwissenschaft. Mit semiotischen

    und soziolinguistischen sowie pragmatischen Methoden werden hierbei in der Öffentlichkeit

    sichtbare schriftsprachliche (und in gewissem Umfang auch andere) Zeichen dokumentiert und

    analysiert (z.B. Sprache auf Plakaten, in Schaufenstern, auf Straßenschildern, Informationstafeln,

    Aufklebern, Graffitti). Im Fokus steht meist die mehrsprachige Praxis im öffentlichen urbanen

    Raum oder auch ländlichen Gebieten.

    Im Seminar wird Mehrsprachigkeit auf das Nebeneinander von hochdeutschen und

    niederdeutschen Varietäten im norddeutschen Raum eingegrenzt. Nach einer Klärung der

    notwendigen theoretischen und methodischen Grundlagen soll das Erlernte am Beispiel des

    öffentlichen Raumes „Christian-Albrechts-Universität zu Kiel“ veranschaulicht und eingeübt

    werden.

    Sprache und Diskriminierung

    050071 Mi 10.15-11.45 P. Beuge

    Gesellschaftliche Teilhabe und Sprache – Chancen und Grenzen von Leichter Sprache

    050069 Do 12.15-13.45 D. Canay

    Aufgrund der UN-Behindertenrechtskonvention von 2009 sind an Gesellschaft und Politik

    Anforderungen gestellt, die die Frage aufkommen lassen, welche Faktoren maßgeblich für

    gelungene gesellschaftliche Teilhabe sind und überdies, wie Inklusion gelingen kann. Ein ganz

    entscheidender Faktor, der damit verbunden in den letzten Jahren immer weiter in den Fokus

    rückt, ist die Sprache. Eine Varietät, die daran anknüpfend zur Minderung sprachlicher Barrieren

    entstanden ist, ist Leichte Sprache. Mithilfe dieser Varietät soll Menschen, die aus diversen

    Gründen Schwierigkeiten mit der Rezeption von standardsprachlichen Texten haben,

    gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht werden. Jedoch wird der Einsatz von Leichter Sprache in der

    Öffentlichkeit stark kritisiert, was insbesondere mit den strikten Regeln zusammenhängt, die

    teilweise stark von den standardsprachlichen abweichen. Im Seminar wird es daher vor allem

    darum gehen, die Regeln der Leichten Sprache aus linguistischer und sprachdidaktischer

    Perspektive kritisch zu betrachten und die Chancen und Grenzen dieser Varietät zu bestimmen.

    Empfohlene Literatur

    BOCK, BETTINA M. / FIX, ULLA / LANGE, DAISY (Hg.) (2017): „Leichte Sprache“ im Spiegel

    theoretischer und angewandter Forschung. Berlin: Frank & Timme.

    BREDEL, URSULA / MAAß, CHRISTIANE (2016): Leichte Sprache. Theoretische

    Grundlagen. Orientierung für die Praxis. Berlin: Dudenverlag.

    MAAß, CHRISTIANE (2015): Leichte Sprache. Das Regelbuch. Berlin: LIT Verlag. URL:

    https://www.uni-

    hildesheim.de/media/fb3/uebersetzungswissenschaft/Leichte_Sprache_Seite/Publikati

    onen/Regelbuch_komplett.pdf

    NETZWERK LEICHTE SPRACHE (2013): Die Regeln für Leichte Sprache. URL:

    https://www.leichte-sprache.org/wp-

    content/uploads/2017/11/Regeln_Leichte_Sprache.pdf

    Sprache im Urteil der Öffentlichkeit

    050072 Fr 10.15-11.45 T. Hoffmeister

    Spracheinstellungen wurden von der linguistischen Forschung lange vernachlässigt. Im

    deutschsprachigen Raum gibt es erst seit circa den 1990er Jahren Bestrebungen, diese Lücke zu

    schließen, wenngleich die Forschungsarbeiten zur Alltagstheorie von Sprache nicht sehr zahlreich

    https://www.uni-hildesheim.de/media/fb3/uebersetzungswissenschaft/Leichte_Sprache_Seite/Publikationen/Regelbuch_komplett.pdfhttps://www.uni-hildesheim.de/media/fb3/uebersetzungswissenschaft/Leichte_Sprache_Seite/Publikationen/Regelbuch_komplett.pdfhttps://www.uni-hildesheim.de/media/fb3/uebersetzungswissenschaft/Leichte_Sprache_Seite/Publikationen/Regelbuch_komplett.pdfhttps://www.leichte-sprache.org/wp-content/uploads/2017/11/Regeln_Leichte_Sprache.pdfhttps://www.leichte-sprache.org/wp-content/uploads/2017/11/Regeln_Leichte_Sprache.pdf

  • sind (vgl. z.B. Antos 1996; Feilke 1994; Lehr 2002; Paul 1999; Spitzmüller 2005; Stickel 1999;

    Welte/Rosemann 1990; Wichter 1994). Im Seminar wollen wir uns mit verschiedenen Aspekten

    von Alltagsmeinungen zu und Alltagskonzepten von Sprache in all ihren Facetten beschäftigen.

    Mögliche Themenfelder, die wir gerne gemeinsam zu Beginn des Seminars ergänzen können, sind:

    öffentliche Sprachkritik, Wahrnehmungsdialektologie, Sprachwissen in der Öffentlichkeit,

    Experten-Laien-Kommunikation, Linguistik für Laien […].

    In einem ersten Schritt sollen die theoretischen Grundlagen geklärt werden. Daran anschließend

    werden die verschiedenen Anwendungsfelder untersucht.

    Als Grundlage dient uns dazu das zum Seminarbeginn erschienene „Handbuch Sprache im Urteil

    der Öffentlichkeit“, Hg. v. Gerd Antos, Thomas Niehr und Jürgen Spitzmüller (HSW 10). Die Texte

    sind entweder online verfügbar oder werden als Reader zur Verfügung gestellt.

    Empfohlene Literatur

    Ein einführender Artikel steht mit Spitzmüller, Jürgen (2015): Sprache im Urteil der

    Öffentlichkeit. In: Ekkehard Felder/Andreas Gardt (Hg.) Handbuch Sprache und Wissen (HSW 1).

