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HEIDELBERGER I NSTITUT FÜR INTERNATIONALE K ONFLIKTFORSCHUNG e.V. am Institut für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg KONFLIKTBAROMETER 2002 Krisen . Kriege . Putsche Verhandlungen . Vermittlungen . Friedensschlüsse 11. JÄHRLICHE KONFLIKTANALYSE

HEIDELBERGER INSTITUT FÜR INTERNATIONALE …homepage.univie.ac.at/vedran.dzihic/konfliktbarometer_2002.pdf · 4 Konfliktbarometer 2002 – Globales Konfliktpanorama Ernste Krise

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HEIDELBERGER INSTITUT FÜR

INTERNATIONALE KONFLIKTFORSCHUNG e.V.am Institut für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg

KONFLIKTBAROMETER 2002Krisen . Kriege . Putsche

Verhandlungen . Vermittlungen . Friedensschlüsse

11. JÄHRLICHE KONFLIKTANALYSE

HIIKDas HEIDELBERGER INSTITUT FÜR INTERNATIONALE KONFLIKTFORSCHUNG (HIIK) am INSTITUT FÜRPOLITISCHE WISSENSCHAFT DER UNIVERSITÄT HEIDELBERG ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein. Eswidmet sich der Erforschung, Auswertung und Dokumentation innerstaatlicher und internationaler politischer Konflikte.Das HIIK ging 1991 aus einem u.a. von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell unterstützten For-schungsprojekt “KOSIMO” (Konflikt-Simulations-Modell) hervor, welches von Prof. Dr. Frank R. Pfetsch (UniversitätHeidelberg) geleitet wurde.

Konflikt

Konflikte sind Interessengegensätze (Positionsdifferenzen)um nationale Werte (Territorium, Unabhängigkeit, Selbstbe-stimmung, Autonomie, Ideologie, Macht, Ressourcen) voneiniger Dauer und Reichweite zwischen mindestens zwei Par-teien (Staaten, Staatengruppen, Staatenorganisationen, orga-nisierte Gruppen), die entschlossen sind, sie zu ihren Gunstenzu entscheiden. Dabei muss auf mindestens einer Seite die or-ganisierte Staatsmacht involviert sein.

Intensität von Konflikten

Konflikte der Intensitäten “latenter Konflikt” (1) und “Krise”(2) verlaufen vorwiegend gewaltlos, während Konflikte derIntensitäten “ernste Krise” (3) und “Krieg” (4) hauptsächlichgewaltsame bis kriegerische Formen annehmen. Angegebenwird jeweils nur die höchste Intensitätsstufe im Jahresverlaufeines Konflikts.

Latenter Konflikt (1)

Eine Positionsdifferenz um bestimmte nationale Werte istdann latent, wenn darauf bezogene Forderungen von einerPartei artikuliert und von der anderen Seite wahrgenommenwerden. Latente Konflikte können länger andauern und im-mer wieder von Phasen intensiveren Insistierens oder Ver-langens nach einer Lösung unterbrochen werden.

Krise (2)

Eine Krise beinhaltet den Einsatz von Mitteln, welche im Vor-feld militärischer Drohungen liegen. Vorhandene latente Kon-fliktbeziehungen erreichen das Stadium einer Wende, diemeist ausgelöst durch ein Ereignis die Wahrscheinlichkeitvon Gewaltandrohung erhöht. Dabei werden Entscheidungenerforderlich, die unter unvollstäniger Information und unterZeitdruck bzw. Stress zu treffen sind.

Ernste Krise (3)

Als ernste Krise bezeichnet man einen Spannungszustandzwischen Konfliktparteien, welcher mit der öffentlichen An-drohung von Gewalt (z.B. Zurschaustellung militärischerStärke) verbunden ist, oder in dem für kurze Zeit tatsächlichGewalt eingesetzt wird.

Krieg

Kriege sind Formen gewaltsamen Konfliktaustrags, die da-durch gekennzeichnet sind, dassa) die organisierten Kampfhandlungen von etwa gleich star-ken Gegnern durchgeführt werden; dies äußert sich meist da-rin, dass sieb) von einiger Dauer sind undc) intensiv geführt werden, d.h. Opfer kosten und Zerstörunganrichten.

Konfliktgegenstände

Das Konfliktbarometer unterscheidet zwischen folgendenKonfliktgegenständen, wobei bis zu drei Konfliktgegenstän-de pro Konflikt angegeben werden können:- Territorium, Grenze, Wasser- nationale Unabhängigkeit, Sezession- ethnische, religiöse, regionale Autonomie- Ideologie, System- nationale Macht- internationale Macht, geostrategische Lage- Ressourcen- Sonstiges

Abgrenzung der Regionen

Die Abgrenzung der Regionen erfolgt nach geographischer,kultureller und konfliktbestimmter Zusammengehörigkeit.Das Konfliktbarometer unterscheidet zwischen den RegionenEuropa, Afrika, Amerika, Asien sowie Vorderer und MittlererOrient.

Das vorliegende Konfliktbarometer 2002 gibt den aktuellenStand unserer Forschung wieder. Dadurch können sichAbweichungen von Daten älterer Ausgaben ergeben.

Redaktionsschluss: 1. Dezember 2002

Globale Entwicklung

Im Verlauf des Jahres 2002 werden 173 politischeKonflikte geführt. Davon sind 13 Kriege und 29 ernsteKrisen. Insgesamt werden demnach 42 Konflikte über-wiegend gewaltsam ausgetragen. Diesen stehen 131vornehmlich gewaltfreie Auseinandersetzungen ge-genüber, die sich in 52 Krisen und 79 latente Konflikteaufgliedern.

Jeder vierte Konflikt wird mit Gewalteinsatz geführt.Acht Konflikte werden neu aufgenommen, zwei davon- Madagaskar und Indien (Gujarat) - werden gewalt-sam ausgetragen. Zwölf Dispute können als beendetbetrachtet werden.Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Gesamtzahl dergewaltsamen Auseinandersetzungen nicht verändert.Die Anzahl der Kriege steigt jedoch von zwölf auf ins-gesamt 13 Kriege, während sich die Anzahl der ernstenKrisen von 30 im Jahr 2001 auf 29 reduziert. Die An-zahl der latenten Konflikte nimmt um 13%, d.h. umneun Konflikte zu, wogegen bei den überwiegend ge-waltfrei ausgetragenen Krisen eine Abnahme um 19%,

d.h. um zwölf Konflikte, auf eine Zahl von 52 ver-zeichnet werden kann.Hervorzuheben ist, dass die fast konstant gebliebenenGesamtzahlen nicht die Entwicklungen einzelner Kon-flikte widerspiegeln. Insgesamt 17 Auseinanderset-zungen sind eskaliert, zwei davon um zwei Intensitäts-stufen. Zehn Konflikte haben die Schwelle zum Ge-

walteinsatz überschritten. Demgegenüber sind 31 poli-tische Auseinandersetzungen deeskaliert, davon zweium mindestens zwei Intensitätsstufen. In elf der imJahr 2001 noch gewaltsam ausgetragenen Konfliktewird im Berichtszeitraum überwiegend keine Gewaltmehr eingesetzt. Besonders hervorzuheben ist dabeider innerstaatliche Machtkonflikt in Guinea (UDFG),der sich vom Vorjahresniveau eines Krieges auf die In-tensität eines latenten Konflikts entspannt hat.Wie 2001 wird auch in diesem Jahr nur einer der welt-weit 13 Kriege zwischen Staaten ausgetragen, nämlichder von den USA angeführte "Internationale Kampf

gegen den Terrorismus", der sich nach wie vor auchgegen die Taliban- und Al-Kaida-Kämpfer in Afgha-nistan richtet. Insgesamt stehen sechs internationalen34 innerstaatliche gewaltsame Auseinandersetzungengegenüber. Von den 63 zwischenstaatlichen Konfliktenbleiben 43 latente Konflikte, weitere 14 sind Krisen.Damit beträgt der Anteil der überwiegend oder voll-kommen gewaltfrei ausgetragenen Auseinandersetzun-gen zwischen Staaten 90%.

Regionale Entwicklung

Die meisten gewaltsamen Konflikte - 16 und damit ei-ner mehr als noch im Vorjahr - werden in Afrika ge-führt. Über die Hälfte aller Kriege - sieben von 13 -werden auf afrikanischem Boden ausgetragen. Im Jahr2002 überschreiten die Auseinandersetzungen in An-gola (Cabinda), in Äthiopien (Ogaden), in der Elfen-beinküste (RDR, MCPI), in Kongo-Brazzaville und inSomalia (Puntland) die Schwelle zur Gewalt. Dagegendeeskalieren der letztjährige, bereits erwähnte, Kriegin Guinea (UDFG) sowie die ernsten Krisen in Nigeria

Konfliktbarometer 2002 – Globales Konfliktpanorama 3

Globales Konfliktpanorama 2002

Inhalt

Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Afrika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13Amerika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Asien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23Vorderer und Mittlerer Orient . . . . . . . . . . . . . . . .29

Veränderung der Intensität Anzahl

Eskalation um zwei Stufen é 2

Eskalation um eine Stufe ì 15

Keine Veränderung � 117

Deeskalation um eine Stufe î 29

Deeskalation um zwei Stufen ê 1

Deeskalation um drei Stufen ê 1

Weltweite Konflikteeskalation und -deeskalation:

Konfliktintensitäten 2002 im Vergleich zu 2001

13

29

52

79

12

30

6470

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

Krieg Ernste Krise Krise Latenter Konflikt

Anz

ahl

20022001

gewaltsam gewaltfrei

Unterscheidung der inner- und zwischenstaatlichen Konflikte 2002 nach Intensität

1

5

14

43

12

22

37 36

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

Krieg Ernste Krise Krise Latenter Konflikt

Anz

ahl

ZwischenstaatlichInnerstaatlich

Konfliktbarometer 2002 – Globales Konfliktpanorama4

Ernste Krise Krieg

26

28

3029

32

Markiert sind die vom Konflikt betroffenen Staaten mit der jeweils höchsten Intensität.

Übersichtskarte: Gewaltsame Konflikte 2002

Nr. Konfliktname und wichtigstes Konfliktziel Nr. Konfliktname und wichtigstes Konfliktziel

Europa - Kriege 21 Kolumbien (ELN) - System

1 Russland (Tschetschenien) - Sezession 22 Venezuela - nationale Macht

Europa - ernste Krisen Asien - Kriege

2 Russland vs. Georgien - internationale Macht 23 Nepal (Maoistische Rebellen) - System

Afrika - Kriege Asien - ernste Krisen

3 Angola (UNITA) - nationale Macht 24 Bangladesch vs. Indien - Grenze

4 Burundi (Hutu) - nationale Macht 25 Indien (Assam) - Autonomie

5 Elfenbeinküste (RDR, MPCI) - nationale Macht 26 Indien (Kaschmir) - Autonomie

6 Kongo (RCD) - nationale Macht 27 Indien (Gujarat) - Autonomie

7 Liberia (LURD) - nationale Macht 28 Indien (Tripura) - Autonomie

8 Sudan (SPLA) - Sezession 29 Indonesien (Aceh) - Sezession

9 Uganda (LRA) - nationale Macht 30 Indonesien (Molukken) - Sonstiges

Afrika - ernste Krisen 31 Indonesien (Sulawesi) - Sonstiges

10 Angola (Cabinda) - Sezession 32 Myanmar (Karen) - Autonomie

11 Äthiopien (Ogaden) - Autonomie 33 Pakistan vs. Indien - Territorium

12 Kongo-Brazzaville - nationale Macht 34 Philippinen (Abu Sayyaf) - Sezession

13 Madagaskar - nationale Macht 35 Sri Lanka (LTTE) - Sezession

14 Nigeria (Christen vs. Muslime) - Sonstiges VMO - Kriege

15 Senegal (Casamance) - Autonomie 36 Afghanistan (Nordallianz) - nationale Macht

16 Somalia (Puntland) - regionale Macht 37 Afghanistan (Taliban, Al-Kaida) vs. USA - Ideologie

17 Somalia (SRRC) - nationale Macht 38 Israel (Palästinensische Gruppierungen)- Territorium

18 Zentralafrikanische Republik - nationale Macht VMO - ernste Krisen

Amerika - Kriege 39 Algerien (GIA) - System

19 Kolumbien (FARC) - System 40 Irak vs. USA, GB - internationale Macht

Amerika - ernste Krisen 41 Irak (Islamisten vs. PUK) - regionale Macht

20 Haiti - nationale Macht 42 Israel (Hisbollah) - Territorium

Legende

(Nigerdelta), Ruanda (Hutu), Sierra Leone (RUF) undim Tschad (MDJT) zur überwiegenden Gewaltlosig-keit. In Asien werden wie im Vorjahr 13 Konflikte mitdem Einsatz von Gewalt ausgetragen, allerdings sinddie beiden 2001 in Indien (Kaschmir) und Sri Lanka(LTTE) geführten Kriege auf die Intensität von ernsten

Krisen deeskaliert. Die Auseinandersetzungen in Indo-nesien (Sulawesi) und in Myanmar (Karen) über-schreiten 2002 die Schwelle zur Gewalt. Dagegen de-eskalieren die Konflikte in Bangladesch (Opposition),Indonesien (Kalimantan) und auf den Philippinen(MNLF), letzterer sogar um zwei Intensitätsstufen. ImVorderen und Mittleren Orient (VMO) ist neben sechsgleichbleibend gewaltsamen Auseinandersetzungendie ernste Krise zwischen Israel und den Palästinen-sern zum Ausmaß eines Krieges eskaliert, während derim Vorjahr noch gewaltsam geführte Kurdenkonflikt inder Türkei 2002 überwiegend gewaltfrei ausgetragenwird. Im Jahresverlauf hat kein Konflikt die Schwellezur Gewalt überschritten. Europa und Amerika ver-zeichnen nach wie vor die geringste Anzahl an Gewalt-konflikten. In Europa eskaliert der Disput zwischenRussland und Georgien, während Gewalt in den Ausei-nandersetzungen in der ehemaligen jugoslawischenRepublik Makedonien (UCK) und in Spanien (Basken-land) 2002 nicht mehr als überwiegendes Mittel desKonfliktaustrags eingesetzt wird. Der einzige Krieg in

Europa bleibt der Tschetschenien-Konflikt. In Amerikawird der einzige Krieg weiterhin auf kolumbianischemBoden im Konflikt zwischen Regierung und FARC aus-getragen. Weitere gewaltsame Auseinandersetzungen sinddie Konflikte in Haiti, Kolumbien (ELN) und Venezuela.

Konfliktgegenstände

Die im Jahr 2002 laufenden politischen Auseinander-setzungen werden am häufigsten um die Konfliktgüternationale Macht, Territorium und Autonomie geführt.Dabei werden fast alle Territorialkonflikte, die insbe-sondere in Amerika und im VMO zu finden sind, ohne

den Einsatz von Gewalt ausgetragen. Ausnahmen sindz.B. der indisch-pakistanische Konflikt, die Auseinan-dersetzung zwischen Indien und Bangladesch sowieder Krieg zwischen Israel und den Palästinensern. ImGegensatz zu Territorialkonflikten sind Konflikte uminnerstaatliche Macht, die besonders häufig in Afrikavorkommen, oder um Autonomie, die vor allem inAsien zu finden sind, sehr gewaltintensiv.

Putsche

Insgesamt ereignen sich 2002 weniger Putsche undPutschversuche als noch im Vorjahr. Von insgesamtvier dieser Ereignisse finden je zwei in Afrika undAmerika statt. Am 2.12.01 versuchen Militärs unter

Konfliktbarometer 2002 – Globales Konfliktpanorama 5

Region Europa Afrika Amerika Asien VMO Gesamtergebnis

lfd. davon lfd. davon lfd. davon lfd. davon lfd. davon lfd. davon

Intensität neu ende neu ende neu ende neu ende neu ende neu ende

latenterKonflikt 18 0 1 16 0 3 15 0 0 22 2 5 8 0 1 79 2 10

Krise 8 1 0 12 2 1 0 0 0 19 0 0 13 0 0 52 4 1

ernste Krise 1 0 0 9 1 0 3 0 0 12 1 0 4 0 0 29 2 0

Kriege 1 0 0 7 0 0 1 0 0 1 0 0 3 0 0 13 0 0

Summe 28 1 1 44 4 4 19 0 0 54 3 5 28 0 1 173 8 11

davonSummegewaltfrei

26 1 1 28 3 4 15 0 0 41 2 5 21 0 1 131 6 11

davonSummegewaltsam

2 0 0 16 1 0 4 0 0 13 1 0 7 0 0 42 2 0

Übersicht: Konfliktbilanz 2002

Verteilung aller globalen Konflikte 2002nach Region und Gewalteinsatz

2

16

4

13

7

2628

15

41

21

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

Europa Afrika Amerika Asien VMO

Anz

ahl

gewaltsam

gewaltfrei

Häufigkeit der Konfliktgegenstände nach Gewalteinsatz

3619

28 23

31

10

2516

754

17111084

0

10

20

30

40

50

60

Territo

rium

Sezes

sion

Auton

omie

Syste

m

Nat. M

acht

Int. M

acht

Resso

urcen

Sonst

iges

Häu

figke

it

gewaltfreigewaltsam

der Führung des stellvertretenden Armeechefs AlamCamara angeblich, die Regierung in Guinea-Bissau zustürzen und werden daraufhin verhaftet. Der am 19.9.in der Elfenbeinküste durch die Patriotische Bewegung(MPCI) unter Guillaume Soro Kigbafori unternomme-

ne Putschversuch ist folgenreicher, da er einen Bürger-krieg im Land auslöst. Auch der versuchte Putsch inHaiti vom 17.12.01, der angeblich von einem ehemali-gen höheren Polizeioffizier angeführt wird, löst lan-desweite Ausschreitungen aus, bei denen Gebäude derOppositionsparteien in Brand gesetzt werden. Die oh-nehin angespannte innenpolitische Lage in Venezuelaeskaliert nach dem am 11.4. unternommenen Militär-putsch, in dessen Folge Staatspräsident Hugo Chavez

sein Amt niederlegt. Trotz der im Einzelfall destabili-sierenden Folgen bleiben Putsche und Putschversucheseit ihrem drastischen Rückgang zu Beginn der neun-ziger Jahre weiterhin ein seltenes Instrument der Kon-fliktaustragung.

Internationaler Terrorismus

Entsprechend unserer Konfliktdefinition, nach der klaridentifizierbare Parteien um ein nationales Gut kämp-fen und nach der auf einer der Seiten ein Staat zumin-dest beteiligt ist, werden terroristische Einzelanschlägenicht gesondert erfasst. Dies gilt insbesondere für dieAufsehen erregenden Bombenanschläge auf Djerba(Tunesien), auf Bali (Indonesien) und in der Nähe vonMombasa (Kenia). Hier sind bis Redaktionsschlussweder die Urheber noch die von ihnen verfolgten Zielebekannt, zudem haben sich die Attentate gegen zivileEinrichtungen gerichtet. In jenen Konflikten, in denenTerrorismus von sich dazu bekennenden Gruppierun-gen eingesetzt wird und deren bekannte Ziele gegennationale Werte wie die staatliche Einheit gerichtetsind, werden die Anschläge als ein Mittel der Konflikt-austragung gewertet und beschrieben. Dies gilt bei-spielsweise für die ETA in Spanien, die Abu Sayyaf aufden Philippinen oder die verschiedenen palästinensi-schen Gruppierungen in Israel.

In einem Viertel der insgesamt 173 politischen Ausei-nandersetzungen führen die jeweiligen Konfliktpar-teien Verhandlungen zu deren Lösung.

Verhandlungen

Von diesen 43 Konflikten gelangen 19 Verhandlungenzu einem Ergebnis. Drei Friedensverträge werden ge-schlossen: Im Tschad wird der Bürgerkrieg zwischenRegierung und MDJT beendet, in Indonesien werdenVerträge auf den Molukken und in Aceh geschlossen.Drei Verhandlungen führen zu bislang dauerhaftenWaffenstillständen, und zwar alle drei in seit langen

Jahren gewaltsam ausgetragenen Konflikten. Die Bür-gerkriege in Angola und in Sri Lanka deeskalieren. DerWaffenstillstand in Somalia ist erst Ende Oktober ge-schlossen worden, seine Dauerhaftigkeit bleibt abzu-

warten. Vier Waffenstillstände werden innerhalb diesesJahres sowohl geschlossen als auch wieder gebrochen.Dies ist der Fall in den Bürgerkriegen in der Elfenbein-küste und im Sudan, außerdem in den Konflikten inKolumbien (ELN) und auf den Philippinen (MILF).Weiterhin können zehn Abkommen als Erfolge vonVerhandlungen gewertet werden. Insgesamt betreffendie meisten Verhandlungen Konflikte in den RegionenAsien und Afrika. Dies gilt sowohl in absoluten Zah-len als auch relativ. In den beiden Regionen werden infast einem Drittel der Konflikte Verhandlungen ge-führt, weltweit nur in einem Viertel. Die absolutenZahlen können den Eindruck erwecken, dass Verhand-lungen am häufigsten in überwiegend gewaltfreienKonflikten geführt werden. Tatsächlich verhandeln dieKonfliktparteien in der Hälfte der zwölf Kriege und in34% der ernsten Krisen. In Konflikten mit wenig odergar keinem Gewalteinsatz werden dagegen nur in 21%der Fälle Verhandlungen geführt.

Internationale Organisationen

Im Jahr 2002 unterhält die UNO 15 Peacekeeping-Missionen. Jeweils fünf davon befinden sich in Europa(Bosnien-Herzegowina, Georgien [Abchasien], Jugo-slawien [Kosovo], Kroatien und Zypern) und dem Vor-deren und Mittleren Orient (Irak vs. Kuwait, Israel vs.Syrien, Israel, Libanon, Marokko [Westsahara]). InAfrika werden nur drei (Eritrea vs. Äthiopien, Kongo

Konfliktbarometer 2002 – Globales Konfliktpanorama6

Maßnahmen zur Konfliktbearbeitung

Anzahl der Putsche und Putschversuchepro Jahr 1945 - 2002

0

5

10

15

20

25

30

1945

1948

1951

1953

1955

1957

1959

1961

1963

1965

1967

1969

1971

1973

1975

1977

1979

1981

1983

1985

1987

1989

1991

1993

1995

1997

1999

2001

An

zah

l

Verhandlungen 2002 nach Konfliktintensitäten

1413

10

6

0

2

4

6

8

10

12

14

16

latenter Konflikt Krise ernste Krise Kriege

Anz

ahl

Konfliktbarometer 2002 – Globales Konfliktpanorama 7

[RCD] und Sierra Leone [RUF]), in Asien nur zwei(Indonesien [Ost-Timor] und Indien vs. Pakistan)durchgeführt. Mit den UNO-Missionen in Israel, imLibanon, im Kongo (RCD) und in Indien (Kaschmir)werden in vier Fällen UNO-Blauhelmsoldaten in ge-waltsamen Konflikten eingesetzt. Insgesamt sind imOktober 2002 43.000 Soldaten und Polizisten aus 88Ländern bei Peacekeeping-Missionen im Einsatz. Diegrößten Kontingente stellen Bangladesch (5.400Mann), Pakistan (4.700 Mann) und Nigeria (3.300Mann). Aus Deutschland sind 513 Personen bei fünfMissionen im Einsatz. Im Laufe des Jahres sterben 52Blauhelmsoldaten und -polizisten; insgesamt sind imDienste der UNO seit 1948 über 1.700 Einsatzkräftegetötet worden. Die für die UNO gefährlichsten Mis-

sionen sind die UNIFIL (245 Tote seit 1978), UNFI-CYP (170 Tote seit 1964) und UNAMSIL (90 Tote seit1999).Die UNO hält zu Beginn des Jahres 2002 Sanktionengegen acht Staaten aufrecht. Die Maßnahmen gegenLibyen sind dabei zurzeit ausgesetzt, die gegen dieangolanische UNITA und gegen Afghanistan sind zumTeil ausgesetzt oder aufgehoben. Die Sanktionen ge-gen den Irak, Ruanda, Liberia und Sierra Leone blei-

ben unverändert bestehen. Das Waffenembargo gegenSomalia soll verstärkt durchgesetzt werden.Neben der UNO unterhalten auch andere internatio-nale Organisationen Friedensmissionen, so etwa dieWirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten(ECOWAS) in Sierra Leone und die Nordatlantikpakt-organisation (NATO) in Bosnien-Herzegowina, imKosovo und in Makedonien. Neue Akteure sind dieAfrikanische Union (AU), die seit Juli die Organisa-tion Afrikanischer Einheit (OAU) ablöst, und dieWirtschaftsgemeinschaft Zentralafrikanischer Staaten(CEMAC), die ihre erste Mission am 1.11. in Zentral-afrika beginnt. Die Organisation für Sicherheit und Zu-sammenarbeit in Europa (OSZE) unterhält 2002 insge-samt acht Langzeitmissionen in Skopje, Georgien,Moldawien, Tadschikistan, Bosnien-Herzegowina,Kroatien, dem Kosovo und in der Bundesrepublik Ju-goslawien. Die Langzeitmissionen in Estland und Lett-land werden im Berichtszeitraum beendet. Weiter istdie OSZE mit Feldaktivitäten in Usbekistan, Tsche-tschenien, Albanien, Weißrussland, Kasachstan, Kir-gistan, Turkmenistan, der Ukraine, Armenien undAserbaidschan vertreten.

Autoritative Entscheidungen durchden IGH

Der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag fällt2002 ein Gerichtsurteil. Dieses beendet zum einen denKonflikt um die Seegrenzen zwischen Kamerun undNigeria, wobei die Interessen Äquatorialguineas be-rücksichtigt werden. Gleichzeitig besteht der Konfliktzwischen Kamerun und Nigeria aber weiter, da Nigeriadie Entscheidung des Gerichts trotz vorheriger Ver-pflichtung dazu nicht anerkennt. Der Grenzkonfliktzwischen Niger und Benin wird von beiden gemein-sam vor den IGH gebracht.

