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GreenTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) Vahlen

GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

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GreenTech made in Germany 2.0Umwelttechnologie-Atlasfür Deutschland

Bundesministerium

für Umwelt,

Naturschutz und

Reaktorsicherheit (Hrsg.) VahlenVah

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Der Klimaschutz und die Schonung der natürlichen Ressourcen gehören, gerade jetzt, wo die Weichen auf nachhaltiges Wachstum gestellt werden müssen, zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Sie sind nur mit Hilfe innovativer Umwelt-technologien zu meistern. Schon heute ist die Umwelttechnikbranche in Deutsch-land, aber auch bei wichtigen internationalen Wettbewerbern, ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, dessen Bedeutung noch zunehmen wird.

„GreenTech made in Germany“, der Umwelttechnologie-Atlas für Deutsch-land, bietet einen Überblick über das gesamte Spektrum dieser Zukunfts-branche. Die im Auftrag des Bundesumweltministeriums von Roland Berger Stra-tegy Consultants erstellte Publikation hat den Anspruch, die Umwelttechnologien repräsentativ darzustellen und ihren Beitrag für Innovation, Wachstum und Be-schäftigung am Standort Deutschland aufzuzeigen. Dabei wird die Umwelttechnik-Branche in den Bundesländern eingehender untersucht, zudem wird die Förderpo-litik der Länder beschrieben.

Im Umwelttechnologie-Atlas werden technologische Trends, das wirtschaftliche Potenzial und regionale Schwerpunkte der Umwelttechnologien in der Bundesre-publik entlang von sechs Leitmärkten dargestellt:

• Umweltfreundliche Energieerzeugung und -speicherung• Energieeffizienz• Rohstoff- und Materialeffizienz• Kreislaufwirtschaft • Nachhaltige Wasserwirtschaft• Nachhaltige Mobilität

Um der zunehmenden Bedeutung internationaler Märkte Rechnung zu tragen, werden auch die wichtigsten internationalen Wettbewerber in Absatz- und Pro-duktionsmärkten beleuchtet.

Der Umwelttechnik-Atlas hat eine Servicefunktion: Dem neuen Atlas liegt dazu eine CD bei, auf der sich eine Datenbank befindet. Mit ausführlichen Profilen von Unternehmen und Forschungseinrichtungen bietet sie Interessenten aus dem In- und Ausland einen Eindruck von der Vielschichtigkeit der Branche und gibt einen Überblick über konkrete Produkte, Dienstleistungen und Aktivitäten von Akteu-ren auf dem Feld der Umwelttechnologien in Deutschland. Das eigens für diesen Zweck entwickelte Programm erlaubt eine einfache und intuitive Bedienung und Suche.

www.vahlen.de

GreenTech made in Germany 2.0

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GreenTech made in Germany 2.0

Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland

Herausgegeben vom

Bundesministerium für Umwelt,Naturschutz und Reaktorsicherheit

Verlag Franz Vahlen München

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ISBN 978 3 8006 3637 2

© 2009 Verlag Franz Vahlen GmbHWilhelmstr. 9, 80801 München

Redaktion: Roland Berger Strategy ConsultantsRalph Büchele, Arnim Emrich, Michael Engel, Torsten Henzelmann,

Philipp Hoff, Fedon Moog, Andrea Wiedemann, Thilo Zelt

Projektkoordination: Bundesministerium fürUmwelt, Naturschutz und ReaktorsicherheitPeter Franz, Dr. Florian Mayer, Sahra Koep

Satz: Fotosatz BuckZweikirchener Str. 7, 84036 Kumhausen

Druck und Bindung: Firmengruppe Appl, aprinta druckSenefelder Str. 3–11, 86650 Wemding

Umschlag: simmel-artworkGedruckt auf Recyclingpapier (Recy Satin)

Bildnachweis:

Umschlag:H.-G. OedBrigitte Hiss/BMUChristoph Busse/ TransitTransit/Eisler/BMUPhotocase.comRupert Oberhäuser/BMUMauritius ImagesBernd Müller/BMU

Text:Seite 7: Photocase.comSeite 45: Transit/Eisler/BMU, Mauritius Images, H.-G. Oed,

Brigitte Hiss/BMU, Bernd Müller/BMUSeite 47: Bernd Müller/BMUSeite 75: Brigitte Hiss/BMUSeite 99: Mauritius ImagesSeite 129: Transit/Eisler/BMUSeite 151: H.-G. OedSeite 173: H.-G. Oed

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Vorwort von BundesumweltministerSigmar Gabriel

Umwelttechnologien gehören zu den wichtigsten Zukunftsmärkten des 21. Jahrhunderts. Sie sorgen dafür, Belastungen für die Umwelt von vornherein zu vermeiden, sie zu verringern oder bereits entstandene Schäden zu beheben. Zugleich unterstützt ihr Einsatz Unternehmen dabei, mit knappen und teurer werdenden Rohstoffen effizient zu wirt-schaften und wettbewerbsfähiger zu sein. Hier lassen sich für Unter-nehmen gerade jetzt, aber auch in Zukunft, Kostensenkungspotenziale erschließen.

Bereits die erste Auflage des Umwelttechnologie-Atlas GreenTech made in Germany hat gezeigt, dass Umwelttechnologien und Umwelt-innovationen wichtige Wirtschaftsfaktoren in Deutschland sind und sich immer mehr zu einem Motor für Wachstum und Beschäftigung entwi-ckelt haben. Daran hat die globale Finanz- und Wirtschaftskrise nichts geändert. Die langfristigen Trends bleiben stabil. Jetzt ist es entschei-dend, neues, nachhaltiges Wachstum anzuschieben und einen grünen Weg aus der Krise zu finden.

Die positive Resonanz auf den Umwelttechnologie-Atlas 1.0 hat uns ermutigt und angespornt, das Projekt des Umwelttechnologie-Atlas fortzusetzen. Das Anliegen der zweiten Auflage ist es, die Ergebnisse des ersten Atlas zu aktualisieren, weiterzuentwickeln und zu verglei-chen sowie um neue Themenfelder zu ergänzen.

Um der zunehmenden Bedeutung internationaler Märkte Rechnung zu tragen, wurde in der zweiten Auflage ein Kapitel ergänzt, das sich ausschließlich mit den wichtigsten Absatz- und Produktionsmärkten im Ausland beschäftigt. Dabei wird aufgezeigt, dass Angebot und Nachfra-ge einer Technologielinie oder eines Leitmarktes durchaus divergieren können. Der Analysefokus liegt auf Ländern mit bereits entwickelten Märkten, wie den USA, oder solchen mit hohem Potenzial, wie Brasili-en, Russland, Indien und China.

Neu ist auch, dass die Umwelttechnik-Branche in den Bundesländern eingehender untersucht wird. Dabei werden das länderspezifische Marktumfeld aus Unternehmensperspektive und eine vergleichende Zusammenstellung von Länderprofilen dargestellt. Darüber hinaus

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VI Vorwort

wird über Förderstrategien, Förderprogramme und sonstige Initiativen der Länderministerien informiert.

Dem neuen Atlas liegt außerdem eine CD bei: Auf ihr findet sich eine Datenbank mit den Profilen der Unternehmen und Einrichtungen, die an der Befragung teilgenommen haben. Das eigens für diesen Zweck entwickelte Programm erlaubt eine einfache und verständliche Bedie-nung und Suche. Hieraus lassen sich detaillierte Informationen auf Unternehmensebene entnehmen.

Der neue Umwelttechnologie-Atlas zeigt, dass Umwelttechnologien relevante Lösungen für die zunehmende Industrialisierung, die welt-weite Urbanisierung, das globale Bevölkerungswachstum und die Ressourcenknappheit anbieten können. Diese Megatrends müssen wir in den nächsten Jahren bewältigen, wenn wir Umweltverschmut-zung, Klimawandel und Verteilungskonflikten begegnen wollen. Der Atlas zeigt aber auch, dass Wirtschaftswachstum und Umweltschutz vereinbar sind. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat das Wachstum der Umwelttechnik-Branche die in der ersten Auflage dieser Publikation veröffentlichten Prognosen sogar noch übertroffen. Weltweit ist der Markt in den letzten zwei Jahren stärker gewachsen als zunächst angenommen. Dabei entsteht das Wachstum unabhängig vom ökono-mischen Entwicklungsgrad der Länder. Ökologie ist zu einem globalen Thema geworden.

Die deutsche Umwelttechnik-Branche ist auch weiterhin hervorragend positioniert. Alles deutet darauf hin, dass dies auch in Zukunft so blei-ben wird. Dennoch gibt es Herausforderungen und Risiken, die es zu meistern gilt. Um diese besser verstehen zu können, umfasst diese zweite Auflage erstmalig eine Analyse der Mechanismen und Beson-derheiten des GreenTech-Marktes in Deutschland.

Dazu wurden im Oktober 2008 Unternehmen und Forschungseinrich-tungen der Umwelttechnologie-Branchen in Deutschland gebeten, sich an einer Online-Befragung zu beteiligen, die im Auftrag des Bundes-umweltministeriums für den vorliegenden Atlas durchgeführt wurde. Circa 1.300 Unternehmen und rund 200 Forschungseinrichtungen sind dieser Bitte nachgekommen. Die Befragungsergebnisse werden er-gänzt durch die Landkarten, die eine Topographie der Umwelttechnik in Deutschland zeichnen und damit GreenTech made in Germany zu dem machen, was es sein soll: ein Umwelttechnologie-Atlas für Deutsch-land. Alle in dieser Publikation enthaltenen Karten basieren auf den Ergebnissen der Online-Befragung. Sie erheben nicht den Anspruch,

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VIIVorwort

die Branche lückenlos darzustellen, vermitteln aber wichtige und reprä-sentative Eindrücke.

Das Buch orientiert sich an den sechs Leitmärkten, die die Umwelttech-nik-Branche segmentieren und charakterisieren. Sämtliche Ergebnisse des ersten Umwelttechnologie-Altas wurden kritisch hinterfragt und auf ihre Aktualität hin überprüft. Marktbezogene Neuerungen wurden eingearbeitet, neue Technologielinien innerhalb der Leitmärkte ergänzt, das gesamte Datenmaterial wurde aktualisiert. Die sechs, im ersten Atlas bereits vorgestellten Leitmärkte, haben sich bereits etabliert und gliedern sich in:

Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung,• Energieeffizienz,• Rohstoff- und Materialeffizienz,• Kreislaufwirtschaft,• Nachhaltige Wasserwirtschaft,• Nachhaltige Mobilität.•

Bei allen Veränderungen und Ergänzungen, die GreenTech made in Germany 2.0 enthält, haben die erste und die aktualisierte Ausgabe dieser Publikation doch eine wesentliche Konstante: Auch die vor-liegende zweite Auflage hat das anspruchsvolle Ziel, die öffentliche Wahrnehmung der Umwelttechnik-Branche zu stärken, das allgemeine Verständnis für dieses Thema zu schärfen und eine Servicefunktion für die Akteure dieses Marktes wahrzunehmen.

Sigmar GabrielBundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

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InhaltsverzeichnisVorwort von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel . . . . . . . . V

Executive Summary. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

GreenTech made in Germany . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Ökologie als unternehmerische Chance . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Der deutsche Umwelttechnik-Markt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Die Leitmärkte der Umwelttechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung . . . . . . 47 Energieeffizienz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Rohstoff- und Materialeffizienz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Kreislaufwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Nachhaltige Wasserwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Nachhaltige Mobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

Umwelttechnik in den Bundesländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Bundesländervergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 Baden-Württemberg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 Freistaat Bayern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 Brandenburg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 Freie Hansestadt Bremen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 Freie und Hansestadt Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 Hessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 Mecklenburg-Vorpommern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 Niedersachsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 Nordrhein-Westfalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 Rheinland-Pfalz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 Saarland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 Freistaat Sachsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285 Sachsen- Anhalt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 Schleswig- Holstein. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 Freistaat Thüringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303

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Umwelttechnik international. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 USA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 Japan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 Brasilien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 Russland. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 Indien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 China . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393

Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 409

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Executive Summary

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2 Executive Summary

Die Verknüpfung von Umwelt und Wirtschaft sowie das Zusam-menspiel von Arbeit und Umwelt haben, wie der Umwelttech-nologie-Atlas zeigt, eine neue Qualität erreicht. Dazu hat die

ökologische Industriepolitik einen maßgeblichen Beitrag geleistet. Der GreenTech-Atlas 2.0 enthält folgende Kernaussagen:

GreenTech made in GermanyGreenTech ist weltweit ein Erfolgsmodell. Mit ihrer Entwicklung auf • den Weltmärkten übertrifft die Umwelttechnik-Branche die Vorhersa-gen von Branchenexperten und überflügelt die im Umwelttechnolo-gie-Atlas 1.0 gestellten Prognosen.Auch wenn die Wirtschaftskrise kurzfristig die Entwicklung dämp-• fen wird, so wird, getrieben durch die Megatrends einer wachsen-den Weltbevölkerung, der zunehmenden Industrialisierung in den Schwellenländern und des globalen Wohlstandsstrebens, sich bis 2020 der Umsatz der Umweltindustrien auf 3.100 Mrd. Euro mehr als verdoppeln.Die meisten Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft betrach-• ten die Umwelttechnik nicht mehr als „Modeerscheinung“, sondern setzen Hoffnungen in diese Branche, um die Stagnation anderer Wirtschaftszweige und deren gesamtwirtschaftliche Auswirkungen zu mildern und zugleich der Klima- und Rohstoffkrise zu begegnen. Diese Analyse ist Basis von grünen Konjunkturprogrammen und Überlegungen zu einer „global green recovery“.Deutschlands Umwelttechnik-Branche hat sich derzeit Weltmarkt-• anteile zwischen 6 und 30 % erarbeitet. Zukünftig werden die deut-schen Unternehmen verstärkt am Wachstum des Weltmarktes parti-zipieren und ihre Anteile ausbauen können.Umwelttechnologien erwirtschafteten in Deutschland im Jahr 2007 • rund 8 % des deutschen Bruttoinlandsprodukts, bis 2020 wird sich dieser Anteil auf 14 % erhöhen.Außerdem schafft Umwelttechnologie Arbeitsplätze in Deutschland. • Zugleich ist Deutschland heute und bleibt auch zukünftig ein hochat-traktiver Produktionsstandort und Absatzmarkt für Umwelttechnik.Die Umwelttechnik gehört zu den innovativsten Branchen in Deutsch-• land. Traditioneller Förderer von Forschung und Entwicklung (FuE) in Deutschland ist der Staat. Jedoch werden die Unternehmen zukünf-tig ihre Ausgaben für FuE ebenfalls ausweiten.Neben FuE-Aktivitäten gehören Fachkräfte zum Fundament der Um-• welttechnik-Branche. Deutsche Unternehmen haben dies erkannt

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3Executive Summary

und messen der Verfügbarkeit von Fachkräften eine hohe Bedeutung bei; ein Mangel an Fachkräften in Deutschland hätte negative Aus-wirkungen.

Die Leitmärkte der UmwelttechnikAuf die beiden volumenmäßig größten Leitmärkte Energieeffizienz • und Nachhaltige Wasserwirtschaft entfallen in Summe knapp zwei Drittel des derzeitigen Weltmarktvolumens von 1.400 Mrd. Euro.Der größte Einzelleitmarkt Energieeffizienz besitzt ein globales • Volumen von knapp 540 Mrd. Euro. Bis 2020 wird nahezu eine Ver-dopplung auf circa 1.030 Mrd. Euro prognostiziert. Deutsche Firmen gehören insbesondere bei der Heiz- und Klimatechnik und der ener-gieeffizienten Weißen Ware zu den wichtigsten Produzenten welt-weit; ihr Anteil am Weltmarkt liegt bei 10 % beziehungsweise 15 %.Weltweit konnten 2007 im Leitmarkt Umweltfreundliche Energien • und Energiespeicherung circa 155 Mrd. Euro Umsatz erzielt werden und somit knapp 40 % mehr als noch 2006 prognostiziert. Bis 2020 wird der Markt auf rund 615 Mrd. Euro wachsen. Deutsche Unter-nehmen haben hervorragende Voraussetzungen, um von diesen großen Marktpotenzialen bis 2020 zu profitieren. Besonders domi-nierend ist die Rolle deutscher Biogasanlagenhersteller, die bis zu 90 % des Weltmarkts halten.Das Wachstum des Leitmarktes Rohstoff- und Materialeffizienz wird • vor allem durch die zunehmende Bedeutung der Biotechnologie getrieben. Im Jahr 2007 konnte weltweit ein Umsatz von knapp 95 Mrd. Euro in diesem Leitmarkt erzielt werden. Prognose des Markt-volumens im Jahr 2020: 335 Mrd. Euro. Der Weltmarktanteil deut-scher Unternehmen ist im Bereich Biodiesel mit über 40 % schon heute ausgesprochen hoch.Das globale Bevölkerungswachstum und die boomende Wirtschaft • in China, Indien und anderen aufstrebenden asiatischen Schwellen-ländern treiben das globale Marktwachstum der Kreislaufwirtschaft. Am Weltmarktvolumen von circa 53 Mrd. Euro partizipieren die deut-schen Unternehmen zu einem Viertel. Die hohe gesetzliche Regulie-rungsdichte und der dadurch erreichte Standard wirken als Treiber des Erfolgs deutscher Unternehmen.Das weltweite Marktvolumen der nachhaltigen Wasserwirtschaft • wird derzeit auf circa 361 Mrd. Euro geschätzt und stellt somit den zweitgrößten Leitmarkt dar. Deutsche Unternehmen besitzen der-zeit einen Marktanteil von 10 %. Am prognostizierten Wachstum

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4 Executive Summary

des Leitmarktes auf 805 Mrd. Euro im Jahr 2020 werden vor allem deutsche Marktführer aus dem Bereich des dezentralen Wasserma-nagements profitieren.Der Leitmarkt Nachhaltige Mobilität besaß im Jahr 2007 ein weltwei-• tes Volumen von knapp 200 Mrd. Euro. Bis 2020 wird dieser bereits sehr reife Markt auf prognostizierte 300 Mrd. Euro anwachsen. Das deutsche Wachstum in diesem Markt wird vor allem durch Innovatio-nen im Bereich effizienter Motoren und Abgasfilter determiniert.

Umwelttechnik in den BundesländernDas starke Wachstum der deutschen Umwelttechnik findet sich in • allen Bundesländern wieder. Auch für die Zukunft rechnen Unter-nehmen in ganz Deutschland mit einer positiven Entwicklung ihrer Geschäftstätigkeit.Gleichzeitig unterscheiden sich die Profile der Umweltwirtschaft • zwischen den einzelnen Ländern, zwischen Nord und Süd sowie zwi-schen Ost und West. So haben Länder unterschiedliche Leitmarkt-schwerpunkte und Anbindungen ins Ausland.Der Leitmarkt Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung • gehört in Summe zu den beiden größten Leitmärkten in Deutsch-land. Der größte Leitmarkt der Energieeffizienz konzentriert sich vor allem in den Bundesländern im Westen Deutschlands.Umsatzstärkere Unternehmen sind in den alten Bundesländern zu • finden. Jedoch gleichen sich die Marktstrukturen zwischen West und Ost immer mehr an: Das durchschnittliche zukünftige Wachstum der Unternehmen aus den neuen Bundesländern ist um drei Prozent-punkte größer als in den alten Bundesländern.Umwelttechnik ist auch in Ostdeutschland ein wirtschaftliches Er-• folgsmodell. Die Umwelttechnik in Ostdeutschland ist insbesondere durch eine hohe Wachstumsdynamik gekennzeichnet. Die Umwelt-technologie hat sich klar zu einem Jobmotor für Ostdeutschland ent-wickelt. Eine Vorreiterrolle haben Unternehmen aus dem Leitmarkt der Umweltfreundlichen Energien- und Energiespeicherung einge-nommen. Potenzial wird den ostdeutschen Unternehmen vor allem im Bereich der Internationalisierung zugeschrieben.Bei der Internationalisierung fallen zwei Zusammenhänge auf: Ten-• denziell besitzen Unternehmen aus Süddeutschland einen höheren Grad an Auslandsaktivitäten als ihre Konkurrenten aus dem Norden. Signifikanter wird dieser Unterschied bei der Betrachtung von Ost und West: Mit 36% haben westdeutsche Unternehmen einen um 11 Prozentpunkte höheren Internationalisierungsgrad als Unternehmen

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5Executive Summary

aus Ostdeutschland. Sachsen nimmt im Osten jedoch eine Sonder-rolle ein. Hier haben Unternehmen zu 40% internationale Tätigkeits-schwerpunkte.Im Vergleich zu anderen Industriezweigen messen die Länderminis-• terien der Umwelttechnik-Branche hinsichtlich Wachstum und Be-schäftigung schon heute eine hohe Bedeutung bei. Für die Zukunft wird sogar eine weiter steigende Bedeutung der Umwelttechnolo-gien erwartet.Die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen durch die Landesregie-• rungen ist in den einzelnen Ländern als heterogen anzusehen, was vor allem auf die verschiedenen Schwerpunktentwicklungen in den einzelnen Bundesländern zurückzuführen ist.Grundsätzlich ergibt sich ein umfassend positives Bild hinsichtlich • der regionalen und lokalen Aktivitäten und Förderprogramme sämt-licher Landesumweltministerien.

Umwelttechnik internationalDie sechs Ländermärkte USA, Japan, Brasilien, Russland, Indien und • China besitzen aufgrund ihrer heutigen Position auf dem Weltmarkt oder ihres zukünftigen Potenzials enorme Relevanz für die globale Umwelttechnik-Branche. Sie stellen ebenfalls eine gutes Abbild der zukünftigen Megatrends und gesellschaftlichen Entwicklungen dar: steigender Energieverbrauch in Kombination mit zunehmenden Treib-hausgasemissionen als Folge von Bevölkerungs- und Wirtschafts-wachstum.Für deutsche Unternehmen bieten die USA in fast allen Leitmärk-• ten großes Potenzial. Jedoch werden die einheimischen Märkte überwiegend von inländischen Unternehmen dominiert. Produkti-onsschwerpunkte liegen im Bereich energieeffiziente Weiße Ware und Biokraftstoffe. Die Bedarfsschwerpunkte bilden ebenfalls Bio-kraftstoffe und die Windenergie. Deutsche Unternehmen auf dem amerikanischen Markt sind vor allem Nischenanbieter und verfügen über hervorragendes Wissen in ihrem Kompetenzbereich.In Japan konzentrieren sich Produktions- und Nachfrageschwerpunk-• te vor allem auf hochtechnologische Produkte. Deckungsgleich sind dies in beiden Fällen Photovoltaik und energieeffiziente Weiße Ware. Deutsche Unternehmen, die erfolgreich im japanischen Markt agie-ren, sind Technologieführer und besitzen einen Know-how-Vorsprung auf ihrem Gebiet.In Brasilien sind Biokraftstoffe sowohl Bedarfs- als auch Produktions-• schwerpunkte. Ebenso gilt dies für die Wasserkraft. Vor allem der

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6 Executive Summary

Markt der Wasserkraft ist in Deutschland nur bedingt vorzufinden. Deutsche Unternehmen in Brasilien sind somit überwiegend „Tech-nologie-Exporteure“. Sie transferieren Technologien und Technologie-Know-how aus Deutschland.Russland befindet sich auf dem Gebiet GreenTech noch an den • Anfängen seiner Entwicklung. Der Markt konzentriert sich ange-bots- und nachfrageseitig auf Wärmedämmung und energieeffiziente Weiße Ware. Erfolgreiche deutsche Unternehmen sind langfristige Marktentwickler und orientieren sich vor allem an den regionalen Potenzialen zur lokalen Vermarktung deutscher Technologien.Indien stellt einen sehr heterogenen Markt für die Umwelttechnik • dar. Dies liegt in den regional unterschiedlichen Strukturen und Bedürfnissen begründet. Erfolgreiche deutsche Unternehmen sind diversifiziert und können auf unterschiedliche Bedürfnisse eingehen. Zu ihrem Produktportfolio gehört die Wasserkraft, bei der Indien geo-grafisch explorierbare Potenziale besitzt.Trotz massiver Umweltprobleme entwickelt sich der chinesische • Bedarfsmarkt für Umwelttechnik nur sehr langsam. Die Produkti-onsseite tat dies jedoch sehr rasant. Chinas Schwerpunktindustrien besitzen global eine hohe Wettbewerbsfähigkeit. Schwerpunkte lie-gen in den Bereichen Photovoltaik und Windkraft. Erfolgreiche deut-sche Unternehmen sind „First Mover“. Sie besitzen die Fähigkeiten, schnell auf Marktgegebenheiten reagieren zu können und haben eine höhere Risikobereitschaft als ihre unmittelbare Konkurrenz.Vieles spricht dafür, dass deutsche Unternehmen auch künftig auf • dem Weltmarkt erfolgreich sein werden und der Umweltschutz auch in den nächsten Jahren ein Jobmotor bleibt. Eine fortschrittliche, in-novationsorientierte Umweltpolitik ist die Voraussetzung dafür.

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GreenTech made in Germany

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Ökologie als unterneh-merische Chance

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10 Ökologie als unterneh merische Chance

Die Welt des 21. Jahrhunderts steht vor einer doppelten struk-turellen Herausforderung. Zum einen muss sie den wirtschaft-lichen und materiellen Ansprüchen der wachsenden Weltbevöl-

kerung gerecht werden und die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise überwinden, zum anderen muss sie dem Klimawandel, der Rohstoff-verknappung und der Umweltverschmutzung entschieden entgegen-wirken.

Lange Zeit wurden dabei Ökonomie und Ökologie als Gegensatz verstanden. Heute wird immer stärker deutlich, dass beides eng mit-einander verknüpft ist: Denn Rohstoffe werden immer knapper und die ökonomischen Auswirkungen des Klimawandels und der Umwelt-verschmutzung immer kostenintensiver. Die Verzahnung von Umwelt und Wirtschaft wird zukünftig noch stärker sein. Die stetig wachsende Weltbevölkerung, die zunehmende Industrialisierung in den Schwel-lenländern und das globale Wohlstandsstreben sind die Haupttreiber dieser Entwicklung.

Mit diesen Megatrends einhergehend steigt die Nachfrage nach res-sourcenschonender Produktion und umweltschonenden, effizienten Technologien. Umweltschutz und Wirtschaftswachstum stehen somit nicht im Widerspruch, sondern bedingen einander. Nur wenn es ge-lingt, Ressourcenverbräuche absolut zu senken und Emissionen zu ver-meiden, werden Wohlstand und Entwicklung für alle erreichbar sein.

Den sechs Leitmärkten der Umwelttechnik kommt hierbei eine Schlüs-selrolle zu. Denn diese sind nicht nur wirtschaftlich attraktiv, sondern können auch erheblich dazu beitragen, die Lebensgrundlage des Men-schen zu erhalten. Sie vermögen Umweltverschmutzung und Wirt-schaftswachstum zu entkoppeln. Dies belegen eindrucksvoll auch die zweistelligen Wachstumsraten und die bereits erreichten Leitmarkt-größen. Durch die Erhöhung der Energie- und Ressourceneffizienz schaffen sie darüber hinaus auch für die „klassischen“ Wirtschaftszwei-ge Wettbewerbsvorteile. Umwelttechnologien, die in dieser Publikation als Synonym für Umwelttechnik bezeichnet werden, sind der Schlüssel zur Lösung des globalen ökologischen Problems, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Insbesondere durch den Einsatz von Technologien zur Steigerung der Energieeffizienz, umweltfreundlichen Energien und CO2-Abscheidung und Speicherung kann der Anstieg des CO2-Aussto-ßes gestoppt werden (siehe Abbildung Seite 11).

Die vorliegende zweite Auflage des Umwelttechnik-Atlas für Deutsch-land beginnt mit einer Analyse des deutschen Marktes. Hier geht es

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11Ökologie als unterneh merische Chance

darum, Marktlogiken und Treiber in Deutschland herauszuarbeiten und zu analysieren. Das nächste Kapitel behandelt die sechs Leitmärkte aus der technologischen Perspektive. Hier wird auf globale technologi-sche Trends, Marktzahlen und Er-folgsbeispiele je Leitmarkt und für ausgewählte Technologielinien ein-gegangen. Es folgt ein Kapitel, das sich zum ersten Mal ausschließlich mit den Bundesländern und den regionalen Märkten für Umwelttech-nik beschäftigt. Ergänzt wird dieses Kapitel durch „Steckbriefe“ der Lan-desministerien. Abschließend wer-den im letzten Kapitel die wichtigsten Ländermärkte im Bereich der Umwelttechnik behandelt. Dabei wird nicht nur auf die Absatzmärkte eingegangen, sondern auch auf die Produktionsmärkte.

Umwelttechnik hat sich als globaler Weltmarkt etabliertDie Untersuchung der globalen Struktur der Umwelttechnik und ihrer Entwicklung zeigt ganz deutlich: GreenTech ist weltweit ein Erfolgs-modell. In ihrer Entwicklung übertrifft die Umwelttechnik-Branche auf den Weltmärkten nicht nur die im Umwelttechnologie-Atlas 1.0 gestell-ten Prognosen, sie hat auch die Vorhersagen von Branchenexperten längst überflügelt.

Die in diesem Atlas dargestellten Leitmärkte haben bereits im Jahr 2007 ein Weltmarktvolumen von etwa 1.400 Mrd. Euro erreicht und sich damit in die globalen Schlüsselindustrien eingereiht, wie beispiels-weise Chemie, Automobilbau und Elektrotechnik (siehe Abbildung Seite 12).

Über ein Drittel des Gesamtvolumens entfällt auf den Leitmarkt Energieeffizienz mit einem Volumen von mehr als 500 Mrd. Euro. Im Leitmarkt Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung – sein Volumen liegt bei knapp 155 Mrd. Euro – sind vor allem die Technolo-gielinien Windkraft und Photovoltaik die Wachstumsmotoren. In beiden

Entwicklungsprognosen der globalen CO2-Emissionen bis 2100 [in Gigatonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr]

Quelle: IPCC 2007

ohne den Einsatz nachhaltiger Technologien

mit dem Einsatz nachhaltiger Technologien

2000 2020 2040

20

40

60

80100

02060 2080

140

120

2100

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12 Ökologie als unterneh merische Chance

Bereichen konnten die Marktvolumi-na seit der letzten Auflage verdop-pelt werden. Auch Abfall hat sich zu einer wertvollen Ressource entwi-ckelt. Weltweit wurden Anlagen der Abfall- und Recyclingwirtschaft für mehr als 35 Mrd. Euro umgesetzt. Die Unternehmen des Leitmarktes Rohstoff- und Materialeffizienz er-zielten im Jahr 2007 weltweit knapp 95 Mrd. Euro Umsatz. Biokunststof-fe entwickeln sich mehr und mehr zu einem Treiber in diesem Leitmarkt. Auch der Leitmarkt Nachhaltige Was-serwirtschaft hat sich seit der letzten Befragung mit einem Volumen von mehr als 360 Mrd. Euro wesentlich besser entwickelt als prognostiziert. Vor allem die Bereiche Wasserauf-bereitung und -verteilung, und hier insbesondere die Nachfrage im asi-atischen Raum, haben das Volumen

steigen lassen. Der Leitmarkt Nachhaltige Mobilität ist in den letzten zwei Jahren um etwas mehr als 14 % gewachsen und liegt damit im Rahmen der prognostizierten Steigerung. Der Weltmarkt besitzt ein Volumen von circa 200 Mrd. Euro. Ausschlaggebend für das Markt-wachstum waren vor allem Effizienzsteigerungen in vorhandenen Tech-nologien.

Bereits heute betrachten die meisten Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft die Umwelttechnik nicht mehr als Modeerscheinung, sondern setzen bewusst Hoffnungen in diese Branche, um Stagnation oder Degression anderer Wirtschaftszweige und deren Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft abzufangen.

Megatrends treiben die globalen Märkte der Umwelttechnik-BrancheDrei Megatrends werden das Wachstum der Umwelttechnik-Branche weltweit weiter antreiben. Dazu gehören das Bevölkerungswachstum,

Weltmarktvolumen für Umwelttechnologien 2007 [Mrd. Euro]

Quelle: Marktstudien,Experteninterviews, Roland Berger

35

94

361

Kreislauf-wirtschaft

Rohstoff- und Materialeffizienz

538Energieeffizienz

UmweltfreundlicheEnergien

NachhaltigeWasserwirtschaft

200NachhaltigeMobilität

155

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13Ökologie als unterneh merische Chance

die zunehmende Globalisierung und das weltweite Wohlstandsstre-ben.

Nach UN-Prognosen werden im Jahr 2050 statt derzeit 6,8 Milliarden Menschen über 9 Milliarden auf der Erde leben. Gleichzeitig wächst die Welt immer mehr zusammen. Die Globalisierung treibt das Wirt-schaftswachstum, die Vernetzung der Welt, die Urbanisierung und da-mit auch die Mobilität. Dabei sind vor allem die aufstrebenden Schwel-lenländer betroffen. Hier wird laut Prognosen der Vereinten Nationen beispielsweise die Zahl der in den Städten lebenden Menschen in den nächsten zwei Jahrzehnten von heute 2,5 Milliarden auf rund 4 Milliar-den Menschen steigen.

Der Anstieg der Treibhausgasemissionen ist vor allem eng an das weltweite Wohlstandsstreben gekoppelt, sodass dieses als eine we-sentliche Ursache der Klimaerwär-mung betrachtet werden kann. Das rasante Wirtschaftswachstum einiger Schwellen- und Entwicklungsländer verschärft diese Entwicklung: In Chi-na hat sich der Energiekonsum seit dem Jahr 2000 verdoppelt, und allein im Jahr 2007 stieg der Verbrauch um fast 150 Mio. Tonnen Öleinheiten – das ist halb so viel, wie die Bun-desrepublik pro Jahr verbraucht. Es ist kaum noch umstritten, dass der Mensch für den Klimawandel ver-antwortlich ist. Circa ein Drittel aller Treibhausgase, die in die Atmosphä-re geblasen werden, stammt aus den Sektoren Industrie und Transport, ein Viertel aus der Energieerzeugung.

Moderne Umwelttechnologie kann dafür sorgen, dass ressourcen-schonender produziert und mehr auf nachwachsende Rohstoffe zu-rückgegriffen wird, anstatt endliche Rohstoffe zu vergeuden. Gleichzeitig lassen sich Emissionen einsparen, wodurch der Klimawandel gebremst

Vorhersage einer möglichen „Super-Warm-zeit“ durch den anthropogenen Treibhaus-effekt

Quelle: in Anlehnung an IPCC 2007

13

15

17

11

Temperatur [°C]

8.000 v. Chr. 202004.000 v. Chr.

19

17

15

Temperatur [°C]

Zeit in Jahren

"Super-Warmzeit"der Zukunft?

21

HeuteKaltzeitklima der Vergangenheit

Herkunft der TreibhausgasemissionenQuelle: World Resources Institute 2005,

Roland Berger

12%

13%

18%

32%

Land- und Forstwirt-schaft

25%

Energieerzeugung

Industrie

Transport

Andere

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14 Ökologie als unterneh merische Chance

wird. „GreenTech made in Germany“ leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Umwelttechnik-Branche wächst auch in Zukunft rasantBis 2020 wird sich der Umsatz der Umweltindustrien auf 3.100 Mrd. Euro mehr als verdoppeln. Unterstützt von den beschriebenen Me-gatrends, der Intensivierung der umweltpolitischen Diskussion und dem zunehmenden Bewusstsein für umweltrelevante Themen, setzt

die Wachstumsgeschwindigkeit der Märkte für Umwelttechnologien auch in Zukunft weltweit Maßstäbe.

Im Leitmarkt Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung wurden die Prognosen daher signi-fikant nach oben korrigiert, was vor allem dem enormen Wachstum der Technologielinien Windkraft und Pho-tovoltaik geschuldet ist. Bis zum Jahr 2020 wird die Schere der Wachs-tumsraten zu anderen erneuerbaren Energietechnologien vermutlich noch weiter auseinander gehen. Das pro-gnostizierte Wachstum von jährlich 20 % werden diese Technologien vor allem hohen Preisen fossiler Energie-träger zu verdanken haben. Auch die

Implementierung von Fördermaßnahmen, vor allem in Schwellenlän-dern wie China und Indien, wird zukünftig das Marktvolumen weiter wachsen lassen. Das größte Wachstum der neu installierten Energieer-zeugungskapazität in absoluten Zahlen wird die Windkraft aufweisen. Prognosen erwarten, dass im Jahr 2020 neue Windkraftanlagen zur Erzeugung von circa 140 Gigawatt Strom gebaut werden; das bedeutet im Vergleich zu 2007 knapp 117 Gigawatt mehr neu installierte Leistung pro Jahr.

Auch im Leitmarkt Energieeffizienz wird sich das Marktvolumen bis zum Jahr 2020 nochmals verdoppeln, was einem jährlichen Wachstum von über 5 % entspricht. Die zwar auf den ersten Blick relativ mode-

Weltmarktentwicklung Umweltindustrien 2007–2020 [Mrd. Euro]

Quelle: Marktstudien,Experteninterviews, Roland Berger

2007

~1.650

2010

~3.100

2020

~1.400

+6,5% p.a.

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15Ökologie als unterneh merische Chance

raten Wachstumszahlen dieses Marktes relativieren sich in Anbetracht der Marktreife der Technologien. Treiber sind in diesem Leitmarkt vor allem die Mess-, Steuer- und Regeltechnik und Elektromotoren, die in ihrem Segment eine Verdopplung des Marktvolumens erwarten. Die Artikel der Weißen Ware werden hingegen nicht mit diesem Wachs-tumstempo mithalten können.

Für den heute noch relativ kleinen Leitmarkt Rohstoff- und Material-effizienz wird bis zum Jahr 2020 eine Verdreifachung des Volumens vorhergesagt. Motor dieses rasanten Wachstums sind vor allem die enormen Entwicklungsschübe im Bereich der Biotechnologie.

Der Leitmarkt Kreislaufwirtschaft wird vor allem durch erfolgreiche Schlüsseltechnologien getrieben. Hierzu gehören beispielsweise au-tomatische Stofftrennungsanlagen, die nach Einschätzung von Roland Berger Strategy Consultants bis 2010 Wachstumsraten von 15 % er-zielen werden. Wesentlicher Markttreiber ist der Ausbau weltweiter Regulierungen zum Schutz von Menschen und Umwelt.

Der Leitmarkt Nachhaltige Wasser-wirtschaft wird bis 2020 moderat mit 3 % pro Jahr wachsen. Das Wachs-tum entsteht vor allem in Schwellen-ländern durch den Aufbau neuer und die Modernisierung bestehender Inf-rastruktureinrichtungen.

Die in jüngster Zeit weit verbreitete Diskussion zur Mobilität des 21. Jahr-hunderts verspricht hohes Wachs-tumspotenzial für den Leitmarkt Nachhaltige Mobilität. Das derzeiti-ge Volumen wird sich bis 2020 von 200 Mrd. auf rund 300 Mrd. Euro erhöhen. Die Verbreitung von neu-en Technologien, wie zum Beispiel Elektromotor und Brennstoffzelle, wird das heutige Verständnis von Mobilität nachhaltig verändern. Allein der Markt für die bereits etablierten Hybridfahrzeuge wird sich vor die-sem Hintergrund bis zum Jahr 2020 nahezu verdoppeln.

Ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland [%; 2000 = 100] und Geschäftserwartung der deutschen Umwelttechnik-Branche

Quelle: Ifo 2008, Roland Berger

Nov06

108%

86%

Mai07

Nov08

Ifo-Geschäftsklimaindex

16%

39%

45%

Geschäftserwartung der deutschenUmwelttechnik-Unternehmen

„günstiger“

„gleichbleibend“

„ungünstiger“

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16 Ökologie als unterneh merische Chance

Die Umwelttechnik erweist sich selbst in einer Phase der gesamt-wirtschaftlichen Abkühlung als robust. Dies zeigt beispielsweise für Deutschland der Geschäftsausblick der Unternehmen in diesem Wirtschaftszweig: Denn mehr als 80 % aller befragten Unternehmen erwarten künftig „gleich bleibende“ oder „günstigere“ Geschäftsaus-sichten. Damit zeichnet sich eine Entkopplung der Branche von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland ab, die nämlich schon im Herbst 2008 zum Zeitpunkt der Befragung deutlich an Dy-namik eingebüßt hatte. So war der Ifo-Geschäftsklimaindex zu diesem Zeitpunkt auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren gefallen (siehe Abbildung Seite 15).

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Der deutsche Umwelttechnik-Markt

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18 Der deutsche Umwelttechnik-Markt

Nicht nur auf dem Weltmarkt, auch in Deutschland haben die Zuwachsraten des Marktes für Umwelttechnologien selbst optimistische Prognosen übertroffen. Nach Berechnungen von

Roland Berger Strategy Consultants erwirtschafteten Umwelttechno-logien in Deutschland im Jahr 2007 rund 8 % des deutschen Brutto-inlandsprodukts, bis 2020 wird sich dieser Anteil auf 14 % erhöhen. Bereits diese Zahlen demonstrieren deutlich, dass GreenTech längst keine Nischentechnologie mehr ist – ganz im Gegenteil: Der Markt für Umweltgüter hat sich zu einer Wachstumsbranche mit einer großen Bedeutung für die gesamte Wirtschaft entwickelt.

Deutschland hat hervorragende Vo-raussetzungen, um die Weltmärkte mit „GreenTech made in Germany“ zu beliefern. Basierend auf vier star-ken Wirtschaftszweigen, nämlich Elektrotechnik, Maschinenbau, An-lagenbau und Dienstleistungen, hat sich Deutschlands Umwelttechnik-Branche Weltmarktanteile zwischen 6 und 30 % erarbeitet. Mit beson-deren Stärken kann Deutschland bei den Technologien der Umweltfreund-lichen Energien und Energiespeiche-rung aufwarten. Hier halten deutsche Unternehmen circa 30 % des Welt-marktes. Quantitativ betrachtet ha-ben viele Unternehmen den Schwer-

punkt Planung und Beratung. Ein Drittel aller Befragten ordnete sich diesem Tätigkeitsbereich zu. Weiterhin sind Unternehmen aus dem Bereich der Produktion und des Anlagenbaus stark vertreten.

Eine weltweite Vorreiterrolle nehmen deutsche Unternehmen im Leitmarkt Kreislaufwirtschaft vor allem bei den Anlagen zur automati-schen Stofftrennung ein: Ihr Weltmarktanteil liegt bei über 60 %. Kein anderes Land hat in den letzten Jahren die Anwendung dieser Techno-logie so forciert wie Deutschland. Die aggregierten Weltmarktanteile (siehe Abbildung Seite 19) zeichnen allerdings ein differenziertes Bild: So liegt zum Beispiel der Weltmarktanteil deutscher Unternehmen im Leitmarkt Rohstoff- und Materialeffizienz lediglich bei 6 %; in der zu diesem Leitmarkt gehörenden Biodieselproduktion hat Deutschland al-lerdings mit 42 % den weltweit größten Marktanteil. Ähnlich verhält es sich im Leitmarkt Nachhaltige Wasserwirtschaft, wo der Weltmarktan-

Verteilung der Unternehmen in der Befra-gung nach dem Schwerpunkt ihrer Tätigkeit

Quelle: Roland Berger

9%

10%

12%

14%

33%

PlanungundBeratung

18%

ProduktionSonstige

Anlagen-bau

Handel

Betrieb von Anlagen(primär) 2%

Con-tracting

2%

Betrieb von Anlagen (sekundär)

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19Der deutsche Umwelttechnik-Markt

teil Deutschlands 10 % beträgt: Die Weltmarktanteile der Technologien für Dezentrales Wassermanagement und Effizienzsteigerungen beziffern sich jedoch auf jeweils 20 %.

Der Boom der Umweltindustrie in Deutschland hat sich nach der Ver-öffentlichung des Umwelttechnolo-gie-Atlas 2007 fortgesetzt. In den Jahren 2005 bis 2007 sind die Um-sätze in allen Leitmärkten zweistellig gewachsen. Knapp 40 % aller befrag-ten Unternehmen gaben an, dass ihr Umsatz im letzten Jahr um 10 % oder mehr gestiegen ist (siehe Abbil-dung unten).

Die befragten Unternehmen erwar-ten, dass sich dieser Trend bis 2010 fortsetzt. Das Spektrum der Wachs-tumsraten für die Jahre 2005 bis 2007 reicht von 15 % in den Leit-märkten Nachhaltige Mobilität und Kreislaufwirtschaft bis hin zu 29 % in den Umweltfreundlichen Energien und Energiespeicherung. Das Wachs-tum in diesem Leitmarkt wurde vor allem durch die Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien getrieben.

Als Wachstumsmotor hinter dem Leitmarkt Umweltfreundliche Energi-en und Energiespeicherung folgt die Rohstoff- und Materialeffizienz. Hier sind in erster Linie Unternehmen aus dem Produktbereich der nachwach-senden Rohstoffe für den enormen Zuwachs verantwortlich. Die zuneh-mende Sensibilität der Konsumen-ten für das Thema effiziente Energie-

Marktanteile deutscher Unternehmen an den Weltmärkten für Umwelttechnologien 2007

Quelle: Marktstudien,Experteninterviews, Roland Berger

Marktanteil Deutschland

~30%

Umweltfreundliche Energien Energieeffizienz

~12%

~6%

Rohstoff- und Materialeffizienz

Nachhaltige Wasserwirtschaft

~10%

~18%

Nachhaltige Mobilität Kreislaufwirtschaft

~24%

Vergangene und erwartete Umsatzentwick-lung nach Leitmärkten [%]

Quelle: Roland Berger

17

14

16

24

22

3529

20

21

18

15

15

UmweltfreundlicheEnergien

Energieeffizienz

Rohstoff- und Materialeffizienz

NachhaltigeWasserwirtschaft

NachhaltigeMobilität

Kreislaufwirtschaft

2008-20102005-2007

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20 Der deutsche Umwelttechnik-Markt

nutzung konnten die dort beheimateten Unternehmen anscheinend zur weiteren Etablierung am Markt nutzen.

Auch in den Prognosen für die Jahre 2008 bis 2010 schlägt der Leit-markt Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung mit einem erwarteten Umsatzwachstum von 35 % die anderen Leitmärkte um Längen. Die Dynamik des Wachstums wird sich in den einzelnen Leitmärkten jedoch völlig unterschiedlich entwickeln. Die Leitmärkte Energieeffizienz, Rohstoff- und Materialeffizienz und Nachhaltige Mo-bilität werden auf ihrem Expansionskurs weiter an Fahrt gewinnen. In den übrigen Leitmärkten rechnen die Unternehmen zwar mit einer Verlangsamung des Wachstums, gleichwohl gehen die Befragten für die Zukunft noch immer von dynamischen und im Schnitt zweistelligen Wachstumsraten aus – und dies selbst in Märkten wie der Kreislauf-wirtschaft, in denen bereits sehr hohe absolute Marktvolumina erreicht werden.

Insgesamt sind die Unternehmen der Umwelttechnik-Branche klein-teilig und erwirtschaften zum großen Teil einen Jahresumsatz von weniger als 10 Mio. Euro. Ihr Anteil ging jedoch von 80 % in der Be-fragung 2006 auf 74 % in der Befragung 2008 zurück. Die Quote der großen Unternehmen, die einen Jahresumsatz von mehr als 50 Mio. Euro angaben, stieg hingegen von 9 % auf 12 %. Diese Verschiebung in der Zusammensetzung der Befragungsteilnehmer kann als Beleg da-für interpretiert werden, dass die Branche insgesamt einen rasanten Wachs tums prozess durchläuft, wodurch sich auch die Branchenstruk-tur verändert.

Die Befragung zeigt auch: Umwelt-technologie schafft Arbeitsplätze in Deutschland. Die Belegschaften der befragten Unternehmen wuchsen von 2005 bis 2007 um durchschnitt-lich 14 %. Auch künftig sollen Raten von 10 % und mehr erreicht werden. Dies belegt, dass die Beschäftigungs-effekte der Umwelttechnik mittler-weile enorme Bedeutung für den deutschen Arbeitsmarkt erreicht ha-ben. Wie schon beim Umsatzwachs-tum, so sind die Umweltfreundlichen Energien und Energiespeicherung auch im Bezug auf die steigenden

Verteilung der Unternehmen nach Jahres-umsatz

Quelle: Roland Berger

> 50 Mio. Euro

10-50Mio. Euro

< 10 Mio. Euro

12%

14%

74%

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21Der deutsche Umwelttechnik-Markt

Mitarbeiterzahlen der Unternehmen der Spitzenreiter unter den Leitmärk-ten.

In der Umwelttechnik-Branche ent-stehen Arbeitsplätze vor allem in Deutschland, da der deutsche Leis-tungsanteil der Unternehmen im Durchschnitt bei 90 % liegt. Das heißt: Lediglich 10 % der Leistungs-erbringung erfolgen im Ausland, dementsprechend hoch sind die Mitarbeiterzahlen im Inland. Diese Argumentation wird gestützt durch die Tatsache, dass die Umwelttech-nik-Unternehmen mit 65 % eine ge-genüber anderen Industrien hohe Eigenleistungstiefe vorweisen. Nur 35 % der Leistung werden also im Durchschnitt durch Dritte erbracht, die ihre Wertschöpfung auch im Aus-land durchführen könnten.

Weitere, überwiegend positive Nachrichten sind beim Blick auf die Entwicklung der Umsatzrenditen der Umwelttechnologie-Unternehmen zu vermelden. Knapp 90 % der Un-ternehmen arbeiten profitabel, und fast jedes fünfte Unternehmen weist sogar einen Überschuss von 10 % des Umsatzes und mehr aus.

Die größten Streuungen der Rendi-ten findet man – wie schon bei der Befragung 2006 – auch diesmal wie-der unter den Unternehmen, deren Jahresumsatz unter 10 Mio. Euro liegt. Sie stellen sowohl in der Ka-tegorie der Unternehmen mit nega-tiven Umsatzrenditen den größten Anteil als auch in der Gruppe derer, die die höchsten Renditen erzielen.

Eigenleistungsanteil am Endprodukt – Vergleich zwischen der Umwelt- und Automobilindustrie

Quelle: Statistisches Bundesamt/Roland Berger

22%

65%

Branche Eigen-leistungsanteil

Automobil-branche

Umwelttechnik-Branche

Fremdleistung Eigenleistung

Vergangene und erwartete Mitarbeiterent-wicklung nach Leitmärkten [%]

Quelle: Roland Berger

13

8

6

7

11

1821

15

3

15

4

9

UmweltfreundlicheEnergien

Energieeffizienz

Rohstoff- und Materialeffizienz

NachhaltigeWasserwirtschaft

NachhaltigeMobilität

Kreislaufwirtschaft

2008-20102005-2007

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22 Der deutsche Umwelttechnik-Markt

Deutliche Unterschiede bei den Renditen zeigt die leitmarktspezifische Betrachtung, was größtenteils mit den verschiedenen Branchenstruk-turen erklärt werden kann. Den höchsten Anteil hochprofitabler Unter-nehmen findet man in den Leitmärkten Energieeffizienz, Rohstoff- und Materialeffizienz und Kreislaufwirtschaft. In diesen Leitmärkten weisen vor allem Dienstleister und Unternehmen mit hohen technologischen Eigenleistungen sehr hohe Profitabilitäten aus. Hierzu gehören Unter-nehmen im Bereich der Entsorgung von Sonderabfällen im Leitmarkt Kreislaufwirtschaft sowie Unternehmen der Mess-, Steuer- und Regel-technik im Leitmarkt Energieeffizienz.

In der Befragung wurde zudem festgestellt, dass sich ein hoher Eigen-leistungsanteil für die Unternehmen auch in wirtschaftlicher Hinsicht bezahlt macht. Unternehmen mit einem hohen Eigenleistungsanteil am Endprodukt konnten auch die höchste Profitabilität aller Befrag-ten vorweisen. Im Vergleich wachsen sie zwar langsamer – sofern man bei durchschnittlich zweistelligen Wachstumsraten überhaupt von „langsam“ sprechen kann – jedoch sehr profitabel. Unterneh-men mit hohem Eigenleistungsanteil besitzen anscheinend den Vor-

teil, dass ein hoher Organisations-aufwand bei Auslagerungsprozessen einzelner Wertschöpfungsstufen ver-mieden wird. Die damit verbundene Anpassung unternehmensinterner Organisationsabläufe kann ebenfalls umgangen werden. Folglich redu-ziert sich der Steuerungsaufwand im Unternehmen, was die Konzentrati-on auf das Kerngeschäft sowie die Profitabilität fördert. Der hohe Eigen-leistungsanteil zeigt ebenfalls, dass es sich bei der Umwelttechnik um eine vergleichsweise junge Branche handelt. Noch besitzen die Unter-nehmen keine kritische Größe, die eine Auslagerung und Fremdvergabe eigener Unternehmens prozesse not-wendig macht.

Internationaler Erfolg mit Energie aus Sonne

Die 1999 gegründete PhoenixSolar AG schreibt mit ihrem international ausgerichteten Geschäftsmodell Erfolgsgeschichte. Seit 2006 ist das Photovoltaik-Systemhaus, das seinen Hauptsitz in Sulzemoos bei München hat, mit Tochtergesell-schaften in Südeuropa, Asien und Australien vertreten und setzt dort seine Produkte erfolgreich ab. Der in Zusammenarbeit mit der KG Allgemeine Leasing GmbH errich-tete und im März 2008 in Betrieb gegangene Solarpark in Castilla La Manche, Spanien, wird voraussicht-lich eine CO2-Einsparung von knapp 4.000 Tonnen im Jahr realisieren.

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23Der deutsche Umwelttechnik-Markt

Deutsche Unternehmen profitieren von der fortschreitenden Internationalisierung

Obwohl Deutschland noch immer den mit Abstand bedeutendsten Markt für einheimische Unternehmen darstellt, spielen auch die inter-nationalen Märkte im Bereich der Umwelttechnologien eine zuneh-mend wichtigere Rolle. Und deutsche Unternehmen haben diesen Trend erkannt: Die weltweite Industrialisierung bietet einmalige Chan-cen, die nationalen Geschäftsmodelle und innovativen Entwicklungen erfolgreich auf dem Weltmarkt zu positionieren.

Als Teil einer Volkswirtschaft, die seit Jahrzehnten den Titel „Export-weltmeister“ trägt, haben deutsche Umweltunternehmen schon früh die Bedeutung internationaler Akti-vitäten für die eigene positive Ge-schäftsentwicklung erkannt. Bereits im Umwelttechnologie-Atlas 1.0 gab fast ein Drittel der Unternehmen an, dass die eigenen Tätigkeiten nicht national fokussiert sind, sondern ihr Schwerpunkt innerhalb der EU liegt oder sogar global ausgerichtet ist. Die Befragung 2008 zeigt bei den Unternehmen eine klare Tendenz zur Ausweitung ihrer internationalen Tätigkeiten. Mittlerweile sind über 35 % der Unternehmen nach eige-nen Angaben überwiegend außer-halb Deutschlands tätig.

Die internationalen Aktivitäten wer-den an Bedeutung gewinnen, dabei liegen die Wachstumsmärkte der Zukunft nicht mehr ausschließlich in Europa. Die befragten Unterneh-men gehen davon aus, dass auch in Asien und den USA das Nachfra-gevolumen zunehmen wird.

Betrachtet man die von den Unternehmen wahrgenommene Bedeu-tung von internationalen Wettbewerbern, lässt sich ebenfalls eine Fo-kussierung auf Europa feststellen. So verorten die meisten Unterneh-men ihre stärksten Wettbewerber in Deutschland und in Westeuropa. Mit einigem Abstand folgen hier Unternehmen aus Osteuropa auf Rang drei.

Teilnehmer der Befragung mit internationa-lem Geschäftsschwerpunkt im Vergleich zu GreenTech made in Germany 1.0

Quelle: Roland Berger

Anteil Unternehmen mit internationalem Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit

Befragung 2006

Anteil Unternehmen mit nationalem Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit

Befragung 2008

35%33%

67% 65%

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24 Der deutsche Umwelttechnik-Markt

Fast alle befragten Unternehmen er-warten bis 2020 eine Verschärfung der Konkurrenzsituation. So nimmt die Bedeutung des Wettbewerbs über alle Regionen der Welt inklu-sive Deutschland zu. Einen beson-ders starken Zuwachs in Bezug auf Wettbewerb wird von Unternehmen aus Osteuropa erwartet. Aber auch chinesische Unternehmen werden in Zukunft zunehmend als ernst zu nehmende Wettbewerber gesehen. Bei der Befragung 2006 rangierten chinesische Unternehmen in der Wahrnehmung als potenzielle Kon-kurrenten noch unter ferner liefen. Inzwischen wird erwartet, dass sie 2020 die stärksten außereuropäi-schen Wettbewerber der deutschen Umwelttechnik-Unternehmen sein werden. Schon heute sind Unterneh-men aus China in einigen Bereichen der Umwelttechnik, etwa in der Pho-tovoltaik, Markt- und Technologiefüh-rer in ihrem Segment.

Das Ergebnis internationaler Aktivität ist klar ablesbar: Auf das Ausland fokussierte Unternehmen wachsen schneller als diejenigen, die sich le-diglich auf den einheimischen Markt

konzentrieren (siehe Abbildung Seite 25). Während der Umsatz der national tätigen Unternehmen seit 2006 im Durchschnitt um 18 % wuchs, erreichten die Unternehmen mit internationalem Schwerpunkt eine Steigerung um 24 %. Dies bedeutet, dass die deutschen Unter-nehmen verstärkt am Wachstum des Weltmarktes partizipieren.

Und international ausgerichtete Unternehmen wachsen nicht nur schneller, sondern auch wesentlich profitabler als Unternehmen, die ausschließlich national tätig sind – obwohl die im Ausland aktiven Unternehmen aufgrund der internationalen Verflechtung eine größe-re Komplexität der Wertschöpfung aufweisen. Die höheren Gewinne könnten implizieren, dass die Organisationsform dieser Unternehmen

Anteil der international tätigen Unterneh-men nach Umsatzklassen

Quelle: Roland Berger

49%

55%

Umsatzklasse[Mio. Euro]

RegionaleSchwerpunkte

<10

10-50

>50

nicht international international

28%

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25Der deutsche Umwelttechnik-Markt

wesentlich wettbewerbsorientier-ter aufgestellt ist. Möglicherweise bieten die Auslandsaktivitäten auch Chancen, einzelne arbeitsintensive Teilstufen der Produktion kosten-günstig ins Ausland zu verlagern. Ein erfolgreiches Auslandsengagement der Unternehmen wird gleich dop-pelt belohnt: mit stärkerem Wachs-tum und höherem Profit. Die in internationales Wachstum getätigten Investitionen der Unternehmen zah-len sich offensichtlich aus.

Die Mehrheit der Befragten äußerte sich unabhängig vom geogra-fischen Tätigkeitsschwerpunkt sehr positiv zu ihrer gegenwärtigen Geschäftslage. 60 % der Teilnehmer aus der Gruppe der internatio-nal und 50 % aus der Gruppe der national agierenden Unternehmen beantworteten die entsprechende Frage mit „gut“ (siehe Abbildung unten). Auch für die zukünftige Entwicklung zeichnet sich ab, dass sich die Orientierung über den Tellerrand der deutschen Binnenwirtschaft hinaus für die Unternehmen lohnt. Unter den überwiegend international tätigen Unternehmen erwarten 42 % – und somit circa 5 Prozentpunkte mehr als bei den nationalen –, dass sich ihre Situation auf der bereits guten derzeitigen Lage aufbauend nochmals verbessert (siehe Abbil-dung unten).

Das verstärkte Auslandsengage-ment der deutschen Unternehmen bedeutet jedoch nicht, dass gleich-zeitig Arbeitsplätze oder Know-how ins Ausland abwandern. Eher das Ge-genteil ist der Fall. Auffällig viele Un-ternehmen, die eine hohe Wertschöp-fung im Ausland besitzen, gaben an, dass in den letzten beiden Jahren die Zahl ihrer Mitarbeiter besonders im Inland massiv zugelegt hat. Anschei-nend gelingt es diesen Unterneh-

Umsatzentwicklung der Befragungsteilnehmer

Quelle: Roland Berger

Unternehmen mit nationalem Schwerpunkt

Umsatz-entwicklung [%]

Unternehmen mit internationalem Schwerpunkt

+18

+24

Einschätzung der aktuellen Geschäftslage der befragten Unternehmen nach geografi-schem Schwerpunkt ihrer Tätigkeit

Quelle: Roland Berger

Geschäftslageheute

Schwerpunktnational

Schwerpunktinternational

gut 50%60%

befriedigend 41%34%

schlecht 9%6%

Einschätzung der zukünftigen Geschäftsla-ge der befragten Unternehmen nach geo-grafischem Schwerpunkt ihrer Tätigkeit

Quelle: Roland Berger

Geschäftslagezukünftig

Schwerpunktnational

Schwerpunktinternational

günstiger 37%42%

gleich bleibend 47%42%

ungünstiger 16%16%

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26 Der deutsche Umwelttechnik-Markt

men, die Erfolge im Ausland in Form von Arbeitsplätzen nach Deutschland zu importieren. Aufgrund gegebe-ner deutscher Standortfaktoren und vergleichsweise hoher Arbeitskosten bestätigt sich das Streben nach der Systemkopfentwicklung in Deutsch-land. Diese besagt, dass sich die deutsche Wirtschaft vor allem auf wertschöpfungsintensive und hoch-qualifizierte Stellen in Forschung und Entwicklung, Management oder Ver-waltung konzentriert.

Die Rolle der Dienstleister und Beratungsunternehmen als besonderer Treiber der internationalen Aktivitäten wird bislang unterschätzt. Ob-wohl lediglich 22 % der zu dieser Gruppe gehörenden Unternehmen einen internationalen Tätigkeitsschwerpunkt angeben, werden sie doch mehr und mehr zum „Türöffner“ für deutsche Unternehmen auf aus-ländischen Märkten: Planer und Berater sind im Ausland die besten Botschafter für die deutsche Expertise auf dem Feld der Umwelt-technologien. Um die hohe Planungsqualität dann auch in der Reali-sierungsphase des Projekts umzusetzen, werden an die ausführenden Unternehmen mindestens genauso hohe Anforderungen gestellt – die häufig besonders von deutschen Unternehmen erfüllt werden. Können sich Dienstleiter folglich im Ausland etablieren, steigt die Wahrschein-lichkeit exponentiell, dass weitere deutsche Unternehmen in ausländi-sche Projekte einbezogen werden.

In seiner Bedeutung als Absatzmarkt liegt Deutschland heute und in Zukunft nach Einschätzung der befragten Unternehmen nach wie vor unangefochten auf Rang eins. Mit Abstand folgen Westeuropa und Osteuropa auf den Rängen zwei und drei, während andere Weltregi-onen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Dies zeigt, wie sehr die GreenTech-Unternehmen auf den Absatzmarkt Europa fokussiert sind und wie sehr dieser Markt die Kapazitäten der Unternehmen auslastet. Auch die Erwartungen über die Bedeutung von Absatzregionen im Jahr 2020 zeichnen dasselbe Bild: So glauben die befragten Unternehmen, dass die Absatzregionen Westeuropa und Osteuropa weit überdurch-schnittlich an Bedeutung gewinnen werden.

Demgegenüber wird den aufstrebenden Volkswirtschaften China und Indien sowohl heute als auch 2020 eine sehr geringe Bedeutung als

Mitarbeiterentwicklung der befragten Un-ternehmen in Deutschland in Relation zu deren Wertschöpfungsanteil im Ausland

Quelle: Roland Berger

Wertschöpfung im Ausland

hoch

mittel

niedrig

Mitarbeiter- wachstumprognostiziert2008-2010

23%

21%

18%

Mitarbeiter- wachstum2005-2007

20%

22%

19%

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27Der deutsche Umwelttechnik-Markt

Absatzmärkte zugewiesen. Obwohl beide Regionen ein überdurch-schnittliches Wachstum im Bereich der Umwelttechnik aufweisen, nehmen die Unternehmen die beiden Länder kaum als potenzielle Märkte für ihre Produkte wahr. Auch die USA und Japan werden nicht als wichtige Absatzmärkte betrachtet. Auch wenn die Nachfrage nach Umwelttechnik, wie zum Beispiel in den USA nach Windkraftanlagen, in den letzten Jahren signifikant zugenommen hat, spielen diese Märkte insgesamt immer noch eine untergeordnete Rolle (siehe Karte Seite 28).

Insgesamt ist der Auslandsfokus über alle Leitmärkte hinweg sehr homogen verteilt. Bis auf die Unternehmen des Leitmarktes Rohstoff- und Materialeffizienz sehen Teilnehmer aller Leitmärkte Deutschland und die anderen europäischen Länder sowohl heute als auch im Jahr 2020 als Hauptabsatzmärkte ihrer Waren und Dienstleistungen. Das-selbe gilt für die Wahrnehmung des Wettbewerbsdrucks seitens der Unternehmen aus dieser Region. Ein Grund dafür ist die schon weit fortgeschrittene Entwicklung des europäischen Umwelttechnik-Mark-tes. So ist nicht nur durch hohe Umweltstandards, sondern auch durch die gezielte und frühe Förderung der Umwelttechnologien ein großer Absatzmarkt geschaffen worden. Gleichzeitig sind europäische Unter-nehmen aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung in der Umwelttechnik den relativ jungen Unternehmen aus anderen Weltregionen technolo-gisch immer noch viele Schritte voraus.

Deutschland bleibt ein hochattraktiver ProduktionsstandortWie die Befragung 2008 zeigt, besitzt Deutschland eine unverändert hohe Attraktivität für das produzierende Gewerbe. Auch im Vergleich zur Befragung 2006 sind keine signifikanten Unterschiede in den Aus-sagen der Unternehmen festzustellen. Eine mögliche Interpretation dieser Bewertung: Trotz vergleichsweise hoher Produktionskosten planen die Unternehmen in naher Zukunft keine wesentlichen Verände-rungen ihrer Produktionsstandorte (siehe Abbildung Seite 29).

Verstärkt wird die Aussage über die hohe Attraktivität des Standorts Deutschland auch durch die Feststellung, dass die Unternehmen der Umwelttechnik-Branche einen sehr geringen Anteil ihrer Wertschöp-fung im Ausland haben. Lediglich 10 % des Umsatzes der deutschen

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28 Der deutsche Umwelttechnik-Markt

Bedeutung regionaler Absatzmärkte und Wettbewerb 2008 und 2020 für Umwelttechnologien

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29Der deutsche Umwelttechnik-Markt

Unternehmen in diesem Bereich wer-den nicht im Inland erwirtschaftet.

Eine genaue Betrachtung der Regi-onen, in denen die Auslandswert-schöpfung erzeugt wird, zeigt: Es liegen keinesfalls Länder auf den vor-deren Rängen, die sich durch niedri-ge Arbeitskosten auszeichnen, son-dern vor allem solche Regionen mit vergleichbar hohem Kostenniveau wie in Deutschland (siehe Abbildung Seite 30). Denn knapp die Hälfte der Mitarbeiter, die deutsche Unterneh-men im Ausland beschäftigen, ist in westeuropäischen Ländern tätig. Nicht die Senkung der Produktions-kosten scheint also Motiv und Treiber des sich verstärkenden Bestrebens der Unternehmen zu sein, im Aus-land tätig zu werden, sondern die Suche nach qualifiziertem Personal. Für diese Interpretation spricht der auffällig niedrige Anteil von Mitar-beitern im osteuropäischen Ausland, den produzierende Unternehmen aufweisen. 70 % ihrer im Ausland tätigen Arbeitnehmer beschäftigen diese Unternehmen in westeuropäi-schen Ländern und in den USA, wo das Lohnniveau nahezu identisch mit dem Deutschlands ist. Nicht einmal jeder zwölfte der bei produzierenden Unternehmen im Ausland Beschäftig-ten arbeitet in Osteuropa. Genau an diesem Beispiel wird deutlich, dass deutsche Unternehmen im Ausland vor allem auf der Suche nach hoch-qualifiziertem Personal sind; in ihrem Streben nach Internationalisierung spielen derzeit Kostenreduzierungen in Produktion, Planung oder Betrieb allenfalls eine Nebenrolle.

Gummi wird „grün“

Je lauter ein Autoreifen auf der Straße ist, desto mehr Kraftstoff verbraucht er. Knapp jede fünfte Tankfüllung geht so auf das Konto der Reifen.

Um dieser Kraftstoffverschwendung entgegenzuwirken hat der Essener Industriekonzern Evonik einen neu-en Zusatzstoff für Gummimischun-gen entwickelt, der den Rollwider-stand eines Reifens um bis zu 40 % reduziert. Das Ergebnis: Bei gleicher Laufleistung und gleichem Fahr-komfort sinken Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß um bis zu 8 %.

Um seine gesamten Aktivitäten im Bereich des Klimaschutzes zu bündeln, gründete Evonik im September 2008 das Zentrum für Energieeffizienz. Dort werden geschäftsbereichsübergreifend Entwicklungsprojekte aus den The-menfeldern CO2-Abtrennung und -Nutzung, Energieerzeugung, Ener-giespeicherung, Lösungen zur Stei-gerung der Energieeffizienz beim Kunden und der Energieeffizienz in Evonik-Prozessen durchgeführt.

Angaben der teilnehmenden Unternehmen zur Bedeutung des Produktionsstandorts Deutschland im Vergleich zur Befragung 2006

Quelle: Roland Berger

heute 2010

74

74

70

72

Bedeutungsindexaus Befragung 2006

Bedeutungsindexaus Befragung 2008

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30 Der deutsche Umwelttechnik-Markt

Wesentlicher Baustein für die Attrak-tivität des Standorts Deutschland bleibt jedoch seine Rolle als Tech-nologie- und Innovationsführer im Bereich der Umweltindustrie.

Attraktivität der Branche zieht neue Akteure an und erhöht Rivalität im MarktDie Umwelttechnik in Deutschland zeichnet sich durch ihre hohe Attrak-

tivität aus. Im Vergleich zu anderen Sektoren besticht diese noch relativ junge Branche vor allem durch ihr dynamisches Wachstum.

Dies führt dazu, dass die Branche zunehmend Kapital in erheblicher Größenordnung anlockt. Im Bereich Venture Capital, also der Beteili-gung an meist kleineren Unternehmen über haftendes Eigenkapital, stieg der Anteil der Mittel, die in die Umwelttechnik flossen, von 0,5 % im Jahr 2001 auf knapp 9 % der Gesamtinvestitionen im Jahr 2007. Damit gehört die Umwelttechnik zu den Sektoren, die für die Venture-Capital-Gesellschaften die höchste Anziehungskraft besitzen. Aus Sicht der Investoren boten nachhaltige Technologien nicht nur bereits in der Vergangenheit eine solide Entwicklung, sondern werden dies in Anbe-tracht steigender Rohstoffpreise aller Wahrscheinlichkeit nach auch in Zukunft tun. Die Vorteile für Investoren liegen auf der Hand: Nachhalti-

ge Technologien bieten auch nachhal-tige Renditen.

Ein weiteres Indiz für die Attraktivität des GreenTech-Sektors ist, dass im-mer mehr Unternehmen aus anderen Branchen die Umwelttechnik entde-cken. Durch einen Einstieg wollen die Unternehmen ihr Geschäft diver-sifizieren und zugleich vom rasanten Wachstum dieses Wirtschaftszwei-ges in Deutschland profitieren.

Verteilung der im Ausland angestellten Mitarbeiter deutscher Umwelttechnik-Unternehmen

Quelle: Roland Berger

21%

8%

9%

Sonstige

China

USA

Osteuropa(ohne Russland)

Westeuropa(ohneDeutschland)

15%

47%

Wertentwicklung des Aktienindex MSCI World und eines Vergleichsindex aus erneu-erbaren Energien

Quelle: Datastream

0100200300400500600700800

WORLD-DSRenewableEnergy Equity

MSCI WORLD

2004 2005 2006 2007 2008 20091. Januar 2004=100

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31Der deutsche Umwelttechnik-Markt

Dabei bieten sich den Unternehmen verschiedene Varianten, den Markt zu erschließen. Zum einen kann der Einstieg in den Bereich Umwelttechnik durch eine Erweiterung der eigenen Produktpalette erfolgen. Gerade die Unternehmen aus dem Maschinenbau nutzen so ihre Kompetenzen: Sie verstärken ihre Aktivitäten zur Steigerung der Energieeffizienz eigener Technologien. Dadurch leisten die Unterneh-men einen wesentlichen Beitrag zur Effizienzsteigerung – und somit auch zur Kostensenkung – bei ihren Kunden. Zum anderen besteht die Möglichkeit, sich in kurzer Zeit durch Fusionen oder Übernahmen bereits existierender GreenTech-Unternehmen Zugang zum Umwelt-technik-Markt zu verschaffen.

So nimmt das Volumen der Transaktionen deutlich zu. Allein im Jahr 2007 hat sich das Volumen bei Fusionen und Übernahmen im Sektor Umwelttechnik gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Wurden im Jahr 2006 noch Unternehmenswerte von nur knapp 3 Mrd. Euro gehandelt, waren es im Jahr 2007 schon etwa 7 Mrd. Euro.

Hinweise auf das verstärkte Engagement branchenfremder Unterneh-men liefert vor allem die sich schnell verändernde Struktur der Branche. Mittlerweile gibt über ein Drittel der in der Umwelttechnik tätigen Un-ternehmen an, nicht in dieser Branche gegründet worden zu sein. Am häufigsten stammen diese Unternehmen aus dem Maschinenbau und dem Baugewerbe. Auch die Anzahl mittlerer und großer Unternehmen nimmt in der sonst sehr kleinteiligen Unternehmenslandschaft von 20 % auf über 26 % zu.

Weiterhin ist zu beobachten, dass die in der Umwelttechnik tätigen Unternehmen, die ursprünglich aus anderen Branchen stammen, im Durchschnitt einen doppelt so hohen Umsatz pro Mitarbeiter aufweisen wie diejenigen Unternehmen, die direkt in der Umwelttechnik gegrün-det wurden. Daraus lässt sich ab-leiten, dass größere Unternehmen aus anderen Branchen die Chancen der Umwelttechnik sehen und zu-nehmend versuchen, sich in dieser Branche zu positionieren. Gerade internationale Unternehmen führen verstärkt Übernahmen im deutschen Umwelttechnik-Markt durch, wie das Beispiel von Suzlon zeigt. Der indi- Branchenherkunft der in die Umwelttechnik

diversifizierten Unternehmen [%]Quelle: Roland Berger

21,6

Maschinen- bau

16,7

Bau-gewerbe

ChemischeIndustrie

6,5

Herstellungvon Metaller- zeugnissen

11,0

Energie- versorgung

6,5

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32 Der deutsche Umwelttechnik-Markt

sche Anbieter kompletter Windkraftlösungen hält inzwischen 75 % der Stimmrechte am deutschen Unternehmen REPower und will seinen Einfluss weiter ausbauen. Blieben bis vor kurzem die deutschen Un-ternehmen bei Zusammenschlüssen und Übernahmen meistens unter sich, sind nun immer häufiger Transaktionen mit internationalen Partnern zu beobachten. Auch nehmen die Fälle zu, in denen deutsche Unternehmen von Konkurrenten aus Ländern wie China und Indien gekauft werden. Für diese Erwerber ist insbesondere der Zugang zu deutscher Hochtechnologie interessant. Sie erhoffen sich von der Kom-bination aus deutscher Technik und den niedrigen Produktionskosten in ihren Heimatländern einen Wettbewerbsvorteil auf dem Weltmarkt und gleichzeitig den Zugang zu den subventionierten und von hohen Margen geprägten europäischen Märkten.

Insbesondere auch die staatliche Unterstützung ist ein Faktor, der die Attraktivität dieses Sektors erhöht. Der Staat ist vor allem gefordert,

Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Entwicklung der Umwelttech-nik-Branche begünstigen. Vieles kön-nen die Unternehmen innerhalb der Innovationssysteme nicht selbst be-einflussen oder steuern: So gibt es bei der Ressource Umwelt als häu-fig öffentliches und kostenfreies Gut keinen sich selbst regelnden Markt. Die Politik greift hier regulierend ein und fördert umweltfreundliche Pro-dukte oder belastet umweltintensi-ve zusätzlich. Die Möglichkeiten des Staates sind dabei vielfältig. Er kann zum Beispiel durch Subventionen Marktnachfrage oder Sonderdarlehen bereitstellen. Durch das Verfolgen ehrgeiziger umweltpolitischer Ziele lassen sich erfolgreich Innovationen induzieren. Die Herausforderung be-steht darin, die Innovationsförderung möglichst effizient auszugestalten.

Ein weiterer Grund für den zuneh-menden Run auf die Branche ist der Versuch von Unternehmen, sich „grün“ zu positionieren und dadurch

StEP: Internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen den Elektroschrott

„Solving the E-Waste Problem“ (StEP) – Im Rahmen dieser inter-nationalen Initiative arbeitet das Fraunhofer-Institut für Zuverläs-sigkeit und Mikrointegration (IZM) zusammen mit der United Nations University, weiteren Organisationen der Vereinten Nationen, Partnern aus der Wirtschaft und Forschungs-einrichtungen aus vielen Länder der Welt an der Lösung der Elektro-schrottproblematik. Zu den Zielen von StEP gehören unter anderem, den Lebenszyklus von elektrischen und elektronischen Geräten zu optimieren. Über das Neudesign von elektronischen Bauteilen sollen die Materialeffizienz erhöht und die Recyclingfähigkeit verbessert werden. Bisher werden viele elek-tronischen Geräte gerade in den Entwicklungsländern immer noch häufig unrecycelt auf Mülldeponien gelagert, wo sie durch ihre Schwer-metallbelastung die Umwelt schä-digen.

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33Der deutsche Umwelttechnik-Markt

einen Imagegewinn zu erzielen. Seit einigen Jahren ist in vielen Un-ternehmen der Trend festzustellen, sich verstärkt in der Umwelttech-nik zu engagieren und über Green Marketing einen Imagewechsel zu vollziehen, neue Kundenkreise zu erschließen beziehungsweise alte an sich zu binden. Grund hierfür ist vor allem das geänderte Bewusstsein des Verbrauchers, der immer häufiger Kriterien wie Umweltschutz oder Umweltverträglichkeit von Produkten in seine Konsumentscheidung einbezieht.

Forschung und Entwicklung sind der Schlüssel zum ErfolgIn den letzten Jahren hat sich die Umwelttechnik zu einer der inno-vativsten Branchen in Deutschland entwickelt und einen Strukturwandel zu einem der forschungsstärksten Wirtschaftszweige durchlaufen. Noch vor einigen Jahren wurde die Umwelt-technik-Branche von den klassischen Umwelttechnologien dominiert, zum Beispiel von der Kreislaufwirtschaft mit einem relativ hohen Anteil an personalintensiven Dienstleistungen und verhältnismäßig geringen For-schungsaufwendungen. Doch auf-grund des enormen Wachstums von Bereichen wie der Stromerzeugung oder der Materialeffizienz haben for-schungsintensive Disziplinen in der Umwelttechnik mehr und mehr an Bedeutung gewonnen.

Diese Forschungsintensität ist heute ein charakteristisches Merkmal für die deutsche Umwelttechnik-Bran-che. Im Gegensatz zu anderen Welt-regionen besitzt Deutschland weder natürliche Standortvorteile, die die Entwicklung der Branche maßgeb-lich unterstützen könnten, noch Kos-

Kooperation treibt Entwicklung von Lithium-Ionen-Batterien voran

Im Rahmen der Innovationsallianz „Lithium-Ionen-Batterie – LIB 2015“ arbeiten verschiedene Industrie-unternehmen wie BASF, Volks-wagen, Evonik, LiTec und Bosch unter Einbeziehung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft an einer Weiterentwicklung von Lithium-basierten Energiespeichern: Die Energie- und Leistungsdichte der Batterien soll um den Faktor 5–10 erhöht werden. Ziel dieses vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts ist es, Forschung entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu betreiben. Unterstützt werden sowohl die Grundlagenforschung auf diesem Gebiet als auch anwendungsorien-tierte Forschung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Industriever-bünden. Eine weitere Vorausset-zung der Förderung ist, dass die Forschungsvorhaben ein großes wissenschaftlich-technisches Risiko haben und konkrete anwendungs-bezogene Ergebnisse liefern sollen.

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34 Der deutsche Umwelttechnik-Markt

tenvorteile, etwa in Form eines nied-rigen Lohnniveaus. Einzig und allein die Differenzierung über Technolo-gieführerschaft verschafft den deut-schen Unternehmen einen Vorteil gegenüber Mitbewerbern. So ge-hört die Umwelttechnik mittlerweile zu den Branchen in Deutschland, die die höchsten Anteile an Forschung und Entwicklung aufweisen. Dabei liegt GreenTech noch vor innovativen Wirtschaftszweigen wie der Chemie-industrie.

Forschung und Entwicklung und der daraus resultierende Technologiefort-

schritt haben zwei wichtige Implikationen für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen: Kostensenkung und Differenzierung. Zum einen können durch die Weiterentwicklung eigener Produkte und Fertigungs-verfahren die Herstellungskosten gesenkt werden, was Unternehmen einen Vorteil verschafft. So ist es zum Beispiel dem weltweit führen-den Solarzellenhersteller Q-Cells durch Investitionen in Forschung und Entwicklung gelungen, die Fertigungskosten pro Megawatt der hergestellten Solarzellen seit 2006 zu halbieren und sich so gegen die immer stärker werdende Konkurrenz in diesem Sektor zu behaupten. Weiterhin rechnet Q-Cells damit, durch weitere Innovationen bis 2014 die Kosten für Solarzellen so weit zu senken, dass Stromerzeugung aus Photovoltaik auch ohne zusätzliche Subventionen gegenüber ande-ren Arten der Stromerzeugung nachhaltig wettbewerbsfähig ist.

Die zweite Implikation von Forschung und Entwicklung für die Wett-bewerbsfähigkeit ist die Technologiedifferenzierung. Die Entwicklung neuer Produkte und Anwendungsfelder ist gerade in einer sich der-art rasant entwickelnden Branche wie der Umwelttechnik enorm wichtig, um die Position im Wettbewerb zu halten beziehungsweise auszubauen. Durch innovative Produkte können Unternehmen neue Absatzmärkte erschließen und sich insbesondere von Wettbewerbern abgrenzen. Gerade ein Technologievorsprung sichert den zukünftigen Unternehmenserfolg und hohe Renditen.

Traditionell fördert der Staat Forschung und Entwicklung von neuen Technologien. Gerade in der Grundlagenforschung sind viele öffentlich finanzierten Forschungsinstitute und Universitäten engagiert. Dies liegt

Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Branchenvergleich [% vom Umsatz]

Quelle: Roland Berger

3,24,5

5,4

15,3

Pharma-branche

Elektronik-Branche

Umwelt-technik

Chemie- Industrie

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35Der deutsche Umwelttechnik-Markt

vor allem darin begründet, dass gerade die Grundlagenforschung für Unternehmen mit relativ großem Risiko verbunden und wenig anwen-dungsbezogen ist. Deshalb wird diese von der privaten Wirtschaft nur in Ansätzen verfolgt. Ein weiterer Teil der vom Staat bereitgestellten Fördermittel fließt in Projekte, in denen Forschungseinrichtungen und Unternehmen zusammenarbeiten, um eine Technologie zur Anwen-dungsreife zu führen. Diese Projekte zeichnen sich meistens durch ihren Praxisbezug aus und sollen sicherstellen, dass das entwickelte Know-how auch in Deutschland Anwendung findet und so wirtschaft-lich verwertet wird.

Dabei bewegt sich die Förderung auf zwei Ebenen: Zum einen wird eine institutionelle Förderung zur breiten Finanzierung von For-schungsinstituten und Universitäten gewährleistet, zum anderen wer-den Projekte direkt gefördert. Mit dieser Projektförderung ist es dem Staat zusätzlich möglich, unmittelbar Akzente in der Forschungspolitik zu setzen und schnell auf neue Entwicklungen und Herausforderungen zu reagieren.

Mit der Forschungsförderung im Bereich Umwelttechnik verfolgt der Staat mehrere Ziele. So sollen die Gelder unter anderem dazu dienen, die CO2-Einsparziele für Deutschland zu erreichen und durch neue Technologien die Umweltverschmutzung zu mindern. Die Forschungs-förderung des Bundesumweltministeriums im Segment erneuerba-re Energien soll zum Beispiel gewährleisten, dass das erklärte Ziel erreicht wird, bis 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien an der Gesamtstromerzeugung auf 20 % zu erhöhen. Seit 2002 wuchsen die Ausgaben des Staates in der Forschungsförderung der Umwelttech-nologie im Durchschnitt um 6 % pro Jahr. Auch die aktuelle Budgetpla-nung sieht eine Erhöhung der Mittel in derselben Größenordnung für die nächsten Jahre vor.

Die befragten Unternehmen planen, ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung bis zum Jahr 2010 um knapp 8 % pro Jahr zu erhö-hen. Damit nimmt die Forschungsleistung der privaten Wirtschaft überdurchschnittlich zu. Hieran wird der Trend deutlich, dass sich die Forschungsleistung in der Umwelttechnik zunehmend von der staatli-chen Förderung abkoppelt und von der Privatwirtschaft getragen wird. Gerade Unternehmen aus dem Leitmarkt Nachhaltige Mobilität fallen durch besonders hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf. Sie steigern die Ausgaben für Forschung mehr als doppelt so schnell wie die staatliche Förderung. Forschungsschwerpunkte sind hier insbe-

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36 Der deutsche Umwelttechnik-Markt

sondere die Entwicklung von alterna-tiven Antrieben wie dem Hybridan-trieb oder der Brennstoffzelle.

Öffentliche Forschungseinrichtungen sind hauptsächlich in den Bereichen Stromerzeugung und Energieeffizi-enz tätig. Gerade die Nutzung von Biomasse für die bio- und thermo-chemische Umwandlung zu Chemi-kalien, Werkstoffen und Kraftstoffen ist in den Fokus gerückt worden. So beschäftigt sich unter anderem das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik mit der Fragestellung, wie man heute noch auf Öl basierende Materiali-en durch nachwachsende Rohstoffe substituieren kann.

Patente sind ein wichtiger Indikator für die Forschungsleistung und Innovationsstärke eines Wirtschaftssektors. Gerade in einer techno-logiebasierten Branche wie der Umwelttechnik stellen Patente einen wichtigen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Unternehmen dar. Hier erwies sich die Umwelttechnik als starker Innovationstreiber: So stieg die Zahl deutscher Patentanmeldungen in diesem Sektor seit 2004 um rund 19 % pro Jahr auf 1044 im Jahr 2007. Auch weltweit spielen deutsche Unternehmen hierbei eine führende Rolle. Von al-len Patenten, die im Bereich der Umwelttechnik beim Europäischen Patentamt im Jahr 2007 neu erteilt wurden, entfielen rund 23 % auf deutsche Unternehmen, gefolgt von den USA mit 22 % und Japan mit 19 %. Besonders innovativ sind deutsche GreenTech-Unternehmen in den Bereichen Solarthermie und Windkraft. Dort kommen sie auf einen Anteil an den Patentanmeldungen von jeweils über 30 %.

Ob sich Ökoinnovationen durchsetzen, ist allerdings nicht nur eine Fra-ge des Know-hows und der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Es kommt vor allem auf die Nachfrage nach technologischen Lösungen sowie auf die politischen und institutionellen Rahmenbedingungen an.

Deutsch-chinesische Forschung: Rapsöl für Schiffsdieselmotoren

Seit 2006 kooperiert die Hoch-schule Amberg-Weiden mit der chinesischen Partneruniversität Jiangsu in Zhenjiang China bei der Entwicklung und Einführung von kleinen Schiffsdieselmotoren, die mit Rapsöl laufen. Diese Technik wird seit Jahren in Deutschland angewendet und soll nun auch in China eingeführt werden. Teil die-ses Forschungsprojekts ist der Aus-tausch von Studierenden sowie von Wissenschaftlern aus beiden Länder, um auf diese Weise die Zusammen-arbeit zwischen den beiden Hoch-schulen zu vertiefen.

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37Der deutsche Umwelttechnik-Markt

Die Verfügbarkeit von Fachkräften bildet das Fundament der deutschen Umwelttechnik-BrancheDeutsche Unternehmen zählen in vielen Bereichen der Umwelttechnik zu den Technologieführern. Dies ist einer der Gründe für den internati-onalen Erfolg von „GreenTech made in Germany“. Die Grundlage dieser Innovationsfähigkeit deutscher Unternehmen bilden die Forschung und Entwicklung neuer Produkte und Produktionsverfahren, mit denen sich die Unternehmen von ihren Wettbewerbern technologisch abgrenzen und Kosten senken können. Eine wesentliche Rolle im Innovationspro-zess spielen Fachkräfte. Sie sind eine elementare Voraussetzung für die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens. Nur mit gut ausgebil-deten Fachleuten ist es den Unternehmen möglich, Innovationen zu entwickeln, diese zur Anwendung zu bringen und damit einen Wettbe-werbsvorteil zu erlangen.

Diesen Zusammenhang haben die befragten Unternehmen klar er-kannt. Im Vergleich der Standortfaktoren, denen sie eine große Re-levanz zuordnen, betrachten sie die Verfügbarkeit von Fachkräften neben einem hohen Nachfragevolumen nach ihren Produkten als den bedeutendsten Faktor. Damit weisen die Unternehmen der Verfügbar-keit von Fachkräften sogar einen noch höheren Stellenwert zu als der Förderpolitik des Staates. Daran zeigt sich, wie sehr die Unternehmen auf Innovation – und infolgedessen auf das Fachkräfteangebot – an-gewiesen sind. Gleichzeitig beklagen die Unternehmen den Mangel an qualifiziertem Personal: Die Ver-fügbarkeit von Fachkräften hat den niedrigsten Erfüllungswert von allen Standortfaktoren; somit gehört sie zu den kritischen Faktoren, wenn es um die Bewertung der Attraktivität des Standorts Deutschland im welt-weiten Vergleich durch die Unterneh-men geht.

Die Verfügbarkeit von Fachkräften wirkt sich vor allem auf die mit-tel- und langfristige Perspektive der Unternehmen aus. So geben die Be-fragten an, dass der Fachkräfteman-gel in Deutschland ihre zukünftige

Angaben der Befragten zur Bedeutung und Erfüllung von Standortfaktoren

Quelle: Roland Berger

Nachfragevolumen

Sehr geringe Bedeutung/gar nicht erfüllt

Sehr hohe Bedeutung/sehr gut erfüllt

Infrastruktur

Fachkräfteverfügbarkeit

Geographische Lage

Kapitalverfügbarkeit

Förderpolitik

Geographische Lage

Netzwerke und Cluster

Erfüllung Bedeutung

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38 Der deutsche Umwelttechnik-Markt

Geschäftsentwicklung insgesamt negativ beeinflusst. Davon sind Un-ternehmen des produzierenden Gewerbes weitaus stärker betroffen als Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor. Besonders groß ist der Mangel an qualifiziertem Personal in den Berufen mit technischer Ausrichtung. Dieses Manko spiegelt das momentan herrschende Pro-blem auf dem deutschen Arbeitsmarkt wider, dass gerade in den tech-nischen Berufen eine akute Verknappung an Fachkräften herrscht.

In welchem Ausmaß der Mangel an Fachkräften als Problem wahrge-nommen wird, ist zusätzlich abhängig von der Unternehmensgröße. So sehen kleine Unternehmen die Verfügbarkeit von Fachkräften nicht als dominierendes Problem, wohingegen große Unternehmen gerade den Mangel an Ingenieuren als akut und als stark negativen Einfluss auf ihre zukünftige Geschäftsentwicklung werten. Dies ist vor allem damit zu erklären, dass gerade große Unternehmen in Bereichen wie Entwicklung und Konstruktion hochspezialisierte Mitarbeiter benöti-gen. Aufgrund des rasanten Wachstums der Umwelttechnik in den letzten Jahren und der damit gestiegenen Nachfrage nach Spezialis-ten aus diesem Bereich ist es für die Unternehmen inzwischen sehr schwer, genug qualifizierte Mitarbeiter zu finden, um ihr Wachstum fortzusetzen.

Um dieser Probleme Herr zu werden, gehen die Unternehmen ver-schiedene Wege. Fast die Hälfte derjenigen Unternehmen, die den Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit im Ausland haben und stark vom Fachkräftemangel betroffen sind, geben an, als Reaktion auf dieses Defizit neue Standorte im Ausland eröffnen oder bestehende erwei-tern zu wollen. Fast ebenso hoch ist der Anteil der Unternehmen, die verstärkt versuchen wollen, Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutie-ren.

Im Zuge der Entwicklung der Um-welttechnik-Branche und des Markt-wachstums für Umwelttechnik stieg die Nachfrage nach Spezialisten, die das Fachwissen für die GreenTech-Branche mitbringen. Darauf reagier-ten viele Ausbildungsträger und ha-ben spezifische umwelttechnische Qualifizierungsangebote geschaffen. Gerade die deutschen Hochschulen bieten eine Vielzahl von Studiengän-gen und Weiterbildungsmaßnahmen

Reaktionen der Unternehmen auf den Fachkräftemangel nach Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit [%]

Quelle: Roland Berger

34%

17%

7%40%

38%

35%

Neue Standorte im Ausland eröffnen

Rekrutierung von ausländischenFachkräften

Outsourcing von Aufgaben

national international

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39Der deutsche Umwelttechnik-Markt

zu umweltrelevanten Themen an, de-ren zunehmende Beliebtheit sich an den gestiegenen Studentenzahlen zeigt. So haben insbesondere die Fachhochschulen, wie der Umwelt-Campus der Fachhochschule Trier in Birkenfeld, in den letzten Jahren mit großem Erfolg diverse Studiengänge der Umwelttechnik etabliert.

Ebenfalls einen großen Beitrag zur Ausbildung von Fachkräften leisten die Großforschungsanstalten. Die Anzahl von Forschungsprojekten aus der Umwelttechnik ist in den letzten Jahren rasant gestiegen, was geholfen hat, ein großes Fachwissen innerhalb der Institutionen aufzubau-en. Die dort ausgebildeten Wissen-schaftler wechseln später häufig in die Industrie, um dort ihr spezifi-sches Know-how anzuwenden und damit Innovationen voranzutreiben.

Jedoch scheint der Bedarf an bran-chenspezifischen Fachkräften schneller zu steigen als die Zahl der Ab-solventen, die an Hochschulen und anderen Institutionen ausgebildet werden. Deshalb ergreifen viele Unternehmen selbst die Initiative und setzen auf eine gezielte interne Aus- und Weiterbildung ihrer Mitar-beiter, um so dem Fachkräftemangel abzuhelfen. Diese Bemühungen sollten allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften auch der GreenTech-Branche schwer zu schaffen macht und sich in Zukunft weiter zu verschärfen droht.

Wertschöpfungsorientierte Netzwerkarbeit und Fördermodelle sind gefragtDie Befragung 2008 zeigt deutlich: Die deutschen Umwelttechnik-Unternehmen haben für sich die Bedeutung von Netzwerken und Kooperationen erkannt. Denn die Quintessenz, dass das Ganze mehr ist als die Summe der einzelnen Teile, fasst die Vorteile zusammen,

Konsequente Ausrichtung auf Umweltthemen

Der Umwelt-Campus Birkenfeld wurde 1996 als Standort der Fach-hochschule Trier gegründet. Das Studienangebot ist ausschließlich auf Umweltthemen ausgerichtet, wobei ein Schwerpunkt auf Themen wie Reststoffbehandlung und Alt-lastenentsorgung gelegt wird. Mitt-lerweile leben und arbeiten dort mehr als 2000 Studenten sowie 120 Professoren und Mitarbeiter. Das Lehrangebot umfasst acht Bachelor-studiengänge und acht Masterpro-gramme. Der Umwelt-Campus legt großen Wert auf die interdisziplinä-re Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen den einzelnen Studien-gängen. Zusammen mit Partnern aus der Wirtschaft und anderen For-schungseinrichtungen wird derzeit unter anderem an einem Verfahren zur Aufarbeitung biotechnologi-scher Produkte geforscht.

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40 Der deutsche Umwelttechnik-Markt

die regionale Cluster und Netzwerke für die wirtschaftliche Entwicklung der Umwelttechnik-Branche bieten. Cluster werden dabei verstanden als geografische Konzentration von in einer Wertschöpfungskette verbun-denen Unternehmen, wissenschaftli-chen Einrichtungen und komplemen-tären Akteuren, die miteinander im Wettbewerb stehen, aber gleichzei-tig auch kooperieren, um gemeinsa-me Ziele zu verfolgen.

Die Vernetzung und räumliche Nä-he von Forschungseinrichtungen und Unternehmen sowie von Unter-nehmen untereinander intensiviert den Austausch von Informationen und fördert damit das Innovations-potenzial. Offensichtlich generieren Cluster Standortvorteile, die neue Akteure anziehen. Diese können das bestehende Cluster wiederum durch frische Impulse bereichern. Die Be-teiligten profitieren erwiesenerma-ßen von Clustern: In der Regel sind diese Unternehmen erfolgreicher als Wettbewerber, die nicht in Clustern organisiert sind.

Genau an diesem Punkt setzen die Hebel von Netzwerkkonstruktio-nen und Clustern der Umwelttech-nologie an und werden durch die Ergebnisse dieser Studie bestätigt: Unternehmen, die sich auf die wis-sens- und wertschöpfungsintensiven Funktionen konzentrieren, sind nicht

nur stärker internationalisiert, sondern auch besonders innovations-intensiv. Für sie ist von großer Wichtigkeit, dass funktionierende Netzwerke ihre Spezialisierung ergänzen; denn die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen geschieht im intensiven Austausch mit Lieferanten, Abnehmern und anderen Gruppen. Somit sind leis-

Umweltcluster Bayern: „Vernetzt sein stärkt!“

Als vorbildlich im Bereich des Clus-tering kann die Arbeit des Umwelt-clusters Bayern bezeichnet werden, das sich als Netzwerk der Wirtschaft und Wissenschaft auf dem Gebiet der Umwelttechnologie definiert. Die Initiative ist Teil der Cluster-Of-fensive des Bayerischen Wirtschafts-ministeriums. Den organisatorischen Rahmen bildet ein Trägerverein, dem alle bayerischen Industrie- und Handelskammern und einige Hand-werkskammern angehören.

Der Umweltcluster Bayern ist ein professioneller „Kümmerer“ rund um das Kompetenzfeld Umwelt-technologie. Über die Mitglied-schaft im Trägerverein integriert er wichtige Akteure auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette. Als Mitt-ler zwischen Unternehmen, Wis-senschaft und Behörden stellt der Umweltcluster Bayern synergetische Vernetzungen her, schafft Transpa-renz und unterstützt die Internatio-nalisierung von Umwelttechnologie „made in Bavaria“. Seine Arbeit flankiert die gesamte Wertschöp-fungskette: von der Entstehung einer neuen Technologie durch gesteuerten Wissens- und Techno-logietransfer über deren Transfor-mation in ein marktfähiges Produkt durch Initiierung von Pilot- und Leuchtturmprojekten bis hin zum erfolgreichen Absatz auf nationalen und internationalen Märkten.

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41Der deutsche Umwelttechnik-Markt

tungsfähige Beziehungen im Umfeld dieser Unternehmen wichtig und versetzen sie in die Lage, ihre Differenzierungsstrategien mit einer Konzentration auf hochwertige Tätigkeiten zu realisieren.

Besonders die überwiegend durch kleine Unternehmen geprägte Struktur der deutschen Umwelttechnik-Branche erfordert es, dass zur Stärkung der Wettbewerbspositionen auf dem Weltmarkt gemeinsame Aktivitäten in den Vordergrund gerückt werden. Innovationen durch Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen und Unternehmen im Bereich von Forschung und Entwicklung stellen dabei einen wesentli-chen Punkt dar. Auch die spätere Vermarktung der erzielten Ergebnisse im In- und Ausland kann mit Hilfe einer durch Kooperation gestärkten Marktposition erfolgreicher gestaltet werden.

Aus Sicht der Unternehmen kommt es dabei nicht allein auf die bloße Existenz von Kooperationsmöglichkeiten an. Entscheidend ist vor allem, dass die Kooperation tatsächlich funktioniert. Wichtig ist jedoch, dass Netzwerke und Cluster weder auf Befehl „von oben“ entstehen noch sich zentral lenken lassen. Die öffentliche Förderung sollte deshalb dem Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“ folgen. Es geht in erster Linie um die Incentivierung von Clustern, nicht um deren Alimentierung.

Umweltpolitik – Auf ökologischem Weg zu mehr Wachstum und Beschäftigung in DeutschlandDie Umweltpolitik nimmt auf vielfältige Weise Einfluss auf die wirt-schaftliche Entwicklung. Ihr fällt im Besonderen die Aufgabe zu, dafür Sorge zu tragen, dass das Wirtschaftswachstum nachhaltig und nicht

Ein Masterplan für Deutschland

Am 12. November 2008 wurde ein von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und der Bundesforschungsministerin Dr. Annette Schwan vorgeschlagener „Master-plan Umwelttechnologien“ vom Bundeskabinett verabschiedet. Der Masterplan verzahnt die Innovations- und Umweltpolitik des Bundes enger und treibt beide im Sinne einer ökologischen Industriepolitik voran. Der Plan identifiziert zunächst drei Technologiefelder – Wassertechnologien, Technologien für Rohstoffeffizienz und Klimaschutztechnologien – , die gezielt gefördert und ausgebaut werden sol-len. Gleichzeitig sollen diese Technologien dazu beitragen, dass Deutschland seine ambitionierten Ziele beim Klimaschutz und in den Bereichen Energieeffizienz und Energieumwandlung erfüllen kann.

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42 Der deutsche Umwelttechnik-Markt

nur von kurzfristiger Logik geprägt ist. Umweltpolitik ist deshalb heute Innovationspolitik, Standortpolitik, Investitionspolitik und Beschäfti-gungspolitik – sie beeinflusst den wirtschaftspolitischen Kurs eines Landes nachhaltig.

In den 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde in Deutsch-land der Akzent vornehmlich auf eine nachsorgende Umweltpolitik gesetzt, die zum Ziel hatte, Umweltbelastungen schnell und stetig zu mindern. Auch der Vorsorgegedanke war etabliert, jedoch wurde gerade diese Argumentation häufig mit Kostenaspekten negativ in Verbindung gebracht. Angesichts neuer Herausforderungen wie des Klimawandels und der Verflechtung ökonomischer und ökologischer Anforderungen, ist die Umweltpolitik heute integrierender und voraus-schauender. Aktives Handeln im Sinne einer Verflechtung von Umwelt und Wirtschaft wird mehr und mehr notwendig. Die Überlegungen zu einer ökologischen Industriepolitik haben das vorrangige Ziel, einen ökologischen Strukturwandel zu unterstützen und die Entwicklung von umwelt- und energiefreundlichen Innovationen zu fördern. Ökologische und ökonomische Zielen sollen damit verbunden werden.

Die Erfolge der deutschen Umwelttechnik-Unternehmen haben ihre Wurzeln gerade auch in klaren umweltpolitischen Rahmenbedingun-gen. Früher als in anderen Ländern wurden in Deutschland umfang-reiche Umweltgesetze mit ambitionierten Grenzwerten erlassen, die den hier ansässigen Unternehmen Innovations- und Investitionsanreize lieferten. Davon profitiert die Branche der Umwelttechnik, sie ist durch ihre Ausrichtung auf Hochtechnologie weltweit wettbewerbsfähig.

Umweltpolitik motiviert Unternehmen mithilfe eines Mix von Instru-menten. Das klassische Ordnungsrecht bleibt ein wichtiger Bestand-teil einer innovationsorientierten Umweltpolitik. Aber es geht auch darum, dies mit dem Einsatz marktwirtschaftlicher Instrumente, zum Beispiel dem Steuerrecht, zu kombinieren und auf neue intelligente Regulierungen zu setzen, wie zum Beispiel den Top-Runner-Ansatz. Letztlich geht es darum, den gesamten Instrumentenkasten für die Förderung und die Anwendung von Ökoinnovationen auszuschöpfen. Dadurch wird die Entwicklung des Angebots von innovativen Produkten unterstützt. Gleichzeitig wird durch Instrumente – zum Beispiel durch finanzielle Förderung, oder die öffentliche Beschaffung – die Einführung dieser Technologien angeregt oder zusätzliche Nachfrage geschaffen Dadurch wirkt Umweltpolitik in hohem Maße als Innovationspolitik.

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43Der deutsche Umwelttechnik-Markt

Deutsche Unternehmen gehören mittlerweile zu den innovationsfähigs-ten sowie energie- und ressourceneffizientesten der Welt, was für die deutsche Position in der Weltwirtschaft spricht und im internationalen Standortwettbewerb ein zentraler Faktor ist. Gerade in Zeiten knapper, teurer und im Preis stark schwankender Rohstoffe ist eine hohe Effi-zienz und wachsende Unabhängigkeit zum Beispiel durch den Ausbau erneuerbarer Energien ein enormer Wettbewerbsvorteil. Umweltpolitik ist deshalb zu einem großen Teil auch Standortpolitik und trägt zur Wettbewerbsfähigkeit der gesamten deutschen Industrie bei.

Ebenso hat die Umweltpolitik auch Einfluss auf die Investitionspolitik der öffentlichen Hand, der Unternehmen und der Privathaushalte. Seit Jahrzehnten sinkt der Anteil der Nettoinvestitionen am Bruttoinlands-produkt. Damit einher geht eine Überalterung des Kapitalstocks: So werden Produktionsanlagen nicht erneuert und energetisch ineffiziente Gebäude nicht saniert. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen ergibt sich hier für die Umweltpolitik ein Handlungsbedarf. Gezielte Fördermaßnahmen, wie zum Beispiel das Integrierte Energie- und Klimaschutzprogramm (IEKP) und das damit angestoßene Marktanreiz-programm, werden zukünftig jährliche Investitionen in Milliardenhöhe bringen und somit direkt und indirekt die gesamtwirtschaftliche Nach-frage stärken.

Umweltpolitik ist auch Beschäftigungspolitik. Als Beleg dafür kann ei-ne Studie des Umweltbundesamts aus dem Jahr 2008 herangezogen werden. Nach dieser arbeiteten im Jahr 2006 schätzungsweise 1,8 Mil-lionen Menschen im Umweltschutz. Die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen, die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit vor dem Hin-tergrund sich verschiebender internationaler Rahmenbedingungen sind unter anderem die zentralen Motivationen einer Politik für Umwelt und Innovation.

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44 Der deutsche Umwelttechnik-Markt

DanksagungWir bedanken uns bei allen Unternehmen und Forschungseinrichtun-gen, die mit ihrer Teilnahme an der Befragung einen wichtigen Beitrag zur repräsentativen Darstellung der Umwelttechnologien in Deutsch-land geleistet haben. Darüber hinaus gilt unser Dank einer Vielzahl von Institutionen, die uns bei der Erstellung dieser Publikation unterstützt haben:

Bundesverband Bioenergie (BBE)• Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelt-• technik e.V. Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE)• Bundesverband Solarwirtschaft (BSW)• Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE)• Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech)• Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS )• Deutscher Industrie und Handelskammertag (DIHK)• Deutscher Wasserstoff und Brennstoffzellen Verband• Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)• European Bioplastics e.V.• Fachverband Biogas e.V.• Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS)• Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits-, Energietechnik (UM-• SICHT)Geothermische Vereinigung e.V.• Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.• Kompetenznetzwerk Umwelttechnik Rheinland-Pfalz• KURS – Kompetenzzentrum Umwelttechnik• Landesverband der Baden-Württembergischen Industrie – Plattform • UmweltschutzPartnerschaft Umweltunternehmen – PUU• Portal U – Umweltportal Deutschland• Technologietransfer und Innovationsförderung Magdeburg GmbH • (tti)TechnologieTransferNetzwerk Hessen (TTN)• Umweltcluster Bayern• Verband der Automobilindustrie (VDA)• Verband der deutschen Biokraftstoffindustrie• Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)• Verband Innovativer Unternehmen e.V. (VIU)• Verband Landwirtschaftliche Biokraftstoffe e. V. (LAB)• Zentrum für Innovation und Technologie in NRW (Zenit)•

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Die Leitmärkte der Umwelttechnik

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Umweltfreund-liche Energien und Energie-speicherung

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48 Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Fossile Ressourcen werden immer knapper, und die Preise steigen. Gleichzeitig wächst die Sorge über die Abhängigkeit von Rohstof-fen aus politisch instabilen Herkunftsländern. Noch drängender

stellt sich das Umweltproblem dar: Täglich gelangen Kohlenstoffdioxid, Stickstoffoxide, Schwefeloxide, Ammoniak, Staubpartikel und Lösungs-mittel in die Erdatmosphäre. Ein Viertel der globalen Treibhausgasemis-sionen entsteht bei der Umwandlung und Verteilung von Energie. Nach der Landwirtschaft bzw. der Gewinnung zusätzlicher nutzbarer Flächen (etwa durch Brandrodung) ist die Energieversorgung der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen. Bevölkerungs- und Wirtschaftswachs-tum werden den Hunger nach Energie in den nächsten Jahrzehnten aber immer größer werden lassen. Insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern, wie zum Beispiel China und Indien, wird der Energiebedarf rapide zunehmen. Schreibt man in Anlehnung an die Internationale Energieagentur die Trends bei der Energienachfrage seit 2005 in einem globalen Referenzszenario bis 2030 fort, würde dies im Einzelnen bedeuten:

Die weltweite Energienachfrage wird um mehr als die Hälfte auf • 17.000 Mio. Tonnen Öleinheiten steigen.Die Weltölproduktion steigt ebenfalls um 26 %.• Die Nachfrage nach Kohle wird weltweit um 60 % zunehmen.• Fossile Brennstoffe werden 80 % des Energiebedarfs decken.•

Auf einen Blick

Das enorme Wachstum der Weltmärkte für Solarthermie, Photovoltaik und Wind-kraft um fast 20 % pro Jahr und die dynamische Entwicklung von Zukunftsfeldern wie der Brennstoffzellentechnologie bieten hervorragende Aussichten für deut-sche Unternehmen.

