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Gottfried von Einem Der Tulifant Oper in drei Akten Libretto: Lotte Ingrisch Regie: Beverly und Rebecca Blankenship Ausstattung: Elisabeth Binder-Neururer Musikalische Leitung: Caspar Richter Orchester: Schubert-Akademie Fridolin: Wiener Sängerknabe Pelzchen: Da Young Cho, Brigitta Simon Smaragda: Irena Weber, Nefeli Kotseli Wüsterich: David Jagodic, Eggert Regin Kjartansson Tulifant: Sreten Manoljovic, Benjamin Chamandy Müff Müff: Helmut Höllriegel, Ivan Zinoviev Solist: Wiener Sängerknabe Chor: Chorus Juventus Einstudierung Chorus Juventus: Michael Grohotolsky Eine Koproduktion von MuTh Konzertsaal der Wiener Sängerknaben und Schloss Esterházy Informations- und Unterrichtsmaterial für Schulen zusammengestellt von Birgit Reithofer, MA

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Gottfried von Einem

Der Tulifant

Oper in drei Akten

Libretto: Lotte Ingrisch

Regie: Beverly und Rebecca Blankenship

Ausstattung: Elisabeth Binder-Neururer

Musikalische Leitung: Caspar Richter

Orchester: Schubert-Akademie

Fridolin: Wiener Sängerknabe

Pelzchen: Da Young Cho, Brigitta Simon

Smaragda: Irena Weber, Nefeli Kotseli

Wüsterich: David Jagodic, Eggert Regin Kjartansson

Tulifant: Sreten Manoljovic, Benjamin Chamandy

Müff Müff: Helmut Höllriegel, Ivan Zinoviev

Solist: Wiener Sängerknabe

Chor: Chorus Juventus

Einstudierung Chorus Juventus: Michael Grohotolsky

Eine Koproduktion von MuTh – Konzertsaal der Wiener Sängerknaben

und Schloss Esterházy

Informations- und Unterrichtsmaterial für Schulen

zusammengestellt von Birgit Reithofer, MA

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ........................................................................................................ 2

Vorwort ........................................................................................................................... 3

1 Lotte Ingrisch | Grußworte ............................................................................. 4

2 Der Tulifant | Zum Werk und zur Aufführung ............................................ 5

2.1 Entstehungsgeschichte ...................................................................................... 5

2.2 Rollen .................................................................................................................... 6

2.3 Handlung .............................................................................................................. 6

2.4 Orchesterbesetzung ........................................................................................... 7

3 Zu den jungen DarstellerInnen ...................................................................... 9

3.1 Die Wiener Sängerknaben ................................................................................ 9

3.2 Chorus Juventus ............................................................................................... 10

4 Gottfried von Einem | Biographie ............................................................... 11

5 Lotte Ingrisch | Biographie .......................................................................... 12

6 Lotte Ingrisch | Über das Werk ................................................................... 13

7 Unterrichtsmaterial ........................................................................................ 15

7.1 Natur und Umwelt ............................................................................................. 15

7.1.1 Gespräch über Natur- und Umweltschutz ..................................................... 15

7.1.2 Bewusstmachen von Natur-, Umwelt-, Alltagsklängen/-geräuschen ....... 15

7.2 Stimmungen und Emotionen ........................................................................... 16

7.2.1 Szenische Interpretation - Stimmungen/Emotionen darstellen ................. 16

7.3 Von Wünschen und Zauberei ......................................................................... 17

7.3.1 Gespräch über Wünsche und Zauberei ........................................................ 17

7.4 Assoziatives Malen ........................................................................................... 17

7.5 Assoziatives Schreiben .................................................................................... 17

8 Quellen und Weiterführendes ..................................................................... 19

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Vorwort

Liebe Pädagoginnen und Pädagogen!

