18

Hauptsachen - Kunsthandwerk|Design - 2|2009 - Haupt Verlag

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Mit den «Hauptsachen» wollen wir aktuelle Kunsthandwerk-Themen und neue Bücher vorstellen, Projekte zum Nacharbeiten präsentieren, Autorinnen und Autoren näher bringen und auf interessante Veranstaltungen hinweisen. Die «Hauptsachen» erscheinen halbjährlich und widmen sich jeweils einem Schwerpunktthema. Diese Ausgabe beschäftigt sich vor allem mit Bekleidung. Anlass dazu ist das Erscheinen des wunderschönen Buches «Kostüme weltweit», das erstmals die Werke der beiden klassischen Kostümillustratoren aus dem 19. Jahrhundert, Auguste Racinet und Friedrich Hottenroth, vereint und kommentiert.

Citation preview

Editorial

«Privat beschäftige ich mich immer wieder einmal mit textilen Techniken, probiere

diese aus, versuche Muster nachzuarbeiten und freue mich immer, wenn ich bei

‚meiner VHS‘ einen Filzkurs oder einen Schmuck-Kurs eröffnen kann… Sie sehen,

der Gewinn hat ‚voll ins Schwarze‘ getroffen und ich freue mich schon auf viele

schöne Stunden des Lesens.»

Angelika Schölkopf aus Egelsbach, Gewinnerin des 1. Preises der Hauptsachen-

Verlosung

Liebe Leserinnen und Leser,

liebe Freunde und Freunde des Haupt Verlags

Natürlich hatten wir gehofft, dass die erste Ausgabe des Kundenmagazins

Hauptsachen und unsere Fragebogenaktion mit Verlosung viele Rückmel-

dungen auslösen würde – aber dann waren wir doch überwältigt von der po-

sitiven Resonanz. Mehrere hundert ausgefüllte Fragebögen erreichten uns im

Frühjahr, darunter Themenvorschläge, Rückmeldungen zu Büchern aus dem

Haupt Verlag, aber auch ganz persönliche Anmerkungen zum kreativen Gestal-

ten. Dafür danken wir Ihnen herzlich! Wir nehmen das vielfach ausgesprochene

Lob als Ansporn und werden versuchen, in den nächsten Ausgaben möglichst

viele der vorgeschlagenen Anregungen umzusetzen.

Mittlerweile ist auch die Verlosung unserer Buchpreise erfolgt. Anfang Juli ha-

ben wir die glücklichen Gewinner benachrichtigt und ihnen die Bücher zuge-

sandt. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre um beim Umsetzen der Projekt-

ideen – und danken auch hier für die freundlichen Antworten, wie die von Frau

Schölkopf (s.o.).

Die zweite Ausgabe der Hauptsachen widmet sich dem Schwerpunkt-

thema Bekleidung. Anlass dazu ist die Publikation des wunderschönen Bandes

«Kostüme weltweit», der erstmals die Werke der beiden klassischen Kostüm-

illustratoren aus dem 19. Jahrhundert, Auguste Racinet und Friedrich Hotten-

roth, vereint und kommentiert. In einem weiteren Beitrag werfen wir einen

Blick auf die Geschichte der europäischen Trachten. Zudem porträtieren wir die

Kalligraphin Denise Lach, stellen wieder ein Projekt zum Nacharbeiten vor und

fragen Matthias Haupt nach seinem liebsten kunsthandwerklichen Gegen-

stand…

Wir hoffen, dass Sie in den neuen Hauptsachen wieder einige interessante

Anregungen finden und wünschen viel Spaß beim Blättern und Lesen!

Mit herzlichen Grüßen

Adela und Matthias Haupt, Regine Balmer, Frank Heins

und das Haupt-Team

1

Inhalt

2 Hauptthema Bekleidung:

Europäische Trachten

7 Hauptthema Bekleidung:

Historische Kostüme

10 Projekt zum Nacharbeiten:

Collier Simbabwe

12 Experimentelle Kalligraphie:

Interview mit Denise Lach

14 Hinter den Kulissen:

Interview mit Matthias Haupt

16 Neue Hauptsachen

EUROPÄISCHE TRACHTEN

2

Im Mittelalter war die Bauernkleidung in Europa überwiegend einheitlich. Sie

hatte keinen speziellen Schnitt und gedämpfte Farben. Eine strenge Kleiderord-

nung, welche die Materialien, Stile und Farben bestimmte, die dem einfachen

Volk erlaubt waren, verhinderte jegliche Veränderungen. Dies traf v. a. auf Russ-

land zu, wo das feudale System und mit ihm die Leibeigenschaft erst 1861 ab-

geschafft wurde.

Sobald die Kleiderordnungen aufgehoben waren, wurde begonnen, die bäuer-

liche Kleidung kunstvoll zu dekorieren und dabei alte Symbole zu integrieren.

Nach und nach bildeten sich regionale Unterschiede heraus, die teilweise sogar

benachbarte Dörfer betrafen. Seitdem diente die Kleidung dazu, Auskunft über

die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe zu geben.

Von der regionalen zur Nationaltracht Die im 19. Jh. entstandene Tradition der regionalen Trachten spiegelt die konser-

vative Einstellung der vorindustriellen ländlichen Welt wider. Innerhalb dieser

abgeschiedenen, sich selbst versorgenden Dörfer herrschten strenge Regeln, die

über die moralischen und ethischen Normen wachten. Alles, von den alltäglichen

Arbeiten bis zum Arrangement einer Heirat, unterlag einer strengen Ordnung.

Daher gab es für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind vorgeschriebene, dem

Lebensabschnitt entsprechende Kleidung. Neben der alltäglichen Kleidung

existierte spezielle, stärker ausgeschmückte Kleidung für den Kirchgang, für

Feste und Hochzeiten.

Slowakische Frauen in ihren farbenprächtigen Trachten tragen eine Figur der seit frühen Zeiten verehrten, traditionell ohne Gesicht dargestellten FruchtbarkeitsgöttinBerehinia zur Erntezeit durch die Felder.

Der Aufstieg und Fall der europäischen Trachten geschah innerhalb von kurzer Zeit und gehört

zu den faszinierenden Episoden in der Geschichte der Bekleidung. Die Trachten, wie wir sie kennen,

bildeten sich erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sowie im 19. Jahrhundert heraus.

Im folgenden Artikel beschreibt die Textilhistorikerin Patricia R. Anawalt die Entwicklung und

Bedeutung der Trachten anhand einiger ausgewählter, aber grundlegender Beispiele.

