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FACHDIDAKTISCHES PROSEMINAR: SCHULBÜCHER UND LEHRPLÄNE FÜR DAS FACH GEOGRAPHIE UND WIRTSCHAFTSKUNDE AN ALLGEMEINBILDENDEN UND BERUFSBILDENDEN HÖHEREN SCHULEN AUSGEWÄHLTE THEMEN ZUR SCHULBUCH- UND LEHRPLANANALYSE SS 2007 - LV-NR.: 290307 HTTP://HOMEPAGE.UNIVIE.AC.AT/CHRISTIAN.SITTE/FD/ VON UNIV. LEKTOR MAG. DR. CHRISTIAN SITTE SEMINARARBEIT UNTERNEHMERFÜHRERSCHEIN & SCHULBUCH EIN VERGLEICH VORGELEGT VON: CHRISTOPH HEHER, 9805550, A 333 456 ALEXANDER LEHKIJ, 9406937, A 313 456 REGINA STACHELBERGER, 9502986, A 190 456 406

Heidi, Maja und Bambi · Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Diese Ziele sollen unter sieben Grundbedingungen, die Heinz Fassmann in einem Artikel

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Page 1: Heidi, Maja und Bambi · Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Diese Ziele sollen unter sieben Grundbedingungen, die Heinz Fassmann in einem Artikel

FACHDIDAKTISCHES PROSEMINAR:

SCHULBÜCHER UND LEHRPLÄNE FÜR DAS FACH GEOGRAPHIE UND WIRTSCHAFTSKUNDE AN

ALLGEMEINBILDENDEN UND BERUFSBILDENDEN HÖHEREN SCHULEN

AUSGEWÄHLTE THEMEN ZUR SCHULBUCH- UND LEHRPLANANALYSE

SS 2007 - LV-NR.: 290307 HTTP://HOMEPAGE.UNIVIE.AC.AT/CHRISTIAN.SITTE/FD/

VON UNIV. LEKTOR MAG. DR. CHRISTIAN SITTE

SEMINARARBEIT

UNTERNEHMERFÜHRERSCHEIN & SCHULBUCH

EIN VERGLEICH

VORGELEGT VON:

CHRISTOPH HEHER, 9805550, A 333 456

ALEXANDER LEHKIJ, 9406937, A 313 456

REGINA STACHELBERGER, 9502986, A 190 456 406

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007

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INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung .............................................................................................. 3

2. Zielformulierungen …………………………………………………. 5

2.1. Ziele des GW-Unterrichts 5

2.2. Ziele des Unternehmerführerscheins 8

3. Modul A ………………………………………………………………………… 10

3.1. Inhalte 10

3.2. Inhaltlicher Vergleich mit verschiedenen Schulbüchern 12

3.3. Lernzielkontrolle – Übungsfragen 17

3.4. Layout 21

3.5. Bild, Grafik, Karikatur 21

3.6. Fazit A 23

4. Modul B …………………………………………………………………………… 25

4.1. Überblick 25

4.2. Inhalte 26

4.3. Vergleich mit Schulbüchern 28

4.4. Lernziele und Übungsfragen 31

4.5. Layout, Bilder und Grafiken 32

4.6. Fazit B 33

5. Modul C …………………………………………………………………………… 35

5.1. Überblick 35

5.2. Allgemeine Bemerkungen 36

5.3. Die Lernziele 38

5.4. Inhalte 38

5.5. Vergleich mit den Schulbüchern 40

5.6. Übungsfragen 42

5.7. Bilder und Graphiken 43

5.8. Fazit 44

Bibliographie 45

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 1. Einleitung

Nach 1945 dominierte das Konzept der Schulländerkunde den Geographieunterricht 1. Erste

Versuche, wirtschaftskundliche Elemente in das Fach zu integrieren, führten nach 1962 zu einer rein

additiven Verknüpfung, bei der wirtschaftskundliche Inhalte kurzerhand an die traditionelle

Länderkunde angehängt wurden. Erst in den siebziger Jahren, allerdings nur für die Unterstufe und im

Schulversuch für die 10-14jährigen, konnte von der auf Länder zentrierten Sichtweise abgerückt

werden und der Grundstein für ein zielorientiertes und thematisches Anordnungsprinzip gelegt

werden, bei dem anhand von spezifischen exemplarischen Themen nun integriert räumliche,

ökonomische, soziale und politische Aspekte im Geographie und Wirtschaftskunde-Unterricht

thematisiert werden könnten. Die Sichtweise von Geographie UND Wirtschaftskunde als Einheit wurde

durch den Paradigmenwechsel in den achtziger Jahren möglich (LP 1985 und LP 1989). Die neue

didaktische Basis bildet ein gesellschaftsorientiertes Handlungskonzept: Motive, Regelhaftigkeiten,

Probleme und Auswirkungen von erdräumlichen und ökonomischen Aktivitäten menschlicher Gruppen

und Individuen sollen erkannt, verstanden und beurteilt werden, was in weiterer Folge zu kritischer

Reflexion eigener und fremder Einstellungen und Handlungen führen soll.2

Wirtschaftskundliche Inhalte wurden also nicht als reines Faktenwissen in den GW-Unterricht

implementiert und auch nicht mehr als Anhängsel der Schulländerkunde betrachtet. Geographie und

Wirtschaftskunde sollten vernetzt werden, um menschliches Handeln raum-, wirtschafts- und

gesellschaftsbezogen zu betrachten. Diese Vernetzung ist zum Beispiel im Lehrplan der Unterstufe

(1999/2000) explizit festgeschrieben. Zu den didaktischen Grundsätzen heißt es da „Geographische

und wirtschaftskundliche Inhalte sollen im Unterricht nicht nebeneinander stehend getrennt, sondern

in starkem Maße miteinander verflochten“3 werden.

Dass nahezu alle Lebensbereiche auch von ökonomischen Fragen betroffen sind, gibt auch

wirtschaftskundlichen Inhalten ein hohes Gewicht. Im Lehrplan der AHS-Oberstufe (2004 - aber

auch schon 1989) ist Wirtschaftskunde durch verschiedene Rahmenthemen in jede Schulstufe

integriert. Der 2004er LP ist kein Rahmenlehrplan, sondern in den Themen und Zielen verbindlich 4.

In der fünften und sechsten Klasse stehen dabei zum Beispiel die wirtschaftlichen Bedürfnisse von

Menschen und, im Rahmen des Europabegriffs, die Wettbewerbs- und Regionalpolitik sowie die im

Wandel befindlichen Produktionsgebiete im Zentrum. In der siebenten Klasse werden im Lehrplan die

Themen „Wirtschaftsstandort Österreich“, „Wirtschafts- und Sozialpolitik“, „Unternehmen“ und

„Berufsorientierung“ näher beleuchtet.5

1 Vgl. Genese bei SITTE Ch 1989 Hhttp://homepage.univie.ac.at/Christian.Sitte/Dissinhalt.htmH 2 Vgl.: SITTE, WOLFGANG (2000): Entstehungen und Konzepte des Unterrichtsfaches Geographie und Wirtschaftskunde (GW). Online: Hhttp://gw.eduhi.at/didaktik/woess/sitte.htm#versucheH Aktualisiert: 18. Mai 2000 3 BMUKK (2006): Geographie und Wirtschaftskunde. Lehrplan der Unterstufe. (auch auf Hwww.gw.eduhi.atH ) Online:Hhttp://www.bmukk.gv.at/medienpool/784/ahs9.pdfH Abgerufen: 25. Oktober. 2007, S. 2 4 vgl. SITTE 2004a, Der neue Lehrplan… Hhttp://www.eduhi.at/dl/LP2004wn125.pdfH 5 Vgl.: BMUKK (1978): Geographie und Wirtschaftskunde. Lehrplan der AHS-Oberstufe. online:Hhttp://www.bmukk.gv.at/medienpool/11858/lp_neu_ahs_06.pdfH Abgerufen: 25. Oktober. 2007, S. 2-3

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Die Wirtschaftskammer Österreich gibt seit kurzem ein Lehrwerk mit dem Namen

„Unternehmerführerschein“ heraus, der zusätzlich zum Geographie- und Wirtschaftskunde-Unterricht

für Schülerinnen und Schüler konzipiert ist und wie Informationen aus Lehrerkreisen (etwa bei ARGE-

Veranstaltungen) vermelden, sehr gerne insbesondere im Wahlpflichtfachbereich genutztb wird. Das

dahinterliegende didaktische Konzept scheint aber im Widerspruch zum seit den achtziger Jahren

bestehenden gesellschaftsorientierten Handlungskonzept in GW zu stehen, dessen Entwicklung und

grundlegende Gedanken eingangs zusammenfassend skizziert wurde – insbesondere was die die

Ziele von GW und die INTEGRATION von „G“ und „W“ zu GW betrifft.

Der Homepage zum Unternehmensführerschein ist unter anderem zu entnehmen, es soll in diesem

Lehrgang „das wirtschaftliche Wissen, das in den Schulen vermittelt wird, […] modern, praxisorientiert

und schülergerecht aufbereitet werden.“ 6 Am Anfang steht hier das Wissen, also Fakten. Die

Vernetzung von wirtschaftskundlichen Inhalten mit gesellschaftlichen Prozessen fehlt in diesem

einleitenden Satz zum Unternehmerführerschein.

In der vorliegenden Arbeit zur Lehrveranstaltung Schulbücher und Lehrpläne für das Fach Geographie

und Wirtschaftskunde am Institut für Geographie der Uni Wien, soll nun untersucht werden, ob der

Unternehmerführerschein die Vorgaben der GW Lehrpläne erfüllt. Verschiedene Aspekte sollen dabei

auch mit Entsprechungen / Umsetzungen in ausgewählten Schulbüchern der Oberstufe zum

Unterrichtsfach GW verglichen werden.

Zuerst sollen die Ziele des Unternehmerführerscheins mit jenen des GW-Unterrichts verglichen

werden, danach soll der Inhalt diskutiert werden. Die Qualität der Lernergebniskontrollen, der

Kontrollfragen zum Text, soll dabei mit Fragestellungen aus GW-Büchern kontrastiert werden.

Der Bearbeitung von Zielen und Inhalten folgt jene der Aufbereitung der jeweiligen Inhalte. Dabei wird

vor allem die Art der Darstellung in den Vordergrund gerückt. Werden zum Beispiel Grafiken und

Bilder verwendet und welchen methodisch-didaktischen Kriterien entsprechen sie? Sind Grafiken zum

Beispiel rein illustrativ eingesetzt?

All diese Vergleiche sollen am Ende dieser Arbeit die Beantwortung der Frage zulassen, WAS der

Unternehmerführerschein im Vergleich zu den Schulbüchern leistet. Werden wirtschaftskundliche

Inhalte im Unternehmerführerschein dem Lehrplan und Schulbüchern entsprechend präsentiert?

Kann der Unernehmensführerschein den Wirtschaftskundeunterricht in den Schulen sogar ersetzen,

oder leistet der Unterricht (im Idealfall) etwas, das der Unternehmerführerschein vermissen lässt ?

6 WKO (2007): Der Unternehmerführerschein – Homepage. Hhttp://www.unternehmerfuehrerschein.at/welcome_uf.htmH

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 2. Zielformulierungen

2.1. Ziele des GW-Unterrichts an allgemeinbildenden Schulen

Zuerst sollen die Ziele des GW-Unterrichts mit jenen des Unternehmerführerscheins verglichen

werden. Welche Ziele der Geographie- und Wirtschaftskunde-Unterrichts verfolgt, ist dem Lehrplan

und der den Lehrplan kommentierenden Literatur zu entnehmen.

Im Lehrplankommentar von 19857 zum Unterstufenlehrplan (dessen Paradigma auch die LPe

1999/2000 und Oberstufe 2004 beibehalten haben) wird festgehalten, dass der GW-Unterricht „das

typische Verhalten und Handeln des Menschen in beiden eng miteinander verflochtenen Bereichen

Raum und Wirtschaft“8 zeigen soll und dabei in weiterer Folge auch unterschiedliche Konflikte von

Gruppen oder Individuen, sowie Motive und Auswirkungen von menschlichem Handeln verdeutlicht

werden. Themenblöcke bilden die didaktischen Einheiten mit den zwei Prinzipien der zunehmenden

Komplexität und der zunehmenden Qualifikation. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht nicht das

Faktenwissen sondern Fähigkeiten, Fertigkeiten und Qualifikationen der Schülerinnen und Schüler,

die im Unterricht zu selbständigem und eigenverantwortlichen Handeln animiert werden sollen.9

Die Oberstufe betreffend sollen, wie schon in der Einleitung erwähnt, Schülerinnen und Schüler im

GW-Unterricht, dem gesellschaftsbezogenen Handlungskonzept folgend, einen Weg vom

Wahrnehmen über das Verstehen und Beurteilen bis zum verantwortungsbewussten Handeln

beschreiten.

Dieses schon auf den Paradigmenwechsel in Geographie und Wirtschaftskunde in Österreich seit dem

LP 1985 zurückgehende Lehrplankonzept ist auf der nächsten Seite in Abbildung 1 dargestellt. Der LP

1999/2000 für die Unterstufe, als auch der AHS-Oberstufenlehrplan 2004 10 fußen weiterhin auf

diesem Paradigma des doppelpoligen Zentrierfaches

Über die erdräumlichen und ökonomischen Aktivitäten von Menschen und deren Motive,

Regelhaftigkeiten, Probleme und Auswirkungen hinaus wird jedoch auf sechs Kompetenzbereiche

Wert gelegt. Neben Methoden-, Orientierungs-, Umwelt-, Gesellschafts- und Wirtschaftskompetenz

wird im Lehrplan zur Oberstufe die Synthesekompetenz bei den Didaktischen Grundsätzen

hervorgehoben. Vernetztes Denken und Transferieren von Gelerntem in andere Wissens- und

Erfahrungsbereiche, sowie das Verknüpfen und Anwenden von Wissen stehen am Ende jeder

Oberstufenklasse und vor allem in der achten Klasse im Vordergrund.11

7 Christian Sitte plädiert in einem (für den Studiengebrauch zusammengestellten Online-Auszug (s.u. bei 6.) im Vorwort dafür, die theoretischen didaktischen Überlegungen des bis heute gültigen Paradigmenwechsel in den achtziger Jahren weiter zu kommunizieren und auch den Kommentaren zu neuen Lehrplänen voranzustellen. 8 SITTE, CHRISTIAN: Einleitende Anmerkungen zur Genese und Einordnung der Kommentarhefte von Christian Sitte und Auszüge aus dem Kommentar zum Lehrplan „GW 1985/86 der SI in Österreich. Online: Hhttp://homepage.univie.ac.at/Christian.Sitte/FD/KommLP85.htm#AH Abgerufen: 25. Oktober 2007 9 Vgl.: ebda. 10 Vgl. SITTE, CHRISTIAN 2004a Hwww.eduhi.at/dl/LP2004wn125.pdfH 11 Vgl.: BMUKK (1985): Geographie und Wirtschaftskunde. Lehrplan der AHS-Oberstufe (online). a.a.O. bzw. online auch via Hwww.gw.eduhi.atH >> Lehrpläne

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007

Wahrnehmen

Verstehen

Beurteilen

Handeln

erdräumliche und

ökonomische AKTIVITÄTEN

menschlicher Gruppen

und Individuen

Probleme

Auswirkungen

Regelhaftigkeiten

Motive

Abb.1: Bildungsaufgabe des Faches Geographie und Wirtschaftskunde. Quelle: Sitte, W. (2000) Geographieund Wirtschaftskunde. S. 163 – es entstammt ursprünglich dem Kommentarband zum Unterstufenlehrplan 1985

Neben den Zielformulierungen des Lehrplans ist auch der für alle Schulfächer geltende

Grundsatzerlass zur Politischen Bildung (vgl. dazu auch bei SITTE Ch. 2004, T.1) für einen

Vergleich zwischen Schulbüchern und Unternehmerführerschein von Bedeutung. In diesem Erlass

wird politische Bildung definiert als: 12

• Vermittlung von Wissen: Einblick in Gesellschaft, Interessen und Konflikte

• Entwicklung von Fähigkeiten & Einsichten: Fähigkeit zum Erkennen von Zusammenhängen

und zum kritischen Urteil als Grundlage für eine Meinungsbildung

• Wecken von Bereitschaft zu verantwortungsbewusstem Handeln: Politische Vorgänge sollen

aktiv mitgestaltet werden

• All das auf der Grundlage der Grundwerte Friede, Gleichheit und Gerechtigkeit

Die Ziele des Grundsatzerlasses sind:13

• Gesellschaftliche Strukturen in ihrer Art und Bedingtheit erkennen (Normen, Macht…)

• Erkennen, dass Demokratie Engagement erfordert; Zivilcourage fördern

• Denken in politischen Alternativen: Meinungsunterschiede sollen toleriert werden

12 Vgl.: BMUKK (1978): Politische Bildung. Grundsatzerlass des BMUK zur Politischen Bildung. Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur in Wien vom 11. April 1978; ZI. 33.464/6-19a/1978. Online:Hhttp://www.eduhi.at/go/loading.php?artikel_id=43761&id=44905H Oder:Hhttp://www.univie.ac.at/geographie/ifgr/stzw/lehramt/fachdidaktik/home/Virtuell/POLITIK1.HTM 13 Vgl.: ebda.

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Diese Ziele sollen unter sieben Grundbedingungen, die Heinz Fassmann in einem Artikel in GW-

UNTERRICHT zu drei zentralen Bedingungen zusammengefasst hat, verwirklicht werden:14

• Lebensweltliche Anbindung – Im Erfahrungsbereich der Schüler ansetzen

• Indoktrinationsverbot – Die Lehrperson darf keine Werbung für die eigene Meinung machen

• Kontroversitätsgebot – Abweichende Meinungen sollen aufgezeigt und toleriert werden

Der Grundsatzerlass zur politischen Bildung ist im Zusammenhang mit dieser hier vorliegenden Arbeit

von nicht zu unterschätzender Relevanz, da die Ziele und Grundbedingungen als Unterrichtsprinzip

gelten. Das heißt, dass Politische Bildung in alle Gegenstände, Schulstufen und –arten durch

planvolles Zusammenwirken aller Lehrer (inkl. Schüler/Schülerinnen und Eltern) anzustreben ist und

daher meiner Meinung nach auch für den Unterricht ergänzende Unterrichtsmaterialen wie den

Unternehmerführerschein gelten muss.15 Ch. Sitte hat dazu in einem Artikel 2004 die Präsenz in den

einzelnen Fachlehrplantexten des Oberstufenlehrplans 2004 analysiert und verglichen 16.

Dabei kann das Prinzip der Politischen Bildung natürlich nicht „losgelöst von fachlichen Inhalten“17

realisiert werden.

Der Inhalt und die Aufbereitung dieser Inhalte im Unternehmerführerschein sollen also in Bezug auf

die im Lehrplan formulierten Ziele und in Bezug auf die Ziele und Bedingungen, die der

Grundsatzerlass zur Politischen Bildung als Unterrichtsprinzip in alle Fächer integriert wissen will,

untersucht und mit Schulbüchern verglichen werden. Da Lehrpläne „Vorgaben für Lehrbücher“18 sind

und der Unternehmerführerschein in der Lehrerbegleitunterlage als „an den Lehrplan angelehnt“

präsentiert wird, darf auch der Lehrplantext als Bewertungsgrundlage herangezogen werden.