In der hier vorliegenden Materialsammlung finden Sie Hintergrundinformationen

zum Werk sowie einige Ideen und Anregungen, die Sie zusätzlich in der Vor-

bzw. vor allem auch Nachbereitung von Der Tulifant gemeinsam mit Ihren

SchülerInnen umsetzen können.

Es ist mir eine besondere Freude und Ehre, dass ich Lotte Ingrischs persönli-

chen Grußworte an Ihre SchülerInnen und Sie hiermit übermitteln darf bzw.

dass Frau Ingrisch für diese Materialsammlung einen Text über das Werk zur

Verfügung gestellt hat (siehe Punkt 1 bzw. Punkt 6).

Ich wünsche Ihnen und Ihren SchülerInnen viel Freude beim Lesen und Aus-

probieren im Unterricht und vor allem eine spannende Aufführung im MuTh

bzw. im Schloss Esterházy!

Mit herzlichen Grüßen

Birgit Reithofer

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1 Lotte Ingrisch | Grußworte

D I E S E E L E D E R E R D E

Hallo! Ich bin die alte Lotte Ingrisch und grüße die liebe Lehrer- und Schüler-

schaft. Ich möchte Euch von der Erde erzählen, von der wir alle Teile sind.

Pflanzen, Tiere, Menschen, Lebende und Tote. Eine einzige Familie.

Vom Mond aus betrachtet erkennt man, dass die Erde lebt. Wolken wirbeln,

Wasser strömt, Kontinente bewegen sich. Die Erde atmet und brennt.

Newton hat sie in seiner Rechenstube betrachtet und hielt sie für tot. Eine Ma-

schine, ein Ding. Dann kam der Dominikanermönch Giordano Bruno und sagte,

dass die Erde eine Seele hat. Dafür wurde er auf dem Scheiterhaufen ver-

brannt.

Wollen wir ihn gemeinsam aus der Unterwelt holen? Wollen wir die Erde, statt

sie zu verwüsten, in seinem Geist ehren und lieben? Der alte Drache Müff Müff,

der schon seit der Eiszeit Schnupfen hat, wird uns helfen. Und die Tiergeister,

die Gemüsefeen – es wird lustig sein, die verwunschene Erde zu erlösen. Hö-

ren Sie, wie alle Sterne vor Freude singen?

Sogar Pythagoras, der ein griechischer Philosoph gewesen ist, singt mit. Denn

er hat schon vor zweieinhalbtausend Jahren gewusst, dass der Kosmos leben-

dig ist. Der ganze! Und bald wissen wir es auch.

Lotte Ingrisch

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2 Der Tulifant | Zum Werk und zur Aufführung

Oper in drei Akten. Musik: Gottfried von Einem (1918–1996) / Libretto1: Lotte

Ingrisch

1984 entstanden, 1990 uraufgeführt: Die Oper Tulifant – vom Komponisten

selbst als grüne Oper bezeichnet – ist eine Parabel über die Verwüstung der

Erde durch menschliche Gier und damit heute aktueller denn je.

Eine grüne Oper für die ganze Familie!

Die Uraufführung der Oper fand am 30.10.1990 im Ronacher-Theater in Wien

statt. Der Dirigent der Uraufführung, Caspar Richter, dirigiert auch die aktuellen

Aufführungen im MuTh bzw. im Schloss Esterházy.

Aufführungsdauer: 70 Minuten

2.1 Entstehungsgeschichte

Die Anregung zur Komposition des „Tulifant“ ging von Franz Häussler aus, dem

kaufmännischen Direktor der Vereinigten Bühnen Wiens. Er und Peter Weck

wünschten in den frühen achtziger Jahren ein neues Werk des Künstlerpaars

Einem/Ingrisch, obwohl sich die Vereinigten Bühnen auf die Aufführung von

Musicals spezialisiert hatten. Einem schlug eine Kammeroper in kleiner Beset-

zung vor; das Orchester sollte aus etwa zwanzig Musikern bestehen. Als das

Werk 1984 vollendet war, konnte es im Theater an der Wien nicht herausge-

bracht werden: das Musical „Cats“ erwies sich als Langzeiterfolg und verhinder-

te alle anderen Premieren. Erst am 31. Oktober 1990 fand die Uraufführung im

Wiener Ronacher-Theater statt.