Hauptthema Bekleidung: Europäische Trachten

3

Die grundlegenden Bestandteile der Bauerntrachten aus dem 18. und 19. Jh.

waren überwiegend vergleichbar: Hemd, Rock und Schürze(n) für Frauen

sowie Hosen unterschiedlicher Schnitte, Gürtel oder Schärpe und ein gera-

de geschnittenes Hemd für Männer. Mäntel und Jacken wurden als zusätz-

liche Überbekleidung von Männern und Frauen getragen. Obwohl auch diese

schlichten Kleidungsstücke einem gewissen Wandel unterlegen waren, ist es

interessant zu beobachten, wie alt sie sind und dass einige dekorative Elemente

und magisch-religiöse Motive überleben konnten.

Da die Männer häufiger Beziehungen zur Außenwelt aufnahmen, wurden in

ihre Kleidung auch öfter Einflüsse «moderner» Stile übernommen. Außerdem

gaben Männer ihre Dorfkleidung meist sehr viel schneller auf, auch wenn viele

ihrer Kleidungsstücke einzigartige Merkmale aufweisen und einige, wie z. B. die

berühmten Lederhosen, auch heute noch verbreitet sind. Männer nahmen zu-

dem viel häufiger die Einheitskleidung ihrer Berufsgruppe (der Bauern, Tisch-

ler, Schmiede etc.) an. Das Leben der Frauen spielte sich hingegen im Haus ab

und war isolierter. Daher spiegelte sich in der Frauenkleidung oft in besonderer

Weise die kulturelle Tradition einer Gemeinschaft.

Trachten werden bisweilen nicht dem westlichen Kleidungsstil zugeordnet,

da sie nicht den Vorgaben der westeuropäischen Mode unterlagen. In länd-

lichen Gegenden wurde ein von außen angeregter Wandel, wenn überhaupt,

stets nach regionalen und nicht nach internationalen Maßstäben beurteilt. Tat-

sächlich entsprachen diese «unmodischen» Kleidungsstücke, die in prächtigen

Farben meist sorgfältig gearbeitet und häufig dicht bestickt sind, der in der

jeweiligen Dorfgemeinschaft herrschenden Meinung darüber, was angemessen

verarbeitet ist. Sogar Zwangsumsiedelungen konnten die regionalen Traditi-

onen nicht zerstören. So gibt es viele Beispiele für auf fremdem Gebiet lebende

Volksgruppen, die neben ihren regionalen Dialekten und Bräuchen auch ihre

Tracht beibehielten.

Die Entwicklung regional unterschiedlicher Trachten sowie die Vereinigung al-

ter dekorativer Elemente mit neuen Kleiderformen fielen mit dem Zeitalter der

Romantik zusammen. Während dieser Zeit richtete sich die Aufmerksamkeit

der Dichter und Maler auf den einfachen Mann und man glaubte, dass man aus

dem «einfachen Leben» lernen könne. Das Wort «Folklore» wurde in der ersten

Hälfte des 19. Jh. geprägt, als europäische Intellektuelle dem Mythos eines idyl-

lischen bäuerlichen Daseins anhingen und in allem Folkloristischen ein Prinzip

zur Bestimmung des «Nationalcharakters» sahen. So wurde auch die ländliche

Kleidung gepriesen.

In manchen Ländern hielten sich die Trachten länger, weil dort die städtischen

Förderer selbst ländliche Kleidung trugen, um sowohl Klassen- als auch eth-

nische Unterschiede zu verwischen. Vor diesem Hintergrund entstanden in

Deutschland und Österreich Folklore- und Volkstanzgruppen, eine Bewegung,

die sich zwischen den beiden Weltkriegen auch in vielen anderen europäischen

Ländern ausbreitete, bisweilen sogar mit staatlicher Unterstützung. In diesen

Gruppen wurde sehr auf die Authentizität der Trachten geachtet, wenngleich

auch manches übertrieben wurde.

Obwohl es in fast jedem europäischen Land außer Belgien und England Trach-

ten gab, bestanden große Unterschiede in Schnitt und Stil zwischen ost- und

westeuropäischen Trachten. Um die Ursachen verstehen zu können, die zur

Entwicklung dieser gegensätzlichen Bekleidungstypen geführt haben, werden

die Unterscheidungsmerkmale nachfolgend beschrieben.

Braut, die in ein rituelles Tuch gehülltist, das mit großen «Saatfeld»-Motiven bestickt ist, die schützen und für Fruchtbarkeit sorgen sollen. Kryvorivnia, Ukraine, 1992.

Russischer sarafan, ein untailliertes, ärmelloses Trägerkleid, das von denAchseln bis zu den Knöcheln reicht.

Hauptthema Bekleidung: Europäische Trachten

4

Osteuropäische TrachtenSpuren der ältesten Elemente europäischer Trachten

können in manchen abgelegenen Regionen Osteuropas

angetroffen werden. Beispielsweise übernehmen in den

Karpaten Frauen auch heute noch alle Arbeiten im Zu-

sammenhang mit Textilien: Pflanzen, Ernten, Schafschur,

Spinnen, Kardieren, Färben, Weben von Flachs und Wol-

le auf heimischen Webstühlen. Mütter unterrichten ihre

Kinder nicht nur in der Herstellung von Stoffen, sondern

auch in der Stickerei. Die Kinder lernen, die Stickmotive an

den richtigen Stellen aufzubringen und die in ihrem Dorf

gebräuchlichen Motive zu nutzen. Zur Textilproduktion ge-

hört das Weben der langen, weißen Hemdkleider, die das

grundlegende Kleidungsstück darstellen. Dieses T-förmige

Leinenhemd gelangte ursprünglich um 2000 v. Chr. aus

Vorderasien nach Osteuropa und schließlich um 300 n.

Chr. über das Byzantinische Reich auch nach Westeuropa.

Das Hemdkleid diente tatsächlich bei Bauern in ganz Euro-

pa als Unterkleid. Es fällt auf, dass die archaischen Motive

weniger auf den Hemdkleidern vorkamen (wahrscheinlich

weil diese von weiteren Kleidungsstücken verdeckt wur-

den) als auf der Überbekleidung. Über dem Hemdkleid

wurde reich verzierte Kleidung aus Wollstoff getragen, v. a.

ein langes, ärmelloses Kleid, das durch zwei Träger gehal-

ten wurde. Dieses Kleidungsstück hatte seinen Ursprung im klassischen rus-

sischen sarafan. Es war im 19. Jh. aber auch in manchen Teilen Westeuropas,

z. B. in Norwegen, der Schweiz und den spanischen Pyrenäen, verbreitet. Im

sarafan überlebte der Typus eines einfachen Kleidungsstücks, den es auch in

späteren westlicheren Stilen noch gab. Über dem sarafan wurde eine Wollschür-

ze getragen, meistens sogar zwei. Wenn die wichtigere, die rückwärtige Schür-

ze, schmal war, trug die Frau eine zweite in etwa derselben Größe vorne. Diese

in ganz Osteuropa verbreiteten Schürzen sollten nicht die darunter getragene

Kleidung schonen, sondern den Schambereich vor bösen Geistern schützen.