Das heißt, es soll einerseits untersucht werden, ob die Darstellungen im Unternehmerführschein …

• Motive, Regelhaftigkeiten, Auswirkungen und Probleme ökonomischen Handelns von

Gruppen oder Individuen…

…behandeln und ob die Inhalte in irgendeiner Form dem Weg vom…

• Wahrnehmen über das Verstehen und Beurteilen zum Handeln…

…zulassen oder sogar vorzeichnen.

Andererseits soll untersucht werden, ob die Darstellungen im Unternehmerführerschein mit den Zielen

und Grundbedingungen des Grundsatzerlasses zur Politischen Bildung vereinbar sind, also ob….

14 Vgl.: FASSMANN, HEINZ (2006): Wie politisch ist die Geographie? Zum Verhältnis GW und PB. In: GW-

Unterricht 101 / 2006 S. 5ff online:Hhttp://www.univie.ac.at/geographie/fachdidaktik/FD/artikel/Fassmann_Wie%20politisch_101_GWU.pdf

15 Vgl: BMUKK (1978): Grundsatzerlass des BMUK zur Politischen Bildung(online). a.a.O. 16 SITTE, CHRISTIAN (2004) Wie politisch ist GW ?

Hhttp://homepage.univie.ac.at/Christian.Sitte/FD/artikel/PBinGWK.htmH 17 VIELHABER, CHRISTIAN (1998): Politische Bildung in der Schulgeographie. In Sitte, Wolfgang und H.

Wohlschlägl (Hrsg.)(2001): Beiträge zur Didaktik des „Geographie und Wirtschaftskunde“-Unterrichts. Materialien zur Didaktik der Geographie und Wirtschaftskunde, Bd. 16. Wien, S. 335

18 SITTE, CHRISTIAN (2000): Lehrpläne I. In Sitte, Wolfgang und H. Wohlschlägl (Hrsg.)(2001): Beiträge zur Didaktik des „Geographie und Wirtschaftskunde“-Unterrichts. A.a.O, S. 216

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007

• Gesellschaftliche Strukturen in Bezug auf Normen und Macht sowie das Denken in politischen

Alternativen ….

…eine Rolle spielen und ob die Darstellungen im Unternehmerführerschein mit den

Grundbedingungen…

• Lebensweltliche Anbindung, Indoktrinationsverbot und Kontroversitätsgebot….

…vereinbar sind.

2.2. Ziele des Unternehmerführerscheins

Die Homepage zum Unternehmerführerschein gibt Einblick in dessen Ziele. Der

Unternehmerführerschein ist unterteilt in vier Module. Das erste Modul, oder Modul A, behandelt

grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge. Im Modul B werden volkswirtschaftliche Inhalte

behandelt, betriebswirtschaftliche Grundlagen im Modul C. Das vierte Modul, Modul UP, soll

vertiefende BWL-Inhalte auf dem Niveau der Unternehmerprüfung behandeln.

Das erste Modul ist für die Unterstufe konzipiert, das zweite und dritte ist laut den Informationen auf

der Homepage an den Lehrplan der Oberstufe angelehnt. Das vierte Modul geht über den AHS-

Lehrplan hinaus und wird deshalb im Rahmen dieser Arbeit nicht behandelt.19

Die Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler der Hauptschule und der AHS. Ziel des

Unternehmerführerscheins ist es20

• …wirtschaftliches Wissen und

• …soziale Kompetenz der Jugendlichen früh zu stärken und

• …die Wirtschaft als Motor für Arbeitsplätze und den sozialen Wohlstand eines Landes zu

vermitteln

• … zu einer positiven Einstellung zur Wirtschaft im Allgemeinen beizutragen

• … und durch Förderung der Motivation und der Qualifikation zur Selbständigkeit

Schwellenängste zum Unternehmersein abzubauen.

Vergleicht man diese Zielformulierungen mit jenen des Lehrplans, so fällt auf, dass im Mittelpunkt

nicht mehr der Mensch oder die ökonomischen Aktivitäten des Menschen mit allen Konsequenzen im

Mittelpunkt stehen, sondern einerseits „wirtschaftliches Wissen“ und andererseits die Förderung einer

bestimmten Einstellung zur „Wirtschaft“. Eine positive Einstellung zu Wirtschaft und zum

Unternehmertum soll gefördert werden.

In den Zielformulierungen wird also Faktenwissen in den Vordergrund gerückt, und diese

Schwerpunktsetzung steht in deutlichem Gegensatz zum Lehrplan, der durch die in der Einleitung kurz

skizzierte Entwicklung nicht Fakten sondern verschiedene Kompetenzen in den Mittelpunkt des

Unterrichts rückt. Zum Beispiel wird unter Wirtschaftskompetenz im Lehrplan unter anderem

verstanden: „Wirtschaftspolitik als wesentlichen Bestandteil der Politik erkennen, ihre Modelle und

deren reale Umsetzung in unterschiedlichen Systemen einschätzen können.“21

19 Vgl.: WKO (2007): Der Unternehmerführerschein – Hwww.unternehmerfuehrerschein.at/welcome_uf.htmH 20 Vgl.: ebda. 21 BMUKK (2007): Geographie und Wirtschaftskunde. Lehrplan der AHS-Oberstufe (online). a.a.O., S. 1

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 In Bezug zum Unternehmerführerschein wird immerhin die soziale Kompetenz von Jugendlichen

angesprochen, es wird allerdings nicht näher definiert, was darunter genau zu verstehen sein soll.

Auf der Homepage der Wirtschaftskammer zum Unternehmerführerschein ist auch ein methodisch-

didaktisches Konzept zu finden:

Jugendliche sollen über volks- und betriebswirtschaftliche Zusammenhänge informiert werden, und

Selbständigkeit als etwas Positives, Erstrebenswertes begreifen. Das Wissen soll anwendungs- und

handlungsorientiert sowie schülerzentriert vermittelt werden. Nachdem nun auf der Homepage in den

sowohl mit den einleitenden Worten als auch bei den Zielen, dem Konzept und dem Aufbau und auch

zu Beginn des methodisch-didaktischen Konzepts das „Wissen“ betont wurde, steht erst im letzten

Satz als schwacher Gegenpol zu der Dominanz des Wissens, dass nicht die Reproduktion sondern

das Anwenden von Wissen im Vordergrund stehen soll.22

Die Zielsetzung, Jugendlichen eine „positive Einstellung“ zur Wirtschaft und zur Selbständigkeit zu

vermitteln, steht in Widerspruch zum Kontroversitätsgebot im Grundsatzerlass zur Politischen Bildung.

Es soll Meinungsbildung betrieben werden, Selbständigkeit als rein positiv dargestellt werden was,

hält man sich einige Formen der Selbständigkeit (oder „neuen“ Selbständigkeit) ohne soziale

Absicherung und unsicherer Arbeitssituation vor Augen, problematisch sein kann.

Im nun folgenden Kapitel werden Inhalte und Präsentation des Unternehmerführerscheins mit Inhalten

und Präsentation von Schulbüchern der AHS-Oberstufe verglichen. Dem inhaltlichen Vergleich folgt

ein Vergleich der Umsetzung dieser Inhalte. Auf die in diesem Kapitel dargelegten Zielformulierungen

wird in Bezug auf die Ergebnisse der beiden Vergleiche im Resümee jeweils noch einzugehen sein.

nach oben >

22 WKO (2007): Der Unternehmerführerschein. Homepage. Hwww.unternehmerfuehrerschein.at/welcome_uf.htmH

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 3. Modul A

3.1. Inhalte

Wie schon erwähnt ist der Unternehmerführerschein in drei Basismodule und ein Zusatzmodul

unterteilt.

Die Themen des Moduls A sind an verschiedene Themen des Unterstufenlehrplans angelehnt.

Der Unterstufenlehrplan beinhaltet neben der allgemeinen Bildungs- und Lehraufgabe, die schon im

letzten Kapitel thematisiert wurde und die den Menschen und das menschliche Handeln ins Zentrum

des GW-Unterrichts stellt, auch Hinweise darauf, welchen Beitrag der GW-Unterricht zu einzelnen

Bildungsbereichen leisten soll und er beinhaltet vor allem auch noch didaktische Grundsätze zum GW-

Unterricht.

Zentrale Aspekte sind Begriffe, Fertigkeiten und Einsichten, die, bei zunehmender Komplexität der

Darstellung, von Schülerinnen und Schülern erworben und gewonnen werden sollen.23

In Bezug auf die Wirtschaftskunde steht „das Wechselspiel zwischen Produktion und Konsum bzw.

Angebot und Nachfrage sowie ihr Zusammenwirken für die Preisbildung, betriebswirtschaftliche und

nationalökonomische Prozesse“24 im Zentrum.

Nun zu dem Modul selbst. Das Modul A ist in sechs Kapitel unterteilt und jedes Kapitel wird im

jeweiligen Vorwort bestimmten Themen verschiedener Unterstufenklassen zugeordnet.

Jedes Kapitel umfasst durchschnittlich 35 Seiten und besteht aus dem Inhaltsteil, dessen

Zusammenfassung, Tipps und passende Links und einem Übungsteil (die Lösungen zu diesem

Übungsteil befinden sich im Anhang des Kapitels).

Dabei ist anzumerken, dass die wirtschaftskundlichen Inhalte selbst durchschnittlich 25 Seiten

einnehmen, 6 Seiten werden durchschnittlich für Übungen aufgewendet.

Durchschnittlich neun Seiten benötigen die Übungsblätter und Lösungen und sieben Seiten sind den

didaktischen Anregungen gewidmet.

Das erste Kapitel im Modul A trägt den Titel „Unserer Arbeitswelt“, behandelt wirtschaftskundliche

Grundbegriffe und beginnt mit der Maslow’schen Bedürfnispyramide. Davon ausgehend, werden die

Entstehung eines Marktes (durch Tausch), Akteure am Markt (Unternehmen und Haushalte; der Staat

fehlt hier noch), Effizienz und Arbeit (unselbständige vs. selbständige) und historische

Konjunkturzyklen und die damit veränderten Formen für Arbeit thematisiert.

Theoretische Modelle werden dabei nicht explizit angesprochen (bis auf die Bedürfnispyramide von

Maslow), sondern knapp erklärt oder an Beispielen erläutert. Es ist zum Beispiel nicht von Kondratjew-

Wellen die Rede, aber es wird das Prinzip der Transformation der Gesellschaftsform durch

Innovationen erklärt. Das ökonomische Prinzip wird anhand der Geschichte eines Schülers Christian

erzählt, dem die Schülerin oder der Schüler bei der Entscheidung helfen soll, ob er sein erspartes

Geld nach dem Maximumprinzip oder Minimumprinzip einsetzen soll; das Optimumprinzip steht

allerdings nicht zur Auswahl. An solchen Beispielen ist der didaktische Anspruch erkennbar. Die 23 Vgl.: BMUKK (2006): Geographie und Wirtschaftskunde. Lehrplan der Unterstufe.(online) a.a.O., S. 2 24 Ebd. S. 2

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Inhalte sollen an die Lebenswelt der Jugendlichen anknüpfen und wollen damit Interesse für

wirtschaftskundliche Fragen wecken.

Die Arbeitswelt betreffend werden die Faktoren „Globalisierung“, „Computereinsatz“ und

„Dienstleistungen“ hervorgehoben. Als Anforderungen an Mitarbeiter werden Lernbereitschaft,

Eigenverantwortung, Flexibilität, Selbstvertrauen, Teamfähigkeit, soziale Kompetenz, Konfliktfähigkeit

und Innovation betont.

An die sehr einfache Darstellung eines Marktes, der nur von Unternehmen und Haushalten beherrscht

wird, knüpft das zweite Kapitel an und integriert den Staat in den Wirtschaftskreislauf. Danach wird die

Rolle des Staates, mit Bezug auf Österreich, in der sozialen Marktwirtschaft definiert. Dabei ist

festzuhalten, dass die Gegenüberstellung der „Systeme“ der freien Marktwirtschaft, der sozialen

Marktwirtschaft und der ökosozialen Marktwirtschaft nicht ohne Einwände bleiben kann. Die Nachteile

der freien Marktwirtschaft, zum Beispiel Verarmung der wirtschaftlich schwächsten Akteure, werden

dem Idealtyp einer sozialen Marktwirtschaft gegenübergestellt, die diese Nachteile abfedert. Die

Argumentation findet dabei auf zwei unterschiedlichen Ebenen statt. Danach wird allerdings erklärt,

dass der Realtyp der sozialen Marktwirtschaft, also die Nachteile dieser Spielform wie beispielsweise

hohe staatliche Ausgaben mit der Notwendigkeit des Abbaus von „überflüssigen Spielregeln“25, also

mehr Liberalisierung beantwortet. Die Nachteile einer freien Marktwirtschaft gleicht also die soziale

Marktwirtschaft aus und deren Nachteile gleicht wiederum die freie Marktwirtschaft aus? Hier soll wohl

eine Art „vergoldeter“ Mittelweg beworben werden. Als moderne und zukunftsorientierte Lösung wird

schließlich das populäre Modell der ökosozialen Marktwirtschaft präsentiert.

Im zweiten Teil dieses Kapitels wird die Funktion des Geldes als Tauschmittel, Recheneinheit und

Wertaufbewahrung erklärt. Die Inflation und die Rolle der Nationalbanken werden nur äußerst kurz auf

knapp zwei Seiten besprochen, während die Möglichkeiten von Zahlungen (Bar, Überweisung, Karte)

auf neun Seiten vergleichsweise detailliert behandelt werden.

Dieses zweite Kapitel soll zum Thema „Einblicke in die Arbeitswelt“ der zweiten Klasse passen.

Genauer: „Erkennen, dass in der Wirtschaft unterschiedliche Interessen aufeinander treffen und dass

die Methoden des Interessenausgleichs einem Wandel unterworfen wird“26. Auch mit großer Mühe ist

den vorhandenen Inhalten kein Aufeinandertreffen von Interessen zu entnehmen. Nur in den

„Weiterführenden didaktischen Anregungen“ in der Lehrerbegleitunterlage wird ein Rollenspiel

angeregt, indem ein Interessenskonflikt um die Öffnung von Geschäften an Sonn- und Feiertagen

simuliert wird. Das Rollenspiel ist gut dazu geeignet in einem handlungsorientierten Unterricht

Interessenskonflikte erfahrbar zu machen, ein Zusammenhang mit den Inhalten des Kapitels wird

allerdings durch die Lektüre der Texte nicht deutlich.27

Die Anregung zur Inflation ist hingegen gut gelungen. Ein Warenkorb soll zusammengestellt und die

Preisveränderungen über das Schuljahr beobachtet werden.28 Dadurch kommt es tatsächlich zum

25 WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2006): Unternehmerführerschein. Modul A. Wien: Bit Media , S. 51 26 BMUKK (2006): Geographie und Wirtschaftskunde. Lehrplan der Unterstufe. (online) a.a.O., S. 4 27 WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2006): Unternehmerführerschein. Lehrerbegleitunterlage Modul A. Wien: Bit Media , S. 19 28 VGL: ebd., S. 22

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 „Erfassen grundlegender Marktprozesse“29, wie im Vorwort aus dem Lehrplan der Unterstufe zitiert

wird.

Das dritte Kapitel erklärt verschiedene Möglichkeiten, Betriebe in Gruppen einzuteilen (Leistung,

Größe, Wirtschaftszweig). Diese Einteilungen und die Wirtschaftssektoren (primär, sekundär, tertiär)

werden auf den folgenden einundzwanzig Seiten behandelt (v.a. Industrie, Tourismus und Handel).

Auf den restlichen vier Seiten wird der Unterschied von Außen- und Binnenhandel erklärt. Diese

Aufteilung lässt erkennen, dass im Modul A betriebswirtschaftliche Schwerpunkte vorherrschen. Der

Außenhandel wird aber im Modul B ausführlicher behandelt.

Das vierte Kapitel widmet sich v. a. betriebswirtschaftlichen Aspekten. Einleitend wird der Weg von

einer Idee zum Produkt beschrieben, um danach auf betriebliche Leistungsbereiche überzugehen.

Das gesamte restliche Kapitel thematisiert die Bereiche Forschung und Entwicklung, Beschaffung,

Produktion, Absatz, Finanzierung und Investition sowie Management und Führung. Dabei werden

Führungsstile (demokratisch, autoritär, …) ebenso behandelt wie Organigramme oder

Organisationsformen. Das vierte Kapitel ist inhaltlich überzeugender als die ersten drei Kapitel. Der

Grund dafür liegt schlicht und einfach daran, dass den einzelnen Aspekten mehr Platz eingeräumt

wird und nicht versucht wird die Beschaffung und Lagerung ähnlich wie die Inflation im zweiten Kapitel

in nur einem Absatz darzustellen. Aber es fehlen auch relevante Aspekte. Just-in-time Produktion wird

im Abschnitt zur Lagerung und Materialwirtschaft beispielsweise nicht erwähnt.

Das fünfte Kapitel behandelt in sieben Seiten, also vergleichsweise ausführlich, das Thema Marketing

und als zweiten Schwerpunkt das Thema der Preisbildung und Kalkulation (12 Seiten). Deutlich kürzer

(3 Seiten) werden Marktformen wie zum Beispiel das Monopol u.a. behandelt.

Das sechste Kapitel simuliert die Gründung eines Unternehmens. Die ersten sechs Seiten behandeln

die grundlegenden Entscheidungen, Gründungsmotive und Voraussetzungen, die ein Unternehmer

mitbringen muss. Danach werden unternehmerische Entscheidungen wie Produktpolitik, Preispolitik,

Absatzpolitik, der Marketingmix und Standortentscheidungen erläutert.

3.2. Inhaltlicher Vergleich mit verschiedenen Schulbüchern

Das Modul A des Unternehmerführerscheins bezieht sich zwar auf die Unterstufe, dennoch soll hier in

erster Linie nicht der Lehrplan der Unterstufe als Maßstab gelten, sondern vor allem jener der

Oberstufe und auch die zu Vergleichszwecken herangezogenen Schulbücher sind für die 5. und 7.

Klasse einer AHS-Oberstufe konzipiert. Begründet wird dies damit, dass einige relevante Inhalte des

Moduls A in der 5. Klasse in den Schulbüchern zu finden sind. So ist die Bedürfnispyramide nach

Maslow in den Büchern zur fünften Klasse, also in Raum – Gesellschaft – Wirtschaft 5 (S. 53) , in

Durchblick 5 (S. 50) in GW Kompetent 1 (S. 52) und in System Erde 5/6 (S. 131) thematisiert.

Inhalten aus folgenden sieben Schulbüchern sollen zu Vergleichszwecken fallweise den

entsprechenden Themen des Unternehmerführerscheins gegenübergestellt werden.

29 Ebd., S. 18

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007

• Raum – Gesellschaft – Wirtschaft 5 und 7

• Durchblick 5 und 7

• GW Kompetent 1 und 2

• System Erde 5/6

Ein detaillierter Vergleich des gesamten Moduls mit allen Entsprechungen in den genannten

Schulbüchern würde den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen.

