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Institut Architektur Hindernisfreies Wohnen: Mobilisierungspotenzial des Wohngebäudebestandes am Beispiel des Kantons Basel-Stadt SCHLUSSBERICHT IM AUFTRAG DER PRO INFIRMIS

Hindernisfreies Wohnen: Mobilisierungspotential des Wohngebäudebestandes Basel-Stadt

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Auftraggeberin: Pro Infirmis Basel-Stadt. Projektleitung: Dr. Fabian Neuhaus, Prof. Christina Schumacher und Prof. Luca Selva. Autorinnen und Autoren: Christine Matter, Fabian Neuhaus, Sophia Paisiou, Daniel Schmider, Christina Schumacher und Luca Selva. Redaktion: Barbara Lenherr. Gestaltung: P’INC. AG, Langenthal. Herausgeberin: Institut Architektur der Fachhochschule Nordwestschweiz, 2015. Details: http://www.fhnw.ch/habg/iarch/forschung/mwb

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  • 101

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  • MWB

    Hindernis- freies Wohnen

    Mobilisierungspotenzial des Wohngebudebestandes am Beispiel des Kantons Basel-Stadt

  • 3Der vorliegende Schlussbericht belegt das enorme Poten- tial: Bei mehr als der Hlfte des gesamten Wohngebude-bestandes in Basel-Stadt kann Hindernisfreiheit relativ einfach realisiert werden. Hindernisfreiheit kommt uns allen zugute. Der demografische Wandel einerseits wir bewegen uns mehr und mehr hin zu einer alternden Gesellschaft, und die gesellschaftliche Forderung nach Inklusion andererseits die Schweiz hat 2014 die UNO- Behindertenrechtskonvention ratifiziert, bewirken, dass immer mehr Menschen eine hindernisfreie, zugngliche Wohnung bentigen. Zugnglichkeit ist unabdingbare Voraussetzung fr eine inklusive Gesellschaft. Pro Infirmis hat diesen Grundsatz in ihrem Leitbild verankert. Mit unseren Dienstleistungen und Projekten arbeiten wir an der Verwirklichung dieses Zieles. Zudem haben wir im Bereich hindernisfreies Wohnen ein grosses Forschungs-potential identifiziert und diese Studie initialisiert.

    Die vorliegende Studie schliesst Lcken. Bis heute gab es in der Schweiz wenig Forschungsarbeit zum Thema hindernisfreies Wohnen. Zudem leisten die Resultate der Studie einen wichtigen Beitrag, damit der steigende Bedarf an hindernisfreien Wohnungen gedeckt werden kann. Doch ohne den Goodwill der privaten, genossen-schaftlichen und kommerziellen Liegenschaftseigentmer geht es nicht. Sie entscheiden letztlich, wieviel in beste-hende Gebude fr Sanierungen und Umbauten investiert wird. Alleine mit Neubauten kann die Nachfrage nach hindernisfreien Wohnbauten nicht gedeckt werden.

    Mit der Studie alleine ist es also nicht getan. Es braucht eine weitergehende Informationspolitik und zustzliche Beratungsleistungen. Sind Eigentmer fr das Thema sensibilisiert, steigt ihre Motivation ein Beratungsangebot in Anspruch zu nehmen. So zum Beispiel fr eine Beur-teilung ihres Immobilienportfolios im Hinblick auf Hindernisfreiheit. Leider, das zeigt die Studie, sind oft erst gesetzliche Vorgaben der Auslser fr Anpassungen, auch im Bereich der Hindernisfreiheit. Erforderlich sind deshalb weitere Massnahmen: finanzielle Anreize, damit die Motivation steigt, weitergehende gesetzliche Normen, damit auch vom Umbau nicht betroffene Gebudeteile auf Hindernisfreiheit geprft werden mssen sowie ange- passte Normen, damit kleinere Umbauprojekte zumindest gehbehindertengerecht angepasst werden mssen.

    Allen, die an dieser Studie mitgewirkt haben und allen, welche die Studie finanziell untersttzt haben, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt. Mit ihrer Untersttzung konnten die Potentiale zur hindernisfreien Anpassung ermittelt und aufgezeigt werden. Doch das Potential zu kennen reicht nicht, letztlich zhlt nur der Wille, dieses auch umzusetzen. Hindernisfreie Neubauten decken nicht annhrend die Nachfrage. Und: Der Bedarf wird mit der demografischen Entwicklung der Gesellschaft weiter zunehmen. Hindernisfreiheit kommt also frher oder spter uns allen zugute Menschen mit einer Behinde-rung sind jedoch heute schon darauf angewiesen.

    Rita Roos-NiedermannDirektorin Pro Infirmis

    Juli 2015

    Vorwort

    III

  • INHALT

    Vorwort

    Wohngebude-bestand

    Wohngebude-kategorien

    III

    9 1.1 Einleitung 9 1.2 Definition Bestand 12 1.3 Bestand Kanton Basel-Stadt 12 1.4 Kategorien 24 1.5 Storyboard 28 1.6 Die fnf definierten Kategorien

    31 2.1 Einleitung 32 2.2 Abstraktion und Information J-Graph 32 2.3 Datenbank 32 2.4 Abstufung 36 2.5 Problemstellen 40 2.6 Anpassung 44 2.7 Beurteilung Bestand

    DiskussionderResultate

    69 5.1 Einleitung 69 5.2 Wohnung 70 5.3 Gebude 72 5.4 Potenzial im Bestand

    5.

    1. 2.

    Einleitung 6

  • 31 2.1 Einleitung 32 2.2 Abstraktion und Information J-Graph 32 2.3 Datenbank 32 2.4 Abstufung 36 2.5 Problemstellen 40 2.6 Anpassung 44 2.7 Beurteilung Bestand

    AkteurbezogeneFallstudie

    47 3.1 Einleitung 47 3.2 Bewohnerinnen und Bewohner 49 3.3 Wohnungsanbietende 52 3.4 Exkurs

    Raumnutzungs-aufzeichnungen

    74

    Bibliografie

    57 4.1 Einleitung 57 4.2 Werkzeuge 58 4.3 Feldstudie 62 4.4 Resultate 66 4.5 Exkurs

    2. 3. 4.

