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Hans Baldung Grien und Dyl Ulenspiegel. Studien zu den Illustrationen und zur Text-Bild-Struktur des Straßburger Eulenspiegeldruckes S 1515. vorgelegt von Julia Buchloh (M. A.) Von der Fakultät I – Geisteswissenschaften der Technischen Universität Berlin zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Philosopie - Dr. phil. – genehmigte Dissertation Berichter: Prof. Dr. Thomas Cramer Berichterin: PD Dr. Kerstin Wittmann-Englert Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 12.07.2005 Berlin 2005 D 83

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Hans Baldung Grien und Dyl Ulenspiegel.Studien zu den Illustrationen und

zur Text-Bild-Struktur desStraßburger Eulenspiegeldruckes S 1515.

vorgelegt vonJulia Buchloh (M. A.)

Von der Fakultät I – Geisteswissenschaftender Technischen Universität Berlin

zur Erlangung des akademischen GradesDoktor der Philosopie

- Dr. phil. –

genehmigte Dissertation

Berichter: Prof. Dr. Thomas CramerBerichterin: PD Dr. Kerstin Wittmann-Englert

Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 12.07.2005

Berlin 2005D 83

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Denn ist der nicht ein großer Narr und Eulenspiegel,der die gute Zeit verscherzt und indessen meinet er begeheDoctorsarbeit, wann er Glossen und Notas, Lehr’ und Trostüber und aus dem Eulenspiegel schreibt?_________________________________________________

Aus: Gesichte Philanders von Sittewald von Hans Michael Moscherosch,Straßburg 1650.Nachdruck durch Heinricht Dittmar, 1. Teil, 1. Band, Berlin 1830, S. 220.

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Vorwort

Das Thema dieser Dissertation ergab sich aus dem Interesse für das Werk und die

Künstlerpersönlichkeit Hans Baldungs gen. Grien, der als einer der vielfältigsten undin seinem Können beeindruckendsten Künstler seiner Zeit angesehen werden kann.

Im Zuge der Beschäftigung mit diesem Maler und Holzschneider, und bei der Suche

nach einer Möglichkeit, die Ältere Philologie mit der Kunstgeschichte thematisch zu

vereinen, stieß ich auf die interessante und weitgehend ungeklärte Frage nach der

Urheberschaft der 86 Holzschnitt-Illustrationen des Eulenspiegel-Druckes S 1515.

Neun Holzschnitte werden bislang Hans Baldung Grien zugeschrieben. WelcheKünstler neben ihm an den Entwürfen für diesen Illustrationszyklus beteiligt waren,

ist noch unbekannt. Ebensowenig erforscht sind die Text-Bild-Beziehungen in die-

sem Frühdruck sowie weitere grundsätzliche Fragen zu seinem Entstehungsprozeß.

Zusammengenommen ein großartiges fächerübergreifendes Forschungsfeld.

Zu großem Dank verpflichtet bin ich Herrn Prof. Dr. Bernd Ulrich Hucker, der mirfreundlich erlaubte, mit seinem in Privatbesitz befindlichen Eulenspiegelbuch, dem

Exemplar von 1510/11, zu arbeiten. Ferner danke ich den Bibliothekaren der British

Library in London, die mich mit einem ausgezeichneten Mikrofilm der Ausgabe

S 1515 versorgten und die Reproduktion einiger Abbildungen daraus erlaubten, so-

wie den Mitarbeitern der Forschungsbibliothek Gotha, die mir die Arbeit mit dem

Original der Ausgabe S 1519 des Eulenspiegel-Druckes ermöglichten.

Berlin im Mai 2005 Julia Buchloh

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Inhalt

Vorwort................................................................................................................3Inhalt....................................................................................................................4

1. Einleitung ............................................................................................................61.1 Literaturbericht .............................................................................................61.2 Aufgabenstellung .........................................................................................12

2. Der Roman „Ein kurtzweilig lesen von Dyl Ulenspiegel“ (S 1515) .................142.1 Inhaltsangabe...............................................................................................142.2 Fragen der Autorschaft ...............................................................................182.3 Der Verleger und Drucker ..........................................................................25

3. Das Original des Druckes S 1515 in der Londoner British Library ...............283.1 Beschreibung des Einbandes .......................................................................283.3 Der Text des Druckes S 1515.......................................................................293.4. Sprache........................................................................................................313.5 Die Ausstattung des Druckes.......................................................................35

3.5.1 Schrift......................................................................................................353.5.3 Holzschnitte.............................................................................................37

3.5.3.1 Illustrationen .....................................................................................37

4. Die anderen frühen Straßburger Drucke.........................................................454.1 Die Drucke von 1510/11 ...............................................................................45

4.1.1 Fragment Honegger .................................................................................474.1.1.1 Der Text ............................................................................................494.1.1.2 Die Ausstattung .................................................................................51

4.1.2 Exemplar Hucker.....................................................................................514.1.2.1 Der Text ............................................................................................524.1.2.2 Die Ausstattung .................................................................................54

4.2 Der Druck S 1519.........................................................................................704.2.1 Der Text ..................................................................................................704.2.2 Die Ausstattung .......................................................................................71

5. Zum Illustrationszyklus von S 1515 .................................................................745.1 Die Holzschnitte und ihr Format ................................................................745.2 Die verschiedenen Eulenspiegel-Darstellungen ..........................................805.3 Die Motive der Randleisten .........................................................................81

6. Stilistische Analyse der Holzschnitte................................................................826.1 Literaturbericht ...........................................................................................826.2 Die verschiedenen Holzschnittgruppen.......................................................88

6.2.1 Einführung...............................................................................................886.2.2 Gruppierung ............................................................................................90

6.3 Die Zuschreibung der zwölf Holzschnitte ohne Randleisten......................996.4 Fazit............................................................................................................111

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7. Biographisches ..............................................................................................1137.1 Hans Baldung Grien ..................................................................................1137.2 Hans Leu d. J. ............................................................................................113

8. Die Text-Bild-Struktur in S 1515 anhand ausgewählter Beispiele................1158.1 Fragenkatalog ............................................................................................1158.2 Literaturbericht .........................................................................................1178.3 Ausgewählte Darstellungen .......................................................................119

8.3.1. Text und Bild bei Hans Leu ..................................................................119Historie 2 ....................................................................................................119Historie 3 ....................................................................................................120Historie 4 ....................................................................................................121Historie 7 ....................................................................................................122Historie 64 ..................................................................................................123Historie 68 ..................................................................................................1238.3.1.1 Ergebnis ..........................................................................................124

8.3.2 Text und Bild bei Baldung .....................................................................124Titelblatt .....................................................................................................124Historie 5 ....................................................................................................126Historie 6 ....................................................................................................126Hitorie 11....................................................................................................128Historie 12 ..................................................................................................1288.3.2.1 Ergebnis ..........................................................................................129

8.3.3 Text und Bild bei den übrigen Reißern...................................................129Historie 14 ..................................................................................................129Historie 40 ..................................................................................................130Historie 41 ..................................................................................................130Historie 47 ..................................................................................................1318.3.3.1 Ergebnis ..........................................................................................1318.3.3.4 Zur Frage der Authentizität der Stadtansichten ................................132

8.4 Fazit............................................................................................................132

9. Schluss .............................................................................................................135

Anhang:...............................................................................................................138

Die Holzschnitte der vier frühen Ausgaben.......................................................138

Synopsis...............................................................................................................155

Liste der Initialen in ihrer natürlichen Abfolge (S 1515) ..................................158

Biografische Übersicht........................................................................................159

Abbildungsverzeichnis........................................................................................160

Literaturverzeichnis ...........................................................................................162

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1. Einleitung

1.1 Literaturbericht

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einem umfangreich illustrierten Episo-

denroman, dessen älteste uns vollständig erhaltene Ausgabe aus dem Jahr 1515

stammt und als Unikat in der Londoner British Library unter der Signatur

C.57.c.23.1 aufbewahrt wird.1

Der Roman „Ein kurtzweilig lesen von Dyl Ulenspiegel“2 erfreute sich bereits im 16.

Jahrhundert großer Beliebtheit, was zahlreiche Neuauflagen und Übersetzungen in

andere Sprachen belegen.3 Zu seiner Beliebtheit trugen zweifellos auch die zahlrei-

1 Faksimiledrucke wurden von Schröder 1911 und von Wunderlich 1982 herausgegeben (vgl.

Literaturverzeichnis), wobei sich Wunderlich in seiner Wiedergabe des Faksimiles vonSchröder bedient und nicht auf das Original zurückgreift (zusätzlich hat sich bei ihm einFehler in Form einer vertauschten Seite eingeschlichen: S. 40 v ist falsch plaziert. Sie gehörtzur Historie 71). Auch die von Lindow besorgte Edition im Reclam-Verlag basiert auf derAusgabe Schröders von 1911. Somit gilt für alle Ausgaben, was Flood an Schröders Faksi-mile bemängelt: es ist in Bild und Schrift zum Teil erheblich retuschiert worden und somitfür eine wissenschaftliche Auswertung nicht zu verwenden. Vgl. Flood – ‚Caveat lector!‘Wie sehr gerade die Auswertung der 159vorgenommenen Retuschen erschwert wird, magdie Gegenüberstellung von Original und Faksimile der Historie 23 verdeutlichen. Siehe dieAbbildungen 1 und 2.

Zuvor bemängelte bereits Virmond die Qualität der vorhandenen Faksimileausgaben (vgl.Virmond, Sammelrezension, a. a. O.): Die Wiedergabe von Wunderlich ist ein Reprint desSchröder-Faksimiles von 1911. Darin viele, z. T. auch gravierende Abweichungen vom Ori-ginal. (S. 130) Es handele sich um Handpausen statt faksimilierter Fotos. Zahllose Abwei-chungen bei den Illustrationen und Initialen. Unvollständige Einfassungslinien werden er-gänzt (z. B. auf dem Titelblatt links oben), Bruchlinien sind verschwunden (z. B. auf 30vund ebenso bei mehreren Seitenstücken „obwohl gerade solche Abnutzungsspuren für dierelative Chronologie undatierter Drucke oder Fragmente eine eminente Bedeutung habenkönnen.“ (S. 131)

Auch andere graphische Unsauberkeiten der Vorlage, wie durchscheinende Druckerschwärzeetc. sind meist getilgt. (S. 131)

2 Der vollständige Titel lautet: Ein kurtzweilig lesen von Dyl Ulenspiegel geboren uß dem landzu Brunßwick. Wie er sein leben volbracht hatt. xcvi seiner geschichten.

Im folgenden werden Roman und Person vereinfachend Eulenspiegel genannt.3 „Aus dem 16. Jahrhundert sind mit Sicherheit 23 Ausgaben nachzuweisen, doch es ist sehr

wahrscheinlich, dass die Zahl der Auflagen weit höher lag.“ (Gotzkowsky, Bodo. ‚Volksbü-cher’, Prosaromane, Renaissancenovellen, Versdichtungen und Schwankbücher. Bibliogra-phie der deutschen Drucke. Teil I: Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts. Baden-Baden:1991. (Bibliotheca Bibliographica Aureliana 125). S. 469 ff. (incl. Aufstellung der Drucke).Die Rezeptionsgeschichte des Buches ist vielfach und ausführlich, zum Teil auch für sehrspezielle Fragestellungen aufgearbeitet und dargestellt worden, weshalb ich mich hier auf ei-nige Literaturhinweise beschränken kann. Siehe allgemein zu diesem Thema u. a. Virmond(1981), Bollenbeck (1985), Schmitz (1995) und Tenberg (1996), aber auch Regina Rohde,die sich in ihrer Dissertation von 1982 mit Eulenspiegels Wandlung zum Kinderbuchhelden

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chen Holzschnitte bei, die dieses Buch schmücken. Fast jede der 95 Historien4 wird

von einer eigenen Illustration begleitet.

Es existiert sehr viel Literatur zur Eulenspiegelforschung, jedoch wurden bislang fast

ausschließlich Aspekte der Literatur-, Sprach- und Sozialgeschichte untersucht, wo-

bei allein der Text als Quelle angesehen wurde, die Illustrationen jedoch ohne größe-re Beachtung blieben.

Abb.1: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Die retuschierte Illustration der 23. Historie.

Den Anfang der bis heute nicht abreißenden Auseinandersetzung mit dem populären

Werk machte Lappenberg, der 1854 die Eulenspiegelausgabe von 1519 abdruckte

und mit einer Bibliographie versah. Bereits ihn beschäftigten die Quellen des Textes

sowie die historische Eulenspiegelgestalt. Für den Verfasser des Werkes hielt er

Thomas Murner.5

Scherer wußte in seinen Ausführungen von 1877 schon von der Existenz der Londo-ner Ausgabe (S 1515), konnte diese jedoch noch nicht in seine Untersuchungen ein-

beziehen. Er geht wegen der offensichtlich vorhandenen Lokalkenntnis, die dem

befaßt (a. a. O.), Blume, der sich in seinem Aufsatz von 1986 im Jahrbuch des Vereins fürniederdeutsche Sprachforschung mit der Eulenspiegelfigur in der neuniederdeutschen Lite-ratur beschäftigte (a. a. O.) sowie Oswald Debus, der sich in seiner Dissertation von 1951mit der mündlichen Überlieferung des Stoffes auseinandersetzt (a. a. O.). Offenbar blieben inder oralen Tradition die Eulenspiegelgeschichten überwiegend im ländlichen Raum lebendig,vor allem im niederdeutschen Sprachgebiet.

4 Die im Titel angegebene Zahl 96 ist nicht richtig, da die 42 Historie fehlt.5 Lappenberg, Johann Martin (Hg.). Dr. Thomas Murners Ulenspiegel. Abdruck der Ausgabe

Straßburg 1519. Leipzig: 1854.

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Protagonisten unterlegt wird, von einer niederdeutschen Quelle aus, von der auch

schon vor 1515 Eulenspiegel-Drucke hervorgingen. Er vermutet zudem eine sukzes-

sive Entstehungsweise der Historiensammlung.6

Abb.2: S 1515 (Mikrofilm / London). Die Illustration der 23. Historie im

Originalzustand. Der Holzstock weist mittig einen Bruch auf.

Auch Goedeke geht 1881 in Kenntnis des Druckes S 1515 von einer noch älteren

Ausgabe aus, da er belegen kann, dass S 1519 nicht direkt aus S 1515 nachgedruckt

wurde. Er denkt außerdem an einen Urdruck in Reimform.7

Knust druckte 1884 als erster die Ausgabe vom Jahre 1515 ab. Allerdings verzichtete

er mit Ausnahme des Titelholzschnittes auf die Wiedergabe der Bilder. Er beschrieb

den Bildbestand aber in Ansätzen innerhalb seines Kommentars.8

Bobertag beschäftigt sich in seiner Volksbücher-Ausgabe von 1887 mit der Frage

nach dem historischen Wahrheitsgehalt der Figur, wobei er zu dem Schluss kommt,

dass ein Schelm dieses Namens tatsächlich einmal existiert habe. Auch er geht voneiner niederdeutschen Vorlage und mindestens einem Druck aus der Zeit vor 1515

aus. Aber er lehnt zusammen mit Goedeke die Autorschaft oder auch nur Mitarbeit

6 Scherer, Wilhelm. Die Anfänge des Deutschen Prosaromans und Jörg Wickram von Colmar.

Straßburg: 1877. (=Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgeschichte der Germa-nischen Völker 21).

7 Goedecke, Karl. Eulenspiegel. In: Archiv für Literaturgeschichte 10 (1881), S. 1-5.8 Knust, Hermann. (Hg.) Till Eulenspiegel. Abdruck der Ausgabe vom Jahre 1515.

(=Neudruck deutscher Litteraturwerke des 16. und 17. Jahrhunderts. Nr. 55 und 56.) Halle:1884.

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Murners bei der Übersetzung ab. Auch in dieser Ausgabe finden sich - bis auf Titel-

bild und Schlussvignette - keine Abbildungen.9

Wie zuvor Scherer geht auch Görres 1891 von einer sukzessiven Entstehung des Bu-

ches aus:

„Das ganze deutet durch seine rhapsodische Form durchgängig auf ein successives Entstehenin verschiednen Zeiten und ein Erzeugnis einer ganzen Classe, die es als Denkmal eines nati-onellen innern Uebermuthes und freudigen Muthwillens nach und nach wie einen Scherben-berg zusammentrug, den nun irgend ein einzelner vollends ordnete.“10

Walther liefert 1893 in seiner sprachwissenschaftlichen Analyse eine erste These zur

Autorschaft Botes. Auch er vermutet eine niederdeutsche Urfassung und wendet sich

somit gegen Murner als Autor, dem er höchstens eine Übersetzertätigkeit in jungen

Jahren zugestehen will.11

Auch im 20. Jahrhundert reißt die Beschäftigung mit dem Stoff nicht ab.

Brie versuchte 1903 den Nachweis zu erbringen, dass die niederländische und die

englische Fassung zwei selbständige Übertragungen eines niederdeutschen Druckes

darstellen. Somit wären sie, textlich gesehen, unabhängig von den Straßburger Dru-

cken. Im Bildmaterial griffen sie jedoch wieder auf Straßburg zurück.12

Kadlec lehnt 1916 den von Lappenberg vorgeschlagenen Thomas Murner als Autor

ab und sucht weiter nach einem niederdeutschen Urdruck. Zudem liefert er weitere

Hinweise zu den Quellen der einzelnen Historien.13

Auch Schröder wendet sich gegen die Ansicht, Murner sei der Autor des Eulenspie-

gelbuches. Er brachte 1911 ein Faksimile der Straßburger Ausgabe S 1515 heraus. In

seinem Kommentar beschäftigt er sich auch mit dem Buchschmuck. Er geht davonaus, dass die Holzschnitte dieses Werkes extra für Grieningers Offizin geschnitten

wurden und keine übernommenen Werke eines niederdeutschen Originals sind:

9 Bobertag, F. Volksbücher des 16. Jahrhunderts. Eulenspiegel, Faust, Schildbürger. Hg. und

erklärt von F. Bobertag. Berlin, Stuttgart: 1887. (Kürschners Deutsche National-Litteratur25).

10 Görres, Joseph. Die teutschen Volksbücher. Heidelberg: 1807. Nachdruck, Leipzig: 1925.S. 196.

11 Walther, Christoph. Zur Geschichte des Volksbuches vom Eulenspiegel. In: Jahrbuch desVereins für niederdeutsche Sprachforschung 19 (1893), S. 1-79.

12 Brie, Friedrich W. D. Eulenspiegel in England. Berlin: 1903. (Palaestra, 27) Da mir dasOriginal in diesem Fall leider nicht vorlag, zitiere ich aus: Krogmann, Willy. Ulenspegel. In:Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Bd. 4. Berlin/Leipzig 1953. Sp.555 bis 570.

13 Kadlec, Eduard. Untersuchungen zum Volksbuch von Ulenspiegel. Prag 1916 (Prager Deu t-sche Studien 26).

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„Von dem niederdeutschen Original nehme ich an, dass es entweder gar keine oder nur weni-ge und ganz unbedeutende Holzschnitte enthalten hat.“14

Damit wendet er sich hauptsächlich gegen Brie15, der davon ausging, dass sich dieniederdeutsche Vorlage der niederländischen und englischen Übersetzung auch im

Buchschmuck unabhängig von den Straßburger Drucken hielt. Krogmann folgt

Schröder in dieser Einschätzung.16

Mackensen wendet sich in seinem Aufsatz von 1936 über die Entstehung des Eu-

lenspiegel-Buches gegen die Ansicht, die Schwänke stammten ursprünglich aus dem

Volksmund, deshalb geht er auch nicht davon aus, dass es jemals einen real existie-renden Schelm namens Eulenspiegel gegeben hat. Er hält das Buch für ein geschich-

tetes Werk von mehreren, wenigstens aber zwei Bearbeitern, die es allerdings mit ei-

nem einheitlichen Stilwillen zusammenfügten, bevor es gedruckt wurde. Zudem lie-

fert er weiteres Quellenmaterial zu den verschiedenen Historien.17

Petsch beschäftigt sich u. a. mit der Funktion sowie einer möglichen moralischen

Zielrichtung des Buches18 und Krogmann steuert mehrere Veröffentlichungen bei, indenen er sich u. a. um die Auflösung des Namens „Ulenspiegel“ bemüht (1932/33),

die frühe Druckgeschichte zu rekonstruieren versucht (1941/42) und eine kritische

Textausgabe des „Urtextes“ anbietet (1952).19

Wolfgang Lindow legte 1966 im handlichen Reclam-Format eine Edition des Straß-

burger Eulenspiegelbuches von 1515 vor, in der er alle Holzschnitte inklusive ihrerRandleisten sowie den ursprünglichen Historienaufbau (Überschrift-Abbildung-Text)

wiedergibt.20 Dabei stützt er sich auf die 1911 von Edward Schröder herausgegebene

14 Schröder, Edward (Hg.) Ein kurtzweilig lesen von Dyl Ulenspiegel. Faksimiledruck der

Ausgabe Straßburg 1515. Leipzig: 1911.15 Brie, a. a. O.16 Krogmann, Willy. Zur Überlieferung des Ulenspiegel. In: Niederdeutsches Jahrbuch 67/68

(1941/42) S. 79-112.17 Mackensen, Lutz. Die Entstehung des Volksbuches vom Eulenspiegel. In: Germanisch-

Romanische Monatsschrift 24 (1936), S. 241-169.18 Petsch, Robert Wer war Till Eulenspiegel? In. Niederdeutsches Jahrbuch 60 (1936).

S. 131-134.19 Eine Auswahl: Krogmann, Willy. Ulenspeigel. In: Niederdeutsches Jahrbuch 58/59

(1932/33), S. 104-114; ders.: Zur Überlieferung des Ulenspiegel. In: Niederdeutsches Jahr-buch 67/68 (1941/42), S. 79-112; ders.: Ulenspegel. Kritische Textausgabe. Neumünster:1952; ders.: Ulenspegel. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Ber-lin/Leipzig 1953, Sp. 555-570; ders.: Die niederdeutschen Ausgaben des Ulenspiegel. In:Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 78 (1956),S. 235-301.

20 Lindow, Wolfgang. Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Nach dem Druck von 1515mit 87 Holzschnitten. Stuttgart: 1966, bzw. bibliographisch ergänzte Ausgabe 2001. Wolf-gang Lindow lehnt Thomas Murner übrigens als möglichen Autor ab.

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Faksimileausgabe. Lindow macht damit das Werk erstmals einem breiteren Publi-

kum zugänglich.

1973 veröffentlichte Peter Honegger in einer kommentierten Faksimileausgabe sei-

nen Fund einer fragmentarischen Eulenspiegelausgabe (16 Blätter) von 1510/11.21

Darin präsentiert er eine neue, durch Rekonstruktion gewonnene Anordnung derHistorien sowie ein Verfasserakrostichon. Zur Bewertung seiner Arbeit durch die

aktuelle Forschung siehe das Kapitel 2.2 „Fragen der Autorschaft“.

Ich breche den Überblick über die allgemeine zum Eulenspiegelbuch erschienene

Forschungsliteratur an dieser Stelle ab, da diese sich etwa ab Honeggers Beitrag sehr

stark spezialisiert und mengenmäßig ins vollkommen Unübersichtliche ausufert. Inder Siegener Habilitationsschrift Bollenbecks22 (siehe Literaturverzeichnis) sind die

wissenschaftlichen Beiträge zu Bote und zum Eulenspiegelbuch bis zum Ende der

siebziger Jahre gründlich aufgearbeitet. Die umfassendste Literatursammlung zum

Thema Till Eulenspiegel liegt im Eulenspiegel-Museum zu Schöppenstedt vor: Wal-

ter Hinz hat einen Katalog der Bücher, Zeitschriften und Manuskripte des Museums

zusammengestellt.23 Über die nach 1984 erschienene Forschungsliteratur kann mansich in dem jährlich erscheinenden Eulenspiegel-Jahrbuch informieren, zu dem je-

weils auch eine Bibliographie neuer Bote- und Eulenspiegel-Literatur gehört.

Aktuelle und für meinen Ansatz relevante Forschungsliteratur wird in den jeweiligen

Kapiteln vorgestellt.

Zur bisher vorliegenden Forschungsliteratur mit kunsthistorischer Fragestellung sie-he den Literaturbericht zu Kapitel 5. Wie sich dort zeigen wird, setzten sich nur we-

nige Forscher mit dem Illustrationszyklus / Bildschmuck des Eulenspiegelbuches

auseinander und in nur einem einzigen Fall wird versucht, den Gesamtkomplex die-

ses Werkes, welcher untrennbar aus Text und Illustrationen besteht, zu würdigen.24

Timothy Sodmann stellt jedoch ganz richtig fest:

„Die Beschäftigung mit den Illustrationen aus Frühdrucken und Postinkunabeln kann oft auf-schlussreicher sein, als auch ein erfahrener Philologe zu glauben geneigt ist. Durch die Ana-lyse des Illustrationsmaterials in einem einzelnen Druck oder der Bilderzyklen verschiedenerAusgaben werden oft Zusammenhänge in der Überlieferungsgeschichte eines Werkes erst

21 Peter Honegger. Ulenspiegel. Neumünster 1973.

22 Bollenbeck, Till Eulenspiegel, a. a. O.23 Hinz, Till Eulenspiegel, a. a. O.

24 Wucherpfennig, Gundula. Die frühen Straßburger Illustrationen zum Dil Ulenspiegel. In.Eulenspiegel-Jahrbuch 28 (1988), S. 9-23.

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sichtbar, die eine noch so sorgfältig durchgeführte Untersuchung des Textes nicht offenzule-gen vermag.“25

1.2 Aufgabenstellung

Diese Arbeit verfolgt mehrere Ziele: Sie soll zum einen auf der kunsthistorischen Ebene

die Beteiligung Hans Baldung Griens an den Illustrationen des Eulenspiegel-Druckes

S 1515 näher beleuchten. Dabei steht im Mittelpunkt des Problems die Frage, ob Bal-

dung neben den neun Holzschnitten, die ihm bereits zugeschrieben werden, vielleicht

noch Einfluss auf weitere Darstellungen genommen haben könnte. In diesem Zusam-menhang möchte ich mehr Licht in die Urheberschaft und den Entstehungsprozess des

gesamten Illustrationszyklus von S 1515 bringen. Es stellt sich also die Frage nach Zahl

und Identität der an den Illustrationen des Eulenspiegel-Druckes S 1515 beteiligten Rei-

ßer. Mit Hilfe der stilistischen Analyse soll in dieser Arbeit der Versuch unternommen

werden, die zwölf auffälligen großformatigen Holzschnitte einem bestimmten Künstler

zuzuordnen.

Ein weiterer Aspekt meiner Arbeit liegt auf dem Zusammenspiel zwischen Text und

Bild in dem o. g. Frühdruck. Die 89 Holzschnitte wurden bislang noch nicht ausführlich

auf ihre Beziehung zum Text befragt. Indem ein detaillierter Fragenkatalog vorgestellt

wird, sollen exemplarisch die Vorgehensweisen einiger Zeichner beleuchtet werden,

ihre künstlerischen Fähigkeiten und geistigen Freiheiten bei der Konzeption der Holz-schnitte dargestellt werden. Es wird der Frage nachgegangen, ob es möglich ist, den

einzelnen Künstlern bestimmte Illustrationsprinzipien nachzuweisen. Dazu gehört auch

die Überlegung, welche Funktion die Illustrationen haben und ob hinter dem eindeuti-

gen und vordergründigen Bildsinn noch Weiteres verborgen liegt.

Insgesamt soll ein Beitrag zum Verständnis der Gesamtkonzeption des illustrierten Dru-

ckes S 1515 geleistet werden.

Nicht zuletzt stellte sich die angenehme Aufgabe, die einmalige Gelegenheit zur Autop-

sie der 1975 entdeckten Straßburger Eulenspiegel-Ausgabe S 1510/11, die sich im Pri-

vatbesitz von Prof. Hucker inVechta befindet, zu nutzen und detaillierte Informationen

über dieses Exemplar, welches anderen Forschern bislang nicht zur Verfügung gestellt

worden war26, zu veröffentlichen.

25 Sodmann, Timothy. Eulenspiegel und seine Illustrationen. 1980. S.326 Vgl. zuletzt Schulz-Grobert, Das Straßburger Eulenspiegelbuch, S. 51 f.

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Ich hoffe, es ist nachvollziehbar, dass bei dem Bemühen interdisziplinär zu arbeiten, die

Tiefenwirkung einzelner Bereiche geringer ausfallen wird. Zudem war – um den Rah-

men der Arbeit nicht zu sprengen – eine gezielte Beschränkung auf wenige Fragestel-

lungen notwendig, obwohl das Thema, da es doch noch relativ unerforscht ist, sehr viel

mehr Stoff geboten hätte. Aus denselben Gründen musste auch die Anzahl der zu analy-

sierenden Holzschnitte stark eingeschränkt werden.

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2. Der Roman „Ein kurtzweilig lesen von Dyl Ulenspiegel“ (S 1515)

2.1 Inhaltsangabe

Bei dem in dieser Arbeit thematisierten Eulenspiegelbuch handelt es sich um einen

reich illustrierten, in Prosa abgefassten Schwankroman.

„Als Schwankromane werden solche Schwanksammlungen bezeichnet, die durch einen ge-meinsamen Helden, vielleicht noch durch einen biographischen Rahmen verbunden sind, an-sonsten aber nur eine lockere Erzähleinheit bilden. [...] Charakteristisch für alle diese Texteist, wenn auch mit erheblichen Unterschieden im Einzelnen, die Freude der Schwankheldenam Verletzen ihrer Kontrahenten und am Bösen; ihre raffinierte Klugheit und planende Ver-nunft gegenüber der intellektuellen Beschränktheit ihrer Gegner; ihre Lust an der Infrage-stellung und Verhöhnung überkommener Werte und Überzeugungen, an Obszönem, Hässli-chem und körperlichen Exkrementen. Wie die zeitgenössische, höchst ambivalente Rezeptionzeigt, rufen sie damit Empörung und befreiendes Lachen, die Freude am Tabubruch und dieAngst vor der Infragestellung jeglicher Ordnung hervor.“27

Der Leser erfährt in 95 Einzelepisoden28 von den durchtriebenen Streichen des Titel-

helden Till Eulenspiegel. Dabei folgt die Sammlung im Wesentlichen dem biogra-phischen Verlauf des Protagonisten. Besonders Anfang und Ende des Romans sind

deutlich chronologisch ausgerichtet. Die ersten neun Historien beschreiben Ereignis-

se und Streiche aus Tills Kindheit und Jugend, beginnend bei Historie 1, Tills Taufe,

bis Historie 9, in der Till den mütterlichen Haushalt für immer verlässt, und zwar im

Innern eines Bienenkorbes. Am Ende des Buches beginnt die 88. Historie erstmals

damit, Verfall, Alter und Krankheit des Helden zu thematisieren. Dieser Prozess setztsich fort bis zur Historie 92, in der Eulenspiegel sein Testament macht, und endet

schließlich mit der Historie 95, in der von den seltsamen Vorgängen bei Tills Be-

gräbnis erzählt wird.

Michael Josef Aichmayr bemerkt dazu allerdings, dass sich diese biographisch-

chronologische Einteilung lediglich an Einschnitten im äußeren Lebensweg Eulen-

spiegels bemerkbar macht. Für die innere Entwicklung des Schalks seien sie nichtrelevant. Im Gegenteil wäre eine innere Entwicklung des Helden in diesem Roman

der Schwankliteratur sogar unerwünscht:

„Die Einplanbarkeit der Unterhaltung verstärkt den Unterhaltungseffekt der Schwanklitera-tur. Eine innere Entwicklung Eulenspiegels würde zu einer Veränderung eines allen Historien

27 Werner Röcke, Schwanksammlung und Schwankroman, in: Beiträge zur Geschichte der

deutschen Sprache und Literatur. Hg. von Ingrid Bennewitz und Ulrich Müller. Hamburg:1991. S. 185 f.

28 Die in der Überschrift angegebene Anzahl von 96 Historien ist, wie bereits angemerkt,falsch, da die 42 Historie fehlt.

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zugrunde liegenden ‚Grundverhaltensmusters’ führen und wäre somit der Funktion derSchwankliteratur als Unterhaltungsliteratur abträglich.“29

Eulenspiegels Streiche treffen jeden, ungeachtet seines sozialen Standes von derMarktfrau bis zum Adligen, und sie sind nicht immer konkret oder gar einheitlich,

motiviert. Oft scheint die bloße Lust an der Schädigung anderer Personen ausrei-

chend zu sein, Schadenfreude als Motiv. Mitunter trifft es auch Mitbürger, die ei-

gentlich auf die Dankbarkeit Eulenspiegels hoffen durften, wie in Historie 88, in der

ein Bauer seine Pflaumenernte zum Markt bringen möchte und freundlich bereit ist,

Till auf seinem Karren mitzunehmen, dieser ihm den Dienst aber übel entlohnt, in-dem er des Bauern Ernte durch Fäkalien verunreinigt. Es existieren aber auch Histo-

rien, in denen sich Eulenspiegel schlecht behandelt fühlt und der Streich durch Ra-

chegedanken initiiert wird. So z. B. in der Historie 77, in der Till von einem Fest-

mahl ausgeschlossen wird, und deshalb beschließt, den geladenen Gästen mittels

üblen Gestanks den Appetit zu verderben.

Es existieren also durchaus Historien, in denen als Motiv eine moralische Kritik amVerhalten der Geschädigten herauszulesen ist,

„doch es gibt auch Opfer, denen kein Fehlverhalten, keine moralische oder soziale Schwächeanzulasten ist, und die dennoch das Ziel von Eulenspiegels Boshaftigkeit werden. [...] Eineeinheitliche moralische Bewertung von Eulenspiegels Verhalten ist also nicht möglich. [...]Offensichtlich ist es für die Funktion und die Moral der Schwänke gleichgültig, ob „gute“oder „schlechte“ Menschen überlistet werden.“30

Dem Autor oder den Autoren ging es also offensichtlich nicht um eine moralisch

homogen durchkomponierte Figur mit klarer – über die bloße Lust am Streich hi-

nausgehender – motivischer Zielrichtung. Vielmehr war der Unterhaltungswert jedereinzelnen Geschichte für sich ausschlaggebend, was durchaus als eine Parallele zur

Inhomogenität der im Buch verwendeten Holzschnitte und Eulenspiegel-

Darstellungen verstanden werden kann.31

Nahezu jeder der Episoden geht ein Ortswechsel voraus. Mit seinen Streichen macht

Eulenspiegel sich in seinem jeweiligen Aufenthaltsort stets äußerst unbeliebt, vor al-len Dingen bei den Handwerkern, deren Schädigung einen gewissen Schwerpunkt

innerhalb der Begegnung mit den Ständen der mittelalterlichen Gesellschaft bildet.

So verdirbt er beispielsweise in Historie 54 einem Kürschner in Berlin einige Wolfs-

29 Aichmayr, Michael Josef. Der Symbolgehalt der Eulenspiegel-Figur im Kontext der euro-

päischen Narren- und Schelmenliteratur. Göppingen, 1991, S. 19 f.30 Schnell, Rüdiger. Das Eulenspiegel-Buch in der Gattungstradition der Schwankliteratur. S.

176.31 Mehr zum überaus uneinheitlichen Bildmaterial des Romans in Kapitel 5.

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häute, indem er, die Anweisung des Meisters wörtlich nehmend, ausgestopfte Wölfe

daraus rekonstruiert, statt sie zu eleganten Pelzen zu verarbeiten. Am Ende der Ge-

schichte zieht Eulenspiegel von Berlin nach Leipzig weiter.

Der Roman ist somit auch der Bericht einer lebenslangen Reise und Flucht vor be-

fürchteten Bestrafungen und Rachereaktionen.

Auffällig ist, dass die Plazierung einzelner Historien innerhalb des Buches durchein-

andergeraten zu sein scheint. Darauf wies bereits Lappenberg 1854 hin.32 So schließt

die 18. Historie eigentlich direkt an die 15. Historie an und die 47. Historie müsste

eigentlich der 88. folgen. Dieser gestörte Aufbau wird den Eingriffen eines Bearbei-

ters zugeschrieben.33 Besonders Honeggers Ausführungen dazu sind interessant, da

er u. a. durch Neuanordnung verschiedener Historien versucht, eine ursprünglicheEinteilung des Stoffes in vier Alphabete wahrscheinlich zu machen und als Ergebnis

auch eine Neuordnung („Rekonstruktion“) der Historienreihenfolge anbietet, aus der

sich ein deutliches biographisches Grundmuster ableiten läßt.34 Das zur „Rekon-

struktion“ dieser Abecedarien notwendige Verfahren erscheint allerdings sehr auf-

wendig:

„Der Aufwand, den Honegger benötigt, um zu einer Neuordnung zu gelangen, ist mit zwölfHistorienumstellungen nach drei Gesichtspunkten, zwei Historienteilungen und dreißig Initi-alenabänderungen beziehungsweise Wortumstellungen nach sechs verschiedenen Kriterienüberaus groß.“35

Zuvor kritisierte bereits Ingrid Schönsee die von Honegger angewandten Methoden.

Sie moniert, dass Honegger nicht alle seine Verschiebungskriterien deutlich anzeigt,

sondern vielmehr den Eindruck erweckt, „ein akrostischer Aufbau sei mit Hilfe eini-ger weniger Veränderungen möglich.“36/37 Jedoch bestätigt Ingrid Schönsee bei aller

sonstigen Kritik eine eindeutige alphabetische Ordnung in der letzten Spalte der von

Honegger herausgearbeiteten Tabelle. Dies könne als Beweis dafür gelten, dass Bote

32 Lappenberg, J. M. Dr. Thomas Murners Ulenspiegel. Leipzig 1854. Erläuterungen ab S.

221.33 Honegger, Peter. Ulenspiegel. Ein Beitrag zur Druckgeschichte und zur Verfasserfrage..

Neumünster: 1973. S. 101.34 Honegger, Peter. A. a. O. S. 101 ff. und S. 110ff.35 Borries, Ekkehard. Zum Aufbau des Eulenspiegel-Buches. In: Niederdeutsches Wort 28

(1988), S. 46. Vgl. auch Schönsee Ingrid. Zu Honeggers Versuchen um den Aufbau des U-lenspiegel. In: Niederdeutsches Wort 21 (1981), S. 42 f. Und Jürgen Schulz-Grobert, DasStraßburger Eulenspiegelbuch, Tübingen 1999, S. 9 ff.

36 Schönsee Ingrid. Zu Honeggers Versuchen um den Aufbau des Ulenspiegel. In: Niederdeut-sches Wort 21 (1981), S. 42 f.

37 Die natürliche Initialenabfolgen, wie sie in S 1515 erscheint, findet sich zum Vergleich imAnhang.

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den Eulenspiegel wenigstens teilweise akrostichisch aufgebaut hat, und es sei Ho-

neggers Verdienst, dass er diesen Aufbau erkannt hat.38

Zudem scheinen die von Honegger verwendeten Verfahren zumindest teilweise me-

thodisch bedenklich zu sein.39 Honeggers Kriterien bei der Verschiebung von Histo-

rien sind neben der Wiederherstellung sichtbarer Anknüpfungen auch das Wieder-herstellen einer erkennbaren geographischen Ordnung sowie die Berücksichtigung

von Botes Weltbild, wie es im Radbuch erkennbar wird.40 Die beiden letzten Krite-

rien bewertet Borries zu Recht als fragwürdig.41 Zuvor schon hatte Ingrid Schönsee

kritisiert: „Den partikularen Informationen über Botes Weltbild gesicherte Kriterien

für einen Rekonstruktionsversuch zu entnehmen, ist jedoch problematisch, zumal ei-

ne ständische Gliederung des Ulenspiegel nicht nachweisbar ist.“42

Auch Honeggers Versuch, aus den wiederhergestellten Abecedarien ein ursprüngli-

ches Ständebuch sowie einen Sündenspiegel zu rekonstruieren, in welchem die sie-

ben Todsünden thematisiert werden43, wurde als allzu hypothetisch abgelehnt.44

Über die Funktionsweise der Streiche im Eulenspiegelroman äußerte sich schonGoethe:

„Alle Hauptspäße des Buchs beruhen darauf, dass alle Menschen figürlich sprechen und Eu-lenspiegel es eigentlich nimmt.45

38 Ingrid Schönsee, a. a. O., S. 47.39 Schönsee Ingrid. A. a. O. S. 43 ff. Und Borries, Ekkehard. Zum Aufbau des Eulenspiegel-

Buches. In: Niederdeutsches Wort 28 (1988), S. 4740 Honegger, Peter. Ulenspiegel. Neumünster 1973. S. 102.41 Borries, Ekkehard. A. a. O. S. 47. „Von thematischen und Weltanschaulichen Gemeinsam-

keiten zwischen Botes Radbuch und dem Eulenspiegel, [...], kann nicht gesprochen werden.“Die Postulierung einer ursprünglichen geographischen Ordnung sei bloße Spekulation. Ebd.S. 48.

42 Schönsee Ingrid. A. a . O., S. 44.43 Honegger, Peter. A. a. O., S. 114 und ders.: Eulenspiegel und die sieben Todsünden. In:

Niederdeutsches Wort 15 (1975), S. 19-35.44 Borries, Ekkehard. A. a. O. S. 50 ff. Vgl.dazu auch Jürgen Schulz-Grobert in seiner Farb-

mikrofiche-Edition des Exemplares S 1519, Kommentarband S. 9: „Tatsächlich sind im Per-sonal des Eulenspiegelbuchs Angehöriger praktisch aller Schichten und Stände der spätmit-telalterlichen Gesellschaft vertreten, ohne allerdings textstrukturierende Formen anzuneh-men, wie man sie in der hierarchisch schematisierten Ständespiegelliteratur beobachtenkann.“

45 Seidel, Sigfried (Hg.). Goethe. Kunsttheoretische Schriften und Übersetzungen. Schriftenzur Literatur II. Aufsätze zur Weltliteratur, Maximen und Reflexionen. Aufbau-Verlag:1984. S. 630.

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In der Tat entwickeln sich die Streiche häufig aus einer Äußerung des zukünftigen

Geschädigten, die Till dann wörtlich nimmt, obwohl sie natürlich leicht erkennbar in

übertragenem Sinne gemeint war. So z. B. in der 19. Historie, in der Eulenspiegel als

Bäckerknecht in Braunschweig angestellt wird und den Bäcker fragt, was er ihm zu

backen befiehlt. Dem ironisch gemeinten Auftrag des Meisters, Eulen und Meerkat-

zen zuzubereiten, kommt Till prompt nach.Dazu kommen „obszöne (meist anale und skatologisch-fäkalische) Gestik und Strei-

che.“46

Bereits Lappenberg äußerte sich grundlegend über die zahlreichen lateinischen, deut-

schen, französischen und italienischen Quellen, aus denen der Eulenspiegel

schöpft47, die über die bereits in der Vorrede von S 1515 erwähnte „zulegung etlicherfabulen des pfaff Amis / und des pfaffen von dem Kalen berg“48 weit hinausgehen.49

Mit dem Wissen um die Existenz solcher Quellen wird die inhomogene Darstel-

lungsweise des Protagonisten verständlicher.

2.2 Fragen der Autorschaft

In der Vorrede des Eulenspiegel-Druckes S 1515 findet sich folgende Auskunft:

„Als man zalt von Crist geburt MCCCCC bin ich, N. durch etlich personen gebetten worden,daz ich dise hystorien und geschichten in zu lieb sol zesammen bringen und beschreiben,...“.50

Bislang blieb unklar, wer sich hinter diesem „N“ verbirgt, und ebenso, ob es sich da-

bei um den Autor oder einen Bearbeiter der Ausgabe handelt. Das Verfahren jedoch,

sich als Autor oder Herausgeber auf solche Weise bedeckt zu halten, war für dieseZeit nicht ungewöhnlich.51

46 Mühlherr, Anna. Ulenspiegel. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlex i-

kon. Hg. von Burghart Wachinger u. a. Band 9. Berlin u. a.: 1995. Sp. 1227.47 Lappenberg, J. M. Dr. Thomas Murners Ulenspiegel. Leipzig 1854. Vgl. dann auch Kadlec

1916 und Mackensen 1936.48 Zitiert unter Auflösung der Ligaturen.49 Vgl. zuletzt den Anhang in Jürgen Schulz-Groberts Eulenspiegelbuch (1999), in dem er zu

jeder der Historien mögliche Quellen zusammenfasst. Ab S. 279.50 Zitiert aus S 1515 unter Auflösung der Ligaturen.51 Vgl. Ingrid Bennewitz, Prosaroman / <Volksbuch>, in: Deutsche Literatur, Band 2: Von der

Handschrift zum Buchdruck: Spätmittelalter, Reformation, Humanismus, Hg. von IngridBennewitz und Ulrich Müller, S. 151und Jan Dirk Müller, Volksbuch / Prosaroman im 15. /16. Jahrhundert, in: IASL, 1. Sonderheft, 1985, S. 1 – 128, hier S. 25 ff..

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Im Laufe des Kapitels „Literaturbericht“ ist bereits deutlich geworden, dass die For-

schung dort, wo sie nicht vom Eulenspiegelbuch als einem ursprünglichen „Volks-

buch“ ausging, über viele Jahre hinweg bemüht war, den Verfasser des Werkes aus-

findig zu machen. Bereits Lappenberg, der 1854 die Beschäftigung mit dem Eulens-

piegel-Buch einleitete, ging dieser Frage nach und dachte an Thomas Murner als

Autor.52 Hub schloss sich 1856 dieser Zuordnung an.53 Scherer, Goedeke, Knust,Bobertag, Walther, Brie, Kadlec, Schröder und Lindow lehnten diesen Vorschlag al-

lerdings ab.54

Erst Peter Honegger gelang es in seiner Untersuchung von 1973 unter Auflösung des

von ihm entdeckten Akrostichons „ERMANB“, welches sich aus den Anfangsbuch-

staben der letzten sechs Historien ergibt, Herman Bote als Verfasser des Werkes zu

präsentieren, der das Buch auf hochdeutsch verfasst habe.55 Allerdings war er nichtder erste, der dem Zollschreiber Herman Bote die Autorschaft des Eulenspiegel zu-

traute. Bereits 1893 hatte Christoph Walther diesen Namen ins Gespräch gebracht.56

Die Forschung schloss sich im folgenden weitgehend Honeggers Darstellungen an57.

Doch es gab auch Kritiker seiner Thesen.58 So hält es z. B. 1978 Cordes,59 für un-

52 Lappenberg, J. M. Dr. Thomas Murners Ulenspiegel. Leipzig: 1854, S. 384 ff. Lappenberg

begründet seine Zuschreibung u. a. mit einer 1521 erschienenen Schrift, dem Martin Bucerzugeschriebenen Dialog „Pfarrer und Schultheiß“, in der diese Autorschaft behauptet wird.Vgl. dazu Jan-Dirk Müller: Volksbuch / Prosaroman im 15. / 16. Jahrhundert – Perspektivender Forschung. 1985. S. 33, Fußnote 102.

53 Vgl. Ignaz Hub. Komische und humoristische Literatur der deutschen Prosaisten des sech-zehnten Jahrhunderts. Nürnberg, 1856, S. 107 ff.

54 Vgl. die Angaben im Kapitel „Literaturbericht“.55 Honegger, Peter. Ulenspiegel. Ein Beitrag zur Druckgeschichte und zur Verfasserfrage.

Neumünster: 1973.56 Walther, Christoph. Zur Geschichte des Volksbuches vom Eulenspiegel. In: Jahrbuch des

Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 19 (1893), S. 1-79. Wolfgang Stammler kriti-sierte diesen Vorschlag: „Letzthin ist man geneigt gewesen, Herman Bote auch die Verfas-serschaft eines Volksbuches zuzuschreiben, das gleich dem ‚Reineke Vos’ seinen Siegeszugdurch die Welt antrat, des ‚Till Eulenspiegel’. Trotzdem das niederdeutsche Original unwie-derbringlich verloren scheint, gehört es doch in eine niederdeutsche Literaturgeschichte. [...]Aber dies Buch Herman Bote zu vindizieren, trage ich doch Bedenken, zumal die Urfassungnicht mehr in unseren Händen ist. Aus den paar niederdeutschen Redensarten einen stilisti-schen Schluß zu ziehen, erscheint zu gewagt. Auch die Tendenz des obsiegenden Bauernpasst nicht zu dem patrizisch gesinnten Bote.“ Aus: Geschichte der niederdeutschen Litera-tur. Nachdruck der Ausgabe Leipzig und Berlin 1920. Stuttgart 1968.S. 64 f.

57 U. a. Lindow 1966, Wunderlich 1979 und 1984, Hucker 1976 a und b, 1977, 1984 (späteraber nicht mehr, siehe unten), Flood 1976, Arendt 1978, Bollenbeck 1985, Röcke 1987, Bi-chel 1995.

58 Den Gang der Bote-Diskussion hat übersichtlich dargestellt: Blume, Herbert. Hermann Bote– Autor des Eulenspiegelbuches? Eulenspiegeljahrbuch 34 (1994). Vgl. auch die reichlicherschienene Literatur zur Bote-Forschung, bspw. die drei Kongressberichte Blu-me/Wunderlich (1982), Schöttker/Wunderlich (1987) und Blume/Rohse (1991). Zum weite-

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wahrscheinlich, dass Bote, der sein Werke stets auf Mittelniederdeutsch schrieb,

plötzlich ein einzelnes Werk auf Hochdeutsch, und zudem auf der Grundlage der

Straßburger Druckersprache, verfasst haben soll. Während sich Cordes jedoch Bote

als Autor eines niederdeutschen Originals vorstellen kann, also der Auflösung des

Akrostichons durch Honegger folgt, zweifelt Tenberg ganz grundsätzlich und hält

Bote als Autor zumindest für nicht nachweisbar.60 Kritik üben auch Schönsee61 so-wie 1988 Borries62 und 1991 Peters63, die u. a. anmerken, dass aus der Buchstaben-

folge ERMANB nicht zwingend und als einzige Möglichkeit die Auflösung in den

Namen Herman Bote erfolgen muß. Auch Hucker und Virmond geben zu bedenken,

dass die Buchstabenfolge ERMANB durchaus keinen eindeutigen Aussagewert be-

sitzt und ebenso gut auch rein zufällig entstanden sein könnte.64 Ebenso Derks, der

zusätzlich feststellt, dass in den vorhandenen Unterschriften und anderen Namens-nennungen Botes, die dieser beispielsweise in seinem Schichtbuch vorgelegt hat,

stets der Vorname HERMEN statt HERMAN zu lesen ist.65

Blume hält an der möglichen Autorschaft Botes fest, geht jedoch davon aus, dass

dieser das Werk in niederdeutscher Sprache, somit nicht auf Hochdeutsch, wie von

Honeger dargestellt, verfasst hat und es erst in Straßburg übersetzt wurde.66 Damit

ren Verlauf siehe die jährlich erscheinende Bibliographie zur Eulenspiegel- und Bote-Forschung im Eulenspiegeljahrbuch.