Missionskürzel Name der Mission Beginn Land

MINURSO UN Mission for the Referendum in Western Sahara 1991 West Sahara

MONUC UN Mission in the Democratic Republic of the Congo 1999 DR Kongo

UNAMSIL UN Mission in Sierra Leone 1999 Sierra Leone

UNDOF UN Disengagement Observer Force Golan Heights 1974 Syrien - Israel

UNFICYP UN Force in Cyprus 1964 Zypern

UNIFIL UN Interim Force in Lebanon 1978 Libanon

UNIKOM UN Iraq-Kuwait Observer Mission 1991 Irak - Kuwait

UNMEE UN Mission in Ethiopia and Eritrea 2000 Äthiopien - Eritrea

UNMIBH UN Mission in Bosnia and Herzegovina 1995 Bosnien-Herzegowina

UNMIK UN Interim Administration Mission in Kosovo 1999 Jugoslawien (Kosovo)

UNMISET UN Mission of Support in East Timor 2002 * Ost-Timor

UNMOGIP UN Military Observer Group India and Pakistan 1949 Indien - Pakistan

UNMOP UN Mission of Observers in Prevlaka 1996 Kroatien

UNOMIG UN Observer Mission to Georgia 1993 Georgien

UNTSO UN Truce Supervisory Organization Middle East 1948 Naher Osten

* Nachfolgerin der UN Transitional Administration in East Timor (UNTAET), Beginn 1999

Übersicht: Laufende Peacekeeping-Missionen der UNO

Anzahl der UNO-Peacekeeping-Missionen pro Jahr1991-2002

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002

Anz

ahl

Bosnien-HerzegowinaIntensität: 1 Veränderung: î Beginn: 1991Konfliktparteien: Serben (SDS), Kroaten (HDZ) und Muslime

(SDA), Republika Srpska (RS) vs.Bosniakisch-Kroatische Föderation

Konfliktgegenstand: Autonomie, Sonstiges (Minderheiten)

Die Konflikte zwischen Serben, Kroaten und Bosnia-ken (Muslime) sowie zwischen den Entitäten in Bos-nien-Herzegowina (BiH) bestehen fort. Die Koopera-tion zwischen der Republika Srpska und der Födera-tion gestaltet sich weiterhin schwierig. BosnischeKroaten streben nach einer Abspaltung der mehrheit-lich kroatisch besiedelten Gebiete und der Schaffungeiner Dritten Republik. Im April erlässt der Hohe Re-präsentant der Internationalen Gemeinschaft aufgrundder Ineffizienz sämtlicher staatlicher Organe in BiHper Dekret Verfassungsänderungen zur Minderheiten-repräsentanz. Der Kurs der nationalistischen Kräfte inbeiden Entitäten wird durch ihren Sieg bei den Parla-ments- und Präsidentschaftswahlen im Oktober bestä-tigt. Die Flüchtlings- und Minderheitenproblematikdauert an. sb, sl

Frankreich (Korsika)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1975Konfliktparteien: korsische Nationalisten, korsische Terroror-

ganisation (FLNC) vs. franz. RegierungKonfliktgegenstand: Sezession

Der im Jahr 2000 begonnene Reformprozess für einepartielle Autonomie Korsikas scheitert. Das im letztenJahr verabschiedete Korsika-Gesetz des französischenKabinetts Lionel Jospins wird im wiederaufgenomme-nen Gesetzgebungsverfahren gestoppt. Anfang Januarerklärt der Verfassungsrat Frankreichs Kernpunkte deskorsischen Autonomiegesetzes für verfassungswidrig.Nach den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen un-

terbreitet der neue Premierminister Jean-Pierre Raffa-rin in seiner ersten Regierungserklärung im Juni keinekonkreten Pläne hinsichtlich der Mittelmeerinsel, ver-kündet aber einen allgemeinen Kurs der Dezentralisie-rung. Im Mai bekennt sich die korsische BefreiungsfrontFLNC zu einem Sprengstoffanschlag in Marseille. ah

Georgien (Abchasien)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1989Konfliktparteien: abchasische Oppositionelle vs. georgische

RegierungKonfliktgegenstand: Ethnische und regionale Autonomie

Die Autonome Republik Abchasien strebt nach wie vordie Abspaltung von Georgien und den Anschluss anRussland an. Der Waffenstillstand wird seit dem Mos-kauer Übereinkommen von 1994 von der UNO-Mis-sion UNOMIG und den GUS-Friedenstruppen über-wacht. Beide Missionen werden in diesem Jahr zwei-mal verlängert. Der abchasische Präsident WladislawArdzinba befürchtet, Georgien werde eine geplanteAnti-Terror-Operation auf Abchasien ausdehnen, dageorgische Politiker behaupten, Al-Kaida-Kämpfer be-fänden sich in der Region. ab

Großbritannien (Nordirland)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1968Konfliktparteien: IRA vs. Real IRA vs. Sinn Féin vs. britische

Regierung vs. UUP, paramilitärische Pro-testantengruppen (UFF, UDA, LVF, UVF)

Konfliktgegenstand: Autonomie (Umsetzung des Karfreitagsab-kommens)

Der fragile Friedensprozess in Nordirland, bei dem dieUmsetzung des 1998 abgeschlossenen Karfreitagsab-kommens im Zentrum steht, erfährt mit der insgesamtdritten Aufhebung der nordirischen Teilautonomie ei-nen erneuten Rückschlag. Vorausgegangen ist ein Ulti-

Konfliktbarometer 2002 – Europa8

EuropaDie Gesamtzahl der Konflikte in Europa nimmt gegenüber dem Vorjahr um drei ab, zudem deeskalieren die Ausei-nandersetzungen in Makedonien und Spanien (Baskenland). Der Nordkaukasus ist in diesem Jahr die konfliktträch-tigste Region mit fünf Konflikten, darunter befinden sich der vorwiegend gewaltsam ausgetragene innerstaatlicheKrieg in Russland (Tschetschenien), der durch die Geiselnahme in Moskau in der Öffentlichkeit neue Beachtung fin-det, und die ernste Krise zwischen Russland und Georgien (Pankisi-Tal). Die Konflikte auf dem Balkan bleiben auf-grund verschiedener Abkommen und der Anwesenheit internationaler Organisationen weitgehend gewaltlos. DieAuseinandersetzung zwischen Marokko und Spanien um die unbewohnte Petersilieninsel im Mittelmeer, in der fürkurze Zeit von beiden Seiten Militär eingesetzt wird, kann dank internationaler Vermittlung entschärft werden. Diehäufigsten Konfliktgegenstände in Europa sind wieder Autonomie und Sezession.

Häufigkeit der Konfliktgegenständenach Gewalteinsatz Europa

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Konfliktintensitäten Europa 2002 - 2001

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Krieg Ernste Krise Krise Latenter Konflikt

Anz

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20022001

matum des protestantischen Premierminister Nordir-lands David Trimble, der am 15.9. die Auflösung derkatholischen Irisch Republikanischen Armee (IRA)und am 5.10. den Ausschluss des politischen Arms derIRA, der Sinn Féin, aus der nordirischen Regierungfordert. Andernfalls droht er mit dem Auszug seinerPartei aus dem Kabinett. Mit der Aufhebung der Auto-nomie am 14.10. versucht die britische Regierung die-sen Schritt, der das Ende des Prozesses bedeutet hätte,zu verhindern. Hintergrund sind die Aufdeckung einerZusammenarbeit der IRA mit der kolumbianischen Re-bellenorganisation FARC im Frühjahr, welche die pro-testantischen Parteien UUP und DUP als Bruch desWaffenstillstandsvertrages interpretieren, die Affäreum einen angeblichen Spionageversuch der IRA im

Belfaster Parlament sowie die Zunahme gewaltsamerZusammenstöße zwischen Protestanten und Katholi-ken. Zuvor hatte sich die IRA am 16.7. zum ersten Malbei den versehentlich getroffenen Opfern der Kämpfeund deren Familien entschuldigt. nis

Jugoslawien (Kosovo)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1989Konfliktparteien: LDK, PDK, AAK; albanische National-

armee vs. jugoslawische RegierungKonfliktgegenstand: Sezession

Der Konflikt zwischen der albanischen Bevölkerungs-mehrheit und der jugoslawischen Regierung um denStatus der von der UNO-Mission UNMIK verwaltetenProvinz Kosovo besteht weiterhin. Anfang März wird

Konfliktbarometer 2002 – Europa 9

Konfliktname1 Direkt Beteiligte2 Konfliktgegenstand Beginn Änd.3 Int.4

Bosnien-HerzegowinaSerben (SDS), Kroaten (HDZ) und Muslime(SDA), Republika Srpska (RS) vs. Bosniakisch-Kroatische Föderation

Autonomie, Sonstiges (Minderheiten) 1991 î 1

Frankreich (Korsika) Korsische Nationalisten, korsische Terrororga-nisation (FLNC) vs. französische Regierung Sezession 1975 � 2

Georgien (Abchasien) Abchasische Oppositionelle vs. georgischeRegierung

Ethnische und regionale Autonomie 1989 � 2

Georgien (Adscharien) * Adscharische Minderheit vs. georgischeRegierung Regionale Autonomie 1990 � 1

Georgien (Südossetien) * Südosseten vs. georgische Regierung Sezession 1989 � 1

Großbritannien (Nordirland)

IRA vs. Real IRA vs. Sinn Féin vs. britischeRegierung vs. UUP, verschiedeneparamilitärische Protestantengruppen (UFF vs.UDA)

Autonomie (Umsetzung desKarfreitagsabkommens)

1968 � 2

Jugoslawien (Kosovo)Politische Parteien der ethnischen Albaner:LDK, PDK, AAK; albanische Nationalarmee vs.jugoslawische Regierung

Sezession 1989 � 2

Jugoslawien (Montenegro) Montenegrinische Regionalregierung vs.jugoslawische Zentralregierung

Sezession 1997 � 1

Jugoslawien (Vojvodina) Provinzialregierung der Vojvodina vs.jugoslawische Zentralregierung Autonomie 1989 � 1

Lettland Russische Minderheit vs. lettische Regierung Kulturelle Autonomie 1991 � 1

Makedonien (UCK) Albanische Freischärler vs. makedonischePolizeieinheiten Autonomie, Sezession 1991 î 2

Marokko - Spanien(Petersilieninsel)

Marokko vs. Spanien Territorium (Petersilieninsel) 2002 neu 2

Moldawien (Transnistrien) Transnistrische Separatisten PMR vs.moldawische Regierung Sezession 1991 � 1

Rumänien *Ungarische Minderheit vs. rumänischeRegierung Kulturelle Autonomie 1989 � 1

Rumänien - Ukraine * Rumänien vs. UkraineSeegrenze (Schwarzes Meer:Schlangeninsel, Kontinentalsockel),Ressourcen (Erdöl, Erdgas)

1991 � 1

Russland - Georgien Russland vs. Georgien Internationale Macht 2001 ì 3Russland - Weißrussland Russland vs. Weißrussland Nationale Macht 2001 � 1

Russland (Tschetschenien)Tschetschenische Rebellen vs. russischeRegierung Sezession 1991 � 4

Slowakei *Slowakische Regierung vs. ungarischeMinderheit

Ethnische, regionale Autonomie 1993 � 1

Slowenien - Kroatien Slowenien vs. Kroatien Grenze 1991 � 1Spanien - Großbritannien Spanien vs.Großbritannien Territorium (Gibraltar) 1954 � 1Spanien - Marokko (Ceutaund Melilla) * Spanien vs. Marokko

Territorium (Ceuta und Melilla),Ressourcen (Fischfang) 1961 � 1

Spanien (Baskenland) ETA, Batasuna (bis Juli 2002) vs. spanischeRegierung Sezession 1960 î 2

Türkei - Griechenland Türkei vs. Griechenland Territorium/Seegrenzen (Ägäis),Ressourcen

1973 î 1

Ungarn - Rumänien * Ungarn vs. Rumänien Sonstiges (ungarische Minderheit inRumänien) 2001 î 1

Ungarn - Slowakei(Minderheit) Ungarn vs. Slowakei

Sonstiges (ungarische Minderheit inder Slowakei) 2001 ì 2

Ungarn - Slowakei(Ressourcen) * Ungarn vs. Slowakei Ressourcen (Wasser) 1989 � 1

Zypern Nordzypern vs. Republik Zypern Sezession 1963 î 11) mit * gekennzeichnete Konflikte sind nicht mit einem eigenen Text im Regionalteil erwähnt2) aufgeführt werden nur die im Berichtszeitraum direkt beteiligten Parteien3) Veränderungen zum Vorjahr: ì bzw. é Eskalation um eine bzw. mehr als eine Intensitätsstufe. î bzw. ê Deeskalation um eine bzw. mehrals eine Intensitätsstufe; � keine Veränderung4) Intensitätsstufen: 4: Krieg; 3: ernste Krise; 2: Krise; 1: latenter Konflikt

Übersicht: Konflikte in Europa 2002

die politische Pattsituation, die seit den Parlaments-wahlen im November vergangenen Jahres bestandenhat, durch eine Koalitionsvereinbarung zwischen dendrei großen kosovo-albanischen Parteien Demokrati-sche Liga des Kosovo (LDK), Demokratische Parteides Kosovo (PDK) und der Allianz für die Zukunft desKosovo (AAK) beendet. Ibrahim Rugova (LDK) wirdneuer Präsident, Bajram Rexhepi (PDK) neuer Pre-mierminister. Bei den Ende Oktober stattfindendenKommunalwahlen trägt die LDK den Sieg davon. DieWahlen werden von niedriger Wahlbeteiligung vor al-lem der serbischen Bevölkerung überschattet. Wie inden beiden Vorjahren werden hochrangige Vertreterder LDK ermordet. Insgesamt aber bleibt der Konfliktnicht zuletzt wegen der Anwesenheit der KFOR-Trup-pen überwiegend gewaltlos. fw

Jugoslawien (Montenegro)Intensität: 1 Veränderung: � Beginn: 1997Konfliktparteien: DPS, LS vs. SNP, Regierung JugoslawienKonfliktgegenstand: Sezession

Unter Druck der EU einigen sich Serbien und Monte-negro im März auf eine staatsrechtliche Neuordnungder Bundesrepublik Jugoslawien, deren Ergebnis einloser Staatenbund "Serbien und Montenegro" sein soll.Die hierfür notwendigen Verfassungsänderungen inden Teilrepubliken und auf Bundesebene stehen nochaus. Der Sieg der Parteienkoalition Liste für ein euro-päisches Montenegro unter Führung des amtierendenPräsidenten Milo Djukanovic bei den vorgezogenenParlamentswahlen am 20.10. bekräftigt den im Landtrotz allem heftig umstrittenen Kurs, der von der EUvorgegeben wird. Die Regierung in Podgorica gibt dieUnabhängigkeitsbestrebungen für Montenegro nichtauf, sondern verschiebt das ursprünglich für April ge-plante Referendum über die Unabhängigkeit um dreiJahre. sb, sl

Jugoslawien (Vojvodina)Intensität: 1 Veränderung: � Beginn: 1989Konfliktparteien: Provinzialregierung der Vojvodina vs. jugo-

slawische ZentralregierungKonfliktgegenstand: Autonomie

Im Konflikt um den Status der nordserbischen ProvinzVojvodina nähern sich die beteiligten Parteien an. ImJanuar beschließt das jugoslawische Bundesparlamentmit knapper Mehrheit das "Omnibusgesetz", das eineweitgehende Wiederherstellung der 1989 aufgehobe-nen Autonomie der Vojvodina vorsieht. Das "Omni-busgesetz" gilt als Übergangslösung bis zur Verab-schiedung einer neuen serbischen Verfassung. sb, sl

LettlandIntensität: 1 Veränderung: � Beginn: 1991Konfliktparteien: Russische Minderheit vs. lettische Regie-

rungKonfliktgegenstand: Kulturelle Autonomie

Das seit 1993 bestehende Mandat der OSZE-Missionin Lettland endet am 31.12.01. Damit wird anerkannt,dass der Schutz der russischsprachigen Minderheit eu-ropäischen Standards entspricht. Per Verfassungsände-rung wird Anfang des Jahres die lettische Sprache zurArbeitssprache des Parlaments erhoben. Das Wahlge-setz hat die Teilnahme an regionalen und nationalenWahlen bisher vom Nachweis lettischer Sprachkennt-

nisse abhängig gemacht. Da das Gesetz die russisch-lettischen Beziehungen stark belastet, hat NATO-Ge-neralsekretär George Robertson die Aufnahme Lett-lands an die Änderung des Gesetzes gebunden. Im Maipassiert die Gesetzesänderung das Parlament. Nachden Parlamentswahlen am 5.10. wird der rechtslibera-le Einars Repse neuer Regierungschef. Die auf die rus-sischsprachige Minderheit ausgerichtete Partei FürMenschenrechte in einem Vereinten Lettland, dieknapp 19% erreicht, schließt er bereits im Vorfeld alsKoalitionspartner aus. ab

Makedonien (UCK)Intensität: 2 Veränderung: î Beginn: 1991Konfliktparteien: Albanische Freischärler vs. makedonische

PolizeieinheitenKonfliktgegenstand: Autonomie, Sezession

Die im September abgehaltenen Parlamentswahlen inMakedonien führen zu einem Regierungswechsel. Imneuen sozialdemokratischen Kabinett wird auch dieDemokratische Union für Integration beteiligt, die un-ter dem Vorsitz des ehemaligen Führers der NationalenBefreiungsarmee UCK Ali Ahmeti steht. Trotz Ein-bindung der ehemaligen Rebellen in die Regierungund weiterer konfliktentschärfender Maßnahmen hal-ten die Spannungen zwischen albanischen und slawi-schen Makedoniern an. Ein Indikator hierfür ist die imNovember beschlossene Verlängerung des NATO-Mandats. aj

Marokko - Spanien (Petersilieninsel)Intensität: 2 Veränderung: neu Beginn: 2002Konfliktparteien: Marokko vs. SpanienKonfliktgegenstand: Territorium (Petersilieninsel)

Der Status der unbewohnten Petersilieninsel nahe dermarokkanischen Küste ist zwischen Spanien und Ma-rokko umstritten. Am 11.7. besetzen zwölf marokkani-sche Soldaten und Gendarmen die Insel. Von Spanienwird dies als feindlicher Akt bewertet, der gegen einen1991 geschlossenen Vertrag über Zusammenarbeit undFreundschaft verstoße. Marokko begründet die Aktiondamit, die illegale Einwanderung nach Spanien undden Drogenhandel in der Straße von Gibraltar bekämp-fen zu wollen. Die Spannungen zwischen der marok-kanischen und der spanischen Regierung nehmen zu,als Marokko einen Abzug von der Insel ablehnt undSpanien daraufhin mehrere Kriegsschiffe entsendetund seinen Botschafter aus Rabat abzieht. Am 17.7.landen spanische Soldaten auf der Insel, nehmen diemarokkanischen Soldaten fest und überstellen diese anMarokko. Spanien stationiert 75 Soldaten auf der In-sel. Auf Druck der UNO, der USA, der EU und derArabischen Liga verspricht Marokko am 19.7., auf dieEntsendung von Militär zu verzichten, sofern Spanienseine Truppen abziehe. Am 20.7. vermittelt US-Au-ßenminister Colin Powell zwischen den Konfliktpar-teien. Beide Parteien beschließen, dass die Insel neu-trales Gebiet sein soll, auf dem keine Soldaten statio-niert werden. Spanien zieht am selben Tag seine Trup-pen ab. Am 23.9. kommt es erneut zu Spannungen, alsder marokkanische Außenminister Mohamed Benaissaein Treffen mit seiner spanischen Kollegin Ana Palacioabsagt, da angeblich ein spanischer Hubschrauber aufder Insel gelandet sei. Spanien dementiert dies. sk

Konfliktbarometer 2002 – Europa1 0

Moldawien (Transnistrien)Intensität: 1 Veränderung: � Beginn: 1991Konfliktparteien: Transnistrische Separatisten (PMR) vs. mol-

dawische RegierungKonfliktgegenstand: Sezession

In dem bereits elf Jahre andauernden Konflikt um dieAbspaltung der Autonomen Republik Transnistrienvon Moldawien ist noch keine endgültige Lösung ge-funden. Die moldawische Regierung legt im Juli einenEntwurf zu einer Verfassungsänderung vor, der eineföderale Struktur für Moldawien und seine Teilrepu-bliken in Aussicht stellt. Die Führung in Transnistrienbesteht jedoch weiterhin auf der Anerkennung ihrerUnabhängigkeit. sb, sl

Russland - GeorgienIntensität: 3 Veränderung: ì Beginn: 2001Konfliktparteien: Russland vs. GeorgienKonfliktgegenstand: Internationale Macht/geostrategische Lage

Aufgrund der bewaffneten Auseinandersetzungen inder russischen Teilrepublik Tschetschenien, die einegemeinsame Grenze mit Georgien hat, ziehen sichtschetschenische Rebellen bereits seit Beginn des Jah-res 2000 in das grenznahe georgische Pankisi-Tal zu-rück. Russische Kampfflugzeuge fliegen dort im Zugeder Verfolgung tschetschenischer Separatisten wieder-holt Luftangriffe. Gegen diese Verletzung des eigenenLuftraums protestiert das georgische Außenminis-terium im Juli. Russland seinerseits wirft Georgienvor, in der Krisenregion nicht entschlossen genug zuhandeln und fordert ein gemeinsames russisch-georgi-sches Vorgehen gegen die Rebellen. Am 23.8. fliegt dierussische Armee einen Angriff auf georgische Dörfer.Mindestens ein Mensch wird dabei getötet, mehrereverletzt. Nun protestieren auch die USA gegen die Ver-letzung der georgischen Souveränität. Zwei Tage spä-ter verlegt Georgien eine 1.000 Mann starke Truppedes Innenministeriums, Polizeikräfte und Spezialein-heiten in das Gebiet, um die Kontrolle über das Pan-kisi-Tal wiederzuerlangen. Die USA stellen Georgienein 64 Mio. US-Dollar umfassendes Ausbildungs- undAusrüstungsprogramm in Aussicht, um gegen mut-maßliche Al-Kaida-Kämpfer in den Reihen der tsche-tschenischen Separatisten in Pankisi vorzugehen. Dergeorgische Präsident Eduard Schewardnadse beschul-digt das russische Militär, absichtlich immer mehrtschetschenische Rebellen über die Grenze zu treiben.Umgekehrt wirft Wladimir Putin den georgischen Be-hörden vor, tschetschenische Rebellen nicht auszulie-fern. Im September ordnet Schewardnadse eine Anti-Terror-Operation an, an der US-amerikanische und aufDruck der russischen Regierung auch russische Elite-soldaten beteiligt sind. 40 mutmaßliche Kriminelle undRebellen werden festgenommen. ab

Russland - WeißrusslandIntensität: 1 Veränderung: � Beginn: 2001Konfliktparteien: Russland vs. WeißrusslandKonfliktgegenstand: Nationale Macht

Der 1999 vom damaligen russischen Präsidenten BorisJelzin und seinem weißrussischen Amtskollegen Ale-xander Lukaschenko unterzeichnete Vertrag über einerussisch-weißrussische Union wird mittlerweile vonbeiden Staaten unterschiedlich interpretiert. Das ur-sprüngliche Abkommen sieht die Schaffung gemeinsa-

mer Institutionen vor. Im August schlägt der russischePräsident Wladimir Putin jedoch vor, bis 2004 - alsonoch vor der nächsten Präsidentschaftswahl in Russ-land - die Verfassung der Russischen Föderation aufWeißrussland auszudehnen und damit die sieben weiß-russischen Provinzen den 89 russischen anzugliedern.Weißrussland würde damit im russischen Staat aufge-hen. Alternativ dazu bietet Putin eine Vereinigung nachdem Vorbild der EU an. Beide Vorschläge lehnt Luka-schenko kategorisch ab. Die Fronten zwischen Russ-land und Weißrussland sind damit verhärtet. ab

Russland (Tschetschenien)Intensität: 4 Veränderung: � Beginn: 1991Konfliktparteien: Tschetschenische Rebellen vs. russische

RegierungKonfliktgegenstand: Sezession

Der zweite Tschetschenienkrieg ist in seinem drittenJahr von einer Lösung weit entfernt. Erste Ansätze zuFriedensverhandlungen im November 2001 scheitern.Um den Jahreswechsel eskalieren die Kampfhandlun-gen erneut. Zum ersten Mal seit zwei Jahren führt eineDelegation der Parlamentarischen Versammlung desEuroparats im Januar eine Menschenrechtsuntersu-chung in Tschetschenien durch. Die für die Unabhän-gigkeit von Russland kämpfenden tschetschenischenSeparatisten setzen ihren Guerillakrieg vor allem imSüden der Teilrepublik unvermindert fort. Sie nutzendas angrenzende Georgien seit Beginn der gewaltsa-men Auseinandersetzungen als Rückzugsgebiet. Dierussische Armee führt regelmäßig so genannte Säube-rungsaktionen durch, bei denen Dörfer abgeriegelt unddiese systematisch nach Rebellen durchsucht werden.Dabei sind nach Angaben von UNO und Europaratauch Misshandlungen der Zivilbevölkerung üblich.Den Abschuss eines russischen Hubschraubers beant-wortet die russische Luftwaffe im August mit Vergel-tungsschlägen gegen georgische Dörfer und verletztdamit die Souveränität Georgiens. Die öffentlicheMeinung in Russland scheint sich im Laufe des Jahreslangsam gegen den Krieg zu wenden, so dass sich eineVerhandlungsmöglichkeit andeutet. Am 26.9. aller-dings liefern sich tschetschenische Rebellen und russi-sche Truppen an der Grenze zwischen Inguschetienund Tschetschenien die bis dahin schwersten Gefechtedieses Jahres. Seit Anfang 2002 erarbeitet die vonRussland eingesetzte tschetschenische Verwaltung ei-ne Verfassung, die Tschetschenien zu einer "präsidia-len Republik" innerhalb der Russischen Föderationmachen würde. Die Bevölkerung soll darüber abstim-men können. Verhandlungen über den zukünftigen Sta-tus Tschetscheniens scheinen damit auszuscheiden.Am 23.10. stürmen ca. 40 bewaffnete Männer undFrauen ein Moskauer Theater während der Vorstellungund nehmen rund 900 Personen - Zuschauer und Per-sonal - als Geiseln. Die Täter sind tschetschenische Se-paratisten, die die sofortige Beendigung des Kriegesfordern. Russische Sicherheitskräfte stürmen am27.10. das Gebäude unter Verwendung eines Gases.100-300 Geiseln und vermutlich alle Geiselnehmerwerden dabei getötet. Verteidigungsminister SergejIwanow kündigt zielgerichtete Spezialoperationen inallen Teilen Tschetscheniens an. ab

