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Allgemeine Informationen: Das Hepatitis C Virus wurde 1988 erstmals beschrieben. Es sind mehrere Formen dieses Virus (Genotyp 1-6 mit Subtypen) bekannt. Das Hepatitis C-Virus ist in Deutschland nach der Hepatitis A und B der dritt- häufigste Erreger von virusbedingten Lebererkrankungen. Nachdem mittlerweile schon viele Patienten durch die seit 2014 verfügbaren direkt antiviral wirksamen Therapien geheilt sind, geht man aktuell noch von maximal 200.000 Patienten mit chronischer Hepatitis C in Deutschland aus. In Asien, Afrika, aber auch im Mittelmeerraum kommt die Hepatitis C weitaus häufiger vor als bei uns. Übertragung / Ansteckungsmöglichkeit: Die Hepatitis C wird genauso wie die Hepatitis B über infiziertes Blut übertragen. Als Übertragungswe- ge sind Geschlechtsverkehr (vaginal, oral, anal), infizierte Nadeln oder Spritzen, infizierte Blutkonserven und Blutprodukte und selten (ca.3%) der Geburtsvorgang (von der infizierten Mutter zum Kind) möglich. Im Gegensatz zur Hepatitis B ist eine Übertragung des Virus beim Küssen oder über die Muttermilch beim Stillen nicht bekannt. Ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben Drogenabhängige, die Drogen in die Blutwege spritzen, Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern, insbesondere Männer, die mit Männern Sex haben (MSM), Empfänger von Blut und Blutprodukten, Dialysepatienten und Angehörige von Heil- und Pflegeberufen. Die Ansteckungsgefahr (Virulenz) ist etwa um den Faktor 10-20 geringer als bei der Hepatitis B. Die Zeit zwischen Infektion und Erkrankung (Inkubationszeit) beträgt 20 Tage – 6 Monate. Die akute Infektion ver- läuft meistens ohne größere Beschwerden und heilt in 20 – 50 % der Fälle ohne Folgen aus. Ein schwe- rer Verlauf mit Leberversagen tritt als Komplikation sehr selten auf (sogenannter fulminanter Verlauf). Mehr als die Hälfte aller Hepatitis C-Infektionen nehmen einen chronischen Verlauf. Am Ende einer chro- nischen Hepatitis C kann eine zunehmende Einschränkung der Leberfunktion, eine Leberzirrhose und sel- ten ein Leberzellkarzinom stehen. Diagnose: Die Diagnose einer aktiven oder stattgehabten Hepatitis C erfolgt über einen Antikörpernachweis (HCV- AK) gegen das Virus. Nur bei Nachweis der viralen Erbinformation (HCV-RNA) im Blut besteht eine akti- ve Hepatitis C (akut oder chronisch) mit Virusvermehrung. Zusätzlich besteht die Möglichkeit der Bestimmung der Virusmenge und des Virustyps (Genotyp 1-6). Als chronisch wird eine Hepatitis C be- zeichnet, wenn nach mehr als einem halben Jahr nach der akuten Leberentzündung noch eine aktive Vermehrung von Hepatitis C-Viren (HCV-RNA positiv) nachweisbar ist. Therapie der chronischen Hepatitis C: Um o.g. Komplikationen zu verhindern, ist seit Zulassung neuer direkt antiviral wirksamer Substanzen (DAA) ab Anfang 2015 bei fast allen Patientinnen/Patienten mit chronischer Hepatitis C eine antivirale und interferonfreie Behandlung in Tablettenform möglich und sinnvoll. Für die Entscheidung zur Art der Behandlung sind der Krankheitsverlauf bis zur Diagnosestellung, die Zeit bis zur Diagnosestellung, der HCV-Genotyp, das Patientenalter, Begleiterkrankungen und zu erwartende Therapietreue maßgebend. Ziel der Therapie ist es durch Inaktivierung des Virus im Blut und Blockade der Virusvermehrung den Entzündungsvorgang in der Leber zu stoppen. Hepatitis C 2018 Franz-Kail-Straße 2 51375 Leverkusen PRAX S leverkusen.de leverkusen.de 0214.870923-0 0214.870923-10 Thomas Karl-Georg Gabriela Thomas Dino Internisten Dres. med. Eisenbach Simon Schwarz Block Agic Gastroenterologen praxis@gastroenterologie www.gastroenterologie Telefon Telefax