59 Cordes, Gerhard. Alter Fuchs und weiser Schelm. In: Eulenspiegel-Jahrbuch 28. 1978.S. 3-14. Siehe auch Blume, Herbert: Zu vermeintlichen Ostfalismen im Eulenspiegelbuchund zum Problem einer niederdeutschen Vorlage der Straßburger Drucke. In: Eulenspiegel-Jahrbuch 26 (1986), S. 31-54. Auch er hält eine hochdeutsche Schrift Botes für ausgeschlos-sen, kann sich unter Vorbehalt aber Bote als Autor vorstellen. Vgl. auch Blume, Herbert:Hermann Bote – Autor des Eulenspiegelbuches? In: Eulenspiegel-Jahrbuch 34 (1994), S. 11-32, hier bes. S. 18 f.

60 Tenberg, Reinhard. Die deutsche Eulenspiegel-Rezeption bis zum Ende des 16. Jahrhun-derts. Würzburg: 1996. S. 28

61 Sie hält Honeggers These, Bote habe den Eulenspiegel auf Hochdeutsch verfasst, für reinspekulativ. Sie lasse sich durch seine Beweisführung nicht erhärten. (Vgl. Schonsee: Zu Ho-neggers Versuchen um den Aufbau des Ulenspiegel. In: Niederdeutsches Wort 21 (1981), S.43.

62 Borries, Ekkehard. Zum Aufbau des Eulenspiegel-Buches. In: Niederdeutsches Wort 28(1988), S. 43-59.

63 Peters, Robert. Braunschweigisches und Lübisches in der Sprache Hermann Botes. In:Blume /Rohse (Hg.) Hermann Bote. Tübingen: 1991. S. 295-308.

64 Hucker, Bernd Ulrich und Wolfgang Virmond (Hg.) Edward Schröder. Untersuchungen zumVolksbuch von Eulenspiegel. Göttingen: 1988. S. 122.

65 Derks, Paul. Der Name Hermen Botes. In: Eulenspiegel-Jahrbuch 35, Konstanz 1995. S. 37-88.

66 Blume, Herbert. Hermann Bote – Autor des Eulenspiegelbuches? In: Eulenspiegel-Jahrbuch 34 (1994). S. 11-32. Ebenso Sodmann u.a. in: „Braunschweig und der niederdeut-sche Eulenspiegel“ In: Niederdeutsches Wort 20 (1980).

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widerspricht er Honegger teilweise, hält aber an der Auflösung des durch ihn ent-

deckten Akrostichons fest.

Schulz-Grobert äußert sich den Erkenntnissen Honeggers gegenüber jedoch ableh-

nend. In seiner aktuellen Monographie vertritt er die Ansicht, dass weder eine nie-

derdeutsche Urfassung gegeben habe, noch Hermen Bote der Verfasser des Eulens-

piegelbuches sei, sondern das Buch mithilfe mehrerer gelehrter Bearbeiter aus demUmkreis der Offizin ganz und gar „vor dem Setzkasten Grüningers“ entstanden sei.67

Bezüglich des von Honegger entdeckten Akrostichons und dessen Aussagekraft, das

ja von der Forschung als der deutlichste Hinweis für eine anzunehmende Autorschaft

Botes gewertet wird68, ist er überaus skeptisch:

„Unter erzähltechnischen Gesichtspunkten betrachtet, erweist sich die Historienfolge 90-95als keineswegs stabil im Sinne der von Honegger selbst ermittelten Prinzipien zur Wiederher-stellung der >ursprünglichen< Reihenfolge im Bereich der Historien 1 bis 89 (..). Bei einerkonsequenten Anwendung seiner Prämissen auf den überlieferte Gesamtbestand der Histo-rien hätte es kein Akrostichon am Ende des Eulenspiegel-Buches gegeben, da die Historien94 und 95 Ereignisse erzählen, die streng chronologisch gesehen, genau in die Mitte derHistorie 93 gehören.“69

Aus dem Jahr 1411 liegt ein Briefwechsel zwischen den Gelehrten Dietrich vonNiem und Johannes Schele vor, der belegt, dass die Eulenspiegelfigur und seine

Schwänke bereits zu dieser Zeit bekannt waren.70 Das legt nahe, Hermen Bote doch

eher (wenn überhaupt) nur eine Bearbeiterrolle zuzuweisen.71

67 Schulz-Grobert, Jürgen. Das Straßburger Eulenspiegelbuch. Tübingen: 1999, S. 228 und S.

274 f. Vgl. auch die Rezension dieses Buches durch Herbert Blume. In: Daphnis 30 (2001),S. 363 – 369.

68 Vgl. Blume, Herbert. Hermann Bote – Autor des Eulenspiegelbuches? In: Eulenspiegel-Jahrbuch 34 (1994). S. 11-32.

69 Schulz-Grobert, Jürgen. A. a. O., S. 16. Schon Kadlec (1916, S. 189 f.) hatte die gestörteChronologie bemerkt.

70 Vgl. Tenberg 1996, S. 30 ff. Dort auch Abdruck und neue Übersetzung. Der Briefwechselwar zuerst 1932 durch Hermann Heimpel ediert worden. Vgl. auch S. Sichtermann: Zweiwenig bekannte Eulenspiegel-Nachrichten. In: Eulenspiegel-Jahrbuch 11 (1971), S. 30-35.

71 „Das Vorhandensein einer Eulenspiegel-Handschrift aus dem frühen 15. Jahrhundert führtzu der Überlegung, ob der überlieferte Textbestand der gedruckten Schwanksammlungschließlich das Ergebnis sukzessiver Erweiterung durch verschiedene Kompilatoren dar-stellt.“ Tenberg (1996), S. 37. Im übrigen wurde Bote auch deshalb gerne als Autor der Eu-lenspiegel-Historien anerkannt, weil er, als Braunschweiger, automatisch über die notwendi-gen topographischen Kenntnisse verfügen musste, die in diesem Buch auftauchen. Daß derAutor aber gar nicht besonders stadtkundig war und Ortskunde auch einem fremden, viel-leicht nur durchreisenden Autor möglich sein konnte, belegt Schulz-Grobert ausführlich.(Schulz-Grobert, 1999, S. 17 ff.)

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Auch Borries ging 1988 schon von einer längeren und unklaren Entstehungsge-

schichte des Eulenspiegel-Buches aus72, womit er sich gleichzeitig gegen die Verfas-

serschaft Botes ausspricht. Er hält eine mündliche Tradierung der ursprünglich ein-

zeln vorliegenden Schwänke für möglich, die dann vereint wurden. Als ein Hinweis

darauf dient ihm u. a. die „Tatsache, dass selbst bei den Biographie-Historien die

Abgeschlossenheit der Einzelhistorie meistens den Vorrang hat vor der logischenund chronologischen Konzeption des Werkes.“73

Zu der Frage der Autorschaft gehört auch die Frage nach dem Jahr, in dem das Buch

ursprünglich verfasst und zum ersten Mal gedruckt wurde. Dass eine längere Druck-

geschichte vorliegt, ergibt sich schon aus den unterschiedlich stark ausgeprägten

Gebrauchsspuren der Holzstöcke, die bereits in den beiden Ausgaben von 1510/11deutlich zu erkennen sind. Die Illustrationen zeigen sowohl einen deutlichen Bezug

zu den zugehörigen Historien, sind also zweifellos extra für diese Geschichten ge-

schnitten worden, und geben gleichzeitig Abnutzungserscheinungen preis, die deut-

lich machen, dass es sich selbst bei den beiden ältesten uns bekannten Exemplaren (S

1510/11), nicht um den Erstdruck des Werkes handeln kann.

Schon 1978 hatte Sodmann auf diesen Umstand aufmerksam gemacht. Er bemerkt,dass

„bereits die Fragmente dieser Ausgabe [gemeint ist die Ausgabe S 1510/11; J.B.] selbst die Merkmale eines ohne besondere Sorgfalt durchgeführten Nachdrucks [enthalten; J.B.], wennauch verständlicherweise in geringerem Ausmaß als die Drucke von 1515 und 1519. Vor al-lem die Abweichungen im Format und der unterschiedliche Erhaltungszustand der einzelnenHolzschnitte in den Ausgaben von 1510/11 und 1515 weisen m. E. auf eine teilweise Ver-wendung in noch früheren Ausgaben des Eulenspiegel hin.“74

Ich komme darauf zurück.

Das Vorwort der Ausgabe S 1515 nennt das Datum 1500.75 Meiner Ansicht nach gibtes zunächst keinen Grund, dieser Angabe zu misstrauen, zumal das Vorwort unver-

ändert für spätere Auflagen (also Auflagen nach 1500) wiederverwendet worden sein

kann. Grieninger war zu dieser Zeit längst als erfahrener Drucker in Straßburg etab-

72 Borries, Ekkehard. Zum Aufbau des Eulenspiegelbuches. In. Niederdeutsches Wort 28

(1988), S. 45.73 Borries, Ekkehard. A. a. O., S. 48 f. Als ein Beispiel wird die Historie 3 angeführt, die in ih-

rer Einleitung auf Tatsachen verweist, die in Historie 2 bereits erwähnt wurden.74 Sodmann, Timothy. Zu einigen Illustrationen der Straßburger „Erstausgabe“ des Ulenspie-

gel. In: Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. 85 (1987), S.57 ff; Ders.: Eulenspiegel und seine Illustrationen. In: Eulenspiegel-Jahrbuch 20 (1980), S. 3.

75 Vgl. Einleitung zu diesem Kapitel.

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liert, er erwarb bereits 1482 das Straßburger Bürgerrecht.76 Die Existenz einiger

Holzschnitte Hans Baldung Griens von ca. 1509 steht einer möglichen ersten Aufla-

ge im Jahr 1500 ebenfalls nicht entgegen, da sie zu einem späteren Zeitpunkt Ein-

gang ins Werk gefunden haben könnten, etwa im Rahmen einer Neubebilderung ei-

nes seit mehreren Jahren umsatzstarken Werkes. Hier widerspreche ich Honegger,

der – unbegründet – davon ausgeht, dass die Holzschnitte Baldungs bereits in derersten Auflage bei Grieninger vorgelegen haben müssen. 77 Andere Forscher schlos-

sen seiner Vorstellung vom Erstdruck S 1510/11 an.78 Ich komme auf diese Proble-

matik zurück.79Darüber hinaus ist nicht auszuschließen, dass mit der im Vorwort ge-

nannten Jahreszahl 1500 tatsächlich lediglich der Beginn einer mehr oder weniger

lang andauernden Phase der Abfassung des Romans benannt wurde.

In jedem Fall ist die in den hier behandelten frühen Straßburger Eulenspiegeldruckengenannte Jahreszahl 1500 glaubwürdiger als das in späteren Drucken genannte Ent-

stehungsjahr 1483 (Köln 1539 und Frankfurt 1545), wie Flood nachweisen konnte.

Er entdeckte die Abhängigkeit der Vorrede zum Eulenspiegel von der Vorrede zum

Prosaroman ‚Wigoleis vom Rade‘, der erst 1493 abgeschlossen wurde.

Zusätzliche Schwierigkeiten bei der Bestimmung eines Entstehungsjahres für denErstdruck ergeben sich durch die von der Forschung unterschiedliche beantwortete

Frage nach einem der hochdeutschen Fassung zugrundeliegenden möglichen nieder-

deutschen Originaltext. Vor Honeggers Ergebnissen von 1973 wurde allgemein von

dessen Existenz ausgegangen80, seit Honeggers These, Bote habe den Eulenspiegel

76 Siehe dazu das Kapitel „Drucker und Verleger“.

77 Honegger 1973, S. 32.78 Z. B. Tenberg (1996, S. 11), Derendorf (1991, S. 125 und ohne weitere Begründung), Wu-

cherpfennig (1988, S. 20), Lindow 1966, Nachwort S 277; Hucker u. a. in Philobiblon 1976,S. 78-120; Arendt 1978, S. 7. Bereits Schröder kam 1911 zu dem Schluss, dass den beidenStraßburger Drucken von 1515 und 1519 ein verlorener „Erstdruck“ vorausgegangen seinmuß, dessen Erscheinung wahrscheinlich in die Jahre 1510-12 fällt. Schröder, 1911, S. 5 undS. 20.

79 Interessant, was Schröder zu dieser Problematik bemerkt: „Ein Rätsel bleibt nach wie vor, jain verstärktem Maße die Einfügung des Entstehungsjahres 1483 statt des unbedingter ge-sichterten 1500 im Vorwort. Man sah darin bisher einen Einfall oder Kniff des Jacob Fröh-lich, der der Rechtsnachfolger der Firma Grüninger war und namentlich die Holzstöcke er-worben hat. Jetzt stellt sich heraus, dass die Änderung von Christoffel Grüninger herrührt,und ich habe dafür nun eine Erklärung: indem er das Jahr 1483 nannte, mit dem die Tätigkeitseines Vaters eingesetzt hatte, gedachte er das Eigentumsrecht an dem Werke zu betonen,das ja sein Vater nicht als Bearbeitung, sondern wie ein Original herausgehn ließ.“ In: Ed-ward Schröder. Untersuchungen zum Volksbuch von Eulenspiegel. Nach dem unvollendetenManuskript von etwa 1936 herausgegeben von Bernd Ulrich Hucker und Wolfgang Vir-mond. Göttingen 1988. S. 12.

80 Bereits Lappenberg 1854, Goedeke 1881 und Knust 1884 setzten aufgrund der vielen nie-derdeutschen Sprachreste im Text ein niederdeutsches Original voraus.

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selbst auf Hochdeutsch verfasst, wird von der neueren Forschung nur noch teilweise

an der These von einem niederdeutschen Original festgehalten.81

Für den Versuch, die Entstehungsgeschichte des Eulenspiegelbuches nachzuvollzie-

hen, wie es uns in S 1515 vorliegt, ist es auch wichtig zu wissen, dass mehrere der

Nachfolgedrucke, u. a. auch Melchior Sachses Ausgabe von 1532, um einige Histo-rien erweitert wurden. Auch Grüningers Sohn Christoph hatte in seiner Ausgabe von

1531 bereits den Historienbestand um 8 Zusatzhistorien erweitert, die er, wegen der

glücklicheren Ausnutzung des Platzes durch die Weglassung der Seitenstücke bei

den Abbildungen (ein Platz, den er für Text nutzen konnte) auf einer geringeren Bo-

genzahl unterbringen konnte.82 Addiert man zu diesem Wissen die Erkenntnis, dass

die Illustrationen in S 1515 uneinheitlich sind und von mehreren sehr unterschiedlichbegabten Künstlern stammen (ich komme darauf zurück) und sie in uneinheitlichem

Maß Abnutzungserscheinungen zeigen (was darauf hindeutet, dass einige der Holz-

stöcke schon länger oder öfter im Gebrauch waren, als andere, auch darauf komme

ich zurück), so muß man immerhin als Möglichkeit in Betracht ziehen, dass dieses

Werk einem offenen entstehungsgeschichtlichen Prozeß unterlag, der wiederum die

genaue Datierung eines Erstdrucks – aus welchem Sprachraum auch immer - und dieErmittlung einer Autorpersönlichkeit erschwert.83

81 Vgl. Honegger 1973, S. 96 ff und Sodmann in Blume / Wunderlich 1982, S. 33-41, hier S.

34 f. An einem niederdeutschen Original halten u. a. fest: Wiswe 1979, Sodmann 1978, 1980a und b, Brinkmann 1982, Cordes 1978 S. 3-14 (er könnte sich vorstellen, dass ein Straßbur-ger Bearbeiter – evtl. Thomas Murner – über Botes Text gegangen ist) und Blume (u. a.1986).

Auch John L. Floods Entdeckung, dass die Eulenspiegel-Vorrede ein Plagiat des hochdeut-schen Prosaromans Wigoleis vom Rade (1493) ist, spricht gegen die These vom einem nie-derdeutschen Urtext. Flood kommt wie Honegger zu dem Schluss, dass Bote seinen Eulen-spiegel bereits auf hochdeutsch verfasst haben muss. (Der Prosaroman ‚Wigoleis vom Rade’und die Entstehung des ‚Ulenspiegel’. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und Literatur.Hg. von Kurt Ruh, 105 (1976), S. 151-165.

Vgl. zu dieser Diskussion H. Blume, „Zu vemeintlichen Ostfalismen im Eulenspiegelbuchund zum Problem einer niederdeutschen Vorlage der Straßburger Drucke“, Eulenspiegel-Jahrbuch 26 (1986), S. 45 ff.; Blume / Rohse, „Hermann-Bote-Forschung 1987-1990“ in:Blume / Rohse, Hermann Bote. Beiträge zum Braunschweiger Bote-Kolloquium 1988. Tü-bingen 1991. S. 343 ff.

82 Schulz-Grobert (1999), S. 76; vgl. Schröder 1933 S. 274 f; Wunderlich 1984 S 48.83 In den 23 Drucken des Eulenspiegel im 16. Jahrhundert sind sowohl Zusatzhistorien als auch

Auslassungen einzelner Geschichten (Ausgehend von dem Bestand von S 1515) üblich. EineAuflistung erfolgt bei Kadlec, a. a. O., S. 229-262.

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2.3 Der Verleger und Drucker

So wenig die Frage der Autorschaft geklärt ist, so sicher ist doch, in welcher Drucke-

rei das Buch hergestellt wurde, nämlich in der Offizin Grieninger in Straßburg.

Die folgenden Informationen über Leben und Werk des Druckers Grieninger ent-

stammen im wesentlichen den Ausführungen Amelungs im Lexikon des gesamten

Buchwesens:84

Johannes Grüninger, der erstmals 1480/81 in Basel, und zu dieser Zeit bereits als

Druckermeister nachzuweisen ist, stammte ursprünglich aus Markgröningen in

Württemberg. Sein Familiennamen lautete ursprünglich Reinhard (Reynardi), jedoch

nannte er sich nach seiner Geburtsstadt Markgröningen meist Grüninger.

Aus seiner Baseler Zeit sind keine Drucke bekannt, ebensowenig aus der Zeit zuvor,

die ihn nach Venedig geführt hatte, wo er möglicherweise den Beruf des Druckerserlernte.85

Auch ein weiteres Mitglied seiner Familie, Markus Reinhard, möglicherweise ein

Bruder Grüningers, beschäftigte der Buchdruck. Markus Reinhard war zunächst in

Lyon, dann wieder in Straßburg als Drucker tätig.

Nach Johannes Grüningers endgültiger Übersiedlung nach Straßburg sowie der dor-

tigen Erlangung der Bürgerrechte am 02.10.1482, brachte er zusammen mit Heinrichvon Ingweiler seinen ersten datierten und firmierten Druck heraus. Es handelte sich

um die am 28.8.1483 vollendete Ausgabe der „Historia scholastica“ des Petrus Co-

mestor.

Die sehr produktive Offizin Grieninger brachte in der Zeit von 1483 bis 1532 fast

400 Drucke heraus und war somit eine der „fruchtbarsten und dauerhaftesten desfrühen Straßburger Buchdrucks“.86

Bemerkenswert ist allerdings nicht nur die hohe Anzahl der bei ihm gedruckten

Werke, sondern auch sein offenbar großes graphisches Interesse. Grüninger übertraf

in der Anzahl der bei ihm verwendeten Typen jeden seiner Straßburger Kollegen,

„allein bis 1500 bediente er sich mehr als 30 verschiedener Schriften, darunter eini-

84P. Amelung. „Grüninger, Johannes“ im Lexikon des gesamten Buchwesens. Zweite, völlig

neu bearbeitete Auflage. Band III. Stuttgart, 1991, S. 288 f.85 Ein Aufenthalt in Venedig ist auch von anderen Basler Druckern bekannt – offenbar konnten

dort wichtige, das Druckgewerbe betreffende Kenntnisse erlangt werden. Grüningers Reisenach Venedig ist durch einen Eintrag im Basler Urteilsbuch belegt. Siehe Amelung (1991).A. a. O. , S. 288 f.

86 P. Amelung (1991), a. a. O., S. 288 f. Vgl. auch Charles Schmidt (1893), a. a. O.

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ger, die offensichtlich Lyoner Herkunft sind und wohl von Markus Reinhard von dort

mitgebracht wurden.“87

Obwohl Grieninger in einem Brief an Willibald Pirckheimer angab, er sei des Latei-

nischen nicht mächtig88, brachte er neben Unterhaltungsliteratur, wie sie uns in „Till

Eulenspiegel“ überliefert ist, auch wissenschaftliche Texte in deutscher und lateini-scher Sprache heraus.

Das spricht für einen geschärften Geschäftssinn, der auch dadurch bestätigt wird,

dass Grieninger, obwohl er selbst dem alten Glauben treu blieb, wenigsten zweimal89

eine Lutherschrift nachdruckte, „während er gleichzeitig der Hauptverleger des ve-

hementen Luthergegners Thomas Murner war.“90

„Nach zaghaften Anfängen in der zweiten Hälfte der 1480er Jahre gewann die Buch-

illustration in den 1490er Jahren zunehmende Bedeutung in Grüningers Produktion.

Sein erster illustrierter Druck war die am 2.5.1485 vollendete 10. deutsche. Bibel

(GW 4304) mit 88 Holzschnitten.“91 Dabei gelang es Grieninger mit der Zeit, einen

eigenen Holzschnittstil zu entwickeln, was wiederum zeigt, dass hier mit graphi-

schem Interesse gedruckt wurde. Bis auf wenige Ausnahmen ist dieser Holzschnitt-stil nur in seinen Werken vorhanden.92

In Grieningers Offizin setzte sich zum einen zunehmend die Abkehr von der bislang

üblichen Kolorierung der Holzschnitte von Hand durch, indem die Illustrationen mit

einer Binnenschraffur versehen wurden, die eine farbliche Betonung durch die nun-

mehr größere Plastizität überflüssig machte. Zum anderen war er der erste Drucker,der sich ausgiebig der kostengünstigen Kombinationstechnik bediente, indem er im-

mer neue Holzschnittverbindungen aus bis zu fünf Einzelteilen zusammensetzte und

somit seinen Vorrat an Bildmaterial beträchtlich vergrößerte. Dabei beschränkte er

seine Technik der zusammengesetzten Holzschnitte nicht auf die Verwendung von

seitlich aneinandergefügten Einzelteilen, sondern ordnete auch Holzschnitte überein-

ander an, so z. B. in der Königstochter von Frankreich, Grüninger, Strassburg,1500.93

87 P. Amelung (1991), a. a. O. S. 288 f.88 Brief vom 17.12.1529, vgl. P. Amelung. „Grüninger, Johannes“ im Lexikon des gesamten

Buchwesens. Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage. Band III. Stuttgart, 1991, S. 288 f.89 1523 und 1524, siehe Amelung (1991), a. a. O., S. 288 f.90 Amelung (1991), a. a. O., S. 288 f.91 Amelung (1991), a. a. O., S. 288 f.92 Kristeller, Paul. Die Straßburger Bücherillustration, 1966, S. 7.93 Siehe Schramm, Bilderschmuck, a. a. O., Tafel 123.

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„Grüninger hat augenscheinlich seine Holzschnitte, auf die er großen Wert gelegt haben muß,streng für seinen eigenen Bedarf behalten, er hat sie weder verborgt, noch Clichés von ihnenabgegeben. Es sind mir überhaupt nur sieben Holzschnitte Grüningers bekannt, die sich auchbei anderen Druckern finden und die als vereinzelte Ausnahmen angesehen werden kön-nen.“94

Dementsprechend hat Grüninger seinerseits auch nur äußerst selten Holzschnitte an-

derer Drucker verwendet – und auch nur am Ende seiner Tätigkeit.95

Grieninger betätigte sich nicht nur als Drucker und Verleger, sondern war in Perso-nalunion auch Buchhändler. Er unterhielt am Messeplatz Frankfurt am Main ein gro-

ßes Bücherlager, welches er aber 1522 an seinen Straßburger Papierlieferanten ver-

äußern mußte, um eine Schuld von 500 Gulden begleichen zu können. Grieninger

blieb jedoch weiterhin im Buchhandel tätig. Er hatte zwei Söhne, Bartholomäus und

Christoph. Sein Tod wird um 1532/33 vermutet.

Angaben zu Auflagenhöhe und Verkaufspreis lassen sich nicht machen. Allgemein

zu diesem Themenbereich vgl.: Brandis, Thilo. Handschriften- und Buchproduktion

im 15. und frühen 16. Jahrhundert. In: Literatur und Laienbildung im Spätmittelalter

und in der Reformationszeit. Symposion Wolfenbüttel 1981. Hg. von Ludger

Grenzmann und Karl Stackmann. Stuttgart: 1984. S. 176-193. Und Kreutzer, Hans

Joachim. Buchmarkt und Roman in der Frühdruckzeit, ebd., S. 197-211.

94 Kristeller, Paul. Die Straßburger Bücherillustration, 1966, S. 7.95 Kristeller, Paul. Die Straßburger Bücherillustration, 1966, S. 8.

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3. Das Original des Druckes S 1515 in der Londoner British Library

3.1 Beschreibung des Einbandes

Wilhelm Scherer, der 1868 durch eine Mitteilung aus dem Antiquariat von S. Calva-

ry u. Co. auf die in London befindliche Strassburger Eulenspiegelausgabe von 1515aufmerksam gemacht worden war96, beschrieb 1877 als erster das äußere Erschei-

nungsbild des Straßburger Bandes. Er erwähnt, das es mit einem anderen Werk, der

Schelmenzunft von Thomas Murner aus dem Jahr 1516, zusammengebunden ist. Der

Einband, wie Scherer ihn vorfand, konnte seiner Ansicht nach auch schon nicht der

ursprüngliche sein, denn er vermutete, dass dieser „nicht älter als das XVIII. Jahr-

hundert“ sei. Beide Bücher mußten aber, laut Scherer, schon zuvor in einem Einbandzusammengefaßt gewesen sein: „der raue Schnitt ist sehr alt und passt durchaus nicht

zu dem modernen Einband; auch erklärt sich so der dem jetzigen Einband gleichzei-

tige Rückentitel ...enspiegel Strasb. 1516 (der Anfang weggerissen): Name des ersten

Buches, Jahreszahl des zweiten, entnommen dem ersten und dem letzten Blatte eines

scheinbar einheitlichen Bandes.“97 Daraus folge aber nichts weiter, als dass es früh

jemand als passend empfunden habe, die beiden Bücher zusammenbinden zu lassen.Im übrigen würde die ziemlich beschmutzte Rückseite des letzten Eulenspiegel-

Blattes auf eine längere gesonderte Existenz des Bändchens hinweisen.98

Wann also erstmals das heute in der British Library aufbewahrte Exemplar S 1515

mit Murners Schelmenzunft zusammengebunden wurde, ist unbekannt. Wahrschein-

lich aber ist, dass dies nicht ursprünglich in der Offizin Grieninger geschah. Dies

insbesondere deshalb, weil die Schelmenzunft zwar auch in Straßburg gedruckt wur-de, jedoch von einem konkurrierenden Unternehmen, der Offizin des Druckermeis-

ters Johann Knobloch.

Hermann Knust berichtet in der Einführung zu seinem Abdruck der Ausgabe S 1515,

dass der oben von Scherer beschriebene Einband, der auch schon nicht der Original-

einband gewesen sein konnte, 1883 durch einen „besseren von Leder“ ausgetauschtwurde. Der alte raue Schnitt, von dem schon Scherer sprach, sei aber geblieben und

wieder wurde die Schelmenzunft Murners mit dem Eulenspiegel zusammengebun-

den. Auf dem Rückentitel des Bandes stehe wiederum allein „Ulenspiegel“ als In-

halt.99

96 Scherer, Wilhelm. Die Anfänge des deutschen Prosaromans und Jörg Wickram von Colmar.

Straßburg: 1877, S. 4 ff.97 Scherer, Wilhelm, a. a. O., S. 78.98 Scherer, Wilhelm, a. a. O., S. 78.99 Knust, Hermann. Till Eulenspiegel. Halle: 1884, S. IV f.

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Zur Provenienz äußerte sich ausführlich Flood. Siehe zu diesem Thema: Flood, John

L. Wie Eulenspiegel ins Britische Museum kam. Zur Provenienz des Londoner Ex-

emplars von S 1515. In: Eulenspiegel-Jahrbuch 24/1984. S. 133-140.

3.3 Der Text des Druckes S 1515

An das Titelblatt, welches aus einer dreizeiligen Überschrift und einem (dem einzi-

gen) hochformatigen Holzschnitt besteht, und die über ein und eine halbe Seite rei-

chenden Vorrede schließt sich die Historienfolge an. In der Regel folgt einer kurzenÜberschrift, die zwei bis fünf Zeilen umfasst, bis auf wenige Ausnahmen gegen Ende

des Buches zuerst ein Holzschnitt und dann die Erzählung.100 Die hier abgebildete

komplette achte Historie soll diesen Aufbau veranschaulichen.

Abb. 3: S 1515 (Faksimile Wunderlich) Historie 8.

Es gibt einige Ausnahmen von dieser Anordnung: So ist, offenbar aus ökonomischen

Gründen, die zur sechsten Historie gehörige Abbildung direkt hinter den Text der

fünften Historie platziert worden. Auf der gegenüberliegenden Seite folgen dann

nacheinander Überschrift und Text. Allerdings fand dieses Vorgehen des Setzers (bei

100 Zur Anordnung der Holzschnitte siehe das Kapitel 3.5.3.

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Grüninger) offenbar keinen Anklang, denn es ist – trotz mehrfacher Möglichkeiten

dazu – nicht mehr angewandt worden. Fortan nimmt man halbe leere Seiten in Kauf,

um die Abfolge von Überschrift, Bild und Text nicht zu stören.101

Im krassen Gegensatz zu dieser sorgfältigen – im Effekt aber oft verschwenderischen

– Abfolgeregelung steht die offensichtliche Sorglosigkeit, mit der dieser Nachdruck

in Angriff genommen wurde.

„Zahlreiche Druckfehler, vertauschte Zeilen, missverstandene Wörter in der Übersetzung,Flüchtigkeiten in der Zuweisung von Überschriften zu den Historien u. ä. weisen eindeutigdarauf hin, dass im Falle des Volksbuches ohne große Sorgfalt gedruckt und korrigiert wor-den ist.“102

Mit Ausnahme der Überschrift zur Historie XXI., die zentriert gesetzt ist, wurde der

Text des Druckes linksbündig gehalten.Die einzelnen Historien sind kurz. Sie umfassen in der Regel ein bis zwei und eine

halbe Seite.103

Eine reine Textseite besteht aus 26 Zeilen. Um dieselbe Seitenzahl zu erreichen ist

der Text im Vergleich zu seiner Vorlage, der Ausgabe S 1510/11, die noch 30 Zeilen

pro Seite aufwies, leicht gerafft und mittels Ligaturen verkürzt worden. Gelegentlichsind auch leichte inhaltliche Kürzungen vorgenommen worden, die das Verständnis

des Textes und das Erfassen der humoristischen Pointe aber in keiner Weise beein-

trächtigen.104

101 In der Historie XXVIII wird vom Schema abgewichen, indem der Überschrift zunächst acht

Zeilen des Textes folgen, der dann – nach der Widergabe des Holzschnittes – fortgesetztwird.

102 Lindow, Wolfgang (Hg.). Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Nach dem Druck von1515. Stuttgart: 1966. Bibliographisch ergänzte Ausgabe 2001. Nachwort, S. 276. Vgl. auchWunderlich (1982), Nachwort S. XIII u. a.

103 Ausnahmen hiervon sind die 9., 37., 40., 43., 46., 51., 66., 67., 77. und 87. Historie, die je-weils über etwa drei Seiten Text verfügen, die 15., 38., 71. und 78. Historie, die jeweils überetwa vier Seiten Text verfügen, sowie die 27. Historie die viereinhalb Seiten Text aufweist.Die längste Historie ist Nr. 64, deren Text sich über fünf Seiten erstreckt.

104 Dieter Arendt schätzt die Situation anders ein. Er urteilt über die Textkürzungen: „...aber siebetreffen mitunter gerade seinen ihn charakterisierenden Wortgehorsam, der für das Ver-ständnis seiner Person und seiner Intention von entscheidender Bedeutung ist“ (Arendt,Dieter. Eulenspiegel – ein Narrenspiegel der Gesellschaft. S. 8.)

Als Beispiel zieht Arendt die Hist. 37 heran, in der der Pfarrer von Hohen Egelßheim Eu-lenspiegels Wurst aß:

Im Wortlaut von S 1510/11: (zitiert unter Auflösung der Ligaturen) „Ja her pfarrer vch sol geschehen nach üwern worten / ich wil üwer wol gedencken mit den

würsten. vnd gieng da wider gen Hildeßheim in die stat /“

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3.4. Sprache

Der Text liegt in frühneuhochdeutscher Sprache mit niederdeutschen Anklängen vor,

die eine vorausgehende niederdeutsche Fassung wahrscheinlich machen.105

Seit Goedeke Lappenbergs Zuordnung der Autorschaft an Murner wiedersprach, ist

die These von einer niederdeutschen Vorform des Eulenspiegel existent. Bereits

Goedeke berief sich auf die vielen niederdeutschen Wendungen im Text, die eine

niederdeutsche Vorlage des Textes – und zwar ursprünglich in Reimform - nahe le-

gen würden, die dann (evtl. durch Murner) ins Hochdeutsche übersetzt worden

sei.106.Eine niederdeutsche Fassung des Stoffes ist jedoch nicht überliefert. Und seit Ho-

neggers Untersuchung von 1973107, in der er einen hochdeutsch schreibenden Her-

men Bote als Autor herauszuarbeiten versuchte, wird die Frage nach einem nieder-

deutschen Urdruck des Eulenspiegel in der Forschung wieder kontrovers disku-

tiert.108

Im Wortlaut von S 1515: (zitiert unter Auflösung der Ligaturen) „Ja her es sol geschehen / ich wil euwer wol gedencken mit den würsten / vnd gieng da wider

geen Hildeßheim /“ Ebenso Historie 40, in der Till bei einem Schmied angestellt werden will. In 1510/11 betont

Till noch, dass er essen wolle, was sonst niemand essen mag. In S 1515 verkürzt ich seineAussage darauf, dass er essen wolle, was der Schmied ihm gebe. Pointe und Witz der Ge-schichte werden durch die veränderte Formulierung meiner Ansicht nach nicht beschnitten,lediglich wird das Wörtlichnehmen (diesmal seitens des Schmieds!) nicht in redundanterWeise betont.

Von „substantiellen Einbußen für das Textverständnis“, wie Mühlherr formuliert (Verfas-serlexikon, Sp. 1225) kann meines Erachtens keine Rede sein. Ich halte (offenbar zusammenmit dem Setzer) die Auslassungen keineswegs für „einschneidend“. Es lässt sich der Ge-schichte nach wie vor problemlos folgen und auch der Sprachwitz des Wörtlichnehmens istklar erkennbar. Er wird lediglich nicht überdeutlich betont.

105 Gotzkowsky, Bodo. ‚Volksbücher’, Prosaromane, Renaissancenovellen, Versdichtungenund Schwankbücher. Bibliographie der deutschen Drucke. Teil I: Drucke des 15. und 16.Jahrhunderts. Baden-Baden: 1991. (Bibliotheca Bibliographica Aureliana 125). S. 468. „...außerdem sind viele Passagen aus dem Niederdeutschen übertragen. Mehrere Historie aushochdeutschen Vorlagen wurden ohne niederdeutsche Bearbeitung belassen. Wie, wann undwo die Text überarbeitet und teilweise übersetzt wurden, ist unklar.“

106 Goedecke, Karl. Eulenspiegel. In: Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. 1.Band. Das Mittelalter, Dresden 1884, S. 344 ff. Goedeke hat bereits 1856 auf einen mögli-chen niederdeutschen Vorläufer hingewiesen. Ders., Ulenspiegel. In: Weimarisches Jahr-buch, 1856, Bd. IV, S. 15 ff)

107 Honegger, Peter. Ulenspiegel. Ein Beitrag zur Druckgeschichte und zur Verfasserfrage.Neumünster 1973.

108 Zum Stand der Forschung vgl. auch das Kapitel 2.2 Fragen der Autorschaft.

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Gegen die Ansicht Honeggers, Bote hätte das Eulenspiegel-Buch selbst auf Hoch-

deutsch verfasst, wendet sich u. a. Herbert Blume (der der möglichen Autorschaft

Botes ansonsten offen gegenübersteht) in seiner Zusammenfassung der Bote-

Eulenspiegel-Forschung von 1994:

„Bote kann das ihm zugeschriebene Eulenspiegelbuch nicht hochdeutsch geschrieben haben.“Und weiter: „Denn wenn Bote (was anzunehmen ist) niederdeutsch geschrieben hat, dann ister nicht der Autor desjenigen Eulenspiegelbuchs, das Anfang des 16. Jahrhunderts in hoch-deutscher Sprache in Straßburg erschienen ist und das wir alle kennen, sondern er ist Autoreiner niederdeutschen Vorform dieses Buches (von der leider kein Exemplar erhalten ist).Und so scheint es mir denn zu sein: Bote ist als der Autor einer niederdeutschen Fassung desEulenspiegelbuches anzusehen, die wenige Jahre vor den Straßburger Frühdrucken erschie-nen sein muß und auf die diese zurückgehen. Man hat Anlaß anzunehmen, dass bereits Botesniederdeutsche Vorlage im Druck erschienen war und das auch sie bereits ein Akrostichonähnlich dem der hochdeutschen Fassung enthalten hat.“109

Distanziert geäußert über Honeggers Vorstellung vom hochdeutschen Bote-Manu-

skript haben sich u. a. auch G. Cordes110, R. Peters111: und, wie erwähnt, mehrfach H.

Blume112, „Und zwar mit der Begründung, dass am Beginn des 16. Jahrhunderts,

nach allem, was man weiß, kein gebürtiger Braunschweiger sprachlich in der Lagegewesen sein dürfte, einen hochdeutschen Text von der Qualität des Eulenspiegelbu-

ches zu verfassen.“113

Eine interessante Möglichkeit zeigt auch Derendorf auf, die die Leihgabe von Druck-

stöcken aus Grüningers Offizin an Adam Petri in Basel schildert. Dieser brachte

1511 eine niederdeutsche Version des Legendars Der Heligen Leben heraus und

verwendete dafür Holzstöcke Grieningers. Brigitte Derendorf geht davon aus, dassGrieninger nicht nur die Holzschnitte beigesteuert hat, sondern möglicherweise

gleich auch seinen nach Abschluss der Übersetzungsarbeiten für den Eulenspiegel

nicht mehr benötigten Übersetzer nach Basel schickte.114 Zumindest die Existenz ei-

ner kompetenten Übersetzerpersönlichkeit ist für die Zeit und den Sprachraum nun

gesichert.

109 Blume, Herbert. Hermann Bote – Autor des Eulenspiegelbuches? In: Eulenspiegel-Jahrbuch. 34 (1994), S. 21 f.

110 Alter Fuchs und weiser Schelm (Eulenspiegel-Jahrbuch 18 (1978), S. 3-14111 Braunschweigisches und Lübisches ...(Bote-Kolloquium 1988, S. 295-308);112 z. B. in: Zu vermeintlichen Ostfalismen im Eulenspiegel-Buch und zum Problem einer nie-

derdeutschen Vorlage der Sraßburger Drucke. In: Eulenspiegel-Jahrbuch 26 (1986),S. 31-54. Blume geht davon aus, dass Hermen Bote das Buch, wie seine andren Bücher auch,in mittelniederdeutscher Sprache geschrieben hat und der Text dann von einem Redaktor /Übersetzer ins alemannische Oberdeutsch überführt wurde. (ebd. S. 53)

113 Blume, Herbert. Rezension von Jürgen Schulz-Grobert, Das Straßburger Eulenspiegelbuch,Tübingen: 1999, in: Daphnis 30 (2001), S. 363-369.

114 Derendorf, Brigitte. Ein „Niederdeutscher“ in Basel. Vielleicht auch ein Beitrag zur E u-lenspiegelforschung. In: Niederdeutsches Wort 31 (1991). S. 123-144. Hier S. 125 ff.

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Timothy Sodmann gelang ein interessanter Fund, der tatsächlich ein Hinweis auf die

mögliche Existenz einer niederdeutschen gedruckten Ulenspiegel-Ausgabe sein

könnte. Es handelt sich um eine Titelillustration aus Drucken der Braunschweiger

Offizin Hans Dorn, die dieser um 1510 für die deutsche Bearbeitung des Liber va-

gatorum und für die 1526 erschienene Ausgabe der Grobian Dischzucht (wieder-)

verwendete. (Siehe Abbildung 4). Sodmann sieht in dieser Darstellung eines Narrenmit Spiegel und Eule die älteste bekannte Eulenspiegel-Darstellung aus Nord-

deutschland, evtl. sogar die älteste Darstellung überhaupt. Da der Holzstock bereits

im Druck von 1510 Abnutzungserscheinungen aufweise, sei er schon vorher verwen-

det worden. „Braunschweig als Druckort und Hans Dorn als Drucker kämen etwa ab

1502 in Frage, was wiederum mit der im Vorwort der hochdeutschen Ausgabe ge-

nannten Jahreszahl 1500 und der Datierung des ersten erhaltenen Straßburger Drucksauf 1510/11 im Einklang stünde.“115

Abb. 4: Titelillustration aus der Offizin Hans Dorn.

Dagegen spricht, dass der Holzschnitt keineswegs exakt datiert werden kann116 sowie

die Ausführung Floods über die Vorrede zum Wigalois, in der er nahelegt, dass die

Urform des Till Eulenspiegel nicht niederdeutsch verfasst worden ist.117

115 Sodmann, Timothy. Braunschweig und der niederdeutsche Eulenspiegel. In: Niederdeut-

sches Wort 20 (1980), S. 209-215.116 Vgl. Frieder Schanze, Die älteren Drucke de Liber vagatorum. In: Gutenberg-Jahrbuch

70/1995. S. 143-150. 1995.117 Flood: Der Prosaroman ‚Wigoleis vom Rade’ und die Entstehung des ‚Ulenspiegel’. In:

Zeitschrift für deutsches Altertum und Literatur. Hg. von Kurt Ruh, 105 (1976), S. 151-165.

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Der Idee vom hochdeutsch schreibenden Bote schlossen sich jedoch auch einige For-

scher an.118

Ob es möglich ist, anhand der sprachlichen Gegebenheiten der drei frühen Texte des

Eulenspiegel-Buches (S 1510/11, S 1515 und S 1519) etwas über ihr Alter auszusa-

gen, wie Honegger es versuchte, ist zumindest umstritten.119

Einen deutlichen Hinweis auf die angesprochene Leserschicht gibt Rudolf Bentzin-

ger:

„Diese Charakteristik sprachlicher Formen nach sprachgeographischem und sprachsoziologi-schem Aspekt dürfte zeigen, dass hier ein Sprachidiom vorliegt, das gemeinhin Volkssprachegenannt wird.“120

Dafür untersuchte er beispielsweise Vorkommen und Häufigkeit von direkter und in-

direkter Rede, die Art und Weise (hier die Einfachheit) des Satzbaus sowie die spar-

same Verwendung von Fremdwörtern usf.

Anneliese Schmitt spricht in diesem Zusammenhang von einem „schlichten Be-richtston“, der zusammen mit dem Dialogcharakter einer größeren Anzahl von Histo-

rien den Einfluss mündlicher Erzähltradition auf den literarischen Schwank spürbar

werden lasse. „Hinzu kommt die mit Sprichwörtern und Redewendungen angerei-

cherte bildhafte Ausdrucksweise, die selbst die Historien, die einen komplizierteren

Aufbau haben, gut lesbar macht.“121

118 u.a.: D. Arendt: Eulenspiegel. Stuttgart: 1978, W. Wunderlich: Till Eulenspiegel, München

1984; G. Bollenbeck: Till Eulenspiegel. Der dauerhafte Schwankheld. Stuttgart: 1985; M. J.Aichmayr: Der Symbolgehalt der Eulenspiegel-Figur. Göppingen: 1991.

119 Honegger, Peter. Ulenspiegel. Ein Beitrag zur Druckgeschichte und zur Verfasserfrage.Neumünster 1973, S. 36 f. Vgl. dazu Gerhard Bauer „Johann Geiler von Kaysersberg alsObjekt und Grundlage der Erforschung der Straßburger Stadtsprache“, in: Ders. (Hg.): Stadt-sprachenforschung unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse der Stadt Straßburgin Spätmittelalter und früher Neuzeit. Vorträge des Symposiums vom 30. März bis 3. April1987 an der Universität Mannheim. Göppingen: 1988. (GAG 488), S. 439-470. Bauer legtdar, dass eine klare Verlaufsform der Schriftsprache innerhalb einer Offizin eben nicht (odernur schwer) nachzuweisen ist und somit aus dem Vorhandensein oder Fehlen einiger mar-kanter Diphthonge oder Ähnlichem nichts Sicheres über die Zeit der Abfassung eines Textesgesagt werden kann.

120 Bentzinger, Rudolf. Sprachliche Wirkungsfaktoren im Volksbuch „Till Eulenspiegel“. In:Zs. für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung 29/1976, S. 129-144.Hier S. 143.

121 Schmitt, Faksimile-Ausgabe des Druckes S 1519 (1979), S. 34.

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3.5 Die Ausstattung des Druckes

3.5.1 Schrift

Man kann davon ausgehen, dass die Letter eines Druckes mit Bedacht gewählt wurde

und man sich Mühe gab, eine dem Inhalt des Buches angemessene Letter zu verwen-

den: „Eine solche überlegt getroffene Schriftwahl lässt sich keineswegs immer fest-

stellen, ist aber nachweisbar für die leistungsstarken Offizinen, die sich mit entspre-

chendem Typenmaterial ausrüsteten.“122

Zur typographischen Gestaltung des Eulenspiegelbuches kann ich mich hier nicht

weiter äußern und referiere statt dessen die allgemein anerkannten Eckdaten:123

Für den größten Teil des Textes verwendete Grüninger eine oberrheinische Druck-

bastarda, mit der Type M44124

, deren Kegelhöhe 104/105 mm beträgt. Sie wurde vonGrieninger in den Jahren 1512-1519 benutzt.125

Insgesamt besaß die Offizin acht Sätze dieser als M44 klassifizierten Schrifttype, die

im Zeitraum von 1485 bis 1530 Verwendung fanden.

Grund für diese Mehrfachausstattung waren die Zeichen der Abnutzung, der die

Bleilettern unterlagen, und die es notwendig machten, die Buchstabensätze gelegent-

lich neu zu gießen. Die daraus resultierenden kleinsten Unterschiede in der Kegelhö-he erlauben heute eine Unterscheidung der einzelnen Sätze durch Ausmessen der

Satzspiegelgröße bei gleicher Verszahl.126

Die zentrierte Kopfzeile sowie jeweils die erste Zeile von Kapitelüberschrift und

Textanfang sind in einer „rundgotischen Auszeichnungstype“ fett gedruckt, die von

Grieninger auch für andere Bücher verwendet wurde.127

S 1515 verfügt über 26 Verse pro Seite. Die Satzspiegelmaße betragen 136x94cm.“128

Zu Herkunft und Entwicklung der Bastarda vgl. Altmann (1976).129

122 Altmann, Ursula. Zur Schriftentwicklung bei deutschen Inkunabeldruckern. S. 71.123 Vgl. zu diesem Thema ausführlich Schulz-Grobert (1999), S. 35 ff., der die typographische

Gestalt als sinnkonstituierenden bzw. sinnstabilisierenden Faktor herausarbeitet.124 Klassifiziert durch Konrad Haebler, vgl. ders.: Typenrepertorium der Wiegendrucke (1924

u. Nachdruck 1968).125 Vgl. zu diesen Angaben Honegger (1973), S. 24 und 139; Schulz-Grobert (1999), S. 44 und

58; Wunderlich (1982), S. XIV.126 Vgl. Honegger (1973), S. 23 f.127 Schulz-Grobert (1999), S. 58.128 Wunderlich, Werner. Dyl Ulenspiegel. In Abbildung des Druckes von 1515. Göppingen:

1982. Nachwort S. XIII f.

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Die verwendeten Initialen sind in ihrer Ausprägung uneinheitlich und offenbar aus

verschiedenen, in Design sowie Größe unterschiedlichen Initialen-Alphabeten zu-

sammengestellt worden.

Die Höhe der Initialen variiert zwischen 22 und 26 cm.130 Auch die Verwendung der

Initialen innerhalb der frühen Straßburger Drucke (S 1510/11, S 1515 und S 1519) istnicht einheitlich.

Offenbar wurde die schmückende Verwendung von Initialen als erstrebenswert ange-

sehen, jedoch bereicherte ihre Ausprägung und Erscheinung im Einzelnen die ver-

schiedenen Episoden sowie die Gesamtgestalt des Buches durch keine eigene Infor-

mation. Einzig wird das durch die künstlerische Variationsbreite der Illustrationen

schon betonte inhomogene Erscheinungsbild des Druckes nochmals verstärkt.131

Abb. 5: S 1515 (Faksimile Wunderlich).Verschiedene Zierinitialen.