    Berlin/Boston, 314–331 zur Verfügung (abrufbar aus dem Netz der Uni Kiel unter

    https://www.degruyter.com/downloadpdf/books/9783110295979/9783110295979.314/978

    3110295979.314.pdf).

    Nachdenken über Sprache. In Alltag, Schule, Wissenschaft

    050068 Do 10.15-11.45 A. Horn

    Das Nachdenken über Sprache zählt zu den alltäglichen Praktiken aller Sprachteilnehmer*innen.

    Bereits in der Schule sollen Schüler*innen (nicht nur) im Deutschunterricht zur Sprachreflexion

    angeregt werden, um ihr Sprachbewusstsein auszubilden. So sind Forendiskussionen um einen

    angemessenen oder ‚richtigen‘ Sprachgebrauch nur ein Beispiel, in dem sich das Nachdenken über

    Sprache widerspiegelt. Nicht zuletzt in diesen Diskussionen wird immer wieder auf in der Schule

    erworbenes Wissen referiert. Dabei unterscheiden sich die Urteile öffentlicher Reflexion durchaus

    von linguistischen Auffassungen. Ist bspw. der in dieser Ankündigung verwendete Genderstar

    angemessen oder gibt es geeignetere Varianten? Worin diese divergierenden Auffassungen und

    Urteile begründet sind, soll u.a. im Seminar geklärt. Hiermit zusammen hängt die Frage, was die

    Öffentlichkeit an der Sprache interessiert, und welchen Phänomenen die Sprachwissenschaft

    nachgeht.

    Literatur:

    Arendt, B. / Kiesendahl, J. (Hgg.) (2011): Sprachkritik in der Schule. Theoretische Grundlagen und

    ihre praktische Relevanz. Göttingen.

    Gornik, H. (Hgg.) (2014): Sprachreflexion und Grammatikunterricht. Baltmannsweiler.

    Heringer, H. J. / Wimmer, R. (2015): Sprachkritik. Eine Einführung. Paderborn.

    Ingendahl, W. (1999): Sprachreflexion statt Grammatik. Ein didaktisches Konzept für alle

    Schulstufen. Tübingen.

    Kilian, J. / Niehr, T. / Schiewe, J. (Hgg) (2013): Sprachkritik (=Mitteilungen des Deutschen

    Germanistenverbandes, H. 4/2013).

    Kilian, J. / Niehr, T. / Schiewe, J. (2016): Sprachkritik. Ansätze und Methoden der kritischen

    Sprachbetrachtung. Berlin, New York.

    Niehr, T. (Hgg.) (2014): Sprachwissenschaft und Sprachkritik. Perspektiven ihrer Vermittlung.

    Bremen.

    https://www.degruyter.com/downloadpdf/books/9783110295979/9783110295979.314/9783110295979.314.pdfhttps://www.degruyter.com/downloadpdf/books/9783110295979/9783110295979.314/9783110295979.314.pdf

  • Wissen im Kopf. Concept Maps als Methode zur Ermittlung lexikalisch gebundenen Wissens

    050069 Do 12.15-13.45 C. Krämer

    Concept Maps sind nicht nur als Lehr- und Lerninstrument in Unterrichtssituationen sinnvoll, um

    komplexe Sachverhalte strukturiert darzustellen, sondern dienen auch als Diagnosemittel in der

    Forschung, um den Wissensstand und -aufbau von Lernenden festzustellen. Ausgehend von der

    Annahme, dass Wissen im Gedächtnis als propositionales Netzwerk organisiert ist, können

    Concept Maps als Möglichkeit dienen, sowohl inhaltliche als auch strukturelle Aspekte von Wissen

    zu diagnostizieren. Im Seminar werden wir uns mit verschiedenen Arten der

    Wissensrepräsentation auseinandersetzen und Wege erproben, mit denen sprachlich gebundenes

    Wissen mit Concept Maps erhoben und ausgewertet werden kann.

    Die Bereitschaft, bisweilen auch englischsprachige Texte zu lesen, sollte vorhanden sein.

    Empfohlene Literatur

    Anderson, John R. / Funke, Joachim (Hrsg.) (2013): Kognitive Psychologie. 7. Auflage

    Berlin, Heidelberg.

    Hahn-Laudenberg, Katrin (2016): Konzepte von Demokratie bei Schülerinnen und

    Schülern. Erfassung von Veränderungen politischen Wissens mit Concept-Maps.

    Wiesbaden.

    Himangshu, Sumitra / Cassata-Widera, Amy (2010): Beyond individual classrooms: How

    valid are concept maps for large scale assessment? In: Alberto Cañas / Joseph Novak

    (Hrsg.): Concept Maps: Making Learning Meaningful. Proceedings of the 4th International

    Conference on Concept Mapping. Vina del Mar, 58–65.

    Kinchin, Ian M. (2001): If concept mapping is so helpful to learning biology, why aren't we

    all doing it? In: International Journal of Science Education 23, 1257–1269.

    Mandl, Heinz (1994): Psychologie des Wissenserwerbs. In: Bernd Weidenmann / Andreas

    Krapp (Hrsg.): Pädagogische Psychologie. Ein Lehrbuch. Weinheim, 143–218.

    McClure, John R. / Sonak, Brian / Suen, Hoi K. (1999): Concept map assessment of

    classroom learning. Reliability, validity, and logistical practicality. In: Journal of Research

    in Science Teaching 36, 475–492.

    Ratcliff, Roger / McKoon, Gail (1978): Priming in item recognition: Evidence for the

    propositional structure of sentences. In: Journal of Verbal Learning and Verbal Behavior

    17, 403–417.

    Ruiz-Primo, Maria Araceli (2004): Examining Concept Maps as an Assessment Tool. In:

    Alberto Cañas / Joseph Novak / Fermin Gonzàles (Hrsg.): Concept Maps: Theory,

    Methodology, Technology. Proceedings of the 1st International Conference on Concept

    Mapping. Pamplona.

    Ruiz-Primo, Maria Araceli / Shavelson, Richard J. (1996): Problems and issues in the use

    of concept maps in science assessment. In: Journal of Research in Science Teaching 33,

    569–600.

    Stock, Wolfgang (2008): Wissensrepräsentation. Informationen auswerten und

    bereitstellen. München.

