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Tirol
Tirol Salzburg Steiermark
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Voralberg
11. Jg.
Special
Gründen & Wachsenin Österreich
www.vc-magazin.de
Private Equity • Buyouts • M&A
Das Magazin für Investoren und Entrepreneure
Special Juli 2017
powered by
2 Gründen & Wachsen in Österreich 2017 | VentureCapital Magazin
Der aws Gründerfonds ist eine österreichische Venture Capital-
Gesellschaft und verfügt über Beteiligungskapital in Höhe von
rd. 70 Mio. Euro. Der Fonds ist eine Tochtergesellschaft der
Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH (aws)
Der Investitionsfokus liegt auf österreichischen Start-ups mit großem
Wachstumspotenzial für Anschub- und Anschlussfi nanzierungen in
der Start-up- und frühen Wachstumsphase (Later Seed und
Series-A). In unseren Sweetspot fallen insbesondere Technologie-
unternehmen aus den Bereichen Digital, Deep Tech und Life Science.
Der aws Mittelstandsfonds ist eine unternehmerische Betei-
ligungsgesellschaft mit Sitz in Wien. Für mittelständische
Unternehmen bieten wir fl exible Beteiligungsmodelle in Form
von offenen und stillen Beteiligungen an.
Wir gehen Beteiligungen im Zuge von Wachstumsprojekten
mittelständischer Unternehmen ein, bieten Anschlussfi nan-
zierungen für wachstumsstarke Unternehmen oder beteiligen
uns als Co-Investor bei mittelgroßen Übernahmen oder Unter-
nehmensnachfolgen.
Co-Investoren aus unserem internationalen Netzwerk werden
bei unseren Investments aktiv eingebunden.
Der aws Gründerfonds versteht sich als langfristiger, stabiler
Partner und bietet unternehmerisches Venture Capital mit
aktiver Unterstützung.
www.gruenderfonds.at
Als 100% Tochtergesellschaft der Austria Wirtschaftsservice
(aws) ist es unser Ziel, dem österreichischen Mittelstand
notwendiges Kapital für Investitionen bereitzustellen, langfris-
tige Partnerschaften einzugehen und dadurch unseren Betei-
ligungsunternehmen nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen.
Als Partner stehen wir den Unternehmen zur Seite und unter-
stützen sie bestmöglich bei ihren Vorhaben.
www.mittelstands-fonds.at
Partner der Ausgabe
im Portrait
Service
Die Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation –
AVCO ist die Interessenvertretung der österreichischen Betei-
ligungskapitalgesellschaften und Corporate Finance Dienst-
leister. Sie umfasst Beteiligungskapital-Gesellschaften – von
Venture Capital über Wachstumsfi nanzierung bis zum Buyout
Bereich - sowie Institutionen und Unternehmen – von Service
Providern, Banken, Investoren bis hin zu Portfoliounterneh-
men und Professionals –, die Interesse an der Weiterentwick-
lung der Private Equity- und Venture Capital-Industrie in Öster-
reich haben.
www.avco.at
VentureCapital Magazin | Gründen & Wachsen in Österreich 2017 3
Liebe Leserinnen und Leser,
die österreichische Gründerlandschaft ist vital wie lange
nicht. Quer durchs Land bilden sich Cluster zu den unter-
schiedlichsten Branchen. Viele von ihnen im Umfeld von
Hochschulen und Universitäten, die einen Forschungs-
schwerpunkt im jeweiligen Segment haben. Einige entstehen
aber auch durch die Ansiedlung spezialisierter Inkubatoren.
Dazu kommen die Gründerzentren, die seit Jahren die
Start-up-Szene im Land vorantreiben.
Doch wo viel Licht ist, ist immer auch Schatten. In diesem Fall
ist es die nach wie vor überschaubare Venture Capital-
Landschaft in Österreich. In der sehr frühen Unternehmens-
phase sorgen eine aktive Business Angel-Szene und ein
engmaschiges Förderangebot für das notwendige Kapital.
Doch sobald es um die nächsten Finanzierungsrunden geht,
wird das Angebot knapp. Es wird spannend zu sehen, ob das
2 Partner der Ausgabe im Portrait
Überblick
4 Gründen und Wachsen in ÖsterreichVitale Start-up-Szene von Wien bis Innsbruck
Standort
6 Interview mit Ralf Kunzmann, aws Gründerfonds„Die Impulse der vergangenen Jahre zeigen offenbar
erste Wirkung“
8 Interview mit Patrizia Zoller-Frischauf, Land Tirol„Vielversprechende Ideen dürfen nicht an der
Finanzierungsfrage scheitern“
10 Kommentar zum MiFiGG 2017Eine neue Chance für den Standort
Dr. Matthias Hallweger, HMW Gruppe
12 Interview mit Henrietta Egerth und Dr. Klaus Pseiner, Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft„Bei den Forschungsausgaben liegt Österreich auf
Platz zwei“
14 Case Study | System Industrie Electronic GmbH: Embedded-Computing- und HMI-LösungenDie digitale Zukunft gestalten
15 Case Study | Wikifolio: Der schnelle Weg zum AktienkaufZu jeder Zeit alles im Blick
18. Jg. 2017
„Gründen & Wachsen in Österreich“
ein Special des VentureCapital Magazins
Verlag: GoingPublic Media AG, Hofmannstr. 7a, 81379 München, Tel.: 089-2000339-0, Fax: 089-2000339-39, E-Mail: [email protected], Internet: www.vc-magazin.de, www.goingpublic.de
Redaktion: Mathias Renz (Verlags lei tung), Benjamin Heimlich (Redaktionsleitung), Elke Hartmann
Mitarbeit an dieser Ausgabe: Henrietta Egerth, Dr. Matthias Hallweger, Ralf Kunzmann, Dr. Klaus Pseiner, Patrizia Zoller-Frischauf
Gestaltung: Andreas Potthoff
Titelbild: © Anja Kaiser – stock.adobe.com, Stockninja – stock.adobe.com, eigene Darstellung
Druck: www.wir-machen-druck.de
Impressum VentureCapitalMagazin
Szene mit Licht
und Schatten
kürzlich verabschiedete MiFiGG 2017 und die neu entstehen-
den Beteiligungsgesellschaften hier eine Trendwende einlei-
ten können.
Eine spannende Lektüre wünscht
Editorial
Benjamin Heimlich, Redaktionsleiter
Überblick Österreich
Vitale Start-up-Szene von
Wien bis Innsbruck
Auch wenn die Übernahme für den Schweizer Pharmakonzern
vermutlich eher eine kleine gewesen sein dürfte, könne es den-
noch einer der „größten Digital Health-Deals im engeren Sinne
zumindest in Europa“ gewesen sein, heißt es aus dem nahen
Umfeld der Investoren. Eines lässt sich jedoch sicher sagen:
Dem Start-up-Standort Österreich wird der Verkauf einen weite-
ren enormen Push geben. Jeder Exit tut der aufstrebenden
Szene gut, sie haben eine nachhaltige Wirkung, Geld kommt auf
den Markt und ehemalige Gründer werden selbst zu Investoren.
Bereits die Übernahmen von runtastic aus Linz durch den Sport-
artikelhersteller Adidas oder der Verkauf der Taschenfl ohmarkt-
App shpock aus Wien an den norwegischen Investor Schibstedt
erregten Aufmerksamkeit auch jenseits der Alpen. Ob Zufall oder
nicht: Sowohl runtastic und Shpock als auch
mySugr sind etwa zeitgleich um 2011/12 an
den Start gegangen und der V erkauf fällt
damit in die typische Investphase. „Aus die-
ser Phase kommen nun die ersten Unterneh-
men, die das Potenzial für große Exits haben,
einige andere stehen bereits in den Start-
löchern, die ebenfalls dieses Potenzial ha-
ben“, beurteilt Michael Altrichter, einer der
bekanntesten Business Angels und Impact
Investor aus Österreich, die Meldung.