Deutsche Unternehmen besetzen in allen Feldern der erneuerbaren Energien her-vorragende Marktpositionen – insbesondere bei Biogas, Windkraft und Solarener-gie.

Bis 2020 werden die Firmen im Leitmarkt Absatzchancen im Ausland stärker nut-zen – der Fokus liegt dabei vor allem auf Europa und den USA.

Deutschland ist ein führender Forschungsstandort für Energietechnologien – ob bei Kraftwerkstechnologien oder bei erneuerbaren Energien.

Die Herstellerfirmen des Leitmarktes planen mit dem Standort Deutschland – über 2010 hinaus wollen sie mehrheitlich im Lande produzieren.

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49Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Eine derartige Entwicklung hät-te massive Auswirkungen auf die CO2-Emissionen, die überproportio-nal zum Energieverbrauch bis 2030 um 1,6 % jährlich ansteigen würden. 2030 lägen die Emissionen bei 41 Gigatonnen – 13 Gigatonnen mehr als 2005. Selbst wenn es, wie in den Alternativen Politikszenarien der Internationalen Energieagentur, ge-lingt, durch verschiedene politische Maßnahmen den Anstieg des Ener-gieverbrauchs zu reduzieren, ist eine deutliche Zunahme nicht zu vermei-den. Es gilt also, die Energiegewin-nung global nachhaltiger zu gestal-ten. Der Strukturwandel weg von Kernenergie und fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien und erhöhter Energieeffizienz ist der Schlüssel für eine klimaverträgli-che, günstige und sichere Energieversorgung der Zukunft.

Um die Schäden des Klimawandels zu begrenzen, haben die Staats- und Regierungschefs in Europa beschlossen, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 um 30 % und bis zum Jahr 2050 um 50 % im Vergleich zu 1990 zu reduzieren, wenn andere Länder vergleichbare Anstrengun-gen unternehmen. Unabhängig vom Verlauf der internationalen Ver-handlungen und unabhängig von Verpflichtungen anderer Länder wird die Europäische Union die Emissionen von Treibhausgasen bis 2020 um mindestens 20 % unter das Niveau von 1990 reduzieren. Um die-ses Ziel zu erreichen, wird bis 2020 der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch auf 20 % gesteigert und die Energieeffizienz (gegenüber der Fortschreibung des Status quo ohne spezifische Maß-nahmen) um 20 % verbessert. Doch die politischen Weichenstellungen allein reichen nicht aus: Um diese Ziele zu erreichen, müssen neben der entsprechenden Gestaltung der Politik bestehende Technologien verbessert und neue Technologien entwickelt werden, die dazu bei-tragen, tragfähige Alternativen zu fossilen Brennstoffen zu finden und Emissionen zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Deutsche Unternehmen haben dafür in den letzten Jahren Pionierarbeit geleistet und profitieren nun zunehmend von weltweit wachsenden Märkten.

Mit ganz unterschiedlichen Ansätzen verfolgen die Unternehmen des Leitmarktes Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung drei

Entwicklung der Weltenergienachfrage in zwei Szenarien [Gigatonnen Öleinheiten]

Quelle: IEA World Energy Outlook 2007

Alternatives Politikszenario Referenzszenario

15,813,8

11,4

17,7

14,4

11,4

2005 2015 2030

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50 Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Ziele: weniger Kohlenstoffdioxidausstoß, Reduktion der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und Nachhaltigkeit in der Stromerzeugung. Dabei können dem Leitmarkt fünf Produkt- und Technikbereiche zuge-ordnet werden:

Effiziente Kraftwerkstechnologien wie • Gas- und Dampfkraftwerke, CO2-arme Kohlekraftwerke oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, wie zum Beispiel Blockheizkraftwerke,Technologien zur Verringerung der Emissionen bei der Stromerzeu-• gung, zum Beispiel durch Rauchgasreinigungsanlagen oder CO2-Abscheidungs- und Speichertechnologien für Kohlekraftwerke,erneuerbare Energien wie Wasserkraft, • Solarthermie, Photovoltaik, Windkraft, Geothermie, Biogas- und Biomasse-Anlagen, • Energiespeichertechnologien wie Druckluft-, Magnet-, Erd- oder Wasserstoffspeicher,Wasserstofftechnologien und Brennstoffzellenanwendungen.•

Zukunft der umweltfreundlichen Energien – Zwei Hebel für mehr NachhaltigkeitDie Energieumwandlung kann nicht von heute auf morgen von fossilen Brennstoffen entkoppelt und ohne Ausstoß von Treibhausgasen oder anderen Schadstoffen organisiert werden. Über zwei Hebel lassen sich Emissionen aber reduzieren:

Reduktion der Emissionen bei der Verbrennung fossiler Energieträ-• ger,verstärkter Einsatz erneuerbarer Energien.•

Hebel 1: Reduktion der Emissionen bei der Verbrennung fossiler Energieträger

Im Gegensatz zu den erneuerbaren Energien wird der Einfluss mo-derner Kraftwerkstechnologien auf den Klimaschutz in der öffentlichen Diskussion weniger aufmerksam wahrgenommen. Die enormen Ein-sparpotenziale dieser Technologien machen sie aber zu einem zentralen Bestandteil einer CO2-Vermeidungsstrategie. Deutsche Unternehmen halten Führungspositionen bei umweltfreundlichen Kraftwerkstech-nologien. Gas- und Dampfkraftwerke erreichen hohe Wirkungsgrade von über 60 % bei gleichzeitig deutlich niedrigeren Emissionen je Kilo-wattstunde. Die zunehmende Substitution von Kohlekraftwerken durch Gaskraftwerke sorgt somit für eine deutliche Emissionsreduktion. Im

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51Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

E.ON-Kraftwerk Irsching 4 bei Ingolstadt testet Siemens eine neue Generation von Gasturbinen: Im Dezember 2007 lief die größte und leistungsstärkste Gasturbine weltweit zum ersten Mal an. Nach dem Testbetrieb wird Siemens die Anlage zu einem Gas- und Dampfturbi-nen-Kraftwerk mit einer Leistung von rund 530 Megawatt erweitern – bei einem Wirkungsgrad um 60 %. Damit könnte die Bevölkerung einer Stadt wie Hamburg mit Strom versorgt werden. E.ON und Siemens investieren dafür insgesamt circa 500 Mio. Euro.

Mit Rauchgasreinigungsanlagen werden schon seit langem die Schad-stoffemissionen von Kraftwerken reduziert. Wie bei anderen Verbren-nungsprozessen entstehen auch bei der Kohleverbrennung Rauch-gase, die unter anderem schädliche Bestandteile wie Stickstoffoxide (NOX), Staubpartikel und Schwefeldioxid (SO2) beinhalten. Deutsche Unternehmen entwickeln hierzu neuartige Elektro- und Aktivkohlefilter sowie Methoden zur Rauchgaswäsche, etwa durch optimierte Kalk-Waschverfahren. Dadurch kann beispielsweise der Schwefeldioxidaus-stoß um über 90 % vermindert werden.

Auch bei der Entwicklung von CO2-armen Kraftwerken ist Deutschland führend. Da in Schwellenländern in großem Stil Kohlekraftwerke gebaut werden und auch in Deutschland fast die Hälfte des Stromes aus Kohle erzeugt wird, gewinnen Technologien zur Wirkungsgradsteigerung und möglicherweise CO2-Abscheidungs- und Speichertechnologien für Kohlekraftwerke künftig weltweit stark an Bedeutung. Angestrebt wird das sogenannte CO2-arme Kohlekraftwerk „ Clean Coal“, bei dem durch Abtrennung des klimaschädlichen Gases CO2 und anschließender Speicherung in tiefen geologischen Schichten die Kohlenutzung klima-verträglicher gemacht werden soll. Deutschland ist bei der Entwicklung dieser Technologie weltweit führend.

Vattenfall nahm im September 2008 in Brandenburg offiziell die nach eigenen Angaben weltweit erste Pilotanlage für ein Kohlekraftwerk mit CO2-Abscheidung in Betrieb. Die Pilotanlage mit einer thermischen Leistung von 30 Megawatt wurde in zweijähriger Bauzeit am Standort Schwarze Pumpe/Spremberg für 70 Mio. Euro errichtet. Das im Kraft-werksprozess entstehende Kohlendioxid gelangt nicht in die Atmo-sphäre, sondern wird überwiegend abgetrennt, verflüssigt und soll in Zukunft unterirdisch gespeichert werden. Geplant ist, das Kohlendioxid aus der Pilotanlage in der Lausitz in ein nahezu ausgebeutetes Erdgas-lagerfeld von Gaz de France in der Altmark zu verpressen. Insgesamt sollen während des Testbetriebs bis zu 100.000 Tonnen Kohlendioxid

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abgeschieden und abgelagert wer-den. Das Ziel ist, bis 2020 die groß-technische Serienreife zu erreichen.

Die Europäische Union setzt große Erwartungen in die Carbon Capture and Storage (CCS)-Technologien. In einem Szenario im Auftrag der EU-Kommission wurde errechnet, dass unter Annahme ausreichender Spei-cherkapazitäten und Kostensenkun-gen bis 2030 die CO2-Emissionen in Europa durch CCS um 10–15 %, bis 2050 sogar um 25–35 % gesenkt werden können. Deswegen sollen bis zu zwölf „großmaßstäbliche De-monstrationsanlagen“ für kohle- und gasbetriebene Kraftwerke bis 2015 gebaut und getestet werden. Bis 2020 will man gegebenenfalls al-le neuen Kohlekraftwerke mit CCS-Technologie ausstatten. Dennoch ist dieses auch als CO2-Sequestrierung bezeichnete Verfahren umstritten. Kritiker befürchten, dass die Technik nicht funktioniert oder zu teuer ist und CCS außerdem die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zemen-tiert und die Investitionen in andere Forschungsbereiche wie Wind- und Solarenergie verringert. Zudem wird befürchtet, dass das in die geolo-gischen Schichten eingeleitete CO2 nach einiger Zeit wieder entweichen und Umwelt- und Gesundheitsschä-den sowie großflächige Biodiversi-

tätsveränderungen verursachen könnte.

Mehrere deutsche Firmen stellen heute Blockheizkraftwerke (BHKW) her und suchen nach technologischen Möglichkeiten, diese so kompakt zu machen, dass sie auch für Einfamilienhäuser einsetzbar werden. BHKW haben einen wesentlich höheren Wirkungsgrad als herkömm-liche Kraftwerke, weil sie die Abwärme bei der Stromerzeugung als

Innovative Regeltechnik: „Autopilot“ senkt den CO2-Ausstoß

Die Powitec Intelligent Technologies GmbH (Essen) hat ein System ent-wickelt, das Verbrennungsprozesse in fossil befeuerten Kraftwerken, Müllverbrennungsanlagen oder Zementwerken als Modell simuliert und wie ein „Autopilot“ optimiert. Diese technische Lösung ist eine Kombination aus hoch entwickelter optischer Sensorik und Neuronalen Netzwerktechniken (selbstlernender Software). Diese innovative Regel-technik verringert den Brennstoff-einsatz und die Instandhaltungskos-ten der Kraftwerke – bei gleicher Leistung, sodass sich die Investition meist in wenigen Monaten amorti-siert.

Proportional zur Wirkungsgradver-besserung des Kessels von 0,4–1 % gehen in den Kraftwerken auch die Emissionen von CO2 sowie von Ruß, Stickoxiden und Kohlenmonoxid zu-rück. Auch in Zementwerken senkt diese Technologie den CO2-Ausstoß um rund 3–5 %. Käme diese Techno-logie in allen deutschen Kraft- und Zementwerken zum Einsatz, wür-den 3 Mio. Tonnen weniger CO2 in die Luft geblasen. Zum Vergleich: Diese einzusparende Menge CO2 übersteigt die Kohlendioxidemissio-nen aller in Thüringen zugelassenen Pkws.

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53Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Nutzwärme verwenden: So können im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen Energieeinsparungen bei Strom und Wärme von bis zu 40 % erreicht werden. Gelingt die Verbreitung der Technologie in Verbindung mit einer effizienten Netzanbindung dieser dezentralen Kraftwerke, gibt es ein großes Potenzial für Emissionsreduktionen, da 20–30 % Brennstoff eingespart werden können.

Die bei den Blockheizkraftwerken eingesetzte Technologie der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) wird auch in anderen Kraftwerken verwendet. Auch dort gilt: Wenn die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme zu Heizzwecken genutzt werden kann, steigert dies den Wirkungsgrad des Gesamtprozesses. Heute erreichen moderne KWK-Technologien Nutzungsgrade der eingesetzten Primärenergie von bis zu 90 %. In Deutschland werden derzeit rund 12 % des Stromes mit Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt; diesen Anteil will die Bundesregierung bis 2020 verdoppeln.

Um eine gleichmäßige Versorgung mit Energie zu realisieren, steigt der Bedarf an geeigneten Energiespeichermöglichkeiten. Das grundlegen-de Ziel der Speicherkonzepte besteht darin, die Überschuss-Energie aus Schwachlastzeiten – also zu Zeiten niedrigen Energiebedarfs – zu speichern und sie in Zeiten erhöhter Nachfrage nutzbar zu machen.

Vision Brennstoffzellenauto: Sonne in den Tank, Wasserdampf aus dem Auspuff?

Das Wasserstoffauto mit Brennstoffzelle und Elektromotor anstelle eines Verbren-nungsmotors war zu Beginn des neuen Jahrtausends die Vision für Mobilität im 21. Jahrhundert. Denn mit Strom aus erneuerbaren Energien wie Windkraft oder Solartechnik oder künftig gar durch Mikroalgen ließe sich umweltfreundlicher Wasserstoff erzeugen, der Fahrzeuge mittels Brennstoffzelle und Elektromotor antreibt.

Dennoch sind angesichts bislang offener technischer Fragen zu Energieverlusten bei der Gewinnung und Speicherung des Wasserstoffs oder in Anbetracht der immensen Kosten einer neuen (Tankstellen-)Infrastruktur zunehmend kritische Stimmen zum Modell Wasserstoffwirtschaft zu vernehmen. Als Konzern mit der größten Versuchsflotte an Wasserstoffautos versprach Daimler bereits 1997 die Serieneinführung für das Jahr 2004. Heute gehen auch Daimler-Entwickler davon aus, dass die ersten Brennstoffzellenautos erst zwischen 2015 und 2020 auf den (Massen-) Markt kommen werden. Ob sich die Brennstoffzellentechnologie im Bereich der Antriebstechnik gegen Batterielösungen durchsetzen wird, bleibt ab-zuwarten.

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54 Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Für die großtechnische Speicherung von Energie existieren mehrere Technologievarianten, zum Beispiel Pumpspeicher- bzw. Wasserspei-cherkraftwerke, Druckluftspeicherkraftwerke in geologisch geeigneten Gebieten ( Compressed Air Energy Storage – CAES), Magnetspeicher, Erdwärmespeicher und moderne Batterietechnologien. Pumpspeicher-kraftwerke etwa haben einen Wirkungsgrad von 70–85 %.

Großes Wachstumspotenzial hat auch die Speicherung von Druckluft, zum Beispiel in den unterirdischen Salzstöcken Norddeutschlands. Hierbei wird Luft mit Hilfe von Überschuss-Energie aus regenerativ erzeugtem Strom auf bis zu 100 bar verdichtet. Die dabei entstehende Wärme wird ebenfalls gespeichert und später der Pressluft beim Aus-strömen zur Expansionsturbine wieder zugeführt. Adiabate Druckluft-speicher sollen so Wirkungsgrade bis zu 70 % erreichen. Noch effekti-ver sind Magnetspeicher, die einen Wirkungsgrad von 98 % erreichen; sie ermöglichen zudem ein sehr schnelles Abrufen großer Energiemen-gen. Erdwärmespeicher können schließlich zur saisonalen Speicherung von Wärme genutzt werden – im Sommer erzeugte Wärme kann so im Winter verwendet werden – und die kühlen Temperaturen des Erdspei-chers können im Sommer Räume klimatisieren.

Eine weitere Alternative besteht darin, unregelmäßig anfallende Energie, zum Beispiel aus Windparks oder Photovoltaik-Anlagen, zur Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse zu nutzen und bei Bedarf die Energie aus dem Wasserstoff wieder verfügbar zu machen. In Zukunft können dann Brennstoffzellen zum Ausgleich der Energienachfrage in Spitzenlastzeiten zugeschaltet werden. Der Vorteil: theoretisch lassen sich elektrische Wirkungsgrade von über 60 % erreichen ohne Schad-stoffemissionen zu verursachen.

Obwohl sich der Durchbruch des Brennstoffzellenmarktes und insbe-sondere die Einführung von brennstoffzellengetriebenen Automobilen deutlich verzögert haben, existiert dennoch ein großes Wachstums-potenzial für die Brennstoffzellentechnologie. Weit fortgeschritten sind deutsche Unternehmen beim Einsatz in portablen Anwendungen. Die wesentlichen Einsatzbereiche sind Notstromaggregate, kleine unab-hängige Stromnetze, Freizeitgeräte sowie Kommunikationselektronik.

Hebel 2: Verstärkter Einsatz erneuerbarer Energien

Die Zukunftsvision für Umwelt- und Klimaschutz liegt nicht allein in emissionsarmen Kohle- oder Gaskraftwerken, sondern vor allem in den erneuerbaren Energien. Sie gehen zwei Probleme zugleich an:

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55Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

die Knappheit fossiler Brennstoffe und die Umweltbelastung bei de-ren Verwertung. Durch die günstigen politischen Rahmenbedingungen auf den deutschen Märkten haben sich heimische Unternehmen in den letz-ten Jahren eine weltweit führende Position erarbeitet. 2007 wurden in Deutschland bereits 14 % des Strom-verbrauchs, knapp 8 % des Wärme-verbrauchs und gut 7 % des Kraft-stoffverbrauchs mit erneuerbaren Energien erzeugt. 2008 dürfte der Anteil der Erneuerbaren am Strom-verbrauch in Deutschland bereits bei etwa 15 % gelegen haben.

Nach den Erwartungen des Bun-desumweltministeriums soll im Jahr 2030 bereits rund die Hälfte des Stroms in Deutschland aus erneuer-baren Energien stammen. Bis zum Jahr 2020 wird sich ihr Anteil am gesamten Primärenergieverbrauch in Deutschland auf 18 % erhöhen. Dies sehen die jüngsten Vorgaben der EU vor. Wenn die verschiedenen Techno-logien zur Nutzung der erneuerbaren Energien stärker eingesetzt würden, ließe sich dadurch ein erheblicher Teil der CO2-Emissionen einspa-ren. Schon heute werden durch die Nutzung erneuerbarer Energien in Deutschland rund 115 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr vermieden.

Die jährlich als Licht und Wärme auf die Erde auftreffende Menge an Sonnenenergie ist 15.000-mal höher als der Primärenergieverbrauch der Menschheit. Ein Teil dieser Strahlungsenergie kann photovoltaisch direkt in Elektrizität umgewandelt werden, ohne Nebenprodukte wie Kohlendioxid und andere Abgase. Deutsche Unternehmen arbeiten zum Beispiel daran, Solarzellen immer dünner beziehungsweise aus

Energie aus Sonnenstrahlen

Solarthermische Kraftwerke nutzen Hochtemperaturwärme aus mit Hilfe von Spiegeln konzentrierten Sonnenstrahlen, um eine konventi-onelle Kraftmaschine anzutreiben. Die Anlagen können zur reinen Stromerzeugung, aber auch mit Kraft-Wärme-Kopplung eingesetzt werden. Zum Beispiel kann ein solarthermisches Kraftwerk gleich-zeitig Elektrizität, Kälte (über eine Absorptionskältemaschine), indus-triellen Prozessdampf und über eine Meerwasserentsalzungsanlage auch Trinkwasser erzeugen und so bis zu 85 % der gesammelten Solarwärme in nutzbare Energie umwandeln.

Als Standorte für solarthermische Kraftwerke kommen hauptsächlich die trockenen und heißen Zonen der Erde zwischen 35° nördlicher und südlicher Breite in Frage, da nur direkte Sonneneinstrahlung mittels Spiegeln effizient gebündelt werden kann. Verschiedene deut-sche Unternehmen sind als Kompo-nentenlieferanten, Systemintegra-toren oder als Projektentwickler mit relevanten Pilotprojekten in Nord-amerika und Spanien weltweit füh-rend und wachsen stark in diesem Segment. Die weitere Entwicklung der solarthermischen Kraftwerks-technologie hängt von den Erfah-rungen aus dem Betrieb der ersten Kraftwerke ab, die 2007 und 2008 ans Netz gingen.

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56 Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

neuen Materialien herzustellen und die Wirkungsgrade zu steigern. Dünnschichtzellen machen dabei teuren Solarzellen aus kristallinem Silizium zunehmend Konkurrenz.

In der weiteren Entwicklung der Photovoltaik könnten Nanomateriali-en den Durchbruch bringen, die sich als hauchdünne, Licht sammelnde Schichten auch dort nutzen lassen, wo bisher an den Einsatz her-kömmlicher Solarzellen nicht zu denken war. Die Technologien nutzen beispielsweise Farbstoffmoleküle und Nanoteilchen aus dem Halbleiter Titandioxid, setzen auf elektrisch leitfähige Polymere, die mit „Bucky-balls“ (einer Art Nanofußbällen aus 60 Kohlenstoffatomen) als Licht-sammler verbunden sind, oder fokussieren auf sogenannte Quanten-punkte (bis zu 20 Nanometer große Halbleiterpartikel), um Lichtteilchen in Strom umzuwandeln. Die Dünnschichtzelltechnologie hat enormes Potenzial, was die zukünftige Anwendung und das Wachstum betrifft. Bis 2010 wird sich dieser Bereich überproportional entwickeln und da-mit seinen Marktanteil auf mehr als 20 % erhöhen. Während klassische Siliziumsolarzellen nur einen Wirkungsgrad von 16 % aufweisen, errei-chen Konzentrator-Mehrschicht-Zellen im Labor schon über 35 %.

Solarthermie-Anlagen nutzen die Sonneneinstrahlung zur Gewinnung von Wärmeenergie. Auch in diesem Feld sind deutsche Unterneh-men sehr gut positioniert. Mittlerweile treiben aber auch etablierte Heizungshersteller diese Entwicklung voran. Die Aufteilung des deut-schen Marktes nach in Deutschland produzierten und importierten Flachkollektoren hat sich zu Gunsten der heimischen Solarindustrie entwickelt. Zudem ist Deutschland bei der Kollektorenproduktion 2006 zur Nummer eins in Europa aufgestiegen. Denn Solarthermie macht inzwischen wirtschaftlich Sinn: 2008 ging bei der Brauerei Hofmühl in Eichstätt die größte Röhrenkollektoranlage Europas in Betrieb. Die Anlage ist zunächst mit einer Kollektorfläche von 1.000 Quadratmetern angelegt, womit jährlich bis zu 500.000 Kilowattstunden Prozesswär-me gewonnen werden. Genutzt wird die Solar-Wärme unter anderem im Maisch- und Würzekochprozess sowie zur Heißwasserversorgung der Flaschenwaschmaschine. Der CO2-Ausstoß der Brauerei ist im Ver-gleich zur Ölfeuerung um rund 150 Tonnen pro Jahr zurückgegangen.

Großes Entwicklungspotenzial hat schließlich auch der Markt für solar-thermische Kraftwerke, die in den sonnenreichen Regionen der Welt zur Stromerzeugung dienen können.

Windkraftanlagen deutscher Hersteller prägen inzwischen das Land-schaftsbild in vielen Regionen der Welt. Die global installierte Windkraft-

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57Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

kapazität deckte 2007 erstmals 1 % des globalen Stromverbrauchs. Im selben Jahr drehten sich in Deutschland knapp 20.000 Windräder mit einer Leistung von rund 22.277 Megawatt. Diese produzierten über 7 % des in der Bundesrepublik verbrauchten Stroms. Zudem war mit Blick auf die Neuinstallationen von 1.667 Megawatt Deutschland 2007 der viertgrößte Markt nach den USA, China und Spanien. Der Trend geht jetzt in Richtung Offshore-Anlagen vor der Küste, wo stärkere Winde wehen und größere Flächen zur Verfügung stehen: Nach der Strategie der Bundesregierung für den Ausbau der Offshore-Windenergie könn-ten im Jahr 2030 circa 10–15 % des deutschen Strombedarfs durch Windkraftanlagen auf See gedeckt werden.

Allerdings wird der Anteil der Offshore-Anlagen noch bis ins nächste Jahrzehnt hinein im Vergleich zu den Onshore-Kapazitäten gering bleiben. Im September 2008 begann in Deutschland der Bau von Al-pha Ventus: Der erste deutsche Offshore-Windpark mit geplanten 60 Megawatt entsteht 45 Kilometer nördlich der Insel Borkum bei einer Wassertiefe von 30 Metern. Durch seine relativ große Entfernung zum Festland ist Alpha Ventus ein Pionierprojekt der Offshore-Technik, das unter anderem von den Unternehmen E.ON, EWE und Vattenfall um-gesetzt wird.

Neben der Offshore-Windenergienutzung wird das Repowering an Land eine zentrale Rolle spielen; dabei werden alte Anlagen durch leis-tungsstärkere ersetzt, die dem neuesten Stand der Technik entspre-chen. So lässt sich die Anzahl der Anlagen reduzieren; die vorhandenen Standorte können deutlich effizienter genutzt werden. Als weiterer positiver Effekt kommt hinzu, dass das Landschaftsbild weniger beein-trächtigt wird. Windenergie an Land und auf See kann zwischen 2025 und 2030 dann über ein Viertel des deutschen Strombedarfs decken.

Der immer höhere Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung stellt die Netzbetreiber vor große Herausforderungen, da die Netzkapazitäten in vielen Regionen insbesondere durch Windkraftanlagen an ihre Gren-zen stoßen. In einem ersten Feldversuch hat E.ON in Nordfriesland ermittelt, dass die Netzkapazität abhängig von Umgebungstemperatur und Windstärke um mehr als 50 % gesteigert werden kann, wenn die zulässige Maximallast der Netze bei niedrigen Temperaturen oder star-kem Wind, also dann, wenn tendenziell auch Windkraftanlagen mehr Strom liefern, heraufgesetzt wird. Der Einsatz von Temperaturmonito-ring bei Stromleitungen ermöglicht somit erhebliche Steigerungen der Netzkapazitäten ohne große zusätzliche Investitionen.

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58 Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Die Wasserkrafttechnologie ist bereits weit entwickelt. Sie ist mit einem Anteil von rund 16 % an der weltweiten Stromproduktion die einzige erneuerbare Energiequelle, die heute schon in nennenswer-tem Umfang zur Versorgung der Bevölkerung beiträgt. Wasserkraft ist eine Energietechnik mit großem internationalen Potenzial: Während in Europa schon gut 75 % des wirtschaftlich nutzbaren Wasserkraftpoten-zials erschlossen sind, sind es in Asien erst 22 %. Wasserkraftwerke sparten 2007 rund 23 Mio. Tonnen CO2 in Deutschland ein. Zudem spielen sie vor allem bei der Bereitstellung von Reserveleistung und für die Netzregelung durch Pumpspeicherkraftwerke eine wichtige Rolle. Anders als bei Wind- und Photovoltaikanlagen steht bei diesen Kraftwerken die Energie nach Bedarf auf Abruf zur Verfügung. Im Un-terschied zu thermischen Kraftwerken erreichen Wasserturbinen schon nach wenigen Minuten ihre volle Leistung.

Deutsche Hersteller produzieren modernste Turbinen sowie Schalt- und Leittechnik für Wasserkraftwerke. In Zukunft ergeben sich weitere Marktchancen mit Sonderformen der Wasserkraft. Dazu gehören Ge-zeitenkraftwerke, Meeresströmungskraftwerke und Wellenkraftwerke. Ein Spezialist für mechanische und elektrische Ausrüstungen für Was-serkraftwerke ist Voith Siemens Hydro Power Generation. Zusammen mit einem einheimischen Partner entwickelt das Unternehmen in Südkorea ein 600 Megawatt Gezeitenströmungskraftwerk. Ein solches Kraftwerk ist in der Lage, den jährlichen Strombedarf von 400.000 Haushalten zu decken.

Die Geothermie stand zwar bisher wenig im Fokus der Öffentlichkeit, dafür aber umso mehr auf der Agenda zahlreicher deutscher Unter-nehmen. Zu unterscheiden sind einerseits die schon heute marktrei-fen kleineren Anwendungen zur Nutzung von Erdwärme, etwa für die Hausbeheizung. Dabei nutzen unter den Häusern versenkte Sonden die Erdwärme, die mittels Wärmepumpen auf Verbrauchstemperatur gebracht wird. Andererseits wird in Großanwendungen zur Strompro-duktion viel Potenzial gesehen: Dabei wird tiefes Thermalwasser ge-nutzt oder Wasser von der Oberfläche in tiefe Erdschichten gepumpt, wo es durch die Erdwärme erhitzt und zurück an die Oberfläche geleitet wird. Der beim Austritt entstehende Wasserdampf wird dann für den Antrieb einer Turbine genutzt, die entweder zum Heizen oder Kühlen verwendet werden kann.

In Landau (Rheinland-Pfalz) ist seit November 2007 das erste ganzjäh-rig industriell nutzbare Geothermiekraftwerk in Betrieb. Die Förderboh-rung bringt knapp 160 °C heißes Thermalwasser zu Tage. In der Anlage

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59Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

wird kombiniert geothermische Wär-me und Strom erzeugt. Nachdem die Wärme für die Stromproduktion genutzt wurde, hat das Wasser eine Temperatur von 70–80 °C und wird über einen Wärmetauscher in ein Fernwärmenetz gespeist. Das dann auf 50 °C abgekühlte Thermalwas-ser wird über die Injektionsbohrung wieder in den Untergrund verpresst, um das Reservoir zu erhalten. Mit der elektrischen Leistung von 3 Me-gawatt können der Jahresbedarf an Strom von 6.000 Haushalten gedeckt und jährlich 6.000 Tonnen CO2 einge-spart werden. Theoretisch reichen die geothermischen Potenziale aus, um das Hundertfache des europäischen Strombedarfs zu decken. Wegen der sehr spezifischen geologischen Anforderungen ist jedoch durch Geothermie nur mit einer Erschließung von 5 Terawattstunden jährlich bis zum Jahr 2020 zu rechnen.

Biogasanlagen sind ein weiteres Feld, in dem deutsche Unternehmen Weltmarktführer sind. Biogasanlagen nutzen Biomasse und Rückstän-de aus der Landwirtschaft zur Gas- und anschließend zur Stromer-

Größte Biogasanlage der Welt

In Güstrow in Mecklenburg-Vor-pommern baut die EnviTec Biogas im Auftrag der NAWARO Bio Ener-gie AG die weltweit größte Anlage zur Produktion von Biogas in Erd-gasqualität. Mit einer elektrischen Anschlussleistung von 22 Megawatt soll die Anlage ab 2010 pro Jahr 46 Mio. Kubikmeter Biogas in das öf-fentliche Gasnetz einspeisen. Diese Menge reicht aus, um den Bedarf einer Kleinstadt mit rund 50.000 Einwohnern zu decken.

Holzhackschnitzel-Heizanlage reduziert CO2-Ausstoß

Die im Allgäu ansässige Rapunzel Naturkost AG zählt mit 260 Mitarbeitern zu den führenden Erzeugern und Vertreibern von biologischen Lebensmitteln. 2007 wur-den bei der Erweiterung des Produktionsgebäudes am Standort Legau eine Reihe von CO2 reduzierenden Maßnahmen durchgeführt. Dazu gehörte die Errichtung einer Holzhackschnitzel-Heizanlage, die den gesamten Betrieb mit Wärme ver-sorgt und auch die Grundwärme für die Rösterei (Trocknungsanlage für Nüsse) lie-fert. So wurde die völlige Unabhängigkeit vom Heizöl erreicht. Die Anlage deckt den gesamten Heizbedarf von rund 1.300.000 kWh pro Jahr ab. Dafür werden etwa 600 Tonnen naturbelassene Holzhackschnitzel eingesetzt.

Die Heizanlage wurde gemeinsam mit dem Energiedienstleister Südwärme AG realisiert. Im Rahmen des 15 Jahre dauernden Contracting übernimmt Südwärme Planung, Installation und den eigenverantwortlichen Betrieb. Rapunzel bezahlt die abgenommene Wärme. Der Atmosphäre bleiben durch diese Maßnahme 424 Tonnen CO2 pro Jahr erspart.

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60 Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

zeugung. Die Nutzung von Biogas kommt dem Klima dabei gleich zwei-fach zugute: Zum einen kann der Ver-brauch fossiler Energieträger redu-ziert werden. Zum anderen könnten Methan-Emissionen aus der Viehhal-tung vermieden werden. Studien zu-folge kann Biogas in Deutschland bis zum Jahr 2030 rund 10 Mrd. Kubik-meter Erdgas ersetzen. Der Wachs-tumseinbruch in der Biogasbranche in den Jahren 2007 und 2008 auf-grund der rapide gestiegenen Preise für landwirtschaftlich erzeugte Güter (beispielsweise Getreide) tut den viel versprechenden Perspektiven auf dem globalen Markt bis 2020 keinen Abbruch: Weltweit wird mit einem Wachstum im zweistelligen Milliar-denbereich gerechnet. Entsprechend ambitioniert sind die Ziele der deut-schen Hersteller. Ende 2007 waren in Deutschland 3.700 Biogasanlagen mit einer elektrischen Leistung von insgesamt 1.270 Megawatt instal-liert. Bis zum Jahr 2020 könnte sich diese Leistung auf über 10.000 Me-gawatt erhöhen.

Heizungen mit Holzpellets, das heißt mit kleinen, zu Stäbchen ge-pressten Holzabfällen wie Säge- und Hobelspänen, erleben ein starkes Wachstum. Eine Pelletheizung ist in der Gesamtbilanz annähernd CO2-neutral. Der Trend geht zu immer kompakteren Geräten, die mit-telfristig auch klassische Heizungsräume überflüssig machen können. Die Zahl der Pelletheizungen in Deutschland ist in den letzten Jahren in Deutschland exponentiell angestiegen, und zwar von rund 8.000 in-stallierten Anlagen im Jahr 2001 auf über 90.000 Heizungen bis Ende 2007. Dem Boom bei Pelletheizungen folgt die Pelletproduktion: Allein 2008 wollten die deutschen Pelletproduzenten rund 1,4 Mio. Tonnen Holzpellets produzieren, was gegenüber dem Jahr 2005 eine Steige-rung um das Sechsfache bedeuten würde.

Lastmanagement senkt die Stromkosten

Intelligente Lastmanagement-Kon-zepte können bei Großenergiever-brauchern Kosten sparen. Leistungs-spitzen entstehen häufig durch ein zufälliges Zusammentreffen hoher Verbräuche von verschiedenen Anwendungen. Ein Lastmanage-mentsystem kann den Strombezug eines Unternehmens permanent überwachen und das Stromver-brauchsverhalten steuern. Durch automatisches Ab- und Anschalten von vorher genau definierten Gerä-ten kann in vielen Fällen ein Strom-verbrauch von der Hochtarifzeit in die Niedertarifzeit verlagert werden – ohne negative Auswirkungen auf Produktionsabläufe. Technisch be-dient man sich dabei sogenannter Maximumwächter, die nach einem Priorisierungsprinzip bei Über-schreiten einer Leistungsgrenze angeschlossene Verbraucher sukzes-sive abschalten, oder sogenannter Energiekontrollsysteme, die den Einschaltzeitpunkt der Verbraucher vor Betriebsbeginn steuern, um Ein-schaltspitzen zu vermeiden.

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61Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Auch die Verwendung von Grubengas zur Stromerzeugung wird durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert – ungeachtet der Tatsache, dass Grubengas beim Abbau fossiler Brennstoffe entsteht. Dennoch wird ein positiver Klimaeffekt erzielt, da der Klimakiller Methan nicht nur unschädlich gemacht, sondern sogar noch sinnvoll verwendet wird. Es werden pro Jahr etwa 300 Mio. Kubikmeter Grubengas gewonnen. Deutsche Unternehmen haben Absaug- und Verdichteranlagen entwi-ckelt, die sich mittlerweile über ein 110 Kilometer langes Grubengasnetz erstrecken. Damit werden nicht nur Grubengasanlagen, sondern auch industrielle Kunden, vor allem in der Stahlindustrie, sowie Fernwärme-anlagen versorgt. In Völklingen-Fenne produzieren fünf Heizkraftwerke jährlich 280 Mio. Kilowattstunden Strom für 70.000 Einfamilienhaushal-te und 250 Mio. Kilowattstunden Wärme für die Versorgung von 14.000 Haushalten. Die Heizkraftwerke bewirken damit eine Reduktion von über 5 Mio. Tonnen äquivalenter CO2-Emissionen pro Jahr.

Die dezentrale Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen stellt aber auch neue Anforderungen an die Stromnetze, die heute noch stark auf zentrale Erzeugung ausgerichtet sind. Um ein funktionieren-des Lastenmanagement sicherzustellen, ist ein geeignetes kompo-nenten-übergreifendes Leistungs- und Energiemanagementsystem notwendig, das die dezentralen Einheiten koordiniert und auch in Spit-

Im virtuellen Kraftwerk laufen die Fäden zusammen

SaarEnergie organisiert die Steuerung seiner Kraftwerke mit einem Netzleitsystem von Siemens. Der Energieversorger bezieht den Strom von verschiedenen dezen-tralen Erzeugungsanlagen, wie Blockheizkraftwerken oder Windkraftanlagen, und passt mit einem Netzleitsystem Produktion und Versorgung optimal an die jeweilige Nachfrage an. Abhängig vom Energiebedarf errechnet die Energiema-nagement-Software die bestmögliche Kombination und Auslastung der einzelnen Kraftwerke.

Damit der neu zusammengestellte Energieverbund effizienter gesteuert werden kann, integriert die neue Technik fast alle unternehmenseigenen und die meisten externen Anlagen zu einem einzigen virtuellen Kraftwerk. Die Informationen wer-den in der Leitzentrale gebündelt: Dort laufen alle Daten über Auslastung und Be-triebskosten der einzelnen Kraftwerke, den Zustand des Verteilernetzes sowie den Strombedarf der Endkunden zusammen. Der größte Teil der deutschlandweit an-gesiedelten externen Anlagen lässt sich über die Leitzentrale sogar ferngesteuert bedienen. So kann der Betreiber sichergehen, dass er den benötigten Strom jeder-zeit zu den kostengünstigsten Konditionen produziert und die Versorgung auch in Spitzenlastzeiten gewährleistet ist – und das bei einer besseren Einbindung der regenerativen Energien.

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62 Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

zenlastzeiten eine optimale Versorgung gewährleistet. Schon heute ist mit Hilfe von moderner Informations- und Kommunikationstechnologie die Schaltung eines „virtuellen Kraftwerks“ möglich: Dieses optimiert den Nutzungsgrad und steuert die dezentralen Anlagen. So lässt sich die Einspeisung verstetigen.

Marktchancen – Enorme Potenziale für erneuerbare Energien

Im Jahr 2007 konnten Unterneh-men mit Technologien der umwelt-freundlichen Energien und Energie-speicherung weltweit circa 155 Mrd. Euro Umsatz erzielen. Das sind rund 40 % mehr als noch 2006 prognosti-ziert. Besonders interessant ist der Ausblick für den Leitmarkt Umwelt-freundliche Energien und Energie-speicherung für das Jahr 2020, der nach der aktuellen Befragung um etwa 85 % optimistischer ausfällt als in der Befragung 2006. Experten rechnen damit, dass der weltweite Umsatz bis 2020 auf rund 615 Mrd. Euro anwachsen wird.

Gas- und Dampftechnologien so-wie die Wasserkraft werden relativ konstant wachsen, die Anzahl der

jährlichen Neuinstallationen bleibt daher weitgehend stabil. Die CO2-Abscheidungstechnologien in Kohlekraftwerken dagegen werden zwi-schen 2010 und 2020 stark an ökonomischer Bedeutung gewinnen. Beim Markt für Brennstoffzellen, der sich bis jetzt deutlich schwächer entwickelt hat als erwartet, sind es vor allem die hohen Wachstumspo-tenziale, die den weltweiten Umsatz bis 2020 auf etwa 50 Mrd. Euro anwachsen lassen könnten.

Die Hauptgründe für den nach oben korrigierten Ausblick beim Leit-markt Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung liegen jedoch vor allem in den erhöhten Wachstumserwartungen bei den erneuerbaren Energien. Insbesondere die Märkte für Photovoltaik,

Überblick über den Leitmarkt Umwelt-freundliche Energien und Energiespeiche-rung mit einem Vergleich zu den Einschät-zungen von 2006 [Mrd. Euro]

Quelle: Roland Berger

2008 – Aktualisierung Marktvorhersage 2006

4353

286

150

203

2010

329

615

2020

97

97

2005

112

155

2007

+60% +11% p.a.

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63Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Solarthermie, Windenergie und Biogas werden bis 2020 um etwa 20 % pro Jahr wachsen: Wurden im Jahr 2007 gerade einmal 31 Mio. Quadratmeter Sonnenkollektoren zur Wärmegewinnung installiert, werden dies im Jahr 2020 bis zu 340 Mio. Quadratmeter sein. Das Marktvolumen für die Hersteller der Kollektoren steigt derzeit jährlich um ein Viertel. Mit Blick auf die hohen Preise fossiler Energieträger und politisch motivierte Fördermaßnahmen wird neben den zu erwar-tenden Neuinstallationen in den Industrienationen auch die Nachfrage in Schwellenländern weiter wachsen. Zurzeit hat China bei neu instal-lierten solarthermischen Anlagen mit 12,6 Megawatt thermal (MWth) einen Weltmarktanteil von über 70 %.

Ähnlich hohe Steigerungsraten sind für die Photovoltaik zu erwarten, da für die zukünftige Entwicklung des weltweiten Marktes einige Hür-den, beispielsweise Engpässe bei der Siliziumversorgung oder unzurei-chende Förderprogramme, teilweise aus dem Weg geräumt scheinen. Im Vergleich zu den 2007 in Betrieb genommenen 3 GWp (Leistung bei Testbedingungen) werden im Jahr 2020 Solarzellen mit einer Gesamt-leistung von bis zu 65 GWp ans Netz gehen.

Das größte absolute Wachstum wird jedoch die Windkraft aufweisen: Man erwartet, dass im Jahr 2020 neue Windkraftanlagen mit ei-ner Leistung von etwa 137 Gigawatt gebaut werden; das bedeutet 117 Gigawatt mehr neu installierte Leis-tung im Vergleich zu 2007. Auch hier ist auf lange Sicht die wachsende Nachfrage aus Nord- und Südameri-ka sowie Asien ein Teil der Erklärung für die enormen Zuwachsraten. Nach den USA hatte China 2007 bereits die zweithöchste neu installierte Ka-pazität an Windenergie. Ein weiterer Grund für die optimistische Wachs-tumsprognose bis 2020 ist der Bau von Offshore-Windparks vor allem in Europa, obwohl sich deren Anteil erst im nächsten Jahrzehnt signifi-kant bemerkbar machen wird.

Deutsche Unternehmen haben her-vorragende Voraussetzungen, um von diesen großen Marktpotenzialen

Weltmarktprojektionen in KernsektorenQuelle: Roland Berger

2007 2020

1) neu installierte Kapazität2) Gigawatt-Peak = Leistung bei Testbedingungen

1

20

3

31

52

65

337

Solarthermie[Mio. m2 ]1)

Photovoltaik[GWp]1)2)

137

Windkraft[GW]1)

Brennstoffzellen[Mrd. Euro]

Wachstum bis 2020 p.a.

+20%

+16%

+27%

+39%

Weltmarktvolumen

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64 Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

bis 2020 zu profitieren. Besonders dominierend ist die Rolle deutscher Biogashersteller, die bis zu 90 % des Weltmarktes halten. Auch die deut-schen Solarunternehmen sind stark: Die Weltmarktanteile liegen bei 21 % für Photovoltaik und 23 % für Solar-thermie. Ähnlich gut vertreten sind deutsche Windkraftfirmen: Ein Viertel aller neu installierten Anlagen wer-den von deutschen Unternehmen gebaut und installiert. In anderen Bereichen wie der Brennstoffzelle oder der CO2-Speicherung sind Aus-sagen über Weltmärkte noch schwer zu treffen – deutsche Unternehmen haben aber auch dort aufgrund von richtungweisenden Forschungs-ergebnissen und Pilotanwendungen eine sehr gute Ausgangslage.

Umsatz und Beschäftigung – Fortsetzung des dynamischen Wachstums erwartetDie befragten Unternehmen im Leitmarkt Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung sind zu 83 % kleine und mittlere Unternehmen mit einem Jahresumsatz unter 50 Mio. Euro. Knapp ein Drittel der Un-ternehmen hat sich der Kategorie „Beratung und Dienstleistung“ zuge-ordnet; dabei handelt es sich großteils um Projektierungs- und Planungs-büros, beispielsweise für Biogas- und Solaranlagen. Aus dem Bereich Produktion und Anlagenbau kommen 40 % der Unternehmen, nur etwa

jedes achte Unternehmen definiert sich als Handelsunternehmen.

Im Schnitt der repräsentativen Stich-probe konnten in den letzten drei Jahren beachtliche Wachstumsraten erreicht werden: Die Firmen haben ihre Umsätze pro Jahr um mehr als ein Viertel gesteigert.

Weltmarktanteile deutscher UnternehmenQuelle: Roland Berger

Biogasanlagen Photovoltaik

Wasserkraft Windkraft

Solarthermie Pelletheizungen

Marktanteil Deutschland

90%

21%

35% 25%

23% 15%

Umsatzentwicklung in Deutschland – Vergangenheit und Zukunftsprojektion

Quelle: Roland Berger

Umsatzklasse Unter-nehmen [Mio. Euro]

2008-20102005-2007

<10 37% p.a.25% p.a.

10-50 29% p.a.41% p.a.

>50 29% p.a.30% p.a.

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65Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Für den Zeitraum von 2008 bis 2010 planen die befragten Unternehmen eine Fortsetzung dieses zügigen Expansionskurses. Die großen und mittleren Unternehmen rechnen mit jährlichen Wachstumsraten von 29 %, während die kleinen weiter mit über 35 % pro Jahr wachsen wollen. Be-sonders hohe Wachstumspotenziale erwarten kleine, in der Wasserstoff-wirtschaft tätige Firmen sowie mit-telständische Anbieter von Kraftwerkstechnologie-Lösungen.

Im Leitmarkt Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung wurden in den letzten Jahren in allen Technologie-Bereichen Arbeits-plätze geschaffen. Besonders stark war das Beschäftigungswachstum bei mittelständischen Firmen. Der größte Jobmotor sind die erneu-erbaren Energien. Dies gilt auch künftig vor allem für die kleinen und mittelständischen Unternehmen, was für den absoluten Beschäfti-gungseffekt besonders relevant ist: Von 2008 bis 2010 wollen diese Unternehmen in den Bereichen Energiespeichertechnologien und erneuerbare Energien durchschnittlich etwa 30 % mehr Mitarbeiter pro Jahr beschäftigen.

Die Spezialisierung und Konzentration der Unternehmen auf den Leitmarkt Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung haben dabei seit der Befragung 2006 weiter zugenommen: Lag der Anteil des Umsatzes im Leitmarkt am Gesamtumsatz der Unternehmen 2006 noch bei 67 %, so ist dieser im Jahr 2007 bereits auf über 70 % angewachsen.

Von den befragten Unternehmen konnten 13 % 2007 Umsatzrenditen von über 10 % ausweisen. Dabei lag der Anteil dieser hochprofitablen Firmen bei den kleinen und gro-ßen Unternehmen deutlich höher als bei den mittelständischen Be-trieben. Unter den Unternehmen, die Verluste gemacht haben, finden sich wiederum besonders viele klei-ne und mittelständische Betriebe. Die profitabelsten Handlungsfelder

Mitarbeiterentwicklung in Deutschland – Vergangenheit und Zukunftsprojektion

Quelle: Roland Berger

Umsatzklasse Unter- nehmen [Mio. Euro]

2008-20102005-2007

<10 28% p.a.15% p.a.

10-50 33% p.a.36% p.a.

>50 14% p.a.26% p.a.

Rentabilität der Unternehmen in Deutsch-land

Quelle: Roland Berger

<0%

13%

47%

20%

19%

Umsatzrendite-Klassen (gemäß Jahresüberschuss)

0-5% 5-10% >10%

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66 Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

sind bei den befragten Firmen die erneuerbaren Energien und die Energiespeichertechnologien. Dort fällt der Anteil der Unternehmen mit Umsatzrenditen über 10 % am höchsten aus.

Internationalisierung – Chancen in EuropaDer Leitmarkt Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung war bisher stark auf Deutschland ausgerichtet. Internationalisierung und Wettbewerb in der Branche werden jedoch zunehmen. Bei fast 40 % der befragten Unternehmen – das sind deutlich mehr als in der Befragung 2006 – liegt der geografische Schwerpunkt der Geschäfts-tätigkeit bereits nicht mehr vor Ort bzw. in Deutschland, sondern in EU-Staaten oder an anderen ausländischen Standorten. Mit diesem Anteil an international ausgerichteten Unternehmen gehört dieser Markt zur Spitze unter den betrachteten Leitmärkten. Auch mit Blick auf den Anteil der Wertschöpfung, den die Unternehmen 2007 im Ausland erbracht haben, sind die Umweltfreundlichen Energien und Energiespeicherung mit über 13 % der Leitmarkt mit dem am stärksten ausgeprägten Internationalisierungsgrad.

Es besteht noch ein hohes Potenzial für Wachstum im Ausland, insbe-sondere für die große Zahl derjenigen Firmen, die bisher vor allem auf die nationalen Märkte gesetzt haben. Der Schwerpunkt der Aktivitäten im Ausland liegt heute und in den nächsten Jahren eindeutig auf dem Export. Der Produktionsstandort Deutschland hat für die Unternehmen im Leitmarkt nach wie vor eine hohe Attraktivität, die sich auch bis 2010 nur geringfügig abschwächen wird.

Mit Blick auf die im Ausland beschäftigten Arbeitnehmer entfallen über 70 % auf Westeuropa. Hier zeichnet sich bereits die – nach Deutschland – starke Bedeutung dieser Region für die Unternehmen im Leitmarkt ab, was sich auch bei den Absatzmärkten und der Wettbewerbsinten-sität bestätigt.

Deutschland jedoch ist nach wie vor der wichtigste Absatzmarkt und erzielt im Schnitt 88 von 100 Punkten auf dem Bedeutungsindex. Die-se Stellung als wichtigster Markt wird es auch bis 2020 beibehalten. Allerdings büßt die Bundesrepublik zukünftig an Bedeutung ein, wäh-rend alle anderen Weltregionen an Gewicht zunehmen. Folgt heute mit 44 Punkten auf dem Bedeutungsindex Westeuropa als wichtigste Absatzregion außerhalb Deutschlands, so wird deren Stellenwert für

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67Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

2020 bereits mit 60 Punkten bewertet. Osteuropa als drittwichtigster Absatzmarkt spielt noch eine untergeordnete Rolle, wird aber bis 2020 für die Unternehmen wesentlich an Bedeutung gewinnen. Der Absatz konzentriert sich somit heute wie auch 2020 auf Deutschland und Europa. Wie die Weltkarte zeigt, werden allerdings auch die anderen Weltregionen an Bedeutung gewinnen, wobei insbesondere Russland, die USA, China und Indien eine wichtige Rolle spielen werden (siehe Karte, Seite 68).

Mit Blick auf den nationalen und internationalen Wettbewerb, dem deutsche Unternehmen heute und 2020 ausgesetzt sein werden, zeichnet sich ein ähnliches Bild ab wie bei der Analyse der Absatzmärk-te. Der inländische, vor allem aber auch der Wettbewerb mit ausländi-schen Anbietern, wird bis 2020 an Schärfe zunehmen.

Die stärksten Wettbewerber kommen für die Firmen heute wie 2020 aus der Bundesrepublik und nachfolgend aus West- und Osteuropa. 2020 werden Unternehmen aus China bereits die viertstärkste Wettbe-werbergruppe deutscher Unternehmen im Leitmarkt stellen – und sich damit vor die US-Konkurrenz schieben.

Insgesamt lohnt sich die Internationalisierung für die Unternehmen: Während 26 % aller Firmen mit nationalem geografischen Schwer-punkt der Geschäftstätigkeit Umsatzrenditen von 5–10 % bzw. von mehr als 10 % erzielen, erreichen immerhin 44 % der internationalen Unternehmen diese Kategorie.

Innovationen – Größere Anstren gungen bei kleinen FirmenDie Forschungsaktivitäten der Unternehmen im Leitmarkt Umwelt-freundliche Energien und Energiespeicherung liegen im Durchschnitt der betrachteten Leitmärkte. Gerade kleine Unternehmen investieren mit etwa 10 % vom Umsatz überdurchschnittlich viel in Forschung und Entwicklung. Dies entspricht einem Wachstum von 2 Prozentpunkten seit 2006. Die Ausgaben bei mittleren und großen Unternehmen liegen mit etwa 4 % vom Umsatz etwa auf dem Niveau von 2006.

Forschung und Entwicklung behalten für Unternehmen auch in Zukunft ihre hohe Bedeutung bei: Zwischen 2008 und 2010 wird mit einem jährlichen Wachstum der Forschungsausgaben von etwa 10 % gerech-

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68 Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Bedeutung regionaler Absatzmärkte und Wettbewerb 2008 und 2020 für den Leitmarkt Um-weltfreundliche Energien und Energiespeicherung

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69Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Forschungsausgaben der Unternehmen in Deutschland im Leitmarkt Umweltfreundli-che Energien und Energiespeicherung

Quelle: Roland Berger

10%

Umsatzklasse[Mio. Euro]

FuE-Ausgaben[% vom Umsatz]

Wachstum p.a. 2008-2010

5%

4%

<10

10-50

>50

7%

6%

11%

net – dieser Anstieg fällt allerdings geringer aus als das erwartete Um-satzwachstum. Überdurchschnittlich wachsen bis 2010 (mit einer Rate von 11 % pro Jahr) die Forschungsausga-ben bei kleinen Unternehmen.

In den Jahren 2003 bis 2005 sind 45 % der staatlichen Fördergelder für den Bereich Umwelttechnologie in Projekte in diesem Leitmarkt geflos-sen. Dabei ging fast die Hälfte der Fördergelder an Unternehmen. Die Wirtschaft leistet demnach einen er-heblichen Beitrag zur Weiterentwick-lung des technologischen Wissens. Die meisten staatlich geförderten Projekte wurden in den Bereichen Photovoltaik und Windenergie durch-geführt. Aber auch das Thema Ab-scheidung und Einlagerung von CO2 rückte immer mehr in den Fokus der Forschung. Die größten Volumina entfielen auf Photovoltaik- und Brennstoffzellenprojekte.

Forschung, Kooperation, Cluster – Konzentration in BallungsräumenVon den befragten Unternehmen kooperieren 62 % in Innovationsnetz-werken. Besonders aktiv sind mittelgroße Firmen, von denen über 80 % angeben, in Netzwerken aktiv zu sein. Im Leitmarkt Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung spielen die Zulieferer eine wichtige Rolle im Innovationsprozess. Sie werden von mehr als der Hälfte der in Netzwerken aktiven Unternehmen als Partner genannt. Danach folgen in der Bedeutung Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

Die örtliche Nähe gibt lediglich für ein Drittel der Firmen den Ausschlag für die Bildung von Innovationskooperationen. Der größere Anteil der Unternehmen kooperiert auf überregionaler Basis – ein Fünftel der Firmen sogar in internationalen Forschungsnetzwerken. Dabei ist fast die Hälfte der Netzwerke nicht formell organisiert. Bei je einem Viertel der Netzwerke nehmen Unternehmen oder Verbände die Ko-

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70 Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

ordinatorenrolle ein. Dass eine Forschungseinrichtung diese Funktion übernimmt, ist dagegen eher selten.

Die Hauptmotive der Unternehmen für das Engagement in Netzwer-ken sind neben dem Informationsaustausch insbesondere die Generie-rung von Produktideen und die Erschließung von Marktzugängen.

Die Deutschlandkarte zeigt die befragten Unternehmen und relevante Forschungseinrichtungen im Leitmarkt (siehe Seite 71). Die Einfärbung der Bundesländer macht deutlich, dass Unternehmen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bayern und Hessen die meisten Arbeits-plätze anbieten. Damit steigt Hessen im Vergleich zur Befragung 2006 zu einem der Bundesländer auf, die das höchste Beschäftigungsvolu-men in diesem Leitmarkt vorweisen können. Eine hohe Dichte von Forschungseinrichtungen und Unternehmen findet sich im Ruhrge-biet, in Franken, in den Regionen Freiberg und Halle (dort insbesondere Solarfirmen) und rund um die Großstädte Hamburg, Berlin und Mün-chen. Hier einige Beispiele:

In Nordrhein-Westfalen finden sich • zahlreiche regionale Forschungs-kooperationen zwischen Universitäten und der Privatwirtschaft. Die Universität Siegen hat beispielsweise mit der BEGA Wasserkraft GmbH aus Bochum und der Proaqua Ingenieurgesellschaft aus Aachen kooperiert, um eine Kleinwasserkraftanlage zu entwickeln. Das Projekt Kleinstkraftwerke – Wasserräder mit Energiewandlern im Baukastenprinzip zielt darauf ab, eine dezentrale Möglichkeit der Stromerzeugung für Inselnetze im Leistungsbereich unterhalb von 10 Kilowatt zu schaffen. Die Wasserräder können bei Privathaushal-ten im ländlichen Siedlungsraum und kleinen Handwerksbetrieben eingesetzt werden. Besondere Relevanz hat diese Technologie in Ländern mit schlechter Netzabdeckung – weshalb auch Kooperati-onspartner aus Äthiopien an der Entwicklung beteiligt waren.Ebenfalls in Nordrhein-Westfalen liegt ein • Cluster im Bereich der solaren Stromerzeugung. Die Fachhochschule Aachen arbeitet zu-sammen mit Partnern aus der Wirtschaft an einem Projekt zur Nut-zung von solarthermischer Energie. Im Rahmen des vom Bundesum-weltministerium geförderten Solarturms Jülich wird erforscht, wie sich Sonnenenergie am effizientesten in Strom umwandeln lässt. Langfristiges Ziel ist die Entwicklung eines Kraftwerks, mit dem es möglich ist, direkt Wasserstoff durch Solarenergie herzustellen. Dieser könnte dann wiederum als umweltfreundliche Energiequelle zur Anwendung kommen, zum Beispiel in Autos mit Brennstoffzel-lenantrieb.

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71Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Karlsruhe Stuttgart

Nürnberg

Frankfurt am Main

Hamburg

BraunschweigHannover

Bremen

Essen

AachenKöln

Kassel

Dresden

Berlin

München

Beschäftigungsvolumen im Leitmarkt je Bundesland

niedrigmittelhoch

Unternehmensgrößenach Umsatz [Mio. Euro]

Forschungseinrichtungen

<1010-50>50

Regionale Verteilung der Firmen und Forschungseinrichtungen im Leitmarkt Umweltfreundli-che Energien und Energiespeicherung

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72 Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Zusammen mit der MAN AG forscht die Fachhochschule Ansbach • an der Weiterentwicklung von Gasmotoren. Ziel dieses vom Bund und dem Freistaat Bayern geförderten Forschungsprogramms ist die Entwicklung neuer effizienter Energieanlagen zur Gewinnung von Wärme und Strom. Das Projekt soll Erkenntnisse liefern, inwiefern verschiedene Energieumwandlungstechnologien wirtschaftlich und in Bezug auf den Klimaschutz einzuordnen sind.An der Universität Stuttgart kooperieren verschiedene Forschungs-• gruppen mit Unternehmen, zum Beispiel das Institut für Strömungs-mechanik mit Voith Siemens Hydro bei der Entwicklung eines Mee-resströmungskraftwerks. Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung hat dagegen Dünnschichtsolarzellen aus Kupfer-Indium-Gallium-Diselenid entwickelt und mit der Würth Solar GmbH & Co. KG in die industrielle Produktion überführt. Die gesam-te Entwicklung beim ZSW und Würth wurde über viele Jahre konti-nuierlich durch das Bundesumweltministerium gefördert.Das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik in Halle kooperiert mit • zahlreichen Solarfirmen aus Sachsen-Anhalt – darunter die Q-Cells AG aus Thalheim, die Resolut GmbH aus Bitterfeld und die Sawate GmbH aus Halle – bei der Entwicklung von Fertigungstechnologien für die effizientere und wirtschaftlichere Herstellung von siliziumba-sierten Solarzellen und -modulen. Ziel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten InnoProfile-Vorhabens SiThin-Solar ist die Herstellung von Wafern mit einer Dicke von 50–100 Mikrometern. Auf nationaler Ebene arbeiten die Partner des • OPTAN-Projekts zusammen. Das Institut für Zukunftsenergiesysteme in Saarbrü-cken, das Öko-Institut Freiburg, die BET GmbH aus Aachen und die Dornbach & Partner GmbH erforschen, wie erneuerbare Energien in bestehende Stromnetze integriert werden können und wie diese hierfür verändert werden müssen. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem zwei Fragestellungen: zum einen, wie dezentrale Energiesys-teme optimiert werden können, die künftig zu einem großen Teil auf Anlagen der erneuerbaren Energien beruhen werden; zum anderen, wie Verteilnetzbetreiber in die Lage versetzt werden können, diese Systemoptimierung zu gestalten. Ziel ist es, den technologischen Rahmen der Energiewirtschaft pro-aktiv an den zunehmenden Anteil erneuerbarer Energien anzupassen.

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73Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Der Beitrag der Politik – Frühzeitig die Weichen gestelltIn keinem anderen Leitmarkt hat sich die deutsche Politik so früh und so entschieden festgelegt wie im Bereich der umweltfreundlichen Energien. Deutschland fördert seit 1974 die Forschung im Bereich der erneuerbaren Energien. 1991 wurde mit dem Stromeinspeisungsge-setz erstmals eine Vergütung für dezentral erzeugten Strom ermög-licht – eine Verdopplung des Anteils der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion im Zeitraum von 1991 bis 2000 war die Folge. Ab 1999 wurde durch das Marktanreizprogramm für die Wärmenutzung aus erneuerbaren Quellen auch die thermische Verwendung der erneu-erbaren Energien gefördert.

Noch mehr Entschlossenheit brachte das Jahr 2000: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat eine gesetzlich fixierte Mindestvergütung und eine vorrangige Abnahmeverpflichtung für Energie aus erneuerbaren Quellen festgelegt. Mit der dadurch geschaffenen Investitionssicher-heit war die Basis für die Entwicklung deutscher Firmen zu Weltmarkt-führern geschaffen. Im Jahr 2004 wurde die Grundausrichtung durch die Novelle des Gesetzes bestätigt.

Am 1. Januar 2009 ist in der Bundesrepublik eine ganze Reihe wichtiger gesetzlicher Neuregelungen in Kraft getreten: Mit der Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes bleibt dessen konzeptionelle Grund-ausrichtung erhalten. Gleichzeitig werden die bisherigen Ausbauziele sehr deutlich erhöht. Bis 2020 sollen jetzt mindestens 30 % des deut-schen Stromverbrauchs erneuerbar gedeckt werden. Bislang waren le-diglich 20 % geplant. Anschließend gibt das EEG 2009 einen weiteren kontinuierlichen Ausbau vor. Weitere wichtige Änderungen sind zum Beispiel die attraktivere Gestaltung des Repowering von Windenergie-anlagen, die Verbesserung der Bedingungen für die Offshore-Windkraft und eine Verbesserung der Netzintegration von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien mitsamt der Regelung des Ein-speisemanagements.

Sonderregeln in der Gasnetzzugangsverordnung erleichtern die Ein-speisung und den Transport von Biogas. Ziel ist es, den Anteil von Biogas bis zum Jahr 2030 auf 10 % des heutigen Erdgasverbrauchs zu erhöhen und effizient in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und als Kraft-stoff einzusetzen.

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74 Umweltfreund liche Energien und Energie speicherung

Außerdem legt das neue Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz seit 1. Januar 2009 fest, dass spätestens im Jahr 2020 14 % der Wärme in Deutschland aus erneuerbaren Energien stammen sollen. Das Gesetz sieht eine Nutzungspflicht vor: Eigentümer von Gebäuden, die neu gebaut werden, müssen einen Teil ihrer Wärmeversorgung aus erneu-erbaren Energien decken oder andere klimaschonende Maßnahmen einsetzen (Wärmedämmung oder Wärmebezug aus Fernwärmenet-zen und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen). Die Nutzung erneuerbarer Energien wird dabei auch in Zukunft finanziell gefördert, wobei das bestehende Marktanreizprogramm auf bis zu 500 Mio. Euro pro Jahr aufgestockt wird.

Als dritte Gesetzesinitiative ist zum 1. Januar 2009 das neue Gesetz zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung in Kraft getreten. Ziel ist es, durch finanzielle Zuschüsse bis zum Jahr 2020 den Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung an der Stromerzeugung auf 25 % zu verdoppeln. Die Zukunft soll somit den erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz gehören. Zudem existiert mit dem CO2-Emissionshandel ein Instru-ment, das Anreize zur umweltfreundlichen Energieerzeugung mit klas-sischen Technologien sowie zur Energieeffizienz setzt.

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Energie effizienz

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76 Energie effizienz

Der Energieverbrauch in der EU-25 liegt gegenwärtig bei circa 1,8 Mrd. Tonnen Öleinheiten pro Jahr, das entspricht Kos-ten von etwa 500 Mrd. Euro. Fast ein Drittel der gesamten

Energie wird in der Wirtschaft verwendet. Wenn es gelingt, diesen Verbrauch signifikant zu senken, könnten die Unternehmen ihre Kos-ten erheblich verringern. Mehr Energieeffizienz bedeutet also mehr Wettbewerbsfähigkeit. Die verbesserte Kostenposition wirkt positiv

auf das Wirtschaftswachstum, was wiederum positive Beschäftigungs-effekte nach sich zieht. Schätzungen des deutschen Rates für Nachhaltige Entwicklung zufolge könnten für jede eingesparte Million Tonnen Rohölein-heiten mehr als 2.000 Vollzeitarbeits-plätze geschaffen werden.

Noch weitere, gewichtige Argumen-te sprechen für eine Verbesserung der Energieeffizienz: Der überwie-gende Teil der heute genutzten Ener-gieträger ist nicht nachhaltig, die fossilen Ressourcen sind begrenzt: Erdöl und Erdgas werden bei einer Fortschreibung der derzeitigen Ver-brauchstrends Ende dieses Jahrhun-derts erschöpft sein. Eine vollstän-dige Substitution mit Energie aus erneuerbaren Quellen ist jedoch in diesem Zeitraum wenig realistisch. Nur mit höherer Energieeffizienz kann der bestehende Lebensstan-dard über längere Zeit aufrechterhal-ten werden.

Der 4. UN-Klimabericht vergleicht die Sektoren Land- und Forstwirtschaft, Industrie, Energieversorgung, Trans-port und Gebäude hinsichtlich ihrer Möglichkeiten zur CO2-Reduktion. Das Ergebnis: Die höchsten Kohlen-dioxid-Einsparungen – 29 % – lassen sich bis 2020 im Gebäudebereich re-alisieren. Wie groß diese Potenziale

Beispiel mittelständisches Unternehmen: Stromkosten pro Jahr vor und nach Opti-mierung [Euro]

Quelle: Deutsche Energie-Agentur

Einsparungen Restkosten

Annahme: 2 Mio. kWh/Jahr Stromverbrauch

131.5009.40017.400

21.700180.000

Verblei-bend

Vor Opti- mierung

Beleuch-tung

Pumpen Druckluft

- 27%

Beispiel Bürogebäude: Stromkosten pro Jahr vor und nach Optimierung [Euro]

Quelle: Deutsche Energie-Agentur

Einsparungen Restkosten

Annahme: 222.000 kWh/Jahr Stromverbrauch

7.5001.000

9.300

16.20034.000

Verblei-bend

Vor Opti- mierung

Beleuch-tung

Büro-geräte

Heizungs-pumpen

-78%

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77Energie effizienz

sind, zeigen die Modellrechnungen für die Strom- und Heizkosten ei-nes Bürogebäudes (siehe Abbildung Seite 76). Energieeffizienz hat somit einen dreifachen Effekt – niedrigere Kosten, weniger Abhängigkeit von endlichen Ressourcen und geringere Emissionen.

Der deutsche Stromverbrauch stieg von 1993 bis 2007 noch immer um fast ein Fünftel und ist für knapp die Hälfte des gesamten deutschen Koh-lendioxid-Ausstoßes verantwortlich. In Deutschland konnte zwar durch höhere Energieeffizienz der Strom-verbrauch der einzelnen Geräte re-duziert werden. In Summe hat der Stromverbrauch dennoch zugenom-men, weil der höhere technische Ausstattungsgrad die Spareffekte der höheren Effizienz übertroffen hat; dies gilt vor allem für den Handel und das Gewerbe, die mittlerweile ein Drittel mehr Strom verbrauchen als 1993. Deutliche Verbesserungen zeigten sich aber in Deutschland im Jahr 2007. Der Primärenergieverbrauch sank um fast 5 % im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist zurückzuführen auf staatliche Initiativen zur Erhö-hung der Energieeffizienz und das wachsende Konsumentenbewusst-sein, beispielsweise beim Kauf energieeffizienter Haushaltsgeräte.

Die Gründe für die noch unzureichende Energieeffizienz sind vielfältig: Zum einen mangelt es an Informationen darüber, an welchen Stellen und wie sich Energie wirtschaftlich einsparen lässt. Zum anderen feh-len Markttransparenz und Anreize für den Kauf von Maschinen und Anlagen mit niedrigerem Energieverbrauch: Unter anderem sind die Amortisationszeiten von Anlagen häufig so kurz gesetzt, dass die öko-nomischen Effekte effizienterer Anlagen nicht zum Tragen kommen. Darüber hinaus sind betriebswirtschaftliche Instrumente, mit denen bei Investitionen eine Lebenszyklusanalyse erfolgen kann, die die Energieeffizienz berücksichtigt, nicht bekannt oder werden zu wenig eingesetzt.

Auf einen Blick

Durch energieeffiziente Technolo-gie können enorme Potenziale für Energieeinsparungen, insbesondere im Gebäudebereich, genutzt wer-den.

Das Weltmarktvolumen von 540 Mrd. Euro wird sich bis 2020 fast verdoppeln – damit ist Energieeffi-zienz der Leitmarkt mit dem höchs-ten Volumen.

Internationale Absatzchancen lie-gen vor allem in den industrialisier-ten Märkten Europas und Nordame-rikas.

Deutsche Unternehmen nehmen technologische Spitzenpositionen ein und bedienen ein Fünftel des Marktes.

Die Unternehmen des Leitmarktes Energieeffizienz sind sehr profita-bel, fast ein Drittel erzielt Umsatz-renditen über 10 %.

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78 Energie effizienz

Dennoch leisten deutsche Unternehmen – teilweise unbemerkt von der Öffentlichkeit – bereits heute einen wichtigen Beitrag zum Klima-schutz: Mit der Entwicklung innovativer Technologien und neuer Pro-dukte tragen sie dazu bei, Energie zu sparen. Allerdings würden sich viele der betreffenden Unternehmen nach eigenem Selbstverständnis gar nicht als Anbieter von Umwelttechnologie bezeichnen. Wählt man jedoch einen breiteren Definitionsansatz, so gehören zu den Energie-effizienztechnologien:

Isolierbaustoffe und Gebäudetechnik, das heißt • Wärmedämmsyste-me, Heiz- und Kühlsysteme, Wärmeschutzverglasung, energieeffiziente Produkte, das heißt effiziente Haushaltsgeräte, • Elektronik (zum Beispiel Informations- und Kommunikationstechnik), Energiesparlampen,energieeffiziente Kühlungssysteme als Alternative zu traditionellen • Klimaanlagen (zum Beispiel solare Kühlung),energieeffiziente Verfahren und Produktionsprozesse,• energieeffiziente industrielle Querschnittstechnologien, das heißt • vor allem Pumpen, Motoren, Druckluftsysteme, Mess-, Steuer- und Regeltechnik,Energiedienstleistungen wie Contracting und Energieberatung.•

Zukunft der Energieeffizienz – Drei Hebel für mehr NachhaltigkeitMehr Energieeffizienz kann sowohl in privaten Haushalten als auch in Wirtschaft und Verwaltung neben der sparsamen Nutzung von Energie mit drei Hebeln erreicht werden:

Reduzierung des Energieverbrauchs durch Prozessoptimierung ein-• schließlich intelligenter Steuerung,Steigerung der Energieeffizienz von Geräten und Aggregaten,• Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden.•

Für alle drei Hebel bieten deutsche Unternehmen zahlreiche bewährte und innovative Produkte und Dienstleistungen an.

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79Energie effizienz

Hebel 1: Reduzierung des Energieverbrauchs durch Prozessopti-mierung einschließlich intelligenter Steuerung

Der erste Schritt zu einer Veränderung ist die bewusste Entscheidung von Unternehmen oder Privatpersonen, den Energieverbrauch künftig zu reduzieren. Doch der Wille allein reicht nicht: Ohne Know-how und die entsprechende Technik lassen sich die guten Vorsätze nicht in die Tat umsetzen. Hier sind Dienstleistungsunternehmen und die Her-steller von Technologien gefordert, die die Energieeffizienz erheblich verbessern.

Zur Optimierung ihrer Energieversorgung nutzen immer mehr Firmen das Contracting. Bei diesem Konzept stellt ein Dienstleister – der Con-tractor – die Verbesserung der ökonomischen und ökologischen Effizi-enz bei der Erzeugung und Nutzung von Energie sicher. Die Leistungen der mittlerweile fast 700 Contracting-Anbieter in Deutschland werden dabei aus den eingesparten Energiekosten finanziert. Der Kunde kauft eine Pauschalmenge Wärme oder Strom vom Contractor, der diese dann möglichst effizient erzeugt. Im Schnitt lassen sich so 15–20 % Energie einsparen.

Andere Firmen bieten Beratungsleistungen zur Optimierung des Energieverbrauchs an. Das Angebot solcher Unternehmen reicht von Berechnungen der Lebenszykluskosten für alternative Heizsysteme bis zur komplexen Optimierung von Produktionsverfahren.

Mit kleinen Schritten zum großen Sparerfolg

Nicht die revolutionären Innovationen, sondern viele kleine Verbesserungen führten zum großen Erfolg des ganzheitlichen Energiemanagement-Systems, das im Mercedes-Benz Werk Untertürkheim aufgebaut wurde. Durch konsequente Energieoptimierung spart das Stammwerk des Daimler-Konzerns 11 % seines bis-herigen Energieverbrauchs, das entspricht einer Kostensenkung von 9,6 Mio. Euro pro Jahr und einer CO2-Reduktion von 70.806 Tonnen. Das Energiemanagement-System setzt auf die Verknüpfung der drei Bereiche Technik, Verwaltung und Mitarbeiterverhalten. So wurde ein weit reichendes Maßnahmenpaket entwickelt und umgesetzt. Beispielsweise wurden die Kühlung, die Wärmerückgewinnungs-anlagen und die lufttechnischen Anlagen optimiert. Durch die Übertragung der Betriebszeiten der Versorgungsanlagen zur Gebäudeleittechnik werden die Be-triebszeiten von Lüftung und Beleuchtung regelmäßig synchronisiert und an den tatsächlichen Bedarf angepasst. Während produktionsfreier Zeiten werden die nicht benötigten Anlagen abgeschaltet. Um eine langfristige Wirksamkeit des Projekts zu gewährleisten, wurde die Implementierung der beschlossenen Maß-nahmen in einen betrieblichen Managementprozess eingebettet. Mit seinen Be-mühungen um die Energieoptimierung erreichte das Mercedes-Benz Werk Unter-türkheim den zweiten Platz im internationalen „Energy Efficiency Award 2008“.

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80 Energie effizienz

Die Mess-, Steuer- und Regeltechnik legt die Basis für einen effizienten Einsatz von Energie, indem sie Trans-parenz herstellt und eine Datenba-sis schafft. Durch die zunehmende Automatisierung muss der Mensch immer weniger selbst überwachen und eingreifen: Zum Beispiel gibt es im privaten Bereich sowie in Fa-brik- und Bürogebäuden Heizungs-systeme, die selbständig erkennen, ob sich Menschen in den Räumen aufhalten und die Heizungsleistung entsprechend regeln.

In der Industrie leistet die Mess-, Steuer- und Regeltechnik einen be-sonders hohen Beitrag zu einem rationellen Umgang mit Energie. Ein Beispiel dafür ist die Druckluft-nutzung. Häufig wird unterschätzt, welche Energieverluste durch Le-

ckagen und Druckabfälle entstehen können. Vom Manometer bis zum Drucksensor – das Instrumentarium der klassischen Messtechnik stellt Energieeffizienz sicher. Durch die kontinuierliche manuelle oder auto-matische Überwachung kann beispielsweise verhindert werden, dass zu geringer Arbeitsdruck zu verminderter Leistung, zu mehr Arbeitszeit und damit zu höherem Energieverbrauch führt. Einen weiteren Beitrag leistet die Regeltechnik: Diese kann durch Druckabsenkung und Redu-zierung interner Regelungsverluste 12–15 % der benötigten Energie einsparen.

Über den Bereich Energieeffizienz hinaus hat die Mess-, Steuer- und Regeltechnik hohe Relevanz für den Umweltschutz. Deutsche Herstel-ler produzieren Messinstrumente für vielfältige Anwendungen: In der Wassermesstechnik erfassen Geräte den Verbrauch, den Grundwas-serstand oder die Wasserqualität. Unternehmen der Luftmesstechnik stellen Geräte zur Messung von Partikelbelastungen, Emissionen und Luftqualität her. Weitere Anwendungsgebiete sind unter anderem Wet-termessungen und Messungen der Schadstoffbelastung von Böden.

Druckluftanlage vom Contractor: Weniger Kosten, mehr Qualität

Die Reifenfabrik Michelin in Ohlig spart dank einer modernen Druck-luftanlage Energie. Um den Bedarf von 300 m³/min. zu decken, wurden neue Kompressoren per Contracting finanziert. Von der Installation bis zur Wartung und Erneuerung des Verteilernetzes hat der Contractor die volle Verantwortung übernom-men. In der neuen Konstellation profitiert Michelin von mehr Versor-gungssicherheit, garantierter Druck-luftqualität und Kostentransparenz. Die neue Stromversorgung und ein modernes Wärmerückgewinnungs-system sparen das Äquivalent von jährlich rund 4.800 Tonnen des kli-maschädlichen CO2.

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81Energie effizienz

Hebel 2: Steigerung der Energieeffizienz von Geräten und Aggregaten

Auch die eingesetzten Geräte selbst müssen energieeffizienter wer-den. Hier ist die technologische Innovationskraft der Herstellerfirmen gefragt. Deutsche Unternehmen haben schon frühzeitig Forschungsak-tivitäten in diesem Bereich entwickelt.

Private Haushalte bieten reichlich Ansatzpunkte zur Energieeinsparung. Etwa ein Drittel des privaten Stromverbrauchs wird von Haushalts- und Elektrogeräten verursacht. Die sogenannte Weiße Ware birgt deshalb ein erhebliches Einsparpotenzial. Deutsche Hersteller von Haushalts- und Elektrogeräten sind bei Qualität und Energieeffizienz weltweit führend. Würden in Deutschland Altgeräte durch energieeffiziente Mo-delle ersetzt, ließen sich nach Angaben des Zentralverbands Elektro-technik und Elektronikindustrie (ZVEI) 7,9 Mrd. Kilowattstunden Strom einsparen – das entspricht gegenwärtig dem Jahresverbrauch von 2,8 Millionen Zwei-Personen-Haushalten. Ein einfaches Beispiel illustriert das inzwischen bei Neugeräten erreichte Effizienzniveau: Eine moder-ne, voll beladene Spülmaschine kommt mit weniger Strom und Wasser aus als ein geübter Handabwäscher.

Ausgezeichnet: Energieeffiziente Gebäudeplanung

Der „Energy Efficiency Award“ wird im Rahmen der Initiative EnergieEffizienz von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) in Kooperation mit der Deutschen Messe und der KfW Förderbank für „herausragende Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz“ verliehen. Der erste Preis ging 2008 an die Festo AG & Co. KG. Das Unternehmen, das zu den Marktführern auf dem Gebiet der Automatisie-rungstechnik gehört, erhielt die Auszeichnung für Erweiterungsbauten, die es zur Steigerung der Produktionskapazität am Standort St. Ingbert/Rohrbach errichten ließ. Dabei spielte die Energieeffizienz bereits bei der Planung eine entscheidende Rolle. Im Vergleich zu einer konventionellen Planung wurden durch die energie-effiziente Umsetzung der Erweiterungsbauten 38 % des jährlichen Energiever-brauchs eingespart. Das entspricht einer Kostenreduktion von 366.000 Euro bzw. 3.771.000 Kilowattstunden pro Jahr.

Dieses Ergebnis wurde durch verschiedene Maßnahmen zur Steigerung der Ener-gieeffizienz erreicht. Dazu gehören unter anderem eine Quelllüftung mit adia-batischer Abluftkühlung statt Mischlüftung und Kühlung mit Kältemaschinen, intelligente Steuer- und Regeltechnik sowie sonnenstandsabhängige Verschattung der zu klimatisierenden Räume und tageslichtabhängige Regelung der Arbeits-platzbeleuchtung.

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82 Energie effizienz

Das Beleuchten einer Wohnung mit herkömmlichen Glühlampen ist im Schnitt genauso teuer wie das Ko-chen und Backen, da Lampen we-sentlich mehr genutzt werden. Ent-sprechend groß ist das Potenzial für Energieeinsparungen: Energie-sparlampen haben geringere Le-benszykluskosten und brauchen im Vergleich zu herkömmlichen Lam-pen bis zu 80 % weniger Energie. Würden mehr Energiesparleuchten in die Fassungen geschraubt, ließen sich allein in Deutschland bis zu 11 Mrd. Kilowattstunden Strom sparen, das entspricht dem Jahresverbrauch von 4 Millionen Zwei-Personen-Haushalten. Allerdings stießen die Energiesparlampen bisher auf wenig Gegenliebe bei den Verbrauchern, vermutlich aufgrund ihrer hohen An-schaffungskosten und ihrer „kalten“ Leuchteigenschaften.

Mehr Anklang am Markt findet die Light Emitting Diode (LED), die sich wegen ihrer angenehmen Leuchtei-genschaften, Farbvarianzen und der Langlebigkeit vor allem in der Raum-gestaltung und für Design- und Ein-bauleuchten eignet. Als Flächenlicht der Zukunft werden organische LEDs ( OLED) von Experten eingeschätzt. Sie sind sehr dünn, leicht und hell, außerdem verbrauchen sie nur wenig Energie. Schon heute haben sie eine Lebensdauer von mehr als 10.000 Stunden und eine fünfmal so ho-he Lichtausbeute wie herkömmliche Glühbirnen. Ab 2015 rechnen Analys-ten hier mit einem Milliardenmarkt.

Hocheffizienzpumpe senkt Energieverbrauch um 60 %

Die Firma Infracor hat lange ge-prüft, wie ihre Pumpensysteme optimiert werden könnten. Vom Einsatz von Drehzahlregelungen bis zur Steigerung von Wirkungsgrad und Pumpenleistung wurden einfa-che und aufwendige Maßnahmen in Betracht gezogen. Dann fiel die Entscheidung, die alten Pumpen komplett zu ersetzen. Sie wurden durch neue Hocheffizienzpumpen mit einem energieeffizienten EC-Motor (electronic commutated) aus-getauscht. Damit konnte der Ener-gieverbrauch um fast 60 % gesenkt werden.

Drehzahlregelung an Pumpen spart Strom

Die Benoac Fertigteile GmbH ist spezialisiert auf die Herstellung von Formhäuten für den Automobilin-nenraum. Bei der Herstellung wird ein Kunststoffpulver in einem ölbe-heizten Werkzeug aufgeschmolzen. Für das Aufheizen und Kühlen des Werkzeugs wird in zwei getrenn-ten Pumpenkreisläufen heißes und kaltes Wärmeträgeröl durch das Werkzeug gepumpt. Eine Beratung hat ergeben, dass alle Pumpen der betrachteten Heiz- und Kühl-kreisläufe während der gesamten Produktionszeit mit voller Leistung liefen – auch wenn sie phasenweise gar nicht benötigt wurden. Dar-aufhin wurde an allen Pumpen der Heiz- bzw. Kühlkreisläufe eine pro-zessabhängige Drehzahlregelung eingebaut. Als Ergebnis dieser Maß-nahme spart das in Peine ansässige Unternehmen 273.300 Kilowatt-stunden Strom pro Jahr.

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83Energie effizienz

In Büros sind ebenfalls noch vie-le Energiesparpotenziale zu fin-den. Rund 20 % der IT-Kosten in deutschen Firmen entstehen durch Stromverbrauch. Entsprechend groß sind die Sparpotenziale durch den stärkeren Einsatz von Netzwerk-computern, effizienterer Server-Ar-chitektur oder effizienterer Geräte. Die neuesten mobilen Geräten sind „Netbooks“ wie beispielsweise der Eee PC von ASUS. Die knapp ein Ki-logramm schweren Netbooks laufen mit einem Flashspeicher statt einer Festplatte und verbrauchen nur etwa halb so viel Strom wie ein herkömm-liches Notebook.

Der Stromverbrauch der rund 50.000 Serverräume und Rechenzentren in Deutschland betrug im Jahr 2008 10,1 Terawattstunden. Dies ent-spricht der Jahresstromproduktion von vier mittelgroßen Kohlekraftwer-ken. Durch neue Kühlungssysteme mit Klimaschränken, Bodenluftküh-lung, Außenluft und der Weitergabe der entstandenen Wärme als Hei-zungsluft lassen sich hier bis zu 50 % Strom sparen.

Im produzierenden Gewerbe gibt es noch viele Möglichkeiten, den Ener-gieverbrauch zu reduzieren. In Pumpen- und Ventilatorensystemen stecken Energie-Einsparpotenziale von bis zu 30 %. Umwälzpumpen sind beispielsweise für bis zu 15 % der Stromrechnungen verantwort-lich. Deutsche Pumpenhersteller haben mit ECO Umwälzpumpen inzwischen ein Produkt im Angebot, das 80 % Strom im Vergleich zu herkömmlichen Umwälzpumpen einspart. Würde dies deutschlandweit eingesetzt, könnte 1 % des gesamten Stromverbrauchs eingespart werden; das sind 4–5 Mrd. Kilowattstunden pro Jahr.

Ausgeglüht: EU-Richtlinie setzt neue Standards für Haushaltsbeleuchtung

Im Dezember 2008 beschlossen die Mitgliedstaaten der EU die zweite Regelung für Beleuchtung im Rah-men der Richtlinie 2005/32/EG, der sogenannten Ökodesign-Richtlinie. Sie zielt darauf ab, Standards für die verschiedensten Kategorien von energiebetriebenen Produkten fest-zulegen.

Nachdem in der ersten Regelung Lampen und Leuchten, wie sie üblicherweise in der Straßen-beleuchtung oder in Büros zum Einsatz kommen, erfasst werden, stehen nun die nicht-gerichteten Haushaltslampen, zum Beispiel her-kömmliche Glühlampen, Halogen-Glühlampen, Kompaktleuchtstoff-lampen und LEDs, im Mittelpunkt.

Durch die Verabschiedung von Mindeststandards für die Energie-effizienz will die EU ab 1. Septem-ber 2009 ineffiziente Glühlampen schrittweise vom Markt verschwin-den lassen und somit einen wesent-lichen Beitrag zur Einsparung von Energie – und damit auch von CO2 – leisten.

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84 Energie effizienz

In Deutschland entfallen circa 65 % des industriellen Stromverbrauchs auf Elektromotoren. Hier lassen sich erhebliche Kosten und Energie-mengen einsparen. Von den jährlich gut 220 Mrd. Kilowattstunden des Endenergieverbrauchs in den Sektoren Industrie und Gewerbe, der durch Elektromotoren verursacht wird, könnten durch mechanische Systemoptimierung, den Einsatz von Energiesparmotoren sowie durch automatische Drehzahlregelung in Deutschland in den nächsten Jahren bis zu 27,5 Mrd. Kilowattstunden pro Jahr eingespart werden. Dies entspricht dem Verbrauch von fast 9 Millionen Haushalten. Europaweit ließen sich so 200 Mrd. Kilowattstunden Strom und damit 100 Mio. Tonnen Treibhausgas sowie 10 Mrd. Euro Betriebskosten jährlich ein-

sparen. Die erforderliche Technik ist schon heute bei deutschen Firmen erhältlich, die mit ihren Produkten zur Weltspitze gehören.

Hebel 3: Steigerung der Energie-effizienz von Gebäuden

Fast 40 % der insgesamt in Deutsch-land eingesetzten Energie werden in Gebäuden verbraucht. Dabei fließen 86 % des gesamten Energiebedarfs der privaten Haushalte in Heizwärme (74 %) und Warmwasser (12 %). Äl-tere, unsanierte Gebäude brauchen etwa dreimal so viel Energie zur Be-heizung wie Neubauten. Um bei Alt-bauten eine Energieeinsparung von 25 % zu erreichen, ist in Deutschland ein Investitionsaufwand von 45 Mrd. Euro notwendig. Die damit erreich-bare CO2-Minderung läge zwischen 30 und 35 Mio. Tonnen pro Jahr, das sind etwa 4 % der deutschen CO2-Gesamtemissionen. Der durch-schnittliche Energieverbrauch von Altbauten liegt bei circa 200 kWh/m²a (Kilowattstunden pro Quadrat-meter und Jahr). Das entspricht 20 Liter Öl oder 20 Kubikmeter Gas pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr. Ein vergleichbarer, optimal sanierter

Solare Kühlung: Die Sonne als Kältespender

Die Sonne senkt die Temperatur – zumindest bei der solaren Küh-lung. Diese Technologie nutzt die Sonnenenergie als Kältemittel. Das Prinzip der solaren Kühlung trägt dazu bei, den zusätzlichen Bedarf nach Kühlkapazitäten für Nahrungsmittel und industrielle Güter sowie nach angenehm tem-perierten Arbeitsräumen zu decken, ohne neue, Strom verbrauchende Klimaanlagen zu installieren. Solare Kühlung spart nicht nur Strom, sie kennt – anders als solare Wärmesys-teme – kein Speicherproblem, denn der Kühlbedarf und das Angebot an Sonnenenergie verhalten sich proportional; der Kühlbedarf steigt, wenn es wärmer wird, zugleich ar-beitet eine Solarkälteanlage umso wirksamer, je intensiver die Sonne strahlt. Je nach Anwendung werden bei der solaren Kühlung verschie-dene Verfahren eingesetzt. Kühl-schränke können nach dem Prinzip der Adsorption oder Kompression betrieben werden. Gebäude und Räume werden gekühlt, indem man der warmen Raumluft durch Ad-sorption Wasser entzieht. Die dabei entstehende Verdunstungskälte sorgt für angenehme Temperatu-ren.

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85Energie effizienz

Altbau hat einen Energieverbrauch von circa 70 kWh/m²a, das bedeutet einen Jahresverbrauch von 7 Liter Öl bzw. 7 Kubikmeter Gas pro Qua-dratmeter Wohnfläche. Der Energie-verbrauch lässt sich also auf etwa ein Drittel reduzieren. Erfahrungs-gemäß lässt sich bei energetischen Sanierungen der Energieverbrauch mindestens halbieren, im Einzelfall sind sogar bis zu 90 % Einsparung möglich.

Der Bereich Lüftung und Klima ver-ursacht je nach Gebäude bis zu 50 % des Gesamtprimärenergiebedarfs. Statt herkömmlicher Klimaanlagen können passive und hybride Kühl-maßnahmen Energie sparen. Pas-sive Kühlmaßnahmen umfassen die Verbesserung des Mikroklimas durch Wasserflächen und Pflanzen, einen hohen Dämmstandard, Sonnen-schutz und gezielte natürliche Belüf-tung. Allein dadurch kann die benö-tigte Kälte des Gebäudes fast halbiert werden. Mit der hybriden Kühlung werden niedrige Temperaturen in der Nacht oder aus dem Erdreich zur Kühlung verwendet. In Kombination mit der passiven Kühlung kann damit in mitteleuropäischen Ländern auf aktive Klimatisierung fast vollstän-dig verzichtet werden. Schließlich können statt elektrisch betriebener Klimaanlagen energieeffiziente Kühl-systeme genutzt werden. Dazu ge-hören Absorptionskältemaschinen in Verbindung mit Kraft-Wärme-Kopplung oder solarer Kühlung. Diese verwandeln in einem technischen Prozess Wärme in Kälte.

Alle Neubauten müssen seit 2002 die Standards für Niedrigenergie-häuser erfüllen. Diese legen den maximalen Wärmebedarf für die Ge-

Plattenbau in Mineralwolle gepackt: Das Heizen wird fast überflüssig

In Deutschlands größtem Niedrig-energiehaus im Berliner Stadtteil Lichtenberg werden 156.000 Ton-nen CO2 im Jahr eingespart. Seit März 2006 sind die 296 Wohnun-gen des Plattenbaus mit insgesamt 18.000 Quadratmetern nach einem außergewöhnlichen Energiespar-konzept komplett saniert worden: Vom Dach bis zum Erdgeschoss ist das Haus nun in Mineralwolle ein-gepackt, die Fenster sind mit je drei Scheiben verglast. So werden Wär-meverluste verhindert. Um Energie-verluste beim Lüften zu vermeiden, ist im Haus eine zentrale Belüf-tungsanlage mit Wärmerückgewin-nung eingebaut. In jeder Wohnung gibt es eine Leiste mit fünf kleinen Löchern oder einen Plastikschlitz an der Decke. Durch sie wird kon-tinuierlich frische Luft ins Zimmer geleitet. Weil diese auf 18 Grad Celsius vortemperiert ist, muss die Heizung kaum benutzt werden. Die verbrauchte Luft hingegen wird über Bad und Küche abgesaugt und gelangt dann in einen Rotations-wärmetauscher unter das Dach. Die-ser sorgt dafür, dass die verbrauchte Luft nicht ungenutzt nach draußen fließt, sondern einen Großteil ihrer Wärme an die neue Frischluft ab-gibt. Außerdem verfügt das Haus über ein Blockheizkraftwerk. Der Jahresenergiebedarf wird mit die-sem Konzept um 75 % gesenkt.

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86 Energie effizienz

bäudeheizung fest: Er liegt bei bis zu 100 kWh/m²a für Einfamilienhäu-ser. Dieser Standard kann aber noch deutlich übertroffen werden, wie die Passivhäuser zeigen. Sie benötigen fast keine Heizenergie mehr und sparen somit fast 80 % Energie – dies entspricht einem Bedarf von 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche. Seit der Energieein-sparverordnung 2007 muss bei Errichtung, Änderung oder Erweiterung von Gebäuden ein Energiebedarfsausweis ausgestellt werden, der Informationen über die energetische Qualität eines Gebäudes enthält. Behagliche Temperaturen werden durch passive Maßnahmen gewähr-leistet, das heißt durch Wärmedämmung und passiv genutzte Son-nenenergie. In der Herstellung sind Passivhäuser im Mittel nur etwa 8 % teurer als konventionell gebaute Häuser. Deutsche Unternehmen vertreiben die notwendigen Dämmstoffe wie Stein- und Mineralwolle sowie organische Dämmstoffe, die derzeit einen Nachfrageschub erle-ben. Häuser mit 40 Zentimeter starken, diffusionsoffenen Holzwänden können 50 % unterhalb des Energieverbrauchs liegen, der in den Vor-schriften für Niedrigenergiehäuser festgelegt ist.

Marktchancen – Entwickelte Märkte wachsen kontinuierlich

Der Weltmarkt für Energieeffizienz hatte 2007 ein Volumen von circa 540 Mrd. Euro. Experten rechnen – wenn die Rahmenbedingungen nicht erheblich schlechter werden – bis 2020 nahezu mit einer Verdopplung auf etwa 1.030 Mrd. Euro. Sowohl das heutige Marktvolumen als auch die Vorhersagen für 2020 liegen da-mit etwa 10 % über den Prognosen aus der ersten Auflage des Umwelt-technologie-Atlas. Damit ist dieser Markt weiterhin der am stärksten wachsende von allen Leitmärkten. Der deutsche Anteil liegt bei circa 12 %. Somit erwirtschaften die Un-ternehmen in Deutschland hochge-rechnet über 67 Mrd. Euro Umsatz im Bereich Energieeffizienz.

Überblick über den Leitmarkt Energieeffi-zienz mit einem Vergleich zu den Einschät-zungen von 2006 [Mrd. Euro]

Quelle: Roland Berger

2008 – Aktualisierung Marktvorhersage 2006

1301.030

5050

570

2010

450

450

490

2005

540

900

620

20202007

20% +5% p.a.

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87Energie effizienz

Auf den ersten Blick scheinen die jährlichen Steigerungsraten in den relevanten Branchen im Vergleich zu den Wachstumsprognosen für die anderen Leitmärkte gering. Der Leit-markt Energieeffizienz wird allerdings von reifen Industrien geprägt – und für diese sind Wachstumsraten von 5 % pro Jahr durchaus beachtlich: Sie führen bei der Mess-, Steuer- und Regeltechnik und den Elektromoto-ren bis 2020 zu einer Verdopplung des Marktvolumens. Nicht ganz so stark wächst der Bereich der Haus-haltsgeräte, die sogenannte Weiße Ware. Im Bereich der Wärmedäm-mung wird sich die neu installierte Dämmfläche bis 2020 von 13 auf 26 Mrd. Quadratmeter erhöhen.

Aufgrund der Verschiebung von In-vestitionsentscheidungen in den USA wurden die Prognosen für das Jahr 2007 aus GreenTech made in Germany 1.0 knapp unterschritten. Neue Entwicklungen im Bereich der Gebäuderichtlinien und die internationale Verbreitung von Zerti-fizierungen, wie zum Beispiel das vom Green Building Council entwi-ckelte LEED-System (Leadership in Energy and Environmental Design), und die damit verbundene Erhöhung der Dämmwirkung führen jedoch zu gesteigerten Erwartungen bis zum Jahr 2020. Die Prognose hat sich um 4 Mrd. Quadratmeter erhöht.

Der innovative Bereich der solaren Kühlung, dessen Marktvolumen im Jahr 2007 bei nur wenigen Millionen Euro lag, wird mit jährlichen Wachstumsraten von über 50 % im Jahr 2020 ein Marktvolumen von mehreren Milliarden Euro aufweisen.

Deutsche Firmen gehören insbesondere bei der Heiz- und Klimatech-nik zu den wichtigsten Produzenten weltweit; ihr Anteil am Weltmarkt liegt bei 15 %. Im Hochtechnologiebereich sind sie Marktführer, eben-so bei den energieeffizienten Technologien. In den Bereichen Elekt-romotoren, Wärmedämmung und Weiße Ware wird ein Zehntel des Weltmarktes von deutschen Unternehmen beliefert. Bei der Mess-,

Weltmarktprojektionen in KernsektorenQuelle: Roland Berger

2007 2020

1) Auf den Wärmedurchgangswiderstand normiert

13

26

Haushaltsgeräte[Mrd. Euro]

155

Wärmedämmung[Mrd. m²]1)

250

470

Mess-, Steuer-und Regeltechnik [Mrd. Euro]

120

260

Elektromotoren[Mrd. Euro]

105

Wachstum bis 2020 p.a.

+5%

+6%

+5%

+3%

Weltmarktvolumen

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88 Energie effizienz

Steuer- und Regeltechnik sind es 15 %. Auch hier gilt, insbesondere bei den Elektromotoren, dass die von deutschen Firmen verkauften Produkte im Hochtechnologieseg-ment angesiedelt sind und somit einen hohen Beitrag zur Energieef-fizienz leisten. Höhere Marktanteile für deutsche Firmen bedeuten in diesem Leitmarkt tendenziell auch mehr Energieeinsparung und damit mehr Klimaschutz.

Umsatz und Beschäftigung – Wachstum auf hohem NiveauDie befragten Unternehmen im Leitmarkt Energieeffizienz sind zum größten Teil kleine Firmen mit einem Jahresumsatz unter 10 Mio. Euro.

Diese bieten vor allem Dienstleistungen an, zum Beispiel Energieeffizi-enzoptimierung für Gebäude, Energieberatung für Unternehmen oder Projektierung und Planung von Passivhäusern. Fast 80 % der mittleren und großen Firmen kommen dagegen aus dem produzierenden Ge-werbe – ihr Angebot reicht von der Weißen Ware über die Wärmedäm-mung bis zur Messtechnik.

Mehr als die Hälfte des in diesem Leitmarkt erzielten Umsatzes erwirt-schaften die Hersteller von Weißer Ware sowie von Mess-, Steuer- und Regeltechnik. Die jährlichen Wachstumsraten bei den befragten Un-

ternehmen lagen mit durchschnittlich 19 % pro Jahr im Zeitraum 2005 bis 2007 sehr hoch. Besonders kleine und mittelgroße Firmen konnten er-heblich wachsen.

Besonders gut haben sich zwischen 2005 und 2007 diejenigen Unter-

Weltmarktanteile deutscher UnternehmenQuelle: Roland Berger

Haushaltsgeräte

Mess-, Steuer-, Regeltechnik

Elektromotoren

Wärmedämmung

Heiz- und Klimatechnik

9%

15%

10%

8%

15%

Marktanteil Deutschland

Umsatzentwicklung in Deutschland – Ver-gangenheit und Zukunftsprojektion

Quelle: Roland Berger

Umsatzklasse Unter- nehmen [Mio. Euro]

2008-20102005-2007

<10 24% p.a.21% p.a.

10-50 23% p.a.26% p.a.

>50 11% p.a.14% p.a.

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89Energie effizienz

nehmen entwickelt, deren Produkte energieeffiziente Verfahren in der Industrie ermöglichen – zum Beispiel Hersteller von Prozesslufttechnik, Strombegrenzern und Wärmetauschern. Ihre Umsätze legten jährlich über 30 % zu.

Die Erwartungen für die Entwicklung bis 2010 fallen ebenfalls positiv aus: Im Schnitt wird – wenn sich die Rahmenbedingungen nicht er-heblich verschlechtern – mit jährlichen Zuwachsraten knapp über 22 % gerechnet. Wachstumsführer werden auch in den nächsten Jahren die Unternehmen im Bereich energieeffizienter Verfahren in der Industrie sein. Überdurchschnittliche Wachstumsraten erwarten außerdem die Unternehmen der Energiedienstleistungen.

Auch die Mitarbeiterentwicklung war im Leitmarkt Energieeffizienz von 2005 bis 2007 überaus positiv. Jährlich konnten die Unternehmen die Zahl ihrer Beschäftigten im Schnitt um 15 % erhöhen. Besonders günstig hat sich auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt, dass im Gegensatz zur Befragung 2006 nicht nur die großen Unternehmen viele Mit-arbeiter eingestellt haben, sondern auch die kleinen Unternehmen mit enormer Geschwindigkeit die Anzahl ihrer Beschäftigten erhöht haben. Im Durchschnitt vergrößerten sich die Belegschaften um 17 % pro Jahr. Die Unternehmen erwarten eine Fort-setzung dieses Trends, sodass die Zahl der Neueinstellungen von 2008 bis 2010 im Schnitt jährlich um 21 % wachsen wird.

Im Vergleich mit anderen Leitmärkten ist der Anteil von Unternehmen, die Verluste erwirtschaften, im Leitmarkt Energieeffizienz zwar immer noch sehr gering, jedoch ist er gegenüber der letzten Erhebung um zwei Pro-zentpunkte angestiegen. Ein Viertel der Unternehmen erreicht hingegen Umsatzrenditen von über 10 % – in unserer Untersuchung die höchste Quote profitabler Unternehmen von allen Leitmärkten. Auch bei den Her-stellern energieeffizienter Geräte ist

Mitarbeiterentwicklung in Deutschland – Vergangenheit und Zukunftsprojektion

Quelle: Roland Berger

Umsatzklasse Unter- nehmen [Mio. Euro]

2008-20102005-2007

<10 24% p.a.17% p.a.

10-50 19% p.a.12% p.a.

>50 7% p.a.7% p.a.

Rentabilität der Unternehmen in Deutsch-land

Quelle: Roland Berger

<0%

26%

44%

10%

20%

Umsatzrendite-Klasse (gemäß Jahresüberschuss)

0-5% 5-10% >10%

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90 Energie effizienz

der Anteil von Firmen mit Umsatzrenditen von über 10 % besonders groß.

Internationalisierung – Größte Absatzchancen auf industrialisierten MärktenIm Leitmarkt Energieeffizienz ist knapp ein Drittel der befragten Unter-nehmen mit ihren Produkten und Dienstleistungen auf internationalen Märkten vertreten. Diese Quote liegt im Vergleich zu den anderen Leit-märkten relativ niedrig. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass von den kleinen Beratungsfirmen – die den Großteil der Unternehmen des Leitmarktes Energieeffizienz stellen – 83 % lediglich in Deutschland aktiv sind. Der Anteil ausschließlich national tätiger Unternehmen stieg seit der Befragung 2006 nochmals um fast 5 %. Dies ist vor allem dadurch zu erklären, dass kleine Unternehmen generell verstärkt nur den einheimischen Markt in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten gestellt haben. Betrachtet man nur große Unternehmen, so steigt der Anteil international engagierter Firmen auf 75 % an.

Der gesamte Leitmarkt der Energieeffizienz tätigt rund 8,5 % seiner Wertschöpfung im Ausland. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass mehr als 90 % der Wertschöpfung in Deutschland gehoben werden. Damit liegt dieser Leitmarkt auf dem zweiten Platz in der Rangliste aller Märkte.

Die im Ausland stattfindenden Schritte der Wertschöpfungskette wer-den vor allem in Westeuropa und somit in unmittelbarer Nähe zum deutschen Heimatmarkt getätigt. Haben deutsche Unternehmen Mit-arbeiter im Ausland, so sind diese zu über 70 % in westeuropäischen Ländern beschäftigt. Auf den Plätzen dahinter folgen Osteuropa und China. Generell sind zum überwiegenden Teil produzierende Unterneh-men mit Mitarbeitern im Ausland vertreten.

Jedoch ist nicht nur an den steigenden Mitarbeiterzahlen deutscher Unternehmen im Ausland festzustellen, dass eine internationale Ori-entierung immer wesentlicher für den Erfolg eines Geschäftsmodells wird. Die Profitabilität der international tätigen Firmen wächst mit zu-nehmendem Anteil der Wertschöpfung im Ausland. Das heißt, je grö-ßer die Wertschöpfung im Ausland, desto größer ist die Profitabilität

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91Energie effizienz

Bedeutung regionaler Absatzmärkte und Wettbewerb 2008 und 2020 für den Leitmarkt Energieeffizienz

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92 Energie effizienz

eines Unternehmens. Dies könnte sich vor allem für den Produktions-standort Deutschland zu einer ernst zu nehmenden Gefahr entwickeln. Dennoch sprechen die befragten Unternehmen noch nicht davon, dass Deutschland als Produktionsstandort zukünftig an Attraktivität verliert. Die Wichtigkeit der inländischen Produktion wird für heute und für das Jahr 2010 mit hoch angegeben.

Sowohl auf Produktionsseite als auch auf der Nachfrageseite ist fest-zustellen, dass Energieeffizienz besonders in entwickelten Industri-eländern immer stärker nachgefragt wird. Diese These wird durch die Einschätzung der wichtigsten Absatzmärkte bestätigt (siehe Karte Seite 91). Neben Deutschland sind vor allem Westeuropa und Ost-europa für die Firmen wichtig. Bis 2020 gewinnen zwar Osteuropa, Nordamerika und Asien am stärksten an Bedeutung. Aus den Aussa-gen der befragten Unternehmen lässt sich jedoch eindeutig die Ten-denz ableiten, sich vom Nachfragemarkt USA abzuwenden und sich mehr auf die osteuropäischen und asiatischen Märkte zu fokussieren.