Einems siebente und letzte Oper basiert auf Gedanken des durch Verbrennung

hingerichteten Priesters und Philosophen Giordano Bruno (1548-1600); sie

spielt im märchenhaft-symbolistischen Bereich und macht in allegorischer Wei-

1Als Libretto bezeichnet man den Text eines Musiktheaterwerkes.

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se den Kampf des Guten gegen das Böse zum Thema, allerdings mit direktem

Bezug auf die Gegenwart. Die Textautorin Lotte Ingrisch schloss hier an öster-

reichische Traditionen an, die bis auf Mozarts „Zauberflöte“ zurückgehen; im

Rahmen einer Märchenhandlung, die von den Abenteuern des Kinderhelden

Fridolin und seinem Kampf gegen den im Namen des Fortschrittsglaubens agie-

renden „Wüsterichs“ bestimmt ist, kommen in verschlüsselter Weise Zeitprob-

leme zur Sprache, vor allem die Sorge um die Erhaltung von Natur und Umwelt.

Einem selbst bezeichnete den „Tulifant“ als seine „grüne“ Oper. Kompositorisch

griff er auf einfachste Gestaltungselemente zurück; leicht fassliche Themen, die

Gliederung als Nummernoper und die kammermusikalische Instrumentierung

sind die vorherrschenden Charakteristika dieser letzten Aussage des Kompo-

nisten auf dem Gebiet der Musikdramatik.

www.gottfried-von-einem.at

2.2 Rollen

FRIDOLIN (lyrischer Sopran oder Knabensopran = hohe Frauenstimme

oder Knabenstimme)

WÜSTERICH, der Fortschritt (Heldentenor = hohe, dramatische Männer-

stimme)

MÜFF MÜFF, ein Drache, die Vergangenheit (Bass = tiefe Männerstim-

me)

PELZCHEN, eine Katze, die Zukunft (Koloratursopran = hohe, besonders

bewegliche Frauenstimme; als Koloratur (lat. color = Farbe, Färbung)

wird im Gesang eine schnelle Abfolge von Tönen bezeichnet)

TULIFANT, Idealist/Naturfreund, Alter Ego von G. Bruno (Bariton = mitt-

lere Männerstimme zwischen Tenor und Bass)

SMARAGDA, die Erde, Fridolins Mutter (Mezzosopran = mittlere Frauen-

stimme zwischen Sopran und Alt)

IRDISCHE und UNIRDISCHE WESEN (Chor)

2.3 Handlung

Prinzessin Smaragda, die Erde, wird vom Wüsterich im Namen des Fortschritts

brutal ausgebeutet und verwandelt sich dadurch von der wunderschönen Prin-

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zessin in eine alte Magd. Nur ein Kind kann sie erlösen, Smaragdas Sohn

Fridolin. Fridolin macht sich auf, ausgestattet mit drei Wünschen und einem

Zaubertuch. Unterwegs trifft er den verschnupften Drachen Müff Müff und die

Katze Pelzchen. Gemeinsam und mit den richtigen Wünschen finden sie den

Weg – zum Schluss wird Fridolin zum neuen Tulifant und gibt damit der Erde

und ihren Menschen die Hoffnung auf ein neues Leben.

Erster Akt

Fridolin begibt sich auf die Suche nach Tulifant. Smaragda gibt ihm zum Schutz

auf der Reise ein Zaubertuch. Außerdem hat Fridolin drei Wünsche frei. Er

wünscht sich zunächst, ein „Freund der Natur“ zu sein. Daraufhin versichern

ihm Pflanzenfeen und Tiergeister ihre Hilfe und öffnen ein Tor.

