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ErsteHilfebeiKJ=Krisenintervention
→ Wer kann intervenieren?
Jeder=„ErsteHilfe“
aber► eigeneGrenzenbeachten-
physische,emotionaleundfachlicheGrenzen!!!►ProfessionelleHilfe:
Telefonnotruf(Rettung,Polizei)Kriseninterventionsstellen(Ambulanzen,Spitäler)
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Kasuistik1• Achmed,15a,175cm,85kg,kommtmitPolizei,RettungüberAmtsarztinAmbulanz
• EskalationinWG,StreitmiteinemMitbewohner,wirftSessel,bedrohtPädagogin,istnichtberuhigbar;
• Ärztl.Gespräch,Konfliktnichtlösbar,Pat.weiterangespannt,willzurückinWG,bedrohtÄrztin
• Beurteilung:angespanntes,dysphorischesZustandsbildmitFremdgefährdung!
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Kasuistik2
• Sabine,16a,wirdleichtalkoholisiertvonFreundinnengebracht,ritztseitlängererZeit,willsichaufPartydiePulsadernaufschneiden,findetLebensinnlos;
• ÄrztlichesGespräch- nurwenigentspannbar,willunbedingtnachHause,nuroberflächl.Versprechungen;
• Beurteilung:DepressivesZustandsbildmitEinengungbeiVd.aufPersönlichkeitsstörung,EnthemmungdurchAlk-Konsum- nichtpaktfähig,akuteSelbstgefährdung!
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Kasuistik3• Michael,11a,zerstörtzuHause,nachGrenzsetzung- in
Raptuszustand- Zimmerpflanzen,AquariumundMobiliarundbedrohtdieKindesmutter.WirdmitRettungundPolizeigebracht…
• AnamnestischbereitswiederholteEskalationeninderSchulemitTätlichkeitgegenMitschülerundLehrer..
• schwierigessozialesUmfeld(„brokenhome“)• InärztlicherBehandlungwegenSchulverweigerung,
Impulshaftigkeit…• ImGespräch- ängstlich,nichtberuhigbar,willnicht
bleiben,drohtausdemFensterzuspringen• Beurteilung:angespanntesdysphorisch- ängstliches
Zustandsbild(Angststörung?)- akuteSelbst- undFremdgefährdung!
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Kasuistik4
• Paula,15a,fühltsich„erleuchtet“,seit3TagenzunehmendeSchlaflosigkeit,schmücktZimmermitKerzen,indischenHeiligenbildern,Selbstgespräche,Logorrhoe,verteiltwahllosGeldanPassantenundMitschüler,distanzlosesVerhalten- VorstellungdurchdieKlassenlehrerin..
• Elternnichterreichbar• Beurteilung:Manisch-psychotischesZustandsbild,keineKrankheitseinsichtigkeit- akuteSelbstgefährdung
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Kasuistik5• Aram,14a,ausSyrienstammend,wirdausWohnheimfür
minderjährigeunbegleiteteFlüchtlingevonPolizeiundRettunggebracht.
• ErseinacheinerBöller-Knallereivollkommen„ausgerastet“,habeMobiliarzerstörthabeundMitbewohnerundBetreuerattackiere,wolltedavonlaufen.
• Pat.zittertundimponiertangespannt,erscheintvölligabwesend.ErstaufmehrfacheAnsprachewendeterdenBlickzu,wirktbedrohlich;
• ErsprichtlautundschnellinseinerMuttersprache,obwohlerlt.BetreuerperfektDeutschkönne.ImmerwiederstarrteraufdieTür,beijedemlauterenGeräusch,dasvondraußennachinnendringt,zuckterzusammen.DieBetreuergebenan,dasserbishersehrfriedlichundangepasstgewesensei;DrogenundAlkohollehneerab.
• Beurteilung:ängstlich- angespanntesZustandsbild,Vdauf„flash-back“beiPTSD,Selbst-/(Fremd)gefährdung
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Kasuistik6• EineältereDameruftinAmbulanzan,dasssietelefonischvon
einemNachbarnverständigtwordensei,dasswiedereinmalmassiverStreitzwischenihrerTochter,eineralleinerziehendenMutter,undihrer12aEnkelin,Susi,bestehe.