Konfliktbarometer 2002 – Europa 1 1

Slowenien - KroatienIntensität: 1 Veränderung: � Beginn: 1991Konfliktparteien: Slowenien vs. KroatienKonfliktgegenstand: Grenze

Der Konflikt zwischen Slowenien und Kroatien umden Grenzverlauf in der Bucht von Piran in der nord-östlichen Adria besteht seit der Unabhängigkeit derbeiden Republiken. Nachdem 2001 der kroatische Pre-mierminister Ivica Racan mit seinem slowenischenAmtskollegen Janez Drnovšek ein Abkommen unter-zeichnet hat, das den Slowenen 80% der Bucht zu-spricht, verschärft sich der Konflikt, so dass das kroa-tische Parlament das Abkommen nicht ratifiziert undsich dadurch die Fronten verhärten. Im Rahmen einesTreffens der Zentraleuropäischen Initiative Anfang Ju-ni dieses Jahres können sich die StaatspräsidentenMesic und Kucan auf keine Lösung des Grenzkonflik-tes einigen. Slowenien drängt im Hinblick auf den Bei-tritt zur EU auf eine Regelung, beharrt aber auf derGültigkeit des nicht ratifizierten Abkommens. Der kro-atische Premierminister Racan macht daraufhin denVorschlag, die Lösung an ein internationales Schieds-gericht zu übergeben. sb, sl

Spanien - GroßbritannienIntensität: 1 Veränderung: � Beginn: 1954Konfliktparteien: Spanien vs. GroßbritannienKonfliktgegenstand: Territorium (Gibraltar)

Im Konflikt zwischen Spanien und Großbritannien umGibraltar können zunächst bei Verhandlungen im Feb-ruar Fortschritte erzielt werden. Die Außenministervereinbaren, die britische Kronkolonie in engerer Ko-operation mit Spanien zu verwalten. Die Einwohnerbehielten in diesem Fall ihre britische Staatsbürger-schaft. Am 18.3. demonstrieren 20.000 Menschen inGibraltar für ihr Recht auf Selbstbestimmung und ge-gen eine gemeinsame Souveränität von Spanien undGroßbritannien. Der britische Premierminister TonyBlair sichert ihnen daraufhin die letzte Entscheidungüber die Zukunft der Insel zu. Im Mai kommen dieVerhandlungen ins Stocken. In einem Referendum am7.11. sprechen sich die Einwohner Gibraltars gegen ei-ne geteilte Souveränität aus. Spanien nennt das Refe-rendum illegal und irrelevant. sk

Spanien (Baskenland)Intensität: 2 Veränderung: î Beginn: 1960Konfliktparteien: ETA, Batasuna (bis Juli 2002) vs. spanische

Regierung Konfliktgegenstand: Sezession

Im Konflikt um die Unabhängigkeit des Baskenlandeszwischen Spanien und der baskischen Terrororganisa-tion ETA setzt diese ihre Terroranschläge fort, bei de-nen in diesem Jahr drei Menschen getötet werden. Diespanische Polizei nimmt zahlreiche ETA-Mitgliederfest, entschärft Bomben und stellt Waffenlager sicher.Dabei wird sie oft von französischen Sicherheitsbe-hörden unterstützt. Am 5.6. verabschiedet das spani-sche Parlament ein neues Parteiengesetz, das ein Ver-bot einer Partei ermöglicht, sofern diese "taktisch oderausdrücklich den Terrorismus unterstützt". Daraufhinfordert es die Regierung auf, dem Obersten Gerichts-hof einen Verbotsantrag für die der ETA nahestehendePartei Batasuna vorzulegen. Gleichzeitig untersagt derUntersuchungsrichter vom Nationalen Gerichtshof,

Baltasar Garzón, der Partei jegliche politische Aktivi-tät und beschlagnahmt ihr Bankvermögen. Auf denVerbotsantrag hin kommt es im Baskenland zu Aus-schreitungen. Garzón verbietet am 2.9. Demonstratio-nen, Transparente und Anzeigen für Batasuna. AnfangOktober bestätigt der Nationale Gerichtshof das einst-weilige Verbot von Batasuna. Ihre Zusammenarbeitmit der ETA sei bewiesen. Am 27.9. kündigt der baski-sche Regierungschef Juan José Ibarretxe an, das Bas-kenland innerhalb eines Jahres in die Unabhängigkeitzu führen. Daraufhin demonstrieren in San Sebastián100.000 Menschen unter dem Motto "Verfassung undAutonomiestatut ja, obligatorischer Nationalismusnein!" gegen die Loslösungspläne. sk

Türkei - GriechenlandIntensität: 1 Veränderung: î Beginn: 1973Konfliktparteien: Türkei vs. GriechenlandKonfliktgegenstand: Territorium; Seegrenzen (Ägäis),

Ressourcen

Das Verhältnis zwischen der Türkei und Griechenlandim Ägäis-Konflikt um Territorium, Seegrenzen undRessourcen entspannt sich weiterhin. Im Frühjahr tref-fen sich die beiden Außenminister zu Gesprächen undberaten erstmals über die zentralen Konfliktgegen-stände. Athen setzt sich im Hinblick auf die möglicheNennung eines Datums für den Beginn der EU-Bei-trittsverhandlungen mit der Türkei für ein positivesSignal an Ankara auf dem EU-Gipfeltreffen im De-zember in Kopenhagen ein. Dies wird auch beim Be-such des Vorsitzenden der AKP-Partei Recep Tayip Er-dogan in Athen deutlich, dessen Partei bei den Zwi-schenwahlen einen Sieg errungen hat. nis

Ungarn - Slowakei (Minderheit)Intensität: 2 Veränderung: ì Beginn: 2001Konfliktparteien: Ungarn vs. SlowakeiKonfliktgegenstand: Sonstiges (ungarische Minderheit)

Am 1.1. tritt in Ungarn ein Gesetz in Kraft, das den un-garischen Minderheiten in den Nachbarländern Be-günstigungen im Mutterland einräumt. Der slowaki-sche Ministerpräsident Mikuláš Dzurinda protestiertgegen das Gesetz und verlangt, dass die Slowakei vonseiner Anwendung ausgenommen werde, andernfallswerde man Maßnahmen ergreifen, um die Wirkung desungarischen Gesetzes im eigenen Land zu unterbinden.

ab

ZypernIntensität: 1 Veränderung: î Beginn: 1963Konfliktparteien: Nordzypern vs. Republik ZypernKonfliktgegenstand: Sezession

Im November legt die UNO einen Lösungsvorschlagzur Überwindung der Teilung Zyperns vor. Dieser be-inhaltet einen Bundesstaat, der in seiner Verfassung dieBevorzugung einer ethnischen Gruppe ausschließt. Dievon Griechen dominierte Regierung der Republik Zy-pern unter Präsident Glafkos Klerides akzeptiert denVorschlag. Dagegen zögert der Vertreter der türkischenVolksgruppe auf Zypern Rauf Denktasch, dem Modellzuzustimmen, da es eine lose Konföderation souverä-ner Staaten vorsieht. aj

Konfliktbarometer 2002 – Europa1 2

Angola (Cabinda)Intensität: 3 Veränderung: ì Beginn: 1982Konfliktparteien: FLEC/FAC, FLEC Renovada vs. RegierungKonfliktgegenstand: Sezession

Der Konflikt zwischen der Befreiungsfront für dieEnklave Cabinda (FLEC) und der Armee Angolas umSezession des erdölreichen Gebiets Cabinda eskaliert.Bei Zusammenstößen werden im April zwölf Kom-battanten getötet. Am 21.8. beschuldigen die Separa-tisten die Regierung, ihre Offensive zu verstärken. ImOktober bietet die angolanische Regierung Verhand-lungen an, ohne sich auf die Forderung der Separatis-ten nach einem Referendum über den Status Cabindaseinzulassen. Am 18.10. setzt die Armee ihre Offensivefort, wobei es zu Übergriffen auf die Zivilbevölkerungkommt. Die FLEC wirft der Regierung vor, mindes-tens 100 Zivilisten getötet zu haben. Waffenstill-standsverhandlungen schlagen am 24.10. fehl. Zuvorhat der Generalsekretär der MPLA, Joao Lourenco,eine Autonomieregelung vorgeschlagen, eine Sezes-sion jedoch ausgeschlossen. Die Regierung setzt ihreOffensive fort. gs

Angola (UNITA)Intensität: 4 Veränderung: � Beginn: 1992Konfliktparteien: UNITA, UNITA-Renovada vs. RegierungKonfliktgegenstand: Nationale Macht, Ressourcen

Der Tod des Rebellenführers Jonas Savimbi am 23.2.führt zu einer Deeskalation des Konfliktes um nationa-le Macht und Ressourcen zwischen der regierendenVolksbewegung für die Befreiung von Angola (MPLA)und der gewaltsam agierenden Nationalen Union fürdie totale Unabhängigkeit Angolas (UNITA). Savimbiwird bei der seit Dezember 2001 andauernden Regie-rungsoffensive in der Provinz Moxico getötet. Die

fortgesetzte Führungslosigkeit und die UNO-Sanktio-nen, die ihr finanzielle Ressourcen entziehen, zwingendie UNITA zum Einlenken. Im Abkommen zwischender angolanischen Armee und der UNITA vom 4.4.wird ein Waffenstillstand und die Rückkehr zum Lusa-ka-Protokoll von 1994 vereinbart. Dieses beinhaltetparitätische Regierungsbeteiligung, Entwaffnung undDemobilisierung der UNITA sowie Durchführung vonWahlen. Die Umsetzung des Abkommens wird vomUNO-Sonderbeauftragten Ibrahim Gambari sowie denUSA, Russland und Portugal überwacht. Eine ge-mischte Regierung wird rasch gebildet. Die UNO be-schließt erneut die Aufnahme einer Mission in Angola(UNMA) für den 15.2.03. Der Friedensprozess bleibtdurch zerstörte Infrastruktur, großflächige Verminung,schlechte humanitäre Versorgungslage, unkontrollierteFlüchtlingsströme und Entmilitarisierung der Gesel-lschaft belastet. gs

Äthiopien (Ogaden)Intensität: 3 Veränderung: ì Beginn: 1992Konfliktparteien: OLF, Rebellengruppen vs. RegierungKonfliktgegenstand: Ethnische, regionale Autonomie

Durch die Entspannung zwischen Äthiopien und Eri-trea werden militärische Ressourcen frei, die die äthio-pische Regierung im Kampf gegen die Oromo Befrei-ungsfront (OLF) einsetzt. Die OLF kämpft für ethni-sche und regionale Autonomie im Ogaden. Die Regie-rung geht besonders gegen Studentendemonstrationenin Oromiya vor, bei denen mindestens 100 Menschengetötet werden. Die OLF reagiert im Juni und im Sep-tember mit Bombenanschlägen. Beide Seiten liefernsich im Westen des Landes Gefechte. Äthiopien be-schuldigt Eritrea, die OLF auszubilden und mit Waf-fenlieferungen zu unterstützen. kro

Konfliktbarometer 2002 – Afrika 1 3

AfrikaAfrika bleibt wie im Vorjahr die Region mit den meisten gewaltsamen Konflikten. Diese konzentrieren sich aufinnerstaatliche Auseinandersetzungen in Westafrika und im Gebiet um die Großen Seen. Die deutlichsten Verände-rungen finden in Guinea und in der Elfenbeinküste statt. In Guinea deeskaliert der Bürgerkrieg, wohingegen der Kon-flikt in der Elfenbeinküste nun als Krieg ausgetragen wird. Viele der als gewaltsam erfassten Konflikte deeskalierenim Laufe des Jahres deutlich. Die Hauptkonfliktgegenstände nationale Macht und Ressourcen sind oft nicht mehr zutrennen. Die kriegführenden Parteien finanzieren sich zum Großteil aus der rücksichtslosen Ausbeutung der Boden-schätze und der Zivilbevölkerung. Diese hat unter dem sehr hohen Gewaltniveau besonders zu leiden. ErfolgreichsterVermittler ist die UNO. Daneben spielen regionale Führungsmächte wie Südafrika und Libyen oftmals eine Rolle,außerdem seit 9.7. die Afrikanische Union (AU), Nachfolgerin der Organisation Afrikanischer Einheit (OAU).

Konfliktintensitäten Afrika 2002 - 2001

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Burundi (Hutu)Intensität: 4 Veränderung: � Beginn: 1993Konfliktparteien: Hutu-Rebellengruppen vs. RegierungKonfliktgegenstand: Nationale Macht

Seit November 2001 ist in Burundi eine Übergangsre-gierung aus Hutus und Tutsis unter alternierendemVorsitz im Amt. Das Übergangsparlament ist ebenfallsparitätisch zusammengesetzt. Der Bürgerkrieg zwi-schen Regierungstruppen und Hutu-Rebellen geht den-noch unvermindert weiter. Gespräche zwischen Ver-tretern der beiden größten Rebellengruppen Kräfte fürdie Verteidigung der Demokratie (FDD) und NationaleBefreiungskräfte (FNL) und der Übergangsregierungfinden seit Februar unter Vermittlung Südafrikas statt.Der UNO-Sicherheitsrat hat die Rebellen zu aktiverTeilnahme am Friedensprozess aufgefordert. Erst am30.8. unterzeichnen FDD und Übergangsregierung einVerständigungsabkommen. Während der Gesprächefinden dennoch massive Kämpfe zwischen Rebellenund Übergangsregierung statt. Im Verlauf des Jahreswerden Hunderte von Menschen getötet. Der schwer-ste Zwischenfall ereignet sich am 18.9., als das Militär183 Zivilisten tötet. Hunderttausende Menschen befin-den sich auf der Flucht. ps

Elfenbeinküste (RDR, MPCI)Intensität: 4 Veränderung: é Beginn: 2000Konfliktparteien: RDR, MPCI vs. FPIKonfliktgegenstand: Nationale Macht

Die innerstaatliche Auseinandersetzung um nationaleMacht in der Elfenbeinküste zwischen der regierendenVolksfront (FPI) um Präsident Laurent Gbagbo und derRepublikanischen Sammlungsbewegung (RDR) vonAlassane Outtara spitzt sich durch die gewaltsamenAktivitäten der Patriotischen Bewegung (MPCI) unterGuillaume Soro Kigbafori zu. Am 19.9. unternimmtdie MPCI, die sich vorwiegend aus dem muslimischenNorden rekrutiert, einen Putschversuch. Bei Schie-ßereien in der Hauptstadt Abidjan und in anderen Städ-ten sterben 300 Kombattanten, darunter Ex-Militär-machthaber Robert Guéï, der von der Regierung alsverantwortlich bezeichnet wird. Die französische Ar-mee beginnt am 22.9. mit der Verstärkung ihrer Trup-pen zum Schutz der 20.000 französischen Staatsbürgerund führt unter Mithilfe amerikanischer Truppen Eva-kuierungen durch. Am 30.9. findet ein Krisengipfel derWirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten(ECOWAS) in der ghanaischen Hauptstadt Accra statt,der die Einsetzung einer Verhandlungsdelegation be-stimmt. Zeitgleich weiten die Aufständischen ihreKontrolle im Norden und Westen aus und setzen ihrenVormarsch auf Abidjan fort, der jedoch durch die Prä-senz französischer Truppen gestoppt wird. Ein von derECOWAS vermittelter Waffenstillstand tritt am 17.10.in Kraft. Als Ergebnis der ECOWAS-Vermittlungensollen innerhalb von sechs Monaten Neuwahlen statt-finden, die keine Volksgruppe diskriminieren. Am20.11. erklärt sich Präsident Gbagbo zu einem Verfas-sungsreferendum bereit, das die Benachteiligung der imNorden ansässigen Muslime ausräumen soll, sofern eineEntwaffnung der Rebellen erfolgt und die Verfassung be-achtet wird. Er lehnt jedoch einen Rücktritt als Präsidentab. Nachdem Ouattara nach Gabun geflüchtet ist, wird

am 28.11. im Westen der Waffenstillstand durch zweiRebellensplittergruppe gebrochen. gs

Ghana Intensität: 2 Veränderung: neu Beginn: 2002Konfliktparteien: Andani vs. Abudu vs. RegierungKonfliktgegenstand: Nationale MachtBei bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen An-dani und Abudu im März werden der Oberhäuptlingder beiden Clans Ya-Na Yakubu Andani II. und etwa30 Menschen getötet. Beide Konfliktparteien gebensich gegenseitig die Schuld dafür. Die Regierung ver-hängt den Notstand und eine Pressezensur über die Re-gion Dagomba und richtet eine Untersuchungskom-mission ein. Die UNO schaltet sich im September ein,um bei der Aufklärung des Vorfalls zu assistieren. DasMilitär bleibt präsent, da die Regierung eine Destabili-sierung Ghanas befürchtet. kro

Guinea (UDFG)Intensität: 1 Veränderung: ê Beginn: 1999Konfliktparteien: UDFG, RUF (aus Sierra Leone) vs. Regie-

rung, Kamajormilizen (aus Sierra Leone)Konfliktgegenstand: Nationale Macht, Ressourcen

Die Entwicklung des Konfliktes in Sierra Leone hatauch den Konflikt in Guinea zwischen der Regierungund der Union der Demokratischen Kräfte Guineas(UDGF) positiv beeinflusst, weil ihnen die Unterstüt-zung durch die Revolutionäre Vereinigte Front (RUF)aus Sierra Leone fehlt. Seit April letzten Jahres sindkeine Kämpfe zwischen der UDGF und der Regierungmehr zu verzeichnen. Ehemalige UDGF-Rebellenkämpfen inzwischen zusammen mit Resten der RUF inLiberia auf Seiten der Regierungsarmee. mw

Guinea-BissauIntensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1998Konfliktparteien: Opposition vs. Regierung Guinea-BissauKonfliktgegenstand: Nationale MachtAm 3.12. lässt Guinea-Bissaus Präsident Kumba Yala29 Offiziere und Politiker nach einem angeblichenPutschversuch unter dem Vize-Generalstabschef AlamCamara verhaften. Camara gehört wie der getöteteehemalige Bürgerkriegsgegner Yalas, AnsoumaneMané, der Volksgruppe der Beafada an. Zu einem er-neuten Putschversuch soll es am 20.5. gekommen sein.Am 12.6. verspricht Yala nach Umbesetzungen in sei-nem Kabinett eine Amnestie für die Putschisten undbietet der politischen Opposition um MinisterpräsidentAlamara Nhasse am 29.8. Gespräche an. Zuvor hat dieUNO einer Verlängerung ihrer Mission UNOGBIS biszum 31.12.03 zugestimmt. pb

Guinea-Bissau - GambiaIntensität: 2 Veränderung: neu Beginn: 2002Konfliktparteien: Guinea-Bissau vs. GambiaKonfliktgegenstand: Nationale MachtNach zwei angeblichen Putschversuchen beschuldigtGuinea-Bissaus Präsident Kumba Yala Gambia, denPutschisten geholfen zu haben und droht am 11.6. miteiner militärischen Intervention. Am 18.6. weist diegambische Regierung unter Yahyah Jammeh die Vor-würfe scharf zurück. Die UNO schickt am 2.7. denSondergesandten James Gbehu. Beide Staatschefs sa-gen zu, den Konflikt friedlich beizulegen. Am 19.8. er-

Konfliktbarometer 2002 – Afrika1 4

Konfliktbarometer 2002 – Afrika 1 5

Konfliktname1 Direkt Beteiligte2 Konfliktgegenstand Beginn Änd.3 Int.4

Angola - Sambia * Angola vs. Sambia Sonstiges (Grenzverletzungen) 2000 î 1

Angola (Cabinda) FLEC/FAC, FLEC Renovada vs. Regierung Sezession 1982 ì 3Angola (UNITA) UNITA vs. angolanische Regierung Nationale Macht, Ressourcen 1992 � 4

Äthiopien (Ogaden) OLF, Rebellengruppen vs. Regierung Ethnische und regionale Autonomie 1992 ì 3

Burundi (Hutu)Hutu-Rebellengruppen (PALIPHEUHUTU-FNL,CNDD-FDD) vs. burundische Regierung

Nationale Macht 1993 � 4

Elfenbeinküste (RDR, MPCI) RDR, MPCI vs. ivorische Regierung (FPI) Nationale Macht 2000 é 4

Eritrea - Äthiopien * Eritrea vs. Äthiopien Territorium/Grenze 1998 î 1

Ghana Andani vs. Abudu vs. Regierung von Ghana Nationale Macht 2002 neu 2

Guinea (UDFG)UDFG, RUF (aus Sierra Leone) vs. Regierung,von Guinea

Nationale Macht, Ressourcen 1999 ê 1

Guinea-Bissau Opposition vs. Regierung von Guinea-Bissau Nationale Macht 1998 � 2

Guinea-Bissau - Gambia Guinea-Bissau vs. Gambia Regionale Macht, nationale Macht 2002neu

Ende2

Kenia * verschiedene ethnische Gruppen vs. keniani-sche Regierung; ethn. Gruppen untereinander

Nationale Macht, Ressourcen 1991 ì 2

KomorenRegionalregierungen vs. Regierung Komoren aufGrand Comore

Sezession 1997 � 2

Kongo

Uganda, Ruanda, RCD (-ML-K, -Goma, -N),MLC, Hema, Lendu vs. Regierung Kongo,Angola, Namibia, Simbabwe, Mayi-Mayi,Interahamwe (Hutu)

Nationale Macht, internationaleMacht, Ressourcen

1998 � 4

Kongo-Brazzaville Ninja- und Cocoje-Milizen, Angola vs. Regierung Nationale Macht 1997 ì 3

Lesotho (BNP) * BNP u.a. vs. Regierung Lesotho (LCD) Nationale Macht 1998 � Ende 1

Liberia (LURD) LURD-Rebellen vs. liberianische Regierung Nationale Macht, Ressourcen 1997 � 4

MadagaskarAnhänger von Mark Ravalomanana (Präs.) vs.Anhänger von Didier Ratsiraka (Ex-Präs.)

