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Großer Rundbrief Nr. 3 und 4 Felix Gartner – San Rafael de Heredia, Costa Rica Liebe Familie und Freunde, liebe Gemeinde St. Peter und Paul, liebe Heimschule Lender, liebe Unterstützer, liebe Eirenies und alle Interessierten, nun habe ich mich schon seit einem halben Jahr nicht mehr „offiziell“ mit einem Rundbrief bei Euch gemeldet. Das möchte ich jetzt mit diesem etwas größeren Rundbrief aber tun – sozusagen zwei in einem. Es ist also jede Menge passiert in diesem halben Jahr. Und der gefühlte Unterschied zwischen mir u meinem Projekt im Februar und jetzt im Juli ist riesengroß. Vielleicht ist das auch dies Chance dieses Rundbriefs. Ich bewerte Ereignisse, die ein paar Monate vergangen sind heute anders und erwähne in diesem Rundbrief nun ganz andere Dinge als ich es getan hätte, hätte ich einen Rundbrief schon im April geschrieben. In jeden Fall will ich Euch einmal mehr Einblick in mein Leben hier geben. Was hat sich wie entwickelt? Welche Projekte konnte ich weiterentwickeln? Welche haben wir nicht weiterverfolgt? Ich bin mittlerweile einfach zu Hause hier. Der Alltag hat sich eingeschlichen. Ich lebe jeden Tag immer noch sehr anders als die Jahre in Deutschland, aber es ist meien Lebensrealität. Ich fühle mich wohl so. Das wiederum macht es mir aber schwierig z.B. einen Rundbrief zu schreiben. Ich möchte einfach leben und nicht Rundbriefe oder Monatsberichte schreiben. Aber weil ihr mir ja erst das ermöglicht habt und weil ich mit Euch meine Erlebnisse hier teilen möchte, schildere ich Euch nach einem halben Jahr schriftstellerischer Schaffenspause nun meine Erlebnisse aus meiner zweiten Heimat. >Mein Freund der Baum!

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Page 1: Großer Rundbrief Nr. 3 und 4 Felix Gartner – San Rafael de

Großer Rundbrief Nr. 3 und 4Felix Gartner – San Rafael de Heredia, Costa Rica

Liebe Familie und Freunde, liebe Gemeinde St. Peter und Paul, liebe Heimschule Lender,liebe Unterstützer, liebe Eirenies und alle Interessierten,nun habe ich mich schon seit einem halben Jahr nicht mehr „offiziell“ mit einem Rundbrief beiEuch gemeldet. Das möchte ich jetzt mit diesem etwas größeren Rundbrief aber tun – sozusagenzwei in einem.Es ist also jede Menge passiert in diesem halben Jahr. Und der gefühlte Unterschied zwischen mir umeinem Projekt im Februar und jetzt im Juli ist riesengroß.Vielleicht ist das auch dies Chance dieses Rundbriefs. Ich bewerte Ereignisse, die ein paar Monatevergangen sind heute anders und erwähne in diesem Rundbrief nun ganz andere Dinge als ich esgetan hätte, hätte ich einen Rundbrief schon im April geschrieben.In jeden Fall will ich Euch einmal mehr Einblick in mein Leben hier geben. Was hat sich wieentwickelt? Welche Projekte konnte ich weiterentwickeln? Welche haben wir nicht weiterverfolgt?Ich bin mittlerweile einfach zu Hause hier. Der Alltag hat sich eingeschlichen. Ich lebe jeden Tagimmer noch sehr anders als die Jahre in Deutschland, aber es ist meien Lebensrealität. Ich fühlemich wohl so.Das wiederum macht es mir aber schwierig z.B. einen Rundbrief zu schreiben. Ich möchte einfachleben und nicht Rundbriefe oder Monatsberichte schreiben.Aber weil ihr mir ja erst das ermöglicht habt und weil ich mit Euch meine Erlebnisse hier teilenmöchte, schildere ich Euch nach einem halben Jahr schriftstellerischer Schaffenspause nun meineErlebnisse aus meiner zweiten Heimat.

>Mein Freund der Baum!

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LebensweltenNachdem ich mir im ersten halben Jahr mein Platz hier in Costa Rica – sei es in der Arbeit wie auchPrivat langsam und manchmal auch mühsam aufbauen musste, hat sich in den letzten Monatenmeine Lebenswelt gefestigt.In der Arbeit habe ich das umgestzt und setzte weiter das um, was mir Spaß macht und mit dem ichmich mittlerweile auch identifzieren kann. In der Anfangszeit hatte teilweise große Schwierigkeitenmit vorzustellen mich mehr als ein Jahr mit dem Thema Umwelt zu beschäftigen. Ich zweifeltedaran, dass mich das wirklich interessieren würde und fühlte mich teilweise auch schlechtgegenüber all den Leuten hier, die so energisch und mit vollem Herzen bei der Sache waren.Mit der Zeit ist die Natur und besonders die Umweltbildung zu einem meiner Themen geworden.Ich kann nicht genau sagen woher das kommt. Ob mich meine Umgebung einfach angesteckt hat ,ob ich in die Sache heingewachsen oder mit meiner Aufgabe ein Stück weit gewachsen bin. Wie sooft ist wahrscheinlich von allem ein bisschen.Auch zu Hause – im Privaten – fühle ich mich seit einigen Monaten angekommen. Wir sind ein echtein verrückter Haufen. Das schöne ist das jeder sich seinen Raum nehmen kann, wenn er ihnbraucht, aber nie alleine ist und immer jemand da ist zum quatschen, singen, reden oder rausgehen.Jeder von uns ist anders. Jedoch sind wir allesamt umkomliziert was das gemeinsame Leben angeht,so dass eigentlich keine Streitigkeiten gibt.Ich habe mittlerweil wirklich jeden einzelnen von ihnen in mein Herz geschlossen – jeden auf seineWeiße. Zumindest bei den 3 ständigen Mitbewohnern ist das so. Seit dem letzten Rundbrief gab einnämlich einige personelle Veränderungen im „casa de los Freundchen“. So ist vor einem Monat ein63-jähriger Texaner namens Dan und vor einer Woche Maria aus Österreich bei uns eingezogen.Frank ist nämlich auf Expansionskurs und macht so im kleinen vor wie man die Krise überwindenund als Gewinner aus ihr herauskommen kann. Er investiert im Moment Geld in 3 weitere Zimmer,die bei uns im Garten gerade gebaut werden. Das heißt unsere Hausgemeinschaft bekommt in dennächsten Wochen und Monaten einigen Zuwachs.Wenn ich mal wieder genug von Umweltschutz, Heredia und „los freundchen“ hab, dann habe ichimmer noch meine Mädels und Jungs in San José oder im Norden. Dieses Netz vieler tollerMenschen, die ich in diesen Monaten kennen lernen durfte macht mir Costa Rica doch zu einerHeimat. Es zeigt das Heimat zum gößten Teil doch durch die Menschen die man trifft und dieFreundschaften die man schließt definiert wird.Das bringt mich manchmal doch dazu zu sagen, das kannst du doch in ein paar Monaten nichteinfach abbrechen nicht einfach hinter dir lassen. An anderen Tagen, in anderen Momenten fühleich dann aber doch auch wieder wie ich meine Familie und meine Freunde zu Hause vermisse.Dies sind also meine Lebenswelten. Die folgenden Zeilen und Seiten sollen Euch noch mehrEinblick geben. Diesmal sollen auch einige Fotos mehr Euch das Leben hier zeigen.