• InderWohnunghabesiedanndasaufgebrachteMädchen,zerstörtesMobiliarunddieMutter, ihreTochter- erschöpfte,zerkratzteoffensichtlichalkoholisierte gefunden.DerKonfliktseiwegendesFernsehprogrammsentstanden.IhreEnkelinhabesichkaumberuhigt,habesiebeschimpfundsichimZimmerverbarrikadiert.Siehabeangegeben,ausdemFensterzuspringen,wennsiedasZimmerbetretenwürde.
• IhreTochterhabeangegeben,dieSituationimGriffzuhaben-„dasmachesieimmer,sieseinichternstzunehmen“undhatmichweggeschickt.
• Beurteilung: Krisensituationzwischenangespanntem12aMädchenundKindesmutter(eingeschränkterErziehungskompetenzundKindeswohlgefährdung)
• VerständigungvonPolizei,RettungundakuteVorstellung• Jugendhilfe
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Kasuistik7
• Robert,8awird,inBegleitungbeidergetrennterEltern,aufgrundvonakuterAggressionszustände(AggressiongegendiejüngereSchwester)akutvorgestellt;
• MassiveAnspannungderKindeseltermitoffensichtlichenKonfliktenhinsichtlichErziehung,BesuchsregelungundObsorge;
• psychomotorischeUnruhe,innereAnspannungvonRobert- imEinzelgesprächverzweifelt,weint,kaumberuhigbar,will„liebertotsein…“
• KonfliktzwischendenElternakutnichtklärbar…• Beurteilung:depressivesZustandsbild(reaktiv),Selbstgefährdung,massiveBelastungdurchUmfeld-stat.Aufnahme/Krisenzentrum(Jugendwohlfahrt)
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Kasuistik8
• 14aLarawirdvonKindesmutterakutinAmbulanzgebracht;siehabeihreTochterzurückgezogenimZimmergefundenundbeiihrRitzverletzungenandenUnterarmenentdeckt…siemachesichgroßeSorgen…
• Laraimponiertwortkarg,depressiv,dann- alsmitÄrztinalleine-zunehmendgesprächiger-erzählt,dasssiebereitsseiteinigenMonaten- beiSpannungszuständen-ritzenwürde,denkedabeiauchüberdasLebennach…;aktuellhabesieLiebeskummer…
• InderExplorationzunehmendbesserpos.affizierbar,erzähltvongeleibtenHaustier,keineSuizidgedanken,plantUnternehmungenmitFreundenfürkommendesWochenende(- willigtinweitereGesprächstermineein-wirdPhotosvonHaustiermitbringen…
• Beurteilung:depressiveVerstimmung,nichtsuizidaleSelbstverletzung– keineunmittelbare(schwere)Selbstgefährdung,Paktfähigkeitgegeben…
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Kasuistik9• NacheinemKonfliktineineWohngemeinschaftzwischenzwei14a
Bewohnern,werdendieseohneBegleitung,mitRettunginAmbulanzgebracht.
• TelefonischerklärtdereinzigedorttätigeBetreuer,erfühlesichüberfordert,ermüssesichnochum6andereJugendlichekümmern.
• Siesprechenmitdenbeiden-mittlerweile- ruhigenBurschenundkönnenEinsichterreichen.Sieversprechensich- glaubhaft-wiederzuvertragen.
• DerBetreuerbestehttelefonischdarauf,indemeraufeinebestehendepsychiatrischeBetreuungderbeidenverweist,dassbeideanderPsychiatriebleibensollen.
• Beurteilung:NachKrisengespräch,StabilisierungundBeruhigung,Paktfähigkeit- keineAufnahmeindikation(dieBurschenlehnenAufnahmeab);
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Selbstgefährdung
„ernsthafte“Ankündigungodertatsächlicherfolgte„Gewalt“gegendeneigenenKörpermitdemZieloderderGefahreinerSchädigungbzw.derSelbsttötung
• „ernsthaft“- Glaubwürdigkeit(psychiatr.zubeurteilen- z.B.:präsuizid.Syndrom)
• „Gewalt“- indirekt- z.B.:fallenlassen,liegenbleiben,Drogen,Med.einnehmendirekt- aktiveHandlungen(Stechen,Erschießen,Erhängen,etc.)