Nationale Macht, Separation (18ethnische Gruppen)

2001 neu 3

Mali (Tuareg) * Tuareg-Nomaden vs. Regierung Mali Ethnische Autonomie 1990 � Ende 1

Mauretanien - Senegal * Senegal vs. Mauretanien Ressourcen 2000 � 1

Namibia - Botswana * Botswana vs. Namibia Territorium/Grenze (Situngu-Inseln) 1997 � 1

Namibia (Caprivi-Streifen) * CLA vs. Regierung Namibia Sezession (Caprivi-Streifen) 1998 î 1

Niger - Benin * Niger vs. Benin Grenze 2001 � 1

Nigeria (Christen vs. Muslime) Muslime, Haussa-Fulani vs. Christen, Yoruba Sonstiges (Religion) 1993 � 3

Nigeria - Äquatorialguinea -Kamerun * Nigeria vs. Äquatorialguinea vs. Kamerun

Territorium/Grenze (Seegrenze imGolf von Guinea), Ressourcen

1999 � Ende 1

Nigeria - Kamerun * Nigeria vs. Kamerun Territorium (Bakassi-Halbinsel) 1993 � 1

Nigeria (Nigerdelta) Ogoni vs. nigerianische Regierung Ressourcen (Öl) 1993 î 2

Ruanda - Uganda * Ruanda vs. UgandaRegionale Macht, Ressourcen(Bodenschätze) 2000 î 1

Ruanda (Hutu) Hutu (Interhamwe) vs. Regierung Ruanda (Tutsi)Ethnische Autonomie, nationaleMacht

1994 î 2

Senegal (Casamance) MFDC vs. Regierung Senegal Regionale und ethnische Autonomie 1982 � 3

Sierra Leone (RUF) RUF vs. Regierung Sierra Leone, Kamajor-milizen, CDF

Nationale Macht, Ressourcen 1991 î 2

Simbabwe (ZANU-PF)Oppositionsparteien (MDC, NCA, CFU) vs.Regierung Simbabwe (ZANU-PF) Nationale Macht 2000 � 2

SomaliaSRRC (Koalition aus RRA, Aidid u.a.), Puntlandvs. Übergangsregierung Somalia (TNG)

Nationale Macht 1988 � 3

Somalia (Puntland) Abdullahi Yussuf vs. Jama Ali Jama Regionale Macht 2001 ì 3

Somalia (Somaliland)Regierung Somaliland vs. Somalia (Puntland,TNG, SRRC)

Sezession (Somaliland) 1991 � 2

Südafrika - Namibia * Südafrika vs. Namibia Grenze, Ressourcen (Diamanten) 2000 � 1

Sudan (SPLA)SPLA-Rebellen unter John Garang, NDA, PNCvs. Regierung Sudan

Sezession, Ressourcen imSüdsudan, Sonstiges (religiöseVorherschaft)

1989 � 4

Swasiland * Demokratie-Bewegung, SFTU vs. Regierung Nationale Macht, System 2001 î 1

Tansania (Sansibar) * CUF und andere Oppositionsparteien vs.Regierung Tansania (CMM)

Regionale Autonomie (Sansibar) 1993 î 1

Tschad (MDJT) MDJT, CMAP vs. Regierung Tschad Nationale Macht 1998 î 2Tschad (südliche Provinzen) * CSNPD vs. Regierung Tschad Autonomie 1992 � Ende 1

Uganda (LRA) LRA, ADF vs. Regierung Uganda Nationale Macht 1992 ì 4

Zentralafrikanische Republik Opposition (Bozizé) vs. Regierung ZAR, Libyen Nationale Macht 1997 � 3

Zentralafrikanische Republik -Tschad

Zentralafrikanische Republik vs. Tschad Nationale Macht 2002 neu 2

1) 2) 3) 4) siehe Seite 11: Übersicht: Konflikte in Europa 2002

Übersicht: Konflikte in Afrika 2002

klärt Gbehu den Konflikt für beendet. Zuvor sind dreiangeblich am Putsch Beteiligte von Gambia an Guinea-Bissau ausgeliefert worden. pb

KomorenIntensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1997Konfliktparteien: Regionalregierungen vs. Regierung der

Komoren auf Grand ComoreKonfliktgegenstand: Sezession

Seit dem Referendum über die neue föderalistischeVerfassung der Komoren am 23.12. besteht weitgehen-de Autonomie der drei Hauptinseln Grande Comore,Anjouan und Mohéli. Im Januar legen Ministerpräsi-dent Hamada Madi Bolero und Präsident Azali Assou-mani ihre Ämter nieder. Auf den Inseln werden Minis-terpräsidenten gewählt. Die Wahl des Unionspräsiden-ten findet am 14.4. statt. Beide Gegenkandidaten zuAssoumani boykottieren die Wahl, was Übergriffe aufWahllokale auslöst. Assoumani erklärt sich am 15.4.zum Sieger. Am 17.6. umstellt das Militär Regierungs-gebäude auf Grande Comore. Auslöser sind Kompe-tenzstreitigkeiten zwischen Assoumani und dem Mi-nisterpräsidenten von Grande Comore Abdou SouleElbak. ps

KongoIntensität: 4 Veränderung: � Beginn: 1998Konfliktparteien: Uganda, Ruanda, RCD (-ML-K, -Goma, -

N), MLC, Hema, Lendu vs. RegierungKongo, Angola, Namibia, Simbabwe, Mayi-Mayi, Interahamwe (Hutu)

Konfliktgegenstand: Nationale Macht, internationale Macht,Ressourcen

Im Bürgerkrieg im Kongo kämpfen auf der Seite desPräsidenten Joseph Kabila Truppen aus Angola, Sim-babwe und Namibia. Sie kontrollieren vor allem denWesten und die wirtschaftlich wichtige Region Ka-tanga. Sie bekämpfen die Rebellen der verschiedenenFraktionen der Kongolesischen Sammelbewegung fürDemokratie (RCD-Goma, -ML-K, -N) und der Befrei-ungsbewegung des Kongo (MLC). Die Rebellen wer-den von Ruanda und Uganda unterstützt und bekämp-fen sich zum Teil untereinander. Ruanda und die mitihnen verbündeten Banyamulenge und Burundi kämp-fen im Kongo gegen die ruandischen und burundi-schen Hutu-Rebellen der Interhamwe. Uganda be-kämpft die Mayi-Mayi-Rebellen in der Grenzregionzum Kongo. Westliche Firmen haben ein wirtschaftli-ches Interesse an Bodenschätzen aus dem Kongo undsind in die Finanzierung der Kriegsparteien verwickeltDaneben kämpfen Angehörige verschiedener Stämmewie die Hema und Lendu im Ost-Kongo gegeneinan-der. Im Februar sterben dabei rund 200 Menschen.Die dem Lusaka-Waffenstillstandsabkommen von1999 widersprechende Präsenz von ausländischenTruppen stellt das größte Hindernis für Friedensver-handlungen dar. Am 6.12.01 vermittelt die UNO neueGespräche. Ruanda verstärkt im Dezember seine Trup-pen. Am 9.1. kündigt Burundi den Rückzug seinerTruppen an. Am 15.1. macht der Friedensprozess nachTreffen von Kabila mit einigen Rebellenführern aufdem Gipfeltreffen der Südafrikanischen Entwicklungs-gemeinschaft (SADC) in Malawi Fortschritte. Unter-dessen kämpfen Rebellengruppen im Ost-Kongo un-tereinander. Am 25.2. findet in Sun City, Südafrika, der

in Lusaka vereinbarte Inter-Kongolesische Dialog(ICD) statt. Am 15.3. verlässt Kabila die Gespräche,nachdem der RCD-Goma mit Unterstützung Ruandasdie Stadt Moliro erobert hat. Nachdem der UNO-Si-cherheitsrat die Freigabe der Stadt fordert und durch-setzt, kehrt Kabila zurück. Am 19.4. schließt er mit derMLC ein Abkommen über Regierungsbeteiligung.Truppen der Mayi-Mayi, RCD-N und RCD-ML sollenin eine neue Armee eingegliedert werden. Der RCD-Goma lehnt diese Vereinbarungen ab und versuchtneue Allianzen mit politischen Oppositionsparteieneinzugehen. Am 30.7. erreichen Kabila und der ruandi-sche Präsident Paul Kagame in Südafrika eine Über-einkunft über die Entwaffnung und Auslieferung derruandischen Rebellen. Im Gegenzug soll Ruanda seineTruppen zurückziehen. Der RCD-Goma behindert Ka-bila bei der Umsetzung der Abmachung. Währenddes-sen verringert Simbabwe seine Truppenstärke. Am16.8. willigt Uganda in einen vollständigen Truppen-rückzug ein. Teilweise wird das hinterlassene Vakuumvon den Rebellen der RCD-N und RCD-ML-K gefüllt.Am 14.10. erobert die pro-Regierungsmiliz der Inter-hamwe die strategisch wichtige Stadt Uvira. Nach derRückeroberung durch den RCD-Goma mit ruandischerund burundischer Unterstützung bietet dieser Verhand-lungen an. Bei Kämpfen im November zwischenRCD-ML-K und RCD-N gegeneinander, sowie Regie-rungstruppen und Mayi-Mayi werden über 100 Zivilis-ten getötet und 75.000 zur Flucht gezwungen. Wäh-renddessen gehen die Gespräche über eine neue politi-sche Ordnung im Kongo zwischen der Regierung, derMLC, RCD-ML-K, RCD-N und nun auch dem RCD-Goma in Pretoria unter Vermittlung Südafrikas und derUNO weiter. Am 17.6. wird die UNO-MissionMONUC bis Juni 2003 verlängert. Sie soll den Waf-fenstillstand von 1999 überwachen und eine Puffer-zone im Osten zu Uganda und Ruanda schaffen. pb

Kongo-BrazzavilleIntensität: 3 Veränderung: ì Beginn: 1997Konfliktparteien: Ninja- und Cocoje-Milizen, Angola vs.

Regierung Kongo-BrazzavilleKonfliktgegenstand: Nationale Macht

Der Entmilitarisierungsprozess nach dem Bürgerkrieggeht im Kongo zunächst weiter. Nachdem Verhand-lungen zwischen der Miliz und Präsident DenisSassou-Ngesso ohne Ergebnis geblieben sind, sträubtdiese sich gegen das Reintegrationsprogramm. Die Re-bellen starten ihre Aktionen kurz nach der Wiederwahlvon Sassou-Ngesso. Am 3. und 5.4. überfällt die Ninja-Miliz von Pasteur Ntoumi zuerst zivile Züge und dannMilitäreinrichtungen in der Poolregion und der Haupt-stadt Brazzaville. In Folge der Kämpfe fliehen rund80.000 Menschen. Als die Rebellen am 13.6. auch inder Stadt selbst die Regierungstruppen und ihre ango-lanischen Verbündeten angreifen, fliehen wiederumrund 10.000 Menschen. Nachdem im August 350 Nin-jas ihre Waffen abgeben, fordert Sassou-NgessoNtoumi wiederholt zur Aufgabe auf. pb

Liberia (LURD)Intensität: 4 Veränderung: � Beginn: 1997Konfliktparteien: LURD-Rebellen vs. Regierung LiberiaKonfliktgegenstand: Nationale Macht, Ressourcen

Im Dezember 2001 ist Lofa County noch der Haupt-

Konfliktbarometer 2002 – Afrika1 6

schauplatz der Gefechte zwischen der liberianischenArmee und den Rebellen der Vereinigten Liberianerfür Versöhnung und Demokratie (LURD). Am 8.2. je-doch starten die Rebellen eine Offensive, welche siebis in die Nähe der Hauptstadt Monrovia bringt. Präsi-dent Charles Taylor erklärt daraufhin den Notstand.Die Kämpfe dauern bis Mitte Juli an. Der UNHCRzählt von Februar bis Juli über 30.000 Flüchtlinge. DieLURD erklären sich am 12.7. zwar zu Waffenstill-standsverhandlungen bereit, die Kämpfe werden aberfortgeführt. Nach Abflauen der Kämpfe hebt Taylorden landesweiten Notstand am 14.9. auf. In New Yorkwird von der UNO eine internationale Kontaktgruppefür Liberia eingerichtet. Dieser gehören Vertreter vonUNO, EU, AU, ECOWAS, USA, Großbritannien,Frankreich, Senegal, Nigeria und Marokko an. Die Ge-spräche der Kontaktgruppe sollen zur dauerhaftenKonfliktlösung in Liberia beitragen. mw

MadagaskarIntensität: 3 Veränderung: neu Beginn: 2001Konfliktparteien: Anhänger von Mark Ravalomanana (Präsi-

dent) vs. Anhänger von Didier Ratsiraka(Ex-Präsident)

Konfliktgegenstand: Nationale Macht, Separation (18 ethnischeGruppen)

Am 16.12.01 finden in Madagaskar Präsidentschafts-wahlen statt. Herausforderer Mark Ravalomanana er-hebt gegen den bisherigen Präsidenten Didier Ratsira-ka Betrugsvorwürfe. Dieser reagiert mit der Absper-rung der Hauptstadt Antananarivo. Militärische Zu-sammenstöße an der Ostküste und im Norden fordern60 Todesopfer. Am 22.2. ernennt sich Ravalomananazum Präsidenten. Beide Konfliktparteien lehnen Ver-mittlungsversuche der OAU ab. Im April entscheidetdas Verfassungsgericht zu Gunsten Ravalomananas.Am 13.6. durchbrechen dessen Anhänger die Blocka-de der Hauptstadt. Ratsiraka flieht nach Frankreich.Ravalomanana wird in der Folge international anerkan-nt. Neuwahlen sind für den 15.12. angekündigt. gs

Nigeria (Christen vs. Muslime)Intensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1993Konfliktparteien: Muslime, Haussa-Fulani vs. Christen,

YorubaKonfliktgegenstand: Sonstiges (Religion)

Bei einem Vergeltungsangriff einer Haussa-Fulani-Miliz werden im Januar mindestens 17 Christen getö-tet. Etwa 3.000 Haussa-Fulani fliehen daraufhin ausAngst vor Vergeltung aus der Stadt Jos. Auch im Bun-desstaat Nasarawa werden ca. 100 Menschen getötet.Im Jahresverlauf liefern sich Angehörige verschiede-ner Stämme wiederholt blutige Auseinandersetzungen.Dabei werden tradierte Feindschaften durch die Zuge-hörigkeit zu unterschiedlichen Religionen verstärkt.Hauptkonfliktparteien sind die Haussa-Fulani, größen-teils Muslime, aus dem Norden und die Yoruba, über-wiegend Christen, im Südwesten. Im Februar liefernsich diese beiden Volksgruppen in Lagos schwere, übermehrere Tage andauernde Kämpfe, bei denen über 100Menschen getötet und mehr als 2.000 vertrieben wer-den. Einen erneuten Höhepunkt erleben die Unruhenam 16.11., als im Vorfeld der "Miss World"-Wahl inKaduna über 100 Menschen ums Leben kommen. mw

Nigeria (Nigerdelta)Intensität: 2 Veränderung: î Beginn: 1993Konfliktparteien: Ogoni vs. nigerianische RegierungKonfliktgegenstand: Ressourcen (Öl)

Der Konflikt um die Beteiligung an Gewinnen aus derÖlförderung zwischen Regierung und Bewohnern desDeltas bleibt bestehen. Am 10.12.01 fordert der Na-tionale Jugendrat des Ogonivolkes eine stärkere Be-teiligung an den Erträgen. Die schlechte wirtschaftli-che Situation und der Entzug ihrer Lebensgrundlagedurch Ölverseuchung des Ackerlandes sind Ursache fürÖlfeldbesetzungen und Geiselnahmen. Im April undAugust werden zwei Bohrinseln besetzt und die Arbei-ter als Geiseln genommen. Durch Verhandlungen ge-lingt es, die Geiselnahmen unblutig zu beenden. mw

Ruanda (Hutu)Intensität: 2 Veränderung: î Beginn: 1994Konfliktparteien: Hutu-Rebellen (Interhamwe) vs. ruandische

Regierung (Tutsi)Konfliktgegenstand: Ethnische Autonomie, nationale Macht

Die Auseinandersetzungen zwischen Regierung undHutu-Milizen der Interhamwe ebben ab und verlagernsich in den Kongo. Die Regierung will den Prozess derAufarbeitung des Genozids von 1994 forcieren.Gleichzeitig wird eine Politik der nationalen Versöh-nung propagiert. In einem Abkommen verpflichtet sichder Kongo, die Unterstützung der Hutu-Milizen zu be-enden und diese zu entwaffnen. Im Gegenzug sagt Ru-anda den Rückzug seiner Truppen aus dem Nachbar-land zu. Ruanda ist weiter durch die ethnischen Span-nungen zwischen Hutu und Tutsi sowie durch diegroße Anzahl von Rückkehrern aus dem Kongo bela-stet. mb

Senegal (Casamance)Intensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1982Konfliktparteien: MFDC vs. Regierung SenegalKonfliktgegenstand: Ethnische, regionale Autonomie

Das Waffenstillstandsabkommen, das Teile der umAutonomie kämpfenden Bewegung der Demokrati-schen Kräfte der Casamance (MFDC) mit der Regie-rung von Präsident Abdoulaye Wade 2001 geschlossenhaben, bleibt ohne Wirkung. Nachdem die MFDC imVorfeld von lokalen Wahlen in der Casamance Wahl-kämpfer getötet hat, startet die Regierung zwei Feld-züge im Mai und Ende Juni. Etwa 12.000 Menschenfliehen in das benachbarte Guinea-Bissau. Da dieKämpfe zum Teil auch auf dessen Gebiet übergreifen,verstärkt Guinea-Bissau seine Truppen an der Grenze.In Bissau wird ein Führungsmitglied der MFDC fest-genommen, an Senegal ausgeliefert und am 31.5. wie-der freigelassen. Anfang Juli und Anfang Septemberbietet die Regierung der MFDC Gespräche an. Am22.10. erklärt die MFDC ihre Gesprächsbereitschaft.

pb

Sierra Leone (RUF)Intensität: 2 Veränderung: î Beginn: 1991Konfliktparteien: RUF vs. Regierung, Kamajormilizen, CDFKonfliktgegenstand: Nationale Macht, Ressourcen

Der Bürgerkrieg in Sierra Leone ist mit Abschluss desEntwaffnungsprogramms der UNAMSIL am 18.1. be-endet. Über 45.000 Kämpfer der Revolutionären Ver-einigten Front (RUF) geben bis Januar ihre Waffen ab.

Konfliktbarometer 2002 – Afrika 1 7

Ein Reintegrationsprogramm soll die Befriedung derGesellschaft ermöglichen. Die finanzielle Ausstattungder UNAMSIL reicht nicht aus, um allen ehemaligenRebellen eine Lebensgrundlage zu bieten. Der Bürger-krieg in Liberia stellt eine Bedrohung für die Sicher-heitslage dar. Unter den Flüchtlingen, die von dortkommen, werden bewaffnete Rebellen vermutet. Am14.5. werden nationale Wahlen abgehalten. Die neuge-gründete Revolutionäre Vereinigte Front Partei(RUFP) will mit ihrem inhaftierten Führer Foday San-koh als Spitzenkandidat teilnehmen. Der RUFP ge-lingt es nicht einen neuen Kandidaten zu nominieren,nachdem Sankoh im März wegen Mordes angeklagtund von der Wahl ausgeschlossen worden ist. Unruhenin der Hauptstadt Freetown im Mai zwischen Anhän-gern von RUFP und der Regierungspartei beendet dieUNAMSIL unblutig. Präsident Ahmad Tejan Kabbahwird wiedergewählt. Die RUFP zieht nicht ins Par-lament ein. Internationale Beobachter bezeichnen dieWahlen als friedlich und fair. mw

Simbabwe (ZANU-PF)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 2000Konfliktparteien: MDC, NCA, CFU vs. Regierung (ZANU-

PF)Konfliktgegenstand: Nationale MachtBei der Präsidentschaftswahl im März wird PräsidentRobert Mugabe wiedergewählt. Die größte Opposi-tionspartei Bewegung für einen DemokratischenWechsel (MDC) beschuldigt ihn des Betrugs und for-dert Neuwahlen. Das Commonwealth kritisiert dieWahlen und suspendiert die Mitgliedschaft Simbabweswegen Einschüchterungen, Gewalt und Manipulatio-nen. EU und USA verhängen Sanktionen. Die Regie-rung setzt die Enteignungen fort und fordert am 25.6.2.900 Farmer auf, ihre Besitzungen zu verlassen. Ver-sammlungs- und Pressefreiheit werden weiter einge-schränkt. Die Agrarerträge sind wegen der so genann-ten Landreform drastisch gesunken. Die EU beschul-digt Mugabes Afrikanische Nationale UnionSimbabwe - Patriotische Front (ZANU-PF), Lebens-mittellieferungen als Druckmittel gegen die Opposi-tion einzusetzen. Zwei Drittel der Bevölkerung sindvom Hunger bedroht. mw

SomaliaIntensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1988Konfliktparteien: SRRC, Puntland vs. Übergangsregierung

(TNG)Konfliktgegenstand: Nationale Macht

Im Konflikt um die Vorherrschaft in Somalia liefernsich verschiedene Konfliktparteien im Laufe des Jah-res schwere Gefechte. Der international anerkanntenÜbergangsregierung (TNG) gelingt es nicht, die Kon-trolle herzustellen. Ihr Machtbereich beschränkt sichauf Teile der Hauptstadt Mogadischu. Die wichtigstenGegner der TNG haben sich im Somalischen Rat fürAussöhnung und Wiederaufbau (SRRC) zusammenge-schlossen. Verschiedene Fraktionen wie der VereinigteSomalische Kongress/Somalische Heilsallianz (USC/SSA) in Mogadischu und der Marehan-Clan im Süd-westen spalten sich unter schweren Kämpfen inSRRC- und TNG-Anhänger. Anfang Februar, EndeMärz und im April fliehen etwa 20.000 Menschen nachKenia. Am 1.4. gründet die Rahanweyn Widerstands-

armee (RRA) einen autonomen Südwest-Staat. Präsi-dent wird ihr Führer Mohammed Shatigudud, der sichmit einer internen Opposition schwere Kämpfe liefert.Der Südwest-Staat und das ebenfalls autonome Punt-land betonen ihre Zugehörigkeit zu einem zukünftigenföderalen Staat. In Mogadischu und in Mittel-Shabelleliefern sich immer wieder Truppen von Regionalgou-verneur Mohammed Habib Dhere und der TNG Ge-fechte. Bei den schwersten Kämpfen Ende Mai behältdie TNG, wie meistens, die Oberhand. Äthiopien de-mentiert immer wieder die militärische Unterstützungder RRA und Puntlands. Insgesamt kommen beiKämpfen 600 bis 900 Personen, darunter viele Zivilis-ten, ums Leben.Die zwischenstaatliche Entwicklungsbehörde IGADberuft am 15.10. eine Friedenskonferenz im keniani-schen Eldoret ein. Zum ersten Mal gelingt es, allewichtigen Clans, Gruppierungen und Regionen, außer-dem zivilgesellschaftliche Akteure, zur Teilnahme zubewegen. Am 27.10. wird ein Waffenstillstandsabkom-men für die Dauer der Konferenz unterzeichnet. Dabeieinigt man sich über die grundsätzlich föderale Struk-tur des zukünftigen Staates, umstritten bleibt die weite-re Vorgehensweise. cb

Somalia (Puntland)Intensität: 3 Veränderung: ì Beginn: 2001Konfliktparteien: Abdullahi Yussuf vs. Jama Ali JamaKonfliktgegenstand: Regionale Macht

Der Konflikt um die Macht in der nordöstlichen auto-nomen Region Puntland eskaliert weiter. Die Truppenvon Puntlands Ex-Präsident Abdullahi Yussuf und sei-nem Nachfolger Jama Ali Jama liefern sich im Mai undim August schwere Kämpfe, bei denen mindestens 150Menschen ihr Leben verlieren. Nach gescheitertenVermittlungsversuchen Äthiopiens, Kenias und einhei-mischer Clanältester gelingt es Yussuf, seinen Gegnermilitärisch zu besiegen und die faktische Macht inPuntland wieder auszuüben. Beide Parteien nehmen je-doch ab 15.10. an der Friedenskonferenz von Eldoretteil. In ihrem Ziel eines somalischen Föderalstaatesunter Einbeziehung Puntlands sind sie sich einig. cb

Somalia (Somaliland)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1991Konfliktparteien: Regierung Somaliland vs. Somalia (TNG,

Puntland, SRRC)Konfliktgegenstand: Sezession (Somaliland)

Die Republik Somaliland, die sich 1991 für unabhän-gig von Somalia erklärt hat, bereitet sich auf demokra-tische Wahlen vor. Um diese in allen Landesteilendurchzuführen, entsendet die Regierung am 15.7.Truppen in die Grenzregionen Sool und Sanaag, diePuntland beansprucht. Puntlands Machthaber Abdul-lahi Yussuf ist nicht zu Verhandlungen bereit. Allewichtigen somalischen Kriegsfraktionen erkennen dieUnabhängigkeit Somalilands nicht an. Somalilandnimmt nicht an der Friedenskonferenz von Eldoret teil,da es sich nicht als Teil Somalias betrachtet. Somali-land wird weiterhin international nicht anerkannt. cb

Konfliktbarometer 2002 – Afrika1 8

Sudan (SPLA)Intensität: 4 Veränderung: � Beginn: 1989Konfliktparteien: SPLA-Rebellen unter John Garang, NDA,

PNC vs. sudanesische RegierungKonfliktgegenstand: Sezession, Ressourcen im Südsudan,

Sonstiges (religiöse Vorherrschaft)

Der Bürgerkrieg im Sudan zwischen islamistischer Re-gierung und separatistischen Rebellen im Süden gehtmit unverminderter Härte weiter. Am 7.1. schließensich die Rebellengruppen Sudanesische Volksbefrei-ungsarmee (SPLA) unter John Garang und die Sudane-sischen Volksverteidigungskräfte (SPDF) von RiekMachar zusammen. Auf Vermittlung der USA wird einbefristeter Waffenstillstand für das Gebiet der Nuba-Berge vereinbart. Trotz dieses Übereinkommens wirddie Waffenruhe häufig gebrochen und Flächenbombar-dements werden durchgeführt. Die USA sprechen sichim Danforth-Bericht für die staatliche Integrität desSudan und gegen eine Separation des Südens aus. DieÖlerträge sollen zwischen Regierung und Rebellenaufgeteilt werden. Am 18.6. einigen sich beide über dieAufnahme von Verhandlungen im kenianischenMachakos. Dort wird am 20.7. ein Protokoll unter-zeichnet, nach dem nach einer sechsjährigen Über-gangsphase der vorwiegend christliche Südsudan in ei-nem Referendum über eine Abspaltung entscheidensoll. Trotz dieser Gespräche fordern schwere Kämpfeim Südsudan Hunderte Tote. Im Oktober werdenschwere Gefechte um die Stadt Torit gemeldet. Am19.11. wird der Waffenstillstand für die Nuba-Bergebis März 2003 verlängert. Die Gespräche in Machakosgehen weiter. Strittig bleibt die Verteilung der Gewinneaus der Ölförderung und die künftige Organisation desStaates. ps

Tschad (MDJT)Intensität: 2 Veränderung: î Beginn: 1998Konfliktparteien: MDJT vs. Regierung TschadKonfliktgegenstand: Nationale Macht

Der Konflikt zwischen der Regierung des Tschad undder Bewegung für Demokratie und Gerechtigkeit imTschad (MDJT) unter Ex-Premierminister YoussoufTogoimi deeskaliert. Ein von Libyen vermittelter Frie-densvertrag wird am 7.1. unterzeichnet und von beidenParteien weitgehend eingehalten. Am 26.2. erlässt dasParlament eine Generalamnestie für MDJT-Rebellen.Togoimi stirbt am 24.9. an den Folgen eines Landmi-nenunfalls. Am 7.10. verüben Rebellen einen Anschlagauf einen Militärflughafen im Norden des Landes. cb

Uganda (LRA)Intensität: 4 Veränderung: ì Beginn: 1992Konfliktparteien: LRA, ADF vs. Regierung UgandaKonfliktgegenstand: Nationale MachtDer Konflikt um nationale Macht in Uganda eskaliertin diesem Jahr zu einem Krieg. Uganda versucht durcheine Offensive gegen die Verbündeten DemokratischenKräfte (ADF) sowie durch eine Amnestie für Rebellendie Situation im Westen zu kontrollieren. Sudan undUganda nehmen ab März wieder diplomatische Bezie-hungen auf und wollen wechselseitig keine feindlichenRebellengruppen mehr unterstützen. Dies sind die vonSudan unterstützte Widerstandsarmee Gottes (LRA)und die ADF. Uganda unterstützt die SudanesischeVolksbefreiungsarmee (SPLA). Der Sudan billigt das