    Historische Lexikographie des Deutschen

    050057 Do 8.30-10.00 B. Luxner

    In diesem Seminar werden theoretische und praktische Aspekte der Lexikographie des Deutschen

    diskutiert, wobei der Fokus auf der lexikographischen Erfassung und Beschreibung der

    historischen Sprachstufen des Deutschen - Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch und

    Frühneuhochdeutsch - liegen wird. Neben der Diskussion von Aufsätzen zum Thema werden auch

  • konkret Beispielartikel aus den maßgeblichen Wörterbüchern analysiert und besprochen. Zudem

    werden wir uns nicht nur auf das traditionelle Printwörterbuch beschränken, sondern auch die

    Möglichkeiten und Potenziale entsprechender Online-Angebote erkunden. Neben aktiver

    Teilnahme und Interesse am Gegenstand werden der erfolgreiche Abschluss der Module

    „Diachrone Beschreibung der Deutschen Sprache“ sowie „Einführung in das Mittelhochdeutsche“

    vorausgesetzt.

    Wahrnehmungsdialektologie

    050073 Di 16.15-17.45 V. Sauer

    Im Seminar „Wahrnehmungsdialektologie“ steht der linguistische Laie sowie dessen

    Wahrnehmung von Sprache im Raum im Fokus. Es werden Entwicklungslinien, Methoden und

    Projekte vorgestellt, die zur eigenständigen Forschungsarbeit anregen sollen. Der Schwerpunkt

    liegt hier auf der deutschen Sprache bzw. ihren Dialekten.

    Literatur:

    Anders, C. A. (2010): Wahrnehmungsdialektologie. Das Obersächsische im

    Alltagsverständnis von Laien. De Gruyter.

    Anders, C. A./ Hundt, M./Lasch, A. (2010): „Perceptual dialectology“. Neue Wege der

    Dialektologie. De Gruyter.

    Hundt, M./Palliwoda, N./Schröder, S. (2017): Der deutsche Sprachraum aus der Sicht

    linguistischer Laien. Ergebnisse des Kieler DFG-Projektes. De Gruyter.

    Sauer, Verena (2018): Dialektgrenzen – Grenzdialekte. Die Struktur der itzgründischen

    Dialektlandschaft an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. De Gruyter.

    Klassiker der Sprachwissenschaft

    050067 Di 10.15-11.45 S. Schröder

    Im sprachwissenschaftlichen Teil des Deutschstudiums haben Sie bereits grundlegende Konzepte,

    Theorien und Ideen wichtiger Autoren kennengelernt. Dies erfolgte zumeist jedoch via

    Sekundärliteratur und – aufgrund des straffen Curriculums – mit einem überblicksartigen

    Charakter. In diesem Seminar wollen wir uns Ihnen bereits bekannten, möglicherweise aber auch

    unbekannten Autoren über ihre Werke nähern und uns einen tieferen Einblick in ihre Theorien

    verschaffen.

    Es sollen möglichst viele verschiedene Disziplinen berücksichtigt werden, so können Sie sich u.a.

    auf ein „Wiederlesen“ mit de Saussure, Grice und Humboldt freuen. Ihre persönlichen Wünsche

    können gern berücksichtigt werden, denn einen exakten Themenplan werden wir in der ersten

    Sitzung gemeinsam ausarbeiten.

    Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft zur Übernahme eines Kurzreferats (ca. 20

    Minuten).

    Literatur

    Die zu lesende Lektüre wird zu Beginn des Seminars bekanntgegeben. Um sich vorab einen

    Überblick über die möglichen Themen und Autoren zu verschaffen, seien folgende Werke

    empfohlen:

    Gardt, Andreas (1999): Geschichte der Sprachwissenschaft in Deutschland. Berlin, New York: De

    Gruyter.

    Hoffmann, Ludger (Hrsg.) (2019): Sprachwissenschaft. Ein Reader. Berlin, New York: De Gruyter.

  • Modul 3 S-ÄDL/3 K-ÄDL

    Lyrische Formen im 12. und 13. Jahrhundert

    050677 Do 16.15-17.45 T. Felber

    Die deutschsprachige Lyrik ist eine Erfindung des Hochmittelalters. Sie nimmt ihren Ausgang von

    der Rezeption romanischer Lyrik. Die Liebe und die eigene Haltung gegenüber dem geliebten

    Anderen werden im 12. Jahrhundert zum ersten Mal ein darstellenswertes Thema der

    deutschsprachigen Literatur, das in der gesungenen Lyrik (Minnesang) alle anderen Themen

    überschattet. Das Seminar führt in die unterschiedlichen Formen der lyrischen Liebesdichtung

    dar, gibt einen Überblick über die bedeutendsten Autoren dieser Epoche sowie die

    literaturgeschichtliche Entwicklung und diskutiert die unterschiedlichen Überlegungen der

    Forschung zur kulturellen Funktion des Minnesangs.

    Ein Reader wird in der ersten Seminarsitzung zur Verfügung gestellt.

    Als einführende Lektüre ist empfehlenswert: Günther Schweikle: Minnesang, Stuttgart 1995.

    Die „Klage“ Hartmanns von Aue

    050569 Di 14.15-17.45 (22.10.-17.12.) I. Hess

    Was uns von Hartmann von Aue überliefert ist, sind zwei Artusromane (‘Erec’ und ‘Iwein'), zwei

    heldenepische Texte (‘Gregorius’ und ‘Armer Heinrich’) und einige Lieder. Mit diesen Dichtungen

    gehört Hartmann zu den Klassikern der hochmittelalterlichen Literatur. Weitgehend unbekannt

    und unbeachtet ist indes ein weiterer Text Hartmanns, die ‘Klage’. In ihr treten ‘herze’ und ‘lîp’

    eines jungen Mannes in den Dialog über den Minnedienst. Dabei bewegt sich der knapp 2000

    Verse umfassende Text in Inhalt und Form zwischen den Gattungen und erscheint als literarisches

    Experiment. Um Hartmanns Dichtung und die Dichtung seiner Zeit besser zu verstehen, lohnt sich

    ein näherer Blick auf die ‘Klage’.