•akute/chron.Selbstgefährdung
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Fremdgefährdung
„ernsthafte“Ankündigungund/odertatsächlichegrenzüberschreitendepsychische/physischeBedrohung(undVerletzung/TötungvonMitmenschen)
•„ernsthaft“(Glaubwürdigkeit)• akut/chronisch• psychisch/physisch
• GefährdungvonMinderjährigen-fehlende/ungenügende/ungeeigneteObsorge
• GefährdendeSituation(GefahrvonMissbrauch,Misshandlung,fehlendeAufsicht,etc.)
• akut/chronisch
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
DerkinderpsychiatrischePatient
Selbst-/Fremdgefährdungdurch:• Einengung(Depression,Trauma)• reaktiv(Leistungsdruck,Beziehungsstörungen)• StörungderImpulskontrolle(z.B.ADHS)• Neuropsycholog.Störungen(TLS,z.B.Serealitätsstörungen,
etc.)• StörungderPersönlichkeitsentwicklung(Beziehungsinkonstanz,
Deprivation,„Über-Ich- Störungen“,etc.)• pädag.Mängel(fehlendeGrenzen,Überfürsorglichkeit,etc.)Spezifität: Kindesalter: Begriffder„Endgültigkeit“,„magischesWeltbild“,starke„Systemabhängigkeit“
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
DerjugendpsychiatrischePatient
Selbst- undFremdgefährdungauchdurch:•Psychiatr.Krankheitsbilder(Psychosen,bipolareStörungen,Depressio,Persönlichkeitsstörungen,Drogen,„Störungd.Sozialverhaltens“,etc.)
Spezifität: Jugendalter:Risikoverhalten, Imponiergehabe,Affekt-/Befindlichkeitslabilität,Identifikationsbestreben, Ablösungs-problematik,etc.
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Unterscheide1:Selbst-/FremdgefährdungaufGrundvon:
• prim.pädagogischen Gründen→Sonder-/Heilpädagogik,therapeut.-pädag.Einrichtungen
• prim.dissozialen Gründen(Delinquenz)→Polizei,Gerichte,Gefängnis(unmündigeMinderjährige?)
• prim.psychopathologischenGründen(Psychose,etc.)→Psychiatrie,Forensik
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Unterscheide2:Selbst-/Fremdgefährdung:
Kausalzusammenhangnur„relativ“vonBedeutungweil:
• AkuteKrisensituation(gefährdendePsychopathologie)
• Kausalitätoftprimärnichtbekanntbzw.nichtlösbar
• keine(anderen)entsprechendenRessourcen• Obsorgepflicht(Minderjährige(v.a.<14a)
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Häufigkeitvonpsychischen„Auffälligkeiten“beiKindernundJugendlichenI
• gesamt:Kindes- undJugendalter(bis18a):ca.20- 25%
(Wagner20017,Barkmann,Schulte-Markwort2004,Costelloetal.2003)
→ jedes5-6. Kind/Jugendlicherhatbiszum18.LjpsychischeProbleme
→ Kindesalter: Knabenhäufigerauffällig→ Jugendalter: Mädchenauffälliger
► mitLeidensdruckundEinschränkungen:ca.10%
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Österreich
• Österreich(gesamt):ca.1,7Mil<18a(StatistikAustria,2012)
→ 20% = 340 000 KJ mit psych. Auff.→ 10% = 170 000 KJ mit psych. Auff. + Einschränkungen, Leidensdruck!
(d.h.: Schulklasse mit 30 SchülerInnen → 3 Kinder/ Jugendliche)
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Häufigkeitvonpsychischen„Auffälligkeiten“beiKindernundJugendlichen
• Knaben:eher„externalisierende“Störungen(Hyperaktivität,Aggression,agitierteDepression,etc.)