Daher sollen verschiedene Aspekte in den folgenden Abschnitten exemplarisch an ausgewählten

Beispielen aus dem Modul A genauer betrachtet werden. Für einen inhaltlichen Vergleich soll das

erste Kapitel herangezogen werden. Welche Inhalte werden in diesem Kapitel behandelt und für

welche Klassen sind diese in den Schulbüchern aufbereitet?

Themen in Kapitel 1 von Modul A In den Schulbüchern der… Bedürfnisse/ Bedürfnispyramide 5. Klasse

Knappheit 5. Klasse Markt (Angebot/Nachfrage) 5. Klasse

Ökonomisches Prinzip 5. Klasse Konjunkturzyklen 7. Klasse

Veränderung der Arbeitswelt 7. Klasse Tab. 1: Zentrale Themen i. Kapitel 1, Modul A und ihre Entsprechung in Schulbüchern zur AHS-Oberstufe. Die meisten Themen aus Kapitel 1 sind also in den Schulbüchern zur 5. Klasse wiederzufinden. Die

entsprechende Stelle im Lehrplan lautet: „Die Bedeutung der Märkte und der Preisbildung für die

Verteilung knapper Güter und für die grenzenlosen Bedürfnisse erkennen“30

An dieser Stelle soll angemerkt werden, dass von der ersten Ausgabe des Unternehmerführerscheins

(2004) auf die aktuelle Ausgabe (2006) nur minimale Inhaltliche Veränderungen vorgenommen

wurden. Das Layout wurde eingehend überarbeitet (was auch notwendig war), die didaktischen

Anregungen in eine Lehrerbegleitunterlage ausgelagert und die Grafiken sind nicht mehr als Folien,

sondern in Form einer Powerpoint-Präsentationsdatei auf CD beigelegt. Im ersten Kapitel wird die

Bedürfnispyramide von Maslow genauer erklärt, die Darstellung der Entstehung eines Marktes durch

Tausch wurde mit einigen Beispielen ergänzt und es wurden drei Merksätze eingefügt. Ein Beispiel:

„Unter Wirtschaft versteht man alle Tätigkeiten zur planvollen Befriedigung von menschlichen

Bedürfnissen“31

Die Themen Bedürfnisse, Knappheit, Markt und Ökonomisches Prinzip beanspruchen im ersten

Kapitel 12 Seiten (In der ersten Ausgabe des Wirtschaftsführerscheins ist der gleiche Inhalt bei

größerer Schriftgröße und größerem Zeilenabstand auf nur 6 Seiten verteilt) . Der Vergleich von

Seitenzahlen in verschiedenen Büchern ist natürlich aufgrund unterschiedlicher Formatierungen nicht

ganz einfach. Doch die Schriftgröße, der Zeilenabstand, leere Seitenabschnitte und die Größe der

Grafiken lassen vermuten, dass eine Seite im Modul A des Unternehmerführerscheins drei bis vier

Seiten in den vorliegenden Schulbüchern entspricht). In Buch Raum – Gesellschaft – Wirtschaft 5

benötigen dieselben Themen fünf Seiten, was also 15 bis 20 Seiten im Modul A entspricht. Das Buch

30 BMUKK (2007): Geographie und Wirtschaftskunde. Lehrplan der AHS-Oberstufe. (online) a.a.O., S. 3 31 WKO (HRSG.)(2006): Unternehmerführerschein. Modul A. a.a.O., S. 13

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Durchblick 5 verwendet sogar zehn Seiten für dieses Thema und GW Kompetent acht Seiten. Die

Quantität alleine ist natürlich nicht entscheidend, dennoch muss die Frage erlaubt sein, ob im

Unternehmerführerschein die einzelnen Themen nicht zu kurz kommen, um eingehend bearbeitet zu

werden. Daher verwundert es nicht, dass auch die „inhaltliche Tiefe“ nicht jener der Schulbücher

entspricht.

Die Begriffe Bedürfnis und Bedarf werden im Unternehmerführerschein nicht unterschieden. Im RGW

5 erfährt man zum Beispiel, dass Bedürfnisse individuell empfunden werden und sich in Wünschen

äußern, während der Bedarf eine tatsächliche Nachfrage bedeutet, dem das Angebot

gegenübersteht.32 Auch in Durchblicke 5 und in System Erde 5/6 wird diese Unterscheidung getroffen,

um danach das System von Angebot und Nachfrage zu erklären. Im Unterschied zu den Schulbüchern

ist auch keine grafische Darstellung von Angebot und Nachfrage zu finden. Die Preisbildung wird im

Zusammenhang mit dem Markt an dieser Stelle nicht erwähnt. Sie wird aus Unternehmenssicht

(Preisgestaltung im Unternehmen) erst im fünften Kapitel behandelt, so wie auch die meisten anderen

Kapitel eine betriebswirtschaftliche „Schlagseite“ aufweisen und kaum eine andere als die

Unternehmerperspektive zulassen.

Märkte werden im Anschluss an die Erkenntnis, dass nicht alle Bedürfnisse erfüllt werden können, als

Mittel zur Bedürfnisbefriedigung vorgestellt. „Damit Anbieter und Nachfrager ihre Bedürfnisse

befriedigen können, müssen sie einander irgendwo treffen, um voneinander zu erfahren und auch den

angemessenen Geldpreis auszuhandeln. Dort, wo sie sich treffen ist der Markt.“33 Bei dieser

Feststellung und einer Grafik, die Unternehmen und Haushalte zeigt, die Güter und Dienstleistungen

tauschen bleibt es im Unternehmerführerschein auch schon. In den Schulbüchern wird weiter

gegangen und die gesellschaftliche Rolle von Konsum und Bedürfnissen, die durch Werbung

stimuliert werden sollen, kritisch hinterfragt.34

Insgesamt kann diesem Kapitelteil keine übertriebene inhaltliche Fülle nachgesagt werde. In wenigen

Sätzen wird erklärt was Bedürfnisse sind, dass der Markt aus Anbieter und Nachfrager besteht und

was unter dem Maximalprinzip und dem Minimalprinzip zu verstehen ist. Die „Bedeutung der Märkte

für die Preisbildung und Verteilung knapper Güter“ wie es der Lehrplan in Zusammenhang mit den

Bedürfnissen fordert wird nicht überzeugend herausgearbeitet. Wissensvermittlung steht im

Vordergrund, wobei selbst das reine Faktenwissen recht kurz kommt.

Legt man die Forderungen des Grundsatzerlasses zur Politischen Bildung als Maßstab an, so werden

auch keine gesellschaftlichen Strukturen in Bezug auf Normen und Macht sichtbar. In Durchblick 5

wird die Frage gestellt ob „alle Menschen das Recht [haben], ihre Bedürfnisse zu befriedigen“35,

wodurch sich eine Diskussion über Basic needs und Grundsicherung anbietet. Im

Unternehmerführerschein fehlen solche Ansätze.

32 HITZ, HARALD/ G. KRAMER/ W. MALCIK/ F. ZACH (1998): Raum – Gesellschaft – Wirtschaft im Wandel der Zeit. Lehr- und Arbeitsbuch für die 5. Klasse an allgemeinbildenden höheren Schulen. Wien: Hölzel, S. 54 33 WKO (HRSG.)(2006): Unternehmerführerschein. Modul A. a.a.O, S. 17 34 HOFMANN-SCHNELLER, M./ M. DERFLINGER/ G. MENSCHICK/ W. Tuschek (2004): Durchblick 5. Geographie und Wirtschaftskunde für die 9. Schulstufe. Neuer Lehrplan. Wien: Westermann, S. 52-53 und KLAPPBACHER, OSWALD UND GERHARD KARL LIEB (2005): GW Kompetent 1. Geographie und Wirtschaftskunde für die 9. Schulstufe. Linz: Veritas, S. 55 35 Durchblick 5, a.a.O. S. 51

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Dass eine lebensweltliche Anbindung zum pädagogisch-didaktischen Konzept des

Unternehmerführerscheins gehört, ist spürbar. Großen Wert legen die Autoren (oder Autorinnen?;

weder den Modulen, noch der Homepage sind Informationen zur Autorschaft zu entnehmen!) darauf,

das Zielpublikum auf einer persönlichen Ebene zu erreichen. Immer wieder stößt man auf persönliche

Anreden („Wie du sicher bereits weißt, …“36) und Beispiele mit Jugendlichen als Akteure (Christian

überlegt wie er sein Geld ausgeben soll37). Doch das Kontroversitätsgebot wird vernachlässigt, da

keine kritischen Meinungen beispielsweise zu Konsum und Werbung vorhanden sind.

Man könnte einwenden, dass das Modul für die Unterstufe konzipiert ist und die vorgebrachte Kritik

daher überzogen sei. Auch in dieser Hinsicht genügt der Inhalt den Anforderungen des Lehrplans

nicht. Von der Trias „Begriffe, Fertigkeiten, Einsichten“ werden vor allem die Begriffe bedient.

Bei der Erstellung der neuen Ausgabe des Unternehmerführerscheins wurde neben dem Layout

offensichtlich auch der Übungsteil überarbeitet. In der ursprünglichen Fassung wird im Übungsteil zum

Beispiel folgende Frage gestellt: „Die Wirtschaft stellt uns Güter zur Erfüllung unserer Wünsche

(Bedürfnisse) zur Verfügung. Oft weckt sie aber erst auch diese Wünsche in uns. Finde drei Beispiele

für Bedürfnisse, die zuerst geweckt (z.B. durch die Werbung) und dann erst durch die Wirtschaft

befriedigt werden. Beispiel: Mit Handys Fotos schießen können.“38 Diese Übungsfrage ließe eine

kritische Diskussion zum Thema Konsum, Bedürfnisbefriedigung und Werbung zu. Im neuen

Unternehmerführerschein fehlt sie. Die Qualität der Übungsfragen soll allerdings erst in einem

späteren Abschnitt thematisiert werden, jetzt soll das Augenmerk weiter auf den inhaltlichen Aspekt

gelegt werden. Dieser Frage (die, wie erwähnt, im neuen Unternehmerführerschein schein nicht

enthalten ist) entsprechen 2 Seiten samt Arbeitsfragen, einem Regionalen Beispiel und Bezug zum

Taschengeld von Jugendlichen in Durchblick 5.39 Die Überlegungen zu diesem problematischen

Aspekt von Konsum wird durch nichts im Text angeregt, eingeleitet oder unterstützt.

Bei den ‚didaktischen Anregungen’ werden zwei offene Fragestellungen für eine Diskussion

angeboten, für die ein Zeitrahmen von fünf Minuten veranschlagt wird. Die Fragestellungen: „Die

Schlagzeile einer Zeitung lautet: ‚Österreichs Unternehmen haben im letzten Jahr gut gewirtschaftet!’

Was ist damit gemeint? – Wann wirtschaften die Schüler mit ihrem Taschengeld gut?“ Eine Diskussion

zu diesen Fragen kann als Einstieg Sensibilität gegenüber dem Verhältnis von Unternehmen und

Haushalten und gegenüber dem Begriff „wirtschaften“ fördern. Doch auch diese Übung geht am Text

vorbei, außer es sollen einfach die jeweiligen Inhalte (Maximalprinzip, Minimalprinzip) referiert werden,

was aber ein niedriges Komplexitätsniveau bedeuten würde. Warum wurde dieser wichtige, weil

kritische Ansatz nicht ins neue Modul integriert oder sogar ausgebaut?

Der Unternehmerführerschein verfolgt offensichtlich nicht vorrangig die Ziele des Lehrplans sondern

will, was die inhaltliche Zusammenstellung betrifft, nur die selbst formulierten Ziele erreichen.

Wirtschaftliches Wissen steht im Vordergrund, wobei dieses wirtschaftliche Wissen auch in den

Schulbüchern enthalten ist, dort allerdings in größere Zusammenhänge und nicht nur im

betriebswirtschaftlichen Bereich eingebettet ist.

36 WKO (HRSG.)(2006): Unternehmerführerschein. Modul A. a.a.O, 16 37 Ebd., S. 19 38 WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2004): Unternehmerführerschein. Modul A. Wien: Manz Crossmedia S. 31 39 Vgl. Durchblick 5. a.a.O., S. 52-53

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Bleibt noch die positive Einstellung der Wirtschaft gegenüber, die bei Jugendlichen gefördert werden

soll. Kontroverse Ansichten sucht man im Unternehmerführerschein vergeblich, der Aspekt der

politischen Bildung wird vernachlässigt.

Auch anderen Kapiteln des Moduls sind ähnliche Mängel festzustellen. Die verkürzte Darstellung

reduziert den Inhalt auf Fakten und Beispiele. Das Komplexitätsniveau ist äußerst gering, die

Grundsätze der politischen Bildung bleiben weitgehend unberücksichtigt und die Ziele des Lehrplans

(sowohl jene der Unterstufe, als auch der Oberstufe) werden nicht genügend erfüllt.

Als zweites Beispiel kann die zweite Hälfte des ersten Kapitels erwähnt werden, die als Thema die

sich verändernde Arbeitswelt und damit in Zusammenhang einen an Kondratjew angelehnten

Konjunkturzyklus und aktuelle Anforderungen an Mitabeiter thematisiert. Die Themen werden in den

Schulbüchern zur 7. Klasse anders aufgeteilt. Konjunkturzyklen sind in den Kapiteln zur

Wirtschaftspolitik zu finden, allerdings sind hier mittelfristige Zyklen das Thema und nicht die von

Kondratjew visualisierten langfristigen Schwankungen. Die Veränderung der Arbeitswelt ist in den

Schulbüchern im Kapitel zur Berufsorientierung integriert.

Im Unternehmerführerschein werden persönliche Qualifikationen der Mitarbeiter ins Zentrum gerückt.

Abgesehen davon, dass die Art der Darstellung der entsprechenden Grafik auf Seite 29 irreführen

ist40, wird der Schwerpunkt bei der Arbeitswelt in den Schulbüchern wird anders gesetzt. Im RGW 7

wird die große Bedeutung des Dienstleistungssektors und die Veränderungen in der Produktion durch

viele Beispiele in verschiedenen Berufsparten verdeutlicht und die Berufsorientierung im Kapitel

„Matura – was nun?“ dennoch nicht vernachlässigt.41 Ähnlich verhält es sich mit Durchblick 7: Wege

nach der Matura werden aufgezeigt und dann auf drei Seiten die veränderte Arbeitswelt behandelt.

Wieder wird die politische Bildung im Unternehmerführerschein vernachlässigt. Die Gründung neuer

Unternehmen wird mit einem Hinweis auf die Erfolgsgeschichte von Microsoft gelobt; Risiken, die

atypischen Beschäftigungsverhältnissen eingeschrieben sind werden in einem Satz erwähnt.42 Die

Schulbücher bieten diese Diskussion und anderes interessantes Material an. Durchblick 7 thematisiert

Probleme der Teilzeitbeschäftigung und der Arbeitslosigkeit43. RGW 7 leitet Schülerinnen und Schüler

dazu an, Stellenanzeigen in Zeitungen zu lesen und versucht so Aspekte der realen Arbeitswelt in den

Unterricht zu integrieren.44 Dem Unternehmerführerschein ähnlich ist in diesem Punkt das Buch GW

Kompetent 3. Es verwendet die gleiche Grafik um den Einfluss von Beschäftigungsentwicklung

(Dienstleistungen), stärkerem Computereinsatz und Globalisierung auf den Menschen darzustellen.

Über den Hinweis, dass Faktoren wie lebenslanges Lernen, Flexibilität u. a. zu den Anforderungen an

Arbeitnehmer gehören kommt auch dieses Schulbuch nicht hinaus.45

40 Die in dieser Grafik genannten Eigenschaften sind wohl als gleichwertig zu betrachten, sie sind aber nicht gleichwertig abgebildet. „Zielstrebigkeit“ und „Lernbereitschaft“ stehen im Zentrum und gewinnen dadurch mehr Bedeutung. „Teamfähigkeit“ steht weit unten und die entsprechende Fläche ist viel kleiner als z.B. jene in der die Eigenschaft „Innovation“ genannt wird. 41 MALCIK W. , SITTE, W. / C. SITTE/ (2006): RGW 7neu. Raum – Gesellschaft – Wirtschaft. Lehr- und Arbeitsbuch für die 7. Klasse an allgemein bildenden höheren Schulen. Wien: Hölzel, S. 97-101 42 Vgl. WKO (HRSG.)(2006): Unternehmerführerschein. Modul A. a.a.O., S. 28 43 HOFMANN-SCHNELLER, M./ M. DERFLINGER/ G. MENSCHICK/ P. RAK (2006): Durchblick 7. Geographie und Wirtschaftskunde für die 11. Schulstufe. Neuer Lehrplan. Wien: Westermann , S. 218 44 Vgl. RGW 7. a.a.O., S. 102 45 Vgl. KLAPPBACHER, OSWALD UND GERHARD KARL LIEB (2006): GW Kompetent 3. Geografie und Wirtschaftskunde für die 11. Schulstufe. Linz: Veritas, 97-98

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007

3.3. Lernzielkontrolle – Übungsfragen

In diesem Abschnitt sollen die Fragen im den Übungsteil zu Kapitel 1 analysiert und mit Fragen in

Schulbüchern verglichen werden. Werden im Übungsteil des Unternehmerführerscheins nur Inhalte

abgefragt, oder werden auch Aufgaben auf höherem Niveaus gestellt?

In diesem Zusammenhang sind Gedanken zur Taxonomie von Bedeutung. Bei Taxonomie handelt es

sich um „ein Klassifikationsschema, das Lernziele nach theoretischen Kriterien aufsteigend ordnet

(hierarchisiert), wobei die niedrigere Kategorie jeweils Element der höheren ist.“46

Der kognitive Aspekt, der hier im Zentrum der Diskussion stehen soll, ist neben dem affektiven und

dem psychomotorischen nur einer von drei Bereichen der Taxonomie.

Eine auf drei Stufen reduzierte Einstufung bietet Wolfgang Sitte in einem Aufsatz zur

Lernergebniskontrolle und Leistungsbeurteilung an. Die Inhalte eines Tests werden, je nach Art der

Fragestellung, in die drei Kategorien Reproduzieren, Beschreiben und erklären, Selbständig denken

und handeln eingeteilt.

