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IT-GIPFEL Top-Manager der Health-IT- Branche im Gespräch INTERVIEW Wie sich das Gesundheits- system wandeln müsste GESUNDHEIT IM JAHR 2020 Was die Zukunft bringt SPECIAL EINE SONDERPUBLIKATION IM AUFTRAG DER iSOFT HEALTH GMBH iSOFTSPECIAL April – Mai | 2008

GESUNDHEIT IM JAHR 2020 Was die Zukunft bringte-health-com.de/fileadmin/user_upload/dateien/Specials/...len . D as S p ektru m d er E xp ertisen reich t vom p rom in en - ten G esu

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IT-GIPFELTop-Managerder Health-IT-Branche imGesprächINTERVIEWWie sich dasGesundheits-system wandelnmüsste

GESUNDHEIT IM JAHR 2020Was die Zukunft bringt

SPECIAL

EINE SONDERPUBLIKATION IM AUFTRAG DER iSOFT HEALTH GMBH

iSOF

TSPE

CIAL

Apr

il –

Mai

|20

08

LORENZO.Weil keine andere Lösung so offen für die Zukunft ist.

Be part of the revolution!

Die Gesundheitsrevolution hat begonnen.Mit LORENZO überwinden Sie die Barrierentradi tio neller Informationssysteme. Ein Bei-spiel: Die service-orientierte Architektur machtInformationen einrichtungs- und plattform -über greifend verfügbar. LORENZO lässt sichständig aktualisieren und er weitern – und vonder einzelnen Abteilung bis zum kom plexenVersorgungsnetz beliebig skalieren.

Hotline: 08000 ISOFTDE, Internet: www.isoft.de

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EHEALTHCOM 3

INHALT | ISOFTSPECIAL

DiskussionsrundeeHealth weltweit: Auf der Medica 2007 trafen sich fünfTop-Manager der Branche zumGedankenaustausch.

Partnerbeitrag 4VoiceFließend digital sprechen: DieVorteile des Einsatzes digitalerSpracherkennungslösung.

InternationalIm Osten viel Neues: Der poli-tische und wirtschaftlicheWandel bringt Bewegung indie Entwicklung der Gesund-heitssysteme Osteuropas.

PerspektivenManaging Director Peter Hermann im Interview

Fakten iSoft/IBA

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KurzmeldungenBest Performing Companies LORENZO als Video Neue PartnerRezertifizierungsaudit

Interview „Transparenz würde gut tun“Dr. Ernst G. Pichlbauer fordertein patientenorientiertes soli-darisch finanziertes System.

GESUNDHEIT 2020Was bringt die Zukunft?Und wie wird sich die medzi-nische Versorgung wandeln? Ein Blick nach vorne.

Partnerbeitrag MicrosoftSeamless Healthcare: Wie dieSymbiose von Information,Kommunikation und Zusam-menarbeit ermöglicht wird.

08GESUNDHEIT 2020: Wie verändert sich dieGesundheitsversorgung? Was bringt die Zukunft?

24International: Zu einer besseren medizinischen Versorgung inOsteuropa tragen auch private Gesundheitseinrichtungen bei.

16Diskussionsrunde: Gary Cohen und Peter Hermann im Gesprächmit Kollegen von Agfa, Siemens und SAP.

AS BRINGT die Zukunft? Zu allen Zeiten hat diese Frage die Phantasie der Men-schen angeregt. Von Leonar-da da Vinci bis hin zu Nostra-damus, von der Astrologieüber die Kristallkugel bis hin zum chinesischen Glücks-

keks. Eine Voraussage der Zukunft ist bislang noch niemanden gelungen.

WIR HABEN IM VORFELD dieser Ausgabe viele Exper-ten aus unterschiedlichen Bereichen gebeten, uns ihreVision für das Gesundheitswesen im Jahr 2020 vorzustel-len. Das Spektrum der Expertisen reicht vom prominen-ten Gesundheitsexperten, über Vertreter globaler Health-care IT-Anbieter bis hin zum Zukunftsforscher.

WIR WAGEN IN DIESEM HEFT nicht nur einen Blick in die Zukunft. Wir schauen zurück ins Jahr 20 inRom um zu erfahren, ob sich unser Gesundheitswesenwirklich so fundamental verändert hat. Oder war früherdoch alles besser?

ZUSÄTZLICH STELLEN WIR IHNEN Technologie-lösungen vor, die einen entscheidenden Anteil daran ha-ben, die digitale Vernetzung innerhalb der Gesundheits-wirtschaft schneller voran zu treiben.

WIR SIND ÜBERZEUGT, die Beiträge in unserem Supplement werden Ihnen mehr und bessere Antwor-ten liefern, als ein Glückskeks. Die Zukunft ist nicht fest-geschrieben. Es ist unsere Aufgabe und unsere Chance,sie aktiv zu gestalten. Das bedeutet; Wir müssen heutedie Entscheidungen treffen für ein funktionierendes Ge-sundheitssystem der Zukunft.

IN DIESEM SINNE wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen dieses E-HEALTH-COM Specials.

BLICK IN DIE ZUKUNFT

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MARIA NADJ-KITTLERBusiness Development &Marketing Director iSoft Deutschland GmbH

»Von Leonardo da Vinci bis hin zuNostradamus: eineVoraussage derZukunft ist bislangnoch niemandengelungen.«

iSOFTSPECIAL | EDITORIAL

IMPRESSUMHerausgeber:iSoft Health GmbH Maria Nadj-Kittler (v.i.S.d.P.)

Redaktion E-HEALTH-COM:Miriam Aboudan, Philipp Grätzel von Grätz, Martin Schmitz-Kuhl

Redaktion iSoft:Alexander Kampschulte, Eckhard Lenders

Grafik:Katharina Doering, Susanne Lindner

Verlag:E-HEALTH-COM, KomPart Verlags-gesellschaft mbH & Co. KGHanauer Landstraße 135 – 137 D - 60314 Frankfurt am MainTel.: + 49 - (0)69 - 405631 -157 Fax: + 49 - (0)69 - 405631 -105E-Mail: [email protected]

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iSOFTSPECIAL | KURZMELDUNGEN

PRODUKTIVSTART LORENZO2.0 am Universitätsklinikum Aachen.

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m Universitätsklinikum Aachenerfolgte im September 2007 inden Bereichen Standard Care, In-

nere Medizin und der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie der Produk-tivstart mit LORENZO 2.0, der aktuellenVersion von iSOFT’s Software-Lösungfür die gesamte Gesundheitswirtschaft.Das Universitätsklinikum Aachen undiSOFT haben im Rahmen einer langfri-stigen strategischen Entwicklungspart-nerschaft vereinbart, die derzeitigen IT-Systeme im Wege einer sanftenMigration schrittweise durch LORENZOModule abzulösen. LORENZO wird zur

zentralen Informations- und Integrati-onsplattform für das Universitätsklini-kum ausgebaut und entscheidend zurBalance aus Qualitätssicherung und Ressourcenoptimierung beitragen.

Die flächendeckende Einbindungvon LORENZO in den Klinikalltag desUniversitätsklinikums Aachen wird zur-zeit mit Hochdruck vorangetrieben. Inder aktuellen Umsetzungsphase derUmstellung auf die neue IT-Plattformhaben die Ärzte und Pflegekräfte desUKA jederzeit die Möglichkeit, kontext-sensitiv direkt auf die neuen EPA-Funk-tionen zugreifen zu können. Das SingleSign On (SSO) Authentifizierungsver-fahren synchronisiert die Anmeldepro-zesse und ermöglicht, dass sich Benut-zer nur an einem der Systeme durch

Kennworteingabe identifizieren. Diesbedeutet zum einen Zeitersparnis, danur noch eine einzige Authentifizierungnotwendig ist, um auf alle Systeme zu-greifen zu können. Zum andern ermög-licht es eine tiefe Integration externerAnwendungen, wie PACS Viewer undArchivsystem in die LORENZO Appli-kation. Mit LORENZO greift der Arztin einem System auf alle relevanten In-formationen zu. Die durchgängige In-formationsarchitektur erlaubt einenumfassenden Blick auf den gesamtenBehandlungskontext. Ob Arztbrief oderLaborbefund, die effiziente Prozessun-terstützung steht im Vordergrund.

Ein Video mit dem Titel „Lorenzo am

Universitätsklinikum Aachen“ finden Sie

unter www.isoft.de zum Download

A

Auf das richtige„Pferd“ gesetzt

BEST PERFORMING COMPANIES Diese

Investition hat sich gelohnt: Wer 2003

1000 australischen Dollar in die Aktien

von IBA investierte, darf heute insge-

samt 6950 Dollar sein Eigen nennen.

Dies entspricht einem Gewinn von 695

Prozent. Mit seinem breiten und quali-

tativ hochwertigen Produktportfolio

bedient das neue IT-Gesundheitsunter-

nehmen mehr als 13.000 Kunden in

über 35 Ländern und zählt bereits heute

zu den weltweit größten Anbietern von

eHealth-Lösungen. Die angesehene

Finanzzeitschrift Australian Financial

Review wählte IBA Health zur „18th

Best Performing Company” an der

australischen Börse ASX und beschei-

nigte dem Unternehmen das Potential,

in den nächsten fünf Jahren eine füh-

rende Rolle zu spielen.

den Vordergrund. Ein transparentes

Qualitätsmanagement-System bildet alle

Organisationsabläufe mit Hilfe des

Integrierten Prozess Management (IPM)

vollständig ab. Das IPM-System von

iSOFT Health orientiert sich dabei konse-

quent an den hohen Anforderungen der

Norm DIN EN ISO 9001:2000. Die Konfor-

mität des Qualitätsmanagements zu den

Anforderungen dieser Norm wurde nun

durch die Prüfer des TÜV im Rahmen

eines Rezertifizierungsaudits 9001 erneut

bestätigt. Dabei konnten keine Abwei–

chungen von der Norm festgestellt wer-

den und den Mitarbeitern von iSOFT

wurde ein lebendes und aktiv genutztes

Qualitätsmanagementsystem bescheinigt.

REZERTIFIZIERUNGSAUDIT „Qualität

bedeutet, dass der Kunde und nicht die

Ware zurückkommt.“ Dies Zitat vom

Begründer der Kaufhauskette Hertie,

Hermann Tietz, ist über hundert Jahre alt

und hat nichts an seiner Bedeutung verlo-

ren. Im Gegenteil, ein konsequentes

Qualitätsmanagement-System ist heute

unabdingbar für

Unternehmen, die

für das Gesund-

heitswesen tätig

sind. iSOFT Health

stellt die Kunden-

und Prozess-

Orientierung seit

über 30 Jahren in

NEUE PARTNER iSOFT Health setzt europäischeExpansion konsequent fort. Zwei neue Vertriebspartner sind nun für die Schweiz und für Russland gefunden worden.

ie Basis für eine erfolgreiche eu-ropäische Expansion ist relativeinfach: Man braucht „lediglich“

ein Spitzenprodukt, dass seit Jahren dieKunden überzeugt, wie zum Beispieldas LabCentre von iSOFT. Im BereichLabor-Informationssysteme ist iSOFTmit über 270 Installationen in Deutsch-land, Österreich, Schweiz, Russland undMalaysia seit Jahren Marktführer. Lab-Centre ist ein vollgrafisches integrier-tes System, das die Arbeitsbereiche Kli-nisches Labor, Blutgruppenserologie,Konservendepot, Spende und Mikro-biologie umfasst. Zusätzlich enthält Lab-Centre mit dem labor.info.center (l.i.c)integrierte Kommunikationsfunktio-nen für Auftragsanforderung und Be-fundrückübermittlung und unterstütztdas dezentrale Point-of-care-testing.Hier fehlt noch BlindtextHier fehlt nochBlindtextHier fehlt noch BlindtextHierfehlt noch BlindtextHier fehlt nochBlindtextHier fehlt noch Blindtext

Axonlab: starker Partner für LabordiagnostikDas Unternehmen Axonlab, ein füh-

rendes Dienstleistungsunternehmen inden Bereichen Diagnostika und Mole-kularbiologie, wird ab sofort als Ver-triebspartner von iSOFT, ein Unterneh-men der IBA Gruppe, in der Schweizagieren. Im Mittelpunkt der Koopera-tion steht dabei der Vertrieb, die Imple-mentation und der Support der führen-den iSOFT Laborlösung LabCentre. ML Park: Schüssel zum russischen Markt

Im riesigen Wachstumsmarkt Russ-land wird das in Moskau ansässige Un-ternehmen ML Park den Support undVertrieb des LabCentres übernehmen.Bereits in der Vergangenheit war iSOFTerfolgreich auf dem russischen Markt:So wurden bereits im Auftrag der pri-vaten Laborbetreiberkette KDL Test,LabCentre Laborsysteme in Moscow,Omsk, Perm, und Krasnodar installiert.ML Park and KDL Test gehören beidezur russischen Holding ML Group.