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Februar – „Hay que esperar“Im Februar ging nach den 2 Monaten Sommerferien die Schule für alle Schüler und Lehrer wiederlos. Eigentlich sollte das auch für den Felix gelten. „Tranquilo“ war allerdings wieder einmalangesagt. Mit einem Unterschied diesmal: Ich bin gerade frisch bei den Jungs eingezogen und hattesomit genug Zeit um mich in meinem neuen zu Hause einzuleben.Zwischendurch wurde ich dann noch von den „Leos“ - dem Jugendclub des Lions-Club, zu derennationaler Jahreskonferenz eingeladen. So konnte ich zum ersten Mal bei einer offiziellen Tico-Konferenz dabei sein. Und es war nicht so anders als in Deutschland. Im Gegenteil die Konferenzkam mir ein Stück weit strenger organisiert vor als die, die ich bisher erlebt habe. Eine Sache, diejedoch typisch ist für die Ticos konnte ich auch bei diesem Treffen feststellen. Es wurdeLobeshymnen auf alles und jeden ausgesprochen:Wenig Selbstkritik und viel Zuspruch für alle wardas Motto. In Versammlungen, Sitzungen oder Treffen zu Hause in Deutschland musste immerwieder für ein Kompliment geworben werden oft wurde es unter der vielen teilweise wirklichübertriebenen Selbstkritik vergessen. An diesen 2 Tagen konnte ich nun genau das Gegenteilerleben.Ein zweiter Punkt der mir nach all den Monaten noch im Gedächtnis gelbieben ist, bezieht sich aufzwei „Aufpasser“, die die ganze Konferenz über von der Seite auf uns andere beobachtet haben undStrafzettel verteilt haben wenn man mit seinem Nachbarn geredet hat oder nicht aufmerksam war.Wohlbemerkt die Versammlung bestand aus meist volljährigen Jugendlichen oder jungenErwachsenen – Kindergärtner waren meines Erachtens unangebracht.So wurden also alle Punkte abgearbeitet, besprochen, gelobt, entlastet und neu gewählt bis es dannendlich zum interessanten Teil des Wochenendes übergehen konnte „el baile“ - der Tanz.Die „leones“ ließen hier keine Wünsche offen und sorgten für Musik und Bier. So konnte man sichdas eingeschlafene Gesäß und die Beine also mal so richtig frei tanzen.Wie ich schon in einem meiner früheren Rundbriefe geschrieben habe wenn der Tico eine freieFläche und Musik hat, gibt’s kein Halten mehr...Neben all dem Warten, einleben und der Konferenz war mein Deutschkurs eine der wenigenKonstanten im Februar. Nachdem die Schule und die Uni wieder begonnen haben, ist die Zahl derSchüler und Lernwilligen zwar rapide zurückgegangen, dafür aber seit Februar konstant geblieben.Meine 3 jetzt fast schon abiturfähigen „Schüler“ sind mittlerweile Freunde geworden und mancheDetuschkurse sind auch schon zu einer Art „Kaffeekränzchen“ oder „politischenDiskussionsrunden“ benuzt worden. Trotzdem versuchen wir hin und wieder Grammatik zu pauken.Und wenn ich „wir“ meine schließe ich mich mitein. Oder wusstet ihr, dass man das deutschePerfekt bei Verben der Bewegung mit dem Hilfsverb „sein“ und alle anderen mit dem Hilfsverb„haben“ bildet?Auf jeden Fall macht es allen Spaß – gelacht wird reichlich. Außerdem sind Herbert Grönemeyer,Konstantin Wecker und die Sportis nicht länger unbekannt in Costa Rica.