    Anhang

    84 Impressum

    76

  • 6Dass Neubauten den Bedingungen der Hindernisfreiheit gehorchen, msste heute in der Schweiz eine Selbstver-stndlichkeit sein. Seit ber zehn Jahren gibt das Bundes-gesetz ber die Beseitigung von Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen (Behindertengleichstel-lungsgesetz BehiG, 2004) einen gesetzlichen Rahmen dafr ab. Es verankerte die Gleichstellung auf nationaler Ebene und schuf zugleich den rechtlichen Kontext zur Ausarbeitung einer Norm fr das hindernisfreie Bauen. Die 2009 in Kraft getretene SIA-Norm 500 Hindernis-freie Bauten regelt alle wichtigen Anforderungen fr Neubauten. Sie ist in den meisten Kantonen verbindlich. Weniger klar geregelt ist die Situation bei Bestands- bauten. Wird ein bestehendes Gebude saniert, umgebaut, umgenutzt oder erweitert und ist hierfr eine Baube- willigung notwendig, sind die Behrden angehalten zu prfen, ob zugleich eine Verbesserung der Hindernis- freiheit erwirkt werden kann (vgl. Bertels 2015: 10). Die Prfung enthlt allerdings weite Interpretationsspiel- rume: Relativierend intervenieren einerseits die Gesichts-punkte der Verhltnismssigkeit und andererseits dieje- nigen bedeutsamer anderer Interessen, wie beispielsweise der Denkmalpflege.

    Zwei fr die Schweiz wirkmchtige gesellschaftliche Ent-wicklungen lassen es indes wnschbar erscheinen, dass auch Bauten im Bestand knftig in verstrktem Masse an die Anforderungen der Hindernisfreiheit angepasst werden. Auf der einen Seite steht der kulturelle Wandel hin zu einer inklusiveren Gesellschaft. Das Konzept der Inklusion verlangt, dass smtliche gesellschaftlichen Bereiche auf die Teilhabe aller Menschen, insbesondere

    auch derjenigen mit einer Behinderung, zugeschnitten sind. Dieser Grundgedanke liegt der 2006 von der UNO- Generalversammlung verabschiedeten Behindertenrechts-konvention (BRK) zugrunde, die vom Schweizerischen Bundesrat 2014 ratifiziert wurde. Auf der anderen Seite steht der demographische Wandel hin zu einer alternden Gesellschaft. Mit der zahlenmssigen Zunahme lterer Menschen und der stetig steigenden Lebenserwartung nimmt auch die Anzahl von Menschen zu, die aufgrund einer Mobilitts- oder anderen Einschrnkung auf eine hindernisfreie Zugnglichkeit und Nutzbarkeit von Ge- buden angewiesen sind. Dies betrifft ganz besonders den Bereich des Wohnens. Hier etabliert sich in Hinblick auf die alternde Gesellschaft das Konzept des zu Hause alt Werdens (Aging in place) als ein in hchstem Masse konsensfhiger Ansatz. ltere Menschen sollen wenn irgend mglich in ihrem angestammten Wohnumfeld verbleiben knnen und nicht aufgrund krperlicher oder kognitiver Einschrnkungen zwingend in eine altersgerechte Institution umziehen mssen. Sowohl die Orientierung hin zu einer inklusiven Gesellschaft wie der demographische Wandel entwickeln sich aber weitaus dynamischer als die Erneuerung des Baubestandes. Besonders entscheidend betrifft dies den Wohnungsbe-stand (Hpflinger und Van Wezemael, 2014, S.212ff.). Der in Zukunft steigende Bedarf an hindernisfreien Wohn- bauten kann nur zu einem kleinen Anteil durch Neubau-ten gedeckt werden. Der weitaus grssere Teil auch des knftigen Wohnungsangebotes ist bereits gebaut (ebd.). Aus diesem Grund kommt in erster Linie der hindernis-freien Zugnglichkeit und Nutzbarkeit von Bestands-wohnbauten in Zukunft ein wachsendes Gewicht zu.

    Vor dieser Ausgangslage kam 2011 die Pro Infirmis Basel- Stadt auf das Institut Architektur der Fachhochschule Nordwestschweiz zu. Der damalige Leiter der kantonalen Fachstelle Hindernisfreies Bauen, Eric Bertels, wandte sich an das Institut mit dem Anliegen, die Anpassbarkeit von Wohnbauten im Bestand des Kantons Basel-Stadt in einer breiten Auslegeordnung zu untersuchen. Das Bei-spiel des Kantons Basel-Stadt ist fr eine derartige Ana- lyse besonders instruktiv, da hier das kantonale Bau-und Planungsgesetz (PBG) aus dem Jahre 2001 in Hinblick auf die Hindernisfreiheit als beraus fortschrittlich erachtet werden kann. Die vom Institut Architektur vorgeschlagene Forschungsskizze fokussierte entsprechend auf die Frage, welches Mobilisierungspotenzial der Wohngebudebestand im Kanton Basel-Stadt aufweist, um hindernisfreies Wohnen im Sinn der SIA Norm 500 zu ermglichen. Wie kann der aktuelle Wohngebudebestand sinnvoll angepasst werden im Hinblick auf die Bereitstellung von hindernis-freiem Wohnraum? Fr den Kanton Basel-Stadt eruiert die Studie das Mobilisierungspotenzial des Wohngebudebe-standes (MWB) entlang der folgenden vier Fragestellungen:

    Welches sind bei den verschiedenen Gebudetypen jeweils die Problemstellen?

    Welche Eindringtiefe in die Struktur des Gebudes ist je nach Gebudetyp ntig, sinnvoll oder machbar?

    Einleitung

  • 7 Wie kann auf der Seite der Eigentmerinnen und Eigentmer, seien dies Private oder institutionelle Anleger, Verstndnis im Umgang mit diesen Fragen erreicht werden?

    Wie sollen bei Sanierungen die entsprechenden Anpassungen vorgenommen werden?

    In vier sich gegenseitig ergnzenden Teilen will die Studie Antworten auf diese Fragen geben. Im ersten Teil (bearbeitet von Sofia Paisiou und Fabian Neuhaus) wird eine Typologie der Wohngebude im Kanton Basel- Stadt erstellt. Dieser Teil liefert damit die Grundlage und die Systematik fr die darauf aufbauenden weiteren drei Teile. Die fnf im ersten Teil identifizierten Wohn- gebudetypen knnen als Grundlage einer systematischen Katalogisierung und Bewertung des Bestandes im Kanton Basel-Stadt dienen.