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Gary Cohen, Executive Chairman & CEO of IBA HealthGroup unterstreicht die Führungsrolle von iSOFT inEuropa: „Durch die Kooperationen mit Axonlab und MLPark setzen wir unseren Wachstumskurs auch in Europakonsequent fort. Bereits jetzt zählen wir in Großbritan-nien, Deutschland, Niederlande und Spanien zu den füh-renden Anbietern von eHEALTH-Lösungen. WeitereMärkte in Europa werden mit Sicherheit bald folgen.”

Qualitätsmanagementsystem überzeugt TÜV-Prüfer

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EHEALTHCOM

Aus Steuern! Das alte BismarckscheSozialversicherungssystem war für de-mographische und wirtschaftliche Rah-menbedingungen gedacht, die schlichtGeschichte sind. Heute ist es nötig, dasfinanzielle Risiko auf die gesamte Bevölkerung zu verteilen. Und die ein-zige Chance das sozial gerecht zu tun,ist ein steuerfinanziertes System. Sokann man soziale Aspekte berücksichti-

gen – ob es mehrKonsumsteuern seinsollen, oder höherLohnsteuern oderVermögenssteuern.Dass das den Selbst-verwaltungskörpern,allen voran Gewerk-

schaften und Ärztevertretungen nichtangenehm ist, dass ist schon klar.

(Anm. der Red.: HTA-Berichte sind das Ergebnis systematischerBewertungen medizinischer Verfahren undTechnologien – Health TechnologyAssessment – und behandeln Frage-stellungen aus verschiedenen Bereichen)

Ich muss klar stellen, dass meineForderungen Schlussfolgerungen sind.Wenn man alle Aspekte eines Gesund-heitssystems beachtet, dann ist heuteein solidarisches und steuerfinanzier-tes System fast zwingend. Im Wesent-lichen sind es jedoch fünf Fragen, dieman populismusfrei – und da tut sichdie Politik schwer – beantworten muss:

Was gehört zur Gesundheitsver-sorgung (zum Beispiel: Prävention,Kuration, Rehabilitation, Pflege,Palliation) und was davon soll öffent-lich angeboten werden?

Wer darf unter welchen Umständenund nach welcher Methode dieseAuswahl treffen?

Wer darf unter welchen Umständenund nach welcher Methode feststel-len, ob die Patienten auch das erhal-ten, was sie brauchen?

Wer darf unter welchen Umständenund nach welcher Methode feststellen,wie viel solidarisch aufgebrachtesGeld dem öffentlichen Gesund-heitssystem zur Verfügung steht?

Wer darf unter welchen Umständenund nach welcher Methode festlegen,wer in welcher Form Anspruch hat,ausgewählte Leistungen durch ein soli-darisch finanziertes Gesundheits-system zu erhalten?

Diese Fragen sind in Deutschland an-ders zu beantworten als in Österreich.Allein schon deswegen, weil die Kom-petenzen hier um ein vielfaches weni-

iSOFTSPECIAL | GESUNHEITSVERSORGUNG

»TRANSPARENZ WÜRDE GUT TUN«Kann es ein patientenorientiertes System geben, das solidarisch finanziert ist, durch Verringerungder Abgaben und von Steuern getragen? fordert ein solches System und hatsich damit in seiner Heimat Österreich nicht nur Freunde gemacht. Warum und ob seine Aussagen auchauf Deutschland zuterffend sind, erklärt er im Interview mit E-HEALTH-COM.

? ger zersplitterter sind als bei uns – wasallerdings nicht heißt,dass es in Deutsch-land eine transparente Situation gibt.Der Analyseteil im Buch allerdings, derstimmt zu 100% auch für Deutschland.

Am fehlenden Willen der Politik diefestgefahrenen Machtstrukturen dazuzu zwingen, integriert zu denken. Dazumuss man wissen, dass in einem inte-grierten System der Patient im Mittel-punkt steht, in einem desintegriertender Vorteil des einzelnen bzw. einzel-ner Gruppen. Ein integriertes Systemverlangt von jedem, dass er transparentund ohne Scheu vor Kontrolle mit allenanderen zum Wohle des Patienten zu-sammenarbeitet. Solange jedoch allesin irgendwelchen Machtkomplexen wieder Selbstverwaltung organisiert ist, so-lang bleibt integrierte VersorgungWunschdenken. Machtkomplexe habeneben die Tendenz statt zusammenzuar-beiten sich abzuschotten und den eige-nen Vorteil zu verfolgen.

Die Mechanismen um einenInteressensausgleich zwischen den Ak-teuren zu erzielen – Patienten und Bei-trags- bzw. Steuerzahler sind auch

Akteure, was nur allzu gerne vergessenwird - sind untauglich geworden. DieFolge davon sind faule Kompromisse,die meist nur die Macht einzelnerGruppen erhalten soll. Und das wiede-rum führt zu Intransparenz, Des-integration und populistischen Ver-sprechen – das kostet sehr sehr vielGeld. Meine Prognose für 2020 lautetdaher: Das System wird immer weiterausgereizt bis es in sich zusammenfällt.Danach kommt es zu einer steuerfinan-zierten Grundsicherung, alles anderewird über einen restlos privatisiertenVersicherungsmarkt geregelt werden.Ja, es wird – ähnlich den USA – zueiner Mehr-Klassen-Medizin kommen.Und daran sind wir selbst schuld!

»Meine Prognose lautet:Das System wird immer

weiter ausgereizt bis es insich zusammenfällt«

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Sehr – jede Steigerung der Trans-parenz würde dem System gut tun.Allerdings ist Intransparenz ein her-vorragendes Instrument zur Her-stellung und Bewahrung von Illu-sionen. In diesem Nebel könnenMachtkomplexe ihre Interessendurchsetzen. Transparenz ist einnatürlicher Feind der Machtpolitikund ein Verbündeter der Sachpolitik.Solange die nicht den Ton angibt, istdas Interesse an Transparenz undEffizienz enden wollend. Zur Ehren-rettung muss ich aber sagen, dassVerglichen mit Österreich Deutsch-land nahezu gläsern ist.

Wenn es Österreich nicht wird – wasnoch nicht raus ist – dann wird esDeutschland.

Gesunde Zukunft – Österreichs Gesundheitsversorgung

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iSOFTSPECIAL | GESUNDHEIT 2020

WAS BRINGT DIEZUKUNFT?

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s ist Freitag, 2020, 07:30, Uhrals Dr. Alexander Marx die St. Elisabeth Klinik betritt undwenig später sich seinen wei-ßen Kittel überstreift. Als Ober-

arzt der Chirurgie arbeitet er nun seit zweiJahren in einer der neu gegründeten Por-tal-Kliniken, die inzwischen überall inDeutschland die Grundversorgung derBevölkerung vor Ort übernehmen. Aufdem Weg zur Visite muss er noch einmalgrinsen, hat er doch gestern noch einenlangen Artikel im Ärzteblatt über die Zu-stände in den Kliniken und die Arbeits-bedingungen für Ärzte in 2008 gelesen.Damals gingen viele seiner Kollegen insAusland oder wurden von der Industrieabgeworben. Die beruflichen Vorausset-zungen für die Ärzte waren aber auchschwierig: Viel zuviel Bürokratie,ungün-

stige Arbeitszeiten und ein nur wenig pa-tientenorientiertes Gesundheitssystemhatten es gerade den jungen Kollegenschwierig gemacht, die Freude am Arzt-beruf nicht zu verlieren. Auch die Patien-ten litten unter dieser Situation: Die Arzt-visite im Krankenhaus dauerte proPatient etwa drei bis vier Minuten. ProVisite konnte der Patient lediglich ein biszwei Fragen stellen – eine vertrauensvol-le Zusammenarbeit zwischen Arzt undPatient konnte so nur selten entstehen.

IN DEN LETZTEN zwölf Jahren hat-te sich jedoch ein grundlegender Wan-del vollzogen. Die neuen Versorgungs-formen schufen endlich ein Miteinanderder verschiedenen Berufsgruppen, wiezum Beispiel Ärzte,Apotheker und The-rapeuten. Durch die stärkere Orientie-

rung auf die ganzheitliche Betreuungund Prävention wurde die Qualität derPatientenversorgung entscheidend ver-bessert. Neue Kommunikations- und Do-kumentationsinstrumente legten dieGrundlage für eine digital vernetzte Gesundheitswirtschaft. Noch sehr gutkann Marx sich an die massiven Prote-ste seiner Kollegen gegen die Einfüh-rung der Gesundheitskarte und der Telematik-Infrastruktur 2008 erinnern.Viele fürchteten den „gläsernen Patien-ten“, jetzt im Jahre 2020 konnte davonjedoch keine Rede sein. Vielmehr hattesich Dank des Einzugs der modernen In-formationstechnologie ein neuer Typus entwickelt: der mündige Patient.

Auf dem Weg zur Visite checkt Marx noch einmal seine Termine fürden heutigen Tag auf seinem mobilen

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Der ärztliche Alltag wird sich in Zukunft stark verändern. Aberauch der Patient im Jahre 2020wird ein anderer sein. Wie wirdsich die medzinische Versorgung wandeln? Ein Blick nach vorne.

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iSOFTSPECIAL | GESUNDHEIT 2020

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Telefon. Er ist froh, dass er nun eine op-timale technische Unterstützung auchin seinem Klinikalltag nutzen kann. Vieles erinnert heute an den Arbeitsall-tag eines Piloten: Zu jedem Zeitpunktund an jedem Ort stehen nun alle Infor-mationen über Patienten zur Verfügung,fast alle administrativen Prozesse sindautomatisiert, allein, es fehlt der Auto-pilot für Operationen.

AUF DER STATION angekommengreift er zu seinem Notepad und meldetsich mit seinem Arztausweis im Systeman. Sofort erscheinen seine Aufgaben aufder übergreifenden Arbeits- liste und er-innern ihn daran,dass er heute Nachmit-tag noch die Online-Tumorkonferenzvorbereiten muss. Im Vergleich zu frü-her macht ihm die Visite heute wesent-lich mehr Spaß. Statt des zeitaufwendi-gen Rumhantierens mit Röntgenbildernund Papierakten steht nun das direkteGespräch mit dem Patienten im Mittel-punkt. Und das auf gleicher Augenhöhe,denn auch der Patient hat Einblick in sei-ne elektronische Patientenakte. Diesehilft dem Arzt nun schnell auf alle rele-vanten Daten zuzugreifen und die nöti-gen Behandlungsschritte direkt in dieWege zu leiten. Die Anordnung von Me-

dikamenten und Untersuchungen er-folgt nun direkt am Patientenbett, eingroßer Vorteil, musste er doch sonstzwischen den Operationen immer nocheinmal auf die Station, um dort die An-forderungen durchzuführen. Das rich-tige Medikament oder das beste Thera-piekonzept wird ihm heute diag-nosespezifisch vorgeschlagen und erkann, je nach Situation des Patienten,eine fundierte Entscheidung ohne gro-ße Recherche treffen.

Nach der Visite bleiben ihm nochzehn Minuten bis er in den OP geru-fen wird und die nutzt er für eine klei-ne Kaffeepause im Schwesternzimmer.Auch hier hat die schrittweise Einfüh-rung der EDV nach anfänglichenWiderständen zur Verlagerung undAutomatisierung von vielen Aufgabengeführt. Die Unterstützung des Pflege-dienstes durch die ganzheitliche EDVhat den Arbeitsalltag auf der Stationdeutlich vereinfacht. So werden Medi-kamente nicht nur online verordnetund dokumentiert. Auch die Bestellungund Verwaltung der Medikamente istdeutlich komfortabler geworden. MitHilfe von Sprach-Unterstützung müs-sen nun nicht mehr alle Texte in denRechner getippt werden, sondern in-

telligente Touchscreens und die ver-besserte Sprach-Erkennung erlaubeneine einfache Handhabung.

EINEN GROßTEIL seines Vormittagsverbringt Marx heute im OP-Saal, derseit einigen Jahren bezüglich seiner Aus-lastung und Organisation optimiert wur-de. Vor und während der Operationkann er über Sprachbefehle alle Infor-mationen aus der elektronischen Patien-tenakte abrufen, die ihm bei der Durch-führung des Eingriffes helfen. Zwischenden Operationen kann er inzwischen ei-nige seiner koordinierenden Tätigkei-ten auch aus dem OP-Trakt heraus orga-nisieren. Mit der Anmeldung an dieLORENZO-Plattform hat er Zugriff aufalle Systeme und Patientendaten, dienun gut zusammen integriert sind. Nochvor wenigen Jahren war dies gar nichtmöglich und er musste alle Informatio-nen und Dokumentation zu einem Pa-tienten über verschiedene Systeme er-arbeiten. Dies ist für ihn einer derwesentlichen Erleichterungen und er istfroh, dass er die Informationen nichtmehrmals im Rechner erfassen muss.