Im März ging es arbeitstechnisch schließlich wieder richtig los. Mein Wunsch wieder in derCEUNA anzufangen haben wir in diesem Monat in die Tat umgesetzt und wurde auch von seitensder Schule – also der Lehrer und der Direktorinnen mit offenen Armen aufgenommen. Ich solltezunächst bei vier Projekten mitarbeiten: Mit der ersten Klasse im hauseigenen „lumbricario“ - derWurmaufzuchts- und Bioabfallerwertungsstation der Schule. Mit den Drittklässlern arbeite ich imSolarofen-Projekt mit. Das mitgebrachte Essen wird jeden Tag von den fünf selbstgebautenSolaröfen auf Höchsttemperatur erwärmt und so kein Strom dafür benötigt. Jedoch gilt es die Öfenhin und wieder zu putzen oder kleine Wartungsarbeiten vorzunehmen.An einem anderen Morgen geht es dann zuerst mit den „Sechsern“ in den Wald – gießen, pflanzenund was sonst noch so im Wald ansteht. Danach arbeitet die fünfte Klasse in einem Garten, den sieüber das ganze Schuljahr hinweg erst gesäubert, dann Beet angelegt und schließlich Kräuter oderGemüse gepflanzt haben.Nachdem ich wieder eine Woche in der CEUNA angefangen habe, wurde ich von der Dirktorin des„colegio“ gefragt, ob ich nicht Lust hätte an einem Nachmittag den Englischunterricht der 10. und

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11. Klasse zu übernehmen. Es geht dabei um die „Konversationsstunden“. Wirklich überrascht vondem Vertrauen musste ich einfach zusagen. Da es mittlerweile in den meisten zumindest urbanenGebieten Costa Ricas Englischunterricht gibt, herrscht permanenter Englischlehrermangel und dadieser Unterricht schon seit einigen Wochen ausgefallen war, wurde ich gleich in die Pflichtgenommen. Da sich mittlerweile mein Spanisch ziemlich gefestigt hat, wird auch das Englischwieder besser. So unterrichte ich also einmal in der Woche Englisch und versuche jede Woche aufsneue meine Schüler zum Reden zu animieren. Die Unterschiede in den beiden Klassen sindziemlich groß. Da gibt es einige die schon ein paar Jahre z.B. in den Staaten gelebt haben, aber auchjene die mit Englisch auf Kriegsfuss stehen und mir lieber auf Spanisch antworten. Mit diesenDifferenzen ein Gesrpäch aufzubauen ist nicht immer einfach, aber es macht Spaß. Das erstaunlichdabei ist immer dann wenn man bei der Vorbereitung denkt dieses Thema ist der Renner, läuft in derKlasse gar nichts und manchmal enstehen aber echt tolle Gespräche oder Diskussionen. Das istgenau die Herausforderung bzw. das Spannende mit Jugendlichen zusammenzuarbeiten und einfachnur stark und macht mich glücklich.

„Mit Kamera in Panama“Nun ein kleiner Themenwechsel: Ende März bzw. Anfang April stand dann Ostern an, wo ichmeine Cousine Maren und ihren Freund Markus erwartete und zuvor musste ich noch mein Visaerneuern und wieder einmal das Land verlassen. Da wir nun schon zwei Mal in den Norden alsoNicaragua gereist sind, beschlossen Lilli und ich dieses Mal Panama zu besuchen. Das wenn Lilliund Felix alleine auf Reisen gehen, alles etwas kaotisch werden würde, war von vorne herein klar.Es verreisen also 2 junge Menschen, die eine sehr entfernte Beziehung zu Geld haben und Planungauch eher im letzten Moment geschieht.Wir fuhren also zunächst von San Jose direkt nach David in Panama. Diese nächstgrößte Stadt nachder Grenze wird von vielen Touristen als Übernachtungsmöglichkeit genutzt, so auch von uns.David hat außerdem ansonsten nicht viel mehr zu bieten außer, dass es die Stadt mit den meistenCasinos in ganz Panama ist (aber das mit dem Geld hatte ich ja gerade angesprochen).So blieben wir 2 Nächte im Hostel in David und lernten ein paar verrückte Menschen mehr kennen.Eine haben wir dabei ganz besonders ins Herz geschlossen: Katie. Die erste US-amerikanerin, dieich nicht für oberflächlich, hochnäßig oder laut empfungen habe.Mit ihr machten wir einen Ausflug auf Land in der Nähe Davids.Mein Eindruck von Panama bis dahin war, dass ich keine großen Unterschiede zu Costa Rica erkennen konnte. Das es in Panama mehr indigene Bevölkerung gab, fiel auf. Denn gerade die Frauen machen das Straßenbild mit ihrer Kleidung bunter und lebendiger. „Der rasende Gefrierschrank“Nach 2 Tagen entschlossen wir und schließlich in die Hauptstadt weiterzureisen. So machten wiruns mit dem Nachtbus auf nach Panama-Stadt. Geplant war eigentlich während der Busfahrt zuschlafen, um dann morgens halbwegs fit und ausgeschlafen am Zielort auszusteigen. Das derDoppeldeckerluxusbus jedoch eine rasende Gefriertruhe war, wussten wir nicht. Man mussannehmen, dass wir noch gefrorene Lebensmittel mit an Bord hatten anders lässt sich wohl nichterkären einen Bus mit schlafwilligen Passagieren auf 10 Grad herunterzukühlen. Der zunächstvermutete Superpreis – die 2 Plätze, im 2. Stock ganz vorne am Fenster – stellten sich während derFahrt jedoch als Strafbank heraus. Den genau unter uns wurde die Luft heruntergekühlt undgleichzeitig vor meiner Nase ausgestoßen.Als ich in Panama City am Terminal ausstieg, habe ich keine Minute geschlafen, zitterte und meineLungen machten sich bemerkbar beim atmen. Herzlich Willkommen!Um eine Erfahrung reicher gings dann endlich in Hostal – wo zum Glück nur Ventilatoren eingesetzt wurden. Mit Panama City und dem Viertel des Hostals haben wir wirklich ein Glückslos getroffen.Die Hauptstadt Panamas ist wirklich anders zu San Jose oder Managua. Zum einen hat sie eineSkyline, die der in New York ähnelt und zum anderen einen alten Stadtteil, der mich an ein LaHavana oder eine kleines spanische Stadt erinnerte.