    Neben der Lektüre wollen wir uns gemeinsam Schwerpunkte erarbeiten wie Gestaltung und

    Überlieferung, Bedeutung von ‘herze’, ‘lîp’ und ’sêle’, Minneprogrammatik.

    Empfohlene Literatur

    Bitte schaffen Sie vor dem Seminar die folgende Textausgabe an:

    Hartmann von Aue, Die Klage, hg. v. Kurt Gärtner, Berlin / München / Boston 2015 (Aktdeutsche

    Textbibliothek 123).

    Mittelniederdeutsche Novellendichtung

    050678 Di 14.15-15.45 R. Langhanke

    Der Sammelbegriff mittelniederdeutsche Novellendichtung beschreibt eine heterogene Gruppe

    kürzerer erzählender Texte, die in der Regel als Beispiele des Transfers von Stoffen in den

    norddeutschen Raum gelten dürfen. Es lassen sich verschiedene Überlieferungsstränge

    unterscheiden. In einem engeren Sinne lassen sich zum einen handschriftlich oder vereinzelt auch

    in Frühdrucken überlieferte Verserzählungen aufführen. Vornehmlich sind diese Texte über

    Sammelhandschriften wie Het Hartebok , die Wolfenbütteler Handschrift und die Stockholmer

    Handschrift überliefert, die jeweils als Edition vorliegen. Zum anderen lässt sich eine in älterer

    Forschung als sogenannte Volksbücher, später als frühe Erzählprosa (Menke 1979)

    charakterisierte Gruppe niederdeutscher Drucke isolieren, die zahlreiche teilweise europaweit

    verbreitete Erzählstoffe in mittelniederdeutscher Übertragung bietet. Nur ein kleiner Teil dieser

    Texte wurde bisher ediert; sie haben in der Regel eher wenig Beachtung gefunden und wurden

    ungerechtfertigt als weniger bedeutender Überlieferungsstrang gesehen. Die thematische Vielfalt

    der überlieferten Text ist breit und bedarf der Detailbeobachtung.

    Seminar

  • Das Seminar erarbeitet ausgewählte Stoffe und diskutiert die sprachliche und inhaltliche

    Verfasstheit unterschiedlicher mittelniederdeutscher Erzählungen. Über das Stichwort

    ‚Novellendichtung‘ soll zudem ein literarhistorischer Gattungsdiskurs nachverfolgt und auf den

    zeitgenössischen niederdeutschen Textbestand, der für diesen Diskurs oft nicht näher

    herangezogen wurde, bezogen werden.

    Die ausgewählten Primärtexte werden in einem Reader zur Verfügung gestellt. Neben die

    Bereitschaft zur regelmäßigen Textlektüre tritt die Übernahme einer kleinen Referatsleistung.

    Über eine Hausarbeit kann eine Modulprüfung abgelegt werden.

    Erste Literaturhinweise

    Chinca, Mark/Reuvekamp-Felber, Timo/Young, Christopher (Hrsg.): Mittelalterliche Novellistik

    im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Berlin 2006 (Beihefte zur

    Zeitschrift für deutsche Philologie. Bd. 13).

    Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Geschichte der europäischen

    Novellistik im Mittelalter. Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen 2006.

    Menke, Hubertus, „Kurtzweilige historien und andere bücher in allerley künsten / teutsch und

    sässisch“. Zur Überlieferung, Gebrauchsweise und Wirkung der frühen Erzählprosa im

    niederdeutschen Sprachgebiet. In: Niederdeutsches Jahrbuch 102 (1979), S. 91–161.

    Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet

    050684 Mo 8.30-10.00 M. B. Martin

    Nachdem sein tyrannischer Vater von den eigenen Untertanen umgebracht wurde, wird Lanzelet

    auf einer wunderschönen Insel im Reich einer Meerfee von 10.000 Jungfrauen im Singen, Tanzen

    und höfischen Umgangsformen unterrichtet. Mit 15 beschließt er dann, außerhalb des

    Feenreiches das Ritterhandwerk zu erlernen und sich auf die Suche nach seiner wahren Identität

    zu machen, da die Meerfee ihm erst dann seinen Namen verraten kann, wenn er ihren ärgsten

    Feind besiegt hat. Der namenlose Ritter macht sich schon bald durch zahlreiche Taten einen

    Namen unter den Artusrittern, heiratet viermal und tritt schließlich nicht nur das Erbe seines

    Vaters an, sondern herrscht auch über die drei Reiche seiner dritten Frau Iblis.

    Der Lancelot-Stoff – von dem Ulrichs Lanzelet eine sehr eigene Variante darstellt – war im

    Mittelalter sehr beliebt. Zu den bekanntesten Texten zählen Chrétiens de Troyes Le Chevalier de

    Charrette (zwischen 1177-1180), der anonyme Prosaroman Lancelot propre (um 1215/40), der

    seinerseits eine deutsche Übersetzung im sog. Prosa-Lancelot (nach 1250) erhielt. Aber auch

    Ulrichs Roman erfreute sich großer Beliebtheit: Z.B. nennt Rudolf von Ems (1235) Ulrich in

    Dichterkatalogen in einem Atemzug mit Heinrich von Veldeke, Hartmann von Aue, Wolfram von

    Eschenbach und Gottfried von Straßburg. Eine Miniatur des Codex Manesse zitiert sogar ersten

    Vers des Romans (Cod. Pal. Germ. 848, 311r).

    Über den Verfasser des Lanzelet wissen wir allerdings wenig: Er nennt sich im Text von

    Zatzichoven Uolrich (V. 9344; 9444) und ist vermutlich identisch mit jenem Uolricus de

    Cecinchovin, den eine Urkunde vom 29. März 1217 bezeugt. Seinen Gönner nennt er uns nicht.

    Entstanden ist der Roman wahrscheinlich bald nach 1194, nach der Gefangennahme Richards

    Löwenherz (V. 9326ff.). Der englische König konnte sich nur durch fürstliche Geiseln auslösen:

    Eine von ihnen war Hugh von Morville, in dessen Besitz sich die – heute verlorene – Vorlage

    befunden haben soll (V. 9338-9341).