Österreich zieht Talente aus dem CEE-Raum an„Die Szene entwickelt sich derzeit extrem
dynamisch“, sagt Birgit Reiter-Braunwie-
ser, Ansiedelungsberaterin von der ABA,
der österreichischen Ansiedelungsagentur
in Wien. Heißt: Jeder, der in Österreich ein
Unternehmen gründet, kann sich an die
ABA-Invest in Austria wenden und dort
erste Tipps und Hilfestellung für eine An-
siedelung einholen. „Im vergangenen Jahr
haben sich in Österreich insgesamt 300
Unternehmen aus dem Ausland angesie-
delt, davon sind 18 Start-ups“, berichtet
sie. Davon stammten insgesamt vier Unternehmen aus Deutsch-
land, je zwei aus der Schweiz und aus Großbritannien. Als Tor
zwischen Ost- und Westeuropa stammt der Rest erwartungsge-
mäß aus dem CEE-Raum (kurz für: Central-Eastern-Europe).
„Auffällig ist, dass sich was in Osteuropa tut“, so Reiter-
Braunwieser. Von gut ausgebildeten ITlern, Programmierern
und akademischen Absolventen dieser Länder profi tiert
Österreich ganz besonders und setzt nun verstärkt auf Initia-
tiven, diese Talente zunächst nach Österreich zu holen und
sie im zweiten Schritt auch im Land zu halten. Hierfür braucht
es attraktive Angebote, die durch die Politik gestützt werden.
Birgit Reiter-Braunwieser,
ABA
Österreich jubelt: Erst vor wenigen Tagen gab das Unternehmen mySugr mit seiner gleichnamigen Diabetes-App den vollständigen Verkauf des Start-ups
an den Pharmariesen Roche bekannt. Über den Kaufpreis wurde zwar Stillschweigen vereinbart, dennoch dürfte das Sümmchen nicht unerheblich gewesen
sein. Bereits vor einiger Zeit war der Schweizer Konzern in das Unternehmen eingestiegen und hatte seit dem Investment eine intensive Kooperation mit
mySugr. Alle Anteilseigner wurden ausbezahlt, darunter die vier Gründer, die zusammen zuletzt rund 45% des Unternehmens besaßen.
Gründen und Wachsen in Österreich
Michael Altrichter,
Speed Beteiligung
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4 Gründen & Wachsen in Österreich 2017 | VentureCapital Magazin
Co-Founder und decken Bereiche ab, die das Gründerteam
benötigt“, so Eisler. Um das zu gewährleisten, haben sich unter
dem Dach der startup300 mittlerweile 130 der bekanntesten
Business Angels Österreichs zusammengeschlossen, darunter
Start-up- Prominenz wie Hansi Hansmann (Hansmen Group, aaia
und Serieninvestor, darunter in Shpock, runtastic und mySugr),
Hans-Peter Haselsteiner (Strabag) sowie Michael Altrichter
(bekannt aus „2 Minuten, 2 Millionen“). Die gleichen Namen sind
es auch, die mit capital300 derzeit einen Fonds aufbauen. „In
einem ersten Closing sollen rund 20 Mio. EUR in das Konstrukt
fl ießen, später soll das Volumen bei 40 Mio. EUR bis 60 Mio. EUR
liegen“, so Eisler. Capital300 soll den enormen Mangel an
Start-up-Anschlussfi nanzierungen in Österreich lindern. Neben
Speedinvest II unter Leitung von Oliver Holle gibt es einen
solchen Fonds derzeit im Alpenstaat nämlich noch nicht. Mit
der Tabakfabrik mitten in Linz ist vor wenigen Monaten ein
weiterer Hotspot in Österreich entstanden. In der sogenannten
factory300 bekommen ausgesuchte Start-ups ab sofort 300 Tage
lang kostenlos Ausbildung, Mentoring, Netzwerk und Arbeits-
plätze. Zudem profi tieren sie von dem Angel-Netzwerk. „In der
factory300 vermitteln wir Start-ups die Werkzeuge und
Methoden, die andere erst nach langjähriger Erfahrung und
vielen Fehlern erlernt haben“, sagt Eisler.
FazitAm schönen Donaukanal, einer der angesagtesten und
hipsten Adressen Wiens, entsteht derzeit eine weitere wichti-
ge One to stop-Anlaufstelle für junge Gründer. Hinter dem
Vorhaben von weXelerate, einer privat geführten Profi tgesell-
schaft, stehen keine Geringeren als die führenden Akteure der
Wiener Start-up-Szene: die Venture-Firmen Speedinvest,
i5invest, Blue Minds Factory und Pass Invest ziehen in das
vierstöckige Gebäude im Herzen der
Donaumetropole. Insgesamt 8.000 Quad-
ratmeter Fläche und vier Etagen umfasst
das Gebäude. Eine Menge Platz, um eine
aufstrebende Szene zu stärken. Ziel ist es
dabei auch, die Sichtbarkeit europä-
ischer Start-ups global zu erhöhen. Um
jungen Unternehmen und ihrer Idee die
Möglichkeit zur Entwicklung zu geben,
hat das Team von weXelerate ein je vier
Monate dauerndes kostenloses Accelera-
tor-Programm erdacht. Dieses soll ab
September zweimal im Jahr für je 50 Start-ups stattfi nden.
„Die Bewerbungen laufen auf Hochtouren“, so weXelerate-
Initiator Hassen Kirmaci, „und viele davon kommen aus dem
CEE-Raum, Israel und UK.“ Mit dem Multi-Accelerator-Ansatz
verfolgt Kirmaci keinen geringeren Anspruch, als damit „Wien
als Gateway nach Westeuropa zu etablieren“.
Christina Cassala
Um diesen die Einstellung weiterer Mitarbeiter zu erleich-
tern, hat Österreichs Bundesregierung zum Jahreswechsel
fi nanzielle Erleichterungen für Start-ups als Arbeitgeber
geschaffen. Seit dem 01.01.2017 können in Österreich ansäs-
sige Start-ups über die staatliche Förderbank aws (Austria
Wirtschaftsservice) in den ersten drei Jahren nach der Grün-
dung eine Bezuschussung der Arbeitgeberlohnnebenkosten
für die ersten drei geschaffenen Stellen beantragen. Im ersten
Jahr werden die anfallenden Lohnnebenkosten zu 100%
erstattet, im zweiten Jahr zu zwei Drittel und im dritten Jahr
zu einem Drittel.
Politisch stehen Start-ups längst auf der AgendaZudem bietet Österreich mit der Rot-Weiß-Rot-Karte ein fl exibles
Zuwanderungssystem. Ziel ist es, qualifi zierten Arbeitskräften
aus Drittstaaten und ihren Familienangehörigen eine nach
personenbezogenen und arbeitsmarktpolitischen Kriterien
gesteuerte und auf Dauer ausgerichtete Zuwanderung nach
Österreich zu ermöglichen. Dennoch sagt Reiter-Braunwieser:
„Wir brauchen weitere gesetzliche Änderungen, um Österreich
noch attraktiver für Innovationstreiber aus Ländern wie Israel
oder den USA zu machen.“
Aber auch die Universitäten machen ihre Hausaufgaben. Über
das ganze Land verteilt bilden sich derzeit vor allem in den
größeren Städten Cluster heraus, beispielsweise in Linz, Graz,
Innsbruck, Klagenfurt und natürlich Wien. Je nach Ausrichtung
der Universitäten und Hochschulen entstehen Unternehmen in
Branchen wie Internet of Things, Robotik, Medizintechnik und
Deeptech (Innsbruck), E-Health und Life Sciences oder
Automotive (Linz) und Fintech (Wien) sowie Energietechno-
logie (Klagenfurt). Auffällig aber: Besonders im Bereich Block-
chain und Bitcoin stellt sich der Alpenstaat stark auf. Beide
Branchen hat sogar die Bundesregierung als regelrechten
Meilenstein und Wachstumsmotor in ihrer digitalen Strategie
benannt.
