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20 HANDBALL-AKADEMIE Karin Weigelt, noch vor ein paar Monaten bist du selbst für die Frauen-National- mannschaft aufgelaufen. Heute bist du als Zuschauerin dabei. Wie fühlt sich das an? Karin Weigelt: Es ist ein spezielles Gefühl. Ich habe mich zwar bereits daran gewöhnt, dass der aktive Handball nicht mehr meinen Alltag bestimmt, aber wenn ich das Team hier auf dem Feld sehe, dann fühle ich mich der Mann- schaft noch immer ganz nah. Und ja, am liebs- ten würde ich auch auf dem Feld stehen. Heim- spiele waren immer ein Highlight für mich. Du hast deine Handball-Karriere nach elf Jahren im Ausland im Sommer beendet und bist wieder zurück in die Schweiz ge- kommen. Dem Handball bist du aber als Projektleiterin der neuen Akademie trotz- dem erhalten geblieben. Wie ist das ge- kommen? Karin Weigelt: Ich habe mir über den Sommer ausreichend Zeit gelassen, um mir zu überle- gen, was ich eigentlich nach meiner Handball- Karriere machen möchte. Es gab mehrere Op- tionen. Zum Schluss habe ich die Aufgabe gewählt, mit welcher ich am emotionalsten ver- bunden bin. Ich denke, dass ich mit der Pro- jektleitung der Handball-Akademie etwas be- wirken kann. Und das ist eine grosse Motivation für mich. Worum geht es genau bei diesem Projekt? Karin Weigelt: Der Schweizerische Handball- Verband hat sich entschieden, dass eine Handball-Akademie im Kompetenzzentrum OYM in Cham entstehen soll. Zielgruppe sind die talentiertesten und ambitioniertesten Handballerinnen der Schweiz auf Sekundar- stufe II. Das heisst, für Mädchen im Alter zwi- schen 15 und 20 Jahren, die neben ihren ho- hen sportlichen Zielen auch eine Lehre oder die Matura erfolgreich abschliessen möchten. Die Handball-Akademie ist ein Nationales Leistungszentrum und setzt auf die fünf bis sechs besten Spielerinnen pro Jahrgang. Im Sommer 2020 wird sie eröffnet. Was sind die Ziele, die der SHV damit erreichen möchte? Karin Weigelt: Wir wollen die Schweizer Natio- nalmannschaft an die erweiterte Weltspitze he- ranführen und regelmässig an Grossanlässen teilnehmen. Dazu braucht es Spielerinnen, die auf den Sport setzen und eine in- ternationale Karriere anstre- ben. Dabei darf die Ausbil- dung nicht zu kurz kommen. Deshalb ist es wichtig, dass optimale Voraussetzungen ge- schaffen werden, da- mit alles unter einen Hut passt. Zudem stärken wir mit der Akademie automa- tisch die Schweizer Liga und erhöhen die Attraktivität der gesamten Sportart. HANDBALL-AKADEMIE: «OPTIMALE VORAUSSETZUNGEN SCHAFFEN» Seit Oktober ist die ehemalige Nationalspielerin Karin Weigelt (34) Projektleiterin der neuen Handball-Akademie Frauen. Sie spricht im Interview über ihre Motivation, das Projekt, die Ziele und den Zeit- plan. Karin Weigelt

HANDBALL-AKADEMIE: «OPTIMALE VORAUSSETZUNGEN … · klasse-Athletik und Forschung OYM (on your marks) in Cham integriert. «OYM bietet Infrastruktur, Trainings- anleitung und Testing

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HANDBALL-AKADEMIE

Karin Weigelt, noch vor ein paar Monaten bist du selbst für die Frauen-National-mannschaft aufgelaufen. Heute bist du als Zuschauerin dabei. Wie fühlt sich das an? Karin Weigelt: Es ist ein spezielles Gefühl. Ich habe mich zwar bereits daran gewöhnt, dass der aktive Handball nicht mehr meinen Alltag bestimmt, aber wenn ich das Team hier auf dem Feld sehe, dann fühle ich mich der Mann-schaft noch immer ganz nah. Und ja, am liebs-ten würde ich auch auf dem Feld stehen. Heim-spiele waren immer ein Highlight für mich.

Du hast deine Handball-Karriere nach elf Jahren im Ausland im Sommer beendet und bist wieder zurück in die Schweiz ge-kommen. Dem Handball bist du aber als Projektleiterin der neuen Akademie trotz-dem erhalten geblieben. Wie ist das ge-kommen?Karin Weigelt: Ich habe mir über den Sommer ausreichend Zeit gelassen, um mir zu überle-gen, was ich eigentlich nach meiner Handball-Karriere machen möchte. Es gab mehrere Op-tionen. Zum Schluss habe ich die Aufgabe gewählt, mit welcher ich am emotionalsten ver-bunden bin. Ich denke, dass ich mit der Pro-jektleitung der Handball-Akademie etwas be-wirken kann. Und das ist eine grosse Motivation für mich.