Nach dem OP und einigen Erledigun-gen auf der Station beginnt für Marx um14:00 Uhr die Online-Tumorkonferenz,bei der die Therapiekonzepte von Patien-ten mit Tumorerkrankungen durchge-sprochen werden. Seit einigen Jahrennehmen hieran auch die Kollegen ausdem 260 Kilometer entfernten Stadt-Krankenhaus in Leiden, Niederlande,und einige Fachärzte sowie ambulantePflegedienste und Therapeuten aus dernäheren Umgebung teil. Im kleinen Be-sprechungsraum der Klinik sitzen nurdrei seiner Kollegen, die restlichen Teil-nehmer haben sich inzwischen schonauf der Konferenz-Plattform angemel-det, welche einen gemeinsamen Zugriffauf alle medizinischen Informationenund Bilder zur gleichen Zeit erlaubt.17:00Uhr, endlich Wochenende! Marx streiftseinen Kittel ab, verlässt das Kranken-haus und schwingt sich auf sein neuesRennrad. Die 60-Stunden-Woche für Kli-nikärzte, auch dies ist zum Glück ein Teilder Vergangenheit.

eutschland im Jahre 2020:Volker W.,54,bekommt vonseiner Krankenkasse eini-ges geboten. Sie bezahlt denGesundheitstrainer, der

ihm das Know-Why und die Lust an Be-wegung vermittelt, den Ernährungsbe-rater, der ihm – je nachdem, ob er eherein Eiweiß- oder ein Kohlehydrate-Typist – einen ausgewogenen Speiseplan vorschlägt; mit wenigen Tricks sorgt einSchlafberater dafür, dass er sich gesün-der schläft; Mediatoren und Seelsorgerhaben ihm geholfen, seine persönlichenBeziehungen zu klären und so den Druckauf seinen Organismus zu verringern.Dadurch wird er nicht nur seltener krank,weil der Körper besser und mit mehrRessourcen auf weniger Defekte reagiert;Volker W. steht auch länger als Gleichal-trige zehn Jahre zuvor mit Freude im Be-rufsleben (was auch aus demografischenGründen notwendig wurde). Er wird amEnde nicht mehr nach langer Pflegebe-dürftigkeit, sondern – so lustig das klingt– gesund sterben. Das Krankheitsrepara-tursystem der alten Industriegesellschafthat sich inzwischen völlig neu organisiertzu einem Gesundheits-system, bei demein Großteil der Krankenkassenbeiträgefür die Gesunderhaltung verwendet wird.

SO GANZ FREIWILLIG geschiehtdas allerdings nicht. Denn wenn VolkerW. krank wird, kostet die Behandlungjetzt in den meisten Fällen auch seinGeld. Noch zwölf Jahre zuvor war er einVorbeugemuffel, wie viele andere auchgewesen, der Rückenschule und Krebs-vorsorgeuntersuchung mied, dieFitness- clowns (zu Recht) als unnötigeStressoren wahrnahm und schnell ver-gaß, was er bei Kuren gelernt hatte. Indem damals real existierenden Krank-heitsmarkt im Jahre 2008 hatte keinerder Akteure ein wirtschaftliches Inter-

esse daran, den Menschen zu einem ge-sunden Leben zu verhelfen, um Krank-heit zu vermeiden. Schließlich wolltensie noch mehr Medikamente verkaufenund Behandlungen abrechnen – nie-mand hatte einen Vorteil davon, wennplötzlich lauter Gesunde viel seltenerReparaturwerkstätten aufsuchten. KeinWunder, dass die Kosten explodierten.

DIE POLITIK WEHRTE sich lange,das System zu ändern und verschob dieProbleme immer weiter in die Zukunft.Sie gaukelte den Menschen vor, manmüsse nur die Verteilungsgesetze ver-feinern oder die Beiträge ein bisschenerhöhen, und schon sei ein „Weiter so“wieder möglich. Sie behaupteten, die ak-tuellen Leistungen des Gesundheitswe-sens für den Einzelnen würden so blei-ben, während sie gleichzeitig dasGesamtsystem deckelten und Nullrun-den verordneten. Den großen Befrei-ungsschlag wusste die Streitmacht derBesitzstandswahrer lange zu verhindern.Die Krankenkassenbeiträge stiegen so,dass viele ihre Arbeit verloren, weil im-mer weniger Unternehmer paritätischdie Beiträge zahlen konnten, und dassdie, die noch Arbeit hatten, immer mehrihres Nettolohnes einbüßten. Trotzdemarbeiteten die Gesundheitsanbieter im-mer weniger wirtschaftlich, die Kran-ken wurden immer schlechter versorgt.

Dabei waren im Jahr 2008 erst einDrittel aller Krankheiten therapierbar,während es schon bald zwei Drittel seinsollten. Aber immer weniger war bezahl-

D bar. Mit dem Zusammenbruch des Sy-stems setzte sich schließlich die Erkennt-nis durch,dass 90 Prozent des Geldes fürZivilisationskrankheiten und die Folgendes Lebensstils draufgingen. Längst hat-ten Maschinen die Hausarbeit und Ver-sandfirmen den Einkauf übernommen.Die Deutschen des Jahres 2008 verbrau-chten 600 kcal am Tag und damit einViertel weniger als 25 Jahre vorher.17.000 Stunden ihres Berufslebens ver-brachten sie genervt sitzend im Stau.Über 80 Prozent der Kopfschmerzen wa-ren von verspannter Nackenmuskulaturverursacht. Die 37,5-Stunden-Woche hat-te nicht die Arbeit verringert, sonderndie nötigen,entspannenden Leerlaufzei-ten beseitigt. Schon die 40-Jährigen lit-ten an Knorpeldeformationen, weil Ge-lenke, die kaum bewegt werden, vomOrganismus auch nicht versorgt werden.

Doch eine persönliche Gesundheits-reform schien damals dem Einzelnenunzumutbar. Schließlich kann niemandgezwungen werden, sich so gesund-heitsfördernd zu verhalten, dass er da-mit den Geldbeutel der anderen schont.Das änderte sich, als die Reorganisationdes Systems wirtschaftliche Anreize füreinen nachhaltigen Lebensstil bot: Zwarträgt die Gemeinschaft der Versicher-ten weiterhin die Kosten, wenn jemandkrank wird (schließlich kann man nichtsfür seine genetische Ausstattung durchseine Vorfahren sowie für manche Le-bensumstände). Aber sie zahlt – Exi-stenz absichernd und sozial abgefedert– nur nach Krankheitsart und nur zu ei-nem gewissen Anteil; den Rest zahlt je-der selbst, vergleichbar mit der Teilka-skoversicherung beim Auto. Damitströmte eine ungeheure Geldmenge indas ausgedorrte Gesundheitswesen –Geld, das zuvor nur weitervererbt odervolkswirtschaftlich unproduktiv in Lu-xusgütern verpulvert worden war.

Das Krankheitsreparatur-system hat sich inzwischen

völlig neu organisiert zu einem Gesundheits-

erhaltungssystem.

DER PATIENT UM 2020 n. Chr. Die Patientenversorgung inDeutschland wird tiefgreifende Veränderungen durchmachen. Es wird einen Wandel geben, der sich wegbewegt von einem System, das bloß Krankheiten repariert, hin zu einem Gesundheitswesen, in dem die Gesunderhaltung die Hautrolle spielt.

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iSOFTSPECIAL | GESUNDHEIT 2020

Schlagartig verschwand das Kassen-defizit, und die Beiträge zur Kranken-kasse samt Arbeitgeberanteil sanken inden einstelligen Bereich. Die Lohnko-sten verringerten sich so, dass Deutsch-land wettbewerbsfähiger wurde, die Be-schäftigung nahm in allen Branchenwieder zu. Zwar waren schon vor 2008die Patienten zunehmend gezwungenworden, für Medikamente und Behand-lungen selber in die Tasche zu greifen.Aber damals hatte man die Patienteneinfach zahlen lassen, ihnen Leistun-gen gekürzt und immer mehr genom-men, ohne ihnen auf der anderen Sei-te auch etwas zu geben. Jetzt im Jahr2020 bekommen sie Wissen, Güter undDienstleistungen zu ihrer Gesunderhal-tung, und auch das hatte die Beiträgefür die Krankenkassen gesenkt. Was zu-vor für Krankheitspflege ausgegebenwurde, steht nun (weil die Leute weni-ger krank sind) für Nachfrage in ande-ren Bereichen zur Verfügung – von derbesseren Wohnung (ein Impuls für dieBauwirtschaft) bis zur Weiterbildung.

Deswegen setzte sich in der Wirt-schaftspolitik mit 80 Jahren Verspätungdie Theorie des 1938 im Stalinismusexekutierten Russen Nikolai Kondra-

tieff durch: Preise und Zinsen – das al-les sei nur die Folge der Konjunktur,aber nicht deren Ursache. Nicht die Aus-gaben für Computer oder für die Leu-te, die sie montierten, hatten seit den1970ern die Wirtschaft angetrieben.Sondern weil ein Unternehmer denComputer einsetzte, sparte er Kosten,machte mehr Gewinn; es lohnte sich fürihn, wieder mehr zu produzieren. Nichtdie Ausgaben für Lehrer, die andere inEDV schulen, haben das Bruttosozial-produkt erhöht. Wenn ein Lagerarbei-ter nicht mehr zwei Stunden in Zettel-kästen nach einer Information suchenmuss, sondern wenn er sie mit einemMausklick erhält, dann hat er zwei Stun-den zusätzlich übrig, in denen er etwasanderes arbeiten kann, und diese Mehr-Schöpfung steigert den Wohlstand.

AUCH DER NEUE Gesundheits-markt spart eben vor allem Ressourcenein: Nicht die zusätzlichen Ausgabenfür Gentechnik oder Medikamente trei-ben die Wirtschaft an. Sondern wennman mit Hilfe der Gentechnik einemDialyse-Patienten gezüchtete Nierentransplantieren kann, muss dieser nichtmehr alle zwei Tage an eine Maschine,

elten wohl haben eine Kultur und eine Epoche solcheÄhnlichkeiten mit der abendländischen Zivilisation derGegenwart aufgewiesen, wie die römische Gesellschaftder späten Republik und der beginnenden Kaiserzeit.Auch das römische Gesundheitswesen bildet keine Aus-

nahme. Zwar basierte es, wie so viele Aspekte römischer Kultur, aufder intellektuellen Vorarbeit griechischer Denker wie etwa Hippo-krates oder die Gelehrten der großen Denkschulen von Alexandria.

SCHON DAMALS wurden, zumindest inder wissenschaftlichen Medizintheorie, nichtnur körperliche, sondern auch geistige Krank-heiten strikt auf empirisch fassbare Ursachenund nicht etwa auf den Zorn der Götter zurük-kgeführt, wurde zwischen der Behandlung derSymptome und der Ursachen unterschieden,wurden von Seiten des Staates Ärzte eingestellt,die in sozialen Härtefällen praktizierten,wurdenmedizin- ethische Überlegungen angestellt, die(wie etwa der Hippokratische Eid),bis heute voll-ste Gültigkeit haben,wurde der menschliche Kör-per durch Sektion anatomisch genauestens studiert, wurden ausAsien und Ostafrika seltene Pflanzen importiert und ihre Heilkraftanalysiert, wurden chirurgische Präzisionsinstrumente entwickelt,wurden medizinische Universitäten und Museen eingerichtet undFachbücher wie das hippokratische Corpus geschrieben.

Es ist daher nur verständlich,dass Rom,Haupt eines stetig wach-senden Weltreichs und um die Zeitenwende Millionenstadt, zahl-reiche hochqualifizierte Ärzte anzog,welche meist dem griechischenOsten entstammten. Wenn auch ursprünglich eine einheimischeHeilkunst existierte, stellte das hellenistische Wissen ihre Fähigkei-ten doch schnell in den Schatten, so dass schon 219 v.Chr. der Se-nat mit dem Chirurgen Archagathos einen Griechen als ersten (be-kannten) öffentlichen Arzt der Stadt einstellte,dem bald viele weiterefolgen sollten. Da allerdings die Ausübung der Medizin, wie auchder schönen Künste, dem Status eines römischen Senators oder Rit-ters nicht angemessen schien, waren die meisten Ärzte griechischerHerkunft und befanden sich zudem manchmal, sofern es sich umKriegsgefangene handelte, im Sklavenstand, da viele wohlhaben-de Familien einen eigenen Hausarzt kaufen wollten.

DIE BESONDERE BEDEUTUNG, die man den Ärzten zumaß,spiegelt sich etwa darin wieder, dass Mediziner wie der angesehe-ne Asklepiades von Bithynien Leibarzt der meisten römischen Se-natoren war, Caesar allen Ärzten Roms das Bürgerrecht verlieh und

alle Ärzte Steuerfreiheit genossen. Der römische Staat nahm auchaktiven Einfluss auf die Organisation des römischen Heilwesens,sobald gesamtstaatliche Interessen tangiert waren, und stattete sei-ne Militärlager und Festungen sowie die durch Sklaven betriebe-nen Staatsunternehmen mit hochkomplexen Krankenhäusern ausund richtete zudem eigene Militärsanatorien ein. Das antike Ge-sundheitswesen beschränkte sich allerdings nicht auf das Prakti-zieren von Ärzten allein. Körperliche Ertüchtigung im Gymnasium,

tägliche Hygiene und Körperpflege in den Ther-men, hohe Qualität der Wasserversorgung, Be-such der zahlreichen Thermalquellen, Kurauf-enthalte in renommierten Sanatorien wieEpidauros: All dies zählte untrennbar zum römi-schen Heilwesen dazu und prägte nicht nur dasLeben Roms, sondern aller Städte des Reichs.