Vordringen der ugandischen Armee in den Süden desLandes. Ab Mai verstärkt die ugandische Regierungihre Offensive im Norden des Landes gegen die christ-lich-fundamentalistische LRA. Bei Gefechten sterbenmehrere Hundert Menschen, Zehntausende werden zurFlucht gezwungen. mb

Zentralafrikanische RepublikIntensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1997Konfliktparteien: Opposition (Bozizé) vs. Regierung, LibyenKonfliktgegenstand: Nationale MachtIn der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) wird am27.8. Ex-Präsident André Kolingba in Abwesenheitzum Tode verurteilt. Truppen der Regierung und des inden Tschad geflohenen früheren Armeechefs FrançoisBozizé liefern sich in der Grenzregion zum Tschadimmer wieder Gefechte. Bozizé fordert ZentralafrikasPräsident Ange-Félix Patassé zum Rücktritt auf. Am27.10. greift er die Hauptstadt Bangui an. Bozizé erhältUnterstützung von Frankreich und dem Tschad. Pa-tassé flieht, kann jedoch mit Unterstützung durch rund200 libysche und 1.000 MLC-Rebellen aus dem Kon-go die Rebellen am 31.10. vertreiben. Libyen undFrankreich haben Truppen in der ZAR bzw. im Tschadstationiert, um ihre wirtschaftlichen Interessen zuschützen. UNO-Sondervermittler Laminé Cissé ver-kündet am 22.11. die geplante Stationierung einer Frie-denstruppe der Wirtschaftsgemeinschaft Zentralafri-kanischer Staaten (CEMAC), die von den USA, derEU, Frankreich und China unterstützt wird. Die Trup-pe soll aus Soldaten aus Gabun, Kamerun, Äquatorial-guinea, Kongo-Brazzaville und Mali bestehen und denSchutz von Patassé garantieren, die Armee reformierenund die Grenze zum Tschad überwachen. Die erstenMilitärbeobachter sind seit dem 1.11. im Einsatz. DieUNO-Mission BONUCA bleibt vor Ort. pb

Zentralafrikanische Republik - TschadIntensität: 2 Veränderung: neu Beginn: 2002Konfliktparteien: ZAR vs. TschadKonfliktgegenstand: Nationale Macht

Der Konflikt um die wechselseitige Unterstützung vonRebellen zwischen Zentralafrika und dem Tschad be-ginnt Ende 2001 mit der Flucht von François Bozizé inden Tschad. Zentralafrika unterstützt Abdoulaye Mis-kine, ehemaliger Mitanführer der Streitkräfte für eineFöderale Republik (FARF). Mehrere Grenzzwischen-fälle im Januar verschärfen die Lage. Zentralafrika undder Tschad verstärken ihre Truppen an der Grenze. EinTreffen von Ange-Félix Patassé und dem tschadischenPräsidenten Idriss Déby am 11.4. bleibt ergebnislos.Anfang August kommt es zu neuen blutigen Zwischen-fällen ohne direkte Konfrontation der jeweiligen Re-gierungstruppen. Auch nach dem Besuch einer ge-meinsamen Untersuchungskommission von AU undCEMAC greifen tschadische Rebellen im SeptemberOrtschaften an. Bei einem Treffen der CEMAC am2.10. ordnet diese die wechselseitige Ausweisung derRebellenführer an und erklärt sich bereit eine Friedens-truppe in die Grenzregion zu schicken. Nachdem Bo-zizé die Hauptstadt von Zentralafrika Ende Oktoberangegriffen hat, wird Miskine am 5.11. nach Togo insExil geschickt. pb

Konfliktbarometer 2002 – Afrika 1 9

Konfliktbarometer 2002 – Amerika2 0

Argentinien - GroßbritannienIntensität: 1 Veränderung: � Beginn: 1982Konfliktparteien: Argentinien vs. GroßbritannienKonfliktgegenstand: Territorium (Falkland-Inseln)

Der Konflikt um die Falkland-/Malvinas-Inseln zwi-schen Argentinien und Großbritannien besteht weiter.Die Wiedereingliederung der 1833 von Großbritannienbesetzten Inseln, um die beide Seiten 1982 einen Krieggeführt haben, bleibt als nationale Aufgabe in der Ver-fassung Argentiniens festgeschrieben. Dennoch bemü-hen sich die Regierungen, die bilateralen Beziehungenzu verbessern. Das bestätigt auch der Besuch des briti-schen Verteidigungsministers Jack Straw in Argenti-nien im März. hs

Bolivien - ChileIntensität: 1 Veränderung: � Beginn: 1964Konfliktparteien: Bolivien vs. Chile Konfliktgegenstand: Territorium (Meereszugang Boliviens zum

Pazifik)

Der Konflikt mit Chile um einen Zugang Bolivienszum Pazifik dauert an. Chile lehnt die bolivianischeForderung ab und beruft sich dabei auf die Verträgevon 1884, in denen Bolivien nach dem verlorenenKrieg die Region um Arica abgetreten hat. Beide Sei-ten haben die bilateralen Beziehungen verbessert undChile hat Lösungsmöglichkeiten angeboten. Danachkönnte Bolivien einen Zugang zum Pazifik pachten,der aber unter chilenischer Souveränität bliebe. Nachder Entdeckung eines großen Erdgasfeldes könnte Bo-livien eine neue Devisenquelle erschließen. Trotz derim Oktober 2001 aufgenommenen Gespräche sind bei-

de Seiten einer endgültigen Lösung noch nicht nähergekommen. hs

Guatemala - BelizeIntensität: 1 Veränderung: � Beginn: 1991Konfliktparteien: Guatemala vs. BelizeKonfliktgegenstand: Territorium (Gebietsansprüche Guatemala)Obgleich Guatemala Belize völkerrechtlich anerkannthat, erhebt die guatemaltekische Regierung weiter An-sprüche auf nahezu die Hälfte des Territoriums vonBelize. hs

Guyana - SurinamIntensität: 1 Veränderung: � Beginn: 2000Konfliktparteien: Guyana vs. SurinamKonfliktgegenstand: Territorium (Küstengewässer, Corantine-

Fluss), Ressourcen

Nachdem der Konflikt zwischen Guyana und Surinamim Jahre 2000 vorübergehend eskaliert ist, haben beideSeiten keine nennenswerten Initiativen - weder zur Lö-sung noch zur Verschärfung des Konflikts - unternom-men. Die Ölfunde vor der Küste bei der Mündung desCorantine-Flusses erhöhen jedoch das Eskalationspo-tential. hs

HaitiIntensität: 3 Veränderung: ì Beginn: 2000Konfliktparteien: Oppositionsbündnis vs. Regierung von HaitiKonfliktgegenstand: System, nationale MachtWegen Manipulationen bei den Parlamentswahlenvom November 2000 und bei den Präsidentschafts-wahlen vom Februar 2001 durch die regierende Lava-las-Partei von Präsident Jean-Bertrand Aristide weigertsich das Oppositionsbündnis Demokratische Konver-

AmerikaIn der wiederum konfliktärmsten Region ist die Zahl der zwischen- und innerstaatlichen Konflikte im Vergleich zumVorjahr mit 19 um einen angestiegen. Kein Konflikt kann beendet werden. Die Intensitäten der Konfliktaustragungbleiben unverändert. Ausnahmen sind die Deeskalationen im mexikanischen Chiapas und im Konflikt zwischen derRegierung der Guerilla Leuchtender Pfad in Peru. Außer den beiden Gewaltkonflikten in Kolumbien zwischen derRegierung und den Guerillagruppen von FARC und ELN sowie der AUC, der Dachorganisation von Paramilitärs,werden alle Konflikte gänzlich oder überwiegend gewaltfrei ausgetragen. Bei der Mehrzahl der Konflikte handelt essich um Grenzstreitigkeiten. Ein Putschversuch findet am 17.12.01 in Haiti statt. In Venezuela putschen im April zu-nächst oppositionelle Militärs, die jedoch nach zwei Tagen von Anhängern von Präsident Chavez wieder gestürztwerden. Neben dem Machtkampf in Venezuela findet die dramatische Wirtschafts- und Finanzkrise in Argentiniendie größte publizistische Resonanz. Im Dezember 2001 erlebt das Land binnen zweier Wochen im Ausnahmezustandvier Präsidenten.

Häufigkeit der Konfliktgegenständenach Gewalteinsatz Amerika

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Konfliktintensitäten Amerika 2002 - 2001

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3

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Krieg Ernste Krise Krise Latenter Konflikt

Anz

ahl

2002

2001

genz, die ihm zustehenden Senatssitze einzunehmen.Am 17.12.01 scheitert ein Putschversuch von Polizei-einheiten. In den folgenden Auseinandersetzungen zer-stören Anhänger der Regierung Einrichtungen des Op-positionsbündnisses. Amiot Métayer, einer der mut-maßlichen Anführer und ein ehemaliger Anhänger vonAristide, wird verhaftet. Am 16.1. tritt Ministerpräsi-dent Jean-Marie Chérestal wegen Korruptionsvorwür-fen zurück. Yvon Neptune, ein Vertrauter von Präsi-dent Aristide, übernimmt am 5.3. das Amt. Auf Druckder Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), dieeine Untersuchung des Putschversuches verlangt,unterzeichnet die Regierung mit der Organisation am1.3. eine Vereinbarung zur Einrichtung einer OAS-Mission, um die Demokratie zu stärken. Am 2.8. be-freien Anhänger den verhafteten Métayer gewaltsamaus dem Gefängnis. Dies führt zu neuen blutigen Aus-schreitungen von Aristide-Anhängern, in deren VerlaufMétayer zum Sturz des Präsidenten aufruft. Am 4.9.fordert die OAS die Regierung ultimativ auf, binnenzweier Monate einen Demokratisierungsprozess einzu-leiten, um zusammen mit der Opposition die Parla-mentswahlen für 2003 vorzubereiten. Davon hängtauch ab, ob blockierte Hilfsgelder westlicher Staatenfreigegeben werden. Am 4.11. läuft das Ultimatum ab,ohne dass die Regierung den Forderungen nachgekom-men wäre. Die teilweise gewalttätig ausgetragenenAuseinandersetzungen zwischen Anhängern der Lava-las-Partei und der Opposition dauern daher an. hs

Kanada (Quebec)Intensität: 1 Veränderung: � Beginn: 1990Konfliktparteien: Québec vs. KanadaKonfliktgegenstand: Sezession

Der Konflikt um die Abspaltung der frankophonenProvinz Québec von Kanada dauert an. Nachdem dasletzte Referendum der Sezessionisten 1995 mit 49,5%nur knapp gescheitert ist, zeigen die Umfragen der ver-gangenen Jahre eine stetige Abnahme des Anteils derSezessionsbefürworter. Daher betreibt die Provinzre-gierung eine aktive Einwanderungspolitik, um den An-teil frankophoner Bürger zu steigern. Bernard Landry,der neue Chef der separatistischen Parti Québécois,will in näherer Zukunft ein neues Referendum durch-führen lassen. hs

Kolumbien (ELN)Intensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1961Konfliktparteien: ELN-Guerilla, AUC-Paramilitärs vs. kolum-

bianische RegierungKonfliktgegenstand: Ideologie/System, nationale Macht

Die Rebellenorganisation Nationales Befreiungsheer(ELN) kündigt im Januar den im Dezember 2001 mitder kolumbianischen Regierung geschlossenen Waf-fenstillstand. Die ELN fordert die Einrichtung einerNeutralen Zone. Im Juni erklärt die neue kolumbiani-sche Regierung unter Präsident Horacio Serpa Uribeihrerseits die Verhandlungen für gescheitert. Uribelehnt die Zugeständnisse und Vorleistungen seines Vor-gängers Pastrana ab. Er strebt eine militärische Lösung

Konfliktbarometer 2002 – Amerika 2 1

Konfliktname1 Direkt Beteiligte2 Konfliktgegenstand Beginn Änd.3 Int.4

Argentinien - Chile * Argentinien vs. Chile Grenze (Anden) 1945 � 1Argentinien - Großbritannien Argentinien vs. Großbritannien Territorium (Falkland-Inseln) 1982 � 1

Bolivien - Chile Bolivien vs. Chile Territorium (Meereszugang Bolivienszum Pazifik) 1964 � 1

Guatemala - Belize Guatemala vs. Belize Territorium (GebietsansprücheGuatemalas) 1991 � 1

Guyana - Surinam Guyana vs. Surinam Territorium (Küstengewässer,Corantine-Fluss), Ressourcen (Erdöl) 2000 � 1

Haiti Oppositionsbündnis vs. Regierung von Haiti System, nationale Macht 2000 ì 3

Kanada - USA * Kanada vs. USA Territorium (Golf von Maine),Ressourcen (Lachsfangrechte) 1996 � 1

Kanada (Quebec) Regionalregierung Quebec vs. Kanada Nationale Unabhängigkeit 1990 � 1Kolumbien - Venezuela * Kolumbien vs. Venzuela Territorium (Monjes-Inseln) 1952 � 1

Kolumbien (ELN) ELN-Guerilla, AUC-Paramilitärs vs.kolumbianische Regierung Nationale Macht, System/Ideologie, 1961 � 3

Kolumbien (FARC) FARC-Guerilla, AUC-Paramilitärs vs.kolumbianische Regierung System/Ideologie, nationale Macht 1961 � 4

Mexiko (Guerrero) * ELN vs. mexikanische Regierung Autonomie 1997 � 1Mexiko (Provinz Chiapas) EZLN-Rebellen vs. mexikanische Regierung Autonomie 1994 î 1

Nicaragua - Honduras Nicaragua vs. Honduras Territorium (Seegrenze), Ressourcen(Fischereirechte, Erdöl, Erdgas) 1999 � 1

Nicaragua - Kolumbien * Nicaragua vs. Kolumbien Territorium (San Andrés-Inseln) 1980 � 1Peru (Sendero Luminoso) Sendero Luminoso vs. peruanische Regierung System 1980 î 1

USA - Kuba * USA vs. Kuba System/Ideologie, geostrategischeLage 1961 � 1

Venezuela Opposition vs. venezolanische Regierung Nationale Macht, System 2000 é 3

Venezuela - Guyana * Venezuela vs. Guyana Territorium (Region Essequibo imwestlichen Guyana) 1962 � 1

1) 2) 3) 4) siehe Seite 9: Übersicht: Konflikte in Europa 2002

Übersicht: Konflikte in Amerika 2002

an und lehnt Verhandlungen ab. Allein bei einem An-griff der kolumbianischen Streitkräfte werden im Ok-tober 19 Rebellen getötet. Die ELN antwortet mit ver-stärkten Angriffen und Überfällen. dk

Kolumbien (FARC)Intensität: 4 Veränderung: � Beginn: 1961Konfliktparteien: FARC-Guerilla, AUC-Paramilitärs vs.

kolumbische RegierungKonfliktgegenstand: System/Ideologie, nationale Macht

Der Bürgerkrieg zwischen der kolumbianischen Ar-mee und der etwa 17.000 Mann starken Guerillaorga-nisation Bewaffnete Revolutionäre Streitkräfte Kolum-biens (FARC) eskaliert durch den Konflikt um die sogenannte Neutrale Zone. Dieses Gebiet von der Größeder Schweiz im Süden des Landes hat Präsident An-drès Pastrana der FARC überlassen, um Friedensver-handlungen zu ermöglichen. Da diese jedoch von derFARC zur Kriegsführung missbraucht worden ist,stellt die Regierung im Januar ein Ultimatum, wonachdie FARC innerhalb von 48 Stunden die Neutrale Zoneräumen müsse oder ein substantielles Friedensangebotmachen solle. Andernfalls droht der Präsident mit demEinmarsch. Auf Vermittlungen der UNO und europä-ischer Botschafter verlängert die Regierung die Fristbis zum 7.4. Dennoch marschieren am 22.2. Truppenmit Luftwaffenunterstützung in die Neutrale Zone ein.Nach den Präsidentschaftswahlen im Mai erklärt sichdie FARC zur Wiederaufnahme von Friedensgesprä-chen bereit. Da der neue Präsident Horacio Serpa Uri-be bei seinem Amtsantritt am 9.8. eine kompromisslo-se Strategie gegen die Guerilla ankündigt, verübt dieFARC mehrere Terroranschläge. Uribe ordnet den Auf-bau von Bürgerwehren an und verhängt für 90 Tageden Ausnahmezustand. Im Oktober wird der Rebellen-führer Ceballos bei Gefechten erschossen. Schätzun-gen internationaler Beobachter zufolge fordert derKrieg, der mit unverminderter Härte anhält, jährlich4.000 Menschenleben. Jedes Jahr werden etwa300.000 Menschen zu Binnenflüchtlingen. Eine Lö-sung ist nicht abzusehen. dk

Mexiko (Provinz Chiapas)Intensität: 1 Veränderung: î Beginn: 1994Konfliktparteien: EZLN-Rebellen<vs. mexikanische Regie-

rungKonfliktgegenstand: AutonomieIn dem seit 1994 bestehenden Konflikt der mexikani-schen Regierung mit dem Zapatistischen NationalenBefreiungsheer EZLN um eine Autonomieregelung fürdie südliche Provinz Chiapas ist keine weitere An-näherung zu verzeichnen. Die noch bewaffneten Einhei-ten der EZLN um "Subcomandante Marcos" haben sich inabgelegene Dschungelregionen zurückgezogen und tretenöffentlich kaum in Erscheinung. Nach Angaben einesEZLN-Sprechers werden im August zwei Zapatisten-Kommandeure von Unbekannten erschossen. hs

Nicaragua - HondurasIntensität: 1 Veränderung: � Beginn: 1999Konfliktparteien: Nicaragua vs. HondurasKonfliktgegenstand: Territorium; RessourcenIm Konflikt um die Festlegung der Seegrenze vor denkaribischen Küsten von Nicaragua und Honduras hatNicaragua 1999 Klage beim IGH eingereicht. Nach

Zusammenstößen im Jahre 2000 ziehen beide Seitenaufgrund eines Rückzugsabkommens ihre Truppen ausder Küstenregion ab. Nachdem Nicaragua gegen eine an-gebliche Verletzung des Truppenrückzugsabkommensdurch Honduras bei der OAS protestiert hat, verhandelnbeide Seiten unter Vermittlung der OAS und unterzeich-nen am 8.3. ein Abkommen über vertrauensbildende Maß-nahmen. Beide Länder setzen in der Folge Militärpatrouil-len in dem umstrittenen Gebiet ein. Das beim IGH anhän-gige Verfahren ist noch nicht entschieden. hs

Peru (Sendero Luminoso)Intensität: 1 Veränderung: î Beginn: 1980Konfliktparteien: Sendero Luminoso vs. peruanische

RegierungKonfliktgegenstand: System

Der Systemkonflikt zwischen der peruanischen Regie-rung und der Guerilla des Leuchtenden Pfades (Sen-dero Luminoso) kann nach wie vor nicht als beendetbetrachtet werden, wenngleich die Guerilla nur nochzu vereinzelten Anschlägen in abgelegenen Rückzugs-gebieten in der Lage ist. Gleiches gilt für die Ausei-nandersetzung mit der Revolutionäre Bewegung TupacAmarus MRTA, der anderen Guerillagruppe. hs

VenezuelaIntensität: 3 Veränderung: é Beginn: 2000Konfliktparteien: Opposition aus Unternehmen, Gewerkschaf-

ten, Militärs, Parteien vs. venezolanischeRegierung Chavez

Konfliktgegenstand: Nationale Macht, System

Der Konflikt zwischen der venezolanischen Regierungvon Präsident Hugo Chavez und Oppositionsparteien,Teilen des Militärs sowie Verbänden gründet in denBestrebungen der Regierung, durch Verfassungsände-rungen und ökonomische Umgestaltungen eine so ge-nannte Bolivarianische Revolution durchzuführen. DerKonflikt um die von der Regierung beschlossenenWirtschaftsreformen verschärft sich am Anfang desJahres. Im Zentrum von Protesten stehen Dekrete, dieder Regierung das Recht geben, großen Landbesitz,der nicht produktiv genutzt wird, zu enteignen. Mas-sendemonstrationen von Oppositionsparteien und op-positionellen Verbänden führen am 13.4. zu Straßen-schlachten. Anhänger von Präsident Chavez töten beider Niederschlagung mehr als ein Dutzend Demon-stranten. Auf Druck der Armeeführung tritt Chavez zu-rück. Pedro Carmona, der Vorsitzende der Handels-kammer, wird nach dem Putsch vom Militär als Präsi-dent eingesetzt. Er tritt jedoch nach gewaltsamen Ausei-nandersetzungen einen Tag später zurück, worauf Chavezerneut das Präsidentenamt übernimmt. Im Juli versuchtder frühere US-Präsident Jimmy Carter ohne Erfolg zwi-schen Chavez und den wichtigsten Oppositionsparteien zuvermitteln. Das Oberste Gericht lässt die Anklage gegenvier am Putsch beteiligte Offiziere fallen. Es folgen Stra-ßenschlachten zwischen Demonstranten und der Polizei.Anfang November werden Gespräche zwischen Regie-rung und Opposition am Runden Tisch einberufen, um ei-ne Lösung des Konflikts anzustreben. Anlass von neuenUnruhen Mitte November ist die Übernahme von Polizei-funktionen durch die Chavez-loyale Armee. Diese Macht-befugnisse haben bis dato dem Bürgermeister von Caracasunterstanden, der zum Oppositionslager gehört. dk

Konfliktbarometer 2002 – Amerika2 2

Bangladesch - IndienIntensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1999Konfliktparteien: Bangladesch vs. IndienKonfliktgegenstand: Grenze

Im Grenzkonflikt zwischen Bangladesch und Indienwerden bei illegalen Grenzüberschreitungen erneutGrenzsoldaten beider Seiten getötet. Im März bittet In-dien Bangladesch zu einem Treffen, um den Konflikt zulösen. In den folgenden Monaten führen Vertreter derKonfliktparteien Gespräche. ak

Bangladesch (Opposition)

Intensität: 2 Veränderung: î Beginn: 1991Konfliktparteien: Awami Liga vs. Bangladesch NationalparteiKonfliktgegenstand: Nationale Macht

Im Machtkonflikt zwischen der Awami Liga (AL) undder regierenden Bangladesch Nationalpartei (BNP)werden auch in diesem Jahr wieder Oppositionspartei-mitglieder und deren Anhänger verhaftet. Wiederholtinitiiert die Opposition Generalstreiks. Am 24.6. tritt dieOppositionspartei nach einem Boykott erstmals seit Okto-ber letzten Jahres wieder im Parlament zusammen. ak

China - Taiwan

Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1949Konfliktparteien: VR China vs. Republik China (Taiwan)Konfliktgegenstand: Regionale Macht, Ideologie/System

Nachdem die langjährige Regierungspartei TaiwansKuomintang (KMT) 2001 das erste Mal seit 1949 ihreParlamentsmehrheit verloren hat, weist die VR Chinaerste Gesprächsangebote der nun regierenden Demo-kratischen Fortschrittspartei (DFP) zurück. Obwohlbeide Seiten Handelsbeschränkungen und Visabestim-mungen lockern, kommt es zur Krise, als die taiwane-sische Regierung den Vorschlag äußert, dass in denvon ihr ausgegebenen Pässen künftig der Zusatz "Tai-wan" vermerkt werden soll. Die Regierung in Pekinginterpretiert dies als Separationsbestrebung. Nachdem

auf taiwanesischer Seite die Frage nach einem Unab-hängigkeitsreferendum diskutiert worden ist, droht dieVR China mit einem militärischen Angriff. Zudemblockiert die VR die erneuten Bemühungen Taiwans,in die UNO aufgenommen zu werden. lh

China - Taiwan - Brunei - u.a. (Spratly)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1974Konfliktparteien: VR China vs. Taiwan vs. Brunei vs. Philip-

pinen vs. Malaysia vs. Singapur vs. VietnamKonfliktgegenstand: Territorium/Grenze, regionale Macht,

Ressourcen

Im Konflikt verschiedener Anrainerstaaten des Südchi-nesischen Meeres um die Zugehörigkeit der Spratly-Inseln feuern vietnamesische Truppen im AugustWarnschüsse auf ein philippinisches Militärflugzeugab. Im November unterzeichnen die ASEAN-Staatenund die VR China eine Deklaration, in der die Seegren-zen festgelegt werden. lh

China (Tibet)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1950Konfliktparteien: Tibeter vs. chinesische RegierungKonfliktgegenstand: Autonomie

Das in Indien ansässige tibetische Exilparlament for-dert weiterhin von der chinesischen Regierung Auto-nomie für Tibet. Im Februar wird ein umstrittenes Mo-nument, welches an die Befreiung Tibets durch Chinaerinnern soll, vor der früheren Winterresidenz des Da-lai Lama errichtet. Die tibetische Bevölkerung empfin-det dies als Provokation. Der Konflikt entschärft sichleicht, als China im Laufe des Jahres drei bekannte ti-betische politische Gefangene freilässt. Im Septembernehmen die tibetische Exilregierung und China erst-mals seit 1993 wieder offiziell Kontakt auf. Auch derDalai Lama und die Regierung Chinas stehen im Dia-log. lh

Konfliktbarometer 2002 – Asien 2 3

AsienIn Asien erhöht sich die Gesamtzahl der beobachteten Konflikte nur geringfügig auf 54, die Zahl der gewaltsamenAuseinandersetzungen bleibt jedoch gleich. Der einzige Krieg dieser Region wird in Nepal ausgetragen. Die beidenKriege des vergangenen Jahres, der Kaschmir-Konflikt und der Aufstand der Tamilen auf Sri Lanka deeskalieren.Drei Auseinandersetzungen überschreiten dieses Jahr die Schwelle zur Gewalt: die in Gujarat in Indien, der Konfliktauf Sulawesi in Indonesien und die Rebellion der Karen in Myanmar. Auffällig ist die hohe Anzahl von Konflikten,die auf einer niedrigeren Intensität ausgetragen werden als im Jahr zuvor. Auseinandersetzungen um die nationaleMacht werden überwiegend gewaltlos ausgetragen, Autonomie- und Separationskonflikte weisen dagegen einenhohen Anteil an ernsten Krisen und Kriegen auf.