Jedoch fällt auf, dass innerhalb der fünf von Paul Heitz gesammelten Initialen-

Alphabete, über die Grieninger verfügte132, für S 1515 ein besonderer Schwerpunkt

auf der Verwendung von Initialen aus dem fünften Alphabet (und diesem ähnlichenAlphabeten) besteht. Die hier gezeigten Initialen zeichnen sich durch einen weißen

Buchstaben auf schwarzem Grund aus, der mit Ranken und anderen floralen Orna-

menten geschmückt ist, während die anderen von Paul Heitz gezeigten Initialen alle

figürlichen Schmuck in den Aushöhlungen der Buchstaben zeigen.

Es gilt also festzustellen, dass zwar die verwendeten Initialen, wie oben bereits an-

gemerkt, aus mehr als einem einzigen Alphabet zusammengestellt sind, also ausmehreren unterschiedlichen Alphabeten geschöpft wurde, trotzdem aber deutlich das

Bemühen erkennbar ist, möglichst ähnliche Buchstaben zu verwenden.

Der verwendete Buchschmuck im Bereich der Initialen kann also keineswegs als

‚beliebig‘ bezeichnet werden.

129 Altmann, Ursula. Zur Schriftentwicklung bei deutschen Inkunabeldruckern. S. 67 f.130 Wunderlich (1982), Nachwort S. XIV. Vgl. dazu auch Honegger (1973), S. 95 f und

Schulz-Grobert (1999), S. 45 und S. 60 f.131 Siehe zum Thema auch Paul Heitz: Zierinitialen in den Drucken des Johann Grüninger und

Schramm: Bilderschmuck. Darin Initialen aus früheren Grieninger-Drucken zum Vergleich.A. a. O.

132 Paul Heitz. Zierinitialen in den Drucken des Johann Grüninger, a. a. O.

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3.5.3 Holzschnitte

3.5.3.1 Illustrationen

Mit Ausnahme der Historien 79, 80, 85, 86, 88, 90, 91, 92 und 95 sind alle Historien

des Eulenspiegel-Buches S 1515 illustriert. Zusammen mit dem Titelholzschnitt und

der Schlussvignette verfügt S 1515 über insgesamt 87 Holzschnittillustrationen.

Die Bilder der Historien 16 und 52, 36 und 67, 45 und 82, 50 und 55,54 und 78, 60

und 61 sind jeweils identisch, so dass zur Illustrierung dieses Buches insgesamt 81verschiedene Holzstöcke eingesetzt wurden.

Die Stellung der Holzschnitte im Text erfolgte in aller Regel133 nach dem oben auf-

geführten Muster „Motto-Illustration-Text“, die Illustrationen wurden also zwischen

Motto und Text plaziert, wobei bemerkenswert ist, dass der Satzspiegel trotz dieser

Vorgabe mit relativ wenigen Durchschüssen auskommt. Die Abbildungen sind rela-tiv gleichmäßig auf die recto- und verso-Seiten verteilt (40/47), so dass hier nicht

von einer bestimmten Vorliebe des Druckers, Abbildungen möglichst nur auf der

recto- oder nur auf der verso-Seite zu zeigen, ausgegangen werden kann.

Das Holzschnittwerk von S 1515 zeigt sich auffällig inhomogen. Neben der auf den

ersten Blick deutlich werdenden stilistischen Variationsbreite der Illustrationen, dieeindeutig auf das Wirken mehrerer Künstler hinweist (ich komme darauf zurück),

zeigen sich die Abbildungen auch in unterschiedlichem Format. Neben der größten

Illustration, dem Titelbild, das im Format 124 x 89 mm gegeben ist, und der Ab-

schlussvignette, die 74 x 60 mm groß ist, verfügen nur zwölf Holzschnitte über Satz-

spiegelbreite (es sind die Illustrationen zu den Historien 2, 3, 4, 7, 9, 13, 23, 32, 58,

64 und 68). Diese Illustrationen sind etwa 82 mm hoch und 93 mm breit.Alle anderen Historienillustrationen bestehen aus einem etwa 85 x 65 mm großen er-

zählenden Holzschnitt und einem wahlweise links oder rechts angefügten Seitenteil,

bis auf wenige Ausnahmen mit architektonischen Darstellungen. Zusammengefügt

ergibt sich auch hier wieder die Satzspiegelbreite. Die Seitenteile haben demnach ei-

ne Abmessung von etwa 85 x 28 mm.

Keine der Abbildung füllt ein ganzes Blatt. Während über dem Titelholzschnitt nochdrei Zeilen Überschrift Platz finden, wird die Abschlussvignette von vier Zeilen

oberhalb und drei Zeilen unterhalb eingerahmt.

133 Ausnahme siehe unter Kapitel 3.3 Der Text des Druckes.

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Die kostensparende Technik der zusammengesetzten Holzschnitte im Eulenspiegel-

Buch bildet keine Ausnahme in der Grieningerschen Buchproduktion, sie ist von ihm

häufig angewendet worden. Bereits 1496 gab er eine auf diese Weise bebilderte Te-

renz-Ausgabe heraus, bei der nicht nur zwei sondern jeweils bis zu fünf Einzelteile

zu einer Illustration zusammengefügt wurden, wobei Grieninger auf Inhalt und Per-

sonnage der Szene achtete. Weitere in dieser Technik hergestellte Drucke folgten.134

Die Holzschnitte der Straßburger Ausgabe S 1515 sind, wie die Holzschnitte aller er-

haltenen frühen Ausgaben des Eulenspiegel, nicht nachträglich von Hand koloriert

worden, was dafür spricht, dass diese Illustrationen nicht für eine farbige Unterle-

gung gedacht waren. Mit der Zeit ging man dazu über, die Holzschnitte nicht mehr

farbig zu gestalten, sondern sie durch die Schraffierung deutlicher und plastischer zugestalten.135 An Boners Edelsteinausgabe von 1461 ist die zu Beginn des Buchdrucks

übliche Form der Kolorierung noch gut zu sehen. Hier wird deutlich, dass die für ei-

ne spätere Ausmalung vorgesehenen Holzschnitte auffallend wenig Binnenschraffur

zeigen. Die späteren Holzschnitte sind in ihrer Plastizität viel deutlicher ausgearbeitet

und zeigen Lichteinfall, Schatten und Faltenwurf, aber auch Haartracht, etc. wesent-

lich deutlicher an.136

Im Gegensatz zu den Initialen und den Randleisten, auf die ich gleich zu sprechen

komme, hat sich Grieninger für die Textillustrationen offenbar nicht aus dem vor-

handenen Fundus bedient, sondern diese eigens für seinen Druck anfertigen lassen.

Die erzählenden Holzschnitte des Eulenspiegel-Buches sind, im Gegensatz zu den

verwendeten Initial-Buchstaben und Randstöcken, nicht in früheren Drucken Grie-ningers oder anderer Offizinen nachweisbar.137

134 Libri philomusi (1497), Horaz (1498), Evangelium (1498).135 Bucherer Max und Fritz Ehlotzky. Der Original-Holzschnitt. München 1914. S. 11.136 Vgl. auch Schmitt (1979), S. 41. Mende (1978) argumentiert hier anders: „Vor Dürer und

bis gegen 1700 wurden Holzschnitte häufig von Hand koloriert oder illuminiert. Sicher sindmitunter auch Drucke von Dürer und Baldung so farbig verfeinert worden. Daß sich Holz-schnitte mit altem Kolorit kaum erhalten haben, liegt an der veränderten ästhetischen Ein-stellung: Illuminierte Holzschnitte von Dürer sah man als ‚verdorben‘ an und vernichtete sie.War die von Hand aufgetragene Kolorierung ein Eingehen auf den Geschmack des breitenKäuferpublikums, so waren Farbholzschnitte und Helldunkel-Holzschnitte (‚Clairobscur‘) inder Dürerzeit nur für eine elitäre Oberschicht bestimmt.“ S. 15.

137 Vgl. Schulz-Grobert (1999), S. 60 ff.

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3.5.3.2 Randleisten

Die oben bereits erwähnte Verwendung von Randleisten war ganz offenbar nicht die

Lösung für ein technisches Problem, wie Schmitt vermutet138, sonder vielmehr eine

Lösung für ein ästhetisches Problem.

So zeigt z. B. der 1517 gedruckte Theuerdank des Kaisers Maximilian einen Schrift-spiegel, der schmaler ist, als die Holzschnitte auf derselben Seite.139 Auch innerhalb

des Eulenspiegel bleibt die letzte Seite mit dem Epitaph ohne Seitenstück. Ein

drucktechnisches Problem lag hier folglich nicht vor. Zumal leicht ersichtlich ist,

dass eine möglicherweise nötige satzspiegelbreite Abstützung des Blattes ohne wei-

teres auch durch nicht mit Motiven versehene und entsprechend nicht eingefärbte

Holzstöcke hätte erfolgen können.

Setzt man ein entsprechendes ästhetisches Bedürfnis Grieningers voraus, Abbildun-

gen möglichst auf die volle Satzspiegelbreite zu bringen, kann man davon ausgehen,

dass dem vorliegenden Druck S 1515 mindestens ein Druck vorausgegangen sein

muß, dessen Format schmaler gewesen ist und der in der Satzspiegelbreite den er-

zählenden Holzschnitten (ohne Randleisten) entsprach.140

Ob dieser frühere Druck aus Grieningers Offizin oder der Presse eines anderen Dru-

ckers stammte, muß vorerst offen bleiben.

Als Beleg für eine spätere Formatvergrößerung des Werkes hätte der Befund dienen

können, dass die zwölf Holzschnitte im Querformat einen besseren Erhaltungszu-

stand zeigen, also weniger oft verwendet wurden und daher weniger abgenutzt er-scheinen, als alle anderen Illustrationen. Nach einer genauen Analyse der Abbildun-

gen auf dem Microfilm der Ausgabe S 1515 im Vergleich mit den Originalen von

Gotha (S 1519) und Vechta (S 1510/11) sowie dem Faksimile Honeggers (S

138 Schmitt, Anneliese. Ein kurtzweilig lesen von Dil Ulenspiegel. Kommentar zur Faksimile-

ausgabe von S 1519. Leipzig: 1979. S. 42.139 Kaiser Maximilians Theuerdank. Faksimile der ersten Auflage 1517 und Kommentar mit

Beiträgen von Heinz Engels, Elisabeth Geck und H. Th. Musper. Plochingen und Stuttgart:1968.

140 Sollten die Holzschnitte nicht extra für Grieningers Ausgabe angefertigt worden sein, somüssen wir mit mindestens einem Vorläuferdruck aus einer anderen Offizin rechnen, überderen Satzspiegelbreite sich aber nichts sagen läßt.

Helmut Perseke vermutet, dass entweder das Format des Textspiegels und des Buches zu-nächst anders geplant gewesen waren oder die Einordnung der Bilder in den Textspiegel vonBaldung anders geplant waren, vielleicht ähnlich wie in Martin Flachs Hortulus Animae von1511/12. Vgl. Perseke, Hans Baldungs Schaffen in Freiburg, a. a. O., S. 173 und Perseke,Baldungs Holzschnitte für den „Ulenspiegel“, a. a. O., S. 162 ff..

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1510/11) scheint aus meiner Sicht eine solche Aussage aber nur unter großer Vor-

sicht möglich zu sein.

Zwar kann der verschiedene Erhaltungszustand der Holzschnitte innerhalb der (min-

destens) drei Auflagen Auskunft darüber geben, in welcher zeitliche Abfolge die ein-

zelnen Ausgaben liegen (ich komme darauf zurück), meines Erachtens aber in die-

sem Fall nicht zwingend offenlegen, ob das darin verwendete Abbildungsmaterial ineiner bestimmten zeitlichen Reihenfolge gearbeitet und verwendet wurde.141

Die Schwierigkeit einer solchen Analyse liegt im Prozeß des Einfärbens und Dru-

ckens begründet. So kann ein fehlerloser frischer Holzstock, wenn er nur nachlässig

eingefärbt wurde, einen höchst mangelhaften, hellgrauen, undeutlichen und mit

scheinbaren Fehlstellen versehenen Druck produzieren. Das Ergebnis wäre ein Holz-

schnitt, dem man fälschlicherweise anzusehen glaubt, er stamme von einem alten ab-genutzten Holzstock. Hier ist also Vorsicht geboten.

Das Fehlen eines solchen positiven Befundes schließt jedoch nicht aus, dass die

Holzschnitte der Ausgabe S 1515 in einem gewissen zeitlichen Abstand voneinander

geschnitten worden sein können. Lediglich wird darauf verwiesen, dass dieser Um-

stand besser durch eine stilistische Analyse und durch die Formatänderung zu bele-

gen ist. Ich komme darauf zurück.Wenn sich also herausstellen sollte, dass die Randleisten tatsächlich bloßes Mittel

zum Zweck der Auffüllung der Satzspiegelbreite waren142, bedeutet dies, wie bereits

erwähnt, dass die von den Randleisten flankierten Illustrationen ursprünglich für ei-

nen anderen Druck mit geringerer Satzspiegelbreite konzipiert waren. Das wiederum

macht wahrscheinlich, dass es einen früheren Druck des Eulenspiegel (vor 1510/11)

gegeben hat, in welchem bereits die kleineren Formate Verwendung fanden. Ein Be-leg dafür ist es jedoch nicht.

Die verwendeten Randleisten erfüllten nicht nur die ästhetische Funktion, die Satz-

spiegelbreite zu erreichen, sondern erwiesen sich in diesem Zusammenhang auch als

kostensparend, denn sie wurden nicht extra angefertigt, sondern aus vorhandenem

Bildmaterial der Offizin rekrutiert. Von den hier verwendeten Seitenstücken lassen

141 Vgl. dazu u. a. Oldenbourg, Die Buchholzschnitte des Hans Baldung Grien, 1962, a. a. O.,

S. 42, die auf unterschiedlich starke Abnützungsschäden bei den Holzschnitten hinweist so-wie Sodmann, der einen unterschiedlichen Erhaltungszustand der Holzstöcke erkennen kann.Vgl. Sodmanns Aufsatz im Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachfor-schung 85/1978, a. a. O., S. 57 f.

142 Dies ist Konsens in der vorliegenden Eulenspiegel-Literatur, wobei nicht erwähnt wird, obdie Satzspiegelbreite zu erreichen ein drucktechnischer oder ein ästhetischer Vorteil wäre.Vgl. u. a. Timothy Sodmann, Eulenspiegel und seine Illustrationen. 1980, S. 5.

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sich mindestens fünf in früheren Werken Grieningers aus dem 15. Jahrhundert wie-

derfinden.

Die beiden in S 1515 am häufigsten verwendeten Füllsel geben Architekturmotive

wieder und finden sich unter neun ähnlichen Stempeln in den Terenz-Ausgaben von

1496 und 1499 der selben Offizin143. Die Frauengestalt neben den Illustrationen zu

Historie 11 und 12 kommt schon in den „Evangelia mit Vßlegungen“, 1498 und1500, vor. Die gerüstete Figur neben der Historie 73 in Jacob Locher Philomusus,

Panegyricus ad Maximilianum, 1497, und in der vom gleichen Autor kommentierten

Horaz-Ausgabe von 1498.144

In ihrem ursprünglichen Holzschnitt, etwa dreimal so breit, fungiert sie als Banner-

träger. Links von ihr drei weitere gerüstete Personen mit Hellebarden, rechts von ihr

drei Krieger, wobei einer durch eine wehenden Fahne verdeckt wird.145

Bereits in der Horaz-Ausgabe von 1498 (Straßburg, Grüninger) ist der Holzschnitt

mit dem gerüsteten Bannerträger zersägt und die Figur erscheint einzeln, wobei auf-

fällt, dass ihr links eine neue Randleiste angefügt wurde!146 Das Vorhandensein einer

schwarzen Linie am Bildrand deutet also nicht zwingend auf einen an dieser Stelle

noch ursprünglich intakten Holzschnitt hin.

Auch der in ein ornamentiertes Gewand gekleidete Mann mit Turban neben dem

Holzschnitt zur Historie 75 stammt aus Lochers Philomusus, Strassburg 1497. Er war

ursprünglich Bestandteil eines Holzschnittes von etwa dreifacher Breite, in welchem

er, zusammen mit einer anderen Figur, rechts und links ein Wappen flankiert. (Er

deutet mit der rechten Hand in Richtung Wappen). Füße und Turban bilden oben und

unten den Abschluß der Darstellung.

143 Vgl. Schramm, Albert. Der Bilderschmuck der Frühdrucke, Band XX, Die Straßburger

Drucker, Teil II. Leipzig 1937, Tafel 44 ff. Die Technik der aus mehreren Teilen zusammen-gesetzten Holzschnitte taucht in Produkten der Offizin Grieninger häufig auf. Beim Terenzsind diese Randleisten, abwechseln mit figürlichen und landschaftlichen Motiven, rechts undgleichzeitig links neben der erzählenden Illustration angebracht, wobei letztere selbst oft nuraus ähnlich breiten Teilen besteht, auf denen jeweils handlungstragende Figuren abgebildetsind. So kommt es öfter vor, dass die Illustrationen aus 5 gleich großen Einzelteilen zusam-mengesetzt sind. Es könnten sich um dieselben Holzstöcke handeln, die dann im Eulenspie-gel Verwendung finden – es könnten auch Nachschnitte sein. In jedem Fall sind die Darstel-lungen der Architekturen im Terenz noch ein wenig breiter (vier Fenster, statt drei etc.). Au-ßerdem wurden sie für den Eulenspiegel am unteren Rand beschnitten. Im Terenz sieht mannoch Erdboden.

144 Vgl. dazu Thöne / Poensgen S. 344 f und auch Gotzkowsky, Bodo. ‚Volksbücher’, Prosa-romane, Renaissancenovellen, Versdichtungen und Schwankbücher. Bibliographie der deut-schen Drucke. Teil I: Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts. Baden-Baden: 1991. (Bibliothe-ca Bibliographica Aureliana 125). S. 470f.

145 Vgl. Albert Schramm, Bilderschmuck, 1937, Tafel 58 ff.146 Vgl. Albert Schramm, 1937, Tafel 65.

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Grüninger ist nicht der einzige Drucker seiner Zeit, der die Technik der zusammen-

gesetzten Holzschnitte anwendet, vielleicht aber derjenige, der dies am konsequen-

testen verfolgt. Zusammengesetztes findet sich u. a. auch bei Bartholomäus Kistler

und Thomas Anshelm, Straßburg.147

Das Prinzip ist jedoch nicht neu. Schon im ersten deutschen mit Holzschnitten verse-

henen Druck, dem Edelstein von Ulrich Boner von 1461, wird dieses Konzept der

Zweigeteiltheit der Illustrationen angewendet148. Stets steht am linken Bildrand,

durch einen eigenen Holzstock gedruckt, die Autor- oder Erzählerfigur, während der

separate rechte Holzschnitt offenbar der Illustration der Historie dient.149

Unbeantwortet bleibt, ob neben (oder an Stelle) der rein ästhetischen Funktion der

Randleisten, die Satzspiegelbreite zu erreichen, doch ein erzählerischer / inhaltlicher

Grund für ihre Verwendung vorliegt. Ich möchte das nicht ausschließen, konnte aber

auch keine Belege dafür finden.

Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, wären: Weshalb wurden die Randleisten im „Edelstein“ von Boner ausschließlich links

angelegt, im Till Eulenspiegel aber variabel auf beiden Seiten? Steckt ein be-

stimmtes System, eine Botschaft, dahinter?

Weshalb bedient sich eine große Druckerei, wie die Grüningers, wo es um bloße

schmückende Formatauffüllung gehen soll, nicht einer ‚zierlicheren’ Randleiste,

die in dem großen Fundus Grieningers ja ohne Zweifel auch zur Verfügungstand.

Weshalb beschränkte man sich auf fünf verschiedene Randleisten, wobei am häu-

figsten zwei architektonische Motive verwendet wurden? Weshalb blieb man

nicht entweder konsequent bei einem einzigen Motiv, bzw. bot dem Leser eine

deutlich größere Auswahl dar?

Denn es gab ursprünglich eine größere Variationsbreite an solchen schmalenHolzschnitten im Terenz: verschiedene Architekturen und auch Landschaft. Da

es keinen Grund dafür gibt, weshalb nicht mehr alle zur Verfügung gestanden

haben sollen, muß man sich fragen, weshalb ausgerechnet diese wenigen – und

147 Vgl. Albert Schramm, 1937, Tafeln 220 ff bzw. 228 ff.148 Boner Ulrich, Der Edelstein Faksimile der ersten Druckausgabe Bamberg 1461. Einleitung

von Doris Fouquet. Stuttgart: 1972.149 Die Illustrationen aus Boners ‚Edelstein’ scheinen bislang kunsthistorisch noch nicht aufge-

arbeitet worden zu sein.

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mit dem großen Tor auch recht speziellen - Randleisten für den Eulenspiegel

verwendet wurden.

Selbst wenn es sich bei den Randleisten um weitgehend sinnfreie Auffüllungen

handeln sollte150, muß man sich die Frage stellen, weshalb ausgerechnet archi-

tektonische Motive verwendet wurden. Sollte ein Hinweis auf den Handlungsort

gegeben werden? Haben die Randleisten die Funktion einer Kulisse? Hat es mo-dische Gründe und trifft den Zeitgeschmack?151

Auch Peter Strohschneider versuchte, einen Sinn hinter den Motiven der schmalen

Holzschnitte und deren Anordnung zu entdecken:

„Hierzu wurde indessen auch gefragt, ob diese ganz pragmatische, immer auch an der Ein-heitlichkeit des Satzspiegels orientierte Vorgehensweise nicht zugleich der Ausgangspunkteiner gewissermaßen sekundären Semantisierung gewesen sein könnte. Es sei nämlich auf-fällig, daß die frühen Ulenspiegel-Drucke insbesondere dort, wo es Szenen in Innenräumendarzustellen gegolten hätte, neben diesen zugleich eine Architekturaußenansicht böten und sodas im Erzähltext auf verschiedenen Ebenen thematisch dominante Verhältnis von Innen undAußen aufnähmen.“152

Allerdings wird er von Schulz-Grobert widerlegt, der anmerkt, dass diese von Stroh-schneider geäußerte Einteilung nicht konsequent beibehalten wird, und der allen

Füllholzschnitten, also auch den figuralen Füllseln, nur die „ganz pragmatische

Funktion“ zuerkennt, bei den kleinformatigen Bildern Satzspiegelbreite zu errei-

chen.153

150 Die Vermutung, die Versatzstücke an den erzählenden Holzschnitten wären in der Regel an

der Innenseite des gebundenen Buches zu finden, um ein ungestörtes Betrachten des wichti-gen Bildes zu ermöglichen, falls sich das Buch durch allzu feste Bindung nicht richtig auf-schlagen läßt, hat sich nicht bestätigt.

Das Zählen der Randstöcke in S 1515 hat ergeben, daß bei insgesamt 87 Holzschnitten imgesamten Buch 38 Versatzstücke außen und 35 Versatzstücke innen angebracht waren. Alsoeine etwa gleiche Verteilung der Randleisten links und rechts des erzählenden Holzschnittesvorliegt.

151 Vgl. dazu Barbara Daentler, Die Buchmalerei Albrecht Glockendons und die Rahmenges-taltung der Dürernachfolge, München, 1984, Diss. Darin auf S. 173 ff der Hinweis auf ausarchitektonischen Formen gestaltete Einfassungen als Titelblätter im Buchdruck der Refor-mationszeit, die etwa um das Jahr 1510 in Deutschland erstmals auftauchen. Eine Neuerung,die aus Italien stammte. Möglicherweise wurden die Eulenspiegel-Illustrationen um archi-tektonische Details bereichert, um die Absatzchancen des Buches durch diesen modernenSchmuck zu erhöhen. (Allerdings geht es bei Daentler in erster Linie um schmückende,schlanke Säulen, etc, weniger um so ausführliche Stadtansichten, wie sie in den Randleistendes Eulenspiegel auftauchen.)

152 Stohschneider, Peter. Bericht über die Diskussion der zweiten Sektion. In: Harms, Wolf-gang (Hg.). Text und Bild, Bild und Text. DFG-Symposion 1988. Stuttgart: 1990 S. 227.

153 Schulz-Grobert, Jürgen. Das Straßburger Eulenspiegelbuch. Tübingen: 1999. S. 61.

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Zuvor hatte auch Honegger versucht, zumindest den Einsatz der figuralen Versatz-

stücke, z. B. die Verwendung des Mannes im pelzbesetzten Brokatmantel, zu deuten,

indem er erläutert, dass es sich hierbei um einen Markgrafen handele und sich Till

Eulenspiegel in der 75. Historie, der dieses Randstück angelegt ist, auf dem Weg zu

einem Turnier befinde.154 Schulz-Grobert hält nachvollziehbar dagegen, dass der

Setzer von S 1519 an gleicher Stelle mit anderem Material gearbeitet hat, obwohl derBrokatmantel noch verfügbar gewesen wäre. Ihm wurde in S 1519 jedoch eine ande-

re Position zugewiesen.155

Ein genauer Vergleich der Randleisten aller vier vorhandenen frühen Eulenspiegel-

drucke ergab, dass die Auswahl der (Architektur-) Versatzstücke keinen erkennbaren

Regeln entspricht und auch nicht in allen Ausgaben gleichmäßig wiederholt wird. E-benso scheint die Beiordnung rechts oder links vom erzählenden Holzschnitt wahllos

erfolgt zu sein.156

154 Peter Honegger. Ulenspiegel. Neumünster: 1973. S. 20, Anm. 35 sowie S. 22, Anm. 36.155 Schulz-Grobert, Jürgen.Tübingen: 1999. S. 62.156 Siehe die Synopsis im Anhang.

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4. Die anderen frühen Straßburger Drucke

4.1 Die Drucke von 1510/11

Edward Schröder hielt nicht nur das (vermeintliche) niederdeutsche Original für ver-

schollen, sondern postulierte auch einen verschollenen hochdeutschen Erstdruck derOffizin Grieninger, dessen Existenz sich notwendigerweise aus den textlichen Diffe-

renzen zwischen den Ausgaben S 1515 und S 1519 ergebe. Er vermutet das Erschei-

nen des Erstdrucks in der Zeit zwischen 1510 und 1512.157

Und richtig: Es tauchten in jüngerer Vergangenheit zwei Fragmente des Eulenspie-

gelbuches auf, deren Jahr der Drucklegung um 1510/11 angesetzt wird.158

Ein 16 Seiten umfassendes Exemplar wurde in den siebziger Jahren des 20. Jahrhun-derts von Peter Honegger entdeckt und 1973 im Wachholtz Verlag als Faksimile

veröffentlicht.159 Das andere, weit umfangreichere, ja sogar fast vollständiges Ex-

emplar von Bernd Ulrich Hucker, das dieser 1975 entdeckte und ersteigern konnte,

befindet sich in seinem Privatbesitz, wurde mir jedoch zu Forschungszwecken

freundlich zur Verfügung gestellt.

Beide, Honegger und Hucker, gehen davon aus, dass in den von ihnen entdeckten

Fragmenten Reste des Grüningerschen Erstdruckes dieses Werkes vorliegen.160 Dem

157 Vgl. Schröder (1911), S. 5. Helmut Perseke vermutet, die Straßburger Erstausgabe, die

schon die Illustrationen enthalten habe, sei in den Jahren 1511/12 erschienen. Vgl. Karlsru-her Katalog, S. 312.Sollte es bereits vorher einen – inzwischen verschollenen – hochdeutschen Druck gegebenhaben, so sei dafür als Terminus post quem das Jahr 1508 anzusetzen, das Erscheinungsjahrder bei Grüninger gedruckten Margarita Facetiarum, die die Quelle war für die Zusatzhisto-rie 75 des Ulenspiegel. Vgl. dazu Manuskript Schröder, hg. von Hucker und Virmond, S. 70f. und die Rezension von Blume (Nd. Jhb. 114 (1991) S. 242.)

158 Die frühe Datierung der beiden Fragmente basiert auf einer Untersuchung Honeggers nachder Methode von Konrad Haebler für die Klassifizierung von Inkunabeln, bei der hauptsäch-lich von der verwendeten Schrifttype ausgegangen wird.(Vgl. Honegger 1973, S. 19 ff) Dar-über hinaus werden die verwendeten Zierinitialen im Vergleich mit ihrer Verwendung in an-deren Grieninger-Drucken für diese frühe Datierung herangezogen.

159 Peter Honegger. Ulenspiegel. Ein Beitrag zur Druckgeschichte und zur Verfasserfrage.Neumünster: 1973.

160 P. Honegger, Ulenspiegel. Ein Beitrag zur Druckgeschichte und zur Verfasserfrage. Neu-münster 1973, S. 29 ff; ders., Eulenspiegel und die sieben Todsünden. Nd.Wort 15 (1975) 19– 35, hier S. 19; B. U. Hucker, Eine neuentdeckte Erstausgabe des Eulenspiegels von1510/11. Philobiblon 20 (1976) 78 – 120; ders., Der neuentdeckte älteste EulenspiegeldruckStraßburg 1510/11. Nd.Wort 16 (1976) 144 – 163; ders., Neue Eulenspiegelforschungen.Eulenspiegel-Jahrbuch 17 (1977) 3 – 29, hier S. 7 und 14.

Diese Auffassung ist allgemein weit verbreitet. Die Annahme, dass S 1510/11 den Erstdruckdes Eulenspiegelbuches darstellt, vertreten u.a. auch Heinz-Günter Schmitz in “Der wieder-

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widerspricht jedoch Timothy Sodmann, indem er bereits in den oben beschriebenen

Fragmenten Spuren „eines ohne besondere Sorgfalt durchgeführten Nachdrucks“ er-

kennt.161 Besonders die Formatvarianten und der unterschiedliche Erhaltungszustand

der einzelnen Holzschnitte in den Ausgaben von 1510/11 und 1515 würden seines

Erachtens auf eine zumindest teilweise frühere Verwendung hinweisen.

Die Hypothese von einer früheren Verwendung der Holzstöcke ließe sich, laut Sod-mann, besonders gut anhand der Abbildung zur 12. Historie beweisen. Die fehlenden

Einfassungslinien würden belegen, dass der Holzstock ehemals umfangreicher war

und nun zersägt wurde. (Dass jedoch – umgekehrt - intakte Einfassunglinien keines-

wegs als Beweis für einen unzersägten Druckstock herhalten können, hatte ich oben

schon dargelegt.) Das fehlende Teil glaubte er wenigstens zweimal in den Ausgaben

von 1510/11 als Randstücke an ganz anderer Stelle wiedergefunden zu haben. EinNebeneinanderlegen beider Teile ergebe seiner Ansicht nach wieder die vollständi-

gen und ursprüngliche Illustration. Siehe dazu Abb. 6.

Abb. 6: Rekonstruktion des Holzschnittes der Historie 12 nach Sodmann.

Dass diese zersägte Illustration bereits in den beiden Fragmenten voneinander ge-

trennt auftauche, spräche nach Ansicht Sodmanns dafür, dass „der Eulenspiegel-

erstandene Eulenspiegel“, In: Jhb des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 118(1995), S. 57-98, hier S. 57 und Wolfgang Lindow, Nachdruck, 1966/2001, S. 277.

161 Sodmann, Zu einigen Illustrationen der Strassburger „Erstausgabe“ des Ulenspiegel. Kor-respondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 85/1978, S. 57-59 sowieders., Eulenspiegel und seine Illustrationen. 1980. S.3.

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Ausgabe 1510/1511 wenigstens ein Druck mit der vollständigen Illustration in der O-

riginalgröße von ca. 10 x 87 mm vorausging.“162

Meiner Ansicht nach passen die beiden Teile jedoch nicht zusammen.163 Gründe da-

für sind die völlig verkehrte Perspektive, die nicht übereinstimmende Bodenbehand-

lung, die nicht übereinstimmenden Schraffuren des Altares sowie der Wand dahinter,

ebenso wie die ungleich behandelte Stufe zum Altar und die immensen stilistischenund die Proportion betreffenden Unterschiede zwischen den beiden abgebildeten Fi-

guren. All das spricht deutlich dagegen, dass es sich hier tatsächlich um zwei Teile

eines ursprünglich zusammengehörigen Holzschnittes handelt.

Gegen Sodmanns grundsätzliche Annahme, es könnte den Drucken von 1510/11 be-

reits mindestens ein (verschollener) weiterer Druck vorausgegangen sein, wende ichmich damit jedoch nicht.

Im übrigen ist davon auszugehen, dass Einfassungslinien – was auf den Druck der

Presse zurückzuführen ist – besonders schnell weggebrochen sind, so dass man sie,

wenn einmal ein Teil der Linie herausgebrochen war, ganz wegnahm.164 Deshalb be-

deutet eine fehlende Einfassungslinie nicht notwendig, dass der vorliegende Stockzerschnitten wurde.

4.1.1 Fragment Honegger

Dieses Fragment konnte ich leider nicht im Original betrachten. Ich habe ich mich

vergeblich bemüht, dessen Standort ausfindig zu machen und herauszufinden, was

aus dem Nachlaß von Peter Honegger, der am 17.01.1995 verstarb, wurde.165

162 Sodmann, Eulenspiegel und seine Illustrationen, 1980, S. 7 und ders., Zu einigen Illustrati-

onen der Strassburger „Erstausgabe“ des Ulenspiegel, 1978, S. 58 f. Sodmann spekuliert so-gar über eine zweite, ebenfalls nicht erhaltene Ausgabe des Eulenspiegel, in der der zersägteHolzschnitt ohne Randleiste verwendet worden sein könnte. „Diese hätte eine Satzeinrich-tung wie in den Ausgaben Servaes Kruffters, Köln, nach 1531 und Michiel Hillens vanHoochstraaten, Antwerpen, zwischen 1525 und 1546 gehabt, wobei in vielen Fällen derfortlaufende Text auch neben den kleinen rechteckigen Illustrationen gestanden habenkönnte. Erst für eine dritte Auflage (1510/11?) wurden die neuen, breiteren Holzschnitte derGruppe 2 angefertigt und die schmalen Holzschnitte durch architektonische Phantasien oderPersonendarstellungen ergänzt, um die Breite des Satzspiegels wieder aufzufüllen.“ (ebd.)

163 Weshalb sollten auch Holzstöcke, die offenbar die „richtige“ Größe hatten, zersägt werden,um dann mit scheinbar textfernem Material wieder aufgefüllt zu werden? Andere gute Holz-schnitte wiederum bleiben großformatig und unbeschnitten.

164 Vgl. O’Dell, 1993, a. a. O., S. 56 f..165 Die Information über Honeggers Todesdatum verdanke ich dem freundlichen Brief von Dr.

Wolfgang Lindow, der jedoch über den Verbleib des Fragmentes keine Informationen hatte.

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Honegger fand die 16 Blätter seines Fragmentes 1969 im Einband einer 1580 gebun-

denen lateinischen Reineke-Fuchs-Ausgabe. Es handelt sich durchgehend um Seiten,

die in sehr schlechter Qualität gedruckt sind – wohl Makulatur aus der Offizin Grie-

ninger.166

Vorhanden sind die Blätter H, H4, J, J2, K4, L, L2, L5, L6, M3, M4, N, N3, N5, N7 und

O3.167

Mit Hilfe der Schrifttypenbestimmung nach Konrad Haebler gelang es ihm, das

Fragment als aus der Offizin Grieninger kommend und in den Jahren 1510/11 ge-

druckt zu bestimmen. Seine Untersuchungen sowie eine Beschreibung der als Faksi-

mile wiedergegebenen 16 Blätter legte er 1973 vor.168

Die Bedeutung der verwendeten Typen ist für die Lösung der Frage nach dem Altereines Druckes wesentlich, die Methode Proctor-Haebler nach wie vor gültig. Dabei

wird grundsätzlich von der Annahme ausgegangen, dass jeder Drucker der Inkuna-

belzeit (von wenigen Ausnahmen abgesehen) letztlich unverwechselbare Typen be-

saß, da es gewerbsmäßigen Schriftguß und Schriftenhandel im 15. Jahrhundert noch

nicht gegeben habe.169

Wie oben bereits dargelegt, glaubt Honegger außerdem in seiner Untersuchung an-hand eines Akrostichons, das über die Historien 90-95 gelesen werden kann (ER-

MANB), den Autor Herman Bote ausfindig gemacht zu haben. Dieser wurde auch

zuvor schon, wenn auch nicht unwidersprochen, als Autor des Werkes in Betracht

gezogen.170

Ebenso erfolglos blieben die Anfragen bei Prof. Dr. Heinz Günter Schmitz in Kiel und beimEulenspiegel-Museum in Schöppenstedt, für deren freundliche Antwortschreiben ich michhier nochmals bedanke.

166 Die Tatsache, dass ich die Blätter nur als Faksimiles begutachten konnte, erschwert dieAussage über die Qualität der Holzschnitte. Gleichwohl scheinen in diesem Faksimile keineoder kaum retuschierende Eingriffe vorgenommen worden zu sein, wie mir der Leiter desWachholtz-Verlages, in welchem die Faksimileblätter verlegt wurden, Herr Henner Wach-holtz, freundlicherweise mitteilte.

167 Honeggger, a. a. O., S. 21.168 Vgl. Peter Honegger. Ulenspiegel. Ein Beitrag zur Druckgeschichte und zur Verfasserfrage.

Neumünster 1973. Vgl. auch Bodo Gotzkowsky, „Volksbücher“, Prosaromane, Renais-sancenovellen, Versdichtungen und Schwankbücher. Bibliographie der deutschen Drucke .Teil I. Baden-Baden: 1991. S. 468 ff.

169 Amelung, Peter. Methoden zur Bestimmung und Datierung unfirmierter Inkunabeln. In:Hellinga / Härtel, S. 89 ff. Daneben stehen der Forschung eine Reihe flankierender Maß-nahmen zur Verfügung, wie die Wasserzeichenkunde, Betrachtung der Zierinitialen undHolzschnitte, inhaltliche Erwägungen, u. a. m.

170 Walther stellte diese Hypothese 1893 erstmals auf, gegen die sich Schröder 1911 (S. 29)und auch 1936 (S. 89) nachdrücklich wandte.

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Neben anderen wendet sich zuletzt Schulz-Grobert gegen die so rekonstruierte Au-

torschaft Botes.171

4.1.1.1 Der Text

Der Text des Fragmentes von Honegger, wie auch des Exemplares von Hucker, ist

30zeilig gesetzt. (Siehe Abbildung 7) Im Gegensatz dazu ist die Ausgabe S 1515

26zeilig gedruckt und die Ausgabe S 1519 verfügt über 28 Zeilen. Auch in der

Satzspiegelbreite bestehen Unterschiede: S 1510/11 hat die Abmessungen 139 x92 mm, während S 1515 über 136 x 94 mm verfügt. Die Maße für S 1519 betra-

gen 145 x 92 mm.

Honegger vermutet:

„daß das Fragment und die Ausgabe von 1515 auf einer kleinen Presse gedruckt wurden, wasbeim größeren Schriftkegel von 104/5 mm von S 1515 eine Verminderung der Zeilenzahl auf26 notwendig machte, während für S 1519 eine größere Druckpressen zur Verfügung stand,die einen höheren Satzspiegel mit 28 Zeilen erlaubte.“172

Abb. 7: S 1510/11 (Fragment Honegger). Textseite aus der 33. Historie.

171 Vgl. dazu das Kapitel 2.2 ‚Fragen der Autorschaft‘. Schulz-Grobert, Das Straßburger Eu-

lenspiegelbuch, Tübingen 1999, S. 10ff.172 Honegger, a. a. O., S. 25.

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Mit dieser unterschiedlichen Seitengestaltung sind wohl auch die Textvarianten zu

erklären. Der vorhandene Text mußte für S 1515 bei gleicher Seitenzahl (130 Blatt)

durch Kürzung des Vorlagetextes, Ligaturen und vermehrtes Ausschöpfen vorhande-

ner Freiräume zusammengedrängt werden.173

Dieter Arendt führt aus, dass das Fragment den ursprünglicheren und reicherenWortlaut enthalten habe, in welchem der charakteristische Wortwitz ganz besonders

gut zur Geltung komme.174

Bei einem stichpunktartigen Vergleich der drei Texte (Fragment Honegger, S 1515

und S 1519) ergibt sich aber meines Erachtens, dass es sich bei der ausführlicheren

Version von 1510/11 in aller Regel um überflüssige Informationen handelt oder um

Wiederholungen zuvor bereits getroffener Aussagen. Die ausführlicheren Textstellenwirken oft überflüssig ausgebreitet. Die zusätzlich gegebenen Informationen, die der

Wortlaut des Fragmentes liefert, sind meines Erachtens weder für das Textverständ-

nis notwendig, noch schränken sie den charakteristischen Wortwitz ein. Ich habe dies

bereits im Kapitel 3.3 zum Ausdruck gebracht.

Sprachlich bestehen zwischen den verschiedenen Drucken der Zeit kaum relevante

Unterschiede.175

Schulz-Grobert hat sich ausführlich mit der Typenfrage bei den beiden Fragmenten

befaßt und zweifelt an der Richtigkeit der Schriftkegelzuordnung Honeggers. Er

schließt nicht aus, dass die beiden Ausgaben von Honegger und Hucker deutlich

später – nach S 1515 – gedruckt worden sind.176

„Sie stehen dem Gesamterscheinungsbild von S 1519 nämlich nicht nur in der ausführliche-ren Textfassung , sondern ebenso auch in der Verteilung einiger Illustrationen sehr viel näherals dem von S 1515. Die als bewiesen geltende Datierung der Fragmente um 1510/11 bedarfin jedem Fall also einer wesentlich fundierteren Begründung.“177

Ich komme in dem Kapitel über die Ausstattung des Exemplares Hucker (4.1.2.2) auf

dieses Problem zurück.

173 Honegger, a. a. O., S. 25 f.174 Dieter Arendt: Eulenspiegel – Ein Narrenspiegel der Gesellschaft, S. 8 ff. Arendt geht da-

von aus, dass der ursprünglich großzügige Druck 1510/11 von 30 Zeilen möglicherweise ausökonomischen Gründen auf 26 Zeilen in S 1515 gerafft worden sei.

175 Lindow, Wolfgang (Hg.). Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Nach dem Druck von1515. Stuttgart, 1966. Bibliographisch ergänzte Ausgabe von 2001. Nachwort, S. 276.

176 Schulz-Grobert, Das Straßburger Eulenspiegelbuch, a. a. O., S. 54 ff.177 Schulz-Grobert, Das Straßburger Eulenspiegelbuch, a. a. O., S. 56 f..

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4.1.1.2 Die Ausstattung

Die Ausstattung des Werkes entspricht in Format und Aufbau der Ausgabe von 1515.

Bis auf eine Ausnahme werden dieselben Holzschnitte verwendet, allerdings variiertdie Verwendung der Initialen und Randstöcke. Zwar wird – bis auf einen in S 1515

nicht vorkommenden figürlichen Randstock – aus demselben Fundus architektoni-

scher Randleisten geschöpft, wie in S 1515, aber bis auf zwei Fälle (Historie 34 und

38) sind die Füllsel entweder nicht an derselben Seite des Haupt-Holzschnittes an-

gelegt, bzw. differiert das aus dem gemeinsamen Fundus ausgewählte architektoni-

sche Versatzstück.

Dieser die Differenzen zwischen den einzelnen Drucken aufzeigende Befund belegt,

dass zumindest die Ausrichtung der Randleisten für Grieninger nicht von substan-

tiellem Interesse gewesen sein kann. Die Tatsache, dass auch in S 1519 wieder zu-

meist architektonische Randleisten verwendet werden – wenn auch nicht ausschließ-

lich dieselben wie in S 1510/11 und S 1515 - läßt aber immer noch eine inhaltlicheDeutung des grundsätzlich in den vier hier vorgestellten Frühdrucken verwendeten

Architekturmotives zu, wie sie etwa von Strohschneider (s. o.) versucht wurde.

4.1.2 Exemplar Hucker

Auf einer Buchauktion in Hamburg ersteigert Bernd Ulrich Hucker 1975 ein weite-

res, fast vollständiges Exemplar der Eulenspiegel-Ausgabe von 1510/11.

Seinen Fund beschrieb er ausführlich in „Neue Eulenspiegelforschungen“, in: Eu-

lenspiegel-Jahrbuch 1977 (17), S. 11-14, bzw. Philobiblon 1976 (Heft 2), S. 78-120(darin auch ausführlich zur Provenienz).

Ebenso wie Honegger bediente sich auch Hucker zur zeitlichen Einordnung seines

Fundes, dem neben anderen Seiten das Schlußblatt mit dem Kolophon fehlt, der

Schrifttypenbestimmung nach Konrad Haebler. Dabei kommt er zu folgendem Er-

gebnis:

„Die Kegelhöhe maß an mehreren Stellen auf 20 Zeilen von unten 92,8 / 93,0 mm. Es handeltsich also um die Drucktype 81 bzw. D, die auf 1507 bis 1512 zu datieren war.“178

178 Bernd Ulrich Hucker, Eulenspiegel-Jahrbuch 1977, S. 9.

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Geht man davon aus, dass auch dieser Druck, wie die Drucke S 1515 und S 1519, aus

130 Blättern bestand, so fehlen ihm neben dem Titelblatt die Blätter 4, 7, 8, 10, 66,

89-92, 97, 98, 103-105, 108 und 117-130.179

4.1.2.1 Der Text

Die Abfolge der Historien entspricht derjenigen von S 1515 und S 1519.

Bei meiner Arbeit mit dem Original konnte ich aus zeitlichen Gründen keinen ge-

nauen Textvergleich vornehmen. Huckers entsprechende Analyse ergab jedoch eine„völlige typographische Identität“ und eine „vollständige textliche Übereinstim-

mung“ der beiden Drucke von 1510/11.180

Die Tatsache, dass Schulz-Grobert auf dem von Hucker veröffentlichten Bogen H

(Historie 27) zwei minimale Preßvarianten entdecken konnte, schließt nicht aus, dass

es sich dennoch um Ausgaben derselben Auflage handelt.181 Wie Marita Mathijsendarlegt, konnte aus diversen produktionstechnischen Gründen in Drucken vor 1800

durchaus „ein- und dieselbe Auflage verschiedenartig gesetzte Exemplare enthal-

ten.“182

So war es beispielsweise möglich, dass während des bereits laufenden Druckes noch

Änderungen vorgenommen, ohne dass die bereits vor der Verbesserung fertig-

gestellten Bögen deshalb vernichtet wurden.183

„Im Prinzip war es im Zeitalter der Handpresse möglich, dass kein einziges Exemplar einesBuches aus dem selben Satz identisch mit einem anderen war. Von einer Identität der Ex-emplare darf man niemals ausgehen: jedes Exemplar kann Preßkorrekturen enthalten oderandersartig zusammengestellt sein.“184

179 Hucker, Philobiblon, Eine Vierteljahrsschrift für Buch- und Graphiksammler, Jahrgang XX,

Heft 2, Juni 1976, S. 88.180 Hucker, Niederdeutsches Wort 16 (1976), S. 151.181 Schulz-Grobert, Das Straßburger Eulenspiegelbuch, S. 52: „(...) zeigen sich deutlich Gren-

zen der von Hucker als absolut vorgeführten Identität: In Zeile 15 von oben finden sich zweiPreßvarianten: vndet seiner ritterschaffe ist der Wortlaut des kleinen – vnder seiner ritter-schaft der des großen Fragments.“

Die einzelne Seite aus Huckers Exemplar wird wiedergegeben in: Der neuentdeckte ältesteEulenspiegeldruck Straßburg 1510/11. Niederdeutsches Wort 16 (1976), S. 154.

182 Marita Mathijsen, Neue Drucktechniken und alte Fehlerquellen. In: editio 6 (1992), S. 134.183 Marita Mathijsen, 1992, a. a. O., S. 134.184 Marita Mathijsen, 1992, a. a. O., S. 134.

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Möglich ist aber auch, dass es sich bei den von Honegger entdeckten Makulaturblät-

tern um den Korrekturabzug der Auflage 1510/11 handelt. Das durchgehend

schlechte Druckergebnis, welches auf eine rasche Arbeitsweise schließen läßt, sowie

die häufige Verwendung nicht einwandfreier Papierbögen185, könnte diese Vermu-

tung stützen. Ein erneuter wort- und buchstabengetreuer Vergleich der beiden frü-

hesten Drucke (interne Kollation) wäre ein reizvolles Forschungsprojekt und könnte,sollten sich noch mehrere solcher Verbesserungen finden, bzw. das Exemplar Hucker

stets die korrigierte Fassung zeigen, diese Theorie belegen.

Es existieren einige Analogien zwischen der Ausgabe S 1510/11 und S 1519, die den

ausführlicheren Wortlaut betreffen. So wird in der ersten Historie des Exemplares

Hucker, ebenso wie in S 1519, der Name des Taufpaten noch ausführlich mit „Thylvon utzen“ angegeben und in beiden Fällen das folgende „burgher“ mit h geschrie-

ben, während S 1515 auf „utzen“ verzichtet und das anschließende „burger“ ohne h

bringt.

In derselben Historie trägt die Taufpatin das Kind über den „steg eins wassers“ (S

1510/11 und S 1519), während sich S 1515 auf „steg“ beschränkt. Noch immer in

der ersten Historie heißt es bei S 1510/11, nachdem die Taufpatin mit dem Kind indie Lache gefallen war, dass „des kind schier erstickt wz von unsüberkeit“. In S 1519

liest man den selben Wortlaut, nur steht dort „unsuberkeit“. S 1515 beschränkt sich

auf die Angabe, „das dz kind schier erstickt was.“ 186

Daraus läßt sich schließen, dass der Ausgabe S 1519 der ungekürzte Wortlaut der

Ausgabe S 1510/11 in Form der alten Druckvorlage oder eines Exemplares dieserAuflage für den Neudruck zur Verfügung gestanden haben muß.187

185 Dies ist besonders gut an den wie zerbrochen aussehenden Holzschnitten zu erkennen. Die-

se Fehlstellen in Form mehr oder weniger breiter weißer Linien wiederholen sich jedoch aufder Rückseite des Blattes und rühren deshalb eindeutig von einer Falte im Papier her.

186 Dies mögen zusätzlich Beispiele dafür sein, dass durch die in S 1515 vorgenommenen Kür-zungen keineswegs – wie Dieter Arendt behauptet – der charakteristische Wortwitz leidet,sondern schlicht auf Redundanz oder weniger wichtige Informationen verzichtet wurde.