    In diesem Seminar werden wir uns unter literaturhistorischen und gattungsgeschichtlichen

    Perspektiven mit dem Artus- und Lancelot-Stoff befassen. Wir werden uns die Handschriften und

    Fragmente des Lanzelets ansehen und die Editionsgeschichte nachzeichnen. Wichtige

    Gesichtspunkte für die Interpretation des Romans werden die Themen Identitätsfindung, Minne,

  • Frauenbilder und Geschlechterrollen, Erzählverfahren und die zeitgenössische Rezeption dieses

    zentralen Werkes mittelhochdeutscher Artusepik bilden.

    Textgrundlage: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Text – Übersetzung – Kommentar.

    Studienausgabe. 2., revidierte Auflage. Herausgegeben von Florian Kragl, Berlin/Boston 2013.

    Die Legenden Konrads von Würzburg (Silvester, Alexius, Pantaleon)

    050676 15.11. & 10.01. 14.00-19.00 P. Nehr

    16.11. & 11.01. 9.00-15.00

    In der älteren Forschung wurden die drei Verslegenden Konrads von Würzburg – die vermutlich

    in den 1270er Jahren entstanden – negativ beurteilt. Man kritisierte die deutliche Nähe Konrads

    an den lateinischen Vorlagen und die mangelnde poetische Ausgestaltung der Texte. Bisweilen

    findet sich eine solche Einschätzung nach wie vor in der Forschung. Das Seminar möchte sich von

    einer solchen Herangehensweise lösen und die Texte in ihrem medialen Zusammenhang

    untersuchen, sprich im Zusammenwirken von Produktion und Rezeption der Texte: Das Ziel

    lautet, sozial- wie kulturgeschichtliche Fragestellungen der germanistischen Mediävistik in Dialog

    zu bringen: Wie wird Heiligkeit in den Texten konstituiert? Welche Bedeutung nimmt die Stadt

    als Ort der Literaturproduktion und -rezeption ein? Wie kann man sich dem Zusammenhang von

    Auftraggeber/Gönner und Autor über die Texte nähern? Das Seminar möchte somit eine

    Einführung in die Gattung der Legende bieten und zugleich grundlegende Fragestellungen und

    Methoden der germanistischen Mediävistik (z. B. Historische Narratologie, Historische Semantik)

    einüben.

    Anschaffung verpflichtend:

    Konrad von Würzburg: Pantaleon. Bereinigter diplomatischer Abdruck und Übersetzung. Hrsg.

    von Thomas Neukirchen. Berlin 2008 (Texte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit 45).

    Literatur zur Einführung:

    Hartmut Bleumer: 'Historische Narratologie'? Metalegendarisches Erzählen im „Silvester“

    Konrads von Würzburg. In: Harald Haferland/Matthias Meyer (Hg.): Historische

    Narratologie. Mediävistische Perspektiven. Berlin [u.a.] 2010 (Trends in Medieval

    Philology 19), S. 231-261.

    Edith Feistner: Historische Typologie der deutschen Heiligenlegende des Mittelalters von

    der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zur Reformation. Wiesbaden 1995 (Wissensliteratur im

    Mittelalter 20).

    Peter Strohschneider: Textheiligung. Geltungsstrategien legendarischen Erzählens im

    Mittelalter am Beispiel Konrads von Würzburg „Alexius“. In: Gert Melville/Hans Vorländer

    (Hg.): Geltungsgeschichten. Über die Stabilisierung und Legitimierung institutioneller

    Ordnungen. Köln/Weimar/Wien 2002, S. 109-147.

    Julia Weitbrecht: Imitatio und Imitabilität. Zur Medialität von Legende und Legendenspiel.

    In: PBB 134 (2012), S. 204-219.

    Weltbilder in Texten des Mittelalters

    050675 Mi 14.15-15.45 H. Rieger

    Die Frage, wie sich die mittelalterlichen Menschen die Welt vorgestellt haben, was sie über ihre

    Form bzw. die darauf befindlichen Kontinente und deren belebte Natur wussten, gehört zu den

    meistgestellten Fragen der populärwissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Mittelalter. Es

    besteht also ein offenkundiges Interesse an der Frage, wie man sich z.B. vor der Entdeckung

    Amerikas und der Durchsetzung eines heliozentrischen Weltbilds den eigenen Lebensraum

    vorgestellt hat.

  • Das Seminar möchte diesen Fragen nachgehen und sich u.a. mit Weltkarten des Mittelalters

    beschäftigen, die nie nur die Lage und Größe der Kontinente verzeichnen, sondern die Welt mit

    Bedeutungen aufladen. Die bekannte Welt wird auf diesen Karten tatsächlich nicht nur abgebildet,

    sondern in der Anordnung der Kontinente und in der Bebilderung einzelner geografischer Räume

    als ein zu lesender Text bereitgestellt. Was man in diesen Texten lesen kann, soll das Seminar

    ergründen, bevor es sich literarischen Texten des Mittelalters zuwendet.

    Die Darstellung der Welt in literarischen Werken ist nicht zwingend an das in der Realität

    Vorfindliche gebunden. In literarischen Texten können geografische Räume, Länder und Städte

    erdacht werden, die nichts mit der Welt zu tun haben, in der sich die Produktion und Rezeption

    mittelalterlicher Literatur bewegte, oder mit den Erkenntnissen, die über die geografische

    Ordnung tatsächlich in Umlauf waren. Dennoch ist es lohnend, sich literarische Weltentwürfe und

    ihre Funktionalisierung anzuschauen. Wir werden uns im Seminar mit Texten beschäftigen, die

    ihre Protagonisten auf eine Reise durch die Welt schicken, die einen Entwurf wagen, welche

    Wunderwesen wohl an anderen Orten auf der Welt leben bzw. welche Verheißungen von fernen

    Orten ausgehen. Anhand von Ausschnitten soll so ein relativ breites Spektrum an Textsorten in

    den Blick genommen werden und einerseits auf Reflexe der realen Annahmen über die Welt,

    andererseits auf ihre literarische Funktionalisierung hin überprüft werden.

    Eine Exkursion nach Schleswig zum Gottorfer Globus ist vorgesehen.