Innovation – Heiz- und Klimatechnik als Schwerpunkt der Forschung

Mit durchschnittlich 10 % entspricht der Anteil der Forschungsausgaben im Leitmarkt Energieeffizienz dem Mittelwert über alle Leitmärkte. Vor allem kleine Unternehmen investie-ren relativ zum Umsatz wesentlich stärker in Forschung und Entwick-lung als große und mittlere Unter-nehmen.

Im Ganzen betrachtet wollen die Firmen ihre Forschungsaktivitäten von 2008 bis 2010 kontinuierlich steigern. Im Schnitt sollen die Ausga-ben um 8 % jährlich wachsen. Zwar planen immer noch circa 10 % der befragten Unternehmen jährliche Zu-wächse im Bereich Forschung und Entwicklung von über 15 %, bei der Befragung 2006 hatten jedoch noch

Forschungsausgaben der Unternehmen in Deutschland im Leitmarkt Energieeffizienz

Quelle: Roland Berger

11%

Umsatzklasse[Mio. Euro]

FuE-Ausgaben[% vom Umsatz]

Wachstum p.a. 2008-2010

3%

6%

<10

10-50

>50

9%

5%

11%

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93Energie effizienz

20 % der Unternehmen die Absicht, ihr Budget für Forschung und Ent-wicklung um mehr als 15 % aufzustocken. Vor allem Firmen aus den Bereichen Haustechnik sowie Mess-, Steuer- und Regeltechnik sind im Bereich Forschung und Entwicklung sehr aktiv.

Ähnlich wie in der Befragung 2006 ging auch diesmal der größte Teil der Projektförderung an außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Die Unternehmen spielen im staatlich geförderten Forschungsbereich eine geringere Rolle als in anderen Leitmärkten. Die wichtigsten For-schungsschwerpunkte liegen auf neuen Heiz- und Klimatisierungssys-temen. Gemessen an der Höhe der für die Projekte aufgewendeten Mittel stand das Thema „ Solaroptimiertes Bauen“ im Fokus der For-schungsaktivitäten.

Forschung, Kooperation, Cluster – Zusammenarbeit in nationalen NetzwerkenEtwa über die Hälfte der befrag-ten Unternehmen im Leitmarkt Energieeffizienz engagiert sich in Innovationsnetzwerken. In solchen Netzwerken sind wesentlich mehr produzierende Unternehmen aktiv als Handelsunternehmen. In unserer Stichprobe zeigt sich, dass sowohl über die Hälfte der Beratungs- und Dienstleistungsfirmen als auch der Hersteller in Innovationsnetzwerken engagiert sind. Als Kooperations-partner wurden Hochschulen und Forschungseinrichtungen etwas häu-figer genannt als Kunden und Zulie-ferer. Mit Wettbewerbern wird im Leitmarkt Energieeffizienz dagegen relativ selten kooperiert.

Biotechnologie: Mikroorganismen produzieren Vitamin B2

Das Vitamin B2 wurde bis 1990 in einer komplexen, mehrstufigen chemischen Synthese hergestellt. Schließlich gelang es Forschern und Entwicklern der BASF, stattdessen einen einfachen biologischen Pro-zess zu etablieren: eine einstufige Fermentation auf der Basis von Sojaöl. Die Effizienz der dabei ein-gesetzten Mikroorganismen lässt sich durch besondere gentechni-sche Veränderungen der Bakterien steigern. Solche Fermentations-verfahren weisen große Vorteile gegenüber dem ursprünglichen chemischen Verfahren auf: Die Ab-fälle gingen um 95 % zurück, die CO2-Emission sank aufgrund der Energieeinsparungen um 30 %, und der Ressourcenverbrauch reduzierte sich um 60 %. So verringerten sich die Kosten für die Vitamin-B2-Her-stellung um insgesamt 40 %.

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94 Energie effizienz

Im Vergleich der sechs Leitmärkte legen die kooperierenden Firmen im Leitmarkt Energieeffizienz am meisten Wert auf örtliche Nähe. So gibt ein Drittel der Firmen an, dass sie in regionalen Netzwerken agieren. Der größte Anteil entfällt mit 45 % allerdings auf nationale Koopera-tionen. Ein Fünftel der Unternehmen kooperiert schließlich primär in internationalen Netzwerken.

Fast die Hälfte der Netzwerke basiert auf informellen Beziehungen. Diese werden in einem Drittel der Fälle durch die Koordination eines Verbandes unterstützt. Während in anderen Leitmärkten auch Unter-nehmen selbst die Rolle des Koordinators übernehmen, ist dies im Leitmarkt Energieeffizienz selten der Fall.

Die Hauptmotive für die Teilnahme an Innovationsnetzwerken liegen in der Generierung von Marktzugängen und im Informationsaustausch. Mit seinen Ergebnissen zeigen sich die befragten Unternehmen be-sonders zufrieden.

Auch bei den Unternehmen des Leitmarktes Energieeffizienz setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass das Vorhandsein von Clustern und Netzwerken in der Standortregion als Grundlage eines erfolgrei-chen Geschäftsmodells dienen kann. Höher als andere bewerten die befragten Unternehmen dieses Leitmarktes deshalb die Bedeutung der Existenz regionaler Cluster für ihre Standortwahl.

Die Deutschlandkarte (siehe Seite 96) bildet die befragten Firmen und relevante Forschungseinrichtungen im Leitmarkt Energieeffizienz ab. Das höchste Beschäftigungsvolumen liegt hier in Bayern, Hessen und

Nanotechnologie: Energie effizienter nutzen

Die Nanotechnologie kann an verschiedenen Stellen einen Beitrag zur Erhöhung der Energieeffizienz leisten:

Im Bereich der Wärmedämmung können Nanoschäume und nanostrukturierte • Aerogele eingesetzt werden. Bei der Gebäudedämmung werden transluzente Elemente produziert, die eine ausreichende Tageslichtzufuhr bei gleichzeitiger Wärmedämmung ermöglichen.Leuchtdioden, organische Leuchtdioden und Quantenpunkte, die mit Nano-• technologie hergestellt werden, erhöhen die Energieeffizienz der Beleuchtung.Treibstoffen können Nanopartikel aus Ceroxid beigemengt werden, um da-• durch die Energieausbeute zu erhöhen.Kohlenstoffnanoröhren-basierte Bildschirme würden deutlich weniger Energie • verbrauchen als herkömmliche Modelle. Effektive Produktionsmethoden für die Synthese der Nanoröhren werden noch erforscht.

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95Energie effizienz

Nordrhein-Westfalen. In Nordrhein-Westfalen finden sich zudem die meisten großen Firmen. Regionen mit hoher Unternehmensdichte sind das Ruhrgebiet, Mittelfranken rund um die Universität Erlangen-Nürn-berg sowie die Großräume München, Stuttgart, Berlin und Hamburg. Wie schon die Befragungsergebnisse verdeutlichen auch die folgenden Beispiele von regionalen und nationalen Forschungskooperationen, dass die regionale Nähe von Unternehmen nicht notwendigerweise ein Indiz für Zusammenarbeit ist. So sind einige Kooperationspartner im ganzen Land verteilt, während andere in unmittelbarer Nachbar-schaft voneinander angesiedelt sind.

Die folgenden Beispiele illustrieren die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft:

Mit der • Energieeinsparung bei der Herstellung und Verarbeitung von Glas hat sich die Kooperation zwischen der Zwiesel Kristall-glas AG, dem Steinbeis-Transferzentrum ATEV und dem Lehrstuhl für Technische Thermodynamik und Transportprozesse (LTTT) der Universität Bayreuth befasst. Bei dieser Zusammenarbeit wurden Möglichkeiten entwickelt, die in der Anlage frei werdenden Wärme-mengen besser zu nutzen, als dies heute standardmäßig der Fall ist. Als besonders wirksame Option zur Effizienzsteigerung hat sich dabei die Stromerzeugung aus Abwärme erwiesen.Das Projekt • LEXU ist ein Beispiel für eine nationale Forschungs-kooperation im Leitmarkt Energieeffizienz. Im Auftrag des Bundes-ministeriums für Wirtschaft und Technologie kooperieren die Hoch-schule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, die Universität des Saarlands und zahlreiche Unternehmen der Heiz- und Fassaden-industrie aus ganz Deutschland (darunter ARTA GmbH & Co. KG, CLINA GmbH, KM Europa Metal AG). Die Kooperationspartner ent-wickeln bei diesem Vorhaben eine „außen liegende Wandheizung“ – eine Alternative zur Sanierung von Altbauten. Normalerweise sind solche Sanierungen mit hohen Kosten und Beeinträchtigungen für die Bewohner verbunden, wenn neue Heizungen eingebaut werden müssen. Durch das System der außen liegenden Wandheizung kön-nen Schmutz und Lärmbelästigung reduziert werden, da die Sanie-rungsmaßnahmen außerhalb des Wohnbereichs stattfinden.Ebenfalls auf nationaler Basis kooperieren das Forschungszentrum • Jülich und die CentroSolar Glas GmbH & Co. KG. Sie haben eine Glas-Folien-Kombination entwickelt, die die bisherige Gewächs-hausverglasung ersetzen kann. Dabei wird eine teflonartige Folie über hochtransparentes Antireflex-Solarglas gespannt. Der Zwischenraum wird aufgeblasen. Diese Kombination hat nicht nur eine exzellente

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96 Energie effizienz

Karlsruhe Stuttgart

Nürnberg

Frankfurt am Main

Hamburg

BraunschweigHannover

Bremen

Essen

AachenKöln

Kassel

Dresden

Berlin

München

Beschäftigungsvolumen im Leitmarkt je Bundesland

niedrigmittelhoch

Unternehmensgrößenach Umsatz [Mio. Euro]

Forschungseinrichtungen

<1010-50>50

Regionale Verteilung der Firmen und Forschungseinrichtungen im Leitmarkt Energieeffizienz

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97Energie effizienz

Dämmwirkung, sondern ermöglicht auch ideale Beleuchtungsver-hältnisse: Neben der Halbierung der Heizenergie kann so ein besse-rer, kräftigerer Pflanzenwuchs und eine intensivere Farbent wicklung bei Pflanzen erreicht werden.

Der Beitrag der Politik – Informieren und Anreize setzenDie Bundesrepublik Deutschland hat eine Vorreiterrolle in der inter-nationalen und der europäischen Klimapolitik übernommen und ihre nationale Klimapolitik seit 1990 kontinuierlich weiterentwickelt. Ein we-sentliches Element ist die Steigerung der Energieeffizienz. Sie wurde im Jahr 1993 auch im Rahmen der Klimarahmenkonvention als politi-sches Handlungsfeld im Umgang mit dem Klimawandel identifiziert.

Die Bundesregierung führt eine Vielzahl von Aktivitäten durch, um das Thema Energieeffizienz im Bewusstsein der Bürger zu verankern. Im Jahr 2000 hat die Bundesregierung die Deutsche Energie-Agentur (de-na) gegründet. Sie dient als Kompetenzzentrum für Energieeffizienz, das durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit die technischen Möglichkeiten und wirtschaftlichen Chancen der Verbesserung der Energieeffizienz in allen Bereichen kommunizieren und über die Förderungsmöglichkeiten informieren soll. 2002 gründete sich hieraus, in Zusammenarbeit mit führenden Unternehmen aus der Energiewirtschaft, die bundesweite Kampagne Initiative EnergieEffizienz.

Sehr erfolgreich ist auch die vom BMU geförderte Kampagne Klima sucht Schutz von co2online, die vor allem auf das Internet als preiswer-tes und schnelles Medium setzt und mit ihren interaktiven Ratgebern eine zielgruppenscharfe Ansprache erreicht.

Zu den Förderungsmöglichkeiten gehört unter anderem das CO2-Ge-bäudesanierungsprogramm der KfW-Förderbank, für das die Bundesre-gierung von 2006 bis 2008 jährlich 1,4 Mrd. Euro bereitstellte. Es setzt Anreize für die umfassende energetische Gebäudesanierung. Darüber hinaus bietet das Programm Ökologisch Bauen Finanzierungshilfen beim Bau energiesparender Niedrigenergie- oder Passivhäuser.

Für Energiewirtschaft und Industrie wurde mit der Einführung des Emissionshandels 2005 zum ersten Mal ein starker Anreiz für Ener-gieeffizienz gesetzt. Durch die Festlegung von Emissionsobergrenzen

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98 Energie effizienz

und die Zuteilung von Zertifikaten haben die Unternehmen die Wahl: Entweder sie investieren in Energieeffizienz oder andere wirksame CO2-Minderungsmaßnahmen, was ihnen den Verkauf überschüssiger Zertifikate ermöglicht. Oder sie kaufen Zertifikate am Markt zu. So soll sichergestellt werden, dass die Klimaschutzziele mit geringstem volks-wirtschaftlichem Aufwand erreicht werden.

In einer gemeinsamen Erklärung der Bundesregierung und der Mine-ralölwirtschaft von 2007 wurden unter anderem die Steuerspreizung zwischen schwefelhaltigem und schwefelarmem Heizöl ab 2009 und die flächendeckende Versorgung mit schwefelarmen Heizöl vereinbart. Dies ermöglicht die Nutzung der gegenüber Niedertemperaturkesseln weitaus energieeffizienteren Öl-Brennwerttechnik ohne Neutralisation des Heizöls.

Aktuelles Beispiel politischer Aktivität ist die im Jahr 2008 von der Bundesregierung gegründete Klimaschutzinitiative, die mit bis zu 400 Mio. Euro, die aus dem Verkauf von Emissionshandelszertifikaten stammen, gezielt Förderprogramme und Einzelprojekte unterstützt. Im Fokus steht hier ein Förderprogramm für Mini-Kraft-Wärme-Kopp-lungsanlagen, die durch die stark verbesserte Primärenergieausnut-zung etwa 34 % weniger CO2 erzeugen als bei konventioneller getrenn-ter Bereitstellung von Wärme und Strom. Ziel ist die Energierevolution im Heizungskeller durch Strom erzeugende Heizungen.

Sehr effizient ist auch das Förderprogramm für gewerbliche Kältean-lagen. Eine Förderung kann erfolgen, wenn mindestens 35 % Energie eingespart werden.

Auch einkommensschwache Haushalte werden nicht vergessen. Durch gezielte Information und Soforthilfen wie beispielsweise der kostenlosen Installation von Energiesparlampen, schaltbaren Stecker-leisten und Zeitschaltuhren können sie ihren Stromverbrauch deutlich reduzieren.

Eine von der Bundesregierung geförderte Forschungsinitiative Ener-gieeffiziente Stadt ist im Jahr 2008 gestartet. Sie wird anhand von Beispielen zeigen, wie die Energieeffizienz in Kommunen durch inno-vative Technologien, Planungs- und Managementmethoden verbessert werden kann.

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Rohstoff- und Material-effizienz

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100 Rohstoff- und Material effizienz

Langsam aber sicher gehen die Rohstoffe auf unserem Planeten zur Neige. Die Hälfte der weltweit abbaubaren Ölreserven ist be-reits verbraucht, sodass die derzeit bekannten und nutzbaren Öl-

reserven in etwa 30 bis 40 Jahren erschöpft sein werden. Die jährliche Fördermenge lässt sich bereits heute nicht mehr signifikant steigern. In der Europäischen Union sind die Vorkommen vermutlich bereits in weniger als zehn Jahren leer gepumpt. Bei den Metallen sieht die Lage kaum besser aus. Die förderfähigen Blei- und Zinkreserven weltweit reichen gerade einmal 20 Jahre, die Kupferreserven werden vermutlich in einem ähnlichen Zeitraum wie die Ölvorkommen zur Neige gehen. Die Rohstoffe werden knapper, und ihre Gewinnung immer teurer. Gleichzeitig aber steigt die Nachfrage.

Im Jahr 2020 werden rund acht Mil-liarden Menschen auf der Erde le-ben – das sind rund 20 % mehr als heute. Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden mehr Menschen auch mehr Ressourcen verbrauchen. Steigender Wohlstand in Indien und China heizt die Nachfrage zusätzlich an. Zum Beispiel nach Kupfer: Der Weltjahresverbrauch ist von 1996 bis 2006 um 30 % gestiegen, 2005 ent-fielen dabei allein auf China 21 % des weltweiten Verbrauchs. Der Stahl-verbrauch pro Kopf hat sich in China innerhalb von sechs Jahren mehr als verdoppelt.

Das globale Wirtschafts- und Bevöl-kerungswachstum hat die Rohstoff-preise in den letzten Jahren enorm in die Höhe geschraubt. Innerhalb von vier Jahren ist beispielsweise der Aluminiumpreis um 80 % ge-stiegen, Kupfer notierte sogar um 300 % höher. Mit der Preishausse hat sich auch die Spekulation im Rohstoffmarkt verstärkt. Dies führt zu enormen Preisschwankungen: Im Zuge der Kreditkrise im Jahr 2008 stürzten Kupfer und Aluminium auf

Auf einen Blick

Materialeffizienz ermöglicht Kos-tensenkungen bis zu 20 %, verrin-gert den Rohstoffverbrauch – und entlastet die Umwelt.

Das Marktvolumen für Biokunst-stoffe steigt jährlich um bis zu 35 %.

Die industrielle Biotechnologie wächst zweistellig. Die Chemiebran-che setzt große Erwartungen in den Markt, der bis 2020 über 170 Mrd. Euro erreichen wird.

2020 werden weltweit bis zu 160 Mrd. Liter Biokraftstoff die Tanks von Verkehrsmitteln füllen.

Innovative Werkstoffe aus Deutsch-land verringern den Verbrauch von Ressourcen: So kann beispielsweise der Stahlverbrauch um 40 % redu-ziert werden. „ Flüssiges Holz“ lie-fert der Kunststoff- und Automobil-industrie einen neuen Rohstoff.

Der Leitmarkt Rohstoff- und Mate-rialeffizienz führt bei Investitionen für Forschung und Entwicklung – es werden hervorragende Wachstums-chancen prognostiziert.

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101Rohstoff- und Material effizienz

Dreijahrestiefs. Die Abnehmer werden durch solche Volatilitäten zu-sätzlich verunsichert; den langfristigen Preisauftrieb werden solche Preisschwankungen wohl kaum reduzieren können.

Verknappung und Preisschwankungen beim Rohstoffangebot belas-ten vor allem die Industrie: Die Materialkosten schlagen mit einem Anteil von circa 40 % an den Gesamtkosten der Industriebetriebe zu Buche. Die Personalkosten betragen lediglich um die 25 %. Zudem ist Deutschland den Entwicklungen am Rohstoffmarkt besonders stark ausgeliefert, denn die Bundesrepublik verfügt nur über bescheidene Rohstoffvorräte. Der Großteil des Bedarfs wird über Importe gedeckt. Dabei wuchs der Anteil der importierten Güter am gesamten Primär-materialeinsatz in Deutschland von 26 % im Jahr 1994 auf 37 % im Jahr 2007. Damit führte die Bundesrepublik 2007 Rohstoffe im Wert von 76 Mrd. Euro ein. Umweltbelastungen, die mit der Entnahme von Rohstoffen verbunden sind, werden also zunehmend ins Ausland verlagert. Die hohe Importabhängigkeit hat in Deutschland und der Europäischen Union außerdem eine Diskussion über die Versorgungs-sicherheit mit Rohstoffen angestoßen.

Der global gestiegene Rohstoffverbrauch belastet die Umwelt erheb-lich. Rohstoffgewinnung, -transport und -verarbeitung erzeugen den Klimakiller Kohlendioxid und viele andere Schadstoffe. Einzelne Roh-stoffe werden inzwischen auch in entlegenen Regionen gewonnen, in denen die Förderung bislang nicht rentabel war: Öllieferungen aus Alas-ka oder aus Tiefseeförderanlagen, Erzgewinnung in Urwaldregionen – die gestiegenen Preise machen auch die Förderung von Rohstof-fen unter höherem Kostenaufwand wirtschaftlich, allerdings zum Teil mit hohen Risiken für die Umwelt. Bei der Gewinnung von Rohöl aus den Ölsandvorkommen Kanadas ist der CO2-Ausstoß pro geförderter Tonne drei- bis fünfmal höher als bei der konventionellen Erdölförderung.

Zusätzliche Probleme schafft die un-geklärte Entsorgungsfrage, insbe-sondere bei giftigen Industrieabfäl-len, die Uran oder Blei enthalten.

Blickpunkt EU-Politik: Ökodesign für Straßenbeleuchtung

Die Mitgliedstaaten der Europäi-schen Union haben im September 2008 zwei Vorschlägen der EU-Kom-mission zur Senkung des Energie-verbrauchs in Europa zugestimmt: Nach den Ökodesign-Standards für Standby-Geräte wurden auch Normen für die Beleuchtung von Straßen, Büros und Industriegebäu-den angenommen. Allein mit der Umsetzung der Richtlinie für die Beleuchtung soll bis 2020 so viel Strom eingespart werden, wie bei-spielsweise ganz Rumänien derzeit verbraucht. Die Verordnungen wur-den im Januar 2009 offiziell von der Kommission verabschiedet.

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102 Rohstoff- und Material effizienz

Verbrauchen die boomenden Schwellenländer Rohstoffe in Zukunft ähnlich ineffizient wie es in den Industrieländern auch heute noch häu-fig der Fall ist, wären die ökologischen Folgen verheerend: Bereits in den vergangenen 100 Jahren hat sich der Weltressourcenverbrauch – vor allem aufgrund der erhöhten Nachfrage in den Industrienationen – vervielfacht. Bei einer ebenso rohstoffintensiven Entwicklung der auf-strebenden Industrienationen wäre der Klimakollaps programmiert. Wir stehen vor einer großen Herausforderung: Wie können Wirtschaft und Wohlstand wachsen, ohne dabei die Lebensgrundlagen der Mensch-heit zu vernichten?

Zukunft der Rohstoff- und Materialeffizienz – Zwei Hebel für mehr NachhaltigkeitEntscheidender Baustein einer nachhaltigen Weltwirtschaft ist der effizientere Umgang mit Ressourcen. Über höhere Rohstoff- und Ma-terialeffizienz lassen sich Kosten senken und die Umwelt entlasten. Gleichzeitig können Betriebe, die auf in der Natur vorhandene und nachwachsende Rohstoffe umsteigen, die Produktqualität erhöhen und dabei die natürlichen Lebensgrundlagen schonen. Die zwei Hebel für mehr Nachhaltigkeit sind also:

Effizienzsteigerung und längere Haltbarkeit,• Verwendung von nachwachsenden alternativen Rohstoffen und Nut-• zung von Naturerzeugnissen.

Hebel 1: Effizienzsteigerung und längere Haltbarkeit

Nach wissenschaftlichen Untersuchungen könnten bis 2016 in Deutsch-land etwa 20 % der in der Produktion verbrauchten Rohstoffe eingespart werden. Allein in Deutschland würden die Materialkosten für kleine und mittelständische Betriebe zwischen 6,4 und 13 Mrd. Euro pro Jahr sinken. Auf die deutsche Volkswirtschaft hochgerechnet ergibt sich ein Kostensenkungspotenzial von 27 Mrd. Euro pro Jahr. Der Schlüssel zum ungehobenen Sparschatz heißt Effizienz und Langlebigkeit.

Eines der wichtigsten Felder für effizienteren Ressourcenverbrauch ist eine höhere Materialeffizienz. Sie misst das Verhältnis zwischen Materialoutput und Materialinput einer Produktionseinheit. Je weniger Material für dieselbe Produktionsmenge benötigt wird, desto höher ist die Materialeffizienz. Der Vergleich zwischen der historischen Ver-

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103Rohstoff- und Material effizienz

besserung von Arbeitsproduktivität und Materialeffizienz deutet auf Ein-sparpotenziale hin. Zwischen 1970 und 2000 hat die Arbeitsproduktivität in Deutschland durchschnittlich um fast 2 % im Jahr zugenommen. Im selben Zeitraum verbesserte sich die Effizienz des Materialeinsatzes aber nur um circa 1 % pro Jahr. Ent-scheidend für die Verbesserung der Materialeffizienz ist, dass Produkte bereits durch ihr Design material-effizient gestaltet werden und die Produktionsprozesse im Hinblick auf die Senkung des Materialverbrauchs optimiert werden.

Nachdem bisher bei der Betrachtung von Schadstoffproblemen, Abfallaufkommen und Emissionen eher die nachträgliche Begrenzung negativer Auswirkungen im Vordergrund stand, rückt nun der vorsorgende produktions- und produktbezogene Umweltschutz zunehmend in den Vordergrund. Im Sinne der Nach-haltigkeit gilt es, bereits vor der Produktion und dem Gebrauch des Produkts eine systematische Integration von Umweltschutzaspekten in die Produktplanung und -entwicklung zu gewährleisten. Denn bei der Herstellung von Gütern wirken sich die Entscheidungen in einer frühen Phase des Produktlebenszyklus langfristig aus. Nach einer Un-tersuchung der EU-Kommission lassen sich in der Designphase bereits 80 % aller produktbezogenen Umweltbelastungen beeinflussen. Öko-

Historische Entwicklung der Material- und Arbeitsproduktivität in Deutschland

Quelle: Statistisches Bundesamt,

Wuppertal Institut, Roland Berger

Index1970 = 100

184173

163146

137129114

100

143

137123

139136

112104

100

0

50

100

150

200

20051970 1975 1980 1985 1990 1995 2000

Arbeitsproduktivität:+ 1,85% p.a.

Materialeffizienz:+1,05% p.a.

Bäume zu Autotüren

Der Baum hat Bioniker jahrelang fasziniert. Trotz seiner grazilen Struktur trotzt er Stürmen. Wenn er gesund ist, sind irreparable Schäden selten. Deutschen Wis-senschaftlern ist es gelungen, die hohe Belastungstoleranz von Bäumen zu ent-schlüsseln. Die gewonnen Daten wurden in Computermodellen wie Computer Aided Optimization (CAO), Soft Kill Option (SKO) und Computer Aided Internal Optimization (CAIO) verarbeitet. Vereinfacht dargestellt analysiert die Software einen Designvorschlag. Lasttragende Strukturen werden identifiziert. Anschlie-ßend eliminiert das Programm nichttragende Komponenten. Der abschließende Designvorschlag wird dann im Simulator auf seine Beständigkeit getestet. Von der Automobilindustrie bis zur Zahnprothese – die Bionik-Software spart Material und erhöht die Sicherheit. Das Wissen über den Baum ermöglicht es so, neue Indus-triekomponenten zu entwerfen, die extrem leicht, aber dennoch widerstandsfähig sind – wie zum Beispiel Autotüren.

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104 Rohstoff- und Material effizienz

designer achten deshalb bei der Konzeption eines Produktes auf ge-ringe Schadstoffanteile, Emissionen und niedrigen Ressourceneinsatz, Abfallvermeidung, Recyclingfähigkeit, Entsorgungsanforderungen und Logistik. Grundsätzlich sollten nachhaltig erzeugte Rohstoffe genutzt werden. Langfristiges Ziel ist eine integrierte Produkt- und Konsumpo-litik.

Das T-Modell der Mercedes-Benz C-Klasse beispielsweise wurde 2007 vom TÜV Süd mit dem Zertifikat für umweltorientierte Konstruktion ausgezeichnet. Dem Ökodesign-Zertifikat liegt eine vollständige Öko-Bilanz zugrunde. Sie berücksichtigt rund 40.000 Einzelprozesse und umfasst den Lebenszyklus des Fahrzeugs von der Material- und Bauteileherstellung über die Nutzung während einer Fahrstrecke von 200.000 Kilometern bis zur Altauto-Entsorgung. So verringerte sich der Energiebedarf für Herstellung, Nutzung und Verwertung beim C 200 Kompressor T-Modell um 17,7 % im Vergleich zum Vorgänger. In diesem Sinne wurde auch eine um 15 % leichtere Aluminium-Stahl-Konstruktion verwendet. Das Auto erfüllt bereits heute die ab 2015 gültige EU-Recyclingquote von 95 %. Insgesamt 39 Bauteile mit einem Gewicht von 44 Kilogramm können aus Recycling-Kunststoffen herge-stellt werden.

Bei der Planung von umweltgerechten Produktionsverfahren gehört Deutschland zur Weltspitze – insbesondere bei der angewandten Grundlagenforschung der Bionik. Die Bionik versucht, Struktur- und Funktionskonzepte der Natur auf die Industrie zu übertragen. So lehrt uns die Lotusblume die Selbstreinigungskraft von Blättern. Zum Bei-spiel werden die Erkenntnisse inzwischen für die Herstellung von Farben und Dachziegeln genutzt. Dank der Lotusblume hat sich die Lebensdauer von Produkten um ein Vielfaches erhöht. Damit sanken Materialumsatz, Kosten und Ressourcenverbrauch. Den Entdeckungen der Bionik verdanken wir außerdem Spezialschrauben oder tragende Bauteile, deren Lebensdauer sich um das Zehnfache verlängert hat. Bionik-inspirierte Leichtbauweisen haben das Gewicht einzelner Fahr-zeugkomponenten um 15–30 % verringert.

Deutsche Unternehmen gehören zur Weltspitze bei der Verbesserung bestehender Anwendungsverfahren. Die Bauindustrie zum Beispiel nutzt vermehrt innovative Bauverfahren. Die Betriebe in der Bau- und Dämmwirtschaft setzen auf Schafwolle oder Abfallprodukte der Braun-kohle. Der Wandsystemmarkt entwickelt aufeinander abgestimmte Komponenten, die beispielsweise auf Gips oder Mörtel basieren. Eine preisgekrönte Idee hat die Forster Bau GmbH aus Ingolstadt entwi-

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105Rohstoff- und Material effizienz

ckelt: der Sandwich-Bau. Der Sandwich-Bau schützt vor intensiver radioaktiver Strahlung (beispielsweise in Laboratorien), verzichtet aber auf die üblichen meterdicken und teuren Stahlbetonwände. Stattdes-sen werden dünne Außenschalen aus Betonfertigteilen mit einer losen Schüttfüllung aus Mineralstoffen wie Gips oder Eisenerz gefüllt. Kurze Bauzeiten und Materialeinsparungen senken so die Kosten um bis zu 90 %.

Opto-elektronische Systeme helfen bei der Vermeidung von Ausschuss und sorgen für eine pannenfreie Produktionsplanung. Sie vermessen Formen und Eigenschaften der Ausgangsmaterialen und vergleichen diese mit den vorgesehenen Anwendungsflächen. In der Bauwirtschaft werden opto-elektronische Systeme eingesetzt, um Oberflächen zu messen. Im Maschinenbau oder der Textilindustrie helfen die „ elektro-nischen Augen“ bei der Qualitätssicherung.

Neuartige Lacke und Lackiertechniken können den Verbrauch her-kömmlicher Lacke signifikant senken. Vollautomatisierte, integrierte Lacksysteme reduzieren den Verbrauch um bis zu 50 %. Innovative Strömungstechnik kann zudem den gesundheitsschädlichen Sprühne-bel reduzieren. Bei der Dometic-Seitz GmbH & Co. KG in Krautheim, Hersteller von Fenstern für Reisemobile und Wohnwagen, amortisierte sich die Investition in einen neuen Lackierautomaten mit innovativer Lackrückgewinnung und Filtertechnik bereits nach einem Jahr. Der Lösemittelverbrauch sank um 100 Tonnen jährlich, der Lackverbrauch sogar um fast die Hälfte.

Deutschland hält eine Spitzenstellung in der Lackchemie und hat hier ein hohes Potenzial zur Steigerung der Effizienz: 2005 lag der Verbrauch an Lack und Farbe in der Bundesrepublik bei circa 1,6 Mio. Tonnen im Wert von 3,9 Mrd. Euro. Durch Vermeidung fehlerhafter Lackierung sinkt die Ausschussquote um 5–35 %. Pulver- oder wasserbasierte La-cke verringern den Anteil umweltschädlicher Lösungsmittel um mehr als 60 %.

Stahl wird in Deutschland zu über 2.000 verschiedenen Sorten verar-beitet. Etwa die Hälfte der Stahlsorten ist in den vergangenen Jahren optimiert worden. Insgesamt spezialisiert sich die Branche zuneh-mend auf Qualität – hochwertiger Qualitätsflachstahl macht bereits ein Sechstel der jährlich weltweit produzierten 1,4 Mrd. Tonnen Stahl aus. Besonders innovativ sind Schaummetalle, die ähnlich verarbeitet werden können wie andere Schäume. Beispielweise hat die M-Pore GmbH aus Dresden einen Stahlschaum entwickelt, der nur 10 % des

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106 Rohstoff- und Material effizienz

Vollgewichts auf die Waage bringt. Durch Innovationen hat Stahl somit in den letzten Jahren erhebliche Ent-wicklungsschübe hingelegt und kann auch im Leichtbau eingesetzt wer-den. Künftig wird es vor allem um die Kombinierbarkeit von Stahl mit ande-ren Materialien, etwa Kunststoffen, gehen, um Gewicht und teuren Roh-stoffeinsatz einzusparen und neue Eigenschaften zu entwickeln.

Deutsche Unternehmen sind füh-rend beim Aufspüren von unnötigem Verschleiß. Mit sogenannten tribolo-gischen Methoden werden Verluste minimiert, die durch mechanische Reibung, Abrieb und Schmierung ent-stehen. Schätzungen gehen davon aus, dass industrialisierte Volkswirt-schaften etwa 5 % des Bruttosozial-produktes mechanisch verschleißen. Ein konsequenter Einsatz der Tribo-logie könnte allein in Deutschland jährlich rund 5 Mrd. Euro sparen. Ein besonders wirkungsvolles Anwen-dungsgebiet der Tribologie ist die Automobilindustrie. Optimierte Ferti-gungsabläufe würden den Bedarf an Kühlmitteln reduzieren. Schätzungen gehen davon aus, dass Schmiermit-tel rund 20 % der gesamten Me-tallbearbeitungskosten bei der Kfz-Herstellung ausmachen.

Eine Vielzahl von Instrumenten hilft, Prozesse zu verbessern und da-durch Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen. Neben der Fluss-analyse zählt dazu auch die Design-to-Cost- oder Zero-Loss-Methode. Die Einsparpotenziale reichen von 5–30 % der Herstellungskosten. Insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen fehlen oft Know-how oder Personal, um die Effizienzpotenziale zu realisieren. Dabei lassen sich mit einfachen Mitteln oft signifikante Verbesserun-gen erzielen. Zum Beispiel beim Elektronik-Hersteller RAWE. Nach

Stahlbau light spart 40 % Material

In der internationalen Baubranche setzt sich BAMTEC durch – eine clevere Erfindung aus Kempten. BAMTEC spart 40 % des Stahls, der bei gewöhnlicher Bauweise in Bo-denplatten und Wänden aus Stahl-beton verbaut werden würde. Bei der klassischen Produktionsweise werden Bewehrungen für Stahlbe-ton auf der Baustelle schematisch zugeschnitten, ohne eine detaillier-te Materialbedarfsanalyse durchzu-führen. Kern der neuen Erfindung ist ein Computerprogramm, ein Schweißroboter und eine Matte.

Das computergesteuerte Produk-tionsprogramm (CAM) berechnet auf der Basis einer Finite-Element-Analyse den statisch erforderlichen Stahlbedarf für die Konstruktion. Der Schweißroboter fertigt die benötigten Stähle, die mit Trag-bändern zu einer Stahlmatte zu-sammengefasst werden. An der Baustelle werden die passgenau geschweißten Stahlmatten vom Kran abgelassen. Jetzt müssen sie nur noch ausgerollt und einbeto-niert werden. BAMTEC reduziert so die Arbeitszeit um rund 80 %. In 18 Ländern wird die Erfindung des Ingenieurbüros Häussler Planung GmbH bereits eingesetzt.

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107Rohstoff- und Material effizienz

einer Flussmanagement-Analyse konnten die Materialdurchlaufzeiten um zwei Tage verringert werden.

Material- und Prozessinnovationen haben in Deutschland bereits zu erheblichen Einsparungen geführt, und die Erfolge lassen sich mes-sen: Laut Statistischem Bundesamt zeigt die Gegenüberstellung des Materialeinsatzes der deutschen Volkswirtschaft 1995 und 2005 trotz steigendem Bruttoinlandsprodukt einen Rückgang um 134 Mio. Tonnen (–3,4 %). Je Einwohner wurden somit im Jahr 2005 rund 46 Tonnen Material für wirtschaftliche Zwecke eingesetzt, 1995 lag dieser Wert noch bei 49 Tonnen. Diese günstige Entwicklung der Rohstoffproduk-tivität in Deutschland ist auch auf den Strukturwandel hin zu weniger rohstoffintensiven Branchen zurückzuführen. Im Vergleich mit den neu-en EU-Mitgliedsstaaten setzen deutsche Unternehmen das Rohmate-rial allerdings fünfmal effizienter ein.

Hebel 2: Verwendung von nachwachsenden alternativen Rohstoffen und Nutzung von Naturerzeugnissen

Die deutsche Industrie greift, unterstützt durch die Politik, zunehmend auf in der Natur vorhandene und nachwachsende Rohstoffe zurück. So stieg der Einsatz biotischer Materialien in der deutschen Volkswirt-schaft zwischen 1995 und 2005 um 48 Mio. Tonnen. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe gibt an, dass in der chemischen Industrie bereits mehr als 10 % aller Rohstoffe „ NAWARO“ ( nachwachsen-de Rohstoffe) sind, das entspricht 2,7 Mio. Tonnen im Jahr 2005. Zwischen 1993 und 2008 hat sich die Anbaufläche von NAWARO in Deutschland fast versiebenfacht (von 0,3 Mio. auf 2 Mio. Hektar), sta-bilisierte sich in letzter Zeit aber aufgrund der sprunghaft gestiegenen Preise im Nahrungsmittelsektor auf hohem Niveau. Knapp 17 % der deutschen Ackerfläche nutzen die Landwirte derzeit zur Erzeugung von Energie- und Rohstoffpflanzen. NAWARO können grundsätzlich in allen Branchen verwendet werden. Neben dem klassischen Einsatz beim Hausbau oder als umweltfreundliche Dämmstoffe werden NAWARO auch als Lacke, Kosmetika, Fette, Verpackungsprodukte, Schmierstoffe, Textilien, Biokunststoffe und Biokraftstoffe verarbeitet. Etwa 25 % der nachwachsenden Rohstoffe werden in Deutschland stofflich verwertet – die meisten gehen jedoch in die Stromerzeugung (siehe Kapitel Um-weltfreundliche Energien und Energiespeicherung).

Aus ökologischer und ökonomischer Sicht sind nachhaltig gewonnene NAWARO anderen Rohstoffen überlegen. In ihrer Wachstumsphase binden die Pflanzen das Treibhausgas Kohlendioxid durch Photosyn-

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108 Rohstoff- und Material effizienz

these. Gleichzeitig schafft ihre Kultivierung Arbeitsplätze: Allein in Deutschland sind schätzungsweise 230.000 Menschen in der Herstel-lung beschäftigt. Bei Ernte und Verarbeitung fallen keine nennenswer-ten Umweltbelastungen an. Produkte aus NAWARO lassen sich prob-lemlos entsorgen: Sie können verbrannt werden und geben dabei das in der Wachstumsphase gebundene CO2 an die Atmosphäre zurück. Alternativ werden sie in einen Recycling-Kreislauf eingebracht und stofflich wiederverwertet. Viele Biokunststoffe und andere Produkte aus NAWARO sind zudem kompostierbar.

Zu berücksichtigen sind jedoch die benötigten Agrarflächen bei der Erzeugung von Biomasse. Mit Blick auf die weltweite Klima- und Ökobilanz ist es sinnlos, wenn die zunehmende Nutzung nachwach-sender Rohstoffe in den Industrienationen auf Kosten der Umwelt in Schwellen- und Entwicklungsländern geht. Hierunter fällt zum Beispiel die Rodung von Urwaldflächen in Südamerika und Südostasien, um Zuckerrohr oder Ölpalmen zur Produktion von Biokraftstoffen bzw. Bio-rohstoffen für den Export anzubauen. Zudem lenkte die Diskussion um drastisch gestiegene Nahrungsmittelpreise im Jahr 2008 die öffentliche Wahrnehmung auf Flächen- und Nutzungskonkurrenzen zwischen Nahrungsmittelproduktion, Bioenergie- und stofflicher Erzeugung.

Bei den Biokraftstoffen, deren weltweite Bedeutung rasch steigt, zeichnen sich hierzu erste Lösungswege ab. In Deutschland entfielen im Jahr 2007 von den insgesamt produzierten 4,4 Mio. Tonnen Bio-kraftstoffen gut 72 % auf Biodiesel, 10,5 % auf Bioethanol und 17 % auf Pflanzenöl. Damit ist Deutschland derzeit weltweit größter Nachfrager von Biodiesel – mit einem Biokraftstoffanteil am gesamten Kraftstoff-verbrauch von 7 %. Die deutsche Anlagenkapazität zur Herstellung von Biodiesel ist seit dem Jahr 2000 auf mehr als das Zwanzigfache gestiegen.

Die technologisch ausgereifte Herstellung von Biodiesel und Bioetha-nol der ersten Generation konzentriert sich jedoch auf Fette, Pflanzen-öle, Zucker und Stärke aus Raps, Soja- und Palmöl, Mais oder Zuckerrohr und steht dadurch teilweise in Konkurrenz zur Nahrungsmittelprodukti-on. Zudem können nicht alle Pflanzenteile zur Kraftstoffherstellung ge-nutzt werden. Nach Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) decken Biokraftstoffe derzeit 1–2 % des globalen Treibstoffbedarfs; dafür wurden 2007 aber 23 % der Getreideprodukti-on in den USA und 54 % des Zuckerrohrs in Brasilien verwendet. Die Biomasseproduktion stößt somit bereits an Grenzen.

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109Rohstoff- und Material effizienz

Biokraftstoffe der zweiten Generation, bei deren Entwicklung deut-sche Unternehmen führend sind, bieten bessere Voraussetzungen für mehr Umweltschutz und Versorgungssicherheit: Für deren Produktion ist eine sehr viel breitere Rohstoffpalette (zum Beispiel Restholz oder Stroh) geeignet, die nicht zwingend mit der Nahrungsmittelproduktion konkurriert. Zudem ist der Energieertrag pro Fläche mehr als doppelt so hoch und die CO2-Bilanz wesentlich besser. Nur über Biokraftstoffe der zweiten Generation ist somit langfristig eine deutliche Steigerung der Biokraftstoffproduktion möglich. Letztere sind zurzeit noch mit ho-hen Investitions- und Produktionskosten verbunden, haben jedoch für die nächsten fünf bis zehn Jahre ein großes ökonomisches Potenzial.

Im April 2008 hat die Bundeskanzlerin die gerade fertig gestellte weltweit erste kommerzielle Produktionsanlage zur Herstellung von synthetischen Biokraftstoffen der zweiten Generation in Frei-berg (Sachsen) besucht. Als Ausgangsmaterial werden ausschließlich schnell wachsende Hölzer eingesetzt. Das Anfahren der Pilotanlage von Choren Industries nimmt dabei mehrere Monate in Anspruch. Ihre Jahreskapazität beträgt 18 Mio. Liter Biokraftstoff aus fester Biomasse bzw. BTL ( Biomass-to-Liquid), was dem Jahresbedarf von ungefähr

Das Beste zweier Welten: Lignin kombiniert die Vorteile von Holz und Kunststoff

Kunststoff hat den Vorteil, unterschiedliche Formen annehmen zu können. Holz hat den Vorteil, dass es sich um ein Naturprodukt handelt. Die Tecnaro GmbH aus Ilsfeld (Baden-Württemberg) hat die Vorteile von Holz mit den Vorteilen von Kunststoff kombiniert. Das Ergebnis ist der neuartige Werkstoff Arboform®. Das flüssige Holz besteht aus dem nachwachsenden Rohstoff Lignin, wovon rund 50 Mio. Tonnen pro Jahr als Abfallprodukt bei der Papierherstellung anfallen, das bisher verbrannt wurde. Gemischt mit Naturfasern wie Flachs, Hanf oder anderen Faserpflanzen entsteht ein Verbundwerkstoff, der auf herkömmlichen Kunststoff-verarbeitungsmaschinen zu Formteilen gegossen werden kann. Dies ermöglicht Designern, Holzprodukte in modischen Geometrien anzubieten oder bietet Alter-nativen zur Verwendung von Tropenhölzern. Die verarbeitende Kunststoffindu-strie kann Arboform® zum Beispiel für Computer-, Fernseh- oder Handygehäuse verwenden, die sich problemlos recyceln bzw. kompostieren lassen.

Derzeit entwickeln sieben Partner aus Industrie und Forschung den Biokunststoff weiter. Der neue Werkstoff ARBOCAR könnte den Materialeinsatz in Autos revolu-tionieren und Kunststoffe an vielen Stellen in Fahrzeugen ersetzen. Dabei sind die meisten Eigenschaften solcher Lignincompounds denen von Holz oder Kunststoff überlegen: Sie sind etwa 20 % Prozent leichter als Glasfaserstoffe und könnten so den Kraftstoffverbrauch senken. Durch biotechnologische Verfahren sollen die Werkstoffeigenschaften des „flüssigen Holzes“ nun weiter verbessert und Produk-tionskosten gesenkt werden.

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110 Rohstoff- und Material effizienz

15.000 Pkw entspricht. Das Unternehmen kooperiert eng mit Shell, Volkswagen und Daimler, die als Gesellschafter und strategische Part-ner die weitere Entwicklung des Biokraftstoffherstellers begleiten. Choren beabsichtigt, in Zukunft mit einer Produktion von 1 Mio. Tonnen pro Jahr einen erheblichen Marktanteil bei den erneuerbaren syntheti-schen Biokraftstoffen zu gewinnen. Dazu sollen in Deutschland in den nächsten Jahren fünf industrielle Großanlagen mit jeweils einer Jahres-produktion von 200.000 Tonnen folgen.

Faserstoffe wie beispielsweise Flachs und Hanf verbessern nicht nur die Trageeigenschaften von herkömmlichen Textilien – sie können auch zu Geotextilien, die im Tief-, Wasser- und Verkehrswegebau zum Ein-satz kommen und dort Bewehrungsfunktionen erfüllen, weiterverarbei-tet werden.

Hanfmatten werden zudem als natürliches Isoliermaterial im Hausbau eingesetzt. Auch deutsche Automarken nutzen die reißfesten, leichten und problemlos zu verarbeitenden Naturfasern. Zurzeit stecken davon in jedem Pkw etwa 3,6 Kilogramm. In der Mercedes A-Klasse halten Fasern der Abaca-Pflanze, einer Faserbanane aus den Philippinen, ein-zelne Bauteile zusammen. In der Verarbeitung spart der Rohstoff 60 % der Energiekosten – und überzeugt durch seine hohe Widerstandskraft. Insgesamt wurden im Jahr 2003 in Deutschland 88.000 Tonnen Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen verarbeitet. Seit 1996 ist der Einsatz jährlich zwischen 10 und 20 % gestiegen.

Ein wichtiges Innovationsfeld im Leitmarkt Material- und Rohstoffeffi-zienz ist die Herstellung von Biokunststoff. Auch hier werden Konkur-renzen bei der Verwendung nachwachsender Rohstoffe diskutiert. Al-lerdings zeichnen sich analog zu den Überlegungen bei Biokraftstoffen erste Lösungen wie die Nutzung von Stroh, Grünschnitt, Abfällen oder Klärschlamm zur Biokunststoffproduktion ab. Der Begriff „Bio“ bezieht sich dabei auf zwei Aspekte: einerseits auf die Gewinnung von Kunst-stoffen aus natürlichen Rohstoffen wie derzeit Zucker, Stärke, Mais, Weizen oder Kartoffeln, andererseits aber auch auf deren biologische Abbaubarkeit. Nicht alle, aber die Mehrzahl der Kunststoffe aus NA-WARO sind kompostierbar. Dadurch haben sie einen entscheidenden Vorteil gegenüber klassischem Plastik, das sich in Ozeanen und Land-schaft ansammelt und eine Lebensdauer von über 400 Jahren aufweist. Zudem bieten Biokunststoffe die Möglichkeit, durch den Einsatz neuer Fermentationsverfahren und Katalysatoren bei der Herstellung erheb-lich Ressourcen und Energie einzusparen. Etwa 4 % des europäischen Rohölverbrauchs werden für die Produktion von Kunststoffen ver-

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111Rohstoff- und Material effizienz

wendet. Das Substitutionspotenzial durch die weitgehend CO2-neu tralen Biokunststoffe ist daher enorm, auch wenn ein vollständiger Ersatz von pe-trochemischen Kunststoffen aus öko-nomischen, ökologischen und techni-schen Gründen nicht realistisch ist.

Grundsätzlich haben bestehende Folien, Flaschen und Taschen aus Biokunststoff immer häufiger diesel-be Qualität bzw. Eigenschaften wie ihre Verwandten, die aus petroche-mischen Stoffen gewonnen werden. Man unterscheidet zwischen duro-plastischen (harten), thermoplas-tischen (weich bei Erhitzung) und elastoplastischen (immer weichen) Kunststoffen. Auch naturfaserver-stärkte Kunststoffe sind bereits ge-nauso stabil wie glasfaserverstärk-tes Plastik – und haben sich im Praxistest bewährt.

Das Marktpotenzial für Biokunst-stoffe hängt stark vom Verhältnis des Rohölpreises zu dem nachwach-sender Rohstoffe ab. Bei den hohen Ölpreisen im ersten Halbjahr 2008 waren die ersten Biokunststoffe be-reits konkurrenzfähig. Während in Brasilien seit längerem Polyethylen und Polypropylen aus (allerdings oft in Monokulturen angebautem) Zu-ckerrohr hergestellt werden, gehört Europa und speziell Deutschland heute aufgrund positiver politischer Rahmenbedingungen zu den weltweit stärksten Standorten der Bio-kunststoffindustrie.

Anfang des Jahres 2008 hat die BASF den Bau einer neuen Produk-tionsanlage in Ludwigshafen gemeldet. Dort soll ab 2010 die Produk-tion des Biokunststoffs Ecoflex mit einer Jahreskapazität von 60.000

Neues Verfahren zur Weiterverarbeitung von biologisch abbaubaren Kunststoffen

In Zusammenarbeit mit dem Süd-deutschen Kunststoffzentrum hat die Bauer Kunststofftechnik GmbH aus Talheim in Baden-Württemberg ein neues Verfahren zur Weiterver-arbeitung von biologisch abbauba-ren Kunststoffen entwickelt. Solche Kunststoffe werden vorwiegend für die Herstellung von Verpackungen und kurzlebigen Gebrauchsgütern eingesetzt. Dagegen liegen bislang kaum Erfahrungen vor, ob und wie aus diesen biologisch abbaubaren Kunststoffen große, dickwandige Teile im sogenannten Tiefziehver-fahren hergestellt werden können. Im Rahmen des Forschungsprojekts ist es in Kooperation mit den Mate-rialherstellern BIOTEC und TECNA-RO gelungen, einen entsprechen-den Biokunststoff zu entwickeln. Als erste Anwendung wurde ein hochwertiger biologisch abbauba-rer Sarg produziert. Hierfür wird das von der Firma TECNARO ent-wickelte Naturstoffcompound AR-BOBLEND verwendet. Das gesamte Projekt wurde mit 120.000 Euro aus dem Programm PRO INNO II unter-stützt, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie zur Erhöhung der Innovationskompe-tenz und Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Unternehmen auf-gelegt wurde.

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112 Rohstoff- und Material effizienz

Tonnen starten. Durch diesen Schritt wird die Kapazität für Ecoflex von derzeit 14.000 auf 74.000 Tonnen pro Jahr erhöht. Die Pyramid Bioplastics Guben GmbH wird in Brandenburg die erste deutsche Produktionsstätte für die Herstellung von Biokunststoff der Sorte Polymilchsäure (PLA) mit einer Kapazität von 60.000 Jahrestonnen errichten. Die Anlage wird in der zweiten Hälfte des Jahres 2009 den Betrieb aufnehmen. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für angewandte Polymerforschung in Golm will Pyramid Bioplastics außerdem neue Biokunststoff-Anwendungen erforschen.

Für die Arznei- und Pharmaindustrie sind Rohstoffe aus der Natur be-sonders wichtig. 30 % der frei verkäuflichen Medikamente sind pflanz-lichen Ursprungs. Zudem steigt der Anteil von Arzneimitteln, die auf biotechnologischer Basis – und somit häufig ressourcenschonender – hergestellt werden. Inzwischen machen Biopharmazeutika mit einem Umsatz von über 4 Mrd. Euro 15 % des gesamten Pharmamarktes in Deutschland aus. Damit stieg der Absatz gegenüber 2006 um 28 %. Die Liste der entsprechenden Wirkstoffkandidaten in der klinischen Entwicklung ist 2007 um weitere 10 % gestiegen.

Auch die Bio- oder Naturkosmetikbranche, die sich auf Heil- und Na-tursubstanzen konzentriert, wächst um 20 % jährlich und hiermit deut-lich stärker als die gesamte Kosmetikbranche. Durch die Etablierung von nordamerikanischen und europäischen Standards soll eine stärke-re Abgrenzung von klassischen Kosmetikprodukten erreicht werden. Deutschlands führende Naturkosmetik-Unternehmen sind durch ste-tige Weiterentwicklung der Produktpalette und Bestnoten bei Waren-tests auf dem internationalen Parkett hervorragend vertreten. Interna-tionaler Exporthit aus Schwaben ist die Kosmetikmarke Dr. Hauschka. Stars wie Madonna, Jennifer Aniston oder Julia Roberts schwören auf die Öko-Cremes „made in Germany“.

Ausgesprochen vielfältig sind die Einsatzmöglichkeiten von NAWARO in der chemischen Industrie. Etwa 10 % der eingesetzten Rohstoffe sind nachwachsend, darunter Öle, Fette, Stärke, Zellulose und Zucker. Die deutsche Chemieindustrie nutzt jedes Jahr 800.000 Tonnen pflanz-liche Öle und weitere 350.000 Tonnen tierische Fette. Bereits 50 % der verarbeiteten Tenside (zum Beispiel für Wasch- und Reinigungsmittel) bestehen aus „oleochemischen Rohstoffen“ – also Rohstoffen auf Na-turbasis. Pflanzen können auch zu Naturfarben verarbeitet werden. Die Farbe Blau lässt sich aus Färberwald und Färberknöterich gewinnen. Die Krapp-Wurzel liefert Rot, Färberginster oder Färberscharte Gelb.

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113Rohstoff- und Material effizienz

Vor allem aber die weiße oder industrielle Biotechnologie entwickelt sich aufgrund von Durchbrüchen in der molekularbiologischen For-schung rasant und bietet große Chancen für die chemische Industrie. Die Standardisierung der biotechnologischen Produktionsprozesse ist enorm fortgeschritten – auch die Entwicklung und Optimierung von Produktionsorganismen (Molekulargenetik) wird zunehmen. Mit Enzymen aus Pilzen oder Mikroorganismen können Verfahren effizi-enter und umweltschonender gestaltet und neue Produkte entwickelt werden. Denn Enzyme und Zellen arbeiten weit unter den klassischen chemischen Reaktionstemperaturen sowie bei Atmosphärendruck und sparen dadurch viel Energie. Zudem lassen sich Abfallprodukte oft ein-facher entsorgen.

Bei der BASF führte die Umstellung auf einen Produktionsprozess der weißen Biotechnologie bei der Herstellung von Vitamin B2 (Riboflavin) zu einer Reduktion der Produktionskosten um 40 %, einer Verminde-rung des Ressourceneinsatzes um 60 %, einem Abschmelzen des Abfallvolumens um 95 % und einer CO2-Reduktion um 30 %. Weltweit konnte die Produktionsmethode zum beherrschenden Verfahren auf-steigen. Die BASF stellt Vitamin B2 inzwischen ausschließlich durch Fermentation her. Der Chemieriese generierte 2006 mit Produkten der weißen Biotechnologie einen Umsatz von 300 Mio. Euro und investier-te im Zeitraum 2006 bis 2008 160 Mio. Euro in dieses Wachstumsfeld. Dabei geht es vor allem um die Forschung an Enzymen, Aminosäuren und Vitaminen.

Durch biotechnologische Prozesse lassen sich auch nachwachsende Rohstoffe besser verarbeiten, zum Beispiel bei der Herstellung von Lacken, Klebe-, Dämm- oder Schmierstoffen. In Deutschland werden heute etwa 5 % der chemischen Produkte mit Hilfe von rund 100 ver-schiedenen Bakterienarten erzeugt. Mit einem Fermentervolumen von insgesamt 830.000 Litern haben deutsche Unternehmen nach den USA die weltweit größten Produktionskapazitäten auf diesem Gebiet installiert. Deutschland rangiert bei der weißen Biotechnologie neben den USA traditionell auf den vordersten Plätzen und ist in Europa klar die Nummer eins. Seine starke Position in der biotechnologischen Grundlagenforschung sowie in der Verfahrens-und Prozesstechnik eröffnet Chancen für eine erfolgreiche Kommerzialisierung. Die enge Zusammenarbeit von Großunternehmen, kleinen und mittleren Betrie-ben, Startup-Firmen sowie den zahlreichen Forschungseinrichtungen bildet eine gute Basis für Forschung und Entwicklung. In Zukunft wird sich die Herstellung komplexer chemischer Verbindungen wie Proteine und Aminosäuren zunehmend auf biotechnologische Verfahren konzen-

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114 Rohstoff- und Material effizienz

trieren, während einfache chemische Moleküle und Grundstoffe weiter-hin durch chemische Prozesse hergestellt werden. In der Feinchemie erwartet man für 2015 bereits einen Anteil der weißen Biotechnologie an der Chemieproduktion in Europa von 50 %.

Marktchancen – Große Potenziale für den Leitmarkt Rohstoff- und MaterialeffizienzIm Jahr 2007 konnten Unternehmen mit Technologien der Rohstoff- und Materialeffizienz weltweit knapp 95 Mrd. Euro Umsatz erzielen. Vor allem die zunehmende Bedeutung der Biotechnologie für den Leit-markt lassen den Markt damit größer ausfallen als noch 2006 erwartet. Nach der Einschätzung von Experten wird der globale Umsatz im Leit-markt Rohstoff- und Materialeffizienz bis zum Jahr 2020 auf circa 335 Mrd. Euro anwachsen.

Innovative Umwelttechnologien im Bereich Rohstoffeffizienz werden sich bis 2020 dynamisch entwickeln. Dies gilt auch für die Biokraftstof-fe. Geht man davon aus, dass bei beibehaltener politischer Förderung die Kraftstoffe der zweiten Generation künftig ein breites Spektrum an Biomasse nutzen können und sich somit Konkurrenzen zu Land-

schaftsschutz, Nahrungsmittel- oder Biokunststoffproduktion verringern lassen, fallen die prognostizierten Absatzvolumina sogar höher aus als noch 2006 erwartet. Die Biodiesel-produktion wächst zweistellig, die Bioethanolproduktion um 7 % pro Jahr. Waren es 2007 noch rund 60 Mrd. Liter, so werden 2020 weltweit bis zu 160 Mrd. Liter Biokraftstoff die Tanks von Verkehrsmitteln füllen (sie-he Abbildung Seite 115). Deutschland ist derzeit größter Nachfrager von Biodiesel; gleichzeitig stellen deut-sche Unternehmen knapp die Hälfte der globalen Produktion bereit. Auch bei der Entwicklung von Biokraftstof-fen der zweiten Generation gehören deutsche Firmen zur Weltspitze. Der Weltmarktanteil deutscher Firmen ist

Überblick über den Leitmarkt Rohstoff- und Materialeffizienz mit einem Vergleich zu den Einschätzungen von 2006 [Mrd. Euro]

Quelle: Roland Berger

2008 – Aktualisierung Marktvorhersage 2006

4453

207

126

333

2020

49

93

2007

71

124

2010

4040

2005

+133% +10% p.a.

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115Rohstoff- und Material effizienz

im Bereich Biodiesel mit über 40 % schon heute ausgesprochen hoch (siehe Abbildung unten).

Biokunststoffe gehören gegenwärtig zu den Exoten unter den Kunststof-fen. Ihr Anteil am Kunststoffmarkt beträgt noch weniger als 1 %. Das Weltmarktvolumen im Jahr 2008 wird auf mindestens 350 Mio. Eu-ro geschätzt. Auch die weltweite Produktionskapazität – rund 260.000 Tonnen pro Jahr – ist noch gering. Die Nachfrage nach Biokunststoffen wird jedoch um bis zu 35 % pro Jahr steigen, da von einem hohen Rohöl-preis auszugehen ist und Kunststoffe aus NAWARO auch mit Blick auf ihr kostengünstiges Recycling zuneh-mend konkurrenzfähig werden. Da-mit erhöht sich der Branchenumsatz bis 2020 auf 15 Mrd. Euro. Deutsch-land gehört aufgrund positiver politi-scher Rahmenbedingungen zu den weltweit stärksten Standorten der Biokunststoffindustrie. Neben klei-nen und mittleren Unternehmen er-kennen auch zunehmend Automobil- und Chemieindustrie die Chancen des Biokunststoffmarktes.

Arzneimittel und Kosmetika natür-lichen Ursprungs bieten in Zukunft große Chancen. Die Naturkosme-tikbranche wächst robust mit 20 % pro Jahr – und somit deutlich stärker als die Kosmetikbranche insgesamt. Während der Markt für Naturkosme-tik 2007 bei rund 4 Mrd. Euro lag, könnte sich der Umsatz bis 2020 mehr als verzehnfachen. Neben ei-nem zunehmenden Bewusstsein für Biokosmetik in Europa und Nord-amerika werden hierzu auch die neuen Mittel- und Oberschichten in

Weltmarktprojektionen in KernsektorenQuelle: Roland Berger

2007 2020

61

50

4

45

15

WeißeBiotechnologie [Mrd. Euro]

157

Biokraftstoffe[Mrd. l]

0,3Biokunststoffe[Mrd. Euro]

Naturkosmetik[Mrd. Euro]

173

Wachstum bis 2020 p.a.

+35%

+10%

+20%

+8%

Weltmarktvolumen

Weltmarktanteile deutscher UnternehmenQuelle: Roland Berger

Biodiesel Bioethanol

Weiße Biotechnologie Naturkosmetik

Marktanteil Deutschland

42%

1%

4% 12%

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116 Rohstoff- und Material effizienz

den boomenden Schwellenländern beitragen. Deutschlands Unterneh-men sind mit Blick auf Qualität und Marken hervorragend aufgestellt und werden so vom globalen Anstieg der Nachfrage profitieren.

Noch vor den Biokraftstoffen ist die industrielle Biotechnologie mit ei-nem globalen Markt von mindestens 50 Mrd. Euro die umsatzstärkste Technologie im Leitmarkt Rohstoff- und Materialeffizienz. Die weltweit gestiegene Nachfrage nach Energie und Rohstoffen, eine einfachere Entsorgung der Abfallprodukte sowie Innovationsmöglichkeiten führen zu einem starken Interesse an ressourcenschonenden und kosten-günstigen biotechnologischen Produktionsverfahren. Vor allem durch die zunehmende Substitution chemischer Industrie- und Produktions-prozesse wird der Markt jährlich um 10 % auf über 170 Mrd. Euro im Jahr 2020 anwachsen. Deutschland befindet sich mit Blick auf Know-how und Prozesstechnik hier traditionell auf den vordersten Plätzen, kann jedoch auch bei der Übersetzung dieser Potenziale in Umsatz und Weltmarktanteile noch deutlich zulegen.

Aber nicht nur die Marktpotenzia-le im Bereich der Rohstoffeffizienz sind beachtlich – auch die Effekte der möglichen Materialeinsparun-gen sind enorm. Die Experten des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung schätzen das technische Einsparpotenzial in der deutschen Industrie auf 27 Mrd. Eu-ro pro Jahr. Mit zusätzlichen, poli-tisch induzierten Anreizen für einen nachhaltigen Ressourcenverbrauch könnten die Materialkosten für die deutsche Wirtschaft sogar um bis zu 60 Mrd. Euro pro Jahr sinken. Besonders große Einsparpotenziale ließen sich in der Metallbranche, der Chemieindustrie und beim An-lagenbau zur Elektrizitätserzeugung realisieren.

Kostensenkungspotenziale pro Jahr ab 2012Quelle: Fraunhofer-Institut für System- und

Innovationsforschung, Wuppertal Institut

Autonomes technisches PotenzialPotenzial mit politischen Fördermaßnahmen

1,5

1,8

0,8

3

3,4

1,5Metallerzeugnisse

Chemische Industrie

Anlagen zur Elektrizitäts-erzeugung/Verteilung

27

60

VerarbeitendesGewerbe gesamt

Kostensenkungspotenziale [Mrd. Euro]

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117Rohstoff- und Material effizienz

Umsatz und Beschäftigung – Zweistellige Wachstumsraten sind möglichDie Struktur des Leitmarktes Rohstoff- und Materialeffizienz wird von vielen kleinen Dienstleistungsunternehmen geprägt. Sie bieten vor allem technische und organisatorische Lösungen zur Erhöhung der Ressourceneffizienz an. Die kleinen Dienstleister erzielen mit ihren Services große Effekte – bis zu 20 % der Produktionskosten lassen sich allein durch Prozessverbesserung einsparen.

Die Zufriedenheit der Kunden zeigt sich an den Unternehmenszahlen der Auftragnehmer: Überdurchschnittlich viele kleine Betriebe erwirtschaften zweistellige Umsatzsteigerungen. Insgesamt erzielten circa 40 % der Unternehmen in den Jahren 2006 und 2007 ein zweistelliges Umsatz-wachstum. Damit erhöhte sich der Anteil der schnell wachsenden Un-ternehmen im Vergleich zu 2006 um 7 %. Der Markt hat also noch an Dynamik gewonnen. Ausgesprochen erfolgreich waren Unternehmen, die Waren oder Güter herstellen. Ihr Umsatz stieg im Durchschnitt um mehr als ein Viertel pro Jahr. Beson-ders gut verkauften sich Werkstoffe auf Basis nachwachsender Roh-stoffe, innovative Lacke und Klebstoffe sowie Hightech-Messgeräte.

Für den Zeitraum von 2008 bis 2010 erwarten kleine und mittlere Un-ternehmen ein weiteres Wachstum. Insbesondere Handelsunterneh-men blicken positiv in die Zukunft. Insgesamt erwarten die befragten Unternehmen – wenn sich die Rahmenbedingungen nicht erheblich verschlechtern – bis 2010 ein Umsatzplus von knapp 24 % pro Jahr und damit eine Fortsetzung des rasanten Wachstums der letzten Jah-re. Eine der tragenden Säulen der guten Geschäftsprognosen ist das gestiegene Umweltbewusstsein. In Deutschland, vor allem aber in den Auslandsmärkten, werden Umwelt- und Effizienzthemen in Zukunft zunehmend wichtiger.

Insgesamt erwirtschaften die Unternehmen im Leitmarkt der Rohstoff- und Materialeffizienz gute Renditen. So konnten die Unternehmen im Durchschnitt Jahresüberschüsse von 5 % vom Umsatz vorweisen. Insbesondere stieg der Anteil der Unternehmen, die eine hohe Ren-

Umsatzentwicklung in Deutschland – Vergangenheit und Zukunftsprojektion

Quelle: Roland Berger

Umsatzklasse Unter- nehmen [Mio. Euro]

2008-20102005-2007

<10 27% p.a.23% p.a.

10-50 10% p.a.12% p.a.

>50 8% p.a.5% p.a.

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118 Rohstoff- und Material effizienz

tabilität von über 10 % aufweisen. In dieser Umsatzrendite-Klasse sind die Unternehmen der Rohstoff- und Materialeffizienz im Vergleich zur ge-samten Umwelttechnikbranche über-durchschnittlich vertreten.

Dank der hervorragenden Geschäfts-ergebnisse in den vergangenen Jah-ren haben die Unternehmen häufig zusätzliches Personal eingestellt. Vor allem mittlere und große Unterneh-men haben ihre Belegschaften kräftig vergrößert. Das gute Geschäftsklima wird auch in Zukunft zu Neueinstel-lungen führen. So wollen kleine und mittlere Unternehmen die Anzahl ih-rer Beschäftigten um mehr als 25 % pro Jahr aufstocken.

Internationalisierung – Deutschland bleibt wichtiger AbsatzmarktÜber 36 % der Unternehmen im Leit-markt Rohstoff- und Materialeffizienz

geben ihren geografischen Schwerpunkt mit global bzw. europaweit an. Damit sind überdurchschnittlich viele Unternehmen dieses Leit-marktes international aktiv. Der Internationalisierungsgrad ist bei Unternehmen des produzierenden Gewerbes am größten. Bei ihnen beträgt der Anteil der Firmen mit internationalem Schwerpunkt fast 60 %.

Obwohl viele Unternehmen auf internationalen Märkten tätig sind, ist die Wertschöpfung mit einem in Deutschland erbrachten Anteil von fast 95 % noch sehr stark auf den Heimatmarkt fokussiert. Einzig Unternehmen, die in Planung und Beratung tätig sind, erbringen einen zweistelligen Anteil ihrer Wertschöpfung im Ausland. Bei den Beschäf-tigten zeigt sich eine ähnliche Tendenz. So geben nur 10 % der befrag-ten Unternehmen an, dass sie Mitarbeiter im Ausland beschäftigen.

Rentabilität der Unternehmen in Deutsch-land

Quelle: Roland Berger

<0%

22%

50%

9%

19%

Umsatzrendite-Klassen (gemäß Jahresüberschuss)

0-5% 5-10% >10%

Mitarbeiterentwicklung in Deutschland – Vergangenheit und Zukunftsprojektion

Quelle: Roland Berger

Umsatzklasse Unter- nehmen [Mio. Euro]

2008-20102005-2007

<10 25% p.a.1% p.a.

10-50 29% p.a.8% p.a.

>50 1% p.a.18% p.a.

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119Rohstoff- und Material effizienz

Dies ist ein Indiz für die nach wie vor sehr zögerliche internationale Expansion der Firmen in diesem Leitmarkt, gleichzeitig aber auch ein Hinweis auf das große, noch unausgeschöpfte Wachstumspotenzial.

Der Produktionsstandort Deutschland hat für die Unternehmen des Leitmarktes Rohstoff- und Materialeffizienz eine überdurchschnittlich hohe Attraktivität. Insbesondere Firmen, die Waren und Güter her-stellen, schätzen den Standort positiv ein und sehen bis 2020 sogar noch eine Verbesserung der Standortqualität. Dieselbe Tendenz ergibt sich auch bei der Betrachtung der Absatzmärkte. Deutschland ist mit Abstand der wichtigste Absatzmarkt für die Unternehmen dieses Leit-marktes – und wird es nach Ansicht der befragten Unternehmen auch in Zukunft bleiben (siehe Karte Seite 120). Bemerkenswert ist, dass Deutschland als Absatzmarkt bis 2020 sogar noch an Bedeutung ge-winnen wird. Damit stellen sich die Unternehmen dieses Leitmarktes gegen den allgemeinen Trend in der Umwelttechnik, Deutschland als Absatzmarkt in Zukunft eine geringere Bedeutung zuzumessen. Dies veranschaulicht, dass die Unternehmen noch Wachstumspotenzial im deutschen Markt sehen. Zusätzlich ist eine verstärkte Konzentration auf Europa festzustellen. So wächst die Bedeutung von Westeuropa, Osteuropa und Russland als Absatzmärkte weit überdurchschnittlich gegenüber anderen Regionen der Welt. Dies ist vor allem mit der geo-grafischen Nähe zu erklären. Gerade im Bereich der Biokraftstoffe ist der Markt regional ausgerichtet, weshalb meist sehr nah am Ort des Verbrauchs produziert wird.

Aufgrund der Fokussierung auf den Heimatmarkt sieht die Mehrheit der befragten Unternehmen den intensivsten Wettbewerb gegenwär-tig mit Anbietern aus Deutschland. Dahinter folgen in einigem Ab-stand Westeuropa und Osteuropa. Für die Zukunft allerdings rechnen viele Unternehmen verstärkt mit Wettbewerbern aus China. Werden chinesische Firmen im Jahr 2008 noch kaum als Konkurrenten wahrge-nommen, sieht ein Großteil der Unternehmen diese im Jahr 2020 bei der internationalen Konkurrenz an zweiter Stelle.

Anders als bei den übrigen Leitmärkten führt eine international ausge-richtete Produkt- und Vertriebspolitik aber nicht unbedingt zu höheren Renditen. Damit bestätigte sich das Ergebnis der Befragung 2006. Rund 60 % der national tätigen Unternehmen erwirtschaften eine jährliche Rendite, die höher als 5 % liegt. Dies gelingt nur etwa einem Viertel der international tätigen Unternehmen. Gleiches gilt für die durchschnittliche Rendite, die bei ausschließlich national tätigen Unter-nehmen deutlich höher liegt als bei international aktiven. Eine denkbare

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120 Rohstoff- und Material effizienz

Bedeutung regionaler Absatzmärkte und Wettbewerb 2008 und 2020 für den Leitmarkt Rohstoff- und Materialeffizienz

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121Rohstoff- und Material effizienz

Erklärung dafür ist das international bisher noch nicht sehr hoch entwi-ckelte Bewusstsein für materialeffizientes und ressourcenschonendes Wirtschaften. Bisher verdienen Unternehmen, die auf Deutschland fokussiert sind, im Durchschnitt genauso gut wie ihre global aufgestell-ten Wettbewerber.

Insbesondere im Bereich der rohstoff- und materialeffizienten Pro-duktionsprozesse sehen die Unternehmen bisher nur eine zögerliche Entwicklung ausländischer Absatzmärkte. Die Unternehmen reagie-ren mit einer Doppelstrategie: Um mögliche Wachstumschancen im Ausland zu nutzen, steigern sie ihre internationale Präsenz. Gleich-zeitig bemühen sie sich um die Stärkung ihrer Position im deutschen Markt. Deshalb werden die Unternehmen auch künftig in Deutschland investieren. Daraus ergeben sich gute Perspektiven für den Standort Deutschland.

Innovation – Die Zukunft gehört NAWARODie Unternehmen im Leitmarkt Rohstoff- und Materialeffizienz inves-tieren in die Zukunft. Durchschnittlich 11 % des Umsatzes, und da-mit sogar 2 Prozentpunkte mehr als 2006, fließen pro Jahr in Forschung und Entwicklung. Bezogen auf den Umsatz sind die Forschungs- und Entwicklungsausgaben die höchsten im Vergleich zu allen anderen Leit-märkten. Vor allem kleine Unterneh-men forschen besonders intensiv.

In Zukunft wollen die Unternehmen sogar noch mehr in Forschung und Entwicklung investieren. So geben die befragten Unternehmen an, ihre Forschungsausgaben von 2008 bis 2010 um 10 % pro Jahr erhöhen zu wollen.

Besonders im Segment der nach-wachsenden Rohstoffe und beim Öko-design werden die Forschungsetats deutlich ansteigen. Weitere Themen-

Forschungsausgaben der Unternehmen in Deutschland im Leitmarkt Rohstoff- und Materialeffizienz

Quelle: Roland Berger

12%

Umsatzklasse[Mio. Euro]

FuE-Ausgaben[% vom Umsatz]

Wachstum p.a. 2008-2010

7%

2%

<10

10-50

>50

5%

2%

11%

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122 Rohstoff- und Material effizienz

felder der Zukunft sind innovative Werkstoffe zur Wärmedämmung, Schmierstoffe sowie langlebige Biokunststoffe. Im Bereich der Pro-duktinnovationen spielen alternative Katalysatoren eine wichtige Rolle. Die hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung unterstreichen die allgemeine Situation des Leitmarktes: Die Entwicklungen der kom-menden Jahre werden über die globale und regionale Verteilung der künftigen Marktanteile entscheiden.

Wichtigste Förderinstitution im Bereich der Rohstoff- und Materialeffizi-enz ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das mehr als ein Drittel aller geförderten Projekte im Leitmarkt unterstützt. Förder-gelder gehen jeweils zur Hälfte an Unternehmen und an Forschungs-einrichtungen. Die Forschung im Bereich des Leitmarktes wird durch die enge Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen auf nationaler und internationaler Ebene vorangetrieben. Oft schließen sich öffentliche Einrichtungen diesen Forschungsnetz-werken an. Wichtige Forschungsthemen sind die Entwicklung neuer Materialien, die Einsatzoptimierung vorhandener Materialien sowie die Erforschung materialeffizienter Produktionsverfahren. Die intensive Forschungsarbeit hilft, den deutschen Vorsprung im Bereich der Mate-rialeffizienz auszubauen.

Blickpunkt Biotechnologie und Nanotechnologie: Plastik aus der Erde und antibakterielle Farbe

Die weiße Biotechnologie verringert den Energie- und Materialbedarf, indem sie Enzyme oder Mikroorganismen einsetzt, um chemische Prozesse zu verbessern. Die Entwicklung besserer enzymatischer Abbauprozesse bei Zellulose etwa ist ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung von Biokraftstoffen der zweiten Generation. Schon seit Jahrtausenden nutzt der Mensch biotechnologische Verfahren, zum Beispiel bei der Fermentation von Käse oder Wein. Biotechnologie verstärkt die Fasern von Kleidungsstücken aus natürlichen Materialien, sie zerlegt komplexe Kohlenhydrate in einzelne Bestandteile oder produziert mittels modifizierter Bak-terien Medikamente wie Insulin ( rote Biotechnologie). Nach Zielen der grünen bzw. Pflanzenbiotechnologie soll es in Zukunft gentechnisch veränderte Pflanzen geben, die Biopolymere herstellen – Plastik wächst dann gewissermaßen aus dem Boden. Während Brasilien und Uruguay hier bereits Wachstumsraten von 200 – 400 % aufweisen, ist Deutschland auch gegenüber dem Technologieführer USA nur schwach aufgestellt.

Nanotechnologische Innovationen verlängern die Lebensdauer bei einer Reihe von Produkten: schmutzabweisende Textilien, UV-geschützte Kleidung, antibakterielle Wandfarben, selbstreinigende Fassadenelemente, Verschleißschutz für mechani-sche Bauteile – auch die Nanotechnologie bietet somit enormes Potenzial.

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123Rohstoff- und Material effizienz

Forschung, Kooperation, Cluster – Wettbewerber ziehen an einem StrangBis auf wenige kleine Unternehmen sind alle befragten Betriebe in Netzwerken organisiert. Viele dieser Kooperationen sind regional oder national. Etwa ein Drittel der Kooperationen ist international ausgerichtet. Die Innovationsnetzwerke im Bereich der Rohstoff- und Materialeffizienz umfassen in den meisten Fällen ein breites Mitglie-derspektrum: Dazu gehören Zulieferer, Kunden, Forschungsinstitute und Hochschulen. In einigen Fällen kooperieren sogar Wettbewerber mit einander. Die Hälfte der Kooperationen wird nicht formell koordi-niert. Bei den enger verzahnten Kooperationen übernehmen entweder einzelne Unternehmen oder Forschungseinrichtungen die Koordina-tionsrolle.

Die befragten Unternehmen im Leitmarkt arbeiten vor allem aus drei Gründen zusammen: um den Informationsaustausch zu verbessern, um neue Produktideen zu entwickeln und neue Märkte zu erschlie-ßen. Die meisten Unternehmen sind mit dem intensivierten Infor-mationsaustausch zufrieden. Verbesserungsbedarf sehen sie bei der gemeinsamen Entwicklung neuer Produktideen und der Gewinnung von Marktzugängen.

Auf der Deutschlandkarte (siehe Seite 124) sind relevante Unterneh-men und Forschungseinrichtungen des Leitmarktes abgebildet. Die Einfärbung der Bundesländer zeigt, dass die meisten Arbeitsplätze im Leitmarkt in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen angesiedelt sind. Diese beiden Bundesländer konnten bereits 2006 das höchste Be-schäftigungsvolumen im Leitmarkt vorweisen. Die regionale Konzent-ration der Firmen erleichtert die Bildung örtlicher Cluster. Insbesondere bei nachwachsenden Rohstoffen haben sich Kooperationsnetzwerke in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen gebildet.

Die folgenden Beispiele illustrieren die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft:

Das • Kunststoff-Zentrum Leipzig ist das Herz des mitteldeutschen Innovationsnetzwerks Biotechnische Werkstoffe – Produkte, Mate-rialien und Verfahren. Vier Unternehmen, zahlreiche Forschungsein-richtungen sowie die sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft tauschen Forschungsergebnisse über nachwachsende Rohstoffe aus. Einer der Schwerpunkte der Zusammenarbeit ist die Kostenana-

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124 Rohstoff- und Material effizienz

Karlsruhe Stuttgart

Nürnberg

Frankfurt am Main

Hamburg

BraunschweigHannover

Bremen

Essen

AachenKöln

Kassel

Dresden

Berlin

München

Beschäftigungsvolumen im Leitmarkt je Bundesland

niedrigmittelhoch

Unternehmensgrößenach Umsatz [Mio. Euro]

Forschungseinrichtungen

<1010-50>50

Regionale Verteilung der Firmen und Forschungseinrichtungen im Leitmarkt Rohstoff- und Materialeffizienz

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125Rohstoff- und Material effizienz

lyse von NAWARO. Zu den wichtigsten Forschungsthemen gehört dabei die Substitution erdölbasierter Kunststoffe. Im • Abaca-Netzwerk kooperieren Automobilindustrie, Hochschulen und internationale Organisationen mit dem Ziel, die Verwendung nachwachsender Rohstoffe in der Industrie zu fördern. Erstes Er-gebnis der Kooperation ist der Einsatz der Abaca-Bananenfaser im Autobau. Die Fasern sind leicht zu verarbeiten und extrem robust, sparen aber im Vergleich zur Glasfaser 60 % Energie. Daimler, der Automobilzulieferer Rieter, die Deutsche Investitions- und Entwick-lungsgesellschaft, die Hochschulen Hohenheim und Reutlingen, die Stiftung Europäisches Naturerbe und die Vereinten Nationen haben sich in diesem Netzwerk zusammengeschlossen. Die Zusammenar-beit reicht von der Auswahl geeigneter Pflanzensorten bis zur Her-stellung und Verarbeitung in Serienbauteilen. Ein regionales Cluster stellt die Region • Freiberg in Sachsen dar – dort ist mit Choren der Betreiber der ersten Biomass-to-Liquid-Pilotanlage zur Erzeugung synthetischer Kraftstoffe ansässig. Erste Planungsstudien für diese Anlage wurden 2004 von der TU Freiberg durchgeführt, die weltweit zu den führenden Forschungseinrichtun-gen für das Biomass-to-Liquid-Verfahren gilt. Das • Bionik-Kompetenz-Netz zählt zu den zentralen Plattformen der Bionikforschung in Deutschland. Dabei ist die Hochschule Bremen dem Geheimnis schnell schwimmender Knochenhaie auf der Spur. Die besonders strukturierte Haut der Haie verhindert das ansonsten natürlich auftretende Algenwachstum. Das Anti-Algen-Rezept der Haie soll Schiffsrümpfe und Seemarkierungen vor Algenbefall schüt-zen.Unter der wissenschaftlichen Leitung des Fraunhofer-Instituts Arbeits-• wirtschaft und Organisation (IAO) bündeln im Rahmen des Innovati-onsnetzwerks FUCON® verschiedene Unternehmen der Baubranche ihre Kompetenzen. Die Projektpartner entwickeln Lösungen für die zunehmende Komplexität der Baubranche, die durch technologische Veränderungen, wachsende Anforderungen an Gebäude und Archi-tektur und den Wandel der Planungs- und Bauprozesse vorangetrie-ben wird. Ein wichtiges Themenfeld des Innovationsnetzwerks ist das sogenannte Green Building. Ziel dieses Ansatzes ist es, die Effi-zienz von Gebäuden in den Bereichen Material, Wasser und Energie nachhaltig zu verbessern und so Ressourcen zu schonen.Im Rahmen des • Projekts ColorSol entwickelt das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation zusammen mit Partnern aus der Wirtschaft neue Technologien im Bereich Solarzellen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Forschung und Entwicklung ge-fördert und hat zum Ziel, die Farbstoffsolarzellentechnologie bis zur

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126 Rohstoff- und Material effizienz

Anwendungsreife zu bringen. Farbstoffsolarzellen sind Dünnschicht-solarzellen und zeichnen sich besonders durch ressourcensparende Herstellungsverfahren aus. Durch die Technik soll es möglich werden, neue Anwendungsfelder für Solarstrom zu erschließen und Umwelt-belastungen zu reduzieren. So lässt sich der Energiebedarf bei der Produktion im Vergleich zu konventionellen Solarzellen halbieren.

Der Beitrag der Politik – Deutsche Umweltregulierung ist wegweisend für EuropaHöhere Ressourcen- und Materialeffizienz ist für die deutsche Politik seit vielen Jahren ein wichtiges Thema. Bereits in den frühen 90er Jahren verbannte der Bundesgesetzgeber mit der Verordnung über ozonschädliche Fluorchlorkohlenwasserstoffe – besser bekannt unter der Abkürzung „FCKW“ – das Treibgas aus allen wesentlichen Produkt-bereichen. Deutschland war damit Vorreiter in Europa.

Im Jahr 2005 hat die Europäische Kommission mit der Richtlinie 2005/32/EG zur umweltgerechten Gestaltung energiebetriebener Produkte erstmals die Anforderungen des Ökodesigns explizit veran-kert. Heute verpflichten die EU-Regelungen Hersteller von energiebe-triebenen Geräten besonders umweltschädliche Inhaltsstoffe sparsam zu verwenden und Altgeräte fachgerecht zu entsorgen. Mit dem Elek-tro- und Elektronikgesetz (ElektroG) war Deutschland einer der ersten Mitgliedstaaten der EU, der die Richtlinien umgesetzt hat. Seit März 2006 können Verbraucher ihre alten Elektro- und Elektronikgeräte kos-tenlos bei den kommunalen Sammelstellen abgeben – bis zum Ende des Jahres 2006 belief sich die erfasste Menge aus privaten Haushal-ten und dem Gewerbe bereits auf rund 750.000 Tonnen.

Auch im Bereich der Biokraftstoffe setze die deutsche Politik neue recht-liche Rahmenbedingungen. Im Januar 2007 trat das Biokraftstoffquo-tengesetz in Kraft. Es verpflichtet die Mineralölwirtschaft, einen festen und anwachsenden Mindestanteil von Biokraftstoffen in den Verkehr zu bringen. Ab 2009 müssen 6,25 % der in Benzin und Diesel steckenden Energie aus Biokraftstoffen stammen. Benzin wird größere Anteile an Ethanol, Diesel größere Anteile an Biodiesel enthalten. 2008 erfolgte eine gesetzliche Neuregelung, um Konkurrenzen um Anbauflächen für Biokraftstoffe und Nahrungsmittel zu vermeiden und den Ausbau ab

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127Rohstoff- und Material effizienz

2015 stärker auf die effektive Minderung der Treibhausgasemissionen auszurichten. Zudem sind EU-weit Zertifizierungssysteme geplant, um auch die Produktion von Biokraftstoffen im Ausland an Nachhaltigkeits-prinzipien zu koppeln.

Zur Investitionsförderung in der Biokunststoffindustrie sind bis Ende 2012 laut Verpackungsverordnung kompostierbare Kunststoffverpa-ckungen von den Rücknahmepflichten und zertifizierte Einweggeträn-keflaschen aus Biokunststoff von der Pfandpflicht befreit.

Für die weiße Biotechnologie stellt die Bundesregierung im Rahmen der Hightech-Strategie für Deutschland in den nächsten fünf Jahren bis zu 100 Mio. Euro an Fördermitteln zur Verfügung. Mit zusätzlichen Mit-teln aus der Wirtschaft sollen Forschungs-und Entwicklungsprojekte in einem Gesamtvolumen von mehr als 250 Mio. Euro finanziert werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat zudem zwei Förderinitiativen ins Leben gerufen: Die Initiative BioIndustrie 2021, mit der zukünftig Ideen aus Hochschulen und Forschungsinstituten mit Beteiligung der Wirtschaft schneller in Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen einfließen sollen, sowie die Initiative Geno-Mik Plus, mit der Mikroorganismen mit den Methoden der Genomforschung un-tersucht und für Produktionsprozesse optimiert werden sollen.

Auch das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz, das Treibhausgas-emissionshandelsgesetz, das Erneuerbare-Energien-Gesetz und die Verpackungsverordnung haben einen großen Einfluss auf die Innovati-onskraft der deutschen industriellen Biotechnologie. So motivieren die aufgeführten Gesetze zur Entwicklung von biologischen Prozessen zur Reduktion der CO2-Emission in der chemischen Industrie und unter-stützen die Herstellung von Biokraftstoffen oder umweltfreundlichen Verpackungen. Nur das Gentechnikgesetz wirkt im Bereich der weißen Biotechnologie einschränkend, da es die Investitionskosten für Labor-ausstattung und -sicherheit erhöht.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat zudem die Deutsche Materi-aleffizienzagentur (DEMEA) gegründet. Ihr Ziel ist die Verbesserung der Materialeffizienz vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen, denen sie Beratung anbietet. Jährlich vergibt die DEMEA den Mate-rialeffizienzpreis, eine mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung, die für gelungene Materialeinsparung in der Praxis verliehen wird.

Mit dem Umweltinnovationsprogramm unterstützt das Bundesum-weltministerium umweltfreundliche Produktentwicklungen und groß-

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128 Rohstoff- und Material effizienz

technische Vorhaben, die demonstrieren, wie Umweltbelastungen spürbar verringert werden können. Dabei werden vor allem innova-tive Verfahren mit hoher Multiplikatorwirkung in den ökologischen Schlüsselbereichen Klimaschutz, erneuerbare Energien und Verkehr unterstützt. Ziel ist eine deutliche erhöhte Ressourceneffizienz. Das Netzwerk Ressourceneffizienz soll zudem den Erfahrungsaustausch zwischen Wirtschaft und Forschung erleichtern und entwickelt dazu Vorschläge für innovative Rahmenbedingungen. Die Zahl an politischen Fördermaßnahmen, Initiativen und Ideen in Deutschland im Bereich des Leitmarktes Rohstoff- und Materialeffizienz ist somit groß und wird die dynamische Entwicklung der Branche weiterhin vorantreiben.

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Kreislauf-wirtschaft

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130 Kreislauf wirtschaft

Menschen produzieren Abfall. Das ist an sich nicht ungewöhn-lich, denn jedes Lebewesen erzeugt Abfallprodukte. Das besondere am Abfall des modernen Menschen ist aber die

unvorstellbar große Menge: Allein die Länder der EU-27 produzieren jährlich rund 1,3 Mrd. Tonnen Müll. Würde man den Abfall verteilen, könnte man 2.600 Quadratkilometer, das entspricht ungefähr der Flä-che des Saarlandes, mit einer halben Meter hohen Müllschicht bede-cken. Weltweit werden jährlich 12 Mrd. Tonnen Abfall produziert, und bis 2020 wird diese Zahl aufgrund von zunehmender Urbanisierung und Bevölkerungswachstum sogar auf 18 Mrd. Tonnen ansteigen.

Die Abfallmenge korrespondiert mit der wirtschaftlichen Entwick-lung eines Landes: je größer der Wohlstand, desto höher die Müllber-ge. Allein beim Hausmüll reicht die Spanne von rund 200 Kilogramm pro Einwohner und Jahr in Entwicklungsländern bis zu über 800 Kilo-gramm pro Einwohner in Industrienationen. Selbst innerhalb Europas gibt es deutliche Unterschiede. In der Tschechischen Republik fallen pro Person und Jahr durchschnittlich 281 Kilogramm Hausmüll an. Ein

Durchschnitts-Däne stellt fast drei-mal so viel vor die Tür.

Erlebt eine Region einen wirtschaftli-chen Aufschwung, wächst meistens auch der Müllberg. Zum Beispiel in Dubai: Der plötzliche Reichtum ließ allein zwischen 2006 und 2007 die Menge des Bauabfalls um 160 % wachsen.

Selbst wenn die Weltwirtschaft auf dem heutigen Niveau stagnierte – die globale Müllmenge würde den-noch steigen. Dafür verantwortlich ist die Zunahme der Weltbevölke-rung. Nach Prognosen der Vereinten Nationen werden im Jahr 2020 rund 8 Milliarden Menschen auf der Erde wohnen, über eine Milliarde mehr als heute. Ohne Verbesserung des globalen Abfallmanagements würde die Müllmenge allein durch das Be-völkerungswachstum bis 2020 um ein Sechstel steigen.

Auf einen Blick

Die Anhebung der Umweltstan-dards bietet den Unternehmen im Leitmarkt großartige Wachstums-chancen in den osteuropäischen EU-Mitgliedsländern.

Unternehmen im Teilmarkt der Emissionsreduktion sind die Spit-zenreiter bei Rendite, Wachstum, Forschung und Umsatz.

Die boomende Wirtschaft in China, Indien und anderen aufstrebenden asiatischen Industriestaaten sowie das globale Bevölkerungswachstum steigern den Bedarf an innovativer Abfalltechnologie erheblich.

In Deutschland schrumpfen die Müllberge: Die Abfallmenge pro Kopf sinkt, obwohl die Wirtschafts-leistung steigt.

Wegweisende Politik: Deutschland will bis 2020 die Deponierung ver-wertbarer Abfälle beenden.

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131Kreislauf wirtschaft

Die Folgen des globalen Abfallgebirges sind verheerend. Weil die meisten Länder auf der Welt keine Müllverbrennung oder andere Abfallbehandlung kennen, landet der größte Teil in der Natur. Die De-ponierung von Müll verschandelt die Landschaft und gefährdet die Gesundheit des Menschen. Insbesondere „wilde“ Deponien können das Grundwasser vergiften, weil schadstoffverseuchtes Wasser in tiefer liegende Bodenschichten durchsickert. Rund 70 % des Abfalls in Entwicklungsländern sind organisches Material, das bei der Lagerung zu faulen beginnt. Dabei entweicht Deponiegas, ein etwa 14-fach stär-kerer Klimakiller als Kohlendioxid.

Die Kosten der Wegwerf-Wirtschaft sind enorm. Die Vereinten Natio-nen schätzen, dass Städte und Gemeinden im weltweiten Durchschnitt zwischen 20 und 30 % ihrer Haushaltsmittel für die Sammlung und Ent-sorgung von Müll ausgeben. Der Müll bindet vor allem in wirtschaftlich unterentwickelten Ländern das knappe Geld, das für volkswirtschaft-lich effizientere Investitionen in Ausbildung und Infrastruktur fehlt.

Die globale Ex-und-Hopp-Mentalität, gekoppelt mit der gestiegenen Nachfrage nach Rohstoffen, belastet auch die produzierende Wirt-schaft. Die erhöhte Nachfrage hat bei gleich bleibendem Angebot die Rohstoffpreise explodieren lassen. Zwischen 2000 und 2007 haben sich Rohstoffe auf dem Weltmarkt auf Dollar-Basis um 100 % verteu-ert. Die Preise für Eisenerz, Stahlschrott und NE-Metalle haben sich sogar verdreifacht. Stahl war so begehrt, dass der Deutschen Bahn zwischen 2006 und 2008 rund 100 Tonnen Bahnschienen gestohlen wurden. Trotz des starken Rückgangs der Rohstoffpreise in der zweiten Jahreshälfte 2008 wird sich die Situation mittel- und langfristig nicht entspannen, auch aufgrund der starken Nachfrage seitens der aufstre-benden Schwellenländer. Die Knappheit der Rohstoffe und steigende Preise sind wesentliche Argumente, die Verwertung von Abfall künftig noch mehr zu forcieren.

Der wachsende Abfallberg stellt uns vor zwei Fragen: Wie kann ein an-gemessener Lebensstandard für die Weltbevölkerung erreicht werden, ohne dass die Menschheit im Müll erstickt? Und wie kann ökonomi-sches Wachstum erreicht werden, ohne dabei die Lebensgrundlagen von Mensch und Natur zu vernichten?

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132 Kreislauf wirtschaft

Zukunft der Kreislaufwirtschaft – Drei Hebel für mehr Nachhaltigkeit

Der Kreislaufgedanke ist der Kern einer ökonomisch wie ökologisch nachhaltigen Abfallwirtschaft. Kreislaufwirtschaft bezeichnet ein Ab-fall- und Wirtschaftssystem, bei dem Entnahmen aus der Natur auf ein Mindestmaß beschränkt sind. Stattdessen werden Rohstoffe möglichst effizient und lange genutzt oder energetisch verwertet. In der Idealvorstellung befinden sich die Stoffe in einem permanenten Verwertungskreislauf – nur ein minimaler Teil landet auf Deponien.

Gegenüber der Wegwerf-Wirtschaft hat die Kreislaufwirtschaft mess-bare ökonomische Vorteile. Durch Recycling spart allein die deutsche Volkswirtschaft Rohstoffimporte von rund 3,7 Mrd. Euro pro Jahr. Da-durch erhöht sich der Außenhandelsüberschuss. Beachtlich ist auch die Energieeinsparung – bei der Wiederverwertung von Aluminium werden zum Beispiel 95 % weniger Energie benötigt als bei der Elek-trolyse von neugeschmolzenem Aluminium. Recyceln senkt also Ma-terial- und Energiekosten. Gleichzeitig ist die Kreislaufwirtschaft selbst eine lukrative Branche, in der in Deutschland rund 50 Mrd. Euro pro Jahr umgesetzt werden.

Die Bundesrepublik gehört zu den führenden Kreislaufwirtschaften der Welt. Als eine der ersten Industrienationen ist es gelungen, Wirt-schaftswachstum zu erzielen und gleichzeitig die Abfallproduktion zu verringern. Entgegen des langjährigen Trends stieg zwar im Jahr 2006 die Gesamtmenge des in der Bundesrepublik erzeugten Abfalls leicht um 11 Mio. Tonnen an. Gleichzeitig aber wuchs auch das Bruttoinlands-produkt (BIP) stärker. Somit produzierte Deutschland im Jahr 2006 bezogen auf die erzielte Wertschöpfung weniger Abfall: Fielen 2005 noch 148 Kilogramm je 1.000 Euro Bruttoinlandsprodukt an, so waren es 2006 nur 147 Kilogramm – und somit weniger Abfall für jeden er-wirtschafteten Euro. Insgesamt konnte seit 1997 eine Verringerung des Abfallgesamtaufkommens um 14 % (54 Mio. Tonnen) erzielt werden. (siehe Abbildung Seite 133).

Abfall- und Kreislaufwirtschaft sind seit vielen Jahren zentrale politi-sche Themenfelder. Über 100 Forschungseinrichtungen und 70 Fach-publikationen beschäftigen sich in Deutschland direkt oder indirekt mit Abfall-, Kreislauf- oder Entsorgungsfragen. Rund 6.000 Unternehmen sind in der Branche tätig, die 250.000 Mitarbeiter beschäftigen.

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133Kreislauf wirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft reduziert die Abfallproduktion und damit die Um-weltbelastung, indem sie an drei Hebeln gleichzeitig ansetzt:

Vermeidung von Abfall,• Verwertung von Abfall,• Umweltgerechte Entsorgung von • nicht vermeidbarem oder verwert-barem Abfall.

Hebel 1: Vermeidung von Abfall

Die erste Strategie zur Abfallvermei-dung setzt bei der Planung an. Nach Schätzungen der EU-Kommission entscheidet die Konzeptionsphase eines Produktes über 80 % seines Ressourcenverbrauchs. Deshalb ent-werfen Ökodesigner Produkte, die nachhaltig gewonnene Materialien nutzen, möglichst wenig Abfall erzeugen und einfach zu verwerten sind. Ökodesign setzt das Ziel einer integrierten Produktpolitik um, die alle Lebensphasen eines Wirtschaftsgutes aus umweltökonomischer Sicht beleuchtet.

Im Lebenszyklus eines Produktes entsteht bei der Produktion mehr Abfall als bei der Entsorgung. 2005 fielen bei der Produktion und im Gewerbe 48 Mio. Tonnen Abfall an. Hier setzen ressourcen- und ma-terialeffiziente Produktionsverfahren an. Sie schonen nicht nur die Umwelt, sondern verbessern auch das Betriebsergebnis. Nach einer Studie der Fraunhofer-Gesellschaft könnten kleine und mittelständische Unternehmen rund 20 % der Materialkosten einsparen, wenn sie ihre Produktions- und Materialflüsse verbessern würden (siehe auch Kapi-tel Rohstoff- und Materialeffizienz).

Eine weitere Möglichkeit, Abfall zu reduzieren, ist eine Erhöhung der Nutzungsdichte eines Produkts. Sie verringert den Materialumschlag, weil weniger Produkte in Umlauf gebracht werden. Dadurch entsteht weniger Abfall. Beispiel Car Sharing: Ein Car-Sharing-Auto ersetzt vier bis zehn individuell genutzte Pkw im Privatbesitz (siehe auch Kapitel Nachhaltige Mobilität).

Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Abfall in Deutschland

Quelle: Statistisches Bundesamt, Roland Berger

Abfallaufkommen (1997 = 100)

Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt (1997 = 100)

Index

80

85

90

95

100

105

110

115

20061997 98 99 00 01 02 03 04

120

05

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134 Kreislauf wirtschaft

Mehrwegsysteme tragen maßgeblich zur Abfallvermeidung bei. Je häufiger ein Produkt wiederverwendet wird, desto geringer der Materialverbrauch und damit die Abfallproduktion. Mehr-wegpfandflaschen aus Glas werden beispielsweise bis zu 50-mal wieder befüllt, Mehrweg-Plastikflaschen aus PET im Durchschnitt 25-mal – im Ver-gleich zu Einwegflaschen sinkt der Materialverbrauch um den Faktor 50 bzw. 25. In Deutschland betrug die Mehrwegquote bei allen Getränke-flaschen 56 % im Jahr 2005. Beson-ders hoch ist die Mehrwegquote mit 88,5 % bei Bierflaschen.

Hebel 2: Verwertung von Abfall

Die ökologisch sinnvolle Verwertung nutzt Abfall als potenziellen Roh-stoff. Ziel ist ein geschlossener Stoff-kreislauf mit niedrigen Materialver-lusten und wenigen Restabfällen, die auf der Deponie entsorgt werden müssen. Deutschland hat sich so-gar das Ziel gesteckt, bis 2020 den größten Teil des Abfalls zu verwerten und damit die Deponierung komplett abzuschaffen. Voraussetzung für die

Verwertung ist die möglichst vollständige Sammlung und Trennung von Abfall in ähnliche Stoffgruppen – keine einfache Aufgabe, da in Europa mehr als 600 verschiedene Abfallarten unterschieden werden.

In Deutschland wird der Abfall bereits in den Haushalten und Be-trieben vorsortiert: Getrennt werden Papier, Bioabfälle, Glas, Metall, Verpackungen, Batterien und Elektrogeräte. Im Anschluss können moderne Sortiertechniken die getrennt erfassten Verpackungen in die unterschiedlichen Materialströme separieren. Dank hochmoderner Sortieranlagen ist der Vorsortierungsaufwand erheblich reduziert wor-den. Dennoch kann darauf nicht gänzlich verzichtet werden. Vor allem der Anteil der Trockenfraktion im Müll, wie beispielsweise Kunststoffe, Hygieneprodukte oder auch Textilien, stellt in diesem Zusammenhang

Müllroboter trennen besser

Erkennen Sie den Unterschied zwi-schen den Plastikflaschen aus PET, PE-HD oder PE-LD? Eben. Sortierma-schinen können es besser. Sortier-technik aus Deutschland ist bei der automatischen Mülltrennung welt-weit führend und hält zwei Drittel des globalen Marktes. Mit Sensoren erkennen Müllroboter jede Stoffart nahezu ohne Fehler. Der elektroni-sche Helfer übernimmt die schmut-zige Handarbeit – bei niedrigeren Kosten und höherer Sortierqualität. Der erste Schritt der Sortierung erfolgt durch Sieben und Rütteln, dabei wird der Müll nach Gewicht getrennt. Magnetfelder isolieren Metalle. Optische Sensoren, die mit Lasertechnik, Röntgen, Bilderken-nungstechnologien und Nahinfrarot ausgestattet sind, erkennen einzel-ne Stoffgruppen. Ein Druckluft-Stoß pustet das identifizierte Müllteil vom Band. Es landet bei seinen stofflichen Verwandten. PET zu PET, Papier zu Papier. Am Schluss liegt der getrennte Müll zerkleinert in Containern: Plastik, Papier, Metall und Glas. Ein neues Produktleben kann beginnen.

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135Kreislauf wirtschaft

noch immer ein Problem dar. Eine Trennung zumindest in „nass“ und „trocken“ ist also nach wie vor notwendig.

Die Bundesrepublik ist Vorreiter bei der Abfallverwertung: 87 % der Bauabfälle sowie 63 % der Siedlungs- und Produktionsabfälle wurden 2005 wiederverwertet. Von den besonders umweltschädlichen Star-terbatterien wurden im Jahr 2006 14 Millionen Stück recycelt – das entspricht einer Quote von annähernd 100 %. Von Nickel-Cadmium-Batterien beispielsweise wird das Cadmium abdestilliert und für die Produktion neuer Energiezellen verwendet. Die Nebenprodukte Stahl und Nickel fließen in die Herstellung von Edelstahl.

Grundsätzlich stehen zur Verwertung von Abfall zwei Alternativen zur Verfügung: die stoffliche und die energetische Verwertung. Bei der stofflichen Verwertung werden Roh- und Werkstoffe aus dem Abfall gewonnen und wieder in den Produktionskreislauf eingespeist. In Deutschland werden bereits fast 80 % der verwerteten Verpackungs-abfälle stofflich verwertet. Das Potenzial, insbesondere zur Rückgewin-nung von Metallen, ist enorm. Allein auf US-Deponien lagern rund 56 Mio. Tonnen Kupfer. Das entspricht der vierfachen Weltjahresproduktion und einem Marktwert von 289 Mrd. Euro (Stand 2007). In Deutschland wurden bereits 2001 über 1 Mio. Tonnen Eisenerz aus dem Hausmüll gewonnen, das bedeutet gegenüber 1990 eine Steigerung der Verwer-tung um den Faktor Fünf.

In der produzierenden Industrie ge-winnen Recyclingmethoden an Bedeutung. Ein Beispiel dafür ist das Bottle-to-Bottle-Verfahren von PET-Kunststoff, das die Krones AG nutzt. Kunststoff-Granulat aus PET-Flaschen wird dabei zur Herstellung neuer Flaschen genutzt, praktisch ohne stoffliche Verluste. Eine tech-nologische Herausforderung ist die Wiederverwertung von Solarzellen der ersten Generation. BP Solar er-probt mit guten Ergebnissen die Wiederverwendung von Solarzellen

Aus Ruß wird Gummi

Deutsche Firmen gehören zu den Weltmarktführern bei der stoff-lichen Verwertung. Insbesondere für Stoffgemische, beispielsweise Kunststoffe, bietet deutsches Know-how neue Lösungen. So kann das Formex-Verfahren Autoreifen zu 99,9 % stofflich verwerten. Die innovative Prozessführung beim Depolymerisa tions verfahren für Altreifen vermeidet die Entstehung von Schadstoffen. Der entstehende Ruß wird in der Gummiproduktion wieder eingesetzt.

Aus Halle stammt das patentierte Gumtec-Verfahren, das Produkti-onsabfälle aus Gummi zu hochwer-tigem Neugummi verarbeitet. Das recycelte Gummi kann problemlos und sortenrein den Originalrezeptu-ren beigemischt werden – dadurch verringert es den Materialbedarf, senkt die Kosten und schont die Umwelt.

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136 Kreislauf wirtschaft

aus Modulen, indem der Kunststoff chemisch gelöst wird. Neben der Energieeinsparung könnten auch deutliche Kostenreduzierungen durch Wiederverwertung der Solarzellen erreicht werden. Zukünftig werden Solarmodule so konstruiert, dass ein vollständiges stoffliches Recyc-ling möglich ist.

Die Kompostierung von organischen Abfällen ist die natürlichste Me-thode, um den Stoffkreislauf zu schließen. In Deutschland fallen jährlich rund 17 Mio. Tonnen Bioabfall an. Davon werden zur Zeit 45–50 % ge-trennt erfasst und überwiegend kompostiert. Der Kompost verbessert die Bodenqualität und wirkt darüber hinaus als Dünger. Deutschland ist Europameister bei der Kompostierung. Bundesweit gibt es über 485 zertifizierte Kompost- und Vergärungsanlagen, damit hat Deutschland mehr zertifizierte Kompostanlagen als alle anderen EU-Länder zusam-

mengenommen. Die Verschlechte-rung der Bodenqualität in Europa kostet nach Angaben der Europäi-schen Kommission jährlich bis zu 38 Mrd. Euro. Experten schätzen das Marktpotenzial für Bodensanierung in Europa auf etwa 1,5 Mrd. Euro.

Bei der energetischen Verwertung wird Abfall zur Erzeugung von Ener-gie genutzt. Im Wesentlichen gibt es zwei Varianten. In der ersten Variante wird Abfall verbrannt, um Produkti-onsverfahren mit hohem Energie-bedarf mit Strom und Wärme zu beliefern. Wichtigstes Anwendungs-gebiet sind Drehrohröfen in der Ze-mentindustrie. 1,2 Mio. Tonnen Se-kundärbrennstoffe aus Hausmüll und Gewerbeabfall wurden im Jahr 2007 in der Zementindustrie benutzt.