187 Vgl. Peter Honegger mit Beispielen aus seinem Fragment, a. a. O., S. 26 ff. Möglicherweiseist aber auch, wie Honegger darlegt, von einem Zwischendruck auszugehen, der zwischenden Ausgaben von 1510/11 und S 1515 anzusiedeln ist. (S ca. 1512) Honegger, ebd.

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4.1.2.2 Die Ausstattung

Die sorgfältige Analyse der Holzschnitte der frühen überlieferten Eulenspiegeldrucke

ergab zweifelsfrei, dass alle vier Exemplare mit Hilfe derselben Holzstöcke illustriertwurden. Es liegen keine Nachschnitte vor.

Belegen läßt sich das durch markante Fehlstellen in den Abbildungen, sei es im Be-

reich der Umrahmung, der Randleisten oder der Illustrationen selbst.

Die Abbildungen zur Historie 28 (siehe Abbildungen 8-11) mögen hierfür als Bei-

spiel dienen: in allen vier Ausgaben188 (S 1510/11 Honegger, S 1510/11 Hucker, S

1515 sowie S 1519) befindet sich zwischen den beiden Fenstern derselbe ausgeprägteweiße Schrägstrich, der offenbar von einem Sprung im Holz des Druckstockes her-

rührt. Lediglich im Faksimile von S 1515 wurde dieser „Fehler“ korrigiert, also an

dieser Stelle einer der vielen oben bereits erwähnten retuschierenden Eingriffe vor-

genommen. Anhand des Originals von S 1515 läßt sich jedoch belegen, dass der

Sprung auch in dieser Ausgabe vorhanden ist. Es lassen sich zahllose weitere Bei-

spiele dieser Art anführen.

Abb. 8: S 1510/11 (Fragment Honegger). Illustration der Historie 28.

188 Aus nachvollziehbaren Gründen konnte mir Herr Prof. Hucker nicht erlauben, sein bislang

unveröffentlichtes Exemplar S 1510/11 zu fotografieren, weshalb ich den Befund leider nichtdurch Abbildungsmaterial belegen kann.

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Abb. 9: S 1515 (Mikrofilm). Illustration der Historie 28.

Abb. 10: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 28. Hier zeigt sich,

wie erheblich die retuschierenden Eingriffe eine wissenschaftliche Auswertung er-schweren.

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Abb. 11: S 1519 (Faksimile Schmitt). Illustration der Historie 28.

Den Blick auf eben solche Mängel und Fehler gerichtet, läßt sich jedoch noch mehr

belegen. Der jeweilige Erhaltungszustand der Holzstöcke in den vier Ausgaben, den

man aus den Abdrucken herauslesen kann (wobei sorgfältig darauf zu achten ist,

nicht von einem schlechten Abzug auf einen verbrauchten Holzstock zu schließen),läßt es zu, eine eindeutige zeitliche Abfolge der aus ihm gedruckten Holzschnitte zu

erkennen. Es können z. B. nach einigem Gebrauch charakteristische Fehlstellen

(Ausbrüche oder Sprünge) in der zarten Binnenschraffur der Holzstöcke auftreten.

Liegen nun mehrere Abdrücke vom selben Holzstock vor, von denen einige eine in-

takte Binnenschraffur zeigen, andere aber denselben Makel an der selben Stelle, so

ist klar, dass die Abzüge ohne Fehlstelle die älteren sein müssen. Denn sie sind ent-standen, bevor der Druckstock fehlerhaft wurde.

In diesem Zusammenhang konnte ich feststellen, dass die beiden Ausgaben von

1510/11 – was die Intaktheit der Holzstöcke betrifft – eindeutig vor den Ausgaben

von 1515 und 1519 anzusiedeln sind. Die Belege folgen unten.

Darüber hinaus ist festzuhalten, dass ich bei der oben beschriebenen Analyse zwi-schen den beiden Ausgaben von 1510/11 keinen greifbaren Unterschied ausmachen

konnte. Beide Exemplare scheinen ganz den gleichen Erhaltungszustand der Holz-

stöcke zu zeigen.

Die Illustration zur Historie 40 verdeutlicht, wie nah die Verwandtschaft zwischen

den beiden um 1510/11 datierten Drucken ist: in dem Holzschnitt aus der Ausgabe

Hucker ist nicht nur bereits die deutliche Fehlstelle in der oberen Einfassungslinievorhanden sowie der Ausbruch in der sechsten Zeile von unten am linken Rand der

Tür. (Beide Merkmale finden sich auch in den beiden anderen Drucken). Darüber

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hinaus sind die beiden Ausgaben von Honegger und Hucker auch in der beide Holz-

schnitt-Teile umrahmenden großen äußeren Einfassung gleich. Die Ausbrüche oben

links sowie der charakteristische Bruch unten rechts sind in beiden Fragmenten iden-

tisch!189

Abb. 12: S 1510/11 (Faksimile Honegger). Illustration der Historie 40.

Bei dieser äußeren Umrahmung handelt es sich offenbar um flexibel einsetzbare

Leisten, die vielleicht der Einhaltung von Abständen dienen, die aber wohl in der

Regel (wenn man sich zum Vergleich S 1515 ansieht) nicht mit eingefärbt und abge-

druckt werden sollten. Dieselbe untere Leiste erscheint mit demselben Bruch rechts

nochmals in Honeggers Fragment in der Historie 38.

Abb. 13: S 1510/11 (Faksimile Honegger). Illustration der Historie 38.

189 Siehe Abbildung 12.

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Diese absolute Übereinstimmung legt nahe, dass es sich bei den beiden unvollständi-

gen Exemplaren von Hucker und Honegger wohl um Ausgaben ein und derselben

Auflage handelt.

Der grundsätzlich bessere Zustand der Holzstöcke in den beiden ältesten Drucken ist

– zusammen mit der Tatsache, dass der Holzschnitt zur Historie 23 in Huckers Ex-

emplar noch ohne Bruchnaht zu sehen ist – ein weiteres Indiz für die zu Recht er-folgte Frühdatierung des Bremer Exemplars.190

Sicher ist nun auf jeden Fall, dass die Drucklegung der Bremer Ausgabe vor 1515

stattgefunden haben muß. In der aus diesem Jahr stammenden Ausgabe (S 1515) ist

der Holzstock zur Historie 23 schon zerbrochen, was allerdings, wegen der bereits

erwähnten starken Bearbeitung der Illustrationen für die Faksimileausgabe Schrö-

ders, nur durch einen Blick auf das Original sichtbar wird.191 Vgl. dazu die Abbil-dungen 1 und 2.

Weitere Beispiele, die die frühere Drucklegung des Exemplares in Vechta (Hu-cker) belegen:

• Historie 10: Die rechte Einfassungslinie in Vechta ist noch intakt und durchge-hend geschlossen, während in den Exemplaren S 1515 und S 1519 gleichmäßig

ein Stück ganz unten fehlt. (Siehe Abb. 14)

• Historie 11: Es handelt sich bei allen drei Ausgaben, die diesen Holzschnitt ent-

halten (im Fragment Honegger fehlt er) um denselben Holzschnitt, wie die kleine

Einkerbung an der rechten Einfassungslinie deutlich macht.

In Vechta ist die linke Einfassungslinie noch intakt, während bei S 1515 und S1519 identisch das obere Stück etwa in der Breite der oben gezeigten Fenster

fehlt. (Siehe Abb. 15 und 16).

190 Schulz-Grobert zweifelte, wie oben bereits erwähnt, an der Frühdatierung der Fragmente.

Das Straßburger Eulenspiegelbuch, S. 51 ff.191 Schulz-Grobert warf die Frage nach dem Zustand des Holzstockes zur Historie 23 in Hu-

ckers Exemplar auf. (Schulz-Grobert, Das Straßburger Eulenspiegelbuch, S. 56.) Über dennicht vorhandene Bruch hinaus zeigt sich auch hier wieder deutlich, dass sich Abnutzungser-scheinungen auf den Holzschnitten sehr gut zur Datierung der Drucke verwenden lassen: diegesamte Schraffur auf dem Kleid der Magd unterhalb des Kessels ist im Exemplar Huckerintakt! Auch die Hauswand auf der Seite der Magd, etwa auf der Höhe ihres Hutes, ist voll-kommen intakt schraffiert in dem Exemplar Hucker, nicht mehr aber in den folgenden Auf-lagen.

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Abb. 14: S 1515 (Mikrofilm / London). Illustration der Historie 10.

Abb. 15: S 1515 (Mikrofilm / London). Illustration der Historie 11.

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Abb. 16: S 1519 (Faksimile Schmitt). Illustration der Historie 11.

• Historie 12: Der Holzschnitt zur 12. Historie ist in Huckers Exemplar so zusam-

mengesetzt, wie es Sodmann rekonstruiert hat (siehe Abb. 6). Allerdings sieht

man anhand der senkrechten Teilungsnaht, dass die Illustration auch hier bereitsaus zwei zusammengesetzten Einzelteilen besteht. Zu den stilistischen Unstim-

migkeiten habe ich mich oben schon geäußert. Die beiden Teile sind keineswegs

zusammengehörig. Dass sie in diesem Exemplar gemeinsam verwendet wurden,

belegt nicht ihre Einheit. Keinesfalls liegt diese Illustration komplett in unzer-

teiltem Zustand vor.

Die Randleiste mit dem über die linke Schulter blickenden Pfarrer ist in Vechtaauch in der Historie 11 zu sehen.

Hinten auf der Wand im Hintergrund, genau auf der Höhe der Ausgangsbasis des

Säulenkapitells kündigen sich nach oben hin in S 1515 und in S 1519 drei Fehl-

zeilen an, die in Vechta noch vollkommen geschlossen und intakt sind.

• Historie 22: Ganz deutlich, dass das vechtaer Exemplar in der oberen Einfas-sungslinie zwar bereits den Ansatz einer Fehlstelle von links ausgehend aufweist,

diese Fehlstelle in S 1515 sowie S 1519 aber bereits mehr als doppelt so breit

ist.(3,5 mm zu 1 cm). (Siehe Abb. 17)

Die Illustration zur Historie 58 (Till wird in den Turm geführt) wird im Exemplar

Hucker durch einen anderen, bislang unbekannten und stilistisch deutlich schlechte-

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ren Holzschnitt aus der Serie der langhaarigen Till-Darstellungen mit Zaddeltracht

bestückt192.

Abb. 17: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 22.

Bildbeschreibung: Holzschnitt des kleineren Formats mit einer bekannten Randleiste

(großes Tor mit Schrägbauten rechts, wie in S 1515 Schmiedillustration zur Historie

40). Im Vordergrund des Holzschnittes eine Gruppe von drei Männern, in der Mitte

derselben Till mit langen Haaren und Zaddeltracht, an den Knöcheln gezaddeltenSchuhen und über dem Bauch gekreuzten Handgelenken, die mit einem Seil gefesselt

sind. Der hinter Till stehende Mann trägt ebenfalls langes Haar und einen schräg

aufgesetzten großen Hut. Er hält das Ende des Seils, welches Till fesselt, in seinen

Händen. Er ist mit eng anliegenden Beinlingen bekleidet und einem Oberteil, das ei-

nem Matrosenhemd ähnelt, sich also vorne zu einem großen V-Ausschnitt öffnet und

hinten latzartig herabfällt. Auf der linken Bildseite steht ein Mann in wadenkurzergefältelter Amtstracht. Er trägt ebenfalls langes Haar. Er hebt den rechten Arm und

deutet mit seinem Zeigefinger auf Till. Im Hintergrund ein Pranger, bestehend aus

einem würfelförmigen Fundament, etwa mannshoch, darüber eine Brüstung. Man

sieht drei Beinpaare. Die dazugehörigen Körper werden von der oberen Bildkante

abgeschnitten. Rechts vom Fundament flache Landschaft und Himmel. Links vom

Fundament zwei Figuren, die ebenfalls auf Till und auf den Pranger deuten. IhreHandbewegung ist offenbar als eine Mischung aus Täteridentifikation und Straffor-

derung zu verstehen.

192 Eine Einteilung der verschiedenen Illustrationen nach Gruppen erfolgt unten.

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Die ungeschickt abgeschnittenen Beine derjenigen Personen, die bereits am Pranger

stehen, tragen viel zum Eindruck einer nicht gelungenen Illustration bei.

Bruchstellen sind nicht zu finden. Evtl. ist der Holzstock später zerbrochen oder an-

derweitig abhanden gekommen, oder aber man tauschte ihn wegen des unbefriedi-

genden Motivs aus. Der alte Holzschnitt wirkt im Vergleich zur großformatigen Dar-

stellung in S 1515 regelrecht hölzern.• Historie 45: Das vechtaer Exemplar enthält die richtige Illustration mit derselben

Randleiste und gleicht dem Fragment Honegger.193 Ebenso ist dieser passende

Holzschnitt auch in S 1519 vertreten, während er in S 1515 weniger passend er-

setzt ist. (Siehe Abb. 18 und 19)

Unter anderem aufgrund dieser Ähnlichkeit zwischen den Fragmenten und S

1519 versuchte Schulz-Grobert, eine Nähe zwischen diesen drei Ausgaben herzu-stellen, schließlich das Erscheinen der Fragmente nach S 1515 nahezulegen.194

Aber schon aufgrund der verwendeten architektonischen Randleisten, die sich in

den Ausgaben S 1510/11 und S 1515 weitgehend gleichen, während in S 1519

andere architektonische Versatzstücke verwendet werden, liegt das Vechtaer Ex-

emplar deutlich näher an S 1515 als an S 1519.195

Abb. 18: S 1510/11 (Faksimile Honegger). Illustration der Historie 45.

193 In keiner der beiden Darstellungen liegt ein Bruch des Holzstockes vor – im Fragment Ho-

negger sieht es zwar so aus, es handelt sich aber um einen Knick im Papier, der auch auf derrückwärtigen Textseite zu verfolgen ist.

194 Schulz-Grobert, 1999, a. a. O., S. 56 f.195 In S 1519 werden stellenweise andere architektonische Randleisten verwendet. Beschrei-

bung und Abbildung erfolgt unten. Die „neuen“ architektonischen Randleisten aus S 1519sind in keiner der früheren Ausgaben zu finden. Auch nicht im Exemplar Hucker.

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Die Illustration zur Historie 67 (alte Bäuerin / Tasche) zeigt im Exemplar Hucker

dieselbe Illustration wie sie in S 1519 vorkommt, verwendet allerdings einen anderen

Randstock (großes Tor mit schrägem Anbau nach rechts auslaufend – an der rechten

Bildseite angelegt).

Der über die linke Schulter blickende Pfarrer als Randleiste, der in S 1515 gar nicht

auftaucht, wird im Exemplar Hucker häufig verwendet. Eine genaue Auflistung folgtim Anhang. Im Fragment Honegger wird er einmal verwendet.

Abb. 19: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 45.

Der oben bereits vorgestellte - auch schon im Vechtaer Exemplar fehlerhafte - Holz-

schnitt zur Historie 40 könnte zusammen mit weiteren Beispielen darauf hinweisen,

dass in den beiden ältesten Drucken von 1510/11 nicht unbedingt die Erstverwen-

dung der Holzstöcke vorliegen muß. So zeigen sich weitere fehlerhafte Stellen z. B.

auch im Holzschnitt zur Historie 13 des Vechtaer Exemplares. Die deutliche Bruch-stelle in der unteren Hälfte der linken Einfassungslinie ist auch hier schon vorhanden.

In S 1515 ist der Befund der Randleisten dieses Holzschnittes noch derselbe, wie in

Vechta, während in S 1519 eine bereits länger andauernde Beanspruchung des

Druckstockes belegt wird durch das Auftauchen einer weiteren Fehlstelle an der

rechten Leiste, dritte Zeile von unten. Diese Bruchstelle liegt in Vechta und London

noch nicht vor.196 Die entsprechende Seite im Exemplar S 1510/11 Honegger fehlt.(Siehe Abb. 20 und 21).

196 Mir ist bewußt, dass solche kleinen Fehler im Druckstock nicht zwingend bedeuten müssen,

dass bereits zuvor mit ihnen gearbeitet wurde und die Mängel Zeichen von Beanspruchungsind. Möglicherweise sind sie von Anfang an fehlerhaft gearbeitet gewesen.

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Abb. 20: S 1515 (Mikrofilm / London). Illustration der Historie 13.

Abb. 21: S 1519 (Faksimile Schmitt). Illustration der Historie 13.

Dass auch (mindestens) ein großformatiger Holzschnitt in dem ältesten erhaltenen Exemplar

in beschädigtem Zustand zu sehen ist, könnte jedoch bedeuten, dass nicht nur ein Druck inschmalerem Format (wie oben erwähnt) vorausging, sondern möglicherweise auch eine mitbreiteren Illustrationen versehene Auflage vor 1510/11 in Druck ging. Möglich ist aber auch,dass der Holzstock bereits im Neuzustand fehlerhaft war oder aber im Laufe des Druckes derAuflage 1510/11 brach.

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Als weitere Belege für die Anwendbarkeit und Sicherheit der Methode, das Alter und

die relative Häufigkeit der Verwendung der Holzstöcke anhand von Fehlstellen auf

den Holzschnitten zu bestimmen, mögen folgende Beispiele dienen:

15. Historie: Die entsprechende Seite im Exemplar S 1510/11 Honegger fehlt. Die

drei anderen frühen Ausgaben zeigen denselben Holzschnitt und sogar

dieselbe Randleiste, was man an zwei Markierungen auf der Rand-

leiste sehr gut erkennen kann. In S 1519 scheint der Randstock gebro-

chen zu sein, etwa mittig, wobei er in S 1515 nur einen dünnen Sprung

aufweist und im Vechtaer Exemplar noch ganz intakt erhalten ist.

Auch die charakteristischen Ausbrüche im Schwarzbereich des Tores,

welche in Vechta noch nicht vorliegen, weisen darauf hin, das das

Vechtaer Exemplar älter ist.197 (Siehe Abb. 24 und 25)

Abb. 22: S 1515 (Mikrofilm / London). Illustration der Historie 15.

197 Daß dieser Ausbruch im Schwarzbereich des Tores ist keine temporäre Erscheinung ist, wie

es hier also nicht einfach mit mangelnder Druckqualität zu tun haben, erhärtet sich aus derTatsache, daß diese Fehlstelle wiederholt auftaucht, z. B. in der Randleiste zu Historie 27.

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Abb. 23: S 1519 (Faksimile Schmitt). Illustration der Historie 15.

16. Historie: Die entsprechende Seite im Exemplar S 1510/11 Honegger fehlt. S

1519 zeigt einen falschen Holzschnitt. Auch S 1515 zeigt etwas Fal-

sches. Das Exemplar S 1510/11 in Vechta zeigt einen bislang unbe-

kannten Holzschnitt, der allerdings durch Tintenkleckse stark verderbt

ist. Kleines Format, architektonische Randleiste an der linken Seiteangelegt, großes Tor mit nach links auslaufendem Quergebäude. Zu

sehen ist in einem angedeuteten Innenraum mit Türbogen zu einem

angrenzenden Raum ein nacktes Kind, welches offenbar auf einem

Topf sitzt. Es scheint etwas Kot an der Seite angedeutet zu sein. Vor

dem Kind steht Eulenspiegel in Zaddeltracht und mit Zaddelschuhen

und erklärt dem Kind gestisch etwas. Seine Frisur ist leider durchAusmalung mit schwarzer Tinte fast unkenntlich, aber er scheint zu

der Gruppe mit dem fransig abstehenden Haar zu gehören.198

Der ursprünglich richtige Holzschnitt zu dieser Historie war also für

S 1510/11 noch vorhanden und ging nach diesem Druck offenbar

verloren oder zerbrach.

22. Historie: Die entsprechende Seite im Exemplar S 1510/11 Honegger fehlt. Diedrei anderen zeigen den Holzschnitt Baldungs (Trompeter). Die mar-

kante Fehlstelle in der linken Ecke der oberen Einfassungslinie ist in

Vechta mit ca. 3,5 mm etwa halb so groß, wie sie in S 1515 und S

1519 erscheint.

198 Zur Herkunft dieser Historie siehe Blamires, a. a. O.

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25. Historie: Die Seite fehlt im Exemplar S 1510/11 von Honegger fehlt. Die drei

anderen zeigen denselben Holzschnitt. Alle drei mit links angelegten

Randleisten. Vechta zeigt das große Tor mit nach rechts laufendem

Quergebäude. Es handelt sich um dieselbe Randleiste wie sie an dieser

Stelle in S 1515 verwendet wurde, dort allerdings ist neben der unte-

ren Fehlstelle links (ein Ausbruch etwa in der vierten Zeile von unten)zusätzlich etwas weiter oben noch eine weitere Fehlstelle zu entde-

cken, die in Vechta noch nicht vorliegt.

29. Historie: Die Einfassungslinien sind in Vechta noch vollkommen intakt, ledig-

lich oben etwa in der Mitte zeigt sich bereits die kleine Überschnei-

dung, die auch in S 1515 und S 1519 erkennbar ist. Unten ist die

rechte Ecke in Vechta durch ein Stück hellen Papiers verklebt worden.Die Fehlstelle in der linken Einfassungslinie ist in Vechta definitiv

noch nicht vorhanden.

32. Historie: Diese Seite fehlt in Honeggers Exemplar. Die drei anderen Frühdru-

cke zeigen denselben querformatigen Holzschnitt. In S 1519 findet

sich eine Fehlstelle an der linken Einfassungslinie, direkt bei der Hel-

lebarde des Wächters, die in Vechta und S 1515 noch nicht zu sehenist.

34. Historie: Alle vier Frühdrucke zeigen den gleichen Holzschnitt. Alle, außer S

1519, zeigen dieselbe Randleiste links. Ein kleiner Fehler (Ausbruch)

im Holzstock ist in S 1515 und S 1519 oberhalb des rechten ausge-

klappten Altarflügels zu sehen. Dieser Bogen ist in den beiden Frag-

menten noch geschlossen.54. Historie: Alle drei Drucke, bis auf das Exemplar Honeggers, dessen Seite fehlt,

zeigen das gleiche Bild. Die Randleiste in Vechta entspricht der von S

1519, nur das die Randleiste dort in der Mitte eine weiße Bruchnaht

aufweist, die im Exemplar Hucker noch nicht auftaucht. Diese Bruch-

naht existiert auch schon in London, dort erscheint sie aber noch fei-

ner, mehr als Haarriß denn als Bruch. (In den Faksimiles ist dieserFehler aber – wie viele dieser Beispiele – wegretuschiert.)

68. Historie: Auch diese Seite fehlt in Honeggers Exemplar. Die drei anderen Früh-

drucke zeigen den gleichen Holzschnitt. Es fällt auf, dass Vechta, im

Vergleich zu den beiden späteren Drucken, eine markante Fehlstelle in

der linken Seitenlinie noch nicht hat: die kleine Mulde in Hüfthöhe

des ganz links stehenden Mannes ist schon da, die darunter aufbre-chenden Fehlstellen jedoch noch nicht.

75. Historie: Die drei Frühdrucke, die diese Seite enthalten (Honegger fehlt), zei-

gen denselben Holzschnitt. Die Einfassungslinien in Vechta sind na-

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hezu intakt im Vergleich zu den beiden anderen Drucken, die bereits

markante Abnutzungserscheinungen aufweisen.

Aus all diesen den fortschreitenden Verfall der Holzstöcke belegenden Beispielen

geht unzweifelhaft hervor, dass es sich bei den beiden auf 1510/11 datierten Ausga-

ben von Honegger und Hucker tatsächlich um Drucke handelt, die vor der Ausgabe S1515 hergestellt worden sein müssen.

Entsprechend ist es natürlich auch möglich, der fortschreitenden Verfall der Holzstö-

cke durch Abnutzung auch für den Übergang von S 1515 zu S 1519 zu belegen. Da

die zeitliche Abfolge dieser beiden Drucke aber unbestritten ist, mag hier ein Ver-

weis auf das oben genannte Beispiel zur Historie 13 genügen, welches wiederumbelegen kann, dass die Methode an sich korrekt und anwendbar ist sowie zu verwert-

baren Schlüssen führt.199

Wie oben bereits erwähnt, fehlen dem Vechtaer Exemplar einige Seiten, darunter

auch die Seiten mit den Abbildungen zu den Historien 2, 7, und 9, die möglicherwei-

se (in Anlehnung an S 1515 und S 1519) jeweils einen querformatigen Holzschnittegezeigt hätten. Über diese Seiten und Abbildungen läßt sich also nichts sagen. Auf-

fällig aber ist, dass die Historie 58 in Huckers Ausgabe200, die in den Exemplaren

von 1515 und 1519 mit einem der qualitativ hochwertigeren Holzschnitte in Satz-

spiegelbreite geschmückt ist, einen von den beiden anderen Drucken abweichenden

Holzschnitt in kleinerem Format mit angelegter architektonischer Randleiste zeigt.

Würde man das Fehlen zumindest dieser einen qualitativ hochwertigen Illustration(bei den fehlenden Blättern kann man es ja nicht sagen) als ein weiteres Indiz für das

höhere Alter der Ausgabe werten, so müßte man zu dem Schluß kommen, dass die

zwölf durchgehend hochwertigen, sich besonders durch ihre Qualität und ihr Quer-

199 Zudem bemerkte bereits Anneliese Schmitt, 1979, a. a. O., S. 43, dass beispielsweise das

Stiefelspickerbild zu Historie 45 in der Ausgabe S 1519 in wesentlich höherem Maß abge-nutzt erscheint, als im Honegger-Fragment. Auch bei anderen Illustrationen ihrer Ausgabefallen ihr Abnutzungserscheinungen auf. Der Rand sei häufig nicht mehr vollständig, son-dern ausgebrochen, ganze Bildteile würden nur noch schwach drucken. Ihrer Beobachtungaber, bei einigen Bildern falle der Versuch auf, Einzelteile der Holzschnitte durch zusätzli-che Rahmenteile zusammenzuhalten, muß widersprochen werden. Was sie als „zusätzlicheRahmenteile“ klassifiziert sind in Wirklichkeit waagerecht angebrachte Abstandhalter, diedie Position der Holzstöcke unter der Überschrift bzw. über dem Text sichern sollen. Siesind bereits in den Ausgaben von 1510/11 zu entdecken (siehe die oben ausgeführte Über-einstimmung der beiden frühesten Drucke bis in dieses Detail hinein), gleichwohl ist ihreSichtbarkeit sicher als ein Mangel zu verstehen. Ich gehe davon aus, dass diese Abstandhal-ter ursprünglich nicht sichtbar sein sollten, wie man an der Ausgabe S 1515 sehr schön sieht.

200 Siehe Bildbeschreibung oben.

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format auszeichnenden Holzschnittillustrationen vielleicht erst nach und nach, auf

jeden Fall aber später dem Fundus der Eulenspiegelholzstöcke Grieningers hinzuge-

fügt wurden und gegen ältere, schlechtere, zerbrochene oder verlorene ausgetauscht

wurden.

Mir ist natürlich bewußt, dass es sich hierbei um eine Spekulation handelt und derquerformatige Holzstock, wie er in S 1515 und S 1519 gezeigt wird, zur Druckle-

gung von S 1510/11 vielleicht einfach nicht zur Hand war oder schlicht verwechselt

wurde. Dass solche Vertauschungen vorkamen, belegt die Illustrationsgeschichte zur

Historie 67 des Eulenspiegelbuches. Hier taucht der inhaltlich passende Holzschnitt

sowohl in S 1510/11 als auch wieder in S 1519 auf, war aber für die Drucklegung

von S 1515 offenbar gerade nicht verfügbar, so dass hier auf eine nur mäßig passen-de Dublette, nämlich die Illustration zur Historie 36, ausgewichen werden mußte.

Gleichwohl stellt sich für die Illustrierung der 58. Historie die Frage, weshalb das-

selbe Motiv, welches zudem nur auf eine einzige Historie des Buches paßt, mehrfach

geschnitten wurde (denn hier handelt es sich ja nicht um die Verwendung einer un-

passenden Dublette). Hinzu kommt, dass es sich bei den beiden vorhandenen Illust-

rationen zur Historie 58 jeweils um Teile von eindeutig identifizierbaren Holz-schnittserien handelt (deren Aufschlüsselung erfolgt unten), so dass ich davon ausge-

he, dass das Fehlen der querformatigen Abbildung zu Historie 58 in S 1510/11 ein

Indiz für ein planvolles sukzessives Austauschen mangelhafter oder stilistisch unbe-

friedigender Illustrationen durch qualitativ hochwertige Holzschnitte eines bestimm-

ten Reißers ist201, in einem Prozeß, der sich offenbar über mehrere (mindestens aber

zwei) Auflagen hinzog202. Die hochwertigen Holzschnitte waren zudem dem Buch-format besser angepaßt und konnten den behelfsmäßigen Einsatz der Randstöcke ü-

berflüssig machen. Insgesamt erreichte Grieninger also eine (sicher verkaufsfördern-

de) Verbesserung des Layouts. Ich komme darauf zurück.

Insgesamt fiel bei der Autopsie des Exemplares S 1510/11 in Vechta auf, dass dessen

Abbildungen sehr schön deutlich und klar sind, was wiederholt ein Hinweis auf fri-

schere, weniger abgenutzte Holzstöcke ist. Die Gothaer Abbildungen dagegen er-

201 Dass es sich bei den hier thematisierten zwölf Holzschnitten im Querformat um Arbeiten

eines Künstlers handelt, wird weiter unten erläutert.202 Die Erneuerung der Holzschnitte endete mit der Ausgabe S 1515. S 1519 zeigt keine neuen

Illustrationen mehr. Dass ein Erneuerungsprozeß bezüglich der Holzschnitte in diesem Buchstattfand, ist anhand der neuen Bebilderung der 58. Historie in S 1515 für die Auflage von S1515 evident. Äußerst wahrscheinlich begann dieser Prozeß jedoch schon früher, spätestensfür die Auflage S 1510/11, da ansonsten die unterschiedlichen Bildformate nicht zu erklärenwären. Zum weiteren Verlauf der Druckgeschichte und zur Verwendung der vorhandenenHolzstöcke siehe unten.

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scheinen vielfach schon sehr blaß, abgenutzt sowie unscharf und sprechen für einen

verbrauchteren Zustand der Holzstöcke.

4.2 Der Druck S 1519

Von diesem Unikat existiert ein von Anneliese Schmitt herausgegebenes Faksimi-

le203, welches sich aber wegen seiner schlechten Qualität und der retuschierenden

Eingriffe im Bereich der Holzschnitte – ebenso wie die Faksimiles von S 1515 -

nicht für eine genau Analyse eignet. Die Ausgabe wurde daher im Original in Gothauntersucht.204

Schulz-Grobert205 gab 1995 eine Microfiche-Edition mit ausführlicher Beschreibung

und umfangreichem Kommentar heraus.

4.2.1 Der Text

Bei Verwendung der gleichen Drucktype wie in S 1515 existieren kleinere textliche

Varianten zwischen S 1515 und S 1519, die von Honegger als Anpassung an die un-

terschiedliche Seitengestaltung gewertet werden.Die Auflage S 1519 greift dabei bezüglich des Textes auf die Ausgabe von 1510/11

zurück, stellt aber nicht deren ursprünglichen Wortlaut wieder her.206

Eine Auflistung der verbalen Erweiterungen von S 1515 hin zu S 1519 erfolgte be-

reits u. a. bei Herman Knust.207

203 Schmitt, siehe Literaturliste.204 Eine Beschreibung des Druckes erfolgte ausführlich bei Gotzkowsky, a. a. O.205 Schulz-Grobert (1995), siehe Literaturliste.206 Vgl. u. a. Honegger, a. a. O., S. 16 ff und 25 ff., Arendt, a. a. O., S. 9, Schmitt a. a. O., S. 35

f.207 Vgl. Knust: „Neben dieses Übereinstimmungen der beiden Ausgaben Grieningers fällt uns

aber auch nicht weniger ihre Verschiedenheit auf, zumal in den vielen kleinen Zusätzen,welche der jüngere dem älteren Drucke gegenüber aufzuweisen hat. Die weitaus größereZahl derselben macht fast immer den Eindruck, als ob durch sie solche Stellen, welche in Anicht deutlich genug ausgedrückt schienen, in B klarer (für uns manchmal vielleicht mit pe-dantischer Klarheit) hingestellt werden sollten, so geht z. B. die Taufgöttel in A uber ein steg, in B uber ein steg eins wasser; in A soll Eulenspiegel nur ein maß wein bringen, in B ge-nauer us dem wirtshaus; (...) In A lieff Eulenspiegel ohne Weiteres von der lauben nachdemer seine Rede gehalten, in B kert er sich umb bevor er wegläuft. In A verspricht die Frau, de-ren Kind Eulenspiegel geheilt, sie wolt im geben was er wolt; in B sie wolt im dafür gebenwas er haben wolt; in A war Eulenspiegel bei eim meister, in B bei einem meister in seinem

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Schulz-Grobert stuft den Stellenwert dieses Druckes im Vergleich zu S 1515 höher

ein, da aufgrund der erhöhten Zeilenzahl hier (28 statt 26 in S 1515) zum Teil eine

ausführlichere Beschreibung der Situationen möglich war und weniger Abbreviatu-

ren auftauchen.208/209

Im graphischen Erscheinungsbild zeigt S 1519 eine Neuerung: die Überschriftenwurden häufig ab der zweiten Zeile zentriert gesetzt.

4.2.2 Die Ausstattung

Auch in ihrer Ausstattung weist diese Auflage große Ähnlichkeit zu S 1515 auf.

Zusammen mit dem Titelholzschnitt und der Schlußvignette verfügt S 1519, ebenso

wie S 1515, über 87 Holzschnittillustrationen. Bis auf die Illustrationen zu den Histo-

rien 16, 45, 58 und 67 sind diese auch mit den Illustrationen von S 1515 identisch.

Die vier differierenden Illustrationen sind aber nicht neu für diese Auflage geschnit-ten worden, sondern tauchen bereits, wenn auch zum Teil an anderer Stelle, in den

vorangegangenen Ausgaben auf. Die Abbildungen der Ausgaben S 1515 und S 1519

befinden sich jeweils auf der gleichen Seite.

Übereinstimmend mit S 1515 bleiben neben der Vorrede auch die Historie 79, 80,

85, 86, 88, 90, 91, 92 und 95 ohne Illustration.

Die Verwendung der Zierinitialen, die, wie auch für S 1515, aus mehreren der Offi-zin Grieninger zur Verfügung stehenden Schmuckalphabeten zusammengestellt wur-

den, differiert ebenso wie die Verwendung der Randleisten.

Zu der weiteren frühen Druckgeschichte des Straßburger Eulenspiegelbuches kann

ich mich hier nicht weiter äußern. Das Thema ist zwar nicht abschließend aufgear- huß, nach A war der hoff ganz weiß von mel nach B bestimmter nur uf der erd. In A befiehltder König von Polen, der Wettstreit der beiden Narren sol iez geschehen, in B setzt er hinzu,um keinen Zweifel an seiner Teilnahme an dem Spaße aufkommen zu lassen in meiner ge-genwertigkeit; in A sprang Eulenspiegel ylens uß dem pferd, in B malerischer in einemsprung;(...)“

(Knust, Hermann. Till Eulenspiegel Abdruck der Ausgabe vom Jahre 1515. Halle: 1884. S.IX f.) Bereits Knust vermutete, dass den beiden Drucken S 1515 und S 1519 eine gemeinsa-me Vorlage zugrunde gelegen haben muß, für den Neusatz von S 1519 aber auch auf S 1515zurückgegriffen wurde. (Ebd. S. XII).

208 Schulz-Grobert, Farbmikrofiche-Ausgabe von S 1519, a. a. O., S. 14 ff.209 28 Zeilen pro Seite in S 1519, also zwei mehr als S 1515. „Dennoch hielt der Setzer an der

Textaufteilung fest – das erleichterte ihm die Arbeit trotz des Neusatzes -, er wollte alsodurch Erhöhung der Zeilenzahl weder Platz noch Papier einsparen. In der Ausgabe von 1519ergibt sich dadurch auf einigen Seiten lediglich mehr freier Raum.“(Schmitt, a. a. O. S. 44)

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beitet, bringt aber für meine Fragestellung keine neuen Erkenntnisse, bzw. führt zu

weit und wäre Aufgabe für eine eigene Arbeit. Ich verweise zu diesem Thema auf

Gotzkowsky210, Honegger211 und Heinz-Günter Schmitz.

Schmitz beschäftigt sich in seinem sehr interessanten Aufsatz mit der Text- und

Druckgeschichte des Eulenspiegelbuches und stellte eine Bibliographie der altenEulenspiegelausgaben bis ins frühe 19. Jahrhundert zusammen. Dabei stößt er auf ei-

ne erstaunliche, jahrhundertelange Texttradition. Ihm fällt auf,

„dass die allermeisten von ihnen in ihrem Inhalt und in ihrer Sprache noch sehr stark von denStraßburger Frühdrucken geprägt sind und dass sie sich daher – trotz vieler Unterschiede imeinzelnen – noch deutlich ähneln. Es gibt daneben nur ganz wenige andere Ausgaben (und i.w. auch erst seit dem 18. Jahrhundert), die sich vom traditionellen Text stärker gelöst habenund wirkliche Neubearbeitungen, originelle und literarisch anspruchsvolle Um- oder Neu-gestaltungen des alten Buches und Stoffes darstellen. Alle übrigen [...] stehen, wie angedeu-tet, in einem sehr engen Zusammenhang, sind offensichtlich allesamt Zeugen einer jahrhun-dertelangen gemeinsamen und homogenen Text- und Überlieferungstradition.“212

Zur Frage nach den Illustrationen in der weiteren frühen Druckgeschichte siehe Thö-

ne / Poensgen, RDK213, Brinkmann214 und Wunderlich.215

Für die Illustrationen gilt:

„Bei der Illustrierung häufig gedruckter populärer Werke wie gerade der „Volksbücher“hielten sich die Drucker des 15. und 16. Jahrhunderts teils aus Bequemlichkeit, teils ausRücksicht auf die Erwartungen des kaufenden Publikums meist eng an bestehende Illustrati-onstraditionen, so dass die Illustrationsfolgen zu solchen Werken mit ihren einmal geprägtenBildformeln oft über lange Zeit hinweg und trotz vielfacher stilistischer Veränderungen imKern konstant blieben.“216

Das ist so auch für den Eulenspiegel zu konstatieren. Es ist aufschlußreich zu sehen,

wie die Holzschnitte weiter verwendet wurden – dies sicher auch aus Kostengründen

210 Gotzkowsky (1991), a. a. O., S. 468 ff.211 Honegger, a. a. O., bes. S. 39 ff bzw. 68-82.212 Schmitz, „Der wiedererstandene Eulenspiegel“, S. 57 f.213 A. a. O.214 A. a. O.215 „Holzschnitte aus S 1515 finden sich wieder in den Eulenspiegel-Drucken S 1519, S 1531,

S 1539, S 1543, E 1532 und verkleinert in C 1539 und dienen als Vorlagen für Augsburgerund Frankfurter Drucke. Auch ein Teil der Holzschnitte von Afl 1519/46 ist den Grieninger-Drucken nachgeschnitten; die Illustrationen von C ca. 1531 sind der Komposition der Grie-ninger-Holzschnitte nachempfunden.“ (Wunderlich: Till Eulenspiegel, 1984, S. 49 f.)

216 Frieder Schanze, „Volksbuch“-Illustrationen in sekundärer Verwendung, S. 240.

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und um die teuren Holzstöcke so gut wie möglich auszunutzen -, bzw. wie dicht am

Original, an der Vorlage, sie nachgeschnitten wurden.

Z. B. Ausgabe Frölich, Straßburg, 1543: Es sind zu größten Teilen die Holzschnitte

aus der frühen Straßburger Ausgabe von 1515 verwendet worden. Da der Satzspiegel

dieser Auflage aber um einiges breiter ist als der von 1515, wurde den schmalen Bil-

dern, die hier ohne Randleisten gezeigt werden, bereits laufender Text an eine Seitegestellt217, während man den großformatigen Holzschnitte entweder Text oder aber

einseitig eine schmale, floral-ornamentale Zierleiste an den Rand legte.

Straßburg, Frölich 1533/38 verfuhr bereits ähnlich, kam aber bei den breiten Holz-

schnitten ganz ohne Zierleiste aus, weil der Satzspiegel noch genau die Breite der

großen Holzschnitte hatte.

Straßburg 1551 (Frölich) zeigt komplett neu geschnittene Bilder, die exakte Satz-spiegelbreite haben (offenbar tatsächlich ein wünschenswertes Ideal) und die zum

Teil ganz erstaunlich dicht an der Grieningerschen Vorlage bleiben. Offenbar haben

sich Text und Illustrationen bewährt, man wollte wenig verändern.218/219

Möglicherweise ist das auch ein Grund dafür, dass Veränderungen im Bildpro-

gramm, wenn sie dann notwendig wurden, häufig nur etappenweise erfolgten, zumTeil über mehrere Ausgaben hin gestreckt, so wie ich es in dieser Arbeit zumindest

für die zwölf querformatigen Illustrationen des Eulenspiegel zu belegen versuche.

Möglicherweise mußte man der Leserschaft Zeit lassen, sich langsam an den neuen

Seheindruck zu gewöhnen und durfte sie nicht überfordern oder von einmal verin-

nerlichten Sehgewohnheiten allzu plötzlich abbringen. Ich komme darauf zurück.

217 Eine Neuerung, die bereits Christoph Grieninger, der Sohn Johann Grieningers, 1531 für

seine Eulenspiegel-Ausgabe einführte. Den auf diese Weise eingesparten Platz nutzte er umden Historienbestand um acht Zusatzhistorien zu erweitern. Vgl. Schröder, Edward, ZfdA1933, a. a. O., S. 273 ff.

218 Vgl. dazu auch Curschmann, a. a. O., S. 450-470: „Einmal etabliert, bleiben die Programmedieser deutschsprachigen Drucke von Auflage zu Auflage und sogar von Drucker zu Druckerin Szenenauswahl und Ikonographie sehr konstant, selbst wenn nicht die alten Stöcke über-nommen werden, sondern neu geschnitten wird. Es setzen sich damit in ganz kurzer Zeit sehrfeste und weit verbreitete Vorstellungen von der visuellen Existenz eines Stoffes durch, dieder individuellen Phantasie immer weniger Raum lassen.“

219 Auffällig dabei ist, dass bei den angefertigten Kopien nicht immer auf die Seitengleichheitgeachtet wurde. Die offenbar in einem Exemplar des Buches aus der Grieninger-Werkstattvorliegenden Illustrationen wurden scheinbar direkt auf einen neuen Holzstock übertragen.Als Ergebnis erscheinen die Illustrationen z. B. bei Melchior Sachse somit seitenverkehrt.

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5. Zum Illustrationszyklus von S 1515

5.1 Die Holzschnitte und ihr Format

Besonders die unterschiedlichen Holzschnittformate boten neben der stilistischen

Vielfalt der in S 1515 vorhandenen Illustrationen in der Forschung früh den Ansatz-punkt, von weiteren Drucken mit jeweils einheitlichem Bebilderung vor S 1510/11

auszugehen. U. a. spricht Sodmann von zwei möglichen Vorgängerdrucken220,

Brinkmann und Wandersleb sogar von drei Drucken vor S 1510/11 mit jeweils ein-

heitlichem Bildmaterial221.

Gegen diese Vermutungen fragt sich Wucherpfenning, „weshalb mehrere Ausgabenmit jeweils einheitlichem Erscheinungsbild in einen uneinheitlichen Druck münden

sollten.“222 Entsprechend geht sie nicht von einer sukzessiven Erweiterung oder Um-

gestaltung des Buches aus, sondern meint, „bei genauer Betrachtung des Druckes

würden sich für die meisten Mängel kostensparende Gründe anführen lassen“.223

Meines Erachtens jedoch spricht u. a. die Tatsache, dass die Nachfolgedrucke dort,wo sie neues, wenn auch auf die alten Bildvorgaben der Grieninger-Drucke Bezug

nehmendes Bildmaterial verwenden in der Darstellung ihres Protagonisten einheit-

lich verfahren224, eher dafür, dass das Bildmaterial der frühen Eulenspiegeldrucke

Grieningers sukzessive entstand und erst nach und nach von Grieninger in Auftrag

gegeben bzw. aufgestockt oder erneuert wurde.

Dabei scheint dieser die Inhomogenität der daraus entstehenden Illustrationsfolgezumindest billigend in Kauf genommen zu haben. Mehr noch: die Vielzahl der betei-

ligten Künstler225 und ihre divergenten Darstellungsweisen müssen für Grieninger

keineswegs notwendig einen Mangel bedeutet haben, auch wenn spätere Drucker das

Bildprogramm vereinheitlichten.

220 Sodmann, Zu einigen Illustrationen ... (1978), a. a. O., S. 57 ff221 Brinkmann, Zu den Illustrationen in den dt. ...(1982), a. a. O. Wandersleb, a. a. O., S. 33.222 Wucherpfennig, a. a. O., S. 20.223 Wucherpfennig, a. a. O., S. 21.224 Interessant ist jedoch, dass das uneinheitliche Format der Holzschnitte in der Ausgabe von

Melchior Sachse am Anfang des Buches zunächst beibehalten und die Querformate erst nacheinigen Historien verkleinert wiedergegeben werden. Die Randleisten sind weggelassenworden – offenbar wurden hier keine sinnstiftenden Informationen gesehen- und selbst eini-ge der ganz schlechten Illustrationen wurden analog nachgeschnitten. Historie 16 aber, fürdie in S 1515 und S 1519 auf unpassende Dubletten zurückgegriffen wird, wurde mit einemneuen passenden Holzschnitt versehen.

225 Eine stilbegründete Unterteilung in Gruppen erfolgt unten.

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Passend zur Mehrgesichtigkeit oder auch Identitätslosigkeit eines Protagonisten, der

nicht im üblichen Sinne der Gesellschaft zugehörig ist, der ihr nicht ein- und schon

gar nicht unterzuordnen ist, könnte die Entscheidung, mehrere Künstler mit nur ge-

ringen gemeinsamen Vorgaben (nämlich Format und Tracht - wobei sich diese Vor-

gaben im Laufe der Zeit änderten) an der Visualisierung der Eulenspiegelfigur zu

beteiligen, durchaus Programm gewesen sein. Zumindest erfolgt durch dieses Ver-fahren eine durchaus entsprechende visuelle Bestätigung des durch den Text vermit-

telten unbeständigen Wesens Eulenspiegels.

Zu dieser Hypothese paßt auch die ebenso sukzessive Erweiterung des ursprüngli-

chen Historienbestandes durch Zusatzhistorien, die bereits mit der ersten Auflage

von Grieningers Sohn Christoph zu belegen ist, der seine Auflage von 1531 um achtHistorien bereicherte. Andere Drucker, z. B. Melchior Sachse 1532, verfuhren, wie

oben bereits dargelegt, ebenso und es besteht kein Grund anzunehmen, dass dieser

allmähliche Ausbauprozeß erst 1531 begonnen haben wird. Ebensogut ist es mög-

lich, dass auch Johannes Grieninger schon dem von ihm übernommenen Bestand ei-

nige Historien zugefügt hat.

Der Einkauf (guter) Holzstöcke muß für den Verleger überaus teuer gewesen sein,

was dafür spricht, dass bei der überwiegend mittelmäßigen und inhomogenen Bebil-

derung des Eulenspiegeldruckes von Johann Grieninger finanzielle Gründe

ausschlaggebend waren.

„Wie wertvoll der Besitz der teuren Holzstöcke war, geht aus Dokumenten über Erbteilungenhervor, in denen Bücher gezählt und Schriften gewogen, aber die „Figuren“ gesondert geteiltwerden. Die bei guter Behandlung fast unbegrenzt lange Lebensdauer der Stöcke und dieMöglichkeit ihrer „Modernisierung“ durch verhältnismäßig einfach herzustellende Änderun-gen machte sie über viele Jahrzehnte hinweg zu kostbarem Eigentum, das von Besitzer zuBesitzer wanderte.“226

Für den Plan einer sukzessiven Umgestaltung oder Erweiterung des Bildbestandes

spricht zudem die Tatsache, dass die ersten dreizehn Historien durchgehend durch

qualitativ hochwertige Holzschnitte illustriert sind und erst danach, also ab der Histo-

rie 14, die künstlerisch weniger gelungenen Holzschnitte zu finden sind. Deren Ab-

folge wird dann immerhin noch gelegentlich durch die Einfügung hochwertiger Ab-

bildungen durchbrochen. D. h., von den neun Holzschnitten, die Hans Baldung Grienzugeschrieben werden, befinden sich acht bereits am Anfang des Buches. Lediglich

die Darstellung des Turmbläsers befindet geringfügig weiter hinten, sie gehört zur

Historie 22.

226 O’Dell, 1993, S. 23

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Auch für die zwölf qualitativ hochwertigen querformatigen Darstellungen, die zwei-

fellos alle von demselben Künstler stammen227, gilt ähnliches: sechs der zwölf Ab-

bildungen befinden sich bereits geballt am Anfang des Buches (innerhalb der ersten

dreizehn Kapitel). Die anderen sechs Abbildungen tauchen über das Buch verteilt in

den Historien 23, 29, 32, 58, 64 und 68 auf.

D. h., bis auf drei Ausnahmen befinden sich die 21 Holzschnitte mit der höchstenQualität aller Abbildungen im Eulenspiegelbuch innerhalb des ersten Drittels des

Druckes.

Ganz offensichtlich bestand hier der Plan, den Altbestand der minderwertigen Abbil-

dungen, nach und nach durch qualitativ wertvollere zu ersetzen oder aber aufzusto-

cken. Ob dieses Aufstocken oder Ersetzen nur die zwölf auch im Format neuen

Holzschnitte betrifft oder auch schon die neun qualitativ hochwertigen HolzschnitteBaldungs, wird sich weiter unten klären.Um für den Betrachter dennoch eine gewisse

Kontinuität in den Darstellungen zu gewährleisten, bricht die Wiedergabe der ver-

besserten (oder auch neu zugefügten) Holzschnitte nach den ersten dreizehn Histo-

rien nicht plötzlich ab, sondern schleicht gleichsam, durch nunmehr nur noch punk-

tuell eingesetzte hohe Qualität der Darstellungen, zum Ende des Buches hin aus.