    Wolfram von Eschenbach: Willehalm

    050679 Mi 8.30-10.00 R. F. Schulz

    Die französischen Chansons de geste im 12. Jahrhundert thematisieren den Krieg Karls des

    Großen und seiner Erben gegen die Andersgläubigen. Wie auch bei dem deutschen Vertreter der

    Chanson de geste, Konrads „Rolandslied“, gibt es, bis auf wenige Ausnahmen, nur negativ

    charakterisierte Heiden und positiv heroisierte Christen. Dieses einseitige Bild ändert sich in

    Wolframs „Willehalm“, in dem neue Akzente gesetzt werden, die jedoch noch nicht optimistisch

    mit dem Begriff der Toleranz etikettiert werden sollten. Der heidnische Großkönig Terramer will

    Rache nehmen, da der Markgraf Willehalm seine Tochter Arabel, die sich taufen ließ und nun

    Gyburg heißt, zur Frau nahm. Da Willehalm seine Stadt Oransche nicht mehr allein verteidigen

    kann, sucht er Hilfe am Königshof. Dort trifft er den Riesen Rennewart…

    Im Seminar werden wir ausgehend von der Gattung „Chanson de geste“ hinterfragen, wie Wolfram

    den Stoff bearbeitet und transformiert. Der Text wird unter verschiedenen Gesichtspunkten

    anhand aktueller literaturwissenschaftlicher Ansätze betrachtet, besonders intensiv werden wir

    uns mit den Themen Fremdwahrnehmung/Andersartigkeit, Geschlechterrollen und Heiligkeit

    auseinandersetzen.

    Empfohlene Literatur

    Wolfram von Eschenbach: Willehalm. Text und Kommentar. Herausgegeben von Joachim Heinzle

    (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch; 39). Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag,

    2009.

    Faust und Mephisto zwischen Mittelalter und Gegenwart

    050613 Do 10.15-11.45 + Blocktermin R. F. Schulz / T. Homm

    (13.12., 14.12., 11.01.)

    Da das Seminar 4 SWS umfasst und wir bei unserer Beschäftigung mit dem Faust- und

    Teufelspaktstoff im 10. Jahrhundert beginnen und im 20. enden, kann das Seminar gleichzeitig

    sowohl als ÄDL- als auch als NDL-Seminar belegt werden. Damit das Seminar in beiden Modulen

    angerechnet werden kann, müssen entsprechend zwei voneinander getrennte

    Prüfungsleistungen abgelegt werden. Zu beachten bei der individuellen Planung ist außerdem,

  • dass das Seminar aufgrund der jeweiligen Modulstruktur im Bereich der ÄDL für das 2. und 3.

    Studienjahr freigegeben ist, im Bereich der NDL aber ausschließlich für das 2. Studienjahr

    angerechnet werden kann.

    2 SWS werden regulär in wöchentlichen Sitzungen abgehalten, die restlichen 2 SWS in

    Blockveranstaltungen (am Freitag, 13.12.2019, am Samstag, 14.12.2019, und am Samstag,

    11.01.2020). Eine große Lektürebereitschaft wird vorausgesetzt.

    Inhalt

    Seit dem Frühmittelalter ist das Thema des Teufelspaktes in der Literatur präsent. Ausgehend von

    der Theophiluslegende, die vom Pakt eines Geistlichen mit dem Teufel berichtet, der nach dem

    unrechtmäßigen Verlust seines Amtes in der kirchlichen Hierarchie wiederaufzusteigen strebt,

    findet der Stoff in der Literatur und (Kirchen-)Kunst in ganz Europa Verbreitung. Abgelöst wird

    diese Thematik schließlich durch den Fauststoff im 16. Jahrhundert, der sich nicht zuletzt durch

    die prominente Bearbeitung Goethes als äußerst rezeptionsstark in der neueren Literatur

    behauptet. Dabei erfährt das ursprüngliche Paktmotiv einige Transformationen, im 19. und 20.

    Jahrhundert schließlich bezeichnet der Begriff des „Faustischen“ einen unermüdlich nach Wissen

    und Macht strebenden Menschen, der in seinem Streben nach dem Höchsten auch vor höllischen

    Taten nicht zurückschreckt. Über dieses Ideal des sogenannten „Tatmenschen“, das Goethe in

    seinem Faust angeblich entworfen habe, fand das „deutscheste aller Dramen“ so Einzug in die

    Ideologie der Nationalsozialisten. Entsprechend kommt es auch im Schreiben gegen den

    Nationalsozialismus immer wieder zu einer Beschäftigung mit dem Faust-Stoff, gewissermaßen

    in einem Streit um das kulturelle Erbe.

    Thematisch ließe sich das Seminar in drei Abschnitte gliedern:

    1. Die Teufelspaktlegende in Mittelalter und früher Neuzeit

    Hrotsvit von Gandersheim: Theophiluslegende (10. Jahrhundert); Reader

    Das mittelniederdeutsche Theophilusspiel (15. Jahrhundert); Reader

    Historia von D. Johann Fausten (16. Jahrhundert)

    2. Goethe

    J. W. Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil (1808)

    J. W. Goethe. Faust. Der Tragödie zweiter Teil (1832)

    3. Wider die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten

    Karl Kraus: Dritte Walpurgisnacht (1933); Ausschnitte im Reader

    Klaus Mann: Mephisto (1936)

    Else Lasker-Schüler (1941)

    Empfohlene Literatur

    Folgende Literatur ist anzuschaffen und nach Möglichkeit bereits vor Semesterbeginn zu lesen!

    Historia von D. Johann Fausten: Text des Druckes von 1587. Kritische Ausgabe. Hg. von Stephan

    Füssel und Hans Joachim Kreutzer. Stuttgart: Reclam, 1999. ISBN-13: 978-3150015162

    Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Der Tragödie Erster und Zweiter Teil. Hg. von Albrecht

    Schöne. (2 Bd.) Berlin: DKV 2017. ISBN 978-3-618-68052-9

    Klaus Mann: Mephisto: Roman einer Karriere. Taschenbuch. Mit einem Nachwort von Michael

    Töteberg. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2019. (erscheint am 17. Dezember 2019 neu als

    Taschenbuch. Ältere Ausgaben des Rowohlt-Verlages dürften noch günstig gebraucht erhältlich

    sein und sind ebenso zugelassen) ISBN-13: 978-349927686 Else Lasker-Schüler: IchundIch. Hg.

    von Karl Jürgen Skrodzki. Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2009. ISBN-

    13: 978-3633542413

    Ein Reader mit Texten zur Theophiluslegende und zur Dritten Walpurgisnacht wird zu Beginn des

    Semesters zur Verfügung stehen.