Eine weitere Möglichkeit der Einteilung ist jene nach H. Roth, der die vier Stufen: Reproduktion des

Wissens, Reorganisation des Wissens (eigene Verarbeitung), Transfer (Übertragung auf andere

Wissenschaftsbereiche) und Problemlösen (Wissen selbst produzieren).47

Die folgende Taxonomie geht zurück auf Bloom und verwendet sechs Kategorien:

Kategorien der kognitiven Taxonomie nach Bloom:

Kenntnisse Verstehen

Anwendung Analyse

Synthese Bewertung

Abb.2: Kategorien der kognitiven Taxonomie nach Bloom. Vgl.:Sitte Wolfgang (2000): Taxonomie. S. 473-474

Die niedrigste Kategorie der kognitiven Taxonomie nach Bloom sind Kenntnisse von Fakten und erst

die zweite Stufe meint das Verstehen. Während Kenntnisse wortgetreu wiedergegeben werden

können, umfasst das Verstehen auch die Formulierung von Zusammenhängen in eigenen Worten, wofür Einsicht in Prozesse als notwendige Voraussetzung gilt. Auf der dritten Niveaustufe soll

46 SITTE, WOLFGANG (2000): Taxonomie. In: Sitte, Wolfgang und H. Wohlschlägl (Hrsg.)(2001): Beiträge zur Didaktik des „Geographie und Wirtschaftskunde“-Unterrichts. Materialien zur Didaktik der Geographie und Wirtschaftskunde, Bd. 16. Wien, S. 473-475 47 Vgl. SITTE, WOLFGANG (2001): Lernergebniskontrolle und Leistungsbeurteilung.. In: Sitte, Wolfgang und H. Wohlschlägl (Hrsg.)(2001): a.a.O, S. 280

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Verstandenes auch problemlösend angewendet werden. Bei der Analyse soll aus vorhandener

Information das wesentliche herausgefiltert werden können und darüber hinaus sollen auch

Behauptungen auf ihre Aussagekraft hin untersucht werden können. Problemlösung, bei der

verschiedene Informationen zu einer in den einzelnen Informationen nicht vorhandenen Erkenntnis

zusammengeführt werden, ist mit der Stufe des Synthetisierens gemeint. Auf der Basis von Analyse

und Synthese, Sachverhalte zu kritisieren und damit zu bewerten und zu einer eigenen begründeten

Meinung zu gelangen beschreibt die ‚Bewertung’, die höchste Stufe der kognitiven Taxonomie.48

Ich meine, die Taxonomie von Bloom ist als erste Bewertung der Übungsfragen im

Unternehmerschein zu gebrauchen, auch wenn es sich dabei nur um eine sehr grobe Einteilung von

Zielen handelt wie Wolfgang Sitte im zitierten Artikel anmerkt.

Welchen Stufen nach Bloom können die Übungsfragen des Unternehmerscheins zugeordnet werden?

Im Folgenden sollen die Fragen zum ersten Teil des Kapitels kurz angeführt werden.

Die didaktische Stoßrichtung ist deutlich erkennbar: Die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler soll

bei so vielen Fragen wie möglich einfließen und die Beispiele sollen aus dem „täglichen Leben“

stammen. Welchen kognitiven Bereichen sind diese Fragen nun im Einzelnen zuzuordnen?

Thema Kenntnisse Verstehen Frage 1 Bedürfnisse x Frage 2 Bedürfnisse x Frage 3 Kaufkraft x Frage 4 persönl. Ziele x Frage 5 ökonom. Prinzip x Frage 6 Markt (Güter) x Frage 7 Markt (Güter) x Frage 8 Dienstleistungen x Frage 9 Ökonom. Prinzip x

Frage 10 Arbeitswelt x Frage 11 Arbeitswelt x Frage 12 Arbeitswelt x Frage 13 Arbeitswelt x

Über das zweite Niveau gehen die Fragen nicht hinaus. Alle Fragen sind aus dem Text zu

beantworten. Ein Grund dafür muss auch der Inhalt sein, auf den sich diese Fragen beziehen. Je

geringer die Komplexität des Inhalts und auch je geringer die Inhaltsfülle, desto weniger und weniger

anspruchsvolle Fragen können gestellt werden. Wolfgang Sitte schreibt zur Anlage informeller Texts,

diese sollen „nicht nur Aufgaben enthalten, die bloß einfache Reproduktion von Faktenwissen

verlangen, sondern immer auch Aufgaben mit höheren kognitiven Anforderungen.“49

Reines Reproduzieren von Faktenwissen, im Sinne von „im genauen Wortlaut wiedergeben“

verlangen die Übungen im Unternehmerführerschin zwar nicht immer, aber höhere Niveaus als das

grundsätzliche Verständnis des Inhalts und wiedergeben werden auch nicht verlangt. Eine

eingehende Auseinadersetzung auf der Ebene der Analyse, Synthese oder gar Bewertung wird weder 48 Vgl. SITTE, WOLFGANG (2000): Taxonomie. a.a.O., S. 473-475 49 SITTE, WOLFGANG (2001): Lernergebniskontrolle und Leistungsbeurteilung.. a.a.O., S. 280

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 durch den Inhalt noch die Übungsfragen initiiert. Prinzipiell handelt es nicht um besonders komplexe

Fragestellungen.

Unterscheiden sich Schulbücher in Bezug auf die Fragestellungen vom Unternehmerführerschein?

Natürlich arbeiten auch Schulbücher mit Fragen zu den Texten, bei denen Wissen reproduziert

werden soll, doch es stellt sich die Frage, ob es darin auch Aufgaben gibt, die höhere kognitive

Anforderungen stellen; etwas, das im Modul A nicht zu finden ist.

Ein Beispiel ist die Frage „Welche Auswirkungen hat der soziale Stand auf die Bedürfnisse?“50 im

Buch Durchblick 5. Diese Frage ist aus dem Wortlaut des Textes nicht eindeutig zu beantworten. Dazu

muss ein Textteil auf der folgenden Seite bearbeitet werden, der Faktoren vorstellt, die Bedürfnisse

beeinflussen können. Informationen müssen aus einem Text herausgefiltert werden, daher ist diese

Frage im Bereich der Analyse angesiedelt.

Die Fragen im Schulbuch GW-Kompetent 1 bleiben mehrheitlich auch auf niedrigem Niveau. Zu den

Bedürfnissen sind vier von acht Fragen offen und verlangen individuelle Antworten wie z.B.:

„Betrachte die Bedürfnispyramide: Entspricht sie deiner persönlichen Bedürfnishierarchie? Wo gibt es

Abweichungen?“51 Dennoch gibt es auch in diesem Buch eine Frage höherer Komplexität. Eine

Grafik, die die Abhängigkeit des Preises von Angebot und Nachfrage soll analysiert und erklärt

werden: „Beschreibe und erkläre Abb.2 mit eigenen Worten!“52

Das Niveau der Fragen bewegt sich auch in den anderen Kapiteln des Modul A im Bereich der ersten

beiden Niveaustufen nach Bloom.

Inhaltlich gibt es zwischen der neuen Ausgabe des Unternehmerführerscheins und der ersten

Ausgabe kaum Unterschiede. Neben dem Layout wurde allerdings der Übungsteil erkennbar

überarbeitet. Auch die erste Ausgabe enthielt mehrheitlich Fragen, die Reproduktion von Wissen

förderten. Eine Ausnahme bildete scheinbar das Übungsblatt 4 zum Thema Außenhandel im dritten

Kapitel von Modul A. Drei Fragen dieses Übungsblattes seien an dieser Stelle angeführt:53

1. „Handel darf keine Einbahnstraße sein!“, lautet eine Forderung im Außenhandel. Was

bedeutet dies? Tipp: Überlege, welche Auswirkungen es hätte, wenn wir nur importieren und

nichts exportieren würden.

2. Michael sagt zu seinem Freund Peter: „Ich würde es nicht zulassen, dass so viele Leute nach

Österreich auf Urlaub kommen. Sie verursachen nur Verkehrsstaus und die vielen Hotels

verschandeln unsere Landschaft.“ Bist du auch dieser Meinung? Begründe deine Antwort.

Tipp: Denke an die Bedeutung des Tourismus für die österreichische Wirtschaft.

3. Internetsuche: Gehe auf die Homepage der Statistik Austria, www.statistik.at. Unter

„Publikationen“ klicke „Statistisches Jahrbuch“ an. Im Inhaltsverzeichnis findest du den Punkt

„Außenhandel“. Klicke ihn an. Lass die den Kapitelinhalt als pdf-File anzeigen. Suche nach

der Übersicht, die dir Auskunft gibt, mit welchen Ländern Österreich Außenhandel betreibt. In 50 Durchblick 5, a.a.O., S. 50 51 GW-Kompetent 1, a.a.O., S. 52 52 Ebd., S. 59 53 WKO (HRSG.)(2004): Unternehmerführerschein. Modul A. a.a.O., S. 38

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007

welche fünf Staaten exportieren wir die meisten Güter? Aus welchen fünf Staaten importieren

wir die meisten Güter?

4. Denksportaufgabe. Warum ist es auch für Österreich wichtig, dass sich die Wirtschaft in

unseren Haupt-Exportländern gut entwickelt?

Nur dieses Übungsblatt bewegte sich scheinbar über das Niveau der Erkenntnis und des Verstehens

hinaus. Die zweite Frage verlangt eine Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt zu untersuchen, es könnte

sich also um eine Frage im Bereich der Analyse handeln. Im dritten Kapitel steht in Zusammenhang

mit dem Tourismus, er bringe Geld ins Land, schaffe Arbeitsplätze und helfe dabei Kulturstätten zu

erhalten und Vorurteile abzubauen. Diese Vorteile werden näher erläutert bis ein Problem des

Tourismus wie folgt beschrieben wird: „Natürlich müssen wir darauf achten, dass wir trotz Tourismus

unsere Umwelt sauber und gesund erhalten. Daher dürfen z.B. nicht unbegrenzt Skipisten angelegt

und Seilbahnen gebaut werden. Auch der Verkehrsausbau muss gut überlegt werden.“54 Die Frage

deckt sich fast wortwörtlich mit dieser Aussage und die Antwort auf die Frage muss natürlich lauten:

„Nein, Tourismus bringt folgende Vorteile…“ Es handelt sich also sogar um eine Frage auf der

niedrigsten Stufe nach Bloom, jener der Reproduktion.

Auch die erste Frage verlangt ausschließlich Reproduktion. Die richtige Antwort kann aus dem

Inhaltsteil abgeschrieben werden: „Der Export stellt für jeden Staat ein notwendiges Gegengewicht

zum Import dar. […] Wir bringen also unser in Österreich verdientes Geld ins Ausland und kurbeln dort

die Wirtschaft an. Dieses Geld fehlt uns im Inland. Also müssen wir Leute aus dem Ausland dazu

bringen österreichische Waren zu kaufen, damit ein Gegenwicht zum Import geschaffen wird.“55 Ein

Teil dieser Antwort hilft auch die vierte Frage zu beantworten. Diese Frage ist nicht nur reine

Reproduktion, hier ist wieder die Stufe des Verstehens erreicht.

Es stellt sich die Frage, ob die dritte Übungsaufgabe zum Bereich der Anwendung zu zählen ist.

Positiv an der Aufgabe ist, dass die Schülerin oder der Schüler mehr oder weniger selbständig

Informationen aus dem Internet beziehen soll. Die Anleitung ist allerdings sehr genau. Dennoch wird

durch diese Übungsaufgabe anwendbares Wissen gefördert. Ob sich Jugendliche noch an den

Namen des viertwichtigsten Exportlandes für Österreich erinnern können sei dahingestellt, aber woher

diese Informationen bezogen werden können, dürfte danach bekannt sein. Die Übung ist nur leider in

keinen größeren Sinnzusammenhang eingebettet.

Echte Analysefragen gab es freilich auch im alten Unternehmerführerschein nicht auch die neuere

Ausgabe will im Übungsteil die Inhalte reproduziert sehen. Fragen auf dem Niveau der Analyse oder

der Synthese würden allerdings auch andere Inhalte voraussetzen. Im Unternehmerführerschein sind

keine Originaltexte, oder überarbeitete Originaltexte zu finden. Keine Berichte, die noch bearbeitet

werden müssten, um die wesentlichen Informationen aus ihnen herauszuarbeiten. Der Inhalt des

Unternehmerführerscheins lässt kaum anderes als Wissensreproduktion zu.

54 Ebd., S. 20 55 Ebd., S. 30

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007

3.4. Layout

Das Layout wurde für den neuen Unternehmerführerschein eingehend überarbeitet. Die Schriftgröße

entspricht in etwa einer Formatierung der Schriftart Arial, 10 bis 11 pkt. und bei einem Zeilenabstand

von 1. Zusätzlich sind alle Absätze durch eine Leerzeile voneinander getrennt. Die Blattgröße

entspricht dem Größe A4 und ist damit so groß wie die Seiten der Schulbücher. Der Text benötigt im

Unternehmerführerschein aber nur ¾ der Seite, am Außen- und Innenrand jeder Seite sind zwei

Spalten von insgesamt ¼ der Seitenbreite frei. Auch die Schulbücher verwenden ein ähnliches

Layout. In GW-Kompetent und System Erde 5/6 werden ebenfalls ¾ der Seite für die Hauptinformation

verwendet, in RGW 5 und Durchblick 5 sind es sogar nur zwei Drittel.

Die Spalte, die dadurch zur Verfügung steht, wird in allen Schulbüchern ähnlich genützt. Das Buch

RGW 5 setzt beispielsweise in diesen Bereich, im Kapitel zu den Bedürfnissen und zum

Ökonomischen Prinzip, am Anfang drei, das Thema einleitende Fragen. Durch dieses methodische

Element in dem Buch soll am Kapitelanfang sofort klar werden welche Inhalte in diesem Kapitel

behandelt werden. Weiters sind in dieser Spalte zahlreiche Arbeitsfragen zu finden, weiters

Karikaturen, Tabellen, Grafiken, Bilder und zusätzliche Anmerkungen.56 Die andern Schulbücher

nutzen diesen Bereich auf die gleiche Art. Was befindet sich im Unternehmerführerschein in dieser

Spalte? Nichts. Nichts, bis auf ein paar Bilder, die nur als Seitenschmuck dienen und Symbole, die

den jeweiligen Textteil spezifizieren (Information, Erweiterung, Übungsbeispiele, Zuordnung zu

Übungsblättern). Die freie Spalte im Unternehmerführerschein wird nicht genutzt und macht daher

wenig Sinn, es passt nur weniger Text auf jede Seite.

Die farbliche Gestaltung ist nicht mehr so eintönig blau wie in der ersten Ausgabe des

Unternehmerführerscheins. Der Text ist nun in einer übersichtlichen und ansprechenden Kombination

aus grün und schwarz gehalten. Darüber hinaus fehlen allerdings immer noch jegliche farbliche Reize.

Es sei wieder auf Schulbücher hingewiesen, die viele Farbfotos, färbige Grafiken und Überschriften

enthalten und, wie im Fall von GW-Kompetent, jedes Kapitel mit einer eigenen Farbe am oberen Rand

der Seite kennzeichnen.

3.5. Bild, Grafik, Karikatur

Kritik muss auch an der Verwendung des Bildmaterials geübt werden, wenn man von der fehlenden

Farbe absieht.

Bilder können einen Bezug zur realen Umwelt der SchülerInnen und Schüler herstellen. Eine wichtige

Erkenntnis, die durch den Einsatz von Bildmaterial gewonnen werden kann ist die subjektiver und

selektive Gestaltung und auch Wahrnehmung von Bildern.57

Das Thema zu den Bedürfnissen, dem ökonomischen Prinzip und dem Markt weist vier Grafiken auf:

Die Bedürfnispyramide, beteiligte der Wirtschaft, der Markt und das ökonomische Prinzip. Die

56 Vgl. RGW 5, a.a.O., S. 53-63 57 SITTE, WOLFGANG (1999): Bildmedien. In Sitte, Wolfgang und H. Wohlschlägl (Hrsg.)(2001): Beiträge zur Didaktik des „Geographie und Wirtschaftskunde“-Unterrichts. Materialien zur Didaktik der Geographie und Wirtschaftskunde, Bd. 16. Wien, S. 48-49

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Abbildungen sind nicht nummeriert und es gibt auch zu keiner Grafik einen Titel (wobei die

Komplexität der Grafiken eher gering ist).

Welche Funktion erfüllen die Abbildungen? Die meisten Grafiken werden wie die Bedürfnispyramide

oder auch wie das ökonomische Prinzip durch den Text erkläre und sind somit rein illustrativ. Eine

grafische Darstellung im nächsten Thema in Kapitel 1 (S. 21), zeigt die Anforderungen der Arbeitswelt

an den Menschen. Jeder einzelne Punkt dieser Grafik wird im nachfolgenden Text genau er- und

geklärt. Die gleiche Grafik befindet sich auch im Buch GW-Kompetent 358. Der Text dazu behandelt

zwar auch das gleiche Thema, erklärt die Grafik allerdings nicht restlos. Bild und Text ergänzen

einander in diesem Schulbuch, während der Text im Unternehmerführerschein die Darstellung

ersetzen könnte und umgekehrt.

Karikaturen, die ökonomische Prozesse und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft oder auf

Individuen kritische reflektiert darstellen können, gibt es im Unternehmerführerschein nicht. Ebenso

gibt es keine Fotos, Tabellen oder komplexe Grafiken in denen Datenmaterial verarbeitet ist.

Dieses Kapitel abschließend ist zu bemerken, dass eine weitgehend selbständige

Auseinandersetzung von Schülerinnen und Schülern mit dem Unternehmerführerschein möglich ist.

Es gibt Arbeitsaufgaben und Lösungen zu diesen Aufgaben. Grafiken, Bilder und Diagramme werden

in diese Arbeitsaufgaben allerdings nur sehr sparsam eingebunden und das Komplexitätsniveau der

Fragestellungen ist meist sehr niedrig.

3.6. Fazit zu A Christian Reiner, der ein für Deutschland konzipiertes, dem Unternehmerführerschein vergleichbares

Werk, das Werk OeC, untersuchte, stellte am Ende seiner Ausführungen die Frage, ob dieses Werk

ein gutes Buch der Wirtschaftswissenschaften darstellt. Reiner beantwortet diese Frage mit „Nein“.59

Ich habe Eingangs die Frage gestellt, ob der Unternehmerführerschein die wirtschaftskundlichen Teile

der Schulbücher ersetzen kann und auch ich muss diese Frage negativ beantworten.

Wie in der inhaltlichen Gegenüberstellung schon deutlich werden sollte, kommt es zwar zur

vereinfachten Darstellung von Regelhaftigkeiten ökonomischer Prozesse, schon seltener um jene

ökonomischer Handlungen. Motive, Auswirkungen und vor allem Probleme ökonomischen Handelns

werden so gut wie nicht thematisiert. Damit muss kritisches Bewerten dieser Handlungen auch

ausbleiben.

Die Inhalte sollen wahrgenommen und auch verstanden werden. Auf die Beurteilung der Inhalte wird

wenig Wert gelegt. Der Arbeitsmarkt zum Beispiel wird thematisiert, es fehlen allerdings Inputs, die auf

problematische Aspekte des Arbeitsmarktes aufmerksam machen und Analysen oder Bewertungen zu

diesem Thema möglich machen. Gefragt ist rein „technisches“ Verständnis der Inhalte. Beispiele

bleiben meist BWL-zentriert (wie die Aufgabe zum Arbeitsmarkt auf der Seite 14 der

Lehrerbegleitausgabe deutlich macht.)