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> die 2 Seiten einer Stadt: Skyline und Casco Viejo

„Hostalgeschichten“Hier hatten wir auch die Gelegeneheit „panamenos“ kennen zu lernen und mussten feststellen, dassdiese oft stille, aber abslout hilfsbereite und offene Mitmenschen sind. Nicht nur einmal hat unsjemand als wir nach dem Weg fragten genau zum gewünschten Punkt gebracht.Im Gegensatz dazu war ich von der angeblichen Attraktion Panamas – dem Kanal – etwasenttäuscht. Die Staustufe in Iffezheim am Rhein ist nicht viel anders.

>Nicht die Staustufe in Iffezheim: der Panamakanal!

Auf dieser Reise habe ich zudem meine Erfahrungen mit den Tausenden von den s.g. „traverlern“ ausbauen können. Es ensteht in diesen Hostals oft ein gewisses Ambiente was mir nicht zusagt undmich – gerade in diesem Hostal – an den Rande des Ertragbaren gebracht hat.Jeden Abend geht die „competition“ von vorne los. Nachdem man zu 10. Mal seinen Namen,Herkunft und Bildungsgrad genannt hat ist der Kampf eröffnet. Das Spiel geht so: Mit möglichstwenig Geld, mölichst viele Länder, Städte, Plätze lateinamerikas – in der Fachsprache „spots“genannt, in möglichst wenig Tagen gesehen zu haben. Dabei „cool“ rüberkommen und immer schönseine vorgetäuschte Alternativität in dem Massenspektakel bewahren. Wer das am besten kann,gewinnt. Der Preis ist klar: Aufmerksamkeit von den anderen Mitspielern bzw. Gegnern –hoffentlich vom anderen Geschlecht.Die Spielsprache ist übrigens englisch – wen wunderts. Wer dabei die Sprache nicht perfektbeherscht und die spanischen Namen der „spots“ so ausspricht wie sie einst getauft wurden, wirdnicht verstanden und ist somit ausgeschieden.Noch ein kleiner Tipp für alle „Naivchen“ unter uns: man reserviert das Hostalzimmer in PanamaCity auch in englisch. Denn wer spricht den heuzutage noch die Landessprache. Are you crazydude?Mit diesen schönen und interessanten Erfahrungen gings dann nach 3 Tagen wieder in der rasenden Gefrierbox nach David und anschließend wieder nach Hause.

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Unbemerkt hat sich derweil auch schon die erste Aprilwoche angeschlichen und somit die „semana santa“ - die Karwoche. Für die nächsten 2 Wochen hat sich Besuch aus Deutschland angekündigt.Für meine „prima“ Maren und ihr „novio“ Markus war der Weg zu dem für ein Jahr ausgeflogenenFamilienmitglied nicht zu lang und wir konnten so 2 super Wochen verbringen. In der ersten Wochehabe ich ihnen San José, Heredia und San Rafael gezeigt. Wobei diese Woche durchaus auch fürmich Überraschungen bereit hilt. Den in der „semana santa“ ist so manches anders als sonst. VieleGeschäfte sind geschlossen, die Menschen am Meer und somit kaum was los. In einem ordentlichkatholischen Land gehört es natürlich auch dazu, dass von Gründonnerstag bis Ostersonntag derAlkoholausschank per Gesetz verboten ist. So waren Bars geschlossen und die Alkholregale imSupermarkt mit schwarzen planen behängt und das polizeilich Sigel machte die Sache komplett.Am Karfreitag, der hier „viernes santo“ genannt wird, finden überall im Land Prozessionen statt.Die Leidensgeschichte Jesu wird sozusagen noch einmal nachgespielt. An den verschiedenenStationen trifft die auf einer Art Altar getragende Jesusfigur auf Personen, die im Leben Jesu einewichtige Rolle gespielt haben. Bis der Altar mit der ihm folgenden Menschenmenge schließlich beider Kirche ankommt. Wie auch von den Fronleichnamsprozessionen in Deutschland bekannt, wirddas ganze Spektakel von einer Musikgruppe begeleitet.

Neue ProjekteNach soviel Urlaub wurde es Mitte April aber auch einmal wieder Zeit mich meinen Projekten zuwidmen. Ich begann wieder in der CEUNA die Umweltprojekte mitzumachen und denEnglischunterricht zu geben, außerdem begann ich ein neues Projekt zum Thema „reciclaje“ -Recycling in einer Grundschule San Rafael.Mit jeweils allen Klassenstufen und Gruppen würde ich in den nächsten Wochen jeweils eineStunde ein Projekt zum Thema Recycling machen. So bereitete ich mit Hilfe der Mitglieder der„Asosiación“ und dem Internet jeweils verschiede kleineProjekte für die einzelnen Alterstufen vor.In den ersten Klassen bot es sich z.B. eine Geschichte zum Thema vorzulesen, mit anderen habe ich aus einer alten Dose einen Kerzenständer gebastelt oder ein Recycling-Memory erstellt.Weil in diesem Thema so viele verschiedene Dinge möglich sind, entschloss ich mich mit derAsosiación dazu das Projekt nach der Schule in Concepción in einer weiteren Grundschule fortzuführen. So fanden wir im Stadtteil „La Suiza“ den geeigneten Ort.