Es fehlt weiterhin an Anschlussfi nanzierungDie Frühphasenfi nanzierung in Österreich ist auch dank staat-
licher Förderprogramme wie der aws oder der Österreichischen
Forschungsförderungsgesellschaft (kurz: FFG) aber allem voran
aufgrund wachsender Anzahl an Business Angels mittlerweile
gut aufgestellt. „Schwer wird es in der
Anschlussfi nanzierung“, weiß Michael Eisler,
Gründer der startup300 AG. Das in Linz an-
gesiedelte Unternehmen versteht sich als
eine Anlaufstelle für Start-ups in einer rela-
tiv frühen Phase. Seit Start 2015 will es
einen strukturierten Zugang zu einem Kreis
erfahrener Business Angels und Unterneh-
mertypen bieten. „In Österreich war es
noch nie so leicht, Geld zu bekommen.
Gleichzeitig sind wir für Start-ups wie ein Michael Eisler,
startup300
Hassen Kirmaci,
weXelerate
VentureCapital Magazin | Gründen & Wachsen in Österreich 2017 5
Interview mit Ralf Kunzmann, aws Gründerfonds
„Die Impulse der vergangenen
Jahre zeigen offenbar
erste Wirkung“
Während die österreichische Start-up-Szene sich weiterentwickelt, ist die Venture Capital-Landschaft noch immer recht überschaubar. Viele
Finanzierungsrunden werden ausschließlich von Business Angels gestemmt – schlicht, weil es zu wenige klassische Wagniskapitalgesellschaften
gibt. Doch auch wenn laut dem Branchenverband AVCO im vergangenen Jahr die österreichischen Beteiligungsgesellschaften im Fundraising 0 EUR
einwarben, gibt es erste Anzeichen, dass auch die Venture Capital-Szene vor Ort wächst.
VC Magazin: Wie bewerten Sie das Gründungsgeschehen in Öster-
reich und dessen Entwicklung in den letzten Jahren?
Kunzmann: Wir sind nun seit 2013 mit dem aws Gründerfonds am
Markt. Damals hat sich die Situation noch ganz anders dar-
gestellt als heute. Wir haben in Österreich ein gut funktionieren-
des und engmaschiges Fördernetz für das Start-up-Ökosystem.
Zudem gibt es in der Pre-Seed- und Seed-Phase gute Finanzie-
rungsmöglichkeiten durch Business Angels. Um Unternehmen
den erfolgreichen Markteintritt zu ermöglichen, ist aber Venture
Capital erforderlich. Nach dem Rückzug der Finanzindustrie aus
dem Wagniskapitalgeschäft ist der Venture Capital-Markt nahezu
ausgetrocknet. Um diesen Nachfrageüberhang auszugleichen,
hat sich die Bundesregierung vor vier Jahren dazu entschlos-
sen, den aws Gründerfonds ins Leben zu rufen, um dieser
Entwicklung konsequent entgegenzuwirken. Wir suchen gezielt
interessante Innovationen, die aufgrund ihres Entwicklungs-
und Skalierungspotenzials wagniskapitalfähig und für private
Co-Investoren interessant werden. Heute sehen wir jährlich
etwa 400 Projekte und sind damit erster Ansprechpartner für
Venture Capital suchende Start-ups in Later Seed- und
Series A-Runden in Österreich. Unser Portfolio umfasst heute
bereits 23 Technologie-Start-ups, in die wir gemeinsam mit unse-
ren Co-Investoren knapp 65 Mio. EUR investiert haben. Wir sind
damit einer der wichtigsten Anschub- und Anschlussfi nanzierer
für österreichische Tech-Start-ups.
VC Magazin: Oftmals entstehen rund um Hochschulen oder
Forschungseinrichtungen entsprechende Branchen-Cluster.
Welche Hotspots gibt es in Österreich?
Kunzmann: Wir sehen hierzulande eine Reihe von Impulsen für
Inkubatoren und Acceleratoren. Inzwischen etabliert sind natür-
lich die AplusB-Zentren wie beispielsweise das INiTS in Wien,
tech2b in Oberösterreich oder das niederösterreichische accent
Gründerzentrum. Aber auch andere Universitäten wie die
TU Wien leisten hervorragende Arbeit. Ein gutes Beispiel dafür
ist die TU Wien mit dem i2c Inkubator. Weitere universitäre
Start-up-Hotspots sind u.a. die TU Graz, die Uni Leoben oder das
oberösterreichische Hagenberg. Im Bereich Life Science hat
Wien in den vergangenen Jahren mit dem Vienna Biocenter und
dem LifeScience Vienna zwei Biotech-Cluster mit internationaler
Strahlkraft hervorgebracht.
VC Magazin: In welchen (Zukunfts-)Branchen sehen Sie den
Standort besonders gut aufgestellt?
6 Gründen & Wachsen in Österreich 2017 | VentureCapital Magazin
Standort
Ralf Kunzmann
ist Geschäftsführer der aws Fondsmanagement GmbH und CEO
des aws Gründerfonds. Davor war er für die internationalen Private
Equity-Aktivitäten der UniCredit Bank Austria-Gruppe verantwort-
lich sowie in der KPMG-Austria-Gruppe in leitender Funktion im
Bereich Financial Advisory Services mit Schwerpunkt Corporate
Finance beschäftigt.
Kunzmann: Die eben angesprochenen Biotechnologie-Cluster
sind sicherlich Vorzeigeprojekte. Hier wird versucht, durch die
Nähe zur Universität Themen zu besetzen. Auch das erwähnte
innovation incubation center (i2c) der Wiener TU ist insbeson-
dere in Zukunftsfeldern wie Industrie 4.0 und Internet of Things
aktiv. Darüber hinaus sind in den letzten Monaten weitere
Impulse und Initiativen zur Errichtung von Acceleratoren zu
beobachten – beispielhaft seien Talent Garden, weXelerate
oder der Start-up-Campus Tabakfabrik Linz genannt –, die
hoffentlich komplementär wirken, jeder für sich bestimmte
Themenfelder adressieren und damit gemeinsam mit dem
aws Gründerfonds sowohl internationale Start-ups wie auch
internationale Investoren nach Österreich holen werden.
VC Magazin: Im österreichischen Beteiligungsmarkt fand 2016
praktisch kein Fundraising statt. Welche Gefahren birgt diese
Entwicklung?
Kunzmann: Für den digitalen Sektor haben wir mit Speedinvest
einen heimischen Venture Capital-Fonds und Co-Investor, der
mit einem Volumen von 90 Mio. EUR erst Ende 2015 geschlossen
wurde. Daneben gibt es mit dem aws Gründerfonds einen
70 Mio. EUR schweren Anschub- und Anschlussfi nanzierer, der
nicht nur digitale Geschäftsmodelle, sondern auch schutzwür-
dige Hochtechnologie und Life Sciences fi nanziert. Dann war es
das leider auch schon mit den klassischen Venture Capital-
Gesellschaften. Daher ist das Vorgehen am Markt aktuell so,
dass wir bei jeder Finanzierungsrunde konsequent Kapital aus
dem Kreis unserer internationalen Co-Investoren mobilisieren.
Wir konnten so in den vergangenen vier Jahren von den ein-
gangs erwähnten rund 65 Mio. EUR gut 40 Mio. EUR aus unserem
Co- Investoren-Netzwerk nach Österreich fl ießen lassen.
VC Magazin: Momentan entsteht mit capital300 ein neuer Fonds.
Ein Zeichen, dass nach der Start-up-Szene auch die Venture
Capital-Branche in Österreich langsam, aber sicher wächst?