In der zweiten Variante verbrennen „ Waste-to-Energy“-Kraftwerke ener-giereichen Müll und erzeugen dabei Strom. Eine große und fortschritt-liche Anlage ist im August 2007 in Stavenhagen in Norddeutschland in Betrieb gegangen. Pro Jahr werden

Müllberge als Energielieferanten

Die mechanisch-biologische Abfall-behandlung (MBA) bereitet Abfälle für eine umweltverträgliche Depo-nierung und Rückführung in den Stoffkreislauf vor. Heizwertreiche Fraktionen (zum Beispiel Kunststof-fe, Papier, Pappe) werden abge-trennt und zu Ersatzbrennstoff für Mülldeponien oder Zementwerke weiterverarbeitet. Metalle werden wiederaufbereitet. Der organische Anteil des Mülls kommt in die In-tensivrotte, wo er sich besonders schnell zersetzt. Die biologische Behandlung erfolgt mittels aero-ber (Rotte), anaerober (Vergärung) oder in kombinierten Verfahren. Beim Einsatz von anaeroben Ver-fahren entsteht Biogas, das zur Stromgewinnung genutzt wird. Während des Zersetzungsprozesses erhitzt sich das Material auf bis zu 70 Grad. Nach einer Woche ist der Müllberg deutlich geschrumpft, wird umgewalzt und im Nachrott-verfahren weiterbehandelt. Erst wenn der größte Teil des bioaktiven Anteils zersetzt ist, wandert der Rest auf die Deponie.

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hier durch Verfeuerung von 95.000 Tonnen Ersatzbrennstoffen 200.000 Tonnen Dampf erzeugt, der direkt in den Prozesskreislauf eingespeist wird und darüber hinaus den Strombedarf des Lebensmittelherstellers Pfanni deckt. Weitere Kraftwerke werden in den kommenden Jahren den Betrieb aufnehmen, beispielsweise im Industriepark Frankfurt-Höchst. Heute gebaute Müllverbrennungsanlagen haben inzwischen eine Energieausbeute von mehr als 80 %.

Gegenüber der Verbrennung fossiler Energieträger hat die energeti-sche Abfallverwertung drei wesentliche Vorteile: Sie beseitigt Abfall. Sie vernichtet Giftstoffe, die andernfalls auf Deponien gelagert werden müssten. Und sie schont das Klima. Denn etwa die Hälfte des Abfalls ist organischer Herkunft, sodass die Verbrennung dieses Abfallanteils klimaneutral möglich ist. Die Pflanzen haben während der Wachstums-phase CO2 gebunden, das bei der Verbrennung wieder an die Atmo-sphäre abgegeben wird. Aus Abfall könnten in Deutschland jährlich etwa 10 Mio. Tonnen Sekundärbrennstoffe gewonnen werden. Davon sind 2 Mio. Tonnen Elektro- und Elektronikgeräte mit einem Kunststoff-anteil von etwa 400.000 Tonnen. Die Adamec Recycling GmbH aus Fürth (Bayern) plant den Bau einer neuartigen Recyclinganlage für Elek-tro- und Elektronikaltgeräte, die unter anderem halogenbelastete von halogenfreien Kunststoffen trennt und damit die Rückführung eines wesentlich höheren Anteils der Kunststofffraktion in den Stoffkreislauf ermöglicht. Das neue Verfahren reduziert auf diese Weise den Einsatz nicht-erneuerbarer Ressourcen und die Emissionen in Luft und Wasser, einschließlich der CO2-Emissionen.

Hebel 3: Umweltgerechte Entsorgung von nicht vermeidbarem oder verwertbarem Abfall

Im Idealbild der Kreislaufwirtschaft werden möglichst viele Abfälle ver-mieden und entstandene Abfälle durch ökologische Verwertung dem Stoffkreislauf zugeführt. Ideal und Realität klaffen aber weit auseinan-der. Entwicklungsländer verwerten nur einen geringen Teil des Abfalls – der Großteil des Mülls landet unbehandelt auf Deponien. Selbst die wirtschaftlich hochentwickelten EU-Staaten kippen im Durchschnitt noch fast die Hälfte ihrer Siedlungsabfälle auf Deponien ab. Rohstoffe im Wert von Milliarden Euro verrotten ungenutzt unter freiem Him-mel.

Aus ökologischer Sicht ist die Deponierung von Abfällen bedenklich. Deponien gefährden das Grundwasser und das Klima. Eine Vergiftung des Grundwassers kann entstehen, wenn Sickerwasser von mangel-

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haft abgedichteten Deponien in untere Bodenschichten und ins Grund-wasser vordringt. Das Klima wird durch Deponiegas bedroht, das bei der Verwesung entweicht. Es entsteht bei der Verrottung des organi-schen Abfallanteils, der beim Hausmüll in Deutschland etwa 50 % der Menge ausmacht. Deponiegas ist ein hochpotenter Klimakiller, der bis zu zwei Dritteln aus Methan und zu einem Drittel aus Kohlendioxid besteht.

Deutsche Umwelttechnologie setzt an zwei Stellen an: bei der Absi-cherung von Deponien und bei der Verringerung von Deponiegas. Die Absicherung von Deponien erfolgt sowohl ober- als auch unterirdisch. Die oberirdische Absicherung erfasst Deponiegas und verarbeitet es zu energetisch nutzbarem Gas weiter. Die unterirdische Absicherung verhindert die Vergiftung des Grundwassers, zum Beispiel durch inno-vative Geokunststoffe, die das Erdreich besser abdichten. Experten aus Deutschland verfügen über umfangreiches Spezialwissen in Sachen Deponie von der Errichtung bis zur Wartung. Ihr Know-how trägt dazu bei, Gefahren für die Umwelt zu verringern.

Ein Beispiel für eine besonders wirkungsvolle Technologie ist der Ein-satz innovativer Dichtungskontrollsysteme; sie überprüfen, ob die Ab-dichtung noch intakt und damit der Schutz des Grundwassers gewähr-leistet ist. Mit verbesserter Technik, weniger Deponien, verbesserter Abfallvorbehandlung und getrennter Bioabfallverwertung konnten die Emissionen von Deponiegas in Deutschland zwischen 1990 und 2005 um über 85 % gesenkt werden. Das entspricht einer Verringerung um 30 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente.

Wenn der Boden bereits verseucht ist – durch Deponien oder an-dere Verschmutzungen –, können deutsche Innovationen Schäden begrenzen oder beheben. Zur Analyse von Bodenproben hat das Fraunhofer-Institut für Lasertechnik einen Spezial-Laser entwickelt. Das laserspektroskopische Verfahren spürt die Schwermetalle Arsen, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel, Blei, Thallium und Zink auf. An einem Sanierungsverfahren mit Raps und Bakterien wird zurzeit geforscht. Bakterienstämme werden an der Rapszelle platziert und schützen sie vor Schwermetallen im Boden. Der Raps nimmt dann die Schwerme-talle in seine Blätter auf und reinigt somit den Boden nachhaltig.

Das elektrokinetische Sanierungsverfahren nutzt elektrischen Strom als Reinigungskraft. In die kontaminierten Böden werden Elektroden eingeführt und an eine Gleichspannungsquelle angeschlossen. Sie erzeugen im Untergrund ein elektrisches Feld, das die Schadstoffe

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um die Elektroden konzentriert. Dadurch verringert sich der erforder-liche Bodenaushub – was Kosten senkt und die Umwelt schont. Die Verschärfung von EU-Richtlinien wird in den kommenden Jahren die Nachfrage nach Technologien zur Bodensanierung erhöhen. Unterneh-men erwarten hier gute Marktchancen.

Nicht nur im Boden, auch in der Luft gehören die Messung und Rei-nigung von Verschmutzungen zu den Kernkompetenzen deutscher Firmen. Optische Rauchmessgeräte arbeiten beispielsweise nach dem Prinzip der Absorption. Sie schicken einen Lichtstrahl durch eine Rauch-gasstrecke und messen die Schwächung des Lichtstrahls. Damit kann die Rauchdichte bestimmt werden.

Sogenannte End-of-Pipe-Technologien (am Ende der Produktionsket-te) neutralisieren Abgase mit möglichst geringem Kostenaufwand. Ers-te Ansätze zu dieser Technologie gab es bereits im 16. Jahrhundert für böhmische Schmelzöfen. Heute wer-den beispielsweise die Absorption und Adsorption, Nachverbrennung, Katalyse sowie die chemische und biologische Abgasreinigung genutzt.

Die Absorption bindet Abgase in ei-nem Absorptionsmittel. Kritisch sind die dabei entstehende Belastung der Abwässer sowie Deponieprobleme. Bei der Rauchgasentschwefelung treten diese Probleme nicht auf. Das giftige Schwefeldioxid reagiert mit Calciumhydroxid – daraus entsteht der von der Bauindustrie verwen-dete REA-Gips. Bei der Adsorption werden die Schadstoffe in einem Ad-sorptionsmittel zwischengespeichert – nach längerer Benutzungsdauer muss dieses aber gereinigt werden. Auch hier fallen kontaminierte Pro-dukte an, die als Sondermüll entsorgt werden müssen. Die biologische Ab-sorption dagegen schafft es mit Hilfe von Bakterien, die Luft nachhaltig zu reinigen, ohne Abfallprodukte zu produzieren.

Biotechnologie: Bakterien als Schmutzfresser und Spürnasen

Mikroorganismen sind fleißige Putz-leute. Ob bei der Reinigung von Abwasser oder belasteten Abgasen – biotechnologisch hergestellte ae-robe Bakterien können schadstoff-belastete chemische Verbindungen in unbedenkliche Verbindungen umwandeln. Eingesetzt werden die Bio-Wäscher beispielsweise bei der Havarie von Öltankern. Sie fressen das austretende Öl auf. Bei der Sa-nierung von sauren Tagebauseen helfen Bakterien, welche Eisen und Sulfat reduzieren. Sie kehren die Versauerung um. Mikroorganismen arbeiten überdies als Umwelt-Detektive. Biosensoren reagieren bei der Überschreitung bestimmter Grenzwerte. Bereits bei der kleins-ten Abweichung nach oben schla-gen die Bio-Wachen Alarm. Das Einsatzpotenzial der sogenannten „Grauen Biotechnologie“ als Gift-fresser und Spürhund ist gewaltig – der technologische Durchbruch steht aber bisher noch aus.

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Die ökologisch unbedenklichste Technologie zur Reinigung von Ab-gasen ist die thermische Nachverbrennung. Dabei werden Abgase unter hoher Temperatur nochmals verbrannt und zu Kohlendioxid um-gewandelt. Bei der Katalyse werden einzelne chemische Prozesse be-schleunigt, um hochpotente Umweltgifte unschädlich zu machen. Beim Steam-Reforming-Verfahren gelingt es beispielsweise, gefährliche organische Kohlenwasserstoffe durch einen nickeldotierten Calcium-aluminat-Katalysator und Wasserdampf in Wasserstoff, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid zu verwandeln. Moderne kombinierte Anlagen zur thermischen Nachverbrennung ermöglichen darüber hinaus die Nut-zung der Prozesswärme. Nachgeschaltete Wärmetauschersysteme gewinnen Energie aus der Nachverbrennung zurück und speisen sie wieder in den Prozesskreislauf ein.

Marktchancen – Die Nachfrage nach Abfalltechnologien steigtIn Abfall steckt eine Menge Geld. Nach Schätzungen des Bundes-umweltministeriums beträgt der Jahresumsatz der Abfallindustrie in Deutschland rund 50 Mrd. Euro. Der Weltmarkt allein für Anlagen der Abfall- und Recyclingwirtschaft wird auf 35 Mrd. Euro geschätzt. Die wirtschaftlichen Zukunftsaussichten sind hervorragend. Bis 2020 wird der Weltmarkt für Anlagen in der Abfall- und Recyclingwirtschaft um mehr als die Hälfte auf 53 Mrd. Euro wachsen. Deutsche Unternehmen haben gute Aussichten, an diesem Wachstum zu verdienen, wenn sie ihren heutigen Weltmarktanteil von fast einem Viertel halten oder sogar ausbauen können.

Besonders gute Wachstumschancen verspricht der Markt für automa-tische Stofftrennungsanlagen, der Expertenschätzungen zufolge in den kommenden Jahren um 15 % jährlich auf bis zu 1,5 Mrd. Euro im Jahr 2020 wachsen wird. Mit einem Weltmarkt-anteil von nahezu zwei Dritteln sind Unternehmen aus Deutschland die klaren Marktführer (siehe Abbildung Seite 141 unten) Gute Entwicklungs-perspektiven hat auch der Markt für das Recycling von gefährlichen Abfäl-

Weltmarktprojektionen in KernsektorenQuelle: Roland Berger

2007 2020

35

53

Anlagen für Abfallund Recycling [Mrd. Euro]

0,3

1,5

Automatische Stofftrennung[Mrd. Euro]

Wachstum bis 2020 p.a.

+3%

+15%

Weltmarktvolumen

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141Kreislauf wirtschaft

len. Die bereits weitgehend einheitli-che Klassifizierung von gefährlichem Müll in der EU bietet deutschen Unternehmen gute Wachstumschan-cen.

Insgesamt wird der europäische Markt der Kreislaufwirtschaft von strengerer Regulierung zum Schutz von Bürgern und Umwelt profitieren. Die Schließung umweltschädlicher Deponien, die Umsetzung der EU-Verpackungsrichtlinie und der Wille der Regierungen, auch aus ökono-mischen Gründen Stoffkreisläufe zu schließen, bieten deutschen Unter-nehmen sehr gute Wachstumschan-cen. Als internationale Technologie-führer haben die Firmen heute einen deutlichen Wettbewerbsvorteil.

Umsatz und Beschäftigung – Unternehmen der Emissionsreduktion liegen vorne

Viele kleine Unternehmen prägen die Struktur des Leitmarktes. Setzten im letzten Jahr noch knapp 80 % der Unternehmen weniger als 10 Mio. Euro pro Jahr um, so sank de-ren Anteil an den befragten Firmen auf 74 %. Es lässt sich feststellen, dass die „Abwanderer“ aus dieser Gruppe ihren Wachstumsprozess fortgesetzt haben und nun in der Gruppe der mittleren Unternehmen zu finden sind. Dennoch ist dieser Leitmarkt verhältnismäßig hoch fragmentiert. Ein Grund für diese Kleinteiligkeit ist der politische Ord-nungsrahmen. In Deutschland sind die Kommunen für die Entsorgung von Abfällen verantwortlich; deshalb werden oft lokale oder regiona-le Anbieter für die Abfallbeseitigung herangezogen. Typisch für die Branche sind auch Kooperationen spezialisierter Unternehmen. Gute

Überblick über den Leitmarkt Kreislaufwirt-schaft mit einem Vergleich zu den Einschät-zungen von 2006 [Mrd. Euro]

Quelle: Roland Berger

2008 – Aktualisierung Marktvorhersage 2006

46

8

40

2010

47

55

2020

30

30

2005

31

35

2007

34

17% +3,5% p.a.

Weltmarktanteile deutscher UnternehmenQuelle: Roland Berger

Anlagen für Abfall-wirtschaft u. Recycling

AutomatischeStofftrennung

Marktanteil Deutschland

24%

64%

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142 Kreislauf wirtschaft

Aussichten haben kleine, aber hoch spezialisierte Firmen, die sich auf technologisch komplexe Nischenmärkte konzentriert haben. So bieten vor allem technologisch hoch entwickelte Tätigkeitsbereiche mittel- und langfristig hervorragende Wachstumschancen.

Wie auch im Rahmen der Befragung 2006 festgestellt, gehört über die Hälfte der Unternehmen zur Kategorie Dienstleister. Die Mehrzahl davon sammelt und transportiert Abfall. Ein künftig immer wichtigeres Feld sind Beratungsangebote, denn Unternehmen, die regelmäßig um-weltschädliche Abfälle erzeugen, benötigen für effizientes Recycling Spezialkenntnisse.

Der Umsatz der Unternehmen im Leitmarkt Kreislaufwirtschaft ist in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen. Die Unternehmen rechnen auch für die nächsten Jahre mit einer Fortsetzung dieses Wachstums. Jedoch gehen die Befragten davon aus, dass sich das jährliche Wachs-tum bis 2010 verlangsamen wird. Vor allem große und mittlere Unter-nehmen werden wohl langsamer wachsen als bisher. Die stärksten Zuwächse der letzten Zeit erzielten Produktionsunternehmen. Dabei erreichten vor allem Hersteller im Bereich der Emissionsreduktion, die Anlagen zur Luftreinhaltung und -behandlung in der Industrie produzie-ren, hervorragende Wachstumsraten. Hier stieg der Umsatz um bis zu 17 % pro Jahr. Für den Zeitraum 2008 bis 2010 geben die Unternehmen keine kräftigen Wachstumszahlen mehr an. Anders als in der Befragung 2006 sehen die Teilnehmer keine ungebremste Wachstumssteigerung und erwarten deshalb bis 2010 eher eine Stabilisierung der Zuwachs-raten leicht unter dem derzeitigen Niveau. Die Vorreiterrolle in der Um-satzentwicklung haben auch diesmal wieder die kleinen Unternehmen mit weniger als 10 Mio. Euro Umsatz.

Der Leitmarkt Kreislaufwirtschaft erzielte im Jahr 2007 die zweit-höchsten Umsatzrenditen verglichen mit allen anderen Leitmärkten in dieser Studie. Lediglich der Leitmarkt Energieeffizienz lag vor der Kreislaufwirtschaft. Beinahe ein Viertel der Unternehmen der Kreislauf-wirtschaft erreicht auch bei dieser Befragung sogar Renditen von mehr

als 10 %. Zu den Spitzenverdienern gehören Unternehmen, die Produkte für Lärmschutz oder Luftreinhaltung anbieten. In diesem Segment erziel-te sogar ein Drittel der Firmen Um-satzrenditen von mehr als 10 %.

Umsatzentwicklung in Deutschland – Vergangenheit und Zukunftsprojektion

Quelle: Roland Berger

Umsatzklasse Unter- nehmen [Mio. Euro]

2008-20102005-2007

<10 18% p.a.19% p.a.

10-50 8% p.a.15% p.a.

>50 10% p.a.14% p.a.

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143Kreislauf wirtschaft

Alle befragten Unternehmen im Leit-markt haben in den vergangenen Jahren Arbeitsplätze geschaffen. Be-sonders mittlere und große Unter-nehmen haben überdurchschnittlich viele Mitarbeiter eingestellt. Bei der Mitarbeiterentwicklung sind vor al-lem die Firmen im Bereich der Pro-duktion besonders stark: Ihre Be-legschaften wuchsen im Schnitt um mehr als 24 % pro Jahr. Dieser Trend wird sich fortsetzen: Auch in den nächsten Jahren benötigen die Un-ternehmen im Leitmarkt Kreislauf-wirtschaft zusätzliches Personal. Vor allem kleine und mittlere Unterneh-men planen eine Vergrößerung ihrer Belegschaften.

Internationalisierung – EU-Erweiterung erschließt neue AbsatzmärkteDie knapp 30 % international tätigen Unternehmen des Leitmarktes erwirtschaften mehr als 20 % des Umsatzes im Ausland. Kleine Un-ternehmen liegen hier, gegen den Trend aus anderen Leitmärkten, mit fast 25 % sogar über dem Durchschnitt. International aktive Unterneh-men gehen davon aus, dass der Absatz auf Auslandsmärkten stark zunehmen wird: Prognostiziert wird ein Wachstum von bis zu 17 %. Damit würde der Auslandsumsatz stärker als der Gesamtumsatz zule-gen. Das Auslandsgeschäft wird somit in Zukunft wichtiger.

Gegenwärtig ist aber noch Deutschland der größte Absatzmarkt für die Unternehmen der Kreislaufwirtschaft. Nach Meinung der befragten Unternehmen spielt der Standort heute wie zukünftig eine wichtige Rolle, verliert jedoch in den nächsten Jahren leicht an Bedeutung. Aufgrund des bereits sehr hohen Umsatzniveaus in Deutschland wird der heimische Markt allerdings nicht spektakulär wachsen. Vor allem die Märkte Russlands und Asiens gewinnen bis zum Jahr 2020 an

Rentabilität der Unternehmen in Deutsch-land

Quelle: Roland Berger

<0%

21%

43%

12%

24%

Umsatzrendite-Klassen (gemäß Jahresüberschuss)

0-5% 5-10% >10%

Mitarbeiterentwicklung in Deutschland – Vergangenheit und Zukunftsprojektion

Quelle: Roland Berger

Umsatzklasse Unter- nehmen [Mio. Euro]

2008-20102005-2007

<10 15% p.a.12% p.a.

10-50 13% p.a.21% p.a.

>50 13% p.a.25% p.a.

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144 Kreislauf wirtschaft

Gewicht. Sie werden jedoch in ihrer Wichtigkeit noch lange nicht zum deutschen Heimatmarkt aufschließen können (siehe Karte Seite 145).

Derzeit erzielen mehr als 20 % der international tätigen Unterneh-men des Leitmarktes eine Umsatzrendite von mehr als 10 %. Dies ist im Vergleich mit anderen Leitmärkten führend. Vor allem die EU-Osterweiterung eröffnet grenznahen Anbietern zusätzliche Absatz-möglichkeiten. Die Angleichung von Umweltvorschriften innerhalb der EU wird die Expansion weiter beschleunigen. Das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum in Asien wird die Nachfrage nach deutscher Ab-fall- und Emissionstechnologie weiter erhöhen.

Innovation – Investitionen in die Zukunft zahlen sich ausDie Unternehmen der Kreislaufwirtschaft investieren im Vergleich zu anderen Leitmärkten relativ weniger in Forschung und Entwicklung: Sie liegen bei den sechs Leitmärkten an letzter Stelle. Als Erklärung hierfür kann die besonders hohe Bedeutung von Dienstleistungen herangezogen werden. Im Bereich der Abfallwirtschaft ist festzustel-len, dass die Mehrheit der Unternehmen personalintensive, aber

technologiearme Dienstleistungen anbietet. Hierzu gehören vor allem die Sammlung und der Transport von Abfall sowie der Bereich Planung und Beratung. Investitionen in Forschung und Entwicklung sind hier wenig ausgeprägt. Dennoch sollen die For-schungsausgaben künftig leicht stei-gen.

Überdurchschnittliche Forschungs-ausgaben leisten sich Hersteller von innovativen recyclingoptimierten Pro-dukten sowie Unternehmen im Be-reich Stofftrennverfahren. Ihr starkes Umsatzwachstum, die hohen Rendi-ten und die internationale Technolo-gieführerschaft geben den Zukunfts-strategien dieser Unternehmen Recht: Innovation zahlt sich aus.

Forschungsausgaben der Unternehmen in Deutschland im Leitmarkt Kreislaufwirt-schaft

Quelle: Roland Berger

6%

Umsatzklasse[Mio. Euro]

FuE-Ausgaben[% vom Umsatz]

Wachstum p.a. 2008-2010

6%

2%

<10

10-50

>50

4%

4%

7%

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145Kreislauf wirtschaft

Bedeutung regionaler Absatzmärkte und Wettbewerb 2008 und 2020 für den Leitmarkt Kreis-laufwirtschaft

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146 Kreislauf wirtschaft

Forschung, Kooperation, Cluster – Deutsche Abfallwissenschaft weltweit führendÜber die Hälfte der fast 600 befragten Unternehmen des Leitmarktes gehört einem Innovationsnetzwerk an. Meistens kooperieren Hoch-schulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Kunden und Zu-lieferer. Beinahe in jedem dritten Netzwerk gehen auch Wettbewerber zweckgebundene Kooperationen ein. Unternehmen erhoffen sich von dieser Zusammenarbeit einen verbesserten Informationsaustausch sowie leichteren Zugang zu neuen Märkten.

In vielen Fällen übernehmen Wirtschaftsverbände die Koordination der Netzwerke. Deshalb betrachten die meisten Unternehmen das Motiv der Interessenvertretung in ihren Netzwerken als ausreichend erfüllt. Bei der Bewertung der Kooperation zeigen sich die Unter-nehmen auch mit dem erreichten Informationsaustausch zufrieden. Verbesserungsbedarf wird jedoch auf dem Feld der gemeinsamen Produktentwicklung gesehen.

Zunehmend werden Cluster und Netzwerke auch ein wichtiges Kriteri-um bei der Standortwahl der Unternehmen der Kreislaufwirtschaft. Die befragten Firmen haben dem Vorhandensein regionaler Netzwerke ei-ne hohe Bedeutung zugemessen. Somit werden künftig vor allem jene

Die Exportinitiative Recycling- und Effizienztechnik:Waste Management made in Germany

Einen großen Beitrag zur Vermeidung von Umweltzerstörungen und der Förde-rung der effizienten Ressourcennutzung leistet das Bundesministerium für Um-welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit durch den Aufbau der Initiative Recyc-ling- und Effizienztechnik (RETech).

Das erklärte Ziel der Initiative ist es, gemeinsam mit einem Netzwerk von Ak-teuren aus Wirtschaft, Verwaltung und Hochschulen die abfallwirtschaftlichen Standards im Ausland anzuheben. Im Fokus stehen dabei insbesondere die Ent-wicklungsstände der Schwellen- und Entwicklungsländer. Gleichzeitig trägt diese Initiative auch dazu bei, die Träger des deutschen Technikexports und des Know-hows im Ausland zu unterstützen und weiter zu vernetzen. Die bereits in Bund und Ländern etablierten Aktivitäten der Exportträger können so transparenter ge-macht und zur Steigerung der Effizienz stärker aufeinander abgestimmt werden.

Die Adressaten der RETech-Initiative sind vor allem Entsorgungs- und Beratungs-dienstleister, die Zulieferindustrien sowie kommunale Entscheidungsträger und Investoren im In- und Ausland. Weitere Details unter www.bmu/abfallwirtschaft.

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147Kreislauf wirtschaft

Regionen mit der Ansiedlung von Firmen aus dem Leitmarkt rechnen können, die verstärkt auf Förderung und Management von Clustern setzen.

Die Forschungseinrichtungen im Leitmarkt kooperieren sowohl unter-einander als auch mit anderen Unternehmen. Über die Hälfte der Netz-werke ist auf europäischer Ebene angesiedelt. Wichtigster Geldgeber für Forschung im Leitmarkt Kreislaufwirtschaft ist das Bundesministe-rium für Bildung und Forschung, gefolgt von der Privatwirtschaft. Die Forschungsprojekte decken ein breites Spektrum ab. Schwerpunkte bilden vor allem die Bereiche der Minimierung von Abfällen in Produk-tionsprozessen und roh- und werkstoffliche Verwertungsprozesse.

In der Deutschlandkarte sind die befragten Unternehmen aus dem Leitmarkt gemäß ihrer Größe sowie relevante Forschungseinrichtun-gen dargestellt (siehe Seite 148). Die Einfärbung der Bundesländer zeigt, wie viele Personen im Leitmarkt beschäftigt sind. Besonders be-schäftigungsstarke Regionen sind Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Die Karte deutet auf Ballungsgebiete von Unternehmen und Forschungseinrichtungen in den Regionen um Bremen, Berlin, Hamburg, Köln, Leipzig, München, Stuttgart und Essen hin.

Die folgenden Beispiele zeigen das breite Spektrum der verschie-denen Formen der Kooperation zwischen Unternehmen sowie zwi-schen Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Die gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von Privatwirtschaft und wissenschaftlichen Einrichtungen haben dabei zu viel versprechenden Innovationen geführt:

Die • Logex System GmbH, eine Mittelstandskooperation aus über 40 Unternehmen, bietet flächendeckende Abfall-Entsorgungslö-sungen für Industrie, Handel und Kommunen an. Die eingerichtete Systemzentrale bündelt die gemeinsamen Interessen der Partner, kümmert sich um die Akquisition und Abwicklung flächendeckender Entsorgungsdienstleistungen, überwacht das zentrale Stoffstrom-management verwertbarer Abfälle und führt Marktanalysen durch. Für ihre Zusammenarbeit wurde die Logex System GmbH mit der Auszeichnung Beste Kooperation von Dienstleistungsunternehmen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ausgezeichnet. Das interdisziplinäre • Netzwerk innovative Kreislauftechnologien (NiK) versteht sich als Plattform für die Vorbereitung, Anbahnung und Verwirklichung von kreativen Kreislauftechnologien und -strate-gien. Das Netzwerk zielt auf innovative und effiziente Lösungen zur

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148 Kreislauf wirtschaft

Karlsruhe Stuttgart

Nürnberg

Frankfurt am Main

Hamburg

BraunschweigHannover

Bremen

Essen

AachenKöln

Kassel

Dresden

Berlin

München

Beschäftigungsvolumen im Leitmarkt je Bundesland

niedrigmittelhoch

Unternehmensgrößenach Umsatz [Mio. Euro]

Forschungseinrichtungen

<1010-50>50

Regionale Verteilung der Firmen und Forschungseinrichtungen im Leitmarkt Kreislaufwirtschaft

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149Kreislauf wirtschaft

Vermeidung, Verwertung und Beseitigung von Abfällen. Es ist Ge-burtsort vieler gemeinschaftlicher Projekte im Leitmarkt. Koordiniert vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik entwickelten zum Beispiel das Logistikunternehmen DHL, die Interseroh AG und der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. ein Konzept für die verschiedenen Rücknahmemodelle von Elektro- und Elektronikgeräten.

Das • Institut für Umweltverfahrenstechnik der Universität Bre-men arbeitet derzeit an einem nachhaltigen Verfahrenskonzept zur Aufbereitung und Kreislaufschließung von schwer belasteten In-dustrieabwässern aus verschiedenen Branchen. Durch den Einsatz einer angepassten Prozessführungsstrategie sowie der innovativen Kombination von modernen Technologien zur Abwasseraufbereitung wird das Ziel der Umweltentlastung durch Ressourcenminimierung und Kreislaufschließung verfolgt. Gefördert wird dieses Projekt unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

Der Beitrag der Politik – Hohe Regulierungsdichte treibt Innovationen

Bereits in den 80er Jahren hat der Bundesgesetzgeber auf die Abfall-flut mit ordnungspolitischen Rahmenvorgaben reagiert. Bis heute hat das deutsche Abfallrecht eine hohe Regulierungsdichte erreicht. Das gesetzgeberische Handeln lässt sich in zwei Bereiche gliedern: einer-seits Maßnahmen, die die Verwendung von Stoffen in der Produktion regeln, andererseits verbindliche Prozessvorschriften, die einheitliche Normen bei der Messung, Verwertung oder Entsorgung von Abfällen schaffen.

Zu den wichtigsten Regulierungen auf dem Gebiet der Stoffver-wendung gehört das Verbot von Phosphaten bei der Herstellung von Waschmitteln, das die Überdüngung von Gewässern deutlich verringert hat. Schaumkronen auf Flüssen und Seen sind Vergangenheit. Mit dem Verbot der Herstellung und Verwendung von PCB in Kondensatoren und dem vollständigen Verbot von PCP wurden zwei wesentliche Stoff-quellen für die Entstehung von hochgiftigen Dioxinen ausgeschaltet. Für Bioabfälle wurden hohe Qualitätsstandards gesetzt. So ist heute sichergestellt, dass in der Landwirtschaft nur hochwertiger Kompost verarbeitet werden darf.

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150 Kreislauf wirtschaft

Zu den wichtigsten Meilensteinen bei den prozessualen Regelungs-vorschriften, die der deutsche Gesetzgeber unabhängig von EU-weiten Regulierungen geschaffen hat, gehören folgende Beispiele:

Durch die • Verpackungsverordnung wird die Verantwortung für die Rücknahme und Entsorgung von Verpackungen den Produzenten bzw. Vertreibern übertragen. Die Folge sind Materialeinsparungen. Außerdem wird der Einsatz von Materialien gefördert, die sich kos-tengünstig verwerten lassen.Das • Immissionsschutzrecht legt Luftqualitätsgrenzwerte, Zielwerte und Alarmschwellen für Anlagen fest, in denen Abfälle verbrannt werden. Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität und zur Information der Bevölkerung werden festgeschrieben. Dadurch hat sich die Gesundheitsbelastung durch Luftschadstoffe erheblich re-duziert.Die • Altautoverordnung gibt den Verbrauchern das Recht, ihre ge-brauchten Kraftfahrzeuge kostenlos abzugeben. Die Hersteller sind verpflichtet, gesetzlich vorgeschriebene Verwertungsquoten einzu-halten und bestimmte Stoffe bei der Produktion nicht zu verwen-den.Die • Batterieverordnung verpflichtet die Verbraucher, Batterien an speziell dafür vorgesehenen Sammelstellen abzugeben. Hersteller müssen abgegebene Batterien wiederverwerten oder entsorgen.Im • Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz wird der Einstieg in die Kreislaufwirtschaft auf breiter Basis festgeschrieben. Vermeidung und Verwertung von Abfällen haben Vorrang vor der Entsorgung.Die • Abfallablagerungsverordnung schreibt seit Juni 2005 vor, dass unbehandelte biologisch abbaubare oder organikreiche Siedlungs-abfälle vor ihrer Ablagerung thermisch oder biologisch behandelt werden müssen. Damit wird die Bildung von Deponiegas vermieden, das Volumen reduziert und Abfälle teilweise mineralisiert, sodass sie im Straßenbau verwendet werden können – ein erheblicher Beitrag zum Klimaschutz.

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Nachhaltige Wasser-wirtschaft

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152 Nachhaltige Wasser wirtschaft

Wasser ist eine kostbare Ressource und sie wird immer knap-per. Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich der menschliche Wasserverbrauch verfünffacht. Bis zum Jahr 2025 wird mit

einem Anstieg des weltweiten Wasserverbrauchs um weitere 30 % auf 5.000 Kubikkilometer pro Jahr gerechnet. In Deutschland liegt der Verbrauch der privaten Haushalte bei 125 Liter je Einwohner pro Tag. Die Bürger der USA benötigen hingegen mit knapp 300 Liter je Einwohner weit mehr als die doppelte Wassermenge. In einigen Regi-onen ist der Wasserverbrauch jedoch rückläufig: Vor allem in Osteuropa nimmt er seit 1990 deutlich ab.

Heute leben etwa 1,2 Milliarden Menschen – vor allem in Entwick-lungsländern – ohne Zugang zu sicherem Trinkwasser. 2,6 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sanitärer Grundversorgung. In Entwicklungsländern gelten verunreinigtes Wasser und mangelhafte Abwasserentsorgung als Ursache für 80 % aller Krankheiten. Im Jahr 2025 werden nach derzeitigen Schätzungen bereits zwischen 2,6 und 3,2 Milliarden Menschen, das heißt rund die Hälfte der Weltbevölke-

rung, unter chronischem oder immer wiederkehrendem Süßwasserman-gel leiden. Die natürliche Selbstreini-gung von Gewässern reicht aufgrund der hohen Verschmutzung längst nicht mehr aus, eine Gefährdung der Umwelt oder des Menschen abzu-wenden.

Hinzu kommen Qualitäts- und In-frastrukturprobleme sowie die Aus-wirkungen des Klimawandels, der zu langfristigen Veränderungen des Wasserhaushalts und zur regionalen Verknappung der Wasserressourcen führen kann. Technologien für eine nachhaltige Wasserwirtschaft spie-len deshalb eine Schlüsselrolle, um die Lebensgrundlagen der Weltbe-völkerung zu sichern.

Auch wenn sich die Wasserquali-tät zumindest in westlichen Ländern während der letzten Jahrzehnte ver-bessert hat, gibt es keinerlei Grund

Auf einen Blick

Die Steigerung des Weltmarktvo-lumens auf 805 Mrd. Euro bis 2020 bietet deutschen Unternehmen enorme Marktchancen im In- und Ausland.

Hochtechnologien aus Deutschland machen die Instandhaltung von Wasserversorgungs- und -entsor-gungssystemen effizienter und wirt-schaftlicher.

Deutsche Unternehmen entwickeln mit Hilfe der Nano- und der Bio-technologie modernste Filtertech-niken, die wasserbedingte Gesund-heitsrisiken drastisch reduzieren.

Im Bereich dezentrales Wasserma-nagement haben deutsche Unter-nehmen mit 20 % Marktanteil welt-weit eine sehr gute Position.

In Netzwerken organisierte Unter-nehmen profitieren vom Informa-tionsaustausch sowie von der Bin-dung von Kunden und Lieferanten.

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153Nachhaltige Wasser wirtschaft

zur Entwarnung: Die Erhaltung der ökologischen Funktionsfähigkeit der Gewässer ist und bleibt eine weltweite Herausforderung. Auch rü-cken immer wieder neue Schadstoffquellen in den Blickpunkt. So wur-de beispielsweise erst vor einigen Jahren die zunehmende Belastung der Gewässer durch Medikamenten- und Hormonrückstände erkannt, die in Kläranlagen nur zu einem geringen Teil beseitigt werden kann.

In den vergangenen Jahrzehnten war Hochwasser für fast die Hälfte aller Todesfälle in Folge von Naturkatastrophen verantwortlich. Ein Drittel aller volkswirtschaftlichen Schäden entstand weltweit infolge von Hochwasserereignissen. Deshalb ist auch ein vorsorgender und ökologisch verantwortungsvoller Hochwasserschutz ein wichtiger Teil der nachhaltigen Wasserwirtschaft. Durch die fortschreitende Urbani-sierung steigt die Katastrophenanfälligkeit der städtischen Ballungs-gebiete. Nehmen Extremwetterereignisse in Zukunft zu, steigen die sozialen, ökonomischen und ökologischen Folgeschäden weiter an.

Die nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen der Erde ist eine der wichtigsten umweltpolitischen Herausforderungen dieses Jahrhunderts. Deutsche Unternehmen leisten einen entscheidenden Beitrag, um diese zu bewältigen, und zwar durch

moderne Möglichkeiten der Meerwasser-Entsalzung im großtechni-• schen Maßstab,neue Technologien zur dezentralen (Brauch-)Wasserversorgung, die Re-• genwasser und leicht verschmutztes Wasser wieder nutzbar machen,fortschrittliche Planung, Projektierung, Realisierung und Instandset-• zung von Wasserverteilungsnetzen und -systemen,Techniken zur effizienten Nutzung von Wasser im Haushalt, in der • Industrie und in der Landwirtschaft,Verbesserung der mechanischen und biologischen Prozesse bei der • Abwasserbehandlung undBeratungs- und Planungsbüros, die moderne Wasserwirtschaftskon-• zepte und -dienstleistungen wie Betreiberkonzepte anbieten.

Zukunft der Wasserwirtschaft – Zwei Hebel für mehr NachhaltigkeitWir müssen uns den globalen Herausforderungen stellen. Als Mil-lenniumsziel hat sich die UN vorgenommen, bis 2015 die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser oder sanitären Anlagen

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154 Nachhaltige Wasser wirtschaft

gegenüber 2000 zu halbieren. Dazu müssen in den verschiedensten Weltregionen insgesamt jährlich über 100 Millionen Menschen Zu-gang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen erhalten. Um diese Vorgabe zu erreichen, sind konsequente Maßnahmen notwendig. Die Wasserwirtschaft kann in zwei Einsatzfeldern tätig werden:

Umweltfreundliche Gewinnung, Verteilung und Entsorgung von Was-• ser,Steigerung der Effizienz bei der Wassernutzung.•

Hebel 1: Umweltfreundliche Ge-winnung, Verteilung und Entsorgung von Wasser

„Wasser und nachhaltige Entwick-lung“ war das Motto der Expo 2008, die in der nordspanischen Stadt Za-ragoza stattfand. Der Deutsche Pavil-lon stellte hierzu viele Entwicklungen aus der deutschen GreenTech-Bran-che vor. Zum Beispiel ermöglichen Innovationen aus Deutschland im Be-reich der Meerwasseraufbereitung eine Entsalzung von Wasser, die vollständig auf umweltfreundlicher Windenergie basiert und nur zu mi-nimalen Energieverlusten führt. Im Hinblick auf die Kosten können Ent-salzungsanlagen inzwischen mit der konventionellen Aufbereitung von Wasser konkurrieren. Technologien wie die Umkehrosmose sparen Platz

und Kosten. Solche Lösungen können international einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung des Millenniumsziels leisten.

Aber auch in Deutschland steigen die Anforderungen an die nachhaltige Wasserwirtschaft: Das öffentliche Kanalisationsnetz in Deutschland ist über 500.000 Kilometer lang. Da die Lebensdauer von Trinkwasser-leitungen und Abwasserkanälen je nach Qualität, Bodenbeschaffenheit und anderen Faktoren 50 bis 100 Jahre beträgt und 150.000 Kilometer der Kanäle über 50 Jahre alt sind, müssen jährlich 1–2 % der Leitungen erneuert werden. Bei einem durchschnittlichen Instandsetzungspreis

Zusätzliche Anzahl Menschen, die zwischen 2006 und 2015 pro Jahr Zugang zu saube-rem Wasser oder sanitären Anlagen erhal-ten müssen, um das UN-Millenniumsziel zu erreichen

Quelle: UNDP, Roland Berger

3,4

5,2Süd-Ost-Asien

Lateinamerika

16,4Ost-Asien und Pazifik-Region

27,4

50,4

SubsaharischesAfrika

Süd-Asien

Personen [Mio.]

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155Nachhaltige Wasser wirtschaft

von 540 Euro pro Meter müssten in Zukunft 2,7–5,4 Mrd. Euro jährlich investiert werden.

Allein in den letzten 15 Jahren wurden über 30 Mrd. Euro in die Was-serversorgung investiert, wobei der Aufwand für die Erweiterung und Erneuerung des Rohrnetzes den größten Anteil ausmacht. Die erfor-derliche Überwachung und Reparatur der bestehenden Leitungssyste-me wird heute mit Hilfe innovativer Technologien bewerkstelligt.

Ein weiteres innovatives Feld der Wasserversorgung ist das dezent-rale Wassermanagement, das sich um die Betrachtung ganzheitlicher Wasserkreisläufe bemüht und anstelle zentraler Wasserver- und -ent-sorgungsstrukturen kleinere, kostengünstigere und teilweise vernetzte Konzepte vorsieht.

Die Abwässer von etwa 3 % der Haushalte in Deutschland werden de-zentral aufbereitet; eine weitere Zunahme ihres Anteils ist zu erwarten. Dabei können Trinkwasseraufbereitung, Regenwassernutzung und Ab-

Ultrafiltration: Meilenstein in der Abwasserreinigung

Deutsche Unternehmen entwickeln erfolgreich neue Technologien zur Frischwas-seraufbereitung und Abwasserbehandlung. Dabei stehen neue Membrane für die Ultrafiltration im Vordergrund, mit denen Verunreinigungen im Wasser – dazu gehören Bakterien, Viren und andere potenzielle Krankheitserreger – verlässlich abgefiltert werden können. Membran-Bioreaktoren stellen einen Meilenstein bei der Abwasserreinigung dar. Zum Beispiel entwickelte die Inge AG eine Multibore-Membran: Sie weist für Polymermembranen eine überdurchschnittliche Stabilität und Bruchsicherheit auf, weshalb sie auch in Ländern mit stark wechselnden kli-matischen Bedingungen widerstandsfähig ist.

Auf der Expo 2008 in Zaragoza stellte die Alfred Kärcher GmbH eine mobile Trink-wasseraufbereitungsanlage vor, die bei Natur- und Umweltkatastrophen einge-setzt wird. Sie arbeitet mit dem Umkehrosmose-Membranfilter-System. Da die An-lage ohne Verbrauchschemikalien auskommt, sind die Betriebskosten sehr niedrig. Weitere Vorzüge dieser Anlage sind die einfache Bedienung und Wartung sowie ihre ausgezeichnete Transportfähigkeit: Sie kann mit dem Lkw, Hubschrauber, Flugzeug oder Schiff an jeden Einsatzort der Welt gebracht werden.

Die Hans Huber AG entwickelte die „kleinste Kläranlage der Welt“, die Wasser in sehr hoher Qualität direkt am Ort der Abwasserentstehung bereitstellt. Die Tech-nik basiert auf einer Membran und zählt auf dem Gebiet der Abwasserreinigung zu den größten Innovationen der letzten Jahre. Sie kann in einem Vier-Personen-Haushalt genauso eingesetzt werden wie in Kläranlagen, die das Abwasser vieler tausend Menschen reinigen.

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156 Nachhaltige Wasser wirtschaft

wasseraufbereitung integriert werden. Zum Beispiel kann Regenwas-ser am Ort des Niederschlags gereinigt und effizient genutzt werden. Auch lässt sich sogenanntes Grauwasser recyceln: Das fäkalienfreie, leicht verschmutze Abwasser wird getrennt gesammelt, gefiltert und zum Beispiel für Toilettenspülungen, die Gartenbewässerung oder zum Wäschewaschen wiederverwendet. Das so erzeugte Klarwasser ist hygienisch sauber. In Deutschland sind mittlerweile 1,5 Millionen Anlagen zur Regenwassernutzung installiert, dreimal mehr als noch 2006, und jährlich kommen etwa 80.000 dazu. Darüber hinaus werden jährlich 1.000 Systeme für das Grauwasserrecycling verkauft. Vor allem beim Bau von kompletten, kundenspezifischen Anlagen, das heißt der

Integration der einzelnen Technolo-gien, sind deutsche Unternehmen heute Weltspitze.

Auch bei den Filtertechnologien, die für Wasseraufbereitung und -reini-gung eine wichtige Rolle spielen, zählen deutsche Unternehmen zu den Technologieführern. Dabei wer-den chemische Verfahren (wie bei-spielsweise der Chlor-Einsatz zur Wasserdesinfektion) in Zukunft teil-weise durch physikalische Verfahren abgelöst. Mit der Membranfilter-technik gelingt es, Bakterien und Viren nicht nur abzutöten, sondern sie vollständig vom Trinkwasser fern-zuhalten. Die Lebensdauer der Filter ist sehr hoch. Sie verstopfen nicht mit der Zeit, da alle Schmutzstoffe kontinuierlich ausgetragen werden.

Die bei der Abwasserreinigung anfal-lenden Klärschlämme müssen um-weltverträglich entsorgt werden: Unter Ressourcenaspekten kommt als Verwertungsweg hier die land-wirtschaftliche Nutzung in Frage, so-fern die Klärschlämme nur gering mit Schadstoffen belastet sind. In Deutschland werden fast 60 % der Klärschlämme in der Landwirtschaft

Seen und Flüsse als Trinkwasser-Lieferanten

Über zwei Drittel des Trinkwassers für die 3,5 Millionen Einwohner Berlins werden aus Uferfiltrat und künstlich angereichertem Grund-wasser gewonnen. Uferfiltration bedeutet, dass Oberflächenwasser durch den Boden in den Grundwas-serraum einsickert. In Berlin wird das Oberflächenwasser über die Uferzonen aktiv filtriert: Das Fluss- oder Seewasser wird durch ein System von Brunnen entlang der Uferlinie langsam zum Versickern gebracht. Dabei wirken vor allem die obersten Schichten des Bodens wie ein Filter und eine Art „ Biore-aktor“ und reinigen das Wasser von Schadstoffen, sodass es auf dem Weg zum Brunnen die Qualität von Grundwasser erreicht. So hält sich der Aufwand für die Aufbereitung im Wasserwerk in Grenzen. Ein wei-terer Vorteil der Uferfiltration ist die Nachhaltigkeit dieses Systems: Das Grundwasserdargebot wird geschont. Von den Vorzügen der Uferfiltration wird künftig auch die Trinkwasserversorgung in der indi-schen Hauptstadt Neu-Delhi profi-tieren: Sobald die Suche nach Brun-nenstandorten abgeschlossen ist, soll dort der Betrieb von mehreren Teststrecken für die Uferfiltration beginnen.

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157Nachhaltige Wasser wirtschaft

oder im Landschaftsbau wiederbenutzt. Der Rest wird unter Nutzung des Energiegehaltes thermisch behandelt. Die Deponierung von Klär-schlämmen ist in Deutschland seit 2005 nicht mehr zulässig.

Im Bereich der Abwasserreinigung geht es außerdem darum, den Res-sourcenverbrauch durch die Rückgewinnung von Energie und das Re-cycling von Rohstoffen zu verringern und damit die Wirtschaftlichkeit der Abwasserbehandlung insgesamt zu erhöhen. So ist beispielsweise eine Steigerung der Eigenenergieversorgung von Kläranlagen möglich, indem neben der Verstromung des Klärgases die in den Rohabwässern enthaltene Wärme genutzt wird.

Hebel 2: Steigerung der Effizienz bei der Wassernutzung

Etwa ein Fünftel des weltweit genutzten Wassers fließt in den gewerb-lichen und industriellen Bereich, in Europa liegt dieser Anteil bei 50 %. Bis zum Jahre 2025 rechnet man mit einer Zunahme des jährlichen Wasserbedarfs der Industrie auf über 1.170 Kubikkilometer. Allein der Verbrauch von Prozesswasser in der Industrie, das heißt von Wasser, das zum Betrieb oder zur Aufrechterhaltung eines industriellen Pro-zesses notwendig ist, liegt bei 11 %. Bei der Gesamtkonzeption von Anlagen zur Reduktion des Prozesswasserverbrauchs sind deutsche Unternehmen heute führend.

Auch bei Haushaltsgeräten und Ar-maturen des individuellen Gebrauchs ist die Reduzierung des Wasser- und Energieverbrauchs ein Zeichen des technischen Fortschritts. Waschma-schinen, Spülmaschinen und andere Hausgeräte „made in Germany“ ver-brauchen heute gut ein Viertel weni-ger Wasser und Energie als noch vor einigen Jahren – dank der Entwick-lungsleistung deutscher Hersteller. Zum Vergleich: Anfang der 90er Jah-re verbrauchte ein Neugerät 70 Liter pro Waschgang bei einem Strom-verbrauch von 1,9 Kilowattstunden; eine Waschmaschine der neuen Ge-neration kommt heute mit nur 45 Litern bei einem Stromverbrauch von

NEWater Singapur: Aufbereitetes Brauch-wasser für die Industrie

Die Anlage mit den Filter- und UV-Technologien von Siemens Water Technologies ist eine Pionierlösung für das Wasserrecycling. Das aufbe-reitete Wasser von Kranji NEWater in Singapur wird vor allem in der Industrie verwendet. Die Großstadt Singapur hat nicht genug natür-liche Wasserressourcen, um dem Wachstum von Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft zu folgen. Mit der Aufbereitung von Brauchwasser in dem Kranji NEWater-Projekt wird Singapur bis zum Jahr 2012 der Wirtschaft rund 210 Mio. Liter pro Tag zusätzlich zur Verfügung stellen und damit zur Weiterentwicklung der Metropole beitragen.

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158 Nachhaltige Wasser wirtschaft

0,8 Kilowattstunden aus. In Zukunft sind auch ganz neue Waschverfah-ren mit Dampfeinsatz denkbar.

Vor allem in agrarisch geprägten Staaten wird der Löwenanteil des Wassers (teilweise bis zu 80 %) von der Landwirtschaft verbraucht. Ihre Intensivierung hat zu einer beträchtlichen Erhöhung der Wasser-entnahmen geführt. Wasserverluste entstehen bei der Speicherung des Wassers, dem Transport zum Feld und bei der eigentlichen Bewäs-serung, sodass am Ende des Weges oft weniger als die Hälfte des ein-gesetzten Wassers die Wurzeln der Pflanzen erreicht. Diese Verluste können zum Beispiel durch die hocheffiziente Tröpfchenbewässerung gesenkt werden. Dadurch wird Verdunstung vermieden und in trocke-nen Ländern außerdem die Versalzung des Bodens verringert.

Neue Materialien und Bautechniken verbessern den Hochwasserschutz

Die durch den Klimawandel häufiger auftretenden Extremwetterereignisse sowie die steigende Katastrophenanfälligkeit der urbanen Ballungszentren stellen neue Anforderungen an den Hochwasserschutz. Deutschland hat weltweit eine Füh-rungsrolle im Bereich der komplexen Frühwarnsysteme sowie bei Material und Bautechnik von Deichen.

Bei dem patentierten Mixed-in-Place-Verfahren der Bauer AG beispielsweise bringen Bohrschnecken eine Suspension (zum Beispiel Zement) in den Deich ein. Durch die Vermischung entsteht ein stabiler Erdbetonkern. Dieses Verfahren ist geräuscharm und wesentlich kostengünstiger als das Einsetzen von Stahl-Spund-wänden. Am Deich selbst muss nur wenig ausgebohrt werden, sodass die natürli-che Stabilität erhalten bleibt.

Zur Deichsicherung werden auch neuartige Kunststoffe verwendet, die in der Lage sind, die Deichdeckwerke aus Schotter zu verklammern. Die innovative Lösung für den Küstenschutz ist ein speziell entwickeltes elastomeres Polyurethan-System von Elastogran: Die Deckschichten schützen den Deich, indem sie die Kraft der anrol-lenden Wellen aufnehmen und die Wassermassen abbremsen. So entstehen stabi-le, offenporige und gleichzeitig sehr widerstandsfähige Deckwerke.

Um die Auswirkungen einer drohenden Überschwemmung abzuschätzen, sind in Bayern Frühwarnsysteme im Einsatz, die auf radargemessene Daten zurückgreifen. Eine flächendeckende Überwachung der bedrohten Gebiete führt zur umfassen-den Informationen über die Zufluss- und Abflussmengen der Gewässer. Die erho-benen Daten bilden die Grundlage für schützende Steuerungsmaßnahmen wie das Befüllen von neu konzipierten und errichteten Poldern.

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159Nachhaltige Wasser wirtschaft

Marktchancen – Deutsche Technologie-führer profitieren von zweistelligem WachstumDer Markt für nachhaltige Wasser-wirtschaft wird von Experten auf weltweit circa 361 Mrd. Euro jährlich geschätzt. Dieses Volumen übertrifft die Vorhersagen der Befragung 2006 um fast 70 %. Auch der Ausblick für 2020 liegt mit 805 Mrd. Euro um mehr als 60 % höher als noch vor zwei Jahren. Das Volumen hat sich im Vergleich zu den Vorhersa-gen von 2006 aufgrund des großen Wachstums im Bereich der Wasser-technologien, vor allem im asiati-schen Raum, stark vergrößert. Hier wird sich zeigen, ob diese Staaten die derzeitigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen gut überste-he werden und die entsprechenden Investitionen tätigen können. Deut-sche Unternehmen können im Leit-markt Nachhaltige Wasserwirtschaft ein Umsatzvolumen von 35 Mrd. Euro verbuchen, was einem Markt-anteil von rund 10 % entspricht.

Allein in der Europäischen Union werden in den nächsten Jahren rund 170–230 Mrd. Euro benötigt, um die heute gültigen Abwasserrichtlinien einzuhalten. Wegen des hohen In-vestitionsbedarfs wird daher mit ei-nem jährlichen Marktwachstum von 5–10 % gerechnet. Der Markt für Membrane und Membranmodule als innovativste Filterungstechnik liegt dabei derzeit bei jährlich etwa 800 Mio. Euro. Bis zum Jahr 2010 wird mit einem zweistelligen jährlichen Marktwachstum gerechnet.

Überblick über den Leitmarkt Nachhaltige Wasserwirtschaft mit einem Vergleich zu den Einschätzungen von 2006 [Mrd. Euro]

Quelle: Roland Berger

2008 – Aktualisierung Marktvorhersage 2006

146176

321

191

191

2005

484

805

2020

215

361

2007

258

434

2010

+89% +6% p.a.

Weltmarktanteile deutscher UnternehmenQuelle: Roland Berger

Abwasser-behandlung

DezentralesWassermanagement

Wasserversorgung

Marktanteil Deutschland

12% 20%

7%

Effizienzsteigerung

20%

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160 Nachhaltige Wasser wirtschaft

Als klarer Marktführer im Bereich des dezentralen Wassermanagements werden deutsche Unternehmen zum Beispiel von der erhöhten Nachfrage nach Regenwassernutzung profitie-ren. Bei jährlichen Wachstumsraten von 5 % ist bis 2020 mit einem Anstieg des Marktvolumens des de-zentralen Wassermanagements auf circa 35 Mrd. Euro zu rechnen.

Um Schäden durch Hochwasser und Sturmfluten zu vermeiden, inves-tieren heute allein die Nordsee-An-rainer Schleswig-Holstein und Nie-dersachsen fast 100 Mio. Euro pro Jahr in den Küstenschutz. Experten gehen davon aus, dass sich das weltweite Marktvolumen im Bereich der Deichsanierung verdoppeln wird – nicht zuletzt wegen des Nach-holbedarfs bei bisher unterlassenen Sanierungsmaßnahmen. Auch die Nachfrage aus dem Ausland nach in-

novativen Techniken zum Deichbau wird steigen, ebenso die Exporte deutscher Produkte und Dienstleistungen aus dem Bereich Hochwas-servorsorge, wie Beratungsleistungen zu integrierten Hochwasser-schutzkonzepten.

Umsatz und Beschäftigung – Kleine Unternehmen bestimmen den MarktFast die Hälfte der Unternehmen im Leitmarkt Nachhaltige Wasser-wirtschaft sind gemäß der Befragung Dienstleistungs- und Handelsun-ternehmen. Etwa 25 % sind Produktionsbetriebe, gefolgt von Anlagen-bauern und Betreibern. Der weitaus überwiegende Teil der befragten Unternehmen der Nachhaltigen Wasserwirtschaft war bereits seit der Gründung in diesem Leitmarkt aktiv. Lediglich 14 % der Firmen sind aus einer anderen Branche in den Leitmarkt „eingewandert“, indem sie aus einem anderen Geschäftsfeld heraus ihr Angebotsspektrum erweitert haben.

Weltmarktprojektionen in KernsektorenQuelle: Roland Berger

2007 2020

9

18

33

35

Effizienz-steigerung

362

Wasser-versorgung

DezentralesWasser-management

153

172

Abwasser-behandlung

352

Wachstum bis 2020 p.a.

+6%

+7%

+5%

+10%

Weltmarktvolumen[Mrd. Euro]

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161Nachhaltige Wasser wirtschaft

Über 80 % der Firmen des Leitmarktes sind kleine Unternehmen mit einem Jahresumsatz unter 10 Mio. Euro. Im Durchschnitt verzeich-neten die Unternehmen im Leitmarkt in den Jahren 2005 bis 2007 ein Umsatzwachstum von 15 %. Damit haben Unternehmen im Leit-markt ihr Wachstum gegenüber der Befragung 2006 deutlich steigern können. Auch wurden die damals für die Jahre 2006 und 2007 geäußer-ten Erwartungen übertroffen. Über-durchschnittliche Wachstumsraten erzielten wieder Unternehmen aus den Bereichen Wasser-Effizienzstei-gerung sowie Ingenieur- und Bera-tungsdienstleister, die Projekte im Bereich des Wassermanagements von der Planung bis zur Wartung der Anlagen betreuen.

Während die mittleren Unternehmen ihr Wachstum von 12 % aus den Jahren 2004 bis 2006 auch 2007 bestätigen konnten, sind kleine Un-ternehmen im selben Zeitraum sogar wesentlich schneller gewachsen als noch bei der letzten Befragung an-gegeben: Statt mit 12 % sind sie mit 16 % gewachsen. Auch große Un-ternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Mio. Euro konnten ihr Wachstum von 9 % aus der Be-fragung 2006 um 3 % auf 12 % stei-gern. Was die Einschätzungen für die kommenden Jahre anbelangt, sind die befragten Unternehmen trotz der Wirtschaftskrise optimistischer als noch bei der Befragung 2006: Kleine Unternehmen erwarten bis 2010 ein Wachstum von 15 %, mittlere und große Unternehmen von 10 % (siehe Abbildung Seite 162).

Die höchsten Wachstumsraten konn-ten Produktionsunternehmen und

Tsunami-Frühwarnsystem: Meilenstein der internationalen Katastrophenvorsorge

Im November 2008 hat das in Deutschland entwickelte Tsunami- Frühwarnsystem offiziell seinen Betrieb aufgenommen. Es wur-de unter der Federführung des GeoForschungsZentrums Potsdam gemeinsam mit nationalen und in-ternationalen Partnern entwickelt. Deutschland hat das Projekt mit 51 Mio. Euro unterstützt. Mit Hilfe des neuen Systems können binnen vier Minuten nach einem Erdbeben vor Indonesien Aussagen über Stär-ke und Ort getroffen werden, die Vorwarnzeit verkürzt sich dadurch erheblich.

Dies ermöglicht ein einzigartiges Software-System, das von Wissen-schaftlern des Bremerhavener Alf-red-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung entwickelt wurde. Im Unterschied zu den bisherigen Tsunami-Warnsystemen nutzt das neue Simulationssystem für seine ultraschnelle Analyse nicht nur Erd-bebendaten, sondern kombiniert verschiedene Messwerte, die Seis-mometer, GPS-Stationen, Wasserpe-gelmelder, Meeresbodensensoren und Messbojen auf dem Meeresbo-den in die Leitzentrale in Jakarta liefern. So fließen in die Berechnun-gen auch Erdbeben-Parameter, Wel-lenhöhen oder Verformungen der Erdkruste ein.

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162 Nachhaltige Wasser wirtschaft

Anlagenbauer verzeichnen. Mit ei-nem überdurchschnittlichen Wachs-tum von etwa 18 % rechnen dieses Jahr vor allem Unternehmen im Be-reich effizienter Wasserverbrauchs-technologien in der Landwirtschaft und dezentraler Wasseraufberei-tungssysteme.

Auch im Bereich der Beschäftigung legten Unternehmen des Leitmarktes Nachhaltiger Wasserwirtschaft stark zu. Nur die kleinen Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als 10 Mio. Euro stellten in den vergangenen zwei Jahren weniger Mit-

Die Wüste blüht: Meerwasserentsalzungsanlage in Abu Dhabi

Das schwarze Gold ist in Abu Dhabi reichlich vorhanden: Das Emirat hat enor-me Vorkommen an Erdöl und Erdgas. Das „blaue Gold“ Trinkwasser ist dagegen knapp: keine Flüsse, keine Seen, kaum Niederschläge, das Grundwasservorkom-men ist fast erschöpft. Gleichzeitig treiben das Bevölkerungswachstum sowie Landwirtschafts- und Aufforstungsprojekte den Wasserbedarf rapide in die Höhe. Schon heute liegt Abu Dhabi beim Pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasser weltweit an dritter Stelle. Die zunehmende Nachfrage nach Wasser lässt sich nur durch Meerwasserentsalzungsanlagen decken. Da gleichzeitig der Energiebedarf sprung-haft ansteigt, investiert das Emirat in den Aufbau einer leistungsfähigen Wasser- und Energieversorgung.

Eines der größten Infrastrukturprojekte in Abu Dhabi ist das von Siemens erstellte Gas- und Dampfturbinenkraftwerk Shuweihat S 1, das mit der leistungsfähigsten Entsalzungsanlage der Welt gekoppelt ist. Die Anlage befindet sich etwa 250 Kilo-meter westlich von Abu Dhabi City, der Hauptstadt des Emirats und der gesamten Arabischen Emirate. Pro Tag produziert die Anlage 450.000 Kubikmeter Trinkwas-ser, das entspricht rechnerisch dem Bedarf von 900.000 Menschen. Langfristig ist der Ausbau des Anlagenkomplexes auf eine Leistung von 5.000 Megawatt und 1,4 Mio. Kubikmeter Trinkwasser täglich geplant.

Für die Entsalzung hat Siemens ein System entwickelt, das nach dem Prinzip der Mehrstufen-Entspannungsverdampfung funktioniert. Die Entsalzungsanlage be-steht aus sechs parallel betriebenen, baugleichen Einheiten. In jeder davon durch-läuft das Salzwasser aus dem Meer nacheinander mehrere Kammern, in denen es mit Hilfe der Kraftwerksabwärme teilweise verdampft. Der Dampf wird verflüs-sigt, das Kondensat – destilliertes Wasser – aufgefangen und mit Mineralien ange-reichert. So entsteht Trinkwasser höchster Qualität. Die Verträge über die ersten Nachfolgeprojekte in der Region hat Siemens bereits abgeschlossen.

Umsatzentwicklung in Deutschland – Vergangenheit und Zukunftsprojektion

Quelle: Roland Berger

Umsatzklasse Unter- nehmen [Mio. Euro]

2008-20102005-2007

<10 15% p.a.16% p.a.

10-50 10% p.a.12% p.a.

>50 10% p.a.12% p.a.

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163Nachhaltige Wasser wirtschaft

arbeiter ein als im Zeitraum 2004 bis 2006: Der Beschäftigungszuwachs in Höhe von 9 % reduzierte sich auf 3 %. Insgesamt sehen die Unterneh-men aller Größenklassen die Zukunft optimistisch und erwarten einen grö-ßeren Beschäftigungszuwachs als noch in der Befragung 2006 pro-gnostiziert. Die größte Steigerung ihrer Mitarbeiterzahl erwarten die mittleren Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 10 und 50 Mio. Euro: Sie rechnen mit einem Plus von 17 % bei der Entwicklung ihrer Beschäftigtenzahl.

Die Unternehmen im Leitmarkt Nachhaltige Wasserwirtschaft arbei-ten überwiegend profitabel. 17 % der Unternehmen haben sogar eine Umsatzrentabilität von über 10 %. Im Vergleich zur letzten Befragung ist der Anteil der unprofitablen Fir-men konstant bei 11 % geblieben. Die margenstärksten Unternehmen haben ihren Schwerpunkt im Bereich der Produktion und des Anlagen-baus. Die meisten Unternehmen der Stichprobe sind in den Bereichen Abwasserbehandlung (zentral und dezentral), Grundwasserreinigung, Wassergewinnung und Regenwassermanagement tätig. Über die Hälf-te der Unternehmen bietet Planungs- und Beratungsleistungen an.

Internationalisierung – Der Weg ins Ausland erhöht die RentabilitätInsbesondere im Bereich der nachhaltigen Wasserwirtschaft gibt es im Ausland, wie bereits aufgezeigt, erhebliche Marktpotenziale. Aber auch Unternehmen aus dem Ausland stärken ihre Position im inter-nationalen Wettbewerb. Es gilt also, die internationalen Aktivitäten zu verstärken, um Produkte und Dienstleistungen weltweit abzusetzen.

Rentabilität der UnternehmenQuelle: Roland Berger

<0%

17%

50%

11%

22%

Umsatzrendite-Klassen (gemäß Jahresüberschuss)

0-5% 5-10% >10%

Mitarbeiterentwicklung in Deutschland – Vergangenheit und Zukunftsprojektion

Quelle: Roland Berger

Umsatzklasse Unter- nehmen [Mio. Euro]

2008-20102005-2007

<10 15% p.a.3% p.a.

10-50 17% p.a.15% p.a.

>50 4% p.a.5% p.a.

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164 Nachhaltige Wasser wirtschaft

Bei etwa 60 % der Unternehmen liegt der geografische Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit in Deutschland; davon setzt wiederum die Hälfte sogar einen Fokus auf lokale oder regionale Aktivitäten. Von den Unternehmen mit internationalem Schwerpunkt konzentriert sich etwa die Hälfte auf Europa. Insgesamt zeigt die Stichprobe einen höheren Internationalisierungsgrad auf als noch in der letzten Befragung. Der Fokus vieler Unternehmen scheint sich also in das Ausland zu verla-gern.

Die Stichprobe der Unternehmen des Leitmarktes Nachhaltige Wasser-wirtschaft weist mit fast 15 % einen relativ hohen Wertschöpfungs-anteil im Ausland auf. Gut die Hälfte der ausländischen Mitarbeiter ist dabei in Westeuropa beschäftigt, der Rest verteilt sich vor allem auf Osteuropa mit durchschnittlich 12 %, USA mit durchschnittlich 10 % und China mit durchschnittlich 8 %.

Deutschland kommt als Standort aus Sicht der Unternehmen dennoch die höchste Bedeutung zu. Mit einem Bedeutungsindex von meist über 70 überwiegt Deutschland bei weitem sämtliche ausländische Märkte.

Aufgrund der nationalen Ausrichtung ist Europa und insbesondere Deutschland heute noch der wichtigste Absatzmarkt für die Unterneh-men der Wasserwirtschaft. In Zukunft werden vor allem Osteuropa und China an Bedeutung gewinnen, während Deutschland leicht an Relevanz als Absatzmarkt verliert. Insgesamt bestätigen sich die Er-gebnisse der Befragung 2006, auch wenn die Ausprägungen weniger signifikant sind (siehe Karte Seite 165).

Neben den Absatzchancen im Ausland erkennen Unternehmen der Stichprobe aber auch den zunehmenden Stellenwert des internatio-nalen Wettbewerbs. Auch hier kommt den osteuropäischen Ländern die höchste Relevanz zu. Daneben werden auch China und Indien zunehmend als ernst zu nehmende Wettbewerber gesehen, deren Be-deutung bis 2020 signifikant zunehmen wird (siehe Karte Seite 165).

Unternehmen der Stichprobe mit internationaler Ausrichtung weisen seltener negative Umsatzrenditen aus. Auch der Anteil im Bereich 5–10 % Umsatzrentabilität ist bei internationalen Unternehmen stärker ausgeprägt. Die international agierenden Unternehmen zeigen damit im Schnitt eine bessere Profitabilität als die national fokussierten; In-ternationalisierung lohnt sich also auch in diesem Leitmarkt.

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165Nachhaltige Wasser wirtschaft

Bedeutung regionaler Absatzmärkte und Wettbewerb 2008 und 2020 für den Leitmarkt Nachhaltige Wasserwirtschaft

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166 Nachhaltige Wasser wirtschaft

Innovation – Der Schlüssel zur Erhaltung von Technologie vorsprüngenDie Unternehmen im Leitmarkt Nachhaltige Wasserwirtschaft weisen im Vergleich der Leitmärkte einen relativ niedrigen Anteil von For-schungsausgaben am Umsatz aus. Der Anteil der Forschungsausga-ben ist bei kleinen produzierenden Unternehmen und Anlagenbauern mit 18 % am größten, da innovative Kleinunternehmen versuchen, ihren technologischen Vorsprung weiter auszubauen.

Das durchschnittliche jährliche Wachstum der Forschungsausgaben bis 2010 liegt mit prognostizierten 6 % deutlich unter den Wachstumsra-ten des im gleichen Zeitraum erwarteten Umsatzes, entspricht aber in etwa den Vorhersagen der Befragung 2006. Kleine und mittlere Produktionsunternehmen wollen auch hier in Zukunft noch stärker in Forschung und Entwicklung investieren und erwarten ein überdurch-schnittliches Wachstum der Forschungsausgaben von etwa 7 %, was

dennoch hinter den Vorhersagen der letzten Befragung zurückbleibt.

Ein Großteil der öffentlich geförder-ten Forschungsvorhaben im Bereich Umwelttechnologien und Nachhal-tigkeit beschäftigt sich mit der Was-serwirtschaft. Hauptförderinstitution ist hierbei das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Beinahe die Hälfe aller Fördergelder fließt den Hochschulen zu. Nur etwa ein Viertel der Fördermittel ging im Zeit-raum 2003 bis 2006 direkt an Unter-nehmen. Eine Befragung von For-schungseinrichtungen ergab, dass Hochschulen und außeruniversitä-re Forschungszentren im Leitmarkt Nachhaltige Wasserwirtschaft min-destens auf nationaler Ebene und oft auch auf internationaler Ebene Kooperationen eingehen. Diese For-schungskooperationen bestehen zu-meist aus Forschungseinrichtungen, Behörden sowie der Privatwirtschaft.

Biotechnologie: Mikroorganismen bauen Schadstoffe ab

Die Umweltbiotechnologie („ graue Biotechnologie“) umfasst biotech-nologische Verfahren zur Aufbe-reitung von Trinkwasser, Reinigung von Abwasser, Sanierung kontami-nierter Böden oder zur Reinigung von Abluft beziehungsweise von Abgas. Dies geschieht zum Beispiel in sogenannten Bioreaktoren, in denen Mikroorganismen für den Schadstoffabbau eingesetzt wer-den.

Auch für das Aufspüren und Ana-lysieren von Umweltschadstoffen können biotechnologische Ansätze eingesetzt werden. Da Mikroorga-nismen zum Beispiel empfindlich auf Schadstoffe reagieren, lassen sie sich als Biosensoren zur Analyse von Verunreinigungen in ihrer Umge-bung einsetzen.

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167Nachhaltige Wasser wirtschaft

Damit profitieren Unternehmen mit-telbar von der Forschungsförderung der Hochschulen. Der Hochwasser-schutz, die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung sowie das dezentrale Wassermanagement sind dabei die Forschungsschwerpunkte.

Forschung, Kooperation, Cluster – Partnerschaftliche SystementwicklungZwei Drittel der Unternehmen im Leitmarkt Nachhaltige Wasserwirt-schaft engagieren sich in Koopera-tionen und Netzwerken. Besonders großen Unternehmen sind Koopera-tionen wichtig. Mehr als die Hälfte der Unternehmen, die sich in Netz-werken organisieren, kooperiert im Bereich der nachhaltigen Wasser-wirtschaft mit Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrich-tungen. Die Hälfte dieser Kooperationen ist dabei zumindest national, wenn nicht international ausgerichtet.

Wenn es eine klare Koordinationsrolle innerhalb eines Netzwerkes gibt, fällt diese mehrheitlich einem Unternehmen zu. Als Hauptmotive für Kooperationen geben die Unternehmen Informationsaustausch sowie die Erschließung neuer Märkte an. Nach eigener Ansicht profitieren die Unternehmen heute von Kooperationen besonders durch den Aus-tausch von Informationen sowie durch die Bindung von Kunden und Lieferanten, die in solche Netzwerke einbezogen werden.

Auf der Deutschlandkarte (siehe Seite 168) sind die befragten Unter-nehmen gemäß ihrer Größe sowie relevante Forschungseinrichtungen aus dem Leitmarkt Nachhaltige Wasserwirtschaft abgebildet. Die Einfärbung der Bundesländer zeigt, wo die meisten Mitarbeiter in Un-ternehmen dieses Leitmarktes beschäftigt werden. So wird deutlich, dass in Bayern und Nordrhein-Westfalen besonders viele Menschen im Leitmarkt Nachhaltige Wasserwirtschaft Arbeit finden.

Forschungsausgaben der Unternehmen in Deutschland im Leitmarkt Nachhaltige Was-serwirtschaft

Quelle: Roland Berger

7%

Umsatzklasse[Mio. Euro]

FuE-Ausgaben[% vom Umsatz]

Wachstum p.a. 2008-2010

5%

3%

<10

10-50

>50

7%

3%

6%

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168 Nachhaltige Wasser wirtschaft

Karlsruhe Stuttgart

Nürnberg

Frankfurt am Main

Hamburg

BraunschweigHannover

Bremen

Essen

AachenKöln

Kassel

Dresden

Berlin

München

Beschäftigungsvolumen im Leitmarkt je Bundesland

niedrigmittelhoch

Unternehmensgrößenach Umsatz [Mio. Euro]

Forschungseinrichtungen

<1010-50>50

Regionale Verteilung der Firmen und Forschungseinrichtungen im Leitmarkt Nachhaltige Wasserwirtschaft

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169Nachhaltige Wasser wirtschaft

Besonders im Bereich Abwasserent-sorgung sowie in der Wasserversor-gung sind überdurchschnittlich viele Unternehmen in Bayern und Nord-rhein-Westfalen ansässig. Im Hoch-wasserschutz forscht und entwickelt man vermehrt sowohl in Nordrhein-Westfalen als auch in Sachsen. In der Entwicklung von wassereffizienten Technologien sind die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Nie-dersachsen und Nordrhein-Westfa-len führend.

Forschungsinstitute setzen vor al-lem auf die Schwerpunkte Abwas-serbehandlung, Klärtechnik und Desinfektion, dezentrales Abwas-sermanagement und Grundwasser-schutz. Kooperationen bestehen in erster Linie mit anderen Instituten innerhalb Europas.

Die nachfolgenden Beispiele zeigen, wie Unternehmen und Forschung bei der Entwicklung nachhaltiger Lö-sungen und innovativer Produkte für die nachhaltige Wasserwirtschaft zu-sammenarbeiten:

Zur • Weiterentwicklung bestehen-der Kläranlagentechniken koope-riert das Hamburger Landesins-titut für Lebensmittelsicherheit, Gesundheitsschutz und Umwelt-untersuchungen mit der LimnoTec GmbH. Am Beispiel einer Klär-anlage, die als kombinierte SBR (sequencing batch reactor; frei übersetzt: sequenzielles biologisches Reinigungsverfahren)-/Durch-laufanlage betrieben wird, werden zwei Anlagentypen im Hinblick auf die Eliminationsraten von pathogenen Mikroorganismen verglichen. Als pathogene Indikatororganismen werden Salmonellen, Campylo-

Die deutsche Wasserwirtschaft und -forschung bündeln ihre Kräfte in der German Water Partnership

Als gemeinsame Initiative des öf-fentlichen und privaten Sektors stellt die German Water Partnership eine Plattform für den Informati-onsaustausch zwischen ihren Mit-gliedern aus dem Bereich der Was-serwirtschaft dar.

Diese Plattform trägt zur Stei-gerung der Wirtschaftskraft der deutschen Wasserwirtschaft durch die Bündelung von Aktivitäten und Initiativen in diesem Bereich bei. Darüber hinaus wird das Ziel ver-folgt, die deutsche Expertise in der Wasserwirtschaft weltweit bekannt zu machen.

Die praktische Arbeit der Plattform findet in den drei Arbeitskreisen Geschäftsfeldentwicklung, Innovati-on und Information statt. Als Part-ner ihrer Tätigkeiten konnten dabei mittlerweile vier Bundesministerien gewonnen werden.

Ende des Jahres 2008 waren 173 Mitglieder aus den unterschiedlichs-ten Bereichen der Wasserwirtschaft in diesem Netzwerk vereinigt, da-runter private und öffentlich-recht-liche Unternehmen, Fachverbände und Wissenschaftseinrichtungen. Weitere Details siehe unter www.germanwaterpartnership.de.

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170 Nachhaltige Wasser wirtschaft

bacter, Rotaviren und Norwalkviren untersucht. Das Forschungsvor-haben soll Aufschluss darüber geben, ob bestimmte Verfahrenstypen zur verbesserten Elimination von pathogenen Organismen führen und somit die Umwelt geringer belasten. Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert.Mit der • Reinigung von Ballastwasser von Schiffen befassen sich das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, die Hamann AG und die Degussa GmbH. Der Innovationskern entwickelte ein umwelt-verträgliches Verfahren, das sich durch hohe Effizienz auszeichnet. Für die Reinigung von Ballastwasser haben die Innovationspartner eine neuartige Kombination aus mechanischen und chemischen Reinigungsstufen entwickelt, die das Ballastwasser sowohl von Sedimenten als auch von Bakterien und Krankheitserregern, wie beispielsweise der Vogelgrippe, reinigt. Die Gefahr einer weltweiten Krankheitsverbreitung durch Ballastwasser wird mit dieser Methode erheblich verringert.

• Ein Forschungscluster der Universität Kassel (Bodenkunde), der Universität Hannover (Siedlungswasserwirtschaft), der Deutschen

Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasser-fachs sowie der Länderarbeitsge-meinschaft Wasser befasste sich mit dem Gefahrenpotenzial von Se-kundärrohstoffdünger (zum Beispiel Klärschlamm oder Bioabfallkompost) für das Grundwasser. Das Projekt bewertete dabei Anforderungen ei-nes vorsorgenden Boden- und Ge-wässerschutzes. Neben den Nähr-stoffen treten in „ Biodünger“ auch eine Vielzahl unerwünschter anorga-nischer und organischer Stoffe auf. In naher Zukunft werden daher Ver-änderungen der rechtlichen Rahmen-bedingungen einen vorsorgenden Bodenschutz noch stärker als bisher unterstützen, indem unter anderem

die Qualitätsanforderungen an die landwirtschaftliche Verwertung von Klärschlämmen verschärft werden.

Mit dem Roboter durch den Abwasserkanal

Sowohl zur Diagnose als auch zur Behebung von Schäden in der Ka-nalisation werden heute Roboter eingesetzt. Durch Kombination ver-schiedener Prüfungsverfahren kön-nen schadhafte Stellen im Abwas-sersystem automatisiert ermittelt und repariert werden. Wie dringlich eine technologische Weiterentwick-lung in diesem Bereich ist, zeigt der Blick auf aktuelle Zahlen: Nach ei-ner Hochrechnung versickern in der Bundesrepublik Deutschland jähr-lich rund 20 % des Abwassers aus beschädigten Kanalisationssystemen in den Untergrund. Die Vorteile der Robotersanierung liegen auf der Hand: Der volle Querschnitt des Ka-nals bleibt erhalten. Die Dichtigkeit und Tragfähigkeit der Rohrleitun-gen sind wiederhergestellt, und die Kosten betragen nur rund die Hälfte der gewöhnlichen Reparatur-leistung.

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171Nachhaltige Wasser wirtschaft

Den • umweltverträglichen Hochwasserschutz für die Einzugsgebie-te von Fulda und Diemel verbessert eine Kooperation zwischen dem Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft der Universität Kassel, dem Hessischen Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz und dem Verband für Abwasserbeseitigung und Hochwasserschutz Baunatal-Schauenburg. Das Projekt erarbeitet mit Hilfe von innovativen Simulationsmethoden Hochwasserschutzkon-zepte für die betroffenen Einzugsgebiete. Dabei werden moderne Werkzeuge der Geoinformationstechnik mit hydrodynamisch-nume-rischen Simulationswerkzeugen gekoppelt. Im Ergebnis entsteht ein effektives Entscheidungs-Unterstützungs-System für ein modernes Hochwassermanagement.

Der Beitrag der Politik – Wasserschutz als Chance im WettbewerbZum Schutz der Gewässer wurden seit Mitte der 80er Jahre verschie-dene Normen erlassen, die den je-weiligen Stand der Technik zum obli-gatorischen Mindeststandard für die Industrie beschreiben. Dies betrifft zum Beispiel den Bereich der Ab-wassereinleitungen. Es blieb jedoch nicht bei der Setzung von Regeln: Es wurden auch die Bemühungen ver-stärkt, fortschrittliche Techniken zur Schadensvermeidung einzusetzen. Mit der Einführung der Abwasserab-gaben wurde Anfang der 80er Jahre ein Instrument entwickelt, das die Integration von Wirtschafts- und Um-weltpolitik nachhaltig gefördert hat. Die Inanspruchnahme der Gewässer durch die Einleitung von Abwasser wurde damit vom Gesetzgeber di-rekt berücksichtigt.

Nanotechnologie: Stark in der Wasserreinigung

Die Nanotechnologie kann im Leitmarkt Nachhaltige Wasser-wirtschaft, insbesondere bei der Optimierung von Prozessen, bei Aufbereitungs- und Filterungsschrit-ten und der dafür notwendigen Mess- und Regeltechnik, wichtige Beiträge dazu liefern, Wasserver-schmutzungen zu verhindern oder zu beseitigen.

Zum Einsatz kommen hier vor allem die Prinzipien der Stofftrennung und der Katalyse. So trennen nano-poröse Membranen selektiv Schad-stoffe und auch Ionen aus Wasser und kommen in vielen Bereichen – von der Abwasserbehandlung bis zur Wasserentsalzung – zum Einsatz. An Nanokatalysatoren, in denen nanoskalige Eisenpartikel und -verbindungen kontaminier-tes Grundwasser reinigen, werden ebenfalls hohe Erwartungen ge-knüpft. Auch viele Nanomateriali-en wie magnetische Nanopartikel werden heute für den Einsatz in der Wasserreinigung untersucht.

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172 Nachhaltige Wasser wirtschaft

Im Gewässerschutz verfolgt auch die Europäische Union ambitionierte Ziele. Im Dezember 2000 ist die neue Wasser-Rahmenrichtlinie in Kraft getreten. Diese hatte die Novellierung des deutschen Wasserhaus-haltsgesetzes im Jahr 2002 zur Folge, das neue Konzepte der Ge-wässerbewirtschaftung eingeführt hat. Im Hinblick auf die Gewinnung von Trinkwasser fordert die Richtlinie eine niedrigere Konzentration an Nitrat und Pflanzenschutzmitteln. Für die Umsetzung dieser Ziele stehen auch EU-Fördermittel bereit. Wasserschutz als Teil des Umwelt-schutzes hat europaweit Priorität. Die Technologieführer aus Deutsch-land können daher auch zukünftig mit guten Marktchancen im Ausland rechnen.

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Nachhaltige Mobilität

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174 Nachhaltige Mobilität

Mobilität zählt zu den Grundvoraussetzungen moderner Ge-sellschaften: Eine funktionierende Wirtschaft ist auf eine gut ausgebaute Infrastruktur angewiesen. Und die Möglichkeit,

sich ungehindert von A nach B zu bewegen, gilt als wichtiger Aspekt individueller Lebensqualität. Aber Mobilität hat ihren Preis. Die wach-sende Verkehrsflut ist ein bedeutender Treiber der Klimaerwärmung und damit eines der zentralen Umweltprobleme: Auch ohne die Einbe-rechnung des Flug- und Seeschiffsverkehr entsteht in der EU-15 etwa ein Viertel der direkten Treibhausgasemissionen verkehrsbedingt, welt-weit ist es ein Achtel. Für den größten Teil dieser Emissionen – über 90 % – ist der Straßenverkehr verantwortlich. Das Verkehrsaufkommen und damit auch die Verkehrsemissionen werden weltweit zunehmen. Die Prognosen für die Entwicklung des Verkehrsektors bis zum Jahr 2020 sprechen eine deutliche Sprache:

Das Güterverkehrsvolumen wird in Europa um mehr als ein Viertel • steigen; über 80 % dieser Zunahme sind durch den Straßentransport bedingt (siehe Abbildung unten).Das Personenverkehrsaufkommen auf der Straße wird in Europa um • etwa ein Zehntel zunehmen (siehe Abbildung Seite 175).Es werden 2020 doppelt so viele Flugzeuge weltweit unterwegs • sein wie heute.Die Pkw-Dichte in Deutschland wird weiter zunehmen: Auf 1.000 • Einwohner kommen dann 630 statt heute 570 Fahrzeuge.International sind noch rasantere Entwicklungen absehbar: In China • werden 2020 wohl 100 Millionen Autos fahren – dreimal so viele wie heute.

In den vergangenen Jahren konnten zwar die spezifischen CO2-Emissi-onen der Fahrzeuge teilweise be-trächtlich verringert werden, aber die angestrebten Reduktionsziele wur-den nicht erreicht. Zudem wurden die Fortschritte bei der Emissions-reduktion durch das Wachstum der Fahrzeugflotte und größere durch-schnittliche Kilometerleistungen wie-der kompensiert. Das Ergebnis: Im Gegensatz zu den Sektoren Land-wirtschaft und Industrie, wo ein Rückgang erreicht werden konnte, weist der Verkehrssektor in Europa

Projektion Güterverkehrsaufkommen in der EU-27 bis 2020 [Bill. Tonnen-km]

Quelle: ProgTrans – European Transport Report 2007/2008

Lkw Bahn und Schiff

2,5

2007

3,0

20152008

2,6

3,2

2020

+28%

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175Nachhaltige Mobilität

Auf einen Blick

9 % jährliches Marktwachstum bei Hybridfahrzeugen und rund 6 % bei der Verkehrstelematik bieten Unter-nehmen gute Wachstumschancen.

Dynamische Mittelständler und Großunternehmen aus Deutschland haben weltweit ein erstklassiges Renommee bei nachhaltiger Mobi-lität.

Innovationen treiben das Wachs-tum: Deutschland ist weltweit füh-rend bei der Entwicklung effizien-ter Motoren und bei Abgasfiltern.

Nachhaltige Mobilität sorgt für Beschäftigung: Firmen aus Baden-Württemberg und Nordrhein-West-falen sind die Rekordhalter. In die-sen Bundesländern liegt das größte Beschäftigungspotenzial in diesem Leitmarkt.

Alternative Ideen liefern neue Pro-dukte zur nachhaltigen Mobilität, etwa das 2-Liter-Auto, Container-Schiffe mit Segelantrieb oder das Kaltrecycling von Asphalt.

zwischen 1990 und 2006 eine Zu-nahme der CO2-Emissionen von fast einem Viertel aus. Weltweit steigt außerdem die Flächenversiegelung und Landschaftszerschneidung durch den Bau von Verkehrswegen. In vie-len Großstädten wird der Smog im-mer dichter und die Lärmbelastung größer. Die wachsende Umweltbe-lastung gefährdet zunehmend die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen.

Es herrscht ein breiter Konsens, dass der Ausstoß von Treibhausgasen und anderen Verkehrsemissionen deut-lich reduziert werden muss. Der 4. UN-Klimareport sieht die größten Potenziale für CO2-Reduktionen bis 2020 zwar im Gebäudebereich. In an-deren Prognosen, wie beispielsweise dem Alternativen Politikszenario der Internationalen Energieagentur (IEA) ist die nachhaltige Mobilität aber der Sektor mit dem höchsten Potenzial: In diesem Bereich kann laut IEA über ein Drittel aller insgesamt möglichen CO2-Einsparungen erreicht werden.

Diese Herausforderungen zeigen es deutlich: Praktisch alle Verkehrs-technologien müssen heute auch Umwelttechnologien sein. Nur dann kann es gelingen, die gesellschaftlich notwendige Mobilität umweltver-träglich zu gestalten. Eine Vielzahl von deutschen Unternehmen arbei-tet bereits daran, dass mehr Mobi-lität nicht notwendigerweise mehr Verkehr bedeutet und mehr Verkehr nicht zwangsläufig zu einer höhe-ren Umweltbelastung führt. Bauun-ternehmen, Automobilkonzerne oder

Projektion Personenverkehrsaufkommen in der EU-27 bis 2020 [Bill. Personen-km]

Quelle: ProgTrans – European Transport Report 2007/2008

Lkw Bus und Bahn

2008

5,7

2015

6,25,8

2007 2020

6,1

+9%

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176 Nachhaltige Mobilität

Softwareentwickler aus Deutschland machen Mobilität weniger umwelt-belastend, und zwar durch

• effiziente Antriebstechnologien wie kraftstoffsparende Otto- und Dieselmotoren, Elektro- und Hyb-ridantriebe oder Brennstoffzellen-fahrzeuge,

• umweltfreundliche Fahrzeugtech-nik und umweltfreundliches Fahr-zeugdesign, zum Beispiel durch den Einsatz von Leichtbautechno-logien, LED-Lampen oder die Ver-ringerung des Luft- oder Rollwider-stands,

• effiziente Logistikkonzepte im Gü-terverkehr,

• Verkehrsmanagement, Verkehrs-leitsysteme und Verkehrskonzepte wie intelligente Verkehrsleitung in Städten, Intermodalkonzepte zur Optimierung des Übergangs von

einem Verkehrsträger auf den anderen oder Car Sharing,umweltfreundliche Verkehrsinfrastruktur, zum Beispiel • LED-Ampeln, Flüsterasphalt oder Einrichtungen zur Lärmreduktion wie moderne Lärmschutzwände.

Zukunft der Mobilität – Drei Hebel für mehr NachhaltigkeitÜber drei Hebel können innovative Umwelttechnologien dazu beitra-gen, die global wachsenden Mobilitätsbedürfnisse nachhaltig zu erfül-len. Sie helfen bei der

Steigerung der Effizienz von Verkehrsträgern,• Verringerung von Fahrleistung und der besseren Auslastung der Ver-• kehrsmittel Verlagerung von Verkehr auf umweltfreundlichere Träger.•

Güterverkehr: Von der Straße auf die Schiene

Die Bahn ist beim Energieverbrauch und bei den CO2-Emissionen in puncto Sparsamkeit unschlagbar: Sie braucht 45 Megajoule (MJ) Energie, um eine Tonne Fracht über 100 Kilometer zu transportieren, das entspricht circa 1,2 Liter Diesel-kraftstoff. Demgegenüber liegt der Verbrauch auf der Straße mit 188 MJ bzw. 5,2 Litern mehr als vier-mal so hoch. Würde sich der Anteil der Bahn an der Transportleistung von heute 16 % auf 25 % erhöhen, wäre das eine Energieeinsparung von mehr als 66 Petajoule – dies entspräche etwa dem Anderthalb-fachen des Jahresstromverbrauchs des Landes Berlin. Damit ließen sich CO2-Emissionen von circa 5 Mio. Tonnen vermeiden.

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177Nachhaltige Mobilität

Hebel 1: Steigerung der Effizienz von Verkehrsträgern

Dem Ziel, den Energieverbrauch im Verkehr zu verringern, stehen heute oft Kundenwünsche nach höherem Komfort und Sicherheit entgegen. Umso wichtiger ist der technologi-sche Fortschritt zur Minderung des Verbrauchs und zum Ersatz fossiler Kraftstoffe, den deutsche Unterneh-men aktiv vorantreiben.

Die Fahrzeugindustrie entwickelt sparsamere Motoren und versucht, die Gewichtszunahme der Fahrzeu-ge mit Hilfe von Leichtbau auszu-gleichen – zum Beispiel durch den Einsatz von Aluminium oder Kunst-stoff. Zum Star unter den Leicht-metallen avanciert Magnesium, das nicht einmal ein Viertel des Gewichts von Stahl auf die Waage bringt und schon heute serienmäßig in viele deutsche Autos eingebaut wird. Da-mit wiegt etwa das Getriebegehäuse des neuen VW Golf rund 25 % weniger als die – ebenfalls schon leichte – Aluminium-Ausführung.

Reifenhersteller tragen mit modernen Technologien zur Reduktion des Kraftstoffverbrauchs bei: Zur Füllung der Reifen wird beispielsweise Stickstoff eingesetzt. Da sich dieses Element weder ausdehnt noch verflüchtigt, ist aufgrund des konstanten Reifendrucks ein besseres Fahrverhalten mit weniger Rollwiderstand möglich. Ein durch verschie-dene Maßnahmen um 20 % geminderter Rollwiderstand kann den Kraftstoffverbrauch um bis zu 5 % verringern. Außerdem hat der Reifen eine längere Lebensdauer. Auch Reifendrucksensoren unterstützen die Energieeffizienz, indem sie permanent den optimalen Reifendruck ans „Cockpit“ ins Fahrzeuginnere weitergeben.

Daneben werden verschiedene alternative Antriebskonzepte wie Hybridtechnologien, Elektro- und Brennstoffzellenantriebe entwickelt. Erste Wasserstoffbusse mit Verbrennungsmotor aus deutscher Pro-duktion waren bereits 1999 am Münchner Flughafen im Einsatz.

Das erste 2-Liter-Auto: Leichtgewicht mit 550 Kilogramm

Die Loremo AG aus München hat das erste 2-Liter-Auto entwickelt. Der Loremo erreicht bei einem Verbrauch von weniger als zwei Liter Diesel auf 100 Kilometer ei-ne Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Kernkonzept ist kon-sequenter Leichtbau: Der Wagen wiegt weniger als 550 Kilogramm, das ist ein Drittel eines Autos der Golf-Klasse. Die Karosserie wird aus Kunststoff hergestellt, nur als Kernzelle wird eine Stahlwanne verwendet. Schließlich haben die Entwickler viel Engagement in die aerodynamische Gestaltung des Wagens gesteckt – ein cw-Wert von 0,2 ist das Resultat. Das Fahrzeug soll nach aktuellen Herstelleranga-ben 2010 in die Serienproduktion gehen.

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178 Nachhaltige Mobilität

Auch die Hybridtechnik ist im öf-fentlichen Verkehr präsent. Gerade Linienbusse eignen sich wegen ihres Stop-and-Go-Betriebs besonders für diese Technik, da ein wesentlicher Anteil der Bremsenergie zurückge-wonnen und für den Elektromotor zur Verfügung gestellt werden kann. Besonders im Haltestelleneinsatz können durch dessen Einsatz nicht nur der CO2-Ausstoß, sondern auch die Schadstoff- und Lärmemissionen gesenkt werden. Im Jahr 2008 haben sich im Laufe eines Interessenbekun-dungsverfahrens des Bundesminis-teriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sechs Verkehrsbe-triebe (Leipzig, Köln, Mainz, Hameln, Lübeck und Hanau) für einen För-derantrag zur Anschaffung von min-destens zehn Hybridbussen ab 2009 qualifiziert. So kann ein wichtiger Impuls zur Markteinführung dieser Technologie gegeben werden.

Außerdem forschen deutsche Unternehmen intensiv an Elektroan-triebs- und Energiespeichertechnologien, die künftig das Elektroauto wettbewerbsfähig werden lassen. Vor allem die Energiespeicherung ist eine Herausforderung für die Hersteller. Es existieren jedoch be-reits viel versprechende Lösungsansätze. Die Lithium-Ionen-Batterie stellt eine entscheidende Schlüsseltechnologie dar. Die ersten Mo-delle werden schon jetzt in den Fahrzeugen für den „ Flottenversuch Elektromobilität“ des Bundesumweltministeriums eingesetzt. Durch weitere Forschung und Entwicklung, die durch das Bundesministeri-um für Bildung und Forschung zum Beispiel mit dem Programm „LIB 2015“ gefördert wird, können hohe Potenziale in Leistung, Kapazität und Wirtschaftlichkeit erschlossen werden. In wenigen Jahren sollen bereits Fahrzeug-Kleinserien mit dieser Speichertechnologie ausge-stattet werden, zum Beispiel im Elektro-Smart. Weiterhin gilt es, eine flächendeckende Ladeinfrastruktur für die Versorgung der Elektroau-tos mit Energie aufzubauen. Dabei kann auf die bereits bestehende Stromnetz-Infrastruktur aufgebaut werden.

Flottenversuche zur Elektromobilität in Berlin:

In den kommenden Jahren werden in Berlin mehrere Automobilher-steller in Kooperation mit Netzbe-treibern Elektrofahrzeuge testen. Volkswagen wird rund 20 Fahrzeu-ge des Golf TwinDrive auf die Stra-ßen bringen und arbeitet zu diesem Zweck mit dem Netzbetreiber E.ON zusammen. BMW wird in Koopera-tion mit Vattenfall rund 50 Elektro-Minis testen und Daimler plant ge-meinsam mit RWE den Einsatz von rund 100 Elektro-Smarts.

Zu diesem Zweck bauen die Ener-gieversorger ein Netz privater und öffentlicher Ladestationen auf. In wissenschaftlichen Begleitprojek-ten, die teilweise vom Bundesum-weltministerium gefördert werden, werden zahlreiche Fragestellungen wie Netzintegration, Akzeptanz und Ökobilanz untersucht.

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179Nachhaltige Mobilität

Mit dem Nationalen Entwicklungs-plan Elektromobilität der Bundesre-gierung soll ein Rahmen für künftige Technologieentwicklungen und für eine anzustrebende Markteinführung von Plugin-Hybrid- und Elektrofahr-zeugen in Deutschland geschaffen werden. Dabei soll auch sicherge-stellt werden, dass der Strom für die Elektrofahrzeuge aus erneuerbaren Energien erzeugt wird und somit eine klimafreundliche Mobilität ge-währleistet wird. Ziel ist es, dass Deutschland zu einem Leitbild für den Einsatz dieser zukunftsfähigen Fahrzeuge wird.

Neben der Reduktion des Kraftstoff-verbrauchs setzen verschiedene Technologien auch direkt bei der Ver-ringerung der Emissionen an – dies gilt gleichermaßen für Abgas- wie Lärmemissionen. Unternehmen, die Infrastrukturprojekte im Verkehrsbe-reich realisieren, können durch die Nutzung umweltschonender Bauwei-sen und energiesparender Techno-logien sowie durch Recycling einen direkten Beitrag zur Reduktion von umweltschädlichen Emissionen und zur Einsparung von Energie leisten.

Produzenten von Filter- und Kata-lysatortechniken arbeiten kontinu-ierlich an Systemen zur Reduktion von Partikeln, die sich schädlich auf die Umwelt, das Klima oder die Ge-sundheit auswirken. Diese Systeme können immer häufiger nachgerüstet werden. Es werden zudem Abgas-rückführungssysteme entwickelt, die die Emissionen wieder im Verbrennungsprozess verwenden. An-nähernd alle der heute in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge mit

Weltpremiere: Solarstrom-Tankstellennetz in Israel

Mit seiner Firma Better Place ver-sucht der ehemalige SAP-Vorstand Shai Agassi dem Elektroauto zum Durchbruch zu verhelfen. Zusam-men mit dem französischen Auto-bauer Renault-Nissan plant er, in Israel ein Netz von Solarstrom-La-destationen aufzubauen und somit die erste flächendeckende Infra-struktur für Elektroautos weltweit zu schaffen. Bis Ende 2008 wurden so schon 800 Ladestationen in Israel errichtet. Renault-Nissan will gleich-zeitig die nötigen Elektroautos pro-duzieren. Die nächsten Schritte der Expansion sind schon geplant: Für ähnliche Projekte in Dänemark, Ha-waii und Australien wurden bereits Machbarkeitsstudien durchgeführt.

Elektro-Smart ab 2012 in Großserie

Die Daimler AG plant ab 2012 die Fertigung eines Elektro-Smarts in Großserie. Das Fahrzeug wird mit einer Lithium-Ionen-Batterie aus-gestattet sein; eine Batterieladung soll circa 2 Euro kosten und für eine Strecke von 150 Kilometern reichen. Schon 2009 soll eine Kleinserie des Smart Fortwo in Berlin starten. Dafür werden in Zusammenarbeit mit dem Stromversorger RWE über 500 Ladestationen in Berlin an öf-fentlichen Parkplätzen errichtet. Einige Monate später sollen dann zusätzlich elektrische Versionen der A-Klasse und B-Klasse folgen.

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180 Nachhaltige Mobilität

Ottomotor haben einen Katalysator. Dadurch konnte seit 1986 – damals wurde der erste Katalysator eingebaut – der Ausstoß von Stickoxiden und Kohlenwasserstoffen um mehr als 90 % gesenkt werden.

Zu den innovativen Verkehrssystemen gehören auch Lärmschutzsys-teme in Fahrzeugen oder auf und an Verkehrswegen. Deutsche Tech-nologien verringern hier die Verkehrsemissionen bereits erheblich: So erzeugen 60 Waggons mit den modernen, leichten und geräuscharmen (LEILA)-Drehgestellen nicht mehr Lärm als ein einziger Güterwagen mit heute üblicher Technik; und mit Flüsterbremsen wird die Lärm-belastung durch den Bahnverkehr weiter reduziert. Bis 2020 soll die Lärmemission der 135.000 in Deutschland fahrenden Waggons durch den Einsatz von Flüsterbremsen halbiert werden.

Hebel 2: Verringerung von Verkehrsmengen und bessere Auslastung der Verkehrsmittel

Den größten Effekt auf die Verringerung der Umweltbelastungen ha-ben Maßnahmen, die das Verkehrsaufkommen reduzieren. Relevant sind dafür Technologien aus dem Bereich Telematik, aber auch Dienst-leistungsangebote, die Reiseaktivitäten bündeln und somit den Aus-

lastungsgrad erhöhen. Auf diesem Gebiet hat sich eine Reihe deutscher Anbieter profiliert.

Im Bereich Informations- und Kom-munikationstechnik entwickeln deut-sche Unternehmen intelligente Ver-kehrsleitsysteme, beispielsweise intelligent gesteuerte Ampeln oder elektronische Autobahnleitsysteme.

Deutsche Unternehmen bieten Tele-matik-Lösungen zur Steuerung von Fahrzeugflotten und Navigationsge-räte zur Stauvermeidung an. Mit mo-dernster Technologie hat Deutschland außerdem das nationale Autobahn-Mautsystem umgesetzt.

Dienstleister bieten Velotaxis, Car-Sharing-Modelle und Mitfahrkon-zepte an. Deren Umsetzung wird

Die Flüsterbremse senkt den Lärmpegel

Anlieger von Bahngleisen sind mit-unter leidgeprüft, wenn das schrille Geräusch von Zugbremsen ertönt. Die Umstellung auf Kunststoffbrem-sen für Güterwaggons kann den Lärmpegel erheblich senken. Die Laufgeräusche umgerüsteter Güter-wagen können damit dauerhaft um bis zu 10 Dezibel reduziert werden. Bei vollständiger Umrüstung des Güterwaggonbestandes ließe sich etwa eine Halbierung des Lärms der Güterzüge erzielen. Dies hat insgesamt einen positiveren Effekt auf die Lebensqualität der Anlieger als andere Maßnahmen: Güterzüge sind nämlich vor allem nachts un-terwegs, und wenn die nächtliche Lärmbelastung abnimmt, erleben die Betroffenen dies als deutliche Entlastung.

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181Nachhaltige Mobilität

durch Internetanwendungen immer leichter: Online-Buchungen ma-chen die Handhabung für die Kunden schnell, flexibel und damit attrak-tiv. In den 250 deutschen Städten und Gemeinden, in denen Car Sha-ring inzwischen angeboten wird, leben etwa 30 Millionen Menschen – damit erreicht dieses Konzept eine Abdeckung wie in kaum einem anderen Land.

Hebel 3: Verlagerung von Verkehr auf umweltfreundlichere Träger

Eine stärkere Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsträger wird in Deutschland seit langem angestrebt. Moderne Technologie im Infra-strukturbereich und effiziente Logistikdienstleistungen tragen dazu bei, dieses Ziel zu erreichen.

Deutschland ist der führende Anbieter von Systemen für den öffentli-chen Personennahverkehr (ÖPNV) – gleichzeitig ist dieser in Deutsch-land vorbildlich ausgebaut. Fahrgäste legen jährlich mehr als 10 Milli-arden Fahrten mit Bus und Bahn zurück. Im Durchschnitt benötigt die Beförderung eines Menschen mit dem Pkw rund 7,8 l/100 km, während im ÖPNV dafür lediglich etwas mehr als 2 Liter benötigt werden – ent-sprechend groß wären die positiven Effekte auf die Umwelt, wenn mehr Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen würden.

Mit modernen Umschlaganlagen und Infrastrukturprojekten zur besseren Verknüpfung der verschiedenen Ver-kehrsträger leisten die Unternehmen aus dem Bereich Verkehrswege- und Anlagenbau einen Beitrag zur Ver-lagerung von Verkehrsaufkommen auf die Schiene. Vor allem durch die bessere Anbindung und die Be-schleunigung des Schienengüterver-kehrs können die Straßen erheblich entlastet werden. Auch die Binnen-schifffahrt liegt bei den CO2-Emissi-onen pro Kilometer und transportier-ter Tonne Frachtgut im Bereich des Schienenverkehrs und weist somit eine erheblich bessere CO2-Bilanz auf als die Straße.

Umweltzonen erhöhen die Lebenserwartung

Laut EU-Kommission sterben jährlich allein in Europa mehr als 288.000 Menschen vorzeitig auf-grund der Feinstaubbelastung. Um die Emissionswerte nachhaltig zu senken, wurden 2008 in vielen Städten Deutschlands Umweltzonen eingerichtet. Dort dürfen nur noch Fahrzeuge mit einer Feinstaub-plakette fahren; nur Autos, deren Emissionswerte unterhalb eines Grenzwertes liegen, erhalten diese Plakette. Untersuchungen gehen davon aus, dass solche Umwelt-zonen die Lebenserwartung der Anwohner um bis zu zehn Jahre erhöhen.

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182 Nachhaltige Mobilität

Deutsche Unternehmen wie die Deutsche Bahn AG gehören zu den weltweit führenden Anbietern im stark wachsenden internationalen Logistikmarkt. Sie organisieren für ihre Kunden komplexe Logistik-ketten über die verschiedenen Verkehrsträger hinweg und verbessern deren Effizienz fortlaufend.

Marktchancen – Dynamische WachstumssektorenSchon heute machen Produkte und Dienstleistungen, die einen Bei-trag zur nachhaltigen Mobilität leisten, einen Weltmarkt von 200 Mrd. Euro aus. Bis 2020 wird erwartet, dass dieser auf über 300 Mrd. Euro anwächst. Die Märkte für Technologien wie effiziente Otto- und Dieselmotoren oder Schienenfahrzeugbau bzw. Schieneninfrastruktur wachsen dabei eher moderat. Andere innovative Umwelttechnologien

im Verkehrsbereich werden sich bis 2020 dynamischer entwickeln. Dies gilt zum Beispiel für Hybridantriebs-technologien, deren Umsatz um 9 % pro Jahr wächst. Bis zum Jahr 2020 sollen laut Bundesumweltministeri-um allein in Deutschland bereits eine Millionen am Stromnetz aufladbare Elektrofahrzeuge und Plugin-Hybrid-Fahrzeuge auf den Straßen unter-wegs sein. Zudem werden welt-weit circa 34 Millionen Fahrzeuge mit Dieselpartikelfiltern ausgerüstet sein. Mit über 25 % jährlich ver-zeichnet seit 2008 jedoch der Markt für NOx-Filtersysteme das stärkste Wachstum. Aber auch in reiferen Märkten wie der Verkehrstelematik ist bei einem jährlichen Wachstum von 6 % mit einer Verdopplung des Marktvolumens bis 2020 zu rechnen (siehe Abbildung Seite 183).