    Der zweite Teil (bearbeitet von Sofia Paisiou und Fabian Neuhaus) stellt einen quantitativen berblick ber den Wohngebudebestand im Kanton Basel-Stadt dar. Hier wird das Mobilisierungspotenzial der Gebude konkret ersichtlich. Die anhand baulicher Problemstellen beschrie-benen Mglichkeiten einer Anpassung der Gebude bezglich Hindernisfreiheit kann fr zuknftige Entwick-lungsszenarien nutzbar gemacht werden.

    Der dritte Teil (bearbeitet von Christine Matter) eruiert anhand von Interviews sowohl mit Bewohnerinnen und Bewohnern wie auch mit Wohnungsanbietenden die Sichtweise der betroffenen Akteure. Was bedeutet fr sie Hindernisfreiheit, sei es im alltglichen Leben oder im planerischen und verwaltenden Umgang mit Immobilien?

    Schliesslich ermglicht der vierte Teil (bearbeitet von Daniel Schmider und Fabian Neuhaus) der Untersuchung durch den Einsatz von spezifischer Interaktionstechnologie Einblicke in alltgliche Bewegungsmuster im Wohnraum und damit in die Nutzung von Wohnung und Gebude. Dies geschieht in Form eines interaktiven Tagebuches, mit welchem die Bewegungen der Bewohnerinnen und Bewohner aufgezeichnet werden.

    Die verschiedenen Teile arbeiten mit je eigenen diszipli- nren Zugngen und Methoden entsprechend der in- volvierten Fachdisziplinen. Diese werden im Folgenden zu Beginn der jeweiligen Kapitel detailliert erlutert. Der vorliegende Schlussbericht stellt nacheinander die vier Teile mit den erarbeiteten Resultaten dar. Darber hinaus steuern Stephanie Weiss (FHNW) und Moritz Kemper (ZHdK) fr den dritten und den vierten Teil ihre Exper-tensicht bei. Redigiert wurden smtliche Kapitel durch Barbara Lenherr. Der Bericht wird abgeschlossen durch ein zusammenfassendes und bilanzierendes Schlusskapitel.

    Neben den genannten Mitarbeitenden hat eine Reihe von Personen und Institutionen mit Beitrgen unterschied-lichster Art massgeblich zum Zustandekommen dieses Berichts beigetragen. An erster Stelle mchten wir die pri-

    vaten Personen nennen, die uns in Interviews Auskunft ber ihre Wohnsituation gaben oder sich auf das Experi-ment einliessen, ihre Wohnungen fr Raumnutzungs-aufzeichnungen zur Verfgung zu stellen. Ihnen sind wir ebenso zu Dank verpflichtet wie den Vertreterinnen und Vertretern der Angebotsseite, die uns ihre kostbare Zeit fr ein Gesprch zur Verfgung stellten. Der Offenheit und Grosszgigkeit all dieser Personen verdanken wir die solide Datengrundlage der Studie. Darber hinaus haben verschiedene Institutionen des Kantons Basel-Stadt das Projekt mittels ihrer Auskunftsbereitschaft und der Bereitstellung von Grundlagen untersttzt. Es sind dies das Statistische Amt, das Grundbuch- und Vermessungs-amt und das Bauplanarchiv des Staatsarchives. Fachliche Begleitung erhielt das Projekt durch eine Steuergruppe: Die Architektinnen Esther Brogli (Mitglied der Kantonal- Kommission Pro Infirmis Basel-Stadt) und Nicole Woog (Leiterin Koordinationsstelle Bauen und Umwelt der Proinfirmis), sowie die Architekten Alfred Hersberger (u.a. ehem. Head of Construction & Development, UBS Fund Management AG und Prsident SIA Basel) und Andreas Herbster (Geschftsleiter Wohnstadt Basel) sorgten gemeinsam mit Eric Bertels im Verlaufe des Forschungs-prozesses durch ihre stets kritischen Nachfragen und anregenden Inputs zugleich fr die notwendige Breite wie fr die allmhliche Zuspitzung des Projekts. Und nicht zuletzt konnte das Forschungsvorhaben nur dank einer grosszgigen Finanzierung umgesetzt werden. An vor-derster Stelle danken wir hierfr der Initiantin und Auftraggeberin, der Pro Infirmis des Kantons Basel-Stadt, die nicht nur mittels eines namhaften finanziellen Betrags, sondern auch durch ihr grosses Engagement, insbesondere vertreten durch Eric Bertels, die Studie auf den Weg gebracht und ber die ganze Zeitdauer begleitet hat. Eric Bertels ist es gelungen, verschiedene Institutionen als Geldgeber fr das Forschungsthema zu gewinnen. Wir danken fr ihr Vertrauen und fr ihre finanziellen Beitrge der Pro Infirmis Schweiz, dem Eidgenssischen Bro fr die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, der Bank fr Internationalen Zahlungsausgleich, der C. Barell Stiftung, dem Prsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt (Fachstelle Gleichstellung von Menschen mit einer Behinderung und Fachstelle Wohnraum- entwicklung), der Schweizer Paraplegiker Stiftung, der Stiftung zur Frderung einer behindertengerechten baulichen Umwelt und der Vereinigung Cerebral Basel.

  • Wohngebude-bestand

    1.

