Heinz-Werner Bonjean Vorsitzender der · PDF fileV.i.S.d.P.: Dr. Ilona K. Klein, Pressesprecherin Bundesvereinigung Bauwirtschaft, Kronenstraße 55– 58, 10117 Berlin, Telefon 030

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  • V.i.S.d.P.: Dr. Ilona K. Klein, Pressesprecherin Bundesvereinigung Bauwirtschaft,Kronenstrae 55 58, 10117 Berlin, Telefon 030 / 203 14 409.

    Statement

    von

    Heinz-Werner Bonjean

    Vorsitzender der Bundesvereinigung Bauwirtschaft

    anlsslich der

    Sommer-Pressekonferenz

    am 3. Juli 2003 in Berlin.

    Es gilt das gesprochene Wort.

    Sperrfrist: Redebeginn.

    04 / 2003

    3. Juli 2003

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    Anrede

    Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

    Bereits seit zwei Jahren werden die Hoffnungen auf einen allgemeinenwirtschaftlichen Aufschwung enttuscht. Nach einem Wirtschaftswachs-tum von 2,9 % im Jahre 2000 waren es 2001 nur noch 0,6 % und im vori-gen Jahr sogar nur 0,2 %. Im ersten Quartal 2003 wird vom StatistischenBundesamt fr das Bruttoinlandsprodukt ein Zuwachs gegenber demVorjahreszeitraum von 0,5 % ausgewiesen. Dieser Wert liegt auf dem Ni-veau der fr 2003 von verschiedenen Instituten inzwischen bereits wie-der nach unten korrigierten Jahresrate fr das Wachstum des Bruttoin-landsproduktes. Die Bundesregierung hlt derzeit noch an ihrer Prognosedes BIP-Wachstums in Hhe von 0,75 % fest.

    Bauwirtschaft

    Die Bauinvestitionen gehen, mit Ausnahme des Jahres 1999, seit 1995stndig zurck. In den Jahren 2001 und 2002 waren die prozentualen Ver-nderungsraten mit - 6 % bzw. - 5,9 % extrem ungnstig. Fr das Jahr2003 liegt der von den Experten der Wirtschaftsinstitute erwartete Rck-gang der Bauinvestitionen zwischen - 0,2 % und - 3 %.

    Das Bauhandwerk bleibt weiterhin einem hohen wirtschaftlichen Druckausgesetzt. Bei den der Bundesvereinigung Bauwirtschaft angeschlosse-nen Betrieben zieht die ungnstige Konjunkturlage immer weitere Kreise.So zeigt das Insolvenzgeschehen im Baugewerbe whrend des Jahres2002, dass der Anteil des Ausbaugewerbes inzwischen auf 49,7 % gestie-gen ist. Im Jahre 1995 waren es dagegen nur 39,2 %. Die Insolvenzursa-chen verlagern sich von rein betriebswirtschaftlichen Grnden hin zuInsolvenzen, die vor allem konjunkturell bestimmt sind.

    Bundesvereinigung Bauwirtschaft

    In den drei Fachbereichen der Bundesvereinigung Bauwirtschaft, demBauhauptgewerbe, dem Ausbaugewerbe sowie der Haus- und Gebude-technik versuchen die Unternehmen, durch entsprechende Leistungspro-filierung und Effizienzsteigerung die Existenz zu sichern. Wie die Insol-venzentwicklung zeigt, mit unterschiedlichem Erfolg. Der Anpassungs-druck aufgrund der Nachfrageschwche veranlasst die Unternehmen desBauhandwerks verstrkt zu strukturellen Vernderungen. Es werden dieLeistungsangebote und Kapazitten angepasst. So ging gegenber demVorjahr im Jahr 2002 der Umsatz der ca. 300.000 Mitgliedsbetriebe imVerbandsbereich der BVB um rund 5 % auf 191 Mrd. Euro, die Beschftig-tenzahl um fast 7 % auf knapp unter 3 Mio. Personen und die Zahl derLehrlinge um ca. 15 % auf rund 255.000 Auszubildende zurck.