Selbstverständlich gehörte die Seelenpflegegenauso zum Heilwesen wie die medizinischeBetreuung, und der Arzt musste allzuoft mit Prie-stern, Heilern und Propheten wetteifern. DieseKonkurrenz konnte freilich auch die Form frucht-bringender Zusammenarbeit annehmen, denkt

man etwa an die über 300 Asklepien der antiken Welt, in denenjede Art von Krankheit auf Basis medizinischer Diagnose und The-rapie, psychologischer Unterstützung etwa durch Musiktherapie,körperlicher Rehabilitation und geistlichen Beistands seitens derPriester ganzheitlich angegangen wurde.

DIE ANTIKEN ZEUGNISSE erlauben zwar kaum, das Ausmaßder Medikalisierung abzuschätzen; die antike Medizin scheint je-doch von erstaunlicher Effizienz gewesen zu sein, betrachtet manetwa die Paläopathologie, die ein hohes Maß an Gesundung selbstnach komplexen chirurgischen Eingriffen bezeugt. Es ist dahernicht erstaunlich, dass das Durchschnittsalter – statistisch bereinigtum die allerdings sehr hohe Kindersterblichkeit – sich zumindestinnerhalb der vermögenden Klassen kaum von den erst wieder im19. Jhr. nach langen Jahrhunderten mittelalterlichen Rückfalls inIgnoranz und Barbarei erreichten Werten unterschied.

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ERIK HÄNDELERstudierte Wirtschaftspolitik und Volks-wirtschaft. Anfang 1997 wurde Händelerfreier Journalist, um die Theorie des russischen Ökonomen Nikolai Kondratieffund deren politische Konsequenzen in eine breite öffentliche Debatte zu bringen.Händeler ist Autor derBücher „Kondratieffs Welt.Wohlstand nach derIndustriegesellschaft „und „Die Geschichte derZukunft. Sozialverhaltenheute und der Wohlstandvon morgen“ (beideBrendow-Verlag).

DR. DAVID ENGELSist wissenschaftlicher Mitarbeiter am HistorischenInstitut der RWTH Aachen. Seine Dissertation „Das römische Vorzeichenwesen (753-27 v.Chr.).Quellen,Terminologie, Kommentar, historischeEntwicklung“ wurde Ende vergangenen Jahres mitdem „Friedrich-Wilhelm-Preis“ der RWTH-Aachen ausgezeichnet (erschienen im Franz Steiner-Verlag).

MEDIZIN UM 20 n. Chr. Das Gesundheitswesen der „alten Rämer“ beeindruckt durchwissenschaftliche Medizintheorien, staatliche Organisation, hochqualifizierte Ärzte und eine große Effizienz.

die sein Blut reinigt. Er kann wiederVollzeit arbeiten oder der Gesellschaftsonst wie dienen, und er wird viele Jah-re länger leben. Nicht die Ausgaben fürGesundheitsaufklärung und Präventiontreiben die Wirtschaft an. Sondern ei-ne wachsende Selbstbeteiligung bringtdie meisten dazu, sich mehr zu bewegenund gesünder zu essen, so dass sie we-niger von Zivilisationskrankheiten be-troffen sind und dadurch mehr und pro-duktiver arbeiten.

SEHR SCHNELL aufgenommen ha-ben das Thema im Jahr 2008 verschie-dene Berufsgruppen und Verbände derGesundheitspolitik. Endlich kam da maljemand daher, der nicht schon wiedersagte, dass sie gefälligst noch mehr spa-ren sollten, sondern dass sie sogar zumWachstumsmotor der Wirtschaft wer-den würden. Dabei mussten sich alleAkteure und potentiellen Patienten än-dern. Als ein Hausarzt auch nicht mehrgrundsätzlich kostenlos war, entfaltetesich ein Wettbewerb mit alternativenHeilmethoden. Hausärzte vernetztensich mit Ernährungsberatern, Sporttrai-nern und Psychologen und arbeitetenim Team. Krankenhäuser schnittennicht mehr nur das Magengeschwürheraus, sondern fragten auch nach, wiees dazu gekommen war. Ob die Akteu-re des Jahres 2008 zu den Opfern oderzu den Gewinnern gehören, hängt vorallem von ihrem eigenen Verhalten ab.Wir sind der Krise nicht ausgeliefert.Wir haben die Wahl.

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große Potentiale, die es zu erschließengilt. Microsoft liefert die Basistechno-logien, die im hohen Maße StandardProzesse und Fähigkeiten abdecken. Ge-meinsam mit Partnern entstehen weiter-führend Lösungen, die den modernenArbeitsplatz für Krankenkassen, Akut-oder Rehakliniken anpassen.

Sicherheit, Vi-renschutz, Auf-bau von DMZ,Single Sign Onmit Rollen undRechten über alle Komponen-ten. Bei der Ma-n a g e b a r k e i tgeht es um dieBetriebs-Auto-matisierung undder IT Managa-ment-Prozesse des Arbeitsplatzes. Dasschließt sowohl Softwareverteilung mitSMS,Applikationsvirtualisierung sowieintegriertes Patch-Management ein. Monitoring-Funktionen und Alert-Funk-tionen ermöglichen es dem Administra-tor, schnell auf Störungen zu reagieren.

Fazit: Der moderne Arbeitsplatz er-möglicht es, bestehende Geschäfts-prozesse zu optimieren. Durch die Integration von Wissensmanagementmit Kommunikation können aber auchganz neuartige Prozesse entstehen. Hierschlummern hinsichtlich leichterer Bedienbarkeit, Reduzierung von War-te- und Suchzeiten aufgrund des Infor-mations- und Prozessmanagement

aus beliebigen Informationsquellen zu-gänglich. Das ermöglicht einen fundier-ten Überblick über Geschäftsdaten, umtägliche Aktivitäten und Entscheidun-gen zu unterstützen. Die Integrierte Da-ta Mining kann Muster und Trends beiBehandlungsqualität, Sicherheit, Ergeb-nissen und Effizienz identifizieren, sodass die Ressourcen genauer und ko-stengünstiger geplant und eingesetztwerden können.

Suche: Schnell Informationenwiederzufinden in großen Datenmen-gen, auf dem Desktop, im Intranet, inFachapplikationen oder auch Internet,schafft für den Mitarbeiter Zeitvorteilein seinem Arbeitsprozess. Die integrier-te Suchfunktionalität sowohl für denDesktop als auch im Unternehmenspor-tal erlaubt damit eine Unternehmens-weite Suche.

Kommunikation: Ein weiterer Be-standteil des modernen Arbeitsplatzesist die Unterstützung der Echtzeitkom-munikation. Diese neue Form der Kom-munikation schafft die Voraussetzungfür ganz neue Geschäftsprozesse sowiederen Optimierung. Mitarbeiter stehenim Arbeitsprozess nahtlos Videokonfe-renzen, Telefon (VoIP), E-Mail und In-stant Messaging zur Verfügung. Durchdie neuartige Bereitstellung von Prä-senzinformation bekommt der Mitar-beiter Informationen über die aktuelleVerfügbarkeit und Erreichbarkeit vonanderen benötigten Personen.

Anpassbarkeit: Ein moderner Ar-beitsplatz lebt davon, dass indiviuelleAnpassungen und Einstellungen mög-lich sind. Um die Prozessintegration indie Office Systemwelt optimal zu gestal-ten, gibt es neben den Standardfunktio-nen auch eine Office Entwicklungsum-gebung, mit der Prozess- und Applika-tionsmodule (OBA – Office Business Ap-plication) die Integration von klinischenund Dritt-Systemen leicht ermöglichen.

Sicherheit und Managebarkeit: Einwesentlicher Bestandteil des modernenArbeitsplatzes ist die durchgehende

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us den immer größer wer-denden qualitativen undfinanziellen Anforderun-gen an den medizinschenAlltag stellt sich die Frage,

welche Rolle Technologie bei deren Lö-sung spielen kann. Da das Bedürfnissteigt, klinische Daten auszutauschen,um neue Krankheiten zu erkennen undzu beobachten, werden koordinierte IT-basierte öffentliche Gesunheitsinfra-strukturen wichtiger denn je.

Herausforderungen inder Gesundheitswirt-schaft

Die nahtlose me-dienbruchfreie Über-tragung von klini-schen Patientendatenzwischen Anbieternvon Gesundheits-dienstleistungen so-wie das schlanke Agie-ren bei den admini-strativen Aufgabenstellt eine der größtenHerausforderungenfür die Branche dar.

Die Diskrepanzzwischen Ausgaben,Behandlungserfolgenund dem Gesund-

heitsniveau insgesamt führt dazu, dassRegierungen und Arbeitgeber, die dieGesundheitskosten finanzieren, ver-stärkt auf die Automatisierung der Ge-sundheitswirtschaft drängen, die übli-cherweise verglichen mit anderen glo-

balen Branchen von ähnlicher Komple-xität Jahre nachhinkt. Während für Pa-tienten und Bürger die Nutzung vonmodernen IT-Serivces im Web in ihrempersönlichen Umfeld immer mehr zurNormalität wird, ist die Bereitstellungvon Gesundheitsservices und Dienstlei-stungen noch keine Selbstverständlich-keit. Dabei führt die Automatisierungauf Seite der Leistungserbringer erwie-senermaßen zu verbesserter Patienten-sicherheit, besseren Ergebnissen undniedrigeren Kosten.

Microsoft-Technologie als Basis für denmodernen Arbeitsplatz

Microsoft ist seit langem ein zuver-lässiger Technologie-Partner für Gesund-heitslösungen und verfügt über langjäh-rige Erfahrung bei der Unterstützungvon Projekten in der Gesundheitswirt-schaft. Ein wichtiger Aspekt bei der er-folgreichen Erbringung von Dienstlei-stungen in der Gesundheitswirtschaftist die Verbindung der Mitarbeiter undTeams in diesem Bereich mit den Infor-mationen und Ressourcen, die sie für ei-ne effizientere Arbeitsweise benötigen.

Mit dem modernen Arbeitsplatz aufder Basis von Microsoft-Technologienwird erstmals die Symbiose von Infor-mation, Kommunikation und Zu-sammenarbeit umfassend rollenbasierthergestellt und das unabhängig, ob sta-tionär oder mobil. Das beinhaltet diebenötigten Funktionen für den Anwen-der bezogen auf:

Informationsbereitstellung, -verar-beitung und -verfügbarkeit,

Suche auf dem Desktop, in Anwen-dungen, im Extranet sowie Intranet

Kommunikation über Mailsystemen,Voice over IP (VoIP), Chat sowie Vide-okonferenz

Anpassbarkeit und Erweiterbarkeitdurch Office Business Applikationen

Sicherheit und Managebarkeit desArbeitsplatzes

Entscheidend dabei ist, dass dieFunktionen nicht entkoppelt voneinan-der betrachtet werden, sondern dem Anwender in seinem Arbeitsprozess jederzeit mit einfacher Benutzung zurVerfügung stehen. Medizinische An-wendungen werden in den modernen Arbeitsplatz eingebettet.

Informationsbereitstellung, -verarbeitungund -verfügbarkeit:

Mit Hilfe des Microsoft Office Sys-tems können Informationen aus diver-sen Systemen in einem einzigen, intel-ligenten Portal gebündelt werden, indem sich Mitarbeiter nur ein Mal an-melden und darüber dann zentralschnell auf anstehende Aufgaben, Pro-zesse und Informationen rollenbasie-rend zugreifen können. Formular- undWorkflowmanagement sind integralerFunktionsbestandteil. Flexible Einsatz-optionen und Verwaltungstools erlau-ben es IT-Mitarbeitern, Informationenje nach Aufgabe, Interesse, Sicherheits-berechtigungen oder sonstigen Mit-gliedschaftskriterien bestimmten Krei-sen zugänglich zu machen.

Mit integriertem Business Intelli-gence sind in Echtzeit Informationen

iSOFTSPECIAL | MICROSOFT

SEAMLESS HEALTHCARE Das steigende Bedürfnis, klinischeDaten auszutauschen, stellt viele neue Herausforderungen an den moderne Arbeitsplatz in derGesundheitswirtschaft. Mit Microsoft-Technologien wird die erforderliche Symbiose von Information,Kommunikation und Zusammenarbeit ermöglicht.

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JENS DOMMEList Vertical LeadHealthCare/NPO beiMicrosoft DeutschlandGmbH.

Der moderneArbeitsplatz inder Gesund-heitswirtschaftoptimiert vor-handene Pro-zesse und lässtneue enstehen.SEAMLESS HEALTHCARE

Durch eine Verbesserung derKoordination, Kommunika-tion und Kooperation wirdeine optimale Informations-logistik erzielt, was wiede-rum zu einer besseren Patien-tenversorgung führt unddazu beiträgt, die Qualität im Behandlungsprozess zusteigern und Kosten zu redu-zieren. Demzufolge bedeutetSeamless Healthcare die Ver-netzung aller Informations-systeme. Das impliziert auchdie Bereitstellung aller rele-vanter Daten für die Leistungs-erbringer. Dieses Vorgehensoll außerdem zu einer Re-duktion von medizinischenFehlern beitragen, möglicheMehrfachuntersuchungenverhindern sowie durch Me-dienbrüche hervorgerufenepotentielle Übertragungsfeh-ler und zusätzlichen Arbeits-aufwand minimieren.