Häufigkeit der Konfliktgegenständenach Gewalteinsatz Asien

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Konfliktintensitäten Asien 2002 - 2001

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Krieg Ernste Krise Krise Latenter Konflikt

Anz

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2002

2001

Konfliktbarometer 2002 – Asien2 4

Konfliktname1 Direkt Beteiligte2 Konfliktgegenstand Beginn Änd.3 Int.4

Bangladesch - Indien Bangladesch vs. Indien Grenze 1999 � 3

Bangladesch - Myanmar * Bangladesch vs. Myanmar Grenze 1992 � 2

Bangladesch (Shanti Bahini) *regionale Gruppierungen vs. RegierungBangladesch

Autonomie 1991�

Ende1

Bangladesch (Opposition) Awami Liga vs. Bangladesch Nationalpartei Nationale Macht 1991 î 2

China - Indien * China vs. IndienTerritorium (Aksai Chin, Ladakh,Sikkim, Arunachal Pradesh) 1954 � 1

China - Taiwan VR China vs. Republik China (Taiwan) Regionale Macht, Ideologie/System 1949 � 2China - Taiwan - Brunei u.a.(Spratly)

VR China vs. Taiwan vs. Brunei vs. Philippinenvs. Malaysia vs. Singapur vs. Vietnam

Territorium/Grenze, regionale Macht,Ressourcen

1974 � 2

China (Falun Gong) * Chinesische Regierung vs. Falun Gong, ZhongGong u.a.

Ideologie/System, religiöseAutonomie

1999 � 2

China (Tibet) Tibeter vs. chinesische Regierung Autonomie 1950 � 2

China (Uiguren) Uiguren vs. chinesische Regierung Sezession, religiöse Autonomie 1997 � 2

Fidschi * Regierung Fidschi, nationalistische politischeGruppen vs. indisch-stämmige Minderheit

Nationale Macht 1987 ì 2

Indien (Assam) ULFA vs. indische Regierung Ethnische Autonomie 1983 � 3Indien (Gujarat) Hindus vs. Muslime Religiöse Autonomie 2002 neu 3

Indien (Kaschmir)Kaschmirische und pakistanische Rebellen-gruppen (JKLF u.a.) vs. Indien, RegierungKaschmirs

Religiöse und regionale Autonomie,Sezession 1947 î 3

Indien (Punjab) * Autonomiebewegung vs. indische Regierung Regionale und religiöse Autonomie 1981�

Ende1

Indien (Tripura) NLFT vs. indische RegierungAutonomie, Sonstiges (illegaleEinwanderung bengalischer Siedler)

1992 � 3

Indonesien (Aceh) GAM vs. indonesische Regierung Sezession, Ressourcen 1953 � 3

Indonesien (Demokratie) * Demokratiebewegung (Reformasi) vs.indonesische Regierung

System 1997 � 1

Indonesien (Iriyan Jaya) OPM vs. indonesische RegierungSezession, Ressourcen (Boden-schätze)

1963 � 2

Indonesien (Kalimantan) *Dajaks vs. indonesische Regierung, Malayen,Maduresen

Sonstiges (ethnische Vorherrschaft) 1998 î 2

Indonesien (Molukken) Muslime vs. Christen vs. indonesischeRegierung

Sonstiges (religiöse Vorherrschaft),System

1998 � 3

Indonesien (Osttimor)Indonesische Regierung, pro-indonesischeMilizen vs. UNTAET, Fretilin Sezession 1975 î 1

Indonesien (Sulawesi) Muslime vs. Christen Sonstiges (religiöse Vorherrschaft) 1998 ì 3

Japan - China * Japan vs. ChinaTerritorium (Senkakuff/DiaoyutaiInseln)

1945 � 1

Japan - Russland * Japan vs. Russland Territorium (Kurilen-Inseln) 1945 � 1

Japan - Südkorea * Japan vs. Südkorea Territorium (Tokto-Inseln) 1945 � 1Kambodscha (CFF) CFF vs. kambodschanische Regierung Ideologie/System, nationale Macht 2000 � 2

Kambodscha (FUNCINPEC,SRP)

FUNCINPEC, SRP vs. kambodschanischeRegierung Nationale Macht, Ideologie/System 1979 � 2

Kambodscha (Rote Khmer) Rote Khmer vs. kambodschanische Regierung Nationale Macht, Ideologie/System 1975�

Ende1

Kirgistan * Tadschikische und usbekische Rebellen vs.kirgisische Regierung

System 1999 î 1

Malaysia - Indonesien,Philippinen

Malaysia vs. Indonesien, Philippinen Sonstiges (Einwanderer) 2002 neu 1

Malaysia (KMM, JI) * KMM, JI vs. malaysische Regierung Ideologie/System, nationale Macht 2001 � 1

Malaysia (Opposition) * Malaysische Regierung vs. Opposition System, nationale Macht 1998 � 1

Myanmar (Karen)Karen-Rebellen, SSA vs. Regierung Myanmar,DKBA

Regionale Autonomie 1948 ì 3

Myanmar (NLD) Regierung Myanmar vs. NLD System, nationale Macht 1990 � 2Nepal - Bhutan Nepal vs. Bhutan Sonstiges (Flüchtlinge) 1992 î 1Nepal (Maoistische Rebellen) CPN vs. nepalesische Regierung Ideologie/System, nationale Macht 1996 ì 4

Nordkorea - Südkorea Nordkorea vs. Südkorea Ideologie/System, regionale Macht 1953 � 2Pakistan - Indien Pakistan vs. Indien Territorium, regionale Macht 1947 � 3Pakistan (Karatschi) MQM vs. pakistanische Regierung Autonomie 1977 � 2

Papua-Neuguinea * BRA vs. Regierung Papua-Neuguinea Autonomie, Ressourcen 1975 � 1

Philippinen (Abu Sayyaf) Abu Sayyaf vs. philippinische Regierung Sezession 1970 � 3Philippinen (MILF) MILF vs. philippinische Regierung Sezession, System/Ideologie 1970 � 2

Philippinen (MNLF) * MNLF (Misuari) vs. philippinische Regierung Autonomie 1970ê

Ende1

Philippinen (NPA) * NPA, NDF vs. philippinische RegierungSystem/Ideologie (marxistischerStaat), nationale Macht

1968 � 2

Salomonen (MEF) * MEF vs. Regierung Salomonen, IFMSonstiges (Umsetzung des Vertragsvon 2000), Ressourcen

1998 � 1

Singapur - Malaysia * Singapur vs. MalaysiaInternationale Macht, Ressourcen(Wasser), Sonstiges (Wettbewerb)

1997 � 1

Singapur (Jemaah Islamiah) * Jemaah Islamiah vs. Regierung Singapur Ideologie/System 2001 � 1

Sri Lanka (LTTE) LTTE vs. Regierung Sri Lanka Sezession 1948 î 3

Tadschikistan *Islamische Rebellen vs. tadschikischeRegierung

System 1997 î 1

USA - China * USA vs. China Sonstiges (Spionageflugzeug) 2001î

Ende1

USA, Japan, Südkorea -Nordkorea

USA, Japan, Südkorea vs. NordkoreaInternationale Macht, Sonstiges(Abrüstung)

1998 � 2

Usbekistan * Islamische Bewegung (IMU) vs. usbekischeRegierung

System, nationale Macht 1997 � 2

Vietnam (KKNLF) KKNLF vs. vietnamesische Regierung Sezession 2002 neu 11) 2) 3) 4) siehe Seite 9: Übersicht: Konflikte in Europa 2002

Übersicht: Konflikte in Asien 2002

China (Uiguren)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1997Konfliktparteien: Uiguren vs. chinesische RegierungKonfliktgegenstand: Sezession, religiöse Autonomie

Der Konflikt zwischen der nach Unabhängigkeit stre-benden muslimischen Bevölkerungsgruppe der Uigu-ren in der westchinesischen Grenzprovinz Xinjiangund der Regierung Chinas dauert an. Im Januar inten-siviert China seine Kampagne gegen die Separatisten.Zudem kündigt China eine Verschärfung von Gesetzenzur Unterdrückung der uigurischen Kultur an. Im Märzwerden paramilitärische Anti-Terror-Einheiten in Pro-vinzhauptstädten und in ausgewählten Gebieten derRegion Xinjiang stationiert. Separatisten werden imJuni beschuldigt, einen chinesischen Diplomaten er-schossen zu haben. lh

Indien (Assam)

Intensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1983Konfliktparteien: ULFA vs. indische RegierungKonfliktgegenstand: Ethnische Autonomie

Der gewaltsame Konflikt zwischen Regierung und denRebellen der Vereinigten Befreiungsfront von Assam(ULFA) um erweiterte Autonomierechte für den nord-ostindischen Bundesstaat hält an. Indien beschuldigtseine Nachbarstaaten Bangladesch und Bhutan, Gue-rillagruppen Unterschlupf zu bieten. In Bangladeschwird am 24.9. das von indischer Seite meistgesuchteMitglied der Autonomiebewegung Anup Chetia zu sie-ben Jahren Haft verurteilt. ak

Indien (Gujarat)Intensität: 3 Veränderung: neu Beginn: 2002Konfliktparteien: Hindus vs. MuslimeKonfliktgegenstand: Religiöse Autonomie

Nach einem vermeintlichen Anschlag islamistischerExtremisten auf einen mit fundamentalistischenHindu-Pilgern besetzten Zug, bei dem am 27.2. 59Menschen sterben, brechen im indischen BundesstaatGujarat gewalttätige Unruhen zwischen Muslimen undHindus aus. Im September besetzen muslimische Ex-tremisten einen Hindu-Tempel in Gandhinagar und tö-ten mehr als 30 Gläubige. Bei der Beendigung der Be-setzung durch Polizeikräfte werden beide Täter getö-tet. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen dauern bisin den November an und fordern insgesamt mindestens850 Todesopfer. Mehr als 70.000 Menschen halten sichnach gewaltsamen Ausschreitungen zeitweilig inFlüchtlingslagern auf. Der oppositionelle Indische Na-tionalkongress (INC) wirft der Regierung von Gujaratunter Narendra Modi und der hindunationalistischenBharatiya Janata Partei (BJP) Versagen bei der Be-kämpfung religiöser Gewalt vor. Am 22.11. veröffent-licht eine nichtstaatliche Kommission unter der Leitungdes früheren Richters am Obersten Gerichtshof, KrishnaIyer, einen Untersuchungsbericht, in dem der Regierungvon Gujarat eine Mitschuld an der Eskalation der ge-waltsamen Auseinandersetzungen angelastet wird. mp

Indien (Kaschmir)Intensität: 3 Veränderung: î Beginn: 1947Konfliktparteien: Kashmiri, pakistan. Rebellen vs. RegierungKonfliktgegenstand: religiöse, regionale Autonomie, Sezession

Der Konflikt zwischen verschiedenen Rebellengrup-pen und der indischen Regierung um den politischen

und territorialen Status des überwiegend von Musli-men bewohnten Kaschmir wird, zum Teil mit schwe-rem Gewalteinsatz, fortgesetzt. Im Dezember 2001verüben nicht eindeutig identifizierte islamistischeAttentäter einen Anschlag, bei dem insgesamt 14 Men-schen sterben. Das Verhältnis zwischen Indien und Pa-kistan wird hierdurch belastet. Insgesamt werden beiAttentaten verschiedener Gruppen in Kaschmir weitmehr als 100 Personen getötet. Unter den Opfern sindwie in den vorangegangenen Jahren zahlreiche Zivilis-ten. Im Vorfeld der Wahlen zum Landesparlament vonJammu und Kaschmir im September werden mehrereAnschläge verübt, die sich auch gegen Regionalpoliti-ker richten. mp

Indien (Tripura)

Intensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1992Konfliktparteien: NLFT vs. indische RegierungKonfliktgegenstand: Autonomie, Sonstiges (illegale Einwande-

rung)

Zwischen der nach Autonomie strebenden NationalenLiga zur Befreiung von Tripura (NLFT) und der indi-schen Regierung gehen die Kämpfe im nordostindi-schen Staat Tripura weiter. Neben den Angriffen auf Re-gierungseinrichtungen begeht die NLFT gleichzeitigÜbergriffe auf aus Bangladesch eingewanderte Siedler.Insgesamt geht man in diesem Jahr von mehr als 150 To-desopfern aus. ak

Indonesien (Aceh)Intensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1953Konfliktparteien: GAM vs. indonesische RegierungKonfliktgegenstand: Sezession, Ressourcen

Die Friedensgespräche zwischen der indonesischenRegierung und der Bewegung Freies Aceh (GAM) imDezember 2001 scheitern. Wortführer der GAM haltenan ihrer Forderung nach Unabhängigkeit der Provinzim Norden Sumatras fest. Die Gewalt nimmt zwischenJanuar und Oktober zu. Beinahe täglich liefern sichbeide Seiten gewaltsame Auseinandersetzungen. SeitJahresbeginn sind bereits mehr als 1.000 meist zivileTodesopfer zu verzeichnen. Am 19.11. einigen sichGAM und Regierung auf die Unterzeichnung einesFriedensvertrages. Das Abkommen beinhaltet einsofortiges Ende der Gewalt sowie Pläne zur Wahl einerautonomen Regierung für Aceh ab dem Jahre 2004. th

Indonesien (Irian Jaya)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1963Konfliktparteien: OPM vs. indonesische RegierungKonfliktgegenstand: Sezession, Ressourcen (Bodenschätze)

Die Beziehungen zwischen der indonesischen Regie-rung und der Organisation Freies Papua (OPM) in derrohstoffreichen Provinz Irian Jaya bleiben angespannt.Nach Gesprächen mit der OPM bietet Indonesien derProvinz am 2.1. Autonomierechte an und erklärt sichmit der Änderung der Gebietsbenennung in West-Pa-pua einverstanden. Im September verüben mutmaßli-che OPM-Rebellen einen Anschlag auf Angestellte ei-nes US-amerikanischen Bergbaukonzerns, bei demdrei Personen ums Leben kommen, und liefern sichGefechte mit indonesischen Truppen. Daraufhin ver-stärkt die Regierung die Militärpräsenz in West-Papua

Konfliktbarometer 2002 – Asien 2 5

und zieht ihr Angebot eines regionalen Autonomiesta-tus zurück. th

Indonesien (Molukken)

Intensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1998Konfliktparteien: Muslime vs. Christen vs. RegierungKonfliktgegenstand: Sonstiges (religiöse Vorherrschaft), System

Nach dreijährigen blutigen Kämpfen zwischen Mus-limen und Christen auf den indonesischen Molukken-Inseln unterzeichnen Vertreter beider Gruppen am12.2. ein Friedensabkommen. Bereits einen Tag nachdem Treffen werden mehrere Anschläge in der Haupt-stadt Ambon verübt, mit dem offensichtlichen Ziel, neueUnruhen zwischen den Religionsgemeinschaften zustiften. Ende April werden mit einer Serie von Anschlä-gen auf Häuser und Kirchen in christlichen Vierteln derStadt Soya die Friedensvereinbarungen verletzt. Dieindonesische Regierung stellt den zerstörten Stadtteilen fi-nanzielle Mittel für den Wiederaufbau zur Verfügung undversichert ihre Unterstützung bei der Herstellung der inne-ren Sicherheit auf der Inselgruppe. Zudem müssen sichFührer der islamistischen und der christlichen Gruppenvor indonesischen Gerichten verantworten. th

Indonesien (Osttimor)

Intensität: 1 Veränderung: î Beginn: 1975Konfliktparteien: Indonesische Regierung, pro-indonesische

Milizen vs. UNTAET, FretilinKonfliktgegenstand: Sezession

Am 20.5. wird Osttimor nach 24 Jahren indonesischerBesatzung und anschließender dreijähriger UNO-Übergangsverwaltung durch die UNTAET in die Un-abhängigkeit entlassen. Zuvor haben die Osttimoresenim April den früheren Guerillaführer Xanana Gusmãozu ihrem Präsidenten gewählt. Die Beziehungen zwi-schen Indonesien und Osttimor verbessern sich zuse-hends. Die Regierungschefs beider Staaten nehmendiplomatische Beziehungen auf und treffen sich mehr-mals zu Gesprächen. Die indonesische Präsidentin Me-gawati Sukarnoputri nimmt an den Unabhängigkeits-feierlichkeiten teil. Am 27.9. wird Osttimor in dieUNO aufgenommen. Ein Spannungspunkt bleiben je-doch die auch international als zu milde angesehenenUrteile des indonesischen Menschenrechtstribunals.Das Gericht soll die Verantwortlichen der Massaker, die1999 nach dem Unabhängigkeitsreferendum in Osttimorbegangen worden sind, zur Rechenschaft ziehen. th

Indonesien (Sulawesi)

Intensität: 3 Veränderung: ì Beginn: 1998Konfliktparteien: Muslime vs. ChristenKonfliktgegenstand: Sonstiges (religiöse Vorherrschaft)

Obwohl am 20.12.01 muslimische und christlicheGruppen einem Zehn-Punkte-Plan zur Beilegung desbereits drei Jahre andauernden Konfliktes zwischenden religiösen Gruppierungen zugestimmt haben,flammt die Gewalt im Januar erneut auf. Wiederholtereignen sich Anschläge auf Kirchen und Häuser inchristlichen Stadtvierteln. Im August brennen mutmaß-liche Islamisten nahe der Stadt Poso Hunderte vonHäusern nieder. Die indonesische Regierung entsendet500 Sicherheitskräfte in die Region. th

Kambodscha (CFF)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 2000Konfliktparteien: CFF vs. kambodschanische RegierungKonfliktgegenstand: Ideologie/System, nationale Macht

Der im November 2001 begonnene Kampf der Kam-bodschanischen Freiheitskämpfer (CFF) gegen Kam-bodschas Regierung, der die CFF eine kommunistischorientierte Politik vorwirft, bleibt weitgehend ruhig.Im Februar werden 19 mutmaßliche Rebellen, darunterein US-Bürger, verhaftet und zu Freiheitsstrafen zwi-schen fünf Jahren und lebenslänglich verurteilt. Be-obachter verurteilen die Prozessbedingungen und äu-ßern Zweifel an der Unabhängigkeit der Gerichte. ca

Kambodscha (FUNCINPEC, SRP)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1979Konfliktparteien: FUNCINPEC, SRP vs. kambodschanische

Regierung (CPP, Hun Sen)Konfliktgegenstand: Nationale Macht, Ideologie/SystemBereits seit der Machtübernahme des amtierenden Mi-nisterpräsidenten Hun Sen (CPP) im Jahre 1979 be-steht ein Konflikt zwischen KambodschanischerVolkspartei (CPP) und der royalistischen FUNCIN-PEC-Partei. Im Jahr 1995 tritt die Sam Rainsy Partei(SRP) als weitere Konfliktpartei hinzu. In den MonatenDezember 2001 und Januar 2002 werden insgesamt achtMorde und eine große Zahl an Übergriffen gegen Oppo-sitionelle bekannt. Von Behördenseite wird im Februarein Zusammenhang zwischen der Häufung von Gewalt-taten gegen Mitglieder von FUNCINPEC und SRP undden anstehenden Kommunalwahlen bestritten. ca

Kambodscha (Rote Khmer)Intensität: 1 Veränderung: � Ende Beginn: 1975Konfliktparteien: Rote Khmer vs. kambodschanische

Regierung (CPP, Hun Sen)Konfliktgegenstand: Nationale Macht, Ideologie/SystemDer 1975 mit der Machtübernahme der Roten Khmerbegonnene Konflikt um Ideologie und nationale Machtkann endgültig als beendet betrachtet werden. Die Ro-te Khmer-Kämpfer, die 1998 offiziell ihre Waffen nie-dergelegt haben, haben sich mittlerweile vollständig indie bestehenden politischen Strukturen integriert. Indiesem Jahr finden, wie schon im vorangegangenen,Gespräche zwischen der UNO und Kambodschas Re-gierung über die Einsetzung eines internationalen Son-dergerichts zur Aburteilung der für den Völkermordverantwortlichen Roten Khmer statt. ca

Malaysia - Indonesien, PhilippinenIntensität: 1 Veränderung: neu Beginn: 2002Konfliktparteien: Malaysia vs. Indonesien, PhilippinenKonfliktgegenstand: Sonstiges (Einwanderer)

Die malaysische Regierung zwingt durch eine Ver-schärfung des Strafrechts im April 300.000 bis 600.000illegale Einwanderer, vor allem Indonesier und Fili-pinos, zum Verlassen des Landes. Zuvor hat im De-zember 2001 ein Aufstand in einem Abschiebelagerdie ablehnende Haltung der Regierung Malaysias ge-genüber den Einwanderern weiter verstärkt. Versuche,eine Vereinbarung zwischen Malaysia und Indonesienzu erreichen, scheitern im Februar. Nach Todesfällenin Abschiebelagern wird die dortige Situation auf Ver-langen der philippinischen Präsidentin Gloria Macapa-gal Arroyo im September von philippinischen Inspek-toren untersucht. ct

Konfliktbarometer 2002 – Asien2 6

Myanmar (Karen)Intensität: 3 Veränderung: ì Beginn: 1948Konfliktparteien: Karen-Rebellen, SSA vs. Regierung

Myanmar, DKBAKonfliktgegenstand: Regionale Autonomie

Im Berichtszeitraum kommt es zu Kämpfen der Karen-Rebellen (KNLA, KNDO) gegen die Armee Myan-mars und der mit ihr verbündeten Demokratisch Bud-dhistischen Karen Armee (DKBA). Die Rebellen derShan-Minderheit (SSA) starten im Mai eine Offensivegegen Außenposten der Armee und die mit ihr verbün-dete myanmarische Miliz Vereinigte Armee des Wa-Staats (UWSA), worauf verstärkt Truppen in die Re-gion an Thailands Grenze verlegt werden. Außerdemwirft Myanmar Thailand vor, die SSA zu unterstützen,und hält daraufhin die Grenze bis Mitte Oktober ge-schlossen. Mehrere Sprengstoffanschläge werden denRebellen angelastet, was diese aber immer wieder be-streiten. Die Armee verübt nahezu täglich Übergriffegegen ethnische Minderheiten, wie Raub, Zwangsar-beit, Misshandlung, Vergewaltigung, Vertreibung undMord. Insgesamt fordert der Konflikt mehr als 600 To-desopfer, mindestens 7.000 Menschen sind auf derFlucht. ca

Myanmar (NLD)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1990Konfliktparteien: Regierung von Myanmar vs. NLDKonfliktgegenstand: Ideologie/System, nationale Macht

Nach starkem internationalem Druck wird die Oppo-sitionsführerin Aung San Suu Kyi von der NationalenLiga für Demokratie (NLD) im Mai aus ihrem seitSeptember 2000 andauernden Hausarrest entlassen.Auch die Freilassung von weit über 100 der mehr als1.000 politischen Gefangenen durch Myanmars Mili-tärjunta scheint auf eine Entspannung hinzudeuten. Al-lerdings werden nach der Freilassung Aung San SuuKyis auch weiterhin Studenten und Oppositionelle in-haftiert. Das Angebot der NLD zur Aufnahme von Ge-sprächen über die Demokratisierung des Landes wirdvon der Junta abgelehnt. ca

Nepal - Bhutan

Intensität: 1 Veränderung: î Beginn: 1992Konfliktparteien: Nepal vs. BhutanKonfliktgegenstand: Sonstiges (Flüchtlinge)

Der Konflikt um den Aufenthalt ursprünglich ausBhutan stammender Flüchtlinge nepalesischer Ab-stammung im Osten Nepals bleibt unverändert. Ende2001 werden verschiedene Verifikationsmissionen derEU und gemeinsame Arbeitsgruppen aus Nepal undBhutan eingesetzt, die jedoch nicht alle Flüchtlingsla-ger besuchen. Die Ergebnisse der Untersuchungen sindbis Ende des Berichtszeitraumes unveröffentlicht. In-zwischen haben Vertreter der Flüchtlinge die nepalesi-sche Regierung aufgefordert, Indien um Hilfe zu bittenund im Konflikt zu vermitteln. yf

Nepal (Maoistische Rebellen)Intensität: 4 Veränderung: ì Beginn: 1996Konfliktparteien: CPN vs. nepalesische RegierungKonfliktgegenstand: Ideologie/System, nationale Macht

Der gewaltsame Konflikt zwischen der Kommunis-tischen Partei von Nepal - Maoisten (CPN-M), die dieErrichtung eines maoistischen Staates fordern, und der

Staatsführung mit König Gyanendra an der Spitze wei-tet sich zum Bürgerkrieg aus. Nachdem der Monarcham 26.11.01 den Ausnahmezustand ausgerufen und da-mit das Eingreifen des Militärs ermöglicht hat, falleninnerhalb der folgenden zwölf Monate bis zu 2.500Rebellen, Soldaten und Zivilisten den Kämpfen zumOpfer. Dabei gewinnt die Armee nach anfänglichenRückschlägen im Laufe des Jahres militärisches Über-gewicht, das sich beispielsweise in der Eroberung derehemaligen Rebellenhochburg Gam im Westen desLandes Anfang Mai zeigt. Ein folgendes Angebot derRebellen zu Friedensgesprächen schlägt Ministerpräsi-dent Sher Bahadur Deuba aus. Am 22.5.löst KönigGyanendra das Parlament auf Bitten Deubas auf. An-fang Oktober fordert der Ministerpräsident die Ver-schiebung der Neuwahlen auf November 2003. Da-raufhin entlässt der König ihn. Die Wahlen werden aufunbestimmte Zeit verschoben. Die Maoisten schließensich der Kritik politischer Parteien an und rufen zum Ge-neralstreik gegen den vermeintlichen Staatsstreich des Kö-nigs auf. Am 18.11. einigen sich Rebellen und Regierungauf den Beginn von Friedensgesprächen. yf, nis