  • Die Artusromane Hartmanns von Aue

    050019 Di 8.30-10.00 L. Schwanitz

    König Artus hat viele Geschichten! Zahlreiche Romane, Filme, Comics und Computerspiele der

    europäischen und US-amerikanischen Fantasy- und Popkultur entwerfen noch heute

    Erzählungen, in deren Zentrum diese sagenumwobene Gestalt mit ihren herrschaftlichen

    Accessoires und ihre ebenso faszinierenden Begleiterinnen und Begleiter stehen. Schon im

    ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahrhundert sind die ersten Artusromane in deutscher

    Sprache dabei eingebunden in den Prozess des Wiedererzählens und Zeugnisse eines

    Literaturtransfers. In Rückgriff auf die altfranzösischen Versromane von Chrétien de Troyes

    erzählt Hartmann von Aue im ‚Erec(k)‘ und im ‚Iwein‘, wie die gleichnamigen Protagonisten vom

    Artushof aufbrechen, um als höfische Ritter Minne und gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen

    und sich dann als Herrscher und Liebende zu bewähren. Das richtige Maß zwischen dem Streben

    nach Ansehen vor der Gesellschaft und der dieses Streben begleitenden Gewaltanwendung steht

    dabei ebenso zur Diskussion wie das Macht- und Geschlechterverhältnis zwischen dem Ritter und

    seiner Ehefrau.

    Im Zentrum des Seminars steht die Analyse des ‚Iwein‘ und ‚Erec(k)‘ unter Zuhilfenahme des

    Instrumentariums der historischen Narratologie. Wir werden uns außerdem den Besonderheiten

    der handschriftlichen Überlieferung dieser Werke widmen, um die Rezeptionssituation der

    Versromane und den Stellenwert der Texte innerhalb des mittelalterlichen Literaturbetriebs

    diskutieren zu können. Es schließt sich ein kleinerer Block zur Rezeption der deutschsprachigen

    Artusliteratur in der postmodernen Pop- und Fantasykultur an. Mit einer Reflexion über die

    literaturdidaktischen Perspektive der mittelalterlichen Artusliteratur werden wir das Seminar

    beschließen.

    Die Seminarteilnehmenden sind gebeten, zur ersten Sitzung einen Vorschlag für einen Roman,

    Film, Comic o. Ä. vorzustellen, der im Rahmen des zweiten Sitzungsblocks zur postmodernen

    Rezeption der Artusliteratur Diskussionsgrundlage sein könnte. Neben herzlich willkommenen

    eigenen Ideen könnten folgende Rezeptionsprodukte in die Auswahl einbezogen werden: Walther

    Moers: „Rumo und die Wunder im Dunkeln“, Felicitas Hoppe: „Iwein Löwenritter“, Nancy

    Springer: „Ich, Morgan la Fay“; Kevin Crossley Holland: „Artus – der magische Spiegel“, „Avalon.

    Spiel um dein Leben!“ (Film von Kazunori Ito, Mamoru Oshii und Atsushi Kubo), „Kaamelott“

    (Serie von Alexandre Astier), „Die Ritter der Kokosnuss“ (Film von Monty Python).

    Empfohlene Literatur

    Als Textgrundlage ist anzuschaffen Hartmann von Aue: Iwein. Text der siebenten Ausgabe von

    G.F. Benecke, K. Lachmann und L. Wolff. Übersetzung und Nachwort von Thomas Cramer. Berlin

    / New York 42001. Textauszüge aus Hartmann von Aue: Ereck. Textgeschichtliche Ausgabe mit

    Abdruck sämtlicher Fragmente und der Bruchstücke des mitteldeutschen 'Erek'. Hg. von Andreas

    Hammer, Victor Millet und Timo Reuvekamp-Felber. Berlin 2017, werden zu Seminarbeginn

    bereitgestellt.

    Empfohlene Literatur

    Jürgen Wolf: Einführung in das Werk Hartmanns von Aue. Darmstadt 2007.

    Gert Hübner: Erzählform im höfischen Roman. Studien zur Fokalisierung im "Eneas", im

    "Iwein" und im "Tristan". Tübingen 2003.

    Hartmann von Aue: Ereck. Textgeschichtliche Ausgabe mit Abdruck sämtlicher Fragmente

    und der Bruchstücke des mitteldeutschen 'Erek'. Hg. von Andreas Hammer, Victor Millet

    und Timo Reuvekamp-Felber. Berlin 2017, S. IX-XXVIII.

    Mathias Herweg und Sefan Keppler-Tasaki [Hrsg.]: Rezeptionskulturen. Fünfhundert

    Jahre literarischer Mittelalterrezeption zwischen Kanon und Populärkultur. Berlin 2012.

  • Nur ein Dichter? Vergil im Mittelalter

    050022 Mi 10.15-11.45 A. Sczesny

    Drei Werke werden dem römischen Dichter Vergil (70-19 v. Chr.) heute zugeschrieben: Die

    ‚Bucolica‘/‚Eclogae‘ (Hirtengedichte), die ‚Georgica‘ (Lehrgedicht über verschiedene Gegenstände

    des Landbaus) und die unvollendet gebliebene ‚Aeneis‘, welche die Flucht des Trojaners Aeneas

    nach Italien und seine Rolle als Stammvater der Römer beschreibt. Im Mittelalter galt Vergil als

    einer der bedeutendsten antiken Dichter und wurde als rhetorisches Vorbild und gelehrte

    Autorität in Poetiken (Johannes de Garlandia), naturkundlichen Lehrwerken (Johannes de

    Sacrobosco) und Enzyklopädien (Isidor von Sevilla) zitiert, seine Werke als Schullektüre genutzt.