Kunzmann: Die Impulse der vergangenen Jahre – sowohl von
privater als auch von öffentlicher Seite – zeigen offenbar erste
Wirkung und lassen die Erkenntnis mehr und mehr reifen, dass
es hierzulande einen Nährboden für gute Start-ups gibt. Der
Umstand, dass diese dann auch auf dem Radar internationaler
Investoren sichtbar werden, zieht natürlich auch nach sich,
dass mehr Kapitalgeber vor Ort entstehen. Der Platz dafür ist
auf jeden Fall gegeben. Insbesondere wenn man die Start-up-
Landschaft differenziert betrachtet: In den Segmenten Deeptech
oder Life Sciences – also schutzwürdige Technologien – hat die
hiesige Venture Capital-Szene noch erheblichen Aufholbedarf.
VC Magazin: Welche Bedeutung kommt öffentlichen Investoren
zu?
Kunzmann: Das übergeordnete Wirkungsziel ist klar, die öster-
reichische Start-up-Szene mit ausreichend Venture Capital zu
versorgen. Um das zu erreichen, bedienen wir uns zweier kom-
plementärer Instrumente: Mit dem aws Gründerfonds machen
wir österreichische Technologieunternehmen für internationale
Investoren visibel. Wir betreiben aktives Deal Sourcing und sind
damit für internationale Co-Investoren ein attraktiver Partner
mit exzellentem Marktzugang. Wir wollen bei unseren Invest-
ments immer Mehrwert über das Geld hinaus für die Unterneh-
men schaffen. Dazu suchen wir uns auch Partner, mit denen wir
uns idealerweise ergänzen: Während wir uns um die komplette
Finanzierungsseite kümmern, dazu unser Netzwerk und Know-
how einsetzen, das Unternehmen auf Folgefi nanzierungen
vorbereitet und Zugang zu Förderungen und Bankfi nanzierun-
gen ermöglicht, unterstützen komplementäre Partner zum
Bespiel eher beim Vertriebsaufbau oder der industriellen
Skalierung. Auf der anderen Seite ist die aws auch als Fund of
Fund-Investor am Markt aktiv und investiert in Wagniskapital-
fonds, um Kapital für die österreichische Start-up-Landschaft
bereitzustellen. Dabei beteiligen wir uns auch an internatio-
nalen Fonds, die mit diesen Mitteln dann wieder in österrei-
chische Jungunternehmen einsteigen.
VC Magazin: Das Land verfügt über weit zurückreichende Verbin-
dungen nach Osteuropa. Wie können diese für das Gründungs-
geschehen in Österreich genutzt werden?
Kunzmann: Die Verbindung nach Osteuropa wird in Zukunft
vielleicht noch bedeutender werden, als sie heute schon ist.
Insbesondere Wien ist das Drehkreuz zwischen West- und
Osteuropa. Dieser Hebel kann meines Erachtens in beide
Richtungen wirken. Zum einen können Start-ups aus West-
europa Zugang zu CEE-Märkten erhalten. Umgekehrt funktio-
niert dies natürlich genauso. Wir sourcen unseren Dealfl ow
gezielt auch außerhalb Österreichs und zeigen auf, dass wir
hier ein attraktives Ökosystem aufbauen, das es internatio-
nalen Technologieunternehmen attraktiv macht, sich hierzu-
lande anzusiedeln. Inzwischen haben etwa 10% unserer
Portfolio unternehmen ihre Wurzeln außerhalb des Bundes-
gebietes und konnten in Österreich erfolgreich angesiedelt
werden. Der zehnte Platz für Wien beim Ranking der dies-
jährigen Start-up Heatmap Europe beschreibt den ersten
Erfolg dieser Bemühungen und begründet sich unter ande-
rem in den Standortvorteilen eines starken Fördersystems,
einer guten Infrastruktur mit attraktiver Cost-Benefi t-Ratio
und natürlich dem Zugang zu gut ausgebildeten Mitarbeitern.
Diese Entwicklung wollen wir auch mit Blick auf unser Port-
folio in Zukunft weiter ausbauen.
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VentureCapital Magazin | Gründen & Wachsen in Österreich 2017 7
Interview mit Patrizia Zoller-Frischauf, Land Tirol
„Vielversprechende Ideen
dürfen nicht an der
Finanzierungsfrage scheitern“
Das Bundesland Tirol ist neben Vorarlberg und Oberösterreich eines der Zugpferde der österreichischen Konjunktur. Die Wirtschaftsleistung der rund
740.000 Einwohner liegt bei etwa 41.200 EUR. Um diese Entwicklung weiter fortzuschreiben, will das Land insgesamt 135 Mio. EUR im Rahmen ei-
nes Investitionspakets zur Verfügung stellen. Zu den Zielen gehört u.a. die Förderung von Produkt- oder Verfahrensinnovationen.
VC Magazin: Wie würden Sie den Standort Tirol innerhalb Öster-
reichs und innerhalb Europas in puncto Gründerfreundlichkeit
einordnen?
Zoller-Frischauf: Die Zahl der Unternehmensgründungen in Tirol
liegt konstant bei rund 2.700 pro Jahr. Die heimische Start-up-
Szene entwickelt sich dynamisch, nicht zuletzt aufgrund öffent-
licher und privater Initiativen. Gezielte Kooperationen zwischen
diesen Akteuren treiben diese Dynamik weiter voran. Mit Ser-
vices wie dem Programm „Go Tirol“ oder der Zusammenarbeit
im Global Incubator Network unterstützt die Standortagentur
Tirol junge Start-ups beim Eintritt in den Tiroler Markt. Nationale
und internationale Investoren und Gründer werden gezielt
adressiert und auf Tirol aufmerksam gemacht. Anstatt uns mit
den Hotspots Berlin oder London zu messen, setzen wir konse-
quent auf unsere Stärken und machen diese für Gründerinnen
und Gründer nutzbar.
VC Magazin: Das Land Tirol hat ein Investitionspaket über
135 Mio. EUR aufgelegt, das u.a. Betriebsansiedelungen unter-
stützt. Welche Argumente sprechen für den Standort?
Zoller-Frischauf: 2016 haben sich in Tirol 26 Unternehmen mit
Unterstützung der Standortagentur Tirol angesiedelt. Tirols
zentrale Lage als Bindeglied zwischen Nord und Süd, hochquali-
fi zierte Fachkräfte, ein vorteilhaftes Steuer- und Fördersystem,
fünf Hochschulen, die eng mit der Wirtschaft kooperieren,
schlagkräftige Innovationsnetzwerke wie die Cluster der Stand-
ortagentur Tirol, eine schlanke und effi ziente Verwaltung, öster-
reichweit ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum
sowie Sicherheit und Lebensqualität: Das sind jene Argumente,
mit denen Tirol bei diesen Unternehmen überzeugt.
VC Magazin: Außerdem sollen Produkt- oder Verfahrensinnova-
tionen gefördert werden. Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach
dabei die Kooperation zwischen Start-ups und Mittelständlern?
Zoller-Frischauf: Die Zusammenarbeit von „Alteingesessenen“
und „jungen Wilden“ ist für beide vielversprechend: Start-ups
bekommen Zugang zu Netzwerken und den Erfahrungen erfolg-
reicher Unternehmen, diese wiederum spüren frischen Wind
und lernen unkompliziert fl exible Strukturen und neue Techno-
logien kennen. Anfang des Jahres etwa fand in Seefeld der erste
E-Tourism-Hackathon im Alpenraum statt. Start-ups und junge
Tüftler arbeiteten mit dem TVB Seefeld 24 Stunden lang an intel-
ligenten Tourismusprodukten und Wegen, die Digitalisierung für
die Tourismusregion nutzbar zu machen.