Nordkorea - Südkorea

Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1953Konfliktparteien: Nordkorea vs. SüdkoreaKonfliktgegenstand: Ideologie/System, regionale Macht

Ende Juni wird bei einem schweren Seegefecht zwi-schen der nord- und südkoreanischen Marine im Süd-chinesischen Meer ein südkoreanisches Patrouillen-boot versenkt, wobei mindestens 18 Soldaten getötetwerden. Nachdem Nordkorea im Juli sein Bedauernüber das Seegefecht ausgedrückt hat, werden Verhand-lungen über den Bau einer ersten Verkehrsverbindungzwischen beiden Staaten möglich. Im September wirdmit dem Bau begonnen. Der Nord-Süd-Verbindungwird hoher symbolischer Wert zugesprochen, da bis-lang breite Minenfelder und Sperrzonen jeglichenGrenzverkehr unterbinden. Bereits im Frühjahr werdenein weiteres Treffen von 100 getrennt in beiden Staatenlebenden Familien und die Teilnahme von 3.000 Süd-koreanern am nordkoreanischen Arirang-Fest als vor-sichtige Signale verbesserter Beziehungen gewertet.Im November wird von einem erneuten militärischenZwischenfall auf See berichtet. Meldungen über Opfersind nicht bekannt. nis

Pakistan - IndienIntensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1947Konfliktparteien: Pakistan vs. IndienKonfliktgegenstand: Territorium, regionale Macht

Die Auseinandersetzung zwischen Pakistan und Indienum die territoriale Zugehörigkeit Kaschmirs bleibtnach wie vor einer der brisantesten Konflikte Asiens.Nach einem Terroranschlag auf das indische Parlamentim Dezember 2001, in den die indische Regierungauch Pakistan verwickelt sieht, bricht Indien am21.12.01 die diplomatischen Beziehungen zu Pakistanab, und beide Seiten konzentrieren etwa eine MillionSoldaten beiderseits der Grenze. Wie in den vergange-nen Jahren liefern sich die Streitkräfte Feuergefechte,bei denen auch zahlreiche Zivilisten getötet werden.Die Außenminister der USA und Großbritanniens reisenvon Juli bis September mehrfach in die Region und bieten

Konfliktbarometer 2002 – Asien 2 7

Konfliktbarometer 2002 – Asien2 8

eine Vermittlung im Konflikt an. Indien beginnt MitteOktober mit einem begrenzten Truppenrückzug. mp

Pakistan (Karatschi)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1977Konfliktparteien: MQM vs. pakistanische RegierungKonfliktgegenstand: Autonomie

Im Konflikt zwischen der Partei der Urdu-sprechendenBevölkerung der Provinz Sindh, Vereinigte NationaleBewegung (MQM), und der Provinz- sowie der Zen-tralregierung werden mehrere Anschläge verübt. ImMai werden im Zusammenhang mit einem von derMQM initiierten Streik 250 Personen aus deren Um-feld festgenommen. Im Juli verlegt die pakistanischeRegierung zur Verhinderung gewaltsamer Auseinan-dersetzungen im Vorfeld der Provinzwahlen im Sindh40.000 Soldaten nach Karatschi. Im November werden30 Mitglieder der Haqiqi-Gruppe, einer Abspaltung derMQM, auf Veranlassung der MQM festgenommen. mp

Philippinen (Abu Sayyaf)Intensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1970Konfliktparteien: Abu Sayyaf vs. philippinische Regierung Konfliktgegenstand: Sezession

Im Kampf gegen die muslimische TerrororganisationAbu Sayyaf eröffnet die philippinische Regierung mitUS-amerikanischer Unterstützung am 31.1. eine mili-tärische Großoffensive, die von Rebellenseite mitmehreren schweren Terroranschlägen erwidert wird.Nach Abschluss einer sechsmonatigen Operation phil-ippinischer Soldaten und ca. 700 US-amerikanischerBerater und Ausbilder am 31.7. berichten Regierungs-vertreter von einer erheblichen Schwächung der Re-bellen. Zudem wird am 21.6. der mutmaßliche Tod deswichtigsten Anführers der Abu Sayyaf, Abu Sabaya,gemeldet. In der südphilippinischen Stadt GeneralSantos wird im April ein Bombenanschlag verübt, wel-cher der Terrororganisation zugeschrieben wird undbei dem 15 Menschen ums Leben kommen. Bei einerAnschlagserie auf öffentliche Einrichtungen und Ein-kaufszentren im Oktober werden mehr als 20 Men-schen getötet und Hunderte verletzt. Die Regierungverdächtigt u.a. die Abu Sayyaf als Urheber. nis

Philippinen (MILF)

Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1970Konfliktparteien: MILF vs. philippinische RegierungKonfliktgegenstand: Sezession, System/Ideologie

Trotz des im August vergangenen Jahres ausgehandel-ten Waffenstillstandsvertrages kommt es zu Beginndes Jahres zu vereinzelten Schusswechseln zwischender Regierung und der Moro Islamischen Befreiungs-front (MILF), die für die Abspaltung des muslimischgeprägten Südens kämpft. Beide Parteien einigen sichim Februar auf eine paritätisch besetzte Überwa-chungskommission. Nach einer terroristischen An-schlagswelle auf öffentliche philippinische Einrichtun-gen im April und Oktober beschuldigt die Regierungdie MILF der Mittäterschaft. nis

Sri Lanka (LTTE)

Intensität: 3 Veränderung: î Beginn: 1948Konfliktparteien: LTTE vs. Regierung von Sri LankaKonfliktgegenstand: Sezession

Die Situation auf Sri Lanka ist deutlich deeskaliert.Die Vereinte Nationalpartei (UNP) siegt bei den Par-

lamentswahlen im Dezember vor der bisher regieren-den Volksallianz (PA) der Präsidentin Chandrika Ban-daranaike Kumaratunga und bildet eine Koalition mitdem Muslimischen Kongress von Sri Lanka (SLMC).Die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) und dieRegierung vereinbaren im Dezember 2001 einen befri-steten Waffenstillstand, der am 22.2. auf unbestimmteZeit verlängert wird. Die Regierung akzeptiert Norwe-gen als Vermittler und hebt Sanktionen auf, währenddie LTTE Kompromissbereitschaft und Verzicht aufAttentate ankündigt. Trotz wiederholter Verstöße derLTTE gegen das Abkommen und gelegentlicher Ge-fechte mit der Armee wird ihr Verbot aufgehoben, umdie im September in Thailand stattfindenden Friedens-gespräche zu ermöglichen. Dort wird über Entwaf-fnung der Rebellen und Repatriierung der Flüchtlingeverhandelt, von denen bislang 214.000 zurückgekehrtsind. Die Muslime befürchten, im Friedensprozessübergangen zu werden, was eine Koalitionskrise verur-sacht. Ungeachtet mehrerer blutiger Zwischenfällezwischen den drei größten Bevölkerungsgruppen derSinghalesen, Tamilen und Muslimen findet im Oktobereine zweite Friedenskonferenz statt. Im Rahmen einerinternationalen Geberkonferenz im November treffenPremierminister Ranil Wickremasinghe und ein LTTE-Unterhändler zusammen. Frieden scheint damit für näch-stes Jahr näher gerückt zu sein. ct

USA, Japan, Südkorea - NordkoreaIntensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1998Konfliktparteien: USA, Japan, Südkorea vs. NordkoreaKonfliktgegenstand: Internationale Macht, Sonstiges (Abrüstung)

Die Auseinandersetzung um den von den USA, Japanund Südkorea geforderten Verzicht Nordkoreas aufeigene Atomwaffen wird schärfer. Nach dem Einge-ständnis Nordkoreas im November, entgegen einem1994 geschlossenen Abkommen sein Atomprogrammnicht eingestellt zu haben und im Besitz von biologi-schen Waffen zu sein, kündigt die von den USA, derEU, Japan und Südkorea getragene Koreanische Ener-gieentwicklungsorganisation (KEDO) die Einstellungder von Nordkorea dringend benötigten Rohöllieferun-gen an. Im Gegenzug droht Nordkorea am 19.11. mitder Wiederaufnahme seines Raketentestprogrammsund fordert die USA zum Abschluss eines gegenseiti-gen Nicht-Angriffspaktes auf. nis

Vietnam (KKNLF)Intensität: 1 Veränderung: neu Beginn: 2002Konfliktparteien: KKNLF vs. vietnamesische RegierungKonfliktgegenstand: Sezession

Mit der Gründung der Nationalen Befreiungsfront vonKampuchea Krom (KKNLF) durch den in den USA le-benden Sang Tach im Juni entsteht ein neuer Konflikt.Die KKNLF verfolgt das Ziel, ein ca. 70.000 qkm gro-ßes Gebiet, das zu 80% von ethnischen Khmer be-wohnt wird, von Vietnam loszulösen und in einen eige-nen Staat umzuwandeln. Das Gebiet in der Nähe desMekong-Deltas wird von ihnen als Kampuchea Krombezeichnet. Sang Tach erklärt, die KKNLF wolle sichzunächst mit friedlichen Mitteln Gehör verschaffen.

ca

Afghanistan (Nordallianz)Intensität: 4 Veränderung: � Beginn: 1993Konfliktparteien: Taliban vs. NordallianzKonfliktgegenstand: Nationale Macht

Der Konflikt zwischen der Nordallianz und den Tali-ban um die Vormachtstellung in Afghanistan wandeltsich 2002 grundlegend, da die Taliban als die herr-schende Gruppierung durch die neue Regierung desPaschtunenführers Hamid Karsai abgelöst werden. DieTaliban, die sich überwiegend aus Paschtunen rekru-tieren, haben seit 1998 90% des Landes kontrolliert.Am 20.12.01 beschließt die UNO, die internationaleSchutztruppe ISAF mit 4.500-5.000 Mann in der Re-gion um Kabul unter britischer Führung zu stationie-ren. Die Truppen kommen aus insgesamt 19 meist eu-ropäischen Staaten. Die Nordallianz, die sich überwie-gend aus den Minderheiten der Tadschiken, Usbekenund der schiitischen Hazara zusammensetzt, kämpft inder ersten Jahreshälfte gemeinsam mit den USA undihren Verbündeten gegen Taliban-Truppen. Ab Mittedes Jahres zeichnen sich allerdings einerseits neuebzw. wiederaufflammende Konflikte zwischen rivali-sierenden Stammesfürsten und andererseits Macht-kämpfe zwischen lokalen Kommandeuren und derZentralregierung ab. Warlords liefern sich wiederholtGefechte, z.B. am 29./30.1. in der Nähe der Stadt Gar-des und am 1.5. in der Stadt Masar-e-Sharif. Darüberhinaus werden das ganze Jahr über UNO-Konvoisüberfallen und geplündert. Die Autorität der neuen af-ghanischen Regierung, in der Fraktionen verschiede-ner Volksgruppen vertreten sind, wird von mehreren

Stammesfürsten angefochten, die nicht bereit sind, aufihren lokalen Einfluss zu verzichten. Am 9.11. interve-nieren erstmals US-Einheiten bei innerafghanischenKämpfen unter Beteiligung von Regierungstruppen.Die Situation in Kabul spitzt sich am 5.4. vorüberge-hend zu, als afghanische Behörden mehr als 300 Perso-nen festnehmen, denen vorgeworfen wird, einen ge-waltsamen Umsturz herbeiführen zu wollen. Am 18.4.kehrt der ehemalige afghanische König Sahir Shahnach 29 Jahren aus dem Exil als Privatmann zurück.Vom 12.-17.6. tagt die Große Ratsversammlung (LojaDschirga) in Kabul, auf der die Mehrheit der 1.600 De-legierten den Interimspräsidenten Karsai zum neuenPräsidenten Afghanistans bis 2004 wählt. Die Wahlwird von Konflikten zwischen rivalisierenden Clansüberschattet, die um die Macht im Kabinett Karsaisstreiten. Dort verfügt die Nordallianz mit der Hälfte al-ler Ministerposten, darunter auch das Verteidigungs-und Außenministerium, über den größten Einfluss. DieRegierung hat vielfältige Aufgaben zu lösen, allen vo-ran den Wiederaufbau des vom Bürgerkrieg zerstörtenLandes und die Lösung innerafghanischer Konflikte.Deutlich wird dies durch zwei Ereignisse: Am 6.7.werden der afghanische Vizepräsident Hadschi AbdulKadir und einer seiner Mitarbeiter erschossen. Am 5.9.wird Präsident Karsai bei einem Anschlag verletzt.Wenige Stunden zuvor sterben bei einer Bombenex-plosion zehn Menschen. Die Probleme um die politi-sche Stabilität und Sicherheit in Afghanistan bleibenbis Jahresende ungelöst. hl

Konfliktbarometer 2002 – Vorderer und Mittlerer Orient 2 9

Vorderer und Mittlerer OrientIm Vergleich zum Vorjahr hat die Zahl der beobachteten Konflikte im Vorderen und Mittleren Orient (VMO) leichtabgenommen. Obwohl eine überwiegend gewaltsame Auseinandersetzung weniger in der Region zu verzeichnen ist,da der Konflikt kurdischer Gruppen mit der Türkei auf die Intensität einer überwiegend gewaltfreien Krise deeska-liert ist, hat die Anzahl der Kriege zugenommen. Zusätzlich zu den beiden bereits 2001 geführten Kriegen auf afgha-nischem Boden sind die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Palästinensern weiter eskaliert.Trotz der im Berichtszeitraum intensivierten Drohungen in der zwischen den USA und dem Irak bestehenden ernstenKrise ist ein umfangreicher Militäreinsatz durch die USA und Großbritannien außerhalb der 1991 eingerichtetenFlugverbotszonen bisher ausgeblieben. Insgesamt eskalieren zwei Konflikte; drei der 28 Konflikte nehmen in der In-tensität des Konfliktaustrags ab. Der innerstaatliche Konflikt im Jemen kann für beendet erklärt werden, da die ur-sprüngliche Konfliktkonstellation dem tatsächlichen Konfliktgeschehen im Land nicht mehr entspricht. Die gewalt-samen Auseinandersetzungen in der Region betreffen vornehmlich das Gut Ideologie/System, während Dispute umRessourcen und Territorium überwiegend gewaltfrei ausgetragen werden. Insgesamt entstehen Interessengegensätzein der Region um die Konfliktgegenstände Territorium, Ideologie/System und Ressourcen.

Konfliktintensitäten VMO 2002 - 2001

3

4

13

8

2

6

12

10

0

2

4

6

8

10

12

14

Krieg Ernste Krise Krise Latenter Konflikt

Anz

ahl

2002

2001

Häufigkeit der Konfliktgegenständenach Gewalteinsatz VMO

8

2

4

5

5

47

5

301

24

20

20

2

4

6

8

10

12

Territo

rium

Sezes

sion

Auton

omie

Syste

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Nat. Mach

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Int. M

acht

Resso

urcen

Sonst

iges

Häu

figke

it

gewaltfrei

gewaltsam

Afghanistan (Al-Kaida, Taliban) - USA

Intensität: 4 Veränderung: � Beginn: 1996Konfliktparteien: Al-Kaida, Taliban vs. USA, GB, BRD,

Frankreich, NordallianzKonfliktgegenstand: Ideologie, Sonstiges (Bin Laden)

Der Krieg der USA und ihrer Verbündeten gegen diede facto in Afghanistan herrschenden Taliban um dieAuslieferung des mutmaßlichen Terroristen und Draht-ziehers der am 11.9.01 auf das New Yorker WorldTrade Center und das Pentagon in Washington D.C.verübten Anschläge, Osama Bin Laden, deeskaliert im

Verlauf des Jahres. Zusammen mit innerafghanischenGegnern des Taliban-Regimes, vor allem der Nord-allianz, gelingt es den USA und ihren Verbündeten -darunter Großbritannien, Frankreich und Deutschland- feindliche Truppen bis Mitte des Jahres aus größerenStädten zu vertreiben. Im Dezember 2001 fliegen dieUSA massive Luftangriffe auf die Bergfestung ToraBora in Ostafghanistan, wo sich Bin Laden und seinStellvertreter Mullah Mohammed Omar aufhalten sol-len. Bis in die zweite Jahreshälfte führen die Alliiertenkontinuierlich Operationen zur Aufspürung verspreng-

Konfliktbarometer 2002 – Vorderer und Mittlerer Orient3 0

Betroffene(r) Staat(en)1 Direkt Beteiligte2 Konfliktgegenstand Beginn Änd.3 Int.4

Afghanistan (Nordallianz) Taliban vs. Nordallianz Nationale Macht, Ideologie 1993 � 4Afghanistan (Al-Kaida,Taliban) - USA

Al Kaida, Taliban vs. USA, GB, BRD, Frankreich,Nordallianz Ideologie, Sonstige (Bin Laden) 1996 � 4

ÄgyptenGaamat-al-Islamiya, Ichwan Muslimin, IslamischerDschihad, al-Waad-Gruppe vs. Regierung Religiöse Autonomie, Ideologie 1997 � 2

Ägypten - Sudan * Ägypten vs. Sudan Territorium (Grenze), Ressourcen 1992 � 1Algerien (Berber) Berber vs. algerische Regierung Sonstiges (kulturelle Rechte) 1992 � 2Algerien (GIA) FIS, GIA, AIS, GSPC vs. algerische Regierung System, religiöse Autonomie 1992 � 3Armenien -Aserbaidschan * Armenien vs. Aserbaidschan Territorium, regionale Autonomie 1988 � 1

Bahrain (Schiiten) * Regierung von Bahrain vs. Schiiten Nationale Macht 1996 � 1

Irak - Iran Irak vs. IranIdeologie/System, Territorium,Sonstiges (Kriegsgefangene,Reparationen)

1980 � 2

Irak - Israel * Irak vs. Israel Ideologie, Sonstiges(Nichtanerkennung) 1948 ì 2

Irak - Kuwait * Irak vs. Kuwait Internationale Macht, Territorium(Inseln im Golf), Ressourcen (Erdöl) 1961 î 1

Irak - USA, Großbritannien Irak vs. USA, Großbritannien Internationale Macht, Sonstiges(Flugverbotszonen, Abrüstung) 1991 � 3

Irak (Asnar al-Islam,Islamische Einheitsbewe-gung vs. PUK)

Asnar al-Islam, Islamische Einheitsbewegung vs.PUK Regionale Macht, Ideologie/System 2001 � 3

Irak (Irakisch-Kurdistan) Kurdische Volksgruppen vs. irakische Regierung Autonomie, Ressourcen (Wasser) 1991 � 2Irak (PUK vs. DPK) PUK vs. DPK Regionale Macht 1992 � 1

Irak (Schiiten) * Schiiten vs. irakische Regierung Autonomie 1991 � 2

Iran - Vereinigte ArabischeEmirate * Iran vs. Vereinigte Arabische Emirate Territorium 1971 � 1

Iran (Reformer vs.Konservative) *

Reformkräfte vs. konservative Mullahs Nationale Macht, System 1993 � 2

Iran (Volksmudschaheddin) Exilopposition (Volksmudschaheddin mit Sitz imIrak) vs. iranische Regierung

Nationale Macht, Ideologie/System(aut. Sozialismus isl. Prägung) 1992 � 2

Israel (Hisbollah) Israel vs. Hisbollah mit Sitz im Libanon Territorium (Shebah-Felder) 1982 � 3

Israel (PalästinensischeGruppierungen)

Palästinensische Autonomiebehörde, Al-Aksa,Islamischer Dschihad, Fatah, Hamas vs.israelische Regierung

Territorium, Autonomie 1948 ì 4

Israel - Libanon Israel vs. Libanon Sonstiges (Sicherheitszone), Grenze,Ressourcen (Wasser) 1948 � 2

Israel - Syrien Israel vs. SyrienTerritorium (Golanhöhen),(Wasser-)Grenze, Ressourcen(Wasser)

1967 � 2

Jemen (IslamischerDschihad) * Islamischer Dschihad vs. jemenitische Regierung Nationale Macht 1994

�Ende 1

"Kaspisches Meer"Armenien vs. Aserbaidschan vs. Georgien vs. Iranvs. Kasachstan vs. Russland vs. Türkei vs.Turkmenistan

Wassergrenze, Ressourcen (Erdöl, -gas), internationale Macht 1993 � 2

Libyen - USA,Großbritannien * Libyen vs. USA, Großbritannien Sonstiges (Lockerbie-Attentat),

internationale Macht 1992 � 1

Marokko (Westsahara) POLISARIO vs. marokkanische Regierung Nationale Unabhängigkeit,Ressourcen 1976 � 2

Türkei (PKK) PKK vs. türkische Regierung Sezession 1979 î 21) 2) 3) 4) siehe Seite 9: Übersicht: Konflikte in Europa 2002

Übersicht: Konflikte im Vorderen und Mittleren Orient 2002

ter und versteckter Taliban-Einheiten durch, die sichim unwegsamen Gelände im Osten des Landes ver-steckt halten. Der Aufenthaltsort der beiden Führer istbislang unbekannt. Schätzungen zufolge sind von Ok-tober 2001 bis Januar etwa 3.700 Zivilisten durch US-Angriffe umgekommen. hl

ÄgyptenIntensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1997Konfliktparteien: Gaamat-al-Islamiya, Ichwan Muslimin, Isla-

mischer Dschihad, al-Waad-Gruppe vs.ägyptische Regierung

Konfliktgegenstand: Religiöse Autonomie, Ideologie

In Ägypten entpannt sich die Situation im Konfliktzwischen der ägyptischen Regierung und radikal-isla-mistischen Gruppen, die einen islamischen Staat inÄgypten aufbauen wollen, weiter. Die Islamisten verü-ben im fünften Jahr in Folge keine Terroranschläge zurDurchsetzung ihrer Ziele. Die Führung der islamisti-schen Gruppe Gaamat-al-Islamiya, die für den Luxor-Anschlag im November 1997 mit 58 Toten verantwort-lich gemacht wird, legt in einer im Januar publiziertenSchrift ein Bekenntnis zur Abkehr von Gewalt ab. De-ren Führer Karam Zohdi entschuldigt sich im Juni fürdie in der Vergangenheit begangenen Gewaltakte. ImSeptember werden 51 Islamisten zu Gefängnisstrafenbis zu 15 Jahren verurteilt. Ihnen wird die finanzielleUnterstützung der militanten al-Waad-Gruppe vorge-worfen, die mit der geplanten Ermordung des ägypti-schen Präsidenten Mohamed Hosni Mubarak in Ver-bindung gebracht wird. Im November beginnt der Pro-zess gegen 94 mutmaßliche Islamisten wegen der an-geblichen Gründung einer illegalen Organisation zumSturz der Regierung. ke

Algerien (Berber)

Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1992Konfliktparteien: Berber vs. algerische RegierungKonfliktgegenstand: Sonstiges (kulturelle Rechte)

Trotz der Anerkennung der Berbersprache Tamazightim April als offizielle Nationalsprache neben dem Ara-bischen besteht der Konflikt zwischen den Berbernund der algerischen Regierung weiter. Ihre Forderun-gen nach einer Ausweitung ihrer kulturellen Rechte se-hen die Berber nach wie vor nicht erfüllt. Fast täglichliefern sich Demonstranten Straßenschlachten mit derPolizei. Ende April demonstrieren etwa 100.000 Men-schen gegen die Regierung und gedenken des"Schwarzen Frühlings", den blutigen Unruhen vor ei-nem Jahr. Aus Protest gegen die Repressionen in derRegion Kabylei rufen der Zusammenschluss der Dorf-und Stammesältesten (Aarch) sowie die beiden Berber-Parteien Front der Sozialistischen Kräfte (FFS) und dieSammlungsbewegung für Kultur und Demokratie(RCD) zum Boykott der Wahlen zur Nationalver-sammlung und der Lokalwahlen Anfang Oktober so-wie zu einem dreitätigen Generalstreik Ende Mai auf.Nur 1,85% der Berber nehmen an der Wahl teil. Zu-sammenstöße zwischen Demonstranten und der Poli-zei begleiten die Wahl, zahlreiche Stimmlokale könnennicht öffnen. Anfang August amnestiert die RegierungBerber, die bei Aufständen in der Kabylei festgenom-men worden sind. rn

Algerien (GIA)Intensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1992Konfliktparteien: FIS, GIA, AIS, GSPC vs. RegierungKonfliktgegenstand: System, religiöse Autonomie

Der Konflikt zwischen der Bewaffneten IslamischenGruppe (GIA), der Salafistengruppe für Predigt undKampf (GSPC) und der algerischen Regierung hält un-vermindert an. Diese militanten Organisationen kämp-fen weiterhin für einen islamischen Staat und sabotie-ren den Friedensplan von Präsident Abdelaziz Boute-flika. Im Februar tötet die Armee den GIA-Führer An-tar Zoubi südlich von Algier. Sein Nachfolger RachiAbou Tourab kündigt Ende Juni an, den Kampf weiter-zuführen. Eine neue Welle von Gewalt ist Anfang Juliim Zusammenhang mit dem 40. Jahrestag der Unab-hängigkeit zu verzeichnen. In verschiedenen Ortenverüben Anhänger von GIA und GSPC mehrere An-schläge, bei denen in Larbaa 49 Menschen sterben. Vordiesem Hintergrund kündigt die GIA einen Sommerder Gewalt an. Anfang August formiert sich die verbo-tene Islamische Heilsfront (FIS) an einem geheimenOrt im Exil neu. Sie unterstreicht ihren Willen, weiter-hin eine bedeutsame Rolle bei der Überwindung vonGewalt, Unterdrückung und sozialer Verelendung inAlgerien zu spielen. rn

Irak - Iran

Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1980Konfliktparteien: Irak vs. IranKonfliktgegenstand: Ideologie/System, Terriotium, Sonstiges

