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Universität Leipzig Institut für Kunstgeschichte Seminar: Der Escorial & die Kunst nach dem Konzil von Trient in Spanien & Italien Dozent: Prof. Dr. Michael Scholz-Hänsel Referentin: Nicole Dutschmann Termin: 10.05.2012 Thema: Das Konzil von Trient (1545 – 1563) - Das Bilderdekret und seine Auswirkungen auf die Kunst 2. Das Konzil von Trient 2.1 der Historische Kontext - 1522-23 Nürnberger Reichstag Reichsstände fordern „freies christliches Konzil in deutschen Landen“ Rom Ablehnung Clemens VII. (1523-34) Taktik des Ausweichens verfolgt - kriegerische Auseinandersetzung des Kaiser Karl. V. und franz. König Franz I. Friedensvertrag von Crépy (18.9.1944) nach Sieg des Kaisers, Verpflichtet Papst zur Beschickung eines Konzils Paul III. am 19.11.1544 in Trient einberufen; Eröffnung am 15.3.1545 - Ziele: Überwindung der religiösen Spaltung, Kirchenreform, Befreiung von den ungläubig beherrschten Christen 2.2 Gegenreformation oder katholische Reformation? - Gegenreformation: Prozess, der sich ausschließlich auf eine Konterposition gegen das Luthertum und andere reformatorische Strömungen bezieht und ausblendet, dass es seit langem innerlkirchliche Reformbestrebungen gibt. - katholische Reform: Wurzeln in der konziliaren Ära des 15. Jh. strebte Selbstreform der Glieder an Eine „Erneuerungsbewegung“, die, von einzelnen Zentren ausgehend, von unten nach oben forstschreiten sollte. - religiöse Bewegungen wie die devotio moderna (neue Frömmigkeit), Klosterreformen und das Gedankengut Erasmus von Rotterdam in den christlichen Humanismus übergegangen - wichtige Rolle im Erneuerungsprozess: Jesuitenorden (Gründer: Ignatius von Loyola) asketische Radikalität verfolgt - die Societas Jesu ging von Spanien aus, ebenso eine ins Extreme gesteigerte Mystik der Teresa von Avila „Hispanisierung“ der römischen Kirche Tendenzen finden sich im Tridentinum wieder 2.3 die drei Tagungsperioden - Erste Tagungsperiode (1545-48): dogmatische Fragen Vulgata (lateinischer Bibeltext) alleinige Grundlage, zweite Glaubensquelle schriftlichen Zeugnisse der Kirche; Sieben Sakramente festgelegt, priesterlich

Handout Konzil Von Trient - Bilderdekret

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Zusammenfassung zum Konzil von Trient mit Schwerpunkt Bilderdekret und deren Auswirkungen auf Italien und Spanien

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Page 1: Handout Konzil Von Trient - Bilderdekret

Universität LeipzigInstitut für KunstgeschichteSeminar: Der Escorial & die Kunst nach dem Konzil von Trient in Spanien & ItalienDozent: Prof. Dr. Michael Scholz-HänselReferentin: Nicole Dutschmann Termin: 10.05.2012

Thema: Das Konzil von Trient (1545 – 1563) - Das Bilderdekret und seine Auswirkungen auf die Kunst

2. Das Konzil von Trient 2.1 der Historische Kontext

- 1522-23 Nürnberger Reichstag Reichsstände fordern „freies christliches Konzil in deutschen Landen“ Rom Ablehnung Clemens VII. (1523-34) Taktik des Ausweichens verfolgt

- kriegerische Auseinandersetzung des Kaiser Karl. V. und franz. König Franz I. Friedensvertrag von Crépy (18.9.1944) nach Sieg des Kaisers, Verpflichtet Papst zur Beschickung eines Konzils Paul III. am 19.11.1544 in Trient einberufen; Eröffnung am 15.3.1545

- Ziele: Überwindung der religiösen Spaltung, Kirchenreform, Befreiung von den ungläubig beherrschten Christen

2.2 Gegenreformation oder katholische Reformation?

- Gegenreformation: Prozess, der sich ausschließlich auf eine Konterposition gegen das Luthertum und andere reformatorische Strömungen bezieht und ausblendet, dass es seit langem innerlkirchliche Reformbestrebungen gibt.

- katholische Reform: Wurzeln in der konziliaren Ära des 15. Jh. strebte Selbstreform der Glieder an Eine „Erneuerungsbewegung“, die, von einzelnen Zentren ausgehend, von unten nach oben forstschreiten sollte.

- religiöse Bewegungen wie die devotio moderna (neue Frömmigkeit), Klosterreformen und das Gedankengut Erasmus von Rotterdam in den christlichen Humanismus übergegangen

- wichtige Rolle im Erneuerungsprozess: Jesuitenorden (Gründer: Ignatius von Loyola) asketische Radikalität verfolgt

- die Societas Jesu ging von Spanien aus, ebenso eine ins Extreme gesteigerte Mystik der Teresa von Avila „Hispanisierung“ der römischen Kirche

Tendenzen finden sich im Tridentinum wieder

2.3 die drei Tagungsperioden

- Erste Tagungsperiode (1545-48): dogmatische Fragen Vulgata (lateinischer Bibeltext) alleinige Grundlage, zweite Glaubensquelle schriftlichen Zeugnisse der Kirche; Sieben Sakramente festgelegt, priesterlich ausgeteilten Sakramente durch ex opere operato, also durch ihren Vollzug, unmittelbar wirksam