Das Titelblatt sowie die ersten dreizehn Historien konsequent in hoher Qualität zu

bebildern scheint darüber hinaus eine geschickte Strategie Grieningers gewesen zu

sein, die Kaufentscheidung potentieller Interessenten, die die ersten Seiten des Wer-

kes zur Ansicht durchblätterten, günstig zu beeinflussen. Eine Werbemaßnahme

Grieningers.

Ein weiteres Indiz für die von mir angenommene jüngere Entstehungszeit der zwölf

querformatigen und qualitativ hochwertigen Eulenspiegel-Illustrationen ist die Dar-

stellung der Landschaft. Die weit überwiegende Zahl der schlechten Holzschnitte (35

Abbildungen) stellt eine Szene in einem Innenraum dar, die auf die Wiedergabe von

Natur gänzlich verzichtet. Zwanzig Illustrationen spielen im Freien, vermeiden dabei

jedoch eine Wiedergabe von Pflanzen o. ä. Nur neun der insgesamt 65 weniger ge-lungenen Abbildungen des Druckes S 1515 stellen eine Situation im Freien unter

Hinzufügung natürlicher Attribute, wie z. B. Pflanzen oder Bäume dar. In diesen

Fällen aber handelt es sich um eine stilisierte Wiedergabe der Natur. Ein möglichst

realitätsnahes Erscheinungsbild war nicht vorgesehen.

Von den neun Abbildungen Baldungs sind vier im Innern und fünf außerhalb des

Wohnbereichs angelegt. Die Darstellung von Pflanzen ist auch hier stilisiert.

227 Siehe dazu die stilistische Analyse und Zuschreibung unten. Es sind hier die Holzschnitte

zu den Historien 2, 3, 4, 7, 9, 13, 23, 29, 32, 58 , 64 und 68 gemeint.

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In der Abbildung zur Historie sechs fehlt sie zugunsten der Darstellung einer auf-

wendigen Architektur ganz.

In deutlichem Gegensatz dazu stehen die zwölf querformatigen Abbildungen, die bis

auf die Illustration zu Historie 13 durchgehend Szenen in der Natur bzw. außerhalb

des Hauses zeigen, obwohl dies inhaltlich keineswegs immer zwingend vorgegebenwar, sondern zumindest teilweise durchaus auch Szenen in Innenräumen hätten il-

lustriert werden können.

Wo immer sich Gelegenheit dazu fand, fügte dieser Reißer die Darstellung von

Landschaft und genau beobachteter Architektur ein. Beides nicht nur angedeutet und

stilisiert wie im überwiegenden Teil der Eulenspiegel-Illustrationen, sondern relativ

realitätsnah.228 In der 9. Historie wird sogar, scheinbar zugunsten der Darstellungvon Landschaft und detailgetreu gezeichneter Architektur, die durch den Text zwin-

gend vorgegebene Nachtsituation, also Dunkelheit, in der die Szene spielt, ignoriert.

Die Art und Weise der Darstellungen läßt an die neue Naturauffassung der Donau-

schule denken, die im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts aufkam und mit der Werk-

statttradition des Mittelalters, von der die übrigen Holzschnitte des Eulenspiegel

noch zeugen, brach.

Die realistische Landschaftsdarstellung innerhalb der zwölf Querformate, die in

deutlichem Gegensatz zu dem überwiegenden Teil der Holzschnitte des Eulenspie-

gel-Buches S 1515 steht, und die in ihrer Konsequenz auch die neun Holzschnitte

Baldungs übertrifft, ist ein Indiz für eine jüngere Entstehungszeit, somit eine sukzes-

sive Veränderung bzw. Erweiterung des ursprünglichen Holzschnittbestandes desEulen-spiegelbuches. Die Illustrationen der frühen Straßburger Eulenspiegelausga-

ben können folglich – zumindest was die 12 Querformate betrifft - nicht gleichzeitig

entstanden sein. Dazu paßt, dass, wie oben bereits beschrieben, wenigstens einer der

zwölf breiten Holzstöcke zum Zeitpunkt der Drucklegung von S 1510/11 offenbar

noch nicht vorhanden war.

Lindows Versuch, die auffälligen Formatvarianten dadurch zu erklären, dass die

kleineren Abbildungen bereits für einen zukünftigen Druck im kleineren Oktavfor-

mat vorgesehen waren, greift also nicht, da die Entstehungsabfolge der Holzschnitt-

Illustrationen genau umgekehrt verläuft.229

228 Ich werde das unten in der stilistischen Analyse genauer ausführen.229 Vgl. Lindow, 1966, a. a. O., S. 285. Auch Virmond bezweifelt Lindows Theorie, dass das

schmalere Format einiger Holzschnitte Vorgriff auf eine spätere Umstellung des Buches vonQuart auf Oktav war. Dies sei unwahrscheinlich da der früheste Oktavdruck des Eulenspie-gelbuches der Frankfurter Druck von 1545 ist. (Virmond, Sammelrezension, a. a. O., S. 134)

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Als ein weiteres Indiz für eine spätere Entstehungszeit der zwölf genannten Holz-

schnitte mag die Beobachtung dienen, dass sechs der zwölf querformatigen Holz-

schnitte deutlichen Bezug auf die Zweigeteiltheit der übrigen Holzschnittillustratio-

nen nehmen, indem sie deren Aufteilung kopieren. Besonders deutlich ist dies in den

Illustrationen zu den Historien 3, 64 und 68 zu sehen, die bei einer Lesrichtung von

links nach rechts jeweils nach etwa einem Drittel des Bildformates einen senkrechtverlaufenden Baumstamm (bzw. Galgen) zeigen. Die Aufteilung in einen schmalen

Seitenteil und einen etwa doppelt so breiten Hauptteil, der auch das Wesentliche der

Erzählung erfaßt, ist somit denen der kleinen Holzschnitte mit angefügtem Seitenteil

angeglichen. Problemlos ist der jeweilige Holzschnitt in seiner Hauptaussage auch

ohne den linken Rand zu verstehen.

Abb. 24: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 3.

Abb. 25: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 56.

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Weniger auffällig aber immer noch erkennbar zeigt sich diese Aufteilung auch in den

Illustrationen zu den Historien 13, 23 und 58. Während in der 13. Historie die linke

Säule an die Aufteilung der Holzschnitte mit Randstück erinnert, ist es bei Historie

23 die Hauswand, die etwa zur Mitte des Pferderückens senkrecht nach unten läuft

und sich in dessen Vorderläufen fortsetzt. In der Illustration zu Historie 58 fällt diese

Linie genau mit der linken Begrenzung des Turms zusammen. Für die beiden letzt-genannten Holzschnitte wie für die drei zuerst erwähnten gilt, dass sich ihr Informa-

tionsgehalt durch Abdecken des linken Drittels in seinem Kern nicht verändern wür-

de. Die Hauptaussage befindet sich, wie auch bei den zusammengesetzten Holz-

schnitten, in der größeren Bildhälfte.

Diese Beobachtung spricht dafür, dass sich der Reißer der Holzschnitte des großenFormates an den vorher schon existierenden Holzschnitten kleineren Formats orien-

tierte und seine Arbeiten der bislang gegebenen Darstellungsform (erzählender Holz-

stock plus Randleiste) vermittelnd angleichen wollte.

Timothy Sodmann kommt auf anderem Wege zu dem Ergebnis, dass die zwölf Quer-

formate später hergestellt wurden als die anderen Illustrationen des Eulenspiegel.Er unterteilt die Illustrationen von S 1515 ihrer Größe nach in drei Gruppen, wobei er

den Titelholzschnitt und das Epitaph unberücksichtigt läßt:230

Zu der ersten Gruppe zählt er die beiden Illustrationen zu den Historien 10 und 12,

die, da keine komplette Rahmung mehr vorhanden ist, seiner Ansicht nach zersägt

worden sein müssen, und denen jeweils eine Randleiste angefügt wurde.

Zur zweiten Gruppe faßt er die o. g. zwölf Holzschnitte im größeren Format zusam-men, die ohne Randleisten bereits Satzspiegelbreite erreichen. Auch Sodmann geht

davon aus, dass sie vermutlich von einem Künstler geschaffen wurden, und hält die-

se, zusammen mit dem Titelholzschnitt, für die jüngsten Illustrationen des Eulens-

piegel-Buches, wobei er sich auf ihren Erhaltungszustand bezieht.

Die restlichen 65 Holzschnitte fügen sich in Sodmanns dritter Gruppe zusammen. Er

geht davon aus, dass diese von wenigstens vier verschiedenen Künstlern geschaffenworden sind und in der Ausgabe von 1515 unterschiedlich starke Abnutzungsspuren

aufweisen. Sie alle werden mit seitlich angelegten Randleisten abgedruckt.

230 Vgl. Sodmann, Timothy. Eulenspiegel und seine Illustrationen. 1980. S. 3 f.

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5.2 Die verschiedenen Eulenspiegel-Darstellungen

Einen ähnlichen vermittelnden Vorgang wie oben bezüglich des Formates erläutert,

erkannte Wandersleb bei der Analyse von Eulenspiegels Kleidung. Unterteilt man

die Holzschnitte zunächst grob in drei Gruppen, nämlich die kleinformatigen

schlechten Holzschnitte, die kleinformatigen Holzschnitte von Baldung sowie die

zwölf großen Formate, so fällt auf, dass Eulenspiegel in den kleinen und schlechtenHolzschnitten durchgehen mit gezaddelter Borte an der Schaube dargestellt wird,

während man ihn in den zwölf großen Formaten durchgehend mit glatter Borte sieht.

In den Holzschnitten Baldungs hingegen ist er zu Anfang noch in Zaddeltracht231,

dann einmal, wie zur Vermittlung, ganz ohne Borte (Hist. 8) und später dann mit

glattem Saum gegeben232. Wandersleb ging davon aus, dass hier optisch zwischen

den kleinen schlechten Holzschnitten und den zwölf guten Querformaten vermitteltwerden sollte.233 Er nahm an, daß die Holzschnitte von Baldung nach allen anderen

Illustrationen entstanden sind.

Weiter unten werde ich jedoch belegen, dass Baldungs Illustrationen zumindest vor

denen der Gruppen B und C entstanden sind.

Mit der Einkleidung der Eulenspiegelfigur in die Zaddeltracht, die ja in den ältestenHolzschnitten nahezu durchgehend auftaucht, nahmen die Reißer ganz offenbar Be-

zug auf das historische Alter des Protagonisten, dessen ungefähre Lebenszeit sich aus

der Inschrift von Eulenspiegels Grabstein erfahren läßt: „Disen stein sol niemd erha-

ben. Hie stat Vlenspiegel begraben. Anno domini M.CCC.L. iar.“234

Während die Zaddeltracht in Deutschland schon im 13. Jahrhundert begegnet, zuerst

allerdings nur unter den Komödianten und beim fahrenden Volk, breitet sich dieseMode zur Mitte des 14. Jahrhunderts hin bis zu den vornehmen Ständen aus.235 Eu-

lenspiegel wurde demnach ursprünglich seiner Zeit gemäß gekleidet dargestellt.

Nicht intendiert war die optische Annäherung an Gaukler oder anderes fahrendes

Volk

Die Gründe Grieningers für die Modernisierung des Erscheinungsbildes des Protago-

nisten werden vermutlich auch hier in der Hoffnung auf Absatzsteigerung liegen.

Auf ein weiteres sehr auffälliges Merkmal der verschiedenen Eulenspiegeldarstel-

lungen komme ich später zurück. Es ist die Fähigkeit bzw. das Unvermögen der Rei-

231 Titelholzschnitt sowie Historie 5 und 6. Als Täufling ist er noch unbekleidet.232 Historien 10, 11, 12 und 22.233 Wandersleb, a. a. O., S. 35.234 Historie 95, CXIXv.235 Falke, Jacob. Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Leipzig: 1858. S. 208.

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ßer in irgendeiner Form „Alter“ oder einen Alterungsprozeß darzustellen. Baldung

und dem Reißer der zwölf Querformate gelingt das. Allen anderen nicht.

Die Frage bleibt jedoch, weshalb die Erneuerung der Holzschnitte für den Eulenspie-

gel, die von Grieninger offenbar geplant war und begonnen wurde, doch wieder ein-

gestellt worden ist. Weil Baldung mit seiner Werkstatt nach Freiburg ging? WarGeldmangel der Grund? Oder bestand das Publikum doch in größerem Maß auf den

bewährten und traditionellen Arbeiten, als Grieninger vermutete?

Möglicherweise waren mit den zuletzt erneuerten zwölf Arbeiten im Querformat a-

ber auch die schlechtesten Holzschnitte des Druckes ausgemerzt und man wollte dem

Publikum nun eine gewisse Gewöhnungszeit einräumen, bevor der Erneuerungspro-

zess fortgeführt wurde.

5.3 Die Motive der Randleisten

Die Randleisten scheinen für Grieninger tatsächlich nicht von sinnstiftendem sondern

lediglich von ästhetischem Interesse gewesen zu sein. Die wenige zu diesem Thema

vorhandene Literatur wurde oben bereits erwähnt.

Allerdings muß man sich schon fragen, weshalb, wenn es denn, wie oben bereits

dargelegt, drucktechnisch kein Problem gewesen wäre, auf die Randleisten ganz zu

verzichten, die Randleisten also offenbar sinnfrei einem ästhetischen Grundbedürfnis

Grieningers dienten, dieser nicht auf dekorativere Motive oder zumindest auf eine

größere Variationsbreite von Motiven zurückgriff, statt im wesentlichen immer die-selben zwei Architekturmotive zu zeigen, die im übrigen ab der Ausgabe S 1515

auch noch teilweise zerbrochen waren.

Ich habe auf dieses Rätsel keine Antwort gefunden.

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6. Stilistische Analyse der Holzschnitte

6.1 Literaturbericht

Vor der Sichtung von Baldungs Gesellenzeichen auf einem der Holzschnitte brachte

1888 Paul Kristeller Urs Graf als Zeichner der Holzschnittfolge des Eulenspiegelbu-ches ins Gespräch236 während Friedrich Brie 1903 als erster mutmaßte, ob nicht, auf-

grund der vier bis sechs so verschiedenen beteiligten Künstler davon ausgegangen

werden könne, daß die Illustrationen aus früheren Eulenspiegel-Ausgaben stammen,

die nicht bei Grieninger gedruckt wurden und entsprechend auch nicht aus der Werk-

statt stammen, mit der er sonst kooperierte.237 Edward Schröder238 lehnte diese The-

se, die in der neueren Forschung wieder aufgenommen wird, ab.

1940 entdeckte Helmut Perseke das charakteristische Rebblatt auf dem Titelblatt und

konnte dieses als Signatur Hans Baldung Grien zuordnen, der seine Werke in der

Zeit von 1505-1512 auf diese Weise, mitunter auch in Kombination mit seinem Mo-

nogramm, signierte.239 Außer dem Titelblatt ordnete Perseke Baldung in Folge noch

die Illustrationen zu den Historien 1, 5, 6, 8, 10, 11, 12 und 22 zu.

Carl Koch datierte die neun Holzschnitte Baldungs in das Jahr 1509 und geht bei die-

sen somit von Baldungs frühesten, nach Umzug und Erwerb des Bürgerrechts er-

folgten Straßburger Arbeiten aus.240

Richard Benz postuliert im Nachwort seiner um 1959 herausgegebenen Anthologie„Deutsche Volksbücher“, Hans Baldung Grien hätte deshalb nicht das komplette

Eulenspiegel-Buch illustrieren können, weil er von Straßburg nach Freiburg fortzog.

So hätte sich Grieninger mit anderen Holzschneidern behelfen müssen. Diese hätten

„ den von Baldung geschaffenen Typus nicht festzuhalten und durchzuführen ver-

mocht – mit immer neuen Gesellen hat er [Grieninger, JB] es versucht, man unter-

scheidet die verschiedensten Hände, und die Bilder werden immer schlechter, undverderben die Geschichten, statt sie einem näher zu bringen.“241

236 Kristeller, Paul. Die Straßburger Bücherillustrationen im XV. und im Anfange des XVI.

Jahrhunderts. Leipzig: 1888 S. 99.237 Brie, Friedrich. Eulenspiegel in England. Berlin: 1903238 Schröder, Edward. Ein Kurtzweilig lesen von Dyl Ulenspiegel. Leipzig: 1911.239 Perseke, Oberrheinische Kunst, 9/1940, S. 162-165. Vgl. auch Mende (1978), S. 20.240 Carl Koch, a. a. O.241 Richard Benz, Deutsche Volksbücher, Darmstadt um 1959, S. 669.

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Interessant ist, dass Benz diese These verfolgt, obwohl er wenige Zeilen zuvor selbst

feststellt, dass die von ihm wiedergegebene, damals noch älteste erhaltene Ausgabe

von 1515 (der er im übrigen lediglich die neun Holzschnitte Baldungs beigegeben

hat) nicht der erste Druck gewesen sein dürfte, sondern, wie auch S 1519, auf einen

früheren, um 1510 entstandenen Druck zurückgehen dürfte.242 Einen sukzessiven

Entstehungs- und Erweiterungsprozeß der Eulenspiegel-Illustrationen, evtl. sogar desHistorienfundus, hielt er offenbar nicht für wahrscheinlich.

Dieser Zuschreibung der oben genannten neun Holzschnitte an Hans Baldung Grien

wird im allgemeinen gefolgt, auch ich halte sie für stilistisch begründet, gelegentlich

wurde sie jedoch in Zweifel gezogen. So z. B. von Ernst Brochhagen im Karlsruher

Ausstellungskatalog Hans Baldung Grien:

„Das Rebblatt ist eine starke Stütze für diese Zuschreibung. Und eine Reihe Details aus denEulenspiegel-Schnitten hat in den letzten Nürnberger Arbeiten Baldungs Verwandtes; vgl. z.B. die Baumgruppe des Titelblattes, in der helle Stämme vor dunkel schraffiertes Laub ge-stellt werden, wobei die Kronen der Bäume wieder hell im Licht stehen, mit der entsprechen-den Baumgruppe auf der Kreuzaufrichtung des Speculum passionis von 1507. Auch die dieBodenwelle belebenden spiralförmig gedrehten Gräser finden sich hier und dort entspre-chend. Doch ist der Gesamteindruck der Blätter, ihre graphische Technik mit dürren Parallel-schraffuren, auch die Körperbildung der Figuren und ihr Kopf- und Gesichtsschnitt für Bal-dung so fremd und andererseits mit vielen der anderen Holzschnitte vor allem aus dem erstenDrittel des Buches so eng verbunden, dass es uns schwer fällt, in Baldung den Reißer derneun Holzschnitte zu sehen. Wenn Baldung die Holzschnitte gezeichnet hat, überdeckt derdie ganze Illustration des Buches prägende Holzschnittstil der Grüninger’schen Offizin denEntwurf. Man darf auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Illustrationen der Aus-gabe von 1515 Kopien von Holzschnitten Baldungs in der verlorenen Straßburger Erstausga-be des Ulenspiegel sind.“243

Ebenso bezweifelt Brinkmann die Zusammengehörigkeit der acht Holzschnitte unddes Titelholzschnittes von Hans Baldung Grien wegen ihrer verschiedenen Bildgrö-

ßen und Stilmerkmale.244 Er postuliert drei, dem Druck von 1510/11 vorausgegange-

ne, nicht erhaltene illustrierte Eulenspiegel-Ausgaben. S 1510/11 sei also mit Sicher-

heit kein Erstdruck. Brinkmann kann die querformatigen Bilder nicht als planvolle

Ergänzung zum vorhandenen Bildbestand verstehen, „vielmehr stellt der ab 1510/11

erhaltene Bildzyklus eine Zusammenwürfelung aus verschiedenen, voneinander un-abhängigen Druckzyklen dar.“245

242 Richard Benz, Deutsche Volksbücher, Darmstadt um 1959, S. 669.243 Ausstellungskatalog Hans Baldung Grien, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, 1959, S. 312 f.

Anzumerken ist, dass durch das Auftauchen der beiden Drucke von 1510/11 die These vonden nachgeschnittenen Originalen Baldung zumindest unwahrscheinlicher geworden ist.

244 Brinkmann, Niederdeutsches Wort 22/1982, a. a. O., S. 42 ff.245 Brinkmann, Niederdeutsches Wort 22/1982, a. a. O., S. 42 ff.

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Zweifel an der Zuordnung finden sich auch in einem ersten umfassenderen kunst-

historischen Beitrag zur stilistischen Untersuchung, Einordnung und Wertung der

frühen Eulenspiegel-Illustrationen in Form der 1986 abgeschlossenen Magisterarbeit

von Gundula Wucherpfennig, deren Ergebnisse sie in einer Zusammenfassung als

Aufsatz veröffentlichte.246 Frau Wucherpfennig bezweifelt u. a. darin die Zusam-mengehörigkeit der Holzschnitte 1, 5, 6, 8, 10-12, 22 sowie des Titelblattes, die Bal-

dung zugeschrieben werden. Sie anerkennt lediglich das Titelblatt sowie die Holz-

schnitte 5 und 6, die teilweise aus den gleichen Elementen zusammengesetzt seien,

als Arbeiten Baldungs.

Lindow nimmt an, dass alle Holzschnitte extra für die Offizin Grieninger gedrucktworden sind und sieht auffallende Ähnlichkeiten zwischen einigen Abbildungen des

Eulenspiegel-Buches (leider benennt er sie nicht, wahrscheinlich meint er aber die

zwölf Querformate) und des Narrenschiffs, dessen Illustrierung zumindest zum Teil

auf Dürer zurückgehen dürfte. Auch Lindow geht von vier oder fünf Schnitzern aus,

die am Werk beteiligt waren.247

Im Katalog von Cécile Dupeux (la gravure d’illustration)248 allerdings kann man sehrgut sehen, dass der ‚Grieninger-Stil‘, also die Illustrationen aus früher herausgegebe-

nen Drucken dieser Offizin, sich deutlich von den Eulenspiegel-Abbildungen unter-

scheidet.

Einen gemeinsamen Ursprung aus derselben Werkstatt kann ich nicht erkennen.

Auch Wandersleb widerspricht der Auffassung Lindows, die zuvor bereits von

Schröder geäußert worden war249, nach der alle Holzschnitte der frühen Grieninger-Ausgaben des Eulenspiegel aus der Werkstatt stammen, die Grieninger in der Regel

mit den Arbeiten zu seinen Veröffentlichungen beauftragte, in seinem Aufsatz von

1988.250

Er kommt zu der folgenden Feststellung:

„(...) ich kann nicht sehen, daß auch nur ein Holzschnitt aus dem Ulenspiegel die typischenMerkmale der Grieningerschen Werkstatt aufweist; (...)“.251

246 Die frühen Straßburger Illustrationen zum Dil Ulenspiegel. Versuch einer stilistischen Un-

tersuchung und Gruppenbildung. In: Eulenspiegel-Jahrbuch 1988. Herausgegeben vomFreundeskreis Till Eulenspiegels e.V.. Schriftleiter: Werner Wunderlich. Band 28.Ff./Main: 1988.. S. 9 ff.

247 Lindow, a. a. O., S. 285248 Dupeux, a. a. O.249 Schröder, Faksimile 1911, a. a. O., S. 7.250 Wandersleb, Grieningers Holzschneiderwerkstatt ..., a. a. O., S. 25-40.251 Wandersleb, Grieningers Holzschneiderwerkstatt, 1988, S. 31.

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Vielmehr denkt er, dass – da alle Eulenspiegel-Darstellungen seit 1510 nicht aus

Grieningers üblicher Werkstatt stammen, alle Holzschnitte – mit Ausnahme der

Werke Baldungs – nicht ursprünglich für Grieninger geschnitten wurden. Zu diesem

Schluß kommt er einerseits durch den stilkritischen Vergleich sowie andererseits

durch die Beobachtung, dass die Holzschnitte unterschiedliche Formate und, beson-

ders bezüglich der Kleidung, unterschiedliche Darstellungen Eulenspiegels zeigen.Entsprechend geht er, da er die Illustrationen des Eulenspiegelbuches stilistisch in

vier Gruppen teilt, davon aus, dass die Abbildungen aus drei dieser Gruppen „aus

voneinander unabhängigen und nicht bei Grieninger verlegten Drucken stammen.“252

Wandersleb entdeckte für die Gruppe der zwölf Querformate, also die Holzschnitte

zu den Historien 2, 3, 4, 7, 9, 13, 23, 29 32, 58, 64 und 68, bei ihm zu der Gruppe Bzusammengefaßt, eine große Verwandtschaft mit einigen Illustrationen aus dem 1513

in Augsburg erschienenen, von Hans Othmar verlegten ‚Leben der Heiligen, die dem

Monogrammisten IS mit der Schaufel zugeschrieben werden, einem Künstler, der

starke Abhängigkeit von Schäufelein zeigt und erstmals 1516 mit eigenem Signet an

die Öffentlichkeit trat253. Man geht davon aus, dass dieser Monogrammist um 1513

bei Hans Schäufelein, der die meisten Holzschnitte für das Heiligenleben gerissenhat, als Geselle oder Formschneider gearbeitet hat.254 Wandersleb bezieht sich dabei

auf einen Text von Maria Consuelo Oldenbourg, nämlich das Kapitel „Buchholz-

schnitte des Monogrammisten IS mit der Schaufel“ ihrer Veröffentlichung über die

Buchholzschnitte des Hans Schäufelein.255

Ich hege Zweifel an dieser Zuschreibun g und begründe diese wie folgt:1. Die bei Maria Consuelo Oldenbourg abgedruckten Arbeiten des IS m. d. Schaufel

stammen aus zwei verschiedenen Werken. Zum einen sind Holzschnitte aus dem

Heiligenleben abgebildet, nämlich die, die Wandersleb für seine Argumentation be-

nutzt. Diese sind jedoch allesamt nicht signiert. Sie weisen Ähnlichkeiten auf mit den

Eulenspiegel-Holzschnitten, eine Übereinstimmung der Autorschaft ist aber nicht

zwingend. Der Künstler könnte sich auch, z. B. bezüglich der Darstellung von Bäu-men, am Stil Schäufeleins orientiert haben, der ja letztlich auf Dürer zurückgeht.

2. Die Schnitte des anderen Werkes sind signiert, lassen mich aber nicht mehr direkt

an die nämlichen Eulenspiegel-Bilder denken. Ich bezweifle also, dass die bei Ol-

252 Wandersleb, Grieningers Holzschneiderwerkstatt, 1988, S. 33.253 Hagenauer Evangelienbuch, Hagenau: 1516, bei Thomas Anshelm254 Wandersleb, Grieningers Holzschneiderwerkstatt, 1988, S. 33f.255 Oldenbourg, 1964, a. a. O., S. 121-132 und Abbildungen S.162-173.

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denbourg abgedruckten Werke wirklich einem einzigen Künstler zugeordnet werden

können.

3. Die für den Monogrammist IS mit der Schaufel von Oldenbourg und Wandersleb

erkannten Eigenheiten, wie z. B. die unnatürliche Längung der Personen oder, ganz

besonders, die Art der Gewandfalten, die röhrenartig vom Körper herabfallen, findensich in den zwölf querformatigern Eulenspiegel-Darstellungen gerade nicht. Im Ge-

genteil fallen die durchaus vorhandenen Falten ganz unmodelliert und flach von den

Körpern ab. Es existiert also ein deutliches Unvermögen bei den zwölf Vergleichs-

motiven aus dem Ulenspiegel, Gewandfalten plastisch darzustellen.

Dazu kommt die stilistische Vorliebe des Reißers der Heiligenleben von 1513 für

ausgeprägt dargestellte lange Nasen mit fast karikierenden Nasenspitzen und starkbetonten Nasenflügeln, die sich deutlich von den Darstellungen der zwölf hier zum

Vergleich herangezogenen Eulenspiegel-Illustrationen unterscheiden, in denen die

Nasen eher flüchtig und klein gezeichnet sind.

Damit kann ausgeschlossen werden, dass der Monogrammist IS (wenn er denn über-

haupt der Autor der Heiligenbilder / Sommerteil ist) gleichzeitig die querformatigenIllustrationen des Eulenspiegel hergestellt hat.256

Gleichwohl ist eine stilistische Verwandtschaft zwischen beiden Werken grundsätz-

lich richtig erkannt. Stilistisch stehen sich Schäufelein und Baldung – in dessen

Werkstatt ich die Entstehung der zwölf Querformate ansiedle - sehr nahe. Beide sind

stark durch Dürer geprägt und profitierten als dessen Schüler vom „Motivkatalog“seiner Werkstatt. Baumformen und Gebirgshintergründe entspringen diesem Dürer-

schen Werkstattkatalog und finden sich bei seinen beiden Schülern wieder.

Ebenso gut gesehen sind einige Ähnlichkeiten im Bildaufbau, die noch über das von

Wandersleb angemerkte hinaus aufgeführt werden können. So ist z. B. zu erkennen,

dass sich die Abbildung I.14 (Oldenbourg) im Aufbau an die Illustration zur Historie23 des Ulenspiegel anlehnt.

Die stilistischen Unterschiede aber, insbesondere was die Ausformung der Nasen

sowie die Fähigkeit, Gewandfalten plastisch darzustellen, betrifft, überwiegen mei-

nes Erachtens und lassen lediglich die Erkenntnis zu, dass dem Reißer der Heiligen-

leben, der, wie oben dargelegt, nicht zwingend identisch mit dem Monogrammisten

IS mit der Schaufel sein muß, wohl die Abbildungen des Eulenspiegel in Form einerAusgabe des Buches als Vorbild / Vorlage gedient hat.

256 Vgl. dazu Maria Consuelo Oldenbourg. Die Buchholzschnitte des Hans Schäufelein. Ba-

den-Baden u. a.: 1964, S. 121 f. Abb. S. 162 ff.

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Wandersleb vermutet zum Ende seiner Ausführungen, dass die zwölf querformatigen

Holzschnitte des Eulenspiegel, die, wie oben dargelegt, seiner Ansicht nach von dem

Monogrammisten IS mit der Schaufel bei Hans Schäufelein in Augsburg gearbeitet

wurden, also ursprünglich für einen anderen (geplanten oder ausgeführten) Druck

gedacht waren, von Grieninger für die eigene Produktion aufgekauft wurden.

Bei den zwölf großformatigen Holzschnitten geht in der jüngeren Forschung allein

Kunze (1993)davon aus, dass diese Holzschnitte von Baldung gearbeitet, alle ande-

ren 74 Holzschnitte aber aus alten Beständen zusammengesetzt wurden.257 Mit dieser

Ansicht steht Kunze allein. Denn problemlos läßt sich auf stilkritischem Wege

nachweisen, dass Baldungs Fähigkeiten als Reißer stets deutlich über dem Gezeigten

auf den zwölf Querformaten lagen. Einige durchaus an Baldung erinnernde Versatz-stücke aus dem Motivkatalog seiner Werkstatt lockten Kunze offenbar auf diese fal-

sche Fährte. Diese führt jedoch ganz grundsätzlich in die richtige Richtung, nämlich

zur Zuweisung dieser zwölf besonderen Holzschnitte in den Werkstattbetrieb Bal-

dungs in Straßburg. Hier ist deren Ursprung anzusiedeln. Die Ausführung darf aller-

dings nicht dem Meister Baldung, sondern vielmehr einem seiner Schüler zuge-

schrieben werden. Ich werde weiter unten darlegen, dass ich die zwölf Holzschnittefür Straßburger Produktionen eines sich auf der Wanderschaft befindenden Schwei-

zer Künstlers halte.

Weiterhin bezweifelt Kunze, dass für die anderen Illustrationen insgesamt fünf ver-

schiedene Künstler verantwortlich waren, da es damals gegolten habe, den Gestal-

tungsaufwand aus ökonomischen Gründen, zumindest bei einem noch unerprobtenBuch, niedrig zu halten.258 Aber auch hier läßt sich wieder stilkritisch belegen, dass

an der Illustrierung des Buches mehrere Reißer mitgewirkt haben müssen. Ich ver-

weise hierzu auf das folgende Kapitel.

Bei seiner Aussage übersieht Kunze überdies, dass sich bei gleicher Anzahl von her-

zustellenden Illustrationen die Beschäftigung mehrerer Reißer mit jeweils übersicht-

licherem, also geringerem Bebilderungsauftrag, nicht notwendig ökonomisch negativausgewirkt haben muß.

Die Urheberschaft von 78 Illustrationen, also aller Illustrationen bis auf diejenigen,

die seit Persekes Entdeckung der Rebblattsignatur Hans Baldung Grien zugeschrie-

ben werden, ist also nach wie vor ungeklärt.

257 Kunze, Horst. Geschichte der Buchillustration in Deutschland. Das 16 und 17. Jahrhundert.

Textband. Frankfurt am Main: 1993. S. 572 f.258 Kunze, Horst. Geschichte der Buchillustration in Deutschland. Das 16 und 17. Jahrhundert.

Textband. Frankfurt am Main: 1993. S. 572 f.

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6.2 Die verschiedenen Holzschnittgruppen

6.2.1 Einführung

Auffällig an der Illustrierung des Eulenspiegel-Buches aus der Offizin Grieninger ist

vor allem anderen die Inhomogenität sowohl der Darstellung des Titelhelden als auchder Qualität der Darstellungen insgesamt, die nur mit der Beschäftigung mehrerer

und sehr unterschiedlich begabter Reißer und Formschneider zu erklären ist.

Diese haben sich zwar in der Regel und bis auf wenige Ausnahmen an ein gemein-

sames Format gehalten sowie den Protagonisten zumeist mit einem gezaddelten

Rock versehen, darüber hinaus aber existieren eine enorme stilistische Variations-breite sowie deutliche Unterschiede in der Darstellung des Protagonisten.

Bis auf die zwölf querformatigen Holzschnitte, die, wie oben bereits erwähnt, wegen

ihrer sehr modernen, an die Donauschule erinnernde Landschaftswiedergabe eine

Sonderstellung einnehmen, sind die Illustrationen eher in einem engeren zeitlichen

Zusammenhang entstanden, wenn auch nicht unbedingt gleichzeitig.

Eine sukzessive Aufstockung des Illustrationsbestandes von Auflage zu Auflage wä-re denkbar (evtl. in Kombination mit einem entsprechenden Aufstocken des Histo-

rienbestandes). Dies würde die Inhomogenität der Holzschnitte erklären können.

Denkbar ist jedoch auch, dass Grieninger mit der in etwa einheitlich gezeichneten

Tracht der Eulenspiegel-Figur zu dessen Identifikation zufrieden war und die Pro-

duktionszeit der Illustrationsfolge durch das Verteilen der Arbeit auf mehrere Reißerverkürzen wollte.

Für sehr viel wahrscheinlicher jedoch halte ich, dass Grieninger bei der Beschäfti-

gung der verschiedenen Reißer sehr bewußt vorgegangen ist. Sein Ziel war es, der

durch den Text vorgegebenen Vielgesichtigkeit und Uneindeutigkeit der Figur Till

Eulenspiegels, die sich ständig in neuen Situationen befindet und die sich, um nichtwiedererkannt zu werden, oft verkleiden muß, eine Entsprechung in den Holzschnit-

ten zu geben. Viel besser als durch ständigen Kleidungswechsel, der überdies das

Wiedererkennen der Hauptfigur durch den Betrachter hätte erschweren können, ge-

lingt dies durch den Einsatz verschiedener Zeichner, die trotz einer gemeinsamen

Vorgabe bezüglich der Kleidung Eulenspiegels – die damit zu einem Erkennungszei-

chen werden kann - nahezu notwendig der Figur eine andere Gestalt verleihen, unddies mit einer größeren natürlichen Vielfalt, als es einem einzelner Zeichner möglich

wäre.

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Diese Vermutung greift um so mehr, als Grieninger, aus welchen Gründen auch im-

mer, offenbar nur mittelmäßige Künstler für die Illustrierung des Eulenspiegel zur

Verfügung standen. (Immer ausgenommen die Holzschnitte von Baldung und die

zwölf Querformate) Diese wären durch die Aufgabe, den Protagonisten möglichst

vielfältig, jedoch stets identifizierbar darzustellen, ohne das Hilfsmittel einer einheit-

lichen äußeren Erscheinung eindeutig überfordert gewesen. Die beiden herausragen-den Künstler der Holzschnittserie waren offenbar wegen ihres umfassenderen Kön-

nens von der Verpflichtung, den Protagonisten in Zaddeltracht zu zeigen, entbunden,

da sie problemlos auch ohne dieses Hilfsmittel die Figur des Eulenspiegel klar identi-

fizierbar darstellen und ins Zentrum des Geschehens rücken konnten.

Es existieren durchaus frühe Drucke, für die einzelne Künstler eine große Anzahlvon Holzschnitten gerissen haben. So z. B. zeichnet Leonhard Beck für 77 Illustrati-

onen im Theuerdank und Hans Burgkmair für 118 Illustrationen im Weißkunig ver-

antwortlich. Das bedeutet folglich, dass die Menge der im Eulenspiegel abgedruckten

Illustrationen allein nicht der Grund für die Beschäftigung verschiedener Reißer ge-

wesen sein kann, es sei denn, der Verleger stand unter sehr großem Zeitdruck. Aber

auch falls dies der Fall war, hätte es vermutlich genügt, mehrere Holzschneider zubeschäftigen, da deren Arbeit zeitaufwendiger war. Also muß es einen (oder mehre-

re) andere Gründe für die große Anzahl der Reißer im Eulenspiegel geben.

Bei diesem Vergleich fällt zudem auf, dass die Gesamterscheinung der Illustrationen

des Theuerdank, für dessen Illustrierung auch mehrere Reißer beschäftigt waren, we-

sentlich homogener ausfällt als im Eulenspiegel. Der Held wird einheitlicher darge-stellt. Das bedeutet, dass Absprachen unter den Künstlern, die zu einem solchen ein-

heitlichen Gesamtergebnis führten, üblich oder zumindest möglich waren. Weshalb

also der uneinheitliche Stil im Eulenspiegel? Er ist wohl Programm und verfolgt eine

gezielte Absicht, wofür auch spricht, dass sogar innerhalb des Werkes eines einzigen

Reißers, nämlich Baldung, die äußere Erscheinung des Helden in seiner Kleidung va-

riiert.

Die mehrfach, u. a. von Brinkmann (s. o.) geäußerte Annahme, die Inhomogenität

der Illustrationsfolge von S 1515 sei auf die Existenz von drei bis vier voneinander

unabhängige Vorgängerdrucke zurückzuführen, deren Bildmaterial von Grieninger

aufgekauft wurde, greift meines Erachtens nicht, da anders als durch eine gemeinsa-

me Vorgabe die Zaddeltracht Eulenspiegels nicht zu erklären ist, die ja um 1500 kei-neswegs als auf einen Narren verweisendes Kostüm mißzuverstehen ist sondern ein-

fach eine beliebige, etwas aus der Mode gekommene Bekleidung war.

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Weshalb sollten voneinander unabhängige Drucke aus mehreren verschiedenen Offi-

zinen alle „zufällig“ den Protagonisten in Zaddeltracht zeigen?

Ich gehe daher davon aus, dass alle Holzschnitte der frühen Eulenspiegel-Ausgaben

extra für Grieninger geschnitten wurden, ob aber gleichzeitig auf verschiedene Rei-

ßer verteilt oder sukzessive aufgestockt wurde, muß vorerst offen bleiben.

Ein sukzessiver Erneuerungs- und Erweiterungsprozeß im Bereich der Holzschnittewar im übrigen durchaus üblich. Dass das Holzschnittwerk bereits gedruckter Bücher

im Rahmen von Neuauflagen erneuert bzw. verändert wurde, ist bekannt.259

Es gilt festzuhalten, dass eine Homogenität der Holzschnitte im Sinne eines einheitli-

chen Stils oder auch nur einer einheitlichen Darstellung der Eulenspiegel-Figur of-

fenbar für den Erfolg des Buches überhaupt nicht notwendig war, evtl. sogar vonGrieninger als ungeeignet oder unpassend empfunden worden wäre. Dies schließt

den Kreis zu der im Anfang dieser Arbeit festgehaltenen Inhomogenität im Moral-

und Motivspielraum der Eulenspiegelfigur.

Gleichzeitig ist mir bewußt, dass spätere Auflagen von anderen Druckern sich um ei-

ne konstante Darstellung des Protagonisten bemühen und diese bevorzugen.

6.2.2 Gruppierung

Gruppe A:Neben den neun Holzschnitten, die Perseke Hans Baldung Grien zuschrieb, nämlich

der Titelillustration sowie den Illustrationen zu den Historien 1, 5, 6, 8, 10, 11, 12

und 22, lassen sich noch weitere vier Gruppen relativ deutlich voneinander unter-scheiden260:

259 Vgl. Andreas Detmer, Ein unbekannter Hortulus animae der Dombibliothek Hildesheim mit

Holzschnitten von Urs Graf und Hans Baldung Grien, a. a. O., und auch Maria Consuelo Ol-denbourg, Hortulus, a. a. O., für die entsprechenden Holzschnitte Baldungs, deren Komplet-tierung sich über einen längeren Zeitraum hinzog, als Detmer es für Graf darlegt

260 In die Diskussion um die Entstehungszeit der neun Baldung-Holzschnitte möchte ich michnicht einschalten. Koch (1953), a. a. O., hatte sie auf „um 1509“ datiert, Ulrich Seelbach(1993), a. a. O., bemängelt die nicht sehr überzeugende Qualität der Illustrationen und meint,sie würden besser in die Straßburger Lehrjahre (1498-1501) passen als zu Baldungs Zeit alsMeister (ab 1509). Auch ich halte, aus stilistischen Gründen, die Datierung 1509 eigentlichfür zu spät. Perseke (1941), a. a. O., geht, noch in Unkenntnis der beiden Exemplare S1510/11 davon aus, dass die Holzschnitte um 1511/12 entstanden sind.

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Gruppe B:

Dies sind die zwölf querformatigen Illustrationen, die breiter als die anderen Holz-

schnitte sind, und daher ohne Randleiste auskommen. Es sind die Illustrationen zu

den Historien 2, 3, 4, 7, 9, 13, 23, 29, 32, 58, 64 und 68.

Gemeinsam ist ihnen neben dem oben bereits erwähnten deutlichen Bemühen, Land-

schaft einzufangen, auch der Verzicht auf die Zaddeln an Eulenspiegels Kostüm.Auch diese modische Neuerung könnte ein Hinweis darauf sein, dass die zwölf Holz-

schnitte in einem gewissen zeitlichen Abstand zu den anderen gearbeitet wurden.

Darüber hinaus sind diese Holzschnitte von größerer Qualität als alle anderen (immer

ausgenommen Gruppe A). Die Gesichter erhalten einen Ausdruck, können Zorn oder

Freude darstellen. Die Bewegungen sind dynamischer gezeigt, die Proportionen sind

besser, wenn auch nicht korrekt, wiedergegeben, was besonders auch bei der Dar-stellung der Pferde auffällt. Landschaftlicher und architektonischer Hintergrund sind

sorgfältig ausformuliert und nicht nur andeutungsweise dargestellt.

Dieser Gruppe ist eine deutliche Anlehnung an Baldungs Formensprache und somit

eine genaue Kenntnis seiner Werke eigen.

Ich komme auf diese besondere Gruppe unter Kapitel 6.3 zurück.

Gruppe C:Diese sehr große Gruppe umfaßt die Holzschnitte zu den Historien 14 – 20, 24, 27,

28, 30, 31, 34, 39, 40, 43, 44, 46- 48, 51 - 54, 56, 59 - 62, 66, 69 - 78 sowie 84. Da-

mit gehören ihr 41 Illustrationen an. Darunter fallen aber drei Dubletten261, so dass es

sich um insgesamt 38 verschiedene Illustrationen handelt.

Diese Gruppe gibt den Protagonisten in einem kürzeren Rock wieder, der deutlich ü-

ber dem Knie endet. Die ebenfalls vorhandenen Zaddeln erscheinen im Vergleich zur

vorherigen Gruppe, wo lange, Eichenlaub nachbildende Zaddeln gezeigt wurden,

weniger lang und weniger spitz zulaufend – fast quadratisch.

Sowohl die Hauptfigur als auch alle anderen dargestellten Personen sind gedrungen

und mit besonders stämmigen Beinen wiedergegeben. Die Frisur Eulenspiegels ist inder Regel ein kürzerer Haarschnitt mit nach außen gebogenen, abstehenden Fransen.

Nur selten – und ganz offenbar nur in bestimmten sozialen und handwerklichen Zu-

sammenhängen - werden diese Fransen geglättet und Till erscheint mit einer anlie-

genden, pagenkopfartigen Frisur. So zu sehen in den Abbildungen zu den Historien

17 (Till räumt das kirchlich geführte Spital), 24 (Till beim König von Polen), 27 (Till

beim Landgrafen von Hessen), 34 (Till beim Papst) und 47 (Till braut Bier).

261 Gleich sind die Illustrationen zu den Historien 16 und 52, 54 und 78 sowie 60 und 61.

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Ein weiteres Merkmal dieser Gruppe ist die eigentümliche Darstellung von Eulen-

spiegels Hals- und Schulterpartie, wobei der Hals in aller Regel deutlich zu dick, wie

von einem hohen Kragen, Rollkragen oder Schal umwickelt, wiedergegeben wird

und die Schultern sehr rund und wie wattiert mit vielen charakteristischen Beugefal-

ten in die ebenfalls unproportionierten Arme übergehen.

Die Figuren dieser Gruppe sind mit einem breiten Nasenrücken gezeichnet, der in derRegel nicht weiter definiert wird.

Sehr häufig – wenn auch nicht auf jedem einzelnen Holzschnitt - taucht innerhalb

dieser Gruppe eine auffällige Form der Schraffur auf, die für Böden, Wände und

Möbel, aber auch für angedeutetes Mauerwerk verwendet wird. Dabei handelt es sich

um eine Abfolge von kurzen und langen waagerechten Linien, die übereinander ver-

setzt angeordnet sind. Gut zu sehen ist dies z. B. auf dem Holzschnitt zur Historie 17,in dem Boden und Wände des Spitals gleichermaßen mit dieser Schraffur räumlich

definiert werden, und auch auf dem Holzschnitt zur Historie 24, in dem ebenfalls

mehrere Elemente des Raumes, nämlich die Wand im Hintergrund, das Podest des

Thrones und in Andeutung auch der Thron selbst mit dieser Schraffur versehen wer-

den. Weitere Beispiele ließen sich anführen.

Drei Holzschnitte aus dieser Gruppe fallen besonders auf: Es sind dies die Illustrati-

onen zu den Historien 18, 72 und 74.

Abb. 26: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Seitenverkehrte Wiedergabe derIllustration

der Historie 18.

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Abb. 27: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 8.

Zu 18:

Hier fällt die kompositorische Parallele zu Baldungs Illustration der Historie 8 auf.

Seitenverkehrt wurde für die Abbildung 18 auf den Hintergrund mit einer halbhohen,

zum Bildrand hin aufsteigenden Mauer zurückgegriffen, vor der Eulenspiegel steht.

Sowohl die Körperhaltung der Figur ist ähnlich, wenn auch bei Baldung deutlich dy-namischer gezeichnet, als auch die Handhaltung Tills. Besonders deutlich wird die

Tatsache, dass für die Abbildung 18 auf die Vorlage der Abbildung 8 zurückgegrif-

fen wurde auch dadurch, dass das Schuhwerk von Baldungs Vorbild übernommen

wurde, obwohl die Behandlung der Schuhe innerhalb dieser Gruppe C sonst eine an-

dere ist: Gewöhnlich wird ein flacher Schuh mit gezacktem oberem Abschluß ge-

zeigt, der in Höhe der Fesseln deutlich abgesetzt oder mit einem Riemen versehen ist(siehe z. B. Abb. zu Hist. 54). Auf diesen Riemen wird jedoch in Abbildung 18 ver-

zichtet, ganz zugunsten einer Darstellung der Schuhe, wie sie sonst nur, mit Aus-

nahme der Abbildung zu Historie 74, auf die ich gleich zurückkomme, auf den Holz-

schnitten Baldungs zu sehen ist.

Bis in die Skizzierung des architektonischen Hintergrundes mit seinen angedeuteten

Etagen und Rundbogenfenstern hinein weist Nr. 18 deutliche Parallelen zu Nr. 8 auf.So entspricht die Breite der bis zum oberen Bildrand hinaufragenden Mauer exakt

derjenigen von Baldungs Holzschnitt zu Historie 8.

In Ermangelung einer entsprechenden Figur, die sich aus dem Text hätte ergeben

müssen, entstand eine leere weiße Fläche in der Abbildung 18 oben rechts. In der

Abbildung 8 wurde diese durch den zur Geschichte gehörenden Bauern gefüllt, der

über den Mauerrand auf Tills Treiben blickt. In Nr. 18 sieht man an dieser Stelle nur

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die notdürftige Andeutung eines Baumes, der wiederum der Andeutung eines Bau-

mes auf dem entsprechenden Holzschnitt Baldungs nachempfunden ist.

Zur Verdeutlichung meiner These, dass der Reißer des Holzschnittes zu Historie 18

die Abbildung zu Historie 8 in bereits gedruckter Form zur Vorlage hatte, ist die Ab-

bildung 26 seitenverkehrt wiedergegeben und entspricht damit dem Entwurf des Rei-

ßers. Aus der Gegenüberstellung geht hervor, dass der Riß zu Historie 18 erst nachzumindest einem Probedruck des Holzschnittes Nr. 8 angefertigt worden ist – wenn

er nicht sogar erst für eine spätere Auflage verwendet wurde.

Abb. 28: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 74.

Zu 74:

Abbildung 74 ist kompositorisch ähnlich angeordnet wie die eben behandelten Ab-

bildungen 8 und 18, wenn auch perspektivisch anders ausgeführt. Der halbhohe

Mauer mit dem angedeuteten architektonischen Hintergrund schließt sich hier, da of-fenbar eine Innenansicht dargestellt werden sollte, eine Wand mit Fenster an. Es ist

also ein 90° Winkel gemeint, der allerdings perspektivisch mißglückt ist.