Deutsche Unternehmen sind dabei in vielen Sektoren ausgezeichnet po-sitioniert. So produzieren sie fast die

Energiesparampeln in Berlin: Heller, sparsamer, langlebiger

Seit Januar 2006 werden die Am-peln in Berlin von einem Dienst-leister gewartet und erneuert. 744 Ampeln sollen gegen neue Anlagen mit Licht-Emittierender-Dioden-Technik ( LED) ausgetauscht werden.

Die Umrüstung auf LED führt zu Energieeinsparungen bis zu 70 % gegenüber der heutigen Technik. In absoluten Zahlen bedeutet dies für die 100 im Jahr 2006 ausgetausch-ten Lichtschaltanlagen eine Erspar-nis von etwa 1 Mio. Kilowattstun-den. Nach der Modernisierung, die Mitte 2009 abgeschlossen sein soll, wird eine jährliche Energieeinspa-rung von 6 Mio. Kilowattstunden erwartet. Außerdem haben LED-Signalgeber eine zehnfach höhere Lebensdauer als die herkömmliche Technik. Die wesentlich bessere Leuchtstärke der LED-Ampeln lässt außerdem eine erhöhte Verkehrssi-cherheit bei Sonnenlicht erwarten.

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183Nachhaltige Mobilität

Hälfte der Filter- und Katalysatorsys-teme. Im Bereich Verkehrstelematik vereinen die einheimischen Firmen ein Fünftel des Weltmarktes auf sich. In anderen Bereichen mit noch wenig entwickelten Märkten ist Deutsch-land in der Produktentwicklung füh-rend (siehe Abbildung unten).

Umsatz und Beschäftigung – Kleine und mittlere Unternehmen als SpitzenreiterDie befragten Unternehmen im Leit-markt Nachhaltige Mobilität sind zu fast 80 % kleine und mittelständi-sche Betriebe mit einem Jahresum-satz unter 50 Mio. Euro. Es handelt sich dabei rund zur Hälfte um Dienst-leistungsfirmen im Bereich Planung und Beratung. 23 % der Firmen im Leitmarkt gehören zur Kategorie Pro-duktion und Anlagenbau. Als Han-delsunternehmen bezeichnen sich rund 6 % der Firmen.

Im Schnitt sind die Unternehmen der repräsentativen Stichprobe zwi-schen 2005 und 2007 dynamisch gewachsen. Das größte nominelle Wachstum erreichten dabei mittlere Firmen: Sie haben jährlich im Schnitt einen Umsatzzuwachs von mehr als einem Drittel erreicht. Auch die gro-ßen Firmen konnten ihren Umsatz im Schnitt um 16 % pro Jahr steigern. Mit Blick auf das Umsatzwachs-tum in naher Zukunft sind die kleinen Unternehmen jedoch dreimal so

Weltmarktprojektionen in KernsektorenQuelle: Roland Berger

2007 2020

59

81

Schienen-fahrzeugbauund -infrastruktur[Mrd. Euro]

8

13

Filtertechnologie[Mrd. Euro]

0,6

2

Hybridantriebe[Mio. Stück]

29

61

Verkehrstelematik [Mrd. Euro]

Wachstum bis 2020 p.a.

+3%

+9%

+4%

+6%

Weltmarktvolumen

Weltmarktanteile deutscher UnternehmenQuelle: Roland Berger

Schienen-fahrzeugbau und -infrastruktur

Filter/Katalysator

Verkehrstelematik

16%

44%

20%

Marktanteil Deutschland

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184 Nachhaltige Mobilität

optimistisch wie Großunternehmen. Mittelständische Unternehmen ge-hen bis 2010 von einem zweistelli-gen Wachstum aus, das jedoch nur rund ein Drittel so hoch ist wie in der Vergangenheit.

Nachdem 2004 bis 2005 überwie-gend mittelständische Firmen Ar-beitsplätze geschaffen haben, muss-ten diese in den Folgejahren die Mitarbeiterzahl zum Teil wieder re-duzieren. Dadurch entstanden in den Jahren 2005 bis 2007 die meisten Arbeitsplätze bei den kleinen Unter-nehmen. Der Gesamttrend bei der Beschäftigungsentwicklung weist jedoch weiterhin nach oben, sodass sich der Leitmarkt Nachhaltige Mobili-tät durchaus zum Beschäftigungsmo-tor entwickeln kann. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen wollen die Mitarbeiterzahl bis 2010 jährlich um fast ein Drittel steigern. In Anbetracht der Wirtschaftskrise bleibt abzuwarten, ob sich diese Ab-sichten verwirklichen lassen.

Die Hälfte der befragten Firmen hat 2007 eine Umsatzrendite von bis zu 5 % erreicht, 31 % der Unternehmen lagen darüber. In die letztgenann-te Kategorie fielen im betrachteten Zeitraum überdurchschnittlich viele Großunternehmen. Bei den Mittel-ständlern und Großbetrieben fällt der Anteil der Unternehmen mit negati-ven Jahresüberschüssen höher aus

als bei den kleinen Firmen im Leitmarkt. Der Anteil von Unternehmen mit negativen Jahresüberschüssen liegt mit 19 % im Vergleich der Leit-märkte relativ hoch.

Umsatzentwicklung in Deutschland – Vergangenheit und Zukunftsprojektion

Quelle: Roland Berger

Umsatzklasse Unter- nehmen [Mio. Euro]

2008-20102005-2007

<10 21% p.a.9% p.a.

10-50 14% p.a.37% p.a.

>50 7% p.a.16% p.a.

Mitarbeiterentwicklung in Deutschland – Vergangenheit und Zukunftsprojektion

Quelle: Roland Berger

Umsatzklasse Unter- nehmen [Mio. Euro]

2008-20102005-2007

<10 27% p.a.13% p.a.

10-50 30% p.a.-4% p.a.

>50 3% p.a.4% p.a.

Rentabilität der Unternehmen in Deutsch-land

Quelle: Roland Berger

<0%

8%

50%

19%

23%

0-5% 5-10% >10%

Umsatzrendite-Klasse (gemäß Jahresüberschuss)

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185Nachhaltige Mobilität

Internationalisierung – Fokus auf Europa

Der Leitmarkt Nachhaltige Mobilität ist im Vergleich zu den anderen Leitmärkten bereits stärker auf das Ausland ausgerichtet, wobei Inter-nationalisierung und Wettbewerb in der Branche weiter zunehmen wer-den. Über 40 % der befragten Unternehmen setzen den Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit nicht mehr national, sondern innerhalb der Europäischen Union oder global. Vor dem Hintergrund der Industrie-struktur mit vielen kleineren Unternehmen ist die Internationalisierung damit schon weit vorangeschritten. In keinem anderen Leitmarkt liegt der Anteil der Unternehmen, die international aktiv sind, höher. Auch der Anteil der Wertschöpfung, den die Unternehmen 2007 im Ausland erbracht haben, liegt bei der Nachhaltigen Mobilität mit 10 % über dem Durchschnitt der sechs Leitmärkte. Dennoch beschränken sich noch knapp 60 % der Firmen auf regionale und lokale Absatzmärkte – er-wartungsgemäß sind die meisten von ihnen Kleinstunternehmen und Dienstleistungsfirmen.

Der Produktionsstandort Deutschland ist für die Unternehmen im Leitmarkt nach wie vor sehr attraktiv. Interessant ist, dass die Firmen des Leitmarktes Nachhaltige Mobilität die einzigen aus den sechs Leitmärkten sind, die dem Produktionsstandort Deutschland bis 2010 sogar eine steigende Attraktivität bescheinigen. Dies ist sicherlich auch ein positives Signal für den Erhalt von Arbeitsplätzen in Deutschland.

Fast die Gesamtzahl der im Ausland beschäftigten Arbeitnehmer ent-fällt auf Westeuropa. Hier zeichnet sich bereits die – nach Deutschland – starke Bedeutung dieser Region für die Unternehmen im Leitmarkt ab, was sich auch bei den Absatzmärkten und der Wettbewerbsinten-sität bestätigt.

Deutschland ist jedoch nach wie vor der wichtigste Absatzmarkt und erzielt im Schnitt 96 von 100 Punkten auf dem Bedeutungsindex. Die-sen hohen Stellenwert wird es auch bis 2020 beibehalten. Allerdings büßt die Bundesrepublik künftig an Bedeutung ein, während alle ande-ren Weltregionen an Gewicht zulegen. Folgt heute mit 55 Punkten auf dem Bedeutungsindex Westeuropa als wichtigste Absatzregion au-ßerhalb Deutschlands, so weist diese für 2020 bereits 71 Bedeutungs-punkte auf. Osteuropa als drittwichtigste Absatzregion wird heute mit 36 Indexpunkten bewertet und wird bis 2020 am stärksten von allen Weltregionen an Bedeutung gewinnen. Der Absatz konzentriert sich somit heute wie 2020 auf Deutschland und Europa. Mit Blick auf 2020

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186 Nachhaltige Mobilität

Bedeutung regionaler Absatzmärkte und Wettbewerb 2008 und 2020 für den Leitmarkt Nachhaltige Mobilität

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187Nachhaltige Mobilität

folgt Russland als viertwichtigster Markt, während die USA, Indien und China etwa gleichauf an fünfter Stelle liegen.

Der Blick auf die nationale und internationale Konkurrenz, der deut-sche Unternehmen heute und 2020 ausgesetzt sein werden, zeigt: Der Wettbewerb mit inländischen Anbietern, vor allem aber auch der Wettbewerb mit Anbietern aus dem Ausland wird bis 2020 deutlich an Schärfe gewinnen. Während für die Unternehmen heute die stärksten Wettbewerber aus Deutschland kommen, wird für 2020 erwartet, dass die stärksten Konkurrenten aus Westeuropa kommen werden. Zudem werden mit Blick auf 2020 Wettbewerber aus Osteuropa und Russland als starke Konkurrenten wahrgenommen.

Auffällig ist, dass die Unternehmen im Leitmarkt Nachhaltige Mobilität den zukünftigen Wettbewerb mit Firmen aus Asien (China und Indien) als deutlich stärker einschätzen als jenen durch die US-Konkurrenz. So-mit zeichnet sich eine Verschiebung innerhalb der Triade ab.

Die Befragung zeigt klar: Internationalisierung lohnt sich. Während der Anteil hochrentabler Firmen (das heißt mit einer Umsatzrendite von über 10 %) bei den international aktiven Firmen bei 20 % liegt, er-reichen diese Kategorie kaum Firmen, die sich nur auf den nationalen Markt beschränken.

Innovation – Starkes Engagement für Forschung und EntwicklungDie befragten Firmen im Leitmarkt Nachhaltige Mobilität sind im Vergleich zu den Unternehmen der anderen Leitmärkte sehr innovati-onsorientiert: Im Durchschnitt über alle Firmen werden mit 10 % des Umsatzes überdurchschnittlich viele Mittel in Forschung und Ent-wicklung investiert. Damit bestätigte sich das Ergebnis aus der Befra-gung 2006. Am stärksten engagieren sich mittelgroße Unternehmen; bei ihnen beträgt der durchschnittliche Anteil der Forschungs- und Ent-wicklungsausgaben fast 24 %. Weniger wird dagegen von den großen Firmen investiert. Sie geben im Schnitt fast 7 % ihres Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus, was einer Verdopplung des Anteils zur letzten Befragung entspricht (siehe Abbildung Seite 188).

Die Unternehmen mit den höchsten Wachstumsraten geben dabei alle mehr als 10 % ihres Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus –

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188 Nachhaltige Mobilität

offensichtlich üben Innovation und Wachstum eine positive Wechsel-wirkung aus. Das Wachstum der For-schungsausgaben wird sich mit 12 % im Schnitt etwas weniger dynamisch als der Umsatz entwickeln.

Der Großteil der Forschung im Be-reich der nachhaltigen Mobilität wird von der Wirtschaft geleistet. Mehr als 60 % der staatlichen Pro-jektförderung gingen in den Jahren von 2003 bis 2005 an Unternehmen. In diesem Zeitraum beschäftigten sich die meisten Forschungsvorha-ben mit den Themen Emissionsmin-derung, Fahrzeugkonstruktion und Infrastruktur. Im Bereich der alter-nativen Antriebstechnologien wa-ren Erdgas und Elektromotoren die häufigsten Forschungsthemen. Die höchsten Fördersummen flossen in

Projekte für integrierte Verkehrssysteme und umweltschonende An-triebe in der Luftfahrt.

Forschung, Kooperation, Cluster – Konzentration im WestenWeit über die Hälfte der Unternehmen des Leitmarktes Nachhaltige Mobilität engagiert sich in Innovationsnetzwerken: Dabei sind die häufigsten Kooperationspartner Kunden und Hochschulen. In solchen Netzwerken arbeiten vor allem kleine und mittelständische Unterneh-men. In 70 % der Fälle handelt es sich um nationale Kooperationen – die örtliche Nähe hat also häufig weniger Relevanz für Kooperationen als inhaltliche und fachliche Beweggründe. Wie die Beispiele aus den Regionen Hamburg, Freiberg und dem Rheinland zeigen (siehe Karte Seite 190), werden zahlreiche enge Projektkooperationen allerdings weiterhin mit regionalen Partnern realisiert.

Im Leitmarkt Nachhaltige Mobilität kommt den Verbänden eine wich-tige Funktion zu – bei fast der Hälfte der Kooperationen nimmt ein

Forschungsausgaben der Unternehmen in Deutschland im Leitmarkt Nachhaltige Mo-bilität

Quelle: Roland Berger

9%

Umsatzklasse[Mio. Euro]

FuE-Ausgaben[% vom Umsatz]

Wachstum p.a. 2008-2010

24%

7%

<10

10-50

>50

8%

8%

14%

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189Nachhaltige Mobilität

Verband die Rolle des Koordinators wahr.

Die wichtigsten Motive für Koope-rationen von Unternehmen sind die gemeinsame Interessenvertretung, die Generierung von Produktideen und der Austausch von Informatio-nen. Vor allem Letzteren werten die Unternehmen als großen Mehrwert der Netzwerke.

Die Deutschlandkarte (siehe Sei-te 190) zeigt relevante Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem Leitmarkt Nachhaltige Mobili-tät. Die Einfärbung der Bundesländer verdeutlicht, wo die meisten Mitar-beiter im Bereich Nachhaltige Mobi-lität beschäftigt werden: In Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Berlin hat der Leitmarkt die höchste Relevanz für den Arbeitsmarkt. Bay-ern, Hessen und Berlin haben mit Blick auf die Beschäftigungszahlen ihre Stellung deutlich verbessert.

In Nordrhein-Westfalen konnte das Wachstum der Arbeitsplätze nicht mit der Spitzengruppe mithalten – das Land rutschte ins Mittelfeld ab. Weiterhin fallen einige Regionen mit hoher Unternehmensdichte auf – dazu gehören das Rhein-Ruhr-Gebiet sowie die Regionen Stuttgart, München, Freiberg, Hamburg und Berlin.

In • Hamburg bildet die Hochschule für Angewandte Wissenschaften einen Innovationskern für Konzepte zur nachhaltigen Mobilität. Hier zwei Projektbeispiele: Die Forschungsgruppe Flugzeugentwürfe und -systeme entwickelt mit Airbus Konzepte für die sogenannten Grünen Frachter. Bei diesen Frachtflugzeugen soll der Ausstoß von Emissionen und Lärm sowie der Verbrauch von Kraftstoff deutlich reduziert werden. Das Labor für Kolbenmaschinen kooperiert mit der Firma Brätsch Kompressoren GmbH bei der Entwicklung effizienter Kolbenverdichter; gefördert wird das Projekt von der Innovationsstif-tung Hamburg.

Nanotechnologie: Mehr Effizienz mit weniger Ressourcen

Die Nanotechnologie leistet einen zunehmenden Beitrag zur nach-haltigen Mobilität, indem sie eine deutliche Steigerung der Effizienz im Ressourceneinsatz ermöglicht. Besonders relevant sind die milli-onstel Millimeter kleinen Materiali-en für die Bereiche Beschichtungen und Abgaskatalysatoren. Braucht man beispielsweise bei konventio-nellen Beschichtungen drei Lagen für die Lackierung eines Fahrzeugs, kann man mit Nanomaterialien den gleichen Effekt mit nur einer Lage erzielen. Zudem helfen Nanomate-rialien bei Leichtbaustrategien: Ge-wichtsreduktionen von bis zu 25 % sind möglich, wenn Nano-Bestand-teile in Aluminium und Magnesium eingesetzt werden.

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190 Nachhaltige Mobilität

Karlsruhe Stuttgart

Nürnberg

Frankfurt am Main

Hamburg

BraunschweigHannover

Bremen

Essen

AachenKöln

Kassel

Dresden

Berlin

München

Beschäftigungsvolumen im Leitmarkt je Bundesland

niedrigmittelhoch

Unternehmensgrößenach Umsatz [Mio. Euro]

Forschungseinrichtungen

<1010-50>50

Regionale Verteilung der Firmen und Forschungseinrichtungen im Leitmarkt Nachhaltige Mobilität

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191Nachhaltige Mobilität

Rund um die • Ruhruniversität Bo-chum haben sich die APS GmbH (Europäisches Zentrum für Mecha-tronik) aus Aachen und die beiden rheinland-pfälzischen Unterneh-men SAT Straßensanierung und Wirtgen zusammengeschlossen, um die Wiederverwertung von Straßenbelägen weiterzuentwi-ckeln. Resultat ist der sogenann-te Kaltrecyclingprozess, bei dem während der Straßensanierung 100 % der ausgebauten Mineral-stoffe wiederverwendet werden – das spart Zeit und Material. Die Methode reduziert somit die Um-welt- und Lärmbelastung und spart gleichzeitig Kosten.Im Rahmen des • Projekts Linienein-satz eines 18-m-Hybridbusses be-gleitete das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursyste-me in Dresden 2006 bis 2007 den Demonstrationseinsatz zwei der ersten Hybridbusse in Deutsch-land. In Zusammenarbeit mit den Dresdner Verkehrsbetrieben wur-den zwei Busse der Firma Solaris über 12 Monate repräsentativ im Linieneinsatz getestet sowie ei-ne Kosten-Nutzen-Analyse durch-geführt. Das Ergebnis wies eine Wirtschaftlichkeit aus, die zwar leicht unter der eines Dieselbusses lag. Dennoch war eine hervorragende Ökobilanz des Busses zu ver-zeichnen.

EU-weite CO2-Auflagen für die Automobilindustrie geplant

Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments haben sich Ende 2008 auf Klimaschutzauflagen für Autos geeinigt. Der Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausga-ses Kohlendioxid soll von derzeit knapp 160 Gramm je Kilometer im Flottendurchschnitt auf 120 Gramm je Kilometer sinken. Die Autobauer müssen die neuen Grenzwerte für ihre Neuwagenflotte von 2012 bis 2015 schrittweise einhalten, wobei die Frist bis 2015 einen Kompromiss gegenüber der auf Oberklassewa-gen spezialisierten deutschen Auto-mobilindustrie darstellt. 2012 sollen zunächst 65 % der Neuwagen eines Herstellers die Norm erfüllen, ein Jahr später 75 %, 2014 dann 80 % und ab 2015 schließlich alle Neu-wagen. Hersteller, die diese Quoten überschreiten, müssen ab 2012 empfindliche Strafen zahlen. Ge-plant ist, die Autoproduzenten bis 2020 zu einer weiteren Reduktion des CO2-Ausstoßes auf 95 Gramm je Kilometer zu verpflichten. Der Kom-promiss muss noch die förmliche Zustimmung der EU-Staaten und des EU-Parlaments finden.

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192 Nachhaltige Mobilität

Der Beitrag der Politik – Gesetzliche Grundlagen als treibende Kraft für InnovationenDie Politik leistete einen wichtigen Beitrag, die deutsche Mobilitäts-wirtschaft stärker auf Nachhaltigkeit auszurichten. Anfang der 90er Jahre wurde verbleites Benzin verboten, die Pflicht zu schwefelarmen Dieselkraftstoffen und die ersten Abgasgrenzwertregelungen nach der EURO-Norm wurden eingeführt. Von EURO-1 ausgehend wurden diese in den darauf folgenden Jahren ständig verschärft – die 2007 veröffentlichten EURO-5- und EURO-6-Normen werden 2009 und 2014 in Kraft treten.

In den letzten Jahren wurden weiterhin verschiedene Gesetze zur Re-duktion von schädlichen Emissionen erlassen. Dazu gehören die steu-erliche Begünstigung der Nachrüstung von Partikelfiltern für Dieselfahr-zeuge seit April 2007, die Kennzeichnungspflicht für emissionsarme Fahrzeuge, die Einführung von Umweltzonen in vielen Städten sowie die Verpflichtung der Automobilindustrie, gegenüber dem Kunden den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen auszuweisen.

Gesetzliche Regelungen haben Rahmenbedingungen geschaffen, die frühzeitig Innovationen bei nachhaltigen Technologien ausgelöst haben. Die Unternehmen haben dadurch in einzelnen Feldern Wettbewerbs-vorteile im Vergleich zu Konkurrenten aus Ländern erzielt, deren ge-setzliche Rahmenbedingungen weniger anspruchsvoll gesetzt waren. Die Einflussmöglichkeiten der Politik auf den Leitmarkt Nachhaltige Mobilität sind somit groß.

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Umwelttechnik in den Bundes-ländern

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194 Umwelttechnik in den Bundes ländern

Heterogene Entwicklungen der Unternehmen in den verschiedenen BundesländernMit dieser Neuauflage des Umwelttechnik-Atlas wurde die Betrach-tung der deutschen Umwelttechnik-Branche um eine Ebene erweitert. Erstmals wird ein Blick auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der 16 deutschen Bundesländer geworfen. Zwei Perspektiven werden dabei beleuchtet: zum einen die der Unternehmen und Forschungs-einrichtungen in den Ländern, zum anderen die der Ministerien der Länder. Die beiden Perspektiven werden im Anschluss durch eine Zusammenfassung der wichtigsten Aktivitäten in den Bundesländern in Form eines Profils ergänzt, das auf zwei Quellen basiert: zum einen auf der im Kapitel Der deutsche Umwelttechnik-Markt bereits vorge-stellten Befragung der deutschen Umwelttechnik-Branche und zum anderen auf einer Befragung der Landesumweltministerien, die im Herbst 2008 durchgeführt wurde.

Im Folgenden werden zuerst die allgemeine Bedeutung der Umwelt-technologien sowie die Bedeutung der wesentlichen Leitmärkte aus der Sicht der einzelnen Bundesländer näher betrachtet.

Die Auswertung der Befragung zeigt, abgesehen von Ballungszentren, eine ausgeglichene lokale Verteilung der Teilnehmer (siehe Karte Sei-te 195). Diese Homogenität ist jedoch nicht nur bei der geografischen Verteilung von Unternehmen und Forschungseinrichtungen gegeben: Auch das starke Wachstum der deutschen Umwelttechnik findet sich in allen Bundesländern wieder. Das heißt, dass die Unternehmen in kei-nem der Länder negative Wachstumserwartungen haben. Auch für die Zukunft rechnen Unternehmen in ganz Deutschland mit einer positiven Entwicklung ihrer Geschäftstätigkeit.

Die Angaben der Unternehmen spiegeln deutlich eine Heterogeni-tät wider. Unterschiede konnten zwischen den einzelnen Ländern, zwischen Nord und Süd sowie zwischen Ost und West festgestellt werden. So haben Länder unterschiedliche Leitmarktschwerpunkte und Anbindungen ins Ausland. Dies wird besonders an den gezeigten Ansätzen, Strategien und Aktivitäten der Länderministerien sichtbar.

Auch bezüglich der Forschungseinrichtungen sind Unterschiede in den einzelnen Bundesländern festzustellen. Die Ausprägung der Schwer-punkte in den Ländern variiert sehr stark. Wie auch bei den Unterneh-

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195Umwelttechnik in den Bundes ländern

Regionale Verteilung der Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Umwelttechnologie in Deutschland

Hamburg

Bremen

BraunschweigHannover

Bremen

Essen

Berlin

Frankfurt am Main

Aachen

KölnKassel

Dresden

Karlsruhe Stuttgart

Nürnberg

München

Beschäftigungsvolumen der Umwelttechnik je Bundesland

niedrigmittelhoch

Standorte

ForschungseinrichtungenUnternehmen

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196 Umwelttechnik in den Bundes ländern

men besitzt der Leitmarkt Umweltfreundliche Energien und Energie-speicherung eine sehr große Ausprägung, jedoch sind – abgesehen von der Rohstoff- und Materialeffizienz – auch alle anderen Leitmärkte im Bereich der Forschungseinrichtungen und Institutionen stark vertre-ten.

Leitmarktschwerpunkte in den Bundesländern – Konzentration auf Umweltfreundliche Energien und EnergiespeicherungIn den verschiedenen Regionen Deutschlands sind nicht alle Leitmärk-te der Umwelttechnologien gleich stark ausgebildet. Diese haben sich innerhalb der Bundesländer mit unterschiedlicher Geschwindigkeit entwickelt. Auf Basis der Befragungsergebnisse kann in diesem Atlas erstmals in einer Karte ein Abbild der Schwerpunkte je nach Bundes-land gezeichnet werden. Es sind in der Karte diejenigen Leitmärkte dargestellt, die gemessen am Umsatz im jeweiligen Bundesland am stärksten vertreten sind (siehe Karte Seite 197).

Der Leitmarkt Umweltfreundliche Energien und Energiespeiche-rung gehört in Summe zu den beiden größten Einzelleitmärkten in Deutschland. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass dieser auch bei der Betrachtung auf Ebene der Bundesländer in fast allen Län-dern unter den beiden umsatzstärksten Leitmärkten vertreten ist. Mit Nordrhein-Westfalen und Sachsen haben sich lediglich zwei Länder herauskristallisiert, in denen sich andere Leitmärkte und Technologien in den letzten Jahren besser entwickelt haben. Hier stehen neben der Energieeffizienz die Kreislaufwirtschaft bzw. die Wasserwirtschaft im Vordergrund.

Der größte Einzelleitmarkt der Energieeffizienz konzentriert sich vor allem in den Bundesländern im Westen Deutschlands. Hierunter be-finden sich die wirtschaftsstarken Länder Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen.

Während sich der Leitmarkt Rohstoff- und Materialeffizienz bisher nur in Sachsen an der Spitze der Bedeutungsskala positionieren konn-te, ist die Kreislaufwirtschaft, trotz ihrer bei einer gesamtdeutschen Betrachtung relativ geringen Marktgröße, in vielen Regionen zu ei-

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197Umwelttechnik in den Bundes ländern

Leitmarktschwerpunkte der Unternehmen in den Bundesländern

KreislaufwirtschaftEnergieeffizienz

Nachhaltige MobilitätNachhaltige Wasserwirtschaft

Unternehmen Forschungseinrichtungen

Umweltfreundliche Energien

Rohstoff- und Materialeffizienz

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198 Umwelttechnik in den Bundes ländern

nem wichtigen Leitmarkt aufgestiegen. In den Bundesländern Berlin und Mecklenburg-Vorpommern sind zudem überdurchschnittlich viele Unternehmen der Nachhaltigen Mobilität vertreten, sodass dieser Leitmarkt im Nordosten Deutschlands zu einer gewichtigen Größe der Umwelttechnik geworden ist.

Umsatzstärkere Unternehmen in den alten Bundesländern – Neue Bundesländer holen aufWie bereits im ersten Kapitel dargestellt, ist der Markt für Umwelttech-nik in Deutschland relativ fragmentiert und kleinteilig. Dies gilt zunächst für alle Bundesländer gleichermaßen, jedoch mit unterschiedlichen Ausprägungen. So sind Unternehmen in den alten Bundes ländern tendenziell größer als in den neuen Bundesländern. Insbesondere der Anteil der kleinen Unternehmen mit einem Umsatz unter 10 Mio. Euro fällt in den neuen Bundesländern mit 85 % um mehr als 10 Pro-zentpunkte größer aus als die Vergleichsgruppe in den alten Bundes-ländern. Gleichzeitig ist der Anteil der großen Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Mio. Euro in den alten Bundesländern mit 13 % fast doppelt so hoch wie in den neuen Bundesländern.

Ein Vergleich der alten und neuen Bundesländer hinsichtlich des er-warteten Umsatzwachstums für 2008 und 2009 impliziert eine An-gleichung der Marktstrukturen, denn Unternehmen in den neuen Bundesländern erwarten mit 24 % ein im Durchschnitt 3 % schnelleres Wachstum als Unternehmen in den alten Bundesländern (siehe Ab-bildung Seite 199). Damit nimmt die Größe der ostdeutschen Unter-nehmen im Durchschnitt stärker zu als die Größe der westdeutschen

Alte Bundesländer Neue Bundesländer

> 50 Mio. Euro10–50Mio. Euro

15%

> 50 Mio. Euro

10–50 Mio. Euro

< 10 Mio. Euro

85%

< 10 Mio. Euro

72%

13% 8%7%

Verteilung nach Unternehmensgrößen in den alten und neuen Bundesländern im Vergleich

Quelle: Roland Berger

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199Umwelttechnik in den Bundes ländern

Unternehmen. Die neuen Bundes-länder belegen damit Spitzenplätze im nationalen Vergleich. Unter den Top-5-Bundesländern mit in den Jah-ren 2006 und 2007 am schnellsten gewachsenen Unternehmen waren zwei neue Bundesländer vertreten, nämlich Sachsen-Anhalt und Meck-lenburg-Vorpommern. (siehe Abbil-dung Mitte) Das schnellste Wachs-tum für 2008 und 2009 erwarten Unternehmen in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg, Thüringen und Rhein-land-Pfalz. Damit sind unter den Top 5 sogar drei neue Bundesländer ver-treten (siehe Abbildung unten).

Baden-Württemberg, Bayern und das Saarland beheimaten die meisten Unternehmen mit internationaler GeschäftsausrichtungInnerhalb der Bundesländer sind große Unterschiede im Bereich der geografischen Geschäftsausrichtung der Unternehmen festzustellen. Die Vorteile einer internationalen Geschäftsausrichtung liegen für die Un-ternehmen dabei klar auf der Hand: International agierende Unterneh-men können, so ein Ergebnis der Befragung, meist mit einer höheren Profitabilität aufwarten als ihre lediglich national agierenden deutschen Konkurrenten.

Im Vergleich der Bundesländer sind zwei Tendenzen bei der Betrach-tung des Internationalisierungsgrads auffällig: Es lassen sich sowohl

Erwartetes durchschnittliches Umsatz-wachstum für 2008 und 2009 in den alten und neuen Bundesländern im Vergleich [%]

Quelle: Roland Berger

21Alte Bundesländer

24Neue Bundesländer

Die fünf Bundesländer mit dem größten Umsatzwachstum in den Jahren 2006/2007

Quelle: Roland Berger

Bremen

S h A h ltac sen- n a

Mecklenburg - Vorpommern

Rheinland-Pfalz

Hamburg

Die fünf Bundesländer mit dem größten prognostizierten Umsatzwachstum in den Jahren 2008/2009

Quelle: Roland Berger

Sachsen-Anhalt

M kl b Vec en urg- orpommern

Baden-Württemberg

Thüringen

Rheinland-Pfalz

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200 Umwelttechnik in den Bundes ländern

von Nord nach Süd als auch von Ost nach West Gefälle beim Anteil der in-ternational agierenden Unternehmen ausmachen.

Im Süden der Republik nehmen die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg eine Vorreiterrolle ein. Dort gibt es anteilig mehr Unter-nehmen, die ihren Tätigkeitsschwer-

punkt außerhalb Deutschlands haben als im Norden. Das Saarland im Westen profitiert von seiner Grenzlage zu den Benelux-Staaten und Frankreich. Dort geben knapp 30 % der Unternehmen an, dass sie ihren Tätigkeitsschwerpunkt im europäischen Ausland haben, was für eine Platzierung unter den Top 5 in der Statistik ausreicht. Der Stadt-staat Bremen ist der Leuchtturm unter den nördlichen Bundesländern und hebt sich mit seinem Anteil von knapp 40 % international tätigen Umwelttechnik-Unternehmen von den anderen Bundesländern in sei-ner Nachbarschaft ab.

Wesentlich signifikanter als das Gefälle von Nord nach Süd sind die Unterschiede im Vergleich von alten und neuen Bundesländern. Im Durchschnitt über alle alten Bundesländer sind 36 % der Unternehmen mit einem internationalen Tätigkeitsschwerpunkt am Markt vertreten. Betrachtet man allein die neuen Bundesländer, so liegt diese Quote lediglich bei 25 %. Unter ihnen nimmt allerdings der Freistaat Sachsen eine Sonderrolle ein. Knapp 40 % der Unternehmen sind hier internatio-nal aufgestellt, was auch in der gesamtdeutschen Betrachtung für einen Spitzenplatz ausreicht. Würde man Sachsen in der ostdeutschen Sta-tistik nicht berücksichtigen, so fiele der Wert der verbleibenden neuen Länder um 7 Prozentpunkte auf knapp 18 % (siehe Abbildung oben).

Jedoch gelten die festgestellten Stärken und Schwächen der Bundes-länder in Bezug auf ihre Internatio-nalisierung nicht nur für den Bereich der Umwelttechnik. Ein Vergleich mit den Exportquoten der Bundesländer aus dem Jahr 2007 zeichnet das gleiche Bild. Auch hier gehören das Saarland und die süddeutschen Län-der Bayern und Baden-Württemberg zu den ersten fünf der Rangliste.

Anteil der Unternehmen mit internationa-lem Geschäftsschwerpunkt [%]

Quelle: Roland Berger

36Alte Bundesländer

25Neue Bundesländer

Die fünf Bundesländer mit dem größten Anteil schwerpunktmäßig international tä-tiger der Unternehmen

Quelle: Roland Berger

Saarland

Bayern

Bremen

Sachsen

Baden-Württemberg

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201Umwelttechnik in den Bundes ländern

Den höchsten Wertschöpfungsanteil im Ausland haben Unternehmen in Baden-Württemberg, im Saarland und in HessenNeben der internationalen Ausrichtung bestimmt vor allem der Wert-schöpfungsanteil im Ausland den tatsächlichen Grad der Internationa-lisierung. Die ausländische Wertschöpfung gibt dabei an, wie hoch der im Ausland erbrachte wertmäßige Anteil eines Produktes ausfällt. Der ausländische Wertschöpfungsanteil kann von Branche zu Branche stark divergieren und unterschiedliche Ursachen haben. Im Automobilbau ist er beispielsweise mit oft über 70 % ausgesprochen hoch. Hierfür gibt es zwei wesentliche Gründe: zum einen den hohen Internatio-nalisierungsgrad der Branche sowohl auf der Einkaufs- als auch auf der Verkaufsseite; zum anderen den steigenden Kosten- und Wettbe-werbsdruck und die damit verbundene notwendige Partizipation an den Vorteilen von kostengünstigen Standorten in Osteuropa und Asien.

Verglichen mit der Automobil-Bran-che ist die Umwelttechnik-Branche noch relativ stark national orientiert. Dennoch gibt es deutliche Interna-tionalisierungstendenzen. Der aus-ländische Wertschöpfungsanteil liegt im Durchschnitt bei nur 10 %. Den höchsten Wertschöpfungsanteil im Ausland haben dabei Unternehmen in Baden-Württemberg, im Saarland und in Hessen.

Unternehmen in den alten Bundes-ländern beschäftigen Mitarbeiter im Ausland vor allem in Westeuropa. Zum einen zeigt dies deutlich, dass Unternehmen keine Arbeitsplätze verlagern, um Kostenvorteile zu nutzen, was die im Kapitel GreenTech made in Germany genannte The-se bestätigt. Zum anderen liegt die Orientierung nach Westeuropa na-türlich auch in der historischen Entwicklung begründet. Demgegenüber beschäftigen Unternehmen aus den neuen Bundesländer, aufgrund ihrer geografischen Nähe und Vernetzung in diesen Regionen, ihre Auslandsmitarbeiter vor allem in Osteuropa und Russland. Aber auch hier gibt es keine Hinweise, dass Unternehmen primär Kostenvorteile realisieren wollen. Prozentual sind in westdeutschen Unternehmen mehr Mitarbeiter im Ausland beschäftigt als in ostdeutschen. Ebenso

Die fünf Bundesländer mit dem größten ausländischen Wertschöpfungsanteil der Unternehmen

Quelle: Roland Berger

Baden-Württemberg

Saarland

Hessen

Bayern

Sachsen

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202 Umwelttechnik in den Bundes ländern

weist der Westen einen höheren Prozentsatz an Unternehmen aus, die überhaupt Mitarbeiter außerhalb Deutschland beschäftigen.

Ausländische Absatzmärkte gewinnen in allen Bundesländern an BedeutungAus Sicht der befragten Unternehmen ist Deutschland heute und zukünftig der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt für die Güter und Dienstleistungen der Umwelttechnik-Industrie. Derzeit spielen auslän-dische Absatzmärkte noch nicht die bedeutende Rolle, die angesichts der dort vorhandenen Potenziale zu erwarten wäre. Vor allem den au-ßereuropäischen Absatzmärkten messen die befragten Unternehmen aus allen Bundesländern heute noch auffällig wenig Bedeutung zu.

Feststellbar ist ein weitgehender Einklang der Unternehmen aus allen Bundesländern bezüglich ihrer Beurteilung der Wichtigkeit einzelner Absatzregionen. Signifikante Unterschiede fallen lediglich bei der Be-wertung der Bedeutung Westeuropas auf. Die Unternehmen aus den alten Bundesländern messen diesem Absatzmarkt eine höhere Bedeu-tung bei, als es die Unternehmen aus den neuen Bundesländern tun. Dies kann zum einen den oft geschichtlich bedingten unterschiedlichen Geschäftsorientierungen ostdeutscher und westdeutscher Unterneh-men geschuldet sein; eine andere Erklärung ist aber die geografische Lage und die so gegebene Nähe zu den Absatzmärkten in West- bezie-hungsweise Osteuropa.

Alte Bundesländer Neue Bundesländer

23% 17%

Unternehmen ohne Arbeit-nehmer im Ausland

Unternehmen mit Arbeit-nehmern im Ausland

83%77%

Unternehmen mit Arbeitnehmern im Ausland im Vergleich von alten und neuen Bun-desländern

Quelle: Roland Berger

Page 211: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

203Umwelttechnik in den Bundes ländern

Die internationale Ausrichtung der Umwelttechnik-Unternehmen ist ver-glichen mit anderen Branchen relativ niedrig. Aber die Unternehmen in sämtlichen Bundesländern erkennen die Wichtigkeit des Auslands als Ab-satzmarkt in der Zukunft und mes-sen allen betrachteten Absatzländern eine höhere Bedeutung bei als heu-te. Auch zukünftig bleibt Westeuropa für ost- und westdeutsche Unterneh-men nach Deutschland der zweit-wichtigste Absatzmarkt. Jedoch ist für das Jahr 2020 ebenfalls eine Differenzierung in der Wichtigkeit zwischen den Angaben aus West und Ost festzustellen. Die westdeut-schen Unternehmen sehen den Ab-satzmarkt Westeuropa im Jahr 2020 als wichtiger an.

Daneben spielen insbesondere die Märkte in Indien und Russland für die Unternehmen in den alten Bundesländern in Zukunft eine immer wichtigere Rolle. Auf einem Bedeutungsindex verdoppeln sich deren Werte bis 2020. Speziell die Unternehmen aus Bremen und Nieder-sachsen betrachten Indien als bedeutenden Absatzmarkt der Zukunft; für die Befragten aus Hamburg und Hessen gilt dies für Russland.

Unternehmen in Brandenburg, Baden-Württemberg und Berlin mit intensivsten Forschungsaktivitäten

Forschung und Entwicklung (FuE) ist der wichtigste Innovationstreiber und daher auch Grundlage für den Erfolg der Umwelttechnik-Branche. Zwei wesentliche Kennzahlen beschreiben die Forschungsintensität der Branche und geben Hinweise zur künftigen Entwicklung: nämlich FuE-Ausgaben in Prozent vom Umsatz und das erwartete FuE-Wachs-tum in den nächsten Jahren. Die Streuung der FuE-Ausgaben der Unternehmen im Vergleich zwischen den Bundesländer ist signifikant. Der Durchschnitt liegt bei 4,5 %. Spitzenreiter bei FuE-Ausgaben sind

Angaben der befragten Unternehmen zur Bedeutungsveränderung der wichtigen Ab-satzregionen bis zum Jahr 2020 [%]

Quelle: Roland Berger

-7-8Deutschland

+82

+73

+28

+79

+30

8

Westeuropa

Osteuropa

Brasilien

+67

+70

+104

+55

+66

+46

Indien

China

+87

+59

+67

+69

+34

+65USA

Japan

Russland

Angaben der Unternehmen aus den alten Bundesländern

Angaben der Unternehmen aus den neuen Bundesländern

Page 212: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

204 Umwelttechnik in den Bundes ländern

Unternehmen in Bremen, Baden-Württemberg und Berlin.

In den meisten Bundesländern wird für 2009 eine ähnliche Entwicklung der FuE-Ausgaben erwartet wie im Jahr 2008. Lediglich in Bayern, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Niedersachsen rechnen Unter-nehmen für 2009 mit noch stärkeren Wachstumsraten des FuE-Volumens als 2008. Das schnellste Wachstum im Jahr 2008 verzeichneten Unter-nehmen in Baden-Württemberg, Bre-men und Berlin. Die Schere zwischen den forschungsintensiven Unterneh-men und solchen mit vergleichswei-se niedrigem FuE-Volumen wird sich also weiter öffnen.

Neben den Unternehmenskennzah-len über Forschungs- und Entwick-lungsausgaben spielen auch For-schungseinrichtungen in Form von Universitäten, Hochschulen oder un-

abhängigen Forschungsinstituten eine wesentliche Rolle im Bereich Forschung und Entwicklung: Auch sie leisten in Kooperation mit der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft einen enormen Beitrag für die Weiterentwicklung der deutschen Umwelttechnik. Die Befragung der Forschungsinstitute und -einrichtungen hat einen Blick sowohl auf die Schwerpunkte als auch auf die Treiber deren Tätigkeiten ermög-licht.

Die Forschungsschwerpunkte der Einrichtungen und Institute stimmen in nur gut der Hälfte der Bundesländer mit den Tätigkeitsschwerpunk-ten der Unternehmen überein. In sieben deutschen Bundesländern for-schen die befragten Einrichtungen nicht in identischen Leitmärkten wie die im selben Bundesland beheimateten Unternehmen: Eine Zusam-menarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung ist in diesen Ländern nur bedingt möglich. Die Ausbildung von Netzwerken und Clustern, an denen Vertreter aus beiden Lagern beteiligt sind, ist in diesen Ländern ebenfalls mit größeren Schwierigkeiten verbunden.

Die fünf Bundesländer mit dem größten Anteil von FuE-Ausgaben am Unterneh-mensumsatz im Jahr 2007

Quelle: Roland Berger

Bremen

Baden Württemberg-

Berlin

Sachsen

Bayern

Die fünf Bundesländer mit dem größten FuE-Wachstum der Unternehmen [%]

Quelle: Roland Berger

Baden-Württemberg

Bremen

Berlin

Bayern

Schleswig-Holstein

Page 213: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

205Umwelttechnik in den Bundes ländern

Ebenso wie Unternehmen müssen auch Forschungseinrichtungen Ein-nahmen zur Aufrechterhaltung ihrer Tätigkeiten erwirtschaften. Da ihnen aber nur in wenigen Fällen vermark-tungsfähige Produkte zur Verfügung stehen, sind Forschungseinrichtun-gen darauf angewiesen, diese Gel-der durch Fördermittel zu generie-ren. Hierfür stehen verschiede Töpfe der öffentlichen Hand oder auch der Privatwirtschaft zur Verfügung, an denen die Institute partizipieren kön-nen. In der Bedeutungsbeimessung der verschiedenen Fördermittelquel-len liegen, nach Angabe der befrag-ten Forschungseinrichtungen, zwi-schen den einzelnen Bundesländern wesentliche Unterschiede. Während für die Einrichtungen in den neuen Bundesländern die Fördertöpfe der öffentlichen Hand die höchste Be-deutung haben, ist für die Einrichtungen in den alten Bundesländern eine Zusammenarbeit mit Unternehmen aus Wirtschaft und Industrie genauso attraktiv wie öffentliche Fördermittel.

Fachkräfteverfügbarkeit und regionales Nachfragevolumen sind entscheidend bei der Standortwahl der Unternehmen

Insgesamt wurden die Unternehmen nach ihrer Bewertung von sieben verschiedenen Standortfaktoren befragt. Es sollte eine Einschätzung dazu abgegeben werden, welche Bedeutung der jeweilige Faktor bei der Standortwahl hat und wie die tatsächliche Erfüllung des Faktors am jeweiligen Standort ist.

Nach Angaben der befragten Unternehmen aus Ost und West haben dieselben drei Faktoren den größten Einfluss bei der Standortwahl: Neben dem Nachfragevolumen der Region messen die Unternehmen zumeist der dort vorhandenen Fachkräfteverfügbarkeit und der In-

Angaben der befragten Forschungseinrich-tungen zur Bedeutung von verschiedenen Quellen der Förderung

Quelle: Roland Berger

5248

Fördermittel (Europa)

62

76

68

90

48

Fördermittel (Bund)

Fördermittel (Länder)

30

52

74

48

68Fördermittel (Industrie)

Spendengelder

3026

Stiftungsgelder

Angaben der Forschungseinrichtungen aus den alten Bundesländern

Angaben der Forschun

[0 = sehr niedrig; 100 = sehr hoch]

gseinrichtungen aus den neuen Bundesländern

Page 214: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

206 Umwelttechnik in den Bundes ländern

frastruktur den größten Wert bei. Die weiteren abgefragten Faktoren folgen mit knappem Rückstand.

Wichtigster Standortfaktor für die Befragten ist das am Standort vor-handene Nachfragevolumen. Dies bestätigt die Feststellung, dass der überwiegende Teil der deutschen Umwelttechnik-Unternehmen seine Geschäftstätigkeit noch immer auf lokaler oder regionaler Ebene durch-führt. Auffällig ist, dass unter den Bundesländern mit dem höchsten Erfüllungsgrad ausschließlich Unter-nehmen aus den alten Bundeslän-dern rangieren. Der Faktor Nachfrage nach Umwelttechnik wird folglich vor allem im Westen befriedigt.

Ebenso spielt die Fachkräfteverfüg-barkeit für das weitere Wachstum der Umwelttechnik eine enorme Rolle. Das benötigte Know-how, um den nationalen und internationalen

Konkurrenzkampf in Zukunft erfolgreich zu gestalten, kann nur über Fachkräfte gesichert und weiter ausgebaut werden. Dies wird von den Unternehmen in Ost und West erkannt. Unter den fünf Bundesländern, deren Unternehmen die Fachkräfteverfügbarkeit am Standort als am besten erfüllt angeben, sind mit Sachsen und Sachsen-Anhalt auf den Plätzen zwei und drei auch zwei neue Bundesländer vertreten (siehe Abbildung unten).

Als fast genauso wichtig wie die Standortfaktoren Nachfragevolumen und Fachkräfteverfügbarkeit bewer-ten die Unternehmen die am Stand-ort vorhandene Infrastruktur. Gute Verkehrsanbindungen garantieren schnelle Erreichbarkeit und einfache Transportwege. Die historisch be-dingt vorhandene und gut ausge-baute Infrastruktur auch in ländlichen

Die fünf wichtigsten Faktoren bei der Standortwahl der Unternehmen

Quelle: Roland Berger

Nachfragevolumen

Fachkräfteverfügbarkeit

Infrastruktur

Kapitalverfügbarkeit

Geografische Lage

Die fünf Bundesländer mit dem höchsten Erfüllungsgrad des Standortfaktors Nach-fragevolumen

Quelle: Roland Berger

Rheinland-Pfalz

Hamburg

Nordrhein-Westfalen

Bayern

Hessen

Die fünf Bundesländer mit dem höchsten Erfüllungsgrad des Standortfaktors Verfüg-barkeit von Fachkräften

Quelle: Roland Berger

Berlin

Sachsen Anhalt-

Sachsen

Schleswig-Holstein

Nordrhein-Westfalen

Page 215: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

207Umwelttechnik in den Bundes ländern

Gegenden erweist sich hier für die Unternehmen aus den alten Bundes-ländern als Vorteil. Unternehmen aus den neuen Bundesländern sehen in ihren Regionen den Erfüllungsgrad noch nicht im selben Maße gegeben. So verwundert es nicht, dass auf den ersten fünf Plätzen der Rangfolge nach Berlin vier westdeutsche Bun-desländer zu finden sind.

Umwelttechnik ist auch in Ostdeutschland ein wirtschaftliches ErfolgsmodellEin sehr erfreuliches Bild zeichnet das Ergebnis der Befragung im Be-reich der Geschäftslage deutscher Umwelttechnik-Unternehmen. Über alle Bundesländer hinweg beurteilt mehr als die Hälfte der Befragten ihre derzeitige Geschäftslage als gut. Weitere knapp 40 % bezeichnen die-se als zumindest befriedigend. Im Durchschnitt geben lediglich 8,5 % an, dass sie sich derzeit in einer schlechten Geschäftslage befinden. Die Einschätzungen der Unterneh-men im Osten Deutschlands sind dabei identisch mit denen der Kon-kurrenz aus den alten Bundesländer. Mit Brandenburg und Thüringen lie-gen zudem zwei neue Bundesländer bei den Bewertungen der derzeitigen Geschäftslage auf der Rangliste in Spitzenpositionen.

Die fünf Bundesländer mit dem höchsten Erfüllungsgrad des Standortfaktors Infra-struktur

Quelle: Roland Berger

Berlin

Nordrhein Westfalen-

Hamburg

Rheinland-Pfalz

Bayern

Unternehmen und Forschungseinrichtungen in den neuen Bundesländern

Quelle: Roland Berger

Berlin

Dresden

Forschungseinrichtungen

Unternehmen

Die fünf Bundesländer mit der besten Beur-teilung der derzeitigen Geschäftslage

Quelle: Roland Berger

Hessen

Thüringen

Brandenburg

Bayern

Schleswig-Holstein

Page 216: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

208 Umwelttechnik in den Bundes ländern

Auf dem bereits vorhandenen ho-hen Zufriedenheitsniveau wird sich die Lage der Unternehmen nach eigenen Angaben zukünftig sogar noch weiter verbessern. In Anbe-tracht der global schwierigen und unsicheren Wirtschaftslage rechnen lediglich 16 % der Befragten in Ost und West damit, dass sich ihre Ge-schäftslage verschlechtern wird. Im Umkehrschluss bedeutet dies: 84 % der Unternehmen gehen davon aus, dass ihre Geschäftsaussichten zu-

mindest gleichbleiben oder sich sogar verbessern. Unter den Ländern mit der besten Beurteilung der zukünftigen Geschäftsaussichten ist mit Thüringen ebenfalls wieder ein Vertreter aus den neuen Bundesländern ganz vorne mit dabei.

Die Umwelttechnik in Ostdeutschland ist insbesondere durch eine hohe Wachstumsdynamik gekennzeichnet. So erwarten die Unterneh-men in den neuen Bundesländern ein wesentlich höheres Umsatz-wachstum im Vergleich zu den alten Bundesländern. Im Schnitt liegen die Prognosen der Unternehmen aus dem Osten für die Zeit bis 2010 drei Prozentpunkte über der Konkurrenz aus dem Westen.

Die derzeit noch stärkere Fragmentierung und Kleinteiligkeit der Bran-che im Osten der Republik wird sich damit – so ist es zu erwarten – schnell dem westdeutschen Durchschnitt anpassen.

Den Unternehmen in Ostdeutschland gelingt es zudem sehr gut, die-ses Wachstum auf den Arbeitsmarkt zu übertragen. In den letzten zwei Jahren wuchs der Personalbestand in den Unternehmen um knapp 15 % pro Jahr. Die Umwelttechnologie hat sich damit klar zu einem Jobmotor für Ostdeutschland entwickelt. Eine Vorreiterrolle haben beispielsweise Unternehmen aus dem Leitmarkt der Umweltfreundli-chen Energien und Energiespeicherung eingenommen. Im Bereich der Photovoltaik arbeiteten in den neuen Bundesländern im Jahr 2007 ein Drittel der in Deutschland insgesamt 40.000 Beschäftigten – Tendenz steigend. Auch für die kommenden Jahre wird ein signifikanter Anstieg der Mitarbeiterzahlen in der Branche erwartet. Auf durchschnittlich über 9 % pro Jahr prognostizieren Unternehmen in Ostdeutschland ihr Wachstum im Personalbereich.

Die fünf Bundesländer mit der besten Beur-teilung der zukünftigen Geschäftsaussich-ten

Quelle: Roland Berger

Baden-Württemberg

Hessen

Thüringen

Hamburg

Rheinland-Pfalz

Page 217: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

209Umwelttechnik in den Bundes ländern

Weiteres Potenzial wird den ostdeutschen Unternehmen vor allem im Bereich der Internationalisierung zugeschrieben. Hier besteht noch Aufholbedarf im Vergleich zur westdeutschen Konkurrenz. Lediglich knapp 25 % der Unternehmen, und damit derzeit noch 11 Prozent-punkte weniger als im Westen, gaben bei der Befragung an, einen internationalen Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit zu haben. Dabei bieten sich den Unternehmen in Ostdeutschland, nicht zuletzt durch die EU-Osterweiterung, neue Chancen, ihren internationalen Foot-print zu verstärken. Eine weitere Internationalisierung ermöglicht den Unternehmen vorteilhafte Umsatz- und Kosteneffekte entlang der ge-samten Wertschöpfungskette. Aufgrund der historisch bedingt guten Vernetzung und der geografischen Nähe zu den Ländern Osteuropas haben die Unternehmen in den neuen Bundesländern hier sehr gute Voraussetzungen.

Länderministerien schaffen die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Umwelttechnik-Branche

Während der bisherige Abschnitt die Perspektive der Unternehmen und Forschungseinrichtungen in den Mittelpunkt gestellt hat, rücken nun die Landesregierungen mit ihren entsprechenden Umweltminis-terien und deren Strategie, Aktivitäten und Programme innerhalb der Umwelttechnik-Branche in den Vordergrund der Betrachtung.

Grundsätzlich ergibt sich ein umfassend positives Bild hinsichtlich der regionalen und lokalen Aktivitäten und Förderprogramme sämt-licher Landesumweltministerien. Folglich können sich die jeweiligen Unternehmen auf solide landespolitische Rahmenbedingungen zur Förderung vorhandener Potenziale verlassen. Die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen ist in den einzelnen Ländern allerdings als sehr heterogen anzusehen. Bedingt wird dies durch die verschiedenen Schwerpunkte der Umwelttechnik-Branche, die sich in den jeweiligen Ländern gebildet haben und die dadurch entstandenen Variationen der lokalen Bedeutung der einzelnen Leitmärkte (siehe Abbildung Seite 210). Während der Bereich Energieeffizienz von den Länder-ministerien als am wichtigsten erachtet wird, direkt gefolgt von den Märkten Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung sowie Nachhaltige Wasserwirtschaft, belegen die Leitmärkte Rohstoff- und Materialeffizienz und Nachhaltige Mobilität die hinteren Ränge.

Page 218: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

210 Umwelttechnik in den Bundes ländern

Im Vergleich zu anderen Industrie-zweigen messen die Bundesländer der Umwelttechnik-Branche hin-sichtlich Wachstum und Beschäfti-gung schon heute eine hohe Bedeu-tung bei. Für die Zukunft wird sogar eine weiter steigende Bedeutung der Umwelttechnologien erwartet. (siehe Abbildung unten) Dies zeigt sich exemplarisch an der Entwick-lung der geplanten Fördermittel im Bereich der Umwelttechnik: Nord-rhein-Westfalen stockt seine Mittel in den Jahren 2008 und 2009 um 12 % auf. Baden-Württemberg plant sogar Erhöhungen um bis zu 38 %.

Ein interessantes Bild ergibt sich bei der Einschätzung der Förderaktivi-täten im bundesweiten Vergleich in den Leitmärkten der Umwelttechnik. Gemäß der sehr hohen Bedeutung des Bereichs Energieeffizienz sind alle Bundesländer davon überzeugt, in diesem Leitmarkt überdurch-schnittliche Förderaktivitäten anzu-bieten. Dementsprechend werden die jeweiligen Aktivitäten im Bereich Nachhaltige Mobilität von einigen Länderministerien (zum Beispiel Rheinland-Pfalz) lediglich als ausbau-fähig eingeschätzt.

Die meisten Bundesländer fördern auch gezielt Auslandsaktivitäten von Unternehmen im Bereich der Umwelttechnik. Während Hessen Gemeinschaftsstände auf internationalen Messen als Zugangsplatt-form für hessische Umwelttechnik-Unternehmen zum jeweiligen Markt fördert (zum Beispiel auf der ExpoAlemania in Chile), wurde bei-spielsweise in Sachsen 2008 eine Delegationsreise in die USA mit Un-ternehmen der Branchen erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Umwelttechnik unternommen. Hinsichtlich finanzieller Anreizsysteme zur Förderung der Umwelttechnik-Branche sind Zuschüsse die mit Abstand am häufigsten genutzten Instrumente. Gelegentlich kommen

Bedeutung der einzelnen Leitmärkte aus Sicht der Länderministerien

Quelle: Roland Berger

85

88Energieeffizienz

Umweltfreundliche E i

83

85

nerg en

NachhaltigeWasserwirtschaft

Kreislaufwirtschaft

75

80Rohstoff- undMaterialeffizienz

NachhaltigeMobilität

[0 = sehr niedrig; 100 = sehr hoch]

Bedeutung der Umwelttechnik-Branche hin-sichtlich Wachstum und Beschäftigung aus Sicht der Länderministerien

Quelle: Roland Berger

90

73

Heute Zukünftig

[0 = sehr niedrig; 100 = sehr hoch]

Page 219: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

211Umwelttechnik in den Bundes ländern

auch Darlehen zum Einsatz, während Bürgschaften eher selten verwendet werden. Finanzielle Anreizsysteme in Form von Beteiligungen und Garanti-en werden von allen Bundesländern nur selten eingesetzt. Bremen ver-wendet zusätzlich häufig Beratung als weiteres Fördersystem.

Weiterhin gaben die Umweltminis-terien der einzelnen Bundesländer Auskunft über die aus ihrer Erfahrung besten förderpolitischen Wirkmecha-nismen im Bereich der Umwelttech-nik-Branche. Lediglich die Schaffung von Preis- und Marktmechanismen wird dabei insgesamt als sehr wir-kungsvoll eingeschätzt. Darüber hi-naus werden die Durchsetzung exis-tierender Regelungen sowie positive finanzielle Anreizsysteme als durch-aus wirkungsvoll eingestuft. Als re-lativ neutral werden demgegenüber die Schaffung von Transparenz und die Vereinbarung von Selbstverpflich-tungen bewertet.

Abschließend gibt es große Unter-schiede zwischen den mit landes-politischer Unterstützung laufenden oder geplanten Forschungsprojek-ten im Bereich der Umwelttechnik. So werden beispielsweise in der Oxyfuelanlage im Vattenfall-Kraftwerk Schwarze Pumpe in Brandenburg verschiedene Komponenten und Werkstoffe erprobt, unter anderem zur CO2-Abscheidung, -verdichtung und -verflüssigung. Ein anderes Beispiel ist die Entwicklung eines Managementsystems für die Ver-netzung von kleinen dezentralen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf der Basis von erneuerbaren Energieträgern im Saarland (Decentralized Energy Management System).

Förderinstrumente der Länderministerien nach Nutzungshäufigkeit

Quelle: Roland Berger

50

88Zuschuss

Darlehen

25

36

Beteiligung

Bürgschaft

25Garantie

[0 = nie; 100 = sehr häufig]

Einschätzung des Wirkungsgrades förder-politischer Mechanismen aus Sicht der Län-derministerien

Quelle: Roland Berger

58

65Schaffung Preis-/Marktmechanismen

Positive finanzielleAnreizsysteme

55

58BestehendeRegelungen durchsetzen

Verbote

Anreize im Steuer

43

53

55-system

Gebote

Transparenz

35Selbstverpflichtungder Unternehmen

[0 = keine Wirkung; 100 = sehr wirkungsvoll]

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212 Umwelttechnik in den Bundes ländern

Auf den folgenden Seiten werden die Bundesländer in Form von Pro-filen dargestellt. Der erste Teil der Profile basiert auf der Befragung der Umwelttechnik-Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Den zweiten Teil bilden „Steckbriefe“, die im Rahmen einer Befragung aller Landesumweltministerien im Herbst 2008 entstanden sind. Sie infor-mieren über länderspezifische förderpolitische Strategien, Ziele und Aktivitäten.

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Baden- Württemberg

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214 Baden- Württemberg

Umwelttechnik – Ein ÜberblickDas Land Baden-Württemberg ist nach seiner Wirtschaftsleistung (Brut-toinlandsprodukt) von rund 350 Mrd. Euro das drittgrößte Bundesland und ist in allen Leitmärkten der Umwelttechnik-Branche vertreten.

Am Umsatz der Unternehmen gemessen sind die wichtigsten Leit-märkte Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung sowie Energieeffizienz. Dies spiegelt sich auch im Bereich Forschung und Entwick lung wider, zahlreiche Forschungseinrichtungen haben hier den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit.

Rund drei Viertel der Unternehmen erwirtschaften einen Jahresumsatz von 10 Mio. Euro oder weniger. Der Anteil großer Unternehmen mit ei-nem Jahresumsatz von 50 Mio. Euro oder mehr liegt lediglich bei rund 12 %. Sowohl im Bereich des Umsatzes als auch bei den Mit arbei tern konnten die Unternehmen in der Vergangenheit jedoch zweistellige Wachstums raten vorweisen. Ihr Umsatz in der Umwelttechnik-Branche wuchs in der Zeit zwischen 2005 und 2007 über alle Leitmärkte hin-weg mit durchschnittlich 20 % (siehe Abbildung 2). Für die Jahre 2008 und 2009 wird sogar eine Steigerung des Umsatzwachstums auf 26 %

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

Karlsruhe

Mannheim

Freiburg

Stuttgart

ForschungseinrichtungenUnternehmen

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

3. Infrastruktur

1. Fachkräfteverfügbarkeit2. Nachfragevolumen Markt

50%54%

68%

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaftLeitmarktschwerpunkt

Abbildung 1

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215Baden- Württemberg

erwartet. Ebenfalls sehr stark wuchs im Zeitraum 2005 bis 2007 die Anzahl der Mitarbeiter der Unternehmen. Das durchschnittliche Mitar-beiterwachstum von etwa 15 % soll bis Ende 2009 nach Aussage der Unternehmen sogar auf rund 20 % ansteigen.

Knapp 40 % der in Baden-Württemberg ansässigen Unternehmen haben eine internationale Ausrichtung der Geschäftstätigkeit. Die wichtigsten Absatzmärkte liegen in Westeuropa, den USA, Osteuropa und China. In diesen Ländern beschäftigen die Unternehmen auch die meisten Mitarbeiter im Ausland. Gleichzeitig ist jedoch festzuhalten, dass über 35 % der Unternehmen ausschließlich regional tätig sind (siehe Abbildung 3).

Zu den wichtigsten Standortfaktoren für ein erfolgreiches Wirtschaften zählen aus Sicht der Unternehmen vor allem die Verfügbarkeit von Fachkräften, das Nachfragevolumen und die Infrastruktur. Insbesonde-re die Anforderungen an eine leistungsfähige Infrastruktur bewerten die Unternehmen in Baden-Württemberg als überdurchschnittlich gut erfüllt.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Umwelttechnik-Branche deckt sich mit der Einschätzung des Landesministeriums und zeigt sich in der klaren Absicht, die Förderung der Branche zukünftig noch auszuweiten. Als wesentliches Instrument der Förderung werden derzeit insbeson-dere finanzielle Anreizsysteme genutzt, die vor allem in Form von Zu-schüssen, teilweise aber auch als Darlehen und als Forschungsaufträge zur Anwendung kommen. Als Beispiele für die Aktivitäten können das Förderprogramm Betriebliche Umwelttechnik, die EFRE-Förderrichtlinie

20

26

2005-2007

2008-20101)

1) Prognose

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

76%

12%

12%

Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

112007< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

Abbildung 2

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216 Baden- Württemberg

Umwelttechnik, die BWPLUS-Umweltforschung, der Umwelttechnik-preis Baden-Württemberg 2009 und die Internetplattform Betrieblicher Umweltschutz genannt werden. Zum Portfolio der Förderung gehört auch die Unterstützung von Auslandsaktivitäten, hauptsächlich in den neuen Mitgliedsstaaten der EU, in mittel- und osteuropäischen Ländern, der Türkei, in Brasilien, Kanada, USA und in Fernost. Die strategischen Ziele der Förderung sind neben der Erzeug ung ökoeffi-zienter Innovationen zur Steigerung des Wirtschaftswachstums auch die Verbesserung der Ressourceneffizienz, um Umweltbelastung und Wirtschaftswachstum zu entkoppeln. Für die Umsetzung der Strategie stehen als Schwerpunktthemen der nächsten drei Jahre die Ressour-censchonung, die Materialeffizienz sowie der Klima- und Umweltschutz im Sinne der CO2-Emissionsreduzierung auf der Agenda.

Umwelttechnik – FörderungFörderpolitische Strategie und strategische Ziele

Innovative Umwelttechniken sind eine wesentliche Voraussetzung, • um umweltverträglich zu produzieren und nachhaltig zu wirtschaf-tenÖkoeffiziente Innovationen und Umwelttechnologien tragen nicht nur • zur Umweltentlastung bei, sie fördern auch Wirtschaftswachstum und BeschäftigungNur mit einem hohen Grad an Ressourceneffizienz durch den Einsatz • modernster Umwelt- und Prozesstechnik lassen sich die Umweltbe-lastungen vom Wachstum entkoppeln

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/Regionen

19%Welt

20% Europa

25%

Deutschland

36%

Regionen

Abbildung 3

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217Baden- Württemberg

Förderaktivitäten

Förderprogramm Betriebliche Umwelttechnik• Unternehmensnahe Entwicklungsprojekte zu Feinstaub, Kälte-/ –Wärmetechnik, Nanotechnologie und Umwelttechnik sowie zur Exportförderung

EFRE-Förderrichtlinie Umwelttechnik• Entwicklung innovativer Umwelttechniken, die sich durch hohe –Ressourceneffizienz und Umweltleistung auszeichnen

BWPLUS-Umweltforschung• Technische Lösungsbeiträge zum flächendeckenden Schutz vor –LärmWirtschaftliche und technische Lösungen für Speicher thermischer –Energie

Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg 2009• Auszeichnung von marktfähigen umwelttechnischen Produkten –mit besonderem Beitrag zur Ressourceneffizienz

Internetplattform Betrieblicher Umweltschutz• Informationen zum Betrieblichen Umweltschutz speziell für Ge- –werbe und kleine und mittlere Unternehmen

Förderung von Auslandsaktivitäten

Förderschwerpunkt des Programms Betriebliche Umwelttechnik• Delegationsreisen, Kooperationen, gemischte Regierungskommissi-• onenMessebeteiligungen, Veranstaltungen•

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

Neue Mitgliedsstaaten der EU, mittel- und osteuropäische Länder, • TürkeiBrasilien, Kanada, USA, Fernost, Südostasien•

Laufende und geplante Forschungsprojekte

Einsatzpotenziale der Nanotechnologie für die Umwelttechnik• Nutzung der Möglichkeiten nanotechnologischer Prinzipien für –umwelttechnische Anwendungen und Analyse der Umweltauswir-kungenInnovationen durch Nanotechnologie in der Umwelttechnik – na- –nofunktionale Oberflächen, nanogrenzflächenbestimmte Systeme, Farbstoffsolarzellen, Expositionsaspekte

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218 Baden- Württemberg

Techniken zur Feinstaubreduzierung• Techniken zur Reduzierung von Feinstaub aus industriellen Prozes- –sen und HolzfeuerungsanlagenEntwicklung von Abluftbehandlungssystemen und Optimierung –der Prozessführung

Thermische Energiespeicher• Wirtschaftliche und technische Lösungen für Speicher thermischer –Energie

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Ressourcenschonung• Erneuerbare Energien –Nachwachsende Rohstoffe –Energieeffizienz –

Materialeffizienz• Intelligente Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik –Einsatz von Schlüsseltechnologien –Ersatz knapper Ressourcen und von Ressourcen mit geringer –Reichweite

Klima- und Umweltschutz• CO – 2-Emissionsminderungstechniken (Carbon dioxide capture and storage, Brennstoffzelle)Energiespartechniken zur Gebäudesanierung –

Kontaktinformationen

Umweltministerium Baden-WürttembergKernerplatz 970182 StuttgartInternet: www.um.baden-wuerttemberg.de

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Freistaat Bayern

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220 Freistaat Bayern

Umwelttechnik – Ein ÜberblickDer Freistaat Bayern ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 430 Mrd. Euro das wirtschaftlich zweitstärkste Bundesland. Das zeigt sich auch bei den Unternehmen der Umwelttechnik-Branche, die in allen Leitmärkten eine bedeutende Rolle spielen.

Gemessen am Umsatz der Unternehmen sind die wichtigsten Leit-märkte Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung, Energie-effizienz und Kreislaufwirtschaft.

Aus Sicht der bayerischen Unternehmen sind insbesondere die Verfüg-barkeit von Fachkräften, das Nachfragevolumen des Marktes und eine leistungsfähige Infrastruktur bedeutende Standortfaktoren für eine er-folgreiche Geschäftstätigkeit. Diese Faktoren sehen die Unternehmen im Freistaat als gut erfüllt an, wobei insbesondere die Qualität der Infrastruktur hervorgehoben wird.

Bei der Internationalisierung der Umwelttechnik-Branche übernimmt Bayern eine führende Rolle. Über 40 % der Unternehmen sind inter-

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

ForschungseinrichtungenUnternehmen

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

3. Infrastruktur

1. Fachkräfteverfügbarkeit2. Nachfragevolumen Markt

51%57%69%

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaft

Leitmarktschwerpunkt

Nürnberg

Würzburg

München

Regensburg

Augsburg

Abbildung 1

Page 229: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

221Freistaat Bayern

national ausgerichtet. Motivation zur Internationalisierung ist unter an-derem die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern und die Erschließung neuer Märkte. Die wichtigsten außerdeutschen Absatzmärkte sind West- und Osteuropa, Länder wie China, Indien und Russland gewin-nen zudem weiter an Bedeutung (siehe Abbildung 3).

Etwa 70 % der bayerischen Unternehmen erwirtschaften einen Jah-resumsatz von weniger als 10 Mio. Euro und nur circa 13 % der Um-welttechnik-Unternehmen erreichen einen Jahresumsatz von mehr als 50 Mio. Euro. Gleichzeitig sind die Wachstumsraten der Unternehmen relativ hoch. Sowohl das tatsächliche Umsatzwachstum über die Jahre 2005 bis 2007 als auch das erwartete Wachstum für die Jahre 2008 und 2009 liegt bei 21 %. Die Entwicklung der Mitarbeiteranzahl zeigt ein ähnliches Bild auf hohem Niveau.

Getrieben wird das Wachstums auch durch eine stark ausgeprägte Forschungsaktivität im Freistaat. So liegt bei den Unternehmen der durchschnittliche Umsatzanteil von Forschung und Entwicklung bei über 9 %.

Die Wichtigkeit der Umwelttechnik-Branche in und für Bayern spiegelt sich auch in den Förderungen des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit wider. Insbesondere die Forschung wird vom Staatsministerium unterstützt, mit dem Ziel, den Anteil der Forschungs-ausgaben am bayerischen Bruttoinlandsprodukt weiter zu steigern.

Dabei spielen zahlreiche Förderprogramme eine Rolle. Das Bayerische Technologieförderungsprogramm ist spezifisch auf die Bedürfnisse des Mittelstandes abgestimmt. Technologieorientierte Unternehmens-

21

212005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

70%

17%

13% Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

92007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

Page 230: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

222 Freistaat Bayern

gründung (BayTOU) und das Netzwerk Allianz Bayern Innovativ sollen den Wettbewerbsstandort stärken und dadurch hochqualifizierte Ar-beitsplätze sichern und neu schaffen. Des Weiteren unterstützt die Bayerische Forschungsstiftung zukunftsweisende Forschungs- und Entwicklungsprojekte.

Darüber hinaus hat sich das Land zum Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß bis 2010 auf 80 Mio. Tonnen zu reduzieren. Zu diesem Zweck gibt es Forschungsprojekte zum Klimaschutz durch effiziente Energieverwen-dung und Klimaanpassung, zur Nutzung erneuerbarer Energien und zur integrierten Produktpolitik und zum Stoffflussmanagement.

Die Schwerpunktthemen in den nächsten Jahren sind damit klar ge-setzt. Neben dem originären Klima- und Umweltschutz steht ein nach-haltiges Ressourcenmanagement auch in Bezug auf umweltschonende Mobilität auf der Agenda.

Umwelttechnik – FörderungFörderpolitische Strategie und strategische Ziele

Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am (bayerischen) • BIP soll deutlich gesteigert werdenZiel: Senkung des CO• 2-Ausstoßes auf 80 Mio. Tonnen bis zum Jahr 2010

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/ Regionen

20%Welt

21% Europa

22%

Deutschland

37%

Regionen

OST

Abbildung 3

Page 231: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

223Freistaat Bayern

Förderaktivitäten

Bayerisches Technologieförderungsprogramm• Förderinstrument, das spezifisch auf die Bedürfnisse des Mittel- –standes abgestimmt ist

Technologieorientierte Unternehmensgründung (BayTOU)• Gründungen in zukunftsträchtigen Technologiebereichen; Schaf- –fung hochqualifizierter Arbeitsplätze, Stärkung der Wettbewerbs-fähigkeit

Allianz Bayern Innovativ: Netzwerke für Bayerns Zukunft• unter anderem Cluster-Offensive –Bildung von Netzwerken und Clustern –

Bayerische Forschungsstiftung• Unterstützung zukunftsweisender FuE-Projekte; Transfer wissen- –schaftlicher Erkenntnisse in die wirtschaftliche Umsetzung

Förderung von Auslandsaktivitäten

Keine Angaben

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

Keine Angaben

Laufende und geplante Forschungsprojekte

Klimaschutz durch effiziente Energieverwendung und Klimaanpas-• sung

Verschiedene Projekte zum Thema Klimaschutz durch effiziente –Energieverwendung sind Bestandteil des Klimaschutzkonzepts der Bayerischen Staatsregierung; daneben werden Anpassungsstra-tegien an den Klimawandel für Natur, Lebensraum und Wirtschaft entwickelt

Erneuerbare Energien, Nutzung von Biomasse und Kraftstoffstrate-• gie

Ermittlung von Rahmenbedingungen für umweltverträgliche Nut- –zung von Biomasse und zur Erarbeitung einer transparenten und kalkulierbaren Konzeption für den Einsatz wettbewerbsfähiger sau-berer Kraftstoffe und innovativer Antriebstechnologien zur Mobili-tätssicherung im Rahmen einer nachhaltigen Energieversorgung

Integrierte Produktpolitik (IPP) und Stoffflussmanagement (SFM)• IPP-Projekte zum Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz; Kommu- –nen und Volkswirtschaft profitieren von den Energieeinsparungen unmittelbar; zudem Untersuchungen klimarelevanter Stoff- und

Page 232: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

224 Freistaat Bayern

Energieflüsse in Unternehmen mit Hilfe eines Werkzeugs für be-triebliches Stoffstrommanagement

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Klima- und Umweltschutz• Vorausschauende, nachhaltige und in sich schlüssige Klimaschutz- –strategieZiel ist, Treibhausgase zu verringern, sich an unvermeidliche Folgen –des Klimawandels anzupassen und durch Forschung eine fundierte Datenbasis für weiter gehende strategische Entscheidungen vor-zuhalten

Ressourcenmanagement• Ökologische und ökonomische Risiken aufzeigen –Lösungsmöglichkeiten untersuchen und umsetzbare Anpassungs- –strategien entwickeln

Klimaschutz und Mobilität• Reduktionspotenziale der Klimagasemissionen des Pkw-Verkehrs • durch Einsatz fortschrittlicher konventioneller und alternativer Kraft-stoffe und Antriebe ermitteln

Weiterentwicklung von Batterie- und Brennstoffzellentechnologie –

Kontaktinformationen

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und GesundheitRosenkavalierplatz 281925 MünchenInternet: www.stmug.bayern.de

Page 233: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

Berlin

Page 234: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

226 Berlin

Umwelttechnik – Ein ÜberblickDer Stadtstaat Berlin liegt in Bezug auf das erwirtschaftete Brutto-inlandsprodukt (BIP) im Mittelfeld der Länder. Berlin ist in allen Leit-märkten der Umwelttechnik-Branche vertreten, es zeigt sich jedoch ein deutlicher Schwerpunkt auf den Leitmärkten Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung und Nachhaltige Mobilität.

Die Struktur der Umwelttechnik-Branche in Berlin ist gekennzeich-net durch einen hohen Anteil kleiner Unternehmen. Rund 85 % der Unternehmen erwirtschaften einen Umsatz von weniger als 10 Mio. Euro, nicht einmal ein Zehntel aller Unternehmen erzielt einen Umsatz von mehr als 50 Mio. Euro. Die Wachstumsraten der Unternehmen zeigen dabei einen stabilen Verlauf. So lag das durchschnittliche Um-satzwachstum der Jahre 2005 bis 2007 bei 19 %, und für die Jahre 2008 und 2009 erwarten die Berliner Unternehmen einen Anstieg der Wachstumsrate auf durchschnittlich 21 % (siehe Abbildung 2).

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

ForschungseinrichtungenUnternehmen

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

3. Infrastruktur

1. Fachkräfteverfügbarkeit2. Nachfragevolumen Markt

64%55%

75%

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaft

Leitmarktschwerpunkt

Abbildung 1

Page 235: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

227Berlin

Die Forschungsaktivitäten im Bereich der Umwelttechnik spielen in Berlin zudem ein wichtige Rolle. Das zeigt sich auch am Anteil des Umsatzes, den die Unternehmen für Forschung und Entwicklung in-vestieren; dieser liegt bei rund 10 %.

Die wichtigsten Standortfaktoren für die Unternehmen des Stadtstaa-tes sind die Verfügbarkeit von Fachkräften, das Nachfragevolumen des Marktes und die Infrastruktur. Berlin bietet hier den Unternehmen insbesondere bezüglich der Verfügbarkeit von Fachkräften und den infrastrukturellen Gegebenheiten vergleichsweise gute Rahmenbedin-gungen.

Die Unternehmen in Berlin sind stark regional und national ausgerich-tet. Insgesamt liegt lediglich bei knapp einem Viertel der Unternehmen der Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung außerhalb Deutschlands. Absatzmarktschwerpunkte im Ausland sind hauptsächlich west- und osteuropäische Länder, Russland und die USA (siehe Abbildung 3).

Das Landesministerium sieht in der Entwicklung, Produktion und Vermarktung moderner Umwelttechnologien ein beachtliches Beschäf-tigungspotenzial und verfolgt daher das Ziel, Innovationskraft und Wett-bewerbsfähigkeit zu stärken und dazu insbesondere die Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu intensivieren.

Zu diesem Zweck werden unterschiedliche Förderungsinstrumente ge-nutzt, die besonders auf kleine und mittlere Unternehmen ausgerichtet sind. Der Aufbau von Kooperationsnetzwerken wird gefördert, und Delegationsreisen oder Messebeteiligungen für kleine und mittlere

19

21

2005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

9%

85%

6%

Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

102007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

Page 236: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

228 Berlin

Unternehmen werden bezuschusst. Darüber hinaus werden Innova-tionen gefördert, einerseits unmittelbar durch Darlehen, Zuschüsse oder Bürgschaften aus dem Programm ProFIT, andererseits auch durch die Einstellung von Innovationsassistenten/-assistentinnen als Mittel, kleine und mittlere Unternehmen mit neuen technischen Lösungen vertraut zu machen.

Weitere Auslandsaktivitäten werden beispielsweise durch den Arbeits-kreis Berliner Wasserplenum oder die Asien-Pazifik-Wochen unter-stützt. Der Schwerpunkt der Förderung liegt neben dem asiatischen Bereich auf der Mittelmeer-Anrainer-Region und Osteuropa.

Schwerpunkte in den nächsten drei Jahren liegen insbesondere auf den Leitmärkten Nachhaltige Wasserwirtschaft, Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung sowie Energieeffizienz. Neben der weiteren Forschung in diesen Bereichen steht die Nutzung der bereits vorhandenen Potenziale dieser Leitmärkte im Fokus.

Umwelttechnik – FörderungFörderpolitische Strategie und strategische Ziele

Die Wirtschaft der Hauptstadtregion profitiert von der Entwicklung, • Produktion und Vermarktung moderner Umwelttechnologien; sie ver-fügt mit 47.000 Mitarbeitern über ein beachtliches Beschäftigungspo-tenzial

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/ Regionen

8% Welt15%

Europa

47%

Deutschland30% Regionen

OST

Abbildung 3

Page 237: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

229Berlin

Stärkung der Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Berliner • Wirtschaft – dazu gehört insbesondere die Intensivierung der Koope-rationsbeziehungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

Förderaktivitäten

Kooperationsnetzwerke• Förderung des Aufbaus von Kooperationsnetzwerken für techno- –logieorientierte kleine und mittlere Unternehmen aus relevanten Branchen der Umweltwirtschaft

Auslandsmarkterschließung• Die Realisierung von Delegationsreisen oder Messebeteiligungen –für kleine und mittlere Unternehmen wird bezuschusst

Innovationsförderung• Förderung von Innovationsprojekten von kleinen und mittleren Un- –ternehmen mittels Darlehen, Zuschüssen oder Bürgschaften aus dem Programm ProFIT

Innovationsassistentin/-assistenten• Einstellung von Innovationsassistenten/-assistentinnen als Mittel, –kleine und mittlere Unternehmen mit neuen technischen Lösun-gen vertraut zu machen

Standortmarketing• Energietechnik ist ein wesentliches Technologiecluster in Berlin –und wird damit auch im Standortmarketing hervorgehoben

Förderung von Auslandsaktivitäten

Arbeitskreis Berliner Wasserplenum• Delegationsreisen, Messebeteiligung, Programm „Neue Märkte er-• schließen“Asien-Pazifik-Wochen•

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

Asien, Mittelmeer-Anrainer-Region, Osteuropa•

Laufende und geplante Forschungsprojekte

Innovationsförderung für kleine und mittlere Unternehmen aus dem • Bereich Erneuerbare Energien/Umwelttechnologien nach dem Pro-gramm ProFIT mittels Zuschüssen, Darlehen oder stillen Beteiligun-gen

Page 238: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

230 Berlin

Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen aus dem Techno-• logiefeld Erneuerbare Energien/Umwelttechnologien mit dem Pro-gramm „Innovationsassistent/Innovationsassistentin“

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Wasser• Wassermanagement –Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung –

Regenerative Energien• Verbesserung der Leistungsparameter bei Wind- und Sonnenener- –gie erleichtert und verbilligt deren Marktstellung

Energieeffizienz• Erschließung der Einsparpotenziale im Energieverbrauch vor allem –im Gebäudebestand und der Infrastruktur

Kontaktinformationen

Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und FrauenMartin-Luther-Straße 10510825 BerlinInternet: www.berlin.de/sen/wtf

Page 239: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

Brandenburg

Page 240: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

232 Brandenburg

Umwelttechnik – Ein ÜberblickDas Land Brandenburg verfügt über eine Wirtschaftsleistung (BIP) von 53 Mrd. Euro. Die wichtigsten Leitmärkte der Umwelttechnik-Branche sind die Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung, die Kreislaufwirtschaft und die Nachhaltige Wasserwirtschaft.

Die wichtigsten Standortfaktoren für brandenburgische Unternehmen sind die Verfügbarkeit von Fachkräften, von Kapital und das Nachfra-gevolumen des Marktes. Insbesondere die gesetzten Erwartungen an die Marktnachfrage empfinden die Unternehmen jedoch als noch unterdurchschnittlich erfüllt.

Der Anteil kleiner Unternehmen, die einen Umsatz von 10 Mio. Euro oder weniger erwirtschaften, liegt in Brandenburg bei 82 %. Der Anteil großer Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Mio. Euro liegt dagegen bei 11 % (siehe Abbildung 2).

In Brandenburg ist die Umwelttechnik-Branche durch ein dynamisches Wachstum gekennzeichnet. So lag das Umsatzwachstum der Unter-

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

ForschungseinrichtungenUnternehmen

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

3. Nachfragevolumen Markt

1. Fachkräfteverfügbarkeit2. Kapitalverfügbarkeit

46%46%36%

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaft

LeitmarktschwerpunktCottbus

Frankfurt (Oder)Potsdam

Abbildung 1

Page 241: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

233Brandenburg

nehmen in den Jahren 2005 bis 2007 durchschnittlich bei 18 %. Für die Jahre 2008 und 2009 wird eine Wachstumssteigerung auf durch-schnittlich 23 % erwartet. Gleichzeitig sind auch deutliche Impulse für den Arbeitsmarkt zu erwarten. Mit einem prognostizierten Mitarbei-terwachstum von durchschnittlich rund 24 % in den nächsten beiden Jahren übernimmt die Umwelttechnik-Branche in Brandenburg eine wichtige Rolle zur Beschäftigungssicherung. Dieser Wachstumstrend bestätigt sich auch in der sehr positiven Bewertung der derzeitigen und zukünftigen Geschäftslage der Unternehmen.

Fast 70 % der brandenburgischen Unternehmen haben den Schwer-punkt ihres Geschäfts innerhalb Deutschlands. Mehr als die Hälfte dieser Unternehmen konzentrieren sich dabei auf eine regionale Markt-bearbeitung. Dagegen sind insgesamt rund 30 % der Unternehmen bereits international ausgerichtet. Die wichtigsten Absatzregionen außerhalb Deutschlands sind West- und Osteuropa sowie Russland (siehe Abbildung 3).

Die Förderpolitik des Landes Brandenburg hat sich mit der „Energie- und Klimaschutzstrategie 2020“ zum Ziel gesetzt, den Anteil der Er-neuerbaren Energien auf 20 % zu erhöhen und die CO2-Emissionen um 40 % zu senken. Dabei unterstützt das Land insbesondere den bisher in Brandenburg kaum ausgeprägten Leitmarkt Nachhaltige Mobilität.

Konkrete Förderaktivitäten umfassen Unternehmensnetzwerke der Bereiche Weiße Biotechnologie, Energietechnologie und Mineralöl- und Biokraftstoffe sowie das REN-Programm des Ministeriums für Wirtschaft zur Förderung von Energieeffizienzprojekten und zur Er-

23

182005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

7%

82%

11%

Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

42007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

Page 242: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

234 Brandenburg

höhung des Anteils an erneuerbaren Energien. Des Weiteren sollen Umweltschutz-Richtlinien des Umweltministeriums innovative Projekte unterstützen. Forschungsprojekte wie die 30 Megawatt Oxyfuelanlage im Vattenfall-Kraftwerk Schwarze Pumpe und der Probebetrieb zur CO2-Verpressung CO2-Sink unterstützen das Ziel der Emissionsreduzierung und tragen dazu bei, die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit in Brandenburg zu erhöhen.

Auch in den nächsten Jahren liegen die Forschungsschwerpunkte der Ministerien im Bereich Energietechnologien. Darüber hinaus steht der Leitmarkt Kreislaufwirtschaft im Mittelpunkt zukünftiger Arbeit.

Um das Potenzial in der Marktnachfrage auszuschöpfen, fördern die Ministerien zudem Auslandsaktivitäten. Durch die Beteiligung am europäischen EEN-Netzwerk (Enterprise Europe Network) soll den Unternehmen Zugang zu neuen Märkten ermöglicht werden. Darüber hinaus unterstützen die Förderrichtlinien „Außenwirtschafts- und Inno-vationsassistent“ und „Beratung“ Aktivitäten im Ausland. Derzeit lie-gen die Schwerpunkte der Förderung auf Mittel- und Osteuropa, China und Südostasien.

Umwelttechnik – Förderung

Förderpolitische Strategie und strategische Ziele

Die Landesregierung Brandenburg hat im Mai 2008 die „Energie- • und Klimaschutzstrategie 2020“ verabschiedet

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/ Regionen

12% Welt19% Europa

31%

Deutschland

38%Regionen

OST

Abbildung 3

Page 243: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

235Brandenburg

Zentrale Ziele sind: Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien auf • 20 %, Senkung der CO2-Emissionen um 40 %Im Mobilitätsbereich verfolgt die Landesregierung das Ziel, umwelt-• schonende Verkehrstechnologien und Antriebe stärker zur Anwen-dung kommen zu lassenDie Förderpolitik ist auf die Umsetzung dieser fachpolitischen Stra-• tegien gerichtet

Förderaktivitäten

Förderung von Unternehmensnetzwerken (GA-Netzwerke)• Davon profitieren Unternehmenscluster in den Bereichen Weiße –Biotechnologie, Energietechnologie, Mineralöl- und Biokraftstoffe, WaterPN

REN-Programm des Ministeriums für Wirtschaft• Landesprogramm zur Förderung von Energieeffizienzprojekten und –zur Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energien

Umweltschutz-Richtlinie des Umweltministeriums• Förderung innovativer Projekte im verkehrsbezogenen Immissions- –schutz, im Energiebereich und in der Abfallwirtschaft

Konversionsförderung• Förderung von Sanierungs- und Entsorgungsmaßnahmen in kon- –versionsbetroffenen Kommunen

Förderung von Auslandsaktivitäten

Beteiligung am europäischen EEN-Netzwerk (Enterprise Europe Net-• work)Förderrichtlinie „Außenwirtschafts- und Innovationsassistent“ (MW)• Förderrichtlinie „Beratung“ (MW) für Auslandsaktivitäten•

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

Mittel- und Osteuropa• China, Südostasien•

Laufende und geplante Forschungsprojekte

30 Megawatt Oxyfuelanlage im Vattenfall-Kraftwerk Schwarze • Pumpe

Erprobung von Komponenten und Werkstoffen unter anderem zur –CO2-Abscheidung, -verdichtung und -verflüssigung

CO• 2-Sink

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236 Brandenburg

Probebetrieb zur CO – 2-Verpressung im Untergrund eines ehemali-gen Erdgasspeichers bei Ketzin durch das Geoforschungszentrum Potsdam (Helmholtz-Gemeinschaft)

Geothermische Tiefenbohrungen• Abteufung von zwei Tiefenbohrungen bis circa 4.500 Meter (Ver- –suchsbetrieb zur untertägigen Klüftung und damit zur Herstellung eines Kreislaufes zur Zirkulation circa 150-grädigen Tiefenwassers) durch das Geoforschungszentrum Potsdam

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Energietechnologien• CO – 2-neutrale BraunkohleverstromungBiokraftstoffproduktion (2. Generation) –Solartechnologie –Ausbau und Repowering von Windkraftanlagen –

Industrielle Biotechnologie• Innovative Schnittmengen zu zahlreichen Branchen –

Abfallwirtschaft und Recycling• Optimierung der stofflichen und energetischen Nutzung von Wert- –stoffen mit einem hohen Beschäftigungspotenzial

Kontaktinformationen

Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und VerbraucherschutzAlbert-Einstein-Straße 42–4614473 PotsdamInternet: www.mluv.brandenburg.de

Ministerium für WirtschaftHeinrich-Mann-Allee 10714473 PotsdamInternet: www.mw.brandenburg.de

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Freie Hansestadt Bremen

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238 Freie Hansestadt Bremen

Umwelttechnik – Ein ÜberblickBremen erwirtschaftet mit 26 Mrd. Euro das geringste Bruttoinlands-produkt aller Bundesländer. Im Verhältnis dazu sind Unternehmen der Umwelttechnik-Branche in Bremen relativ stark vertreten. Insbeson-dere Unternehmen, die dem Leitmarkt Kreislaufwirtschaft zuzuordnen sind, bilden einen Schwerpunkt. Daneben sind auch die Märkte Um-weltfreundliche Energien und Energiespeicherung sowie Nachhaltige Wasserwirtschaft hervorzuheben, während der Leitmarkt Material- und Rohstoffeffizienz bisher kaum eine Rolle spielt.

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Bremer Unternehmen sind das Nachfragevolumen des Marktes, eine leistungsfähige Infra-struktur und die Verfügbarkeit von Fachkräften.

Unter den betrachteten Unternehmen sind vergleichsweise viele mitt-lerer Größe. Knapp ein Drittel der Unternehmen erwirtschaftet Umsät-ze im Bereich zwischen 10 und 50 Mio. Euro. Mit über 60 % stellen die Unternehmen mit einem Umsatz kleiner 10 Mio. Euro dennoch den größten Anteil (siehe Abbildung 2).

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

ForschungseinrichtungenUnternehmen

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

3. Fachkräfteverfügbarkeit

1. Nachfragevolumen Markt2. Infrastruktur

49%68%

46%

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaft

Leitmarktschwerpunkt

Abbildung 1

Page 247: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

239Freie Hansestadt Bremen

Dabei sind Bremer Unternehmen in den Jahren 2005 bis 2007 sehr stark gewachsen. Das durchschnittliche Umsatzwachstum lag bei 30 %. Für die Jahre 2008 und 2009 erwarten die Unternehmen jedoch einen Rückgang des Wachstums auf durchschnittlich nur noch 18 %.

Charakteristisch für die Hansestadt sind die ausgeprägten Forschungs-aktivitäten in der Umwelttechnik. Die Unternehmen investieren durch-schnittlich rund 11 % des Umsatzes in Forschung und Entwicklung.

Die Analyse der Geschäftsausrichtung zeigt, dass der Anteil der Unter-nehmen, die ihren Schwerpunkt außerhalb Europas haben, mit 22 % vergleichsweise hoch ist. Zusätzlich sind 17 % der Unternehmen au-ßerhalb Deutschlands in Europa tätig. Die wichtigsten Absatzmärkte neben Deutschland sind West- und Osteuropa sowie Russland (siehe Abbildung 3).

Das übergeordnete Ziel des Bremer Senators für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa ist das Erreichen von Umweltentlastungen bei gleichzei-tiger Stärkung der Beschäftigungswirkung und Wachstumspotenziale der Umweltwirtschaft. Dazu wird der Bereich der Umwelttechnik/Um-weltinnovation im Land Bremen durch alle Phasen der Forschung, Inno-vation und Distribution gezielt unterstützt und begleitet. Dies geschieht durch Förderprogramme, Netzwerkaktivitäten, institutionelle Unter-stützung und Schaffung innovationsfreundlicher Rahmenbedingungen. Spezielle Förderprogramme sind beispielsweise die „initiative umwelt unternehmen“, in der Fördermaßnahmen, Kampagnen und umweltbe-zogene Wirtschaftsaktivitäten gebündelt und koordiniert werden, und das Förderprogramm Angewandte Umweltforschung, das innovative Wissenschaftsprojekte mit Unternehmenskooperationen fördert.

18

302005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

63%

32%

5%

Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

112007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

Page 248: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

240 Freie Hansestadt Bremen

Gleichzeitig werden auch Auslandsaktivitäten gezielt unterstützt. Dies geschieht zum Beispiel über Auslandsniederlassungen, Außenwirt-schaftsberatung und Messebeteiligungen.

Durch konkrete Forschungsprojekte in den Leitmärkten Umweltfreund-liche Energien und Energiespeicherung sowie Energieeffizienz soll die Umweltwirtschaft weiter gestärkt und die Umwelt langfristig entlastet werden. Diese Leitmärkte stehen auch in den nächsten Jahren im Fokus. Zusätzliche Schwerpunkte werden im Bereich Material- und Rohstoffeffizienz gesetzt. Außerdem soll die Außenwirtschaft noch umfassender gestärkt werden.

Umwelttechnik – FörderungFörderpolitische Strategie und strategische Ziele

Ziel der Umweltinnovationsstrategie ist das Erreichen von Umwelt-• entlastungen bei gleichzeitiger Stärkung der Beschäftigungswirkung und Wachstumspotenziale der UmweltwirtschaftDurch Förderprogramme, Netzwerkaktivitäten, institutionelle Unter-• stützung und Schaffung innovationsfreundlicher Rahmenbedingun-gen wird der Bereich der Umwelttechnik/Umweltinnovation im Land Bremen durch alle Phasen der Forschung, Invention, Innovation und Distribution gezielt unterstützt und begleitet

Förderaktivitäten

initiative umwelt unternehmen (iuu)• Bündelung und Koordination von Fördermaßnahmen, Kampagnen –und umweltbezogenen Wirtschaftsaktivitäten

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/ Regionen

22%Welt

17% Europa

13%Deutschland

48%

Regionen

OST

Abbildung 3

Page 249: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

241Freie Hansestadt Bremen

Förderprogramm Angewandte Umweltforschung (AUF)• Förderung innovativer Wissenschaftsprojekte mit Firmenkoopera- –tionen

Programm zur Förderung Anwendungsnaher Umwelttechniken • (PFAU)

Technologieförderung –Markterschließung –

Windenergie-Agentur Bremerhaven/Bremen (wab)• Kompetenznetzwerk zur Unterstützung des Ausbaus der Wind- –energie (www.windenergie-agentur.de)

Programm für rationelle Energienutzung (REN)• Sparsame und rationelle Energienutzung in Unternehmen –

Förderung von Auslandsaktivitäten

Auslandsniederlassungen, Außenwirtschaftsberatung• Messebeteiligung, Marktstudien• Einzelprojekte, Informationsveranstaltungen•

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

Keine Angaben

Laufende und geplante Forschungsprojekte

FT-Generator• Entwicklung und Erprobung fehlertoleranter Umrichter-Genera- –torsysteme für Windenergieanlagen (FT-Generator), um Anlagen-stillstände und Ertragsausfall aufgrund von Generatorschäden zu vermeiden

Gebäude-Kerndämmung• Ziel ist die Herstellung eines alternativen Dämmmaterials aus –Produktionsrückständen/-überschüssen

Falt-Wärmetauscher• Ziel ist es, exemplarisch für den Anwendungsfall der Wärmerück- –gewinnung bei einem Wohnungslüftungsgerät die Idee eines ef-fektiven und kostengünstigen Falt-Wärmetauschers umzusetzen

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Erneuerbare Energien/Energieeffizienz• hinsichtlich erneuerbarer Energien insbesondere Windenergie –

Ressourceneffizienz• Material, Wertstoffe –

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242 Freie Hansestadt Bremen

Energie –Wasser –

Außenwirtschaft/Clustermanagement• Unterstützung der bremischen Umweltwirtschaft verstärkt durch –Instrumente der Außenwirtschaftsförderung sowie des Clusterma-nagements

Kontaktinformationen

Der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und EuropaAnsgaritorstraße 228195 BremenInternet: www.umwelt.bremen.dewww.umwelt-unternehmen.bremen.de

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Freie und Hansestadt Hamburg

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244 Freie und Hansestadt Hamburg

Umwelttechnik – Ein ÜberblickDas Bruttoinlandsprodukt des Stadtstaats Hamburg beträgt circa 89 Mrd. Euro; das Land ist in allen Leitmärkten vertreten. Insbesonde-re die Energieeffizienz sowie die Umweltfreundlichen Energien und Energiespeicherung bilden die Schwerpunkte im Land. Darüber hinaus nimmt auch der Leitmarkt Kreislaufwirtschaft eine wichtige Stellung ein, wohingegen der Leitmarkt Rohstoff- und Materialeffizienz eine geringere Rolle spielt.

Die wichtigsten Standortfaktoren für die Hamburger Unternehmen sind das lokale Nachfragevolumen, die Infrastruktur und die geografi-sche Lage. Der Erfüllungsgrad ist für alle Faktoren überdurchschnittlich hoch. Vor allem die gute geografische Lage und die hervorragende Infrastruktur sind klare Stärken des Standorts Hamburg.

Knapp zwei Drittel der Unternehmen sind vergleichsweise klein und erwirtschaften einen Umsatz von weniger als 10 Mio. Euro. Etwa ein Achtel der Hamburger Umwelttechnik-Unternehmen erzielt einen Um-satz von mehr als 50 Mio. Euro. Gleichzeitig wachsen Unternehmen in

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

ForschungseinrichtungenUnternehmen

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

3. Geografische Lage

1. Nachfragevolumen Markt2. Infrastruktur

62%73%

71%

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaft

Leitmarktschwerpunkt

Abbildung 1

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245Freie und Hansestadt Hamburg

Hamburg aber überdurchschnittlich stark und belegten 2005 bis 2007 den fünften Platz im bundesweiten Vergleich. Dies wird sich in den nächsten zwei Jahren aller Wahrscheinlichkeit nach kaum verändern. Mit dem Umsatzwachstum entwickeln sich die Mitarbeiterzahlen. Auch hier positioniert sich Hamburg im oberen Drittel in Deutschland.

Die gute Anbindung des Schienenverkehrs und Vernetzung nach Osteu-ropa spiegelt sich in den internationalen Absatzschwerpunkten wider. Neben Osteuropa sind Westeuropa und Russland die wichtigsten in-ternationalen Absatzmärkte. In der Ausrichtung des Schwerpunkts der Geschäftstätigkeit ist etwa ein Viertel der Unternehmen international positioniert. Etwa die Hälfte aller Unternehmen fokussiert sich auf den Standort Hamburg (siehe Abbildung 3). Der durchschnittliche Anteil von Forschung und Entwicklung am Umsatz beträgt 5 %. Die Unternehmen in Hamburg liegen damit leicht unter dem Bundesdurchschnitt.

Das wichtigste strategische Ziel der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt ist die Initiierung von Investitionen im Bereich der Leitmärkte Energieeffizienz, Rohstoff- und Materialeffizienz und Umweltfreund-lichen Energien und Energiespeicherung. Zu diesem Zweck sollen Modernisierungshemmnisse abgebaut werden und vereinfachte Um-weltmanagementsysteme die Hilfe zur Selbsthilfe fördern.

Eine Vielzahl von speziellen Förderprogrammen soll helfen, dieses Ziel zu erreichen.

Darüber hinaus werden Forschungsprojekte wie „Technologien zur Er-schließung der Ressource Mikroalgen“ unterstützt.

21

212005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

65%

23%

12%Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

52007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

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246 Freie und Hansestadt Hamburg

In Zukunft soll außerdem eine Hamburger Energieagentur zur Abde-ckung der bisher von Beratung und Förderung ausgeschlossenen Ge-sellschaftsbereiche und Themenfelder aufgebaut werden.

Bis 2012 sollen so jährlich 2 Mio. Tonnen CO2 vermieden werden. Dies ist das Ziel des „Hamburger Klimaschutzkonzeptes 2007–2012“.

Umwelttechnik – FörderungFörderpolitische Strategie und strategische Ziele

Initiierung von Investitionen im Bereich der Energie- und Ressour-• ceneffizienz, der Bioenergie sowie erneuerbarer EnergienAbbau von Modernisierungshemmnissen• Ersatz von Ressourcenverbrauch durch Ingenieurleistung• Förderung der Hilfe zur Selbsthilfe (vereinfachte Umweltmanage-• mentsysteme)

Förderaktivitäten

Unternehmen für Ressourcenschutz • Förderung von Investitionen der Hamburger Unternehmen in den –Ressourcenschutz (www.hamburg.de/ressourcenschutz)

Erneuerbare Energien • Förderprogramme: – Solarthermie und Heizung, Bioenergie, Photo-voltaikCluster erneuerbare Energien (www.hamburg.de/erneuerbare) –

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/Regionen

8% Welt19% Europa

27%

Deutschland

46%Regionen

OST

Abbildung 3

Page 255: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

247Freie und Hansestadt Hamburg

Energieeffizientes Bauen• Förderprogramme: Hamburger Energiepass, Wärmeschutz im Ge- –bäudebestand (www.hamburg.de/arbeitundklimaschutz)

UmweltPartnerschaft Hamburg• Förderung: QUB, ÖKOPROFIT, Integrierte Produktpolitik –(www.hamburg.de/umweltpartnerschaft)

Hamburger Förderprogramm für Umwelttechnologie• Förderung: Markteinführung neuer Umwelttechnologien –(www.hamburg.de/ressourcenschutz)

Förderung von Auslandsaktivitäten

Keine gezielte Förderung

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

Keine gezielte Förderung

Laufende und geplante Forschungsprojekte

Technologien zur Erschließung der Ressource Mikroalgen• Unterstützung des Forschungsprojekts zur Produktion von Biomas- –se durch Bindung von CO2 durch die Errichtung einer Pilotanlage

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

CO• 2-Vermeidung: 2 Mio. Tonnen pro Jahr bis 2012Ziel des „Hamburger Klimaschutzkonzeptes 2007–2012“ –

Hamburger Energieagentur• Schaffung einer Hamburger Energieagentur zur Abdeckung der –bisher von Beratung und Förderung ausgeschlossenen Gesell-schaftsbereiche und Themenfelder

Kontaktinformationen

Behörde für Stadtentwicklung und UmweltStadthausbrücke 820355 HamburgInternet: www.hamburg.de/umwelt

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Hessen

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250 Hessen

Umwelttechnik – Ein ÜberblickMit einem Bruttoinlandsprodukt von 217 Mrd. Euro ist Hessen das viertstärkste Bundesland und in allen Leitmärkten, wenn auch unter-schiedlich stark, präsent. Die Leitmärkte Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung sowie Energieeffizienz bilden die Säulen der hessischen Umwelttechnik.

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Unternehmenssicht sind das Nachfragevolumen des Marktes, die Verfügbarkeit von Fachkräften und die Infrastruktur. Diese Faktoren sehen die Unternehmen als gut erfüllt an, insbesondere die Anforderungen an die infrastrukturelle Situation bewerten die Unternehmen als überdurchschnittlich erfüllt. Überdurch-schnittlich gut schätzen die hessischen Unternehmen auch ihre derzei-tige Geschäftslage ein.

Etwa drei Viertel der Unternehmen erwirtschaften dabei einen Umsatz von weniger als 10 Mio. Euro. Dem steht jedoch ein Anteil von 15 % an Unternehmen gegenüber, die einen Umsatz von mehr als 50 Mio.

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

ForschungseinrichtungenUnternehmen

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

3. Infrastruktur

1. Nachfragevolumen Markt2. Fachkräfteverfügbarkeit

56%52%

68%

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaft

Leitmarktschwerpunkt

Frankfurt am Main

Kassel

Wiesbaden

Darmstadt

Abbildung 1

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251Hessen

Euro ausweisen. Damit erreicht Hessen im bundesdeutschen Vergleich einen Spitzenplatz.

Die Wachstumsraten der Unternehmen lassen schließen, dass Hessen diese Position auch in Zukunft erfolgreich verteidigen kann. So lag das durchschnittliche Umsatzwachstum der Jahre 2005 bis 2007 mit 20 % im Bundesdurchschnitt. Das gleiche Wachstum wird auch für die kom-menden Jahre erwartet. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass der Mitarbeiteraufbau in den hessischen Unternehmen mit etwa 15 % deutlich niedriger liegt.

Fast zwei Drittel der hessischen Unternehmen sind schwerpunktmä-ßig auf Deutschland oder Hessen ausgerichtet. Etwa die Hälfte dieser Unternehmen hat jedoch einen nationalen Schwerpunkt der Geschäfts-tätigkeit und beschränkt sich nicht ausschließlich auf das Bundesland. Der Anteil internationaler Unternehmen liegt damit bei etwa einem Drittel. Global ausgerichtete Unternehmen sind mit einem Anteil von etwa 15 % der Grundgesamtheit durchaus häufig vertreten (siehe Ab-bildung 3). Dies findet sich auch in der Bewertung der Absatzmärkte wieder. Zwar sind auch hier die wichtigsten internationalen Absatz-märkte West- und Osteuropa, jedoch werden China, Russland, Japan, Indien, Brasilien und die USA als gleich wichtig eingestuft. Der Län-derfokus ist damit vielfältig. Ein weiteres Indiz für einen relativ hohen Internationalisierungsgrad, insbesondere der Großunternehmen, zeigt sich in dem hohen Wertschöpfungsanteil im Ausland. Hessen belegt hier im nationalen Vergleich den dritten Platz.

20

20

2005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

9%

76%

15%

Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

62007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

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252 Hessen

Die Hessischen Ministerien für Umwelt, ländlichen Raum und Verbrau-cherschutz und für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung haben sich zum Ziel gesetzt, die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Umwelttechnologie-Unternehmen weiter zu stärken. Dies ge-schieht über die Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojek-ten ebenso wie durch geförderte Beratung. In Übereinstimmung damit soll zusätzlich der Primärenergiebedarf reduziert werden. Dazu werden Maßnahmen der Energieeffizienz und zusätzlicher produktionsinteg-rierter Umweltschutz gefördert.

Laufende und geplante Forschungsprojekte zu diesem Thema sind zum Beispiel das Projekt „Staufreies Hessen 2015“, das die Staudauer auf den Autobahnen drastisch reduziert, und ein Forschungsprojekt zu Klein-Kraft-Wärme-Kopplung.

Des Weiteren werden Auslandsaktivitäten aktiv unterstützt. Dies ge-schieht beispielsweise durch Messen, Orientierungshilfen und Dele-gationsreisen. Den Fokus der Förderung bilden dabei China, Russland und die USA.