8 Gründen & Wachsen in Österreich 2017 | VentureCapital Magazin
Standort
Patrizia Zoller-Frischauf
seit 01.07.2008 Mitglied der Tiroler Landesregierung und als
Landesrätin zuständig für Wirtschaft, Veranstaltungswesen,
Gewerbe und Industrie, Wirtschaftsförderung sowie Hochbau und
Liegenschaften des Landes Tirol. Von 1997 bis 1999 war die Unter-
nehmerin und selbstständige Fotografin Vizepräsidentin des Öster-
reichischen Wirtschaftsbundes und von 2005 bis 2008 Vize-
präsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer.
VC Magazin: Welche Technologien sehen Sie am Standort beson-
ders gut positioniert, wo herrscht Nachholbedarf?
Zoller-Frischauf: Erneuerbare Energien, IT, Life Sciences, Mecha-
tronik und Gesundheit gehören zu den traditionellen Stärke-
feldern Tirols, in denen sich entsprechende Cluster gebildet
haben. Unsere Unternehmen bündeln diese Kompetenzen im
Dreieck aus Technologie, Gesundheit und Tourismus erfolgreich
und bauen ihren Marktvorsprung aus. Eine zentrale Rolle spielt
dabei die Digitalisierung, auch in ihrer Verbindung mit dem
Tourismus. Daher investiert das Land Tirol bis 2024 viel Geld in
den Breitbandausbau. In Zukunft müssen wir unsere Stärken
auch hinsichtlich der kommenden Herausforderungen wie
Klimawandel, Mobilität, Ressourceneffi zienz oder demogra-
fi schem Wandel ausspielen.
VC Magazin: Kapital ist oftmals der beschränkende Faktor für
Start-ups. Wie sehen Sie die Verfügbarkeit von Kapital für
Start-ups in Tirol?
Zoller-Frischauf: Seit 2015 betreut die Standortagentur Tirol das
Investorennetzwerk Tirol. Seither wurden 52 Projekte mit einem
Investitionsvolumen von 37 Mio. EUR betreut, zwölf davon konn-
ten 8 Mio. EUR an privatem Kapital für sich einwerben. Im selben
Zeitraum konnten wir über 150 nationale und internationale
Investoren zum Business Angel Summit nach Kitzbühel holen,
heuer sind es wieder über 100. Neben zusätzlichem Kapital für
Tiroler Unternehmen gewinnt Tirol als Wirtschafts- und Invest-
mentstandort an Sichtbarkeit. Zudem verfügt das Land Tirol
über eine umfassende Wirtschaftsförderung. Es sind mehrere
Hebel, die wir parallel im Sinne unserer Unternehmen bedienen.
Vielversprechende Ideen dürfen nicht an der Finanzierungs-
frage scheitern.
VC Magazin: Inwieweit gibt es hier eine Zusammenarbeit mit
angrenzenden Bundesländern, auch mit denen in Deutschland
und Italien?
Zoller-Frischauf: Ein Beispiel: Die enge Zusammenarbeit Tirols
mit Südtirol und dem Trentino hat eine lange Tradition und
mit der Euregio eine solide Struktur. Mit dem Projekt
„Startup.Euregio“ nehmen wir gemeinsam 1 Mio. EUR in die
Hand, um bis Mitte 2019 ein nachhaltiges Start-up-Ökosystem
aufzubauen und ein interregionales Start-up-Netzwerk mit
mindestens 100 aktiven Mitgliedern zu schaffen. Dabei sollen
insgesamt mindestens 300 Projekte initiiert bzw. begleitet wer-
den, die zu mehr als 80 Gründungen und über 100 Koopera-
tionen führen werden. Zudem sollen mehr als 60 Investoren in
ein Netzwerk integriert werden. Die Europaregion Tirol-
Südtirol-Trentino soll damit zu einem Gründerland auf euro-
päischer Ebene entwickelt werden.
VC Magazin: Wo sehen Sie den Standort Tirol in zehn Jahren?
Welche Maßnahmen leiten Sie hierzu ein?
Zoller-Frischauf: Der Wirtschaftsstandort Tirol ist voller Elan.
Wir verzeichnen ein stabiles Wirtschaftswachstum und stei-
gende Exportzahlen. Bei den privaten Investitionen zeichnet
sich die Trendwende ab, die Arbeitslosenzahlen sinken signi-
fi kant. Die Forschungsquote liegt mit 3,12% deutlich über dem
Österreich- und EU-Schnitt. War Tirol lange das Bundesland
mit dem höchsten Grundlagenforschungsanteil, haben wir
heute im Österreichvergleich den höchsten Anteil der
F&E-Ausgaben für die angewandte Forschung. Unsere konse-
quente Innovations- und Technologiepolitik trägt längst Früchte,
diesen Weg werden wir weiter verfolgen. Angesichts der inter-
nationalen Entwicklungen ist uns auch bewusst, dass wir alles
daran setzen müssen, dass Tirol auch künftig Sicherheit und
Stabilität garantiert.
VC Magazin: Frau Zoller-Frischauf, vielen Dank für das
Interview.
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Kommentar zum MiFiGG 2017
Eine neue Chance
für den Standort
Die Umsetzung der AIFM-Richtlinie im Jahr 2014 wurde seinerzeit von der österreichischen Beteiligungsbranche heftig kritisiert. Für Privatanleger war
die Assetklasse quasi verboten, da die Aufl agen für ein Investment in einen Venture Capital- oder Private Equity-Fonds derart anspruchsvoll waren,
dass sie für einen Großteil der Bevölkerung nicht zu bewältigen waren. Nun hat der Nationalrat die Rahmenbedingungen verändert. Antworten auf
die wichtigsten Fragen:
Was sind die signifi kantesten Änderungen, die sich durch die neue Novelle ergeben haben?Der Nationalrat hat am 27.06.2017 das MiFiGG 2017 beschlossen,
das Mittelstandsfi nanzierungsgesellschaftengesetz 2017. Die
Regierung unter Kanzler Kern hat damit ihr Verständnis für
notwendige Innovationen in Österreich und deren Finanzierung
nicht nur bekräftigt, sondern auch umgesetzt. Nach Jahren der
legislativen Verhinderung von Venture Capital ist ein großer
Schritt getan, dass Österreich Innovationen im eigenen Land
halten, hier Arbeitsplätze schaffen und relevante Unternehmen
entstehen lassen will.
Das MiFiGG 2017 bringt zwei wesentliche Änderungskapitel.
Zum einen wird damit die in Österreich seit den 90er-Jahren
eingeführte MiFiG (Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft)
modernisiert und insbesondere den EU-Beihilfevorgaben
angepasst. Zum anderen wurden im AIFMG die Investitionen
von Privatanlegern in AIF als Private Equity-Dachfonds und
in AIF für direkte Unternehmensbeteiligungen novelliert und
vor allem die Mindestzeichnungssummen auf 10.000 EUR herab-
gesetzt.
Welche Bedeutung hat die neue Gesetzeslage für Investoren?Ob mit dieser Neuregelung die bisher nicht so erfolgreiche
Struktur der bisherigen MiFiG nun tatsächlich den Markt
aufrollt, bleibt abzuwarten. Der Grundansatz jedenfalls ist
begrüßenswert. Hier muss die EU jedoch auch erst noch die
subventionsrechtlichen Aspekte beurteilen, Steuervorteile für
Anleger ebenso wie für die MiFiGG selbst müssen erst noch
genehmigt werden. Weit wichtiger aus aktueller Investorensicht
ist das zweite Kapitel, die Neuregelung des AIFMG. Die Herab-
setzung der Mindestzeichnungssumme für AIF in direkte Unter-
nehmensbeteiligungen auf 10.000 EUR ist der einzig richtige und
längst überfällige Schritt gewesen, um in diesem für Österreich
so wichtigen Segment des Venture Capitals wieder privates
Kapital zu mobilisieren, das dann auch mit höherer Wahrschein-
lichkeit in Österreich investiert werden wird. Steuerliche
Anreize für den Privatanleger in AIF in Unternehmensbeteiligun-
gen fehlen. Die wichtigste Motivation des Anlegers in diese
Investition sollte jedoch auch kein Steuervorteil als solcher
sein, sondern in den Punkten Sicherheit und Transparenz des
Konstruktes, sinnhafte Investitionen und Ausrichtung auf
Rendite für seine Investition sein.