Neben der an die Nr. 8 angelehnte Komposition der Fläche fallen an diesem Holz-

schnitt die von hinten sichtbaren, muskulös durchgeformten Beine der Eulenspiegel-

figur auf, die sich von den ansonsten kaum definierten Beinen der dargestellten Per-

sonen innerhalb der Gruppe C deutlich unterscheiden. Besonders auffällig sind auchhier wieder die ansonsten nicht zur Ausstattung in dieser Gruppe gehörenden Schu-

he, die hier – mehr noch als in Abbildung 18 - in ihrer Gestaltung an Baldung denken

lassen, insbesondere an seine Illustration zu Historie 12.

Die anatomische Durchformung insbesondere des linken Fußes Eulenspiegels, der o-

ben offene, das Bein locker umspielende Abschluß des Schuhwerks sowie die Aus-

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arbeitung der Beine Eulenspiegels auf diesem Holzschnitt weisen meines Erachtens

zumindest auf die Vorlage von Baldungs Holzschnitten zu den Historien 8 und 12

hin, möglicherweise auch auf eine eigenhändige Korrektur dieser Elemente des Ent-

wurfes durch den Meister.

Abb. 29: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Seitenverkehrte Darstellung der Illustrati-

on der Historie 72.

Abb. 30: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 11.

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Zu 72:

Eine ähnliche, die Komposition des Hintergrundes betreffende Parallele findet sich

innerhalb der Gruppe C bei dem Holzschnitt zur Historie 72, die Bezug nimmt auf

die Darstellung Baldungs zur Historie 11.

In beiden Erzählungen geht es um Braten am Spieß und das legt nahe, auch die Ört-

lichkeit ähnlich zu gestalten. In seitenverkehrter Entsprechung übernimmt daher derHolzschnitt 72 den Hintergrund von Abbildung 11: Am linken Bildrand öffnet sich

ein Türrahmen zu einem Gang und Nebenräumen. Besonders im Bereich des Türbo-

gens und der sich daran anschließenden Seitenwand fällt auf, dass der Kopist durch

seine geringeren Fertigkeiten Mühe hat, der Eleganz des Vorbildes zu folgen.

Über zwei Drittel des Bildes zeigen einen Innenraum, dessen hintere Wand großen-

teils unbearbeitet gelassen wurde, die aber über zwei Fenster verfügt und deren Putzauf größeren Flächen abgebröckelt ist und Mauerwerk hervorblitzen läßt. Dieses

Detail in der Darstellung einer Wand oder Mauer wird ansonsten in der Gruppe C –

trotz vielfacher Gelegenheiten – nur ein einziges weiteres Mal verwendet. In der

Darstellung zu Historie 56 taucht es auf, ist dort aber weniger geschickt plaziert und

ausgeführt.

In Baldungs Abbildung 11 wird der Spieß mit den Hühnern perspektivisch geschicktvom unteren linken Bildrand quer in den Raum hineinragend dargestellt, was dem

Bild zusätzliche Tiefe verleiht. Die Anordnung des Spießes ist für die Abbildung 72

verändert worden, vermutlich weil es die Fähigkeiten des Reißers überstiegen hätte,

die sich daraus im Zusammenhang mit dem Text ergebende perspektivisch viel

schwierigere Rückenansicht zu zeichnen. Allerdings wird die Diagonale des Spießes,

der auf Baldungs Holzschnitt so geschickt plaziert ist, mit der Diagonale der Tür-schwelle zitiert. Das zentrale Geschehen ist dennoch vergleichsweise gekonnt darge-

stellt und, hierin ebenfalls dem Vorbild folgend, etwa in der Bildmitte angesiedelt.

Verwandt sind beide Abbildungen außerdem in der Darstellung der Glut unter den

Braten, indem auf sehr ähnliche Weise wie verstreut wirkende Holz- und Kohleteil-

chen illustriert werden.

Aus diesen Überlegungen läßt sich meines Erachtens ableiten, dass die Illustrationen

der Gruppe C zeitlich gesehen (kurz?) nach den Holzschnitten Baldungs entstanden

sein müssen (Beleg: Illustration 18 und 72, die auf die Abbildungen 8 und 11 Bezug

nehmen), bzw. mit Baldungs Unterstützung entworfen wurden (Beleg: Illustration

74, in der die Umrisse der Beine und Füße Eulenspiegels sich von dem sonst in die-

ser Gruppe Gezeigten deutlich abheben und evtl. auf einen korrigierenden EinflußBaldungs hinweisen, zumindest aber auf die Kenntnis des Holzschnittes zu Historie

12).

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Dass, umgekehrt betrachtet, Baldung sich in seiner Arbeit von den minderwertigen

Holzschnitten inspirieren ließ und diese in Raumaufteilung, Hintergrund und Kör-

perhaltung bis ins Detail hinein kopierte, halte ich für unwahrscheinlich.

Ich gehe somit davon aus, dass zumindest die Illustrationen der Gruppe C in Bal-

dungs Straßburger Werkstatt und unter seiner Aufsicht von seinen Schülern herge-stellt wurden.

Dass sich in den Gruppen D und E (auf die zwölf Querformate, also die Gruppe B,

komme ich gleich zurück), die insgesamt nur 22 verschiedene Holzschnitte umfas-

sen, zunächst keine derartigen Parallelen finden lassen, schließt nicht aus, dass sie

dennoch in denselben Werkstattzusammenhang gehören.

Gruppe D:Dies ist die Illustrationsgruppe, die Till Eulenspiegel mit langem, bis auf die Schul-

tern fallendem Haar darstellt. Gemeinsam ist dieser Gruppe auch das Kostüm, dessen

Zaddeln hier in der Regel in großer Zahl, dabei klein und dicht aufeinander folgend

dargestellt werden. Die Figuren werden schlank und bisweilen mit überlangen Ex-tremitäten dargestellt.

Die Schraffur beschränkt sich größtenteils auf das Waagerechte und ist mittelfein ge-

arbeitet.

Hier hinein gehören die Holzschnitte zu den Historien: 25, 37, 38, 41, 45 (u. 82), 49,

50 (u. 55), 57, 63, 65, 81, 83, 87 und 94.

Gemeinsam ist diesen Holzschnitte zudem der stets relativ klar strukturierte Hinter-grund, wie er z. B. in der schlichten, parallel schraffierten Wand mit den drei einfa-

chen Fenstern auf dem Holzschnitt zur Historie 45 (bzw. 82, da Dublette) zu sehen

ist. Der Darstellung von Landschaft wird nach Möglichkeit ausgewichen. Innerhalb

dieser Gruppe existieren nur drei Außenansichten. Es sind dies die Illustrationen zu

den Historien 25, 50 (bzw. 55, da Dublette) sowie 65. Stets wird hier eine dünenarti-

ge Ansicht geboten mit kleinen, nur angedeuteten Hügeln, die zur Mitte des Bildeshin absinken. Der Hintergrund bleibt regelmäßig unbearbeitet, also weiß.

Aufgrund der charakteristischen, um Regelmäßigkeit und Klarheit bemühten Hinter-

gründe, zähle ich die Illustration zur Historie 83, die Till Eulenspiegel in einer ganz

untypischen Kostümierung mit Kapuze zeigt, zu dieser Holzschnittgruppe. Die säu-

berlich angeordneten drei hängenden Töpfe und die regelmäßig schraffierte Wand

haben z. B. eine Entsprechung in den drei Fenstern der Illustration zur Historie 82.Zudem taucht auch hier die für diese Gruppe typische Zeichnung des Mundes mit

den stark herabgezogenen Mundwinkeln auf.

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Gruppe E:Die Illustrationen zu den Historien 21, 26, 33, 35, 36, 67, 89 und 93 sind nicht ein-

deutig zuzuordnen, bzw. gehören keiner der zuvor genannten Gruppen an und sind

auch untereinander so unterschiedlich, dass sie von verschiedenen Reißern stammen

müssen.

Allein die Illustrationen 33, 36 (+ 67 = Dublette) und 93 weisen sich durch die Un-beholfenheit in Proportion und Ausdruck, durch die Wiedergabe der Augen sowie

den nervösen Hinter- und Untergrund als zusammengehörig aus.

In welche der Gruppen die Schlußvignette einzuordnen ist, bleibt offen. Es ist mög-

lich, sich Wandersleb anzuschließen und sie Baldung zuzuschreiben.262

Im Ergebnis entspricht diese Gruppenbildung der von Wandersleb vorgenommenen

Einteilung263, wohingegen Frau Wucherpfennig zu teilweise anderen Ergebnissen

kommt: So rechnet sie das Epitaph der Gruppe C zu264 und hält nur das Titelblatt so-

wie Illustrationen zu den Historien 5 und 6 für Arbeiten Baldungs.265 Eine eigene

Gruppe würden die Abbildungen 8, 11 und 22 bilden, da sie in der Darstellung Eu-

lenspiegels im Vergleich mit den drei zuvor genannten differieren, wobei Wucher-pfennig zwar die Ähnlichkeit der Gesichtszüge und der Haartracht auffällt, sie das

Augenmerk aber auf den differierenden, hier ungezaddelten Rocksaum legt. Dies

reicht meines Erachtens als Grund, diese Holzschnitte Baldung abzusprechen, nicht

aus.266

Eine weitere Gruppe bildet sie aus den Abbildungen 1, 10 und 12, wofür sie nichtnäher nachvollziehbare stilistische Differenzen, verstärkte Abnützungserscheinun-

gen, ein möglicherweise ursprünglich größeres Format und in Folge dessen eine Be-

schneidung an der linken Seite geltend macht.267 Ihrer Ansicht nach verweise die Be-

schneidung auf eine Verwendung in einem früheren Druck, was die Illustrationen

somit als textfremdes Material kennzeichne.

262 Wandersleb, Grieningers Holzschneiderwerkstatt. 1988. S. 26 ff.263 Wandersleb, Grieningers Holzschneiderwerkstatt. 1988. S. 25 ff.264 Wucherpfennig, Die frühen Straßburger Illustrationen, a. a. O. Eulenspiegel-Jahrbuch 1988,

S. 12. In Wucherpfennigs Zählung entspricht dies der Gruppe 2.265 Wucherpfennig, Die frühen Straßburger Illustrationen, a. a. O. Eulenspiegel-Jahrbuch 1988,

S. 16 f.266 Wucherpfennig, Die frühen Straßburger Illustrationen, a. a. O. Eulenspiegel-Jahrbuch 1988,

S. 17.267 Wucherpfennig, Die frühen Straßburger Illustrationen, a. a. O. Eulenspiegel-Jahrbuch 1988,

S. 17 f. Unter 4.1 hatte ich mich bereits zu der von Sodmann hervorgebrachten Ansicht, dasseinige der Illustrationen Baldungs am linken Rand beschnitten worden seien, insbesondereund scheinbar mit Beweis die Abbildung 12, geäußert, und diese widerlegt.

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6.3 Die Zuschreibung der zwölf Holzschnitte ohne Randleisten

Wie oben bereits ausgeführt, bietet das Holzschnittwerk der frühen Straßburger Eu-

lenspiegel-Drucke kein homogenes Programm, sondern offenbart, wenn auch unterbestimmten gesamtkompositorischen Gesichtspunkten, eine Vielzahl von mitwirken-

den Künstlern, die ihre jeweiligen Beiträge evtl., dies ist zumindest für die zwölf

Großformate ohne Randleisten naheliegend, in einigem zeitlichen Abstand vonein-

ander fertigten, da nicht auszuschließen ist, dass das Eulenspiegel-Buch bezüglich

seiner Historien sukzessive aufgestockt wurde, bzw. einige bereits vorhandene aber

qualitativ schlechte oder zerbrochene Holzschnitte ersetzt wurden.

In jedem Fall waren also mehrere Künstler, die sich in ihren Fähigkeiten zum Teil

erheblich voneinander unterschieden, an diesem Gesamtwerk beteiligt. Die Beschäf-

tigung mehrerer Reißer für dieses Projekt muß nicht unbedingt, wie oben bereits er-

läutert, eine Notlösung Grieningers gewesen sein, sondern läßt sich konzeptionell er-

klären.Die bislang einzige konkrete namentliche Zuordnung gelang, wie bereits erwähnt,

Perseke268 für die neun Holzschnitte Baldungs.

Ich möchte an dieser Stelle einen weiteren Künstler namentlich nennen, dem ich die

zwölf durch ihre Qualität auffallenden und querformatigen Holzschnitte ohne Rand-

leisten zuschreibe.

Es handelt sich um einen weniger bekannten Künstler dieser Zeit, dem bereits gele-

gentlich aus stilistischen Gründen eine Begegnung mit Baldung / eine Lehrzeit bei

Baldung zugesprochen wurde, nämlich um HANS LEU den Jüngeren.

Bislang ist nicht belegbar, dass Baldung und Leu einander kannten, oder gar Leu inBaldungs Werkstatt ausgebildet wurde. Gleichwohl wurde dies aufgrund von Stil-

analysen bereits vermutet, wobei davon ausgegangen wurde, dass Leu erst in Frei-

burg, also etwa in der Zeit von 1512 bis 1516, in Baldungs Werkstatt lernte.269

Auch Rowlands berichtet noch, dass Leu wahrscheinlich in Baldungs Werkstatt an-

gestellt war mit dem Hinweis auf Freiburg270. Spätestens 1514 ist Leu jedenfalls

268 Perseke (1940 und 1941), a. a. O.269 „Eine enge künstlerische Bindung an Baldung, aus dessen Werk Leu zahlreiche Motive ü-

bernimmt und mit dessen Ausdrucksweise er sich vollkommen vertraut zeigt, läßt denSchluß zu, dass er eine Zeitlang auch als Gehilfe Baldungs in dessen Freiburger Werkstatttätig war.“ (Aus: Ausstellungskatalog Karlsruher Kunsthalle, a. a. O., S. 125).

270 Rowlands, Drawings by German Artists ... (1993), a. a. O., S. 198.

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nachweislich zurück in Zürich. Nähere Ausführungen zu seiner Biographie siehe

unten.

Als erste vermuteten Hugelshofer271 und Ganz272 eine Lehrer-Schüler-Beziehung

zwischen Hans Baldung Grien und Hans Leu d. J.. Allerdings schloß Hugelshofer es

nicht aus, dass die Stilverwandtschaft beider nicht von persönlichem Kontakt son-dern lediglich durch die Einflußnahme des gemeinsamen Lehrers Dürer herrührte,

bzw. Leu die Werke Baldungs evtl. nur aus der Betrachtung einzelner Blätter be-

kannt wurden, die beiden sich jedoch nie kennengelernt haben. „Die Beeinflussung

Leus durch Baldung wird vor allem in einzelnen Zeichnungen und Holzschnitten

spürbar, kaum aber in den Gemälden.“273

Diese These einer Lehrer-Schüler-Beziehung wurde später von Helmut Perseke274

und Sibylle Groß275 weiterentwickelt: Leu scheint als ein Geselle Baldungs bei den

Landschaftsdarstellungen am Freiburger Hochaltar (Schnewlin-Altar) mitgewirkt zu

haben.

Sibylle Groß benennt in Ihrer Untersuchung als ein typisches Stilmerkmal Leus, den

hinzugefügten Baumstamm, den dieser gerne bildrahmend oder –teilend einsetzte.276

Beispielhaft ist dies zu sehen auf der Landschaftszeichungvon 1513, dem Scheiben-

riß Leus mit der Taufe Christi im Jordan von 1514, der Federzeichnung Madonna mit

Kind, um 1516 anzusetzen, und der Federzeichnung einer Landschaft mit Wasser-

burg von etwa 1519. Siehe Abbildung 31–33.

271 Hugelshofer, Schweizer Anzeiger für Altertumskunde, 1924, S. 149.272 Ganz, Malerei der Frührenaissance in der Schweiz, 1924, S. 116 (Annahme einer persönli-

chen Lehrer-Schüler-Bindung wg. z. T. kopienhaften Charakters von einigen Werken Leus).273 Hugelshofer, Überlegungen zu Baldung, a. a. O., S. 264.274 Hans Baldungs Schaffen in Freiburg, a. a. O., 1941, S. 61 ff.275 Gross, Sibylle: Die Schrein- und Flügelgemälde des Schnewlin-Altares im Freiburger

Münster – Studien zur Baldung-Werkstatt und zu Hans Leu dem Jüngeren. In: Zeitschriftdes Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, Band 45, Heft 1-2, S. 88-130.

276 Gross, a. a. O., S. 116.

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Abb. 31: Hans Leu d. J. Landschaftszeichnung von 1513.

Abb. 32: Hans Leu d. J. Taufe Christi. Scheibenriß von 1514.

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Abb. 33: Hans Leu d. J. Madonna mit Kind. Federzeichnung um 1516.

Abb. 34: Hans Leu d. J. Landschaft mit Wasserburg. Federzeichnung um 1519.

Entsprechende flankierende oder bildteilende Baumstämme, die emporwachsen undvom oberen Bildrand beschnitten werden, finden sich auch auf sechs der 12 Holz-

schnitte Leus für den Eulenspiegel. Auf weiteren zwei Holzschnitten dieser Serie

wird zumindest – wenn auch nicht in Form von Baumstämmen - das Prinzip dieser

Bildaufteilung beibehalten, indem auf dem Holzschnitt zur Historie 58 der große

Turm das Bild in zwei Hälften teilt und auf dem Holzschnitt zur Historie 13 zwei

Säulen das räumliche Geschehen akzentuieren.

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Unter anderem über diese stilistischen Besonderheiten der Baumgestaltung und der

Nutzung des Baumes als bildrahmendes Element sind die 12 Querformate im Eu-

lenspiegel Hans Leu d. J. zuzuschreiben.

Daneben zeigen sich aber auch die charakteristisch geschwungenen Gebirgszüge im

Hintergrund als typische Ansichten von Leu. Sie sind auf immerhin sieben der zwölf

Holzschnitte zu sehen. Sie sind gut vergleichbar mit der Gebirgsansicht der Feder-zeichnung mit der Madonna mit Kind (Abb. 33). Als besonders aufschlußreich er-

weist sich dieser Vergleich, wenn man bedenkt, dass Leu die Holzschnitte zum Eu-

lenspiegel (vgl. z. B. die Illustration zu der Historie 3) als Riß seitenverkehrt ge-

zeichnet hat. Der Schwung der Berge und die Schraffur derselben entsprechen also

genau derjenigen auf der Federzeichnung. Diese Gebirgsdarstellungen weisen meines

Erachtens eindeutig in eine alpine Landschaft und sprechen für den Schweizer Leuals Urheber der Holzschnitte, über den bereits Hugelshofer berichter, dass er nach

der Natur malt: „Trotz der Zusammenstellung verschiedener Motive bleibt er natur-

wahr und gibt keine Phantasiegebilde, wie die Mehrzahl seiner Zeitgenossen.“277

Im allgemeinen besteht kein Zweifel daran, dass alle zwölf querformatigen Holz-

schnitte im Eulenspiegel von demselben Künstler stammen, so dass auch für die Il-lustrationen, die ohne die direkt auf Leu verweisenden Merkmale der Baum- und

Gebirgsgestaltung vorliegen, Hans Leu d. J. als Urheber angenommen werden kann.

Darüber hinaus verweist auch die Ausführung der Figuren, der im Vergleich zur

Wiedergabe der Landschaft deutliche Schwächen anzumerken ist (was in dieser

Kombination wieder auf Leu schließen läßt), auf einen einzigen Künstler für alle 12querformatigen Holzschnitte.

Lucie Stumm schreibt zur Frage des Stils von Hans Leu bezüglich der Ausführung

von Figuren278, dass u. a. die Haarbehandlung für Leu sehr charakteristisch sei . Es

ergebe sich der Eindruck einer über den Kopf gezogenen, gekräuselten Pelzmütze.

Haarwuchs sei nur in den Umrissen gezeichnet. Gerade diese perückenartige, nur in

Umrissen angedeutete Wiedergabe von Haar läßt sich an den Eulenspiegel-Holzschnitten Hans Leus sehr gut wiedererkennen.

Die von Lucie Stumm hervorgehobenen durchweg sehr stark betonte Nasenflügel bei

Leu sind in den hier behandelten zwölf Illustrationen nicht festzustellen, allerdings

ist diesem von Stumm herausgearbeiteten Stilmerkmal auch nicht zwingend zuzu-

stimmen, wie z. B. die Darstellung der Nasen auf dem Scheibenriss mit der Taufe

Christi (Abb. 32 ) oder der Federzeichnung der Madonna mit dem Kind (Abb. 33) zu

277 Hugelshofer, Handzeichnungen schweizerischer Meister, a. a. O., Text zu Tafel 9.278 Vgl. Lucie Stumm: Niklaus Manuel, Hans Leu und Hans Funk. Eine stilkritische Untersu-

chung. In: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde, . F., XI. Band, 1909, S. 247-262.

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erkennen ist. Hier sehe ich im Gegenteil sehr dezent akzentuierte Nasen und Nasen-

flügel, ganz so, wie sie auch in den zwölf Eulenspiegel-Illustrationen vorkommen.

Des weiteren finden sich Leus charakteristische kleine runde Augen sowie das ty-

pischste Merkmal Hans Leus, nämlich die stark hervortretende Ferse279, auch auf den

Holzschnitten des Eulenspiegel. Siehe dazu die Eulenspiegel-Illustration zu der 4.

Historie, hier besonders die linke Ferse des Kämpfers in der linken unteren Ecke, imVergleich zu dem Scheibenriss mit der Taufe Christi (Abb. 32), Ferse des rechts

knieenden Johannes.

Die Diskrepanz zwischen der Fähigkeit zur Wiedergabe von Landschaften und Figu-

ren ist ebenfalls ein Charakteristikum von Leus Oeuvre und als solches bereits u. a.

von Hugelshofer beschrieben worden.280

Zusammenfassend halte ich die Zuschreibung der hier thematisierten 12 Holzschnitte

aus dem Eulenspiegelbuch an Hans Leu d. J. für begründet. Angesichts der Entste-

hungszeit der Holzschnitte des Eulenspiegel, der erstmals spätesten 1510/11 in Druck

ging, wobei wenigstens acht der Holzschnitte, die hier Hans Leu d. J. zugeschrieben

werden bereits in dieser ältesten erhaltenen Ausgabe enthalten sind, kann somit be-legt werden, dass Leu bereits in Baldungs erster Straßburger Zeit als Geselle in des-

sen Werkstatt tätig war. Leus Lehrzeit bei Baldung erstreckte sich folglich über meh-

rere Jahre. Er folgte diesem später nach Freiburg.

Meine auf stilistischer Analyse beruhende Zuschreibung deckt sich darüber hinaus

mit den Äußerungen Curtis H. Shells zum Stil Hans Leus, den dieser für die Jahre1513 bis 1517 untersuchte281.

„Baldungs Einwirkung ist so ausgeprägt, dass schon Prof. Paul Ganz die Vermutung aufge-stellt hat, dass Leu in der Werkstatt Baldungs beschäftigt gewesen sei. (Paul Ganz, ‚Malereider Frührenaissance in der Schweiz’, Zürich, 1924, S. 116). In der Tat sind im Werke LeusBaldungsche Motive und Stilbildungen wiederzufinden. Die Elemente von Leus Stil in denJahren 1513 bis 1517 können zusammengefasst werden, wie sie sich etwa in der Kreuztra-gung des Landesmuseums Zürich oder der Zeichnung einer heiligen Familie des BoymansMuseums in Rotterdam282, aber auch in den übrigen Werken dieser Zeit offenbaren: Die Fi-guren sind meist Bildparallel angeordnet, und das Geschehnis spielt sich in einer engenRaumschicht ab. Selten, falls je, gibt es Diagonalanordnungen oder spielen Verkürzungen ei-

279 Vgl. Lucie Stumm: Niklaus Manuel, Hans Leu und Hans Funk. Eine stilkritische Untersu-

chung. In: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde, . F., XI. Band, 1909, S. 247-262.280 Z. B. in Hugelshofer, Das Werk des Zürcher Malers Hans Leu, Teil I, a. a. O., S. 169 ff281 Shell, Curtis H. Hans Leu d. J. und die Zeichnung einer Pietà im Fogg-Museum Cambridge,

USA. In: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte. Band 15. 1954.Heft 2. S. 83 f.

282Siehe Abb. 35

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ne Rolle. Die Figuren sind wenig raumschaffend (selbst das Zum-Schlage-Ausholen desSchergen in der Kreuztragung bleibt in einer Raumschicht).283 Meist offenbart sich ein Zwei-spalt zwischen Figuren und Umgebung; der Mittelgrund der Darstellung wird entweder ver-borgen oder ist unklar. Die Bildfläche wird dezentralisiert, von aufgereihten Gegenständenbildparallel abgesteckt. Flache, dekorative Faltengebungen der Gewandfiguren weisen aufkeine unterliegende Körperstruktur. Wenn nackte Figuren im Sinne des Themas gegebenwerden (z. B. Christuskind der Boymans-Zeichnung), zeigen sie auffällige anatomische Feh-ler. Die Gesichtszüge sind meist undifferenziert und sind dem Inhalt der Darstellung wenigangepasst. Das entzückend Frische, Lebendige der Landschaftszeichnungen beruht auf einerspontanen, flüchtig-malerischen Art, eher als auf zeichnerischem Können. Leus Zeichenstil indieser Zeit ist unsicher, zaghaft, wenig körperlich formgebend. Der zerfahrene, oft absetzen-de, oft zurückgreifende Kontur ist untektonisch, unkonstruktiv. Oft wird der Federstrichkraus.“284

Leu ist in seinem Stil deutlich von Baldung geprägt worden , wie ich oben bereits

ausgeführt habe.285 Ein weiterer Beleg dafür ist die Abbildung eines Holzschnittes

von Baldung aus dem 1505 bei Ulrich Pinder in Nürnberg erschienenen „Beschlos-

sen Gart“. (Abb. 35) Hier ist besonders Leus Abhängigkeitsverhältnis bezüglich des

Entwurfs zu bemerken, welches für die Ausführung seiner Illustration zu der Eulens-

piegel-Historie Nr. 7 frappant ist (Abb. 36). Leu verwendet die Vorlage Baldungsbis ins Detail hinein für seinen Holzschnitt. Nicht nur Tisch und Bänke sind gleich

geformt, sondern auch die sich über der Mitte des Tisches treffenden Hände sind

entlehnt sowie das Messer in der Hand der als erste auf der rechten Bank sitzenden

Person und viele weitere Details, wie z. B. die angewinkelte Haltung des rechten

Armes Jesu, der damit Judas Kopf umfängt, und die bei Leu in der – nun allerdings

sinnlosen – Abwinklung des Armes der ganz oben (an Stelle Jesu) sitzenden Personmündet. Diese Illustration muß Leu zu Studienzwecken unbedingt vorgelegen haben.

Dies weist wiederum auf den Entstehungsort der 12 querformatigen Holzschnitte hin,

nämlich Baldungs Werkstatt in Straßburg.

283 Vgl. dazu die Illustration zu der Historie 4.284 Shell, Curtis H. Hans Leu d. J. und die Zeichnung einer Pietà im Fogg-Museum Cambridge,

USA. In: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte. Band 15. 1954.Heft 2. S. 83 f. Zum Thema der Gemeinsamkeiten zwischen Leu und Baldung siehe auchden Artikel „Überlegungen zu Hans Baldung“ von Walter Hugelshofer.

285 Bereits Hugelshofer betont dies, indem er anmerkt, dass Baldung für die künstlerische ArtLeus entscheidend geworden ist und Leu ihn mitunter kopiert. (Das Werk...Teil III, a. a. O.,S. 123f.)

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Abb. 35: Hans Baldung Grien, Beschlossen Gart, 1505, Holzschnitt.

Abb. 36: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration zu der Historie 7.

Deutlich wird die Prägung Leus durch Baldung in Stil- und Kompositionsfragen auch

bei einem Vergleich der Illustration zu der 4. Historie des Eulenspiegel mit der soge-

nannten „Kinderaue“ Baldungs. Siehe Abb. 37.

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Abb. 37: Hans Baldung Grien, Kinderaue, Holzsschnitt.

Der pyramidale Aufbau der Kinderaue, deren Spitze der Knabe mit dergeschultertenMonogrammtafel darstellt und dessen Basis die im Vordergrund raufenden Kinder

bilden, findet in der Illustration zu der 4. Historie des Eulenspiegel ihre Entspre-

chung in dem oben auf dem Seil balancierenden Till und den unter ihm kämpfenden

Männern. Sowohl bezüglich der Konstruktion als auch bezüglich des Motives der im

Vordergrund auf ganz ähnliche Weise rangelnden Figuren sind die beiden Holz-

schnitte deutlich aufeinander bezogen.Die Entstehungszeit von Baldungs Kinderaue wird bislang um 1512-13, also in Bal-

dungs Freiburger Zeit, vermutet (das Werk ist nicht datiert).286 Die Anlehnung des

Meisters Baldung an einen Entwurf seines - insbesondere im Bereich der figürlichen

Darstellungen – wenig überzeugenden Schülers Leu ist allerdings unwahrscheinlich,

so dass ich denke, der Entwurf zur Kinderaue Baldungs ist vor demjenigen Leus er-

folgt. Da Leus Holzschnitt zur 4. Historie bereits in der Straßburger Ausgabe S1510/11 enthalten ist (Exemplar Hucker) gehe ich davon aus, dass die Kinderaue e-

her in die Jahre 1510-11 zu datieren ist, was auch in stilistischer Hinsicht zu vetreten

wäre.

Stilistische und inhaltliche Gründe, sowie das Format der Kinderaue lassen mich an

eine Serie biblischer Holzschnitte denken, die Baldung um 1511 fertigte (siehe z. B.Ausstellungskatalog Karlsruhe, a. a. O., S. 255 und 262)287

286 Vgl. Ausstellungskatalog Hans Baldung Grien, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, a. a. O., S.

276.287 Exkurs: Die sog. Kinderaue von Hans Baldung Grien (siehe Abb. 35) konnte inhaltlich bis-

lang nicht befriedigend gedeutet werden. Matthias Mende schreibt in seiner Monographie

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Entsprechend setze ich die Entstehungszeit der Kinderaue früher, nämlich um

1510/1511 an, was sowohl zu der oben erwähnten Serie von Einblattholzschnitten

mit biblischer Thematik paßt, in die ich die Kinderaue einordne, als auch zur Her-

stellungszeit der Illustration Nr. 4 des Eulenspiegel. Wie oben bereits erwähnt gehe

(Hans Baldung Grien. Das graphische Werk, Unterschneidheim 1978, S. 46), die Katze linksim Vordergrund könne evtl. einen Hinweis darauf geben, dass „eine heidnisch-bukolischeSzene mit aus christlicher Sicht negativem Bedeutungsinhalt gemeint“ sein könnte. DieseKatze taucht nämlich auf einem Hexenblatt von 1510 (Mende Nr. 16) wieder auf. Auch Sig-rid Schade bemerkt eine Nähe der Kinderaue zu Baldungs Hexendarstellungen besondersdurch die inhaltliche und formale Ähnlichkeit der Waldszenen. (Sigrid Schade, a. a. O., S.80). Eine deutlichere Verwandtschaft verbinde den Holzschnitt aber mit Baldungs Pferde-szenen von 1534, deren Abfolge von Sigrid Schade neu herausgearbeitet worden ist. Sieverweist in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit der symbolischen Bedeutung des un-gesattelten Wildpferdes als „libido“. Trieb und Begierde seien also sowohl inhaltlich alsauch symbolisch in den Pferdeszenen thematisiert, und hinsichtlich des Libidobegriffs könneman diese drei Holzschnitte mit dem der Kinderaue vergleichen. Die Kinder wären in einemZustand der Unerzogenheit und gingen nur ihren unmittelbaren Bedürfnissen nach, was ge-nau so auch in der Pferdedarstellung zum Ausdruck komme. (Sigrid Schade, a. a. O., S. 85f.„Kinder, die in Baldungs Werk immer wieder als Putten oder Amoren die verschiedenstenSzenen begleiten, repräsentieren also einen unzivilisierten Zustand des menschlichen Da-seins.“).

Die Existenz eines Gemäldes von Baldung, das aus der gleichen Zeit stammt (um 1511-1514), und die heilige Familie im Freien darstellt (Flucht nach Ägypten), erhärtet jedochmeines Erachtens die Möglichkeit, es könnte sich auch bei der Kinderaue um eine christlich-religiöse Szene handeln. Maria lehnt sich hier (seitenverkehrt) in ganz ähnlicher Weise mitdem Rücken an einem Baumstamm und trägt das Kind vor der Brust, wie die jüngere derbeiden Frauen auf dem Holzschnitt. Auch sind auf der zu etwa der gleichen Zeit entstande-nen Mitteltafel des Freiburger Hochaltarretabels von Hans Baldung Grien, die die Marien-krönung beschreibt, sind eine Unmenge nackter Putti dargestellt, die sich bis auf den ge-schnitzten Rahmen des Gemäldes hin ausbreiten. (Die Gestaltung des hölzernen Rahmenswurde sicherlich mit Baldung abgestimmt, vielleicht wurde er von ihm vorgezeichnet. AlsSchnitzer wird Hans Wydyz der Ältere und seine Werkstatt angesehen). Sie sind in ihrenHaltungen und Bewegungen zum Teil mit den Kindern auf der Kinderaue vergleichbar, etwafindet sich am oberen Rand der Marienkrönung, schon auf dem Schnitzwerk, leicht rechtsvon der Mitte, ein kleiner Putto, der die gleiche kletternde Haltung einnimmt, wie das denBaum erklimmende Kleinkind auf der Kinderaue. Meines Erachtens gibt es keine Notwen-digkeit, die dargestellte Szene der Kinderaue in einen Zusammenhang mit Baldungs Hexen-blättern zu stellen. Ich denke vielmehr, dass es sich hier um eine biblische Szene aus demalten Testament handelt, nämlich um die Darstellung einer Szene aus dem Leben von Leaund Rahel, den beiden Frauen Jakobs. Die Tatsache, dass zwei Frauen abgebildet sind, ist si-cher nicht nur kompositorisch begründet. Es fällt auf, dass die linke der beiden Frauen deut-lich älter gezeichnet ist, und offenbar auch blind ist (ein Verrutschen des Reißers wäre dieandere Möglichkeit). Zusätzlich trägt diese – das einzige Kleidungsstück des gesamten Wer-kes – einen Schleier, der nicht nur auf ihren verehelichten Status hinweisen könnte, sonderauch auf die Situation ihrer Hochzeit, bei der sie – durch einen Schleier verborgen – Jakob inbetrügerischer Absicht zur Frau gegeben wurde. Es müsste sich also um Lea handeln, dieältere der beiden Töchter Labans. Jakob bekommt etwas später Rahel, die jüngere und schö-nere Tochter Labans auch zur Frau. Beide Frauen gebären Kinder. Vgl. Gen 29,16 – 30,24und 35,16 – 20.

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ich davon aus, dass Leu von diesem Holzschnitt Kenntnis hatte und ihn für seinen ei-

genen Entwurf als Vorlage verwandte.

Baldung (Baldungs Werkstatt) muß um 1510/1511 den Auftrag erhalten haben, eini-

ge zusätzliche Eulenspiegel-Holzschnitte anzufertigen bzw. schlechtere oder zerbro-

chene Holzstöcke auszutauschen, diesmal in einem neuen Format. Baldung übertrugdiesen Auftrag zur Ausführung an Hans Leu, der somit zu diesem Zeitpunkt bereits

Dürers Werkstatt in Nürnberg verlassen haben muß und sich nunmehr in Straßburg

befand.

Dass Leu gegen Ende des ersten Jahrzehnts des 16. Jahrhundert auf seiner Gesellen-

reise wahrscheinlich auch für einige Zeit bei Dürer in Nürnberg gelernt hat, er-

schließt ein monogrammiertes und auf 1510 datiertes Blatt, welches im Stil von Dü-rer abhängig ist und Maria am Webstuhl zeigt. Siehe Abb. 36.288

Abb. 38: Hans Leu d. J., Maria am Webstuhl, Zeichnung von 1510

Es handelt sich um die früheste erhaltene Arbeit des Künstlers, die, besonders was

die beiden Engelsfiguren betrifft, stark an eine Entstehung im Umkreis von Dürer

denken läßt. Die räumliche Aufteilung wirkt unentschieden und unsicher. Insgesamt

sind deutliche Schwächen auszumachen, wie die unglückliche Zeichnung der Hände

und der schematisch dagestellte Augen- und Nasenbereich.289 Insbesondere die

Schwäche in der Zeichnung der Hände, aber auch die stets etwas ausdruckslose Dar-

288 Vgl. Ausstellungskatalog „Meister um Albrecht Dürer“, a. a. O., S. 26 f sowie Hugelshofer,

Das Werk des Zürcher Malers Hans Leu, Teil I, a. a. O., S. 164 f.289 Vgl. dazu auch Ausstellungskatalog „Meister um Albrecht Dürer“, a. a. O., S. 26 f sowie

Hugelshofer, Das Werk des Zürcher Malers Hans Leu, Teil I, a. a. O., S. 164 f.

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stellung der Augen lassen sich in allen 12 Holzschnitten Hans Leus für den Eulens-

piegel erkennen. Allerdings scheint der Künstler deutlich hinzugelernt zu haben, was

seine Fähigkeiten in der Raumaufteilung und der Wiedergabe einer nachvollziehba-

ren Perspektive betrifft. Als Beleg dafür bietet sich der Vergleich des Blattes von

1510 (Abb. 36) mit der Eulenspiegel-Illustration zu der Historie 64 an. Das Motiv

des Webstuhles wird hier mit dem eines Galgens vertauscht, der bereits wesentlichgeschickter zum Raum hin geöffnet wurde. Auch der Hintergrund, der auf dem Blatt

von 1510 perspektivisch noch sehr verwirrend gegeben ist, wurde auf der Eulenspie-

gel-Illustration Nr. 64 klar durch die für Leu typische Gebirgskette abgegrenzt –

wenn auch unter dem ebenfalls für Leu typischen Verlust einer räumlichen Tiefen-

wirkung.290

Die Zeichnung der Maria am Webstuhl ist, wie oben bereits erwähnt, Leus früheste

erhaltene Arbeit. Für eine stilistische Analyse der Wanderjahre Leus stehen nun auch

die 12 in den Jahren 1510/11 hergestellten Arbeiten für den Eulenspiegel zur Verfü-

gung. Bislang waren erst wieder Arbeiten aus dem Jahre 1512 bekannt. (Siehe z. B.

Abb. 37).

Abb. 39: Hans Leu d. J., Muttergottes in der Landschaft, 1512.

290 Eine Schwäche Leus sei seine völlige Raumunsicherheit, man erfahre nichts Bestimmtes

über das vorne und hinten, jeder statische Ansatzpunkt sei verunklärt. Vgl. Hugelshofer, DasWerk...Teil I, S. 167. Siehe dazu auch die Landschaftszeichnung von 1513, Abb. 31.

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6.4 Fazit

1. Die Inhomogenität der Holzschnitte der frühen Eulenspiegeldrucke (S 1510/11, S

1515 und S 1519) weist auf mehrere sehr unterschiedlich begabte Reißer hin.

Insgesamt sind fünf Gruppen zu unterscheiden.

2. Die Vermutung Brinkmanns, die Differenzen in der Darstellung der Eulenspie-

gel-Figur wären durch die Annahme verschiedener Vorgängerdrucke zu erklären,aus deren Bildbestand sich Grieninger bediente, greift nicht, da nicht verständlich

ist, weshalb der Protagonist in allen Vorgängerdrucken einheitlich - wenn auch

stilistisch verschieden ausgeführt - in einer längst veralteten Zaddeltracht gezeigt

wird.

3. Es ist zu bedenken, dass Grieninger möglicherweise ganz planvoll mehrere Rei-

ßer für die Illustrierung des Eulenspiegelbuches verpflichtete, um durch die ver-schiedenen Stile (und Fähigkeiten) der Künstler die Vielgesichtigkeit des Prota-

gonisten und die motivische Uneindeutigkeit der Figur auch innerhalb des Bild-

programms zum Ausdruck zu bringen. Nur ihre gemeinsame Arbeit am Illustrati-

onszyklus und an der darin permanent dargestellten Eulenspiegelfigur konnte für

eine gewisse Variationsbreite des äußeren Erscheinungsbildes Eulenspiegels sor-

gen.4. Einige Holzschnitte der Gruppe C weisen deutliche Parallelen zu Eulenspiegel-

Holzschnitten aus Baldungs Gruppe auf. So liegt die Vermutung nahe, dass die

(oder zumindest einige) Abbildungen der Gruppe C in ihrer zeitlichen Abfolge

nach den Holzschnitten Baldungs entstanden sind, bzw., siehe die Illustration zu

der Historie 74 (Abb. 28) mit dessen Unterstützung. Das läßt auf einen engen Zu-

sammenhang des Schöpfers der Abbildungen der Gruppe C mit der WerkstattBaldungs schließen. Der zeitliche Abstand kann dabei durchaus sehr gering ge-

wesen sein, so dass beide Gruppen annähernd zur selben Zeit fertiggestellt waren.

Möglicherweise liegen aber auch eine oder mehrere Auflagen (wahrscheinlich

mit geringerem Historienbestand) zwischen diesen beiden Gruppen.

5. Wegen der der Satzspiegelbreite des Buches angepaßten Änderung des Formates,

der neuen Naturauffassung und der moderneren Kleidung ohne Zaddeln halte ichdie Holzschnitte der Gruppe B (die Querformate ohne Randleisten) für etwas

jünger als alle anderen Holzschnitte. Allerdings sind sie bereits in der ersten auf

uns gekommenen Auflage von 1510/11 zumindest teilweise enthalten.

Interessant ist dabei, dass für die Historie 58 im Fragment Hucker noch ein ande-

rer Holzschnitte im schmalen Format gezeigt wird. Auch dieses Indiz spricht da-

für, dass es sich bei den zwölf Holzschnitten der Gruppe B um jüngere Werkehandelt, die, nachdem bereits eine oder einige Auflagen vor 1510/11 gedruckt

wurden, dem Bestand hinzugefügt wurden bzw. diesen ersetzt haben.

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6. Die Arbeiten der Gruppe B sind aus oben genannten Gründen wohl um 1510/11

entstanden.

7. Die Holzschnitte der Gruppe B sind im Vergleich zu allen anderen (ausgenom-

men Baldungs Arbeiten) von deutlich höherer Qualität, sowohl was die Wieder-

gabe der Landschaft betrifft als auch bezüglich der Figuren und deren Ausdruck.

8. Wegen ihrer stilistischen Nähe zu den Arbeiten Baldungs ist anzunehmen, dasssie nur in Kenntnis des Oeuvres Baldungs entstanden sein können. Leu ist in sei-

nem Stil bereits deutlich von Baldung beeinflußt. Da sich sowohl Grieningers Of-

fizin als auch Baldungs Werkstatt im fraglichen Zeitraum in Straßburg befanden,

liegt es nahe, ihre Entstehung in Baldungs Werkstatt zu anzusiedeln.

9. Somit ist der Ursprung des größten Teiles der Holzschnitt-Illustrationen des Eu-

lenspiegel in die direkte Nähe der Straßburger Werkstatt Hans Baldung Griensgerückt. Ich nehme an, dass dieser den Auftrag zur kompletten Bebilderung des

Eulenspiegel-Buches (um 1509) von Grieninger erhalten hat und auch für die neu

angefertigten zwölf Holzschnitte ohne Randleisten als Werkstattleiter verant-

wortlich war. Es ist möglicherweise von mindestens einem Vorgängerdruck um

1509/10 mit eingeschränktem Bildmaterial auszugehen. Evtl. ist dies der von

Honegger S. 32 beobachtete übliche kurze Abstand zwischen erstem und zwei-tem Druck, der der Beobachtung des Marktes und der Sondierung der Absatz-

chancen für das Buch diente. Honegger vermutete in diesem Zusammenhang ei-

nen Druck um 1512, wodurch sein Fund von 1510/11 den Rang einer Erstausga-

be hätte.

10. Die Holzschnitte der Gruppe B wurden auf stilkritischem Wege als Arbeiten des

Schweizer Künstlers Hans Leu d. J. erkannt.11. Die bislang lediglich vermutete Lehrzeit des jungen Leu bei Baldung ist damit

belegt.

12. Leu war offenbar spätestens 1510/11 Mitarbeiter in Baldungs Straßburger Werk-

statt und nicht erst in Freiburg, wie bislang angenommen.

13. Die Zuschreibung der zwölf Holzschnitte an Leu ermöglicht, dessen Wanderjahre

räumlich und zeitlich zu präzisieren.Da es aus der betreffenden Zeit keineschriftlichen Nachrichten von Leu gibt, war bislang nur vermutet worden, dass er

sich von ca. 1507 bis 1514 fern von seiner Heimatstadt Zürich, wahrscheinlich

auf der Wanderschaft befand.

14. Dem Oeuvre Hans Leus konnten wichtige Arbeiten aus den Jahren 1510/11 zu-

geordnet werden, aus denen mit Ausnahme einer einzige Federzeichnung bislang

nichts bekannt war.

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7. Biographisches291

7.1 Hans Baldung Grien

Die Wiedergabe der biographischen Daten Hans Baldungs soll hier nur knapp erfol-

gen und im wesentlichen nach den Angaben Matthias Mendes292.

Hans Baldung Grien wurde 1484 oder 1485 in Schwäbisch-Gmünd geboren undlebte wahrscheinlich seit seiner frühesten Kindheit in Straßburg. Er entstammte einer

Gelehrtenfamilie. Um 1498 begann er bei einem unbekannten Lehrmeisters eine

Malerlehre in Straßburg, die er um 1502 abschloß. Anschließend begab er sich auf

die übliche Gesellenwanderung. Etwa 1503 muß er bei Dürer in Nürnberg ange-

kommen sein, der ihn neben Hans von Kulmbach und Hans Schäufelein als dritten

Mitarbeiter einstellte. Möglicherweise stammt aus dieser Zeit sein Beiname Grien.1505-1507 vertrat Baldung Dürer als Werkstattleiter in Nürnberg, da Dürer nach Ve-

nedig reiste. Für das Jahr 1507 wird ein Aufenthalt in Sachsen angenommen zur Fer-

tigung des Sebastiansaltars, während er 1508 wohl wieder in Nürnberg war. Ab 1509

war Baldung zurück in Straßburg. Er erwarb das Bürgerrecht und heiratete. Die

Wanderjahre waren damit abgeschlossen. Etwa Mitte 1512 siedelte er nach Freiburg

über um dort den Hochaltar des Münsters zu fertigen. Im Frühjahr 1517 kehrte er vondort zurück und ließ sich endgültig in Straßburg nieder, wo er bis zu seinem Tod im

Jahre 1545 lebte. Baldung gehörte zu den reichen Männern der Stadt, er verfügte ü-

ber Kapital- und Grundbesitz und hatte einen Sitz im Rat.

7.2 Hans Leu d. J.

Auch für Hans Leu d. J. soll hier nur eine kurze Wiedergabe der ohnehin knappen

biographischen Eckdaten erfolgen, die im wesentlichen den Angaben Hugelshofers

entnommen sind.293

Hans Leu wurde um 1480 als Sohn des Malers Hans Leu d. Ä. in Zürich geboren, bei

dem er wohl auch seine erste künstlerische Ausbildung erhielt. 1507 starb der Vater

und Hans Leu d. J. führte zusammen mit seiner Mutter die Werkstatt weiter. Zwi-

schen 1508 und 1514 ist Leu in Zürich nicht nachweisbar. Vermutlich ist er in dieser

291 Siehe auch die Synopsis der Lebensdaten im Anhang.292 Mende, Hans Baldung Grien, Das graphische Werk, a. a. O., S. 39ff und ders. im AKL.293 Hugelshofer, Thieme-Becker, 1929 und ders. in der Neuen deutschen Biographie, 1985,

siehe aber auch Ganz, Die Familie des Malers Hans Leu, a. a. O. und ders. Malerei der Früh-renaissance, a. a. O. sowie Egli, Aktensammlung zur Reformationsgeschichte, a. a. O..

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Zeit auf der Wanderschaft, während der er wahrscheinlich bei Dürer in Nürnberg und

auch bei Baldung lernte. Entgegen der noch 1985 von Hugelshofer geäußerten An-

sicht, Leu sei erst in Freiburg Baldungs Schüler geworden,294 der im allgemeinen

auch gefolgt wird, habe ich oben dargelegt, dass bereits in Straßburg um 1510/11 von

einer Mitarbeit Leus in Baldungs Werkstatt ausgegangen werden muß.295 1515 ist er

als verheirateter Mann wieder in Zürich belegt. Im selben Jahr nimmt er an einemKriegszug nach Mailand teil. In materieller Hinsicht ging es Leu nicht so gut wie

Baldung. Er mußte Söldnerdienste verrichten und wurde deshalb auch 1519 verurteilt

und inhaftiert. 1531 starb er bei einem Gefecht.

294 Hugelshofer, Neue deutsche Biographie, a. a. O., S. 362. Ein stilkritisches Indiz für eine

schon vor der Freiburger Zeit erfolgte Mitarbeit Leus bei Baldung hatte sich bislang nichtfinden lassen.

295 Dies ließ sich anhand der für den Eulenspiegel gefertigten 12 großformatigen Holzschnittebelegen, die zumindest teilweise bereits in der Auflage 1510/11 enthalten sind und die alle sostark von der Baldungschen Formensprache beeinflußt sind, dass ihre Entstehung nur inengstem Zusammenhang zur Werkstatt Baldungs zu erklären ist

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8. Die Text-Bild-Struktur in S 1515 anhand ausgewählter Beispiele

8.1 Fragenkatalog

Wie oben, anläßlich der Vielzahl der möglichen Fragen, mit denen man an die Holz-

schnitte herantreten kann, ist es auch hier, beim Thema Text und Bild, nur möglich,

einen kleinen Teil der sich stellenden Fragen anzureißen. Doch auch hier soll der er-

arbeitete Fragenkatalog dargelegt werden:

1. Wie paßt der Text zum Bild?

2. Gibt das Bild detailgetreu den Text wieder oder würde es auch auf eine ähnliche

Geschichte passen?