Zweiter Akt

Fridolin verliert die Orientierung. Er trifft auf den alten, ständig verschnupften

Drachen Müff Müff und auf Pelzchen, die Katze. Die drei erkennen, dass sie am

besten vorankommen, wenn sie zusammenhalten. Sie setzen die Reise ge-

meinsam fort und meistern einige Abenteuer, bei denen natürlich auch Sma-

ragda und Tulifant eine Rolle spielen. Fridolin erkennt Smaragda, die Erde, als

„Garten aus Licht“ und spricht seinen zweiten Wunsch aus: Er will ihr Gärtner

sein!

Dritter Akt

Smaragda wird erlöst. Wüsterich und Tulifant verschwinden letztendlich „zwi-

schen den Welten“. Da nennt Fridolin seinen letzten Wunsch: Er möchte ein

neuer Tulifant werden! Und nun haben alle Menschen auf der Erde wieder

Hoffnung, ein neues Leben beginnen zu können.

2.4 Orchesterbesetzung

Das Kammerorchester besteht aus 22 MusikerInnen:

Holzblasinstrumente: Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott

Blechblasinstrumente: Horn, zwei Trompeten, Posaune, Tuba

Pauken, Schlagwerk (drei SpielerInnen)

Klavier

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E-Gitarre

Streichinstrumente (solistisch): Violine, zwei Bratschen, zwei Violoncelli,

zwei Kontrabässe

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3 Zu den jungen DarstellerInnen

Die Rolle des Fridolins wird von einem Wiener Sängerknaben übernommen.

Außerdem schlüpfen die SängerInnen des Chorus Juventus in die Rollen der

irdischen und unirdischen Wesen.

3.1 Die Wiener Sängerknaben

Spätestens seit dem 14. Jahrhundert sangen Knaben an den Höfen der Habs-

burger; der älteste Hinweis auf einen Knabenchor in der Hofburgkapelle datiert

auf das Jahr 1296. 1498, vor mehr als einem halben Jahrtausend, verlegte der

spätere Kaiser Maximilian I. seinen Hof und seine Hofmusik aus verschiedenen

Residenzen nach Wien. Damit hatte er den Grundstein für die Wiener Hofmu-

sikkapelle und schließlich auch für die Wiener Sängerknaben gelegt. Über die

Jahrhunderte zog der Wiener Hof berühmte Musiker wie Isaac, Biber, Gluck,

Mozart, Salieri oder Bruckner an. Joseph Haydn, Michael Haydn und Franz

Schubert waren selbst Chorknaben. Bis 1918 sang der Chor ausschließlich im

Auftrag des Hofes. In den 1920er Jahren wurden die Wiener Sängerknaben als

privater Verein neu organisiert. Seit 1926 haben 2427 Sängerknaben an die

1000 Tourneen in 97 Länder unternommen.

Heute gibt es rund 100 aktive Wiener Sängerknaben zwischen neun und vier-

zehn Jahren, aufgeteilt auf vier Konzertchöre. Jeder der Chöre verbringt neun

bis elf Wochen des Schuljahres auf Tournee. Zusammen absolvieren die Chöre

jährlich rund 300 Auftritte vor fast einer halben Million Zuschauern. Die Wiener

Sängerknaben bereisen nahezu alle Staaten Europas, Asien und Australien,

Süd- und Mittelamerika, die USA und Kanada. In Wien pflegen sie gemeinsam

mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker und des Wiener Staatsopernchores

als Hofmusikkapelle eine kaiserliche Tradition: seit 1498 musizieren sie regel-

mäßig in der Hofburgkapelle. Seit 2012 haben die Wiener Sängerknaben einen

eigenen Konzertsaal: Das MuTh ist inzwischen in der Wiener Kulturszene fest

etabliert. Hier kann man die Chöre regelmäßig mit ihren neuesten Programmen,

mit Weltmusik und bei Kinderopern erleben.