Obwohl die Schürzen in der Hauptsache zur Frauenkleidung gehörten, wurden

sie bisweilen auch von unverheirateten Männern getragen, insbesondere von

Bräutigamen. Die panjóva genannte rückwärtige Schürze entstand vermutlich

in der Jungsteinzeit und wurde noch bis spät ins 20. Jh. von Bräuten und ver-

heirateten Frauen in Russland und der Ukraine getragen. Das Kleidungsstück

sollte v. a. deutlich machen, dass seine Trägerin gebärfähig war.

In seiner ältesten, einfachsten Form war es ein ungeschnittenes und ungenäh-

tes, kariertes Stoffrechteck, das mit einem Gürtel in der Taille gehalten wurde,

sodass es hinten als rückwärtige Schürze herunterhängen konnte. Eine panjóva

ist sogar heute noch Bestandteil der ukrainischen Nationaltracht.

Direkt östlich des Verbreitungsraumes der rückwärtigen Schürze wird eine

andere Version dieses Kleidungsstücks getragen: mit schnurartigen Fransen

besetzte Schürzen, Röcke und/oder Schärpen. Diese Kleidungsstücke der heu-

tigen Zeit sind Nachfahren einer sehr frühen Urform. Tatsächlich waren Schnur-

röcke die ersten, aus Fasern hergestellten Kleidungsstücke, die an Menschen

dargestellt wurden. Da sie weder wärmten noch ein Zeichen von Schamhaftig-

keit gewesen sein konnten, mussten sie eine soziale Funktion gehabt haben,

nämlich die Betonung der weiblichen Fruchtbarkeit.

Dicht besticktes, weißes Frauenhemdkleid unter einem Überkleid aus schwarzem Walkstoff. Das Überkleid wurde mit weißer Schnürlarbeit in einem typischen Schnörkelmuster verziert. Lazaropole, Makedonien, Anfang des 20. Jh. Hemdkleid: L 125 cm, B 133 cm. Überkleid: L 98 cm, B 85 cm.

In manchen Ländern stammen die Stickereimotive der Trachten aus der regionalen Ornamentik. Unten ist eine Darstellung eines zweiköpfigen Adlers zu sehen, auf Seite 5 eine abstrahierte Version aus der Ukraine des 19. Jh.

Die osteuropäischen Schnurschürzen der heutigen Zeit

bestehen hauptsächlich aus langen Fransen. Belege für

ihre lange Geschichte wurden bei Ausgrabungen auf dem

Balkan gefunden.

Dank einiger erhalten gebliebener Fundstücke können wir

die Schnurröcke von der Altsteinzeit über die Jungstein-

zeit, die Bronze- und Eisenzeit bis zur Mitte des 18. Jh., als

sich die europäischen Trachten herausbildeten, und weiter

bis in die heutige Zeit hinein verfolgen. Denn noch heute

zieren Schnurfransen bestimmte Trachten auf dem Balkan.

Westeuropäische TrachtenObwohl das weiße, aus Pflanzenfasern gefertigte Hemd-

kleid der osteuropäischen Trachten auch als Unterkleid

für Trachten in ganz Europa diente, sieht man es auf west-

lichen Abbildungen seltener, weil sich dort ein anderer re-

gionaler Kleidungsstil entwickelte.

In Westeuropa waren die wichtigsten Elemente der weib-

lichen Trachten der geraffte Rock und eine helle Hemd-

bluse, die in der Regel von einem taillierten, geschnürten

Mieder oder Korselett bedeckt wurde. Bisweilen wur-

de darüber noch eine Jacke getragen. Das aus Raffrock,

langärmeliger Bluse und geschnürtem Mieder bestehen-

de Grundensemble wird allgemein als Dirndl bezeichnet.

Manchmal wurde dem eine separate Schürze hinzugefügt,

die jedoch nicht archaische Bedeutung hatte wie in Ost-

europa.

Die Historikerin Elizabeth Barber vermutet, dass sich das

taillierte Mieder des westeuropäischen Dirndls aus zwei

Trägern, wie sie auch beim osteuropäischen sarafan vor-

kommen, entwickelt hat. Diese Annahme stützt sich auf eine Untersuchung

von frühen Miedern, die in Schweizer Museen zu finden und geografisch

zwischen dem östlichen sarafan und dem westlichen Dirndl anzusiedeln sind.

Die frühen Mieder weisen 10 cm breite Bänder auf – möglicherweise Über-

bleibsel von Trägern –, die unterhalb der Brüste eng am Körper entlang-

laufen und somit eine stützende Funktion übernehmen. Anschließend wer-

den sie über die Schultern geführt, um auf dem Rücken V-förmig zusammen-

zulaufen. Dieses Gerüst wird von einem dekorativen äußeren Stoff verdeckt.

Geschlossen wurden die Mieder über der Brust mit Haken oder Schnüren, die

an den Enden der Bänder befestigt waren.

Erfundene Trachten – der SchottenrockManche Trachten, die sehr alt zu sein scheinen, wurden in Wahrheit vor nicht

allzu langer Zeit erfunden.

Ein Beispiel für eine erfundene Tracht lässt sich in Schottland ausmachen. Zur

Tradition der Highlands gehört angeblich etwas, das heute als Nationaltracht

angesehen wird: der kurze Schottenrock (Kilt), dessen Karomuster Auskunft

über den «Clan» des Trägers geben soll. Diese Kleidung ist tatsächlich rela-

tiv modern, auch wenn sich eine sehr frühe Verbindung zwischen Kelten und

karierter Kleidung nachweisen lässt. In unserem Fall beginnt die Geschichte

jedoch in den schottischen Highlands des 17. Jh.

5

Hauptthema Bekleidung: Europäische Trachten

Westeuropäisches Dirndl: Eine Hemdbluse mit gerafften Ärmeln, darüber ein Raffrock und ein tailliertes, geschnürtes Mieder. Dieses Foto einer Tirolerin aus Sarntal stammt aus einem der österreichischen Trachtenalben, die im 19. Jh. weit verbreitet waren.