Welche entscheidenden Neuerungen ergeben sich für die Start-up-Szene und die Unternehmer vor Ort?Diese beiden neuen Regelungen werden die Venture Capital-
Szene in Österreich spürbar beleben. Österreich hat damit die
eigene internationale Isolation vom privat fi nanzierten Venture
Capital-Geber beendet, sich endlich wieder geöffnet. Österreich
hat Geld, nun kann es von den Bürgern auch wieder sinnvoll in
direkte Unternehmensbeteiligungen investiert werden. In der
Folge sind z.B. die Möglichkeiten, internationale Finanzierungs-
konsortien zu gründen, um einzelne Unternehmen zu fi nan-
zieren und Investitionen in Österreich umzusetzen, damit
10 Gründen & Wachsen in Österreich 2017 | VentureCapital Magazin
Standort
Dr. Matthias Hallweger
ist Vorstand der HMW Gruppe aus Pullach in Deutschland. Die
HMW ist Producer der MIG Fonds und auch für deren Fundraising
zuständig. Dr. Hallweger ist Rechtsanwalt, Fachanwalt für Handels-
und Gesellschaftsrecht und seit Gründung der MIG Fonds für deren
Konzeption und Fundraising verantwortlich.
sprunghaft angestiegen. Jetzt kann im Fund-
raising wieder daran weitergearbeitet werden,
dass AIF in direkte Unternehmens betei li-
gungen bei den meisten Privatanlegern ins
Portfolio gehören.
Warum war die neue Novelle nötig?Österreich steht in Europa gemeinsam mit
Deutschland an der Spitze der technologiege-
triebenen Innovationen. Genau hier liegt der
Wohlstand der Republik von morgen begrün-
det. Und genau hier hat vor einigen Jahren mit
dem AIFMG der Gesetz geber die wichtigste
Vertrauens- und Finanzierungsquelle, das
Kapital der Bürgerinnen und Bürger, bewusst
zum Versiegen gebracht. Millioneninvestitio-
nen konnten so in den vergangenen Jahren
nicht durchgeführt werden. Damit sind Inno-
vationen abgewandert, Arbeitsplätze nicht
in Austria entstanden, Unternehmen nicht
gewachsen, oder sie sind gar untergegangen.
Mit dem MiFiGG 2017 hat die Regierung Kern
ein klares Statement abgegeben und die
Rahmenbedingungen wieder an international
übliche Standards angepasst. Der falsch
gesetzte Bremsklotz altes AIFMG wurde korri-
giert, Österreich kann im Fundraising wie im
Venture Capital-Bereich wieder sein volles
Potenzial entfalten.
Wie ist der Standort Österreich durch die neuen Richtlinien im internationalen Vergleich aufgestellt?Österreich hat sich mit dieser Neuregelung
aus der Ecke der Venture Capital-Verweigerer
herausbewegt und gehört wieder zum Club.
Der erste und wichtigste Schritt ist damit
getan, international zumindest wieder Normal-
null zu erreichen. Österreich kann nun bewei-
sen, dass Fundraising und Investitionen in
Venture Capital Fahrt aufnehmen. In der Folge
liegt der nächste Schritt auf der Hand: Öster-
reich kann in Europa in Sachen Venture Capi-
tal in Führung gehen. Maximal einfache
Regulierungen unter dem Regime des AIFMG
mit den Steuer vorteilen der MiFiG zu verbin-
den, ohne eigene neue und komplexe Kons-
trukte zu schaffen, das sollte das Ziel sein.
Dann ist der Grundstein gelegt, dass Öster-
reich europaweit zur Venture Capital-Spitze
aufschließt.
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Interview mit Henrietta Egerth und Dr. Klaus Pseiner, Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft
„Bei den Forschungsausgaben
liegt Österreich auf Platz zwei“
Die Forschung an Universitäten und Hochschulen bringt immer wieder Ergebnisse hervor, die sich in der Wirtschaft als äußerst lukrativ erweisen. Das
Überführen dieser Ergebnisse in eine Ausgründung bzw. die Ermunterung von Studenten und Wissenschaftlern für das Thema Unternehmertum ist
daher eine nicht zu vernachlässigende Aufgabe.
VC Magazin: Standort Österreich: Der forschungsintensive
Bereich hat an Qualität und Quantität in den Unternehmens-
gründungen zugenommen.
Egerth: Die FFG wurde 2004 gegründet, allerdings nicht „auf der
grünen Wiese“, sondern als Zusammenschluss von vier Vorgän-
gerorganisationen. Das Ziel war, mit der Bündelung von
Ressourcen die Effektivität, also Wirksamkeit, und die Effi zienz
in der Forschungsförderung und Forschungsorganisation zu
erhöhen. Heute ist die FFG die zentrale Organisation zur
Förderung von wirtschaftsnaher Forschung und Innovation in
Österreich.
VC Magazin: Die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) besteht
seit nunmehr 13 Jahren. Wie hat sich Ihrer Einschätzung nach
die Start-up-Landschaft in Österreich – insbesondere im Bereich
Forschung – verändert?
Pseiner: Die österreichische Innovationslandschaft hat sich in
den letzten Jahren sehr verbessert, und wir glauben, dass wir
dazu einen positiven Beitrag leisten konnten. So hat sich in 15
Jahren die Zahl der Forscherinnen und Forscher deutlich erhöht
und die Anzahl der innovativen Unternehmen etwa verdoppelt.
Bei den Forschungsausgaben liegt Österreich mittlerweile auf
Platz zwei in der EU, und auch andere Rankings zeigen den
Trend nach oben. Auch die Start-up-Landschaft hat sich in den
letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt. Wir sehen, dass
gerade im forschungsintensiven Bereich die Qualität und auch
die Quantität der Unternehmensgründungen stark zugenommen
haben.
VC Magazin: Welches sind die Leuchtturmunternehmen in den
jeweiligen Regionen?
Egerth: Die in Österreich führenden Wirtschafts- und Industrie-
regionen sind – rein statistisch gesehen – Oberösterreich, die
Steiermark und der Großraum Wien. Das heißt aber nicht, dass
Unternehmen nicht auch in anderen Regionen gegründet
werden und erfolgreich wachsen können. In Innsbruck sitzt
beispielsweise eines der ältesten und auch erfolgreichsten
Spin-offs einer österreichischen Hochschule, die Innsbrucker
Firma Med-El, die in der 1980er-Jahren an der TU Wien
gegründet wurde und heute mit über 1.800 Mitarbeitern und
Mitarbeiterinnen das weltweit führende Unternehmen für
Gehörimplantate ist.
Pseiner: Ein anderes, ebenfalls sehr erfolgreiches Spin-off der TU
Wien ist die Firma TTTech, die sichere, zeitgesteuerte Systeme
für den Einsatz in der Automobilbranche, in der Luft- und Raum-
fahrt und in anderen Anwendungsgebieten entwickelt. TTTech
wurde 1998 gegründet und hat heute mehr als 500 Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen. Große Beachtung in der österreichischen
Öffentlichkeit hat das Unternehmen runtastic gefunden, das mit
Fitness-Angeboten erfolgreich geworden ist. Gegründet 2009
von vier Absolventen der Fachhochschule Oberösterreich,
Henrietta Egerth
ist Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungs-
gesellschaft (FFG). Zuvor war sie u.a. für die Industriellenver einigung
und im Ministerium für Wirtschaft und Arbeit tätig, wo sie für
Wirtschaftsförderungen sowie Forschung und Entwicklung
zuständig war.
Dr. Klaus Pseiner
ist neben Henrietta Egerth Geschäftsführer der Österreichischen
Forschungsförderungsgesellschaft. Er bekleidet zudem Aufsichts-
ratsmandate, darunter beim AIT Austrian Institute of Technology,
und ist Mitglied des Universitätsrates an der Universität Salzburg.