Gesellschaftliche Strukturen, Normen und Macht spielen keine Rolle. Das Denken in politischen

Alternativen wird definitiv nicht geschult. Zum Beispiel wird die Frage nach einem Recht auf eine 58 GW-Kompetent 3, a.a.O., S. 97 59 Vgl.: REINER, CHRISTIAN (2007): „OeC.“ – Ein neues Handbuch der Wirtschaftskunde. Anregungen, Materialien und Kritik als Impulse für den eigenen (G)W-Unterricht unter besonderer Berücksichtigung betriebswirtschaftlicher Fragestellungen. In: GW-Unterricht 106. Wien, S. 99

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Befriedigung von Grundbedürfnissen im Unternehmerschein nicht gestellt. Hier geht es einzig und

allein um das Verständnis, dass jeder Mensch Bedürfnisse hat, diese erfüllt werden wollen, dazu

Kaufkraft nötig ist und sich im Endeffekt durch die Nachfrage und das Angebot ein Markt bildet. Über

den betriebswirtschaftlichen Tellerrand wird nur selten geblickt.

Die lebensweltliche Anbindung wird durch die angeführten Beispiele ganz gut hergestellt, doch das

Kontroversitätsgebot durch fehlende alternative Sichtweisen übergangen.

Kurz: Wirtschaft ist das Thema des Unternehmerführerscheins, allein es fehlt an Wirtschaftserziehung.

Die Wirtschaftserziehung ist in den Schulen nach Wolfgang Sitte wichtig, um die „Heranwachsenden

zu überlegt handelnden ‚Wirtschaftsbürgern’ zu erziehen“60

Sie umfasst die Bereiche Konsumökonomie, Arbeitsökonomie und Gesellschaftsökonomie.

Konsumökonomie zielt auf ‚Verbrauchererziehung ab. Kaufentscheidungen sollen hinterfragt und sie

betreffende Mechanismen offengelegt werden. Die Arbeitsökonomie betrifft den Bereich der

Arbeitswelt und der Wahl der Ausbildung. Wolfgang Sitte nennt hier auch die für die Arbeitswelt immer

wichtiger werdenden Schlüsselqualifikationen. Gesellschaftsökonomie meint das Offenlegen

gesamtwirtschaftlicher Zusammenhänge und Probleme wobei auch theoretische Modelle reflektiert

und kritisch im Unterricht behandelt werden sollen.61

Die zuvor betrachteten Themen des ersten Kapitels betreffen vor allem die Bereiche der

Gesellschaftsökonomie und der Konsumökonomie. Es wurde dabei schon festgestellt, dass die

kritische Reflexion der Inhalte fehlt. Genauso findet keine Übertragung in einen anderen Bereich oder

die Anwendung der Inhalte statt.

Christian Sitte (2000) schlägt in einem Artikel zur Schulbuchanalyse einen Raster mit vierzehn Fragen

vor, der die Bewertung von Schulbüchern erleichtern soll. Einige dieser Bewertungsfragen seien an

dieser Stelle abschließend in Hinblick auf die in dieser Arbeit diskutierten Aspekte für den

Unternehmerführerschein gestellt und beantwortet : 62

• Entspricht der Buchinhalt der gegenwärtigen fachdidaktischen Konzeption des

Unterrichtsfaches?

Im Unterstufenlehrplan sind, wie schon erwähnt, „Begriffe, Fertigkeiten und Einsichten“ vorrangig. Der

Unternehmerführerschein konzentriert sich auf die Begriffe. Fertigkeiten und Einsichten werden

vernachlässigt. Legt man den Oberstufenlehrplan als Maßstab an, so stehen im

Unternehmerführerschein nicht menschliches ökonomisches Handeln im Vordergrund, sondern

(betriebs-) wirtschaftliche Prozesse und Theorien.

60 SITTE, WOLFGANG (2000): Wirtschaftserziehung. In: Sitte, Wolfgang und H. Wohlschlägl (Hrsg.)(2001): Beiträge zur Didaktik des „Geographie und Wirtschaftskunde“-Unterrichts. Materialien zur Didaktik der Geographie und Wirtschaftskunde, Bd. 16. Wien, S. 546 61 Vgl.: ebda., S. 546-551 62 Vgl.: SITTE, CHRISTIAN (2000): Das GW-Schulbuch. In: Sitte, Wolfgang und H. Wohlschlägl (Hrsg.)(2001): a.a.O S. 467 Hwww.univie.ac.at/geographie/ifgr/stzw/lehramt/fachdidaktik/home/chsSCHULBUCH.htm

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007

• Wird Wirtschaftskunde als Wirtschaftserziehung aufgefasst und wie weit berücksichtigt das

Buch das Unterrichtsprinzip „Politische Bildung“?

Die Wirtschaftskunde wird im Unternehmerführerschein definitiv NICHT als „Wirtschaftserziehung“

aufgefasst. Die Schulbücher hingegen behandeln auch problematische Auswirkungen und Motive

ökonomischer Handlungen und laden weit stärker zu kritischer Reflexion dieser Handlungen ein. Der

Kontroversität (einem Grundanliegen das PB kontroverse Positionen in der Gesellschaft auch

kontrovers darstellen soll) hier also der wirtschaftlichen Realität, wird der Unternehmerschein nicht

gerecht und damit eigentlich auch nicht den Zielen des Grundsatzerlasses zur Politischen Bildung. Die

Anbindung an die Lebenswelt der Jugendlichen wird zwar durch Beispiele forciert. Da jedoch keine

Originaltexte (z.B. Zeitungsberichte) oder zumindest Fotos verwendet werden, verzichtet man über

diese Elemente auf Anbindung an „reale“ Ereignisse.

Die Wirtschaftskunde wird im Unternehmerführerschein also nicht den Zielen des Lehrplans

entsprechend präsentiert und vernachlässigt auch Ziele des Grundsatzerlasses zur Politischen

Bildung. Den Wirtschaftskundeunterricht kann daher durch den Unternehmerführerschein nicht ersetzt

werden. Selbstverständlich können Materialien aus dem Unternehmerführerschein gezielt ausgewählt

werden, um den Unterricht zu ergänzen (oder um mit Schülern gemeinsam Schulbuch und

Unternehmerführerschein zu vergleichen, um die Vor- und Nachteile beider Lehrwerke

herauszuarbeiten).

Das Schulbuch bleibt allerdings nach unserer Analyse die bessere Alternative, denn auch wenn

zwischen den einzelnen am Markt befindlichen Schulbüchern durchaus (inhaltlich wie auch

methodisch) Qualitätsunterschiede feststellbar sind, ist das Angebot in ihnen reicher, fordernder,

umfangreicher, differenzierter, lebendiger, bunter und damit besser den Zielen des

Unterrichtsgegenstandes GW entsprechend als das Angebot des Unternehmerführerscheins.

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 4. Modul B

4.1. Überblick

Das Modul B der Unterlagen für den Unternehmerführerschein befasst sich, wie im Vorwort des

Lehrbuches vermerkt, „mit der Volkswirtschaft und richtet sich primär an 14- bis 19-Jährige. Es geht

um Bruttosozial- und Bruttonationalprodukt, Konjunktur und Wirtschaftswachstum, Geld und Geldwert,

Budget und Steuerpolitik.“63 Das im Vorwort angegebene, übergeordnete Ziel dieses Lehrbuchs ist,

„Schüler noch besser auf die Zukunft und die Anforderungen der Arbeitswelt vorzubereiten“64, da

Erfolg im Beruf, neben guten EDV-Kenntnissen, auch das Wissen über die Funktionsweisen der

Wirtschaft bedinge und dies eine Schlüsselqualifikation hierfür darstelle. Daraus wird deutlich, das das

Hauptaugenmerk auf den „beruflichen“ Erfolg und das bestehen können im marktwirtschaftlichen

Umfeld gelegt wird. Dem entsprechen auch die auf der Umschlagrückseite des Lehrbuchs formulierten

Vorteile die der Unternehmerführerschein bieten soll.

Die angeführten Punkte sind:

● Nachweisbarer Lernerfolg [durch ein offiziell anerkanntes Zertifikat]

● Leichtere Berufsorientierung [durch Kennen lernen von Wirtschaft und

Arbeitsleben]

● Bessere Berufschancen [durch unternehmerisches Denken]

● Besserer Start an der Uni bzw. den Fachhochschulen

● Besserer Start als Unternehmer

● Ersatz der Unternehmerprüfung [kaufmännischer Teil]

Diese allgemeine Ausrichtung sollte bei der Betrachtung des Moduls und beim Vergleich mit den

Schulbüchern nicht außer Acht gelassen werden. Im Vorwort wird weiters auf die speziell für

SchülerInnen ausgelegte Konzeption des Unterrichtsmaterials hingewiesen. Kurz zusammengefasst

sollen die SchülerInnen demnach auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorbereitet und somit „fit“ für

die Zukunft gemacht werden.65

In der Lehrerbegleitunterlage zum Modul B wird außerdem darauf hingewiesen, dass alle Kapitel auf

den Lehrplan (2004) des Fachs Geographie und Wirtschaftkunde der AHS-Oberstufe abgestimmt sind

und jedes Kapitel für fünf Unterrichtseinheiten konzipiert ist.66

63 WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2007): UnternehmerführerscheinAT. Modul B. Graz: bit media e-Learning solution, S. 3. 64 Ebd. 65 Ebd. 66 WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2007): UnternehmerführerscheinAT Lehrerbegleitunterlage Modul B. Graz: bit media e-Learning solution, S. 6.

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007

4.2. Inhalte

Modul B der Unterlagen für den Unternehmerführerschein gliedert sich in folgende fünf Hauptkapitel:

● Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung - Konjunktur

● Geld & Geldwert - Welchen Wert hat der Euro?

● Staatshaushalt - Wie wirtschaftet ein Staat?

● Wirtschaftswelt – Weltwirtschaft

● Im Zentrum Europas [v. a. EU-Integration]

Jedes Kapitel beginnt mit einer Übersicht der Lernziele beziehungsweise einer Vorausschau auf die

Fähigkeiten, die nach der Lektüre vorhanden sein sollten. Am Ende der Kapitel folgen stets eine

Zusammenfassung, eine Linksammlung und Tipps67 sowie eine Anzahl von Übungsblättern. Am Ende

des gesamten Bandes finden sich, wie bei den anderen Modulen, ein Kapitel mit den Lösungen zu

den Übungsaufgaben, ein Glossar mit den wichtigsten Begriffsdefinitionen, ein Index der Schlagwörter

mit Seitenangaben und Platz für eigene Notizen. In Summe besteht das gesamte Modul B aus 240

Seiten. Die fünf Hauptkapitel weisen, ohne Berücksichtigung der Zusammenfassungen, den Tipps und

Links sowie den Übungsblättern, zwischen 20 und 30 Seiten an Umfang auf.

Im ersten Kapitel „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung – Konjunktur“ werden in Unterpunkten die

folgenden Themen behandelt:

● Wie geht es unserer Wirtschaft?

● Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)

● Nominelles und reales Wachstum

● Entstehung, Verwendung und Verteilung des BIP

● Wirtschaftswachstum

● Konjunktur – das Auf und Ab der Wirtschaft

● Konjunkturpolitik

Dazu ist anzumerkend, das in allen Unterkapiteln hauptsächlich Definitionen und kurze Erklärungen

von wichtigen wirtschaftlichen Begriffen beziehungsweise wichtiger Kenngrößen, wie zum Beispiel die

„Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung“ (VGR), das „Bruttonlandsprodukt“ (BIP) oder die

„Wertschöpfung“ im Zentrum der Vermittlung stehen. Nur selten gibt es Beispiele zu den

angesprochenen Bereichen. Kritische Bemerkungen zu den vermittelten Sachverhalten gibt es in

diesem Kapitel nur an zwei Stellen. Einerseits bezüglich der im BIP nicht enthaltenen Leistungen, wie

Tätigkeiten im Haushalt, „do it yourself“ – Tätigkeiten und die Arbeitsleistungen der Schattenwirtschaft

und andererseits zu den Problemen bei der Verwendung des BIPs als Wohlstandsmaß. Theoretische

Modelle werden generell keine behandelt und auch an jenen Stellen nicht angesprochen, an denen es

zwei Darstellungen einer Kondratjew-Welle (in den Konjunkturkapiteln) gibt.

67 Mit Ausnahme von Kapitel 1 „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung – Konjunktur“, das keine Tipps enthält.

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Im zweiten Kapitel zum Thema „Geld & Geldwert - Welchen Wert hat der Euro?“ werden

nachstehende Punkte behandelt:

● Funktion des Geldes

● Arten von Geld

● Der Kreislauf des Bargeldes

● Geldmenge

● Der Wert des Geldes

● Geldverkehr mit dem Ausland

● Europäische Wirtschafts- und Währungsunion

● Geldpolitik des Eurosystems

Wie schon im ersten Kapitel wird viel Wert auf Definitionen und Erklärungen von bestimmten, als

wichtig erachteten Sachverhalten gelegt. Beispiele hierfür sind die Definitionen für Geld, Geldmenge,

Kaufkraft, Binnenwert oder Infaltionsrate, um nur einige zu nennen. Thematisch werden, wie oben

ersichtlich, Geld, Geldwert, Geldverkehr mit dem Ausland sowie die Geldpolitik beleuchtet. Kritische

Betrachtungen oder Erläuterungen zu den eingesetzten Theorien gibt es in diesem Kapitel nicht. Zur

Veranschaulichung gibt es einige Beispiele, die gut zu erkennen immer gelb eingerahmt sind. Themen

wie der „Kreislauf der Geldes“, „Nominaler und realer Geldwert“, „Ankaufs- und Verkaufskurs“, etc.

werden dadurch ein wenig anschaulicher dargestellt. Es gibt jedoch keine Abbildungen oder

Diagramme zu den Beispielen, das heißt, sie sind rein textlicher und sehr theoretischer Natur. Leider

wurde auch verabsäumt an der Lebenswelt der Kinder anzuknüpfen, obwohl dieser Weg für Beispiele

die das Verständnis erleichtern sollen gut wäre.

Das dritte Kapitel „Staatshaushalt - Wie wirtschaftet ein Staat?“ ist folgendermaßen unterteilt:

● Wie wirtschaftet der Staat?

● Die Einnahmen des Staates

● Abgabenquote

● Die Aufgabe des Staates

● Das Budget

Der Staat und seine Haushaltsführung stehen im Zentrum des dritten Kapitels und das Thema wird,

wie schon in den beiden Kapiteln zuvor, in einfachen und leicht verständlichen Sätzen dargelegt. Das

Abstraktionsniveau ist relativ hoch und die Erklärungen beinhalten wieder sehr viele Definitionen. Es

werden sehr häufig Schaubilder, Diagramme und Tabellen eingesetzt, jedoch fehlen dem Kapitel fast

vollständig anschauliche Beispiele. Lediglich ein kurzes ist zur Erläuterung von den Steuerstufen

bezüglich des Jahreseinkommens vorhanden. Im letzten Kapitel, „das Budget“, wird der Einfluss der

Europäischen Union (Maastricht-Kriterien) bezüglich der Budgetgestaltung in Österreich dargelegt und

damit der bis dahin reine Österreichbezug gesprengt.

Im vierten Kapitel „Wirtschaftswelt – Weltwirtschaft“ werden diese Punkte behandelt:

● Außenhandel

● Zahlungs- und Leistungsbilanz

● Österreichischer Außenhandel

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 ● Außenhandel der Europäischen Union

● Welthandel

● Internationale Handelsorganisationen und –vereinbarungen

● Handelshemmnisse

● Globalisierung

Die internationalen Wirtschaftsverflechtungen stehen im Mittelpunkt des vierten Kapitels. Dabei wird

deutlich weniger auf reine Definitionen zurückgegriffen und es gibt viel mehr erklärenden Text als in

den Kapiteln zuvor. Wie in Kapitel drei fehlen jedoch Beispiele zu Erläuterung. Klärung und

Veranschaulichungen von komplexeren Bereichen bieten nur einige Block- und Tortendiagramme

beziehungsweise Tabellen und Graphiken. Die Darstellung ist rein deskriptiv und kritisch/

emanzipatorische Ansätze gibt in diesem Kapitel nicht. Auch die vereinzelt in den Text eingebauten

Übungen, wie zum Beispiel zur Globalisierung, bedienen sich keiner Gegenüberstellung von konträren

Ansichten. Einzig bezüglich der Veränderungen am Arbeitsmarkt und der kulturellen Veränderungen

die durch die Globalisierung verursacht sein sollen, werden kritische Bemerkungen gemacht.

Das letzte, fünfte Großkapitel „Im Zentrum Europas“ gliedert sich in folgende zwei Unterkapitel:

● EU-Vertiefung

● EU-Erweiterung

Das letzte, fünfte Kapitel befasst sich ausschließlich mit der Europäische Union. Relativ viel Platz wird

dabei der historischen Entwicklung der Union eingeräumt und die deren Ziele durch Originalzitate aus

Erklärungen und Verfassungsentwürfen veranschaulicht. Der zweite Schwerpunkt liegt auf der

Darstellung der Struktur der Union und der EU-Erweiterung. Bei letzterem Thema, das in den Medien

häufig vorkommt und meistens sehr emotional debattiert wird, wurde auf kontroversielle Darstellungen

und kritische Betrachtung des Themas leider nicht eingegangen. Lediglich die Vorteile und Chancen

werden herausgestrichen.

4.3. Vergleich mit den approbierten Schulbüchern

Vorweg ein Überblick über die Gliederungen der folgenden zum Vergleich mit dem Modul B

herangezogenen Schulbücher.

Durchblick 7 - Geographie und Wirtschaftskunde für die 11. Schulstufe (Westermann) –

Neuer Lehrplan

● Gesamtwirtschaftliche Leistungen und Probleme – Wirtschafts- und Sozialpolitik

● Wirtschaftsstandort Österreich I – gesamtwirtschaftliche Aspekte und regionale

Industrieentwicklung

● Wirtschaftsstandort Österreich II – Handel, Verkehr, Tourismus, Land- und Forstwirtschaft

● „Fit für die Wirtschaft I“ – Unternehmensformen und Organisation des betrieblichen Alltags

● „Fit für die Wirtschaft II“ – Kunden, Konten, Kennzahlen

● Berufsorientierung und Arbeitswelt

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007

GW kompetent 3 - Geographie und Wirtschaftskunde für die 11. Schulstufe (Veritas)

● Gesamtwirtschaftliche Leistungen und Probleme – Wirtschaft und Sozialpolitik

● Wirtschaftsstandort Österreich

● Unternehmen und Berufsorientierung

● Zusatz für wirtschaftskundliche Realgymnasien

RGW 7 neu – Raum-Gesellschaft-Wirtschaft – Lehr- und Arbeitsbuch für die 7. Klasse an allgemein

bildenden höheren Schulen (Ed Hölzel)

● Die österreichische Volkswirtschaft im Überblick

● Wirtschaftsstandort Österreich

● Unternehmen und Berufsorientierung

● Zur Erweiterung und Vertiefung für das wirtschaftskundliche Realgymnasium und für das

Wahlpflichtfach

Die thematischen Großgliederungen der drei zur Untersuchung herangezogenen Schulbücher weisen

untereinander nur geringe Unterschiede auf. Alle behandeln die Aspekte und Themen der

„Gesamtwirtschaftlichen Betrachtung“, den „Wirtschaftsstandort Österreich“ und „Unternehmen“ und

„Berufsorientierung“.