- Zweite Tagungsperiode (1551-1552): Themen wie Abendmahl, Buße und letzte Ölung und die Festschreibung alter Dogmen behandelt

- Dritte Tagungsperiode (1562-1563): Residenzpflicht der Bischöfe, um die Errichtung von Priesterseminaren zur Hebung des Bildungsstands der Pfarrer sowie um die Definition von Fegefeuer, Heiligenverehrung und Ablass behandelt, jedoch keine Diskussionen mehr geführt

Zeitalter der Konfessionalisierung

Page 2: Handout Konzil Von Trient - Bilderdekret

- Protestanten und Katholiken bestrebt, Lehren der Kirchenverfassung durch ausformulierte, dogmatisch ab- und auszugrenzende Bekenntnisse gegen Missverständnisse oder Abweichungstendenzen im Inneren und nach außen gegenüber den Konkurrenzkirchen abzusichern.

2.4 Das Bilderdekret (Inhalt siehe Kopie im Semesterordner)

- unmittelbare Ursache: erster Hugenotten-Krieg in Frankreich 1561 zu „Reinigungen“ zahlreicher Kirchen durch die Reformierten gekommen

- Kardinal Guise: Wunsch, ein Reformdekret zur Bilderfrage beim Konzil zu behandeln Vorlage von Theologen der Sorbonne verfasste Sentenz

Kritik

- keine neue Position in dogmatischer Hinsicht geschaffen- keine genaue Festlegung der gewünschten Themen und ihrer Darstellungsweise letzte

Entscheidung dem Bischof übertragen- daraus folgt eine wahre inquisitorische Kontrolle der Künste, in der neben dem Bischof

auch das Tribunal seine Funktion erhielt - Bringt keine Weiterführung oder Entscheidung in irgend einer Frage innerkatholischer

Bildertheologie

Beurteilung des Dekrets in der Forschung:

- Einfluss auf das Kunstschaffen kontrovers diskutiert in den zwanziger Jahren des 20. Jh. Diskussionen zw. Werner Weisbach und Nikolaus Pevsner

- schätzen die kunst- und kulturgeschichtlichen Folgen sehr unterschiedlich ein - Weisbach: sah in ihr entscheidende Ursache für Entstehung der Barockkunst- Pevsner: im Manierismus den adäquaten Ausdruck katholisch- reformatorischer

Geistigkeit - beide Positionen heute durchweg sehr skeptisch eingeschätzt These von Weisbach

nahezu auf allgemeine Ablehnung - Kunstwissenschaft beschäftigt sich seit einigen Jahrzehnten mit der Suche nach einem

‚tridentinischen Stil‘ nach einer Kunstströmung, die jenseits von Manierismus und Barock einen Ausdruck des Bilderdekrets verkörpert

- Forschungen stützen sich jedoch zumeist wenig auf den Wortlaut des Bilderdekrets, sondern auf die reiche Traktatliteratur, die infolgedessen entstand

2.5 Auswirkungen auf die Kunst in Italien und Spanien

- Dekret vor allem in Italien und Spanien zu einer gewissen Selbstzensur der Künstler geführt

- in Italien neue Form der religiösen Kunst entstanden Beachtung des decoro - Zensur- und Gängelungsversuche der religiösen Kunst in den folgenden Epochen der

Kunst durch den Klerus- Daniele da Volterra Auftrag erhalten, die nackten Figuren des „Jüngsten Gerichts“ von

Michelangelo zu übermalen - der Fall Veronese und sein Werk „Das Gastmahl im Hause des Levi“ (1573) Inquisition

Verhör - Spanien Rezeption des Bilderdekrets später Grund: Spanien zunächst keine

Kunsttheoretiker und Künstler, die in ihren Traktaten Bilderdekret beachten

Page 3: Handout Konzil Von Trient - Bilderdekret

- José de Sigüenza (Chronist des Escorial) klare Trennung zwischen profaner und religiöser Kunst

- erst ab 1630 Bilderdekret eine stärkere Beachtung aufgrund der Vorgaben der Inquisition

Literatur:

Lexikon der Kirchengeschichte Kl-Z. Reihe Lexikon für Theologie und Kirche kompakt. Band 2 Freiberg im Breisgau 2001.Delogu, Giuseppe (Hg.): Veronese. Das Gastmahl im Hause Levi. Mailand 1950.Feld, Helmut: Der Ikonoklasmus des Westens. Leiden 1990.Priever, Andreas: Paolo Caliari, genannt Veronese 1528-1588. Köln 2000.Schilling, Heinz: Die neue Zeit. Vom Christenheitseuropa zum Europa der Staaten, 1250 bis 1750. Berlin 1999.Schneider, Norbert: Die antiklassische Kunst. Berlin, Münster 2012.Scholz-Hänsel, Michael: Inquisition und Kunst. Convivencia in Zeiten der Intoleranz. Berlin 2009.Hänsel, Sylviane: Licht und Mystik. Francisco Ribalta. In: Karge, Henrik (Hg.): Vision oder Wirklichkeit. Die spanische Malerei der Neuzeit. München 1991, S.84-103Kaufmann, Thomas: Die Bilderfrage im frühneuzeitlichen Luthertum. In: Blickle, Peter (Hg.):Macht und Ohnmacht der Bilder : reformatorischer Bildersturm im Kontext der europäischen Geschichte. München 2002. S. 407-454.Kummer, Stefan: »Doceant Episcopi« Auswirkungen des Trienter Bilderdekrets im römischen Kirchenraum. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 56, München 1993 S. 508-533.