► fallen auf! (scheinbar häufiger!)
• Mädchen:eher„internalisierende“Störungen(Depression,Essstörungen,Selbstverletzungen,etc.)
► fallen oft nicht auf! (Dunkelziffer!)
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Häufigkeitvonpsychischen„Auffälligkeiten“beiKindernundJugendlichen
• Angststörungen5-20% m:w=1:3• Dissoz.Störungen5-10% m:w=3:1• Depressionen:Kinder:1-5% m:w=4:1• Jugendliche: 5-15% m:w=1:3• Persönlichkeitsst. 1,5-11% wüberwiegt• ADHS:1-5% m:w=3-9:1• Sucht: 2-7% stoffl.(Jungen)• Essstörungen0,1-1%m:w=9:1• Psychosen 0,1% m:w=1:1
→ NureinkleinerTeilbrauchtakutepsychiatrischeBehandlung!
→ Jedoch bis zu 50% der stat. KJP-Pat. sind „AkutpatientInnen“ !
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Ambulanz-KJP-RoHü- Diagnosen/a
F9
F1
F4
F3 F7
F2
F6
1 2 3 4 5 6 7 8 9 100
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
F8
AngststörungenZwangsstörungen,PTSD,etc.
Schizophrenie
K.Koschitz ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
SSV,ADHS,etc.
Persönlichkeitsst.
Depressio;bipolareSt
Aufnahmen
Kinder-/Jugendpsychiatrie Rosenhügel- Aufnahmen, n = 332
0102030405060708090
1 2 3 4 5 6 7 8 9
ICD 10, F1-9
An
zah
l
weiblichmännlich
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Kinder-/Jugendpsychiatrie Rosenhügel, Aufnahmen UbG/2008, n=71
0
5
10
15
20
25
1 2 3 4 5 6 7 8 9
ICD 10, F1-9
n
weiblichmännlich
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
HäufigkeitenaneinerKinder- undJugendpsychiatrie(KJP- Rosenhügel)
• Depressionen(F3)• PTSD(F4)*• Angststörungen(F4)*• „Anpassungsstörung“(F4)*• Psychosen(Schizophrenie,bipolareSt.)• Essstörungen• Persönlichkeitsstörungen(F6)*• St.desSozialverhaltens(F9)*• ADHS(F9)*• Tiefgreif.Entwicklungsstörungen• UmschriebeneEntwicklungsstörungen
• *ca.2/3desambulantenundstat.Klientels!• F2,F6,F9habenhohe„Unterbringungshäufigkeit“!
viele„umweltreaktive“Faktoren!(„umweltreaktive“Störungen?)
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Eckpunkte(auchderAkut-)Abklärung
Temperament, Vulnerabilität, Konstitution, Organik (intrauterine Schädigung, perinatale Schädigung)
Lebenslauf/ Life- events(Förderung, Reifung,Traumata, Krankheits-, Unfallfolgen, etc.)
Soziales Umfeld(Familie, Kultur/Religion, Schule, peer group, etc.)
Anlagen PatientPsychischeKonstitution
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
BeeinflussendeFaktoren• Anlage(Ausstattung) → Genetik (Prädisposition)
→ Konstitution, (Temperament, Resilienz, etc.)
→ Somatik• Lebenslauf → life- events
(reaktiv/epigenetisch)
• PsychoSozialesUmfeld → Gesellschaft, Familie, SchuleKindergarten, peer-group, etc.
Fazit f. Entwicklung und Reifung: → regelrecht/Normvariante→ auffällig- retardiert/ akzeleriert, etc. → akzeptiert/ Beschwerde-/Leidensdruck
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
System
• Familie,Freunde,Schule,Gesellschaft,etc.