In den Büchern GW kompetent 3 und RGW 7 gibt es im Unterschied zum Lehrbuch Durchblick 7 noch

Zusatzkapitel, die sich in beiden Fällen als „Zusatz“ oder „Erweiterung“ für wirtschaftskundliche

Realgymnasien verstehen. Inhaltlich sind diese Zusatzteile jedoch sehr verschieden. Im GW

kompetent 3 geht es vor allem um Unternehmensformen, Planung und Organisation von

Unternehmen, um Kennzahleninterpretationen, betriebliches Rechnungswesen und das

(Kennen)Lernen von Unternehmen vor Ort. Im RGW 7 hingegen werden der österreichische

Binnenmarkt und die für Österreich wichtigen Wirtschaftsbereiche „Gewerbe“, „Tourismus“ und

„Banken- und Versicherungswesen“ im Zusatzkapitel behandelt. Ähnlich wie im GW kompetent 3 gibt

es auch Kapitel zum betrieblichen Rechnungswesen und zum Besuch eines Unternehmens (hier

speziell eines Dienstleistungsunternehmens).

Thematisch und vom Umfang her [Zahlen zeigen die Seitenanzahl pro Thema im jeweiligen Buch]

unterscheiden sich die jeweiligen Lernunterlagen wie folgt:

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Themen \ Lehrbuch Durchblick 7* GW komp. 3 RGW 7 neu* Modul B

VW-Gesamtrechnung (BIP) 4 3 6 19/7

Konjunktur 1 1 1 12/2

Geld & Geldwert (Inflation) 1 3 - 28/7

Staatshaushalt (Budget) 4 4 6 31/7

Wirtschaftspolitik 10 4 6 -

Sozial- und Wohlfahrtspolitik 12 5/3° 6 -

Österr. Außenhandel 3 3 4 31/8

Im Zentrum Europas (EU) 13/7+ 6/1 8 22/4

Wirtschaftsstandort Österr. 44/2+ 16/4 15 -

Unternehmen 55/8+ 9 8 -

Arbeitswelt (Recht) 7 - 8 -

Berufsorientierung 5 2/2“ 3 -

Kapitel f. Wiku.-Realgym. - 18 23 -

SUMME 159/17+ 74/10 94 143/35

[Seitenanzahl pro Thema / Anzahl der Übungsseiten pro Thema] * Auf jeder Seite dieser Bücher sind Fragen und/oder Übungsbeispiele in Nebenspalten vorhanden. ° Anzahl der Übungsseiten die auch Fragen zu allen darüber liegenden Themenbereichen beinhalten. “ Anzahl der Übungsseiten zu den Themen Unternehmen und Berufsorientierung. + Anzahl der Übungsseiten die zusätzlich zu den Übungen der Nebenspalten vorhanden sind. Zu oben stehender Tabelle muss erwähnt werden, dass der ausschließliche Vergleich der

Seitenzahlen, keinen Rückschluss auf den tatsächlichen Umfang und die Tiefe der behandelten

Themen zulässt. Vor allem die Seiten im Modul B sind nicht annähernd so dicht beschrieben wie jene

in den Schulbüchern. Für einen realen Vergleich müssten die Seitenzahlen des Moduls B in etwa

durch 2 bis 5 (Divisor geschätzt und je nach betrachteter Seite unterschiedlich) dividiert werden, um

mit den Schulbüchern im Umfang vergleichbar zu sein.

Deutlich aus der Tabelle abzulesen sind jedoch die Bereiche die im Modul B nicht und in den

Schulbüchern schon behandelt werden. Vor allem die wichtigen Bereiche Wirtschafts- Sozial- und

Wohlfahrtspolitik kommen im Modul B nicht vor. Die anderen nicht vorhandenen Teile werden

teilweise im Modul C, das später in der Arbeit noch beleuchtet wird, abgehandelt.

Doch auch unter den Schulbüchern gibt es geringe Unterschiede. Besonders auffallend ist das Fehlen

eines Kapitels zu Geld & Geldwert im RGW 7. Betrachtet man heute die Weltwirtschaft, so ist

festzustellen das Finanztransaktionen einen weit höheren finanziellen Umfang erreichen, als alle

Güterströme zusammen genommen. Auf Grund dieser großen Bedeutung des Finanzsektors und der

wirtschaftlichen Bedeutung des Geldes, ist das Fehlen eines diesbezüglichen Kapitels besonders

bedauerlich. Ebenso bedauerlich ist das Fehlen eines arbeitsrechtlichen Kapitels im Lehrbuch GW

kompetent 3. Für die Schüler und Schülerinnen ist die rechtliche Verankerung von Arbeit im

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Wirtschaftsleben ein Bereich, der alle früher oder später betreffen wird und deshalb ist es schwer

einzusehen, dass auf diesen Bereich hier nicht eingegangen wird.

Aus der Tabelle lässt sich über die Seitenanzahl vor allem die Schwerpunktsetzung der einzelnen

Publikationen herauslesen. Die Schulbücher sind generell versucht möglichst alle Gebiete des

Wirtschaftslebens zu thematisieren. Besonders die wirtschaftspolitischen Bereiche und der

Wirtschaftsstandort Österreich werden ausführlich behandelt. Die Dominanz des letzten

Themenschwerpunkts ist sicherlich der Tatsache geschuldet, das die Lernunterlagen sich nach der

Bezeichnung des Unterrichtsfachs eben auch auf die Geographie beziehen müssen und wollen.

Interessanterweise fehlen genau diese Bereiche im Modul B. Auffallend ist hier jedoch, das der

Bereich „Staatshaushalt (Budget)“ ähnlich schwer gewichtet wird, wie die Hauptschwerpunkte „Geld

und Geldwert“ und „Österreichischer Außenhandel“ und damit ebenfalls zu den drei großen

Schwerpunkten zu zählen ist.

Betrachtet man abschließend die Gesamtsummen der Seitenzahlen, fällt auf, dass im Lehrbuch

Durchblick 7 wirtschaftskundlichen und –geographischen Inhalten mit Abstand am meisten Raum

eingeräumt wird (159 Seiten). Danach folgen, mit großem Abstand, die Lehrbücher von RGW 7 (94

Seiten) und von GW kompetent 3 (74 Seiten). Absolut gesehen liegt das Modul B mit 143 Seiten an

zweiter Stelle. Berücksichtigt man jedoch, dass die Seiten wesentlich weniger dicht beschrieben sind

und würde man daher die Seitenzahl ausgleichend durch angenommen 3 dividieren, läge es mit nicht

ganz 48 Seiten, nur mehr an letzter Stelle.

4.4. Lernziele und Übungsfragen

Zurückgreifend auf die sechs Kategorien der kognitiven Taxonomie nach Bloom, die in aufsteigender

Reihenfolge die Stufen Kenntnisse – Verstehen – Anwenden – Analyse – Synthese – Bewertung68

umfassen, soll hier eine Bewertung der in den Lehrbücher angestrebten Lernziele und eingesetzten

Übungsfragen erfolgen. Auf die schon in den vorigen Kapiteln eingegangenen Eigenschaften der

einzelnen Kategorien wird hier nicht noch einmal eingegangen.

In den Übungsfragen des Moduls B wird hauptsächlich die Reproduktion von Wissen angestrebt. Die

Fragen haben beispielhaft folgendes Aussehen:

- Du hast gelernt, aus welchen Teilen das Volkseinkommen berechnet wird. Wie nennt sich der Anteil

der Einkommen aus selbstständiger Tätigkeit? Schreibe die Antwort in die leere Zeile?69

- Du hast gelernt, dass manche Arten des Geldes als gesetzliche Zahlungsmittel dienen, manche

nicht. Welche der nachstehenden Aussagen sind richtig? Kreuze die richtigen Aussagen an!70

- In der Lektion „Globalisierung“ hast du erfahren, was zur Globalisierung geführt hat. Nenne die vier

Hauptursachen der Globalisierung!71

68 Vgl. SITTE, WOLFGANG (2000): Taxonomie. a.a.O., S. 473-475 69 WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2007): UnternehmerführerscheinAT Lehrerbegleitunterlage Modul B. Graz: bit media e-Learning solution, S. 43. 70 Ebd. S. 81. 71 Ebd. S. 168.

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Die Antworten sind entweder einfach aufzuschreiben, in einen Lückentext einzufügen oder multiple

choice mäßig anzukreuzen und konzentrieren sich auf reines Wortwissen72. Somit reichen die

Anforderungen der Aufgaben nicht über die Ebene der Kenntnisse nach der Bloom´schen

Taxonomie73 hinaus. Interpretationen, Analysen oder Bewertungen sind keine Anforderungen die bei

der Beantwortung der Fragen eingefordert werden.

Anders sieht es dagegen bei den Übungsfragen in den Schulbüchern aus. Folgende Beispiele für

Fragen illustrieren die Anforderungen dort.

- Die Arbeitslosigkeit sinkt um 5000 Personen, die Zahl der Umschulungen steigt um 5000. Wie

reagieren Sie als Oppositionspolitiker/in, wie als Regierungspolitiker/in?74

- Bewerte die derzeitige Konjunktur. Welche der vier Phasen [Expansion/ Boom/ Rezession/

Depression] würdest du sie zuordnen? Begründe deine Aussage.75

- Kann man mit „Ökosteuern“ oder „Umweltabgaben“ gezielte Umweltpolitik machen? Begründen Sie

ihre Aussage.76

Deutlich wird sichtbar, dass es bei diesen Fragestellungen primär nicht mehr um die Reproduktion von

Wissen geht, sondern das hier Interpretationen, Stellungnahmen, begründete Argumentationen und

Bewertungen im Fordergrund stehen. Betrachtet man diese Anforderungen nach dem Bloom´schen

Schema, zeigt sich das die Anforderungen bis in die höchste Kategorie der Bewertung reichen.

4.5. Layout der Unterlagen

Das Modul B ist im Gegensatz zu den anderen Modulen dieser Serie in gelb gehalten. Es gibt

demnach auf alle Module bezogen ein Leitfarbensystem. Innerhalb des Moduls B sind die Kapitel

farblich nicht unterschieden, jedoch mittels in grün gehaltenen Symbolbildern am rechten Seitenrand

auch im zugeklappten Zustand leicht voneinander zu unterscheiden. Die Schrift ist durchgehend

einheitlich und variiert nur hinsichtlich der Schriftgröße beziehungsweise durch die Farbgebung (Gelb,

Schwarz, Braun und Weiß) oder Strichstärke. Dies ergibt in Summe ein anschauliches Schriftbild und

eine gutes und übersichtliches Layout.

Negativ zu bewerten sind hingegen die fast ausschließlich zur Illustration eingesetzten Bilder und

Photos. Sie stehen oberflächlich mit dem Lehrstoff in Verbindung, weisen aber kein

Vermittlungsinteresse auf und eignen sich nicht für Interpretationen. Auch verfügen sie über keine

Quellenangaben oder Bildunterschriften. Besser in den Text integriert sind die eingesetzten

Diagramme, Schaubilder und Tabellen. Sie werden zur Wissensvermittlung herangezogen und dienen

72 Vgl. auch SITTE, WOLFGANG (2001): Lernergebniskontrolle und Leistungsbeurteilung,. a.a.O., S. 285: „Aus sprachlichen und sachlichen Gründen ist von Lückentexten abzuraten“. 73 SITTE, WOLFGANG (2000): Taxonomie. In: Sitte, Wolfgang und H. Wohlschlägl (Hrsg.)(2001): Beiträge zur Didaktik des „Geographie und Wirtschaftskunde“-Unterrichts. Materialien zur Didaktik der Geographie und Wirtschaftskunde, Bd. 16. Wien, S. 474 74 HOFMANN-SCHNELLER, M./ M. DERFLINGER/ G. MENSCHICK/ P. RAK (2006): Durchblick 7. Geographie und Wirtschaftskunde für die 9. Schulstufe. Neuer Lehrplan. Wien: Westermann, S. 69. 75 KLAPPBACHER, OSWALD UND GERHARD KARL LIEB (2006): GW Kompetent 3. Geografie und Wirtschaftskunde für die 11. Schulstufe. Linz: Veritas, S. 59. 76 SITTE, C./ W. SITTE/ W. MALCIK (2006): RGW 7. Raum – Gesellschaft – Wirtschaft. Lehr- und Arbeitsbuch für die 7. Klasse an allgemein bildenden höheren Schulen. Wien: Hölzel, S. 56.

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 nicht als bloße Lückenfüller, wie die Bilder und Photos. Sie erleichtern das Verständnis und sind

optisch ansprechend gestaltet.

Zwei der Schulbücher sind vom Schriftbild her dem Modul B sehr ähnlich, obwohl die Seiten wie schon

erwähnt dichter beschrieben sind. Die Lehrbücher Durchblick 7 und GW kompetent 3 verwenden

ebenfalls nur einen Schrifttyp, jedoch nur in der Farbe Schwarz. Das Schriftbild im RGW 7 hebt sich

von den anderen ab, da mehr als eine Schriftart eingesetzt wird, wodurch ein uneinheitlicheres

Schriftbild und ein unansehnlicheres Seitenlayout entstehen. Allen Schulbüchern gemeinsam ist die

Verwendung von Bildern, Graphiken und Tabellen die durchgehend mit dem Text in Verbindung

stehen und ein gezieltes Vermittlungsinteresse aufweisen. Einzig einige Bilder im GW kompetent 3

weisen diesbezüglich Mängel auf. Es fehlen generell weder Quellenangaben noch Bildunterschriften.

Die Kapitel sind nur im GW kompetent 3 durch ein Farbleitsystem gut ersichtlich. Im Durchblick 7 sind

lediglich die Teile die sich auf die vertiefende Wirtschaftskunde beziehen färbig hervorgehoben, die

einzelnen Kapitel aber nicht. Letzteres trifft auch auf das RGW 7 zu, dass keinerlei Farbleitsystem

aufweist. Im GW kompetent 3 und im RGW 7 wäre es auch anzuraten etwas zeitgemäßere Bilder zu

verwenden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass keines der vier betrachteten Lehrbücher über ein optimales

Layout verfügt und es überall kleiner oder größer Mängel gibt. Diesem besonders wichtigen Punkt wird

scheinbar zu wenig Interesse geschenkt, obwohl dies für die Vermittlung von Lehrinhalten und den

publizistischen Erfolg des Mediums von entscheidender Bedeutung ist.

4.6. Fazit B

Durch das einseitige und geringe Anforderungsniveau des Lehrbuchs zum Modul B des

Unternehmerführerscheins, gegeben durch die Konzentration auf eine reine Wissens- und

Faktenvermittlung, stellt es wohl keine Alternative zu den gängigen Schulbüchern dar. Auch was die

Themenvielfalt und die Abstimmung auf die allgemeinen Bildungs- und Lehrziele angeht, kann das

Modul B nicht mit den Schulbüchern mithalten und dies obwohl eine Orientierung am Lehrplan des

Fachs Geographie und Wirtschaftskunde der AHS Oberstufe postuliert wurde.

Weder das Denken in Alternativen noch das Kontroversitätsgebot im Zuge der Politischen Bildung

werden hier realisiert. Besonders schwer wiegt die Absenz des „Menschen“ im gezeigten

Wirtschaftsleben. Viel wird über Definitionen, wirtschaftliche Mechanismen, zeitliche Abläufe,

Strukturen, Organisationsformen, etc. berichtet aber die gesellschaftlichen Implikationen werden in

keinster Weise berücksichtigt. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema wird auch dadurch

erschwert, weil selbst die eingesetzten Modelle und Theorien die zur Erklärung der Sachverhalte

herangezogen werden, nicht hinterfragt werden. Weiters fehlt eine Anbindung an die Lebenswelt der

SchülerInnen. Es gibt keine Beispiele die darauf Bezug nehmen, wodurch eine persönliche

Einbeziehung beziehungsweise die Herstellung eines Realitätsbezuges für die SchülerInnen kaum

möglich wird. Das Bild der Wirtschaft bleibt ungeheuer abstrakt, die Darstellung der ökonomischen

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Prozesse bleibt dadurch „leblos“ und erklärt nicht die Motive und Einflussmöglichkeiten der

wirtschaftlichen Akteure. Gesellschaftliche Auswirkungen und Probleme die in Bezug zum

ökonomischen Handeln entstehen müssen dadurch geradezu auf der Strecke bleiben.

Auch das wirtschaftlich von entscheidender Bedeutung seiende politische Umfeld wird nicht

berücksichtigt. Das hinter allen ökonomischen Handlungen auch Interessen, Interessensgruppen und

Lobbies stehen kann dadurch nicht beleuchtet werden. Machtstrukturen und Netzwerke im

Wirtschaftsleben bleiben dadurch unerkannt.

Dasselbe gilt für die mehr und mehr ins Blickfeld geratenen ökologischen Auswirkungen

wirtschaftlichen Handelns. Die zunehmende ökonomische Beeinflussung der menschlichen, tierischen

und pflanzlichen Lebenswelten und somit unserer Lebensgrundlagen wird ebenfalls nicht behandelt.

Dadurch, dass das Lehrbuch einen eher lexikalischen Charakter besitzt, könnte überspitzt zum

Abschluss formuliert werden, dass damit die in Modul B selbst gesteckten Ziele, nämlich die

SchülerInnen fit für die Zukunft zu machen beziehungsweise sie auf die Anforderungen der Arbeitswelt

vorzubereiten im Eigentlichen nicht erfüllt werden.

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 5. Modul C

5.1. Überblick über Modul C

Das Lehr- und Lernbuch des Moduls C77 ist in sechs Kapitel unterteilt. Die einzelnen Kapitel sind

einheitlich aufgebaut und gliedern sich – analog zu den anderen Modulen - in folgende Teile: Textteil,

Zusammenfassung, Tipps & Links und Übungsteil. Im Anschluss an die Kapitel befinden sich die

Lösungen zum Übungsteil, ein Glossar und der Index.78

Das Modul C, das die 14- bis 19-Jährigen SchülerInnen zur Zielgruppe hat, beschäftigt sich mit den

Grundlagen der Betriebswirtschaft. Es werden u.a. Themen wie Entwicklung und Umsetzung von

Geschäftsideen, Produkt-, Preis- und Vertriebspolitik, Marketing und Werbung behandelt. Weiters

erfahren die SchülerInnen das Wichtigste über die rechtlichen Grundlagen für Unternehmen wie z.B.

Arbeitsrecht- und Sozialrecht, und über das richtige Kommunizieren im Geschäftsalltag.

Auf diesen Inhalt aufbauend enthält das vierte und letzte Modul, genannt Modul UP, ergänzende

betriebswirtschaftliche Inhalte mit dem Schwerpunkt auf dem Bereich Rechnungswesen, wie z.B.