  • 1.2 DEFINITION BESTAND

    Fr den in der Studie zu bercksichtigenden Bestand mussten Auswahlkriterien definiert werden. Orientiert haben wir uns hierbei an den bestehenden gesetzlichen Grundlagen: zum einen am Bau- und Planungsgesetz (BPG) Basel-Stadt, welches seit 2001 in Kraft ist, zum anderen an den Bestimmungen des Bundes, festgehalten im Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) 2004, darber hinaus aber auch an der SIA 500: Hindernisfreie Bauten. Das BPG hlt bezglich behindertengerechtem Bauen folgendes fest: Gebude, die Wohnungen oder fr Behinderte geeignete Arbeitspltze enthalten, mssen einen fr Behinderte geeigneten Zugang haben. Sie mssen so erstellt werden, dass sie ohne vermeidbare Umbauten den Bedrfnissen Behinderter angepasst werden knnen, soweit es ohne Nachteil mglich ist. Ausgenommen sind Einfamilienhuser. (Kanton Basel-Stadt, 2013.III par. 62, 2)Das Kriterium der fr die Anwendung der Gesetze rele- vanten Grundgrsse von Wohngebuden wird definiert ber die Anzahl Wohnungen, die pro Hauseingang erschlossen werden. Diese ist allerdings bei Bund und Kantonen unterschiedlich festgelegt. So sind es im BehiG Wohngebude mit mehr als acht Wohneinheiten, fr welche nach Inkrafttreten dieses Gesetzes eine Bewilligung fr den Bau oder fr die Erneuerung erteilt wird (Die Bundesversammlung der Schweizerischen

    Eidgenossenschaft, 2004 Abschnitt 1, Art. 3, c). Manche Kantone ziehen die relevante Grenze bei vier bis sechs Wohnungen pro Treppenhaus, im Kanton Basel-Stadt sind es hingegen mindestens zwei Wohnungen. Diese relativ niedrige Grenze bedeutet, dass in Basel-Stadt deutlich mehr Gebude in den Anwendungsbereich fallen als dies andernorts in der Schweiz der Fall wre. Fr die Studie wurde die mindest Anzahl bei vier Wohnungen pro Gebude angesetzt, da dies die schweizweite Praxis reflekiert. Da das Bau- und Planungsgesetz Basel-Stadt lter und detaillierter ist als das BehiG, war es in dieser Studie massgebend fr die Definition des hinsichtlich Hindernis-freiheit gesetzlich relevanten Bestandes. Damit sind nach 2000 erstellte Bauten von der Studie ausgeschlossen, weil sie bereits unter den Bestimmungen des ab Januar 2001 geltenden BP-Gesetzes erstellt worden sind und die entsprechenden Anforderungen erfllen. Eine weitere zeitliche Eingrenzung erfolgte aufgrund der Tatsache, dass die Baueingabeplne erst ab dem Jahre 1862 komplett erfasst worden sind. Es gibt lediglich 17 den MWB Anforderungen entsprechende Gebude, die lter sind, wodurch sie fr die Untersuchung nicht von Bedeu-tung waren. Der Zeitrahmen wurde also zwischen 1862 und 2001 gesetzt. Die whrend dieser knapp 140 Jahre entstandenen Wohnbauten stellen den Fundus dar, mit dem die Studie arbeitet.

    1.1 EINLEITUNG

    Im ersten Teil dieser Studie ging es in erster Linie darum, die Situation des Wohngebudebestands im Kanton Basel-Stadt hinsichtlich seiner Merkmale zu erfassen und daraus fr das Projekt relevante Kriterien zur Kategorisierung zu gewinnen. Als Grundlage dienten jeweils basierend auf dem Stand vom Juni 2013 die Angaben aus dem Wohnungsregister des Statistischen Amtes zum Wohnungsbestand und die relevanten Geoinformationen des Vermessungsamtes zu den Gebuden. Die zur Verfgung gestellten digitalen Daten ber die Wohnungen im Kanton Basel-Stadt beinhalten in Tabellenform Angaben sowohl zu den Wohnungen (Lage innerhalb des Gebudes, Anzahl und Grsse der Zimmer) als auch zu den Gebuden selber (Baujahr, Gebudenummer, Geschossigkeit, Anzahl Zugnge). Der Datensatz der Wohnungen liess sich im Geografischen Informations-system (GIS)1 ber die Gebudenummer mit den geografischen und geometrischen Gebudedaten des Vermessungsamtes kombinieren, was die Auswertung der projektrelevanten kantonalen Daten ermg-lichte.

    9

    1 Fr die Darstellung und Analyse der Geodaten wurde QGIS verwendet.

  • Abb. 2Karte Gebudebestand Basel-Stadt: Die Karte zeigt alle Gebude des Kantons (Stand 2013). Unterschieden werden Gebude allgemein (dunkel grau), Wohngebude (hellgrau), und im Projekt MWB relevante Wohngebude (gelb). Quelle: Geodaten Kanton Basel-Stadt.

    10

  • 11

    Abb. 1Vergleich Bestand: Mengenvergleich Gebude- und Wohnungsbestand Basel-Stadt (Stand 2013). Differenziert wird nach Bestand allgemein (dunkel grau), Wohngebude (hellgrau) und im Projekt MWB relevante Wohngebude (gelb). Bei den Wohnungen wird unterschieden zwischen Wohnungsbestand (hellgrau), und im Projekt MWB relevante Wohnungen (gelb).

  • 12

    1.3 BESTAND KANTON BASEL-STADT

    Der Kanton Basel-Stadt verfgt ber einen Gesamtgebu-debestand von total 30164 Bauten. Davon sind 23200 als Wohngebude registriert (Stand 2013), welche gesamthaft 108007 Wohnungen bereitstellen. Werden die vorgngig definierten Kriterien bezglich der Anzahl Wohnungen pro Hauseingang auf den Wohnge-budebestand angewendet, ergibt sich ein leicht revidiertes Bild. Die kleineren Gebude mit wenigen Wohnungen fallen weg. Das bedeutet, dass sich die Anzahl der Gebu-de stark reduziert, weniger deutlich jedoch die Anzahl der Wohnungen. Fr das Projekt relevant sind dem-entsprechend total 7957 Wohngebude mit gesamthaft 78132 Wohnungen. -> Abb. 1Der so definierte Gebudebestand wurde in einer Karte visualisiert. -> Abb. 2 Sie zeigt bereits ein erstes rumliches Muster, das die angewandten Kriterien abbildet. Einzel-ne Gebiete zeichnen sich dadurch aus, dass nur wenige Gebude fr die Studie in Frage kommen, wie die vorwie-gend aus alten und kleinen Gebuden bestehende Altstadt. Sichtbar sind auch Gebiete, die eine grosse Zahl an Ein- oder Zweifamilienhusern aufweisen, z.B. Bruderholz, Bachletten, Gotthelf, Hirzbrunnen und Riehen, ebenso schliesslich die grossen stdtischen Industrieareale (Novartis, Hafengebiete, Roche, Messegelnde, Bahnhof SBB und Dreispitz).Auf der anderen Seite zeichnen sich auch deutliche Kumulationsgebiete ab. Dies sind insbesondere die Stadt- erweiterungsquartiere der zweiten Phase mit den dichten Blockrandbebauungen (z.B. Gundeldingen, St. Johann, Breite, Iselin, Gotthelf, Bachletten, Kleinbasel und Klein-hningen.)