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3.2 Chorus Juventus

Der Chorus Juventus ist der Chor aller aktiven Schülerinnen und Schüler des

2010 gegründeten und unter der Leitung von Hans-Christian Granaas stehen-

den Oberstufenrealgymnasiums der Wiener Sängerknaben mit Schwerpunkt

Vokalmusik. Seit der Gründung betreute der erfahrene Chorleiter und Kompo-

nist Raoul Gehringer den Chor. Ab dem Schuljahr 2013/14 wurde der Chor von

Norbert Brandauer geleitet. Nun hat Michael Grohotolsky die Leitung inne, ihm

zur Seite steht Marko Skorin.

Das Umfeld der Wiener Sängerknaben inspiriert auch den Chorus Juventus,

sein Potential zu erkennen und auszuschöpfen: Der Chorus Juventus zeigte

sein Können schon in mehreren Produktionen: Neben Auftritten in der Hofburg,

dem Wiener Konzerthaus und der Stadthalle gibt es regelmäßige Konzerte im

„MuTh“, dem Konzertsaal der Wiener Sängerknaben. Auch bei szenischen Pro-

duktionen sind die jugendlichen Sängerinnen und Sänger beteiligt, etwa bei

„Erwin“, einer Koproduktion mit der Wiener Volksoper oder kürzlich bei „The

little Sweep“ von Benjamin Britten. Regelmäßige Chor- Orchesterwerke runden

die zahlreichen Aktivitäten ab: Karl Jenkins „The Armed Man“, Josef Haydns

„Schöpfung“ 2014 und Im Juni 2015 wurde als weitere – vielbeachtete – Kopro-

duktion mit der Wiener Volksoper Felix Mendelssohns „Elias“. Für Mozarts Re-

quiem konnten wir erstmals ein Orchester auf historischen Instrumenten enga-

gieren und freuen uns über die Zusammenarbeit mit dem Orchester „1756“. Die

Uraufführung von Gruchmanns‘ MOSE war der letzte künstlerische Höhepunkt.

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4 Gottfried von Einem | Biographie

Gottfried von Einem wurde am 24.

Jänner 1918 geboren und wuchs in

Deutschland und England auf. Den

ersten Musikunterricht erhielt von Ei-

nem von seinem Volksschullehrer. Mit

sechs Jahren begann er zusätzlich

Klavier zu spielen und machte rasche

Fortschritte, besondere Vorliebe zeigte er für das Improvisieren. Auch erste

Kompositionsversuche stammen aus dieser Zeit – Gottfried von Einem be-

zeichnete sich stets als „Componist“.

Von Einem lebte ab 1946 in Österreich. Neben seiner Tätigkeit als Komponist

war er Direktionsmitglied und später Vorsitzender des Kunstrats der Salzburger

Festspiele. Außerdem war er Professor an der damaligen Wiener Musikakade-

mie (heute: Universität für Musik und darstellende Kunst). Ab 1972 verbrachte

er viel Zeit in der ländlichen Umgebung des Waldviertels in Niederösterreich.

Gottfried von Einem zählt zu den bedeutendsten Komponisten Österreichs des

20. Jahrhunderts. Weltweites Ansehen fanden insbesondere seine Opern, die

durch klaren Aufbau sowie ausdrucksstarke Instrumentation und Rhythmik ge-

kennzeichnet sind. Von Einem war in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin Lotte

Ingrisch verheiratet, auf deren Texten viele seiner späteren Werke, wie etwa die

Oper Der Tulifant, basieren. Gottfried von Einem starb am 12. Juli 1996 in

Oberdürnbach in Niederösterreich.