Vor 300 Jahren war der Kilt ein langer Wollstoff, der je nachdem, welche natür-

lichen Färbemittel zur Verfügung standen, in unterschiedlichen Farben kariert

gemustert war. Zu jener Zeit bestand jedoch keine Verbindung zwischen einem

Clan und einem bestimmten Karomuster (Tartan). Männer derselben Region

trugen je nach persönlicher Vorliebe eins von diversen, lokal erhältlichen Mu-

stern. Der lange Kilt, der ein- bis zweimal um den Körper gewickelt und dann

über die Schulter geschlagen wurde, hatte einen praktischen Nutzen: Wenn

ein Schäfer der Highlands weit weg von seinem Zuhause von der Dämmerung

überrascht wurde, konnte er sich in diesen Wollstoff einwickeln und schlafen.

Nach der entscheidenden Schlacht bei Culloden 1746 besetzten die britischen

Sieger schottisches Land und untersagten den Schotten, Waffen und ihre ka-

rierten Kilts zu tragen. Nach diesem Angriff auf die schottische Identität be-

gann die englische Armee einige Jahre später ironischerweise, Schotten aus

den Highlands zu rekrutieren. Die Schotten, die diesen neuen Regimentern

beitraten, wurden mit einer neuen und spärlicheren Version ihrer traditionellen

Kleidung ausgestattet. Sie erhielten einen einheitlichen, offiziellen Tartan, der

weder etwas mit bestimmten Regionen noch Clans zu tun hatte.

Der Kilt durchlief einen weiteren Entwicklungsschritt, als die Offiziere der neu-

en schottischen Regimenter, die zum schottischen oder britischen Adel ge-

hörten, anfingen, die üppigere Version des originalen Kilts der Hochländer zu

bevorzugen.

Der letzte Entwicklungsschritt dieses immer beliebteren

Kleidungsstücks fand statt, als die Aristokratie den Kilt

zu gesellschaftlichen Anlässen oder als Country-Mode

zu tragen begann. Die Tartan-Muster der verschiedenen

Clans wurden dem Historiker Hugh Trevor-Roper zufolge

«von Sir Walter Scott für einen Festumzug zu Ehren eines

Königs von Hannover entwickelt.» Der bescheidene Kilt

des Schäfers aus dem 17. Jh. hatte sich nun vollständig zu

einem modischen Kleidungsstück der mittleren und obe-

ren Gesellschaftsschichten gewandelt.

Kleidung im WandelDas Goldene Zeitalter der europäischen Trachten ging im

20. Jh. zu Ende aufgrund von Urbanisation, industriellem

Aufschwung und Einführung einer allgemeinen Schulbil-

dung. Die Bedingungen, unter denen sich die Trachten

entwickeln konnten, waren nicht mehr gegeben. Die Zu-

gehörigkeit zu einer Gruppe musste nicht mehr dokumen-

tiert werden, was einer der Daseinszwecke regional unter-

schiedlicher Kleidung gewesen war. Massenproduzierte

Kleidung im gleichförmigen internationalen Stil wurde im-

mer billiger, während traditionelle Kleidung immer teurer

wurde. Junge Menschen, die ihre regionale Kleidung heute

selbst herstellen und tragen möchten, haben es schwer,

weil es an traditionellen Materialien sowie an Kenntnissen

spezieller Fertigungstechniken fehlt. Dennoch können

Trachten weiterhin bei Nationalfesten, Aufführungen für

Touristen und in sehr entlegenen Gebieten auftauchen.

Ein Highlander, der in die britische Armee eintrat, bekam einen offiziellen Kilt, der weder über Herkunft noch Clan Auskunft gab.

Hauptthema Bekleidung: Europäische Trachten

Dieser Artikel wurde dem Werk «Die Weltgeschichte der Bekleidung» entnommen und leicht gekürzt.

«Die souveräne Kenntnis der Autorin von textilen Kulturen und Traditionen weltweit, sowie die vorzügliche groß- zügige farbige Bebilderung machen diesen Band nicht nur zu einem informativen wie repräsentativen Nach-schlagewerk für Fachleute, sondern auch zu einem faszi-nierenden Bild- und Lesebuch für alle kulturinteressierten Kreise. Es ist auch eine große verlegerische Tat des Haupt Verlages, der seit Jahren die interessantesten Textilbü-cher des internationalen Buchmarktes dem deutsch-sprachigen Publikum zugänglich macht.» ETN Textile Forum

6

Patricia Rieff AnawaltWeltgeschichte der BekleidungGeschichte Traditionen Kulturen

608 S., 1150 farb. und s/w Abb., Leineneinband, mit SchutzumschlagEUR 115.– / CHF 178.–978-3-258-07213-5

Le Costume historique von Auguste Racinet und Trachten, Haus-, Feld- und Kriegs-

geräthschaften der Völker alter und neuer Zeit von Friedrich Hottenroth sind

Monumentalwerke der Kostümkunde. Racinets Werk erschien zwischen 1876

und 1886 zunächst in 20 Einzelheften und bereits 1888 in einer sechsbändigen

Sammelausgabe. Es umfasst 500 Bildtafeln mit ausführlichen Kommentaren.

Neben Trachten und Rüstungen präsentiert es Schmuck, Interieurs, Möbel

sowie mitunter Fortbewegungsmittel und behandelt einen Zeitraum vom alten

Ägypten bis zur Jahrhundertwende des 19. Jh., wobei Racinet auf Europa, Asien,

Afrika, Ozeanien und die Neue Welt eingeht. Racinet beschäftigte eine ganze

Reihe von Kostümzeichnern, die sich hauptsächlich auf eine große Anzahl von

Primärquellen stützten. Le Costume historique zeichnet sich nicht allein durch

seinen beeindruckenden Umfang aus, es ist auch das erste für einen Massen-

markt produzierte Kostümbuch der Welt, da es sich der Chromolithografie

bedienen konnte, die seit den 1860er-Jahren in großem Stil kommerziell ge-

nutzt wurde und die Veröffentlichung von Farbabbildungen erst möglich und

erschwinglich machte. Hottenroth, dessen Werk ebenfalls die gesamte Welt

und mehrere Jahrhunderte berücksichtigt, bildet auf 200 stark bebilderten Ta-

feln europäische Moden bis zum Jahre 1840 ab. Das Werk erschien zwischen

Der Franzose Auguste Racinet und der Deutsche Friedrich Hottenroth gelten als die bedeutendsten

Kostümillustratoren des 19. Jahrhunderts. Ihre Abbildungen verführen nicht nur zum Schauen und

Staunen, sondern leisten einen großartigen Beitrag zum historischen Verständnis der Bekleidungs-

und Kostümgeschichte. Das Buch «Kostüme weltweit» vereint nun erstmals die Werke Racinets

und Hottenroths in einem Überblickwerk mit Erläuterungen auf dem heutigen Stand der Forschung.