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    Bauhauptgewerbe

    Auf den Betrieben des Bauhauptgewerbes lastet insbesondere die Zu-rckhaltung potenzieller Bauherren im Neubaubereich. Die schwacheWirtschaftsentwicklung in der Industrie sowie in den Dienstleistungsbe-reichen schlgt voll auf die Auftragssituation der Baubetriebe durch. DerHochbau ist aufgrund schrumpfender Baugenehmigungen, Auftrge undBauttigkeit der am massivsten betroffene Sektor. Zwar schossen dieBaugenehmigungen fr Eigenheime whrend der letzten vier Monatefrmlich in die Hhe, doch ist dies nur Ausdruck der aktuellen Verunsi-cherung der privaten Haushalte hinsichtlich der drohenden Streichungenbei der Eigenheimzulage. Aber hier muss deutlich gesagt werden, dieBaugenehmigungen spiegeln nur Aussichten auf Auftrge wider, unddiese Genehmigungen haben eine Gltigkeit von drei Jahren. Im Tiefbaustellt sich die Situation nur wenig gnstiger, keinesfalls jedoch zufrieden-stellend dar. Gut 65 % der Tiefbauleistungen resultieren aus Auftrgender ffentlichen Hand. Angesichts knapper Kassen und eines unbestreit-baren Konsolidierungsbedarfs der ffentlichen Haushalte werden hierseit lngerem auch nur die dringendsten Bauaufgaben in Auftrag gege-ben. Wir erwarten im Bauhauptgewerbe fr das Jahr 2003 einen Umsatz-rckgang zwischen 3 und 4 % und einen Beschftigtenabbau um etwa 5%, d.h. um bis zu 60.000 Mitarbeiter.

    Ausbaugewerbe

    Die Unternehmen des Ausbaugewerbes knnen ihre Leistungen sowohlin Neubau- wie auch in Bestandsmanahmen einbringen. Insofern kn-nen sie Nachfrageschwchen in einzelnen Sektoren eher abfedern als esden Hoch- oder Tiefbaubetrieben mglich wre. Dennoch geht praktischjeder zweite Betrieb von einem sinkenden Umsatzvolumen im Jahre 2003aus. Die Beschftigung wird sich gem den handwerksinternen Umfra-gen in einer Vielzahl der Unternehmen nicht auf dem Niveau des Vorjah-res halten lassen. Im Ausbaubereich rechnen wir mit einem Rckgang derUmstze um 4 % und der Beschftigten um 6 %.

    Haus- und Gebudetechnik

    Im Bereich der Haus- und Gebudetechnik verzeichnen die Unternehmenzum Teil bisher nicht bekannte Umsatzeinbrche. So hat das Elektrotech-niker-Handwerk im Jahr 2002 mit - 6,4 % die strksten Einbuen whrendder letzten 30 Jahre hinnehmen mssen. Im Heizungs- und Sanitrbereichgingen die Umstze auch in der Altbausanierung trotz eines hohen Mo-dernisierungsbedarfs zurck. Noch strker waren die Umsatzverluste imNeubaubereich. Im Bereich der Haus- und Gebudetechnik erwarten wirdaher einen Rckgang der Beschftigten um fast 4 % bei einem Umsatz-rckgang von ca. 3 %.

    In allen Bereichen der Bauinstallation ist aufgrund der Energieeinspa-rungsverordnung potenziell eine steigende Nachfrage vorhanden. DieUnternehmen sehen in der Ausweitung des Angebotes ber die unmittel-bare Bauleistung hinaus, z. B. in Form des Energie-Contracting, gute

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    Chancen fr die Stabilisierung der Produktion. Auch in anderen Leis-tungsbereichen wie denen der Gebudereiniger fhren die Konzentrationauf Qualitt sowie Ausweitung des Leistungsangebotes zu einer besserenWettbewerbsfhigkeit. Dennoch ist die gesamte Bauwirtschaft von denkonjunkturellen Erwartungen der Gesamtwirtschaft abhngig. Und hierist im Bereich der Auftragseingnge keine Belebung erkennbar. Vielmehrdrngt sich zunehmend der Eindruck auf, als wre das Jahr 2003, was In-vestitionsentscheidungen in der Wirtschaft anlangt, schon gelaufen.

    Dieser allgemeine Attentismus ist nachvollziehbar, da kein Unterneh-mer wei, was er von den vielstimmig diskutierten Steuer- und Sozialre-formen zu erwarten hat. Fr die Bauwirtschaft ist dies nach bereits 8 ma-geren Jahren in Folge natrlich besonders schmerzhaft.