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5 Lotte Ingrisch | Biographie

Lotte Ingrisch wurde 1930 als Charlotte

Gruber in Wien geboren und war in erster

Ehe mit dem Philosophen Hugo Ingrisch

verheiratet, dessen Nachname zu ihrem

Künstlernamen wurde. In zweiter Ehe war

sie mit dem Komponisten Gottfried von

Einem verheiratet. Ab Mitte der 1960er-

Jahre schrieb sie Komödien, Zauberpos-

sen, Science-Fiction, Hörspiele, Fernseh-

spiele, Libretti und Sachbücher. Seit 1970

beschäftigt sie sich, auch in ihren Bü-

chern, mit Bewusstseins-, Sterbe- und Jenseits-Forschung, Tierrecht, Sozia-

lutopien und einer rechtshemisphärischen Reformpädagogik. Sie lebte zu die-

ser Zeit mit ihrem Ehemann Gottfried von Einem hauptsächlich im Waldviertel.

1993 gründete Lotte Ingrisch die „Schule der Unsterblichkeit“, um den Men-

schen die Angst vor dem Tod zu nehmen. Die vielseitige Künstlerin wurde mit

dem Ehrenkreuz 1. Klasse für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.

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6 Lotte Ingrisch | Über das Werk

TULIFANT oder DIE ERLÖSUNG DER VERWUNSCHENEN ERDE

Gottfried von Einem ist ein Componist der Zukunft. Darum hat er auch die erste

grüne Oper geschrieben. Ihr Held ist ein anderer Grüner: Giordano Bruno alias

der Tulifant. Er war ein Dominikanermönch und hat gepredigt, dass die Erde

lebendig ist und eine Seele hat. Sie ist eine himmlische Prinzessin, heißt Sma-

ragda und ist seine Braut. Doch sein Bruder, der Wüsterich, tötet ihn und macht

die Prinzessin erst zu seiner Magd und dann gar zur Maschine. Er verwüstet

sie, bis sie todkrank geworden ist. Der Wüsterich hat sich Geld, Macht und

Fortschritt gewünscht. Jetzt ist er reich, mächtig, fortschrittlich - und die Erde

stirbt. "Drei Wünsche haben mich verwunschen", klagt Smaragda. "Drei Wün-

sche könnten mich erlösen, die ein Kind hat, das mich liebt." Der kleine Fridolin

liebt Smaragda und will sie erlösen. Sein leiblicher Vater ist der Wüsterich, sein

geistiger aber der Tulifant. Um die Erde vor dem Wüsterich zu retten, muss er

den Tulifant mit drei Wünschen aus der Unterwelt holen. Auf seiner Reise be-

gegnet er Tiergeistern und Gemüsefeen. Er erkennt sie als seine Geschwister.

Die Spinatfee, die Karottenfee, die Blumenfee - die Geister von Frosch, Rabe

und Bär ... Er will nicht über sie herrschen wie der Wüsterich. "Ich möchte Bru-

der aller Pflanzen, Bruder aller Tiere sein!" Da weisen sie ihm dankbar den

Weg. Er trifft Müff Müff, einen wehleidigen Drachen aus der Eiszeit, der seit

hundert Millionen Jahren Schnupfen hat - und die freche Katze Pelzchen aus

der Zukunft. Gemeinsam befreien sie den Tulifant aus der Unterwelt. Da kom-

men vom Himmel die Sterne herbei und schenken Fridolin ein drittes Auge, mit

dem er die unendlich vielen Welten und unsere Erde als wunderschönen Gar-

ten sieht. Da will er Bruder aller Sterne und der Erde Gärtner sein! Die Sterne

singen vor Freude. Glücklich kehrt der Tulifant zu seiner Liebsten, Smaragda

der Erde, zurück. Aber bei ihrem Hochzeitskuss erschlägt der Wüsterich den

Tulifant und tanzt den Totentanz mit der Braut. Bevor sie stirbt, erlöst Fridolin

sie mit seinem dritten Wunsch. Er will nicht töten sondern lieben! Ein neuer Tu-

lifant werden - wie jener, der ins weiße Land hinter den Spiegeln zieht. Müff

Müff und Pelzchen - Vergangenheit und Zukunft - streiten so lange, bis Frido-

lin, der neue Tulifant, sie verheiratet. Gemeinsam stürzen sie den Wüsterich

vom Thron. Im Jubel der Himmel tanzt Fridolin mit der Erde den Lebenstanz.