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Mit der Erfahrung aus „Concepción“ konnte ich so bestimmte Projekte aus- bzw. umbauen oder aber ganz neue Sachen machen. So spielte ich mit den 5. Klassen in „La Suiza“ ein Recycling-Quiz, bei dem ich fragen stellt, die Schüler in Gruppen aufgeteilt auch selber Fragen erfinden und ihren Mitschülern stellen durften. Dass eine Klorolle nicht nur Müll, sondern auch ein nützlicher Gegenstand sein kann, erfuhren die Kids der 4. Klassen. Nach einigenVerschönerungs- und Dekorationsarbeiten dient ihnen die „ehemalige“ Klorolle nun als Aufbewahrungsgegenstand für ihre Mal- und Schreibstifte. Mit den Größten wurde ich dieses Mal dann schon ein bisschen theoretischer. Es ging um die Dauer der Zersetzung von Gegenständen in der Natur. Wie lange benötigt also die Natur, um eine Baterie zu zersetzen?Dennoch durfte auch der praktische und künstlerische Bereich nicht fehlen. So stellten die Schüler selbst eine Zeitleiste mit zugehörigen Bildern her. Im Klassenzimmer aufgegangen zeigt sie nun wie viel Jahre welcher Gegenstand braucht, um von der Erde in seine Bestandteile zersetzt zu werden.Das erstaunliche ist jedes Mal aufs neues lassen sich die Kids begeistern. Sobald die Aufgabekreativ ist und auch praktische Elemente beeinhaltet, sind sie sofort dabei. Das meine Eigenschaft als Ausländer und „nicht-Lehrer“ mir bei der Motivation der Schüler helfen, ist mir bewusst, aber das kann nicht alles sein.Und so kann auch ich einiges von den „Kleinen“ lernen: offen sein für neues, Begeisterung zeigenund neugierig sein, sind die 3 Eigenschaften die mir zuerst einfallen. Besonders letzteres ist glaubeich eine Attribut, das wir nicht verlieren sollten wenn wir älter werden. Es hält uns wach und denGeist am Leben.Um mit den Kindern arbeiten zu können, die Pojekte so durchführen zu können, ist natürlich jedesMal die Unterstützung der Direktorinnen und Lehrkräfte notwendig. Hier erstaunt mich immerwieder wie offen und umkompliziert ich aufgenommen werde. Ich darf mich in meinen Projektensozusagen frei ausleben und Termine werden spontan mit der Direktorin getroffen, wobei das dannnoch lange nicht bedeutet das dieser dann auch wahrgenommen werden kann.Aber im Prinzip hat wirklich positive Seiten: alles was bei uns immer unter „Flexibiltät“ verstandenwird, sind die Leute hier schon lange. Dabei aber noch glücklich.

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> Impressionen aus den verschiedenen Schulen und Projekten

Hose runter? - Erste Erfahrungen mit dem costa-ricanischem GesundheitssystemPünklich mit dem Beginn der Regenzeit im Mai habe ich gleich die erste Gelegenheit genutzt undein paar Grippeviren bei mir aufgenommen. Ihnen hat es scheinbar so gut gefallen, dass sie garnicht mehr gehen wollten.Ich nehme an sie haben nicht damit gerechnet, dass auch ein überzeugter Homöopath irgendwanndie Schnauze voll hat und zu härteren Maßnahmen greifen kann.Nach 4 Tagen Grippe entschloss ich mich also das letzte aller Mittel in Anspruch zu nehmen: „laclinica“ und damit den costa-ricanischen Gesundheitsapperat. Nicht weil er übermäßig schlecht ist,aber ich eigentlich keine Chemiebomben zur Bekämpfung einer normalen Grippe nehme.Aber aus Abenteuerlust und Neugier hab ich mich also an einem regnerischen Montag Nachmittagzu Klinik von San Rafael aufgemacht. Man muss dazusagen, dass der normale Tico, wenn er krankist, nicht unbedingt zu einem Hausarzt geht, sondern in die Klinik und sich dort von dendiensthabenden Ärzten behandeln lässt.Bevor man jedoch ein knapp 5 minütges Frage- und Antwortspiel mit dem Doktor spielen darf,heißt es zunächst Schlange stehen: Anmelden. Anstehen ist nie wirklich nett, aber bei 38 Fieber undvielen hustenden und keuchenden Menschen noch viel weniger.Schließlich konnte ich der Frau an der Anmeldung auch erklären, dass ich Ausänder bin, somit nichtin Costa Rica krankenversichert, weder Frau noch Kinder habe und einfach nur untersucht werden

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möchte. Einen Schalter weiter wurden mir dann Papiere ausghändigt mit denen ich zurUntersuchungsschlange kam. Diese passiert und von der Frau Doktor abgehört ging es wiederzurück in die Schlange vom Anfang. Wie vermutet laß ich nach der Untersuchung, dass eine böseWort: Penecillin. Hoffentlich überlebe ich das?Während mich die Ärztin untersuchte hat sie mit keinem Wort erwähnt was sie mir verschreibenwürde. Sie fragte nur, ob ich das Medikament „X“ in Form von Tabletten oder gleich als Spritze„einnehmen“ möchte. Ich entschied mich spontan für die spitzigere Variante.Nachdem ich also zum zweiten Mal Schlange 1 erfolgreich passier hatte, noch meinSchmerztabletten-Rezept bei der hauseigenen Apotheke abgegeben hatte, gings zum spritzen.Und hier war ich wirklich überrascht. Es wurden vor der Injektion 2 Proben gemacht, ob ich nichtallergisch auf das Penicillin bin.Auf Grund sprachlicher Defizite meinerseits kam es dann zum Missverständnis des Tages, das sokurz vor dem Feierabend auch den Krankenschwestern noch einmal ein lächeln auf die Lippengezaubert hat.Oder wisst Ihr etwa was die „nalgas“ sind?