3. Ist das Bild nötig, um den Text zu verstehen oder umgekehrt?

4. Kannte der Reißer den Text? Und wie genau?

5. Hat die Darstellung zusammenfassenden Charakter, so daß das Bild beim Vortragals Erinnerungshilfe dienen könnte? Sind die Illustrationen also in der Hauptsa-

che eine Memorationshilfe für den mündlichen Vortrag?

6. Wie gelungen ist die Zusammenfassung?

7. Welche Details des Holzschnittes sind gar nicht dem Text entnommen sondern

freie Erfindung des Reißers? (Möglicherweise Hinweise auf einen über die Histo-

rie hinaus weisenden Gehalt der Illustration).8. Welche Details des Textes hat der Reißer einfach ignoriert oder gar nicht gekannt

und sie entsprechend anders im Bild dargestellt?

9. Warum steht an welcher Stelle eine Illustration? Welche Gründe gibt es hierfür?

10. Sind die Bilder allein ausreichend für das Verständnis der Geschichten? Oder er-

gänzen sich Text und Bild und stehen im Zusammenhang miteinander?

11. Kommentieren sich Text und Bild gegenseitig? Könnte man sie voneinandertrennen?

12. Besteht der Sinn der Illustrationen darin, das geschriebene Wort bildhaft zusam-

menzufassen, oder haben die Illustrationen allegorischen Gehalt, den es zu ent-

rätseln gilt? (Wie im Narrenspiegel). Führen sie ein geistiges Sonderleben neben

dem Text? Pointieren oder steigern die Illustrationen den Text?

13. Können die Illustrationen eigenständiges Vergnügen bereiten, indem man sich–wie bei einem Bilderrätsel- mit dem Auffinden und Entschlüsseln der Allego-

rien beschäftigt? (Somit könnte das Bild Eigenständigkeit behaupten)

14. Wird in den Holzschnitten der Hauptinhalt des Textes umfassend illustriert, oder

werden nur einzelne Abschnitte ins Bildliche übersetzt?

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15. Stehen die Illustrationen zu den eigentlichen Inhalten der Geschichten überhaupt

in Bezug? Oder streifen sie die Aussagen des Textes nur am Rande? Sind es wo-

möglich nur motivverwandte Holzschnitte?

16. Kann man bei der Betrachtung von Bild und Text in irgendeiner Weise von einer

Wechselwirkung beider bei der Entstehung des Buches ausgehen? Was war zu-

erst? Gingen Autor und Künstler aufeinander ein?17. Was ist nicht auf dem Holzschnitt zu sehen und wieso? (Z. B. für Analphabeten,

um klarer zu bleiben?)

18. Wie sind die Holzschnitte im Eulenspiegel konzipiert? Fassen sie mehrere Mo-

mente der Erzählung in einem Bild zusammen, oder beschränken sie sich auf eine

einzelne Situation? Wird dieses Verfahren das ganze Buch über durchgehalten,

oder wechseln sich (evtl. mit den verschiedenen Reißern) die beiden Möglich-keiten miteinander ab?

19. Sind die Bilder im Eulenspiegel dekorativ, oder beschränken sie sich auf das ab-

solut notwendige? Gibt es beispielsweise Landschaft zu sehen, owohl diese nicht

dringend zur Illustrierung des Geschehens dargestellt werden müßte?

20. Inwieweit geht es um künstlerisch wirksame Details, um das künstlerische Mo-

ment überhaupt in den Illustrationen, und wie sehr kommt es bloß auf das einfa-che Darstellen des erzählten Vorgangs an?

21. Ist die Illustration nur lehrhaft erklärend herangezogen, auf die knappste Form

beschränkt? (Piktogramm)

22. Wieweit ist ein selbständiger geistiger Spielraum des Künstlers durch seine Bil-

der (und Bildauswahl) zu erkennen?

23. Beim Narrenschiff waren die Holzschnitte nach Aussagen des Autors für die desLesens Unkundigen gedacht. Eine Möglichkeit, weitere Kreise zu erreichen. Die

Abbildungen stehen in diesem Sinne selbständig neben dem Text, auf den sie (in

der Theorie), ebenso wie umgekehrt nicht angewiesen sind. Gilt das auch hier?

24. Aus obigem Gedankengang ergibt sich die Möglichkeit, daß Bildinhalte und Text

sich nicht notwendigerweise aufeinander beziehen müssen, solange sie nur die

gleiche Aussage, die gleiche Moral vermitteln. Wie ist das im Eulenspiegel?25. Vermögen die Holzschnitte des Eulenspiegel aus sich heraus die Geschichte zu

erzählen?

26. Beziehen sich die Mottos der Eulenspiegel-Historien eher auf den Text oder eher

auf die Bilder?

27. Wie verhalten sich die Mottos beim Eulenspiegel im Vergleich zu den Mottos

beim Narrenschiff? (Im Narrenschiff wird die pädagogische Absicht stets amSchluß zusammengefaßt, während die Mottoverse stärker auf den Holzschnitt

Bezug nehmen und eine Quintessenz von Text und Bild darstellen.)

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28. Sind auf den Holzschnitten mehrere zeitlich auseinander liegende Motive neben-

einander dargestellt?

29. Zu welchem Programm fügen sich die Illustrationen zusammen?

30. Ist eher der Verfasser des Werkes oder der zeichnende Künstler für das Aussehen

der Holzschnitte verantwortlich gewesen?

8.2 Literaturbericht

Zur letzten Frage des oben vorgestellten Fragenkataloges, ob also eher der Reißer der

Holzschnitte oder vielmehr der Verfasser des Werkes für den „Inhalt“ der Illustratio-

nen verantwortlich zeichnet, ist bekannt, dass ein gelehrter Autor wie Sebastian

Brant seine Reißer nach genauer „visierlicher angebung“, also nach detaillierten ei-genen Vorstellungen arbeiten ließ, also der Verfasser (bzw. der gelehrte Übersetzer)

eines Werkes durchaus auch für die Inhalte der Holzschnitte verantwortlich sein

konnte.296 Ob dies allerdings für jeden textbegleitenden Buchholzschnitt gilt und ins-

besondere auch für Texte der Unterhaltungsliteratur, wie sie uns hier mit dem Eu-

lenspiegel vorliegen, muß erst noch untersucht werden. In jedem Fall wird die Mitar-

beit eines Verfassers bei der Illustrierung eines Werkes stets eher die Bildaussage, al-so die pädagogische Absicht betreffen, als die künstlerische Ausarbeitung.

Die Frage nach dem Verhältnis von Text und Bild zueinander ist nicht neu, wie die

umfangreiche, im Rahmen des DFG-Symposions „Text und Bild, Bild und Text“ von

Georg Jäger und Ira Diana Mazzoni zusammengestellte, „Bibliographie zur Ge-

schichte und Theorie von Text-Bild-Beziehungen“ belegt.297

Bezüglich der Text-Bild-Relation im Eulenspiegel liegt bislang keine Monographie

vor, und auch in der vorliegenden Arbeit kann die Thematik nur angerissen werden.

Wie oben bereits angemerkt, haben sich bislang nur wenige Forscher intensiv mit

dem Holzschnittzyklus der frühen Eulenspiegel-Drucke befaßt:

Gundula Wucherpfennig erwähnt in ihrem Aufsatz über die frühen Straßburger Il-lustrationen zum Dil Ulenspiegel und den darin enthaltenen knappen Angaben über

die Umsetzung der Texte ins Bild nichts von evtl. über den Text hinaus weisenden

296 Siehe die Vorrede des 1532 bei Heinrich Steiner gedruckten Werkes Petrarcas „Von der

artzney bayder Glück / des guten und widerwärtigen“. Seinerzeit übersetzt und bezüglich derIllustrationen durch „visierliche angebungen“ an die Reißer versehen von Sebastian Brant.Neudruck der Ausgabe hg. und kommentiert von Manfred Lemmer. Leipzig: 1983.297 Erschienen in: Wolfgang Harms (Hg.), Text und Bild, Bild und Text. DFG-Symposion1988, Stuttgart 1990, S. 475 ff.

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Motiven, die im Bild einen höheren Bedeutungsgehalt anklingen lassen könnten. Die

einzelnen Reißer scheinen lediglich bemüht gewesen zu sein, mehr oder weniger

pointiert den Handlungsablauf der Historien ins Bild zu setzen.298

Wandersleb geht in seinem Aufsatz über die Eulenspiegel-Drucke überhaupt nicht

auf die Umsetzung des Textes ins Bild ein299 und auch Schulz-Grobert konstatiert le-diglich „textkonforme Visualisierungsstrategien, mit der Ausschnitte des jeweiligen

Schwankgeschehens umgesetzt werden.“300

Anneliese Schmitt faßt für die Kapitelüberschriften zusammen, dass diese in der Re-

gel so konkret ausführlich seien, dass sie den Inhalt des Kapitels angeben und sogar

schon die Schwankpointe vorwegnehmen können.301 Dass sich allerdings die Text-kenntnis der Reißer nicht auf die Kapitelüberschriften beschränkt hat, sondern die

Illustrationen häufig konkreten Textbezug aufweisen, belegte bereits Schulz-

Grobert.302

Zum Thema „visuelle Rezeption“ in der Frühen Neuzeit schreibt Erich Kleinschmidt:

„Wenn frühneuzeitlich auch der Grundsatz galt, dass, Was Gelerte durch die Schrifft verstahn// Das lehrt das Gmähl dem gmainen Mann, so ist die Betonung des visuellen Mediums dochimmer auch von der Überzeugung bestimmt, dass der sichtige unterricht stets mehr ... thutden sunst der muendliche. Dabei ist die didaktische Komponente keineswegs der alleinigeBeweggrund gewesen. Das Bild wurde grundsätzlich dem Text in seiner Aussagekraft über-legen angesehen: massen man mehr bilden / als schreiben und ausreden kann. Die Überwin-dung des Analphabetismus wird damit für die Epoche bei der Kombination von Bild undText eher zum nachgeordneten Aspekt, da über die bildliche Darstellung stets mehr aussag-bar war als über die meist darstellerisch recht unbeholfenen Texte. Eindrücklich belegt dieseSituation die satirische Flugblattpublizistik des 16. und 17. Jahrhunderts, deren ikonographi-scher Ausdruckswert den der beigefügten Reimdichtungen deutlich überwiegt.“303

Ob diese Aussage auch auf das Text-Bild-Verhältnis der frühen Eulenspiegeldrucke

zutrifft, steht zur Diskussion. Dazu im folgenden einige punktuelle Überlegungen.

298 Wucherpfennig, Gundula, Die frühen Straßburger Illustrationen zum Dil Ulenspiegel, a.a. O. S. 9-23.299 Wandersleb, Grieningers Holzschneiderwerkstatt und die Illustrationen zu den Straßbur-ger Ulenspiegel-Drucken (S 1510/11, S 1515, S 1519), a. a. O., S. 25-40.300 Schulz-Grobert, Das Straßburger Eulenspiegelbuch, a. a. O., S. 250.301 Schmitt, Faksimile-Ausgabe des Druckes S 1519 mit Kommentar, a. a. O., S. 33 f.302 Schulz-Grobert, Das Straßburger Eulenspiegelbuch, a. a. O., S. 250 und Dokumentationim Anhang.303Kleinschmidt, Stadt und Literatur in der Frühen Neuzeit, Köln: 1982. S. 98 f.

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8.3 Ausgewählte Darstellungen

8.3.1. Text und Bild bei Hans Leu

Historie 2

Die Vorrede spricht von Bäuerinnen und Bauern, der Text über Nachbarinnen und

Nachbarn, die sich über Tills Verhalten beklagen. Der Holzschnitt zeigt jedoch nurdrei Männer, deren Handhaltung als fragend gedeutet werden könnte. Die erwähnten

Frauen tauchen nicht auf. Der Holzschnitt zeigt die bereits in der Vorrede geschil-

derte Situation, in der Till hinter seinem Vater reitend sein Hinterteil entblößt.304 Der

Riß könnte folglich allein nach dem Text der Vorrede entstanden sein, verbildlicht a-

ber auch diesen nicht detailgetreu.

Der Text berichtet einleitend über das weitere Verhalten Eulenspiegels als kleines

Kind (in den Kissen und im Gras tummeln, etc.). Dies ist nicht bildlich dargestellt, e-

bensowenig die Folgesituation, in der Till nach vorne, vor den Vater wechselt, und

von dort aus den Nachbarn seine Zunge herausstreckt, etc. Die Illustration verkürzt

also den Text, gibt nur den Inhalt der Vorrede wieder.

Während der Text vorgibt, dass Vater und Sohn „durch die gassen“ reiten, zeigt dasBild eher eine Situation außerhalb der Stadt. Zudem sind die Zuschauer, ohne dass

dies im Text vermerkt wäre, mit Lanzen bewaffnet. Evtl. sind Jäger oder Krieger

dargestellt, von denen der Text aber nicht berichtet. Sollte sich herausstellen, daß es

sich um Jäger handelt, hätte der Holzschnitt dem Text möglicherweise eine eigene

Dimension zugefügt, nämlich eine Aussage über Eulenspiegels Verhältnis zu seinen

Jägern, die er stets verärgert und denen er stets entkommt. Ein Vorgriff also auf diekommenden Geschichten, der die Kenntnis des gesamten Werkes voraussetzten wür-

de. Ich halte diese Ausdeutung jedoch eher für unwahrscheinlich.

Dem Betrachter des Holzschnittes wird exakt die selbe Rolle wie dem Leser der Ge-

schichte zugewiesen: er blickt von außen und unbeteiligt auf die Szene, der Anblick

des entblößten Hinterteiles bleibt ihm erspart. Das bedeutet auch, daß Eulenspiegeldem Leser keinen Schaden zufügt, der Leser somit unbeschadet auf Eulenspiegels

Seite stehen kann. Der Holzschnitt greift nur ein einziges Motiv der Historie auf.

Würde man auf den Text verzichten, ließe sich allein aus dem Bild die Kernaussage

304 Siehe dazu Katrin Kröll: Der schalkhaft beredsame Leib als Medium verborgener Wahr-heit. Darin über die Geschichte / Tradition der Gebärden des Bleckens und Zannens, wie sieauch im Eulenspiegel vorkommen. A. a. O., S. 239-294.

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ziehen, daß Eulenspiegel tatsächlich schon als Kind bösen Schabernack getrieben

hat. Dieser Holzschnitt paßt nur zu dieser Geschichte.

Die Lanzen der beiden links stehenden Männer lenken den Blick direkt auf das an-

stößige Treiben des Knaben. Sie bilden geradezu eine Schneise, die auf das entblößte

Hinterteil des Knaben hinleitet, zusätzlich verdeutlicht wird die Situation durch densich in dieser Schneise befindlichen Kopf des Mannes ganz links. Der Hinweis auf

die Hauptsache dieses Streiches, nämlich Tills entblöstes Hinterteil, ist kaum deutli-

cher zu vermitteln. Insofern ist die Illustration gut gelungen, wenn auch nicht in allen

Details textkonform.

Eigentständig ist der Holzschnitt nur bezüglich der Darstellung der mit Lanzen ver-

sehenen Zuschauer, des Ortes der Handlung (Natur statt Gasse) und der Darstellungeines auffallend müden Pferdes. Dies inhaltlich zu deuten gelingt mir nicht.

Motivisch wiederkehrend, bereits auf dem Titelholzschnitt plaziert, stehen im linken

Bildhintergrund die dürren, abgestorbenen Äste eines toten Baumes, die sich hier,

anders als auf dem Titelholzschnitt, nicht mehr direkt über Eulenspiegels Kopf aus-

breiten, aber doch den Weg säumen, aus dem er kommt. In der rechten Bildhälfte,dort also, wo Till noch nicht war, sind die Bäume noch üppig grün. Auch dies ist al-

lerdings kaum inhaltlich auszudeuten, da es sich bei der Kombination von toten und

belebten Bäumen um ein beliebtes und auch in anderem Kontext verwendetes Hin-

tergrundmotiv Baldungs handelt. Somit verweist es schlicht auf die Kenntnis des

Werkes Baldungs, umd damit wiederum auf das Entstehen dieser Holzschnitte in

dessen Umkreis.

Die Illustration ist weder nötig, um den Text zu verstehen, noch bereichert sie diesen

um eine unausgesprochene Dimension. Gleichwohl ist sie wegen der klaren Bildaus-

sage durchaus als Memorationshilfe für einen mündlichen Vortrag denkbar.

Historie 3

Der Text informiert, das Seil sei von Eulenspiegels Elternhaus zu einem anderen

Haus gespannt worden. In der Darstellung wird auf das zweite Haus verzichtet undstattdessen ein Baum als Halterung für das Seil dargestellt. Leu schneidet die Baum-

krone mit der oberen Bildkante ab, läßt den Baum „in den Himmel wachsen“. Jedoch

ist auch dies kaum inhaltlich auszulegen, da es sich hier schlicht um ein Stilmerkmal

des Künstlers handelt. Durch das Verschwinden des Baumes im oberen Bildrand

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wirkt die Szene wie durch ein Fenster betrachtet. Der Bildbetrachter steht also wieder

abseits und unerkannt.

Die Vorrede erwähnt lediglich den Umzug der Familie an die Saale und daß Eulens-

piegel lernt, auf dem Seil zu gehen. Dieser Teil des Textes allein reichte für den

Bildentwurf nicht aus, der Reißer muß die ganze Geschichte gekannt haben. Hier

scheinen die erwähnten Zuschauer tatsächlich, wie es auch im Text steht, Bauern zusein, die allerdings, entgegen dem Text, weniger lachen als vielmehr verärgert ausse-

hen.

Die Darstellung konzentriert sich auf die Pointe der Historie, spart also verschiedene

Details aus, z. B. wie Till sich vor seiner Mutter, die ihn bestrafen will, aufs Dach

flüchtet.

Eigenständig ist die Darstellung der gebirgigen Hintergrundlandschaft, die für dasGebiet um die Saale unpassend ist, jedoch wieder mit dem Motivkatalog des Reißers

Leu zu erklären ist. Evtl. ist es möglich, dem Bild einen bereichernden Bedeutungs-

gehalt zuzusprechen, indem man die Aktion der Mutter über das Entzweischneiden

des Seiles hinaus als „Abnabelungsprozeß“ versteht, da ein Ende des Seiles eher ih-

rer Körpermitte als dem Haus zu entspringen scheint. Immerhin bemängelt die Mut-

ter zwei Historien später, dass Till kein Handwerk lernen wolle (also nicht aus demHaus zu bekommen sei).

Eine Beratung des Künstlers durch den Autor muß man auch für diesen Holzschnitt

nicht annehmen.

Historie 4

Wieder steht im Text, das Seil sei aus einem Haus heraus über die Saale gespannt,

wieder sieht man einen endlosen, in den Himmel ragenden Baum statt dessen, der an

der oberen Bildkante abgeschnitten wird. Die zweite Verankerung des Seils ist nichtsichtbar – vielleicht ein Haus. Ebenso ist die Saale nicht sichtbar, obwohl sie im Text

erwähnt ist. Im Gegensatz zu der im Text erwähnten hohen Anzahl von Geschädig-

ten, sind auf dem Holzschnitt nur fünf miteinander kämpfende Personen zu sehen.

Diese sind, entgegen den Ausführungen des Textes, beider Schuhe entledigt, nicht

nur der linken. Hinzu kommt die Unstimmigkeit, daß Eulenspiegel noch wenigstens

vier Schuhe bei sich auf dem Seil hat, während der Text davon spricht, dass das Ge-menge erst beginnt, nachdem Till alle Schuhe auf den Boden wirft. Auf dem Boden

sind weitere drei Schuhe verstreut. Offenbar wurden hier zeitlich auseinander liegen-

de Teile der Geschichte gleichzeitig ins Bild gebracht. Die Darstellung folgt dem

Text also nur in der Wiedergabe der Grundidee des Streiches. Auf Detailgenauigkeit

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wurde nicht geachtet. Dem Bild nach würde eine Historie illustriert, in der Till eini-

gen Zuschauern jeweils beide Schuhe abschwatzt, ihnen dann aber nur die Hälfte zu-

rückgibt, und deren Zuordnung folglich eine Rauferei auslöst. Die Historie berichtet

aber, dass Till von jedem nur den linken Schuh erbat und auch erhielt. Das bedeutet

wiederum, daß man allein durch Betrachten des Holzschnittes nicht verstehen kann,

um welche Details es bei diesem Streich geht. Folglich ist der Holzschnitt nicht inerster Linie für Analphabeten gedacht, sondern eher als Erinnerungshilfe für den

mündlichen Vortrag zu verstehen.

Widersprüchlich, und deshalb vielleicht als Eigenständigkeit zu deuten, ist in dieser

Illustration folgendes: Eine sehr geringe Anzahl von Menschen (im Gegensatz zum

Text) bringt es nicht fertig, sich anders als kämpferisch über eine ausreichende An-

zahl von Schuhen zu einigen. Damit werden sie vorgeführt. Obwohl Eulenspiegel ih-nen die fehlenden Exemplare direkt vor die Nase hält, sehen sie diese scheinbar

nicht, sondern setzen voller Einfalt ihren Streit fort. Das ist eine Art Vorgriff auf eine

spezielle Art seiner Streiche, z. B. auf die 9. und 13. Historie, in denen Till es ver-

steht, einen Streit unter seinen Mitmenschen anzuzetteln, und sich selbst – obwohl

Initiator – schadenfrei daraus zurückzuziehen.

Ob dies aber tatsächlich von Leu so beabsichtigt war, ist zweifelhaft, da ich oben be-reits dargelegt habe, dass die Komposition dieses Holzschnittes bis in die Anzahl der

Personen im Handgemenge hinein stark von der sog. „Kinderaue“ Hans Baldung

Griens abhängt.

Historie 7

Der Entwurf zu dieser Illustration entstammt, wie ich oben bereits angemerkt habe,einem Holzschnitt Baldung aus Pinders Beschlossen Gart.

Gemeinsam sind der kreisrunde Tisch, die beiden Bänke davor mit der Öffnung auf

gleicher Höhe, die allerdings im Eulenspiegel plastisch / perspektivisch ganz offen-

bar weniger gelungen sind. Die Hände der auf die gleiche Weise gegenüberliegenden

Personen treffen sich identisch in der Mitte des Tisches über dem Teller. Weitere

Ähnlichkeiten sind aufzuzählen.Die Illustration beruht also auf wieder einem fremden Konzept, welches lediglich um

den – textkonform – die Peitsche schwingenden Bauern und den architektonischen

Hintergrund bereichert wurde.

Der Holzschnitt ist passend, jedoch weder interessant noch bereichernd oder eigen-

ständig. Eine Beratung durch den Autor war nicht notwendig, jedoch, und das scheint

für die hier behandelten Holzschnitte Hans Leus durchgehend zu gelten, fand einekünstlerische Beratung durch den Meister Baldung statt.

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Exkurs:

Interessant ist eine weitere Beobachtung, die aus der Betrachtung des „Beschlossen

Gart“ herrührt: die dortige Abbildung 305 „Verspottung Christi“ erinnert deutlich an

eine Abbildung aus dem Narrenschiff, nämlich die der 6. Historie von rechter Kin-

derlehre. Der Knoten der Augenbinde, die Beinstellung des Mannes, etc. weisen(seitenverkehrt!) deutliche Parallelen auf. Es ist davon auszugehen, dass Baldung die

Holzschnitte aus dem Narrenschiff, die ja von Dürer, seinem Lehrmeister gefertigt

wurden, kannte. Ein Beleg also dafür, dass Schüler den Oeuvrekatalog bzw. die Pro-

dukte ihrer Lehrmeister nutzten und sich daraus Anregungen holten. Ebenso erinnert

die großformatige Verspottung Christi von Schäufelein aus dem Speculum passionis

an diese Dürer-Zeichnung.

Historie 64

Zur Tiergestalt unter dem Gehenkten: Hier handelt es sich um eine eigentständige

Zutat des Reißers, die in der Historie nicht erwähnt wird. Evtl. soll es sich hier nicht

um einen Hund handeln, der in der Tat außerordentlich missraten wäre, sondern einUngeheuer / Untier oder ein Drache dargestellt sein. Vgl. die ganz ähnlichen Dar-

stellungen eines Drachen von Leu auf der Federzeichnung „Der heilige Georg tötet

den Drachen“ von 1513. Jedoch bleibt unklar, welche Aussage damit verbunden

werden soll.

Möglicherweise ist zwischen der Kutsche und dem bergigen Hintergrund ein See o-

der ein anderes Gewässer angedeutet. Auch diese Zutat wäre eine Erfindung des Rei-ßers, die im Text nicht auftaucht und in der Botschaft unklar bleibt.

Historie 68

Hier wird das Geschehen durch den im Hintergrund rechts auf seinen Einsatz war-

tenden Priester gut komprimiert. Dennoch ist die Geschichte keineswegs allein aus

der Betrachtung des Holzschnittes zu verstehen, bestenfalls zu erinnern. Der Illustra-

tion sind keine textfremden Elemente beigegeben, die den Text auf irgendeine Weise

bereichern könnten.

305 Mende, Hans Baldung Grien. Das graphische Werk, a. a. O., Abb. 245.

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8.3.1.1 Ergebnis

Es ist festzustellen, dass die Holzschnitte, die Hans Leu für den Eulenspiegel ent-

warf, durchgehend gut zu dem vorgegebenen Text passen und ganz offenbar extra für

diesen angefertigt wurden. Sie sind bezüglich ihrer Aussage relativ gut gelungen,

wenn es auch nicht möglich ist, aus ihrer Betrachtung die gesamte Historie zu rekon-

struieren. Der Text bleibt nötig, um das Bild zu verstehen, während das Bild keine

neuen Informationen liefert. Die Illustrationen gewährleisten ein schnelles Erinnernder einmal gelesenen oder gehörten Historie, lockern die Textpassagen optisch auf

und und befriedigen somit ein ästhetisches Bedürfnis.

Da Leu sich bis auf die eigenständige Zugabe einiger landschaftlicher Motive an die

Textvorgabe gehalten hat, sind die Illustrationen weder besonders interessant noch

bereichern sie den Text um eine unausgesprochene Ebene. Die Darstellung erfolgt

mitunter zusammenfassend, jedoch nicht so detailliert, dass es möglich wäre, dasBild beim Vortrag als Erinnerungshilfe für eine exakte Nacherzählung der Ge-

schichte zu nutzen. Gerade die Holzschnitte Hans Leus fallen durch gelungene land-

schaftliche Dekoration auf, die jedoch sinnfrei ist. Die Illustrationen sind textkon-

form. Es ist daher nicht davon auszugehen, dass eine Beratung durch den Autor not-

wendig war, sondern ein einmaliges Lesen oder Hören der Geschichte für den Ent-

wurf der Holzschnitte ausreichend gewesen ist. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass ei-ne gestalterische und stilistische Beratung durch Hans Baldung Grien stattfand, da

Komposition und Stil deutlich von diesem abhängen.

8.3.2 Text und Bild bei Baldung

Titelblatt

Auf dem Titelblatt ist unterhalb von Baldungs Rebblattsignatur ein Monogramm zu

entdecken. Es sind die einzeln stehenden Buchstaben N. L. Beide Signaturen sind

zudem durch ein verbindendes (Plus?)zeichen aufeinander bezogen.

Entweder handelt es sich hier um die Initialen des Autors, dieser stellte sich in derVorrede selbst als „N“ vor. Allerdings wäre nicht klar, weshalb sein Monogramm auf

einem Holzschnitt auftauchen sollte. Wahrscheinlicher ist, dass hier der Holzschnei-

der seine Signatur hinterlassen hat, was damals durchaus übliche Praxis war. Es fin-

den sich die Monogramm von Holzschneidern auf Holzschnitten der Zeit, so z. B.

auf drei großen Holzschnitte Hans Schäufeleins, die Eingang ins ‚Plenarium- und E-

vangeliumbuch’, das Adam Petri im Jahre 1516 gedruckt hat, fanden. Neben der cha-

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rakteristischen Signatur Schäufeleins ist das Monogramm HF deutlich sichtbar. Da

nicht nur das Monogramm sondern auch der Stil der Holzschnitte für Schäufelein

spricht, ist dieses zusätzlich Monogramm nur auf den Formschneider zu deuten. Das

Monogramm HF taucht von 1516 an auf Basler Holzschnitten auf.“306

Leider gelang es mir nicht, das Monogramm aufzulösen bzw. zuzuordnen, jedoch

möchte ich zumindest auf seine Existenz aufmerksam machen.

Dass die Baumgruppe hinter Eulenspiegel und der direkt über seinem Kopf schwe-

bende abgestorbene Ast nicht inhaltlich zu deuten sind, wurde oben schon anlässlich

der Nachahmung dieses Motivs durch Hans Leu belegt. Es handelt sich schlicht um

eine häufig von Baldung verwendete Hintergrundgestaltung, die im übrigen auch im

religiösen Kontext auftaucht, z. B. auf der Beweinung Christi in der Berliner Gemäl-degalerie.

Auffällig, besonders auch, weil später nicht mehr verwendet, sind die breiten Kuh-

maulschuhe, die Till auf dem Titelholzschnitt trägt. Sie entsprachen durchaus der

damaligen Mode. Ende des 15. Jahrhunderts wurde der spitze Schnabelschuh durch

dieses breiteren Typus abgelöst.307. Die unteren Ständen waren jedoch „auf prakti-scheres Schuhwerk als die weit ausgeschnittenen Kuhmaulschuhe angewiesen, z. B.

trugen sie die bis zu den Knöcheln reichenden Lederschuhe (Bundschuhe) oder ro-

buste Holzschuhe“.308 Eulenspiegels Erscheinungsbild auf dem Titelholzschnitt ist

also zwiespältig. Er trägt gutes, auf einen höheren Stand verweisendes Schuhwerk,

aber, wie oben bereits dargelegt, eine veraltete Tracht.

Ob dies ein von Baldung inszenierter Hinweis darauf sein soll, dass Eulenspiegelkeinem Stand zuzuordnen ist und auch keinen Stand mit seinen Streichen verschont,

bleibt fraglich.

Das einzige inhaltlich auswertbarte Detail dieses Titelholzschnittes scheint die Arm-

haltung Eulenspiegels zu sein, der auf einem Pferd sitzt, jedoch, statt diesem die Zü-

gel zu führen, seine Attribute, eine Eule und einen Spiegel, auf gestreckten Armenhochzeigt. Till reitet (ist/lebt) folglich zügellos.

Der Titelholzschnitt verweist durch die emporgehaltenen Attribute Eule und Spiegel

sehr gelungen und eindeutig auf das durch ihn angekündigte Buch.

306 A. F. Butsch. Die Bücherornamentik der Renaissance. Leipzig: 1878. S. 38.307 Koch-Mertens, Wiebke. Der Mensch und seine Kleider. Teil 1: Die Kulturgeschichte der

Mode bis 1900. Düsseldorf und Zürich: 2000. S. 202.308 Koch-Mertens, Wiebke. Der Mensch und seine Kleider. Teil 1: Die Kulturgeschichte der

Mode bis 1900. Düsseldorf und Zürich: 2000. S. 202 f.

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Offenbar besteht seine Aufgabe ausschließlich darin, den Titel zu illustrieren, da das

Motiv keine der im Buch enthaltenen Historien aufgreift und auch nicht noch einmal

verwendet wird.

Die Illustration erlaubt keine Vorschau auf den Inhalt des Buches oder die charakter-

lichen Eigenschaften des Protagonisten, sondern funktioniert allein über den durch

die Attribute ins Bildliche übersetzten Titel. Lediglich die herabhängenden Zügelkönnten ein Hinweis auf den „unbeherrschten“ Handlungsdrang des Protagonisten

erlauben.

Historie 5

Interessant an diesem Holzschnitt ist die Darstellung eines im Alter schon recht weitfortgeschrittenen Jugendlichen, der sich stehend (Standpauke / Standrede), aber in-

nerlich verweigernd (verschränkte Arme), die Vorwürfe seiner Mutter anhören muß,

er solle endlich einen Beruf erlernen. Bedenkt man das im Mittelalter übliche Ein-

trittsalter eines Kindes in den Lehrberuf bzw. in das Arbeitsleben mit etwa 7 oder 8

Jahren, wird im Bild besonders deutlich, dass dieses Alter längst erreicht und über-

schritten ist. Die Illustration ist, was den Vorgang der Standpauke angeht und bezüg-lich einer nicht näher bestimmten Verweigerungshaltung Tills passend und gut ge-

lungen. Ohne den dazugehörigen Text bleibt die Aussage jedoch unverständlich.

Ob Baldung durch den im Hintergrund angedeuteten Zaun auf eine „einschränkende“

Situation hinweisen wollte oder den Ort des Geschehens, den heimatlichen Hof, an-

deuten wollte, bleibt unklar. Die Möglichkeit, dass es sich bei diesem Detail ebenso

wie bei der dargestellten beschädigten Mauer lediglich um ein dekoratives, auch aufanderen Holzschnitten dieser Reihe auftauchendes Element handelt, halte ich für

wahrscheinlicher. Vielmehr beschränkt sich die Illustration unter Hinzufügung im

Text nicht erwähnter dekorativer Details auf die Wiedergabe der zentralen Ge-

sprächssituation der Historie.

Historie 6

Diese Illustration fällt durch mehrere Details auf. Zum einen ist eine gewisse Dyna-

mik des Vorgangens angedeutet, die einerseits durch die Beinstellung der dargestell-

ten Personen erfolgt (sie stehen nicht, sondern sie laufen) und andererseits durch das

teilweise von der linken Bildkante abgeschnittene linke Bein des Bäckerjungen, wo-

durch der Fortbewegungsprozeß betont wird.

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Baldung vermochte überdies sehr gut ins Bild zu setzen, dass der Bäckerjunge Eu-

lenspiegel wörtlich auf dem Fuße folgt, indem er den jeweils rechten Fuß beider

dicht nebeneinander zeigt. Das steht zwar so nicht im Text, ist aber inhaltlich ausge-

sprochen passend, da der Bäckermeister seinen Lehrling letztlich deshalb zusammen

mit Eulenspiegel auf den Weg schickt, damit dieser das Geld für die Brote in Emp-

fang nehmen kann. Dahinter steht die Sorge des Bäckermeisters, betrogen zu werden,sonst hätte man Eulenspiegel gestattet, das Geld später zu bringen. Es gilt also, den

Schuldner nicht aus den Augen zu lassen.

Ob von Eulenspiegels Gürtel eines seiner Attribute, nämlich ein Spiegel hängt, oder

an dieser Stelle textgetreu das gerade aus dem Sack fallende Brot dargestellt ist,

bleibt offen. Für einen Spiegel spricht die deutlich sichtbare Umrahmung des Ge-

genstandes. Zudem ist er so angebracht, dass sich der geneppte Bäckerjunge darinsehen kann, bzw. diesem etwas „vorgespiegelt“ wird.309

Eigenständige Hinzufügung Baldungs ist außerdem das gerupfte Huhn, welches ohne

jede Entsprechung imText am Gürtel des Bäckerknaben hängt und evtl. eine Voraus-

schau auf die folgende Überlistung durch Eulenspiegel und die sich daran sicher

(wenn auch im Text nicht mehr erwähnte) anschließende Strafpredigt durch den Bä-

ckermeister sein könnte.Gut sichtbar ist der Knabe mit leeren Händen dargestellt, wohingegen Eulenspiegel

den großen Sack voller Brote mit beiden Händen umfaßt. Das ist zwar schon durch

den Text vorgegeben, verweist im Bild aber bereits auf die Rückkehr des Bäckerjun-

gen mit leeren Händen.

Der Holzschnitt ist eindeutig speziell für dies Historie gerissen worden, er paßt aufkeinen anderen Schwank. Inhaltich greift er zunächst nur eine Situation aus der His-

torie heraus (Till wird vom Bäckerjungen begleitet), er verweist jedoch durch eigen-

ständig hinzugefügte Details wie den Spiegel an Eulenspiegels Gürtel und das ge-

rupfte Huhn am Gürtel des Bäckerlehrlings, auf den gleich folgenden Betrug sowie

auf den am Ende Geschädigten. Damit beweist der Holzschnitt eine gewisse Eigen-

ständigkeit, die jedoch nicht über den Text hinausweist bzw. diesen bereichert, son-dern lediglich versucht, mit den einem bildenden Künstler zur Verfügung stehenden

Mitteln die Historie möglichst pointiert darzustellen. Der Text bleibt nötig, um das

Bild zu verstehen.

309 Vgl. Aichmayr (1991), a. a. O., S. 37: „Der Spiegel bildete im Mittelalter unter anderemein Kennzeichen für einen Gaukler. Das Vorzeigen des Spiegels hieß etwa: ‚Ich habe dichbetrogen, oder: Ich habe dich zum Narren gemacht.“ Vgl. auch Georg F. Lussky: Was be-deutet der Name Eulenspiegel? In: ZfdPH 63 (1938), S. 241.

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Hitorie 11

Ohne eine Entsprechung im Text wird auf diesem Holzschnitt das Motiv einer be-

schädigten Mauer, von der Putz herabbröckelt ist, gezeigt. Ebenso wie schon in His-

torie 5 gelang es mir nicht, darin etwas anderes als ein rein dekoratives Element zuerkennen.

Auch der Torbogen an der rechten Bildseite scheint keine verwertbare Information,

wie „Ausweg“ o. ä. zu bieten, da sich Eulenspiegel gerade in dieser Historie mit sei-

nem „Opfer“ gut versteht und länger bei dem Pfarrer bleiben will. Eine Flucht, wie

sie am Ende vieler anderer Historien notwendig wird, ist gerade hier nicht beabsich-

tigt.Wie auch in der folgenden Historie ist die verwendete Seitenfigur sehr passend ge-

wählt.

Historie 12

Die Illustration zur Historie 12 wurde von Edward Schröder näher untersucht in sei-nem Beitrag zur englischen Übersetzung des Pfarrers vom Kalenberg.310. Schröder

empfindet die Illustration als nicht zu der Hitorie 12 passend und geht davon aus,

dass dieser Holzschnitt ursprünglich zu den Kalenberg-Geschichten gehörte und kei-

ne echte Eulenspiegel-Illustration sei, was aber bereits von Timothy Sodmann wi-

derlegt wird.311

Gegen diese These spricht zudem, dass die Illustration in Nachschnitten312 sehr ge-nau übernommen wurde, also offenbar als passend empfunden worden ist.

Auffällig ist für diesen Holzschnitt die Beifügung einer inhaltlich passenden Rand-

leiste, die eine zornige Haushälterin mit Schlüsselbund zeigt, wie sie auch im Text

erwähnt wird. Jedoch bereichert sie den Text nicht um eine unausgesprochene Di-

mension, lediglich läßt ihre Verwendung die Möglichkeit zu, dass die Randleisten inihrer Gesamtheit evtl. doch mit einiger Überlegung ausgewählt wurden, die sich uns

nur nicht erschließt.

Der Text gibt für das Motiv des Ausfegens der Kirche keinen Anhaltspunkt.

310 Schröder, Edward. Zur englischen Übersetzung der Geschichte des Pfarrers vom Kalenberg

Niederdeutsches Jahrbuch 13 (1888), S. 129-152.311 Sodmann, Timothy. Eulenspiegel und seine Illustrationen. 1980. S. 5.

312 Z. B. in der lateinischen Eulenspiegel-Ausgabe von 1575.

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8.3.2.1 Ergebnis

Ebenso wie die Arbeiten Hans Leus sind die Holzschnitte Hans Baldung Griens gut

gelungen und passen auf die entsprechenden Historien, für die sie zweifellos extra

geschnitten wurden. Im Vergleich zu den Arbeiten Hans Leus sind sie in ihrem Ver-

mögen, auf bildsprachliche Weise Ereignisse darzustellen, die der Text beschreibt,

geschickter komponiert, indem beispielsweise im Titelholzschnitt vorausweisend ei-ne gewissen Zügellosigkeit angedeutet wird oder indem im Holzschnitt zu Historie 6

durch leere Hände und ein gerupftes Huhn auf den Ausgang der Geschichte ange-

spielt wird. Insofern beweisen sie eine gewisse Eigenständigkeit, die sich aber mei-

nes Erachtens lediglich auf die Umsetzung des Historieninhaltes in eine andere Spra-

che, nämlich die Bildsprache, beschränkt. Der Text der Historie wird nicht ergänzt

oder kommentiert.Die Bilder sind für das Verständnis des Textes keinesfalls nötig, während umgekehrt

die Illustrationen ohne dazugehörigen Text wenigstens unvollständig bleiben. Auch

für diese Holzschnittserie dürfte eine Beratung durch den Autor kaum nötig gewesen

sein.

8.3.3 Text und Bild bei den übrigen Reißern

Historie 14

Auffällig ist hier, dass Eulenspiegel mit angelegten Flügeln dargestellt ist, obwohl im

Text ausdrücklich vermerkt ist, dass er keine Flügel hat.Möglicherweise ist der Zeichner bewusst vom Text abgewichen, um das Flugvorha-

ben in Szene zu setzen. Ohne Flügel würde das Bild aussehen, als spräche Till aus

dem Rathausfenster herunter, was zwar textkonform wäre, nicht aber die Thematik

des Flugversuchs beinhaltet hätte.

Die gegebene Darstellung mit Flügeln ermöglicht es aber, die Historie sofort zu erin-

nern und ggf. frei nachzuerzählen.

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Historie 40

Die Illustration zeigt Eulenspiegel während der zentralen Handlung seines Streiches

ohne Hinzufügung eigenständiger Informationen und ist damit, wie das Gros der Il-lustrationen in diesem Roman, passend aber uninteressant.

Beachtenswert ist die Analogie zu einer Illustration Hans Schäufeleins in Pinders Be-

schlossen gart, Nürnberg 1505313. Mehr aber noch die inhaltliche Umsetzung des

entsprechenden Kapitels über den Schmied seines Glückes im Ulenspiegel. Die Ab-

bildung Schäufeleins illustriert ein Kapitel, in welchem aus Wilhelm von Auvergne

zitiert wird: ‚Fur war die also lebend yn wolnest und die gaben gotes missbrauchendzu der hoffart, zu dem geytz und zu der unkeuschheit, die schmidend unnd bereyten

teglichs ynyn selbs die waffen der peinigung.“314 Der geizige Schmied in der Eulens-

piegel-Historie 40 erfährt dies wortwörtlich. Möglich also, dass hier eine Historie

vorliegt, die sowohl inhaltlich als auch in ihrer visuellen Umsetzung von Pinders Be-

schlossen Gart ausgegangen ist. Dass das Werk ganz offensichtlich den Mitarbeitern

der Werkstatt Baldung zu Studienzwecken vorlag, habe ich oben bereits anhand desHolzschnittes zu Historie 7 dargelegt.

Historie 41

Auffällig ist, dass Eulenspiegel auf diesem Holzschnitt zweimal dargestellt ist. Es

liegt eine Zusammenfassung zeitlich auseinanderliegender Geschehnisse vor. Eu-lenspiegel spricht im Laufe der Historie mit vier Personen (zwei Frauen und zwei

Männern) und sagt ihnen jeweils zum Preis eines Hufeisens eine Wahrheit. Zwei der

Gespräche, und zwar eines mit einem Mann und eines mit einer der Frauen, sind hier

bildlich zusammengefaßt. Brinkmann irrt also, wenn er meint, dass hier außer Till

eine weitere Person die altmodische Zaddeltracht trägt.315

In Anbetracht der Tatsache, dass mit dem Holzschnitt zu Historie 23 ein qualitativhochwertiger und auf eine Schmied-Geschichte passender, wenn auch zerbrochener,

aber immerhin noch druckfähiger Holzstock vorlag, stellt sich die Frage, weshalb

dieser nicht zweimal zum Einsatz kam. Die aktive Darstellung Eulenspiegels im Ge-

spräch mit mehr als einer Person muß ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass die-

ser Holzschnitt im Buch belassen wurde. Der Geschehnisverlauf konnte auf diese 313 Illustration Nr. 309, 1505, 4,2 x 3,7 cm, abgebildet bei Schreyl, Hans Schäufelein, Dasdruckgraphische Werk, 1990, a. a. O..314 Schreyl, a. a. O., S. 78.315 Brinkmann (1982), a. a. O., S. 50.

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Weise sicher besser erinnert werden, wenn es auch unmöglich ist, aus dem Holz-

schnitt allein auf den Inhalt der Geschichte zu schließen.

Der Sinn des Holzschnittes besteht einzig darin, das geschriebene Wort bildhaft zu-

sammenzufassen.

Historie 47

Die Darstellung zeigt Eulenspiegel, der gerade den offenbar noch lebenden Hundunterrührt, während der heimkehrende Brauer fragend auf den Siedetrog deutet.

Die Historie berichtet jedoch, dass Till allein war, während der Hund verkocht wur-

de, dann die Magd dazukam, die schon nur noch das Gerippe aus dem Trog schöpfen

konnte, und erst danach der Brauer vom Tanz nach Hause kam. Die Handlung ist al-

so gerafft dargestellt. Auf die Darstellung der Magd wird ganz verzichtet.

Die Darstellung zeigt keine über die Freiheit bei der zeitlichen Anordnung hinausge-hende Eigenheiten. Sie paßt zur Geschichte, bereichert diese aber nicht.

8.3.3.1 Ergebnis

Das Gros der Holzschnitte im Eulenspiegelbuch S 1515, also alle Holzschnitte bis

auf diejenigen, die von Hans Baldung Grien und Hans Leu gerissen wurden, zeichnetsich nicht nur durch mäßige Qualität aus, sondern bietet dem Betrachter über die

Darstellung einer zentralen Szene der Historie hinaus auch keine weitere Informati-

on. Die Illustrationen sind passend und offenbar extra für den Eulenspiegel ge-

schnitten worden, jedoch dienen sie bestenfalls als Erinnerungshilfe für den bereits

bekannten Text, denn aus der Betrachtung der Holzschnitte allein sind die Historien

nicht zu verstehen. Andererseits steuern sie dem Text keine eigenen Informationenbei, sie sind nicht zu deuten, locken den Betrachter nicht, sie zu enträtseln, sondern

übersetzen lediglich einzelne Verse der Historie ins Bildliche. Dabei setzen sich die

Reißer mitunter über die vorgegebene Chronologie hinweg, raffen also das zeitlich

Geschehen im Bild zusammen, bzw. ergänzen das Bild um Merkmale, die für das

Erinnern der Geschichte notwendig sind (z. B. die Flügel in Historie 14).

Darüber hinaus sind sie wenig dekorativ, was einerseits dem Talent der Reißer ge-schuldet sein kann, möglicherweise aber auch einen Hinweis auf ihren Zweck gibt,

der dann weniger in der Befriedigung eines ästhetischen Bedürfnisses zu liegen

scheint, als vielmehr in dem Wunsch oder der Notwendigkeit, jede Historie durch ei-

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nen eigenen Holzschnitt schnell ins Gedächtnis rufen zu können. Dafür spricht auch

die Tatsache, dass selbst Historien, die ihrem Inhalt nach ähnlich sind und entspre-

chend auch sehr ähnlich bebildert wurden, über jeweils einen eigenen Holzschnitt

verfügen. So z. B. wie oben aufgeführt bei den Historien, in denen Eulenspiegel sein

Pferd beschlagen läßt (Historien 41 und 23) als auch für Historien, die Tills Aufent-

halt bei einem Schmied betreffen (39 und 40) sowie für die Historien 28 und 31, indenen Eulenspiegel vor einer größeren Zuhörerschaft spricht bzw. predigt.

8.3.3.4 Zur Frage der Authentizität der Stadtansichten

Auf dem Holzschnitt der Historie 73 glaubt Hucker den Braunschweiger Altstadt-

markt anhand eines Gemäldes mit dem Marktbrunnen genau identifizieren zu kön-nen316. Schulz-Grobert hält überzeugend dagegen.317

Darüber hinaus soll es mein Thema nicht sein, die Authentizität der einzelnen Bilder

zu überprüfen. Da ich zudem oben eine stilistische und kompositorsiche Abhängig-

keit großer Teile des Illustrationszyklus von der Werkstatt Hans Baldung Griens in

Straßburg dargelegt habe, erübrigt sich die Thematik.

8.4 Fazit

So sehr die oben durch Kleinschmidt betonte stärkere Gewichtung des visuellen Me-

diums für die satirische Flugblattpublizistik des 16. und 17. Jahrhunderts oder für

Werke wie das Narrenschiff gelten mag, so sehr scheint sich doch für den Eulenspie-

gel eine Verschiebung zugunsten des Textes konstatieren zu lassen, der in seinerAussagekraft die Bilder bei weitem übertrifft. Aus den „darstellerisch recht unbehol-

fenen Texten“ werden darstellerisch recht unbeholfene Abbildungen.

Anders als z. B. in den Fabelsammlungen von Posthius und Schopper 1566 können

die sowieso nur spärlich auftauchenden Inkongruenzen zwischen Bildelementen

und Textaussage im Eulenspiegel nicht als emblematische Rätsel verstanden wer-den, die den Leser auf eine intellektuell anregende Spurensuche führen sollen.318

316 Hucker (1986), a. a. O., S. 6.317 Vgl.Schulz-Grobert (1999), a. a. O., S. 244 ff.

318 Vgl. Cramer, Thomas. Fabeln als emblematisches Rätsel. Vom Sinn der Illustrationen inden Fabelsammlungen von Posthius und Schopper, 1566. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte

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Die Illustrationen des Eulenspiegel enthalten durchgehend kein über den Text hi-

nausweisendes Sinnpotential, meiner Ansicht nach gilt das auch für die Illustration

von Hans Baldung Grien und Hans Leu.

Alle Illustrationsgruppen weisen eine Wörtlichkeit des Illustrierens auf, die beinah

schon eine Parallele zum Wörtlichnehmen Eulenspiegels darstellt.Das Gros der Holzschnitte kann günstigstenfalls als durchschnittlich, sicher jedoch

nicht als herausragend bezeichnet werden und auch die Arbeiten Hans Baldung

Griens und Hans Leus bilden hier nur bezüglich der größeren stilistischen Fähigkei-

ten der Reißer eine Ausnahme. Inhaltlich verbleiben auch sie textnah und unfrei und

vermögen es nicht, den Text um einen eigenen Informationsgehalt zu bereichern,

wenn sie ihn auch origineller zusammenfassen. Auch der Ersetzungprozeß der Illust-rationen, dessen Resultat uns in den zwölf Holzschnitten im Querformat vorliegt, war

offenbar nicht auf eine Angleichung der Gewichtung von Text und Bild ausgerichtet.