Frühere Stationen seiner beruflichen Laufbahn waren die ESA/
ESTEC und die Austrian Space Agency.
12 Gründen & Wachsen in Österreich 2017 | VentureCapital Magazin
Standort
erwarb 2013 die Axel Springer AG 50,1% des Unternehmens.
2015 übernahm Adidas alle Anteile von Springer und den ande-
ren Eigentümern um einen Gesamtkaufpreis von 220 Mio. EUR.
VC Magazin: Mit welcher Universität arbeiten Sie besonders eng
zusammen und warum?
Egerth: Die FFG arbeitet grundsätzlich mit allen Universitäten in
Österreich zusammen, wobei unser Schwerpunkt natürlich auf
den technischen und medizinischen Hochschulen liegt. Es gibt
aber auch eine enge Zusammenarbeit mit den Fachhochschulen
und außeruniversitären Forschungsinstituten, wie dem Austrian
Institute of Technology (AIT), der Grazer Joanneum Research
oder den kooperativen Forschungs instituten, die unter der ACR
gebündelt sind.
VC Magazin: Wie gut sind die Universitäten in Österreich
hinsichtlich der Beratung unabhängig der FFG aufgestellt? Gibt
es ausreichend Anlaufstellen für Studierende?
Pseiner: Es gibt an allen Universitäten Einrichtungen wie
Außeninstitute und Transferzentren, und darüber hinaus auch
Inku batoren, Technologiezentren, Beratungsstellen und ähn-
liche Organisationen. Diese werden zum Teil von den Hochschu-
len selbst betrieben, teils als eigenständige Organisationen, teils
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mit regionaler Zuständigkeit oder als Einrichtungen der Länder
und des Bundes. Unsere Erfahrung ist, dass Österreich in dieser
Hinsicht gut aufgestellt ist und diese Einrichtungen auch gut
miteinander vernetzt sind. Studierende wiederum werden eben-
falls engmaschig betreut, sowohl durch ihre eigene Vertretung,
die österreichische Hochschülerschaft, als auch durch
Beratungsstellen an den Hochschulen und durch spezialisierte
Bundesagenturen wie beispielsweise den ÖAD (vergleichbar
dem DAAD) für das Thema Mobilität.
VC Magazin: Welche Branchentrends erkennen Sie anhand der
Anträge bzw. anhand der Bewilligungen?
Egerth: Ganz allgemein können wir feststellen, dass Infor mations-
und Kommunikationstechnologien, Energie und Umwelt,
Mobilität und Produktion zu den wichtigsten Themen zählen.
Aktuell ist Industrie 4.0 mit Sicherheit unser „stärkstes“
Forschungsthema.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Frau Egerth, Herr Dr.
Pseiner.
Christina Cassala
Wie ticken Investoren? Wie lassen sich Schwachstellen in Geschäftsmodel-
len identifi zieren? Was befl ügelt den Startup-Erfolg? Sven von Loh sensibili-
siert Gründer und Investoren für die jeweils andere Perspektive. Unterschied-
liche Erwartungen werden transparent – Grundvoraussetzung, damit die
Zusammenarbeit auf Zeit erfolgreich gelingt. Gründer erfahren, was ein gutes
Startup auszeichnet, welche Faktoren den Erfolg beeinfl ussen, wie sie ihr
Vorhaben fi nanzierungsfähig machen und den passenden Investor fi nden.
Der Autor deckt auf, wie Investoren Startup-Projekte wirklich bewerten. Er
zeigt, wie der Kapitalgebereinstieg gelingt, das Miteinander funktioniert und
wann ein Exit beiden Seiten einen maximalen Nutzen bietet. Risikokapitalge-
ber erfahren einen innovativen Startup-Bewertungsleitfaden, den sie nutzen
können, um Investitionsrisiken zu analysieren und zu minimieren. Anlei -
t ungen und Tipps, Beispiele und Hintergrundinformationen, die bislang nur
wenige kennen, garantieren den Lesern einen zusätzlichen Nutzwert.
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Richtig dicke Fische angeln:
System Industrie Electronic GmbH: Embedded Computing- und HMI-Lösungen
Die digitale Zukunft gestalten
„Realizing digital visions together“ ist das Motto von Udo Filzmaier, dem Gründer und CEO der österreichischen System Industrie Electronic Group.
Der Unternehmer glaubt an eine digitalisierte Zukunft und möchte dieser mit seinen Embedded Computing-Lösungen die nötige Sicherheit geben.
Die System Industrie Electronic GmbH (S.I.E) wurde 1994 ursprüng-
lich als Handelsunternehmen für elektronische Bauteile gegründet.
Heute realisiert der österreichische Anbieter von Embedded Com-
puting-Systemen und Human-Maschine-Interface-Lösungen (HMI)
als Full Service-Dienstleister individuelle Produktideen für die Medi-
zintechnikbranche. Die Hardware- und Software-Lösungen des
Unternehmens werden in zahlreichen medizinischen Geräten für die
Bildgebung, Diagnostik, Augen- und Dentalheilkunde, bei Labor-
geräten und in der Mikroskopie am Point of Care bei Ärzten, in
Laboren und Kliniken eingesetzt. Seit März 2009 sind die Unterneh-
men der S.I.E-Group unter der System Industrie Electronic Holding
AG zusammengefasst, einem Verbund von Unternehmen mit mehr
als 415 Mitarbeitern und Niederlassungen in Österreich, Deutsch-
land, Hongkong und den USA.
Baukasten- und Plattformmodule mit klarem Fokus auf dem Kosten-Nutzen-FaktorDer gelernte Betriebselektriker und Steuerungstechniker Udo Filz-
maier hat das Vorarlberger Unternehmen anfangs vollständig aus
eigenen Mitteln fi nanziert und aufgebaut. Inzwischen ist der Gründer
nicht mehr operativ im Unternehmen tätig,
sondern führt die Holding im österreichischen
Lustenau als Hauptaktionär und CEO. „Wir
haben ein zertifi ziertes Baukastensystem ent-
wickelt, das dem Kunden verkürzte Entwick-
lungszeiten und Time-to-Market, niedrigere
Entwicklungskosten und Planungssicherheit
ermöglicht“, erklärt Filzmaier. Das Team von
S.I.E bietet ein komplettes Life Cycle-
Management der Produkte an und arbeitet
von der Konzepterstellung bis zur Serienfer-
tigung eng mit den Kunden zusammen.
Hidden Champion wächst mit österreichischem MinderheitsgesellschafterUm die Expansion voranzutreiben und die Position in der Medizin-
technik- und Sicherheitsbranche weiter zu stärken, entschied sich
der Unternehmensgründer dazu, einen Investor mit an Bord zu
holen. „Wir haben uns bewusst nicht für einen asiatischen Investor
entschieden, sondern wollten mit einem europäischen Kapitalgeber
wachsen“, erklärt Filzmaier. Die Investoren aus Fernost hätten meist
die Mehrheit übernehmen wollen, was für den Unternehmer keine
Option war. Im April 2017 beteiligte sich der aws Mittelstandsfonds
an dem Vorarlberger Unternehmen und übernahm 11% der
Geschäftsanteile. Karl Lankmayr, Geschäftsführer der österrei-
chischen Beteiligungsgesellschaft aws Fonds-
management GmbH und des aws Mittel-
standsfonds, war sofort von der HMI-Techno-
logieplattform des Unternehmens beein-
druckt. „Die frühe Einbindung in den Ent-
wicklungsprozess neuer Medtech-Produkte
erlaubt das Erreichen höchster Standards un-
ter Einhaltung aller relevanten Normen. Damit
bleiben die Entwicklungszeiten kurz und die
Marktreife der Technologien wird rascher
erreicht“, erklärt Lankmayr. „Nach den ersten
Gesprächen haben wir bald erkannt, dass es sich bei der S.I.E um
einen der Hidden Champions Österreichs handelt“, so der Geschäfts-
führer der Beteiligungsgesellschaft.