    Auf der Basis der ‚Bucolica‘ (Ecl. 4) deutete man ihn zudem seit der Spätantike zum Propheten der

    Geburt Christi um und interpretierte dementsprechend die ‚Aeneis‘ als dichterisch verhüllte

    Beschreibung des irdischen Lebens- und Seelenwandels aus christlicher Perspektive. Als

    Lehrmeister der Liebe galt Vergil nicht zuletzt aufgrund der ‚Bucolica‘ (vgl. Ecl. 10,69: omnia vincit

    amor – ‚Amor besiegt alles‘).

    In die deutsche Literatur ging Vergil nicht nur als Dichter ein (Übersetzungen und Anspielungen),

    auch als Gelehrter, Astrologe, Historiker und Prophet wurde er rezipiert. Daneben entwickelte er

    als Figur ein facettenreiches Eigenleben: Mal reist Vergil zum Magnetberg und zerstört dort ein

    Zauberwerk, das die Geburt Christi verhindert, mal erfindet er neben der Zauberei zahlreiche

    Wunderwerke und Automaten, mal rächt er sich bitter für ein gescheitertes Liebesabenteuer.

    Seine in Rom erbauten Wunder werden teils sogar – analog zur lateinischen Auslegung der

    ‚Aeneis‘ – als verhüllte Wahrheit interpretiert und u. a. auf die menschliche Seele ausgelegt.

    Das Seminar widmet sich den verschiedenen Rollen Vergils in der deutschen Lyrik, in höfischen

    Romanen, einer Minnerede, Chroniken, Traktaten, geistlicher Literatur sowie in Fassungen der

    ‚Sieben weisen Meister‘ (Sindbad-Rezeption). Da die Vergilsagen teilweise an seine Werke

    anknüpfen, wird zudem deren Rezeption mit beleuchtet. Dadurch erhalten die Teilnehmer einen

    breiten Einblick in die mittelalterliche Vergilrezeption und in verschiedene Gattungen des 12. bis

    16. Jahrhunderts, in welchen sich die bunt schillernde und durchaus auch ambivalent gezeichnete

    Vergilfigur entfaltet.

    Zu Beginn des Seminars wird ein Reader mit Textexzerpten bereitgestellt, der ab der zweiten

    Sitzung benötigt wird.

    Frei von Falsch! Konrads von Megenberg „Buch der Natur“

    050018 Mi 16.15-17.45 A. Sczesny

    Wie entsteht ein Regenbogen? Welche Funktion erfüllt die Milz? Sind Pilze gesund? Wo wohnen

    die Zyklopen? Kann man Löwen mit Panthern und Schafe mit Ziegen kreuzen? Was passiert bei

    einer Mondfinsternis? Welche Heilsteine lindern Augenleiden? Wie funktioniert ein Bienenstaat?

    Sind Delphine Fische? Tragen Träume eine Bedeutung? Worin gleicht Gott dem Regenwurm? Was

    kann man von dem Phönix und dem Einhorn lernen? Wie pflanzen sich Frösche fort? Welchen

    medizinischen Nutzen bieten Alraunen? Wie weckt man Neugier und Lust am Lernen, und was ist

    überhaupt lernenswert?

    Um 1350 entstand mit dem „Buch der Natur“ die erste deutsche Naturkunde. Der Verfasser,

    Konrad von Megenberg, studierte an der Sorbonne in Paris, wo er sich ein breites

    Wissensfundament erwarb und einige Jahre als akademischer Lehrer tätig war. Anschließend

    leitete er mit der Stephansschule die Vorläuferin der Wiener Universität, bis er schließlich

    Domherr in Regensburg wurde. Konrad hinterließ ein bemerkenswert umfangreiches und

    vielseitiges Werk; seine lateinischen und deutschen Schriften zeichnen das Bild eines

    eigenwilligen, kritischen Universalgelehrten, der auch Auseinandersetzungen mit der Kirche

  • nicht scheute und der es verstand, unterschiedlichste Themen methodisch zu erschließen und

    literarisch auszugestalten.

    Mit dem „Buch der Natur“ verschaffte Konrad erstmals einem breiten Kreis von Laien, die keine

    Lateinkenntnisse und keine naturkundliche Vorbildung besaßen, Zugang zum akademischen

    Wissen seiner Zeit. Das Buch war ausgesprochen populär, es zählt zu den verbreitetsten und

    meistgelesenen Büchern des Spätmittelalters und der beginnenden Neuzeit. Bereits 1475

    gelangte es in den Druck und wurde in den folgenden Jahrzehnten immer wieder neu aufgelegt.

    Konrads „Buch der Natur“ stellt alle Bereiche der Natur systematisch und umfassend dar: den

    Menschen, den Himmel und die Planeten nebst meteorologischen Phänomenen, die Tiere,

    Pflanzen, Edelsteine, Talismane und Metalle; der letzte Abschnitt behandelt Naturwunder

    (wunderkräftige Brunnen, Menschen mit Fehlbildungen und Wundermenschen ferner Länder wie

    Kannibalen, Amazonen, Riesen und Zwerge). Zur Naturbeschreibung tritt immer wieder die

    moralische und allegorische Deutung.

    Das Seminar widmet sich der Lektüre und Analyse ausgewählter Textabschnitte aus dem „Buch

    der Natur“ und vermittelt darüber einen Einblick in zeitgenössisches enzyklopädisches Wissen

    und dessen Transfer in die Volkssprache. Ein besonderer Fokus liegt auf den Ordnungs- und

    Argumentationsstrukturen, aber auch die Entstehung des Werkes – etwa die Frage, ob Konrad

    ausschließlich etabliertes Wissen zusammenstellte oder auch selbst die Natur erforschte – wird

    beleuchtet.

    Zu Beginn des Seminars wird ein Reader mit Textexzerpten bereitgestellt, der ab der zweiten

    Sitzung benötigt wird.

    Zwischen kultureller Praxis und Metapher: Jagd in der höfischen Literatur

    050024 Do 8.30-10.00 J. Weitbrecht

    Die Jagd spielt in der Adelskultur des Mittelalters eine wichtige Rolle, sie dient hier weniger dem

    Nahrungserwerb als der körperlichen Disziplinierung und militärischen Erziehung, der

    Bewährung vor Gleichgestellten wie auch dem adligen Zeitvertreib. In diesem Kontext höfischer

    Repräsentation wird die Jagd auch zum wic