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» Ich sehe ein Health-IT-Unternehmen auch inZukunft als einen „Ermöglicher“.«G A RY C O H E NExecutive Chairman, IBA Health Group

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ach einer kurzen Übernah-meschlacht gegen diedeutsche CompuGrouphat IBA Health kürzlichiSoft übernommen. IBA

Health war bisher nur wenig in Europapräsent, und in Deutschland so gut wiegar nicht.Wer ist IBA Health?

Gary Cohen: Das war nicht gerade ei-ne schnelle Übernahme... Wir waren da-mit mehr als ein Jahr beschäftigt. IBAHealth macht jetzt Geschäfte in wenig-stens 35 Ländern mit insgesamt circa13 000 Kunden. Wir beschäftigen welt-weit etwa 3 500 Mitarbeiter, und derMarktwert des Unternehmens liegt bei700 Millionen Euro. Wir sind gut mit Ka-pital ausgestattet: Mein Bruder Brian Co-hen – er ist Chief Technology Officer vonIBA Health – und ich selbst sind die größ-ten Anteilseigner. Dank einer Beteiligungder australischen Allco Equity Partnerskonnten wir die Übernahme erfolgreichabschließen, nachdem die CompuGroupihr Gebot abgegeben hatte.

Auf der Produktseite konzentrierenwir uns stark auf Krankenhausinforma-tionssysteme. Innerhalb des nationalenbritischen IT-Programms bringen wirderzeit die Lösung Lorenzo aggressiv

iSOFTSPECIAL | DISKUSSIONSRUNDE

eHEALTH WELTWEIT Mit der Übernahme von iSoft durch IBA Health entsteht ein neuer globaler eHealth-Player. Auf der Medica 2007 trafen sich fünf Top-Manager der Health-IT-Branchezum Gedankenaustausch.

N in den Markt. Dank iSoft sind wir jetztauch in den Niederlanden, in Spanienund in Deutschland aktiv. Besondersstark sind wir im Nahen und MittlerenOsten sowie in Südostasien, als Markt-führer in Malaysia beispielsweise. Wirengagieren uns in China, wo wir in 200Krankenhäusern Informationssystemebetreiben und wo wir außerdem ein in-teraktives klinisches Informationssystemauf Basis von IPTV entwickelt haben.Natürlich sind wir auch einer der Markt-führer in Australien und Neuseeland.

Warum waren Sie ausgerechnet aniSoft interessiert?

Gary Cohen: iSoft und IBA habenähnliche Wurzeln. Wir kommen beideaus der Welt der staatlichen Gesund-heitssysteme. IBA ist schon länger einwichtiger Anbieter in Australien mitAmbitionen in Großbritannien. Umge-kehrt war iSoft ein britisches Unterneh-men, das auch in Australien aktiv war.Wir haben gemeinsame Wertvorstel-lungen. Wir arbeiten ähnlich. Wir wa-ren lange Zeit unmittelbare Wettbewer-ber. Wir kennen uns also. Als wir iSoftübernahmen, habe ich einige meinerfrüheren Mitarbeiter wieder getroffen…

Der europäische, und ganz speziellauch der deutsche Health-IT-Markt gel-ten als schwierig, manche sagen satu-riert.Warum interessiert sich ein inter-national aufgestellter Anbieter wie IBAHealth ausgerechnet für diese Märkte?

Gary Cohen: Das Health-IT-Geschäftist noch immer ein relativ junger Indu-striezweig. Ich selbst, meine Kollegenhier am Tisch, wir bauen diesen Marktgerade auf. Im Vergleich zu anderenSektoren haben wir im Gesundheitswe-sen in Sachen Digitalisierung noch einen langen Weg vor uns. Es gibt mas-senhaft Möglichkeiten, sich zu engagie-ren für IBA, für Siemens, Agfa oder SAP.Obwohl wir Wettbewerber sind, habenwir aber auch eine gemeinsame Verant-wortung: Wir müssen investieren, wirmüssen gegenüber den Regierungenund Gesundheitssystemen Führungs-stärke beweisen. Wenn uns das nichtgelingt, werden viele notwendige Ver-änderungen im Gesundheitswesen sehrviel langsamer kommen.

Wir haben Vertreter einer Reihe vonUnternehmen hier am Tisch, die sichnicht nur im Bereich Health-IT engagie-ren, sondern das Thema IT sehr vielbreiter angehen. Ist es im Gesundheits-wesen schwieriger als in anderen Bran-chen, IT-Lösungen zu globalisieren?

Volker Wetekam: Grundsätzlichglaube ich nicht, dass es schwieriger ist,denn Gesundheit und die Gesundheits-versorgung sind globale Angelegenhei-ten. Es ist beispielsweise egal, ob ein Pa-tient in Deutschland, Italien oderAfghanistan einen Herzinfarkt hat: Dia-

gnostik und Therapie sind überall ähn-lich. Trotzdem gibt es natürlich jeweilsspezielle Anforderungen bei der Patien-tenverwaltung oder etwa bei der Ab-rechnung. Trotzdem glaube ich, dass einIT-Produkt im Gesundheitswesen, dasin einem Land Erfolg hat, in den mei-sten anderen industrialisierten Ländernauch Erfolg haben kann.

Andrea Fiumicelli: Ich würde auchsagen, dass das Segment der Gesund-heits-IT viele Ähnlichkeiten zu anderenSegmenten der IT-Industrie aufweist.Es gibt aber auch Unterschiede. Einenhat Volker Wetekam schon angespro-chen: Es gibt viele nationale Idiosynkra-sien, vor allem bei der Patientenverwal-tung und bei der Abrechnung. Dasmacht es schon schwieriger, internatio-nal erfolgreich zu sein. Eine andere Be-sonderheit ist, dass das Gesundheitswe-sen neue Techniken vergleichsweiselangsam umsetzt. Wenn ich auf andereBranchen zurückblicke, in denen ich be-ruflich Erfahrung sammeln durfte, dannist das Gesundheitswesen schon sehrkonservativ. Zum einen ist es stark re-guliert, aber es ist auch vom Denken herkonservativ. Es gibt nicht diese Offen-heit gegenüber neuen Techniken, die wirin anderen Sektoren kennen. Das machtunsere Mission etwas komplizierter…

Was sind in Ihren Augen die Erfolgsfak-toren für ein global agierendes Health-IT-Unternehmen?

Andrea Fiumicelli: Die große Her-ausforderung ist es, die richtige Balan-ce zu finden: Wir müssen einerseitsmöglichst viele Aktivitäten zentral ab-wickeln, um effizient zu sein und da-durch bei den Kosten Skaleneffekte zuerreichen. Andererseits müssen wir auflokaler Ebene agieren können, und zwarschnell und flexibel. „Lokal“ heißt da-bei nicht nur in einzelnen Ländern, son-dern auch in einzelnen Regionen undsogar auf der Ebene der einzelnen Ein-richtungen.

MODERATION UND ÜBERSETZUNG: PHILIPP GRÄTZEL VON GRÄTZ

v.l.: Philipp Grätzelvon Grätz (Mod.),Gary Cohen,Bernhard Thibaut,Peter Herrmann,Andrea Fiumicelli,Volker Wetekam

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Lorenzo zu beschleunigen. Unsere Kun-den sehen jetzt, dass sie einen Partnerhaben, der sich wieder für sie und nichtnur für seine Anteilseigner interessiert.Grundsätzlich bin ich ohnehin der Auf-fassung, dass die Anteilseigner auf ih-re Kosten kommen, wenn sich ein Un-ternehmen intensiv um seine Kundenund Angestellten kümmert. Nur inÜbernahmesituationen funktioniert dasnicht so gut …

Wie passt Lorenzo in das Portfolio derexistierenden Klinikinformationssyste-me von IBA Health?

Gary Cohen: Es gibt keinen Zweifel,dass Lorenzo für uns in den kommen-den Jahren das Produkt ist, das die Rich-tung vorgibt. Wenn man genau hin-sieht, dann haben bisher tatsächlich nursehr wenige Unternehmen weltweitüberhaupt ein Produkt der neuen Ge-neration auf den Markt gebracht. Es istoffensichtlich nicht ganz einfach, sol-che Produkte zu entwickeln, die die Vor-teile von Web-Services und dreischich-tigen Softwarearchitekturen nutzen,und die den Kunden ein Open Source-artiges Prozessmanagement bieten. Lo-renzo ist ein solches Produkt, und es isteine sehr wichtige Basis für uns und un-sere Kunden. Natürlich ist die aktuelleGeburtsphase schmerzhaft. Der Trickwird sein, sicher zu stellen, dass wirwirklich ausliefern können und dasssich eine Investition, mit der sich iSoftoffensichtlich übernommen hat, jetztin eine Investition verwandelt, die Er-löse generiert. Alles in allem haben wireinen Migrationsprozess vor uns, derviele Jahre in Anspruch nehmen wird,um unsere Produkte dann irgendwannzu einem einzigen Produkt zusammenzu führen. Lorenzo wird eine gewisseZeit brauchen, bis es wirklich im Marktetabliert ist. Es wird derzeit in Großbri-tannien eingeführt. 2008 folgen weite-re europäische Länder.

Eines der Kennzeichen von Software-Lösungen der neuen Generation ist,dass sie nicht nur die Prozesse inner-halb von Abteilungen oder Kliniken

abbilden, sondern dass sich auch rela-tiv problemlos integrierte Versorgungs-szenarien realisieren lassen. Sind diese „eHealth-Anwendungen“ im engeren Sinne schon heute kommer-ziell relevant?

Volker Wetekam: Ganz offen gesagthalten wir dieses spezifische Marktseg-ment im Health-IT-Sektor für das jüng-ste, und entsprechend muss noch sehrviel Entwicklungsarbeit geleistet wer-den. Wenn wir uns allerdings Länderwie Kanada, Schweden, Dänemark, Ita-lien, einige osteuropäische Länder undauch einige unabhängige Versorgungs-netze in Deutschland ansehen, dann ent-wickelt sich da schon ein signifikanterMarkt. Wir verfolgen das sehr aufmerk-sam, auch weil das domestische Ele-ment, verglichen mit traditionellen Kli-nikinformationssystemen, hier sehr vielweniger ausgeprägt ist. Sehen wir unsnur unsere eigenen Projekte an, die wirmit sehr viel Engagement voran trei-ben, das Screening-Projekt DiabetischeRetinopathie in Schottland und die Elek-

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tronische Patientenakte der Rhön-Kli-niken in Deutschland: Es fällt sehr vielleichter als bei einem KIS mit vielen ver-schiedenen Modulen, integrative Soft-ware-Lösungen global einzusetzen. Dasgilt für deren Disease Management-ori-entierte Varianten genauso wie für eherbreit angelegte elektronische Patienten-akten, die unterschiedliche medizini-sche Einrichtungen miteinander ver-knüpfen. Trotzdem: Der Markt fürintegrierte Lösungen befindet sich nochganz im Frühstadium. Es gibt nur sehrwenige Länder – Dubai, Kanada oderSchweden – die das wirklich ernsthaftbetreiben und die Willens sind, signifi-kante Investitionen dafür zu tätigen.Wir halten diesen Markt dennoch fürsehr attraktiv, auch weil wir als Siemensbei Smartcards, beim Identitäts- undZugriffsmanagement und so weiter,sehr große Stärken haben. Zugegebe-nermaßen hat sich diese Einschätzungerst in den letzten sechs Monaten ent-wickelt. Vor einem Jahr hätte sich dasnoch etwas anders angehört…

Bernhard Thibaut: Ich glaube eher,dass die wichtigste Herausforderung füruns nicht so sehr bei den Produkten oderbei den eingesetzten Techniken liegt,sondern eher bei der Art und Weise, wiewir als Unternehmen in einen Marktstrategisch hinein gehen. Das Hauptpro-blem für die größeren Anbieter ist es,Angebote vorzulegen, die die Bedürfnis-se in den unterschiedlichen Ländern er-füllen. Technisch ist das relativ einfach:SAP beispielsweise bietet dasselbe Pro-dukt medizinischen Einrichtungen inüber vierzig Ländern auf der ganzenWelt an. Aber um wirklich Erfolg zu ha-ben, müssen wir Partner finden, die dielokalen Bedürfnisse abdecken können.Das ist die wichtigste Herausforderung.SAP hat im Gesundheitswesen keinenanderen Ansatz als in anderen Sekto-ren. Für ein Unternehmen, das nicht ex-klusiv auf einen Markt fokussiert ist, istdas der erfolgversprechendste Weg, umMarktanteile zu gewinnen.