    1.4 KATEGOR I EN

    In einem nchsten Schritt galt es, die Auswahl in Katego- rien einzuteilen. Dabei ging es darum, den klar einge-grenzten Bestand auf seine Eigenschaften hin zu analysie-ren und daraus relevante Kriterien zu bilden. Hierfr wurden bereits abgeschlossene Studien konsultiert, die Hinweise auf mgliche Kategorisierungsraster liefern konnten: die Untersuchung strukturierender Eigenschaf-ten von Grundrissen zum Beispiel in Soglio (Alder, Giovanoli, 1997) oder Val Lumnezia (Kocherhans u. a., 2005), die Klassifizierung innerhalb einer Gebudebe-standsstudie in Wien (Pollak, Krsz, 2008) oder eines Bestands im Bereich Energie am Bau, wo anhand von Typen Energieverbrauchs- und Sanierungsmodelle auf grsserer Massstabsebene berechnet werden (ebk, 2004; Fischer, Schwehr, 2008; Grtz, 2005).

    Fr die aktuelle Untersuchung wurden also zunchst die Grundlagendaten analysiert. Dies jeweils separat auf Ebene der Gebude und der Wohnungen. Als Basis-referenz dienten das Baujahr und in manchen Fllen das Quartier.

    -> Abb. 3 / -> Abb. 4

    Gebudebestand nach QuartierDer Gesamtgebudebestand jedes Quartiers ist jeweils als Histogramm pro Bauperiode visualisiert. Dabei sind speziell die Einbrche der Bauttigkeit whrend der Kriegsjahre sichtbar und natrlich die zeitlichen Entwick-lungsunterschiede zwischen den Quartieren.

    Gebudebestand nach Anzahl Wohnungen Bei der Darstellung des Gebudebestands nach Anzahl Wohnungen pro Gebude zeigt sich, dass es whrend des Baubooms der 1960er-Jahre hinsichtlich der Gebude-grsse zu einer Verschiebung kam. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurden viele kleinere Gebude mit weniger als vier Wohnungen gebaut. Diese nahmen nach 1950 stark ab. Bei den grossen Gebuden mit mehr als vier Wohnungen gibt es erst 1980 eine Sttigung.

    Gebudebestand nach Anzahl Geschossen Erwartungsgemss sind die hohen Gebude erst spt in der zweiten Hlfte des letzten Jahrhunderts gebaut worden.

    Gebudebestand nach Anzahl Wohnung pro Gebude Der Bestand an Wohnungen in kleinen und grossen Gebuden verhlt sich genau umgekehrt zu jenem der Gebude. Es gibt relativ wenige Gebude mit vielen Woh-nungen, diese beherbergen aber den Grossteil der Woh-nungen im Kanton.

    Gebudebestand nach Anzahl Zimmer und Periode Bei der Analyse der Wohnungen nach Periode und Anzahl Zimmer zeigt sich, wie wenige Wohnungen mit mehr als drei Zimmern es im Kanton Basel-Stadt gibt.

  • 13

    Gebudebestand nach Quartier und Anzahl Wohnungen In der Anordnung der Gebude nach Quartier und Anzahl Wohnungen lsst sich ablesen, welche Quartiere einen hohen Bestand an MWB-Wohnungen aufweisen. Mehr grosse Gebude mit mindestens vier Wohnungen weisen die Quartiere Breite, Gundeldingen, Iselin, St. Johann, Clara, Kleinhningen und Matthus auf, mehr kleine Gebude mit weniger als vier Wohnungen die Quartie-re Altstadt, Bruderholz, Bachletten, Hirzbrunnen und Riehen.

    Gebudebestand nach Anzahl Wohnungen pro Gebude und Quartier Umgekehrt verhlt es sich wieder bei der Analyse auf der Ebene der Wohnungen, da die grossen Gebude deut-lich mehr Wohnungen beinhalten. So sind es dann nur noch die Quartiere Altstadt und Bruderholz, die tatsch-lich mehr Wohnungen in kleinen Gebuden aufweisen. Sowohl in Riehen als auch in den Quartieren Hirzbrun-nen und Bachletten gibt es mehr Wohnungen in grossen Gebuden als in kleinen.Gebudebestand nach Quartier und Periode Die Bauttigkeit in den einzelnen Quartieren ist sehr unterschiedlich. In die Betrachtungsperiode fallen auch grosse Teile der Stadterweiterung. So ist gut ersichtlich, wie sich die Quartiere am Ring entwickelt haben und wann der Bauboom am Stadtrand angelangt ist. Ab 1980 ist die Stadt grsstenteils gebaut und es findet haupt- schlich noch eine Verdichtung statt.

    Im berblick zeigt sich fr den Kanton Basel-Stadt, dass architekturgeschichtlich relevante Bauwerke im Bereich des Wohnungsbaus keine Mehrheit bilden. Es wurden zwar Konzepte erprobt, die im jeweiligen Stil und im in- ternationalen Kontext beispielhaft sind, die aber in Basel keine breite Anwendung fanden (ausfhrlich dokumen-tiert z.B. von Dorothee Huber (1993) im Architektur- fhrer Basel). So gibt es beispielsweise Gebude mit Erschliessungen ber Laubengnge (Huber, 1993: S. 215) oder organisiert als gefcherte Fnfspnner, innerhalb des relevanten Bestands sind diese jedoch einmalig und wurden fr die Kategorienbildung aus diesem Grund nicht beigezogen. Gesucht waren relevante Merkmale der gebauten breiten Masse, der Spekulationsbauten also, die auf Effizienz und Maximierung ausgerichtet sind. Es schien deshalb wichtig, die Kategorien an den vorge-fundenen Bestand anzupassen. So wurden die Themen Baujahr, Gebudeform, Gebudekontext, Erschliessungs-form und Quartier als erstes einzeln untersucht.

  • 14

    Abb. 3Analyse Bestand: Gebude nach Baujahr, Geschosse, Kontext, Gebudeform und Wohnung.