7

Historische Kostüme

8

Bücher zur Geschichte der Bekleidung

John PeacockKostüm und Mode – das BildhandbuchVon den frühen Hochkulturen bis zur Gegenwart

4. Aufl.224 S., über 1000 farb. Abb., kart., EUR 24.90 / CHF 42.–ISBN 978-3-258-06635-6

Mit weit über tausend farbigen Ab- bildungen bietet dieses Bildhandbuch einen einmaligen Überblick über die Mode des Abendlandes – von der Kleidung Altägyptens bis zu Pariser Entwürfen der Gegenwart. Ein reich illustriertes Glossar erklärt technische Begriffe und stellt Merk-male einer breiten Palette an Hüten, Haarschmuck, Handschuhen und andern Accessoires vor. – John Peacock war leitender Kos-tümbildner des BBC-Fernsehens.Die ideale Ergänzung zu «Kostüme der Welt»!

John Gillow, Bryan SentanceAtlas der TextilienEin illustrierter Führer durch die Welt der traditionellen Textilien

240 S., 551 farb. und 227 s/w Abb., geb. mit Schutzumschlag, EUR 56.–/CHF 88.– ISBN 978-3-258-06040-8

Ein Nachschlagewerk, das weit über das Thema Bekleidung hinausgeht und Textilien in ihrem historischen und ethnologischen Zusammenhängen beleuchtet. Die über 700 meist farbigen Abbildungen dienen nicht nur der Illustration des Handwerks, sondern sie vermitteln durch ihren Facetten-reichtum einen Eindruck vom kulturellen Wert der Textilien und machen diesen Atlas zu einem kostbaren, umfassenden Grundlagenwerk.

«Ein Kompendium, das kaum Fragen offen lässt…, ein Buch, das man irgendwo aufschlägt und dann einfach immer weiterliest.» Leben & Lesen

Hauptthema Bekleidung: Historische Kostüme

André Holenstein, Sara Margarita Zwahlen, Ruth Meyer Schweizer, Tristan Weddigen (Hrsg.)Zweite HautZur Kulturgeschichte der Kleidung

«Berner Universitätsschriften» Band 54.2009. ca. 325 S., zahlr. farb. Abb., kart.,EUR 32.– (D) CHF 49.–ISBN 978-3-258-07482-5Erscheint im November 2009

Für Fachpersonen und Textil-historiker/innen: Der interdisziplinäre Sammelband beleuchtet Kleidung und Mode als kulturelle und symbolische Bedeutungsträger und als normierende und ästhetische Ausdrucksmittel.

Die Beiträge behandeln sowohl kultur- und sozialanthropologische als auch historische und geschlech-terspezifische Aspekte von Kleidung.

Chloë Colchester Textilien heute

Ein globaler Überblick

208 S., 380 farb. Abb., geb. mit Schutz- umschlag

EUR 49.90 / CHF 79.– ISBN 978-3-258-07307-1

«Ein Stück Stoff ist mehr als nur Kleidung. Chloë Colchester zeigt in einem globalen Überblick,

wo die Textilindustrie heute steht. Der faltenreich bebilderte Band rollt die Bedingungen für innova-tives Design und intelligente Materialentwicklung auf.» Frankfurter Allgemeine Zeitung

«Textile Objekte werden in den nächsten Jahr-zehnten die Gesellschaft verändern. Die neuen Technologien und Sichtweisen ermöglichen eine große Palette von neuen Produkten und Kunst- objekten. Chloë Colchester zeigt die Hintergründe und Rahmenbedingungen dieser neuen Welt. Sie hat ein wichtiges Buch geschrieben für alle, die sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit Textilien beschäftigen!» Textil Forum Textile

Textilien heute: Geometry aus der Winterkollektion 2006/2007 des indischen Modemachers Manish Arora.

1884 und 1891 in Fortsetzungsausgaben und wurde später

in zwei Bänden veröffentlicht. Hottenroth zeichnete seine

Abbildungen selbst und obwohl auch er Primärquellen

nutzte, verließ er sich vor allem auf Sekundärquellen, da-

runter auch Racinet.

Hottenroths Arbeit ist etwas in Vergessenheit geraten,

während Racinets Werk im Laufe der letzten 30 Jahre in

mindestens drei Faksimiledrucken vollständig oder in Aus-

zügen zugänglich gemacht wurde. Häufig wurden entwe-

der nur die Bilder übernommen und wenige bzw. gar keine

Originaltexte oder es wurden zwar wortgetreu übersetzte,

aber stark gekürzte Texte dargeboten. So wertvoll diese

sind, so können sie den heutigen Leser, der sie als buch-

stabengetreue Wegweiser durch die Kostümgeschichte

betrachtet, doch vor Probleme stellen. Racinets und Hot-

tenroths Abbildungen sind bezaubernd, aber nicht immer

korrekt.

Die Farbigkeit ist oft nicht verlässlich. Racinet scheute sich

nicht, ein unkoloriertes Original nachträglich einzufärben,

und es bleibt ungeklärt, welchen Grad an Genauigkeit er

seinen Kostümzeichnern abverlangte. Hottenroth wiede-

rum schien weniger Wert auf Genauigkeit als auf Ästhetik

zu legen. Offenbar war es ihm wichtig, mit der Kolorierung

einzelne übereinander getragene Kleidungsteile zu unter-

scheiden oder die Textur eines Kleidungsstücks zu verdeut-

lichen, auch wenn die Farbe dem Original nicht entsprach.

Problematisch ist auch, dass anscheinend willkürliche Ver-

änderungen vorgenommen wurden. Dies mag auch der

Tatsache geschuldet sein, dass sich dem Zeichner der Auf-

bau eines Kostüms nicht vollständig erschloss. Ganz allge-

mein sind Bilder, die Darstellungen früherer Epochen wie-

dergeben, immer mit einer gewissen Vorsicht zu genießen.

Kein Künstler kann sich vollständig von den Schönheits-

idealen seiner eigenen Zeit lösen, unweigerlich schleichen

sich Abweichungen ein. Dennoch bieten beide Werke einen

Einblick von unschätzbarem Wert in die Kleidung anderer

Zeiten und anderer Völker.

Das Anliegen der Autoren von «Kostüme weltweit» war es,

die Zeichnungen Racinets und Hottenroths mit den Ori-

ginalquellen abzugleichen und darzulegen, was die Bilder

nach dem heutigen Stand der Forschung aussagen. Dabei

wurden alle zugänglichen Informationen der letzten hun-

dert Jahre über historische Kostüme berücksichtigt. Neben

den Publikationen vieler Historiker machte es das Internet

möglich, innerhalb weniger Minuten Kunstwerke aufzu-

spüren, die sonst wochen-, womöglich monatelanges Re-

cherchieren erfordert hätten; dies hat die Nachforschungen

erheblich erleichtert.

