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Graphein. Eine abhandlung über entstehung und fixirung alter sagen und überlieferungen by A. G. von Thünen Review by: Johannes Schmidt Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen, 15. Bd., 6. H. (1866), pp. 453-454 Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40845476 . Accessed: 22/05/2014 07:10 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.109.37 on Thu, 22 May 2014 07:10:16 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Graphein. Eine abhandlung über entstehung und fixirung alter sagen und überlieferungenby A. G. von Thünen

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Graphein. Eine abhandlung über entstehung und fixirung alter sagen und überlieferungen byA. G. von ThünenReview by: Johannes SchmidtZeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischenund Lateinischen, 15. Bd., 6. H. (1866), pp. 453-454Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG)Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40845476 .

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Graphein. Eine abhandlung über entstehung und fixirung alter sagen und Überlieferungen, von A. G. von Thünen. Bremen 1865. 8. 37 pp.

In dieser abbandlung wird uns eine ganz neue entdeckung vorgelegt, welche, wenn sie begründet wäre, das ganze Studium der philologie und Sprachwissenschaft über den häufen werfen würde. Wir theileu zur Unterhaltung des lesers den inhalt der schrift mit. Man nimmt an, die alten autoren hätten ihre werke, so, wie sie uns jetzt vorliegen, wörtlich und buchstäblich nieder- geschrieben. Hier soll zu beweisen versucht werden, dafs eine solche annähme irrig ist, weil sie eine Unmöglichkeit voraussetzt (p. 2.) Diesen beweis liefert der verf. dadurch, dafs er einmal über das andere behauptet, papyros*), wachstafeln, pergament und ungegerbte häute seien alle ein zu „ unhandliches tt und zu theures material gewesen, um darauf gröfsere werke zu schreiben. Dann wendet er sich zur entwickelung der schrift, für welche er drei stufen annimmt, die monumentale, ideographische und phonetische. Im einzelnen sucht er diese entwickelung an eini- gen hebräischen buchstaben aufzuweisen. „In dem aleph läfst sich noch unschwer jetzt der gehörnte stierkopf erkennen" (p. 16). Dann erzählt er uns, dafs bei den Semiten der stier als „bild der kuhnheit, stärke, kraft tt u. 8. w. gegolten habe, während bei den „ pferdereichen Persern tt das pferd diese stelle einnimmt. „Eigen- thümlich ist es, dafs auch die späteren persischen schriftzeichen so sehr den äufseren linien der pferdegestalt entsprechen, wo- hingegen die winkel und ecken des hebräischen gleichsam das eckige und stöfsige wesen eines stieres versinnlichen "

(p. 16 anm.). Es folgt nun eine ganze reibe von phantasien über die begriffe, welche aleph alle bezeichnet hat, ehe es zu seiner allein beleg- baren Verwendung als zeichen des bestimmten lautes kam. Wir empfehlen dem verf. das Studium der cyrillischen schrift, er wird uns dann gewifs ebenso plausibel machen, wie a zu der bezeich« nung azü (ego) d zu dobro (bon um), e zu jes il (est) u. s. w. gelangt sind. Die phonetische schrift erfordert viel mehr Schreib- material als die ideographische, da diefs aber, wie uns schon ver- sichert ist, zu theuer war, so folgt unumstöfslicb , dafs die alten

*) Der verf. lebt mit dem grammatischen geschlechte der worte etwas in Zwiespalt; wachs und papyros haben bei ihm das genus getauscht: das papyros (p. 6 und 8), der wachs (p. 10).

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ihre werke nicht phonetisch geschrieben haben können. Die home- rischen gesänge z. b. mit zollgrofsen buchstaben phonetisch nie- dergeschrieben, hätten 1500 - 2000 viereckig beschriebene rinder- felle mit einem gewichte von 30 - 40,000 pfund angefüllt (s. 28). Weder die Griechen noch die Römer haben ihre werke nieder- geschrieben, sondern sie durch mündliche tradition von einer ge- neration auf die andere verpflanzt. Und diese geisteserzeugnisse sind nur deshalb so vollendet, weil an ihnen die ganzen nationen mitgearbeitet haben, welche das ihnen überlieferte fort und fort verfeinerten. Erst dem „schreibseligen späteren alexandrinischen Zeitalter und der massen fabrication des Schreibmaterials tf verdan- ken wir die schriftliche aufzeicbnung derselben (s. 26.) Aber bat denn nicht der verf. von s. 2 bis s. 12 umständlich ausein- ander gesetzt, dais papyrus, wachstafeln und pergament zu „un- handlich" und zu theuer waren, um ganze werke darauf zu schrei- ben und sagt er nicht später (s. 34) wieder, die phonetische Schreibweise sei „erst durch die massen fabrication des papié re s ermöglicht" worden? Ferner hätten die alexandrinischen gelehr- ten den Homer, Hesiod, Herodot u. a. doch wohl in der zu ih- rer zeit üblichen spräche niedergeschrieben. Wie kommt es nun, daf8 die werke der genannten schriftsteiler uns die griechische spräche in einer weit älteren gestalt zeigen? Man müfste wirklich vor der gelehrsamkeit der Alexandriner einen gewaltigen re- spect haben, wenn sie es ohne jeglichen anhält geschriebener äl- terer documente vermocht hätte, die uns überlieferte spräche der homerischen gesänge so vollendet zu reconstruiren, dafs in allen folgenden Jahrhunderten auch nicht einer geargwöhnt hat, es könne in ihr ein kunstproduct vorliegen. Zum Schlüsse rechtfer- tigt der verf. den titel seiner abbandlung, weil yçacpew treffender als scribere und schreiben die thätigkeit des früheren gedanken- fixierens bezeichne.

Das wesen der lautschrift. Zur begiüfsung der XV. allgemeinen deutschen lehrerversammlung zu Leipzig, von dr. K. Panitz. Weimar, Böhlau 1865. 8. 40 pp.

Das bedürfnifs nach einer reform unserer üblichen deutschen orthographie tritt in immer weiteren kreisen auf und fordert im- mer dringender abhülfe des jetzigen mifsstandes. Dieser zeitrich- tung verdankt denn auch das vorliegende schriftchen seine ent- stehung. Der verf. geht ruhig and besonnen an sein thema heran

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