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Anmerkung: Giordano Bruno wurde 1600 von der Inquisition lebendigen Leibes

verbrannt, weil er gelehrt hat, dass die Erde lebendig ist, eine Seele hat und es

unendlich viele Welten gibt, was die Wissenschaft heute weitgehend bestätigt.

Isaak Newton hielt die Erde tatsächlich für eine Maschine. Und die drei Wün-

sche des Wüsterich haben uns eine Welt beschert, deren Gott die Wirtschaft

und Sinn des Lebens der Konsum geworden ist.

Lotte Ingrisch

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7 Unterrichtsmaterial

Zusätzlich zu den Informationen in dieser Materialsammlung sind hier folgend

nun Beispiele zur weiterführenden Vor- bzw. vor allem auch Nachbereitung der

Aufführung im Unterricht zu finden.

7.1 Natur und Umwelt

In der Oper kommen Herausforderungen unserer Zeit zur Sprache, wie etwa die

Sorge um die Erhaltung von Natur und Umwelt.

7.1.1 Gespräch über Natur- und Umweltschutz

Mögliche Fragestellungen: Ist Natur- und Umweltschutz ein Thema für euch

persönlich? Was kann jede/r Einzelne von uns zum Natur- und Umweltschutz

beitragen?...

7.1.2 Bewusstmachen von Natur-, Umwelt-, Alltagsklängen/-geräuschen

Spiel: 1 Minute-Stille

Wie still ist es um uns herum, wenn wir selbst versuchen still zu sein? Kann es

überhaupt vollkommen still sein oder hören wir doch etwas? – Vielleicht schlägt

irgendwo eine Türe zu, die Vögel zwitschern, ein Auto oder die Straßenbahn

fährt vorbei, vielleicht hören wir aber auch unsere eigenen Atemgeräusche oder

den Wind, der durch die Blätter eines Baumes streicht,…

Ort: z. B. im Klassenzimmer, am Schulhof, im Park,…

Material: Plakat mit Zeitlinie, Stifte, Stoppuhr, ev. div. Rhythmus-, Orff-, Effek-

tinstrumente

Möglicher Ablauf:

1. Eine Stoppuhr wird auf 1 Minute/60 Sekunden gestellt. Die SchülerInnen

werden gebeten sich bequem hinzusetzen und sobald die Zeit läuft – 60

Sekunden/1 Minute – selbst nicht zu sprechen, zu lauschen und sich alle

Geräusche/Klänge in ihrer zeitlichen Abfolge zu merken.

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2. Die wahrgenommenen Geräusche/Klänge werden mit Stimme und Kör-

perinstrumenten nachgeahmt und mittels graphischer Notation auf der

Zeitlinie entsprechend ihres Auftretens eingetragen.

Bsp. Zeitlinie: |--------------------------------|-------------------------------|

Sekunden 0 30 60

Bsp. graphische Notation:

Schritte =

3. Interpretation der graphischen Notation: Mittels Stimme bzw. Körperin-

strumenten oder ev. auch div. Rhythmus-, Orff-, Effektinstrumenten wer-

den die - auf der Zeitlinie notierten - Klänge/Geräusche interpretiert.