• Funktional=Ressource• Dysfunktional=(zusätzliche)Gefährdung
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Risikofaktoren• PsychosozialeRisken:
• DisharmonieinderFamilie• Physische/psych.St.einesElternteils (Substanzmißbrauchder
Eltern,Depression,schweresomatischeErkrankung,etc.)• MangelanWärme,elterl.Aufsicht,Unterstützung• beengteWohnverhältnisse,finanz.Probleme• sozialeSchicht• Bildungsniveau• Delinquenz• Traumata• problemat.peer-Gruppe• Migration
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
SEYLE(SavingandEmpoweringyoungLifesinEurope)- Studie(EU-Studie/10Länder/ca.10000Schüler)
…innerhalbderletzten14d• SuizidV: 0,5-2,7%• Suizid- Gedanken: 9,5-24,6%• Selbstverletzung(1x): 17-25%• Selbstverletzung(rep.): 1,9-10,4%• Subst.Mißbr.(2x/Wo): bis47%• Depression: bis20,6%→ZusammenhangSuizidalität- Sucht,Depression,Angst,
Delinquenz→Nur1/10derElternwissenBescheid!→HöchstenWerteinDeutschland,Österreich
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Epidemiologie/Depression-KJ
Vorschulalter: 0,7- 1,8% (Keenan2004,Gadow2001,Kashani1987)
Pflichtschulalter: 1,3- 4,4% (Costello2006,Angold 2000,Ihle2000,Kashani1987)
Jugendalter: 2,6- 10,9% (Afifi2005,Ihle2000,Wittchen1998,Kashani1987)
klinischeStichproben:8-25%(bis18.LJ)(Wittchen1998,Birmaher1996)
→ abdem12.LJstarkeZunahme(w:m=3:1)(Angold 2002)
→ einedepressiveEpisodeimKindes-/JugendaltererhöhtWahrscheinlichkeitaufspätereAchse1+2Störungen(Birmaher1996,Kasen2001)
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
KlinischeSymptomatik:Depression• Vorschul-/Schulalter:
„psychosomatische“Beschwerden(KS,Bauchschmerz,etc.),Stimmungslabilität,Reizbarkeit,Introvertiertheit,Extrovertiertheit,zwanghafteRituale,Entschlusslosigkeit,Schlafstörungen,Appetitveränderungen,Konzentrationsstörungen(Leistungsabfall),Schuldgefühle,„depressive/aggressive“Spiele,Zeichnungen,Phantasieverlust,Todesvorstellungen,Todeswünsche;„Schlimme“KindersinddepressiveKinder!!
• Jugendalter:depressiveund/oderdysphorischeSTL,Antriebsstörungen,Befindlichkeitsstörungen,Konzentrationsstörungen(Leistungsstörungen),Schuldgefühle,fehlendePerspektiven,Interesselosigkeit,„Leere“,Schlafstörungen,Appetitstörungen,„psychosomatische“Beschwerden,sozialerRückzug,präsuizidalesSyndrom- Suizidalität
→ Cave:GesteigertesRisikoverhaltenundImponiergehabe(„Grenzgänger“),Impulsivität!!!
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Suizid/SuizidalitätbeiKindern/JugendlichenI
• EU:zweithäufigsteTodesursache(nachVerkehrsunfällen),Nord-Süd-Gefälle;
• Burschen:Mädchen=ca.2-4:1• Kinder:bisca.12asehrselten(Einzelfälle)• Jugendliche:ab15steilerAnstieg
• SuizidV(Jugendliche):m:w-2-3:1(1,3-3,8%:1,5-10,1%=häufigeralsbeiErwachsenen),Bridge2006
• Suizidideen:ca.8-19(m)- 30-44%(w)(Dervic2007)
→ „Geschlechterparadox“ –mehrmännl.Suizide,mehrweiblicheSMVs(männl.Jugendliche:härtereSuizidmethode, Verschlossenheit,Substanzmissbrauch, Sozialisationseinflüsse, Risikoverhalten, etc.)