Worum geht es genau bei diesem Projekt?Karin Weigelt: Der Schweizerische Handball-Verband hat sich entschieden, dass eine Handball-Akademie im Kompetenzzentrum OYM in Cham entstehen soll. Zielgruppe sind die talentier testen und ambitionier testen Handballerinnen der Schweiz auf Sekundar-

stufe II. Das heisst, für Mädchen im Alter zwi-schen 15 und 20 Jahren, die neben ihren ho-hen sportlichen Zielen auch eine Lehre oder die Matura erfolgreich abschliessen möchten. Die Handball-Akademie ist ein Nationales Leistungszentrum und setzt auf die fünf bis sechs besten Spielerinnen pro Jahrgang. Im Sommer 2020 wird sie eröffnet.

Was sind die Ziele, die der SHV damit erreichen möchte?Karin Weigelt: Wir wollen die Schweizer Natio-nalmannschaft an die erweiterte Weltspitze he-ranführen und regelmässig an Grossanlässen teilnehmen. Dazu braucht es Spielerinnen, die auf den Sport setzen und eine in-ternationale Karriere anstre-ben. Dabei darf die Ausbil-dung n icht zu kurz kommen. Deshalb ist es wichtig, dass optimale Voraussetzungen ge-schaffen werden, da-mit alles unter einen Hut passt. Zudem stärken wir mit der Akademie automa-tisch die Schweizer Liga und erhöhen die At trak tiv i tät der gesamten Sportart.

HANDBALL-AKADEMIE: «OPTIMALE VORAUSSETZUNGEN SCHAFFEN»

Seit Oktober ist die ehemalige Nationalspielerin Karin Weigelt (34) Projektleiterin der neuen Handball-Akademie Frauen. Sie spricht im Interview über ihre Motivation, das Projekt, die Ziele und den Zeit-plan.

Karin Weigelt

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HANDBALL-AKADEMIE

Inwiefern werden die Vereine eingebunden?Karin Weigelt: Es ist wichtig, dass wir von allen Seiten Unterstützung erhalten. Eine enge Zu-sammenarbeit mit den Vereinen ist besonders wichtig. Die Spielerinnen werden von Montag bis Freitagmittag im Kompetenzzentrum OYM in Cham unter professionellen Bedingungen trai-nieren, besuchen am Freitagabend das Ab-schlusstraining des eigenen Vereins und spielen am Wochenende auch für diesen in der nationa-len Meisterschaft. Ein enger Austausch mit den Vereinstrainern ist deshalb sehr wichtig.

Wie kam diese Idee zustande?Karin Weigelt: Das Konzept einer Sport-Aka-demie haben wir uns nicht selbst ausgedacht. Da gibt es genügend gute und sehr erfolgrei-che Vorbilder. Speziell hervorheben möchte ich die Handball-Academy in den Niederlanden. Das 2006 gestartete Projekt ist sehr erfolg-reich und bringt regelmässig top ausgebildete Spielerinnen heraus. Die Entwicklung der Nati-

onalmannschaft zu einer der besten drei Natio-nen weltweit spricht für sich. Dieses Ziel wurde acht Jahre nach der Akademiegründung er-reicht. Wir sehen einen ähnlichen Zeithorizont um unsere Ziele zu erreichen.

Wie geht es jetzt weiter bis zum Start im Sommer 2020?Karin Weigelt: Wir sind in der Aufbauphase, stimmen uns mit vielen unterschiedlichen Par-teien ab und tauschen uns aus, damit wir ab Frühjahr 2019 Bewerbungen von potenziellen Spielerinnen entgegennehmen können. Wer sich für den Fortschritt des Projektes interes-siert kann sich gerne für den neuen E-Mail Newsletter zur «Handball-Akademie Frauen» anmelden.

Weitere Informationen:www.handball.ch/akademie

Die Handball-Akademie Frauen wird ab 2020 im neuen disziplinenübergreifenden Kompetenzzentrum für Welt-klasse-Athletik und Forschung OYM (on your marks) in Cham integriert. «OYM bietet Infrastruktur, Trainings- anleitung und Testing auf Weltstand. Es gibt kein ver-gleichbares Sportzentrum in der Schweiz. Es gibt für unsere besten Nachwuchshandballerinnen folglich keine bessere Adresse, um die Basis für eine internationale Karriere zu legen», sagt Zentralvorstands-Mitglied Luzia Bühler.

Die Kombination aus Athletiktraining, Leistungsdiagnos-tik, Physiotherapie und Ernährung unter einem Dach ist ein Gesamtpaket, das keine Kompromisse macht und höchste Qualität garantiert. Das ist entscheidend, zumal die Athletik im heutigen Spitzenhandball eine immens grosse Komponente ausmacht.

«Dazu ist die pädagogische Ausbildung für den Ent-scheid pro oder contra Akademie für Spielerinnen und

ihre Eltern entscheidend. Die integrierte Sportschule OYM College, eine Partnerschaft mit dem renommierten Sportgymnasium Engelberg, ergänzt eine ganzheitliche Spitzensportentwicklung idealerweise. Diese stellt si-cher, dass auch die schulische Ausbildung der Spiele-rinnen auf sehr hohem Niveau erfolgt und die Eltern Ver-trauen in die Bildungsinstitution haben», sagt Pro- jektleiterin Karin Weigelt.

Die Handball-Akademie Frauen kommt nach Cham