(Kriegsgefangene, Reparationen)

In dem seit 1980 bestehenden Konflikt haben sich derIrak und der Iran in den vergangenen Jahren ange-nähert. Auch im Beobachtungszeitraum lassen beideSeiten weitere Kriegsgefangene aus dem Ersten Golf-krieg (1980-88) frei. Am 28.1. und 28.10. besucht derirakische Außenminister Naji Sabri Teheran, wo er mitseinem iranischen Amtskollegen Kamal Charras zu-sammentrifft. Die substantiellen Fragen der gegensei-tigen Unterstützung von Oppositionsbewegungen, derverbleibenden Kriegsgefangenen, der Grenzziehung,der ausstehenden Reparationen für Kriegsschäden so-wie der Herausgabe von Kampfflugzeugen können je-doch nicht geklärt werden. Der Irak wirft dem Iranmehrere Grenzverletzungen in der ersten Jahreshälftevor, während der Iran seinen Nachbarn beschuldigt,die Exilopposition der Volksmudschaheddin beim Auf-bau von 17 Militärcamps entlang der Grenze zu unter-stützen. Zudem verdächtigen iranische Regierungsbe-amte irakische Militärs, großflächige Feuer entfacht zuhaben, die Ende Oktober das ehemalige Marschland ander Grenze niederbrennen. Iranische Quellen mutma-ßen, dass dadurch Kämpfer der schiitischen Opposi-tion vertrieben werden sollen. pj

Irak - USA, GroßbritannienIntensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1991Konfliktparteien: Irak vs. UNO, USA, GBKonfliktgegenstand: Internationale Macht, Sonstiges (Flugver-

botszonen, Abrüstung)

Im Konflikt um die 1991 ohne Mandat der UNO zumSchutz der kurdischen Volksgruppen im Norden undder schiitischen Bevölkerung im Süden des Irak einge-richteten Flugverbotszonen setzen US-amerikanischeund britische Kampfflugzeuge auch in diesem Jahr ihre

Konfliktbarometer 2002 – Vorderer und Mittlerer Orient 3 1

Luftpatrouillen fort, bei denen sie regelmäßig irakischeLuftabwehrstellungen bombardieren. Die US-Streit-kräfte rechtfertigen diese über 50 bekannt gewordenenLuftangriffe mit der Vernichtung militärischer Anlagenund der Verteidigung gegen Beschuss vom Boden,während das irakische Militär wiederholt von zivilenOpfern und der Zerstörung ziviler Einrichtungen be-richtet. Bereits im Vorjahr haben die USA zu dem da-mit begonnen, dem Regime Saddam Husseins indirektmit intensiveren Militäraktionen zu drohen, sollte sichdieses weiterhin einer Rückkehr der internationalenWaffeninspekteure, denen seit 1998 eine Wiederein-reise verweigert worden ist, widersetzen. Diese Dro-hung sowie die Bereitschaft zu einem militärischen Al-leingang und zur Entfernung des irakischen Regimesäußert die US-Regierung im Verlauf des Beobach-tungszeitraumes zunehmend deutlicher beginnend mitder Rede zur Lage der Nation des US-PräsidentenGeorge W. Bush am 29.1., in der er den Irak zusammenmit dem Iran und Nordkorea in eine so genannte Ach-se des Bösen einreiht und damit eine Verbindung zwi-schen internationalen Terrornetzwerken und Staaten,die nach Massenvernichtungswaffen streben, herzu-stellen sucht. Vor diesem Hintergrund erklärt SaddamHussein UNO-Generalsekretär Kofi Annan am 4.2. aufVorschlag des Generalsekretärs der Arabischen Liga,Amre Mohamed Mussa, seine bedingungslose Dia-logbereitschaft, woraufhin sich der irakische Außenmi-nister Naji Sabri und Annan am 7.3., am 13.5. und am4./5.7. zu Gesprächen in New York treffen. Diese Ge-spräche scheitern jedoch daran, dass der Irak eineRückkehr der Waffeninspekteure an die Bedingung derAufhebung des seit 1990 bestehenden Embargos, dasfür den Verfall der irakischen Wirtschaft und die Vere-lendung der Bevölkerung verantwortlich gemachtwird, knüpft. Angesichts der Resolution des UNO-Sicherheitsrates vom 7.11., die Bagdad eine einwöchi-ge Frist zu deren Anerkennung einräumt, lenkt SaddamHussein am 13.11. ein, womit ein Zeitplan in Gang ge-setzt wird. In diesem Zusammenhang trifft am 18.11.ein 25-köpfiges Vorausteam der KontrollkommissionUNMOVIC unter der Leitung des schwedischen Dip-lomaten Hans Blix und des Generaldirektors der Inter-nationalen Atomenergie-Agentur, Mohammed al-Baradei, in der irakischen Hauptstadt ein. Am 25.11.beginnen die eigentlichen Inspektionen unter Leitungdes Australiers Bill Jolley, deren erster Bericht zum21.2.03 erwartet wird. Bis 8.12. muss der Irak einevollständige Liste über seine Bestände an ABC-Waf-fen, Raketen mit längerer Reichweite sowie zivilenchemischen und biologischen Komponenten, die auchfür militärische Zwecke genutzt werden könnten, vor-legen, wenn er "ernste Konsequenzen" vermeiden will .

pj

Irak (Asnar-al-Islam, Islamische Einheitsbewe-gung vs. PUK)

Intensität: 3 Veränderung: � Beginn: 2001Konfliktparteien: Asnar al-Islam, Islamische Einheitsbewe-

gung vs. PUKKonfliktgegenstand: Regionale Macht, Ideologie/System

In den vergangenen Jahren haben sich im Norden desIrak islamistische Gruppierungen gebildet, die auf-grund des mangelnden Rückhalts in der Bevölkerungzunächst von geringem politischem Einfluss gewesen

sind. Allerdings sind sie beim Bau von Moscheen unddem Aufbau eines Sozialsystems finanziell u.a. vomIran unterstützt worden und haben außerdem Zulaufaus verschiedenen arabischen Staaten erhalten. Im Juli2001 ist ihre Bedeutung durch den Zusammenschlussder beiden Gruppen Einheit (Tahwid) und KurdischeHamas zur Tahwid Islamischen Front gewachsen. Die-se vereint sich am 21.9.01 mit der so genannten Zwei-ten Soran-Einheit zur noch militanteren Armee des Is-lam (Jund al-Islam), die den in ihrem Machtbereich le-benden Zivilisten den Kontakt zu säkularen Parteienwie der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) verbie-tet und Terroranschläge auf Politiker anderer Kurden-gruppen verübt. Die Islamische Einheitsfront, dieebenfalls die Errichtung eines strengen islamischenRegimes in Irakisch-Kurdistan anstrebt, liefert sich seitSeptember 2001 wiederholt Kämpfe mit der PUK imOsten der autonomen Region. Anfang dieses Jahresvermittelt der Iran einen Waffenstillstand zwischenPUK und Jund al-Islam, woraufhin sich letztere inAnsar al-Islam (Helfer des Islam) umbenennt. Ansaral-Islam umfasst mittlerweile mehr als 750 Kämpfer.In ihren Stützpunkten wie z.B. den kurdischen Dörfernal-Talweera und Biyara hat sie ein Regime nach demVorbild der afghanischen Taliban errichtet, unter demFernsehen und Musik verboten sind. Mullah Krekaralias Najmuddin Faraj, der als ihr Führer gilt, wird am14.9. auf dem Amsterdamer Flughafen festgenommen.

pj

Irak (Irakisch-Kurdistan)Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1991Konfliktparteien: kurdische Volksgruppen vs. irakische Regie-

rung Konfliktgegenstand: Autonomie, Ressourcen (Wasser)

Nach wie vor halten die USA und Großbritannien imRahmen der Flugverbotsüberwachung den Status quodes 1991 im Nordirak für autonom erklärten GebietsIrakisch-Kurdistan aufrecht, das vom irakischen Präsi-denten Saddam Hussein nicht anerkannt wird. Im Hin-blick auf einen möglichen US-Militäreinsatz zumSturz des Regimes in Bagdad arbeitet die von MassudBarzani geführte Demokratische Partei Kurdistans(DPK) im Juli dieses Jahres einen Verfassungsentwurfaus, der die föderale Teilung der irakischen Republikin eine arabische Region, bestehend aus dem Zentral-und Südirak, und eine kurdische Region im Nordenvorsieht. In der erdölreichen Region um die StädteMossul und Kirkuk, die von den Truppen SaddamHusseins kontrolliert werden, vertreibt die regierendeBaath-Partei im Rahmen ihres gewaltsamen Arabisie-rungsprogramms seit September erneut die Angehö-rigen der kurdischen und turkmenischen Minderheitenund verteilt ihren Landbesitz an Araber aus dem Zen-tralirak, um ihren Einfluss auf nordirakisches Gebietzu festigen. Im Vorfeld des Mitte Oktober durchge-führten Plebiszits über eine weitere siebenjährigeAmtszeit Saddam Husseins erweitert dieser das Wahl-recht der irakischen Kurden. Nach der neuen Regelungkönnen auch Kurden im nicht von Bagdad kontrollier-ten Norden des Landes an der Abstimmung teilneh-men. pj

Konfliktbarometer 2002 – Vorderer und Mittlerer Orient3 2

Konfliktbarometer 2002 – Vorderer und Mittlerer Orient 3 3

Irak (PUK vs. DPK)Intensität: 1 Veränderung: � Beginn: 1992Konfliktparteien: PUK vs. DPKKonfliktgegenstand: Regionale Macht

Der 1994 entstandene gewaltsame Konflikt zwischenden beiden großen irakischen Kurdenparteien Demo-kratische Partei Kurdistans (DPK) und PatriotischeUnion Kurdistans (PUK) hat sich seit dem imWashingtoner Abkommen vom September 1998 ver-einbarten Waffenstillstand weitgehend stabilisiert. Bis-her kann die beabsichtigte Vereinigung nicht umge-setzt werden. Beide politischen Gruppen kontrollierenzwei voneinander getrennte Gebiete im Norden desIrak. Am 2.10. einigen sich die ParteivorsitzendenMassud Barzani (DPK) und Jalal Talabani (PUK) aufdie Wiedereinsetzung eines gemeinsamen Parlaments.Dieses kommt am 4.10. zum ersten Treffen seit sechsJahren in der Stadt Erbil zusammen. Die zwischen ih-nen geschlossenen Abkommen sehen zudem einenAustausch von Gefangenen und den freien Personen-verkehr zwischen den Herrschaftsgebieten der beidenGruppen vor. pj

Iran (Volksmudschaheddin)

Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1992Konfliktparteien: Exilopposition (Volksmudschaheddin mit

Sitz im Irak) vs. iranische RegierungKonfliktgegenstand: Nationale Macht, Ideologie/System (autori-

tärer Sozialismus islamischer Prägung)Im Konflikt zwischen der Rebellenbewegung derVolksmudschaheddin, die sich für einen autoritärenSozialismus islamischer Prägung im Iran einsetzt, unddem im Iran regierenden Mullah-Regime ereignen sichim Vergleich zum Vorjahr weniger gewaltsame Zwi-schenfälle. Die Volksmudschaheddin bekennen sich zueinem am 18./19.5. verübten Bombenanschlag auf eineKaserne in Teheran, der eine Vergeltungsmaßnahmefür mehrere Verhaftungen ist. Die Hauptwiderstands-basis der Volksmudschaheddin befindet sich im Irak,dem der Iran deren Unterstützung vorwirft. pj

Israel - HisbollahIntensität: 3 Veränderung: � Beginn: 1982Konfliktparteien: Israel vs. Hisbollah mit Sitz im LibanonKonfliktgegenstand: Territorium (Shebah-Felder)

Trotz des Truppenrückzugs des israelischen Militärsaus dem Südlibanon im Mai 2000 und der Auflösungder pro-israelischen Südlibanesischen Armee (SLA)dauert der Konflikt zwischen Israel und der vom liba-nesischen Staatsgebiet aus operierenden und von Sy-rien und dem Iran unterstützten Hisbollah an. Umstrit-ten ist insbesondere die territoriale Zugehörigkeit derzehn qkm großen Shebah-Felder im israelisch-syrisch-libanesischen Grenzgebiet. Vor dem Hintergrund derZuspitzung des israelisch-palästinensischen Konfliktsgreift die Hisbollah zwischen dem 2.4. und 5.4. mehr-mals israelische Stellungen in den Shebah-Feldern mitRaketen an, die wiederum Vergeltungsschläge des isra-elischen Militärs gegen Hisbollah-Stellungen nachsich ziehen. Bei einem Schusswechsel zwischen His-bollah-Kämpfern und israelischen Soldaten am 7.4. ander israelisch-libanesischen Grenze werden siebenMenschen verletzt. Wiederholter Raketenbeschuss derHisbollah am 9./10.4. auf israelische Militärposten be-antwortet Israel mit erneuten Luftangriffen auf Ein-richtungen der Hisbollah im Südlibanon und verlegt

zusätzliche Reservisten an die Grenze. Wiederholt lie-fern sich israelische Einheiten und Hisbollah-Kämpferzum Teil schwere Feuergefechte. ke

Israel (Palästinensische Gruppierungen)Intensität: 4 Veränderung: ì Beginn: 1948Konfliktparteien: Palästinensische Autonomiebehörde, Al-

Aksa, Islamischer Dschihad, Fatah, Hamasvs. israelische Regierung

Konfliktgegenstand: Territorium, AutonomieDer Konflikt zwischen Israel und palästinensischenGruppierungen, wie den Al-Aksa-Brigaden, der Ha-mas, dem Islamischen Dschihad und der Fatah-Bewe-gung, um einen eigenständigen palästinensischen Staateskaliert zum Ausmaß eines Krieges. Im Vergleich zu2001 nimmt die Anzahl der Terrorakte gegen Israelisweiter zu, während die israelische Armee weit massi-ver als zuvor auf Vergeltungsmaßnahmen setzt. Dazugehören die gezielte Tötung mutmaßlicher militanterPalästinenser und deren Anführer sowie die Besetzungweiter Teile des palästinensischen Autonomiegebietes.Im Zuge dieser von Israel als Antiterrormaßnahmenbezeichneten Aktionen liefern sich israelische Einhei-ten und Palästinenser wiederholt schwere Gefechte,die zahlreiche Opfer vor allem auf palästinensischerSeite fordern. Seit dem Beginn der zweiten Intifada imSeptember 2000 sind bis zu 1.500 Palästinenser und600 Israelis gestorben. Die internationale Gemein-schaft übt nicht nur scharfe Kritik an der allgemeinenGewalt, sondern auch an der zum Teil systematischenZerstörung der Infrastruktur in den Autonomiegebie-ten, wie z.B. des mit EU-Geldern finanzierten Flugha-fens im Gazastreifen.Einen Anschlag militanter Palästinenser vom 8.3., der18 Menschenleben fordert, nimmt Israel zum Anlassfür die größte Militäroperation seit 20 Jahren, bei deram 12.3. 20.000 Soldaten in den Gazastreifen und dasWestjordanland einrücken. Dabei werden etwa 60 Pa-lästinenser getötet. Der UNO-Sicherheitsrat verab-schiedet am 13.3. eine von den USA eingebrachte Re-solution, in der erstmals ein palästinensischer Staat ge-fordert wird. Im Mai akzeptiert PalästinenserführerJassir Arafat die von den USA in diesem Zusammen-hang gestellte Bedingung von Neuwahlen und Refor-men innerhalb der Autonomiebehörde. Vom 4.-18.4.beginnt Israel eine neue Offensive im Westjordanland.Besonders betroffen davon ist die Flüchtlingssiedlungbei der Stadt Dschenin. Der UNO-Sicherheitsrat be-schließt mit Resolution 1405 eine Untersuchung derdortigen Ereignisse, da er massive Menschenrechtsver-letzungen durch die israelische Armee vermutet. Am11.5. demonstrieren in der größten Protestkundgebungseit Beginn der zweiten Intifada 60.000 Israelis für ei-nen Abzug der Truppen aus den Autonomiegebieten.Am 16.10. legt US-Präsident George W. Bush dem is-raelischen Premierminister Ariel Scharon einen drei-stufigen Friedensplan vor, der unter anderem die Um-setzung palästinensischer Reformen, ein Ende der Ge-walt und der Siedlungspolitik sowie den Rückzug isra-elischer Truppen aus den besetzten Gebieten bis Mitte2003 vorsieht. Für 2004 ist die Bildung eines Über-gangsstaates geplant, dessen Status 2006 endgültig ineinem Friedensabkommen geklärt werden soll. DieserFriedensplan wird ebenso wie andere Vorschläge derEU und verschiedener Staaten nicht umgesetzt, da dieGewalt anhält.

Am 30.10. zerbricht die Regierungskoalition aus Li-kud und Arbeiterpartei aufgrund von Kontroversenüber die Finanzierung der Siedlungspolitik. Scharonsetzt für Januar 2003 Neuwahlen an und beruft neueMinister, u.a. die Hardliner Benjamin Netanjahu alsneuen Außenminister und den ehemaligen Armee-ChefShaul Mofaz als neuen Verteidigungsminister, in seinKabinett. Im Falle eines Sieges des Likud bei Neu-wahlen ist eine Änderung der israelischen Haltung inder Palästinenserfrage nicht zu erwarten. hl

Israel - Libanon

Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1948Konfliktparteien: Israel vs. LibanonKonfliktgegenstand: Sonstiges (Sicherheitszone), Grenze, Res-

sourcen (Wasser)

Im Konflikt zwischen Israel und dem Libanon nehmendie Spannungen seit September wieder zu. Auslöser istdie Ankündigung der libanesischen Regierung, zurWasserversorgung südlibanesischer Dörfer, Wasser ausdem Wazzani-Fluss zu entnehmen. Israel warnt den Li-banon vor diesem Schritt, den es als Kriegsgrund be-trachtet, da das Wasser des Wazzani auch der Trink-wasserversorgung Israels dient. Trotz mehrfacher in-ternationaler Vermittlungsversuche durch UNO, EUund USA nimmt die Wasserpumpstation im LibanonMitte Oktober ihren Betrieb auf. Die libanesische Re-gierung kündigt zudem weitere Wasserableitungen an.

ke

Israel - Syrien

Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1967Konfliktparteien: Israel vs. SyrienKonfliktgegenstand: Territorium (Golanhöhen), (Wasser-)Grenze,

internationale Macht, Ressourcen (Wasser)

Der Konflikt zwischen Israel und Syrien bleibt weiterungelöst. Umstritten ist insbesondere die territorialeZugehörigkeit der von Israel besetzten Golanhöhen.Syrien beharrt dabei auf deren Rückgabe als Vorbe-dingung für Verhandlungen mit Israel. Im Januarschlägt der saudi-arabische Kronprinz Abdullah einenFriedensvertrag zwischen den arabischen Staaten undIsrael vor. Dieser sieht unter anderem die Räumung der1967 besetzten Gebiete einschließlich der Golanhöhenals Gegenleistung für die Anerkennung Israels vor undwird von den arabischen Staaten und Israel positiv auf-genommen, ohne dass es bis Ende des Jahres zu direk-ten Verhandlungen über eine Umsetzung des Planskommt. ke

“Kaspisches Meer”

Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1993Konfliktparteien: Armenien vs. Aserbaidschan vs. Georgien

vs. Iran vs. Kasachstan vs. Russland vs.Türkei vs. Turkmenistan

Konfliktgegenstand: Wassergrenze, Ressourcen (Erdöl, -gas), in-ternationale Macht

Der Konflikt zwischen den Anrainerstaaten des Kas-pischen Meeres, Aserbaidschan, Kasachstan, dem Iran,Russland und Turkmenistan, um dessen völkerrecht-lich begründete Nutzungsrechte und damit verbundender dort vorhandenen Erdöl- und Erdgasvorkommenbesteht weiter. Bei einem Treffen der Präsidenten EndeApril in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabadkönnen sie sich nicht auf einen rechtlichen Status desgrößten Binnengewässers der Welt einigen. Der russi-

sche Präsident Wladimir Putin strebt daraufhin bilate-rale Vereinbarungen seines Landes mit den einzelnenAnrainerstaaten über die Aufteilung des Meeres an.Umstritten sind auch die Transportwege des gewonne-nen Erdöls und Erdgases zu den Absatzmärkten in Eu-ropa und Asien. Armenien, Aserbaidschan, Georgien,der Iran und die Türkei fordern den Verlauf von Pipe-lines durch ihr Territorium. Im September wird offi-ziell mit dem Bau der umstrittenen Erdölpipeline vonder aserbaidschanischen Hauptstadt Baku über Geor-gien zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan unterbewusster Umgehung Russlands und des Iran begon-nen. ke

Marokko (Westsahara)

Intensität: 2 Veränderung: � Beginn: 1976Konfliktparteien: POLISARIO vs. marokkanische RegierungKonfliktgegenstand: Nationale Unabhängigkeit, Ressourcen

Nach wie vor können sich die saharauische Volksbe-freiungsfront POLISARIO und die marokkanische Re-gierung nicht über die Zukunft der Westsahara einigen.UNO-Generalsekretär Kofi Annan schlägt Ende Feb-ruar eine Teilung der Westsahara vor. Weder die Vorbe-reitung eines Referendums über die Loslösung vonMarokko führt zum Erfolg, noch der Vorschlag derUNO, die Westsahara mit weitgehender Autonomieunter marokkanischer Führung zu belassen. Die ma-rokkanische Regierung lehnt den Teilungsvorschlag abund beharrt auf der Eingliederung der Westsahara alsautonome Region in das marokkanische Staatsgebiet.Die POLISARIO droht mit Krieg, obwohl sie im Ja-nuar 115 marokkanische Kriegsgefangene freilässt.Die UNO verlängert Anfang August ihr MINURSO-Mandat für die Westsahara um sechs Monate bis zum31.1.03. Bis dahin soll der UNO-Sondergesandte fürdie Westsahara James Baker einen neuen Vorschlag zurKonfliktlösung ausarbeiten. rn

Türkei (PKK)

Intensität: 2 Veränderung: î Beginn: 1979Konfliktparteien: PKK vs. türkische RegierungKonfliktgegenstand: Sezession

Im Konflikt zwischen der verbotenen KurdischenArbeiterpartei (PKK) und der türkischen Regierungzeichnet sich eine weitere Entspannung ab. Die PKKerklärt ihren seit 15 Jahren andauernden bewaffnetenKampf für einen eigenen Kurdenstaat für beendet. Aufeinem Parteikongress der PKK, der vom 4.-10.4. imNordirak stattfindet, folgen die Delegierten einem Vor-schlag des seit 1999 inhaftierten Kurdenführers Ab-dullah Öcalan und setzen als legitime Nachfolgeorga-nisation der bisherigen PKK ein so genanntes Koordi-nationsgremium ein, das sich Freiheit- und Demokra-tiekongress Kurdistan (KADEK) nennt. Zudem be-schließen sie die Umbenennung des bewaffneten Armsder PKK in Volksverteidigungseinheiten, die nur zurSelbstverteidigung aktiv werden sollen. Kadek strebtdie gewaltfreie Unterstützung von und Vernetzung mitanderen kurdischen Parteien und Massenorganisatio-nen in den fünf Ländern mit kurdischen Minderheiten- Türkei, Irak, Iran, Syrien und Armenien - an. hl

Konfliktbarometer 2002 – Vorderer und Mittlerer Orient3 4

Datenbank KOSIMODas HEIDELBERGER INSTITUT FÜR INTERNATIONALE KONFLIKTFORSCHUNG arbeitet in dieser Veröffent-lichung mit Auswertungen der Datenbank KOMSIMO (Konflikt-Simulations-Modell), welche gewaltsame und nicht-gewaltsame innerstaatliche und zwischenstaatliche politische Konflikte weltweit seit 1945 erfasst. Jeder Konflikt istmit 28 Variablen kodiert.

Unter www.hiik.de kann KOSIMO heruntergeladen werden.

Impressum

Herausgeber:

HIIK - HEIDELBERGER INSTITUT FÜR INTERNATIONALE KONFLIKTFORSCHUNG e.V.am Institut für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg, Marstallstraße 6, 69117 Heidelberg

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Gruppenleiter/innen kursiv):

Europa: Angelika Barth (ab), Stanka Boskovic (sb), Ariane Hellinger (ah), Alexander Jossifidis (aj), Sophie Kraume (sk),Stephanie Lerche (sl), Nicolas Schwank (nis), Florian Winckler (fw)

Afrika: Christian Baukhage (cb), Mark Wenz (mw), Markus Bitterolf (mb), Peer Böhrnsen (pb), Julia Kronberg (kro),Gerrit Schlomach (gs), Peter Schön (ps)

Amerika: Hardi Schindler (hs), Johannes Heckmann (jh), Johann Klinkisch (jk), Daniela Kohnen (dk)

Asien: Malte Pehl (mp), Nicolas Schwank (nis), Christopher Altgeld (ca), Yolanda Fernandez (yf), Tina Hennecken (th),Lisa Hirn (lh), Anja Kluge (ak), Christoph Trinn (ct)

Vorderer und Mittlerer Orient: Pamela Jawad (pj), Klaus Eckert (ke), Hendrick Lehmann (hl), Rita Nikolai (rn),Heike Quader (hq)

Redaktion: Angelika Barth, Christian Baukhage, Peer Böhrnsen, Pamela Jawad, Sabine Klotz, Hendrick Lehmann, Malte Pehl,Frank R. Pfetsch, Hardi Schindler, Nicolas Schwank

Graphiken:Pamela Jawad

Layout:Veronika C. Haas

Gesamtleitung:Pamela Jawad, Nicolas Schwank

www.KONFLIKTBAROMETER.deISSN 1616-931X € 5.00

HEIDELBERGER INSTITUT FÜRINTERNATIONALE KONFLIKTFORSCHUNG

am Institut für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg

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