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    Abb. 4Analyse Bestand: Wohnungsbestand nach Quartier, Baujahr, Zimmer und Gesamtwohnungsbestand

  • 16

    BAUPER IODE

    Um den unterschiedlichen Bedingungen gerecht zu werden, erfolgte die Untersuchung nach hierarchischen Regeln: Zuerst wurden die Eigenschaften der Gebude analysiert, danach jene der Wohnungen. Dieser Logik folgend wurde ein Strukturbaum entwickelt, welcher einerseits die auf der Kantonsebene angewandten berge-ordneten Kriterien illustriert und andererseits die auf der Gebudeebene relevanten Themen. -> Abb. 13 Zu Letzteren gehren bautechnische Eigenschaften, insbesondere Material- und Werkzeugeigenschaften, wobei vor allem ihre technische Entwicklung interessant ist. Die Verwendung von Beton anstelle von Mauerwerk oder Holz beispielsweise lsst ganz andere Mglichkeiten zu und stellt nicht die gleichen Anforderungen an die strukturelle Konzeption. Dasselbe gilt fr den Einbau eines Aufzugs. Hier lieferte vor allem das Baujahr des Gebudes Hinweise fr eine Gruppierung, weshalb dieses als erstes gebuderelevantes Kriterium in die Unter- suchung aufgenommen wurde.

    Die Geschichte hat gezeigt, dass die Entwicklung der Technologie stets einher ging mit der Entwicklung der relevanten Gesetzgebung. Baugesetze beeinflussten die gestalterischen Mglichkeiten auf unterschiedliche Weise, sei es aufgrund feuerpolizeilicher Anforderungen beispielsweise an die Materialisierung von gemeinschaft- lichen Treppen oder aufgrund hygienischer Vorschriften, wie der Notwendigkeit, Keller oder Nasszellen zu be- lften.

    Eine umfangreiche Recherche zu den Baugesetzen im Kanton Basel-Stadt lieferte verschiedene Daten, welche halfen, die relevanten Baujahre zwischen 1862 und 2001 in klar definierte Abschnitte einzuteilen. Daneben ermglichten geschichtliche Ereignisse beziehungsweise Entwicklungen in Politik und Wirtschaft als Wendepunk-te eine zeitliche Zuordnung. Besonders einschneidend waren die beiden Weltkriege, da sie dramatische Vernde-rungen hinsichtlich der notwendigen Ressourcen mit sich brachten. Mit der Moderne und spter der Postmo-derne boten im letzten Jahrhundert auch innerhalb der Architekturgeschichte die vernderten Stilrichtungen entsprechende Kriterien, wobei gerade Basel mit einigen herausragenden Beispielen aufwartet (INSA, 1986; Huber, 1993). Die Gesetze geben aber auch Hinweise auf das Entstehen von gewissen Charakteristiken. So waren zum Beispiel in den frhen Bauperioden der Ein- und der Zweispnner mit Treppen aus Holz weit verbreitete Er- schliessungsmodelle. Der Grund dafr lag in den gesetzli-chen Bestimmungen, nach denen die gemeinschaftlich genutzten Treppen in grsseren Gebuden mit mehr als zwei Wohnungen pro Geschoss aus feuerfestem Material erstellt werden mussten, was hhere Kosten verursacht htte.

    Das architektonische Schaffen im Kanton Basel-Stadt whrend dieser Jahre ist in zahlreichen Publikationen ausfhrlich dokumentiert. Dort findet sich eine ganze Reihe an mglichen und fr eine sinnvolle Unterteilung hilfreichen Kriterien, die insbesondere in den Kapiteln Erschliessungsform und Gebudeform Eingang fanden.Aus diesen berlegungen heraus haben sich schliesslich fnf verschiedene Zeitperioden entwickelt.

    Dazu gibt es jeweils Bilder, die Ausschnitte aus dem Stadt-plan zeigen. Darauf sind die morphologischen Merkmale sichtbar (Kirschenmann, Muschalek, 1977).

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    VOR 1862

    KONTEXT: Die Bauplne der Gebude sind nur lckenhaft erfasst. Geometrie, Sozialparzellierung 1856 1862: Bauvorschriften Baulinien, Wohnungsbau 1837: Grndung Schweizer Ingenieur- und Architek-

    tenverein SIA 1833-1850: Trennung Kanton Basel-Stadt und Kanton

    Basellandschaft Landschaftspanoramen

    ARCHITEKTUR: um 1700: Weiherhaus, Rebhaus, Landsitz,

    htel entre cour et jardin um 1800: Casino Stil: Barock und Rokoko, Klassizismus und Romantik 1859: Gesetz zur Stadterweiterung und Schleifung

    der Stadtmauern.

    -> Abb. 5

    1862 1918

    KONTEXT Die Bauplne der Gebude sind im Planarchiv des

    Kantons Basel-Stadt erfasst. Industrielle Revolution Wohnungsmangel: Bei einer Wohnungsuntersuchung

    im Jahre 1889 wurden in Extremfllen ein Abtritt pro 40 Personen und Wohnungen mit zwei Zimmern fr 12 Personen vorgefunden.

    Konsolidierung der Schweiz als Bundesstaat Bevlkerungszunahme von 10000 vor 1815 auf 110000

    im Jahre 1900 10 Quartiere, neue Grenzen, neue Vermessung

    der Stadt

    ARCHITEKTUR: fliessendes Wasser in den Wohnungen (noch kein

    richtiges Badezimmer) neuer Haustyp: Arbeiterreihenhaus und Mehrfamilien-

    haus (Am Ring, in der Breite) Brcken, Bahnhofs- und Industriearchitektur Stadtverschnerung, Park-Brunnenanlagen, Musik-

    pavillons etc. Typologie und geometrische Systematisierung fr

    Grundrissfragen Stil: Klassizismus und Romantik, Historismus und

    Jugendstil

    GESETZE: Sanittspolizeiverordnung, 1864 Hochbaugesetz, 1895 Wohnungsgesetz, 1907 (Sanittsgesetz) Kanalisationsgesetz, 1914

    -> Abb. 6

    Abb. 5Morphologie mittelalterliche Stadt, Ausschnitt AltstadtQuelle Plandaten: Geodaten Kanton Basel-Stadt

    Abb. 6Morphologie Blockrand, Ausschnitt Kleinbasel, Matthus KircheQuelle Plandaten: Geodaten Kanton Basel-Stadt

  • 18

    1919 1938

    KONTEXT: Das neue Hochbaugesetz von 1918 widerspiegelt die

    neusten Entwicklungen im Bauwesen. Industrialisierung Stadterweiterung, Stadterneuerung Korrekturplan, Verkehrsplanung, Strassengesetz,

    Sanierung bzw. Abbruch der Altstadt kulturelles Leben, politische und wirtschaftliche Krisen 79% der Wohnungen sind ohne Bad, 84% ohne

    Warmwasser, 64% ohne Waschkche. Zwischen 1914 und 1918 verdoppeln sich die Lebens-

    kosten, 1920 sind die Baukosten dreimal so hoch wie 1914.