> Seminare: 2 Aktivitäten, die bisher noch unerwähnt blieben. Das Eirene-Costa Rica-Zwischenseminar im April und ein Austausch-Wochenende zwischen costa-ricanischen, spanischen und deutschen Jugendlichen im Juni

Im Juni habe ich neben dem Recycling-Projekt in „La Suiza“ haupsächlich in der CEUNAgearbeitet.An 2 Tagen im Juni wurde in der CEUNA das jährlich stattfindende Sprachen-Festival gefeiert, beidem ich am ersten Tag nicht nur dabei sein, sondern sogar mitwirken konnte.Ich habe damals gleich am Abend eine Artikel dazugeschrieben, weil ich wirklich beeindruckt warund es immer noch bin:

Gewaltfreiheit mal anders„El Festival de los idiomas e informática“ der CEUNAEine Gesellschaft ohne Gewalt ist eine der tragenden Säulen der Philisophie Eirenes. Wunsch undUtopie zugleich. Das man an Utopien im täglichen Leben arbeiten kann und muss, bewieß mirheute auf tolle Art und Weiße die CEUNA – eine der Schulen in denen ich hier im Rahmen meinesFreiwilligendienstes arbeite.Das Thema „por una sociedad sin violencia“ haben sich Schüler und Lehrer als Motto für dasdiesjährige Festival der Sprachen ausgesucht.Whow und wieder einmal hat mich diese Schule überrascht!Eine bunte Mischung aus Theater, Gedichten, Zirkus, Monologen, Musik und natürlich Sprachen istdaraus geworden – ein Feuerwerk der Kreativität. Klein und Groß, Schüler und Lehrer, Abiturientenund 1.Klässler konnten ihren Teil dazu beitragen.Das es bei diesem Festival um nichts anderes geht als eine Utopie ein Stück weit Wirklichkeitwerden zu lassen, war schon nach dem Eröffnungssong Glas klar.

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John Lennons „Imagine“ gesungen von der Englischlehrerin Milady und dem Backroundchor der 6.Klasse, begleitet von der Band bestehend aus Schülern der „secundaria“. Die Musik und dasGesungene in pantomimische Sprache übersetzt, haben 4 Schülerinnnen und Schüler der 8. Klasse.Genial!Weiter ging es mit verschiedenen Beiträgen der einzelnen Grundschulklasse. Ins Auge gestochensind dabei zum einen der Monolog eines Schülers der Vorschulklasse, der Nachts nicht schlafenkann, weil er tagsüber mit Gewalt in allen möglichen Formen und Arten konfrontiert wird, sei esGewalt zwischen Freunden, in der Familie, Mobbing oder die mutwillige Zerstörung der Natur inseinem Land. Was ihn am meisten wundert, dass wir alle noch ruhig schlafen können...!Auch Geheimagent David aus der 1.Klasse versucht verzweifelt seine Spezialmission „Rettung derErde“ zu erfüllen – er stellt dabei als Zwischenergebnis fest: „Mehr Mithilfe erforderlich, misionnot completed!“.

Nachdem in spanisch, englisch und pantomimisch Musik, Monolog und mehr gezeigt wurden, hießes nun Manege frei für „Le Cirque“. Die 9. Klassen sowie die Lehrer haben dabei ihr bestesgegeben dem Motto Nachdruck zu verleihen.Die Message kam auch hier an: Wer zusammen Kunststücke einübt und seine Talente positiveinsetzt, stärkt sein eigenes Selbstbewusstsein und hat es schließlich nicht mehr nötig sich mitFäusten zu beweisen.Das eine asiatische junge Dame, 2 kleine Straßenganster, ein muslimischer Geistlicher, ein„campesino“, ein Travesti und der strenge, unnahbare Deutsche trotz aller kulturellen Unterschiede

und den hinderlichen Stereotypen trotzdem oder gerade deswegen zusammen etwas bewirkenkönnen, zeigten schließlich die Lehrer der CEUNA. Die selben Finger, die zuvor aufeinanderzeigten, schlossen sich schließlich zu einer Hand in Hand arbeiteten Gruppe zusammen.Mit diesem Festival hat mich Costa Rica und vor allem die CEUNA einmal mehr überrascht.Dieser morgen und diese Erfahrung ist für mich eines der Beispiele, die ich unbedingt mit zurücknach Deutschland nehmen möchte. Platz für solche Aktivitäten in deutschen Schulen gibt es selten. Es ist manchmal einfach nötig 2 Stunden Mathe-Unterricht für die Vorbereitung und dieDurchfühung eines solchen Festivals zu investieren.Das auch die CEUNA an der Utopie der gewaltfreien Gesellschaft arbeiten muss, zeigte sich schonbeim Mittagessen, als es darum ging wer neben wem sitzen darf und dabei wieder einmal dieausgesreckte Hand entscheiden sollte.Festivals wie diese schaffen auf jeden Fall den Freiraum sich auf kreative Weiße, interkulturell,mehrsprachig, altersgerecht und witzig mit Utopien wie der Gewaltfreiheit auseinander zu setzen –also sehen, hören, dabei sein, mitmachen und staunen.

You may say I'm a dreamer, but I'm not the only one. I hope some day you'll join us. And the worldwill live as one!Talvez me digas que soy un sonador , pero no soy el unico. Espero que un día te nos unas. Y por fin el mundo vivirá como uno solo.

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Beeindruckt von diesem tollen Morgen ging es dann in der lezten Juniwoche, die zugleich dieletzte Schulwoche vor den zweiwöchigen Sommerferien war, für alle 5 Schultage in die CEUNA.Da die Englischlehrerin des „colegio“ heiratete, durfte sie schon eine Woche früher in Urlaub alsoin ihrem „luna de miel“ fahren. So übernahm ich also die ganze Woche in den 7. bis 11. Klassen denUnterricht. Wieder einmal wurde mir großes Vertrauen von den Jungs und Mädels der CEUNAentgegengebracht.In dieser Woche hab ich dann mit fast allen Klassen Projekte gemacht, die ich zuvor mit derEnglischlehrerin abgesprochen habe. Außerdem wurden einige Klassenarbeiten geschrieben, wobeiich auch zwei „beaufsichtigen“ durfte. Und ich kann nun endlich mit all meinen ehemaligenLehrerinnen und Lehrern mitfiebern. Klassenarbeiten zu beaufsichtigen ist eine der schönsten Dingeauf der Welt oder zumindestens in der Welt eines Lehrers. Ich habe alles genau so gemacht wie iches von meinen Lehrern immer gehasst habe: Ich bin im Klassenzimmer herumgelaufen – habe michvon einer Ecke in die andere bewegt, so dass mir kein Schummeln entgehen konnte. Diese Ruheund viele denkende, arbeitende Schüler. Ist das toll! Zum ersten Mal in meinem Leben war ich aufder anderen Seite gestanden und ich weiß nicht was ich getan hätte, wenn ich jemanden beimSchummeln erwischt hätte.In jeden Fall hat mich diese Woche wieder ein Stück näher in die Schulgemeinschaft gebracht.Sowohl der Kontakt zu den Schülern als auch zu den Lehrern hat sich intensiviert und ich gingglücklich aber auch ein bisschen geschafft in die zwei schulfreien Juliwochen.Zwar waren diese Tage schulfrei jedoch nicht Urlaub. Ein eigentlich geplanter Umweltkurs wurdezwar kurzfristig abgesagt, aber ich hatte einige Dinge zu erledigen. Neben diesem Rundbrief, dem