7.2 Stimmungen und Emotionen

In der Oper Der Tulifant findet man verschiedenste Stimmungen/Emotionen:

dramatisch, heiter, poetisch, romantisch

7.2.1 Szenische Interpretation - Stimmungen/Emotionen darstellen

Material: Plakat, Stifte, Papier

Möglicher Ablauf:

1. Auf einem Plakat werden unterschiedlichste Stimmungen/Emotionen no-

tiert und mit entsprechenden Situationen aus dem Alltag verbunden: z. B.

fröhlich – Geburtstagsparty, gelangweilt – auf den Bus warten,…

2. Die SchülerInnen bilden Kleingruppen (ca. 4 SchülerInnen pro Gruppe).

Jede Kleingruppe sucht sich eine Kombination aus Stimmung/Emotion

bzw. entsprechender Situation aus und notiert sie auf einem Blatt Papier.

3. Jede Kleingruppe formiert sich zu einem Standbild, das ihre Kombination

aus Stimmung/Emotion bzw. entsprechender Situation darstellt. Die an-

deren raten, welche Kombination dargestellt wurde.

4. Variation: Die einzelnen Standbilder werden mit gegenteiliger Stim-

mung/Emotion dargestellt: z. B. aufgeregt – auf den Bus warten,…

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7.3 Von Wünschen und Zauberei

Fridolin macht sich auf Smaragda - die Erde - zu erlösen, ausgestattet mit drei

Wünschen und einem Zaubertuch. Unterwegs trifft er den verschnupften Dra-

chen Müff Müff und die Katze Pelzchen. Gemeinsam mit Müff Müff, Pelzchen

und den richtigen Wünschen findet Fridolin den Weg – zum Schluss wird er

zum neuen Tulifant und gibt damit der Erde und ihren Menschen die Hoffnung

auf ein neues Leben.

7.3.1 Gespräch über Wünsche und Zauberei

Mögliche Fragestellung: Welche drei Wünsche würdest du dir/deiner Fami-

lie/deinen FreundInnen/… erfüllen, wenn du zaubern könntest?

7.4 Assoziatives Malen

Material: Malpapier + z. B. Stifte, Ölkreiden, Farben und Pinsel,…

Möglicher Ablauf:

Vor oder nach dem Opernbesuch: Jede/r SchülerIn sucht sich eine Figur

der Oper aus (siehe 2.2 Rollen) und portraitiert diese Figur vollkommen

frei.

Nach dem Opernbesuch: Die SchülerInnen malen in Kleingruppen (ca. 4

SchülerInnen pro Gruppe) eine Szene der Oper, die sie besonders bein-

druckt hat.

7.5 Assoziatives Schreiben

Nach der Aufführung werden die SchülerInnen gebeten, das Erlebte zu be-

schreiben:

Gruppengröße: ca. 8 SchülerInnen pro Gruppe

Material: 3 Kärtchen pro SchülerIn, je einen Papierstreifen pro SchülerIn, Stifte

Möglicher Ablauf: Die SchülerInnen werden gebeten, drei passende Begriffe zur

Aufführung zu finden und auf je ein Kärtchen zu schreiben. Die Kärtchen wer-

den gemischt und dann verdeckt in die Mitte gelegt. Jede/r SchülerIn zieht drei

Kärtchen mit je einem Begriff. Mit den drei Begriffen wird ein Satz gebildet, auf

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einem Papierstreifen notiert, vorgelesen und in die Mitte gelegt. Die entstande-

nen Sätze dienen nun als Impuls für eine kurze Geschichte, ein Stimmungsbild,

eine Situation,... Die entstandenen Texte können von den SchülerInnen vorge-

lesen werden.

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8 Quellen und Weiterführendes

Website - Gottfried von Einem: www.gottfried-von-einem-at

Aufnahme (CD): Gottfried von Einem, Tulifant op. 75, Oper in 3 Akten, Libretto

von Lotte Ingrisch, Amadeo 435 694-2, 2 CDs (leider momentan nicht erhältlich)

Buch - Lotte Ingrisch: Die Erde, unterirdisch – überirdisch – außerirdisch, nym-

phenburger-verlag

Website – MuTh: www.muth.at

Website – Schloss Esterházy: www.esterhazy.at

Website - Wiener Sängerknaben: www.wsk.at