In «Kostüme weltweit» werden die Abbildungen Racinets

und Hottenroths zuerst in chronologischer, anschließend

in thematischer Reihenfolge präsentiert. Lesende haben so

9

Hauptthema Bekleidung: Historische Kostüme

die Wahl, den Wandel der Moden durch die Jahrhunderte

zu verfolgen oder die Stilunterschiede einzelner Kleidungs-

stücke und Accessoires im Detail zu studieren. Schat-

tenrisse verdeutlichen die sich wandelnde Silhouette der

Kleidung. Querverweise machen auf wiederkehrende Mo-

tive aufmerksam und eine Registerleiste hilft bei der Reise

durch die zeitliche Abfolge der Kostüme.

Mit Erläuterungen angesehener Expertinnen und Experten

auf dem Gebiet des historischen Kostüms, mit aussage-

kräftigen zeitgenössischen Zitaten, in denen die Bedeu-

tung des Modestils in seiner jeweiligen Zeit zum Aus-

druck kommt, mit detaillierten Kommentaren und einem

ausführlichen Glossar entstand ein hervorragendes Über-

blickswerk zum reichhaltigen Vokabular der Mode im Wan-

del der Jahrhunderte.

Melissa LeventonKostüme weltweitDas illustrierte Nachschlagewerk der Bekleidung, vom Altertum bis ins 19. Jahrhundert

NEU

352 S., 1150 farb. und s/w Abb., geb.EUR 39.90 / CHF 64.90ISBN 978-3-258-07415-3

10

Collier «Simbabwe»Tragbare Schmuckobjekte sollen die Persönlichkeit des Schmuckträgers unterstreichen.

Daher sollte textiler Schmuck nach individuellen Bedürfnissen und materiellen Eigenschaften

gestaltet werden. Niemand kann dies besser als Sie selbst. Nehmen Sie die Herausforderung an,

Ihren persönlichen Schmuck selbst zu entwerfen und auszuarbeiten.

Unsere Autorin Silke Bosbach zeigt am folgenden Beispiel, wie ästhetische Schmuckobjekte

entstehen.

Die Republik Simbabwe im südlichen Afrika, deren Name

auf vorkoloniale Steinbauten zurückgeht, hat ihre Tradi-

tion, Mythen und Riten bewahrt. Diese stehen auch heu-

te noch in direkter Verbindung mit der Lebenskultur des

Landes. Die zeitgenössische Gegenwartskultur und die

Schmuckgestaltung spiegeln dieses Erbe wider.

Material für das CollierMetallic-Garn in Kupfer • 13 Glasperlen in Schwarz-

Kupfer (1,5 x 1,5 cm • 8 Wachsperlen Dunkelbraun

(Ø 0,8 cm) • Fundstück aus Holz (ca. 2 x 12 cm)

• Nylonfaden (ca. 60 cm) • 1 Kettenverschluss in Silber

• Heißklebepistole • dunkles Bügelvlies, Rest

• Material für die Grundtechnik

• Kopie der Vorlage Collier «Simbabwe»

11

Silke BosbachTextile Schmuckgestaltung20 Projekte

128 S., KlappenbroschurEUR 23.90 / CHF 39.90ISBN 978-3-258-07511-2

Textile Schmuckgestaltung – das Buch zum Thema

So wird das Collier gemacht ...1 Die Kopie der Vorlage auf die

Styroporplatte legen und die

Klarsichtfolie darüber platzieren.

2 Die Stecknadeln durch die

Klarsichtfolie und die Vorlage

in das Styropor stecken.

3 Die komplette Objektfläche

mit dem vorgegebenen

Metallic-Garn wie in der Grund-

technik ausarbeiten. Als Längs-

faden zwischen den Stecknadeln

ebenfalls das Metallic-Garn

verwenden.

4 Den fertigen Anhänger von

der Styroporplatte nehmen.

Die Fadenenden auf der Rückseite

sauber verarbeiten.

5 Da die Kette 8 Wollanhänger

gleicher Größe und Qualität

enthält, müssen die Arbeits-

schritte 1 - 5 noch 7 x durchgeführt

werden.

6 Alle 8 fertigen Wollanhänger

mit Dekoschlaufen besticken:

Dafür je Wollhänger ca. 30 cm

Textile Schmuckgestaltung: Projekt zum Nacharbeiten

des Metallic-Garns abschneiden,

auf eine Nadel aufziehen und in

unregelmäßigen Abständen

durch das Wollobjekt ziehen.

Darauf achten, dass der Faden

auf der Objektoberseite nicht

stramm eingezogen wird,

sondern als kleine

Dekoschlaufen herausragt.

Dadurch erhält das Wollobjekt

eine unregelmäßige, plastisch

wirkende Struktur.

7 Damit die Schlaufen sich nicht

auflösen, das Bügelvlies auf die

Rückseiten aufbügeln.

8 Auf jeden Wollhänger jeweils

eine Wachsperle zwischen

den Dekoschlaufen aufnähen.

9 Auf die Vorderseite des Holz-

stücks im oberen Bereich eine der

quadratischen Glasperlen mit

Heißkleber befestigen.

Darauf achten, dass zwischen

Perle und Holzfläche der

Schmuckfaden mit eingeklebt

wird. Dieser muss zur linken

und rechten Seite die gleiche

Länge haben.

10 Auf jedes der Schmuckschnur-

enden 4 Wollobjekte mit einer

Glasperle als Zwischenelement

aufreihen. Die restlichen Glas-

perlen gleichmäßig verteilt eben-

falls auf die Schnurenden verteilen.

11 Zum Schluss den Ketten-

verschluss anbringen.

Die renommierte Schmuckgestalterin Silke Bosbach zeigt in «Textile Schmuck-

gestakltung» anhand gut nachvollziehbarer Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie

ästhetische Schmuckobjekte entstehen. Egal, ob Sie Hinweise zum Grund-

material suchen oder Anregungen für ästhetische Collierformen benötigen – Sie

werden zahlreiche Ideen finden, die Sie problemlos umsetzen können. Und

Ihnen wird dabei genügend Freiraum für eigene Ideen gelassen.

Vorlage Collier «Simbabwe»

NEU

Wie sind Sie selber zur Kalligraphie gekommen?