    ARCHITEKTUR: Architekturdebatten Neue Konstruktionsmethoden: Beton, Stahl,

    Verkleidung neuer Haustyp: Kleinwohnung, Kleinsthaus Stil: Klassische Moderne

    GESETZE: Hochbaugesetz, 1918 neues Gesetz zur Anlegung und Korrektur von

    Strassen, 1937

    -> Abb. 7

    1939 1959

    KONTEXT: steigende Bodenpreise: von 20 CHF (1946) auf

    180 CHF (1967) Korrekturplan von 1949

    ARCHITEKTUR: Wohnquartiere, Siedlungsbau MFH 1950er- und 1960er-Jahre ohne klar erkennbare

    Ordnung Stil: Nachkriegsmoderne

    GESETZE: Hochbaugesetz, 1939

    -> Abb. 8

    Abb. 7Morphologie geffneter Blockrand, Ausschnitt Iselin, GrossbaselQuelle Plandaten: Geodaten Kanton Basel-Stadt

    Abb. 8Morphologie Zeile, Ausschnitt RiehenQuelle Plandaten: Geodaten Kanton Basel-Stadt

  • 19

    Abb. 9Morphologie Grossform, Ausschnitt St. Johann, RheinuferQuelle Plandaten: Geodaten Kanton Basel-Stadt

    Abb. 10Morphologie Baulcke, Ausschnitt Kleinhnigen, WieseQuelle Plandaten: Geodaten Kanton Basel-Stadt

    1960 1979

    KONTEXT: Betonbauten massiver Ausbau des Strassennetzes Stadtplanung mit zunehmendem Einfluss, Entwicklung

    urbaner Qualitten an der Dienstleistungswirtschaft orientiertes Bauen Planungsinstrumente, z.B. Masterplan und Zonenplan starker Anstieg der Bodenpreise: von 20CHF (1946)

    auf 180 CHF (1967)

    ARCHITEKTUR: Haustyp: Reihen-Einfamilienhuser, Hochhuser,

    Mehrfamilienhuser (Wohnquartiere) 1960er-Jahre: Entwickeln urbaner Qualitten in der Stadt 1970er-Jahre: Fokus auf intelligente Formen und

    Kontinuitt Internationalismus Architekten in Orts-, Regional- und Landesplanung Stil: Brutalismus, Strukturalismus, Postmoderne

    -> Abb. 9

    1980 2000

    ARCHITEKTUR: theoretische Positionen Wettbewerbe, Tagungen, Vortrge architekturinteressierte ffentlichkeit SN 521 500, vorgnger Norm der SIA 500

    Behindertengerechtes Bauen Stil: Postmoderne, kritischer Regionalismus,

    Dekonstruktivismus, Minimalismus, kologisches Bauen

    GESETZE: Denkmalschutzgesetz, 1980 Neuer Zonenplan, 1988 Bau- und Planungsgesetz (BPG, 2001) als Entwurf

    in Diskussion.

    -> Abb. 10

  • 20

    GEBUDEFORM

    Anhand der Form des Gebudes konnten Informationen sowohl ber die Ausrichtung der Wohnungen als auch die Art der Erschliessung gewonnen werden. Die Untertei-lung der Baukrper in lang oder kompakt erfolgte auf der Grundlage der kantonalen Grundbuchvermessungsda-ten, wobei lang bedeutet, dass die Lngsseite mehr als der doppelten Breite entspricht. Massgebend fr die Zuordnung waren die Gebudeeckpunkte. Die Untersu-chung zeigte, dass rund 6% der untersuchten Objekte im Kanton Basel-Stadt der Gruppe der langen und 94% jener der kompakten Gebude zugeordnet werden knnen. Die Analyse wurde mit Hilfe der Software MAT-LAB durchgefhrt. -> Abb. 11

    GEBUDEKONTEXT

    Einen weiteren Aspekt der Kategorisierung stellte der Standort oder besser die unmittelbare Umgebung des Ge- budes dar. Es interessierte insbesondere, wie sich das Gebude zu den Nachbargebuden verhlt. Diesbezglich konnten drei Kategorien gebildet werden: freistehend, eingebaut in eine Zeile oder angefgt als Kopfbau am Ende einer Zeile. -> Abb. 11 Die Gruppen unterscheiden sich unter anderem in der Anzahl der ihnen zur Verfgung stehenden Fassadenflchen und damit in den Mglichkei-ten, die Wohnungen zu belichten: Das freistehende Gebude verfgt hierfr ber vier Seiten, der Kopfbau ber drei und das in eine Zeile eingebaute Gebude lediglich ber zwei. Dadurch war wiederum der Rck-schluss auf die Ausbildung der einzelnen Wohnungen mglich.Die Auswertung erfolgte ber das GIS und lieferte folgen-de Resultate: 6% freistehend, 22% Kopfbauten und 72% in Zeilen eingebaut.ber den Zusammenhang der Form mit der stdtebauli-chen Entwicklung kann gesagt werden, dass in den frhen Blockrandbebauungen die Wohnbauten in der Regel zwei- seitig eingespannt waren. Im Laufe der Zeit kam es zu einer allmhlichen ffnung und es sind vermehrt Kopfbauten entstanden. Ab Mitte des letzten Jahrhunderts begannen dann zuerst der Zeilenbau und darauf folgend die frei- stehenden Einzelbauten sich durchzusetzen.