Umwelttechnik – Förderung

Förderpolitische Strategie und strategische Ziele

Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Hessi-• schen Umwelttechnologie-Unternehmen unter anderem durch For-schungs- und Entwicklungsprojekte sowie geförderte Beratung

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/Regionen

15%Welt

20% Europa

29%

Deutschland

36%

Regionen

OST

Abbildung 3

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253Hessen

Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Umwelttechnologie-Anwen-• der insbesondere durch produktionsintegrierten UmweltschutzNachhaltige Reduzierung des Primärenergiebedarfs insbesondere • mittels Förderung von Maßnahmen der Energieeffizienz im Gebäu-desektor und in der Stromanwendung

Förderaktivitäten

Aktionslinie Hessen-Umwelttech• Unterstützung der hessischen Umwelttechnologie durch Informa- –tion und Beratung, Technologietransfer und Kompetenzmarketing

Hessen-PIUS• Geförderte betriebliche PIUS-Beratung für kleine und mittlere Un- –ternehmen ab 2009

Innovationsförderung – LOEWE/MPP• Unterstützung kleiner und mittelständischer Unternehmen bei for- –schungs- und entwicklungsintensiven Verbundprojekten

Klima E3 geplant – Modellprojekte Klimaneutralität• Klimaeffizienz in Produktionsprozessen und Produkten für Wirt- –schaft und HochschulenCO – 2-neutrale Fabrik, CO2-neutrale Kommunen, Hessische Klima-partner

Transferstelle Internationaler Emissionshandel Hessen Focal Point • CDM/JI

Initiative des Umweltministeriums als Infostelle bei Fragen zur –Identifizierung und Konzeption sowie zur Durchführung von CDM-/JI-Projekten

Förderung von Auslandsaktivitäten

Messen• Orientierungshilfen Erstinformation Hessen in sieben Sprachen, Bro-• schüre „Auslandsmärkte“Delegationsreisen nach China, in die Russische Föderation, USA und • nach Vietnam

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

China• Russische Föderation• USA•

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254 Hessen

Laufende und geplante Forschungsprojekte

Staufreies Hessen 2015• Durch die temporäre Seitenstreifenfreigabe, bauliche Beseitigun- –gen von Engstellen, dynamische Informationstafeln und ein inno-vatives Baustellenmanagement konnte die Staudauer auf Hessens Autobahnen von 2003 bis 2007 bereits um 70 % reduziert wer-den

Innovative Klein-Kraft-Wärme-Kopplung• Pilot- und Demonstrationsvorhaben zur Förderung des Einbaus von –Mikrogasturbinen und Stirlingmotoren

Modernisierung mit passivhaustauglichen Komponenten• Modernisierung von Geschosswohnungsbauten in Frankfurt Rot- –lintstraße mit dem Ziel, einen Heizwärmebedarf von 25 Kilowatt-stunden pro Quadratmeter pro Jahr zu erreichenFörderung der investiven Mehrkosten und der wissenschaftlichen –Begleitung

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Produktionsintegrierter Umweltschutz, Ressourcen-/Energieeffizienz • Nachhaltige energetische Modernisierung des Gebäudebestandes• Klimaeffizienz•

Kontaktinformationen

Hessisches Ministerium für Umwelt, ländl. Raum und VerbraucherschutzMainzer Straße 8065189 WiesbadenInternet: www.hmulv.hessen.de

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und LandesentwicklungKaiser-Friedrich-Ring 7565189 WiesbadenInternet: www.wirtschaft.hessen.deInternet: www.hessen-umwelttech.de

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Mecklenburg-Vorpommern

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256 Mecklenburg-Vorpommern

Umwelttechnik – Ein ÜberblickDas Land Mecklenburg-Vorpommern hat eine Wirtschaftsleistung (BIP) von 34 Mrd. Euro. Das Land ist unterschiedlich stark in den Leitmärk-ten vertreten. Den wichtigsten Schwerpunkt bildet der Markt Um-weltfreundliche Energien und Energiespeicherung. Daneben spielen Nachhaltige Mobilität und Wasserwirtschaft eine für das Land wichtige Rolle.

Die wichtigsten Standortfaktoren für die Unternehmen sind das Nach-fragevolumen des Marktes, die Verfügbarkeit von Fachkräften und die Förderpolitik. Die Erfüllung dieser Faktoren betrachten die Unterneh-men jedoch als tendenziell unterdurchschnittlich. Insbesondere den wichtigsten Faktor, die Nachfrage, empfinden die Unternehmen als nicht befriedigend. Einen hohen Erfüllungsgrad hingegen sehen Un-ternehmen im Bereich der Infrastruktur und der geografischen Lage gegeben.

Der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit liegt bei den meisten Unter-nehmen aus Mecklenburg-Vorpommern im Land oder zumindest in

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

ForschungseinrichtungenUnternehmen

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

3. Förderpolitik

1. Nachfragevolumen Markt2. Fachkräfteverfügbarkeit

41%47%

46%

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaft

Leitmarktschwerpunkt

GreifswaldRostock

Schwerin Neubrandenburg

Abbildung 1

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257Mecklenburg-Vorpommern

Deutschland. Etwa ein Fünftel der Unternehmen ist auf Europa aus-gerichtet. Einen globalen Schwerpunkt haben bisher nur sehr wenige Unternehmen ausgebildet (siehe Abbildung 3).

Dennoch sind ausländische Absatzmärkte von Belang. Vor allem West- und Osteuropa sowie Russland sind bereits von signifikanter Bedeu-tung. Auffällig ist, dass der größte Teil der Wertschöpfung in Deutsch-land generiert wird.

Der größte Teil der betrachteten Unternehmen erwirtschaftet einen Umsatz von weniger als 10 Mio. Euro. Der Markt für Umwelttechnik ist also relativ kleinteilig. Etwa 10 % erzielen ein höheres Ergebnis, wobei hiervon wiederum die Hälfte einen Umsatz im deutlich zwei-stelligen Bereich erwirtschaftet. In den Jahren 2005 bis 2007 wuchs der Umsatz der Unternehmen um durchschnittlich 25 %. Für die Jahre 2008 und 2009 wird eine Wachstumssteigerung auf 27 % erwartet. Mecklenburg-Vorpommern belegt damit einen Spitzenplatz und gehört zu den drei am schnellsten wachsenden Bundesländern in Deutsch-land. Auffällig ist in diesem Zusammenhang der große Anteil von Un-ternehmen in der höchsten Profitabilitätsklasse. Das starke Wachstum konterkariert also nicht zwangsläufig die Umsatzrentabilität.

Die Ministerien für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz und für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern haben sich zum Ziel gesetzt, den Energieverbrauch zu senken. Dies soll unter anderem durch Steigerungen von Energieeffizienzmaßnahmen ge-schehen. Darüber hinaus wird eine erhöhte Nutzung von regenerativ erzeugter Energie angestrebt.

27

252005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

92%

4%4%

Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

32007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

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258 Mecklenburg-Vorpommern

Zu diesem Zweck werden im Rahmen von bestehenden Programmen wie der Dorferneuerung oder der Abfallverwertung umweltpolitische Maßnahmen aktiv gefördert. Ebenso wird die Forschung im Bereich Umweltfreundliche Energien unterstützt.

Auch mit dem Ziel, neue Märkte zu erschließen werden Auslandsak-tivitäten gefördert. Dies geschieht zum einen über Zuschüsse zu kon-kreten Projekten und zum anderen durch das Industrienetzwerkprojekt enviMV e.V.

Schwerpunktthema für die nächsten Jahre ist für das Land die Stär-kung von Netzwerken, um so eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung zu gewährleisten.

Umwelttechnik – FörderungFörderpolitische Strategie und strategische Ziele

Durch entsprechenden Strategien muss es zu einer Minimierung des • Energieverbrauchs kommenDies sollte zugleich einhergehen mit einer Steigerung von Energie-• effizienzmaßnahmenZudem wird eine erhöhte Nutzung von regenerativ erzeugter Energie • angestrebt

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/ Regionen

Welt0%Europa18%

Deutschland4%Regionen

78%

OST

Abbildung 3

Page 267: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

259Mecklenburg-Vorpommern

Förderaktivitäten

Dorferneuerung• Maßnahmen zur Verbesserung der Wärmedämmung, wenn dies –integraler Bestandteil der Sanierung ortsbildprägender Gebäude ist

Diversifizierung (DIV-B-RL M-V)• Nutzung nachwachsender Rohstoffe (Biogasanlagen, Schnell- –wuchsplantagen)

Abfallverwertung• Förderung der Errichtung von Anlagen zur Abfallverwertung im –Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“: Vorhaben der gewerblichen Wirtschaft

Förderung von Auslandsaktivitäten

Zuschuss für Biogasanlagenbau (MeckTom GmbH & CoKG)• Industrienetzwerkprojekt enviMV e.V.•

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

Keine Angabe

Laufende und geplante Forschungsprojekte

Studie – Dezentrale Verwertung von Ersatzbrennstoffen und heiz-• wertreichen Sortierresten in Mecklenburg-Vorpommern

Darstellung der technischen Lösung und wirtschaftlichen Bewer- –tung für die dezentrale energetische Verwertung von Sekundär-brennstoffen in beispielhaften Anlagengrößen von 3,6 und 12 Megawatt thermischer Leistung unter Anwendung der stationären Wirbelschichttechnologie

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Stärkung von Netzwerken• Funktionierende Netzwerke und Kooperationen zwischen Politik –und Wirtschaft sind eine Grundlage für eine nachhaltige Wirt-schaftsentwicklung des Landes, basierend auf einer innovativen Umwelttechnik

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260 Mecklenburg-Vorpommern

Kontaktinformationen

Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-VorpommernPaulshöher Weg 119061 Schwerin

Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklenburg-VorpommernJohannes-Stelling-Straße 1419053 SchwerinInternet: www.regierung-mv.de

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Niedersachsen

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262 Niedersachsen

Umwelttechnik – Ein Überblick

Das Land Niedersachsen erwirtschaftet ein Bruttoinlandsprodukt von 207 Mrd. Euro. Die Leitmärkte sind im Land umfassend, jedoch unter-schiedlich stark vertreten. Deutliche Schwerpunkte liegen im Bereich Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung, der Energieeffi-zienz und der Kreislaufwirtschaft.

Die wichtigsten Standortfaktoren für die Unternehmen in Niedersach-sen sind das Nachfragevolumen, die Verfügbarkeit von Fachkräften und die Infrastruktur. Über sämtliche Standortfaktoren hinweg ist ein hoher Erfüllungsgrad feststellbar. Besonders hervorzuheben sind hier die geografische Lage, die regionale Clusterentwicklung und die Infra-struktur.

Etwa zwei Drittel der Unternehmen haben den Schwerpunkt ihrer Ge-schäftsausrichtung in Deutschland, davon wiederum sind zwei Drittel regional und ein Drittel überregional ausgerichtet. International sind die Unternehmen dennoch. In nur zwei Bundesländern ist der Anteil der Unternehmen mit europäischem Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

ForschungseinrichtungenUnternehmen

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

3. Infrastruktur

1. Nachfragevolumen Markt2. Fachkräfteverfügbarkeit

54%50%

69%

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaft

Leitmarktschwerpunkt

BraunschweigHannover

Osnabrück

Oldenburg

Abbildung 1

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263Niedersachsen

so hoch wie in Niedersachsen (siehe Abbildung 3). Entsprechend sind auch die wichtigsten internationalen Absatzmärkte West- und Osteuro-pa sowie Russland. Auffällig ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass der ausländische Anteil an der Wertschöpfung lediglich durchschnittlich ist.

Mehr als drei Viertel der betrachteten Unternehmen sind mit einem Umsatz von unter 10 Mio. Euro als eher klein einzustufen. Die Um-satzverteilung folgt damit dem Bundesdurchschnitt. Immerhin 9 % der Grundgesamt kann diesbezüglich einen Umsatz von über 50 Mio. Euro vorweisen und fällt damit in den Bereich der größten Unternehmens-klasse.

Auch das historische Umsatzwachstum folgt mit etwa 20 % dem Bun-desdurchschnitt. Für 2008 und 2009 erwarten die Unternehmen jedoch einen leichten Rückgang der Wachstumsrate auf durchschnittlich 18 %. Dennoch schätzt ein großer Teil der Unternehmen seine Geschäftslage als gut ein. Nur in zwei anderen Bundesländern ist dieser Anteil ähnlich hoch angesiedelt. Dieser Optimismus findet sich auch im Forschungs-budget wieder. Der Anteil des Umsatzes, der Forschung und Entwick-lung zugeschrieben werden kann, liegt bei rund 8 %.

Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt und Klimaschutz trägt mit seiner Förderpolitik der Bedeutung der Umwelttechnologie Rechnung. Die wichtigsten Ziele dieser Politik sind die Stärkung des Marktes insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen und ein nachhaltiger Klimaschutz.

18

202005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

9%

77%

14%

Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

82007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

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264 Niedersachsen

Zur Erreichung dieser Ziele werden Forschungs- und Entwicklungspro-jekte unter anderem durch Innovationsförderprogramme unterstützt. Zusätzlich existieren Forschungszentren, die hauptsächlich im Bereich der erneuerbaren Energien sowohl Grundlagenforschung als auch an-wendungsorientierte Forschung durchführen.

In den nächsten Jahren soll das Innovationsförderprogramm im Be-reich Energie fortgeführt werden. Dieses soll auch in der Wirtschaft Anreize für den weiteren Ausbau und die Förderung von Forschung und Entwicklung schaffen und so das Wachstum der Branche stärken.

Umwelttechnik – FörderungFörderpolitische Strategie und strategische Ziele

Die Realisierung innovativer FuE-Vorhaben soll dazu beitragen, die • Voraussetzungen für die Verbesserung der Marktchancen kleiner und mittlerer Unternehmen zu schaffenDie Förderung soll auch der Entwicklung von Technologien zur Errei-• chung von Klimaschutzzielen und einer nachhaltigen Energieversor-gung dienen

Förderaktivitäten

Landesinitiative Brennstoffzelle Niedersachsen• www.brennstoffzelle-nds.de –2004–2009 16 FuE-Projekte mit einem Landeszuschuss von ca. –6,5 Mio. Euro

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/Regionen

10% Welt

24% Europa

22%

Deutschland

44%Regionen

OST

Abbildung 3

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265Niedersachsen

Innovationsförderprogramm• Innovative Vorhaben, die der Steigerung der Effizienz bei der Ener- –gieerzeugung und -nutzung sowie der Energieeinsparung dienenVorhaben, die die Erforschung und Entwicklung neuer Technolo- –gien zur Energieerzeugung und von erneuerbaren Energien zum Inhalt haben

Energieeinsparung• Jährlich fünf regionale Veranstaltungen bzw. Messen –

Reinigungsverfahren zur Eliminierung von Arzneistoffen aus Abwäs-• sern

Die Universität Hannover führt ein Pilotprojekt zur Eliminierung von –Arzneistoffen mittels Membranbelebungsverfahren in Abwässern durch

Förderung von Auslandsaktivitäten

Forschungsauftrag „Rollende Landstraße“ unter Einbindung in das • Marco Polo-Programm der EU

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

Keine Angabe

Laufende und geplante Forschungsprojekte

Niedersächsischer Forschungsverbund Nachhaltige Nutzung von • Energie aus Biomasse

Wichtige Ziele sind die Umsetzung eines integrativen Energiepflan- –zenbaus, indem Pflanzenerträge unter Beachtung von bodenscho-nenden Fruchtfolgen, aber auch von Natur und Umwelt optimiert werden. Zusätzlich sollen bioenergetische Nutzungskonzepte für kontaminierte Standorte entwickelt werden

Forschungs- und Kompetenzzentrum Windenergie (ForWind)• ForWind ist das gemeinsame Zentrum für Windenergieforschung –der Universitäten Oldenburg und Hannover. Als wissenschaftliches Zentrum bündelt ForWind die Aktivitäten beider Universitäten in der Windenergieforschung mit einem breiten Spektrum im physi-kalischen und ingenieurwissenschaftlichen Bereich

EFZN: Energie-Forschungszentrum Niedersachsen• Wird in Goslar von der TU Clausthal mit Beteiligung der Univer- –sitäten Göttingen, Hannover und Oldenburg errichtet. Das For-schungszentrum leistet Grundlagenarbeit für die Energieforschung – von der Gewinnung über Transport und Speicherung bis zur End-lagerung sowie zur Vorsorge von Rohstoffen

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266 Niedersachsen

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Fortführung Innovationsförderprogramm Bereich Energie• Weitere Förderung innovativer Entwicklungen und Prozesse in –Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft sowie Anreize für FuE-Aktivitäten für neue Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen in den Bereichen erneuerbare Energien, innovative Energietechniken, Energieeffizienz und Energieeinsparung

Landesinitiative Brennstoffzelle• Erweiterung der Landesinitiative in Richtung Batterie- und Strom- –speichertechnologie; Systemintegration

Kontaktinformationen

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und KlimaschutzArchivstr. 230169 HannoverInternet: www.umwelt.niedersachsen.de

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Nordrhein-Westfalen

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268 Nordrhein-Westfalen

Umwelttechnik – Ein Überblick

Mit einer Wirtschaftsleistung von 529 Mrd. Euro ist Nordrhein-West-falen das größte aller Bundesländer. Entsprechend sind Unternehmen aus allen Leitmärkten in Nordrhein-Westfalen ansässig. Dabei sind alle Leitmärkte stark vertreten. Ein besonderer Schwerpunkt ist in den Märkten für Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft zu sehen. Darüber hinaus spielen die Nachhaltige Wasserwirtschaft und Umweltfreundli-che Energien und Energiespeicherung eine wichtige Rolle.

Die bedeutendsten Standortfaktoren für die Unternehmen sind das Nachfragevolumen des Marktes, die Infrastruktur und die Verfügbar-keit von Fachkräften. Diese Faktoren sehen die Unternehmen als durchschnittlich erfüllt an, wobei sie mit der infrastrukturellen Situation besonders zufrieden sind.

Die meisten Unternehmen sehen den Schwerpunkt ihrer Geschäfts-ausrichtung innerhalb Deutschlands. Bei einem Drittel aller Unterneh-men liegt der Schwerpunkt in der Region, bei einem weiteren knappen Drittel im überregionalen Inland. Ein Anteil von 23 % ist vor allem in

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

ForschungseinrichtungenUnternehmen

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

3. Fachkräfteverfügbarkeit

1. Nachfragevolumen Markt2. Infrastruktur

58%73%

53%

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaft

Leitmarktschwerpunkt

Essen

Dortmund

Düsseldorf

AachenKöln

Abbildung 1

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269Nordrhein-Westfalen

Europa tätig, während 12 % global ausgerichtet sind. Der Gesamtanteil international ausgerichteter Firmen ist im Bundesvergleich somit hoch (siehe Abbildung 3).

Die Bedeutung der internationalen Absatzmärkte ist entsprechend hoch. Im Mittelpunkt stehen West- und Osteuropa sowie Russland. Erwähnenswert ist außerdem, dass von keinem anderen Bundesland die Bedeutung Japans ähnlich hoch eingestuft wird. Die wirtschaftliche Nähe von Nordrhein-Westfalen zu Japan zeigt sich damit auch in der Umwelttechnik-Branche. Daneben beschäftigen die hiesigen Unter-nehmen überdurchschnittlich viele Mitarbeiter im Ausland. Besonders hervorzuheben ist der Anteil der ausländischen Mitarbeiter in Russland und den USA, der bei jeweils knapp 10 % liegt.

Mehr als zwei Drittel der betrachteten Unternehmen erwirtschaften einen Umsatz von weniger als 10 Mio. Euro. Unter den mittleren und großen Unternehmen erzielen 16 % ein Ergebnis von über 50 Mio. Eu-ro. Nur ein anderes Bundesland kann einen ähnlich hohen Anteil großer Unternehmen aufweisen.

Das Umsatzwachstum lag dabei in den Jahren 2005 bis 2007 bei durchschnittlich 20 % und entspricht damit ungefähr dem Bundes-durchschnitt. Für die Jahre 2008 und 2009 wird eine identische durch-schnittliche Wachstumsrate erwartet.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Umwelttechnik-Branche wird vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbrau-cherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen hoch eingeschätzt. Dies

20

202005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

68%

16%

16% Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

62007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

Page 278: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

270 Nordrhein-Westfalen

zeigt sich in der Förderpolitik des Landes, die insbesondere auf nach-haltiges Wirtschaften und Ressourceneffizienz zielt. Dadurch sollen po-sitive Effekte für den Umweltschutz mit dem Erhalt und der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft verbunden werden.

Zur Umsetzung dieser Ziele wurden zahlreiche Förder- und Investiti-onsprogramme und Landescluster entwickelt. Außerdem wurde eine Effizienz-Agentur zur Unterstützung bei der Einführung von produk-tions- und produktintegriertem Umweltschutz gegründet.

Diese Agentur veranstaltet beispielsweise deutsch-japanische PIUS-Konferenzen und fördert so Auslandsaktivitäten der Firmen. Diese werden auch durch eine Partnerschaft mit Ungarn und eine deutsch-kanadische Forschungskooperation unterstützt. Länderschwerpunkte liegen derzeit neben Europa (Benelux, Ungarn, Polen) in China, Japan, Israel und Nordamerika.

Auch die Forschung wird gezielt vorangetrieben. Die Chancen und Handlungspotenziale im Feld der Umwelttechnologien wurden in ver-schiedenen Studien analysiert und so Handlungsvorschläge abgelei-tet.

Damit ergibt sich als wichtigstes Schwerpunktthema in den nächsten Jahren die Weiterentwicklung der Cluster, um die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft weiter zu verbessern.

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/Regionen

12% Welt23% Europa

32%

Deutschland

33%Regionen

OST

Abbildung 3

Page 279: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

271Nordrhein-Westfalen

Umwelttechnik – FörderungFörderpolitische Strategie und strategische Ziele

Förderung des nachhaltigen Wirtschaftens und der Ressourceneffizi-• enz (vor allem produkt- und produktionsintegrierter Umweltschutz) in Verbindung mit innovativen TechnologienDadurch sollen positive Effekte für den Umweltschutz, vor allem • auch für den Klimaschutz, und gleichzeitig der Erhalt und die Steige-rung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und die Sicherung von Arbeitsplätzen erzielt werden

Förderaktivitäten

Cluster NRW.Umwelttechnologien• Zum Ausbau der starken Position des Landes in der Umweltwirt- –schaft wird das Landescluster UT entwickelt und erhält ein Clus-termanagement

Effizienz-Agentur NRW (EFA) • Die EFA unterstützt kleine und mittlere Unternehmen bei der Ein- –führung von produktions- und produktintegriertem Umweltschutz mit verschiedenen Tools (www.efanrw.de)

EFRE NRW Ziel 2-Programm 2007–2013• Ressourceneffizienzprogramm NRW, Umweltdienstleistungen, In- –vestitionen, Umweltmanagementsystem, Forschung und Entwick-lung mit Bezug zu Ressourceneffizienz, Vernetzungsvorhaben

Cluster EnergieForschung.NRW• Clusterbildung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zur Umset- –zung innovativer Projektideen (www.cef.nrw.de)

Investitionsprogramm Abwasser NRW• Niederschlagsabwasserbeseitigung, innovativer produktionsinteg- –rierter Umweltschutz, innovative Reinigungsverfahren kommuna-ler Kläranlagen

Förderung von Auslandsaktivitäten

Partnerschaft mit Ungarn, Start eines Pilotprojekts• Deutsch-japanische PIUS-Konferenzen der Effizienz-Agentur NRW• Forschungskooperation Deutschland-Kanada•

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

China, Japan, Israel• Europa (Benelux, Ungarn, Polen), Russland (geplant) • USA, Kanada•

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272 Nordrhein-Westfalen

Laufende und geplante Forschungsprojekte

Studie „Kompetenzen, Cluster, Akteure und Handlungspotenziale in • NRW im Feld Ressourcenmanagement/Umwelttechnik/Wasserwirt-schaft“

Bestandsaufnahme der Umweltwirtschaft in NRW –Analyse der wichtigsten Trends –SWOT-Analyse –Handlungsvorschläge –

Studie „Chancen der Nanotechnologie für den Umweltschutz und in • der Umwelttechnik und Marktpotenziale für NRW“

Darstellung des Einsatzes von – Nanotechnologie für den Umwelt-schutz generell und in NRWAnalyse der Chancen, Kompetenzen und Defizite –Entwicklung von Handlungsvorschlägen zur Unterstützung der Na- –notechnologie für den Umweltschutz in NRW

Cluster EnergieForschung.NRW• Das Cluster EnergieForschung.NRW besteht aus den drei Säulen –zentrale Energieerzeugung, dezentrale Energieerzeugung und der biologischen Bereitstellung von Energieträgern und Rohstoffen (www.cef.nrw.de)

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Cluster Umwelttechnologie• Entwicklung des Landesclusters Umwelttechnologie mit einem –professionellen ClustermanagerThemen: (Ab-) Wassertechnologien, zukunftsorientierte Entsor- –gungs- und Luftreinhaltetechnologien, Bodensanierung, Mess- und Regeltechnik, Ressourceneffizienz und Dienstleistungen, Bio- und Nanotechnologien

Cluster EnergieForschung.NRW• Die Gewinnung professioneller Clustermanager ist fast abge- –schlossenZusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft ist auf gutem –Wege

Kontaktinformationen

Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbrau-cherschutz des Landes Nordrhein-WestfalenSchwannstraße 340476 DüsseldorfInternet: www.umwelt.nrw.de

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Rheinland-Pfalz

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274 Rheinland-Pfalz

Umwelttechnik – Ein Überblick

Das Land Rheinland-Pfalz erwirtschaftet ein Bruttoinlandsprodukt von 104 Mrd. Euro. Nicht alle Leitmärkte sind für das Land relevant. Schwerpunkte bilden insbesondere Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung und Kreislaufwirtschaft. Darüber hinaus sind Un-ternehmen im Leitmarkt Energieeffizienz und etwas weniger stark im Leitmarkt Nachhaltige Wasserwirtschaft tätig.

Die wichtigsten Standortfaktoren sind aus Unternehmenssicht das Nachfragevolumen des Marktes, die Verfügbarkeit von Fachkräften und die Infrastruktur. Die Anforderungen an die Nachfrage und die infrastrukturellen Bedingungen sehen die Unternehmen als sehr gut erfüllt an. Lediglich die Verfügbarkeit von Fachkräften und die staatliche Förderpolitik werden als ausbaufähig bewertet.

Eine große Mehrheit der Unternehmen erwirtschaftet einen Umsatz unterhalb von 10 Mio. Euro. Immerhin ein Drittel der Unternehmen erzielt jedoch höhere Erlöse, wobei 19 % der Grundgesamtheit einen Umsatz von mehr als 50 Mio. Euro erwirtschaften. Insgesamt erwirt-

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

ForschungseinrichtungenUnternehmen

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

3. Infrastruktur

1. Nachfragevolumen Markt2. Fachkräfteverfügbarkeit

62%48%

69%

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaft

Leitmarktschwerpunkt

Koblenz

Mainz

Ludwigshafen

Abbildung 1

Page 283: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

275Rheinland-Pfalz

schaften dabei über 80 % der Unternehmen ein positives Betriebser-gebnis.

Das durchschnittliche Umsatzwachstum lag in den Jahren 2005 bis 2007 bei 23 %. Für die Jahre 2008 und 2009 wird sogar ein leichter Anstieg des Wachstums erwartet. Damit kann sich das Land im natio-nalen Vergleich auf den oberen Plätzen positionieren. Außerdem ist die Umwelttechnik-Branche hier ein Beschäftigungsmotor. Dies gilt umso mehr in der Zukunft, denn in den nächsten zwei Jahren planen die Un-ternehmen ihre Mitarbeiterzahl um rund ein Viertel zu erhöhen. Dies schafft nur ein weiteres Bundesland im nationalen Vergleich.

Die Unternehmen in Rheinland-Pfalz sind international ausgerichtet. Knapp 20 % aller Unternehmen gibt an, einen globalen Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit zu haben. Neben West- und Osteuropa sind die USA und Russland wichtige Absatzmärkte (siehe Abbildung 3). Die In-ternationalität der Branche zeigt sich außerdem in einem relativ hohen ausländischen Wertschöpfungsanteil von rund 10 %, auch wenn der Anteil der im Ausland beschäftigten Mitarbeiter eher niedrig ist.

Die Wichtigkeit der Umwelttechnik-Branche unterstreicht das Ministe-rium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz von Rheinland-Pfalz durch seine strategische Zielsetzung. Erneuerbare Energien sollen ausgebaut, die Energieeffizienz gesteigert und die Energieinfrastruktur im Strom- und Wärmebereich weiterentwickelt werden. Dazu werden Information und Beratung genauso gefördert wie innovative Pilot- und Demonstrationsprojekte.

23

24

2005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

9%

72%

19%Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

42007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

Page 284: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

276 Rheinland-Pfalz

Darüber hinaus werden Auslandsaktivitäten der Unternehmen durch konkrete Unternehmensförderungen und projektbezogene Förderun-gen unterstützt. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit dem Mi-nisterium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau. Länder-schwerpunkte liegen derzeit in Nordafrika auf den Maghreb-Staaten, in China und in Mittel- und Osteuropa.

In den nächsten Jahren liegt der Schwerpunkt weiterhin in den genann-ten Bereichen der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz. Dazu sollen alle regenerativen Energien weiter ausgebaut und die Energiein-frastruktur an die dezentrale Energieerzeugung angepasst werden. Im Bereich Energieeffizienz steht insbesondere der Gebäudesektor im Fokus.

Umwelttechnik – FörderungFörderpolitische Strategie und strategische Ziele

Förderung von Information und Beratung sowie von innovativen Pilot-• und Demonstrationsprojekten mit überdurchschnittlichen energeti-schen StandardsAusbau der erneuerbaren Energien, Steigerung der Energieeffizienz • im Gebäudesektor, Industrie, Gewerbe und Kommunen, Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, Weiterentwicklung der Energieinfrastruktur im Strom- und Wärmebereich

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/Regionen

19%Welt12%Europa

28%

Deutschland

41%

Regionen

OST

Abbildung 3

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277Rheinland-Pfalz

Förderaktivitäten

Energiesparkampagne „Unser Ener“• Energetische Sanierung, energetisch anspruchsvolle Neubauten –Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmebereich, Förderung zu- –kunftsweisender Konzepte

Effizienznetz Rheinland-Pfalz EffNet• Internetbasierte Informations-und Beratungsplattform unter ande- –rem zur Umwelttechnik für kleine und mittlere Unternehmen und KommunenEnergie- und Umweltnetzwerk, Wegweiser –

EffCheck PIUS-Analysen in Rheinland-Pfalz• Fachliche Begleitung von Betriebsanalysen zur Steigerung der –Energie- und Materialeffizienz in kleinen und mittleren Unterneh-men durch PIUS

Kraft-Wärme-Kopplungs-Offensive• Verstärkte Einführung von Kraft-Wärme-Kopplung-Technologien –Ersatz herkömmlicher Gas- und Ölkessel durch stromerzeugende –HeizungenAbwärmenutzung –

Stoffstrommanagement• Landesweite Umsetzung von Stoffstrommanagement-Konzepten –in den kommunalen Gebietskörperschaften

Förderung von Auslandsaktivitäten

Konkrete Unternehmensförderungen über das Ministerium für Wirt-• schaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW)Projektbezogene Förderung in Zusammenarbeit mit dem MWVLW• Einrichtung und Ausbau von transnationalen Kooperationsvereinba-• rungen

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

Nordafrika und Maghreb-Staaten• China• Mittel-und Osteuropa•

Laufende und geplante Forschungsprojekte

Keramik Membrankläranlage• Bau einer Nano-Keramik-Membranbelebungsanlage (in Vorberei- –tung)

Page 286: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

278 Rheinland-Pfalz

Terra Preta• Analyse mobilisierbarer Abfallströme –Neues Verfahren zur vollständigen Verwertung anfallender Bioab- –fälleZiel ist die Herstellung einer unbelasteten „künstlichen Schwarz- –erde“

Geothermie-Forschungsprojekt• Forschungsgegenstand ist die Risikominimierung sowohl auf der –Vorerkundungsskala (zum Beispiel Ressourcenatlas Rheinland-Pfalz) als auch auf der Reservoirskala (zum Beispiel optimaler Ein-satz verschiedener geophysikalischer Explorationsverfahren)

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Energieeffizienz im Gebäudesektor• Energetisch anspruchsvolle Neubauten als Standard, energetische –Sanierung von Bestandsgebäuden, Stromverbrauch in HaushaltenEinbindung der erneuerbaren Energien im Wärmebereich –Ausbau von Information und Erstberatung vor Ort –

Ausbau der erneuerbaren Energien• Gleichrangiger Ausbau aller regenerativer Energien –Verstärkte Erschließung der hohen tiefengeothermischen Poten- –ziale, gebietsbezogene Ermittlung und nachhaltige Nutzung der Biomassepotenziale, natur- und landschaftsverträglicher Ausbau der Windkraft, Ausbau der Solarenergie im Wärmebereich und in der Stromerzeugung

Anpassung der Energieinfrastruktur an dezentrale Energieerzeu-• gung

Eine zunehmende Stromerzeugung aus regenerativen Energien –in dezentralen Anlagen macht eine Anpassung der bestehenden Energieinfrastruktur zur Erhaltung der Netzstabilität notwendigDie bei der Stromerzeugung anfallende Prozesswärme soll ver- –stärkt zu Heizzwecken genutzt werden

Kontaktinformationen

Ministerium für Umwelt, Forsten und VerbraucherschutzKaiser-Friedrich-Str. 155116 MainzInternet: www.mufv.rlp.de

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Saarland

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280 Saarland

Umwelttechnik – Ein ÜberblickDas Saarland ist gemessen an seiner Wirtschaftsleistung mit einem Bruttoinlandsprodukt von etwa 30 Mrd. Euro das kleinste Bundesland Deutschlands. Nach dem Umsatz sind die wichtigsten Leitmärkte Um-weltfreundliche Energien und Energiespeicherung, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltige Wasserwirtschaft.

Nur etwas mehr als die Hälfte der Befragungsteilnehmer aus dem Saarland, nämlich etwa 57 %, generieren 10 Mio. Euro Umsatz pro Jahr oder weniger. Der Anteil von Unternehmen, die einen Umsatz zwischen 10 und 50 Mio. Euro jährlich erwirtschaften, liegt im Saar-land bei 29 %. Einen Umsatz von mehr als 50 Mio. Euro erzielen 14 % der Unternehmen. Die Unternehmen weisen jedoch im Gegensatz zu anderen Bundesländern ein relativ geringes Umsatzwachstum auf. Für den Zeitraum zwischen 2005 und 2007 lag das Wachstum der Unternehmen im Saarland bei durchschnittlich 8 % pro Jahr. Auch für die Jahre 2008 bis 2010 wird keine bemerkenswerte Veränderung der Wachstumsgeschwindigkeit erwartet.

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

ForschungseinrichtungenUnternehmen

3. Infrastruktur

1. Fachkräfteverfügbarkeit2. Nachfragevolumen Markt

64%72%

87%

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaftLeitmarktschwerpunkt

Saarbrücken

Abbildung 1

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281Saarland

Das Saarland ist zudem das einzige Bundesland, das im Zeitraum 2005 bis 2007 im Durchschnitt eine negative Mitarbeiterentwicklung aufweist: Die Umwelttechnik-Unternehmen haben ihre Belegschaften im Schnitt um 5 % verkleinert. In den nächsten zwei Jahren erwarten die befragten Unternehmen jedoch einen Anstieg ihrer Mitarbeiterzahl von rund 10 %.

Die saarländische Umwelttechnik-Branche besitzt jedoch durch den hohen Grad schwerpunktmäßig international tätiger Unternehmen eine sehr gute Ausgangsposition für ein nachhaltiges Wachstum. Insgesamt geben über 40 % der Unternehmen an, den geografischen Tätigkeits-schwerpunkt außerhalb Deutschlands zu haben. Der durchschnittliche Wertschöpfungsanteil im Ausland liegt im Bundesland Saarland bei knapp 14 %. Dabei beschäftigen die Unternehmen ausländische Mitar-beiter vor allem in Westeuropa, den USA und China. Hier liegen auch die wichtigsten Absatzmärkte saarländischer Unternehmen.

Den Standortfaktoren Verfügbarkeit von Fachkräften, Nachfragevo-lumen und Infrastruktur wird die höchste Bedeutung beigemessen. Der Erfüllungsgrad ist über alle Faktoren hinweg überdurchschnittlich hoch.

Die Förderung durch die Landesministerien misst der Umwelttechnik bereits heute, aber auch in der Zukunft, eine hohe Bedeutung bei. Besonders wichtig sind aus Sicht des Ministeriums die Leitmärkte Rohstoff- und Materialeffizienz und Nachhaltige Mobilität. Die wir-kungsvollsten Fördermechanismen aus Sicht des Landesministeriums sind finanzielle Anzreizsysteme, die Schaffung von Preis-/Mengenme-

8

8

2005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

57%

29%

14%

Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

32007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

Page 290: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

282 Saarland

chanismen sowie das Durchsetzen von existierenden Regelungen. Die finanziellen Anreizsysteme der Förderung werden im Saarland insbesondere durch Zuschüsse, teilweise aber auch durch Darlehen und Bürgschaften realisiert. Als Beispiele der Förderaktivitäten können das Zukunftsenergieprogramm Technik, Zukunftsenergieprogramm kommunal, Technologieprogramm Saar (TPS), Innovationsprogramm des Saarlandes, Dezentrale Energieversorgung (DENVER) genannt werden. Die Förderung von Auslandsaktivitäten forciert die Länder Frankreich und Luxemburg. Zukünftiges Ziel ist es, den Wirtschafts-bereich Umwelttechnik stärker auszubauen. Eine Vision ist die De-ckung eines möglichst großen Anteils des im Saarland erforderlichen Energiebedarfs durch kostengünstige und umweltfreundliche Energie. Eine zweite Vision ist die Neuansiedlung weiterer Unternehmen der Umwelttechnik-Branche im Saarland. Die Schwerpunkte sind zukünftig vor allem der Klima- und Umweltschutz, Biodiversität, Wasser-, Boden- und Luftreinhaltung.

Umwelttechnik – Förderung

Förderpolitische Strategie und strategische Ziele

Projektbezogene Förderung von Entwicklungs-, Pilot- und Demons-• trationsanlagen, die erneuerbare Energien nutzen und in denen Ener-gie rationell eingesetzt wird

Des Weiteren erfolgt – wie auch für alle anderen Wirtschaftsbereiche • – eine Wirtschaftsförderung von Umwelttechnologie-Unternehmen durch das Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft (MWW)

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/Regionen

14% Welt

29% Europa

14%

Deutschland

43%

Bundesländer

Abbildung 3

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283Saarland

Durch die Unterstützung des Instituts für Zukunftsenergiesysteme • wird die Forschungsaktivität in diesem Bereich gestärkt

Förderaktivitäten

Zukunftsenergieprogramm Technik• Entwicklungs-, Pilot- und Demoanlagen, die erneuerbare Energien –nutzen und in denen Energie rationell genutzt wird (im Gewerbe)

Zukunftsenergieprogramm kommunal• Entwicklungs-, Pilot- und Demoanlagen (im Kommunalbereich) –

Technologieprogramm Saar (TPS)• (MWW) Förderung von Forschungspersonal, technische Durch- –führbarkeitsstudien, Entwicklung innovativer Produkte, Pilot- und Demoanlagen mit neu entwickelten Technologien (allgemein)

Innovationsprogramm des Saarlandes• (MWW) Förderung von anwendungsbezogenen Forschungs- und –Entwicklungsprojekten für neue Produkte, Verfahren und wis-sensintensive Dienstleistungen in kleinen und mittleren Unterneh-men (allgemein)

Dezentrale Energieversorgung (DENVER)• Arbeitsgemeinschaft aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen –und Energieversorgern, um die Brennstoffzellentechnologie und Formen von Mikro-Kraft-Wärme-Kopplung im Saarland zu etablie-ren

Förderung von Auslandsaktivitäten

RUBIN: Projekt zur Prüfung der Möglichkeiten zur grenzüberschrei-• tenden Biomassenutzung von Deutschland, Frankreich und Luxem-burgIGNIS: Inwertsetzung von Siedlungsabfällen in Addis Abeba (Äthio-• pien)

„ – Clean Development Mechanism“ (CDM) und „Joint Implementa-tion“ (JI) Projekte

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

Zusammenarbeit mit Frankreich und Luxemburg•

Laufende und geplante Forschungsprojekte

Nanostir• Verbesserung der technischen Eigenschaften eines Stirlingmotors –zum Einsatz von Biogas

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284 Saarland

Das Projekt wird von dem durch das Ministerium für Umwelt des –Saarlandes unterstützte Institut für Zukunftsenergiesysteme (IZES) durchgeführt

TRIG (Trigeneration)• Erprobung einer neuartigen Kraft-Wärme-Kopplungsanlage –Diese mit fester Biomasse betriebene Anlage soll in der Lage sein, –Biomasse, die bislang nur in geringem Umfang oder gar nicht ge-nutzt werden konnte, zu verwerten

DEMS (Decentralized Energy Management System)• Entwicklung eines Managementsystems für die Vernetzung von –kleinen, dezentralen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf der Basis von erneuerbaren Energieträgern (siehe unter anderem: www.izes.de)

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Klimaschutz und Energieversorgung• Umweltfreundliche Energieerzeugung und Versorgung der Bevöl- –kerung und der Industrie mit EnergieKlimaschutz als eine der größten Herausforderungen für die heu- –tige Generation

Biodiversität• Um die Artenvielfalt zu erhalten, ist es wichtig, Technologien zu –entwickeln, die die natürliche Lebensgrundlage und den Lebens-raum der unterschiedlichen Arten nicht gefährden

Wasser-, Boden- und Luftreinhaltung• Umwelttechnologien zur Wasser-, Boden- und Luftreinhaltung –müssen weiterentwickelt und eingesetzt werden

Kontaktinformationen

Ministerium für UmweltKeplerstraße 1866117 SaarbrückenInternet: www.saarland.de

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Freistaat Sachsen

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286 Freistaat Sachsen

Umwelttechnik – Ein ÜberblickDas Bruttoinlandsprodukt des Freistaat Sachsen liegt bei 94 Mrd. Euro. Die Leitmärkte sind unterschiedlich stark ausgeprägt, wobei, gemes-sen am Umsatz, die Schwerpunkte im Land auf den Märkten Energie-effizienz, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltige Wasserwirtschaft liegen.

Als wichtigste Standortfaktoren geben die Befragten aus Sachsen das Nachfragevolumen des Marktes, die Verfügbarkeit von Fachkräften und die infrastrukturellen Gegebenheiten an. Mit der Erfüllung dieser Faktoren sind die Unternehmen zufrieden. Hervorgehoben wird insbe-sondere die gute sächsische Infrastruktur.

Bei der Internationalisierung der Umwelttechnik-Branche übernimmt Sachsen zusammen mit Bayern eine führende Rolle. Knapp 40 % der Unternehmen sind international ausgerichtet. Motivation zur Internatio-nalisierung ist unter anderem die Erschließung neuer Märkte. Die wich-tigsten internationalen Absatzmärkte sind daher West- und Osteuropa, aber auch China (siehe Abbildung 3).

Abbildung 1

Page 295: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

287Freistaat Sachsen

Ein sehr großer Anteil der Unternehmen erzielt Umsätze von weniger als 10 Mio. Euro, nur 9 % der Unternehmen erwirtschaften höhere Erlöse. Umsätze von mehr als 50 Mio. Euro erwirtschaften sogar nur 3 % der Unternehmen. Dies spiegelt sich allerdings nur bedingt in den Ausgaben für Forschung und Entwicklung wider, die in Anbetracht der starken Fragmentierung der Umwelttechnik-Branche im Freistaat auf einem beachtlichen Niveau liegen: Mit einem Anteil der FuE-Ausgaben am Umsatz von 9 % gehören sächsische Unternehmen im nationalen Vergleich zur Spitzengruppe. Gleiches gilt für die Wachstumszahlen der Belegschaften. Auch hier zählt Sachsen mit mehr als 24 % in den Jah-ren 2005 bis 2007 zum Spitzentrio. Das Wachstum des Umsatzes kann da jedoch nicht mithalten. Zwar werden zweistellige Wachstumsraten erzielt, jedoch liegen diese hinter dem bundesdeutschen Durchschnitt zurück. Die durchschnittliche Wachstumsrate der Jahre 2005 bis 2007 lag in Sachsen bei 18 %. Für die Jahre 2008 und 2009 erwarten die Unternehmen einen leichten Anstieg des Wachstums auf dann 20 %.

Das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft misst der Umwelttechnik-Branche eine wichtige Bedeutung zu und hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Wirtschaftszweig weiter zu stärken. Dies geschieht durch Förderung von Maßnahmen zur Erhöhung der Ener-gieeffizienz, des Einsatzes umweltfreundlicher Techniken in der Land-wirtschaft, der Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien und von Maßnahmen zur Verbesserung des chemischen und ökologischen Gewässerzustandes. Darüber hinaus wird die berufliche Weiterbildung unterstützt, um die Beschäftigungsmöglichkeiten zu verbessern.

18

20

2005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

91%

6%3%

Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

92007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

Page 296: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

288 Freistaat Sachsen

Zur Unterstützung des Fortschritts der Branche und des aktiven Um-weltschutzes werden zusätzlich Forschungsprojekte durchgeführt. Diese sind schwerpunktmäßig dem in Sachsen starken Leitmarkt Kreislaufwirtschaft zugeordnet.

Zur Förderung von Auslandsaktivitäten werden Delegationsreisen durchgeführt, und es wurde ein Branchencluster gegründet. Insbeson-dere in Länder der Europäischen Union, nach Nordamerika, China, in die Russische Föderation und in den nahen Osten bestehen Beziehun-gen.

Das übergeordnete strategische Ziel, die Branche zu stärken, bestimmt die Schwerpunkte der nächsten Jahre. Dabei soll speziell die Kreislauf- und Wasserwirtschaft unterstützt werden. Ein weiterer Schwerpunkt bildet die Markterschließung im In- und Ausland.

Umwelttechnik – FörderungFörderpolitische Strategie und strategische Ziele

Stärkung der Umwelttechnik-Branchen durch Förderung der Nutzung • und des Einsatzes von Umwelttechniken im privaten, öffentlichen und gewerblichen BereichZum Beispiel durch Förderung von Maßnahmen zur Erhöhung der • Energieeffizienz, des Einsatzes umweltfreundlicher Techniken in der Landwirtschaft, der Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien und von Maßnahmen zur Verbesserung des chemischen und ökolo-gischen Gewässerzustandes

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/Regionen

17%Welt

25%

Deutschland

Regionen

37%

21% EuropaOST

Abbildung 3

Page 297: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

289Freistaat Sachsen

Förderaktivitäten

Investitionsförderung• Vorhaben zur Steigerung der Energieeffizienz, zur Nutzung erneu- –erbarer Energien und zum Klima- und ImmissionsschutzMaßnahmen zur Unterstützung einer umweltschonenden Land- –wirtschaft, zum Beispiel Spezialtechnik, Investitionen in Gebäude und AnlagenVorhaben der Siedlungswasserwirtschaft –Maßnahmen der Sanierung des Bodens und des Grundwassers –mit dem Ziel der Verbesserung der Umweltqualität

Weiterbildung• Berufliche Bildung, Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkei- –ten und der Beschäftigungsfähigkeit im Bereich Umweltschutz

Förderung von Auslandsaktivitäten

Delegationsreise mit Unternehmen in die USA, 2008• Branchencluster Saxutec e.V./Gesunde Umwelt• Delegationsreisen/Betreuung ausländischer Gruppen•

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

Europäische Union, Nordamerika• China, Russische Föderation, Naher Osten•

Laufende und geplante Forschungsprojekte

Minderung Formaldehydemissionen• Untersuchung von Maßnahmen zur Minderung von Formaldehyde- –missionen an mit Biogas betriebenen Blockheizkraftwerken Erarbeitung von Handlungsempfehlungen zur sicheren Einhaltung –der Emissionswerte der TA Luft (Technische Anleitung zur Reinhal-tung der Luft)

Mineralische Abfälle• Untersuchungen zum Einsatz von mineralischem Recycling-Mate- –rial zur Optimierung des Wasserhaushaltes von Rekultivierungsma-terial auf Deponien

Qualitätsmanagement Rapsölkraftstoff• Umsetzung eines Qualitätssicherungssystems bei der dezentralen –Herstellung und Anwendung von Rapsölkraftstoff

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290 Freistaat Sachsen

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Kreislaufwirtschaft, Wasserwirtschaft sowie umweltfreundliche Ener-• gieumwandlung und -speicherung sind Schwerpunkte für die künfti-ge Markterschließung im In- und AuslandMarktschwerpunkte in Mittel- und Osteuropa (einschließlich Russ-• land), Asien und Nordamerika sowie ausgewählten Schwellenländern. Neben den üblichen Instrumenten der Außenwirtschaftsförderung unterstützt das SMUL die Unternehmen der Umwelttechnik-Branche insbesondere bei der direkten Markterschließung im Ausland und zur allgemeinen Stärkung der Marktposition der Unternehmen bei der Netzwerk- und Clusterbildung im Inland

Kontaktinformationen

Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und LandwirtschaftArchivstraße 101097 DresdenInternet: www.smul.sachsen.de

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Sachsen- Anhalt

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292 Sachsen- Anhalt

Umwelttechnik – Ein ÜberblickDas Land Sachsen-Anhalt besitzt eine Wirtschaftsleistung (BIP) von rund 51 Mrd. Euro und ist in fast allen Leitmärkten der Umwelttechnik-Branche vertreten. Lediglich der Leitmarkt Rohstoff- und Materialeffizi-enz war im Rahmen der Befragung nicht vertreten.

Am Umsatz der Unternehmen gemessen, sind die wichtigsten Leit-märkte Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung, Energie-effizienz sowie Kreislaufwirtschaft. Hier erwirtschaften die Unterneh-men einen Großteil ihre Umsatzes, der bei 79 % der Unternehmen 10 Mio. Euro im Jahr oder weniger beträgt. 6 % der Unternehmen liegen umsatzmäßig in der Größenordnung von 10–50 Mio. Euro (siehe Ab-bildung 2).

Die klare deutsche Spitzenstellung nehmen die Unternehmen aus Sachsen-Anhalt beim Umsatzwachstum ein. Im Zeitraum 2005 bis 2007 lag dies bei durchschnittlich 26 % pro Jahr. Dieses bereits heute schon sehr hohe Wachstumsniveau wird in den Jahren 2008 bis 2010 laut Angaben der Befragten weiter auf 28 % pro Jahr steigen. Auffäl-

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

ForschungseinrichtungenUnternehmen

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

3. Förderpolitik

1. Nachfragevolumen Markt2. Fachkräfteverfügbarkeit

54%56%

48%

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaft

Leitmarktschwerpunkt

Magdeburg

Dessau-Roßlau

Halle (Saale)

Abbildung 1

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293Sachsen- Anhalt

lig ist, dass hingegen das Wachstum der Mitarbeiterzahlen zwischen 2005 und 2007 durchschnittlich nur bei 7 % pro Jahr lag. Gemäß den Erwartungen wird sich dieser Wert jedoch in den nächsten zwei Jah-ren nahezu verdoppeln. Der Anteil von Forschung und Entwicklung am Umsatz liegt bei 5 %.

Nur etwa 12 % der in Sachsen-Anhalt ansässigen Unternehmen haben eine internationale Ausrichtung der Geschäftstätigkeit. Ihre wichtigs-ten ausländische Absatzmärkte liegen in Westeuropa, Osteuropa und Russland. Mit knapp 70 % beschränken hingegen auffällig viele Un-ternehmen ihren geografischen Aktionsradius auf regionale oder gar lokale Märkte (siehe Abbildung 3).

Die für die Umwelttechnik-Unternehmen aus Sachsen-Anhalt wichtigs-ten Standortfaktoren sind vor allem das Nachfragevolumen, die Verfüg-barkeit von Fachkräften und die Förderpolitik des Landes. Im Bereich der Förderpolitik ist aus Sicht der Befragten noch Verbesserungspoten-zial vorhanden.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Umwelttechnik-Branche ist nach Einschätzung des Landesministeriums auch zukünftig hoch. Die Leit-marktschwerpunkte der Unternehmen decken sich grundsätzlich mit den Förderschwerpunkten des Landesministeriums.

Als wesentliche Instrumente der Förderung werden derzeit die Schaf-fung von Preis-/ Mengenmechanismen, finanzielle und steuerliche Anreizsysteme sowie Transparenz fördernde Maßnahmen genutzt. Als finanzielle Anreizsysteme werden in Sachsen-Anhalt vor allem Zuschüs-

28

262005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

79%

6%

15%

Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

52007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

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294 Sachsen- Anhalt

se und Darlehen sowie Beratungsleistungen eingesetzt. Als Beispiele für Förderaktivitäten können das Förderprogramm „Einzelbetriebliche FuE-Förderung“, Förderung des Clustermanagements, Beratungshilfe-programm und Förderprogramm „Wissens- und Technologietransfer“ genannt werden. Hinsichtlich der Auslandsförderung werden die Regi-onen China, Viet nam, Israel, Polen, Rumänien, Estland, Litauen, Ukra-ine und Altai fokussiert. Delegations- und Unternehmensreisen sowie die Unterstützung bei Messeauftritten sollen die Auslandsvernetzung der Umwelttechnik-Unternehmen erhöhen.

Die strategische Zielsetzung der Förderung von Umwelttechnik soll bewirken, dass dieser Bereich seine Rolle als bedeutender Wirtschafts-faktor für Sachsen-Anhalt weiter festigt. Diese Unterstützung kann weiterhin durch eine Förderung von FuE-Vorhaben und von Clusterma-nagementaktivitäten erfolgen. Langfristig soll sich aus der Förderung sukzessiv zurückgezogen werden. Die Kernaktivitäten der nächsten Jahre liegen insbesondere in den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Energiespeichertechnologien sowie der Außenwirt-schaft und dem Clustermanagement.

Umwelttechnik – FörderungFörderpolitische Strategie und strategische Ziele

Eine ausschließlich auf die Umwelttechnik ausgerichtete förderpoliti-• sche Strategie verfolgt das Land Sachsen-Anhalt nichtDie Förderung der Umwelttechnik ordnet sich in die allgemeine inno-• vationspolitische Strategie des Landes ein

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/Regionen

9%3% Welt

Europa

19% Deutschland

69%

Regionen

OST

Abbildung 3

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295Sachsen- Anhalt

Eine zu einseitige Ausrichtung der Förderpolitik engt den Hand-• lungsspielraum des Landes zu sehr ein (Operationelles Programm 2007–2013 mit seinen Nachhaltigkeitskriterien)

Förderaktivitäten

Förderprogramm „Einzelbetriebliche Forschung und Entwicklung – • Förderung“

Gefördert werden Einzelprojekte, Gemeinschaftsprojekte mehre- –rer Unternehmen und Verbundprojekte (Projekte zwischen kleinen und mittleren Unternehmen und Hochschulen)

Förderung des Clustermanagement• Zielgerichtet wird die (über-)regionale Zusammenarbeit zwischen –Unternehmen und wirtschaftsnahen Einrichtungen unterstützt

Beratungshilfeprogramm• Spezifische Beratungen zu betriebswirtschaftlichen, finanziellen, –personellen, technischen und organisatorischen Problemen der Unternehmensführung

Förderprogramm „Wissens- und Technologietransfer“• Verbesserung des Technologietransfers zwischen Innovationsmitt- –lern und Technologienutzern und Verminderung des wirtschaftli-chen und technischen Risikos

Die Programme findet man auf der Internetseite • www.ib-sachsen-anhalt.de/sites/wirtschaft.html

Förderung von Auslandsaktivitäten

Organisation von Delegationsreisen• Organisation von Unternehmensreisen• Förderung von Messeteilnahmen•

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

China, Vietnam, Israel• Polen, Rumänien, Estland, Litauen, Ukraine und Altai•

Laufende und geplante Forschungsprojekte

Biomassepotenzialstudie• http://www.sachsen-anhalt.de/LPSA/fileadmin/Elementbibliothek/ –Master-Bibliothek/Landwirtschaft_und_Umwelt/B/Biomasse/Bio-massepotenzialstudie/Biomassepotenzialstudie_2007/Kurzfas-sung_neu.pdf

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296 Sachsen- Anhalt

Clusterstudie „Forst und Holz LSA“• http://www.sachsen-anhalt.de/LPSA/fileadmin/Elementbibliothek/ –Master-Bibliothek/Landwirtschaft_und_Umwelt/F/Forst/Erl__ute-rungen_zur_Clusterstudie_Forts_und_Holz_-_04–2008.pdf

Spitzencluster Solarvalley• Anfang 2008 wurde mit Sachsen und Thüringen die Spitzencluster- –initiative „Solarvalley Mitteldeutschland“ gebildetDer Bund wird in den kommenden fünf Jahren 40 Mio. Euro und –das Land 10 Mio. Euro Fördermittel für den Ausbau des aufstre-benden Wirtschaftsbereiches bereitstellen

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Erneuerbare Energien/Energieeffizienz• Zum Beispiel Erreichung der Netzparität für Solarstrom in den –nächsten fünf Jahren; weitere Erhöhung des Anteils der Erneuer-baren Energien an der Nettostromerzeugung (Ende 2007 bereits 32 %)

Energiespeichertechnologien• Entwicklung leistungsfähiger Energiespeichertechnologien –

Außenwirtschaft und Clustermanagement• Verstärkte Nutzung der Angebote zur Förderung der Außenwirt- –schaftsförderung und des Clustermanagements

Kontaktinformationen

Ministerien für Landwirtschaft und Umwelt/Wirtschaft und ArbeitOlvenstedter Str. 439104 MagdeburgInternet: www.sachsen-anhalt.de/LPSA/index.php?id=1743

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Schleswig- Holstein

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298 Schleswig- Holstein

Umwelttechnik – Ein ÜberblickDas Land Schleswig-Holstein besitzt eine Wirtschaftsleistung (BIP) von rund 72 Mrd. Euro. Das Land ist in allen Leitmärkten der Umwelttech-nik-Branche vertreten, wobei klare Schwerpunkte auf den Leitmärkten Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung, Energieeffizienz sowie Kreislaufwirtschaft liegen.

Auch Schleswig-Holsteins Unternehmensstruktur ist von vielen kleinen Unternehmen gekennzeichnet: Rund 74 % der Unternehmen erwirt-schaften einen Jahresumsatz von 10 Mio. Euro oder weniger. An der Befragung hat kein Unternehmen aus Schleswig-Holstein mit einem Umsatz von über 50 Mio. Euro teilgenommen (siehe Abbildung 2).

Die Wachstumsraten des Umsatzes der Unternehmen zwischen den Jahren 2005 und 2007 lagen bei durchschnittlich 20 % pro Jahr. Auf diesem bereits hohen Niveau wird für den Zeitraum 2008 bis 2010 nochmals eine leichte Steigerung der Wachstumsgeschwindigkeit auf 21 % pro Jahr erwartet. Das Wachstum der Mitarbeiteranzahl zwischen 2005 und 2007 lag durchschnittlich bei 14 % pro Jahr. Die Erwartungen

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

ForschungseinrichtungenUnternehmen

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

3. Kapitalverfügbarkeit

1. Nachfragevolumen Markt2. Fachkräfteverfügbarkeit

54%55%

51%

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaft

Leitmarktschwerpunkt

Flensburg

Kiel

Lübeck

Abbildung 1

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299Schleswig- Holstein

für die kommenden zwei Jahre orientieren sich an diesem Wert. Mit Forschungsausgaben, die circa 7 % des Umsatzes der Unternehmen repräsentieren, liegt Schleswig-Holstein im Mittelfeld der Bundeslän-der.

Etwa 35 % der in Schleswig-Holstein ansässigen Unternehmen haben eine internationale Ausrichtung der Geschäftstätigkeit. Klarer Fokus der Tätigkeiten dieser Unternehmen ist die EU.

Die für die Umwelttechnik-Unternehmen aus Schleswig-Holstein wich-tigsten Standortfaktoren sind das Nachfragevolumen, die Verfügbarkeit von Fachkräften und die Verfügbarkeit von Kapital. Nachbesserungsbe-darf sehen die Unternehmen vor allem im Bereich der Kapitelverfüg-barkeit im Bundesland.

Die wirtschaftlichen Bedeutung der Umwelttechnik-Branche deckt sich auch mit der Einschätzung des Landesministeriums und zeigt, dass die Bedeutung zukünftig steigen wird. Die Leitmarktschwerpunkte der Unternehmen decken sich im Wesentlichen mit den Förderschwer-punkten des Landesministeriums.

Als wesentliche Instrumente der Förderung werden derzeit Gebote und Verbote, finanzielle und steuerliche Anreizsysteme sowie Transparenz fördernde Maßnahmen genutzt. Finanzielle Anreize werden in Form von Zuschüssen, Darlehen und Beteiligungen realisiert. Als Beispiele für Förderaktivitäten können die Förderung Umweltinnovationen, Kom-petenzzentrum Biomasse, Windcom und Forschungsplattform FINO 3 genannt werden. Zum Portfolio der Förderung gehört auch die Unter-

20

21

2005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

74%

26%

0%Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

72007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

Page 308: GreenTech made in Germany 2 · 2014-01-21 · Gre enTech made in Germany 2.0 Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Vahlen Reaktorsicherheit

300 Schleswig- Holstein

stützung von Auslandsaktivitäten. Regionale Schwerpunkte liegen im Baltikum, Dänemark, China und Marokko. Präferierte Instrumente der Auslandsförderung sind Wirtschaftsreisen, Messeförderung und Clus-terbildung.

Die strategische Zielsetzung der Förderung von Umwelttechnik soll zukunftsorientierten Techniken und Verfahren zum Durchbruch und zur Akzeptanz am Markt verhelfen und deren Anwendung bzw. Entwick-lung in den Unternehmen vorantreiben. Verbunden mit einer solchen Förderung ist das Ziel, neue Arbeitsplätze zu schaffen bzw. bestehende Arbeitsplätze zukunftssicher zu machen und zu erhalten. Die Schwer-punktthemen liegen in den Bereichen erneuerbare Energien, Energie-effizienz und Rohstoff- und Materialeffizienz.

Umwelttechnik – Förderung

Förderpolitische Strategie und strategische Ziele

Durch die Umwelt-Innovationsförderung soll zukunftsorientierten • Techniken und Verfahren zum Durchbruch und zur Akzeptanz am Markt verholfen werden, deren Anwendung bzw. Entwicklung we-gen ökonomischer Risiken in den Unternehmen ohne Hilfe nicht möglich ist

Verbunden mit einer solchen Förderung ist das Ziel, neue Arbeits-• plätze zu schaffen bzw. bestehende Arbeitsplätze zukunftssicher zu machen und zu erhalten

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/Regionen

12% Welt23% Europa

32%

Deutschland

33%Regionen

OST

Abbildung 3

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301Schleswig- Holstein

Einen weiteren Schwerpunkt nimmt die Fokussierung auf themati-• sche Cluster ein

Förderaktivitäten

Förderung Umweltinnovation• Es soll zukunftsfähigen Techniken und Verfahren zum Durchbruch –am Markt verholfen werden. Dadurch sollen Arbeitsplätze geschaf-fen bzw. zukunftssicher gemacht werden

Kompetenzzentrum Biomasse• Es werden Themen der Biomassenutzung institutionell und inter- –disziplinär wissenschaftlich bearbeitet. Technologie- und Wissens-transfer

Windcom• Windcom ist Partner für Firmen u. Institute, die ihre Aktivitäten –im Bereich Windenergie haben oder in diesen Markt einsteigen wollen

Klimaschutz in Förderprogramme integrieren• Prüfung und Integration von Aspekten und Fragestellungen des –Klimaschutzes in alle Förderprogramme des Landes

Forschungsplattform FINO 3 – NEPTUN• Auf der FINO 3 werden meteorologische und ozeanographische –Daten erhoben, der Vogelzug beobachtet, ökologische Folgen, technische Parameter, wie Windturbulenzen, Blitzschläge, unter-sucht und technischer Risiken von Offshore-Anlagen und Wechsel-wirkungen von Fundament und Boden gemessen

Förderung von Auslandsaktivitäten

Projekt „POWER-Cluster“: Entwicklung eines starken Offshore-• Sektors in der Nordsee-RegionMesseförderung• Wirtschaftsreisen•

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

Baltikum, Dänemark, China, Marokko•

Laufende und geplante Forschungsprojekte

Forschungsplattform FINO 3 – NEPTUN• Ecotrainbook•

Unter Verwendung der Daten Streckenprofil, Fahrzeiten, Mo- –torkenndaten etc. sollen im dieselbetriebenen Bahnverkehr die

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302 Schleswig- Holstein

Zuglaufzeiten so optimiert werden, dass der Zug möglichst oft im verbrauchsgünstigsten Bereich fährt, aber dennoch den Fahrplan einhalten kann. Versuchsstrecke Hamburg – Westerland

Holzvergaser Kraftwerk• Stellvertretend für die thermochemische Umwandlung (Verga- –sung) von fester Biomasse in Strom und Wärme wird eine Pilot- und Demonstrationsanlage mit einer Leistung von 180 kW elektr. und 300 kW therm. mit vollautomatischer Beschickung und Enta-schung mit Waldholzhackschnitzeln betrieben

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Ausbau der erneuerbaren Energien• Konsequente Forschung und Weiterentwicklung eines möglichst –breiten Mix der erneuerbaren EnergienStärkere europäische/internationale Zusammenarbeit, um die Po- –tenziale der erneuerbaren Energien bestmöglich zu gewinnen, zu verteilen und zu speichern

Effizienzsteigerung• Deutliche Erhöhung der Energieeffizienz (Faktor 10), sie marktfähig –machen, ineffiziente Geräte vom Markt nehmen Eine Steigerung der Effizienz in der Wärmeversorgung der Be- –standsgebäude ist die wohl wichtigste Aufgabe neben der Erschlie-ßung von Effizienzen im Bereich Produktion und Dienstleistung Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft ist auf gutem –Wege

Materialeffizienz steigern• Die Kommunikation und Marktdurchdringung über die Möglichkei- –ten der Materialeffizienz verbessern Zusammenschluss von Firmen einer Region, Branche oder Wert- –schöpfungskette zu einem Materialeffizienz-Netzwerk Stärkere Mehrfachnutzung, Reparaturfreundlichkeit und techni- –schen Upgrade von Produkten vorantreiben

Kontaktinformationen

Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche RäumeMercatorstraße 324106 KielInternet: www.schleswig-holstein.de

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Freistaat Thüringen

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304 Freistaat Thüringen

Umwelttechnik – Ein ÜberblickDas Land Thüringen besitzt eine Wirtschaftsleistung (BIP) von rund 48 Mrd. Euro. Das Land ist in allen Leitmärkten der Umwelttechnik-Bran-che vertreten, wobei die Leitmärkte Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung, Material- und Rohstoffeffizienz sowie die Kreis-laufwirtschaft am Umsatz gemessen die wichtigste Rolle spielen.

Die Marktstruktur der Unternehmen in Thüringen ist tendenziell klein-teilig und fragmentiert, denn rund 80 % der Unternehmen erwirtschaf-ten einen Jahresumsatz von 10 Mio. Euro oder weniger. Der Anteil großer Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 50 Mio. Euro oder mehr liegt lediglich bei rund 6 %. Gleichzeitig weisen thüringische Un-ternehmen allerdings relativ hohe Wachstumsraten des Umsatzes auf (siehe Abbildung 2). Das für die Jahre 2005 und 2007 durchschnittlich erreichte Umsatzwachstum von 20 % pro Jahr wird den Prognosen zu-folge sogar weiter zunehmen und im Zeitraum von 2008 bis 2010 auf 26 % pro Jahr steigen. Auch die Erwartungen für die Mitarbeiterent-wicklung sehen positiv aus. Während die Zahl der Mitarbeiter zwischen

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

ForschungseinrichtungenUnternehmen

Die wichtigsten Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen und Erfüllung

3. Infrastruktur

1. Nachfragevolumen Markt2. Fachkräfteverfügbarkeit

48%47%

68%

Leitmarktschwerpunkte im Land

Kreislauf-wirtschaft

Energie-effizienz

Umwelt-freundliche Energien

Nachhaltige Mobilität

Material-/ Rohstoff-effizienz

Nachhaltige Wasserwirt-

schaft

Leitmarktschwerpunkt

Erfurt Jena Gera

Abbildung 1

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305Freistaat Thüringen

2005 und 2007 um durchschnittlich 7 % pro Jahr zulegte, wird für die nächsten beiden Jahre eine deutliche Steigerung auf rund 15 % pro Jahr erwartet.

Vergleichsweise niedrig ist hingegen die internationale Geschäftsaus-richtung der Unternehmen aus Thüringen. Lediglich 14 % der Befragten gab an, schwerpunktmäßig auf internationalen Märkten zu agieren. Wohingegen mit 60 % sehr viele Unternehmen ihre Tätigkeiten auf die eigene Region beschränken (siehe Abbildung 3). Die im Ausland aktiven Unternehmen haben im Durchschnitt einen ausländischen Wertschöpfungsanteil von 5 %, wobei der überwiegende Teil davon in West- und Osteuropa erwirtschaftet wird. Identisch hierzu sind auch die Angaben zu den wichtigsten Absatzmärkten für die Unternehmen. Auch hier werden Westeuropa und Osteuropa auf den vorderen beiden Plätzen genannt.

Als wichtigste Standortfaktoren für ein erfolgreiches Wirtschaften zäh-len aus Sicht der Unternehmen vor allem das Nachfragevolumen, die Verfügbarkeit von Fachkräften und die Infrastruktur. Insbesondere die Anforderungen an eine leistungsfähige Infrastruktur bewerten die Un-ternehmen in Thüringen als überdurchschnittlich erfüllt. Nur innerhalb des Durchschnitts liegen die Ausgaben der Unternehmen bezüglich Forschung und Entwicklung, wofür lediglich etwas mehr als 5 % des Umsatzes aufgewendet werden.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Umwelttechnik-Branche deckt sich auch mit der Einschätzung des Landesministeriums und zeigt, dass die Bedeutung auch zukünftig hoch bleiben wird. Die Leitmarktschwer-punkte der Unternehmen decken sich im Wesentlichen auch mit den

26

202005-2007

Verteilung der Unternehmensgröße nach Umsatz im Land

80%

14%6%

Umsatzwachstum Durchschnitt [%]

52007

FuE-Anteil am Umsatz Durchschnitt [%]

2008-20101)

1) Prognose

< 10 Mio. Euro

10-50 Mio. Euro

> 50 Mio. Euro

Abbildung 2

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306 Freistaat Thüringen

Förderschwerpunkten des Landesministeriums. Lediglich der Bereich Rohstoff- und Materialeffizienz wird von den Ministerien mit einer „mittleren Bedeutung“ bewertet. Als wesentliches Instrument der Förderung werden derzeit insbesondere Preis-/ Mengenmechanismen genutzt. Werden finanzielle Anreizsysteme genutzt, geschieht dies vor allem in Form von Zuschüssen. Als Beispiele für Förderbereiche können Forschung und Entwicklung, Investitionen, Personal und Netz-werke/Cluster genannt werden. Zum Portfolio der Förderung gehört auch die Unterstützung von Auslandsaktivitäten. Hierbei gibt es keine Länderschwerpunkte. Die wichtigsten Instrumente sind Unterneh-mensreisen, Messeteilnahmen und Beratungen.

Die strategischen Ziele der Förderung fokussieren die weitere Etab-lierung Thüringens als Kompetenzträger im Bereich Umwelttechnik. Für die Umsetzung der Strategie stehen als Schwerpunktthemen der nächsten drei Jahre die Forcierung der Bereiche erneuerbare Energien, Energieeffizienz sowie die Vernetzung von Wertschöpfungsteilneh-mern im Bereich der Umwelttechnik im Vordergrund.

Umwelttechnik – FörderungFörderpolitische Strategie und strategische Ziele

Stärkung der technologischen Kompetenz Thüringer Unternehmen, • Forschungseinrichtungen und Hochschulen sowie Unterstützung der Zusammenarbeit und Netzwerkbildung zwischen diesen PartnernStärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Unterneh-• men sowie der Leistungsfähigkeit von Forschungseinrichtungen und

Unternehmensverteilung nach Schwerpunkt der Geschäftsausrichtung

Absatzmarktschwerpunkte nach Ländern/Regionen

3% Welt11% Europa

26%Deutschland

60%

Regionen

OST

Abbildung 3

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307Freistaat Thüringen

Hochschulen, Schaffung neuer wettbewerbsfähiger Arbeitsplätze, Profilierung des Standortes Thüringen

Förderaktivitäten

Forschung und Entwicklung (FuE)• Einzelbetriebliche FuE-Vorhaben sowie FuE-Verbundprojekte von –Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen

Investition• Investitionen zum Beispiel zur Einführung neuester Technologien –

Personal• FuE-Personal (z. B. Stipendium, Innovationsassistent/-innen) –

Netzwerke/Cluster• Bildung von Netzwerken und Clustern –

Kommunikation• Gesprächskreis und Forum Thüringer Umweltwirtschaft –

Förderung von Auslandsaktivitäten

Unternehmerreisen• Messeteilnahmen• Beratungen•

Länderschwerpunkte der Förderung von Auslandsaktivitäten

Derzeit keine Länderschwerpunkte

Laufende und geplante Forschungsprojekte

Wärmenutzung aus natürlichen exothermen Reaktionen im Grund-• wasser

Im Rahmen des Projekts soll die Gewinnung von regenerativer –Energie durch oberflächennahe Wärmenutzung auf Quellen ausge-dehnt werden, in denen auf Grund biogener Vorgänge in kontami-nierten Altlastenbereichen eine erhöhte Grundwassertemperatur festzustellen ist

Wärmespeichergranulate• Herstellung innovativer Wärmespeichergranulate: Es sollen Phase –Change Materialien (PCM – Latentwärmespeicher) direkt, d. h. ohne die bisher erforderliche Verkapselung, in das Polymer einge-bracht werden

Verfahren zur kostengünstigeren Herstellung von Silizium-Materia-• lien

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308 Freistaat Thüringen

Untersuchungen zu den Defekt bestimmenden Materialeigen- –schaften von Solarsilizium mit dem Ziel der präzisen materialwis-senschaftlichen Charakterisierung von spezifischem Solarsilizium, insbesondere der Defekte, sowie der Entwicklung geeigneter Messverfahren

Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren

Erneuerbare Energien – Weitere Stärkung des Solarstandortes Thü-• ringen:

Entwicklung neuer Technologien –Steigerung der Effizienz von Solarzellen und Kostenreduktion –Innovative Verbindung mit Speichertechnologien –Intelligente bauliche Integration –

Energieeffizienz• Intelligente Nutzung von Abwärme –Intelligente Haustechnik –Systemlösungen für energieeffiziente Produktionstechniken –

Vernetzung• Initiierung von Netzwerken und Clusterbildungsprozessen –

Kontaktinformationen

Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Technologie und ArbeitMax-Reger-Straße 4–899096 ErfurtInternet: www.thueringen.de/de/tmwta

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Umwelt technik international

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310 Umwelt technik international

Die Neuauflage dieser Publikation trägt der fortschreitenden In-ternationalisierung der Umwelttechnik-Branche Rechnung und beleuchtet sechs wichtige Länder, die aufgrund ihrer heutigen

Position auf dem Weltmarkt oder wegen ihres zukünftigen Potenzials ausgewählt wurden. Mit den USA und Japan werden zwei etablierte Industrienationen betrachtet, die aufbauend auf ihrem bereits hohen Know-how heute in bestimmten Technologielinien der Umwelttechnik-Branche führend sind. Hinzu kommt mit Russland ein Transformations-land, das zwar im Bereich GreenTech noch kaum Marktanteile besitzt, jedoch als größter Flächenstaat der Welt enormes Potenzial aufweist. Mit Brasilien, Indien und China folgen die großen Schwellenländer, bei denen insbesondere die asiatischen in den letzten Jahren signifikant Technologiewissen aufgebaut und Marktanteile hinzugewonnen ha-ben. Dadurch sind sie bereits in einigen Technologielinien als Anbieter wie auch Nachfrager unter den Top-10-Nationen der Welt vertreten.

Als etablierte beziehungsweise aufstrebende Wirtschaftsnationen spie-geln diese sechs Ländermärkte auch die zukünftigen Megatrends der gesellschaftlichen Entwicklungen wider: Steigender Energieverbrauch in Kombination mit anwachsenden Treibhausgasemissionen sind die Folgen des globalen Bevölkerungswachstums und der fortschreiten-den Globalisierung. Der Einfluss der ausgewählten Länder ist dabei unterschiedlich. China und Indien werden bis 2020 ökonomisch stark wachsen und damit erheblich zu den entwickelten Industrienationen aufholen. Das rapide Wirtschaftswachstum führt aber auch zu einer Annäherung der CO2-Emissionen je Einwohner. Geht man von einem „Business-as-usual-Szenario“ aus, so steigen die CO2-Emissionen in China um fast 80 %, in Indien um fast 60 % im gleichen Zeitraum. Ja-pan ist das einzige Land, dass seinen CO2-Austoß bis 2020 voraussicht-lich verringern wird. Die Steigerung der CO2-Emissionen geht meist mit einer entsprechenden Steigerung des Primärenergieverbrauchs einher. Auch wenn die Steigerungsraten der Schwellenländer hoch sind, so ist insbesondere für Japan und die USA zu bedenken, dass sich die Wachstumsbasis bereits auf sehr hohem Niveau befindet (siehe Karte Seite 311).

Im Folgenden werden die politischen Rahmenbedingungen gerade in Bezug auf die Umwelttechnik für jedes Land einzeln dargestellt, außer-dem wird ein kurzer Überblick über die ökonomische Situation gege-ben. Anschließend wird dann näher auf die Angebotsseite und somit die Umsatz- und Wettbewerbsstärke der GreenTech-Produzenten aus den jeweiligen Ländern eingegangen. Gleichzeitig berücksichtigt diese erweiterte Neuauflage aber auch die Nachfrage nach Umwelttechnik-

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311Umwelt technik international

Gütern in den sechs Nationen, wie zum Beispiel die Neuinstallationen von Technologien zur Energieerzeugung.

Seit der letzten Ausgabe des Umwelttechnik-Atlas vollzog die Umwelt-technik weltweit eine sehr dynamische Entwicklung. Einige Schwel-lenländer haben sich so rasant entwickelt, dass sie den etablierten Industrienationen technologisch ebenbürtig und in einigen Bereichen sogar führend sind. So ist Brasilien zum Beispiel weltweit führend in der Produktion von Biokraftstoffen auf Ethanolbasis. Aufgrund der günstigen geografischen Verhältnisse und der politischen Förderung hat sich in diesem Bereich eine Industrie entwickelt, die über alle Wert-schöpfungsstufen als technologisch führend in der Welt gilt. Über 80 % der heute in Brasilien zugelassenen Pkw können sowohl mit Benzin als auch mit Ethanol fahren. In Indien hat es beispielsweise das Unter-

Megatrends in den ausgewählten Ländermärkten bis 2020 unter Annahme eines „Business-as-usual-Szenarios“ [Veränderungen in %]

Quelle: EIA

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312 Umwelt technik international

nehmen Suzlon geschafft, unter die Top-10 der größten Windkraftan-lagenhersteller aufzusteigen und ist gerade dabei, einen der größten deutschen Hersteller, die REpower, zu übernehmen. Die bemerkens-werteste Entwicklung in den letzten Jahren hatte allerdings China. In wenigen Jahren baute es eine Photovoltaik-Industrie auf, die heute in einigen Feldern als weltweit führend gilt. China ist damit schon heu-te der größte Hersteller von Solarzellen weltweit und exportiert über 98 % seiner Produktion vornehmlich nach Europa.

Jedes Land hat seine Technologieschwerpunkte. Diese können sich nach Bedarf und Produktion unterscheiden, wie das Beispiel Chinas eindrucksvoll zeigt. Denn dem umfangreichen Angebot der Produzen-ten und den enormen lokalen Produktionskapazitäten im Bereich Pho-tovoltaik steht eine Nachfrage gegenüber, die gerade mal 2 % dessen beträgt, was produziert wird. Die Schwerpunkte der einzelnen Länder werden in der Abbildung „Regionale Ländermarktschwerpunkte nach Technologielinien“ dargestellt.

Regionale Länderschwerpunkte nach Technologielinien

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313Umwelt technik international

Aus den unterschiedlichen Länderschwerpunkten, den politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie den strukturellen Gegebenheiten eines Landes lassen sich wesentliche Charakteristika im Hinblick auf die lokalen Umwelttechnik-Märkte ableiten. Diese wie-derum determinieren mögliche Markteintrittsstrategien für deutsche Unternehmen (siehe Karte unten).

Die USA bieten in fast allen Leitmärkten ein großes Marktpotenzial. Dennoch gibt es Technologieschwerpunkte. Diese liegen vor allem in den Bereichen energieeffizienter Weißer Ware und Windkraftanlagen auf der Produktionsseite. Bedarfsschwerpunkte decken sich zumin-dest teilweise mit der Produktionsseite und liegen in den Bereichen Windkraft und Biokraftstoffe. Amerikanische Märkte sind meist stark von inländischen Unternehmen dominiert. Erfolgreiche deutsche Un-ternehmen sind vor allem Nischenanbieter und verfügen über hervor-ragendes Wissen in ihrem Kompetenzbereich.

In Japan liegen Produktionsschwerpunkte vor allem im Bereich hochtechnologischer Erzeugnisse. Auf dem Gebiet der Photovoltaik nehmen die einheimischen Unternehmen weltweit Spitzenpositio-nen ein. Deckungsgleich mit den Produktionsschwerpunkten sind die Nachfrageschwerpunkte Japans. Hier werden vor allem Produkte der

Mögliche Markteintrittsmodelle für deutsche Unternehmen in den betrachteten Ländermärkten

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314 Umwelt technik international

Photovoltaik und der energieeffizienten Weißen Ware nachgefragt. Deutsche Unternehmen, die erfolgreich im japanischen Markt agieren, sind Technologieführer und besitzen einen Know-how-Vorsprung auf ihrem Gebiet.

Auch in Brasilien sind Biokraftstoffe sowohl Bedarfs- als auch Produk-tionsschwerpunkte. Gleichsam deckt sich der Bedarfsschwerpunkt Wasserkraft mit dem lokalen Produktionsschwerpunkt. Erfolgreiche deutsche Unternehmen sind damit vor allem in Märkten aktiv, die in Deutschland nur bedingt vorzufinden sind. Deutsche Unternehmen in Brasilien sind „Technologie-Exporteure“. Sie transferieren Technologi-en und Technologie-Know-how aus Deutschland.

In Russland steht der Markt für Umwelttechnik noch in den Anfängen. Heute konzentriert sich der Bedarf vor allem auf Wärmedämmung und energieeffiziente Weiße Ware. Russische Unternehmen sind in der Wärmedämmung aktiv und im Bereich Geothermie. Erfolgreiche deut-sche Unternehmen sind langfristige Marktentwickler. Sie orientieren sich vor allem an den Potenzialen und vermarkten deutsche Techno-logien lokal. Ein gutes Netzwerk und die Bereitschaft, langfristig zu investieren, helfen dabei, die Potenziale zu heben.

Indien ist ein Markt voller Unterschiede und Vielfalt mit regional frag-mentierten Bedürfnissen und Strukturen. Produktionsschwerpunkte liegen vor allem in den Bereichen Windkraft und Solarthermie. Hier ist die Konkurrenz hoch. Erfolgreiche deutsche Unternehmen sind diversifiziert und können auf unterschiedliche Bedürfnisse eingehen. Zu ihrem Produktportfolio gehört die Wasserkraft. Indien besitzt hier geografisch explorierbare Potenziale.

Die massiven Umweltprobleme in China haben sich nur teilweise in einen Bedarfsmarkt für Umwelttechnik übersetzt. Die Produktionsseite hat sich jedoch in den letzten Jahren rasant entwickelt. Die entspre-chenden Industrien sind sehr wettbewerbsfähig und haben bereits internationales Niveau. Schwerpunkte liegen hier vor allem in den Be-reichen Photovoltaik und Windkraft. Erfolgreiche deutsche Unterneh-men sind „First Mover“. Sie können schnell auf Marktgegebenheiten reagieren und sind bereit, Risiken einzugehen.

Die Analyse der Auslandsmärkte zeigt: Der Markt für Umwelttechnik ist global. Dies trifft nicht nur auf den Bedarf zu, sondern auch auf die Produktion. Im Folgenden wird auf die Länder und deren Schwerpunk-te im Detail eingegangen.

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315Umwelt technik international

Weitere Informationen über die Ländermärkte können unter folgenden Internetdressen bezogen werden:

www.bmu.de• www.gtai.de• www.auswaertiges-amt.de• www.bmz.de•

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USA

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318 USA

Das Thema Umweltschutz gehörte bislang nicht zu den Prioritäten der US-Politik. Auch in der Bevölkerung hat sich das Bewusst-sein für den umfassenden und nachhaltigen Schutz der Umwelt

erst in den letzten Jahren entwickelt. Die amerikanische Politik hat sich – von wenigen Ausnahmen in einzelnen Bundesstaaten abgesehen – insgesamt mit ökologischen Initiativen eher zurückgehalten.

Im Sommer 2007 brach der US-Immobilienmarkt zusammen – und die-ses Ereignis war der Auslöser für eine Finanzkrise, die bis heute nicht nur dramatische Auswirkungen auf die US-Wirtschaft hat, sondern

auf die wirtschaftliche Entwicklung weltweit.

Zum Jahreswechsel 2008/2009 wur-den die USA von heftigen Turbulen-zen geschüttelt. Obwohl die Wahl der neuen Regierung im November 2008 viele US-Amerikaner in Aufbruchs-stimmung versetzte, verheißen die Wirtschaftsprognosen für 2009 nichts Gutes: Unisono rechnen die Experten mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes, die Spann-breite der Vorhersagen reicht dabei von –0,3 % bis –1,8 %. Umfangrei-che Konjunkturpakete – geplant ist ein Volumen von 800 Mrd. US-Dollar – sollen dazu beitragen, die US-Wirt-schaft so schnell wie möglich wieder auf Wachstumskurs zu bringen.

Besorgniserregende makroökonomi-sche Daten wie das schrumpfende Bruttoinlandsprodukt ändern jedoch nichts daran, dass die USA ein öko-nomisches Schwergewicht der Welt-wirtschaft bleiben. Trotz Finanzkrise und Rezession zählen die Vereinigten Staaten zu den wettbewerbsfähigs-ten Ländern der Welt.

Nicht nur in der Wirtschaftspolitik, sondern auch in der Umweltpolitik

Ökonomische KennzahlenQuelle: Economist Intelligence Unit

USA2005 2006 2007 2008 20101)

% 2,9 2,8 2,0 1,8 1,7

Mrd.Euro

9.785 10.060 10.261 10.443 10.690

Euro 33.087 33.698 34.073 34.367 34.555

% 5,1 4,6 4,6 5,6 5,6

Mio. 295,7 289,4 301,1 303,9 309,3

1) Prognose

Einheit

Reales BIP-Wachstum

Reales BIP [Preise von 2005]

Reales BIP jeEinwohner [Prei-se von 2005]

Arbeitslosen- quote

Bevölkerung

Auf einen Blick

Die USA sind der größte Verbrau-cher von Primärenergie weltweit und der zweitgrößte CO2-Emittent.

Der angekündigte „Kurswechsel“ der neuen Regierung hin zu einer klimabewussten Umgestaltung der Wirtschaft verspricht positive Impul-se und Rahmenbedingungen für die Umwelttechnik-Branche.

Angebotsseitig sind amerikanische Unternehmen führend in den Berei-chen der energieeffizienten Weißen Ware und Bioethanole.

Nachfrageseitig bieten vor allem Biokraftstoffe, Windenergie und Wasser-/Abwassertechnik vielver-sprechende Absatzmärkte.

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319USA

sehen viele US-Amerikaner den neuen Präsidenten Barack Obama als Hoffnungsträger. Seine Wahlkampagne führte er mit dem Slogan „Change“. Getreu diesem Motto wird ein Kurswechsel der Vereinigten Staaten in der Umwelt- und Klimapolitik erwartet. Viele Anzeichen sprechen dafür, dass die US-Administration ein Nachfolge-Abkommen des Kyoto-Protokolls unterzeichnen wird. Anders als die letzte Regie-rung tritt die neue Administration für verbindliche Obergrenzen für den Schadstoffausstoß ein und strebt eine Reduktion von Treibhausgas-emissionen bis zum Jahr 2050 um 80 % an. Das Denkschema, das auf einem Widerspruch zwischen ökologischen und ökonomischen Inte-ressen basiert, will die neue Regierung überwinden und setzt bei der Überwindung der Rezession auf die klimabewusste Umgestaltung der Wirtschaft. Vom Ausbau der regenerativen Energien verspricht sich die neue Regierung langfristig fünf Millionen neue Arbeitsplätze.

CO2-Emissionen – Kontinuierlicher Anstieg seit drei JahrzehntenMit über 300 Millionen Einwohnern stellen die USA etwa 4,5 % der Weltbevölkerung. Ihr Anteil am weltweiten Verbrauch an Primär-energieträgern von derzeit 2.560 Mio. Tonnen Öleinheiten entspricht dagegen 21,8 % des Weltverbrauchs, Tendenz steigend: Bei einer Fortsetzung des derzeitigen Energiekonsumverhaltens wird bis 2030 eine Steigerung des Anteils der Vereinigten Staaten am weltweiten Verbrauch an Primärenergieträgern auf 23 % prognostiziert. Nur durch eine effizientere Nutzung von Energieträgern kann die vorausgesagte jährliche Wachstumsrate von durchschnittlich 1,2 % in Zukunft unter-schritten werden.

Der CO2-Ausstoß der USA liegt bei 6,3 Mrd. Tonnen pro Jahr, was ei-nem Anteil von 20,4 % am globalen CO2-Ausstoß entspricht und ihnen jahrelang den ersten Platz auf der Liste der weltweit größten Emitten-ten einbrachte. Im Jahr 2008 wurden sie von China auf dem Spitzen-platz abgelöst. Die CO2-Emissionen der Vereinigten Staaten sind in den letzten 30 Jahren kontinuierlich gestiegen. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die Konzentration auf Öl, um die Energienachfrage im Ver-kehrssektor zu decken. Im Bereich der Stromerzeugung ist der Anteil der kohlenstoffreichen fossilen Energieträger seit dem Jahr 2000 sogar leicht rückläufig und liegt nunmehr bei 71 %.

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320 USA

Dennoch ist der Sektor Stromerzeugung größter CO2-Emittent der USA; auf ihn entfallen 40 % aller CO2-Emissionen. Im Vergleich zu Deutschland ist in den USA die CO2-intensive Stromproduktion in Kraft-werken, die mit fossilen Energieträgern betrieben werden, signifikant höher (siehe Abbildung oben). Auch der Sektor der privaten Haushalte schlägt in den USA mit einem Anteil von circa 21 % wesentlich stärker in der Bilanz des CO2-Ausstoßes zu Buche als in Deutschland. Hier sind die Haushalte lediglich für 13,3 % des CO2-Gesamtausstoßes verant-wortlich.

Das Beispiel von Industrieländern wie Deutschland oder Japan zeigt auch, dass das Wirtschaftswachstum einer Nation nicht zwangsläufig mit einer Steigerung des CO2-Ausstoßes einhergehen muss: Die Wirt-schaft in Deutschland ist seit 1996 im Mittel um 1,6 % jährlich gewach-sen, während sich der CO2-Ausstoß pro Jahr um durchschnittlich 0,6 % reduzierte. Im selben Zeitraum war das Wirtschaftswachstum der USA

von durchschnittlich 3 % pro Jahr mit einer Zunahme des CO2-Ausstoßes um durchschnittlich 0,9 % pro Jahr verbunden.

Ein weiterer Indikator für das effi-zientere deutsche Wirtschaften mit Energieträgern lässt sich aus dem CO2-Ausstoß je Einwohner ableiten. Bei nahezu identischem Wirtschafts-wachstum im Jahr 2007 liegen die USA mit einem Ausstoß von 19,7 Tonnen CO2 pro Einwohner fast 85 % über den deutschen Emissionen.

Anteile der Primärenergieträger an der Stromerzeugung in den USA

Quelle: EIA

Anteile der Primärenergieträger an der Stromerzeugung in Deutschland

Quelle: Deutsche Energie Agentur

ErneuerbareEnergien

Nuklear

Fossil71%

19%

10%

SonstigeErneuerbareEnergien

Nuklear Fossil

14%

60%22%

4%

CO2-Ausstoß pro Kopf [Tonnen pro Jahr]Quelle: Roland Berger,

Economist Intelligence Unit

10,710,610,810,910,711,1

20,520,520,520,520,7 19,7

02468

1012141618202224

1997 1999 2001 2003 2005 2007

Deutschland

USA

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321USA

Politische Rahmenbedingungen – Klimawandel in Washington?Auf der internationalen politischen Bühne haben sich die USA während der zwei Amtsperioden von Präsident Bush geweigert, verbindliche Grenzen für die Emission von Treibhausgasen anzuerkennen. Die noch in der Clinton-Ära getroffenen Vereinbarungen im Kyoto-Protokoll sahen ursprünglich vor, dass die Vereinigten Staaten bis 2012 ihren CO2-Aus-stoß um 7 % reduzieren. Die Bush-Administration verweigerte jedoch ihre Unterschrift, damit waren die Reduktionsverpflichtungen hinfällig. Die USA begründete ihre ablehnende Haltung vor allem mit dem Ar-gument, dass das Klimaschutzabkommen die einheimische Wirtschaft gegenüber schnell wachsenden Volkswirtschaften wie China oder In-dien benachteilige. Aufgrund ihres Status als Schwellenländer wurden für diese beiden Staaten keine Reduktionsziele festgelegt.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Entwicklung neuer Technologien zur Reduktion der Treibhausgasemissionen in den USA bislang nicht durch Verpflichtungen gegenüber der internationalen Staatengemeinschaft motiviert war. Stattdessen sollte der Einsatz von Fördermitteln als Treiber dienen, um Innovationen in der Umwelt-technologie zu forcieren und deren Konkurrenzfähigkeit am Markt zu stärken. Auf diesem Weg soll eine Verringerung des CO2-Ausstoßes erreicht werden.

Seit dem Amtsantritt der neuen Administration zeichnet sich jedoch ein Kurswechsel in der US-Klimapolitik ab. Schon im Wahlkampf machte Präsident Barack Obama deutlich, dass er den Klimawandel für „die wichtigste Herausforderung dieses Zeitalters“ hält und deshalb für eine klimapolitische Wende eintritt. Dazu gehören die drastische Redu-zierung der Treibhausgasemissionen sowie die Förderung erneuerbarer Energien. Auf dem internationalen Parkett sollen die Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Klimawandel eine politische Führungsrolle einneh-men. Als gewichtiger Grund für den Ausbau regenerativer Energien und die Steigerung der Energieeffizenz kommt hinzu, dass die Vereinigten Staaten ihre Abhängigkeit von aus-ländischem Erdöl reduzieren wollen.

Chronologie der Initiativen der US-amerika-nischen Regierung zum Klimaschutz

Quelle: Roland Berger

2005

Energy Independence

and Security Act

EnergyPolicy Act

20071990

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322 USA

Politische und ökologische Motive gehen also Hand in Hand, wenn die USA künftig auf „grüne“ Technologien setzen.

Hauptverantwortlich handelnde Institution im Bereich der Energiepoli-tik ist das U.S. Department of Energy (DoE). Seine Aufgaben sind die Überwachung der einheimischen Energieproduktion und die Unterstüt-zung von Forschungsaktivitäten im Bereich von Energietechnologien. Als ergänzende und unabhängig vom DoE handelnde Institution ist die U.S. Environmental Protection Agency als Staatsbehörde mit dem Schutz von Umwelt und Einwohnern der USA betraut.

Die derzeitige staatliche Förderung technologischer Entwicklungen im Bereich der umweltfreundlichen Energien und Energiespeicherung und der Energieeffizienz basiert im Wesentlichen auf zwei Gesetzen.

Der Energy Policy Act of 2005 (EPAct) setzte als erste langfristige Stra-tegie der USA seit 1992 Anreize auf den Feldern Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz. Von der Verabschiedung dieses Gesetzes versprachen sich die Verantwortlichen vor allem eine Redu-zierung der Abhängigkeit von ausländischen Energiequellen. Erst im weiteren Verlauf wird der Umweltschutz als Ziel genannt.

Wichtigste Maßnahmen in Bezug auf die Leitmärkte Umweltfreundli-che Energien und Energiespeicherung bzw. Energieeffizienz waren:

Förderung der Entwicklung neuer Technologien• im Bereich der Bio-kraftstoffherstellung durch ein Drei-Jahres-Programm in Höhe von 160 Mio. US-Dollar,Kreditprogramme in Höhe von 2 Mrd. US-Dollar zur • Förderung und Besicherung nicht-staatlicher Investitionen in neue Energietechno-logien, wie beispielsweise erneuerbare Energien,Ausweitung staatlicher Kredite zur • Steigerung der Stromproduktion durch erneuerbare Energien; zu den ersten Ergebnissen gehört eine größere Anzahl von Projekten zur geothermischen Energiegewin-nung,Verabschiedung • von Energieeffizienz-Standards für Haushaltsgerä-te und damit verbunden Steuererleichterungen für Käufer und Nutzer von „Energy-Star“-Produkten, Steuergutschriften von bis zu 2.000 US-Dollar beim Kauf und der • Installation von Photovoltaik-Anlagen für Privatabnehmer,Autorisierung der Bundesbehörden, mit der Hilfe von privaten Con-• tractoren die Energieeffizienz in ihren Gebäuden zu verbessern.

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323USA

2006 wurden Verträge im Wert von 86 Mio. US-Dollar abgeschlos-sen,Beschleunigung der Entwicklung fortgeschrittener Solartechnolo-• gien durch die Solar America Initiative. Bis 2015 sollen diese in punc-to Kosten mit anderen erneuerbaren Energien konkurrieren können; Auflage eines entsprechenden Förderprogramms in Höhe von 170 Mio. US-Dollar bis 2009.

Als Ergänzung und Erweiterung des EPAct 2005 konzentriert sich der Energy Independence and Security Act of 2007 (EISA) in erster Linie auf die Produktionssteigerung alternativer Kraftstoffe.

Die durch den EISA implementierten Maßnahmen werden nach Prog-nosen der Environmental Protection Agency bis zum Jahr 2022 zu einem Anstieg der Ethanolproduktion in den USA von derzeit 6 Mrd. Gallonen/Jahr auf 36 Mrd. Gallonen/Jahr füh-ren. Auch Energieeffizienzmaßnah-men, vor allem in Bundesgebäuden, werden gefördert: So sollen zum Beispiel ab 2013 ausschließlich durch das Energy-Star-Programm zertifizier-te Leuchtmittel und Elektrogeräte zur Anwendung kommen und somit eine Senkung des Energieverbrauchs um 30 % bis 2015 erreicht werden.

Dennoch gibt es in der Entwick-lung der politischen Diskussion auch Rückschläge zu verzeichnen: Von der im Rahmen des Gesetzes ur-sprünglich geplanten Verpflichtung der Stromerzeuger, ihren Anteil an erneuerbaren Energien auszuweiten, wurde ebenso abgesehen wie von der Kürzung der Steuererleichterun-gen für die einheimische Ölindustrie in Höhe von circa 13 Mrd. US-Dollar. Im Bundeshaushalt gekürzt wurden auch Fördermittel, die Haushalte mit geringem Einkommen bei der ener-gieeffizienten Umrüstung ihrer priva-

Fazit einer Unternehmerreise: Beste Chancen für deutsche Umwelttechnologie

Von der neuen Aufgeschlossenheit der amerikanischen Gesprächspart-ner für die Themen Umweltschutz und Energieeinsparung konnte sich eine Wirtschaftsdelegation aus der Metropolregion Nürnberg über-zeugen, die im Dezember 2008 die Stadt Atlanta besucht hat. Ein Ziel dieser von der Industrie- und Han-delskammer Nürnberg organisierten Unternehmerreise bestand darin, zukünftige gemeinsame Aktivitäten in der Umwelttechnik-Branche zu identifizieren und projektbezogen umzusetzen. Die Firmen aus Mit-telfranken sind optimistisch, von der steigenden Nachfrage nach Umwelttechnik zu profitieren. Da in den USA bisher Erfahrungen mit strengen Emissionsstandards fehlen, haben deutsche Unternehmen mit ihrem Know-how beste Chancen auf dem wachsenden Markt der Fil-tertechnologien und der Messtech-nik. Gute Geschäftsmöglichkeiten, so die Erfahrung der Wirtschaftsde-legation, bestehen auch in den Be-reichen Abwasserbehandlung und Abfallmanagement.

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324 USA

ten Immobilien unterstützen sollten. Vom Senat abgelehnt wurde im Sommer 2008 auch der America´s Climate Security Act, der die erste verbindliche Festschreibung von CO2-Reduktionszielen in den USA im-plementieren sollte.

Die Wahlergebnisse vom November 2008 könnten allerdings auch beim Thema erneuerbare Energien zu einem Kurswechsel führen: Die neue Sitzverteilung im Kongress ermöglicht eine Mehrheit für die Zustimmung zu einem nationalen Renewable Portfolio Standard, einer Richtlinie für einen gesetzlich festgelegten Anteil „grünen“ Stroms an der Gesamtstromerzeugung eines Energieversorgers. Demnach soll bis 2025 insgesamt ein Viertel der Elektrizität aus erneuerbaren Quel-len gewonnen werden.

Die Besonderheit im US-amerikanischen System des bewusst nur wenig kooperativ gestalteten Förderalismus zwischen den einzelnen Bundesstaaten und der Republik bringt auch eine besondere Rolle der Bundesstaaten im Klimaschutz mit sich. Unabhängig vom Handeln der Regierung gruppieren sich immer mehr Staaten in überregionalen Kli-maschutzbündnissen und setzen immer mehr eigene Klimaschutzziele. Vorreiter dieser Bewegung sind vor allem die vom fortschreitenden Klimawandel betroffenen Staaten an der Westküste der Vereinigten Staaten.

Unternehmen und Technologien – Weltmarktführer bei effizienten HaushaltsgerätenBei der Produktion von energieeffizienter Weißer Ware haben sich die USA erfolgreich an die Spitze des Weltmarktes geschoben. Unter den fünf weltweit führenden Herstellern von Elektrogeräten, die unter die Gruppe der energieeffizienten Weißen Ware fallen, befinden sich zwei Unternehmen aus den Vereinigten Staaten: Whirlpool Corporation und General Electric. Zusammen halten sie einen Anteil von 16,1 % des 103 Mrd. Euro großen Weltmarktes; alleine auf den Marktführer Whirlpool Corporation entfallen 11,5 % des Weltmarktes.

Sowohl im Inland als auch im Ausland expandiert die Whirlpool Corpo-ration kräftig. Durch Beteiligungen an Unternehmen in Europa, Süd-amerika und Asien konnte sie den Umsatz seit 2005 um fast die Hälfte

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325USA

erhöhen. Sie beschäftigt rund 80.000 Mitarbeiter in über 60 Fabriken und Technologiezentren weltweit. Seit 2003 hat die Whirlpool Corporation die Themen Nachhaltigkeit und Ener-gieeffizienz in den Fokus der Wert-schöpfung gestellt.

Als weltweit erster Hersteller von Haushaltsgeräten verpflichtete sich das Unternehmen mit Stammsitz in Benton Harbor im US-Bundesstaat Michigan zur Reduktion der Treibhausgasemissionen sowohl bei der Produktion als auch im Endverbrauch seiner Geräte. Seitdem konnte das Unternehmen seinen Anteil am wachsenden Weltmarkt weiter ausbauen. Ihre Innovationskraft stellte die Whirlpool Corporation vor allem durch die Verknüpfung der europäischen Frontlader-Ausführung von Waschmaschinen mit US-amerikanischem Design unter Beweis. Damit sollte das Interesse der Konsumenten an energieeffizienten Geräten der Weißen Ware geweckt werden.

Auf dem Markt der Windenergieindustrie ist mit General Electric (GE) ebenfalls ein amerikanisches Unternehmen in der Weltspitze vertreten. Von den 28 Mrd. Euro Weltmarktvolumen konnte das US-Unternehmen im Jahr 2007 über 3,4 Mrd. Euro verbuchen. Seit der Einführung des Geschäftsmodells Ecomagination 2003 konzentriert sich das Unternehmen mit einem Teil seines Produktportfolios nicht nur auf Windkraft, sondern auch auf die steigende Nachfrage nach ener-giesparenden Produkten und Dienst-leistungen. Der Umsatz mit dieser Produktpalette stieg seit 2003 auf 14 Mrd. US-Dollar und verzeichnete 2007 einen Zuwachs von 15 % im Vergleich zum Vorjahr. Die finanzielle Förderung von Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung ließ sich der Konzern 2007 rund 1 Mrd. US-Dollar kosten.

Neben der Windenergie ist ein wei-terer Forschungsschwerpunkt des

Produktionsschwerpunkte der Technolo-gielinien in den Vereinigten Staaten von Amerika

Quelle: Roland Berger

Energieeffiziente Weiße WareUS-amerikanische Unternehmen in weltweit führender Position bei der Herstellung von energieeffizienter Weißer Ware

WindkraftHohe Inlandsnachfrage treibt Wachstum der einheimischen Unternehmen und positioniert diese in der Weltmarktspitze

Energy Star Excellence Award für Whirlpool

Als erster Hersteller von Haushalts-geräten hat sich die Whirlpool Corporation 2003 Reduktionsziele für die Treibhausgasemissionen seiner Produkte gesetzt. Als aktiver Partner des Energy-Star-Programms wurde das Unternehmen für seine Aktivitäten zur Senkung des Res-sourcenverbrauchs in den Jahren 2006 bis 2008 vom U. S. Department of Energy und der Environmental Protection Agency mit dem Energy Star Excellence Award ausgezeich-net.

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326 USA

Ecomagination-Programms von GE die CO2-Sequestrierung (CO2-Ab-scheidung und Speicherung – CCS). Ziel dabei ist es, die Technologie der integrierten Kohlevergasung in Gas- und Dampfkraftwerken (IGCC – Integrated Gasification Combined-Cycle) um die Möglichkeiten der Kohlenstoffabscheidung zu erweitern und so eine umweltfreundliche Nutzung der Kohleverstromung zu ermöglichen. General Electric hat hier eine Allianz mit dem Unternehmen Schlumberger Carbon Services geschlossen. Noch ist dieser Markt mit rund 885 Mio. Euro weltweit relativ klein, dennoch könnte GE bei Eintritt der zweistelligen jährlichen Wachstumsprognosen schon bald in den Kreis der weltweit dominie-renden Player aufsteigen.

Weitere aktuelle Forschungsschwerpunkte liegen in den USA auch im Bereich der Nanotechnologie, die jedoch als sogenannte Enabler-Tech-nologie noch an den Anfängen ihrer Entwicklung steht. Wesentliches Forschungsziel zur Anwendung der Nanotechnologie im Bereich des Umweltschutzes ist die Verwendung nanoskaliger Beschichtungen, zum Beispiel in Photovoltaikanlagen, um Lichtreflektionen zu minimie-ren und dadurch die Effizienz zu steigern.

Mit einem prognostiziertem Weltmarktanteil von knapp 42 % im Jahr 2010 sind die USA der größte regionale Markt für Nanotechnologien. Insgesamt besaß der Weltmarkt im Jahr 2008 ein Größe von circa 93 Mrd. Euro und kann mit prognostizierten jährlichen Wachstumsraten von über 30 % aufwarten. Dass die USA über einen solch signifikanten Marktanteil verfügt, der letztlich auch den Wissensvorsprung der USA im Bereich der Nanotechnologie widerspiegelt, ist vor allem der finan-ziellen Unterstützung durch Politik und Investoren geschuldet. Weit mehr als 650 Mio. Euro an Forschungsgeldern gibt die US-Regierung jährlich in diesem Bereich aus.

Dem Forschungsbereich der optoelektronischen Lichtquellen traut man das Potenzial zu, sich als Alternative zu Energiesparlampen zu etablieren. Derzeit befinden sich die OLEDs (Organic Light Emitting Di-odes) in der Phase der Markteinführung. Das jährliche Marktwachstum in diesem Bereich wird auf circa 20 % beziffert. Die Einsparpotenziale für die Endverbraucher bei der Nutzung von OLEDs belaufen sich nach Prognosen der amerikanischen Optoelektronischen Industrie auf bis zu 40 Mrd. US-Dollar pro Jahr.