Die Kalligraphie war für mich ein «coup de foudre»:Es war in Basel vor 25 Jahren. In einem Schaufenster hing ein Plakat, worauf das Wort «Kalligraphie» in wun-derbarer englischer Schreibschrift geschrieben war. Ich blieb mit offenem Mund davor stehen… Daraufhin belegte ich eifrig Einführungs- und später Kalligraphiekurse in ganz Europa. Die Kompetenz und Begeisterungsfähigkeiten der jeweiligen Dozenten waren von prägnanter Wichtigkeit in meiner Entwicklung. André Gürtler, der Schriftgestaltung in der Schule für Ge-staltung Basel unterrichtete, war einer von denen.Wenn ich mir heute überlege, wieso diese Faszination fruchtbaren Boden gefunden hat, kommen mir zwei mögliche Antworten in den Sinn: Ich habe schon als Kind gerne gezeichnet und in meiner beruflichen Tätigkeit als Maschinenzeichnerin konnte ich dieser Neigung weiter nachgehen.Zum anderen war mein Vater Konditor. Er schrieb mit Schokoladen-Cornet wunderbare gotische Glückwünsche auf Torten. War es nun die Schrift an sich oder die Schokolade, die mich mehr faszinierte?

Und wie kommt man dann von der traditionellen zur experimentellen Kalligraphie?Was fasziniert Sie am Experimentieren mit der Kalligraphie?

Die traditionelle Kalligraphie basiert auf den historischen Handschriften, ihren formalen Aspekten und den stilistischen Eigenschaften. Sie zu beherrschen bedingt langjährige und intensive Arbeit. Schreiben wird immer mehr zum Gestalten und man entwickelt einen Sinn für Rhythmus und Ausgewogenheit.

Aus diesem reichen Fundus entwickelte sich bei mir eine große Experimentierfreude und eine Liebe zum Buchstaben. So wuchs das Bedürfnis, die Schrift zu individualisieren und den persönlichen Stil zu finden.

Die Schrift ist Ausdruck von Sprache – was vermittelt ein Schriftbild, dem keine Sprache zugrunde liegt?

Das Schriftbild ist auch ein Emotionsträger. Wenn die Schrift keine Information vermitteln muss, darf sie un-lesbar sein. Durch neue Formen kommt die individuelle Kreativität zum Ausdruck. Das Spiel von Rhythmus und Kontrast erweitert die Experimentier- und Gestaltungs-möglichkeiten.

12

Denise Lach befasst sich seit 1985 mit Schrift und Kalligraphie.An der Schule für Gestaltung in Basel unterrichtet sie Schriftgestaltung und Siebdruck. Sie leitet Schriftkurse und Workshops im In- und Ausland.In den Editions Alternatives, Paris, erschienen ihre beiden Bücher «Libres & égaux» und «Préfaces & Préambules».

«Kalligraphie bringt Emotionen zum Ausdruck»

Interview mit der Schriftkünstlerin Denise Lach

13

Experimentelle Kalligraphie – das Buch zum Thema

Auf faszinierende Weise setzt die renommierte Schriftkünstlerin Denise Lach fotografische Sujets aus der Natur in Schriftbilder um. Die Natur ist eine über-aus reiche, nie versiegende Quelle der Inspiration. Sie lädt uns ein, genau hin-zusehen, um unser Auge zu schulen und unsere Beobachtungsgabe zu vertie-fen. Beim Gestalten mit Schrift vereinen sich wie bei der Naturbetrachtung das Meditative und das sinnliche Erleben. Wichtiger als die Lesbarkeit der Schrift ist der Autorin dabei die freie schöpferische Umsetzung der Motive in ein eigenes Schriftbild.

Denise Lach Schriftspiele Experimentelle Kalligraphie

192 S., geb.EUR 29.90 / CHF 49.–ISBN 978-3-258-07416-0

NEU

Die Tradition des Schreibens ist lang. Heute findet Schrift aber hauptsächlich über die Tastatur statt. Hat die Handschrift und das Spiel mit ihr eine Zukunft?

Ja, sicher. Die heutige Technologie ist schnell, effizient und unumgänglich. Im Gegensatz dazu verlangt das Schreiben Zeit und Konzentration. Das taktile Erlebnis des Werkzeuges, der Geruch der Tusche, die Eigenschaft des Papiers verleihen aber eine sinnliche Erfahrung. Die Handschrift und deren Entwicklung zur expressiven Kalligraphie bringen Individualität und Emotionen zum Ausdruck. Trotz der unzähligen Satzschriften, die heute zur Verfügung stehen, gewinnen sie an Bedeutung.

An wen richtet sich Ihr Buch?

Das Zielpublikum besteht nicht nur aus Kalligraphen. Die Beispiele bieten reichhaltige Gestaltungs-möglichkeiten, die in verschiedenste Anwendungsbe-reiche integriert werden können. Das Buch richtet sich also an alle, die sich mit Schrift befassen.

Herr Haupt, was ist Ihr liebster kunsthandwerklicher Gegenstand?Es gibt natürlich viele kunsthandwerkliche Objekte, die

mich zu Hause umgeben und glücklich machen. Ich bin

in einer Familie aufgewachsen, die immer schon von der

angewandten Kunst fasziniert war. Oft waren es die un-

spektakulären, aber in ihrer formalen Schlichtheit zeitlosen

Kunst(hand)werke, die mich im Elternhaus begeisterten

und prägten. Mit Bezug auf das Schwerpunktthema dieser

Ausgabe würde ich heute unter meinen liebsten Objekten

einen Tanzrock aus Raphia-Fasern, hergestellt vom Stamm

der Kuba im Kongo, bezeichnen. Die Motive der Kuba ha-

ben früh schon Künstler wie Picasso und Klee inspiriert.

Und gibt es ein Buch, das Ihnen besonders viel bedeutet (und das nicht aus dem Haupt Verlag stammt)?Ja, «Living with Decorative Textiles – Tribal Art from

Africa, Asia and the Americas» (N. Barnhard, Thames &

Hudson, 1989), weil mich dieses Buch vor genau 20 Jah-

ren auf die Kuba-Textilien aufmerksam machte und mich

seither die Faszination dafür nicht mehr losgelassen hat.

Schon während meiner Studienzeit im Südwesten der USA

hatte ich eine Schwäche für die Ornamente der gewobenen

Navajo-Teppiche.

Wussten Sie schon immer, dass Sie eines Tages eine leitende Funktion im Haupt Verlag übernehmen?Natürlich stand nicht gleich von Anfang an fest, dass ich

einmal im eigenen Hause, das damals von meinem Vater

geführt wurde, eine verlegerische Aufgabe übernehmen

würde. Aber gewisse Weichen wurden sicher schon früh

unbewusst gestellt. Im Alter von 30 Jahren, nachdem

ich mehrere Jahre in anderen Ländern und Branchen ge-

14

Hinter den Kulissenlebt und gearbeitet hatte, zog es mich wieder zurück

in die Buchwelt. Was gab es Schöneres, als das Haus

auf dem soliden Fundament fortzuführen.