Hepatitis C 2018 - gastroenterologie-leverkusen.de C.pdf · Therapie der chronischen Hepatitis C: Um Komplikationen zu verhindern, ist seit Zulassung neuer direkt antiviral wirksamer

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Allgemeine Informationen:

Das Hepatitis C Virus wurde 1988 erstmals beschrieben. Es sind mehrere Formen dieses Virus (Genotyp

1-6 mit Subtypen) bekannt. Das Hepatitis C-Virus ist in Deutschland nach der Hepatitis A und B der dritt-

häufigste Erreger von virusbedingten Lebererkrankungen. Nachdem mittlerweile schon viele Patienten

durch die seit 2014 verfügbaren direkt antiviral wirksamen Therapien geheilt sind, geht man aktuell

noch von maximal 200.000 Patienten mit chronischer Hepatitis C in Deutschland aus. In Asien, Afrika,

aber auch im Mittelmeerraum kommt die Hepatitis C weitaus häufiger vor als bei uns.

Übertragung / Ansteckungsmöglichkeit:

Die Hepatitis C wird genauso wie die Hepatitis B über infiziertes Blut übertragen. Als Übertragungswe-

ge sind Geschlechtsverkehr (vaginal, oral, anal), infizierte Nadeln oder Spritzen, infizierte

Blutkonserven und Blutprodukte und selten (ca.3%) der Geburtsvorgang (von der infizierten Mutter zum

Kind) möglich. Im Gegensatz zur Hepatitis B ist eine Übertragung des Virus beim Küssen

oder über die Muttermilch beim Stillen nicht bekannt. Ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben

Drogenabhängige, die Drogen in die Blutwege spritzen, Personen mit häufig wechselnden

Sexualpartnern, insbesondere Männer, die mit Männern Sex haben (MSM), Empfänger von Blut und

Blutprodukten, Dialysepatienten und Angehörige von Heil- und Pflegeberufen.

Die Ansteckungsgefahr (Virulenz) ist etwa um den Faktor 10-20 geringer als bei der Hepatitis B. Die Zeit

zwischen Infektion und Erkrankung (Inkubationszeit) beträgt 20 Tage – 6 Monate. Die akute Infektion ver-

läuft meistens ohne größere Beschwerden und heilt in 20 – 50 % der Fälle ohne Folgen aus. Ein schwe-

rer Verlauf mit Leberversagen tritt als Komplikation sehr selten auf (sogenannter fulminanter Verlauf).

Mehr als die Hälfte aller Hepatitis C-Infektionen nehmen einen chronischen Verlauf. Am Ende einer chro-

nischen Hepatitis C kann eine zunehmende Einschränkung der Leberfunktion, eine Leberzirrhose und sel-

ten ein Leberzellkarzinom stehen.

Diagnose:

Die Diagnose einer aktiven oder stattgehabten Hepatitis C erfolgt über einen Antikörpernachweis (HCV-

AK) gegen das Virus. Nur bei Nachweis der viralen Erbinformation (HCV-RNA) im Blut besteht eine akti-

ve Hepatitis C (akut oder chronisch) mit Virusvermehrung. Zusätzlich besteht die Möglichkeit der

Bestimmung der Virusmenge und des Virustyps (Genotyp 1-6). Als chronisch wird eine Hepatitis C be-

zeichnet, wenn nach mehr als einem halben Jahr nach der akuten Leberentzündung noch eine aktive

Vermehrung von Hepatitis C-Viren (HCV-RNA positiv) nachweisbar ist.