Partnerschaften sind nicht die einzigeMöglichkeit, neue Märkte oder größereMarktanteile zu erschließen. Fast allehier am Tisch haben Erfahrungen beider Übernahme von Konkurrenten.Peter Herrmann, Sie haben gerade diegegenteilige Erfahrung gemacht undwurden übernommen. Fühlen Sie sichals ein Opfer der Globalisierung?

Peter Herrmann: Sicherlich nicht.Wir bei iSoft hatten eine lange Zeit derUnsicherheit über unsere Zukunft. DasUnternehmen stand seit September/Ok-tober 2006 zum Verkauf. Diese ganzelange Übernahmephase, die Unsicher-heiten,die wir vorher hatten,die schlech-ten Nachrichten über das Geschäft inGroßbritannien, all das war wirklichschmerzhaft und hat den Betrieb natür-lich belastet. Wir haben uns alle ge-wünscht, dass diese Phase schnell zu En-de geht. Und glücklicherweise konntenwir jetzt diese „Hochzeit“ mit IBA fei-ern. Ich sage “glücklicherweise”, weil IBAbisher in Deutschland nicht aktiv war,das heißt wir ergänzen das Unterneh-men. Wir haben keinen schmerzhaftenUmstrukturierungsprozess vor uns, den

wir gehabt hätten, wenn uns beispiels-weise Herr Fiumicelli gekauft hätte... Ichglaube, diese Erkenntnis hat bei uns al-len einen Motivationsschub ausgelöst.Wir freuen uns sehr darauf, zusammenals gemeinsames internationales Unter-nehmen zu agieren.

Rein von der Produktseite aus betrach-tet ist die iSoft-Lösung Lorenzo diewichtigste Komponente der iSoft-Übernahme durch IBA.Welche Konse-quenzen hat die Übernahme für dieiSoft-Kunden?

Peter Herrmann: Das wichtigste ist,dass die diversen Lösungen aus unse-rem bisherigen Produktportfolio inDeutschland weiterhin verkauft und betreut werden, ganz wie gewohnt. Ei-nige unserer Produkte, denken Sie beis-pielsweise an unsere Labor- oder Radio-logie-Informationssysteme, bieten wirschon heute international an. Durch dieneue, globale Organisation, die wir jetztsind, werden wir in Zukunft noch mehrMöglichkeiten haben, diese Lösungenan den Kunden zu bringen. Das bedeu-tet natürlich auch, dass sie für die inter-nationalen Märkte weiterentwickelt wer-den. Der zweite Punkt sind die „earlyadaptors“ unserer Lorenzo-Lösung. Je-der weiß, dass es hier Verzögerungengibt. Zusammen mit den Kollegen vonIBA sitzen wir gerade zusammen, umdie Auslieferung zu optimieren. Wir wer-den diese Software der neuen Generati-on zügig in den Markt bringen,und zwarnicht nur in Deutschland. Lorenzo ist ei-ne Lösung für den globalen Markt.

Gary Cohen: Ich würde da gernenoch etwas hinzufügen. Die Übernahmegibt uns die Möglichkeit, zu unseren Lo-renzo-Kunden an der Universität Aa-chen, am Robert Bosch-Krankenhaus inStuttgart und am St. Georgs Klinikumin Leipzig zu gehen und ihnen zu sa-gen, dass die Zeit der Unsicherheit jetztvorbei ist, dass jetzt investiert wird. Wirwerden keine Ressourcen abziehen oderrationalisieren, sondern wir wollen dasGeschäft ausbauen, und wir haben ex-plizit vor, den Auslieferungsprozess von

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iSOFTSPECIAL | DISKUSSIONSRUNDE

» Durch die neue, globaleOrganisation, die wir jetztsind, werden wir mehrMöglichkeiten haben.«P E T E R H E R R M A N NManaging Director, iSoft Deutschland

» Der Markt für integrierte Lösungen befindet sichnoch ganz im Frühstadium.«VO L K E R W E T E K A M Leiter Geschäftsgebiet Global Solutions, Siemens Medical

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heitswesen und damit die Gesundheits-IT fundamental verändern.

Andrea Fiumicelli: Unsere Haupt-kunden bei Agfa Healthcare waren bis-her die einzelnen medizinischen Ein-richtungen. Ich denke, dass sich durcheHealth-Lösungen unser Kundenprofiländern wird, zumindest in Europa. DiePatienten und die Kostenträger werdenwichtiger. Die eHealth-Transformationwird auf Dauer zu einer radikalen Ver-änderung der Geschäftsmodelle führen.

Volker Wetekam: Meiner Ansichtnach wird das einzelne Krankenhaus,das nicht Teil eines unabhängigen Ver-sorgungsnetzwerks oder einer anderenOrganisation ist, beim Thema eHealthnicht groß mitreden. Das liegt daran,dass es in den meisten Gesundheitssys-temen der Industriestaaten keine odernur sehr begrenzte Anreize für eine ein-zelne Klinik oder auch einen einzelnenAllgemeinarzt gibt, eHealth-Strukturenaufzubauen oder sich an ihnen zu be-teiligen. Große Netzwerke oder auch Or-ganisationen, die beispielsweise alleAllgemeinärzte in einem Land repräsen-tieren, oder natürlich Versicherungenund Managed Care Organisationen, wer-den eine sehr viel gewichtigere Rollespielen. Für Siemens ist das durchauseine Herausforderung, weil wir uns imKrankenhaussektor und in der medizi-nischen Akutversorgung heimischerfühlen als im ambulanten Bereich oderin der Buchhaltung und Abrechnung.

Peter Herrmann: Lassen Sie mich einBeispiel geben: Unser Radiologie-Infor-mationssystem haben wir lange Zeit pri-mär als eine Lösung für radiologischeFachabteilungen innerhalb von Kran-kenhäusern vermarktet. Heute habenwir es mit Kunden zu tun, die von inter-nationalen Investoren unterstützt wer-den und die in der Radiologie ein McDo-nald’s-artiges System etablieren wollen.Sie bauen mit Hilfe unserer Software in-ternationale Diagnosezentren auf. De-ren Anforderungen unterscheiden sichvon denen, die wir aus dem Kranken-

hausbereich kennen: Diese Kundenbrauchen eine Software,mit der sie nichtnur Prozesse unterstützen, sondern auchihr Geschäft führen können. Das zeigt,wie sehr sich der Markt ändert.

Mit Helios gibt es in Deutschland einBeispiel einer privaten Klinikkette, diezu einem großen Medizintechnikkon-zern gehört. Könnte das auch ein Mo-dell für Health-IT-Unternehmen sein?

Gary Cohen: Meiner Auffassungnach kannibalisieren wir unseren eige-nen Markt, wenn wir als Health-IT-Un-ternehmen anfangen, selbst in die me-dizinische Versorgung einzusteigen:Viele Kunden, für die wir sonst attrak-tiv wären, würden zurückhaltend, weiles so wirkt, als hätten wir eigentlich an-dere Interessen. Ich sehe ein Health-IT-Unternehmen auch in Zukunft als ei-nen „Ermöglicher“. Das ist definitiv dasattraktivere Geschäftsmodell.

Volker Wetekam: Das sehe ich auchso. Die IT-Abteilungen bei Siemens Me-dical kooperieren schon heute minde-stens so eng mit Ärzten wie die Kollegen,die für CT-, MRT- oder Angiographie-Systeme zuständig sind. Wir können al-so sehr selbstbewusst auftreten, wenndie Frage aufkommt, ob wir klinischesoder medizinisches Fachwissen haben.Trotzdem würden wir uns – vor allemaus wettbewerblichen Gründen – nichtwohl damit fühlen, einen medizinischenLeistungsanbieter zu übernehmen unddann mit Universitätskliniken oder un-abhängigen Versorgungsnetzen zu kon-kurrieren. Für Siemens kann ich klarsagen: Es gibt keine Pläne, als Anbieterfür medizinische Leistungen aufzutre-ten, weder in der Akutversorgung nochim ambulanten Bereich.

Andrea Fiumicelli: Die Herausforde-rung, vernünftige IT-Lösungen für diemedizinischen Leistungserbringer bereitzu stellen, ist bei Weitem groß genug…

Andrea Fiumicelli: Wir sehen diesenMarkt auch als sehr attraktiv an. Letzt-lich geht es ja doch immer darum, wieGesundheitsservices effizienter gestal-tet werden können. Eine Verknüpfungvon ambulanter Versorgung und Akut-versorgung ist ein guter Weg, diese Effi-zienz zu erreichen. Ich gebe Ihnen einBeispiel: In Frankreich vermarkten wireine sehr simple Anwendung, die Zen-trallabors verbindet. Wir bieten dort ei-nen Service an, mit dem die Laborwertegesammelt und an den niedergelassenenAllgemeinarzt weiter geleitet werden,ganz egal welche Praxis-EDV er benutzt.Das ist eine integrierte Dienstleistung.Es ist keine Infrastruktur. Es ist nicht nurSoftware. Aber es ist das,worum es beimThema eHealth geht.

Volker Wetekam: Das ist ein ganzwichtiger Punkt. Wir müssen eHealthals ein Geschäft mit kompletten Dienst-leistungen begreifen, nicht als ein Ge-schäft mit einzelnen Anwendungen.Nehmen wir das Screening-Projekt fürdiabetische Retinopathie, das Siemensin Schottland betreut: Wir bieten dortein komplettes nationales Register füralle schottischen Diabetes-Patienten. Wirbieten zusätzliche Dienstleistungen fürÄrzte an. Und wir machen die Retina-Diagnostik. Natürlich ist da Software mitim Spiel, Soarian Integrated Care in die-sem Fall, aber den Kunden interessiertmehr als nur diese Software. Um aufDauer ein erfolgreicher eHealth-Anbie-ter zu werden,müssen wir alle über neueGeschäftsmodelle nachdenken.

Bernhard Thibaut: SAP hat vor ei-nem Jahr angekündigt, dass es zusam-men mit Accenture eine so genannte„Collaborative Health Network Solution“(CHN) entwickeln wird, die demnächstin mehreren Pilotregionen getestet wird.Für mich gibt es zwei verschiedene Ar-ten von Software. Einerseits ist Soft-ware ein Problemlöser: Es gibt ein be-stimmtes Problem, und wir entwickelneine Software, die dieses Problem löst.Das haben wir mit Warenwirtschafts-systemen (ERP) so gemacht, und genau-so mit Klinikinformationssystemen. An-dererseits kann Software aber auch einMittel zur Innovation sein, eine Platt-form, auf der innovative Geschäftsmo-delle umgesetzt werden können. Für einUnternehmen ist das eine sehr attrak-tive Situation. Aber leider sind die Ak-teure im Gesundheitswesen bisher nochrecht zögerlich beim Erfinden neuer Geschäftsmodelle. Das ist die Heraus-forderung bei der einrichtungsübergrei-fenden Vernetzung: Kunden und Part-ner zu finden, die Willens sind, auf einerneuen Technologieplattform etwas Neu-es zu erfinden.

Wer sind in Zukunft die wichtigstenKunden für ein Unternehmen im Be-reich Health-IT?

Gary Cohen: Ich denke, dass sich dieKundenbasis ändern wird. Es ist aberschwer vorherzusagen, wie genau. Ichfinde es beispielsweise ziemlich bemer-kenswert, was wir gerade in China ma-chen: Das chinesische Fernsehen wirdzunehmend über Internetplattformenzur Verfügung gestellt, was bedeutet,dass alles, was bisher mit dem Compu-ter gemacht wurde, mit einem Fernse-her beziehungsweise einer Fernbedie-nung gemacht werden kann. Dadurchbieten sich plötzlich ganz neue Möglich-keiten für interaktive Lösungen, die dieBevölkerung direkt ansprechen, bei-spielsweise bei der Integration persön-licher genetischer Informationen in ei-ne Arzneimittelsoftware. Wir werdensehen, dass sich diese Bereiche einan-der annähern, und das wird das Gesund-

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iSOFTSPECIAL | DISKUSSIONSRUNDE

» Letzlich geht es immer darum, wie Gesundheits-services effizienter gestaltet werden können.«A N D R E A F I U M I C E L L IExecutive Vice-President Healthcare IT, Agfa HealthCare

» Um global Erfolg zu haben,brauchen wir Partner, die dielokalen Bedürfnisse abde-cken können.«B E R N H A R D T H I B AU TVertriebsleiter Public Services, SAP DeutschlandMODERATION UND ÜBERSETZUNG

INS DEUTSCHE: PHILIPP GRÄTZEL VONGRÄTZ

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as Schwarzwald-Baar Klini-kum versorgt mit 1.065 Bet-ten jährlich 41.000 stationä-re und 80.000 ambulante Pa-tienten,verteilt auf 22 Klini-

ken und Institute und die vier StandorteVillingen, Schwenningen, Donau-eschingen und St. Georgen. Es beschäf-tigt über 2700 Mitarbeiter und ist akade-misches Lehrkrankenhaus der Univer-sität Freiburg.