Insgesamt liegt mit dem Eulenspiegel sicher kein graphisches Meisterwerk vor. Ein

Befund, der durch die wohl tatsächlich sinnfreie Auswahl dr Randleisten bestätigt

wird.

Der folgende Befund Kleinschmidts scheint sich für den Eulenspiegel zu bestätigen:

„Das illustrierte Buch dient im frühen 16. Jahrhundert zumal, aber auch darüber hinaus alsMittel, die Textlektüre zu ergänzen. Neben dem analphabetischen Benutzer vermochte aberauch der Leser Nutzen aus der Bebilderung zu ziehen. Die Verbindung von Text und Bilddient einer Präzisierung und Kommentierung der Aussage. Die Bildlichkeit des Textes wirdvom eigenen Darstellungsgehalt der Illustrationen ergänzt und überlagert. Die Komplexitätzwischen Bild und Text, wie sie vor dem Hintergrund einer pictura poesis –Diskussion oderim Umfeld allegorisch-emblematischer Konzepte voll ausgelotet wurde, ist indes in alle Re-gel nur im gelehrten Bereich ausgeschöpft worden. Der volkssprachliche Buchraum begnügtsich, von Ausnahmen wie etwa dem Theuerdank oder dem Narrenschiff abgesehen, zumeistmit einer wenig differenzierten Bild- und Textwirkung.“319

Die Illustrationen des Eulenspiegel gehen, egal von welchem Reißer sie stammen,keine Wechselwirkung mit dem Text ein. Sie sind diesem untergeordnet und haben

lediglich die Funktion, ein rasches Erinnern zu ermöglichen bzw. den Texteinstieg

durch Erinnern zu erleichtern. Lediglich den Holzschnitten von Hans Baldung Grien

und Hans Leu, die sich in ihrer Qualität vom Rest der Illustrationen abheben, ist zu-

sätzlich eine ästhetische Komponente eigen.

des nichtlinearen Lesens. In: Horst Wenzel (Hg.). Audiovisualität vor und nach Gutenberg.Wien: 2001. S. 133-157.

319 Kleinschmidt, Erich. Stadt und Literatur in der frühen Neuzeit. Köln, Wien: 1982.

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Die eingangs aufgeworfene Frage, ob der Verfasser den Reißern bei der Bildkonzep-

tion beratend zur Seite stand‚ ob er ihnen also visierliche Angebungen‘ erteilte,

scheint für den Eulenspiegel verneint werden zu müssen. Die Holzschnitte aller

Illustrationsgruppen sind so textnah entworfen, dass eine derartige Beratung schlicht

nicht notwendig war.

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9. Schluss

Die vorliegende Arbeit hat sich zunächst mit der inhomogenen Illustrierung des frü-hen Eulenspiegeldruckes S 1515 auseinandergesetzt, die auf verschiedene beteiligte

Reißer hindeutete. Insgesamt ließen sich fünf Gruppen unterscheiden.

Da einige Holzschnitte der Gruppe C deutliche Parallelen zu Holzschnitten aus der

von Baldung gefertigten Gruppe aufweisen, ist es wahrscheinlich, dass die Herstel-

lung der Holzschnitte dieser Gruppe zeitlich gesehen nach derjenigen Baldungs er-folgte, d. h. nach dessen Vorlage oder durch Baldungs Unterstützung in seiner am

Druckort Straßburg angesiedelten Werkstatt.

Unter anderem aufgrund stilistischer Details und der der Satzspiegelbreite des Bu-

ches besser angepassten Verwendung eines Querformates konnten die Holzschnitte

der Gruppe B im Vergleich zu allen anderen Illustrationen als etwas jünger eingestuftwerden. Die Arbeiten dieser Gruppe sind wohl um 1510/11 entstanden

Wegen ihrer stilistischen Qualität, die eine direkte Abhängigkeit von Baldung erken-

nen läßt, können diese Arbeiten nur in Kenntnis des Oeuvres Baldungs entstanden

sein, wahrscheinlich in direktem Zusammenhang mit dessen Werkstatt in Straßburg.

Zusammen mit den oben erwähnten Illustrationen der Gruppe C und den von Bal-

dung selbst gerissenen Holzschnitten ist also der Ursprung eines Großteils der Illust-

rationen des Eulenspiegelbuches im direkten Zusammenhang mit der Straßburger

Werkstatt Baldungs zu vermuten. D. h., die Illustrationen sind trotz mehrerer Künst-

lerhände in einem engeren zeitlichen und geographischen Zusammenhang entstan-

den. Weshalb verschiedene Künstler beauftragt wurden, ist nicht geklärt, denkbarwäre aber immerhin, dass Grieninger (bzw. Baldung) durch die Beschäftigung meh-

rerer Reißer für die Bebilderung des Werkes der im Text dargelegten persönlichen

und motivischen Variationsbreite des Protagonisten eine äußere Gestalt verlieh.

Die Holzschnitte der Gruppe B konnten auf stilkritischen Wege als Arbeiten des

Schweizer Künstlers Hans Leu d. J. erkannt werden, von dem es zu dieser Zeit keineschriftlichen Nachrichten gibt. Man geht allgemein von Wanderjahren aus. Eine bis-

lang lediglich vermutete Lehrzeit bei Baldung scheint durch seine Arbeiten für den

Eulenspiegel nunmehr gesichert. Leu war offenbar bereits 1510/11 in Baldungs

Straßburger Werkstatt tätig.

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Die Zuschreibung der zwölf Holzschnitte an Hans Leu ermöglicht es also, dessen

Wanderjahre räumlich und zeitlich zu präzisieren.

Zudem konnten dem Oeuvre Hans Leus Arbeiten aus den Jahren 1510/11 zugeord-

net werden, aus denen mit Ausnahme einer einzigen stark von Dürer beeinflußten

Federzeichnung von 1510 bislang nichts bekannt war.

Durch die Arbeit mit dem Eulenspiegeldruck S 1510/11 im Besitz von Prof. Hucker

konnte (wenn auch vorerst ohne belegendes Abbildungsmaterial) nachgewiesen wer-

den, dass in allen vier Drucken dieselben Holzstöcke verwendet wurden. Darüber

hinaus konnte anlässlich der Arbeit mit den vier Frühdrucken (S 1510/11 Honegger,

S 1510/11 Hucker, S 1515 und S 1519) aufgrund der eindeutig zu verfolgenden zu-

nehmenden Fehlerhaftigkeit und Abnutzung der Holzstöcke nachgewiesen werden,dass die Frühdatierung des Exemplares Hucker zu Recht erfolgte. Beide Drucke der

Ausgabe S 1510/11 stimmen so sehr überein, dass von derselben Auflage ausgegan-

gen werden kann, bzw.von der Möglichkeit, da im Exemplar Hucker zwei Fehler des

Textes aus dem Exemplar Honegger, welches zudem auf schlechtem Papier gedruckt

wurde, korrigiert sind, letzteres den Andruck des Exemplares Hucker darstellt.

Die Arbeit mit dem Exemplar S 1510/11 von Prof. Hucker erlaubte die Beschreibung

zweier bislang unveröffentlichter Holzschnitte aus dem alten Bestand, die in den

nachfolgenden Auflagen nicht mehr abgedruckt wurden.

Meine stichpunktartigen Überlegungen zu dem Text-Bild-Verhältnis des Druckes er-

gaben, dass eine „Gleichberechtigung“ von Text und Bild in keinem Fall gegeben ist,die Gewichtung des Textes übertrifft bei weitem die des Bildes, das über keine eige-

ne Aussage verfügt.

Inkongruenzen zwischen Text und Bild, die darauf hinweisen könnten, dass es etwas

zu enträtseln gilt, sind spärlich und erweisen sich in der Regel lediglich als Mittel,

um das im Text dargestellte Geschehen optisch nachvollziehbar zu machen. Neues

Sinnpotential wird durch die Illustrationen nicht eingebracht.Dieser Befund gilt nicht nur für die offenbar weniger begabten Künstler, sondern

auch für Hans Baldung Grien und Hans Leu, wobei diese ihrer Aufgabe, die Historie

pointiert zu illustrieren, zwar ideenreicher nachkommen, jedoch auch nicht über sie

hinausgehen.

Funktion der Illustrationen scheint lediglich zu sein, ein rasches Erinnern der ihnen

nachgestellten Texte zu ermöglichen. Einen Ersatz für die Texte bieten sie nicht, dasie ohne ihn unverständlich bleiben. Zumindest streckenweise wird jedoch auch ein

ästhetisches Bedürfnis mit dem Einsatz der Illustrationen befriedigt worden sein.

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Mein Fazit: Das Werk mag populär gewesen sein, jedoch ist es nicht hochwertig im

Sinne einer differenzierten und auf hohem Niveau bereichernden Text-Bild-

Beziehung. Es gilt zu akzeptieren, dass dieses aus historischer Sicht durchaus inte-

ressante Produkt des Verlagswesens der Frühen Neuzeit mit einem hoch komplexen

Werk wie dem Narrenschiff nicht konkurrieren kann.

Wenn auch (mangels Vorhandensein) keine neue inhaltliche Dimension für die Holz-

schnitte geliefert werden konnte, so war es doch interessant, einige andere Rätsel des

Eulenspiegelbuches zu lösen. Viele andere bleiben offen.

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Anhang:

Die Holzschnitte der vier frühen Ausgaben

Diese Liste der Abbildungen und Randstücke versteht sich als Erweiterung und Er-gänzung der bei Schulz-Grobert (1999) angefügten Aufstellung in seinem Anhang,

S. 282-355.

Die Angabe über fehlende Holzschnitte in der Ausgabe S 1510/11/Hucker sind nur

auf die Originalblätter bezogen. Bekanntlich sind diesem Exemplar Blätter einer jün-

geren Ausgabe dazwischengeheftet worden. Diese Blätter und ihre Abbildungen

wurden bei der folgenden Aufstellung nicht berücksichtigt.

Titelblatt: S 1510/11/Hucker - fehlt.S 1510/11/Honegger - fehlt

S 1515 - Titelholzschnitt von Baldung.

S 1519 - Titelholzschnitt von Baldung.

1. Historie: S 1510/11/Hucker - Taufszene von Baldung, Pfarrerfigur links.S 1510/11/Honegger - fehlt

S 1515 – Taufszene von Baldung, arch. Randleiste rechts.

S 1519 – Taufszene von Baldung, abweichende arch. Randleiste links.

2. Historie: S 1510/11/Hucker - fehlt.S 1510/11/Honegger - fehlt.

S 1515 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.

S 1519 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.

3. Historie: S 1510/11/Hucker - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.S 1510/11/Honegger - fehlt.S 1515 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.

S 1519 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.

4. Historie: S 1510/11/Hucker - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.S 1510/11/Honegger - fehlt.

S 1515 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.S 1519 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.

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5. Historie: S 1510/11/Hucker - fehlt.S 1510/11/Honegger - fehlt.

S 1515 - Holzschnitt von Baldung, arch. Randleiste rechts.

S 1519 - Holzschnitt von Baldung, dieselbe arch. Randleiste links.

6. Historie: S 1510/11/Hucker - fehlt.S 1510/11/Honegger - fehlt.

S 1515 - Holzschnitt von Baldung, arch. Randleiste links.

S 1519 - Holzschnitt von Baldung, abweichende arch. Randleiste

rechts.

7. Historie: S 1510/11/Hucker - fehlt.S 1510/11/Honegger - fehlt.

S 1515 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.

S 1519 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.

8. Historie: S 1510/11/Hucker - Holzschnitt von Baldung, arch. Randleistelinks (Motiv wie S 1519)S 1510/11/Honegger - fehlt.

S 1515 - Holzschnitt von Baldung, arch. Randleiste rechts.

S 1519 - Holzschnitt von Baldung, arch. Randleiste links.

9. Historie: S 1510/11/Hucker - fehlt.S 1510/11/Honegger - fehlt.S 1515 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.

S 1519 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.

10. Historie: S 1510/11/Hucker - Holzschnitt von Baldung, arch. Randleistelinks (Motiv: wie S 1515 aber Quergebäude nach links laufend).S 1510/11/Honegger - fehlt.S 1515 - Holzschnitt von Baldung, arch. Randleiste links.

S 1519 - Holzschnitt von Baldung, abweichende arch. Randleiste

links.

11.Historie: S 1510/11/Hucker - Holzschnitt von Baldung, Pfarrerfigur links.S 1510/11/Honegger - fehlt.S 1515 - Holzschnitt von Baldung, Frauenfigur rechts.

S 1519 - Holzschnitt von Baldung, arch. Randleiste rechts.

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12. Historie: S 1510/11/Hucker - Holzschnitt von Baldung, Pfarrerfigur links.S 1510/11/Honegger - fehlt.

S 1515 - Holzschnitt von Baldung, Frauenfigur rechts.

S 1519 - Holzschnitt von Baldung, Figur in aufwendigem Mantel

links.

13. Historie: S 1510/11/Hucker - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.S 1510/11/Honegger - fehlt.

S 1515 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.

S 1519 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.

14. Historie: S 1510/11/Hucker - Illustration Eulenspiegel mit Flügeln, arch.Randleiste rechts (Motiv wie S 1515 aber Quergebäude nachrechts laufend)S 1510/11/Honegger - fehlt.

S 1515 - Illustration Eulenspiegel mit Flügeln, arch. Randleiste rechts.

S 1519 - Illustration Eulenspiegel mit Flügeln, von S 1515 abwei-chende arch. Randleiste rechts.

15. Historie: S 1510/11/Hucker - Eulenspiegel am Krankenbett, arch. Randleis-te links.S 1510/11/Honegger - fehlt.

S 1515 - Eulenspiegel am Krankenbett, ident. Randleiste links.S 1519 - Eulenspiegel am Krankenbett, ident. Randleiste links.

16. Historie: S 1510/11/Hucker - Neuer, bislang unbekannter Holzschnitt. Klei-nes Format, arch. Randleiste an der linken Seite (Motiv wie S1515). Zu sehen ist in einem angedeuteten (Innen?)-raum mitTürbogen zum nächsten Raum ein nacktes Kind, welches offenbarauf einem Topf oder Stühlchen sitzt. Es scheint etwas Kot an derSeite angedeutet zu sein. Vor dem Kind steht Eulenspiegel in Zad-deltracht und mit Zaddelschuhen und erklärt dem Kind gestischetwas. Seine Frisur ist leider durch Ausmalung mit schwarzerTinte fast unkenntlich, aber er scheint zur Gruppe der Darstel-lungen Eulenspiegels mit dem fransig abstehenden Haar zu gehö-ren. 7Die gesamte Illustration ist leider durch Tintenkleckse starkverderbt.S 1510/11/Honegger - fehlt.

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S 1515 - Illustration zu Historie 52, arch.Randleiste rechts.

S 1519 - Illustration zu Historie 18, von S 1515 abweichende arch.

Randleiste links.

17. Historie: S 1510/11/Hucker - Eulenspiegel und die fliehenden Kranken,arch. Randleiste mit Quergebäude nach rechts laufen, links ange-legt.S 1510/11/Honegger - fehlt.

S 1515 - Eulenspiegel und die fliehenden Kranken, von S

1510/11/Hucker - abweichende arch. Randleiste (Quergeb. nach links

laufend), rechts angelegt.

S 1519 - Eulenspiegel und die fliehenden Kranken, abweichende arch.Randleiste links.

18. Historie: S 1510/11/Hucker - Eulenspiegel mit Broten und Hunden, arch.Randleiste wie in S 1519.S 1510/11/Honegger - fehlt.

S 1515 - Eulenspiegel mit Broten und Hunden, arch. Randleiste links.S 1519 - Eulenspiegel mit Broten und Hunden, von S 1515 abwei-

chende arch. Randleiste links.

19. Historie: S 1510/11/Hucker - Eulenspiegel als Bäcker, arch. Randleiste wiein S 1519.S 1510/11/Honegger - fehlt.S 1515 - Eulenspiegel als Bäcker, gleiche Randleiste wie in S

1510/11/Hucker und S 1519, aber rechts angelegt.

S 1519 - Eulenspiegel als Bäcker, arch. Randleiste links.

20. Historie: S 1510/11/ - Eulenspiegel siebt Mehl in den Hof, arch. Randleistewie in S 1519, links, steht aber hier auf dem Kopf!S 1510/11/Honegger - fehlt.

S 1515 - Eulenspiegel siebt Mehl in den Hof, abweichende arch.

Randleiste rechts.

S 1519 - Eulenspiegel siebt Mehl in den Hof, arch. Randleiste links.

21. Historie: S 1510/11/Hucker - Eulenspiegel als Reiter, arch. Randleiste wie inS 1515S 1510/11/Honegger - fehlt

S 1515 - Eulenspiegel als Reiter, arch. Randleiste links

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S 1519 - Eulenspiegel als Reiter, von S 1515 abweichende arch.

Randleiste links.

22. Historie: S 1510/11 /Hucker - Trompeter von Baldung, arch. Randleiste mitgroßem Tor und nach links weisendem Quergebäude, links ange-legtS 1510/11 / Honegger - fehltS 1515 - Baldungs Trompeter, Randleiste mit Tor und nach rechts ab-

gehendem Wuergebäude, links angelegt

S 1519 - Baldungs Trompeter, Randleiste wie S 1510/11 / Hucker, a-

ber rechts angelegt.

23. Historie: S 1510/11 / Hucker - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d.J. Hier noch nicht zerbrochen!S 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.

S 1519 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J.

24. Historie: S 1510/11 / Hucker - Eulenspiegel beim König von Polen,arch.Randleiste rechts, Tor mit Quergebäude nach links weisendS 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 - Eulenspiegel beim König von Polen, arch.Randleiste rechts,

Tor mit Quergebäude nach rechts weisend

S 1519 - Eulenspiegel beim König von Polen, abweichende

arch.Randleiste rechts

25.Historie: S 1510/11 / Hucker - Eulenspiegel steht im Bauch seines Pferdes,arch.Randleiste wie in S 1515, auch links angelegtS 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 - Eulenspiegel steht im Bauch seines Pferdes, arch.Randleiste

linksS 1519 - Eulenspiegel steht im Bauch seines Pferdes, abweichende

arch. Randleitste links

26. Historie: S 1510/11 / Hucker - Eulenspiegel im Karren voll Erde, rechts an-gelegte arch. Randleiste wie in S 1515S 1510/11 / Honegger - fehltS 1515 - Eulenspiegel im Karren voll Erde, arch. Randleiste rechts

S 1519 - Eulenspiegel im Karren voll Erde, abweichende arch. Rand-

leiste rechts.

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27. Historie: S 1510/11 / Hucker Eulenspiegel beim Landgrafen von Hessen,arch. Randleiste wie S 1519S 1510/11 / Honegger fehlt

S 1515 Eulenspiegel beim Landgrafen von Hessen, arch. Randleiste

links angelegt

S 1519 Eulenspiegel beim Landgrafen von Hessen, ident. arch. Rand-leiste rechts angelegt.

28. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel wird befragt, Randleiste wie imFragment HoneggerS 1510/11 / Honegger Eulenspiegel wird befragt, Pfarrerfigur rechts

S 1515 Eulenspiegel wird befragt, arch. Randleiste rechtsS 1519 Eulenspiegel wird befragt, von S 1515 abweichende arch.

Randleiste rechts

29. Historie: S 1510/11 / Hucker – Holzschnitt im Querformat von Hans LeuS 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 Holzschnitt im Querformat von Hans LeuS 1519 Holzschnitt im Querformat von Hans Leu

30. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel wäscht Pelze, arch. Randleistewie in S 1515 und S 1519S 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 - Eulenspiegel wäscht Pelze, arch. Randleiste rechtsS 1519 - Eulenspiegel wäscht Pelze, ident. arch. Randleiste rechts

31. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel predigt, Randleiste mit großemTorbogen und nach links abgehendem Quergebäude; links ange-legt.S 1510/11 / Honegger - fehltS 1515 – Eulenspiegel predigt, arch. Randleiste rechts angelegt

S 1519 – Eulenspiegel predigt, abweichende arch. Randleiste rechts

angelegt.

32. Historie S 1510/11 / Hucker- Holzschnitt im Querformat von Hans LeuS 1510/11 / Honegger - fehltS 1515 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu

S 1519 - Holzschnitt im Querformat von Hans Leu

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33. Historie S 1510/11 / Hucker - Eulenspiegel ißt für Geld, Randleiste wie in S1511/11 HoneggerS 1510/11 / Honegger - Eulenspiegel ißt für Geld, arch.Randleiste

links

S 1515 - Eulenspiegel ißt für Geld, abweichende arch. Randleiste

rechtsS 1519 - Eulenspiegel ißt für Geld, arch. Randleiste links wie S

1510/11 und S 1519

34. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel beim Papst, arch. Randleistelinks wie S 1510/11/Honegger und S 1515S 1510/11 / Honegger – Eulenspiegel beim Papst, arch. Randleistelinks

S 1515 – Eulenspiegel beim Papst, arch. Randleiste links

S 1519 – Eulenspiegel beim Papst, abweichende arch. Randleiste links

35. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel verkauft Prophetenbeeren,arch. Randleiste wie in S 1515, auch rechts angelegtS 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 - Eulenspiegel verkauft Prophetenbeeren, arch. Randleiste

rechts

S 1519 - Eulenspiegel verkauft Prophetenbeeren, abweichende arch.

Randleiste rechts

36. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel und die Bäuerin, Randleiste wiein S 1515S 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel und die Bäuerin, arch. Randleiste rechts

S 1519 – Eulenspiegel und die Bäuerin, abweichende arch. Randleiste

rechts

37. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel mit der Wurst, arch. Randleistelinks angelegt, großer Torbogen mit Quergebäude nach rechtsS 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 - Eulenspiegel mit der Wurst, abweichendes arch. Randstück

rechtsS 1519 - Eulenspiegel mit der Wurst, abweichendes arch. Randstück

links

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38. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel beim Pfarrer, Randleiste wie inS 1510/11/Honegger und S 1515, auch rechts angelegtS 1510/11 / Honegger - Eulenspiegel beim Pfarrer, arch. Randleiste

rechts

S 1515 - Eulenspiegel beim Pfarrer, arch. Randleiste rechts

S 1519 - Eulenspiegel beim Pfarrer, abweichende arch. Randleisterechts

39. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel schultert den Blasebalg, arch.Randleiste links, Torbogen mit Quergebäude nach linksS 1510/11 / Honegger fehlt

S 1515 – Eulenspiegel schultert den Blasebalg, arch. Randleisterechts, Tor mit Quergebäude nach rechts laufend

S 1519 – Eulenspiegel schultert den Blasebalg, abweichende arch.

Randleiste links.

40. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel als Schmied, Randleiste linkswie in S 1510/11/HoneggerS 1510/11 / Honegger - Eulenspiegel als Schmied, arch. Randleiste

links

S 1515 - Eulenspiegel als Schmied, abweichende arch. Randleiste

links

S 1519 - Eulenspiegel als Schmied, abweichende arch. Randleiste

rechts.

41. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel beim Schmied, Randleiste linkswie S 1515 und S 1519S 1510/11 / Honegger fehlt

S 1515 – Eulenspiegel beim Schmied, arch. Randleiste links

S 1519 – Eulenspiegel beim Schmied, arch. Randleiste links

43. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel als Schuhmacher, arch. Rand-leiste rechts wie in S 1515S 1510/11 / Honegger fehlt

S 1515 – Eulenspiegel als Schuhmacher, arch. Randleiste rechts

S 1519 Eulenspiegel als Schuhmacher, abweichende arch. Randleisterechts

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146

44. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel kocht Suppe, arch. Randleistelinks, Tor mit Quergebäude nach rechtsS 1510/11 / Honegger fehlt

S 1515 - Eulenspiegel kocht Suppe, arch. Randleiste links, Tor mit

Quergeb. nach links

S 1519 - Eulenspiegel kocht Suppe, abweichende arch. Randleistelinks

45. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel und der gespickte Stiefel,Randleiste links, wie S 1510/11/HoneggerS 1510/11 / Honegger - Eulenspiegel und der gespickte Stiefel, arch.

Randleiste links, Torbogen mit Quergebäude nach rechts laufendS 1515 - Eulenspiegel mit dem Hundefell, arch. Randleiste links, Tor-

bogen mit Quergebäude nach links laufend

S 1519 - Eulenspiegel und der gespickte Stiefel, abweichende arch.

Randleiste links

46. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel und der Schuhmacher, Rand-leiste rechts wie in S 1510/11/HoneggerS 1510/11 / Honegger - Eulenspiegel und der Schuhmacher, arch.

Randleiste rechts

S 1515 Eulenspiegel - und der Schuhmacher, abweichende arch.

Randleiste rechts

S 1519 Eulenspiegel - und der Schuhmacher, arch. Randleiste rechtswie in S 1515

47. Historie: S 1510/11 / Hucker - fehltS 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel kocht den Hund, arch. Randleiste rechts

S 1519 - Eulenspiegel kocht den Hund, abweichende arch. Randleistelinks

48. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel schneidert einen Wolf, arch.Randleiste links, wie S 1510/11/Honegger und S 1519S 1510/11 / Honegger - Eulenspiegel schneidert einen Wolf, arch.

Randleiste linksS 1515 - Eulenspiegel schneidert einen Wolf, abweichende arch.

Randleiste links

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147

S 1519 - Eulenspiegel schneidert einen Wolf, arch. Randleiste links

wie S 1510/11/Honegger und S 1510/11/Hucker

49. Historie: S 1510/11 / Hucker – Die Schneider fallen vom Laden, arch.Randleiste rechts, wie S 1510/11/HoneggerS 1510/11 / Honegger - Die Schneider fallen vom Laden, arch. Rand-leiste rechts

S 1515 - Die Schneider fallen vom Laden, abweichende arch. Rand-

leiste rechts

S 1519 - Die Schneider fallen vom Laden, abweichende arch. Rand-

leiste links

50. Historie: S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel erklärt den Schneidern Nadelund Faden, arch. Randleiste links wie in S 1515S 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 - Eulenspiegel erklärt den Schneidern Nadel und Faden, arch.

Randleiste links

S 1519 - Eulenspiegel erklärt den Schneidern Nadel und Faden, ab-weichende arch. Randleiste links

51. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel auf dem Dach, arch. Randleisterechts, Torbogen mit Quergebäude nach rechtsS 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 Eulenspiegel auf dem Dach, arch. Randleiste rechts, Torbogenmit Quergebäude nach links

S 1519 Eulenspiegel auf dem Dach, abweichende arch. Randleiste

links,

52. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel defäkiert ins Zimmer, arch.Randleiste rechts wie in S 1515S 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 - Eulenspiegel defäkiert ins Zimmer, arch. Randleiste rechts

S 1519 - Eulenspiegel defäkiert ins Zimmer, abweichende arch.

Randleiste links

53. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel schläft in den Pelzen, arch.Randleiste links wie in S 1510/11/HoneggerS 1510/11 / Honegger – Eulenspiegel schläft in den Pelzen, arch.

Randleiste links

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S 1515 – Eulenspiegel schläft in den Pelzen, gleiche arch. Randleiste

rechts

S 1519 – Eulenspiegel schläft in den Pelzen, abweichende

arch.Randleiste links

54. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel und der Wolf, arch. Randleistelinks wie in S 1519S 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel und der Wolf, abweichende arch. Randleiste

links

S 1519 – Eulenspiegel und der Wolf, architektonische Randleiste links

55. Historie S 1510/11 / Hucker - – Eulenspiegel erklärt den Schneidern Nadelund Faden, arch. Randleiste rechts wie in S 1515 und S 1519S 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel erklärt den Schneidern Nadel und Faden, arch.

Randleiste rechts

S 1519 – Eulenspiegel erklärt den Schneidern Nadel und Faden, arch.Randleiste rechts

56. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel verheizt die Möbel, arch.Randleiste rechts, großes Tor mit Quergebäude nach linksS 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel verheizt die Möbel, abweichende arch. Rand-leiste links,

S 1519 – Eulenspiegel verheizt die Möbel, abweichende arch. Rand-

leiste links

57. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel erwirbt Wein, arch. Randleisterechts wie in S 1515S 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 - Eulenspiegel erwirbt Wein, arch. Randleiste rechts

S 1519 - Eulenspiegel erwirbt Wein, gleiche arch. Randleiste, aber

links angelegt

58. Historie S 1510/11 / Hucker – Neuer, bislang unbekannter Holzschnitt:Eulenspiegel vor dem Pranger, arch. Randleiste links, Tor mitQuergebäude nach rechtsS 1510/11 / Honegger - fehlt

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S 1515 – Querformat von Hans Leu

S 1519 - Eulenspiegel beim Landgrafen von Hessen (sein Bild erklä-

rend), abweichende arch. Randleiste links

59. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel bestellt eine übergroße Tasche,arch. Randleiste rechts, Torbogen mit Quergebäude nach rechtsS 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 - Eulenspiegel bestellt eine übergroße Tasche, abweichende

arch. Randleiste rechts

S 1519 - Eulenspiegel bestellt eine übergroße Tasche, abweichende

arch.Randleiste links

60. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel beim Metzger, arch. Randleistelinks wie in S 1515S 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel beim Metzger, arch.Randleiste links

S 1519 – Eulenspiegel beim Metzger, abweichende arch. Randleiste

links

61. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel beim Metzger, arch. Randleisterechts, Torbogen mit Quergebäude nach linksS 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel beim Metzger, abweichende arch. Randleiste

rechtsS 1519 – Eulenspiegel beim Metzger, arch. Randleiste rechts wie in S

1515

62. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel bohrt Löcher in einen Tisch,arch. Randleiste rechts wie in S 1515 und S 1519S 1510/11 / Honegger - fehltS 1515 - Eulenspiegel bohrt Löcher in einen Tisch, arch. Randleiste

rechts

S 1519 - Eulenspiegel bohrt Löcher in einen Tisch, arch. Randleiste

rechts

63. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel als Brillenmacher, arch. Rand-leiste rechts wie in S 1515S 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel als Brillenmacher, arch. Randleiste rechts

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150

S 1519 – Eulenspiegel als Brillenmacher, abweichende arch. Rand-

leiste links

64. Historie S 1510/11 / Hucker - Holzschnitt im Querformat von Hans LeuS1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. JS 1519 Holzschnitt im Querformat von Hans Leu d. J

65. Historie S 1510/11 / Hucker - fehltS 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 Eulenspiegel und der Pferdekäufer, arch.Randleiste links

S 1519 Eulenspiegel und der Pferdekäufer, abweichende arch. Rand-leiste links

66. Historie S 1510/11/Hucker - fehltS 1510/11/Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel und der Pfeifenmacher, arch. Randleiste rechts

S 1519 – Eulenspiegel und der Pfeifenmacher, abweichende arch.Randleiste links

67. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel und die alte Bäuerin am Fluß,Illustration wie in S 1519, arch. Randleiste rechts, großes Tor mitQuergebäude nach rechtsS 1510/11 / Honegger - fehltS 1515 Eulenspiegel und die Bäuerin, Illustration wie zu Historie 36,

abweichende arch. Randleiste rechts

S 1519 Eulenspiegel und die alte Bäuerin am Fluß, abweichende arch.

Randleiste rechts

68. Historie S 1510/11 / Hucker – Holzschnitt im Querformat von Hans LeuS 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 – Holzschnitt im Querformat von Hans Leu

S 1519 – Holzschnitt im Querformat von Hans Leu

69. Historie S 1510/11/Hucker - fehltS 1510/11/Honegger - fehltS 1515 – Eulenspiegel defäkiert in die Badestube, arch.Randleiste

rechts

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151

S 1519 - Eulenspiegel defäkiert in die Badestube, abweichende

arch.Randleiste rechts

70. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel kauft Milch von den Landfrau-en, Randleiste mit Pfarrerfigur linksS 1510/11 / Honegger - fehltS 1515 Eulenspiegel kauft Milch von den Landfrauen, arch. Rand-

leiste rechts

S 1519 Eulenspiegel kauft Milch von den Landfrauen, abweichende

arch. Randleiste links

71. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel und die Blinden, arch. Rand-leiste links, großes Tor mit Quergebäude nach rechtsS 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 - Eulenspiegel und die Blinden, abweichende arch. Randleiste

rechts

S 1519 - Eulenspiegel und die Blinden, abweichende arch. Randleiste

links

72. Historie S 1510/11/Hucker - fehltS 1510/11/Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel begießt einen Braten aus seinem Hintern, arch.

Randleiste links

S 1519 Eulenspiegel begießt einen Braten aus seinem Hintern, gleichearch. Randleiste , aber rechts angelegt.

73. Historie S 1510/11/Hucker - fehltS 1510/11/Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel sät Steine, Figur in Rüstung links

S 1519 – Eulenspiegel sät Steine, arch. Randleiste links

74. Historie S 1510/11/Hucker - fehltS 1510/11/Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel geht durch das Fenster, arch. Randleiste links

S 1519 - Eulenspiegel geht durch das Fenster, abweichende arch.

Randleiste links

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75. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel und die butternde Frau, arch.Randleiste rechts, Motiv wie in S 1519S 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 Eulenspiegel und die butternde Frau, Figur mit Turban links

S 1519 Eulenspiegel und die butternde Frau, arch. Randleiste links

76. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel verdirbt die gemeinsame Spei-se, arch. Randleiste links wie bei S 1515 und S 1519.S 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 Eulenspiegel verdirbt die gemeinsame Speise, arch. Randleiste

links.

S 1519 Eulenspiegel verdirbt die gemeinsame Speise, arch. Randleistelinks

77. Historie S 1510/11/Hucker - fehltS 1510/11/Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel schickt Gestank durch die Wand, arch. Rand-

leiste linksS 1519 - Eulenspiegel schickt Gestank durch die Wand, abweichende

arch. Randleiste links

78. Historie S 1510/11 / Hucker - Eulenspiegel und der Wolf, arch. Randleisterechts wie in S 1515 und S 1519S 1510/11 / Honegger - fehltS 1515 - Eulenspiegel und der Wolf, arch. Randleiste rechts

S 1519 - Eulenspiegel und der Wolf, arch. Randleiste rechts

79. Historie ohne Abbildung

80. Historie ohne Abbildung

81. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel defäkiert neben den Herd,arch. Randleiste links wie in S 1515S 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 Eulenspiegel defäkiert neben den Herd, arch. Randleiste links

S 1519 Eulenspiegel defäkiert neben den Herd, abweichende arch.Randleiste links

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82. Historie S 1510/11 / Hucker – Eulenspiegel zahlt mit einem Hundefell,arch. Randleiste rechts wie in S 1515S 1510/11 / Honegger - fehlt

S 1515 Eulenspiegel zahlt mit einem Hundefell (Abb. wie zu Hist.

45),arch. Randleiste rechts

S 1519 Eulenspiegel zahlt mit einem Hundefell, abweichende arch.Randleiste links

83. Historie S 1510/11/Hucker - fehltS 1510/11/Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel sitzt auf dem Rad, arch. Randleiste links

S 1519 – Eulenspiegel sitzt auf dem Rad, gleiche arch. Randleistelinks

84. Historie S 1510/11/Hucker - fehltS 1510/11/Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel setzt die Wirtin ins Feuer, arch.Randleiste

rechtsS 1519 - Eulenspiegel setzt die Wirtin ins Feuer, abweichende

arch.Randleiste links

85. Historie ohne Abbildung

86. Historie ohne Abbildung

87. Historie S 1510/11/Hucker - fehltS 1510/11/Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel überredet eine Marktfrau, ihr Geschirr zu zer-

schlagen, arch. Randleiste rechts

S 1519 - Eulenspiegel überredet eine Marktfrau, ihr Geschirr zu zer-schlagen, abweichende arch. Randleiste links

88. Historie ohne Abbildung

89. Historie S 1510/11/Hucker - fehltS 1510/11/Honegger - fehltS 1515 – Eulenspiegel läßt Mönche von der Treppe stürzen, arch.

Randleiste rechts

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154

S 1519 - Eulenspiegel läßt Mönche von der Treppe stürzen, abwei-

chende arch. Randleiste links

90. Historie ohne Abbildung91. Historie ohne Abbildung

92. Historie ohne Abbildung

93. Historie S 1510/11/Hucker - fehltS 1510/11/Honegger - fehlt

S 1515 – Eulenspiegel auf dem Sterbebett, arch. Randleiste rechts

S 1519 – Eulenspiegel auf dem Sterbebett, abweichende arch. Rand-leiste links

94. Historie S 1510/11/Hucker - fehltS 1510/11/Honegger - fehlt

S 1515 – Ein Schwein wirft Eulenspiegels Totenbahre um,

arch.Randleiste linksS 1519 – Ein Schwein wirft Eulenspiegels Totenbahre um, abwei-

chende arch.Randleiste links

95. Historie ohne Abbildung

96. Historie S 1510/11/Hucker - fehltS 1510/11/Honegger - fehlt

S 1515 - Epitaph

S 1519 – Epitaph

In der nachfolgenden Synopsis werden die Informationen nochmals in Form einerTabelle zusammengefasst.

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155

Synopsis

Schrägstriche (/) zeigen an, dass das Blatt in der entsprechenden Ausgabe fehlt.Die Pfeile links (<) und rechts (>) markieren die Seite, an der ein Randstück ange-legt wurde. Waagerechte Striche (-) dienen als Hinweis dafür, dass die betreffendeHistorie nicht illustriert wurde.

Hist. S 1510/11 Hu S 1510/11 Ho S 1515 S 1519

Titel / / HBG HBG

1. < HBG / HBG > < HBG

2. / / Leu Leu

3. Leu / Leu Leu

4. Leu / Leu Leu

5. / / HBG > < HBG

6. / / < HBG HBG >

7. / / Leu Leu

8. < HBG / HBG > < HBG

9. / / Leu Leu

10. < HBG / < HBG < HBG

11. < HBG / HBG > HBG >

12. < HBG / HBG > < HBG

13. Leu / Leu Leu

14. N. N. > / N. N. > N. N. >

15. < N. N. / < N. N. < N. N.

16. < N. N. diff. / N. N. diff. > < N. N. diff.

17. < N. N. / N. N. > < N. N.

18. < N. N. / < N. N. < N. N.

19. < N. N. / N. N. > < N. N.

20. < N. N. / N. N. > < N. N.

21. < N. N. / < N. N. < N. N.

22. < HBG / < HBG HBG >

23. Leu / Leu Leu

24. N. N. > / N. N. > N. N. >

25. < N. N. / < N. N. < N. N.

26. N. N. > / N. N. > N. N. >

27. N. N. > / < N. N. N. N. >

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156

Hist. S 1510/11 Hu S 1510/11 Ho S 1515 S 1519

28. N. N. > N. N. > N. N. > N. N. >

29. Leu / Leu Leu

30. N. N. > / N. N. > N. N. >

31. < N. N. / N. N. > N. N. >

32. Leu / Leu Leu

33. < N. N. < N. N. N. N. > < N. N.

34. < N. N. < N. N. < N. N. < N. N.

35. N. N. > / N. N. > N. N. >

36. N. N. > / N. N. > N. N. >

37. < N. N. / N. N. > < N. N.

38. N. N. > N. N. > N. N. > N. N. >

39. < N. N. / N. N. > < N. N.

40. < N. N. < N. N. < N. N. N. N. >

41. < N. N. / < N. N. < N. N.

42. Hist. fehlt Hist. fehlt Hist. fehlt Hist. fehlt

43. N. N. > / N. N. > N. N. >

44. < N. N. / < N. N. < N. N.

45. < N. N. < N. N. < N. N. diff. < N. N.

46. N. N. > N. N. > N. N. > N. N. >

47. / / N. N. > < N. N.

48. < N. N. < N. N. < N. N. < N. N.

49. N. N. > N. N. > N. N. > < N. N.

50. < N. N. / < N. N. < N. N.

51. N. N. > / N. N. > < N. N.

52. N. N. > / N. N. > < N. N.

53. < N. N. < N. N. N. N. > < N. N.

54 < N. N. / < N. N. < N. N.

55. N. N. > / N. N. > N. N. >

56. N. N. > / < N. N. < N. N.

57. N. N. > / N. N. > < N. N.

58. < N. N. / Leu < N. N. diff.

59. N. N. > / N. N. > < N. N.

60. < N. N. / < N. N. < N. N.

61. N. N. > / N. N. > N. N. >

62. N. N. > / N. N. > N. N. >

63. N. N. > / N. N. > < N. N.

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157

Hist. S 1510/11 Hu S 1510/11 Ho S 1515 S 1519

64. Leu / Leu Leu

65. / / < N. N. < N. N.

66. / / N. N. > < N. N.

67. N. N. > / N. N. diff. > N. N. >

68. Leu / Leu Leu

69. / / N. N. > N. N. >

70. < N. N. / N. N. > < N. N.

71. < N. N. / N. N. > < N. N.

72. / / < N. N. N. N. >

73. / / < N. N. < N. N.

74. / / < N. N. < N. N.

75. N. N. > / < N. N. < N. N.

76. < N. N. / < N. N. < N. N.

77. / / < N. N. < N. N.

78. N. N. > / N. N. > N. N. >

79. – – – –

80. – – – –

81. < N. N. / < N. N. < N. N.

82. N. N. > / N. N. > < N. N.

83. / / < N. N. < N. N.

84. / / N. N. > < N. N.

85. – – – –

86. – – – –

87. / / N. N. > < N. N.

88. – – – –

89. / / N. N. > < N. N.

90. – – – –

91. – – – –

92. – – – –

93. / / N. N. > < N. N.

94. / / < N. N. < N. N.

95. – – – –

96. / / Epitaph Epitaph

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158

Liste der Initialen in ihrer natürlichen Abfolge (S 1515)

A Vorrede

B 1. Hist.

A 2. Hist.

V 3. Hist.

I 4. Hist.

U 5. Hist.

L 6. Hist.

N 7. Hist.

A 8. Hist.

V 9. Hist.

B 10. Hist.

I 11. Hist.

A 12. Hist.

N 13. Hist.

B 14. Hist.

Z 15. Hist.

R 16. Hist.

V 17. Hist.

T 18. Hist.

D 19. Hist.

V 20. Hist.

V 21. Hist.

N 22. Hist.

E 23. Hist.

B 24. Hist.

I 25. Hist.

D 26. Hist.

A 27. Hist.

A 28. Hist.

V 29. Hist.

V 30. Hist.

I 31. Hist.

V 32. Hist.

M 33. Hist.

M 34. Hist.

N 35. Hist.

A 36. Hist.

Z 37. Hist.

B 38. Hist.

Z 39. Hist.

D 40. Hist.

V 41. Hist.

Historie 42 fehlt

E 43. Hist.

V 44. Hist.

C 45. Hist.

I 46. Hist.

Z 47. Hist.

A 48. Hist.

B 49. Hist.

C 50. Hist.

A 51. Hist.

E 52. Hist.

D 53. Hist.

G 54. Hist.

S 55. Hist.

I 56. Hist.

V 57. Hist.

L 58. Hist.

M 59. Hist.

V 60. Hist.

V 61. Hist.

B 62. Hist.

Z 63. Hist.

R 64. Hist.

S 65. Hist.

Z 66. Hist.

V 67. Hist.

G 68. Hist.

I 69. Hist.

S 70. Hist.

A 71. Hist.

A 72. Hist.

B 73. Hist.

E 74. Hist.

S 75. Hist.

G 76. Hist.

H 77. Hist.

I 78. Hist.

G 79. Hist.

L 80. Hist.

M 81. Hist.

N 82. Hist.

H 83. Hist.

B 84. Hist.

B 85. Hist.

R 86. Hist.

D 87. Hist.

V 88. Hist.

N 89. Hist.

E 90. Hist.

R 91. Hist.

M 92. Hist.

A 93. Hist.

N 94. Hist.

B 95. Hist.

E 96. Hist.

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Biografische Übersicht

Hans Baldung Hans Leu d. J.

*in Schwäbisch-Gmünd 1484/85

um 1490 *in Zürich als Sohn des MalersHans Leu d. Ä.

Beginn einer Malerlehre in Straßburg Um 1498

Beginn der Lehrzeit bei Dürer in Nürnberg Um 1503

Baldung leitet Dürers Werkstattwährend dieser nach Venedig reist

1505-1507

1508 bis1514

wohl auf Wanderschaft, da nicht in Zürichnachweisbar

Erwerb des Straßburger Bürgerrechts, Heiratmit Margarethe Herlin;

-Baldungs Eulenspiegel-Holzschnitte entstehen

1509

Ernennung zum Zunftmeister. 1510 Leus erste dat. und mit Init. bez. Arbeit starkvon Dürer beeinflußt, daher wohl zu dieser

Zeit in Nürnberg

1510-1511 Mitarbeiter der Werkstatt entwerfenweitere Illustrationen für den Eulenspiegel.

Spät. ab 1510/1511 bei Baldung inStraßburg.

Übersiedlung nach Freiburg 1512 Übersiedlung nach Freiburg

1514 spätestens in diesem Jahr ist Leu wieder inZürich, Erwerb des Bürgerrechts, balddanach Heirat mit Frau Margareth (?)

Haldenstein

1515 Teilnahme an der Schlacht inMarignano/Italien

Rückkehr nach Straßburg 1517

1519 Teilnahme als Söldner amWürttembergerzug

1526 Leu wird inhaftiert und gegen eineBürgschaft von 200 Gulden entlassen.

Um 1530 Heirat mit Veronika Geilingerin vonWinterthur

1531 † gefallen in der Schlacht am Gubel

† in Straßburg 1545

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Abbildungsverzeichnis

Abb.1: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Die retuschierte Illustration der 23. Historie.

Abb.2: S 1515 (Mikrofilm / London). Die Illustration der 23. Historie im Originalzu-stand.

Abb. 3: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Historie 8.

Abb. 4: Titelillustration aus der Offizin Hans Dorn. Aus: Sodmann, Braunschweig

und der niederdeutsche Eulenspiegel. In: Niederdeutsches Wort. Beiträge

zur niederdeutschen Philologie. Hg. von Jan Goossens. Band 20. 1980. S.

213.Abb. 5: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Verschiedene Zierinitialen.

Abb. 6: Rekonstruktion des Holzschnittes der Historie 12 nach Sodmann. Aus: S

1515 (Faksimile Wunderlich) und Fragment Honegger.

Abb. 7: S 1510/11 (Fragment Honegger). Textseite aus der 33. Historie.

Abb. 8: S 1510/11 (Fragment Honegger). Illustration der Historie 28.

Abb. 9: S 1515 (Mikrofilm / London). Illustration der Historie 28.Abb. 10: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 28..

Abb. 11: S 1519 (Faksimile Schmitt). Illustration der Historie 28.

Abb. 12: S 1510/11 (Faksimile Honegger). Illustration der Historie 40.

Abb. 13: S 1510/11 (Faksimile Honegger). Illustration der Historie 38.

Abb. 14: S 1515 (Mikrofilm / London). Illustration der Historie 10.

Abb. 15: S 1515 (Mikrofilm / London). Illustration der Historie 11.Abb. 16: S 1519 (Faksimile Schmitt). Illustration der Historie 11.

Abb. 17: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 22.

Abb. 18: S 1510/11 (Faksimile Honegger). Illustration der Historie 45.

Abb. 19: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 45.

Abb. 20: S 1515 (Mikrofilm / London). Illustration der Historie 13.

Abb. 21: S 1519 (Faksimile Schmitt). Illustration der Historie 13.Abb. 22: S 1515 (Mikrofilm / London). Illustration der Historie 15.

Abb. 23: S 1519 (Faksimile Schmitt). Illustration der Historie 15.

Abb. 24: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 3.

Abb. 25: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 56.

Abb. 26: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Seitenverkehrte Wiedergabe der Illustrati-

on der Historie 18.Abb. 27: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 8.

Abb. 28: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 74.

Abb. 29: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Seitenverkehrte Darstellung der Illustrati-

on der Historie 72.

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161

Abb. 30: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 11.

Abb. 31: Hans Leu d. J. Landschaftszeichnung von 1513. Aus: Debrunner, Der Zür-

cher Maler Hans Leu, 1941, Tafel 1.

Abb. 32: Hans Leu d. J. Taufe Christi. Scheibenriß von 1514. Aus: Anzeiger für

schweizerische Altertumskunde. N. F. Band XI. (1909), nach S. 248.

Abb. 33: Hans Leu d. J. Madonna mit Kind. Federzeichnung um 1516. Aus: Hugels-hofer, Schweizer Handzeichnungen des XV. und XVI. Jahrhunderts, 1928.

Tafel I/35.

Abb. 34: Hans Leu d. J. Landschaft mit Wasserburg. Federzeichnung um 1519. Aus:

Hugelshofer, Schweizer Zeichnungen (1969). S. 113.

Abb. 35: Hans Baldung Grien, Beschlossen Gart, 1505, Holzschnitt. Aus: Ausstel-

lungskatalog Hans Baldung Grien, Karlsruhe 1959, a. a. O., S. 294.Abb. 36: S 1515 (Faksimile Wunderlich). Illustration der Historie 7.

Abb. 37: Hans Baldung Grien, Kinderaue, Holzsschnitt. Bislang datiert um 1512-13.

Wahrscheinlich aber etwas früher (um 1510-11). Aus: Ausstellungskatalog

der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe zur Hans Baldung Grien-Ausstellung

1959, S. 276.

Abb. 38: Hans Leu d. J., Maria am Webstuhl, Zeichnung von 1510. Aus: Hugels-hofer, Das Werk des Zürcher Malers Hans Leu, Teil I, a. a. O., S. 164.

Abb. 39: Hans Leu d. J., Muttergottes in der Landschaft, 1512. Aus: Gross, Die

Schrein- und Flügelgemälde, a. a. O., S. 119.

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Literaturverzeichnis

Diese Bibliographie ist knapp gehalten und auf mein spezielles Themengebiet zuge-

schnitten. Sie erhebt nicht den Anspruch, eine komplette und aktuelle Bibliographie

zum Gesamtgebiet der Hermen-Bote- und Eulenspiegel-Forschung darzustellen.320

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320 Siehe dazu die fortlaufend jährlich erscheinende Bibliographie innerhalb des Eulenspiegel-

Jahrbuches.

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