Therapie der chronischen Hepatitis C:

Um o.g. Komplikationen zu verhindern, ist seit Zulassung neuer direkt antiviral wirksamer Substanzen

(DAA) ab Anfang 2015 bei fast allen Patientinnen/Patienten mit chronischer Hepatitis C eine antivirale

und interferonfreie Behandlung in Tablettenform möglich und sinnvoll. Für die Entscheidung zur Art der

Behandlung sind der Krankheitsverlauf bis zur Diagnosestellung, die Zeit bis zur Diagnosestellung, der

HCV-Genotyp, das Patientenalter, Begleiterkrankungen und zu erwartende Therapietreue maßgebend.

Ziel der Therapie ist es durch Inaktivierung des Virus im Blut und Blockade der Virusvermehrung den

Entzündungsvorgang in der Leber zu stoppen.

Hepatitis C 2018

Franz-Kail-Straße 2 51375 Leverkusen

PR

AX

S

leverkusen.de

leverkusen.de

0214.870923-00214.870923-10

Thomas

Karl-Georg

Gabriela

Thomas

Dino

Internisten

Dres. med.

EisenbachSimonSchwarzBlockAgicGastroenterologen

praxis@gastroenterologie

www.gastroenterologie

TelefonTelefax

Therapie der chronischen Hepatitis C:

Um Komplikationen zu verhindern, ist seit Zulassung neuer direkt antiviral wirksamer Substanzen (DAA)

ab 01/2014 bei fast allen Patientinnen/Patienten mit chronischer Hepatitis C eine antivirale, inter-

feronfreie Behandlung in Tablettenform möglich und sinnvoll.

Für die Entscheidung zur Art der Behandlung sind der Krankheitsverlauf bis zur Diagnosestellung, die

Zeit bis zur Diagnosestellung, der HCV-Genotyp, das Patientenalter, Begleiterkrankungen und

Compliance (Befolgung der Therapieregeln) maßgebend.

Ziel der Therapie ist es durch Inaktivierung des Virus im Blut und Blockade der Virusvermehrung den

Entzündungsvorgang in der Leber zu stoppen. Die dauerhafte Erfolgsquote der oben aufgeführten

Kombinationstherapien liegt derzeit bei durchschnittlich über 95% (abhängig vom Genotyp und der

Vorschädigung der Leber). Der nicht schützende HCV-Antikörper bleibt auch nach Ausheilung der

Hepatitis C lebenslang nachweisbar, eine erneute Ansteckung ist deshalb auch nach Ausheilung der

Hepatitis C bei erneutem Kontakt mit infiziertem Blut möglich.

Bevor eine Behandlung begonnen werden kann, stehen verschiedene Blutuntersuchungen zur

Beurteilung der Erkrankungsaktivität, eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes (Sonographie) und

zur Beurteilung des Bindegewebsvermehrung in der Leber als nicht belastende Ultraschalverfahren (FI-® ® ® ®BROSCAN und ARFI ) zur Verfügung. FIBROSCAN und ARFI sind jedoch bis jetzt keine Leistung der

gesetzlichen Krankenkasse.

Zur Therapie der chronischen Hepatitis C werden (Stand: Frühjahr 2018) überwiegend folgende zuge-

lassene Kombinationstherapien, in Übereinstimmung mit den Empfehlungen des bng zur Therapie

der chronischen Hepatitis C (Update September 2017) eingesetzt:

Bei Genotyp 1a/b: ®Sofosbuvir 400mg + Ledipasvir 90mg in einer Tablette (HARVONI ) 1x tgl.

®Elbasvir 50mg + Grazoprevir 100mg in einer Tablette (ZEPATIER ) 1xtgl.®Sofosbuvir 400mg + Velpatasvir 100mg in einer Tablette (EPCLUSA ) 1x tgl.®Glecaprevir 100mg + Pibrentasvir 40mg in einer Tablette (MAVIRET ) 3 Tbl. 1x tgl.

Bei Genotyp 2: ®Sofosbuvir 400mg + Velpatasvir 100mg in einer Tablette (EPCLUSA ) 1x tgl.®Glecaprevir 100mg + Pibrentasvir 40mg in einer Tablette (MAVIRET ) 3 Tbl. 1x tgl.