Einnahmen- und Ausgabenrechnung, doppelte Buchhaltung, Einkommen- und Umsatzsteuer. Der

Unternehmerführerschein kann in Österreich nach Abschluss des letzten Moduls auf den

kaufmännischen Teil der Unternehmerprüfung angerechnet werden; siehe dazu

Unternehmerprüfungsordnung §8a: „Die Unternehmerprüfung entfällt weiters, wenn der

Prüfungswerber nachweist, dass er den Unternehmerführerschein der Wirtschaftskammer Österreich

erfolgreich absolviert hat.“.79

Im Einzelnen lauten die Kapitel wie folgt:

Kapitel 1 Von der Idee zur Marktchance: Das Management erfolgreicher Innovationen

Kapitel 2 Erfolgreich durch Marketing: Der Kunde im Mittelpunkt

Kapitel 3 Ein Unternehmen organisieren und mit anderen zusammenarbeiten

Kapitel 4 Der Business Plan: Die Grundlage für die Finanzierung

Kapitel 5 Rechtliche Grundlagen für Unternehmer

Kapitel 6 Business Kommunikation: Verständigung und Auftreten im Geschäftsleben

Die Textteile von Kapitel 2 und 3 sind am umfangreichsten, sie nehmen 53 bzw. 49 Seiten ein,

während das Kapitel über die korrekte und moderne Geschäftskorrespondenz (Kapitel 6) am

kürzesten ausgefallen ist und auf 13 Seiten abgehandelt wird. Im Anschluss an das jeweilige Kapitel 77 WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2007): Unternehmerführerschein. Modul C. Wien: Bit Media 78 Eine stichprobenartige Überprüfung des Index von Modul C ergab, dass viele Begriffe mit falschen Seitenangaben versehen sind. Beispiele: Management bei Objectives, To-Do-Liste, Wertschöpfungskette. 79 Hhttp://www.sbg.ac.at/ver/links/bgbl/2004b114.pdfH. Abgerufen: 28. November 2007

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 sollen die SchülerInnen das Gelernte in Form von sehr kurz gehaltenen Fragen, zwischen 9 und 19 an

der Zahl, überprüfen, wobei es sich bei den meisten Fragen um Multiple-Choice-Fragen handelt (mehr

dazu in Kapitel 5.6. dieser Arbeit).

Zusätzlich zur Lernunterlage wird von bit media e-Learning solution GmbH & Co KG, dem Verlag der

vorliegenden Materialien, ein e-Learning Kurs zur Vorbereitung auf die

Unternehmerführerscheinprüfung angeboten, und zwar in Form einer CD-Rom. Dieser multimediale

Kurs, der die wesentlichen Inhalte vermittelt und interaktive Aufgaben zur Lernerfolgskontrolle enthält,

kann als kostenlose Demoversion unter

http://www.bitmedia.cc/inforum/contentview.php/de/produkte/uf2.ihtml (abgerufen am 28. November

2007) getestet werden.

Weiters ist zu Modul C, wie auch zu den anderen Modulen, eine Lehrerbegleitunterlage80 erhältlich, in

der zu den einzelnen Kapiteln sogenannte „weiterführende didaktische Anregungen“ (Vorschläge und

Anregungen für Gruppenarbeiten, Diskussionen, Internetrecherchen etc.) zu finden sind. Dieser

Unterlage ist eine CD mit Präsentationsfolien, Übungsblättern und Fragebögen beigelegt.

5.2. Allgemeine Bemerkungen

Das Modul C ist laut Angabe im Lehrerbegleitheft 81auf die Bildungs- und Lehraufgabe „Verständnis

grundlegender Zusammenhänge in betriebs-, volks- und weltwirtschaftlichen Bereichen sowie

Kenntnis gesamtwirtschaftlicher Gesetzmäßigkeiten, Strukturen und Probleme“ im Geographie- und

Wirtschaftskundelehrplan für die Oberstufe abgestimmt. Weitere Kommentare zur Ausrichtung am

Lehrplan sind in der Auflage von 2007 nicht zu finden.

Im Oberstufenlehrplan der AHS82 werden bei den Bildungs- und Lehraufgaben explizit weitere

Akzente hinsichtlich der betriebswirtschaftlichen Ausbildung der SchülerInnen gesetzt. So sollen die

SchülerInnen Einblicke in innerbetriebliches Geschehen und in den Wandel der Produktionsprozesse

erhalten. Weiters soll das Interesse für ein Erwerbsleben im selbständigen Bereich geweckt werden.

Es stellt sich nun hierbei die Frage, wie viel BWL notwendig ist, damit die SchülerInnen im Sinne von

„Wirtschaftserziehung“ wirtschaftliche Urteilsfähigkeit erlangen und zukünftige Aufgaben und

Probleme von bestimmten „Rollen“ (z.B. ArbeitnehmerIn bzw. ArbeitgeberIn) erkennen?

Im Zuge der Wirtschaftserziehung muss nach W. Sitte83 die wichtige Rolle des Unternehmers in der

heutigen Gesellschaft deutlich aufgezeigt werden, die Vermittlung von wirtschaftsberuflichem

Spezialwissen und die Vorbereitung des Schülers/der Schülerin auf dessen Rolle überlässt W. Sitte

dann doch den kaufmännischen Schulen wie Handelsakademie bzw. Handelsschule. In Anbetracht

80 WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2007): Unternehmerführerschein. Lehrerbegleitunterlage Modul C. Wien: Bit Media 81 WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2007): Unternehmerführerschein. Lehrerbegleitunterlage Modul C. Wien: Bit Media , S. 6. 82 (2007): Geographie und Wirtschaftskunde. Lehrplan der AHS-Oberstufe (online). a.a.O. 83 SITTE, WOLFGANG (2000): Wirtschaftserziehung. In: Sitte, Wolfgang und H. Wohlschlägl (Hrsg.)(2001): Beiträge zur Didaktik des „Geographie und Wirtschaftskunde“-Unterrichts. Materialien zur Didaktik der Geographie und Wirtschaftskunde, Bd. 16. Wien, S. 545 f.

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 des schnellen technologischen und organisatorischen Wandels in den Betrieben verlangt die

Wirtschaft von MaturantInnen vielmehr Kompetenzen wie Selbständigkeit, Bereitschaft zur

Übernahme von Verantwortung, Kreativität und Flexibilität, Problemlösungs- und

Entscheidungskompetenz, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, also die sogenannten

Schlüsselqualifikationen, die erstmals 1974 von Mertens vorgestellt wurden. 84

Christian Reiner85 spricht sich für eine mehrperspektivische Betrachtung des Phänomens Betrieb bzw.

Unternehmen aus, da rein betriebswirtschaftliche Erkenntnisse oft nicht ausreichen, um die

vielschichtigen Facetten eines Unternehmens zu beleuchten. Nach Reiner haben GW-LehrerInnen oft

einen mehrperspektivischeren Blick, d.h. sie betrachten Probleme aus unterschiedlicheren

Perspektiven, als dies so manche studierte BWLerInnen tun.86

Die folgende Analyse des Inhalts des Moduls C – inklusive dem Vergleich mit ausgewählten

Schulbüchern der 7. Klasse – und der Beurteilung der in diesem Modul enthaltenen Übungsfragen,

Bilder und Graphiken werde ich mit einer kurzen Überprüfung der im Unternehmerführerschein am

Anfang jedes Kapitels angeführten Lernziele in Hinblick auf ihre Zielorientierung beginnen. Bei der

anschließenden Untersuchung der Inhalte der jeweiligen Kapitel werde ich folgende Fragen

berücksichtigen, die ich großteils aus dem Schulbuchraster zur Beurteilung von GW-Schulbüchern 87

entnommen habe:

• Entspricht der Inhalt den gegenwärtigen fachdidaktischen Konzeptionen des Unterrichtsfaches

Geographie- und Wirtschaftskunde? Steht menschliches (ökonomisches) Handeln im

Vordergrund, oder vielmehr betriebswirtschaftliche Theorien?

• Wird Wirtschaftskunde als Wirtschaftserziehung aufgefasst? Geht es um die Ausbildung von

wirtschaftlichem Urteilen und Handeln, oder um reine Vermittlung von betriebswirtschaftlichen

Grundbegriffen?

• Wird die Forderung nach Schülerorientierung erfüllt? Wird an die Erfahrungswelt der

SchülerInnen und an alltagsweltliche Probleme angeknüpft?

• Inwieweit wird der Auftrag zur Politischen Bildung berücksichtigt? (siehe dazu Ausführung in

der Einleitung)

84 Vgl. SITTE, WOLFGANG (2000): Wirtschaftserziehung. a.a.O., S. 549. 85 Vgl.: REINER, CHRISTIAN (2007): „OeC.“ – Ein neues Handbuch der Wirtschaftskunde. Anregungen, Materialien und Kritik als Impulse für den eigenen (G)W-Unterricht unter besonderer Berücksichtigung betriebswirtschaftlicher Fragestellungen. In: GW-Unterricht 106. Wien, S. 95-96 86 Vgl.: ebda., S. 96 87 Vgl.: SITTE, CHRISTIAN (2000): Das GW-Schulbuch. In: Sitte, Wolfgang und H. Wohlschlägl (Hrsg.)(2001): Beiträge zur Didaktik des „Geographie und Wirtschaftskunde“-Unterrichts. Materialien zur Didaktik der Geographie und Wirtschaftskunde, Bd. 16. Wien, S. 467f online:Hhttp://www.univie.ac.at/geographie/ifgr/stzw/lehramt/fachdidaktik/home/chsSCHULBUCH.htm

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007

5.3. Die Lernziele

Nach W. Sitte 88 muss Unterricht Ziele haben, denn ein Unterricht ohne Lernziele wäre chaotisch, und

die Erziehungsfunktion ginge vollkommen unter.

Eine mögliche Klassifizierung der Lernziele ist jene in kognitive, psychomotorische, affektive und

soziale Ziele. Es geht also neben Wissen, Verständnis und Analyse um motorische Fähigkeiten und

einen angemessenen Umgang mit (wirtschaftskundlichen) Instrumenten. Weiters – und diese Punkte

sehe ich als ganz wesentlich an - ist die soziale und emotionale Kompetenz zu fördern, wobei es vor

allem um die Verinnerlichung von Werthaltungen und die Vermittlung sozialer Verhaltensweisen geht.

Auch wenn sich die beiden letzten Ziele nicht sinnvoll operationalisieren lassen und im Unterricht nicht

mit Lernkontrollen überprüft werden können, darf es keinesfalls eine Beschränkung auf die rein

kognitive Ebene geben.

Auf der ersten Seite jedes Kapitels im Lehrerbegleitheft zum Unternehmerführerschein wird ein

Überblick über den Inhalt („In diesem Kapitel erfahren Ihre Schüler…“) und die „Ziele“ („Nach diesem

Kapitel können Ihre Schüler…“) gegeben. SchülerInnen sollen so zum Beispiel „zwischen den

verschiedenen Formen der Erwerbstätigkeit unterscheiden“ können oder die „Möglichkeiten der

Findung von Geschäftsideen wiedergeben.“ Auch einige weitere Ziele in den anschließenden Kapiteln

erinnern eher an bloßes Abfragewissen als an eine Fokussierung auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten,

die es im Unterricht zu vermitteln gilt. Die Inhaltskomponente, d.h. der inhaltliche Bereich der

jeweiligen Kapitel, steht bei den vorzufindenden Formulierungen ganz klar im Vordergrund, Medien

und Verfahren sind in den angeführten Zielen gar nicht zu finden.

5.4. Inhalte

Das erste Kapitel des Moduls C hat den Titel „Von der Idee zur Marktchance“ und soll die Wichtigkeit

einer guten und wohlüberlegten Geschäftsidee für den Erfolg eines Unternehmens darstellen. Zu

Beginn werden die unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnisse durchgenommen, wobei den

atypischen Arbeitsverhältnissen nicht einmal ganz eine Seite gewidmet wird. Man beschränkt sich

dabei auf äußerst kurz gehaltene Erklärungen (ein Satz pro Typ) und die Bemerkung „Seit Anfang der

1980er Jahre ist ein starker Anstieg dieser Beschäftigungsverhältnisse in Europa zu verzeichnen“,

ohne die vielfältigen Gründe für dieses Steigen in irgendeiner Form zur Sprache zu bringen. Weiter

geht es mit dem Unterkapitel „Österreichs Unternehmen“, in dem die Kriterien für die Abgrenzung der

verschiedenen Unternehmensgrößen angeführt werden. In Bezug auf Österreich begnügt man sich

mit einer Tabelle mit dem prozentuellen Anteil der Unternehmen und der Beschäftigten in den

jeweiligen Unternehmensgrößen, wobei die Zahlen der Tabelle - genauso wie in der vorigen Auflage

200589 - aus dem Jahr 2003 stammen. Als Anmerkung sei zu erwähnen, dass am Text für die Auflage

88 Vgl.: SITTE, WOLFGANG (2000): Zielorientierung. In: Sitte, Wolfgang und H. Wohlschlägl (Hrsg.)(2001): Beiträge zur Didaktik des „Geographie und Wirtschaftskunde“-Unterrichts. Materialien zur Didaktik der Geographie und Wirtschaftskunde, Bd. 16. Wien, S. 555 89 WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2005): Unternehmerführerschein. Modul C. Wien: Manz Crossmedia, S. 16

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 2007 gegenüber der vorhergehenden Auflage 2005 bis auf das Layout kaum etwas verändert wurde,

also auch keine Aktualisierung von Statistiken oder Daten vorgenommen wurde.

Anschließend werden die Chancen und Risiken der Selbständigkeit besprochen, ohne jegliche

realitätsnahe Beispiele. Man erfährt, dass 50 Prozent von neu gegründeten Unternehmen innerhalb

der ersten vier Jahre aufgeben (müssen), leider aber nicht, welcher Quelle diese Zahl entnommen ist

und aus welchem Jahr sie stammt. Danach soll gezeigt werden, wie neue Geschäftsideen entwickelt

und umgesetzt werden können, und mit welchen Kriterien ihre Chancen bewertet werden. Gerade

hier, wo es nicht um reproduzierbares Wissen geht, fällt sehr stark auf, dass den AutorInnen nicht viel

daran gelegen sein dürfte, Beispiele anzuführen und die Themen mit mehr Originalität aufzubereiten,

denn man begnügt sich damit, Innovationsgrad, Markt-, Kosten-, Zeitgerechtheit wie in einem

Nachschlagewerk bzw. Lexikon abzuhandeln. Meine größte Kritik diesbezüglich gilt jedoch der

Zusammenfassung (und dies gilt für alle in Modul C vorzufindenden Kapitel-Zusammenfassungen!), in

der sich diese Aufzählung von Begriffen inklusive (fragwürdigen) Erläuterungen weiter fortsetzt. „Eine

zeitbezogene Erfindung nennt sich Invention.“ oder „Ideen finden: Prognosetechniken dienen zum

Bestimmen von zukünftigen Trends, Kreativitätstechniken hingegen zum Finden von Ideen.“ Was war

die Intention, die hier dahinter steckt? Wollte man damit vielleicht Merktexte produzieren? Wenn ja, so

ist dies erstens kläglich an der inhaltlichen Darstellung gescheitert. Zweitens bieten

zusammenfassende Merktexte in dieser Form nach Ch. Sitte90 lediglich ein Wortwissen zum

Auswendiglernen an, was entschieden abzulehnen ist. Und drittens ist die Zusammenfassung von

Themen, die im davor liegenden Textteil mit kaum mehr Tiefe behandelt werden, mehr als fragwürdig.

Handelt es sich um sinnvolles Merkwissen, so fände ich die Idee eines selbstgestalteten

wirtschaftskundlichen Lexikons, das im Laufe der Schuljahre erweitert bzw. ergänzt wird und in dem

Begriffe in der eigenen Formulierung festgehalten werden, weitaus besser.

Am Ende des Kapitels finden sich die sogenannten Übungsblätter, auf die ich später zu sprechen

komme.

Kapitel zwei hat die Marketingplanung und –umwelt eines Unternehmens zum Thema und behandelt

unter anderem Arten der Datenerhebung, die Einteilung des Gesamtmarktes in Marktsegmente und

diverse Entscheidungen des Unternehmers im Rahmen seiner Produkt-, Distributions- und Preispolitik.

Bezüglich der Wirkung des Marketings auf die Gesellschaft wird stichwortartig eine Reihe von

positiven und auch negativen Aspekten aufgezählt, welche im Unterricht „ausbaufähig“ hinsichtlich

kritischer Beurteilung von Werbung-/Marketingstrategien wären. Durch das gesamte Kapitel zieht sich

das Beispiel von Viki und Robbie, die mit dem „Jodl-Pop“ im Musikgeschäft Fuß fassen möchten, die

Aufnahme von CDs und Videos planen und schließlich auch Konzerte geben wollen. Egal, ob es um

die Arten der sozialen Verantwortung, um die Einflüsse auf die Kaufentscheidung der Konsumenten

oder um die Phasen des Produktlebenszyklus geht, die überwiegend sachliche Abhandlung der

verschiedenen Themen wird durch die konkrete Einbindung des Beispiels bei insgesamt zwanzig

Bereichen des Marketingmixes zumindest ansatzweise im Sinne einer lebensweltlichen Darstellung

durchbrochen. 90 Vgl.: SITTE, CHRISTIAN (2000): Das GW-Schulbuch. In: Sitte, Wolfgang und H. Wohlschlägl (Hrsg.)(2001): Beiträge zur Didaktik des „Geographie und Wirtschaftskunde“-Unterrichts. Materialien zur Didaktik der Geographie und Wirtschaftskunde, Bd. 16. Wien, S. 450 online:Hhttp://www.univie.ac.at/geographie/ifgr/stzw/lehramt/fachdidaktik/home/chsSCHULBUCH.htm

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, wie man ein Unternehmen sinnvoll organisieren und

steuern kann. Aufbau- und Ablauforganisation werden genauso besprochen wie verschiedene

Führungsstile, die Motivation der MitarbeiterInnen und die Zusammenarbeit im Team. Ausgangspunkt

der Überlegungen ist ein Auszug eines Berichtes aus der Internetausgabe der Tageszeitung „Die

Presse“ über die AUA-Gruppe und deren geplante Senkung der Gewinnprognose und Erhöhung der

Kerosinzuschläge. Das Unterkapitel Aufbauorganisation wird anhand eines Reisebüros realitätsnäher

gebracht. Die Steuerung eines Unternehmens wird relativ ausführlich behandelt und überzeugt im

Inhalt, da Unternehmer in ihrer Unternehmerpersönlichkeit für den Schüler und die Schülerin

greifbarer dargestellt sind als in den vorherigen Kapiteln.

Kapitel vier hat die Bausteine des Business Plans zum Inhalt, wobei das Hauptaugenmerk auf das

Thema Finanzierung bzw. Finanzierungsinstrumente gelegt wird. Ähnlich wie in Kapitel zwei zieht sich

wieder ein Beispiel, hier jenes des Unternehmers Web-Karli, quer durch die finanzplanerischen

Fragestellungen in einem Unternehmen. Die SchülerInnen lernen, wie eine Plan-Gewinn- und

Verlustrechnung aufgestellt wird, wie ein Leistungsbudget aussehen kann und was ein Finanzplan ist.

In Kapitel fünf werden die rechtlichen Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln in

Österreich durchgenommen. Die SchülerInnen erhalten konkrete Hinweise, welche rechtlichen

Aspekte bei einer Unternehmensgründung zu beachten sind. Gewerbeberechtigung und

Rechtsformen für Unternehmen werden ebenso behandelt wie Grundzüge des Individualarbeitsrechts

und Kollektivarbeitsrechts.