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Deutschkurs habe ich auch ein neues Projekt begonnen. Mein Plan ist eine Website für die„Asosiación“ zu gestalten. Da in San Rafael und vor allem auch in meiner Organisation verdammtviel Aktivitäten und Projekte gestartet werden, diese aber kaum in die breite Öffentlichkeit getragenwerden, ist eine eigene Website mit Blog eine gute alternative.Außerdem kann so auch der Bekanntheitsgrad des „Centro de Acopio“ bei vor allem den jungen„rafaelños”erhöht werden. Zudem ist es eine gute Aufgabe für einen Freiwilligen wie mich.Die Adresse der Homepage lautet > > >www.reciclajesanrafael.wordpress.com<< < für alle, dieauch mal vorbeisurfen wollen. Im Moment fehlt allerdings noch der Inhalt. Der Prozess wiederetwas länger dauern als gedacht, da ich die Texte zunächst einmal nicht alleine schreiben möchteund ich somit auf die Mithilfe der „Asosiación“ angewiesen bin. Die sind aber im Moment in allereianderer Aktiviäten eingebunden.Einfach immer wieder vorbeischauen!

> Der Pazifik Costa Ricas zwischen Jacó und Puntarenas

In der ersten Ferienwoche wurde ich außerdem zu zwei Lehrerausflügen der CEUNA eingeladen.An einem Mittwochmorgen trafen wir uns alle, um gemeinsam einen Tag auf der „ICE-Finca“ zuverbringen. Man kann dort eine überdachte mit Sitzgelegenheiten und Grill eingerichtete Hüttemieten. Außerdem gab es einen Basketballplatz und ein Schwimmbecken.Was darf jedoch absolut nicht fehlen, wenn Ticos feiern? Die Musik.Und so ging es nach dem Frühstück und einer runde Volleyball spielen oder schwimmen gleich zmKaraoke über.Auf Grund des nahen Todes von Michael Jackson und da ich als Vetretung für dieEnglischfachschaft sozusagen wie geschaffen dafür war, wurden mir alle möglichen Lieder vondem King of Pop aufgelegt, die dann zum Besten gab. Mit Hilfe der Leherin der 1.Klasse Carlawurde der Jackson-Hit „Beat It“ zum Numer 1 Hit dieses Tages.Aber auch der Rest der Belegschaft musste nicht lange ans Mirkofon gebeten werden. Die Liste derspanischsprachigen Liebeslieder ist geradezu unendlich und somit für die vorwiegend weiblichenAusflugsteilnehmer ein gefundenes Fressen. Ob Solo, im Duett oder gleich die ganze Truppewirklich jeder durfte mal ran.Da die Karaokemaschine mit der Musiklehrerin aber wieder nach Hause ging, der Tag jedoch nochnicht zu Ende war, wurde kurzer Hand das Tanzbein geschwungen. Für alle, die keine Lust aufSalsa-Rhythmen hatte blieb immer noch das kühle Nass.Bei einem Ausflug der CEUNAeros und CEUNAeras darf jedoch ein Spiel bestimmt nicht fehlenwie an dem Tag lernen und erfahren durfte: und so hieß es am Ende des Tages schließlich „BINGO,BINGO, BINGO!“ und das Zockerfieber kam wieder auf.Und ich hatte an diesem Tag das Spielglück auf meiner Seite. 2 der 3 Runden konnte ich für mich

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entscheiden und nahm insgesamt umgerechnet 50 Cent Gewinn mit nach Hause.Diese konnte ich dann gleich wieder bei nächsten Ausflug am darauffolgenden Tag imVergnügungspark ausgeben.Am Ende der zweiten Ferienwoche hat das Bildungsministerium allen Lehrer und Schülern nocheine kleine Überraschung bereit gehalten: „Schweinegrippe-Frei“. Auf Grund der angeblich soschlimmen Grippewelle wurden die Ferien um eine ganze Woche verlängert.So muss auch ich der Behörde in San José danken, obwohl ich diese Schweinegrippe-Hysterie füreine von Pharmaziekonzernen erfundene „Tamiflu-Verkaufsstrategie“ halte. Läuft das Medikament,dass auch gegen die „Vogelgrippe“ half, ausgerechnet diesen Winter aus.Auf jeden Fall ist dieser Rundbrief vor allem der „schweinegrippefreien“ Woche zu verdanken.