Das Institut für Radiologie und Nu-klearmedizin ist an den Standorten Vil-lingen, Schwenningen und Donaue-

schingen vertreten und seit Mai 2005organisatorisch unter der Leitung vonProf. Dr. Ulrich Fink zusammengefasst.Für Fink ist eine stets moderne techno-logische Ausstattung der Garant für Ser-vice-Leistungen am Patienten auf höch-stem Niveau. Dementsprechend arbei-ten alle Abteilungen vollkommen digi-tal. So wird auch die Befundung und Er-stellung von Arztbriefen digital über dieautomatische Spracherkennung inte-griert in das radiologische Informations-system (RIS) Lorenzo RadCentre voniSoft vorgenommen. Als Spracherken-

le telefonische Rückfragen durch die di-rekte Verfügbarkeit des schriftlichen Be-fundes entfallen und alle Beteiligten er-heblich Zeit sparen.

Aufgrund der effizienteren Arbeits-weise und positiven Erfahrungen sindbereits weitere Abteilungen am Einsatzder digitalen Sprachverarbeitung von4voice interessiert. Nicht zuletzt auchdeswegen, weil „bei 4voice auch der Af-ter-Sales-Service sehr gut funktioniert“wie Dr. Bachmann betont.

Fazit: voice4medicine erleichtert den Arbeitsalltag des Arztes

Die Lösungen der 4voice AG für di-gitales Diktat und Spracherkennung er-möglichen den Anwendern einen vari-ablen Einsatz entsprechend ihrer An-sprüche und Bedürfnisse: Von der di-rekten Befundung in die Felder des KISoder RIS-Systems ohne zusätzlichenEditor beziehungsweise umständlichesCopy&Paste bis hin zu Sprachsteuerungdes Diktier-Workflows. Das Schwarz-wald-Baar Klinikum und des Marienho-spital Aachen belegen die Flexibilitätund umfassende Funktionsweise vonvoice4medicine. Das Hauptziel der4voice AG ist es, mit ihrer Sprachverar-beitungslösung Abläufe in Kliniken,Ab-teilungen oder Praxen zu erleichtern.

Bändern – dieerst zur Schreib-kraft gebracht,abgetippt, Kor-rektur gelesenund dann nochweiterverarbeitetoder abgelegtwerden – bean-sprucht einen ho-hen Zeit- und Per-sonalaufwand. Soentstehen schnelllange Wartezei-ten im Bereichder Befundschrei-bung, die Schreib-kräfte sind über-lastet und die Kosten sind hoch.

So hat man sich 2007 im Rahmen derEinführung von RIS und PACS auch fürdie Einführung des digitalen Diktats undSpracherkennung entschieden. „Entge-gen aller Erwartungen konnte die gesam-te Befundung bereits am ersten Einfüh-rungstag über das digitale Sprachverar-beitungssystem abgewickelt werden.“lobt Dr. Rainald Bachmann, Chefarzt derRadiologie. Wesentliche Voraussetzunghierfür war das vor der Einführungdurchgeführte individuelle Sprecher Trai-ning (kontextsensitive Spracherken-nung),das den Korrektur- und Trainings-Aufwand auf ein Minimum reduzierte.Durch die direkte Textumsetzung in denentsprechenden Feldern von RadCentrestehen die Befunde sofort nach dem Dik-tieren allen Beteiligten im Netzwerk zurVerfügung. Der Arzt kann erforderlicheKorrekturen entweder selbst vornehmenund das Dokument sofort fertig stellenoder dies an seine Schreibkraft weiter-leiten. „Durch die digitale Technik hatsich die Qualität unserer Dokumenta-tionsarbeit erheblich verbessert und er-leichtert. Und ganzheitlich betrachtetauch zu einer deutlichen Kostenentla-stung geführt.“, so Dr. Bachmann. Auchvon Seiten der Zuweiser wird die Ent-wicklung sehr positiv betrachtet, da vie-

effizienteres Arbeiten über die saube-re Integration des Spracherkennungs-systems in Lorenzo möglich.

Erweiterte AusstattungInzwischen hat das Klinikum alle Spra-cherkennungslizenzen auf Dragon NaturallySpeaking 9 aufgerüstet. AmStandort St. Georgen des Schwarzwald-Baar Klinikums ist darüber hinaus dieLösung für digitales Diktieren von 4voice im Einsatz.

Kauf von voice4medicine zur Zeit- und Kostenreduktion

Die Lösung für digitales Diktierenund Spracherkennung von 4voice inte-griert in Lorenzo von iSoft ist auch imMarienhospital in Aachen im Einsatz.das sich in der Trägerschaft der Katholi-schen Stiftung Marienhospital befindetund akademisches Lehrkrankenhaus derRWTH Aachen ist. Mit seiner breitgefä-cherten Angebots- und Dienstleistungs-struktur auf höchstem medizinischemund pflegerischem Niveau erreicht espro Jahr mehr als 30.000 Patienten.

Bei dieser Patientenzahl sind auchim Befundungs- und Dokumentations-bereich fortschrittliche Technologienund modernes Equipment ein Muss: Die Arztbriefschreibung mit analogen

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nungstechnologie hat sich das Klinikum2006 für voice4medicine mit der Spra-cherkennungsengine Dragon Naturally-Speaking entschieden.

Verkürzte ArbeitsabläufeObwohl Fink früher eine andere

Spracherkennungstechnologie nutzte,fiel Anfang 2006 aufgrund des effizien-teren Arbeitens mit voice4medicine undDragon NaturallySpeaking die Entschei-dung zu wechseln: „Mit Dragon kannich direkt in die Felder von RadCentrediktieren. Ich spare mir ein umständli-ches Copy&Paste beziehungsweise denSchreibkräften die erst an deren Arbeits-platz statt findende Übergabe.“

Spracherkennung direkt in LorenzoDer Arbeitsablauf der Ärzte bei der

Befundung sieht mit integrierten Lö-sung von 4voice nun so aus: Der Arztruft in Lorenzo RadCentre zuerst die Be-fundungsliste und dann den Patientenauf. Dort startet er die Spracherkennungvon 4voice und gleichzeitig den Bildauf-ruf im PACS ohne sich erneut anmeldenzu müssen. Im Anschluss dirigiert derArzt in RadCentre entweder den Cursorper Mausklick oder per Sprache in dasjeweilige Feld. Das heißt der Arzt dik-tiert direkt in die Maske des RIS, dieTexterkennung findet direkt in den je-weiligen Feldern statt. Entsprechendeinfach kann auch der Befundbrief er-stellt werden. Dieser Prozess ist für Finkdie optimalste und effektivste Form, sei-ne Dokumentationsaufgaben fristge-recht erledigen zu können.

Vernetzung der drei Standorte durch dieSpracherkennung unterstützt

Im Schwarzwald-Baar Klinikumnutzen heute 18 Radiologen an allendrei Standorten des radiologischen In-stituts die Spracherkennung von voice4medicine integriert in iSoft Rad-Centre. Die drei Standorte sind unter-einander vernetzt – für Fink und seinTeam bedeutet dies, dass sämtlicheUntersuchungen einschließlich derVoruntersuchungen an allen Standor-ten sofort verfügbar sind. Eine der Vor-aussetzungen für die Einführung vonvoice4medicine war die Funktion, dassjeder Arzt zu jeder Zeit und an jedemder drei Standorte des Instituts seinaktuellstes Vokabular herunterladenkann. Dies erfüllte die Lösung von 4voice bereits in 2006, da sie Dragonauch in Netzwerken einsatzfähigmacht.

Befunderstellung in der PathologieIm Schwarzwald-Baar Klinikum

wird inzwischen auch in der Patholo-gie unter der Leitung von Dr. PeterVierling die 4voice-Spracherkennungeingesetzt. Hier war wichtig, dass diedigitale Befundung die Arbeitsweiseim Rahmen mikroskopischer Untersu-chungen beziehungsweise Analysenunterstützt. voice4medicine bietet hierden Vorteil, dass sich per Sprachbefehlsowohl die richtige Karteikarte aktivie-ren als auch der Cursor innerhalb derKarteikarte in die jeweiligen Felder set-zen lässt, um dort direkt hinein zu dik-tieren. So ist auch in der Pathologie ein

iSOFTSPECIAL | 4VOICE

FLIEßEND DIGITAL SPRECHEN Mit dem Einsatz der digitalen Spracherkennungslösung voice4medicine erreichen Ärzten eine Vereinfachung und Verkürzung von Arbeitsabläufen und steigern ihre Arbeitseffizienz.

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Die digitaleSprachverarbei-tung ist flexibeleinsetzbar,spart Zeit unddamit auchKosten.

»Durch digitale Tech-nik hat sich unsere

Dokumentationsarbeitverbessert und erleich-

tert und auch zu einerdeutlichen Kostenent-

lastung geführt.« Dr. Rainald Bach-mann, ist Chefarztder Radiologie imMarienhospital inAachen.

4VOICE AGist der leistungsfähige Lösungs-anbieter für digitales Diktatmanage-ment und intelligente Sprachtechno-logien, um Dokumente wie Befunde,Arztbriefe oder E-Mails zügig und ter-mingerecht zu bearbeiten und fertig zustellen, unabhängig von Sekretariatoder Tageszeit.Die Kernkompetenzen der 4voice AGsind modular aufgebaute, maß-geschneiderte und integrierteSpracherkennungslösungen, die andie Anforderungen von Kliniken indivi-duell angepasst werden. Für verschie-dene Fachabteilungen werden Basis-,Fach- und individuelle Wortschätzeerzeugt, die zu einer hohen Erken-nungsgenauigkeit beim Diktieren füh-ren. Als Basis dient die weltweit füh-rende SprachverarbeitungssoftwareDragon NaturallySpeakingTM vonNuance Communications, Inc.

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bis zu 4000 km voneinander entfernt -eine organisatorische Einheit. Das ein-heitliche Datenmodell und ein Systemohne Schnittstellen erlauben ein Kon-zept mit einem hohen Grad an Arbeits-teiligkeit und Spezialisierung. Derzeitnutzten die etwa 40 User des Netzwer-kes das Hauptmodul Klinisches Labor.In Kürze erfolgt die Systemerweiterungdurch das Modul Mikrobiologie.

Die beleglose Auftragsanforderungund Befundrückübermittlung mit Lab-Centre l.i.c gewährleistet einen schnel-len und sicheren Weg der Kommunika-tion zwischen den verschiedenen Stand-orten und Einsendern. l.i.c verschafftdem Anforderer einen detailliertenÜberblick über alle laufenden Aufträgeund deren aktuellen Bearbeitungssta-tus. Eine schnelle Befundauskunft amBildschirm und der Druck von Tages-oder Kumulativbefunden gewähren denimmer aktuellen Status über die Labor-werte ihrer Patienten. Das medizinischePersonal kann Befunde zeitnah abfra-gen und entsprechend reagieren.

Mit der Einführung einer standar-disierten IT-Lösung hat KDL TEST dieBasis für ein Labornetzwerk geschaf-fen, das dem Patienten schnelle undwirtschaftliche diagnostische Spitzen-leistungen bietet. Der hohe Grad derStandardisierung und das einheitlicheübergreifende System ist für den rus-sischen Dienstleister der zentrale stra-tegische Faktor auf dem Weg zur wei-teren Expansion im russischen Gesund-heitsmarkt.

bloß der Start mit einem neuem IT-System, sondern vielmehr der Beginneiner neuen, optimierten Arbeitsweise.

IN RUSSLAND nimmt ein riesigerWachstumsmarkt langsam Fahrt auf.Die Zahlen sind beeindruckend: Der Ge-samtmarkt für Medizintechnik in Russ-land wird auf etwa 2 Mrd. US-Dollar ge-schätzt und wächst jährlich um rund 15Prozent. Das durch Präsident Putin in-itiierte „Nationale Gesundheitspro-gramm“ (Laufzeit bis ca. 2010) sieht für1,7 Mrd. US-Dollar den Neubau von 15Hightech-Gesundheitszentren vor. Ne-ben diesen staatlichen Initiativen sindes auch in Russland häufig privat ge-führte Einrichtungen wie das Labornetz-werk KDL Test, die die Modernisierungdes Gesundheitswesens vorantreiben.

KDL TEST wurde 2003 mit der Er-öffnung des ersten Labors in der StadtPerm gegründet. Im Jahresabstand folg-ten Standorte in Krasnodar, Omsk und2006 in Moskau, von wo das Netzwerkmittlerweile gesteuert wird. Die Zen-tralisierung ermöglicht den wirtschaft-lichen Betrieb moderner Großanalyse-geräte. KDL Test kann auf diese Weiseden Bürgern Labordiagnostik und Ser-vice anbieten, die qualitativ höchsteseuropäisches Niveau erreichen.