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327USA

Nachfrage und Investitionen – Ethanolproduktion und Windkraftleistung erreichen Rekordhöhen

Der Renewable Fuel Standard, eine im Energy Policy Act of 2005 ent-haltene Verordnung, die durch den Energy Independence and Security Act 2007 modifiziert wurde, hat zum Ziel, den Gesamtverbrauch von Mineralöl durch die Erhöhung der Anteile von Biokraftstoffen zu redu-zieren. Zu diesem Zweck soll die Ethanolproduktion bis 2022 auf 136 Mrd. Liter gesteigert werden. 2007 lag die Produktion bei 20,7 Mrd. Liter, das war das größte Volumen weltweit. Wesentlicher Treiber ist dabei vor allem die geografische Lage der USA, die durch eine hohe Verfügbarkeit landwirtschaftlicher Produktionsflächen gekennzeichnet ist.

Fast die gesamte US-amerikanische Biokraftstoffproduktion wird auf Maisbasis durchgeführt, sodass die Auswirkungen auf die Nahrungs-mittelpreise erheblich sind. Deshalb wurde zur Entkopplung eine ver-pflichtende und ständig steigende Beimischungsquote für Kraftstoff verabschiedet, der aus zellulosehaltiger Biomasse gewonnen wird. Kommerzielle Anlagen für den Prozess der Kraftstoffgewinnung aus zellulosehaltiger Biomasse sind in den USA derzeit noch nicht in Be-trieb, sollen aber 2009 zu Demonstrationszwecken mit der Herstellung von Biokraftstoffen beginnen.

Die Nachfrage nach Technologien zur Produktion von Biokraftstoffen wurde bisher überwiegend von privaten Haushalten getrieben: Farmer investierten in eigene Bioraffinerien und die Bewohner der Grundstü-cke in der Nachbarschaft beteiligten sich; die Bioraffinerien wurden in Eigenregie betrieben. Das weitere Wachstum dieser Kleinunterneh-men wurde darauf aufbauend über-wiegend durch Venture-Capital-Geber oder durch einen Börsengang finan-ziert. Auf Basis einer durchschnittli-chen US-amerikanischen Bioraffine-rie berechnete die Renewable Fuels Association im Jahre 2006, dass für potenzielle Investoren im Falle einer Beteiligung eine Dividende von bis zu 0,6 US-Dollar je produzierter Gal-lone zu erzielen sei. Zur Entwicklung

Bedarfsschwerpunkte der Technologielinien in den Vereinigten Staaten von Amerika

Quelle: Roland Berger

Anlagen für BiokraftstoffeStaatliche Förderung und Gesetzgebung sind Basis für hohe Nachfrage nach Biokraftstoffen

WindkraftStaatliche Förderung ist Treiber für den weltweit größten Nachfragemarkt im Bereich Windkraft

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328 USA

neuer Technologien flossen von Venture-Capital-Gebern 2006 knapp 800 Mio. US-Dollar in die Bioethanolindustrie.

Eine weitere Steigerung der Nachfrage nach Biokraftstoffen ist durch die Aktivitäten der US-Automobilindustrie zu erwarten. Die amerikani-schen Autobauer wollen ihre Fahrzeugflotten entsprechend den Anfor-derungen der Biokraftstoffe umrüsten.

Zusammen mit der Einführung des Renewable Fuel Standards wurden staatliche Finanzierungshilfen in Form von Kreditprogrammen und Ent-wicklungsförderungen von über 2 Mrd. US-Dollar beschlossen. Nach Schätzungen der OECD belaufen sich die Subventionen für Bioethanol in den USA auf circa 7 Mrd. US-Dollar pro Jahr, was in etwa der Sum-me entspricht, die für die Unterstützung aller anderen erneuerbaren Energien zur Verfügung steht.

Im Bereich der Windkraft stellen die USA mit einer installierten Kapazi-tät von 5.244 Megawatt im Jahr 2007 ebenfalls den weltweit größten Nachfragemarkt dar. Zu den 15 größten Eigentümern von Windkraft-parks gehören drei amerikanische Unternehmen, die in Summe knapp 8 % der weltweit installierten Windkraftleistung kontrollieren. Der Anteil der USA an der weltweit neu installierten Windkraftleistung von 19.791 Megawatt betrug im Jahr 2007 somit knapp 27 %. Das bedeutet im Vergleich zu 2006 eine Steigerung um 100 %. Zurückzuführen ist das rapide Wachstum der Nachfrage in den USA vor allem auf das Produc-tion Tax Credit Program (PTC), das in diesem Bereich den wesentlichen Markttreiber in den USA darstellt. Es beinhaltet unter anderem Förder-mittel für Einspeisevergütungen in Form von Steuergutschriften für aus Windkraft erzeugten Strom in Höhe von 2ct/KWh für eine Laufzeit von zehn Jahren. Das Programm sollte ursprünglich Ende 2008 auslaufen, wurde jedoch um ein weiteres Jahr verlängert. Wie bei anderen erneu-erbaren Energien trieben auch hohe Öl- und Gaspreise die Nachfrage nach Windkraft an.

Wegen der zunehmenden Nachfrage nach Windkraft spielen auch insti-tutionelle Investoren eine immer größere Rolle am Windenergiemarkt. Besonders in den USA setzte sich der Wechsel in der Eigentümer-struktur von Windenergieanlagen im Jahr 2007 fort. Private-Equity-Investoren, die ihre Mittel hauptsächlich in steuerbegünstigte Projekte von unabhängigen Produzenten steckten, werden mehr und mehr von großen Energieversorgern abgelöst. Fusionen und Übernahmen von unabhängigen Produzenten sind dabei bei den Energieversorgern zur Portfolioerweiterung üblich. In diesem Rahmen sind seit 2006 auch

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329USA

ausländische Energiekonzerne, wie beispielsweise Electricidad de Por-tugal und E.ON, durch Zukäufe von Produktionsstätten in den US-ame-rikanischen Markt eingetreten. Um das weitere Wachstum im Bereich Windenergie in den Vereinigten Staaten zu unterstützen, sind jedoch künftig vor allem Maßnahmen zum Ausbau und zur Sicherung der Übertragungskapazitäten für die erzeugte Strommenge notwendig.

Neben den Potenzialen im Bereich regenerativer Energien steigt die Bedeutung von Wasser- und Abwassertechnologien rapide an, denn die USA kämpfen in der Wasserwirtschaft mit diversen Proble-men: Erstens stellen Verunreinigungen durch häusliche, industrielle oder landwirtschaftliche Verschmutzungen eine potenzielle Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Zweitens steigt der Druck auf die Ressource Wasser aufgrund des Klimawandels und der Übernutzung vorhandener Wasservorkommen zusehends an. So schätzen Experten das Risiko auf 50 %, dass der Lake Mead bis 2021 ausgetrocknet sein wird. Der größte künstlich geschaffene Stausee der Vereinigten Staaten weist aufgrund von Klimawandel und Übernutzung bereits heute ein jährli-ches Defizit von etwa 1,2 Milliarden Kubikmetern auf. Diese Menge würde ausreichen, um fast den gesamten Bundesstaat Arizona ein Jahr lang mit Wasser zu versorgen. Und drittens ist die Infrastruktur der Wasserversorgung und -entsorgung in weiten Teilen der USA dringend sanierungsbedürftig. Die derzeitigen Investitionsvolumen reichen bei weitem nicht aus. Investitionen in Höhe von etwa 15 Mrd. Euro sollen durch den Water Quality Financing Act of 2007 abgesichert werden. Allerdings ist dieses Gesetz noch nicht in Kraft getreten, weil es bislang an einigen Hürden im US-Kongress scheiterte.

Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach Tech-nologien im Leitmarkt Nachhaltige Wasserwirtschaft auf dem US-Markt in Zukunft zunehmen wird. Der US-Gesamtmarkt für Wasser- und Ab-wassertechnik hatte 2006 bereits ein Volumen von 21,1 Mrd. Euro, das entspricht einer Steigerung von 5,3 % gegenüber dem Vorjahr.

Das Marktvolumen für Verteilungs- und Infrastrukturausrüstungen al-lein stieg 2006 auf 9,5 Mrd. Euro, das bedeutete gegenüber dem Vor-jahr ein Plus von 4,4 %. Die Wachstumsaussichten in diesem Segment werden bis 2010 mit 3–5 % veranschlagt. Aufgrund des schlechten Zu-stands der US-Wasserinfrastruktur geht die Environmental Protection Agency davon aus, dass in den nächsten 20 Jahren allein für Wasser-versorgungssysteme Investitionen in Höhe von knapp 220 Mrd. Euro nötig sein werden. Rund 140 Mrd. Euro werden offiziellen Angaben zufolge für die Erneuerung von Trinkwasserleitungen benötigt. Der

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330 USA

Investitionsbedarf im Bereich Wasseraufbereitungsanlagen wird auf knapp 33 Mrd. Euro, der für Wasserreservoire auf knapp 19 Mrd. Eu-ro geschätzt. Anderen Schätzungen zufolge belaufen sich die nötigen Investitionen sogar auf fast 700 Mrd. Euro in den nächsten 20 Jahren. Auch im Abwasserbereich sind dringend Investitionen nötig. Das Spek-trum der nachgefragten Produkte ist vielfältig. Chancen für deutsche Unternehmen bieten sich nicht nur im wettbewerbsintensiven öffentli-chen Sektor, sondern auch im Privatsektor.

FazitDie USA bieten ein großes Marktpotenzial in allen Leitmärkten. Jedoch erschweren vorhandene inländische Technologien den Markteintritt für ausländische Umwelttechnik-Unternehmen. Erfolgreiche deutsche Markteinsteiger sind „Nischen-Player“ und besitzen hohe Kompetenz in einem speziellen Bereich. Bestenfalls ist dieser Bereich in den USA noch nicht oder nur unzureichend vorhanden, wie beispielsweise Tech-nologien zur Erzeugung von Biogas aus Deponien.

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Japan

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332 Japan

Mit einer Bevölkerung von 127 Millionen Menschen und einem Bruttoinlandsprodukt von rund 3,8 Bil. Euro gehört Japan zu den führenden Wirtschaftsnationen weltweit. Das in der

Relation zur Einwohnerzahl flächenmäßig sehr kleine Land ist vor al-lem durch seine enorme Bevölkerungsdichte in den Ballungsgebieten gekennzeichnet. Japan erwirtschaftet knapp die Hälfte der Wirtschafts-

leistung Ostasiens und ist einer der wichtigsten Akteure des Welthan-dels.

Durch seine rasante Entwicklung in den 80er Jahren hat sich Japan sei-nen Platz an der Spitze der Weltwirt-schaft erobert. Als wesentliche Fak-toren des japanischen Erfolgskurses gelten die enge Zusammenarbeit zwischen Regierung und Industrie, das technologische Know-how so-wie die relativ hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung. Die aggressiv exportgetriebene Struktur der Wirtschaft veränderte sich in den 90er Jahren von einer Ausrichtung auf Gebrauchsgüter hin zur Produk-tion von modernster Hochtechnolo-gie. Wie andere hoch industrialisierte Länder durchläuft auch Japan den Prozess des Strukturwandels: Die Bedeutung des verarbeitenden Ge-werbes nimmt ab (2007 steuerte es etwa 26 % zum Bruttoinlandsprodukt bei), während der Dienstleistungs-sektor expandiert. Hier werden in-zwischen fast drei Viertel des BIP erwirtschaftet.

Die wichtigsten Handelspartner Ja-pans sind die USA, China, Korea sowie weitere Länder Asiens. Auf-grund der starken Exportabhängig-keit und der Verflechtung mit den globalen Märkten hat sich vor dem Hintergrund der Finanzkrise das Wirt-

Ökonomische KennzahlenQuelle: Economist Intelligence Unit

Japan 2005 2006 2007 2008

% 1,9 2,4 2,1 0,8 1,6

Mrd.Euro

3.587 3.674 3.747 3.777 3.868

Euro 28.154 28.820 29.397 29.636 30.410

% 4,4 4,1 3,8 4,1 4,4

Mio. 127,4 127,5 127,5 127,4 127,2

20101)

1) Prognose

Einheit

Reales BIP-Wachstum

Reales BIP [Preise von 2005]

Reales BIP je Einwohner [Prei- se von 2005]

Arbeitslosen- quote

Bevölkerung

Auf einen Blick

Japan ist fünftgrößter CO2-Emittent und Verbraucher von Primärenergie weltweit.

Japan gilt als Vorreiter bei der För-derung der Energieeffizienz. För-dermaßnahmen beschränken sich dabei nicht auf japanische Unter-nehmen.

Angebotsseitig ist japanische Um-welttechnik weltweit führend. Insbesondere in den Bereichen Photovoltaik, Biogas, Geothermie, energieeffiziente Weiße Ware und Heiz-/Klimatechnik belegen japani-sche Unternehmen weltweit Spit-zenplätze.

Nachfrageseitig deckt sich der Bedarf zu großen Teilen mit dem inländischen Angebot. Wichtige Märkte liegen vor allem in den Bereichen energieeffiziente Weiße Ware, Photovoltaik und nachhalti-ges Bauen.

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333Japan

schaftsklima eingetrübt. Doch selbst bei einer Verlangsamung oder Stagnation des Wirtschaftswachstums wird Japan weiterhin zu den wichtigsten Volkswirtschaften der Welt gehören.

Angesichts geringer eigener Energievorkommen legt Japan großen Wert auf die effiziente und effektive Nutzung von Ressourcen. Japan hat zwar unter den Industrieländern mit 9,8 Tonnen pro Jahr bereits den niedrigsten Emissionsgrad pro Einwohner erreicht (Deutschland: 9,9 Tonnen je Einwohner pro Jahr; USA: 19,8 Tonnen je Einwohner pro Jahr), es besteht aber weiterhin eine sehr starke Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.

CO2-Emissionen – Ehrgeizige Reduktions-ziele sollen durch innovative Technologien erreicht werden

Als Gastgeber der Kyoto-Konferenz zum Klimawandel 1997 ist Japan Un-terzeichner des Kyoto-Protokolls und hat mit Erfolg politische Initiativen zur Eindämmung von Treibhausgas-emissionen und zur Einschränkung der Nutzung von Energie aus fossi-len Brennstoffen gefördert. Die Inter-nationale Energie Agentur lobt Japan ausdrücklich als „a world leader in progressing energy and environmen-tal policy“. 2008 übernahm Japan den Vorsitz der G8 und richtete im Juli dieses Jahres das Gipfeltreffen in Toyako/Hokkaido aus. Umwelt und Klimawandel gehörten zu den zen-tralen Themen dieses Treffens der Staats- und Regierungschefs aus 16 Industrie- und Schwellenländern. Ein wichtiges Ergebnis des G8-Gipfels ist die Declaration of Leaders Mee-

Mehr Effizienz bei Transport und Verkehr: 60.000 Tonnen CO2 weniger

Auf das Konto des Transportsek-tors gehen besonders hohe CO2-Emissionen. In Toyota-City gibt es jetzt einen erfolgreichen Versuch, den Kohlendioxidausstoß zu senken: Das visionäre Toyota-City Transport & Stadtentwicklungsprojekt 2025 wird vom Ministerium für Land, In frastruktur, Transport und Touris-mus, dem Nationalen Polizeiverband und dem Ministerium für Energie (MOE) getragen. Ziel ist der Entwurf einer zukunftsfähigen Stadt, die die Lebensqualität ihrer Bewohner er-höht und mit der Umwelt behutsam umgeht. Dabei kommen Techniken wie ein Verkehrsnachfragemanage-ment (Traffic Demand Management) und ein intelligentes Transportsys-tem zum Einsatz. So konnte in der 350.000-Einwohner-Stadt auf der japanischen Hauptinsel Honshu die tägliche Nutzung öffentlicher Ver-kehrsmittel seit 2005 um etwa 18 % erhöht werden. Dies entspricht ei-nem Emissionsrückgang von 60.000 Tonnen CO2 im Jahr.

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334 Japan

ting of Major economies on Energy Security and Climate Change, die Japan als Gastgeber koordinierte. In diesem Dokument verpflichten sich die Teilnehmer des G8-Gipfels, sich aktiv für eine Eindämmung des Klimawandels einzusetzen.

Als die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) 1973 die Fördermengen drosselte und damit die erste Ölkrise auslöste, bezog Japan noch 76 % seiner Energie aus Öl. Der Ölpreisschock gab den Anstoß, dass Japan noch im selben Jahr damit begann, seine Abhän-gigkeit vom Öl durch die Nutzung von Kernenergie, Erdgas und Kohle zu reduzieren. Nach der zweiten Ölkrise 1979 verstärkte Japan zudem die Entwicklung alternativer Energiequellen. So konnte das Land den Anteil des Öls an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2006 auf 44 % senken – was im Vergleich zu Deutschlands 1,3 % allerdings immer noch als sehr hoch erscheint. Zeitgleich stiegen die japanischen Anteile von Kohle auf 21 %, Erdgas auf 17 % und Kernenergie auf 9 % an der Stromerzeugung. Erneuerbare Energiequellen erreichten lediglich einen Anteil von 9 %, wobei der größte Teil aus der Wasserkraft stammt.

Die Ölpreisschocks der 70er Jahre wirkten in Japan als Initialzündung, mit einem breit gefächerten Spektrum von Maßnahmen die Energie-effizienz zu steigern. Bereits 1979 wurde ein Gesetz zur rationalen Nutzung von Energie erlassen. Die Entwicklung von energieeffizienten Technologien wurde energisch vorangetrieben. Diese Bemühungen zeigten Resultate: In den 80er Jahren gelang es Japan, die Energiein-tensität der Wirtschaft deutlich zu senken.

Der größte CO2-Emittent Japans im Jahr 2006 war die Industrie. Gleich-zeitig war dies jedoch der einzige Sektor, der seinen CO2-Ausstoß seit 1990 reduzieren konnte (um 4,6 %). Der Handel dagegen hat seinen CO2-Ausstoß drastisch um fast 40 % erhöht. Die CO2-Emissionen von Wohngebäuden stiegen um 30 % auf 166 Mio. Tonnen, und die

Emissionen durch Transport und Ver-kehr nahmen im Referenzjahr 2006 gegenüber 1990 um 17 % zu (siehe Abbildung).

Im Kyoto-Protokoll hat sich Japan verpflichtet, seine CO2-Emissionen um 6 % im Vergleich zu 1990 zu sen-ken. De facto ist der CO2-Ausstoß jedoch seit 1990 um 6 % gestiegen. Will Japan das ursprüngliche Reduk-

CO2-Ausstoß nach SektorenQuelle: Roland Berger, IEA

Handel

Industrie

23%

Haushalte

21%

41%

Verkehr

15%

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335Japan

tionsziel noch erreichen, muss das Land seine CO2-Emissionen bis 2012 um 12 %, bezogen auf 1990, reduzieren. Der damalige Präsident hat darüber hinaus im Vorfeld des G8-Gipfeltreffens im Sommer 2008 die „Fukuda Vision“ formuliert: Sie sieht vor, dass Japan seine CO2-Emissionen bis 2020 um 14 % gegenüber 2005 und bis 2050 sogar um 50–80 % vermindert. Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, soll ein umfassendes Maßnahmenpaket geschnürt werden, das vier Aktionsfelder enthält: innovative Technologien, Emissionshandel und steuerliche Anreize, Stärkung der Eigenversorgung in den Regionen und die Aktivierung der Bürger.

Politische Rahmenbedingungen – Zahlreiche Gesetze fördern die Energieeffizienz

Der enorme Überhang ölbefeuerter Kraftwerke zur Stromerzeugung setzt Japan gleich zweifach unter Druck, die Entkopplung des Landes von Ölimporten zu forcieren: Zum einen treibt die Entwicklung des Ölpreises die Kosten für die japanische Wirtschaft nach oben, zum an-deren hintertreibt die Verbrennung dieses fossilen Energieträgers die Bemühungen zur CO2-Reduktion. Die Motivation, den Anteil des Öls an der Energieversorgung zu vermindern, war nach den Ölpreisschocks in den 70er Jahren besonders hoch. Eine Reihe von Faktoren, wie zum Beispiel der stabile Ölpreis in den 80er Jahren, linderten jedoch den akuten Handlungsdruck: So verpuffte eine Reihe von Gesetzen und Maßnahmen zum Aufbau erneuerbarer Energien in dieser Zeit wir-kungslos.

Der japanische Energiemarkt wird überwacht und gesteuert vom Minis-terium für Wirtschaft, Handel und Industrie (Ministry of Economy, Trade and Industry – METI). Das Ministerium ist sowohl für die allgemeine Planung der Energiepolitik verant-wortlich als auch für die Sicherung der Stromversorgung. Innerhalb die-ses Ministeriums ist die Agency of Natural Ressources and Energy (AN-RE) mit ihrer Abteilung New Energy Policy zuständig für die Entwicklung von Programmen und Maßnahmen zum Einsatz erneuerbarer Energien.

Chronologie der Initiativen der japanischen Regierung zum Klimaschutz

Quelle: Roland Berger

1997 1999

Neue EnergienGesetz

3. Wissenschafts-und Technologie-

Plan

Top-Runner-Programm

20061990

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336 Japan

Obwohl sich Japan auf der internationalen politischen Bühne stets für die Themen Umweltschutz und Klimawandel eingesetzt hat und Gast-geberland der Konferenz von Kyoto war, dauerte es sehr lange, bis das dort verabschiedete Protokoll auch im eigenen Land ratifiziert wurde. So konnte erst im Jahr 2002 der Erfolg des Beitritts verbucht werden. Jedoch wurden bereits vorher wesentliche Maßnahmen und Gesetze zur Implementierung und Förderung der CO2-Reduktion auf den Weg gebracht bzw. verabschiedet (siehe Abbildung Seite 335).

Mit den Grundzügen der Einführung erneuerbarer Energien veröffent-lichte die japanische Regierung 1994 erstmals konkrete Zielwerte für die Implementierung erneuerbarer Energien und legte Maßnahmen fest, wie diese Vorgaben zu erreichen sind. 1997 wurden diese Maß-nahmen dann im Neue Energien Gesetz auch gesetzlich verankert. Die Stromversorger wurden darin aufgefordert, zunehmend Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehen.

Kritiker bemängeln die Detailregelungen dieses Gesetzes: Die langfris-tige Zielsetzung sei zu niedrig. Außerdem wurden Energie-Selbstver-sorger, also Industrieunternehmen, die ihren Storm selbst erzeugen und somit autark sind, von den Regelungen des Gesetzes ausgenom-men. Jedoch ist gerade diese Gruppe für 18 % des gesamten energie-bedingten CO2-Ausstoßes in Japan verantwortlich.

Die in diesen Gesetzen verankerten Unterstützungsmaßnahmen ma-chen bei der Vergabe der Fördermittel keinen Unterschied zwischen in- und ausländischen Unternehmen. Zur Verbreitung der erneuerbaren

Ein dynamisches Innovationssystem: Das japanische Top-Runner-Programm

Das Programm wurde 1998/1999 in Japan vom berühmten METI-Ministerium mit dem Ziel eingeführt, den japanischen Primärenergieverbrauch bis 2010 auf das Niveau von 1996 zu senken. Die Idee: Das beste am Markt befindliche Produkt gibt im Hinblick auf die Verbrauchswerte den Standard vor, der von den anderen Produkten dieser Produktgruppe innerhalb einer bestimmten Frist erreicht werden muss. Produkte, die dies nicht schaffen, dürfen nach Ablauf der Frist nicht mehr auf den Markt gebracht werden. Die Erfolge sind beeindruckend: Im Bereich der Computer sollte so der Energieverbrauch bis zum Jahr 2005 gegenüber dem Basis-jahr 1997 um 83 % gesenkt werden. Diese Zielmarke wurde bereits 2001 erreicht. Klimaanlagen, Kühlschränke, Fotokopierer und TV-Anlagen sind weitere Beispiele, bei denen die Zielmarken entweder schneller als geplant erreicht oder übererfüllt wurden. Die erzielten Fortschritte werden zur Grundlage einer neuen, zweiten Top-Runner-Runde, die wiederum die besten Benchmarks zum Standard erhebt: ein dynamisches vom Markt getriebenes, permanentes Innovationssystem.

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Energien haben ausländische Investoren grundsätzlich dieselben An-sprüche auf Beteiligungen aus dem 1,6 Mrd. Euro starken Budget für Förderprogramme wie inländische. So ist das japanische Förderungs-system mit dem europäischer Staaten vergleichbar.

Die New Energy and Industrial Technology Development Organization (NEDO) ist für die Fördermittelbeantragung erste Anlauf- und Koordi-nationsstelle. Sie unterteilt die zu fördernden Forschungs- und Ent-wicklungsprojekte in Kategorien zur Steigerung von Energieeffizienz und zur Entwicklung umweltfreundlicher Umwandlungstechnologien. Auf diese Projektkategorien entfielen im Jahr 2006 mehr als 90 % der ausgeschütteten Mittel.

Eigens für die Förderung von Photovoltaikanlagen wurde das Pro-gramm Field Test Project on New Photovoltaic Power Generation Tech-nology ins Leben gerufen. Sein Ziel ist, die Leistungsfähigkeit und Kos-tenstruktur mittlerer bis großer Anlagen (>10 Kilowatt) zu verbessern.

Der Windkraftsektor wird in Japan ebenfalls speziell gefördert. Werden diese Anlagen oder entsprechende Komponenten in Japan verkauft, so entfallen die Importzölle. Es ist lediglich eine Konsumsteuer in Höhe von 5 % zu entrichten. Die enormen Fördermittel für den Energiebe-reich im Allgemeinen und die erneuerbaren Energien im Besonderen belegen den hohen Stellenwert, den Japan der Forschung und Ent-wicklung einräumt. Im weltweiten Vergleich stellt Japan das höchste staatliche Energieforschungsbudget aller Länder zur Verfügung und gibt wesentlich mehr für Forschung und Entwicklung aus als die USA oder Europa.

Der Third Science and Technology Basic Plan in Japan sieht bis 2010 Ausgaben in Höhe von knapp 4 Mrd. Euro allein für Forschungsprojek-te im Energiebereich vor. Besonders die Anstrengungen im Leitmarkt Energieeffizienz werden unterstützt und erhalten circa 350 Mio. Euro aus dem Fördertopf. Gleiches gilt für den Technologiebereich der Brenn-stoffzellen, dem insgesamt 190 Mio. Euro an Fördermitteln zur Verfügung stehen. Grob gerechnet, bilden allein die Ausgaben für Energieeffizienzfor-

Staatliche Förderung des Energiesektors [Mio. USD]

Quelle: Roland Berger

130

321

513

523

3.018

3.905

Italien

Frankreich

USA

Deutschland

England

Japan

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338 Japan

schung Japans das gesamte deutsche Energieforschungsbudget des Jahres 2006 ab.

Die politisch gesetzten Anreize führen ebenfalls dazu, dass auch die privaten Investitionen für Forschung und Entwicklung im internationa-len Vergleich außergewöhnlich hoch sind. Die Ergebnisse dieser Tätig-keiten spiegeln sich in einer hohen technische Entwicklungsgeschwin-digkeit wider, die sich zunehmend auch in steigenden Umsatzzahlen auf dem Weltmarkt bemerkbar macht.

Ein wichtiger – und möglicherweise auch entscheidender – Unter-schied zu Deutschland im Bereich erneuerbarer Energien liegt in der Abnahmeverpflichtung. Im Gegensatz zu Deutschland sind japanische Stromkonzerne nicht dazu verpflichtet, den von privaten Erzeugern ge-nerierten Strom aus erneuerbaren Quellen abzunehmen und ins Netz einzuspeisen.

Unternehmen und Technologien – Spitzenposition auf dem Weltmarkt für Photovoltaik

Japanische Unternehmen aus dem Bereich der Umwelttechnologie spielen auf den Weltmärkten vor allem ihre Stärke als technologische Vorreiter aus.

Zum ersten Mal wurde 2008 das japanische Unternehmen Sharp von der deutschen Q-Cells von seiner Spitzenposition im Bereich Photo-voltaik verdrängt. Dies tut jedoch der Stärke Japans in diesem Tech-nologiesegment insgesamt keinen Abbruch. Die japanische Regierung hat das Ziel ausgegeben, die Produktionskapazität bis 2020 auf das Zehnfache und bis 2030 gar auf das Vierzigfache der aktuellen Kapazi-tät auszuweiten, um die Position als Weltmarktführer für Photovoltaik zurückzuerobern.

Derzeit ist Japan mit einem Weltmarktanteil von 22 % und etwa 932 Megawatt produzierten Zellen auf Platz zwei der Weltrangliste. Damit steht Japan hinter China, das seinen Weltmarktanteil allein im vergan-genen Jahr von 15 % auf 28 % erhöhte, rangiert jedoch vor Deutsch-land. Während Deutschland seinen Marktanteil verteidigen konnte,

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musste Japan einen drastischen An-teil an andere asiatische Länder ab-geben.

Dennoch befinden sich unter den zehn größten Herstellern der Welt immer noch drei japanische Unter-nehmen. Im internationalen Vergleich haben diese allerdings etwas von ih-rem früheren Glanz eingebüßt: Sharp musste 2007 gar einen Produkti-onseinbruch von 16 % hinnehmen. Kyocera, Sanyo und Mitsubishi sind zwar gewachsen, konnten jedoch mit den übrigen Branchengrößen kaum Schritt halten. Selbst das zweistel-lige Wachstum (15 %) von Kyocera nimmt sich verglichen mit anderen Playern eher gering aus: Q-Cells leg-te 54 % zu, Suntech 110 % und First Solar verzeichnete einen Zuwachs von 233 %.

Der Hauptgrund für die recht zurück-haltende Performance japanischer Unternehmen besteht darin, dass es nicht gelingt, ausreichende Silizium-vorräte sicherzustellen. Dieses Prob-lem macht offenbar vor allem Sharp zu schaffen. Das Unternehmen hatte seine Produktionskapazitäten seit 2006 um 16 % erhöht, konnte dieses Niveau jedoch nicht halten. Um Engpässe beim Silizium-Nachschub künftig zu vermeiden, hat Sharp bereits Recycling-Anlagen errichtet. Nichtsdestotrotz hält Sharp an sei-nen Expansionsplänen fest: Gerade wird ein Werk zur Produktion von Flachbildschirmen gebaut, das auch Siliziumdünnschichtmodule mit einer Gesamtleistung von jährlich einem Gigawatt produzieren kann. Auch bei anderen Werken sollen die Kapazitäten ausgebaut werden.

Kyocera wiederum plant, seine Produktionskapazität für Solarzellen bis 2010 auf jährlich 500 Megawatt aufzustocken. Sanyo wird von 2008 bis 2010 rund 650 Mio. Euro in HIT-Solarzellen (Heterojunction with In-trinsic Thin layer) investieren und strebt eine Produktionskapazität von jährlich 650 Megawatt an. Sanyo befasst sich auch mit der Entwicklung

Anteile führender Unternehmen im japani-schen Photovoltaik-Markt

Quelle: Roland Berger

7%

13%

18%

Andere

Mitsubishi

Sanyo

Kyocera

Sharp40%

22%

Produktionsschwerpunkte der Technolo-gielinien in Japan

Quelle: Roland Berger

PhotovoltaikTechnologieführerschaft sichert japanischeSpitzenposition auf dem globalen Markt

Energieeffiziente Weiße WareGeografische Nähe zu den asiatischenNachfragemärkten sichert Position an derWeltspitze

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einer Dünnschicht-Siliziumsolarzelle der nächsten Generation. Dies be-stätigt den Ruf der Firma, im Be-reich der Forschung und Entwicklung durchaus mit den Weltmarktführern mithalten zu können. Allerdings war das Unternehmen bisher nicht in der Lage, das in ihm schlummernde Po-tenzial voll auszuschöpfen – Schuld daran waren die unzureichenden Fi-nanzierungsmöglichkeiten. Hier soll die Übernahme durch Panasonic in Zukunft Abhilfe schaffen.

Nachdem zunächst die Inlandsnach-frage – sie macht immerhin rund 17 % der weltweiten Nachfrage auf dem Photovoltaik-Markt aus – die Hauptrolle für den Absatz der japa-nischen Unternehmen spielte, orien-tieren sich diese inzwischen zuneh-mend am internationalen Markt. Hier

könnten vor allem chinesische Hersteller Japan gefährlich werden. Zum Beispiel ist Suntech, der Weltmarktführer für Module, Sharp dicht auf den Fersen: Es zeichnet sich ab, dass das chinesische Unternehmen seinen japanischen Wettbewerber in den nächsten Jahren im Bereich der Zellproduktion überholen wird. Die chinesische Zellproduktion hat dabei weltweiten Einfluss, wirkt sich jedoch auf Japan, nicht zuletzt aufgrund der geografischen Nähe, besonders stark aus. Auch können chinesische Produkte in puncto Qualität mit japanischen Erzeugnissen dieses Sektors mithalten. Automatisierte Prozesse und ausgewogene Produktportfolios sind kein Differenzierungsmerkmal mehr und können den Japanern keinen Wettbewerbsvorteil mehr verschaffen.

Neben dem reifen Solarenergiemarkt gewinnen zunehmend andere erneuerbare Energiequellen an Bedeutung, und die heimischen Her-steller intensivieren hier ihre Aktivitäten. Mit Biogas-Technologien wird derzeit seitens der NEDO (New Energy and Industrial Technology Development Organization) experimentiert. Obwohl es sich um einen kleinvolumigen Markt handelt, besetzte das Unternehmen JFE En-gineering 2007 mengenmäßig zwei Drittel des Marktes und arbeitet derzeit an einem integrierten 2.000-Kilowatt-Kraftwerk, dem größten Biogas-Kraftwerk in Japan. Diese Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage ist

Wirkungsgrad der Spitzenklasse: Effizientes Wärmekraftwerk in Tokio

Der Energieversorger TEPCO be-gann 2008 mit der schrittweisen In-betriebnahme einer hochmodernen Wärmekraftanlage. Die Emissions-Einsparungen sind beträchtlich: Der CO2-Ausstoß lässt sich damit um 1,7 Millionen Tonnen pro Jahr reduzie-ren, sofern sich die durchschnittli-che Wärmeeffizienz-Leistung des gesamten Kraftwerks um nur 1 % verbessert. Diese Technologie ist Teil des Wärmekraftwerks von Kawasaki und erreicht einen Wirkungsgrad von 59 % – einen der besten Werte weltweit. Dies untermauert die füh-rende Stellung Japans in Fragen der Energieeffizienz.

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das erste Biomasse-gasbetriebene Kraftwerk Japans. Das System erlaubt den Einsatz verschiedener Sorten und Formen von Brennmate-rial und kann somit vielfältig eingesetzt werden. Zwar wurden bislang erst 3 Megawatt verkauft, doch verfügt diese Technik über ein hohes Wachstumspotenzial. Für die kommenden zehn Jahre wird ein Anstieg auf 45 Megawatt prognostiziert, wobei von einer Marktführerschaft von JFE Engineering auszugehen ist.

Das Wachstum des Marktsegments hängt dabei stark von der Effi-zienz dieser Energieumwandlung ab. Bislang liegen die Kosten der Stromerzeugung zwischen 1,6 und 8 Cent/kWh. Um das angestrebte Wachstumsziel zu erreichen, müssen die Preise wettbewerbsfähiger werden – das heißt, die Kosten müssen auf 0,8–2 Cent/kWh sinken, denn der Markt wird künftig von Technologien bestimmt werden, die solche Werte erreichen.

Die Nachfrage nach heimischen Energiequellen als Ersatz für Rohölim-porte hat auch die Entwicklung der Geothermie vorangetrieben, zumal geothermische Energie zu den wenigen wertvollen einheimischen Res-sourcen des Landes zählt. Ansonsten ist Japan überwiegend vom Pri-märenergieimport abhängig. Die Gewinnung geothermischer Energie ist auf Regionen mit vulkanischer Aktivität wie bei Hokkaido, zwischen Tohoku und der Insel Izu und der Gegend um Kyushu begrenzt. Daher stagniert der heimische Markt für Geothermie. Dementsprechend bestimmte die Nachfrage aus dem Ausland den Absatz in den Jahren 2006 und 2007.

So erhielt Sumitomo Corporation 2006 von der indonesischen Strom-gesellschaft den Zuschlag für die Entwicklung der weltweit größten

Wiederverwertung von Bauteilen bei Fuji Xerox: Wirtschaftlich erfolgreich, schonend für die Umwelt

Die Firma Fuji Xerox erreicht seit Markteinführung ihres farbdruckfähigen, mul-tifunktionalen Druck- und Kopiergeräts „DocuCentre C2100“ im Jahr 2006 eine Wiederverwertungsrate der Bauteile von 60 %. Durch den Abverkauf von 10.000 Einheiten dieses Geräts summiert sich die eingesparte Menge an CO2-Emissionen auf 23.000 Tonnen. Das Projekt Internationales Ressourcen Recycling System wur-de im Dezember 2004 für den asiatisch-pazifischen Markt gestartet; darauf folgte im Januar 2008 ein weiteres Projekt für China. Dieses System erwirtschaftete zu-sätzlich im Jahr 2006 einen Überschuss von 3,1 Mio. Euro; 2007 verringerte es den Ausstoß von Kohlendioxid um 25.000 Tonnen. Durch den derzeitigen Marktboom für Kopierer und Drucker in China ist für die nächsten Jahre noch mit einer Ver-stärkung dieses CO2-Spareffektes zu rechnen.

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schlüsselfertigen Geothermieanlage zur Erzeugung von 117 Megawatt. Fuji Electric Systems entwickelte für dieses Projekt die Dampfturbine sowie den Generator, und eine Maschinenbaufirma aus Indonesien übernahm den Aufbau. Mitsubishi Heavy Industries wiederum erhielt 2007 von der teilstaatlichen Kenya Electricity Generating Company den Auftrag, 100 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Nairobi ein Geothermie-Kraftwerk zu errichten. Für 2008 wird prognostiziert, dass japanische Firmen Anlagen zur Gewinnung von mehr als 200 Megawatt herstellen werden.

Die Energiegewinnung aus Wasserkraft nimmt in Japan ebenfalls eine zentrale Rolle ein und gewinnt seit den Ölkrisen in den 70er Jahren zunehmend an Bedeutung. Da jedoch geeignete Gebiete für die Er-richtung großvolumiger Anlagen weitgehend verbaut sind, konzentriert sich die Kundennachfrage und damit auch der Fokus der Anbieter auf kleinere Anlagen. Mit einem Marktanteil von über 40 % ist Tanaka Su-iryoku der größte Hersteller Japans. 2007 kamen die bisher größten Aufträge von öffentlichen Einrichtungen und beliefen sich auf Anlagen mit 400 Kilowatt, 350 Kilowatt sowie 70 Kilowatt. 2007 hat das Unter-nehmen In-Line-Francis-Turbinen in sein Produktportfolio aufgenom-men, wodurch ein Einsatz bei größeren Fallhöhen möglich wird.

Auch im Bereich der Energieeffizienz zeigen sich japanische Unterneh-men besonders wettbewerbsfähig und stoßen zum Beispiel zunehmend auf die vorderen Ränge des Weltmarktes für energieeffiziente Weiße Ware sowie Heiz- und Klimatechnik vor. Noch liegt Japans Energiever-brauch bei Weißer Ware etwa doppelt so hoch wie der in Deutschland. Hauptgrund ist die anhaltende Produktion und der Verkauf ineffizienter, energieintensiver Küchengeräte wie etwa Kühl-Gefrierkombinationen. Dies wiederum ist ein Indikator, dass Effizienz und Umweltfreundlich-keit in Japan derzeit noch nicht die wesentlichen Treiber für die Kauf-entscheidung der Konsumenten sind. Um energiesparende Techniken voranzubringen und die Geräteeffizienz zu erhöhen, hat Japan eine kla-re Norm – den sogenannten Top Runner Standard – zur Förderung der Entwicklung energieeffizienter Geräte erlassen. Das Programm basiert auf dem Prinzip, dass die energieeffizientesten Geräte den Standard für das nächste Jahr setzen.

Vor allem die Unternehmen Matsushita Electric Industrial und Sharp setzen bei der Produktion auf energieeffiziente Weiße Ware. Da Mat-sushita auf den Absatzmärkten Europa und USA vor allem durch seine Marke Panasonic bekannt wurde, firmierte das Unternehmen im Ok-tober 2008 in Panasonic Corp. um. Dieser Wechsel des Namens soll

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den Nachteil im Vergleich zu anderen Herstellern durch den geringen Wiedererkennungseffekt der Marke Matsushita ausgleichen. Zugleich bildet er die Grundlage für eine expansive Geschäftsstrategie vor allem in Europa und den USA, mit der das Unternehmen seinen Weltmarkt-anteil von derzeit 3 % steigern will.

Mittlerweile setzen immer mehr japanische Hausgerätehersteller auf die Entwicklung energieeffizienterer Produkte. Sie haben damit begon-nen, Weiße Ware für den asiatischen Markt mit der neuesten Technik zur Energieeinsparung auszustatten. Aufgrund ihres Fachwissens konnten die japanischen Hersteller so ihren Marktanteil weltweit auf über 7,5 % ausbauen.

Bei der Herstellung heiz- und klimatechnischer Anlagen zählen japani-sche Firmen ebenfalls zur Weltspitze. Die Unternehmen Hitachi und Mitsubishi befinden sich zwar derzeit noch nicht unter den Top-Playern, verringern jedoch kontinuierlich ihren Abstand zum deutschen Markt-führer Siemens und zum US-amerikanischen Unternehmen General Electric. Einen Beweis dafür liefert die Summe der Exportwerte japani-scher Unternehmen in diesem Bereich. Mit circa 4,2 Mrd. Euro lag der exportierte Warenwert im Jahr 2007 insgesamt fast doppelt so hoch wie der deutsche.

Auch die IT-Industrie setzt derzeit auf Initiativen für mehr Energieeffizi-enz. Aufgrund des großen Erfolgs ganzheitlicher IT-Dienste ist die Zahl der IT-Dienstleister in Japan deutlich gewachsen. Es wird prognostiziert, dass bis 2025 die Datenmenge verglichen mit 2005 um den Faktor zweihundert steigen wird. In Folge dieser „Informations-Explosion“ ist mit einer Verfünffachung des Energieverbrauchs für IT-Infrastrukturen zu rechnen. Daher gewinnt das Thema Energieeinsparpotenziale für den IT-Sektor an Bedeutung.

Da es bislang keine verbindlichen Auflagen für IT-Unternehmen gibt, sind diese eigenständig auf der Suche nach lukrativen Geschäftsmodel-len. Bisher nimmt jedes Unternehmen sein eigenes Green-IT-Projekt in Angriff. So wurde im Datenzentrum der SoftBank IDC ein ColdMall-System installiert, das große Nachfrage ausgelöst hat. In der NTT Gruppe hat NTT Comware mit Power Usage Effectiveness (PUE) einen Standard für Energieeffizienz gesetzt.

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Nachfrage und Investitionen – Energieeffiziente Produkte und Technologien zur umweltfreundlichen Energieumwandlung immer beliebter

Der steigende Absatz von energiesparender Weißer Ware ist ein deut-liches Zeichen, dass sich die Einstellung japanischer Konsumenten verändert und ein Umdenken stattfindet: Bei der Anschaffung von Haushaltsgeräten ist die Energieeffizienz zu einem wichtigen Faktor geworden – was sich in der Gesamtenergiebilanz des Landes bemerk-bar machen dürfte, denn neben dem Transport- und Verkehrswesen verfügen die Bereiche Haushaltsgeräte und Eigenheimbau hier über das größte Verbesserungspotenzial. Der Marktanteil von Produkten, die gemäß den neuesten Vorschriften für Energieeffizienz hergestellt werden, lag zwischen April und Juni 2008 für Klimageräte bei 90 % so-wie bei 40 % für Kühlschränke. Noch im Vorjahr waren es nur 70 % bei den Klimageräten und weniger als 10 % bei Kühlschränken. Die jährli-chen Energiekosten der Modelle mit der niedrigsten und der höchsten Energieeffizienzklasse differieren dabei im Maximalfall um rund 120 Euro bei Klimageräten und 55 Euro bei Kühlschränken. Während der Absatz von Haushaltsgeräten derzeit insgesamt stagniert, wachsen die Verkaufszahlen hocheffizienter Modelle weiter um 3 %.

Durch eine Vergrößerung der Produktpalette energiesparender Modelle hat sich der Markt für (mobile) Klimageräte positiv entwickelt. Dies wur-de vor allem durch die Änderung des Gesetzes zur Energieeinsparung (Rationalization in Energy Use Law) bewirkt. Obwohl Klimaanlagen, die den neuesten Leistungsvorgaben für 2010 entsprechen, erst seit 2007 auf dem Markt sind, steigt ihr Anteil kontinuierlich. Prognosen gehen für 2012 von einem Marktanteil von 25 % aus.

Auch beim Neubau von Eigenheimen gewinnt der Aspekt der Nachhaltig-keit im Rahmen von Green Construc-tion immer mehr an Bedeutung. Zum einen achten Konsumenten stärker auf Umweltschutzaspekte, zum an-deren wird eine Verschärfung der Vorschriften und Auflagen im Baube-reich erwartet. Eine entsprechende Dämmung ist das wirksamste Mittel,

Bedarfsschwerpunkte der Technologielinien in Japan

Quelle: Roland Berger

PhotovoltaikTrotz Nachfragerückgang starkerIndustriezweig mit Potenzial in der Zukunft

Energieeffiziente Weiße WareVeränderung der Einstellung japanischerKonsumenten führt zu größerer Nachfragenach energieeffizienten Haushaltsgeräten

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um den Energieverbrauch und die Kohlendioxidemissionen von Gebäu-den zu reduzieren. Wegen des relativ alten Gebäudebestands in Japan und der hohen Verluste beim Betrieb von Heiz- und Klimaanlagen ist das Einsparpotenzial enorm hoch. Einen Großteil der Nachfrage ma-chen daher Renovierungen und Umbaumaßnahmen aus.

Die Dämmstoffe werden dabei nicht nur dicker, sondern auch leis-tungsfähiger. Dennoch stagnierte dieses Marktsegment 2007 aufgrund einer Änderung des Gesetzes zum Gebäudestandard. Auch 2008 waren die Auswirkungen noch zu spüren, sodass der Markt nur leicht um 1–2 % wuchs. Für die kommenden Jahre wird wieder mit einem stabilen Marktzuwachs von bis zu 3 % gerechnet. Dieses Wachstum wird auch durch Förderprogramme für Energiesparhäuser der nächsten Generation unterstützt, die die NEDO sowie das japanische Ministeri-um für Energie und das Ministerium für Land, Infrastruktur und Verkehr aufgelegt haben.

Etwa zwei Drittel der Nachfrage von etwa 360 Mio. Euro kommt aus dem privaten Bereich. Renovierungsaktivitäten machen dabei etwa 40 % des Gesamtmarktes aus. In Japan werden vor allem minerali-sche Dämmstoffe nachgefragt. Auf Glaswolle entfallen etwa 30 % des Marktes, nicht zuletzt aufgrund des relativ günstigen Preises. Aber auch Steinwolle hat einen signifikanten Marktanteil. Beide Dämmstoffe werden trotz ihrer relativ schlechten Energiebilanz mit Blick auf die Her-stellung am Markt als „grüne“ Dämmstoffe wahrgenommen. Organi-sche Dämmstoffe wie Polyurethan oder Polystyrol werden vor allem bei Renovierungen verwendet, da sie relativ dünn und leicht zu verarbeiten sind. Auch wenn es keine weltweiten Marktführer japanischer Herkunft gibt, so ist es dennoch erwähnenswert, dass etwa zwei Drittel des na-tionalen Marktes durch die heimischen Unternehmen MAG und Asahi bedient werden. Weitere Unternehmen sind Paramount Glass, Nittobo und Nippon Rockwool.

Photovoltaik ist derzeit die beliebteste Form erneuerbarer Energien in Japan. Viele Sonnenenergie-Anlagen werden zur Versorgung von Haushalten genutzt. Die rasante Marktentwicklung ging dabei mit ei-nem stärkeren Umweltbewusstsein einher. Die Konsumenten haben großes Interesse an Photovoltaik-Energie, jedoch stellen die hohen Anschaffungskosten ein Problem dar. Beleg dafür ist der Nachfrage-rückgang für Solarzellen in Japan, nachdem im Oktober 2005 das auf zwölf Jahre angelegte Programm zur Förderung privater Photovoltaik-Anlagen der New Energy Foundation (Residential PV System Dissemi-nation Programme) auslief. Eine Neuauflage oder ähnliche Initiative ist

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bisher nicht geplant. Der Markt wird damit stärker sich selbst überlassen und unterliegt gelockerten politischen und regulatorischen Rahmenbedin-gungen. Insgesamt betrachtet ist der Anteil der Photovoltaik-Anlagen, die im industriellen Sektor genutzt wer-den, am höchsten. Einige inländische Unternehmen bringen ihre Solaran-lagen sogar gezielt gut sichtbar auf Fabrikgebäuden oder Warenhäusern an, um damit ihr Umweltbewusst-sein zu demonstrieren. Zusammen mit Energieerzeugern machen ge-werbliche Anwendungen 56 % des Marktes aus, der Anteil der Privat-haushalte beläuft sich auf 35 % und der Rest entfällt auf staatliche An-wendungen.

Es wird erwartet, dass sich die Markt-penetration vor allem im Bereich der

privaten Haushalte fortsetzt und sich auch auf Mehrfamilienhäuser ausweitet. Neubauten werden bereits mit installierten Standard-Photovoltaik-Systemen verkauft – und die Nachfrage steigt. Schon seit Anfang der 90er Jahre bezahlen Energieerzeuger Einspeisepreise an die Produzenten überschüssiger Photovoltaik-Energie. Darüber hinaus sind die Energieversorger verpflichtet, einen gewissen Anteil ihrer Strommenge bereits aus regenerativen Energien zu gewinnen. Auch ohne weitere Förderprogramme sind die Aussichten grundsätzlich gut. Die relativ hohen japanischen Strompreise und der geringe Bestand inländischer Rohstoffe tragen ihren Teil dazu bei. Das Wachstum wird sich bis 2010 im unteren zweistelligen Prozentbereich bewegen. Ein gewisses Risiko bleibt jedoch bestehen: Noch ist nicht absehbar, ob der Markt auch ohne staatliche Förderprogramme weiter wachsen kann.

Neben der Entwicklung neuer Technologien, direkten politischen Förder-programmen und Nachfrageströmungen beeinflusst die Verfügbarkeit von Kapital die Entwicklung des japanischen Umwelttechnik-Marktes entscheidend. Neben dem Kapitalmarkt stellt der Handel von CO2-Zertifikaten ein wesentliches Finanzinstrument dar, da nicht genutzte Emissionsrechte an andere Länder verkauft werden können. Darüber

Japanische Banken lernen die Bedürfnisse der GreenTech-Industrie kennen

Es gibt immer mehr Veranstaltun-gen zur Wirtschaftsförderung, die Kontakte zwischen institutionellen Anlegern und Finanziers auf der einen und Umwelttechnologie-Firmen auf der anderen Seite knüp-fen sollen. Beispielsweise führte die Mizuho Bank 2007 den Service ein, etwa 100.000 Handelsfirmen „grünes“ Know-how und Umwelt-dienstleistungen vorzustellen. Etwa 800 Unternehmen beteiligten sich in Tokio an einer Umweltveranstal-tung. Berichten zufolge wurden dort an einem einzigen Tag 1.600 Geschäftsverhandlungen geführt.

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hinaus orientiert sich auch der Kapitalmarkt stärker an nachhaltigen Kriterien. Japanische Finanzinstitute nehmen eine Vorreiterrolle ein, indem sie Unternehmen mittels eines Management-Index in Bezug auf Umweltfreundlichkeit bewerten. Das japanische Ministerium für Wirt-schaft, Handel und Industrie konzentriert sich wiederum auf folgende Themen, um Investitionen in den Umweltschutz zu fördern:

Entwicklung von Auswertungskriterien zur Messung der Umweltver-• träglichkeit, neue Methoden zur Aufstellung eines Aktienindex zum Ausweis der • Umweltverträglichkeit,neue Auflagen zur Auskunftspflicht zu Umweltthemen im Geschäfts-• bericht.

Der japanische Markt für Social Responsible Investments (SRI), also für nachhaltige Anlagemöglichkeiten, besteht seit der Einführung des Eco Fund im Jahr 1999, eines der ersten nachhaltigen Finanzprodukte in Ja-pan. Der Wert aller offenen SRI Investment-Fonds lag Ende September 2007 bei 6,1 Mrd. Euro.

FazitDer japanische Markt ist ein wettbewerbsorientierter Markt. Hier konkurrieren die besten Hochtechnologieunternehmen der Welt mit-einander. Dies gilt auch für die Umwelttechnik-Branche. Erfolgreiche deutsche Markteinsteiger entwickeln und bauen Spitzentechnologien, die vorbehaltlos mit den japanischen Technologien konkurrieren kön-nen. Die Inanspruchnahme der japanischen Fördermechanismen, die teilweise auch den deutschen Unternehmen zur Verfügung stehen, kann dabei behilflich sein.

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Brasilien

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350 Brasilien

Mit einer Fläche von mehr als acht Millionen Quadratkilome-tern und fast 192 Millionen Einwohnern ist Brasilien das größte und bevölkerungsreichste Land Südamerikas sowie

die größte Volkswirtschaft dieses Kontinents. Nachdem Brasilien um die Jahrtausendwende noch am Rand einer Finanzkrise gestanden hatte, entwickelte sich die Wirtschaft des Schwellenlandes bis 2008

mit stabilen Wachstumsraten. Die Regierungen des seit 2003 amtie-renden Staatspräsidenten Luiz da Silva haben das Fundament für die-sen positiven Trend gelegt. Lula da Silvas Wirtschaftspolitik findet inter-nationale Anerkennung, zum Beispiel im Wirtschaftsmagazin Economist: „The current government […] has been successful in consolidating ma-croeconomic stability, while step-ping up social spending.“ Dieses Lob kommt nicht von ungefähr, wie die Wirtschaftsindikatoren zeigen: Überdurchschnittliche Wachstumsra-ten des Bruttoinlandsprodukts las-sen die Realeinkommen in Brasilien steigen. Mit 4 % prognostiziertem Wirtschaftswachstum bis 2012 – weitgehend getragen von der In-landsnachfrage – sieht die Zukunft des Landes stabil aus. Nachdem die Inflation jahrzehntelang eine Geißel der brasilianischen Wirtschaft war, ist die Landeswährung inzwischen sta-bil. Die Arbeitslosenrate geht stetig zurück.

Durch den wirtschaftlichen Auf-schwung hat sich Brasilien von ei-nem überwiegend landwirtschaftlich geprägten hin zu einem mehr und mehr industrialisierten Land entwi-ckelt. Deutsche Unternehmen spie-len dabei seit jeher eine wichtige Rolle. Schon früh investierten sie in Brasilien, hauptsächlich im Süden.

Ökonomische KennzahlenQuelle: Economist Intelligence Unit

Brasilien Einheit 2005 2006 2007 2008

Reales BIP-Wachstum

% 3,1 3,7 5,4 5,3 4,0

Reales BIP [Preise von 2005]

Mrd.Euro

695 720 760 800 860

Reales BIP jeEinwohner [Prei- se von 2005]

Euro 3.771 3.857 4.011 4.169 4.370

Arbeitslosen- quote

% 9,8 9,9 9,3 8,0 7,9

Bevölkerung Mio. 184,1 186,7 189,3 191,8 196,8

20101)

1) Prognose

Auf einen Blick

Brasilien ist sechstgrößter Verbrau-cher von Primärenergie und CO2-Emittent weltweit.

Das Land gehört zu den Unter-zeichnern des Kyoto-Protokolls. CO2-Reduktion will Brasilien jedoch vor allem durch Einschränkung der extensiven Brandrodung erreichen.

Angebotsseitig ist Brasilien welt-weit führend im Bereich der Bio-kraftstoffproduktion und nur hinter den USA. Weitere Aktivitäten ver-zeichnet das Land in den Bereichen eenergieeffiziente Weiße Ware und regenerative Energien.

Nachfrageseitig stützt das immense Wasserkraftpotenzial des Landes den entsprechenden Technologie-markt. Darüber hinaus gibt es be-reits etablierte Märkte in den Berei-chen Biokraftstoffe, Biomasse und erneuerbare Energien.

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351Brasilien

Bis heute gehören Unternehmen aus Deutschland zu den größten Ar-beitgebern des Landes und unterstützen mit ihrem Technologietransfer die wirtschaftliche Entwicklung. So hat sich Brasilien als Produktions-standort bewährt, und seine Bedeutung wird durch das Wachstum der Inlandsnachfrage weiter zunehmen.

Allerdings sind noch einige Probleme zu bewältigen. Armut und Ar-beitslosigkeit haben sich zwar durch den Wirtschaftsaufschwung ver-ringert, aber nach wie vor ist der Unterschied zwischen Arm und Reich in keinem anderen Land Lateinamerikas so ausgeprägt wie in Brasilien. Hinzu kommen Probleme der inneren Sicherheit: Insbesondere in den Großstädten ist die Kriminalität exorbitant hoch. Hier besteht in den nächsten Jahren dringender Handlungsbedarf.

CO2-Emissionen – Energieeffizienz und erneuerbare Energien bremsen den AnstiegDie CO2-Emissionen Brasiliens stellen weltweit einen Sonderfall dar: Der Gesamtausstoß von Kohlendioxid betrug im Jahr 2007 rund 1.250 Mio. Tonnen. Damit nimmt Brasilien auf der Liste der weltweit größten Emittenten von Kohlendioxid den sechsten Platz ein. Allerdings ist für drei Viertel dieser CO2-Emissionen die Brandrodung des Regenwaldes verantwortlich. Erst seit kurzer Zeit versucht die Regierung, gemein-sam mit der Industrie und Vertretern der Landwirtschaft dieses Prob-lem effektiv anzugehen und hat ein Maßnahmenpaket zum Schutz des Regenwaldes vorgelegt.

Zur besseren Vergleichbarkeit mit anderen Ländern wird in diesem Kapitel nur der Teil der brasilianischen CO2-Emissionen betrachtet, der durch die Energieumwandlung verursacht wird. Dieser lag im Jahr 2007 bei 330 Mio. Tonnen CO2, das entspricht knapp über 1 % der weltwei-ten Emission. Mit diesem Wert ist Brasilien allerdings der größte CO2-Emittent Südamerikas. Im Vergleich zu anderen Schwellenländern hat sich der energiebedingte Gesamtausstoß von CO2 in den letzten zehn Jahren mit moderaten Wachstumsraten entwickelt. So nahm der CO2-Ausstoß in diesem Zeitraum nur um durchschnittlich 2 % pro Jahr zu, während China auf ein durchschnittliches jährliches Wachstum von über 9 % kam. Seine Erfolge bei der Eindämmung der Treibhausgas-emissionen erreichte Brasilien vor allem durch Effizienzsteigerung: Es ist gelungen, die Produktivität der Energieumwandlung zwischen 2001 und 2006 um fast ein Viertel zu erhöhen.

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352 Brasilien

Der Energieverbrauch Brasiliens lag 2007 bei 239 Mio. Tonnen Ölein-heiten, das sind etwa 2 % des weltweiten Energieverbrauchs. Im Vergleich zu 2006 wurden damit in Brasilien knapp 5 % mehr Energie verbraucht; diese Steigerung entspricht in etwa der Zunahme des Brut-toinlandsprodukts.

Im Unterschied zu anderen Schwellenländern, in denen sich der CO2-Ausstoß pro Kopf immer stärker erhöht und sich dem Level der Indus-trieländer annähert, ist dieser Wert in Brasilien nahezu konstant. Er ver-harrte in den letzten Jahren auf einem nahezu gleich bleibenden Niveau von knapp 2 Tonnen pro Jahr und Einwohner, obwohl die brasilianische Wirtschaft in den letzten vier Jahren um durchschnittlich 4,5 % gewach-sen ist. Selbst wenn das Bevölkerungswachstum herausgerechnet wird, ist nur ein marginaler Anstieg zu beobachten. Ein wesentlicher Grund dafür ist die gesteigerte Effizienz der Energienutzung, die durch die Substitution von schwach energieeffizienten Brennstoffen wie bei-spielsweise Holz erreicht wurde.

Brasilien ist der größte Produzent von erneuerbaren Energien welt-weit. So bestreitet Brasilien 46 % seines Primärenergiebedarfs und so-

gar 84 % seiner Stromerzeugung aus regenerativen Energieträgern. Dabei ist die Wasserkraft mit Abstand der wichtigste Stromproduzent in dem südamerikanischen Land: Sie deckt 77 % der Gesamtstromnachfrage ab. Allerdings führt diese starke Abhän-gigkeit von einer Energiequelle auch zu Problemen, denn bei Dürre oder anderen unvorhersehbaren Naturer-eignissen kann es zu Versorgungs-engpässen in der Stromversorgung kommen.

Eine weitere Besonderheit Brasiliens ist der große Anteil von Zuckerrohr an der Energieversorgung. Zucker-rohr wird in vielfältiger Weise zur Energiegewinnung eingesetzt. So fahren 80 % der neu zugelassenen brasilianischen Autos heute schon mit Flex-Fuel-Motoren. Dieser Antrieb kann sowohl mit gewöhnlichem Benzin oder mit Ethanol betrieben werden, das aus Zuckerrohr herge-stellt wird. Eine weitere Verwendung von Zuckerrohr ist die Verbrennung in Kraftwerken zur Energiegewinnung. Diese vielfältige Nutzung von Zu-ckerrohr ist vor allem seinen günstigen Herstellungskosten geschuldet.

CO2-Ausstoß nach SektorenQuelle: Roland Berger, IEA

Land-wirtschaft

Haushalte

Energie-wirtschaft

11%

30%

11%

5%

Verkehr

Industrie43%

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353Brasilien

Ein auffälliges Merkmal der Struktur der brasilianischen CO2-Emission ist der äußerst geringe Anteil der Energiewirtschaft. Auf das Konto der Stromerzeugung gehen nur 11 % der gesamten Kohlendioxidemissio-nen des Landes (siehe Abbildung Seite 352). In Deutschland ist dieser Anteil etwa dreimal so groß. Dies zeigt die wichtige Rolle, die erneuer-barer Energien in der Stromerzeugung Brasilien spielen, was vor allem auf den hohen Anteil der Wasserkraft zurückzuführen ist.

Wie in anderen schnell wachsenden Volkswirtschaften ist auch in Bra-silien die Industrie für einen großen Teil der Emissionen verantwort-lich. In dem Land hat sich in den letzten Jahren ein leistungsfähiger Schwerindustriesektor mit einem hohen Energiebedarf gebildet, was mit erheblichen CO2-Emissionen einhergeht. So macht der industrielle Sektor über 40 % des Gesamtausstoßes an Kohlendioxid aus.

Politische Rahmenbedingungen – Brasilien übernimmt beim Klimaschutz Vorreiterrolle unter den Schwellenländern

Brasilien zählt zu den 183 Unterzeichnerstaaten des Kyoto-Protokolls. Schwellenländern wie Brasilien, mit vergleichsweise geringen indus-triellen Kohlendioxidemissionen, wurden bisher keine verbindlichen Vorgaben zur CO2-Verminderung gemacht. Dennoch kündigte das brasilianische Umweltministerium im Oktober 2008 an, ein Redukti-onsziel festzulegen: Der CO2-Ausstoß soll zwischen 2012 und 2020 um 10–20 % gegenüber 2004 gesenkt werden. Mit dem Nationalen Plan zum Klimawandel, den Staatspräsident Lula da Silva im Dezember 2008 präsentierte, setzt sich Brasilien als erstes Schwellenland quan-tifizierbare Ziele zur Verringerung seiner Treibhausgasemissionen. Das Konzept setzt vor allem bei den Emissionen durch Entwaldung an. Sie sollen bis 2017 schrittweise um 72 % gesenkt werden.

In Brasilien befassen sich viele Ins-titutionen mit dem Bereich Umwelt und Umwelttechnologien. Einheimi-sche und internationale Nichtregie-rungsorganisationen oder Institutio-nen spielen eine aktive Rolle beim Umweltschutz und bei der Förderung erneuerbarer Energien in Brasilien. Chronologie der Initiativen der brasiliani-

schen Regierung zum KlimaschutzQuelle: Roland Berger

1985 2001 2002

Energieeffizienz-gesetz

Nationaler Planzum Klimawandel

ProgrammePROINFA und

PROBIODIESEL

2008

ProgrammPROCEL

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354 Brasilien

Auf Regierungsebene sind verschie-dene Stellen für die Regulierung, Finanzierung und die Aufstellung von Leitlinien für Umwelttechnologien zuständig.

Das Umweltministerium (MMA) trägt als Bundesbehörde die Ver-antwortung für die Umsetzung der nationalen Umweltpolitik, für die Regulierung und Überwachung der Politik in den Bereichen Schutz, Er-haltung und nachhaltige Nutzung von Ökosystemen. Dem Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MCT) obliegt die Formulierung und Umset-zung der nationalen Politik auf dem Sektor für erneuerbare Energien; es unterstützt die Entwicklung in den Bereichen Windenergie, Solarener-gie, kleine Wasserkraftanlagen und Biomasse.

Eine weitere wichtige Bundesbehör-de mit Zuständigkeit für die Umwelt-politik ist das Ministerium für Berg-bau und Energie (MME). Es ist für die Überwachung und Regulierung

des Energiesektors zuständig, einschließlich der Bereiche Wasserkraft, Öl, Kraftstoffe und Elektrizität. Zusätzlich hat das MME die Aufsicht über die beiden großen halbstaatlichen Unternehmen Brasiliens auf dem Öl- bzw. Energiesektor, Petrobrás und Eletrobrás.

Im Jahr 2001 erließ das Ministerium für Bergbau und Energie ein Energieeffizienzgesetz und schuf damit einen rechtlichen Rahmen für die Festlegung von Indikatoren und Bestimmungen für den Energieverbrauch. Bis jetzt hat das MME Mindestnormen für Ener-gieeffizienz (Minimum Efficiency Performance Standards – MEPS) für Drehstrom-Elektromotoren festgelegt und ist gerade dabei, MEPS für Kühlschränke, Klimaanlagen, Gasöfen und Gas-Warmwasserbereiter herauszugeben. Außerdem wird es sich mit dem Energieverbrauch durch Fahrzeuge und andere Geräte sowie in Gebäuden befassen.

Investitionen steigern die Energieeffizienz

Nach dem Energieeffizienzpro-gramm müssen Unternehmen des Energiesektors 0,5 % ihrer Netto-Einnahmen in Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz in-vestieren. Um diese Verpflichtung zu erfüllen, führen die meisten Unternehmen Projekte bei wenigen Großkunden durch, die in der Regel zum staatlichen Sektor gehören oder an denen die öffentliche Hand beteiligt ist (zum Beispiel Straßen, Infrastruktur oder Krankenhäuser). Diese staatlichen oder halbstaatli-chen Unternehmen weisen ein be-sonders hohes Einsparpotenzial auf. Beispielsweise hat die Gesellschaft Bandeirante Energia S.A. knapp 500.000 Euro investiert, um 5.370 Ampeln in der Stadt Guarulhos durch neue Ampeln mit LED-Tech-nologie zu ersetzen. Durch diese Maßnahmen konnten 1.340 Mega-wattstunden pro Jahr eingespart werden.

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355Brasilien

Ebenso wie Deutschland und Spanien erließ auch Brasilien Gesetze zur Förderung erneuerbarer Energien. Das im Jahr 2002 verabschiedete Programm PROINFA, eine mit dem deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetz vergleichbare Verordnung, wurde von der Nationalen Agentur für Elektrische Energie (ANEEL) koordiniert und dient der Förderung von Windenergie-, Biomasse- und kleinen/kleinsten Wasserkraftpro-jekten: Den Erzeugern werden Stromabnahmeverträge zu attraktiven Preisen garantiert. Damit wurde 2008 der Ausbau von 1.370 Megawatt Windenergie, 1.270 Megawatt kleine Wasserkraftanlagen und 660 Me-gawatt Biomasse unterstützt. Die erzeugte Energie wird von Eletrobrás im Rahmen eines Vertrags mit einer Laufzeit von 20 Jahren abgenom-men. Durch diese Projekte kann ein Kohlendioxidausstoß von 2,5 Mio. Tonnen pro Jahr vermieden werden, was sich positiv auf den brasilia-nischen Emissionshandel auswirken wird. Die erforderlichen privaten Investitionen dürften sich auf circa 3,1 Mrd. Euro belaufen.

Eine Reihe von Gesetzen soll insbesondere die Energieeffizienz för-dern. Das Energieeffizienzprogramm bildet den Rahmen für Verträge zwischen der ANEEL und Unternehmen, die in der Stromerzeugung, -verteilung und -übertragung tätig sind. Sie müssen 0,5 % ihrer Netto-einnahmen in Initiativen zur Erhöhung der Energieeffizienz investieren, weitere 0,5 % fließen obligatorisch in die Forschung und Entwicklung im Bereich Energieeffizienz.

Ein anderes Programm zur Verbesserung der Energieeffizienz ist PROCEL, das 1985 ins Leben gerufen wurde und vom MME und dem staatlich kontrollierten Versorger Eletrobrás koordiniert wird. Hauptziel ist die Steigerung der Energieeffizienz, sowohl bei der Erzeugung als auch beim Verbrauch von Energie. Zu den langfristigen Zielen von PROCEL zählt die Reduzierung des Energieverbrauchs um 130 Mrd. Kilowattstunden bis zum Jahr 2015. Dies dürfte Einsparungen von rund 12,2 Mrd. Euro ermöglichen.

Im Jahr 2002 startete das Ministerium für Wissenschaft und Technolo-gie ein Regierungsprogramm mit dem Namen Probiodiesel. Es enthält technische Spezifikationen und Erläuterungen zu den qualitativen und rechtlichen Aspekten von Biodiesel, zur sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Machbarkeit und zur technischen Wettbewerbsfähig-keit. Das Programm sieht vor, dass dem in Brasilien verkauften Diesel-kraftstoff zwischen 2005 und 2013 mindestens 2 % und nach 2013 5 % Biodiesel beigemischt werden müssen.

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356 Brasilien

Umwelttechnologien werden auch von der staatlichen Bank für wirt-schaftliche und soziale Entwicklung (BNDES) gefördert, deren Aufgabe die Finanzierung von großen Industrie- und Infrastrukturprojekten ist. Daneben spielt sie eine wichtige Rolle bei der Förderung von Inves-titionen in den Bereichen Innovation, Landwirtschaft, Handel und Dienstleistungen sowie von kleinen und mittleren Privatunternehmen. Die Bank verfügt über mehrere Förderlinien, mit denen sie Finanzie-rungen im Technologie- und Umweltbereich unterstützt. Im Jahr 2008 sind 92 % der Mittel für erneuerbare Energien in die Förderung von Projekten für Ethanol und Kraft-Wärme-Kopplung mit Biomasse geflos-sen – womit der hohe politische und wirtschaftliche Stellenwert dieser Vorhaben deutlich wird.

Unternehmen und Technologien – Ethanolproduktion boomt dank weltweit steigender Nachfrage nach BiokraftstoffenBrasilien bietet durch seine große, fast vollständig in der tropisch-feuch-ten Klimazone gelegene Landmasse ausgezeichnete Bedingungen für die Produktion von Biomasse und Ethanol in großem Maßstab. Die üb-lichen Formen von Biomasse sind Brennholz und Zuckerrohr-Bagasse, auch wenn zunehmend andere Materialien wie Zellulose und Holzab-fälle eingesetzt werden. Im Bereich Ethanol ist Brasilien seit Jahren führend: Bis 2006 war Brasilien sogar der größte Ethanolproduzent der Welt, wurde jedoch mittlerweile von den USA überholt. 2007 lag die Ethanolproduktion bei 16 Mrd. Litern; davon wurden mehr als 85 % im Inland verbraucht. In Brasilien wird Ethanol größtenteils aus Zuckerrohr gewonnen – im Unterschied zum amerikanischen Ethanolprogramm, bei dem Mais als Rohstoff verwendet wird.

Ein weiterer wichtiger Biokraftstoff ist Biodiesel, der als Ersatz für kon-ventionellen Dieselkraftstoff dienen soll. Er wird aus ölhaltigen Pflan-zen wie Sojabohnen, Sonnenblumen und Baumwolle hergestellt. 2007 wurden in Brasilien 1,3 Mrd. Liter produziert. Aufgrund neuer gesetzli-

Produktionsschwerpunkte der Technolo-gielinien in Brasilien

Quelle: Roland Berger

BiokraftstoffeEthanolindustrie gehört nachfrage-getrieben zu den global führendenTechnologieanbietern

Energieeffiziente Weiße WareAuf dem Weltmarkt bisher nur inNischentechnologien in Spitzen-positionen vertreten

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357Brasilien

cher Bestimmungen dürfte die Produktionsmenge in nächster Zeit noch weiter steigen.

Das weltweit zunehmende Interesse an Biokraftstoffen hat der Bran-che auch in Brasilien zu einem kräftigen Wachstumsschub verholfen und einen großen Boom auf dem dortigen Zuckermarkt ausgelöst. Insbesondere im Bereich der Ethanolwirtschaft zählen viele brasilia-nische Unternehmen zur Weltspitze: Sie gehören über die gesamte Wertschöpfungskette zu den global führenden Technologieanbietern, von der Bereitstellung der Anlagen über den Anbau des Rohstoffes bis zur Verarbeitung zu Kraftstoff oder Strom.

Zu den wichtigsten Unternehmen im Bereich Biomasse und Ethanol ge-hört Dedini. Es verfügt über die innovativsten Technologien für schlüs-selfertige Anlagen zur Herstellung von Zucker, Ethanol und Strom aus Zuckerrohr. Dedini ist einer der wenigen Anbieter für die Herstellung, Lieferung und Montage kompletter Betriebsanlagen für die Produktion von Zucker und Ethanol „aus einer Hand“. Außerdem ist das Unterneh-men Marktführer im Bereich der Bereitstellung kompletter Systeme für den Ethanolsektor und hält einen Marktanteil von circa 50 % in Brasili-en und 25 % weltweit. Zwischen 2005 und 2008 konnten die Umsätze von 162 Mio. Euro auf 360 Mio. Euro mehr als verdoppelt werden. Ein neuer Geschäftsbereich befasst sich mit Kraft-Wärme-Kopplung in Zucker- und Ethanol-Anlagen auf der Basis von Biomasse, wofür in Brasilien hohe Nachfragesteigerungen prognostiziert werden.

Das Unternehmen Brenco zählt zu den größten Ethanollieferanten der Welt. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette im Bereich Biokraftstoff aktiv zu sein, von der Produktion bis hin zu Vermarktung und Logistik im In- und Ausland. Brenco beabsichtigt, in den nächsten sieben Jahren 1,8 Mio. Euro zu investieren, um seine produzierte Ethanolmenge auf 3,8 Mrd. Liter auszuweiten. Damit wird das Unternehmen im Jahr 2015 einen Anteil von 10 % an der nationalen und von 5 % an der internationalen Bio-kraftstoffproduktion haben. Bisher baut Brenco auf einer Fläche von insgesamt 35.000 Hektar Zuckerrohr an und beschäftigt mehr als 3.500 Mitarbeiter in diesem Bereich.

Ein weiterer wichtiger Akteur im Bereich Biokraftstoffe ist das landwirt-schaftliche Forschungszentrum Embrapa. Es leitet ein viel versprechen-des Forschungsprojekt im Bereich Ethanolproduktion, das die Nutzung von Zellulose untersucht, die aus Zuckerrohr, forstwirtschaftlichen Ab-fällen und Gras gewonnen wurde.

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358 Brasilien

Obwohl die brasilianischen Unter-nehmen Weltmarktführer auf dem Gebiet der Biomasse und der Bio-kraftstoffe sind, ist der Markt für an-dere erneuerbare Energien, wie zum Beispiel Windkraft oder Solarener-gie, noch ziemlich unterentwickelt. Den von der Regierung geschaffenen Anreizen und dem enormen Poten-zial zum Trotz: Wind- und Solarener-gie spielen derzeit in Brasilien als Energiequellen nur eine marginale Rolle. Die Förderung dieser alternati-ven Energien gestaltete sich bislang schwierig. Dies liegt hauptsächlich daran, dass der Schwerpunkt in der Vergangenheit auf andere Energie-quellen gelegt wurde, beispielswei-se auf Wasserkraft, die nach wie vor den Großteil der verfügbaren Stromkapazitäten abdeckt, sowie auf Thermoelektrik auf der Grundlage von Zuckerrohr-Bagasse. Außerdem liegen die Preise für Wind- und Solar-energie immer noch weit über denen für Wasserkraft. So ist Windenergie um 60 % teurer als Wasserkraft. Ein weiterer Grund, dass sich Sonne und Wind als Energiequellen nicht

durchsetzen können, ist die fehlende Unterstützung durch die Regu-lierungsbehörden, vor allem hinsichtlich der Preisgestaltung. Dennoch hat sich in letzter Zeit einiges auf diesem Markt getan, insbesondere im Bereich der Windenergie. Im Februar 2008 kündigte die spanische Gruppe Fortuny den Bau von drei Windparks im Süden Brasiliens mit einer Gesamtkapazität von 223 Megawatt an. Weitere Windparks mit einer Kapazität von circa 500 Megawatt sind in Planung.

Brasilianische Unternehmen gehören nicht nur im Bereich der umwelt-freundlichen Energien zur Weltspitze. Auch im Bereich der Effizienzstei-gerung haben einige Weltmarktniveau erreicht, etwa bei Weißer Ware. In Brasilien war bei der Herstellung von Haushaltsgeräten zuletzt ein Wachstum von 3 % zu verzeichnen. Insgesamt wurden im Jahr 2007 in

Wissenschaftliches Know-how für die Landwirtschaft

Die halbstaatliche Aktiengesell-schaft Embrapa ist die wichtigste Einrichtung für die Generierung von wissenschaftlichem Know-how und die Entwicklung von Produkti-onsverfahren für das Agrobusiness in Brasilien. Das 1973 gegründete landwirtschaftliche Forschungszen-trum beschäftigt etwa 8.300 Mitar-beiter in fast allen brasilianischen Bundesstaaten. Die Einnahmen be-laufen sich auf rund 400 Mio. Euro pro Jahr. Es unterhält Forschungs-institute für die Entwicklung inno-vativer Technologien in den USA, Frankreich und den Niederlanden. Darüber hinaus ist es im Bereich erneuerbarer Energiequellen aktiv. Ein Beispiel dafür ist das Projekt Energiewälder, bei dem große Flä-chen für den nachhaltigen Anbau von Pflanzen mit hohem Zellulo-seanteil genutzt werden sollen. Das Projekt umfasst auch die Erfor-schung und Entwicklung effiziente-rer Verfahren für die Umwandlung von Biomasse in Energie.

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359Brasilien

Brasilien fast zehn Millionen Geräte hergestellt, wobei die Produktion im Wesentlichen im Süden und Südosten des Landes angesiedelt ist.

Das 1971 in Brasilien gegründete Unternehmen Embraco hat sich zum größten Produzenten von hermetischen Kältekompressoren entwi-ckelt, die in jedem Kühlschrank zu finden sind. 2008 erhielt Embraco als eines von sieben Unternehmen die Stars of Energy Efficiency, eine wichtige Auszeichnung der internationalen Organisation Alliance to Save Energy (ASE), die sich die Verbesserung der globalen Energieeffi-zienz zum Ziel gesetzt hat.

Seit 1992 leistete Embraco weltweit Pionierarbeit bei der Herstel-lung von Kompressoren mit Kältemitteln, die eine Alternative zu dem gefährlichen FCKW darstellen und unterzeichnete im Jahr 2004 den Globalen Pakt der Vereinten Nationen. Dafür wurde es von der deut-schen Presse zu einem der fünf innovativsten Unternehmen Brasiliens gekürt. 2006 eröffnete Embraco an der Universidade Federal de Santa Catarina (UFSC) eines der fortschrittlichsten Forschungszentren der Welt im Bereich Kältetechnik und Thermophysik mit fünfzehn Labors. Das Unternehmen – es hält einen Weltmarktanteil von rund 25 % – produziert in Brasilien, Italien, der Slowakei und China und verkauft seine Produkte in 80 Länder. Einige technologische Innovationen der jüngsten Zeit brachten ihm internationale Anerkennung. So verfügt der Embraco VCC-Kompressor (Variable Capacity Compressor) über eine elektronische Steuerung, die es ermöglicht, die Kühlkapazität je nach Bedarf zu ändern und damit bis zu 40 % Energie einzusparen.

Nachfrage und Investitionen – Wasserkraft, Biokraftstoffe und Biomasse sind die Spitzenreiter Brasilien verfügt nach Kanada und den USA über das größte Potenzial an Wasserkraft weltweit, nutzt davon allerdings nur 30 %. Der über-wiegende Teil der aus Wasserkraft gewonnenen Energie (97 %) wird in großen Wasserkraftwerken erzeugt, während die restlichen 3 % in kleinen Kraftwerken und in Kleinstkraftwerken produziert werden.

Auch wenn die Wasserkraft als umweltverträgliches Verfahren zur Stromerzeugung gilt, hat sie erhebliche negative ökologische und soziale Folgen, etwa die Überflutung fruchtbaren Landes und die

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360 Brasilien

Zerstörung der Flora und Fauna in dem gefluteten Gebiet. Aufgrund dieser Auswirkungen und des Man-gels an Flächen, die problemlos für diesen Zweck genutzt werden können, stößt die Errichtung großer Wasserkraftwerke zunehmend auf ökologische Bedenken. Vor diesem Hintergrund wird ein signifikantes Wachstum der Wasserkraft künftig durch kleine Wasserkraftanlagen ge-tragen werden. Gegenwärtig sind

nur drei große Kraftwerke geplant, während sich mehr als 240 kleine Anlagen im Bau befinden. Brasilien hat das Potenzial, 12,3 Gigawatt in kleinen Wasserkraftwerken zu erzeugen, nutzt davon jedoch nur 23 %. Daher werden derzeit mehr als 370 Projekte von Kleinkraftwerken ge-prüft. Das von der brasilianischen Regierung gestartete Programm zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums (PAC) sieht den Bau meh-rerer großer und kleiner Wasserkraftwerke bis 2011 vor, die zusammen eine Leistung von 6.450 Megawatt erbringen sollen.

Nach zwei Jahrzehnten langsamen Wachstums stieg der Ethanolver-brauch Brasiliens im Jahr 2007 auf den Rekordwert von 13 Mrd. Liter, der sich im Jahr 2008 voraussichtlich auf 22 Mrd. Liter erhöht. Auf-grund der großen Anbauflächen, der reichen Wasservorkommen, der Unterstützung durch die Regierung und der Kostenvorteile gegenüber anderen Energiequellen hat sich der Bereich Biokraftstoffe in Brasilien sehr positiv entwickelt. Die gestiegene Nachfrage ist zum einen auf einen höheren Absatz von Flex-Fuel-Fahrzeugen zurückzuführen; zum anderen sind die Preise für Biokraftstoffe auf ein wettbewerbsfähiges Niveau gefallen, weil die Herstellungskosten durch eine größere Effizi-enz in der Produktion gesunken sind. Derzeit sind 80 % der in Brasilien neu zugelassenen Fahrzeuge mit Flex-Fuel-Motoren ausgestattet, die sowohl mit Ethanol als auch mit Benzin betrieben werden können. Auf Ethanol entfallen gegenwärtig mehr als 40 % des Kraftstoffverbrauchs, und dieser Anteil dürfte in den nächsten Jahren aufgrund des hohen Ölpreises noch ansteigen. Die unzureichende Verkehrsinfrastruktur und die stärker auf soziale als auf wirtschaftliche Ziele ausgerichteten poli-tischen Schwerpunkte könnten sich jedoch negativ auf das Wachstum dieses Sektors auswirken.

Bedarfsschwerpunkte der Technologielinien in Brasilien

Quelle: Roland Berger

WasserkraftDas große Potenzial der Wasserkraft in Brasilien wird bis heute nur teilweiseausgeschöpft

BiokraftstoffeWeiteres Wachstum der bereits sehr hohen Nachfrage durch Adaption von Autos und Maschinen erwartet

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361Brasilien

Für die große Bedeutung der Biomasse in der Energie-Wertschöp-fungskette Brasiliens gibt es mehrere Gründe. Biomasse ist in Brasilien fast überall verfügbar und kann sehr preisgünstig produziert werden. Außerdem liegen die für Biomasse erforderlichen Investitionen in der Regel unter den Beträgen, die für andere Arten sauberer Energiege-winnung aufgebracht werden müssen, wie zum Beispiel Windenergie oder Geothermie. Vor diesem Hintergrund nimmt die Zahl der Kraftwer-ke, die Biomasse zur Stromerzeugung einsetzen, kontinuierlich zu. Ge-genwärtig sind 267 Kraftwerke in Betrieb, die insgesamt 3,7 Gigawatt produzieren. Acht neue Kraftwerke werden gebaut, und 31 Lizenzen wurden bereits vergeben.

Auch wenn die Biomasse gegenwärtig nur marginal zum gesamten brasilianischen Energieaufkommen beiträgt, deuten die ökonomischen, technologischen und institutionellen Treiber auf eine Zunahme ihres Anteils hin. Brennholz ist immer noch die wichtigste Form der Bio-masse in der brasilianischen Energiematrix. Bis 1950 war Brennholz die dominierende Energiequelle, und auch heute noch liegt sein Anteil an der gesamten Energieproduktion bei 12 %. Aufgrund der durch die Brennholznutzung verursachten Zerstörung der Wälder ist langfristig mit einer Reduzierung des Verbrauchs zu rechnen. Eine weitere wichti-ge Quelle für Biomasse ist heute Zuckerrohr, das als Rohstoff in 60 % der Biomasseprojekte eingesetzt wird und einen Energiebeitrag von bis zu 4,3 Megawatt liefert. Zur weiteren Effizienzsteigerung bei der Energieproduktion und Reduzierung der Emissionen werden gegen-wärtig effektivere Umwandlungstechnologien entwickelt.

Globales Kompetenzzentrum für Wasserkraftwerke

Siemens Brasilien ist einer der wichtigsten Hersteller von Ausrüstungen für Was-serkraftwerke in Brasilien und stellt dort nicht nur Generatoren, Transformatoren und Umspannwerke her, sondern auch Anlagen für die Überwachung und Kon-trolle von Kraftwerken. Die wichtigste Produktionsanlage befindet sich in São Paulo und gilt als weltweites Kompetenzzentrum. Etwa 30 % der brasilianischen Wasserkraft wird durch Anlagen bereitgestellt, die von Siemens entwickelt wur-den. Für den 1997 fertiggestellten Guilman-Amorin-Damm im Bundesstaat Mi-nas Gerais produzierte Siemens vier Generatoren mit je 35 Megawatt und drei 80-MVA-Umspannwerke. Die Realisierung dieses Projekts nahm 30 Monate in An-spruch, wobei 95 % der Ausrüstungen in Brasilien gefertigt wurden. Dies gilt als wichtige Leistung für die Wasserkrafterzeugung in Brasilien, da es dem Land die fast vollständige technologische Unabhängigkeit ermöglicht.

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362 Brasilien

In Brasilien sind die Investitionen in erneuerbare Energien im Jahr 2007 hauptsächlich in den Ethanol-Sektor geflossen. Im Bereich der Anlagenfinanzierung wurden Mittel in Höhe von 4,8 Mrd. Euro bereit-gestellt, was einer Zunahme um 40 % gegenüber 2006 entspricht. Damit wurden hauptsächlich Biokraftstoff-Projekte (Ethanol und Biodie-sel) und kleine Wasserkraftanlagen finanziert. Fast alle Investitionen in erneuerbare Energien, die 2007 in Lateinamerika getätigt wurden, flos-sen nach Brasilien. Venture-Capital- bzw. Private-Equity-Investitionen in Höhe von 520 Mio. Euro bestanden fast vollständig aus Finanzierungen für die Ausweitung der Ethanolproduktion. Zu den wichtigen Transakti-onen des Jahres 2007 gehörte zum Beispiel die Beschaffung von 160 Mio. Euro durch das neue Unternehmen Brenco, das namhafte Investo-ren für Investitionen in die brasilianische Ethanolproduktion gewinnen konnte. Im Oktober 2007 investierte Goldman Sachs 175 Mio. Euro in den Zucker- und Ethanolproduzenten Santelisa Vale, ein Unternehmen, das aus einer Fusion zwischen zwei brasilianischen Ethanolkonzernen hervorgegangen ist.

FazitBrasilien wird durch seine umfangreichen natürlichen Ressourcen ge-prägt. Die günstige geografische Lage („Sun Belt“) eröffnet ein hervor-ragendes Potenzial für Photovoltaik und solarthermische Anlagen. Auch für Wasserkraft ergeben sich aufgrund der landschaftlichen Besonder-heiten große Potenziale, die teilweise schon heute genutzt werden. Erfolgreiche deutsche Markteinsteiger verfügen über hohe Kompetenz im Bereich der Kraftwerkstechnik und erneuerbaren Energien. Sie sind Technologie-Exporteure und erschließen Märkte, die sie in Deutschland nicht oder nur bedingt vorfinden.

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Russland

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364 Russland

Die Auflösung der UdSSR am 26. Dezember 1991 besiegelte das offizielle Ende einer Weltmacht, die wirtschaftlich gesehen schon seit Jahrzehnten auf tönernen Füßen gestanden und in

den Krisenjahren 1990 und 1991 endgültig kollabiert war. Zur Russi-schen Föderation gehören etwa drei Viertel des ehemaligen sowjeti-schen Territoriums und über die Hälfte seiner Bevölkerung. Nach dem

Ende der Sowjetunion war die wirt-schaftliche Entwicklung Russlands zunächst von drastischen Erschütte-rungen und Einbrüchen der Produk-tion geprägt: Die Erzeugnisse der maroden Industrieanlagen waren auf den internationalen Märkten nicht wettbewerbsfähig, die „alten“ Ab-satzmärkte mit den Comecon-Län-dern nicht mehr existent. Gleichzeitig war durch den Zusammenbruch der UdSSR der Binnenmarkt kleiner ge-worden. In Summe führte dies zu ei-nem dramatischen Rückgang der In-dustrieproduktion und in eine heftige Transformationskrise. Der Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft kam im Lauf der 90er Jahre in Fahrt, ist allerdings bis heute nicht in allen Bereichen vollzogen.

Nach der großen Finanzkrise von 1998 ist Russland die Stabilisierung seiner makroökonomischen Rahmen-bedingungen gelungen. Auf diesem Fundament scheint sich die russische Wirtschaft seit der Jahrtausendwen-de positiv zu entwickeln. Zwischen 1999 bis 2006 ist Russlands Wirt-schaft um fast 70 % gewachsen. Die-se Wachstumsraten täuschen jedoch darüber hinweg, dass eine wirkli-che Diversifizierung und Modernisie-rung der Wirtschaft ausgeblieben ist. Noch immer dominieren veraltete Rohstoff- und Schwerindustriekombi-nate die wirtschaftlichen Strukturen.

Ökonomische KennzahlenQuelle: Economist Intelligence Unit

Russland2005 2006 2007 2008

% 6,4 7,4 8,1 7,4 6,0

Mrd.Euro

602 647 699 751 848

Euro 4.208 4.536 4.912 5.295 6.016

% 7,6 7,2 6,2 6,4 6,2

Mio. 143,1 142,6 142,4 141,8 141,0

20101)

1) Prognose

Einheit

Reales BIP-Wachstum

Reales BIP [Preise von 2005]

Reales BIP jeEinwohner [Prei-se von 2005]

Arbeitslosen- quote

Bevölkerung

Auf einen Blick

Der Flächenstaat Russland ist der drittgrößte Verbraucher von Primär-energie und der viertgrößte CO2-Emittent weltweit.

Die Unterzeichnung des Kyoto-Pro-tokolls ist bisher kaum ökologisch motiviert, sondern vielmehr durch Faktoren wie den WTO-Beitritt etc.

Angebotsseitig belegt russische Um-welttechnik bisher keine globalen Spitzenplätze. Es gibt jedoch Aktivi-täten in den Bereichen Dämmung, Geothermie und Photovoltaik mit Entwicklungspotenzial.

Nachfrageseitig gibt es in fast allen Leitmärkten Bedarfe oder zumin-dest potenzielle Märkte. Signifikan-te Volumina entfallen bereits auf Dämmung, Heiztechnik, energieef-fiziente Weiße Ware, Windenergie und Biokraftstoffe.

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365Russland

Dementsprechend hoch ist die Energieintensität Russlands: Sie liegt drei- bis viermal höher als in westlichen Industrieländern. International wettbewerbsfähige Produkte liefert nur die Rüstungsindustrie.

Russlands wirtschaftlicher Aufschwung ist in hohem Maße von der Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise abhängig. Diese bestimmte maßgeblich die Höhe der jährlichen Exporterlöse und Staatseinnahmen. Die Kombination aus erhöhten Fördermengen und steigenden Preisen auf den Weltmärkten sorgte in den letzten Jahren für das kräftige Wirtschaftswachstum und volle Staatskassen. Den Ein-nahmeüberschuss hat Russland dazu benutzt, seine Auslandsschulden abzutragen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit Russland in den nächsten Jahren die Herausforderung einer umfassenden Modernisierung seiner Wirtschaft bewältigen kann.

CO2-Emissionen – Verbesserung der Energieeffizienz könnte den Anstieg nachhaltig bremsenRusslands CO2-Emissionen liegen immer noch rund ein Drittel unter-halb der für Kyoto verbindlichen Ausstoßgrenze von 1990. Dennoch ist Russland in absoluten Zahlen mit circa 6 % des weltweiten CO2-Ausstoßes der viertgrößte Emittent. Die Verbrennung der fossilen Rohstoffe zur Wärme- und Energiegewinnung trägt zu etwa 85 % der CO2-Emissionen Russlands bei, die nach aktuellen Angaben bei 1,85 Mrd. Tonnen im Jahr liegen. Wenn es Russland in den nächsten Jah-ren gelingt, seine CO2-Emissionen trotz anhaltendem Wirtschaftsauf-schwung durch technische Innovationen niedrig zu halten, könnte es nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung im Rahmen des von Kyoto forcierten Handels mit Emissionsrechten sogar bis zu 30 Mrd. Euro an Einnahmen erzielen. Allerdings steigt der CO2-Ausstoß der russischen Wirtschaft seit der Jahrtausendwende wieder deutlich an.

Noch immer setzt die Regierung in der Energiepolitik auf Großprojekte auf Basis von Gas, Kohle und Öl sowie Kernkraft, um die Versorgung im Land sicherzustellen. Mit 54 % entfällt der größte Anteil am russi-schen Primärenergieverbrauch auf Erdgas, gefolgt von Öl (21 %) und Kohle (16 %) (siehe Abbildung Seite 366). Während der Erdgasan-teil seit 1992 kontinuierlich zugenommen hat, ist der Verbrauch von

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366 Russland

Öl zurückgegangen. Die Energiein-tensität ist zwar seit 2000 deutlich gesunken, liegt aber immer noch wesentlich höher als in westlichen Industriestaaten oder im globalen Vergleich: Die Energieintensität des russischen Bruttoinlandsprodukts liegt bei 1,8 Kilowattstunden je US-Dollar, der weltweite Durchschnitt ist mit 0,9 Kilowattstunden je US-Dollar nur halb so groß. Die russische Re-gierung rechnet, ohne den effizien-teren Einsatz von Energieträgern, bis ins Jahr 2020 mit einem Anstieg des Energieverbrauchs um 20 %. Jedoch lag die Steigerung der letzten Jahre bereits deutlich über der offiziellen Prognose. Der starke Verbrauchszu-wachs führt inzwischen zu Kapazi-

tätsengpässen. Neue Verbraucher können nur mit Mühe an das Netz angeschlossen werden, und in Großstädten wie Moskau fällt wegen der Netzüberlastung nicht selten der Strom aus.

In absoluten Zahlen ist Russland sogar der drittgrößte Energiekonsu-ment der Welt. Der Industriesektor verbraucht mit einem Anteil von über 36 % den meisten Strom, knapp gefolgt von den Haushalten, die etwa ein weiteres Drittel konsumieren. Der Anteil der Wärmeversor-gung am Primärenergieverbrauch liegt bei über 45 %. Die Ineffizienzen bei der Gewinnung, dem Transport und der Nutzung von Energie sind kolossal. So beziffert eine aktuelle Studie der Weltbank das russische Energieeinsparpotenzial mit 45 % oder 290–300 Mio. Tonnen Öleinhei-ten. Damit verschwendet Russland die Menge an Energie, die dem gesamten Energieverbrauch eines Jahres in Frankreich entspricht.

Russland verfügt über den größten Strommarkt in Europa und den viert-größten weltweit. Im Fokus der nationalen Energiediskussion stand in den vergangenen Jahren vor allem die Marktliberalisierung. Erst heute, nachdem das staatliche Elektrizitätsmonopol aufgelöst wurde und die graduelle Liberalisierung des Marktes bis 2011 beschlossene Sache ist, werden die Themen Energieeffizienz und erneuerbare Energien auch in der russischen Öffentlichkeit stärker wahrgenommen. Dies ist nicht zuletzt eine Folge der Liberalisierung, weil diese zu einem erheblichen Preisanstieg für Elektrizität führt, vor allem für die privaten Verbraucher:

Anteil der Primärenergieträger am Primär-energieverbrauch in Russland

Quelle: BP Statistical Review of World Energy

6%

54%

Kohle

Erdgas

16%

Kernkraft

ErneuerbareEnergien

3%

21% Öl

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367Russland

2008 sind die Stromkosten um 14 % gestiegen; zwischen 2009 und 2011 sollen sie jährlich um weitere 25 % angehoben werden.

Mit einem Anteil von etwa zwei Dritteln leisten Wärmekraftwerke den größten Beitrag zur Stromerzeugung, gefolgt von Wasserkraft (17,7 %) und Atomkraft (15,8 %). Der Anteil von Solar-, Windenergie und Geo-thermie an der Stromerzeugung ist mit unter 1 % (oder 991 Mrd. Kilo-wattstunden) noch sehr gering. Die einzige bisher nennenswerte rege-nerative Energiequelle zur Stromgewinnung ist somit die Wasserkraft, die allerdings größtenteils in ökologisch umstrittenen Großkraftwerken produziert wird.

Politische Rahmenbedingungen – Schwerpunkt liegt auf der Förderung der Energieeffizienz

Russland hat das Kyoto-Protokoll 2004 ratifiziert und damit den Weg für sein Inkrafttreten frei gemacht: Dies war nämlich erst möglich, wenn die ratifizierenden Staaten mindestens 55 % der Industrieländer-Emis-sionen repräsentieren. Um diese Hürde zu nehmen, mussten sich ent-weder Russland oder die USA zur Ratifizierung durchringen. Russland ist seit 1994 Unterzeichner der Europäischen Energiecharta. Die Duma, das russische Parlament, hat das Dokument allerdings bis heute nicht ratifiziert. Dies scheiterte an der Transit-Klausel, die ausländischen Fir-men den Zugang zum russischen Pipeline-Netz ermöglicht hätte.

Die politischen Leitlinien für die aktuelle und künftige Energiepolitik werden vom russischen Energieministerium (Minenergo) und dem Ministerium für Industrie und Energie (Minpromenergo) bestimmt. Im August 2003 veröffentlichte die russische Regierung die Nationale Energiestrategie. Dieses Grundsatz-papier beinhaltet die energiepoliti-schen Pläne der Russischen Födera-tion bis zum Jahr 2020. Allerdings hat sich bereits gezeigt, dass die darin enthaltenen quantitativen An-nahmen schnell von der Wirklichkeit überholt wurden. So sieht die Stra-tegie beispielsweise vor, die Ener-gieintensität Russlands bis 2010 um Chronologie der Initiativen der russischen

Regierung zum KlimaschutzQuelle: Roland Berger

2002 2003

ProgrammEnergieeffiziente

Wirtschaft

Gesetzesentwurf zurEnergieeinsparung

und Erhöhung der Energieeffizienz

NationaleEnergiestrategie

20081990

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368 Russland

bis zu 27 % und bis 2020 sogar um bis zu 55 % gegenüber dem Level von 2000 zu senken. Erneuerbaren Energien misst die Strategie – ab-gesehen von der Vorgabe, ihren Anteil bis 2010 zu verdoppeln – noch keinerlei strategische Bedeutung bei.

Neben der Nationalen Energiestrategie war für den Zeitraum von 2002 bis 2006 das Föderale Programm Energieeffiziente Wirtschaft maß-geblich. Darin wird das gesamte Einsparpotenzial über alle Sektoren der Wirtschaft auf 360–430 Mio. Tonnen Öleinheiten geschätzt. Das Programm wird gerade neu aufgelegt und bis zum Jahr 2015 fortge-schrieben. Das bis dahin einzusparende Potenzial wird mit 100 Mio. Tonnen Öleinheiten beziffert, die daraus resultierende Reduzierung der Energieintensität mit bis zu 12 %. Damals wie heute stehen im Fokus dieses Programms vor allem die effizientere Gewinnung und der rationelle Umgang mit Energie. Erneuerbare Energien werden nicht ausdrücklich berücksichtigt.

Fragen der Energieeffizienz gewinnen in Russland zunehmend an Be-deutung. Die gesetzlichen Energieverbrauchsnormen sollen in Zukunft verschärft und alle strombetriebenen Anlagen zertifiziert werden. Alle staatlichen Unternehmen wurden verpflichtet, künftig regelmäßige Energie-Audits durchzuführen. Im Juni 2008 warnte der russische Prä-sident bereits, dass die schlechte Energieeffizienz die Wettbewerbs-fähigkeit des Landes gefährde. Mit seinem Erlass „Maßnahmen zur Erhöhung der energetischen Effizienz und ökologischen Effizienz der russischen Wirtschaft“ forderte er die Regierung zur Ausarbeitung eines Gesetzes zur Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizi-enz auf. Der Entwurf wurde Mitte Oktober 2008 der Duma vorgelegt. Er sieht neben der Förderung von alternativen Energien auch staatli-che Finanzierungen und Subventionen für Unternehmen vor, die an der Entwicklung und Einführung energieeffizienter Technologien arbeiten. Bezogen auf das Jahr 2007 soll die Energieintensität der russischen Wirtschaft bis 2020 um mindestens 40 % gesenkt werden. Der Weg zu diesem Ziel ist aber noch weit. Expertenschätzungen gehen aktuell von einem Anteil der Energieeffizienztechnologien am Gesamtwert der verwendeten Technik von höchstens 0,006 % aus.

Im Gegensatz zur Energieeffizienz gibt es bis heute noch kein födera-les Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien. Der erste Anlauf, ein solches Gesetz zu schaffen, wurde 1999 vom Präsidenten verhindert. Später wurde im Auftrag der Regierung durch das Ministerium für In-dustrie und Energie in Kooperation mit dem damaligen Monopol RAO EES Rossij ein neuer Gesetzentwurf erarbeitet, der eigentlich schon im

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369Russland

Herbst 2005 in die Staatsduma eingebracht werden sollte. Die Veröf-fentlichung des Gesetzentwurfs wurde aber immer wieder verzögert. Zuletzt hieß es, das neue Gesetz werde bis Ende 2007 im Parlament verabschiedet – doch es blieb bei dieser Ankündigung.

Eckpunkte des Entwurfs sehen eine Erhöhung des Anteils erneuerba-rer Energien auf 3 % bis 2015 und 4 % bis 2020 vor. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Einführung einer landesweit geltenden staatlichen Einspeisevergütung im Gespräch, allerdings nur für solche Erzeuger regenerativer Energie, die in den liberalisierten Markt einspeisen (also nicht zum Eigenbedarf). Über die Höhe der Zulage wurde noch nichts bekannt. Einspeisende Erzeuger sollen jedoch ein Grünes Zertifikat erhalten. Dieses Zertifikat ist zum einen die Voraussetzung, um die staatliche Vergütung zu erhalten; andererseits unterwirft es die Erzeu-ger aber auch staatlicher Kontrolle. Beabsichtigt ist, auf Grundlage der so gewonnenen Informationen ein zentrales Kontroll- und Informati-onssystem über erneuerbare Energien aufzubauen. Darüber hinaus sollen Betreiber von Kleinkraftwerken erneuerbarer Energien mit einer Leistung bis 25 Megawatt gefördert werden.

Obwohl eine umfassende föderale Gesetzgebung zu erneuerbaren Energien noch fehlt, ist bereits heute eine Reihe regionaler Inves-titions- und Förderprogramme für die Produktion und Nutzung von Bioenergieträgern entwickelt worden – oft im Rahmen von Public-Private-Partnership-Projekten. Zudem wurde für den föderalen Regie-rungsbezirk Nordwest ein Programm zur Entwicklung der Bioenergetik erarbeitet.

Jedoch existiert noch keine für Gesamtrussland geltende Vergütungsre-gelung für erneuerbare Energien. Allerdings gibt es Ausnahmen. Eines der fortschrittlichsten Beispiele stellt die vom restlichen Landesgebiet abgetrennte Sonderwirtschaftszone Kaliningrad dar. Hier wurde bereits 2002 ein Sondergesetz über erneuerbare Energie verabschiedet, das mittels einer jährlich anpassbaren Einspeisevergütung eine Amortisie-rung der Anlagen innerhalb von zehn Jahren gewährleisten soll. Regi-onale Sonderregeln gibt es auch in der Region Krasnodar, wobei dort konkrete Vorgaben zur Vergütung fehlen.

Förderung und vergünstigte Kredite werden derzeit noch hauptsäch-lich von internationalen Institutionen angeboten. Unterstützung für die Entwicklung erneuerbarer Energien erhält Russland zum Beispiel durch den Globalen Umweltfonds der Weltbank. Diese koordiniert mit ihrem Dachprogramm Russia – Renewable Energy Project (RREP) ver-

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schiedene nationale und internationale Projekte, die günstige Kredite zur Verfügung stellen. Für Russland sollen so 70–90 Mio. US-Dollar pro Jahr von der Weltbank, der russischen Regierung und der Wirtschaft bereitgestellt werden.

Eine zweite Unterstützungslinie seitens der Weltbank wird durch die International Finance Corporation (IFC) vertreten, in der Russland seit 1993 Mitglied und Anteilseigner ist. Die IFC fördert nachhaltiges Wirt-schaftswachstum in Transformations- und Entwicklungsländern durch die Finanzierung von Restrukturierungs- und Entwicklungsprojekten im Bereich der Privatwirtschaft sowie durch die Beratung von Unter-nehmen und staatlichen Institutionen. Lag der Fokus der unterstützten Projekte im Bereich der Umwelttechnik bisher vor allem auf Energieein-sparung und Effizienzverbesserungen, sieht die IFC ihre Verantwortung zunehmend auch im Bereich erneuerbarer Energien.

Als in Russland überaus aktiver internationaler Kreditgeber ist auch die Europäische Entwicklungsbank (EBRD) zu nennen, die im Bereich der erneuerbaren Energien vor allem Windkraftprojekte finanziert. Sie förderte Projekte in der Region Kaliningrad und 2002 einen 2,5-Mega-

Ökologie in Russland – Grünes Licht am Horizont?

Traditionell spielte die Ökologie in der russischen Politik und Gesellschaft kaum eine Rolle: Die sozialistische Planwirtschaft ging rücksichtslos mit der Umwelt um und richtete viel Schaden an; die Altlasten sind noch heute ein schweres Erbe für die Nachfolgestaaten der UdSSR. Der Überfluss an Erdöl- und Erdgasvorräten trug dazu bei, dass das Bewusstsein für einen schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen lange Jahre nur gering ausgeprägt war. Es gab keinerlei Anreize Ener-gie zu sparen – weder für Endverbraucher, die lediglich eine kleine Pauschale für Elektrizität und warmes Wasser zahlen mussten, noch für die Industriekombinate. Umweltschutz galt vielen Russen als eine Erfindung aus dem Westen, die mit ih-rem Land nichts zu tun hat.

Es mehren sich die Zeichen, dass sich diese Einstellung verändert, sowohl in der Bevölkerung als auch auf Seiten der Politik: So hat in einer Umfrage des großen russischen Meinungsforschungsinstituts Romir etwa die Hälfte der Befragten ihre Bereitschaft bekundet, für „grünen Strom“ mehr zu bezahlen. Die Stadtregierung von Moskau hat in einer Plakataktion mit verschiedenen Slogans zu umweltscho-nendem Verhalten aufgerufen (Beispiel: „Wenn du Treibstoff sparst, schonst du die Umwelt“). Und die erneuerbaren Energien treten aus ihrem bisherigen Schat-tendasein ins Licht der politischen Bühne: Im Oktober 2008 fand im Moskau die Konferenz Alternative Energiequellen für große Städte statt, an der zahlreiche Wissenschaftler und Manager teilnahmen.

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watt-Park auf der Halbinsel Tschukotka. 1997 vergab sie einen Kredit von 100 Mio. US-Dollar für das 50-Megawatt- Geothermiekraftwerk in Mutnowskij auf der Halbinsel Kamtschatka. 2006 hat die EBRD ihr För-derprogramm für Energieeffizienz noch einmal deutlich ausgeweitet. Unter anderem hat sie die Modernisierung der Wolga-Kama-Kaskade mit einem Kredit in Höhe von 185 Mio. Euro unterstützt: Mit einer Gesamtleistung von 12 Gigawatt gehören die Wasserkraftwerke bzw. Stauseen der Wolga und ihres Nebenflusses Kama zu den größten Er-zeugern von Hydro-Energie in der Russischen Föderation.