    Sozialreformen

    Reformen bei der Gesundheits- und Rentenversicherung sind berfllig.Die demographischen Vernderungen sind ja nicht erst seit gestern be-kannt. Die Hartz-Reform war ein sinnvoller erster Schritt, sie sollte nichtzu einem hbschen Medien-Coup verkommen, denn der Wildwuchs beider Bundesanstalt fr Arbeit war gravierend.

    Aber wie soll das Arbeitsamt nun Stellen schneller vermitteln, die nichtvorhanden sind. Stellen, die nur dann geschaffen werden, wenn endlichwieder Verlsslichkeit und langfristige Planbarkeit herrscht und nicht nurkurzatmiges herumdoktorn an Symptomen. Hier liegt die Verantwor-tung der Bundesregierung. Diese Verantwortung lsst sich an keineKommission mehr delegieren. Hier ist politische Fhrung und Durchset-zung gefragt und nicht Aktionismus, wie bei dem nchsten Punkt meinerAusfhrungen.

    nderung der HWO

    Meine Damen und Herren,unsere mehr als 300.000 Mitgliedsbetriebe sind in der Regel inhaberge-fhrte Unternehmen mit Meisterqualifikation, die wie die Zahlen zeigen,ein hohes Beschftigungs- und Ausbildungspotenzial haben.

    Ob sie dieses auch in Zukunft weiter aufrecht erhalten werden, wenn ih-nen diese Bundesregierung weiter das Wasser abgrbt, ist allerdings mehrals zweifelhaft. Sie wissen sicherlich, wovon ich spreche, nmlich der vonder Bundesregierung geplanten nderung der Handwerksordnung. Unterdem Rubrum Brokratieabbau glaubt diese Regierung Strke beweisenzu mssen, nachdem sie ansonsten nicht in der Lage ist, die wirklichwichtigen Reformen in Deutschland auf den Weg zu bringen.

    Dabei stehen wir kurz vor der Rezession. Zupackendes Handeln wre ei-gentlich angesagt. Nun steht also die Handwerksordnung zur Disposition:65 ehemalige Vollhandwerke sollen in die sog. Anlage B berfhrt wer-den. Das bedeutet, dass zuknftig jedermann und jede Frau, egal mit wel-cher Ausbildung, diese Handwerke ausben darf.

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    Damit soll, so die regierungsoffizielle Begrndung, der Kreis der Selbstn-digen vergrert werden, denn die bestehende Pflicht, die Meisterpr-fung abzulegen, verhindert dies. Gleichzeitig entstehen mehr Arbeitsplt-ze und auch mehr Ausbildungspltze so zumindest die Auffassung vonrot-grn. Darber hinaus wrden die Preise fr Dienstleistungen desHandwerks sinken, die Nachfrage also steigen und alle wren glcklich.

    Meine Damen und Herren,Sie merken, dass wir diese Auffassung der Bundesregierung in keinsterWeise teilen:

    Sinkende Preise steigende Nachfrage

    Gerade in der Bauwirtschaft haben wir ein Preisniveau erreicht, das sichungefhr auf dem von vor 10 Jahren bewegt. Gleichzeitig sind die Kosten,insbesondere die Lohnkosten, deutlich gestiegen. Sinkende Preise undgleichzeitig steigende Kosten haben zu Konkursen und Entlassungen ge-fhrt. Angesichts uerst hoher Lohnzusatzkosten und einer immensenBelastung durch Steuern und Abgaben gewinnt der Weg in die Schwarz-arbeit fr viele (Anbieter wie Nachfrager) leider immer mehr an Bedeu-tung.

    Statt Schwarzarbeit zu legalisieren, und um einen solchen Versuch han-delt es sich de facto bei der HWO-Novelle, wre es sinnvoll, sie an ihrenUrsachen zu bekmpfen.

    Mehr Selbstndigkeit

    Die Regierung hat die Kleinstunternehmer entdeckt und will diese ver-strkt frdern auf Kosten der leistungsfhigen und insbesondere ar-beits- und ausbildungsplatzschaffenden mittelstndischen Un