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Suizid/SuizidalitätbeiKindern/Jugendlichen
Komorbidepsychiatr.Auffälligkeiten(70-90%): Depression (75%)Substanzmissbrauch (40-65%)bereitseinSMV
► bei2/3allerSuizidopfer (Shaffer1996)Angststörungen (25%),diss.Verhalten (50%)BelastungsreaktionenPersönlichkeitsentwicklungsstörungenExtern.Störung (Impulsivität/Aggressivität)Traumata(sex.Missbrauch,etc.)ungünstige psychosoz.Rahmenbedingungen
► aktuelleKonflikte(75%)NeueRisikofaktoren: Migrationshintergrund, sex.Desorientierung, e-medien:chatrooms- „Cybersuicide“
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Diagnostik„Selbstgefährdung“(Suizidalität)• SymptomevonDepression- Perspektivenlosigkeit,Sinnlosigkeitsgefühle,
Verzweiflung,Suizidgedanken,etc. müssenerkanntwerden(erfragtundgeäußertwerden)
• „PräsuizidaleEntwicklung“(erwähnen- erwägen- beschließen),Pöldinger1984
• PräsuizidalesSyndrom(E.Ringel1953):Einengung-Entwertung- Phantasien
• SuizidaleEntwicklungskette(Poustka1986):
ungünstigerpsychosoz.RahmenmitTraumata→Persönlichkeitsstörung/Krise→ Einengung→Aggressionsumkehr→Suizid-Phantasien→Suizidv.
- bereitsSuizidV/Selbstverletzungen?
• Risikogruppe:Umbruch-/Veränderungssituationen,isolierteMenschen,Menschenmitpsychiatr.Problemen(Sucht,etc.),etc.
• Cave:Impulsivität!
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
BeurteilungderSuizidalitätIFragennachderSuizidalität- Ansprechenistwichtig!
• Suizidalitätvorhanden?
• FrüheresuizidaleKrisen?Suizidversuche?
• InwelcherForm?
− Todes- undRuhewünsche
− SuizidideenmitoderohnekonkretePlanung,sichaufdrängend
− Suizidabsichten
− KonkreterPlan?
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
BeurteilungderSuizidalitätII
• Faktoren,diedasSuizidrisikoerhöhen
− Psychopathologie,Hoffnungslosigkeit,Wahn
• AkuterHandlungsdruckjetzt?
− verschiebbarindieZukunft?Impulshaft?
• Hoffnungslosigkeit
− FantasienundPerspektivenzummorgigenTag,nächstenMonat,nächstenJahr?
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
BeurteilungderSuizidalitätIII
§ Faktoren,dieimLebenhalten,bindendsind?
ú externeBindungen(Familie,Partner,Kinder,Schande,…)
ú Bindungenfürsich(Glaube,HoffnungaufVeränderung,…)
§ Zukunftsperspektivenentwickelbar?
ú entlastetdurchGespräch?
ú WeiterePlanungmöglich?
ú ZusagenbeiVerschlechterungmöglich?
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Einschätzung„Selbst-/Fremdgefährdung“
• aktuellerpsych.Zustand(Beeinträchtigung- Drogen,etc.)?• Paktfähigkeit?emot.Erreichbarkeit?• AuslösendesEreignis(Konflikt,Verlust,etc.)?–lösbar?• psychiatr.Grunderkrankung• Compliance?• Umgebungsbedingungen?
→ambulant/stationär(freiwillig/UbG)?
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Krisenintervention
Bedingungsanalyse(Konflikt-/Ziel-/Situationsanalyse,Diagnose,Hilfebedarf)
+Beziehungsaufbau:• „Verstehen“• „Ernstnehmen“,„Akzeptanz“• „Zeitnehmen“(individ.Setting,etc.)• Halt,StrukturundSicherheitvermitteln• Klarheit• Vertrauen+Binden
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
DiagnostikvorTherapie
Unterscheide:• Akutpsychiatrisches Krankheitsbild- akuteDiagnostik-akuteTherapie(z.B.Krisenintervention- intensivendeeskalierendenGesprächen(Pat./System),akuteMedikation(beruhigend/angstlösend,etc.),ev.außerfamil./stat.Aufenthalt)- nach„Entspannungd.Situation- weiterführendeDiagnostik/Therapie
• „Subakutes“psychiatrischesKrankheitsbild- geplante(umfassende)Diagnostik- geplantesVorgehen-geplanteTherapie
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Querschnitt
AufnahmenbeiSelbst-/Fremdgefährdung• Unfreiwillig:AufnahmegemäßUnterbringungsgesetzSpezifität: Kinder-/Jugendliche(<18a)UnmündigeMinderjährige(<14a)MündigeMinderjährige(>14a)
Aufsichtspflichtvs.einschränkendenMaßnahmen(UbG)→…alleswasüberaltersrelevantepädagogischeMaßnahmen(dieauchEltern
zuHausesetztenwürden)hinausgeht…fälltunterUbG- Bestimmungen!