KERNSTÜCK der Organisation istdie Labormanagementlösung LabCen-tre von iSOFT - ein Laborsystem fürden russischen Sprachraum, welchessowohl im Privatlabor als auch im Kran-kenhauslabor einsetzbar ist. Aufgrundder Multilanguage-Fähigkeit, der um-fangreichen Funktionalitäten und derflexiblen Systemarchitektur erfüllt Lab-Centre die komplexen Anforderungenohne spezielle Anpassungen. Bereitsein halbes Jahr nach dem Vertragsab-schluss 2005 lief LabCentre in russi-scher Sprache in der Routine. Über einzentrales System in Moskau sind alleStandorte per VPN-Verbindung mitein-ander verbunden und bilden – obwohl

die gruppenweite Umsetzung einerBest-Practice-Konfiguration führten bei Euromedic in kurzer Zeit zu hohen Qualitätsstandards und mehr Effizienz. Die Etablierung und Integration von individuellen und arbeitsplatzbezo-genen Arbeitslisten führte nicht nur zuenormen Zeiteinsparungen, sondernauch zu einer gleichmäßigeren Vertei-lung der medizinischen Tätigkeiten. Jacek Zak: „Die Zusammenführung ad-ministrativer, medizinischer und radio-logischer Daten in einem gemeinsamenSystem ermöglicht auf Knopfdruck bes-sere Planungs- und Controllingwerk-zeuge sowie umfassende einrichtungs-bezogene und länderübergreifende Performanceanalysen.“

OB TERMINE, digitales Diktat oderMaterialwirtschaft – mit RadCentrebündeln die Euromedic Diagnostikzen-tren inzwischen alle Informationen ineinem System. Die Mitarbeiter von Eu-romedic sind mit der einheitlichen RIS-Lösung stets über alle Abläufe in ihremDiagnostikzentrum informiert und ha-ben jederzeit Zugang zu den vollstän-digen Patienteninformationen aller an-geschlossenen Standorte. Der radiolo-gische Arbeitsplatz wurde für die me-dizinische Diagnostik optimiert. Das be-deutet einen drastisch geringeren administrativen Aufwand durch eineweitgehende Automatisierung der Do-kumentation und des Berichtswesens.Aber letztendlich profitieren auch diePatienten von den Vorteilen des neuenIT-Konzepts. Sie kommen in den Ge-nuss kürzerer Wartezeiten und erhal-ten ihre Befunde schneller. Unabhän-gig vom Behandlungsort hat jeder ArztZugang zu ihrer kompletten Historieeinschließlich Vorbefunden.

Gemeinsam mit iSOFT hat Eurome-dic einen Best-Practice-Standardwork-flow definiert, der die Arbeitsgrundla-ge für alle angeschlossenen Diagnostik-zentren bildet. Für die meisten Einrich-tungen war die Systemeinführung nicht

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nnovation, moderne Technolo-gien, medizinische Spitzenlei-stung – nur die wenigsten brin-gen diese Begriffe intuitiv mitOsteuropa in Verbindung. Und

in der Tat hinkt die allgemeine Qua-lität der medizinischen Versorgung inOsteuropa verglichen mit westlichenLändern noch immer hinterher. ImWorld Health Report der WHO findensich die osteuropäischen Gesundheits-systeme bis auf wenige Ausnahmenauf den hinteren Plätzen. Doch die politischen und wirtschaftlichen Ver-änderungen der vergangenen Jahre be-einflussen zunehmend auch die Ent-wicklung der Gesundheitssysteme. In vielen Bereichen entstehen Gesund-

heitseinrichtungen auf privatwirt-schaftlicher Basis wie etwa EuromedicInternational und die russische KDLTest, die medizinische Versorgung aufhohem westlichen Niveau anbieten.

EUROMEDIC INTERNATIONAL isteiner der größten und erfolgreichsteneuropaweit agierenden Anbieter für me-dizinische Dienstleistungen. Der Schwer-punkt des Unternehmens liegt auf demSektor der Radiologie- und Labordiag-nostik, Dialyse-Behandlungen und Tele-radiologie-Dienstleistungen. Euromedicbetreibt rund 70 Diagnose- und Dialyse-zentren in zwölf Ländern: in Polen, Un-garn, Rumänien, Bosnien und Herzego-wina, Kroatien, Griechenland, Tsche-chien, Russland, Portugal, Irland undder Türkei, seit kurzem auch in derSchweiz. Seit fast zwei Jahrzehnten hatsich Euromedic der Erbringung erstklas-siger medizinischer Leistungen ver-schrieben und definiert dabei die Bezie-hung zwischen privat finanzierter Ge-sundheitsversorgung und dem öffent-lichen Sektor vollkommen neu. Auf Ba-sis eines PPP-Modells (Private PublicPartnership) versorgt das Unternehmeninnerhalb öffentlich gelenkter Struktu-ren Millionen von Menschen mit lebens-rettenden medizinischen Leistungennach höchstem europäischen Standard.

GRUNDLAGE für die notwendigeWirtschaftlichkeit ist ein hoher Gradan Standardisierung innerhalb derGruppe mit übergreifender einheit-licher IT-Strategie. So setzt Euromedic

mit RadCentre von iSOFT auf ein radio-logisches Informationssystem (RIS), dasin der Lage ist, sämtliche Belange –gleich einer globalen Lösung – in einemgruppenweiten Standard abzubilden.

Im Juni 2003 begann das Projekt mitder Gestaltung der RadCentre Versionfür Euromedic. Schon im Herbst 2003wurde die erste Installation in Rumä-nien erfolgreich in Betrieb genommen.Die Anwendung basierte auf einer zen-tralen Datenbank, die auf einem Citrix-Server in der Hauptniederlassung in Bu-karest installiert war. Diesem standar-disierten Konzept folgten bis August2006 23 Zentren in Polen, Ungarn undGriechenland. Heute verfügt die Euro-medic Gruppe über eine multilingualeLösung basierend auf aktuellster undzukunftsorientierter Technik. Das Rük-kgrat für das leistungsfähige Netzwerkbildet eine hoch performante und be-triebssichere IT-Infrastruktur innerhalbder Einrichtungen und vor allem auchzur Verbindung der einzelnen Organi-sationen untereinander. Das System istskalierbar und bei der Anwendung inneuen Zentren leicht zu adaptieren.

„Inzwischen können wir neue Zen-tren innerhalb von nur zwei Wochenmit allen lokalen Vorgaben des Repor-tings und den jeweiligen unterschied-lichen gesetzlichen Vorgaben in unserländerübergreifendes Netzwerk inte-grieren”, freut sich Jacek Zak, IT-Mana-ger der Euromedic Gruppe, über den Er-folg des Konzepts der konsequentenStandardisierung des Workflows. DieVereinheitlichung der Arbeitsweise und

iSOFTSPECIAL | INTERNATIONAL

IM OSTEN VIEL NEUES Informationstechnologie als strategischerBaustein für eine (wirtschaftlich) gesunde Zukunft in Osteuropa. Die politischen und wirtschaftlichenVeränderungen der letzten Jahre bringen Bewegung in die Entwicklung der Gesundheitssysteme. Zueiner besseren medizinischen Versorgung tragen auch private Gesundheitseinrichtungen bei.

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»Die Zusammenführungder Daten in einem

gemeinsamen Systemermöglicht auf

Knopfdruck besserePlanungs- und

Controllingwerkzeuge.«Jacek Zak,IT-Manager der EuromedicGruppe

Euromedic isteiner der neuenprivaten Anbieterfür medizinischeDienstleistungen.

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EHEALTHCOM

Der europäische Markt für Medizintech-nik ist nach den USA mit rund 55 Mrd. Eu-ro der zweitgrößte Markt der Welt undDeutschland mit 20 Mrd. Euro als Einzel-markt nach den USA und Japan weltweit der

drittgrößte Markt. Die Gesundheitswirtschaft ist bereits heu-te einer der größten Arbeitgeber der deutschen Volkswirtschaft.Insgesamt 4,2 Millionen Menschen arbeiten im Gesundheits-wesen. Damit ist jeder zehnte Arbeitsplatz in Deutschland inder Gesundheitswirtschaft angesiedelt. Diese Zahl nimmt trotzder schwierigen wirtschaftlichen Gesamtsituation noch im-mer zu. Der Gesundheitssektor ist damit bedeutender als bei-spielsweise die Automobilindustrie.

Mit Beginn des Monats Februar habe ichdie Verantwortung für die neu gebildete Re-gion „Continental Europe“ übernommen.Die niederländische und die deutsche Or-ganisation sind das Herzstück dieser Re-gion. Sie sind Teil einer Strategie, IBA/iSOFTim weltweiten Markt besser zu positionie-ren. Um das zu erreichen bündeln wir dieKräfte der beiden Landesgesellschaften undwerden eine gemeinsame Organisation fürdiese Region schaffen. Dabei wollen wir pri-

mär mit Wachstum unsere Profitabilitätsziele erreichen –Wachstum in den angestammten Heimatmärkten aber auchin den anderen Ländern in Europa.

Für uns steht das organische Wachstum im Fokus, und zwarin unseren Heimatmärkten als auch in allen anderen LändernKontinentaleuropas. Bereits in der Vergangenheit waren wir

iSOFTSPECIAL | PERSPEKTIVEN FAKTEN | ISOFTSPECIAL

mit unseren Produkten LabCentre und RadCentre sehr erfolg-reich im Russland, Schweiz und Malaysia. Mit unseren neuenVertriebspartnern AxonLab (Schweiz) und ML Park (Russland)werden wir diesen Wachstumskurs konsequent fortsetzen. Da-bei haben wir ein ganz „bescheidenes“ Ziel: Wir wollen die Nr. 1 in Kontinentaleuropa werden.

Der Gesamtmarkt für Medizintechnik in Russland wirdenorm wachsen. Neben den staatlichen Ausgaben wachsenauch die Investitionen auf privatwirtschaftlicher Basis. So konn-ten wir erst vor kurzen gemeinsam mit unserem Partner KDLTest vier LabCentre-Installationen in Russland realisieren. ImGegensatz zu früher sind Länder wie Russland kein Abneh-mer mehr für „Altgeräte“ bzw. veraltete Technologien. ImGegenteil: Sie haben die finanziellen Mittel um Healthcare ITauf höchstem Niveau zu erwerben und sinnvoll zu nutzen.

Das Gegenteil ist der Fall! Unsere marktführenden Produk-te, wie zum Beispiel LabCentre und RadCentre, werden zu-künftig in das globale Portfolio der IBA-Gruppe aufgenommen.Dies bedeutet, dass unsere Produkte in weltweit insgesamt 35Ländern vertrieben werden. Die Vorteile dieser Entwicklungmerken unsere Kunden in den Heimatmärkten, denn gleich-zeitig fließt auch das globale Know-how in die ständige Weiter-entwicklung unserer Bestandsprodukte. Unser Next Genera-tion Produkt LORENZO profitiert ebenfalls von diesenSynergien. Hier fließen die Erfahrungen aus vielen interna-tionalen Projekten ein, vom Universitätsklinikum Aachen überdas nationale Gesundheitsprogramm in Großbritannien (NHS)bis hin zu unserem Development Center im indischen Chen-nai. Wir werden zukünftig verstärkt Software für internatio-nale Märkte entwickeln, weil sich die Herausforderungen undProblemstellungen unserer Kunden in Europa sehr ähneln.Vor diesem Hintergrund macht es durchaus Sinn, dass iSOFTauch seine lokalen Produkte weiter internationalisieren wird.

»WIR WOLLEN DIE NR. 1 WERDEN«Mit welcher Strategie wir sich iSOFT im weltweiten Wettbewrb künftig behaupten? Welche Veränderungen stehennach der Übernahme durch IBA an? Und was plant das Unternehmen für die Zukunft? Peter Hermann, Manger Directorvon iSoft steht im Interview mit E-HEALTH-COM Rede und Antwort.

HiSOFT Health ist ein Unternehmen der IBA Health Group,

dem weltweit viertgrößten Anbieter von IT-Lösungen im Ge-sundheitswesen. In Deutschland greift iSOFT auf über 30 Jah-re Erfahrung im Gesundheitswesen zurück und verbindet dieStärke eines Global Players mit starker lokaler Präsenz undtief greifendem Verständnis für regionale Anforderungen.Eingebunden in ein globales Netzwerk und in enger Zu-sammenarbeit mit weltweit tätigen Partnern ist iSOFT mitmehr als 600 Kunden in Deutschland einer der wichtigstenAnbieter innovativer Healthcare-IT und Marktführer im Be-reich der Labor- und Radiologieinformationssysteme. Als In-novationsführer und Global Player mit starker lokaler Prä-senz ist iSOFT in der Lage, den gravierenden Wandel imHealthcare-IT-Management maßgeblich mitzugestalten.

Die Systeme von iSOFT tragen maßgeblich zu einem zu-kunftsweisenden Gesundheitssystem bei, das alle Beteilig-ten einbezieht – mit einem nie da gewesenen Grad an Effi-zienz, Transparenz, Qualität und Wirtschaftlichkeit. iSOFTleistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Gesundung desGesundheitswesens.

IBA & iSOFT – ZWEI STARKE PARTNER

Niederlande

Spanien

Deutschland

GB & Irland

Süd Afrika

Tailand

China (Shanghai)

Indisches Entwicklungszentrum

Australien und Neuseeland

MalaysiaJordanien

Saudi Arabien

Ver. Arab. Emirate

Katar

Oman

SingapurSudan

Mittlerer Osten

Schlüsselmärkte der neuen IBA Health Group