Das letzte Kapitel, Kapitel sechs, beschäftigt sich auf 13 Seiten mit der korrekten

Geschäftskorrespondenz. Es wird erläutert, wie Visitenkarten, Memos und Geschäftsbriefe zu

gestalten sind und worauf bei Business Kommunikation mit E-Mail zu achten ist.

5.5. Vergleich mit den Schulbüchern

Für den Vergleich des Moduls C mit ausgewählten Inhalten in den Schulbüchern der 7. Klasse wird

hauptsächlich das Schulbuch Durchblick 791, erschienen im Westermann-Verlag, herangezogen. Ein

Blick in das Inhaltsverzeichnis des Schulbuches zeigt, dass sich die AutorInnen in Struktur und Aufbau

des Buches eng an den Lehrplan der 7. Klasse anlehnen. Die beiden Kapitel des Schulbuches, die

sich hauptsächlich mit betriebswirtschaftlichen Fragestellungen beschäftigen (Kapitel 8 und 9),

nehmen 50 Seiten ein, das sind rund 23% des gesamten Lehrwerkes. In Analogie zu den im

Lehrplan92 kursiv gesetzten Lernzielen für das Wirtschaftskundliche Realgymnasium werden in

Durchblick 7 jene Themenbereiche, die für diesen Schultyp verbindlich vorgesehen sind, mit der

Abkürzung WIKU gekennzeichnet. Im Vorwort93 weist man darauf hin, dass sich diese Inhalte gut als

Vertiefung bzw. Erweiterung in „allgemeinen“ Gymnasien eignen. Konkret handelt es sich im

vorliegenden Lehrbuch um zirka die Hälfte der betriebswirtschaftlichen Inhalte in den genannten

91 HOFMANN-SCHNELLER, M./ M. DERFLINGER/ G. MENSCHICK/ P. RAK (2006): Durchblick 7. Geographie und Wirtschaftskunde für die 11. Schulstufe. Neuer Lehrplan. Wien: Westermann 92 BMUKK (2007): Geographie und Wirtschaftskunde. Lehrplan der AHS-Oberstufe 2004. (online) a.a.O., S. 4 bzw. siehe SITTE Ch. (2004a) Hhttp://www.eduhi.at/dl/LP2004wn125.pdfH 93 Durchblick 7, a.a.O., S. 4

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 Kapiteln. Beim Vergleich mit dem Unternehmerführerschein soll in der Folge auf diese Unterscheidung

nicht eingegangen werden.

Der Einstieg in das Kapitel „Unternehmer sein in Österreich“ erfolgt im Schulbuch über

Zeitungsausschnitte, in denen dem Rekord an Unternehmungsgründungen der Rekord an

Insolvenzen gegenübergestellt wird. Der anschließende Text und die Tabelle über die Chancen und

Risiken der Selbständigkeit ermöglichen den SchülerInnen einen spannenden und neutralen

Blickwinkel beim Einstieg in das Thema. Außerdem wird durch die gestellten Aufgaben Raum für die

Frage nach weiteren Vor- und Nachteilen der Selbständigkeit zugelassen. Im

Unternehmerführerschein ist dagegen ein realitätsnaher Ansatz im ersten Kapitel, dessen Themen alle

auch im Schulbuch behandelt werden, nur sehr schwer erkennbar. Allgemein kann gesagt werden,

dass UnternehmerInnen, so wie sie in Kapitel 1 dargestellt werden, in ihrer Unternehmerpersönlichkeit

für die SchülerInnen nicht greifbar sind. Betrachtet man das Thema unternehmerische Selbständigkeit

als einen Teil der ökonomischen Kompetenzen, so wäre ein konkreter und lebensweltlicher Ansatz bei

der Beschäftigung mit Unternehmen im Kontext wirtschaftlicher Fragestellungen wünschenswert. So

könnten die SchülerInnen ihre Rolle und ihre möglicherweise zukünftige Verantwortung für ein

Unternehmen als Auszubildende oder als abhängige Beschäftigte besser reflektieren.

Das Thema Marketing, mit dem sich das zweite Kapitel von Modul C beschäftigt, ist wesentlich

umfangreicher als im Schulbuch ausgefallen, was aber nicht unbedingt bedeutet, dass die sachlich-

fachliche Tiefe generell gestiegen sei. Im Unternehmerführerschein dominieren in diesem Kapitel

Begriffsaufzählungen, die den Leser/die Leserin oft an ein Lexikon erinnern lassen. Arten von sozialer

Verantwortung, Arten von Käufern, Arten der Kaufentscheidung in einer Organisation oder Arten der

Preisdifferenzierung sind nur einige Beispiele.

Die Darstellung der Grundtypen betrieblicher Organisationsstrukturen ist eindeutig im Schulbuch

übersichtlicher und „wissenschaftlicher“ gelungen als in Modul C. Einlinien- und Mehrlinien-System,

Sparten- und Matrix-Organisation sind im Schulbuch visuell sehr anschaulich durch schematische

Darstellungen erklärt, während in Modul C Abteilungen nach Verrichtungen und nach Objekten

gegliedert werden.

In Modul C ist dem Businessplan ein eigenes Kapitel im Umfang von ca. 25 Seiten gewidmet, wobei

das Erstellen von Plan-Gewinn- und Verlustrechnung, Leistungsbudget, Finanzplan und Planbilanz

mehr im Detail beschrieben wird als im Schulbuch.

Das Thema „Rechtsformen von Unternehmen“ ist für SchülerInnen im Modul C besser aufbereitet als

im Schulbuch, da die einzelnen Rechtsformen mit Schaubildern visualisiert sind und immer wieder mit

Hilfe von Beispielen erklärt werden, während im Schulbuch lange Textteile dominieren. Dass die

Entscheidung, welche Rechtsform für das zukünftige Unternehmen gewählt wird, weitreichende

Folgen hat, wurde ebenfalls im Unternehmerführerschein besser herausgearbeitet.

Was den letzten Teil in Modul C, jenen zur Business-Kommunikation, betrifft, glaube ich, dass es doch

lohnenswert ist, den SchülerInnen als überlegt handelnde Personen im Wirtschaftsalltag Einblicke in

Verständigung und Auftreten im Geschäftsleben zu geben. Im Schulbuch findet man dazu nur

vereinzelt Ansätze.

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007

5.6. Übungsfragen

Am Ende jedes Kapitels der Lernunterlage zu Modul C befinden sich die sogenannten Übungsblätter.

Darin werden den SchülerInnen zwischen 9 und 19 Fragen gestellt, wobei es sich dabei in erster Linie

um Multiple-Choice-Frage (wie sie auch bei der Prüfung gestellt werden) und Lückentexten handelt.

Die nachstehende Tabelle gibt einen Überblick über die Aufgabentypen (in Anlehnung an W. Sitte94)

in den Übungsblättern.

Aufgabentyp Kap. 1 Kap. 2 Kap. 3 Kap. 4 Kap. 5 Kap. 6 Multiple-Choice-Aufgabe 6 13 13 11 13 7 Lückentext 2 3 1 1 2 - Ergänzen des Schaubildes 1 - - - - -

In die richtige Reihenfolge bringen - 2 3 - - -

Zuordnungsaufgabe - - 1 - - 1 Richtig-Falsch-Aufgabe - - - - 1 - Kurzantwortaufgabe - - 1 - 2 1 Summe 9 18 19 12 18 9

Tab.: Verteilung der Aufgabentypen in den Übungsblättern des Moduls C (in absoluten Zahlen).

In den Aufgaben wird großteils Reproduktionswissen verlangt („Was versteht man unter

Fremdfinanzierung?“, „Welche der folgenden Vertriebsarten gehören zum Direktvertrieb?“ oder

„Nennen Sie bitte die Arten der gebundenen Arbeitsabläufe!“). Auch die vorhandenen Lückentexte

weisen die Beschaffenheit auf, die Ch. Sitte über diese Art von Lernaufgabe schreibt 95: sie verlangen

bloß Wortwissen.96

Alle Aufgaben reichen über die Ebene der Kenntnisse (nach der Bloom´schen Taxonomie97), also

über das Wiederaufrufen von Faktenbestand, kaum hinaus und sind alleine darauf ausgerichtet, die

gestellten Fragen bei der Prüfung korrekt beantworten zu können. Zusammenhänge eigenständig zu

formulieren, wie die nächst komplexere Stufe der Bloom´schen Taxonomie fordert 98, wird hier nicht

verlangt.

In den Textteilen der jeweiligen Kapitel findet man ab und an Fragestellungen, die den Schüler/die

Schülerin zwischen der Vermittlung von mehr oder weniger abfragbaren Wissen zum Aktivwerden

auffordern. Die Lernenden sollen also zwischendurch zum eigenständigen Nachdenken angeregt

werden, indem zum Thema passend eine Frage gestellt wird und die SchülerInnen ihre Gedanken am

dafür vorhergesehenen Platz notieren sollen. Beispiele hierfür wären: „Was glauben Sie, sind die Vor-

und Nachteile der Sekundärforschung?“, „Was glauben Sie, bei welchen Produkten wird die

emotionale Kommunikation besonders gerne eingesetzt?“ oder „Was glauben Sie, warum ist es

überhaupt nötig, die fachliche Eignung der Gewerbetreibenden sicher zu stellen?“ Die SchülerInnen

müssen dabei weiterführende Überlegungen anstellen, da die Antworten nicht eins zu eins im Textteil 94 SITTE, WOLFGANG (2001): Lernergebniskontrolle und Leistungsbeurteilung,. a.a.O., S. 280-286 95Vgl. SITTE, CHRISTIAN (2000): Das GW-Schulbuch,. a.a.O., S. 458 96 Vgl. auch SITTE, WOLFGANG (2001): Lernergebniskontrolle und Leistungsbeurteilung,. a.a.O., S. 285: „Aus sprachlichen und sachlichen Gründen ist von Lückentexten abzuraten“. 97 SITTE, WOLFGANG (2000): Taxonomie. In: Sitte, Wolfgang und H. Wohlschlägl (Hrsg.)(2001): Beiträge zur Didaktik des „Geographie und Wirtschaftskunde“-Unterrichts. Materialien zur Didaktik der Geographie und Wirtschaftskunde, Bd. 16. Wien, S. 474 98 Ebd. S. 474

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 zu finden sind. Es ist jedoch schade, dass diese „aktiven Produktionen“ der SchülerInnen nicht bei der

Erarbeitung und Weiterführung der anschließenden Unterrichtsinhalte genutzt werden. Die

SchülerInnen werden lediglich dazu aufgefordert, sich im Lösungsteil ein Feedback zu holen.

Weitere Lernaufgaben befinden sich auf der CD, die der Lehrerbegleitunterlage99 beigelegt ist,

unterteilt in die Typen „Übungsblätter“ und „Fragebögen“, mit den entsprechenden Lösungen. Für die

Fragebögen gilt ähnliches wie für die Übungsblätter in der Lernunterlage: Sie sollen der gezielten

Vorbereitung auf die Prüfung und der Erfolgssicherung dienen, denn es geht vorrangig um die

Überprüfung von Faktenwissen mit Hilfe von Multiple-Choice-, Richtig-Falsch-, Zuordnungs-,

Kurzantwort- und Lückentextaufgaben. Ganz anders sind hingegen die Übungsblätter auf der CD

beschaffen, denn hier ist ein Bemühen um anwendungsorientierte Ansätze deutlich erkennbar. So

sind zum Beispiel Fehler in einem abgedruckten Geschäftsbrief herauszuarbeiten, das Organigramm

der Schule anzufertigen oder für das fiktive Unternehmen „CreARTiv“, das man mit den besten

Freunden plant, Zielgruppe, sinnvolle Art der Datenerhebung, Marketingplanung und eine

Werbekampagne zu überlegen. Die Arbeitsanweisungen erfordern eine aktivere Auseinandersetzung,

da sie auf die Bearbeitung von realitätsnahen betrieblichen Arbeits- und Geschäftsprozessen bezogen

sind.

5.7. Bilder und Graphiken

Der Textteil der Lernunterlage des Moduls C ist mit farbigen Fotos in der Größenordnung 4x3 cm

bestückt, von denen kein einziges eine Bildunterschrift trägt. Nach Ch. Sitte 100 können Bilder die

Funktion des Motivierens, des Emotionalisierens, des Illustrierens und des Förderns der selbsttätigen

Auseinandersetzung haben. Betrachtet man die Fotos im Unternehmerführerschein, so lässt sich eine

andere Funktion als die der „Auflockerung der Textmenge“ nur schwer erkennen. Die Absicht einer

fachlichen Ergänzung und Veranschaulichung des Textes kann den AutorInnen bei bestem Willen

nicht zugesprochen werden, eher noch jene eines Neugierigmachens. Es handelt sich also um Bilder,

die zwar zum Thema passen, aber weder in den Text noch in Arbeitsanregungen oder –aufträgen

integriert sind und somit, nach Ch. Sitte 101, als Lückenfüller bezeichnen werden könnten. So findet

man die gleiche Abbildung eines Taschenrechners beim Thema Bilanz und im Unterkapitel

Technische Kriterien der Umsetzbarkeit der Geschäftsidee. Die Voraussetzungen für das Ausüben

eines Gewerbes werden mit dem Foto von Aktenordnern „illustriert“. Und in Kapitel 2 und 3 wollte man

wohl an den Verlag der Unterlagen, nämlich bit media e-Learning solution GmbH & Co KG erinnern;

Themen wie zum Beispiel Bildmarke, Produkt-Mix und Preisdifferenzierung werden mit Fotos, die das

verlagseigene Produkt, die (lt. Verlagshomepage 102) € 19,80 teure Lern-CD zeigen, bereichert. Außer

Fotos enthält Modul C noch graphische Darstellungen, nämlich Blockdiagramme und Schaubilder.

Diese erklären nach Ch. Sitte 103 in anschaulicher Weise sehr gut Zusammenhänge und komplexe

99 WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2007): Unternehmerführerschein. Lehrerbegleitunterlage Modul C. Wien: Bit Media 100 Vgl. SITTE, CHRISTIAN (2000): Das GW-Schulbuch,. In: Sitte W.u. Wohlschlägl H., hg. Beiträge … . S. 460. Online: Hhttp://homepage.univie.ac.at/Christian.Sitte/FD/artikel/chsSCHULBUCH.htmH 101 Ebd., S. 460 102 Hhttp://www.lernportal.at/warehouse/katalog/shop_external_subcategories.php?selkrit_category=39&H. Abgerufen: 28. November 2007 103 Vgl. SITTE, CHRISTIAN (2000): Das GW-Schulbuch,. a.a.O., S. 464

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 ökonomische Prozesse. In Modul C handelt es sich hauptsächlich um Baumdiagramme, die meist

Übersichten schaffen, und Flussdiagramme, die Wirkungsschemen in optisch einprägsamer Form

visualisieren. Karikaturen und Wirtschaftsgraphiken fehlen zur Gänze, was schade ist, geben sie doch

motivierende Impulse.

5.8. Fazit

Ausgehend von den in Eingangskapitel des Moduls C gestellten Fragen zur Beurteilung der

Lernunterlage lassen sich folgende Punkte zusammenfassend sagen:

Der Inhalt der Lernunterlage zum Modul C des Unternehmerführerscheins setzt wenig

gesellschaftspolitische Akzente hinsichtlich der Art, wie der Betrieb in seinen gesellschaftlichen

Bezügen gesehen wird. Besonders das Kontroversitätsgebot im Zuge der Politischen Bildung bleibt im

Verborgenen, da die Lernunterlage den SchülerInnen kaum Impulse gibt, sich mit abweichenden

Meinungen und mit Vorurteilen auseinanderzusetzen.

Weiters wird kaum ein problemorientierter Ansatz bei der Behandlung von betriebswirtschaftlichen

Themen verfolgt. Kritische Auseinandersetzungen mit den Inhalten werden sehr selten „provoziert“.

Aber gerade auch bei der Darstellung von betriebswirtschaftlichen Inhalten wäre es wichtig, zu

weiterführenden Fragen und zum Nachdenken anzuregen. Es genügt eben nicht, zu erklären, wie ein

Finanzplan zu erstellen ist oder was die Elemente der Aufbauorganisation in einem Unternehmen

sind. Wichtiger wäre es, zu ermitteln oder zu diskutieren, warum etwas erfolgt, verändert oder

unterlassen wird, und in wessen Interesse etwas geschieht, wobei auch Widersprüchlichkeiten

aufgedeckt werden sollen.

Wie im Lehrplan der Oberstufe angeführt ist, sind im Geographie- und Wirtschaftsunterricht Probleme

des Umweltschutzes aus betriebswirtschaftlicher Sicht unter Berücksichtigung technologischer

Aspekte mit einzubeziehen. Im Unternehmerführerschein werden an keiner Stelle die Probleme des

Verhältnisses von Ökonomie und Ökologie aufgezeigt.

Die Inhalte in Modul C sind leider wenig danach ausgerichtet, die Lebenssituation der SchülerInnen zu

erreichen. Das Schulbuch Durchblick 7 zeigt jedoch Beispiele, dass es auch bei

betriebswirtschaftlichen Fragestellungen und Prozessen möglich ist, diese Inhalte realitätsnah

aufzubereiten, und dass ellenlange Listen von Begriffserklärungen, wie es in Modul C sehr häufig

passiert, abwendbar sind.

Fehlende aktuelle Wirtschaftsgraphiken, Zeitungskommentare, Karikaturen etc. vervollständigen

meinen Schluss, dass der Unternehmerführerschein keinesfalls den gegenwärtigen fachdidaktischen

Konzeptionen von Geographie- und Wirtschaftskunde entspricht und die Wirtschaftserziehung grob

vernachlässigt. Die Lernunterlage unterstützt den Schüler/die Schülerin zwar, die Inhalte im Zuge der

Vorbereitung auf die Unternehmerführerscheinprüfung gezielt, vollständig und zeitsparend

aufzusaugen, um sie dann zu reproduzieren. Begriffs- und Faktenwissen sind zwar wünschenswert im

Sinne des Zugangs zur Information für alle StaatsbürgerInnen, vermitteln aber nicht die wirtschaftliche

Realität, die Menschen in ihr und die Probleme, Konflikte, Belastungen und Betroffenheiten im

ökonomischen Bereich. nach oben zum Inhalt >

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007 B I B L I O G R A P H I E PRIMÄRLITERATUR: HITZ, HARALD/ G. KRAMER/ W. MALCIK/ F. ZACH (1998): Raum – Gesellschaft – Wirtschaft im Wandel der Zeit. Lehr-

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Crossmedia WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2006): Unternehmerführerschein. Modul A. Wien: Bit Media WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2007): Unternehmerführerschein. Modul C. Wien: Bit Media WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2006): Lehrerbegleitunterlage zum Modul A. Wien: Bit Media WKO - WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH (HRSG.)(2007): Lehrerbegleitunterlage zum Modul C. Wien: Bit Media SEKUNDÄRLITERATUR: BMUKK (1978): Politische Bildung. Grundsatzerlass des BMUK zur Politischen Bildung. Bundesministerium für

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Fachdidaktisches Proseminar: Schulbücher und Lehrpläne für GW SS 2007

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des „Geographie und Wirtschaftskunde“-Unterrichts. Materialien zur Didaktik der Geographie und Wirtschaftskunde, Bd. 16. Wien, S. 473-475

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