> Der Hauptkrater des Vulkan Irazú im Süden des Valle Central

An Tagen wie diesenNeben den ganzen tollen und spannenden Erfahrungen, die man macht, gibt es dennoch immerwieder Tage, an denen man ins zweifeln gerät.Tage, an denen man über den Sinn dieses Jahrs nachdenkt.Hat mein Projekt überhaupt einen Sinn? Also macht es einen Unterschied, ob ich hier bin undmitarbeite oder wird man es gar nicht bemerken wenn ich wieder weg bin? Es wäre ja auch nichtanders wenn ich nicht gekommen wäre.Die negativen Gedanken drehen sich meist um diese Fragen.Zum einen liegt es manchmal am Verhalten der Organisation und an meinen Erwartungen , die ichan sie habe was die Einbindung in selbige angeht. Auf der einen Seite werden immer Projekte fürmich gesucht und gefunden auf der anderen Seite findet eine Einbindung in die tatsächliche„Asosiaciónsarbeit“ eigentlich nicht statt. Der Fakt, dass meine Organisation nur ehrenamtlicharbeitet, ist sicherlich ein Grund hierfür. Dennoch sind bisher alle Bemühungen mich in die Arbeitder Asosiación einzubringen, gescheitert. Die Homepage ist ein weiterer Versuch.An Tagen wie diesen fühlt man sich eher als „Gast“ und die Bezeichnung „voluntario“ scheinteinem fehl am Platz.Je mehr es nun auch in Richtung Ende des Freiwilligendienst geht, denkt man noch einen Schrittweiter. Was habe ich eigentlich geleistet? Habe ich zumindest eine gute, zumindest eine kleinenachhaltige Spur hier gelassen? Was kann ich bis September noch tun? Ich will doch ein guter,vielleicht sogar besonderer Freiwilliger gewesen sein.Viele der anderen Freiwilligen von anderen Organisationen aus Deutschland, die ich in diesem Jahrkennen gelernt habe, beenden in diesen Tagen und Wochen ihre Arbeit hier und kehren etwas frühernach Deutschland zurück. So denke ich seit einiger Zeit auch darüber nach wie wird es wohl sein,wenn ich in 3 Monaten nach Hause komme.

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Das Leben, dass ich nun seit einem Jahr lebe, unterscheidet sich doch sehr von dem zu Hause inDeutschland. Das hat mich geprägt und wohl auch verändert. Werde ich mich also wieder zu Hauseeinleben können? In wie fern haben sich Familie und Freunde in diesen Jahr verändert undentwickelt? Wird es überhaupt kein Problem sein sich einzuleben, kann man einfach anfangen woich im Juli 2008 aufgehört habe. Das will ich doch eigentlich gar nicht. Ich will doch meine neuenAnsichten und veränderten Gewohnheiten auch und gerade zu Hause aus- und weiterleben.Auch diese Gedanken kommen nun auf, auch wenn sie nicht so gegenwärtig sind wie andere.Man kann sie zum Glück mit den anderen Teilen, da auch die anderen Freiwilligen diese Gedankenund Zweifel haben.

Heute, Dienstag 28. Juli 2009 – was ist und was wird noch seinGegen Ende dieses Rundbrief, in dem ich mal wieder die Frechheit besessen habe meine Erlebnisseund Gedanken in Worte zu fassen, möchte ich Euch und mir noch einen kleinen Ausblick auf diekommenden 3 Monate geben und auch das Gegenwärtige einmal aufgreifen.In 2 Tagen werde ich meinen 21. Geburtstag feiern, was gleichzeitig auch bedeutet, dass ich und dieanderen, die mit mir gekommen sind, schon ein unglaubliches Jahr – 12 Monate – hier sind. Fragtmich nicht, wo die Zeit geblieben ist.Außerdem bekomme ich am Donnerstag Besuch von 2 Freunden aus Deutschland, was dieAufregung noch einmal um 100% ansteigen lässt. Ich werde meinen letzten Urlaub für dasArbeitsjahr hier nehmen und noch einmal Costa Rica entdecken. Es gibt noch so viel was ich nochnicht gesehen habe.Danach werde ich mich in meine letzten 6 Wochen Arbei in San Rafael stürzten. Es gilt das Projektin „La Suiza“ zu beenden und das letzte Projekt in der Schule von „Santiago“ zu beginnen. Hierwerde ich als Höhepunkt wahrscheinlich ein Theaterstück mit einer Gruppe von Kids zum ThemaUmwelt und Recycling versuchen zu schreiben und schließlich auch aufzuführen. Die restliche Zeitwerde ich dann bei meinen Freunden in der CEUNA und im Deutschkurs verbringen.Anfang September kommt dann schon Max, mein Nachfolger, nach San Rafael. Mit ihm werde ichdie letzten 3 Wochen hier verbringen, ihm die Arbeitsorte, die Kollegen und Menschen San Rafaelsverstellen.Im Oktober wird dann ein weiterer Traum war: Cuba. Ich werde 3 Wochen bis Ende Oktober mit

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einer Freundin, die Freiwillige bei Eirene in Nicaragua ist, auf Cuba verbringen.Diese Reise, dieses Erfahrungen machen zu können, bin ich echt dankbar und muss zunächst manmeinen Eltern danken, dass sie mich dabei unterstützen.Der Ort, die Menschen, die Kultur, die Politik - alle Reden davon, jeder hat eine Meinung. Dochwer kann wirklich was dazusagen? Nur der, der dort gewesen ist.Ich bin so gespannt darauf wie es sein wird und kann es kaum erwarten am 7. Oktober in denFlieger zu steigen.Als letzter Vorschaupunkt bleibt mir im November die Rückreise nach Deutschland mit 16 MonatenLeben, Erfahrungen und Abenteuer in Mittelamerikaim Gepäck.Dieser Rundbrief ist wahrscheinlich somit auch der letzte aus Costa Rica. Ich werde meinen letztenRundbrief für August, Septmber und Oktober dann in Deutschland schreiben und an Euch schicken.Jetzt wünsche ich Euch erst einmal einen schönen Sommer in Deutschland und genießt die Zeit egalwo auf der Welt.An meine Unterstützer, Freunde und Familie möchte ich noch ein dickes Dankeschön sagen! Ihrseht, es hat sich gelohnt dieses Abendteuer zu machen – mit Eirene und Euch in Costa Rica.Lasst außerdem auch einmal wieder von Euch hören und antwortet auf Sachen, die ich imRundbrief anspreche. Denn diesen Rundbrief zu schreiben, hilft nicht nur Euch zu informieren,sondern auch mir mein Leben und Tun hier zu reflektieren.

Passt auf Euch auf,Euer Felix