AusblickDurch die Digitalisierung herrsche nach wie vor großes Wachstums-
potenzial in allen Fokusbranchen der S.I.E 2016 konnte der Umsatz
erneut zweistellig gesteigert werden. Nach 22,8% Plus im Jahr 2015
gab es einen Zuwachs von 13,8% auf 20,5 Mio. EUR. „Um dieses
Wachstum weiter vorantreiben zu können, sind wir auf der Suche
nach Akquisitionstargets im Bereich Entwicklung. Unser Ziel ist es,
in den nächsten drei Jahren einen Umsatz von 50 Mio. EUR zu errei-
chen“, verrät Filzmaier. Es bestehen bereits Pläne für den Zukauf
eines IT-Unternehmens, bevorzugt mit Standort in Zentral- oder
Osteuropa, das auf Entwicklungen im Medtech-Bereich spezialisiert
ist. Neben dem Ausbau der bestehenden Technologie ist die Inter-
nationalisierung des Kundenportfolios geplant, da sich die Medtech-
Branche nicht nur im deutschsprachigen Raum schnell entwickelt,
sondern auch auf anderen interessanten Märkten, wie Skandinavien
oder Italien. „Wenn die Wachstumsziele erreicht werden, wird S.I.E
zu einem interessanten Target für strategische Investoren“, so
Lankmayr vom aws Mittelstandsfonds.
Foto
: ©
Sys
tem
Indust
rie E
lectronic
Gm
bH
Standort | Case Study
Udo Filzmaier,
System Industrie Electronic
Karl Lankmayr,
aws Mittelstandsfonds
Das neue Betriebsgebäude der System Industrie Electronic im Millennium Park in Lustenau.
14 Gründen & Wachsen in Österreich 2017 | VentureCapital Magazin
Wiki heißt auf Hawaiianisch schnell. Das kleine Wort ist seit
Wikipedia auf der ganzen Welt bekannt. Ganz ähnlich wie bei
der Online-Enzyklopädie geht es auch bei der von Kern
gegründeten Social Trading-Plattform um Schnelligkeit – und
um Offenheit. Jeder kann mitmachen, als Trader oder als
Inves tor. wikifolio funktioniert so: Zahlreiche professionelle
Trader oder auch erfahrene Privatleute erstellen auf der
Plattform Musterport folios. Jeder, der angemeldet ist, kann
sie einsehen und weiß dann beispielsweise, wie die Gewich-
tung ist, welche Aktien in welcher Menge geordert werden
sollen. Das Musterportfolio funktioniert ohne Geld. Sobald
aber zehn Nutzer ein wikifolio unterstützen, das heißt, sich
dafür vormerken lassen, wird aus dem Musterportfolio ein
Zertifikat gemacht. Diese Zertifikate werden an der Börse
Stuttgart gelistet. Als nunmehr echte Finanzprodukte spie-
geln sie dann genau die Performance der
Musterportfolios wider. Das Musterport-
folio wird in Realtime geführt. Erst wenn
jemand das Zertifikat kauft, wird auch
echtes Geld im Hintergrund transferiert.
„Durch das Listing an der Börse entsteht
eine unglaubliche Glaubwürdigkeit, denn
Schummeln ist unmöglich. Selbst wenn
wir einen Track Record fälschen wollten,
was wir natürlich nicht tun, wir könnten
das nicht, weil alles über die Börse abge-
wickelt wird“, erläutert Kern.
Seed-Investor ist begeistertWikifolio ist seit 2012 am Markt. Als junges, schnell wach-
sendes Start-up erzielt es mittlerweile schon Erträge. Nicht
nur deshalb will der Investor Speedinvest, der das Unter-
nehmen von der ersten Stunde an begleitet hat, auch noch
eine ganze Zeit beteiligt bleiben. „Wiki-
folio hat so viel Potenzial, ich habe das
Gefühl, dass wir immer noch am Anfang
stehen. Ich will noch ein paar Jahre
dabei sein, das wird für Speedinvest gut
sein“, ist Investor Oliver Holle über-
zeugt. Er nimmt dabei in Kauf, dass sein
Anteil mit jedem neuen Anteilseigner der
jungen AG kleiner wird. Denn der Fonds
von Speedinvest kann nicht mehr mitge-
hen. Er ist auf Unternehmen der Seed-
Phase spezialisiert.
Wikifolio: Der schnelle Weg zum Aktienkauf
Zu jeder Zeit alles im Blick
Aus einem Ärgernis ist ein neues Finanzprodukt entstanden. Der Wiener Mathematiker Andreas Kern fand, dass viele Bankprodukte einfach nicht
richtig gebaut sind. Meistens provisionsgesteuert, setzten sie falsche Anreize. Ganz zu schweigen von der mangelnden Transparenz. Deshalb
entwickelte er wikifolio, eine Plattform, auf der alles anders ist.
Standort | Case Study
Foto
: ©
wik
ifolio
Preisstruktur wie ein HedgefondsIn den fünf Jahren seiner Existenz hat wikifolio über 6.000
Produkte – sprich: Zertifi kate – hervorgebracht. Für die Erstel-
lung eines neuen wikifolio-Zertifi kats fallen kaum Kosten an.
„Damit haben wir den weltweit radikal einfachsten, schnells-
ten und günstigsten Weg gefunden, ein börsengelistetes
Finanzprodukt auf Basis einer Handelsidee aus der Community
zu kreieren“, so Kern. Bezahlt wird wikifolio von den Nutzern
mit einem fi xen und einem variablen Anteil. Fix ist die Zerti-
fi katgebühr, das sind 0,95% pro Jahr vom investierten Kapital.
Dazu kommt eine Performancegebühr. Die ist je nach Wikifolio
unterschiedlich. Im Schnitt beträgt sie 10% vom Gewinn. Das
Pricing ist damit vergleichbar dem eines Hedgefonds.
AusblickWikifolio ist nicht die einzige Social Trading-Plattform. Aber
sie hat gegenüber ihrer Konkurrenz nach Kerns Ansicht meh-
rere Vorteile. Da wäre zum einen das Listing der wikifolio-Zerti-
fi kate an der Börse. Das bringe neben der Glaubwürdigkeit der
Track Records auch den Vorteil, dass man sie bei jeder Bank in
Deutschland ordern könne. Zum anderen die Fokussierung auf
leicht handelbare Werte. „Die meisten anderen Plattformen
fokussieren sich auf Fremdwährungen. Bei uns steht der Han-
del mit Aktien im Vordergrund.“
Bärbel Brockmann
Andreas Kern,
wikifolio
Oliver Holle,
Speedinvest
wikifolios sind Musterdepots, in denen private Trader, professionelle Vermögensverwalter und
renommierte Finanzmedien ihre Handelsideen umsetzen.
VentureCapital Magazin | Gründen & Wachsen in Österreich 2017 15
für österreichische Start-ups und Wachstumsunternehmen
www.gruenderfonds.at
aws GründerfondsRalf Kunzmann, GeschäftsführerWalcherstraße 11A | 1020 WienT +43 1 501 75-721E of [email protected] www.mittelstands-fonds.at
aws MittelstandsfondsKarl Lankmayr, GeschäftsführerWalcherstraße 11A | 1020 WienT +43 1 501 75-700E of [email protected]
Sind Sie bereit
für den nächsten Schritt?
Venture & Growth Capital
Investition
in die Gründungs- und ersteWachstumsphase vonwachstumsstarken Start-ups
Beteiligung
bis 3 Mio. Europro Investment
Beteiligung
bis 5 Mio. EURpro Investment
Investition
in die Expansionsphasevon mittelständischenUnternehmen inÖsterreich