Bei Genotyp 3: ®Sofosbuvir 400mg + Velpatasvir 100mg in einer Tablette (EPCLUSA ) 1x tgl.®Glecaprevir 100mg + Pibrentasvir 40mg in einer Tablette (MAVIRET ) 3 Tbl. 1x tgl.

BeiGenotyp 4: ®Elbasvir 50mg + Grazoprevir 100mg in einer Tablette (ZEPATIER ) 1xtgl.

®Sofosbuvir 400mg + Velpatasvir 100mg in einer Tablette (EPCLUSA ) 1x tgl.®Glecaprevir 100mg + Pibrentasvir 40mg in einer Tablette (MAVIRET ) 3 Tbl. 1x tgl.

Bei Genotyp 5+ 6:®Sofosbuvir 400mg + Ledipasvir 90mg in einer Tablette (HARVONI ) 1x tgl.

®Sofosbuvir 400mg + Velpatasvir 100mg in einer Tablette (EPCLUSA ) 1x tgl.®Glecaprevir 100mg + Pibrentasvir 40mg in einer Tablette (MAVIRET ) 3 Tbl. 1x tgl.

Bei Versagen auf eine interferonfreie Vorbehandlung mit einer DAA-Therapie steht ausserdem die

Kombination von Sofosbuvir 400mg/Velpatasvir 100mg/Voxilaprevir 100mg in einer Tablette (VOSE-®VI ) 1x tgl für 12 Wochen zur Verfügung.

Die neuen Medikamente in der Hepatitis C-Therapie sind meist gut verträglich mit Hauptnebenwirkungen

i.S. von Kopfschmerzen, Müdigkeit, seltener Übelkeit, geringen Stimmungsschwankungen u.a. Ganz

wichtig ist jedoch die Überprüfung von möglichen Wechselwirkungen mit Ihrer Dauertherapie durch den

behandelnden Arzt vor Therapiebeginn und während der antiviralen Behandlung die konsequent not-

wendige Rücksprache mit dem behandelnden Arzt, bevor! neue Medikamente von anderen Kolleginnen

und Kollegen (z.B. Zahnarzt) (z.B. Antibiotika, Schmerzmedikamente) zusätzlich eingesetzt werden.

Sonst könnten in seltenen Fällen lebensbedrohliche Komplikationen auftreten.

Da es aufgrund der Vielfalt der aktuell zur Verfügung stehenden direkt antiviral wirksamen Substanzen

und Substanzklassen (Polymeraseinhibitoren, Proteaseinhibitoren, NS5A-Inhibitoren) nicht einfach ist,

die individuell richtige Therapie auszuwählen, sollten ausschließlich in der Leberheilkunde erfahrene

Ärztinnen/Ärzte eine solche Therapie bei chronischer Hepatitis C durchführen.

Neuzulassungen zur Behandlung der chronischen Hepatitis C sind aufgrund der Erfolgsquote der aktuell

zur Verfügung stehenden Therapien ab jetzt nicht mehr zu erwarten.

Allgemeine Maßnahmen:

Als allgemeine Maßnahmen empfehlen wir allen Patientinnen/Patienten mit chronischer Hepatitis C eine

gesunde fettarme Ernährung und ein maßvoller Umgang mit alkoholischen Getränken. Der behandelnde

Arzt sollte eine gezielte Auswahl von leberschonenden Medikamenten bei Notwendigkeit einer ander-

weitigen Therapie (z.B. zur Behandlung eines erhöhten Blutdruckes) treffen.

Zusätzlich sollten sich Patientinnen/Patienten mit chronischer Hepatitis C gegen Hepatitis A und

Hepatitis B impfen lassen, sofern keine Immunität gegen diese beiden Hepatitisviren besteht (vorherige

Laboruntersuchung erforderlich).

Wenn Sie an weiteren Informationen über dieses Krankheitsbild interessiert sind, stehen wir für Fragen

gerne zu Ihrer Verfügung. Auch halten wir für Sie darüber hinaus eine ausführliche Informations-

broschüre bereit.

Dres. Th. Eisenbach / K.-G. Simon / G. Schwarz / Th. Block und Mitarbeiterinnen