Kindlicheundjugendliche(entwicklungsbedingte)Dynamikenwerdennichtbedacht:
→….nichtaufkindl.u.jugendl.Entwicklungsgefährdunganwendbar(D§1631bBGB)
→….nichtaufjugendl.Suchtpatientenanwendbar
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
TherapieNichtmed.Maßnahmen:Krisenintervention(einzel/system;amb./stat.)ärztl.-therapeutischeBetreuungpsycholog.-therap.Betreuungpädag.MaßnahmenPsychotherapiesystem.Beratung/TherapiePsychosoz.Maßnahmen- Systeme(Eltern,Freunde,Jugendhilfe,etc.)Med.Maßnahmen: AD,SGA?TRQ?
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen!
und Jugendlichekeine großen Kinder!
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Psychopharmakatherapie
Psychiatr.Ind.- <18a- Zulassungfür…
• Antipsychotika:Haloperidol;Risperdal,Ziprasidon,Aripiprazol,(Amisulprid),Clozapin,Chlorprodixen
• Benzodiazepine=TRQ:Diazepam(alles),Oxazepam(ab6a:Schlafst.,Angst),Clobazam(Epi,ab15a:Angst,Erregung),Lorazepam(St.epilept.),Midazolam(Prämed.);
• Mood-Stabilizer:Lithium(VAZ,CZBnurbeiInd.Epilepsie)• Antidepressiva:Fluoxetin,Sertralin(Zwang),Johanniskraut;
Clomipramin• ADHS- Mediaktion:Methylphenitat,L- Amphetaminsaft,
Atomoxetin
• Cave:jedesMonatca.300ÄnderungenbeiZulassungsbestimmungen(AGES)
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
„Kochrezepte“(mitAkutwirkung)inderKJP
Zielsymptom:• Unruhe:Truxal,Psychopax,(Nozinan)• Aggression/Autoaggression:Truxal,(Nozinan),Risperdal,(Abilify)
• Angst/Panik:Psychopax,(Xanor),Tresleen• Opposition:Risperdal,(Abilify)
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
NehmenSelbst- undFremdgefährdungbeiKindernundJugendlichenzu?
• „Klass.“psychiatr.Krankheiten:nein• „reaktive- umweltassoziierte“psychiatr.Krankheiten(St.d.
Sozialverhaltens,reaktiveDepressio,etc.):jaUrsachen(vermutet):• pädag.Verunsicherung• pädag.Deprivation• Emot.Deprivation• Lifeevents(Umzug,Trennungen,etc.)• Gesellschaftl.Anforderungen
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Fazit- ErsteHilfeinderKJP
• 1:BeurteilungPsychopathologischerQuerschnitt• 2:BeurteilungderGesamtsituation(Patient-System)BeiEskalation:• Kontakt-/Beziehungsaufbauversuchen- jede
GewaltanwendungsetztTrauma(undkannzueinerPTSDführen)
• Verständnis,KlarheitundKonsequenzvermitteln!• EigeneAffektekontrollieren!• Zeitnehmen!
• Cave:StörungenmitgeschwächtenHemm-,Brems- undKontrollmechanismen(Intoxikation,Psychose,Depression,Persönlichkeitsst.)
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018
Fazit2
• Suizidalitätabklären• eigeneGrenzenerkennen• gelindestesMittelüberlegen(setting,Intervention)
• „bekanntes“Psychopharmakonverwenden• StrukturundHaltvermitteln• „Debriefing“nachIntervention(Systeme)
ErsteHilfeinderKJP- Linz10.11.2018