Unternehmen und Technologien – Entwicklung steht noch am AnfangTrotz der enormen Potenziale sowohl bei der Einsparung als auch der Erzeugung von Energie spielen Umwelttechnologien im heutigen Russ-land noch immer eine untergeordnete Rolle. Durch Rohstoffreichtum, subventionierte Energiepreise, fehlende Gesetze und unzureichenden politischen Willen ist der größte Flächenstaat der Welt im Bereich der nachhaltigen Energiewirtschaft international ein Zwerg geblieben. Den-noch gingen die globalen Entwicklungen nicht spurlos an dem Land vorbei. Die Themen Umweltschutz und Energieeffizienz werden in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen und treten aus dem Schatten-dasein heraus, das sie bisher in Politik und Wirtschaft gefristet haben. So konnten sich in Russland die für das Land wohl aussichtsreichsten Branchen – Dämmung, Geothermie und Photovoltaik – in Ansätzen bereits entwickeln.

Russland ist ein Netto-Importeur von Dämmstoffen. Allerdings verfügt das Land über Produktionskapazitäten, die – abhängig vom Materi-al – bis zu 95 % der heimischen Nachfrage decken könnten, würde nicht gleichzeitig Dämmmaterial ins umliegende Ausland exportiert. Die russische Inlandsproduktion hat ei-nen geschätzten Weltmarktanteil von 3–4 %. Derzeit produzieren etwa 60 Fabriken in Russland Dämmstoffe für die Bauindustrie. Die größten Hersteller sind Tochtergesellschaften internationaler Konzerne wie Ursa Ewrasija (Uralita), Rockwool Russia, Saint-Gobain Rus oder Knauf Insu- Produktionsschwerpunkte der

Technologielinien in RusslandQuelle: Roland Berger

WärmedämmungSubventionierte Energiepreise ließen bishereine Entwicklung russischer Unternehmen indiesem Bereich nur bedingt zu. Steigende Inlandsnachfrage kann nur durch Importe befriedigt werden

GeothermieErneuerbare Energien spielen bisher nur eine untergeordnete Rolle. Einheimische Unternehmen bedienen derzeit nur die schwache Inlandsnachfrage

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372 Russland

lation. Wichtige einheimische Anbieter sind TechnoNikol, Termosteps, Penoplex, Isoroc und Minplita.

Größter russischer Anbieter – und nach eigenen Angaben Marktführer bei extrudierten Polystyrol-Hartschaumplatten (XPS) – ist die Penoplex St. Petersburg Ltd. Neben ihrem Stammwerk in Kirischi in der Region Sankt Petersburg hat sie Produktionsstätten in Perm, Nowosibirsk und Taganrog. Eine fünfte Fabrik in Kasachstan ist Ende 2008 in Betrieb gegangen. Aktuell erweitert das Unternehmen die Fabrik in Kirischi um eine Jahreskapazität von 50.000 Tonnen. Die Produktionslinie liefert das Maschinenbauunternehmen Berstorff aus Hannover. Ende 2008 sollen alle Penoplex-Werke zusammen rund zwei Millionen Kubikmeter Dämmstoffplatten produzieren können. Damit wäre das Unternehmen in der Lage, den Bedarf an XPS im Land theoretisch alleine zu decken; de facto exportiert es aber rund 40 % seiner Produktion.

Der Weltmarktführer für Mineralwolle Rockwool hat Anfang Juni 2008 in der Sonderwirtschaftszone Elabuga in Tatarstan den Bau einer neu-en strategischen Produktionsstätte begonnen. Dort sollen zunächst 100.000 Tonnen Steinwolle produziert werden, später sogar bis zu 200.000 Tonnen pro Jahr. In seinem Werk Wyborg bei St. Petersburg will das Unternehmen zudem rund 150 Mio. US-Dollar in eine weitere Fertigungslinie für Faserdämmstoffe investieren. Schon längst produ-ziert Rockwool in Russland um den lokalen Markt zu erschließen. Die günstige Verbindung zu anderen osteuropäischen Ländern ermöglicht außerdem den Export in die Nachbarländer Kasachstan und die Ukrai-ne. Die Erfolge von Rockwool und anderen westlichen Herstellern wie Knauf oder Ursa zeigen, wie ausländisches Know-how auf der Basis eines günstigen Rohstoffstoffangebots, niedriger Lohnkosten und ei-nes hohen Nachfragepotenzials in Russland eine in jeder Beziehung überaus lohnende Geschäftsgrundlage aufbauen können.

Geothermie ist mit einem Anteil von 0,1 % am nationalen Energie-markt die einzige bisher in nennenswertem Umfang entwickelte er-neuerbare Energie in Russland. Bisher sind im Markt ausschließlich Systeme russischer Hersteller präsent. Dabei handelt es sich zumeist um Einzelfertigungen. Eine Serienfertigung von Anlagen, insbesondere für den lokalen Einsatz im Privatsektor bzw. Eigenheimbau, existiert bisher nicht. Trotz einiger innovativer Patente spielen die russischen Hersteller international eine unbedeutende Rolle. Die Technologien entsprechen nicht den geforderten Umwelt- bzw. technischen Normen. So wird das 60–70 Grad heiße Abwasser von vielen Systemen nicht in den Kreislauf zurückgeführt, sondern ökologisch bedenklich einfach in

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Flüsse oder in die Kanalisation abgeleitet. Ausländische Anbieter haben den russischen Markt bisher nicht erschlossen.

Größter russischer Produzent ist die Turbinenfabrik Kaluga. Sie pro-duzierte die Kraftwerksblöcke für die meisten Geothermiekraftwerke Russlands. Im Portfolio stehen sowohl geothermische Heizkraftwerke mit einer Leistung von 6–20 Megawatt, modulare Kleinkraftwerke mit Leistungen von 0,5–4 Megawatt sowie geothermische Großkraftwerke mit Leistungen bis zu 25 Megawatt. Außerdem bietet das Unternehmen Wasserpumpen und andere geothermische Kraftwerkskomponenten an. 1991 begann die Entwicklung geothermischer Turbinen in Kaluga. 1999 lieferte das Unternehmen erstmals drei 4-Megawatt-Turbinen für das Kraftwerk Werchne-Mutnowskij und 2001 zwei 25-Megawatt-Turbi-nen für das bislang größte russische Geothermiekraftwerk Mutnows-kij. Beide Kraftwerke befinden sich auf der Halbinsel Kamtschatka.

Die Kraftwerksprojekte wurden von der AG Nauka im Auftrag von RAO EES Rossij geplant. Nauka ist das profilierteste russische Unternehmen auf dem Sektor Geothermie und hat sich seit 1982 auf die Entwicklung, Planung und Durchführung von Bauprojekten großer Geothermiekraft-werke spezialisiert. Zudem entwickelt das Unternehmen automatische Steuersysteme und forscht auf dem Gebiet der Wärmenutzung bei Energieträgern mit verhältnismäßig niedrigen Temperaturen. Daneben existieren kleinere, regionale Entwickler. So wurde im August 2008 ein neues, modernes Binärkraftwerk durch die Geothermneftegas AG im dagestanischen Kisljar errichtet. Das Kraftwerk hat einen Wirkungsgrad von 90 % und erzielt damit eine weit höhere Energieeffizienz als ande-re erneuerbare Energien. Die Anlage versorgt sich selbst mit Strom, der Überschuss wird ins Netz eingespeist.

Die russische Photovoltaikforschung konzentriert sich im Südwesten des Landes. Bereits Ende der 90er Jahre machte die wissenschaftliche Produktionsvereinigung Kwark aus Krasnodar durch die Entwicklung leistungsstarker Photovoltaikelemente auf sich aufmerksam. Die Se-rienproduktion wurde dann Firmen wie „Sonnenwind“, ebenfalls in Krasnodar, oder „Rotes Banner“ in Rjasan übertragen, die erfolgreich die internationale Vermarktung umsetzten. So liefert „Sonnenwind“ heute Photovoltaikmodule vor allem ins Ausland, unter anderem in die EU sowie nach Argentinien, Israel und Südafrika.

Insgesamt sehen russische Hersteller ihre Zukunftschancen vor allem im Export. Dafür sprechen die hervorragende Rohstoffbasis und die niedrigen Energiepreise. Die russische Konti Gruppe – eigentlich eine

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374 Russland

1992 in Moskau gegründete Bau- und Entwicklungsgesellschaft – baut derzeit für 250 Mio. Euro in Krasnodar ein Forschungszentrum sowie eine Produktionshalle für Module zur photovoltaischen Stromerzeu-gung. Konti arbeitet bei dem Projekt mit den etablierten Unternehmen „Sonnenwind“ und Kwark zusammen. Die Geschäftsführung möchte die Produktion 2012 aufnehmen.

Größtes Hindernis für die Entwicklung der Photovoltaik-Branche in Russland ist die fehlende Industriebasis für die Herstellung von preis-wertem Silizium. Um die Kosten zu senken, müssten die Produkti-onsmengen von Silizium um ein Vielfaches erhöht werden. Die Aus-gangsbedingungen dafür sind gut. Russland verfügt über reichhaltige Lagerstätten an hochreinem Quarz und Graphit.

Nachfrage und Investitionen – Enormer Bedarf eröffnet ausländischen Unternehmen gute Chancen

Die russische Binnennachfrage nach Energieeffizienztechnologien oder erneuerbaren Energien wächst, inzwischen sogar oft deutlich schneller als das Angebot. Dennoch steht die Entwicklung erst ganz am Anfang. Ausländische Anbieter entsprechender Technologien haben beste Chancen, schon heute – also noch vor der erwarteten Verabschiedung einer gesamtstaatlichen Förderung – erfolgreich in den russischen Markt einzusteigen. Dies gilt vor allem in den Bereichen Dämmung und Heiztechnik, energieeffiziente Weiße Ware, Windenergie und Bio-kraftstoffe.

Die Bauwirtschaft in Russland wird auch in den nächsten Jahren hohe Wachstumsraten verzeichnen kön-nen. Jährlich kommen rund 50 Mio. Quadratmeter neue Wohnfläche hin-zu. Nach Einschätzungen russischer Politiker liegt der tatsächliche Bedarf noch höher: Mittelfristig braucht das Land einen Zuwachs von mindestens 100 bis 150 Mio. Quadratmetern jähr-lich. Als Motor für die Branchen Däm-mung und Heiztechnik werden sich

Bedarfsschwerpunkte der Technologielinien in Russland

Quelle: Roland Berger

WärmedämmungSehr großes Potenzial im Bereich derEnergieeinsparung im Wohnungswesen

Energieeffiziente Weiße WareLiberalisierung der Strommarktes könntemittelfristig zu steigender Nachfrage nach effizienten Haushaltsgeräten führen

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375Russland

die Energieeinsparmöglichkeiten im Wohnungswesen Russlands auswir-ken, die angesichts der klimatischen Verhältnisse und der Altersstruktur des Gebäudeparks gigantisch sind. Die Hälfte des gesamten Wohnungs-bestandes von 3 Mrd. Quadratme-tern muss saniert werden. Etwa 100 Mio. Quadratmeter gelten als ab-bruchreif. Zudem steigen die Heiz-kosten auch in Russland in bisher unbekannter Dynamik. Der Bedarf an energetischer Gebäudesanierung ist deshalb enorm, da andernfalls die Verbraucher bei stetig steigenden Energiepreisen die Betriebskosten nicht mehr aufbringen können. Ent-sprechend dynamisch wächst Russ-lands Markt für Dämmstoffe derzeit zwischen 20 und 30 % pro Jahr; Branchenkenner erwarten, dass er bis 2017 von derzeit rund 500 Mio. Euro auf 1,2 Mrd. Euro anwachsen wird.

Die Weltbank sieht die Hälfte des gesamten energetischen Einsparpo-tenzials bei den Haushalten, insbe-sondere bei deren Beheizung. In den kommenden Jahren müssten in Russland in Wohnhäusern und Industriegebäuden die veralteten Heizanlagen gegen zeitgemäße aus-getauscht werden. Positiv wirkt sich dabei die Reform der kommunalen Wohnungswirtschaft aus. Im Land aktive deutsche Heizungstechnik-Hersteller konnten bereits 2006 und 2007 Zuwachsraten von bis zu 70 % gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. Insgesamt wächst hier der Markt mit 10–15 % jährlich.

Weiße Ware ist bereits seit Jahren ein rasant wachsender Markt in Russland. Die hohen Zuwachsraten der vergangenen Jahre werden zwar in Zukunft nicht mehr erreicht werden, dennoch ist der Markt

Schweizer Know-how für russische Solarbatterien

Die Oerlikon Corporation AG will das Potenzial der Photovoltaik-Branche in Russland nutzen: Im Oktober 2008 hat das Schweizer Unternehmen eine Kooperations-vereinbarung mit Rosnano unter-zeichnet, die in der Rechtsform einer staatlichen Körperschaft Russ-lands Aktivitäten in der Nanotech-nologie bündeln und forcieren soll. Schwerpunkte der Zusammenarbeit zwischen Oerlikon und Rosnano sind die Bereiche dünnhäutige Nanobeschichtungen und Solar-energie. Der Schweizer Technolo-giekonzern plant die Entwicklung und Produktion von Solarbatterien mit Nanobeschichtungen in Russ-land. Dabei ergeben sich Synergien mit der russischen Investment-Gesellschaft Renova, die als strate-gischer Investor 39 % der Oerlikon-Aktien hält. Renova besitzt bereits ein Werk zur Silizium-Herstellung im Gebiet Nowosibirsk mit einer Kapazität von 5.000 Tonnen pro Jahr. Eine weitere Silizium-Fabrik mit einem Investitionsvolumen von 640 Mio. Euro wird derzeit gebaut, die Produktion soll im Sommer 2009 anlaufen. Laut Renova werden die Selbstkosten für die Siliziumproduk-tion zu den weltweit niedrigsten gehören.

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376 Russland

schon heute beachtlich: Branchen-beobachter nennen Zahlen zwischen 3 und 4 Mrd. Euro (zum Vergleich: das entspricht dem aktuellen Markt-volumen in China). Angesichts der früher relativ günstigen Stromprei-se spielten Energieverbrauch bzw. die Energieeffizienz der Geräte bei der Kaufentscheidung für russische Konsumenten eine untergeordnete Rolle. Dies wird sich wohl ändern, wenn die Strompreise wie prognos-tiziert im Zuge der Liberalisierung des Strommarktes in den nächsten Jahren dramatisch steigen. Experten rechnen damit, dass sich Russland mittelfristig zum größten Markt für Hausgeräte in Europa entwickeln wird – dementsprechend wird auch die Nachfrage nach energieeffizien-ter Weiße Ware steigen. Von diesem Trend wollen auch deutsche Herstel-ler profitieren.

Bis heute sind weniger als ein Dut-zend Windparks mit einer Gesamt-kapazität von nur 30 Megawatt in

Betrieb genommen worden. Das ist etwa 770-mal weniger als in Deutschland und rund 200-mal weniger als in China. Allerdings beginnt sich die Entwicklung auch in Russland zu beschleunigen. Derzeit sind etwa ein Dutzend Projekte in Planung, die den Abstand Russlands zur Windenergiekapazität in anderen Ländern deutlich verringern werden. An den meisten dieser Projekte sind Firmen aus Deutschland, Däne-mark, den Niederlanden, Norwegen oder Tschechien beteiligt – ent-weder als Berater oder bei der Ausführung. So haben zum Beispiel die Regierung im Gebiet Murmansk und die holländische Windlife Energy eine Absichtserklärung zur Gründung eines Joint Ventures unterzeich-net. Windlife Energy plant, auf der Kola-Halbinsel einen Windpark mit 200 Megawatt zu bauen.

Bemerkenswert ist auch ein Offshore-Projekt im Finnischen Meerbu-sen. Das St. Petersburger Unternehmen Elektrosfera will dort einen Windpark mit einer Kapazität von 100 Megawatt errichten; die Kosten

FCKW-freie Kältetechnik aus Sankt Petersburg

Im Gewerbegebiet „Neudorf Strel-na“ am Stadtrand von Sankt Pe-tersburg hat die BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH im Juli 2007 eine neue Kältefabrik eröff-net. Das Investitionsvolumen belief sich auf rund 50 Mio. Euro. Die BSH, die zu den weltweit führenden Hausgeräteherstellern gehört, ist bereits seit 1994 mit einer Gesell-schaft in Russland vertreten. Das Geschäft in diesem Land entwi-ckelte sich sehr positiv und konnte eine zweistellige Umsatzsteigerung vorweisen. Etwa 500 Mitarbeiter produzieren in dem Werk Kühl-Gefrierkombinationen für den rus-sischen und osteuropäischen Markt. Hier werden die ersten komplett FCKW- und FKW-freien Kältegeräte auf dem russischen Markt gefertigt. Ein zweites Werk in Sankt Peters-burg ist bereits in Planung: 2009 soll die Waschmaschinenproduktion anlaufen.

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377Russland

sollen sich auf 240 Mio. Euro belaufen. Dazu sollen in den nächsten drei bis vier Jahren 33 Windräder mit einer Höhe von 80 bis 100 Me-tern im Wasser aufgestellt werden. So könnten pro Jahr 500 Mio. Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Die Windräder sollen von der finnischen Firma Win Wind geliefert werden.

Der russische Markt für Biokraftstoffe gewinnt gerade an Fahrt. Be-reits 2007 hatte das russische Landwirtschaftsministerium angekün-digt, mittelfristig Biokraftstoffe nach Europa exportieren zu wollen. Im Vorfeld hat das russische Kabinett ein Rahmenkonzept für ein staat-liches Programm zur Förderung der Biokraftstoffproduktion bis 2010 verabschiedet, das unter anderem den Bau von 30 Bioethanol-Fabriken vorsieht. Derzeit liegen etwa 20 Mio. Hektar ertragreiches Ackerland brach, das für den Anbau von Energiekulturen (Raps, Getreide, Mais etc.) genutzt werden könnte. Russland wäre laut seines Landwirt-schaftsministers in der Lage, die Rapsanbaufläche bis 2010 auf bis zu 10 Mio. Hektar auszudehnen.

Die Produktion von Bioethanol für den russischen Markt wird noch durch hohe Verbrauchssteuern beschränkt. Der Export der Produktion

Lebendige bilaterale Umweltpolitik: Intensiver Austausch auf allen Ebenen

Es gibt eine Reihe von Institutionen, die die deutsch-russische Kooperation bei der Energieeffizienz und dem Einsatz regenerativer Energien unterstützen: Mit dem energieforum.ru hat die Deutsche Energie-Agentur (dena) ein zweisprachiges In-formationsportal mit dem Fokus auf Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energiequellen in Deutschland und Russland geschaffen. Mit diesem Angebot will die dena Anwender, Hersteller und Anbieter in den beiden Ländern besser vernet-zen.

Die Deutsch-Russische Außenhandelskammer hat im Juli 2008 die Arbeitsgruppe Energie und Energieeffizienz gegründet. Sie versteht sich als Informationsplatt-form für Mitglieder und hat sich vorgenommen, den Technologietransfer zu för-dern.

Im Oktober 2008 fand in Moskau das erste deutsch-russische Umweltforum statt. Unter anderem wurde die engere Zusammenarbeit von Universitäten in der Um-welt- und Energieeffizienzforschung vereinbart. Außerdem wurden Pläne für den Ausbau der Modellregion Jaroslawl konkretisiert. Dort soll der Energieverbrauch um die Hälfte reduziert werden, zum Beispiel durch eine verbesserte Isolierung von Wohn- und Geschäftshäusern sowie den Aufbau eines geschlossenen Heizwe-ges mit dezentraler Wärmeproduktion.

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378 Russland

ist bisher der einzige Weg, die Steuer zu umgehen. Beobachter erwar-ten jedoch eine baldige Gesetzesänderung, denn die Regierung hat die Nutzung von Biokraftstoffen im Inland zu einer Angelegenheit von strategischer Bedeutung erklärt. Fachleute beziffern das Potenzial des Binnenmarktes auf 650.000 Tonnen jährlich. Die Chancen für auslän-dische Anlagenbauer werden als beträchtlich eingeschätzt. Allerdings wird ein solcher Markt nur langsam entstehen. Die besten Perspekti-ven für den Absatz russischen Bioethanols bestehen aktuell auf dem EU-Markt und in Japan. Größtes Hindernis sind allerdings die von der EU erhobenen Zölle, weshalb Lieferungen nach Westeuropa derzeit nur wenig profitabel sind. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die russische Regierung die Problematik im Rahmen der bevorstehen-den Verhandlungen zum neuen Partnerschaftsabkommen mit der EU thematisieren wird.

FazitRussland stellt derzeitig auf dem Weltmarkt für Umwelttechnik we-der im Bereich der Nachfrage noch beim Angebot einen Player mit Marktmacht dar. Dennoch werden, wenn es nach dem Willen der Zen-tralregierung geht, große Anstrengungen zur Verbesserung der Ener-gieeffizienz unternommen werden. Ohne ausländische Expertise und Technologien wird das nicht gehen. Aus Sicht der russischen Führung stehen deutsche Unternehmen ganz oben auf der Liste der Wunsch-partner. Erfolgreiche deutsche Markteinsteiger sind Marktentwickler und besitzen ein umfangreiches wertschöpfungsketten-übergreifendes Netzwerk. Sie sind langfristig orientiert und besitzen bestenfalls bereits Erfahrung in Märkten, die sich in einem frühen Entwicklungsstadium befinden.

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Indien

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380 Indien

Indien ist eine unabhängige demokratische Republik mit mehr als einer Milliarde Einwohnern, das entspricht etwa einem Sechstel der Weltbevölkerung. In den sechs Jahrzehnten ihrer Unabhängigkeit

hat sich die ehemalige britische Kolonie von einer landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft zu einer der größten Volkswirtschaften der Welt entwickelt. Die wirtschaftliche Liberalisierung und die marktwirtschaft-

lichen Reformen zu Beginn der 90er Jahre wirkten wie ein Katalysator auf das Wirtschaftswachstum. Durch Produktivitätssteigerungen, lebhafte Investitionstätigkeit des privatwirt-schaftlichen Sektors und der kräfti-gen Nachfrage aus dem In- und Aus-land boomt die indische Wirtschaft, was sich in hohen Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes nieder-schlägt.

Im globalen Dienstleistungssektor hat sich Indien eine Führungsrolle in den Bereichen IT- und Prozess-Outsourcing erarbeitet. Auch in den Branchen Telekommunikation, Eisen und Stahl sowie Pharma hat sich das Land zum Global Player entwickelt. Indische Konzerne gehen weltweit auf Einkaufstour – 2005 gaben sie 12 Mrd. US-Dollar aus, um weltweit Firmen aufzukaufen – und verstärken ihre Auslandsinvestitionen. Ein pro-minentes Beispiel dafür ist Tata Mo-tors: Der Konzern übernahm im März 2008 die britischen Autohersteller Jaguar und Land Rover.

Der Wirtschaftsboom ist jedoch nur eine Seite der indischen Realität: den blühenden Oasen der Dienstleis-tungszentren stehen stark zurück-gebliebene landwirtschaftliche Re-gionen gegenüber. Zwar profitieren immer mehr Menschen von der wirt-schaftliche Entwicklung, aber längst

Ökonomische KennzahlenQuelle: Economist Intelligence Unit

Indien2005 2006 2007 2008

% 9,2 9,7 8,7 7,6 7,4

Mrd.Euro

637 699 762 818 939

Euro 590 638 686 727 813

% 8,1 7,6 7,2 6,8 6,4

Mio. 1.080,3 1.095,4 1.110,4 1.125,4 1.155,0

20101)

1) Prognose

Einheit

Reales BIP-Wachstum

Reales BIP [Preise von 2005]

Reales BIP jeEinwohner [Prei-se von 2005]

Arbeitslosen- quote

Bevölkerung

Auf einen Blick

Indien ist fünftgrößter Verbraucher von Primärenergie und drittgrößter CO2-Emittent weltweit.

Bisher ist umweltorientiertes Den-ken eher wenig in der indischen Gesellschaft verankert. Mittelfristig könnte sich dies durch diverse poli-tische Initiativen und aufgrund von Versorgungsproblemen ändern.

Angebotsseitig ist Indien einer der führenden Windkrafthersteller weltweit. Weitere Aktivitäten mit hohem Potenzial liegen in den Be-reichen Solarenergie, effiziente IT und Wasserkraft.

Nachfrageseitig werden vor allem regenerative Energien an Bedeu-tung gewinnen. Das steigende Volkseinkommen führt langfristig auch zu einer gesteigerten Nachfra-ge nach energieeffizienter Weißer Ware, Dämmung und Heiz-/Klima-technik.

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381Indien

nicht alle Teile der indischen Bevölkerung bekommen den steigenden Wohlstand zu spüren: Unterernährung und Analphabetismus sind nach wie vor drängende Probleme der gesellschaftlichen Entwicklung Indi-ens.

Bei einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von über 8 % seit 2001 verzeichnet die indische Wirtschaft das zweitgrößte Wachstum weltweit. Angesichts dieser Entwicklung wird die Energienachfrage des Landes zukünftig voraussichtlich um circa 3,6 % pro Jahr wachsen. Um diesen Bedarf zu befriedigen, wird Indien bis 2030 über eine Billion US-Dollar in die Infrastruktur seiner Energiewirtschaft investieren. Ein erheblicher Teil dieser Mittel dürfte zwar in den Ausbau konventioneller Energiequellen fließen, aber auch alternative Energiequellen werden wohl erheblich ausgebaut.

CO2-Emissionen – Zunahme durch wachsenden Energiebedarf zu erwartenIn Indien wurden 2007 etwa 7 % mehr Strom erzeugt als im Vorjahr. Hand in Hand mit diesem Anstieg ging eine Erhöhung des CO2-Aussto-ßes, der ebenfalls um 7 % zugelegt hat. Der Primärenergieverbrauch in Indien lag 2007 bei circa 416 Mio. Tonnen Öleinheiten, das entsprach einem Anteil von 3,5 % am weltweiten Verbrauch. Ohne einen effizi-enteren Einsatz der Ressourcen wird der Energiebedarf des Landes in Zukunft noch zunehmen: Mit einer prognostizierten jährlichen Wachs-tumsrate von 3,2 % wird Indien bis zum Jahr 2030 seinen Verbrauch von Primärenergieträgern nahezu verdoppeln.

Mit einem Ausstoß von 2,47 Mrd. Tonnen CO2 verursachte Indien 2007 knapp 8 % der globalen CO2-Emissionen; damit steht das Land auf Platz drei der Liste der größten CO2-Emittenten der Welt. Noch ist es Indien nicht gelungen, sein Wirtschaftswachstum vom Anstieg des CO2-Ausstoßes zu entkoppeln. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre ist das Bruttoinlandsprodukt real um 7,5 % gewachsen, die jahres-durchschnittliche Steigerung des CO2-Ausstoßes in diesem Zeitraum bezifferte sich auf 3,6 %.

Der Vergleich des Pro-Kopf-Ausstoßes von CO2 zwischen Indien und Deutschland zeigt, dass derzeit noch ein erheblicher Abstand zwischen den Werten beider Länder liegt (siehe Abbildung Seite 382). Allerdings entwickeln sich die Trends in beiden Ländern gegenläufig: In Deutsch-

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382 Indien

land ist der Pro-Kopf-Ausstoß seit 1996 um fast eine Tonne gesunken, in Indien dagegen war im selben Zeitraum ein Anstieg um 0,3 Tonnen zu verzeichnen.

Bezogen auf die absoluten Zahlen ha-ben die CO2-Emissionen Indiens im Jahr 2006 um etwa 5,2 % zugenom-men. Als positive Entwicklung kann jedoch die Abnahme der CO2-Inten-sität der Energieproduktion interpre-tiert werden: Der durchschnittliche CO2-Ausstoß pro Megawatt erzeug-ter Energie ist nämlich von 2002 bis 2007 um circa 6 % zurückgegangen. Diese Emissionsquote könnte durch

den Ausbau erneuerbarer Energien und einer Erhöhung der Energieef-fizienz in den nächsten Jahren weiter deutlich gesenkt werden.

Anhand der Entwicklung von September 2007 bis September 2008 lässt sich das Wachstum der Stromproduktion in Indien illustrieren. Die erzeugte Menge hat sich von 135,8 Gigawatt auf 145,5 Gigawatt erhöht, das entspricht einem Plus von 7 %. Im aktuellen Fünfjahres-plan will die Regierung die Kapazität der Stromproduktion bis 2012 auf 240 Gigawatt erhöhen. Für die kräftige Zunahme des Stromverbrauchs sorgt der wachsende Bedarf der Industrie sowie in Wohn- und Gewer-beimmobilien.

Indien deckt derzeit den größten Teil seines Strombedarfs aus konven-tionellen Energiequellen wie Kohle, Gas und Diesel. Dabei spielt die Kohle mit einem Anteil von 53 % eindeutig die dominierende Rolle in der Stromerzeugung. Im Bereich der erneuerbaren Energien macht die Wasserkraft den Löwenanteil aus. Im globalen Vergleich schneidet In-dien beim Einsatz regenerativer Energien zur Stromerzeugung gut ab: Das Land verfügte 2007 über die fünftgrößte installierte Kapazität für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weltweit. Betrachtet man allerdings den nationalen Energiemix (siehe Abbildung Seite 383, wird dieses Bild etwas relativiert: Hier entfallen auf erneuerbare Ener-gieträger (einschließlich großer Wasserkraftwerke) 33 % der gesamten Stromproduktion. Aufgrund des Übergewichts der fossilen Energie-quellen ist der größte Teil des in Indien produzierten Stroms mit erheb-lichen CO2-Emissionen verbunden ist.

CO2-Ausstoß pro Kopf [Tonnen pro Jahr]Quelle: Roland Berger,

Economist Intelligence Unit

10,610,710,710,811,111,5

1,11,11,01,00,90,9

0123456789

1011121314

1996 1998 2000 2002 2004 2006

Deutschland

Indien

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383Indien

Durch seinen Status als Schwellen-land ist Indien nach dem Kyoto-Pro-tokoll nicht zu einer Reduktion seines CO2-Ausstoßes verpflichtet. Dennoch hat die indische Regierung Maßnah-men für den Klimaschutz ergriffen, denn mehr und mehr wächst in dem Land das Bewusstsein für die Gefah-ren des Klimawandels – nicht zuletzt deshalb, weil Indien in besonderem Maße von den Auswirkungen betrof-fen wäre: Die Schmelze der Himala-ya-Gletscher bedroht die Wasserver-sorgung, was dramatische Folgen für die Landwirtschaft in Nordindien nach sich ziehen würde. Die indische Regierung kündigte an, dass sie ihre Verantwortung für den Schutz der Umwelt künftig stärker wahrnehmen will. In Folge staatlicher Initiativen ist die durchschnittliche CO2-Quote von 0,85 Tonnen pro Megawattstunde im Jahr 2003 auf 0,80 Tonnen pro Me-gawattstunde 2007 gesunken. An-gesichts der Luftverschmutzung in einigen Regionen Indiens wächst der Druck, Gegenmaßnahmen zu ergrei-fen: Die größte Verschmutzung ent-steht in den Ballungsräumen im Nor-den des Landes, in Neu-Delhi und den angrenzenden Bundesstaaten sowie an der Westküste zwischen dem Großraum Mumbai und der Grenze zu Pakistan.

Politische Rahmenbedingungen – Zahlreiche Initiativen sollen CO2-Ausstoß begrenzenAls Schwellenland ist Indien bislang keine international bindenden Ver-pflichtungen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes eingegangen – was aber keineswegs bedeutet, dass das Land dem Anstieg seiner Treib-hausgasemissionen tatenlos zusieht. In den letzten zehn Jahren wurde

Anteil der Primärenergieträger an der Stromerzeugung in Indien

Quelle: CEA

8%

Andereerneuerbare Energien

Wasserkraft 25%

53% Kohle

10%

Erdgas

1%

Öl

3%

Kernkraft

CO2-Emissionen in Indien nach RegionenQuelle: CEA

20%

Osten22%

Süden

32%Westen 26%

Norden

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384 Indien

eine ganze Reihe von Aktivitäten ge-startet, um hier gegenzusteuern.

2001 hat das indische Parlament ein Gesetz zur Förderung der effizien-ten Energienutzung erlassen (Ener-gy Conservation Act). Im Rahmen dieses Gesetzes werden Branchen und Unternehmen mit hohem Ener-giebedarf identifiziert. Diese müs-sen sich von einem zertifizierten Energieberater prüfen lassen und einen Energiebeauftragten in ihrem Unternehmen bestellen.

Im Juni 2008 hat die indische Re-gierung den National Action Plan on Climate Change (NAPCC) veröf-fentlicht. Er enthält acht „national missions“ mit einer Laufzeit bis 2017. Schwerpunkte sind die Steigerung der Energieeffizienz sowie der Aus-bau der erneuerbaren Energien bei der Stromversorgung. Bereits bis 2012 sollen durch verschiedene Pro-jekte 10.000 Megawatt Energie ein-gespart werden.

Zu den weiteren Initiativen zählt das Energiespar-Programm IIPEC der in-dischen Behörde für Energieeffizienz (Bureau of Energy Efficiency – BEE). Hier wurden für sieben Segmente mit sehr hohem Energieverbrauch (Aluminium, Zement, Papier, Texti-lien, Düngemittel, Chlor-Alkali und

Petrochemie) Task Forces eingesetzt, die die Energieeffizienz fördern sollen.

Die Regulierung der Umwelttechnologie-Branche obliegt in Indien fol-genden Behörden:

In privater Regie: Initiativen zur CO2-Reduktion

Neben dem Staat haben auch Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Unternehmen in Indien Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes initiiert. Das Green Rating Network des in Neu-Delhi ansässigen Wissenschafts- und Umweltzentrums (CSE) verfolgt die Effekte der Industrialisierung auf die Umwelt und identifiziert Möglichkeiten, negative Effek-te zu minimieren. Auch private Anbieter, wie zum Beispiel Tata Power, haben Maßnahmen zum Emissionsabbau ergriffen. Das 4.000-Megawatt-Kraftwerk in Mundra im Bundesstaat Gujarat, dessen Fertigstellung für 2012 geplant ist, soll einen thermischen Wirkungsgrad von mehr als 41 % erreichen.

Chronologie der Initiativen der indischen Regierung zum Klimaschutz

Quelle: Roland Berger

2001 2005

EnergyConservation Act

National ActionPlan on

Climate Change

Energiespar-Programm IIPEC

20081990

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385Indien

Ministerium für Neue und Erneuerbare Energien (Ministry of New • and Renewable Energy), zuständig für die Entwicklung des Sektors für erneuerbaren Energien,Behörde für Energieeffizienz (Bureau of Energy Efficiency – BEE), • befasst sich mit der Entwicklung der effizienten Nutzung und Ein-sparung von Energie,Ministerium für Umwelt und Forstwirtschaft (Ministry of Environ-• ment and Forests), zuständig für die Planung, Unterstützung und Aufsicht der Durchführung von Projekten zum Schutz der Umwelt und Forste,Indischer Green Building Council (Indian Green Building Council – • IGBC), setzt sich für die Entwicklung nachhaltiger Bauweisen und Ressourcen schonender Immobilien in Indien ein. Die Organisation vergibt LEED-INDIA-Zertifizierungen für leistungsfähige Gewerbeim-mobilien, die den Prinzipien der Nachhaltigkeit entsprechen,Energieministerium (Ministry of Power), befasst sich mit der Planung • und Entwicklung von Vorschriften und Projekten im Zusammenhang mit der Erzeugung, Übertragung und Distribution von Energie aus den Wärme- und großen Wasserkraftwerken Indiens.

Unternehmen und Technologien – Mit Umwelttechnik sind indische Hersteller weltweit gut positioniertIndien profitiert von niedrigen Arbeitskosten, sehr gut ausgebildeten technischen Fachkräften und renommierten Ausbildungsstätten. Des-halb sind die Märkte durch arbeitskräfteintensive Technologien geprägt. Einige große indische Unternehmen sind bereits gut im Weltmarkt vertreten und haben globale Bedeutung erlangt. Ausländische Anbie-ter nutzen die Vorteile der Region über ihre Tochterunternehmen in Indien.

Vor allem im Bereich Windkraft nimmt Indien unter den Produzen-ten eine der Top-Positionen auf dem Weltmarkt ein. Das Land ist einer der führenden Lieferanten von Kom-ponenten im Bereich Stromerzeu-gung aus Wind- und Solarenergie. Windkraft zählt zu den am weitesten

Produktionsschwerpunkte der Technologielinien in Indien

Quelle: Roland Berger

WindkraftNiedrige Arbeitskosten führen zu hohem Potenzial im Bereich fertigungsintensiver Technologien und zu hohen Exportquoten im Bereich Windturbinen und -komponenten

PhotovoltaikVorhandenes Potenzial durch günstige Standortfaktoren bisher nur bedingt aus-genutzt. Unternehmen planen schnelle Ausweitung der Produktionskapazitäten

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386 Indien

entwickelten Sektoren erneuerbarer Energien in Indien. Mit einer jähr-lichen Produktionskapazität von 7,8 Gigawatt zählt es weltweit zu den fünf größten Erzeugern von Technologien zur Gewinnung von Wind-energie – zusammen mit Dänemark, Deutschland, den USA und Spa-nien. Die in Indien gefertigten Komponenten werden zu großen Teilen exportiert. 2007 hat Indien Windturbinen aus heimischer Fertigung im Wert von 288,7 Mio. Euro in die USA sowie nach Europa, Australien und Brasilien verkauft. Im selben Jahr wurden außerdem Rotorblätter für Windturbinen im Wert von 33,9 Mio. Euro an Kunden in Deutsch-land, China, Spanien etc. geliefert. Der Export von Windturbinen und -komponenten dürfte 2008 auf 611,4 Mio. Euro ansteigen. Suzlon, ei-ner der führenden Lieferanten für Windkraftbetreiber, exportiert 90 % seiner gesamten Produktion und gehört mit einem Anteil von 11 % an der weltweiten Produktion von Windturbinen zu den fünf großen Play-ern der Branche. Das 1995 gegründete Unternehmen hat 2007 75 % der Stimmrechte am Hamburger Windradhersteller REPower AG über-nommen und plant, diesen Anteil 2009 auf 90 % aufzustocken.

Der Bereich Solarenergie hat ebenfalls das Potenzial, in Zukunft Er-folgsgeschichten zu schreiben. Zwar belegen die Unternehmen des Landes in einem weltweiten Branchenranking derzeit noch die hinteren Ränge, jedoch sind enorme Produktionskapazitäten im Aufbau. Bisher verkaufen die Unternehmen einen Großteil ihrer Produkte ins Ausland. Bis März 2007 wurden in Indien Photovoltaikmodule und -systeme mit einer Kapazität von insgesamt 335 MWp produziert, davon wurde eine Gesamtkapazität von 225 MWp exportiert.

Moser Baer Photo Voltaic Limited, Tata BP Solar, Central Electronics Limited und Reliance Industries sind die führenden Hersteller von Photovoltaikzellen und -modulen. Moser Baer Photo Voltaic Limited (MBVP) betreibt eine Fertigungsanlage für kristalline Siliziumzellen mit einer Kapazität von 80 Megawatt pro Jahr, die derzeit 40 Megawatt produziert und bis auf 240 Megawatt erweitert werden kann. Außer-dem hat das Unternehmen eine Produktionsanlage zur Herstellung von Modulen. Diese hat eine Kapazität von 40 Megawatt, die sich bis auf 200 Megawatt ausbauen lässt. Im Dezember 2007 begann die Firma zudem mit dem Bau einer Dünnschichtmodul-Fertigungsanlage (Ka-pazität 200 Megawatt) und plant darüber hinaus die Errichtung eines Solarthermiekraftwerks mit einer Kapazität von 15 Megawatt. Allein 2007 hat Moser Baer Verträge über die Beschaffung von circa 126 Mio. Euro durch Private-Equity-Investoren abgeschlossen. Bis 2009 will das Unternehmen seine Fertigung von kristallinen Siliziumzellen und Dünnschichtzellen aus amorphem Silizium auf 180 Megawatt bzw.

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387Indien

120 Megawatt aufstocken und somit auf die Spitzenpositionen des Weltmarktes vorrücken.

Tata BP Solar, ein Joint Venture der Tata Power Company mit BP Solar, betreibt eine integrierte Produktionsstätte mit einer Kapazität von 105 Megawatt. Hier werden Solarzellen produziert, Module integriert und sonstige für die Stromerzeugung mit mono- oder multikristallinen So-larzellen notwendige Systeme hergestellt. Der Photovoltaikmarkt ist bereits relativ hoch entwickelt. Aufgrund seiner Arbeitskräfteintensität gehört er zu den interessantesten Bereichen des indischen Zuliefer-marktes und zieht nach wie vor zahlreiche Neueinsteiger an, etwa Reli-ance Industries. Das Unternehmen hat ein Angebot für eine Investition von 4,7 Mrd. Euro zur Errichtung zweier Werke vorgelegt. Außerdem will Reliance Industries in den kommenden fünf Jahren 16 Mrd. Euro in die Übernahme von Solarzellenproduzenten und in Greenfield-Projekte zur Fertigung von Photovoltaikzellen investieren.

Wasserkraft ist die erneuerbare Energiequelle, die weltweit am häu-figsten zur Stromerzeugung genutzt wird. Sie deckt 19 % des globa-len Elektrizitätsbedarfs. In Indien beläuft sich die installierte Kapazität großer Wasserkraftwerke auf insgesamt 36,2 Gigawatt. Das entspricht zwar 25 % der gesamten Stromerzeugungskapazität des Landes, aller-dings sind 36,2 Gigawatt im Vergleich mit China nur ein Viertel der dort installierten Kapazität. Hinzu kommen 1,2 Gigawatt installierte Kapazi-tät kleinerer Wasserkraftwerke. Indiens Wasserkraftpotenzial liegt vor allem in den Staaten Karnataka, Arunachal Pradesh, Westbengalen und Himachal Pradesh.

Die einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette im Bereich der Stromer-zeugung aus Wasserkraft sind von unterschiedlichen Marktteilnehmern besetzt. Jedoch besitzen die Unternehmen wegen ihrer geringen Grö-ße bisher keinen nachhaltigen Einfluss auf den Weltmarkt. Ein wichti-ger Komponentenhersteller ist Bharat Heavy Electricals Limited. Das 1962 gegründete Unternehmen stellt unter anderem Wasserturbinen, Regler und Wasserkraftgeneratoren für Wasserkraftwerke her. Kirlos-kar Brothers Limited, ebenfalls ein Komponentenhersteller, produziert Pumpen, Ventile und Wasserturbinen für kleinere Wasserkraftprojekte.

Da Indien eine überaus dynamische und große IT-Industrie hat, bietet auch der Bereich der energieeffizienten Informationstechnologie ein bedeutendes Geschäfts- und Innovationspotenzial. Mit einem energie-effizienten Datenserver kann ein IT-Unternehmen bis zu 30 % Energie sparen. Neben diesem konventionellen Schlüsselprodukt setzen indi-

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388 Indien

sche IT-Unternehmen auch auf neue und innovative Technologien wie vir-tuelle Datenserver, virtuelle Desk-tops und Speichervirtualisierung. Die Unternehmen des indischen IT-Sek-tors entwickeln und nutzen energie-effiziente IT-Technologien. Einer der führenden Anbieter, HCL Technolo-gies Limited, hat bereits fast 1.000 Unternehmen bei der Einrichtung energieeffizienter Datenserver unter-stützt. Zudem hat das Unternehmen die Datenspeichertechnologie „Da-ta Center-in-a-Box“ auf den Markt gebracht, die Datenspeicherung, Rechenleistung und Vernetzung in einem einzigen Serversystem inte-griert. Weitere Anbieter sind unter anderem IBM India, Sun, APC, AMD, Hitachi, ITES und Wipro.

Indien bietet in praktisch allen Berei-chen der erneuerbaren Energien ein beträchtliches Potenzial. Neben den bereits angesprochenen wichtigen Märkten existieren noch kaum er-schlossene „weiße Flecken“ in der Palette regenerativer Energiequellen.

So gibt es derzeit beispielsweise keine Anbieter auf dem Gebiet der Geothermie und nur fragmentierte Aktivitäten in den Bereichen Biomasse und Solarthermie. Die im indischen Energieeffizienzsektor eingesetzten Verfahren arbeiten noch nicht kostendeckend. Gut ausge-bildete Fachkräfte in diesem Spezialgebiet sind sehr gesucht. Zudem ist damit zu rechnen, dass immer mehr global agierende Unternehmen Niederlassungen in Indien gründen, um ihre operativen Kosten zu sen-ken.

Green-IT: Stromsparen mit energieeffizienten modularen Rechenzentren

IBM India hat die zweite Phase des Big Green Projects eingeleitet: Das Unternehmen beabsichtigt, ska-lierbare modulare Rechenzentren einzurichten, mit deren Hilfe große indische Firmen ihren Energiever-brauch nahezu halbieren können. Mehr als ein Dutzend Kunden hat bereits entsprechende Verträge un-terzeichnet. IBM India will jährlich 631 Mio. Euro in dieses Projekt in-vestieren.

Auch Sun Microsystems India will in Bangalore ein energieeffizien-tes Rechenzentrum errichten; da-bei wird das IT-Unternehmen mit Partnern wie APC-MGE, Advanced Micro Devices (AMD), Hitachi Data Systems und Wipro Infotech zusam-menarbeiten. Gemeinsames Ziel ist, die negativen Einflüsse der zuneh-menden Industrialisierung auf die Umwelt zu minimieren.

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389Indien

Nachfrage und Investitionen – Energieeffizienz und Wasserkraft spielen die dominierende Rolle

Alle Sektoren der indischen Wirtschaft profitieren vom schnellen volkswirtschaftlichen Wachstum Indiens. Nahezu sämtliche energie-effizienten Systeme erfreuen sich entweder einer hohen Nachfrage oder können in Zukunft mit einem deutlichen Nachfrageschub rech-nen. Alle großen energieverbrauchenden Sektoren geben inzwischen energieeffizienten Systemen den Vorzug. Die in Indien hergestellten energieeffizienten Produkte können sich dabei mit den Produkten globaler Wettbewerber durchaus messen. Allerdings beherrschen aus-ländische Unternehmen über ihre indischen Tochtergesellschaften oder Geschäftspartner die Märkte für be-stimmte energieeffiziente Produkte.

Das Potenzial Indiens für die Erzeu-gung von Energie aus erneuerbaren Quellen ist zwar riesig, aber – von Wasserkraft abgesehen – leisten diese bis dato keinen wesentlichen Beitrag zu Indiens Stromversorgung. Das liegt vor allem an den höhe-ren Kosten: Noch ist die Gewinnung von Strom aus regenerativen Ener-giequellen erheblich teurer als her-kömmlich, beispielsweise mit ther-mischer Energie, erzeugter Strom. Um diese Rahmenbedingungen zu verändern und den Ausbau nachhal-tiger Energiequellen voranzutreiben, subventioniert die indische Regie-rung Energieerzeuger, die erneuer-bare Energiequellen einsetzen. Zu den Förderinstrumenten gehören re-lativ hohe Einspeisevergütungen für Strom, der zum Beispiel durch Wind-kraft, Photovoltaik, Solarthermie und Biomasse erzeugt wurde.

Bedarfsschwerpunkte der Technologielinien in Indien

Quelle: Roland Berger

WasserkraftDas vorhandene Potenzial im BereichWasserkraft wird bisher nur teilweise ausgenutzt

Heiz- und KlimatechnikHohe volkswirtschaftliche Wachstumsraten führen in Zukunft zu schnell steigender Nachfrage nach energieeffizienter Heiz- und Klimatechnik

Energieeffizienz senkt Treibstoffkosten

Die Hindalco-Gruppe mit Sitz in Mumbai gehört zu den größten indischen Konzernen auf dem Roh-stoffsektor mit dem Schwerpunkt der Kupfer- und Aluminiumerzeu-gung. Das Unternehmen hat in seinen Betrieben zahlreiche Maß-nahmen zur Senkung des Energie-verbrauchs in Angriff genommen. Forciert wurde unter anderem folgende Maßnahme: Die Drehrohr-öfen wurden durch energieeffizi-entere stationäre Röstöfen ersetzt. Hierdurch konnten die Treibstoff-kosten um circa 40 % gesenkt wer-den.

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390 Indien

Das Potenzial für Stromerzeugung aus Wasserkraft wird in Indien auf 148,7 Gigawatt geschätzt; davon ist bisher nur rund ein Viertel erschlos-sen. Geplant ist eine Erweiterung der Kapazitäten: Bis 2012 soll die Stromerzeugung aus Wasserkraft um 16,5 Gigawatt steigen. Die Be-triebskosten für Wasserkraftwerke sind niedriger, weil keine Rohstoffe verbraucht werden und weniger Personal für die Stromerzeugung benötigt wird. Zudem ist die Kapazitätsauslastung hoch. Sie bewegt sich in einer Bandbreite von 65–70 %, was für neue Marktteilnehmer ein wichtiger – und attraktiver – Faktor ist. Deshalb sind einige private Unternehmen, darunter der Kurierdienst Gati sowie die Textilhersteller S.Kumars und Bhilwara, entschlossen, im Wasserkraftsektor aktiv zu werden, obwohl sie bisher keinerlei Erfahrung in diesem Bereich vor-weisen können.

Die Realisierung von Wasserkraftprojekten nimmt jedoch mehr Zeit in Anspruch als die thermischer Projekte. Demzufolge werden angesichts der sich abzeichnenden Engpässe in der Stromversorgung thermische Projekte bei der Finanzierung bevorzugt. Da nur wenige Anbieter solche Anlagen bauen, ist ein Ungleichgewicht bei Angebot und Nachfrage die Folge. Zudem sind für den Bau eines Wasserkraftwerks die Genehmi-gungen mehrerer Regierungsbehörden einzuholen, so zum Beispiel die Projektzuteilung seitens der State Nodal Agency (Koordinierungsstelle), eine Genehmigung des Ministeriums für Umwelt und Forstwirtschaft, eine Genehmigung der Bewässerungs- und Wasserbehörde (Irrigation/Water Resources Department) und eine Bescheinigung über die Ver-

fügbarkeit von Bauland des zuständi-gen Bundesstaates. Die Beschaffung dieser Dokumente erfordert viel Zeit. Außerdem ist eine Errichtung von Wasserkraftwerken nicht selten mit problematischen bzw. unerwünsch-ten Nebenwirkungen verbunden, et-wa der Umsiedlung von Anwohnern oder dem Abholzen von Wäldern. Mitunter wird die Wasserkraft eines Flusses überschätzt, wodurch die Er-zeugungskosten pro Kilowatt steigen bzw. die Effizienz des Wasserkraft-werks sinkt.

National Hydroelectric Power Corpo-ration zählt zu den führenden Unter-nehmen in der Erzeugung von Was-

Weiße Ware mit innovativem Innenleben spart Energie

Voltas hat ein Multi-Digital-Variable (MDV™)-System für Kühlanlagen auf den Markt gebracht, das mit einem Digital-Scroll-Kompressor und Mikroprozessoren ausgerüstet ist, die die energieeffiziente Puls-Weiten-Modulation für die Kapazi-tätssteuerung nutzen. Das System reagiert automatisch auf Verän-derungen der Raumtemperatur. Zudem hat Voltas energieintensive durch energieeffiziente Verdampfer ersetzt.

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391Indien

serkraftstrom. Das Unternehmen verfügt über eine installierte Kapazität von circa 4,6 Gigawatt, einschließlich 0,5 Gigawatt, die derzeit noch im Bau sind. Ein weiterer großer Erzeuger ist Satluj Jal Vidyut Nigam mit 4,1 Gigawatt installierter Kapazität. Marktteilnehmer wie North Eastern Electric Power Corporation Limited und Uttarakhand Jal Vidyut Nigam Limited haben eine installierte Kapazität von 1,1 Gigawatt, respektive 1 Gigawatt. Auch private Unternehmen wie Tata Power, Jaypee Group und Malana Power Company Limited sind mit einer installierten Kapa-zität von 447 Megawatt, 700 Megawatt und 86 Megawatt im Wasser-kraftsektor gut aufgestellt. Jaypee Group plant derzeit in drei indischen Bundesstaaten Wasserkraftwerke mit einer installierten Kapazität von circa 1 Gigawatt, 2, 5 Gigawatt (voraussichtliche Fertigstellung 2015) und 720 Megawatt. Reliance Power plant ebenfalls vier Wasserkraft-projekte in Arunanchal Pradesh und Uttarkhand mit einer installierten Kapazität von insgesamt 3,3 Gigawatt.

Die Nutzung von Erdwärme als Energiequelle findet in Indien wenig Beachtung, und für die Entwicklung von Geothermiekraftwerken stellt der Staat bislang keine finanzielle Unterstützung bereit. Darauf ist auch zurückzuführen, dass bislang kein einziges Geothermiekraftwerk in Indien existiert. Schätzungen gehen von einer geothermischen Ka-pazität von 10,6 Gigawatt in Indien aus. An die Adresse der Regierung richten sich Erwartungen, dass sie die Erdwärme – ähnlich wie andere erneuerbare Energiequellen – unterstützt. Angesichts des enormen Potenzials wird für die geothermische Energieumwandlung zudem ein starkes Wachstum prognostiziert.

Der Weltmarkt für Heiz- und Klimatechnik (Heating, Ventilation, Air Conditioning – HVAC) wird Schätzungen zufolge 2010 die Marke von 51,6 Mrd. Euro überschreiten. In der Region Asien-Pazifik soll die Nach-frage bis 2010 jährlich um 7 % ansteigen. Auch Niedrigenergiehäuser erfreuen sich in Indien immer größerer Beliebtheit, weshalb die Nach-frage nach energieeffizienten Be- und Entlüftungsanlagen steigt. Anbie-tern solcher Anlagen stehen die Türen für den Eintritt in den indischen HVAC-Markt weit offen; auch diverse ausländische Firmen haben die-sen Schritt bereits gewagt und nutzen die vielfältigen Möglichkeiten.

Neben HVAC-Anlagen spielt die Gebäudeisolierung eine wichtige Rol-le, die aber in Indien noch kaum verbreitet ist. Zu den Endverbrauchern von Isoliermaterialien gehören Infrastrukturentwickler sowie Hersteller von Kaminen, Kesseln, Wärmeschränken, Hochdruckkesseln und Kühl-systemen. Als Folge des aktuellen Booms im Infrastruktursektor dürfte auch die Nachfrage nach Isolierwerkstoffen in den kommenden Jahr-

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392 Indien

zehnten steigen. Mit Hilfe von Isolierungen lassen sich Energie- und Stromeinsparungen in Höhe von 10–20 % erreichen. Auch Infrastruktur-unternehmen interessieren sich zunehmend für Niedrigenergiehäuser, was die Nachfrage nach Isolierstoffen zusätzlich anheizen dürfte.

Die in Indien hergestellten Isolierstoffe können sich technisch mit den von der ausländischen Konkurrenz nach Weltmarktstandards produ-zierten Erzeugnissen messen, aber ihre Anwendungsmöglichkeiten in Indien sind begrenzt. Zudem ist das öffentliche Bewusstsein in Sachen Isolierung zur Energieeinsparung gering. Verbraucher scheuen bislang die hiermit verbundenen Mehrausgaben. Da die Herstellungskosten für Isoliermaterialien jedoch sinken dürften, ist mit steigender Nachfra-ge zu rechnen. Der Markt für energieeffiziente Isoliermaterialien soll Schätzungen zufolge in den nächsten 10 bis 15 Jahren um 15–20 % pro Jahr wachsen.

Mit dem wachsenden Lebensstandard der größer werdenden indi-schen Mittelschicht und der zunehmenden Verstädterung wächst auch die Nachfrage nach effizienten Waschmaschinen, Herden, Kühlschrän-ken und anderen Haushaltsgeräten. Günstigere Preise und neue Tech-nologien dürften künftig den Markt für Weiße Ware vorantreiben: Für 2008 wird für diesen Industriezweig ein Wachstum von 15 % prognos-tiziert. Nach Schätzungen der indischen Industrie- und Handelskammer (Associated Chambers of Commerce and Industry – ASSOCHAM) wird dieser Markt bis März 2009 ein Volumen von 4,2 Mrd. Euro erreichen und damit für 5 % der Gesamtnachfrage auf dem Weltmarkt verant-wortlich sein.

FazitIndien ist ein Markt, der von Unterschieden geprägt ist. Auf der einen Seite kämpft ein großer Teil der Bevölkerung mit Nahrungsmittelmangel und Unterernährung und hat kaum Zugang zu Strom oder fließend Wasser. Auf der anderen Seite konkurrieren Hochtechnologieunter-nehmen der indischen Metropolen mit Unternehmen aus den USA, Deutschland, Japan und China. Genauso vielfältig wie das Land ist die Nachfrage nach Umwelttechnik. Erfolgreiche deutsche Markteinsteiger müssen vor allem flexibel und anpassungsfähig sein. Ein diversifizier-tes Produkt- und Leistungsspektrum kann dabei helfen.

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China

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394 China

Der Beginn der Liberalisierungs- und Öffnungspolitik Anfang der 70er Jahre war der Startschuss für das exorbitante chinesische Wirtschaftswachstum. Der damals eingeschlagene Modernisie-

rungskurs beendete die außenwirtschaftliche und außenpolitische Iso-lation der Volksrepublik China. Das Land öffnete sich für ausländische Investoren, und die bis dahin relativ geschlossene Zentralverwaltungs-wirtschaft wurde zunehmend durch marktwirtschaftliche Elemente aufgelockert.

Auf dieser Basis entwickelte sich die Wirtschaft des mit über 1,3 Milliar-den Einwohnern bevölkerungsreichs-ten Landes der Welt rasant: Das Wachstum wurde vor allem von ei-nem starken Zustrom ausländischer Direktinvestitionen getragen, die zur Entwicklung strategischer Industrien seit Ende der 80er Jahre ins Land fließen konnten. Mittlerweile ist Chi-na das Land mit dem umfangreichs-ten Zufluss ausländischer Direktin-vestitionen weltweit. Ein großer Teil davon war in Hightech-Industrien konzentriert. Nicht nur im Automobil-sektor, sondern beispielsweise auch im Bereich der Telekommunikation und des Baugewerbes entwickelt sich China im Eiltempo zu einem der wichtigsten Märkte der Welt. Die chi-nesische Wirtschaft wuchs zwischen 1996 und 2006 um durchschnittlich 9 % pro Jahr und übertraf damit das Wachstum jeder anderen großen Volkswirtschaft der Welt.

Trotz seiner beachtlichen ökonomi-schen Entwicklung gilt China nach der Klassifikation der Weltbank aber nach wie vor als Schwellenland. Ein wichtiges Merkmal für die Ein-ordnung in die Kategorie der „de-veloping countries“ sind die stark ausgeprägten Ungleichheiten, zum

Ökonomische KennzahlenQuelle: Economist Intelligence Unit

China2005 2006 2007 2008

% 10,43 11,60 11,90, 9,8 8,7

Mrd.Euro

1.814 2.024 2.265 2.487 2.933

Euro 1.387 1.540 1.714 1.868 2.185

% 9,7 9,5 9,2 9,0 8,8

Mio. 1.307,6 1.314,5 1.321,3 1.331,1 1.342,5

20101)

1) Prognose

Einheit

Reales BIP Wachstum

Reales BIP [Preise von 2005]

Reales BIP jeEinwohner [Prei-se von 2005]

Arbeitslosen-quote

Bevölkerung

Auf einen Blick

China ist zweitgrößter Verbraucher von Primärenergie und sogar größ-ter CO2-Emittent weltweit.

Zwar hat China das Kyoto-Protokoll unterzeichnet, dennoch nimmt es als Schwellenland keine verbindli-che Verpflichtung zur CO2-Redukti-on an. Gravierende Umweltschäden fördern jedoch ein politisches und gesellschaftliches Umdenken.

Angebotsseitig hat China in den letzten Jahren rasant aufgeholt. China gehört zu den führenden An-bietern in den Bereichen Photovol-taik, Windkraft und Solarthermie.

Nachfrageseitig decken sich die Be-darfsfelder mit den lokalen Stärken. Auch hier stehen Windkraft, solar-thermische Anlagen und Photovol-taik im Vordergrund.

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395China

Beispiel die Diskrepanz zwischen den städtischen Ballungszentren und den ländlichen Regionen. Auch wenn China häufig als „Werkbank der Welt“ bezeichnet wird: Fast zwei Drittel aller Chinesen leben immer noch auf dem Land, knapp die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft.

Die schnelle Industrialisierung in bestimmter Regionen – vor allem ent-lang der Ostküste – hat zu einer dualen Wirtschaftsstruktur des Landes geführt: Das Wirtschaftswachstum wurde vor allem in den Metropolen wie beispielsweise Peking, Shanghai und Hongkong sowie in den süd-lichen und östlichen Provinzen generiert; auf diese Gebiete entfallen fast 90 % der nationalen Wirtschaftsleistung. Das Verhältnis zwischen dem Pro-Kopf-Einkommen der reichsten und der ärmsten Provinzen lag 2007 bei zehn zu eins.

Zu den Folgen der ungleichmäßigen Wirtschaftsentwicklung in den einzelnen Landesteilen und Branchen gehört die zunehmende Arbeits-losigkeit, vor allem im Norden und Westen des Landes. Die Landbevöl-kerung profitiert wenig vom Wirtschaftsaufschwung, sodass die sozia-len Spannungen zunehmen. Um diese unerwünschten Auswirkungen des Wirtschaftsbooms einzudämmen, hat die chinesische Führung die Schaffung einer „harmonischen Gesellschaft“ und eine nachhaltige Entwicklung proklamiert. In diesem Kontext wurde der Schutz der Um-welt zu einer politischen Priorität erklärt. Die chinesische Staatsführung hat offensichtlich erkannt, dass eine Fortsetzung des rücksichtslosen Umgangs mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen die zukünf-tige Entwicklung der Volksrepublik China gefährdet.

Das Wirtschaftswachstum Chinas zeigt sich sehr robust. Prognosen sagen bis 2011 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 8,5 % voraus. Diese Einschätzung liegt auch an der zunehmenden Entkopp-lung von der wirtschaftlichen Entwicklung der USA. Dennoch wird wohl auch an der exportorientierten Wirtschaft Chinas eine Rezession in den Industrienationen nicht spurlos vorübergehen.

CO2-Emissionen – China hält den WeltrekordAuch wenn für das Jahr 2008 noch keine endgültigen Zahlen vorlie-gen, ist davon auszugehen, dass China zum größten CO2-Emittenten der Welt „aufgestiegen“ ist. Mit Emissionen in Höhe von 6,4 Mrd.

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396 China

Tonnen Kohlendioxid hat die Volksrepublik die USA als das Land mit dem höchsten CO2-Ausstoß abgelöst. Am globalen CO2-Ausstoß hat China einen Anteil von 20,7 %, die Menge seiner CO2-Emissionen beträgt das 7,4-fache des deutschen Vergleichswertes. Der Gesamt-energiebedarf Chinas lag im Jahr 2007 mit 1.820 Mio. Tonnen Ölein-heiten und einer Steigerung von 7,8 % gegenüber dem Vorjahr zwar weit unter dem US-amerikanischen Verbrauch von 2.560 Mio. Tonnen Öleinheiten, dennoch emittierte die Volksrepublik aufgrund von veralte-ten Kraftwerken und einer geringeren Energieeffizienz mehr CO2. Das Bruttoinlandsprodukt Chinas legte 2007 um real 11,9 % zu; auch in den Vorjahren lagen die Wachstumsraten des BIP bereits im zweistelligen Bereich. Die wirtschaftliche Entwicklung ließ die Nachfrage nach Ener-gie emporschnellen: Der Energieverbrauch in der Volksrepublik ist seit 1990 um mehr als 70 % gestiegen.

China hat angesichts der globalen Bedrohung durch den Klimawandel bereits Maßnahmen ergriffen, um den Ausstoß von Kohlendioxid zu begrenzen. Diese Anstrengungen werden anhand der CO2-Entwick-lung in Relation zum chinesischen BIP sichtbar: So wuchs zwischen 2002 bis 2005 die chinesische Wirtschaft mit hoher CO2-Intensität: Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des CO2-Ausstoßes lag in diesem Zeitraum bei 14,8 %, die des realen Bruttoinlandsprodukts bei 9,9 %. Das Jahr 2006 markierte einen Wendepunkt: Seitdem steigt der CO2-Ausstoß Chinas zwar immer noch um durchschnittlich 6 % jährlich, aber die Wirtschaft des Landes wuchs real um durchschnittlich 11,8 %. Obwohl hier noch nicht von einer vollständigen Entkopplung des Wirt-schaftswachstums vom CO2-Ausstoß gesprochen werden kann, geht der Trend in die richtige Richtung.

Ein wesentlicher Treiber der CO2-Emissionen ist die Struktur der Ener-gieumwandlung. Bedingt durch Chi-nas extensive Kohlevorkommen wird vornehmlich der günstige und in aus-reichender Menge verfügbare Ener-gieträger Kohle für die Verstromung genutzt. In Kombination mit der häu-fig veralteten und weitgehend ohne Filtertechnologien ausgestatteten Technik der chinesischen Kraftwerke trägt diese dominierende Rolle der Kohle im nationalen Energiemix we-sentlich zu den enormen Treibhaus-

Anteile der Primärenergieträger an der Energieerzeugung in China

Quelle: National Bureau of Statistics of China

8%4%

Erdgas

12%

Kohle

Öl

Kernkraft underneuerbareEnergien

76%

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397China

gasemissionen der Volksrepublik bei. Obwohl China seine Bemühungen zum Ausbau von Wasser- und Atom-kraft in den letzten Jahren verstärkt hat, bleibt deren Anteil auf konstant niedrigem Niveau bei circa 8 %.

Der größte CO2-Emittent ist die In-dustrie, gefolgt vom Sektor der priva-ten Haushalte, der mit einem Anteil von 30 % im Vergleich zu Deutsch-land (13,3 %) überproportional viel zum Gesamtausstoß von Kohlendi-oxid beiträgt. Dies kann sowohl mit dem mangelnden Einsatz von Däm-mungssystemen in Wohnimmobilien als auch mit ineffizienter Ener-gienutzung durch den Betrieb veralteter Heiz- und Klimatechnikgeräte erklärt werden.

Der Anteil des Verkehrssektors an den Gesamtemissionen von 11 % fällt verglichen mit dem deutschen Wert von 18,2 % auf den ersten Blick gering aus. Allerdings wird die zunehmende Motorisierung der Bevölkerung die Gewichte verschieben: Der private Fahrzeugpark in China soll sich von derzeit 20 Millionen bis 2023 auf 140 Millionen versiebenfachen. Schon 2015, so wird prognostiziert, werden in der Volksrepublik mehr Neuwagen verkauft als in den USA.

Betrachtet man die absoluten CO2-Emissionszahlen, so wird deut-lich, dass in China das mit Abstand größte Potenzial für den Einsatz CO2-reduzierender Technologien für die Energieumwandlung und die Steigerung der Energieeffizienz besteht. Der Hebel, den China bei der Entwicklung der globalen Emission darstellt, wird mit zunehmendem Wirtschaftswachstum der Volksrepublik weiter an Größe gewinnen. Mit anderen Worten: Ob und in welchem Umfang es China gelingt, seinen Ausstoß an Treibhausgasen zu reduzieren, spielt eine entschei-dende Rolle für den Erfolg der internationalen Maßnahmen zum Klima-schutz.

CO2-Ausstoß nach SektorenQuelle: Roland Berger, IEA

Industrie

11%

30%

42%

17%

Haushalte

Verkehr

Handel

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398 China

Politische Rahmenbedingungen – Anstrengungen für den Umweltschutz werden verstärktChina gehört zu den Unterzeichnern des Kyoto-Protokolls. Gleichwohl lehnt es die Volksrepublik mit Verweis auf ihren Status als Schwellen-land ab, im Rahmen dieses Abkommens verbindliche Verpflichtungen

zur CO2-Reduktion einzugehen. Da-her basieren alle Maßnahmen zur Einschränkung der Treibhausgas-emissionen auf freiwilligen Initiati-ven der Regierung.

Früher hatte der Umweltschutz in-nerhalb der chinesischen Partei- und Staatsführung einen geringen Stel-lenwert. Doch mit dem anhaltenden wirtschaftlichen Wachstum und sei-nen oft katastrophalen ökologischen Konsequenzen setzt allmählich ein

Umdenken ein. Die Umweltschäden sind zum Teil so gravierend, dass sie eine ernste Bedrohung für die Gesundheit und die Lebensquali-tät der Bevölkerung darstellen: Nach Angaben der Weltbank sterben 750.000 Menschen pro Jahr an den Folgen der Umweltverschmutzung. Auf der Liste der 25 Metropolen mit der schlechtesten Luft weltweit sind 16 chinesische Großstädte vertreten. Die Kosten für die Beseiti-gung von Umweltschäden erreichen inzwischen eine Größenordnung, dass sie in einigen Bereichen das wirtschaftliche Wachstum neutralisie-ren. Der Leidensdruck, die Anstrengungen in Sachen Umweltschutz zu erhöhen, hat also in den letzten Jahren enorm zugenommen.

Ein deutliches Zeichen, dass der Umweltschutz inzwischen eine wich-tige Position auf der politischen Agenda einnimmt, wurde im Mai 2008 gesetzt: Im Zuge der Reform der Regierungsstrukturen hat die chine-sische Führung ein Ministerium für Umwelt geschaffen. Zum ersten Mal gibt es somit ein Ministerium in China, das sich um die Belange des Umweltschutzes kümmert.

Die Gesetzgebung in China findet auf drei verschiedenen Ebenen statt. Von der obersten Ebene der Zentralregierung bis zu den Provinz- be-ziehungsweise Lokalregierungen auf der untersten Ebene nimmt der Detaillierungsgrad eines Gesetzes immer weiter zu. Die Durchsetzung

Chronologie der Initiativen der chinesischen Regierung zum Klimaschutz

Quelle: Roland Berger

20062007

11. Fünfjahres-plan

Schaffung desMinisteriums

für Umwelt

NationalerAktionsplan gegen den Klimawandel

20081990

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der von der Zentralregierung erlassenen Gesetze auf provinzialer Ebene kann somit mit regionalen Unterschieden und Abweichungen verbunden sein. Auf dem Papier besitzt China eine der modernsten Umweltgesetzgebungen weltweit – was in der praktischen Umsetzung jedoch nicht durchgehend feststellbar ist.

China verabschiedete in den letzten Jahren eine Reihe von Geset-zen, die vor dem Hintergrund des Umweltschutzes entworfen und eingeführt wurden. So trat im Juni 2007 ein Nationaler Aktionsplan gegen den Klimawandel (National Climate Change Program) in Kraft, den der verantwortliche Minister für die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission als „Beweis für die Entschlossenheit Chinas zur umfassenden Reduzierung der Treibhausgasemissionen“ bezeichnete. Erreicht werden soll dieses Ziel vor allem durch die Förderung der Um-welttechnologie und die Verbesserung der Energieeffizienz. Allerdings werden in dem Nationalen Aktionsplan keine Reduktionsziele für CO2 quantifiziert. Die offizielle chinesische Nachrichtenagentur Xinhua hat jedoch hochgerechnet, dass die Verwirklichung aller in dem Plan vor-gesehenen Maßnahmen bis 2010 etwa 1,5 Mrd. Tonnen CO2 einsparen könnte.

Die politischen Rahmenbedingungen für die volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Volksrepublik China werden durch Fünfjahrespläne bestimmt, die von der Nationalen Planungsbehörde (NDRC) erarbeitet werden. Sie enthalten die Vorgaben für die Produk-tion und den Dienstleistungssektor. Der aktuelle 11. Fünfjahresplan umfasst den Zeitraum von 2006 bis 2011.

Im Rahmen des 11. Fünfjahresplans für Energieentwicklung der chine-sischen Regierung soll die Energieintensität der chinesischen Wirt-schaft bis 2010 um 20 % abnehmen, das heißt, der Energieverbrauch je BIP-Einheit verringert sich um ein Fünftel. Weiterhin sollen bis zum Jahr 2020 mindestens 15 % des chinesischen Energieverbrauchs aus regenerativen Energien stammen. Viele Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energien sind dabei allerdings nicht primär auf emissi-onsreduzierende Ziele gerichtet. Vielmehr dienen sie zur Erreichung einer nationalen Energieautonomie und sollen die wirtschaftliche Ent-wicklung in ländlichen Gebieten vorantreiben. Dort werden erneuer-bare Energien aufgrund ihrer dezentralen Struktur zur Elektrifizierung eingesetzt.

Für den Ausbau der erneuerbaren Energien sind nach Schätzungen knapp 180 Mrd. US-Dollar nötig, die zum großen Teil durch die Wirt-

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schaft getragen werden sollen. Schon jetzt gibt es allerdings Anzeichen, dass die Vorgaben des Fünfjahresplans übertroffen werden, denn der Anteil erneuerbarer Energien am nationalen Energiemix wächst rasant. Für den Bereich der Windkraft steht die Übererfüllung der Planzahlen bereits heute fest.

Die Steigerung der Energieeffizienz gehört zu den wesentlichen Vor-gaben des Nationalen Aktionsplans gegen den Klimawandel; im 11. Fünfjahresplan ist dieses Ziel ebenfalls festgeschrieben. Um es zu verwirklichen, wurden diverse Richtlinien verabschiedet.

Im Rahmen des Top 1000 Industrie Energieeinsparungsprogramms sollen die 1000 größten Unternehmen, die zusammen mehr als die Hälfte der Energie im industriellen Sektor Chinas verbrauchen, mit steuerlichen Anreizen und Auflagen motiviert werden, ihre Energieeffi-zienz durch Einführung von Auditsystemen und Investitionen in ener-giesparende Technologien zu erhöhen. Nach Berechnungen der NDRC soll dieses Programm bis 2011 100 Mio. Tonnen Öleinheiten einsparen; diese Annahme basiert auf einem prognostizierten chinesischen Be-darf von etwa 2.300 Mio. Tonnen Öleinheiten bis 2011.

Großen Einfluss auf die Entwicklung erneuerbarer Energien und ener-gieeffizienter Technologien hatte außerdem das 2006 verabschiedete Erneuerbare-Energien-Gesetz. Es lehnt sich in der Ausgestaltung stark an die in Deutschland und Spanien existierenden Gesetze zur Förde-

Erneuerbare Energien sichern die Stromversorgung in abgelegenen Gebieten

Mit dem 1996 initiierten Helligkeitsprogramm sollte die Elektrifizierung der länd-lichen Gegenden Chinas vorangetrieben werden. Damals lebten 23 Millionen Menschen, der Großteil von ihnen in den abgelegenen Gebieten im Westen und Nordwesten, ohne Zugang zum Stromnetz.

Teil dieses Programms ist das Township Electrification Program. In seinem Rahmen wurden zum ersten Mal dezentrale Energiesysteme aus erneuerbaren Energien in großem Umfang dazu eingesetzt, nicht elektrifizierte Gegenden mit Strom zu versorgen. Gleichzeitig hat dieses Programm erheblich zur Entwicklung der Photo-voltaik-Industrie Chinas beigetragen.

Im Rahmen des aktuellen Fünfjahresplans hat die chinesische Regierung das Vil-lage Electrification Program aufgelegt. Es sieht vor, 3,5 Millionen Haushalte in 10.000 Dörfern bis zum Jahr 2010 mit Strom zu versorgen, der durch kleine Was-serkraftwerke, Windkraftwerke und solarthermische Anlagen erzeugt wird. Die Investitionen dafür werden auf 1,5 Mrd. Euro veranschlagt.

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401China

rung erneuerbarer Energien an. Im Rahmen dieses Gesetzes wurde erstmals ein System finanzieller Anreize zur Entwicklung erneuerbarer Energien geschaffen. Die Mittel werden vor allem in Form von Steuer-anreizen, verbilligten Krediten (bis zu 50 % weniger Zinsen), Einspeise-vergütungen und der Reduktion von Importsteuern auf Technologie zur Verfügung gestellt und sollen zur Entwicklung der Industrie der erneuerbaren Energien beitragen.

Im April 2008 wurde das Gesetz zur Förderung von Energiesparlampen angekündigt, das sich noch im Planungsstadium befindet. Im ersten Schritt sollen Herstellung und Absatz von 50 Millionen Energiespar-lampen gefördert werden: Das Finanzministerium hat bisher 13 Unter-nehmen mit der Produktion der Glühbirnen beauftragt. Verkauft werden die Energiesparlampen zu einem Bruchteil des Preises, den das Finanz-ministerium und die Hersteller vereinbart haben: Private Verbraucher zahlen 50 % und Geschäftskunden 30 %. Von dieser Subventionierung erhofft sich die Regierung einerseits Energieeinsparungen, anderer-seits fördert sie den Aufbau von Branchen-Know-how zur Produktion von energieeffizienten Leuchtmitteln.

Unternehmen und Technologien – Politischer Rückenwind für den Ausbau erneuerbarer Energien

Zu den führenden Umwelttechnologien zählen aus Sicht der Produzen-ten vor allem die Windkraft, der Sektor Photovoltaik und die Solarther-mie. Diese werden im Folgenden näher betrachtet.

Der Einfluss von Regierung und Wirtschaft, insbesondere von privaten Investoren, hat einen regelrechten Wachstumsschub von Unterneh-men ausgelöst, die im Bereich der erneuerbaren Energien tätig sind. Vor allem Hersteller von Photovoltaikzellen und Windkraftanlagen ha-ben sich rasant entwickelt und mittlerweile Weltmarktniveau erreicht. Gleichzeitig haben viele internationale Umwelttechnologie-Unterneh-men in Produktionsanlagen in China investiert und mit ihrem Wissen dazu beigetragen, eine leistungsfähige Umweltindustrie aufzubauen. Bis 2010, so Schätzungen, soll die Umwelttechnologie in China einen Umsatz von 82 Mrd. Euro erzielen, das entspräche ungefähr einem Anteil von 3,4 % am Bruttoinlandsprodukt.

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402 China

Der rasante Aufstieg Chinas zu einer weltweit führenden Nation im Be-reich der Windkraft sticht aus den Entwicklungen der Umwelttechno-logien in der Volksrepublik hervor. Im Jahre 2007 sind zum ersten Mal zwei Unternehmen aus China in der Liste der zehn größten Anbieter von Windkraftanlagen weltweit vertre-ten: Goldwind Science & Technology Co. Ltd. und Sinovel. Die beiden ge-hören zu den Top drei der Firmen, die

ihren Weltmarktanteil am stärksten ausbauen konnten. Nach wie vor ist jedoch der Großteil der chinesischen Unternehmen, die im Markt der Windenergie tätig sind, kaum international bekannt, da sie fast ausschließlich für den chinesischen Markt produzieren.

Der chinesische Marktführer Goldwind Science & Technology Co. Ltd wurde 1998 gegründet. Vor allem durch das Wachstum im Heimat-markt China stieg er in nur neun Jahren in die Top-ten-Liste der größten Windkraftanlagenhersteller der Welt auf. Lag die gelieferte Leistung 2005 noch bei 130 Megawatt, waren es 2007 schon 830 Megawatt. Diese enorme Steigerung ging mit einer Vervierfachung seines Welt-marktanteils einher. Damit hat sich die Firma nach dem Kriterium „neu installierte Leistung“ auf Rang acht weltweit platziert. Goldwind war die erste chinesische Firma, die kommerziell Windkraftanlagen aus größtenteils chinesischer Produktion angeboten hat. Diese werden bis heute nahezu ausschließlich für den nationalen Markt gebaut und sind an die dortigen Bedürfnisse angepasst.

Seit der Gründung ist Goldwind eng mit Deutschland verbunden. So wurden alle Windkraftanlagen unter Lizenzierung deutscher Unter-nehmen oder gar in Joint Ventures mit ihnen gebaut. Im Rahmen von Expansionsanstrengungen übernahm Goldwind im April 2008 mit der deutschen Vensys Energy AG einen ehemaligen Joint-Venture-Partner und fokussiert sich dadurch stärker auf das Segment der Windkraftan-lagen zwischen 0,75 und 1,5 Megawatt.

Anders als der Sektor der Windenergie hat sich die Photovoltaik ohne breite und umfassende staatliche Förderung entwickelt. Dennoch ist eine exportorientierte Photovoltaikbranche entstanden, die ihren Anteil am Weltmarkt allein 2007 von 15 % auf 28 % erhöhen konnte. China stieg damit bei der Produktion von Solarzellen zur weltweiten Nummer

Produktionsschwerpunkte der Technologielinien in China

Quelle: Roland Berger

PhotovoltaikGetrieben durch ausländische Investitionen hat sich China zur weltweiten Nummer eins im Bereich der Produktion von Solarzellen mit einer Exportquote von 98% entwickelt

WindkraftStarke einheimische Nachfrage lässt chinesische Windkraftindustrie in globale Spitzenpositionen aufsteigen

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403China

eins auf und verwies die Herstellernationen Japan und Deutschland auf die Plätze zwei und drei. Zudem ist China das erste Land, das mit der Produktion von Solarzellen mit einer Gesamtkapazität von 1.200 Megawatt die 1-Gigawatt-Marke überwunden hat. Bis zum Jahr 2010 wird Chinas Photovoltaikindustrie weltweit die größte Produktionska-pazität vorweisen können. Bei einer inländischen Neuinstallation von nur 25 Megawatt im Jahr 2007 kommen chinesische Firmen auf einen Export-anteil im Bereich der Photovoltaik von 98 %.

Am besten aufgestellt ist der erst 2001 entstandene chinesische Markt-führer Suntech. Mit einer Produktion in Höhe von 336 Megawatt und ei-nem Wachstum von 110 % zum Vor-jahr stieg Suntech zum drittgrößten Hersteller weltweit von Solarzellen auf (zur Verdeutlichung der Dimen-sionen: weltweit wurde 2007 eine Solarzellenleistung von 4.280 Mega-watt produziert). Mittlerweile liefert Suntech mehr als die Hälfte seiner Solarzellen nach Deutschland, das damit den mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt darstellt. Suntech fo-kussierte seine Aktivitäten frühzeitig auf den Bereich der Produktion. Wei-tere Stufen der Wertschöpfungskette wurden nicht einbezogen. Dement-sprechend konzentriert sich der Ka-pitaleinsatz fast ausschließlich auf den massiven Ausbau der Produkti-onskapazitäten; bis Ende 2008 soll die Produktion auf 1 Gigawatt jährlich ausgeweitet werden.

Derzeit ist der weltweite Engpass-faktor für die Herstellung von So-larzellen die Verfügbarkeit von Silizi-um. Die Preise für dieses Halbmetall

Grüne Olympische Spiele

Um die bislang noch geringe Wahr-nehmung im Ausland zu erhöhen, beschritt Goldwind in den letzten Jahren neue Wege: So nutzte das Unternehmen die Olympischen Spiele, um sich auf internationaler Ebene zu präsentieren. Goldwind erhielt den prestigeträchtigen Auftrag, rund um die Anlagen der Ruderwettbewerbe 33 Turbinen der Größe 1,5 Megawatt aufzustellen, um damit Chinas Bekenntnis zu „grünen Spielen“ zu unterstreichen. Insgesamt wurden 20 % der für die Spiele benötigten Energie aus Windkraft gewonnen.

Pluto erhöht den Wirkungsgrad und senkt die Produktionskosten

Große Erwartungen knüpft Suntech an die zusammen mit der Univer-sität New South Wales (Australi-en) entwickelte und patentierte Produktionstechnologie Pluto. Durch ihren Einsatz will Suntech Solarzellen mit höherem Wirkungs-grad bei gleichzeitig geringeren Produktionskosten herstellen. Ein weiterer Vorzug dieser Technolo-gie besteht darin, dass sie keinen bestimmten Silizium-Untergrund benötigt, sodass die auf diese Weise hergestellten Solarzellen für vielfäl-tige Anwendungen geeignet sind. Die kommerzielle Produktion sollte noch im Jahr 2008 beginnen und eine Kapazität von 30 Megawatt erreichen.

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404 China

sind durch den massiven Ausbau von Produktionskapazitäten in astronomi-sche Höhen gestiegen. Die Verfüg-barkeit ist so angespannt, dass viele Marktteilnehmer ihre Produktion he-runterfahren mussten. Suntech hat durch langfristige Lieferverträge dem Risiko eines Engpasses und den da-raus resultierenden hohen Preisen vorgebeugt. Für das Jahr 2009 hat sich das Unternehmen bereits Silizi-um für eine Produktion von 900 Me-gawatt gesichert. Ein wesentlicher Grund für den Erfolg von Suntech ist die konsequente Investition in For-schung und Entwicklung. Vor allem auf die Dünnschichttechnologie setzt die Firma große Hoffnungen.

Ein weiterer Markt, auf dem chinesi-sche Firmen sehr erfolgreich agieren, ist der Bereich der Solarthermie. China nutzt die Solarthermie fast ausschließlich zum Erwärmen von Wasser in Privathaushalten. Durch die stark regionale Ausrichtung der produzierenden Unternehmen ist der chinesische Solarthermie-Sektor

sehr heterogen: Über 5000 chinesische Anbieter und Distributoren von solarthermischen Anlagen sind auf dem Markt vertreten.

Rund 90 % der in China hergestellten solarthermischen Anlagen wer-den für das Inland produziert, die restlichen 10 % werden vor allem nach Europa exportiert. Im Jahr 2007 kam China auf eine Gesamtpro-duktion von 23,4 Mio. Quadratmeter Sonnenkollektorfläche und einen Anteil von 76 % an der weltweiten Produktion. Das entspricht einem Marktwert von rund 2,4 Mrd. Euro.

Da die wachsende Nachfrage nach solarthermischen Anlagen vor allem durch die Energieverknappung in Stadtrandbezirken und ländlichen Ge-genden getrieben wird, werden sich Chinas Produzenten solarthermi-scher Anlagen auch weiterhin rasant entwickeln. Bis 2010, so das Ziel

Solar Powered City: Millionenstadt setzt auf Sonnenenergie

Rizhao ist eine Stadt mit fast drei Millionen Einwohnern im Norden Chinas. Hier ist ein interessantes Phänomen zu beobachten: In der Innenstadt besitzen 99 % aller Haus-halte solarthermische Anlagen zur Warmwasseraufbereitung. Die meis-ten Ampeln und Straßenlaternen haben Photovoltaik-Module zur Stromgenerierung, und mehr als 60.000 Gewächshäuser in der Um-gebung sind mit Solaranlagen zur Wärmegewinnung ausgestattet.Diese Durchdringung mit erneu-erbaren Energien ist das Resultat aus dem Zusammentreffen ver-schiedener Faktoren, die Rizhao zu einer „solar powered city“ gemacht haben: So gab es weitgehende fi-nanzielle Anreize und Regulationen der Lokalregierung, und die Solar-industrie vor Ort nutzte die Chance, ihre Produkte zu vertreiben und in Aktion zu zeigen.

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405China

der Regierung, sollen weitere 42 Mio. Quadratmeter an Sonnenkollek-torleistung installiert sein.

Nachfrage und Investitionen – Enormes Potenzial für Windkraft und SolarthermieDer chinesische Nachfragemarkt für Umwelttechnologien wird im We-sentlichen von drei Technologielinien bestimmt. Dies sind neben der Windkraft noch solarthermische Anlagen und die Wasserkraft.

Durch die Verabschiedung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2006 erlebte die Umwelttechnologie-Branche in China einen enormen Aufschwung.

Die verbesserten Investitionsbedin-gungen lockten viele Kapitalgeber in diesen Sektor. Besonders die großen staatlichen chinesischen Energiefir-men, aber auch private Finanziers, engagierten sich in erheblichem Um-fang in diesem Markt. So waren bis Ende 2006 15 chinesische Fir-men aus dem Bereich erneuerbare Energien mit einem Marktwert von 10 Mrd. US-Dollar an den großen Börsen dieser Welt gelistet. Auch der im Rahmen des Kyoto-Protokolls eingeführte Mechanismus für um-weltverträgliche Entwicklung ( Clean Development Mechanism – CDM) steigert die chinesische Nachfrage nach umweltfreundlichen Technolo-gien: Der CDM ermöglicht es In-dustrie- und Entwicklungsländern, gemeinsam Projekte durchzuführen, die den CO2-Ausstoß senken. Die so im Ausland erzielten CO2-Einsparun-gen können sich Industrieländer auf ihr Reduktionsziel anrechnen lassen. Weltweit entfallen mehr als die Hälf-

Nordwestchina: Größter Windpark der Welt geplant

Bis zum Jahr 2015 entstehen in der Stadt Jiuquan in Nordwestchina 28 Windparks mit einer Gesamtkapazi-tät von 12 Gigawatt. Zum Vergleich: Maranchon, der größte Windpark Europas in der spanischen Provinz Guadelajara, besitzt eine Leistung von 208 Megawatt. Längerfristig könnte die Kapazität in Jiuquan sogar auf 35,65 Gigawatt erweitert werden. Die lokale Niederlassung der NDRC schätzt die damit ver-bunden Investitionen auf 17,5 Mrd. US-Dollar.

Bedarfsschwerpunkte der Technologielinien in China

Quelle: Roland Berger

WindkraftAngetrieben durch den großen Energie-hunger und die geografischen Gegeben- heiten nimmt China in der globalen Nach- frage den zweiten Platz ein

SolarthermieEinheimischer Markt besitzt weltweit die stärkste Nachfrage nach solarthermischen Anlagen. Träger sind private Haushalte

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406 China

te aller abgeschlossenen und in der Umsetzungsphase befindlichen CDM-Projekte auf China.

Das größte Entwicklungspotenzial der chinesischen Umwelttechnolo-gien wird dem Bereich der Windkraft zugemessen. Aufgrund seiner geografischen Gegebenheiten mit großen, ebenen Landflächen und langen Küstenlinien besitzt China enorme Ressourcen zur technologi-schen Ausnutzung der Windkraft, deren Potenzial auf insgesamt 1.000 Gigawatt geschätzt wird.

Der Markt für Windenergie in China begann seine rasante Entwick-lung im Jahr 2005. Seitdem wuchsen die Neuinstallationen jährlich im Durchschnitt um mehr als 100 %. China nimmt damit derzeit hinter den USA im Bereich Neuinstallationen den zweiten Platz weltweit ein. Hauptsächlich angetrieben von staatlichen Fördermitteln, könnten sich bis zum Jahr 2030 die Gesamtinstallationen bis auf 60 Gigawatt ver-zehnfachen. Dafür sind nach Schätzungen Investitionen in Höhe von knapp 33,12 Mrd. Euro nötig. Der größte Teil der Erzeugungskapazität ist im Besitz großer staatlicher Energiekonzerne. Diese beherrschen mehr als die Hälfte des Marktes für Windparks. Durch die Ausweitung der marktorientierten Wirtschaftsordnung Chinas ergeben sich aller-dings auch zunehmend attraktive Investitionsmöglichkeiten für auslän-

dische Firmen.

Ebenfalls große Nachfrage verzeich-net in China der Markt für solar-thermische Anlagen. Er wird bisher von der Nachfrage der Privathaus-halte getragen, die knapp 90 % der installierten solarthermischen Leis-tung zur Warmwasseraufbereitung nutzen. Auch ohne die maßgebliche Hilfe staatlicher Förderprogramme ist China in diesem Bereich in Bezug auf die installierte Kollektorkapazität der größte Markt der Welt. Insge-samt waren hier im Jahr 2007 rund 60 % der globalen kumulierten Solar-thermieleistung installiert. Im selben Jahr besaß die Volksrepublik mit ih-ren 12,6 Gigawatt einen Weltmarkt-anteil an neu installierter Leistung von 74 %. Es wird angenommen,

Innere Mongolei: Erstes solarthermisches Kraftwerk Asiens

Im Zuge eines Rahmenabkommens Deutschlands mit der Volksrepu-blik China aus dem Jahr 2006 hat die deutsche Solar Millennium AG mit der Inner Mongolia STP Deve-lopment Co. Ltd. ein Joint Venture gestartet. Ziel ist die Realisierung von solarthermischen Kraftwerken in China. Als Auftakt ist das erste Parabolrinnenkraftwerk Chinas projektiert, das mit einer Leistung von 50 Megawatt in der Inneren Mongolei entstehen soll. Das Rah-menabkommen sieht vor, bis zum Jahr 2020 Solarkraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 1.000 Me-gawatt zu errichten.

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407China

dass der chinesische Markt für Solar-thermie auch in den nächsten Jahren dynamisch wachsen wird. Gründe dafür sind einerseits die Anreize und Richtlinien, mit der die Regierung versucht, den Einsatz von Solarther-mie gezielt zu fördern. Andererseits ist davon auszugehen, dass das an-haltende Wirtschaftswachstum den Warmwasserbedarf steigen lässt. Dadurch wird sich die Nachfrage im Bereich der privaten Haushalte wei-ter erhöhen.

So hat die Nationale Planungsbehörde (NDRC) das Ziel ausgegeben, bis zum Jahr 2020 insgesamt 272 Mio. Quadratmeter Solaranlagen zur Warmwasseraufbereitung zu installieren, was einer Verdreifachung der im Jahr 2007 installierten Fläche entspricht. Damit würde rund ein Viertel der chinesischen Haushalte mit einer Solarthermieanlage aus-gerüstet sein.

Eine neue Entwicklung auf dem Markt der Solarthermie ist ihr Einsatz in großen Kraftwerken zur Stromerzeugung. Die ersten kommerziellen Kraftwerke gingen 2007 in Europa ans Netz. Auch bei den solarther-mischen Kraftwerken versucht China, durch gezielte Förderung von neuen Entwicklungen zu profitieren.

Wasserkraft hat einen hohen Stellenwert bei der Entwicklung erneuer-barer Energien in China. Mit einer Stromerzeugungskapazität von 129 Gigawatt im Jahr 2006 ist sie die am meisten genutzte Energiequelle im Bereich der erneuerbaren Energien. Damit entfielen fast 19 % der gesamten Stromerzeugungskapazität Chinas auf die Wasserkraft. Auf-grund der günstigen geografischen Gegebenheiten in China wird das Gesamtpotenzial der Wasserkraft auf 400 Gigawatt geschätzt. Davon sollen nach Plänen der NDRC bis zum Jahr 2020 75 % zur Stromerzeu-gung real ausgebaut werden.

Insbesondere in dem Plan der Regierung zur Elektrifizierung von länd-lichen Gebieten nimmt die Wasserkraft eine zentrale Position ein. Bis 2020 ist der Bau von insgesamt 75 Gigawatt an kleinen und kleinsten Wasserkraftwerken geplant, die Elektrizität für bis zu einer Million Haushalte liefern sollen.

Wuhan: Heißes Wasser durch Solarthermie

Im April 2008 traten in der Stadt Wuhan neue Bauvorschriften in Kraft: An allen Neubauten von Pri-vathäusern, Krankenhäusern, Hotels und Regierungsgebäuden mit weni-ger als zwölf Stockwerken müssen nun solarthermische Anlagen zur Warmwasserbereitung installiert werden.

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408 China

FazitChina steht schon heute vor massiven Umweltproblemen. Die Not-wendigkeit zur Reduzierung der Umweltverschmutzung und anderer externer Effekte existiert aber schon länger. Bisher hat sich diese Problematik aber nur teilweise in einen Markt übersetzt. Die Nachfra-ge nach regenerativen Energien ist vor allem die Folge des enormen Energiehungers des Landes und dient weniger der Substitution von umweltschädlichen Technologien. Die Konkurrenz ist zahlreich und in vielen Bereichen sehr wettbewerbsfähig. Erfolgreiche deutsche Markt-einsteiger sind „First Mover“, also Unternehmen, die schnell auf Nach-frageänderungen reagieren können und bereit sind, Risiken in Kauf zu nehmen.

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409Stichwortverzeichnis

Brauchwasser 157Bremen 237 ff.Brennstoffzelle 15, 36, 53, 64Bundesländer 193 ff.

alte – 198 f.neue – 198 f.

CCarbon Capture and Storage 52Car Sharing 133, 176, 181Clean Coal 51Clean Development Mechanism

(CDM) 283, 405Compressed Air Energy Storage 54CO2-Abscheidung 10, 50 f.CO2-Abscheidungstechnologien 62CO2-Emissionshandel 74CO2-Sequestrierung 52

DDämmstoffe 86, 107, 345, 371, 375Deponierung 131, 134, 136 f., 157Deutsche Energie-Agentur 97Dezentrales Wassermanagement 19,

152Dieselpartikelfilter 182Drehrohrofen 136Druckluftanlage 80Druckluftspeicherkraftwerke 54Dünnschichttechnologie 404

EEcomagination-Programm 325Eigenleistungstiefe 21Einspeisevergütung 328, 346, 369,

389, 401Elektroauto 178 f.Elektrokinetische Sanierungsverfah-

ren 138Elektromotor 15, 53, 84, 87, 178Elektronische Augen 105Elektro- und Elektronikgesetz 126Emissionsrechte 346, 365Energetische Verwertung 135 f.Energiebedarfsausweis 86Energieeffiziente Informationstechno-

logie 387

AAbfallgesetz 127, 150Abfallmanagement 130Abfallverwertung 135, 137Abfallvorbehandlung 138Abfallwirtschaft 132, 144Abgasreinigung 139Abgasrückführungssystem 179Abnahmeverpflichtung 73, 338Absatzmarkt 202 f., 310 ff.Abwasserentsorgung 152, 167, 169Abwasserreinigung 155Abwasserrichtlinie 159Adiabate Druckluftspeicher 54Aktivkohlefilter 51Altautoverordnung 150Altlastenentsorgung 39Anaerobe Verfahren 136Anreizsysteme 210Auslandsaktivitäten 210Auslandsmärkte 310 ff.

BBaden-Württemberg 213 ff.Bahnverkehr 180Batterietechnologie 54Batterieverordnung 150Bauabfall 130Bayern 219 ff.Beimischungsquote 327Berlin 225Bioabfall 134, 136, 149Biodiesel 108, 114 f., 126Biodünger 170Bioethanol 108Biogas 48, 50, 59 f., 63, 73, 136Biokraftstoffe der zweiten Genera-

tion 109Biokraftstoffquotengesetz 126Biokunststoff 109 ff., 127Biomass-to-Liquid 109, 125Bionik 104, 125Biopharmazeutika 112Bioreaktor 156Blockheizkraftwerk 85Bodensanierung 136, 139Bottle-to-Bottle-Verfahren 135Brandenburg 231 ff.

Stichwortverzeichnis

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410 Stichwortverzeichnis

Green Marketing 33Grubengas 61

HHamburg 243 ff.Heiz- und Klimatechnik 87, 92, 342,

391Helligkeitsprogramm 400Hessen 249Holzhackschnitzel 59Holzpellets 60Hybridantriebstechnologie 182Hybridfahrzeug 15, 175Hybridtechnologie 177

IIfo-Geschäftsklimaindex 15 f.Infrastruktur 206Initiative BioIndustrie 2021 127Initiative EnergieEffizienz 81Innovationsförderung 32Innovationsstärke 36Intelligente Verkehrsleitsysteme 180

KKanalisationsnetz 154Katalysator 110, 122, 180Katalysatortechnik 179Kläranlage 153, 155, 157, 169Klimarahmenkonvention 97Klimaschutzinitiative 98Kohlekraftwerk 50 ff., 62, 83Kohlendioxid-Einsparung 76Kohlenstoffabscheidung 326Kompostierung 136Konzentrator-Mehrschicht-Zellen 56Kraft-Wärme-Kopplung 53, 55, 74Kraft-Wärme-Kopplungsanlage 50, 73,

211Kreislaufwirtschaft 129 ff.Kreislaufwirtschafts- und Abfallge-

setz 127, 150Kunststoffbremse 180Kyoto-Protokoll 319, 321, 333, 334,

353, 367, 383, 398, 405

LLärmschutzsystem 180LED-Ampeln 176, 182LED-Lampen 176

Energieeffizienz 75 ff.Energieeffizienztechnologie 78, 368,

374Energieeinsparverordnung 86Energiekosten 79, 110, 132, 344Energiesparlampe 78, 82, 98, 326, 401Energiespeichertechnologien 50, 65 f.,

178Energieumwandlung 41, 50Energy-Star-Programm 323, 325Erdgas 60, 76, 162, 188, 334, 365Erdspeicher 54Erdwärmespeicher 54Erneuerbare-Energien-Gesetz 61, 73,

127, 355, 400, 405Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz 74Ethanol 126, 311, 352, 356 f., 362EU-Recyclingquote 104

FFachkräfte 37 ff.Fachkräfteverfügbarkeit 205 f.Farbstoffsolarzelle 126Feinstaubplakette 181Fermentationsverfahren 93, 110Filter- und Katalysatortechnik 179Flex-Fuel-Motor 352, 360Flottenversuch Elektromobilität 178Flüssiges Holz 100Fördermittel 205, 210Förderprogramm 98Forschung 203 ff.Frühwarnsystem 161

GGas- und Dampfkraftwerke 50, 54Gebäudesanierung 97, 375Geno-Mik Plus 127Gentechnikgesetz 127Geokunststoffe 138Geotextilien 110Geothermie 50, 58, 314 ff., 341, 367,

371 ff., 388Geothermiekraftwerk 58, 371, 373,

391German Water Partnership 169Gezeitenkraftwerke 58Graue Biotechnologie 166Green Building 87, 385Green Construction 344Green-IT 343, 388

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411Stichwortverzeichnis

Photovoltaik 11, 14, 24, 34, 48, 50, 56, 62 ff., 312, 338, 340, 345, 362, 371, 389, 400

Polystyrol 345Profitabilität 199Programm Ökologisch Bauen 97Prozesslufttechnik 89Pumpspeicherkraftwerke 54, 58

RRauchgasentschwefelung 139Rauchgasreinigungsanlagen 51Recycling 115, 132, 140, 142, 157, 179Regenwassernutzung 155 f., 160Rheinland-Pfalz 273 ff.Röhrenkollektoranlage 56Rohstoff- und Materialeffizienz 99 ff.Rote Biotechnologie 122

SSaarland 279 ff.Sachsen 285 ff.Sachsen-Anhalt 291 ff.Sandwich-Bau 105Schadstoffemissionen 51, 54Schleswig-Holstein 297 ff.Schwefeldioxid 51, 139Silizium 56, 339, 374 f., 386, 403 f.Social Responsible Investments 347Solar America Initiative 323Solare Kühlung 78, 84Solarenergie 48, 52, 55, 70, 84, 86,

354, 358, 375, 385 f.Solaroptimiertes Bauen 93Solarstrom-Ladestation 179Solarthermie 36, 48, 50, 56, 63 f., 246,

314, 388 f., 401, 404, 407Solarzelle 34, 55, 63, 72, 125, 135,

312, 339, 345, 387, 402Sortiertechnik 134Standortwahl 205 f.Strombegrenzer 89Stromeinspeisungsgesetz 73Strukturwandel 33, 42, 49, 107, 332Synthetische Biokraftstoffe 109 f.Systemkopfentwicklung 26

TTechnologiedifferenzierung 34Thüringen 303 ff.

LEED-System 87Leichtbau 106, 177Light Emitting Diode (LED) 82, 182Lithium-Ionen-Batterie 33, 178 f.

MMarkteintrittsstrategien 313 f.Material- und Energiekosten 132Mechanisch-biologische Abfallbehand-

lung 136Mecklenburg-Vorpommern 255 ff.Meerwasseraufbereitung 154Membran-Bioreaktor 155Membranfiltertechnik 156Mess-, Steuer- und Regeltechnik 15,

22, 78, 80, 87 f., 93Mikroalgen 53Müllverbrennung 131

NNachfragevolumen 205 ff.Nachhaltige Mobilität 173 ff.Nachhaltige Wasserwirtschaft 151 ff.Nachrottverfahren 136Nachwachsende Rohstoffe 107Nanotechnologie 94, 122, 217, 272,

326, 375Nationaler Entwicklungsplan Elektromo-

bilität 179Naturkosmetikbranche 112NAWARO 107 f., 112, 115, 121, 125Nickel-Cadmium-Batterien 135Niedersachsen 261 ff.Niedrigenergiehaus 85Nischentechnologie 18Nordrhein-Westfalen 267 ff.

OOffshore-Windpark 57Ökobilanz 108, 178Ökodesign-Richtlinie 83Ökodesign-Zertifikat 104OLED 82Opto-elektronische Systeme 105

PPassive Kühlung 85Patente 36Pelletheizung 60

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412 Stichwortverzeichnis

Wärmetauscher 59, 89Wasserkraft 314, 334, 342, 352 ff.,

358 ff., 367, 382, 387, 389 ff., 405, 407

Wasserkrafttechnologie 58Wassermesstechnik 80Wasser-Rahmenrichtlinie 172Wasserspeicherkraftwerke 54Wasserstoffwirtschaft 53, 65Wasserturbinen 58Wasserversorgung 155, 167Waste-to-Energy 136Weiße Biotechnologie 122, 127Weiße Ware 15, 81, 87, 314, 324 f.,

342 f., 358, 371, 374, 375, 390 f.Wellenkraftwerke 58Weltbank 366, 369, 375, 394, 398Wertschöpfungsanteil 201Wettbewerbsvorteil 10, 32, 36, 43, 141Wettermessung 80Windenergie 57, 63, 69, 154, 325, 329,

354 f., 358, 361, 367, 374, 386, 402, 406

Windkraft 313 ff., 325, 328, 358, 385, 389, 400 ff.

Windkraftanlage 14, 27, 56, 61, 63Windpark 54, 358, 376, 405 f.

ZZero-Loss-Methode 106Zertifizierungssysteme 127Zuckerrohr 108, 111, 352, 356, 361

Treibhausgasemissionen 13, 48, 127, 174

Treibhausgasemissionshandelsge-setz 127

Tribologie 106Trinkwasseraufbereitungsanlage 155Tsunami-Frühwarnsystem 161Turbine 58

UUferfiltration 156Ultrafiltration 155Umkehrosmose 154Umsatzwachstum 198 f., 208Umweltcluster 40Umweltfreundliche Energien und Ener-

giespeicherung 47 ff.Umweltinnovationsprogramm 127Umweltzone 181

VVergärungsanlage 136Verkehrsleitsysteme 176Verkehrstelematik 175, 182Verpackungsabfall 135Verpackungsverordnung 127, 150Virtuelles Kraftwerk 61 f.

WWachstumserwartung 194Wärmedämmsystem 78Wärmepumpen 58

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GreenTech made in Germany 2.0Umwelttechnologie-Atlasfür Deutschland

Bundesministerium

für Umwelt,

Naturschutz und

Reaktorsicherheit (Hrsg.) VahlenVah

len

B

MU

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rsg.)

Gre

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Tech

mad

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Ger

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.0

Der Klimaschutz und die Schonung der natürlichen Ressourcen gehören, gerade jetzt, wo die Weichen auf nachhaltiges Wachstum gestellt werden müssen, zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Sie sind nur mit Hilfe innovativer Umwelt-technologien zu meistern. Schon heute ist die Umwelttechnikbranche in Deutsch-land, aber auch bei wichtigen internationalen Wettbewerbern, ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, dessen Bedeutung noch zunehmen wird.

„GreenTech made in Germany“, der Umwelttechnologie-Atlas für Deutsch-land, bietet einen Überblick über das gesamte Spektrum dieser Zukunfts-branche. Die im Auftrag des Bundesumweltministeriums von Roland Berger Stra-tegy Consultants erstellte Publikation hat den Anspruch, die Umwelttechnologien repräsentativ darzustellen und ihren Beitrag für Innovation, Wachstum und Be-schäftigung am Standort Deutschland aufzuzeigen. Dabei wird die Umwelttechnik-Branche in den Bundesländern eingehender untersucht, zudem wird die Förderpo-litik der Länder beschrieben.

Im Umwelttechnologie-Atlas werden technologische Trends, das wirtschaftliche Potenzial und regionale Schwerpunkte der Umwelttechnologien in der Bundesre-publik entlang von sechs Leitmärkten dargestellt:

• Umweltfreundliche Energieerzeugung und -speicherung• Energieeffizienz• Rohstoff- und Materialeffizienz• Kreislaufwirtschaft • Nachhaltige Wasserwirtschaft• Nachhaltige Mobilität

Um der zunehmenden Bedeutung internationaler Märkte Rechnung zu tragen, werden auch die wichtigsten internationalen Wettbewerber in Absatz- und Pro-duktionsmärkten beleuchtet.

Der Umwelttechnik-Atlas hat eine Servicefunktion: Dem neuen Atlas liegt dazu eine CD bei, auf der sich eine Datenbank befindet. Mit ausführlichen Profilen von Unternehmen und Forschungseinrichtungen bietet sie Interessenten aus dem In- und Ausland einen Eindruck von der Vielschichtigkeit der Branche und gibt einen Überblick über konkrete Produkte, Dienstleistungen und Aktivitäten von Akteu-ren auf dem Feld der Umwelttechnologien in Deutschland. Das eigens für diesen Zweck entwickelte Programm erlaubt eine einfache und intuitive Bedienung und Suche.

www.vahlen.de

GreenTech made in Germany 2.0