Es gibt heute nicht mehr all zu viele Verlage, die nicht einem größeren Konzernverbund angehören. Was bedeutet Ihnen die verlegerische Unabhängigkeit?Sehr viel! Nicht nur die verlegerische, sondern auch die

unternehmerische Unabhängigkeit ist für mich und meine

Familie – und ich denke auch für unser Team – ein großer

Ansporn, um Innovationsgeist, Qualität und Wettbewerbs-

fähigkeit aufrecht zu halten. Nicht jedem kurzfristigen Mo-

detrend hinterherlaufen zu müssen und Bücher zu verle-

gen, die hoffentlich über den Tag hinaus Bestand haben,

das betrachte ich als ein großes Glück und Privileg.

Was halten Sie von den neuen E-Books? E-Books sind heute in der Buchbranche nicht mehr wegzu-

denken und widerspiegeln die Dynamik des Marktes. Ich

bin aber davon überzeugt, dass in bestimmten Bereichen,

und hier zähle ich auch das Kunsthandwerk dazu, das

Buch mit all seinen Vorteilen eine Zukunft haben wird.

Fünf Fragen an den Verleger Matthias Haupt

von Nadina Terzic, Auszubildende im Verlag

Matthias Haupt (Jahrgang 1955) führt die Haupt Verlag AG – bestehend aus Buchhandlung und Verlag – als Eigentümer und Vorsitzender der Geschäftsleitung. Der Enkel des Firmengründers Paul Haupt machte zunächst eine buchhändlerische Lehre, studierte in den USA und arbeitete einige Jahre als Produktmanager in der Konsumgüter-industrie, bevor er Ende der 1980er Jahre die Leitung der Haupt Buchhand-lung übernahm. Seit 2003 liegt die Haupt Verlag AG in den Händen der Familie von Matthias und Adela Haupt.

15

Neue Hauptsachen

240 S., 480 farb. Abb., geb. mit Schutzumschlag,EUR 39.90 / CHF 64.90ISBN 978-3-258-07464-1

Bryan Sentance, Polly SentanceDie Welt des KunsthandwerksLokale Traditionen, globale Inspirationen

Dieses große Werk bietet erstmalig einen globa-len Überblick über eineungeheuer breite Palette an Kunsthandwerken. Die angewandten Techniken – vom Weben auf einem Rückenbandwebgerät über Scherenschnitt bis hin zu Metallguss und Holzschnitzen – und ihre Entwicklung werden für jedes spezi-fische Handwerk erläutert. Dabei werden 90 Handwerkskünste und eine große Bandbreite an unterschiedlichen Stilen behandelt. Eine Hymne an das Kunst-handwerk rund um den Globus und eine unentbehrliche Schatzkiste für alle, die sich für Kunst, Handwerk und dekorative Objekte begeistern!

151 S., zahlr. Abb., mit eingelegter Druckgrafik EUR 98.– / CHF 148.– ISBN 978-3-258-07525-9

NEU

NEU

Christina Cohen-CossenHolz- und LinolschnittGeschichte, Techniken und Projekte

Das große Buch zum Thema Holzschnitt: Nach einem Blick in die Vergan-genheit dieses Kunsthand-werks und vielen nützlichen Informationen zu Holz und Schneidwerk-zeug, Walze und Pinsel, Farbe und Papier sowie zur Technik des Schnei-dens, Einfärbens und Druckens bilden die Projekte den Hauptteil dieses Buches. Anfänger finden erste gut nachvollziehbare Anleitungen. Themen wie Puzzledruck, Verlorener Druckstock, Mehrfarbendruck oder das Einsetzen von Fundstücken und die Kombination verschiedener Techniken bieten aber auch Fortgeschrittenen neue Herausforderungen.

Limitierte Vorzugsausgabe – mit Original-Druckgrafik

NEU

Christina Cohen-CossenHolz- und LinolschnittGeschichte, Techniken und Projekte

Das Werk von Christine Cohen-Cossen ist auch in einer Vorzugsausgabe erhältlich: Limitierte Ausgabe – nur 200 Exemplare – nummeriert und handsigniert von der Autorin. Mit Leineneinband und einer beigelegten Original-Druckgrafik von Christina Cohen-Cossen.

Diese Vorzugsausgabe ist nur direkt bei Haupt erhältlich. Gerne stehen wir Ihnen bei Fragen zur Verfügung.

151 S., geb.,EUR 39.90 / CHF 64.90ISBN 978-3-258-07497-9

Neue Hauptsachen

144 S., KlappenbroschurEUR 23.90 / CHF 39.90ISBN 978-3-258-07474-0

128 S., kart.,EUR 21.90 / CHF 36.–ISBN 978-3-258-07414-6

144 S., kart.,EUR 23.90 / CHF 39.90ISBN 978-3-258-07413-9

Karen WoodsTextiles Gestalten mit Kindern Projekte mit Farben, Formen und Strukturen

Eine Dinosauriermütze, ein Seesternmobile, Blü-tenbroschen und viele ver-rückte Kreaturen: Dieses Buch zeigt, was Kinderim Grundschulalter ohne große Vorkenntnisse aus Textilien herstellen kön-nen. Die Projektanleitungen richten sich dabei direkt an die Kinder; sie lernen dadurch, eigene Vorstellungen und Ideen mithilfe von Farben, Formen und Strukturen auszudrücken. In jedem Projekt wird ein Kunstwerk kreiert, das ent-weder in der Gruppe, Schulklasse oder auch mit einem Kind allein angefertigt werden kann.

NEU

16

NEU

NEU

David CohenArbeiten an der TöpferscheibeTechniken, Gestaltung, Projekte

Dieses Buch enthält alles, was Anfängerinnen und Anfänger für die ersten erfolgreichen Schritte ander Töpferscheibe wissen müssen. Es führt umfassend in die Prinzipien des Drehens von Keramik- objekten ein. Der Autor erklärt die Eigenheiten des Werkstoffs Ton bei der Bear-beitung und beschreibt, wie sämtliche Bewegungen gesteuert und koordiniert werden. Vom Zentrieren der Masse bis zum Entwickeln individueller Formen aus dem einfachen Zylinder, der Schale oder dem Teller stellt das Buch klar verständlich alle Handgriffe dar.

Anne Kyyrö QuinnWohnambiente mit Filz25 Designer- kreationen zum Selber- machen

Für «wohnambiente mit filz» hat die in Finnland geborene Designerin Anne Kyyrö Quinn außergewöhnliche Designs für die zeitgemäße textile Wohnkultur kreiert. Eine Kollektion 25 verlockender Projekte zum Nacharbeiten macht die Vielseitigkeit und das kreative Potential des Naturmaterials Filz erfahrbar. Vor-gestellt werden stilvolle Textilien und Objekte für den Wohnbereich, alle mit ei-ner dreidimensionalen Oberflächenstruktur, der man sich nicht entziehen kann.