    ERSCHLI ESSUNGSFORM

    Bei der Art der Erschliessung wurden drei Grundtypen unterschieden: -> Abb. 12 der Laubengang (aussen liegende, lngsseitig angeordne-

    te Erschliessung mit punktuellen Vertikalverbindungen) der Gang (innen liegende, lngs angeordnete Erschlies-

    sung mit punktuellen Vertikalverbindungen) der Spnner (ein Treppenpodest oder Geschossboden

    erschliesst eine oder mehrere Wohnungen)

    Die fr das Projekt zur Verfgung gestandenen Grund- lagendaten enthielten keine Angaben ber die Erschlies-sungsformen. So wurden diese ber die Gebudeform und die Anzahl erschlossener Wohnungen pro Stockwerk definiert. Mit den Informationen ber Wohnungen, Gebude, Eingnge und Stockwerke aus dem Wohnungs- register des Statistischen Amtes Basel-Stadt konnte berechnet werden, wie viele Wohnungen pro Stockwerk jeweils erschlossen werden. Die Auswertung dieser Daten zeigte, dass eine berwiegende Mehrheit der Woh- nungen Ein-, Zwei- oder Dreispnner sind, wobei die Tendenzen sich ber die Bauperioden hinweg verndern: In lteren Gebuden sind die Wohnungen vorwiegend ein- oder zweispnnig organisiert, ab 1940 dann eher zwei- und dreispnnig. Erst ab den 1960er-Jahren wurden Erschliessungen mit mehr als drei Wohnungen pro Geschoss gebaut.

    Fr die weitere Untersuchung wurde der Gesamtbestand nun anhand der Kriterien Bauperiode, Gebudeform, Kontext und Erschliessungsform in Gruppen einge-teilt: -> Abb. 13 Als bergeordnetes Kriterium wurden die Bauperioden gesetzt, da ihre Relevanz zusammen mit den Baugesetzen, auf die sie sich hauptschlich beziehen, dominierte. Darunter wurden entsprechend der restlichen drei Kriterien unterschiedliche Gruppen berechnet. Es kristallisierten sich Haupt- und Nebengruppen heraus, wobei erstere deutlich mehr Gebude aufweisen als letztere. IMG Tabelle AuswahllisteIn der bersicht fllt auf, dass es unter der Rubrik Gebudeform relativ wenige lange Gebude gibt, die meisten sind kompakt. Ein Grund dafr ist sicherlich, dass fr die Studie die einzelnen Gebude (das heisst jeweils eine Adresse respektive ein Hauseingang) relevant waren, wodurch das lange Volumen eines Zeilenbaus beispielsweise nicht als Ganzes bercksichtigt wurde. Die meisten Zeilenbauten haben mehrere Eingnge mit je eigenen Hausnummern, welche die einzelnen Wohnun-gen unabhngig voneinander erschliessen. Das entspricht auch der Praxis, nach der die Gesetzgebung im Falle eines Neubaus operiert. Massgebend sind die Wohnungen pro Hauseingang. Der vermutete Zusammenhang mit den Erschliessungsformen hat sich bewahrheitet. Es finden sich vorwiegend Spnnertypen, die diese kompakten Gebude mit ein bis vier Wohnungen pro Geschoss erschliessen. Hinsichtlich der Anzahl Zimmer zeigt sich, wie vorgngig bereits festgestellt, dass es in der Stadt Basel vorwiegend 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen gibt. Durchgngig durch die verschiedenen Bauperioden machen die 3-Zim-mer-Wohnungen praktisch die Hlfte aus, wobei die Tendenz in den letzten Jahren leicht abnimmt.

  • 21

    2Spnner 3 4 4 4+2Spnner 3 4 4 4+2Spnner 3 4 4 4+2Spnner 3 4 4 4+2Spnner 3 4 4 4+

    Abb. 11Gebudekontext: Visualisierung Konzept der Einteilung nach Gebudeform und Gebudenachbarschaften

    Abb. 12Darstellung mglicher Erschliessungsformen von Spnnern

    Spnner 2 3 4 4 4+

    Solitr Kopf Reihe

    Kompakt

    Lang

    2Spnner 3 4 4 4+

  • 22

    Bestand Gebude Basel-Stadt 30164

    Bestand Gebude Wohnen 23200

    Bestand Gebude Wohnen, erstellt vor 2001 22625

    Bestand Gebude Wohnen, mehr als 4 whg 7957

    1919-19381862-1918

    Gebudeform

    Baujahr

    1939-1959 1960-1979 1980-2000

    Quartier

    6964

    575

    14668

    MATTHUS 301GUNDELDINGEN 252

    ST JOHANN 203

    1374 1328 2120 2345 790

    ISELIN 212GUNDELDINGEN 209

    ST JOHANN 169

    ISELIN 212GUNDELDINGEN 209

    ST JOHANN 169

    ISELIN 332BACHLETTEN 203

    ST ALBAN 190

    RIEHEN 364GUNDELDINGEN 275

    MATTHUS 237

    RIEHEN 137GRUNDELD. 81ST JOHANN 75

    Kompakt 1339Lang 35

    Kompakt 1305Lang 23

    Kompakt 2036Lang 84

    Kompakt 2115Lang 230

    Kompakt 702Lang 88

    1-Spnner 6772-Spnner 619

    1-Spnner 4492-Spnner 752

    2-Spnner 15463-Spnner 3144-Spnner 141

    2-Spnner 11543-Spnner 5004-Spnner 336

    4+ -Spnner 283

    2-Spnner 5093-Spnner 114

    Kontext

    Erschliessung

    Reihe 1287Kopfbau 79

    Reihe 1150Kopfbau 164

    Reihe 1260Kopfbau 773

    Reihe 1567Kopfbau 554

    Reihe 498Kopfbau 191

    Abb. 13Strukturbaum: Einteilung des Gebudebestandes Basel-Stadt nach Ausschlusskriterien

  • 23

    Bestand Gebude Basel-Stadt 30164

    Bestand Gebude Wohnen 23200

    Bestand Gebude Wohnen, erstellt vor 2001 22625

    Bestand Gebude Wohnen, mehr als 4 whg 7957

    1919-19381862-1918

    Gebudeform

    Baujahr

    1939-1959 1960-1979 1980-2000

    Quartier

    6964

    575

    14668

    MATTHUS 301GUNDELDINGEN 252

    ST JOHANN 203

    1374 1328 2120 2345 790

    ISELIN 212GUNDELDINGEN 209

    ST JOHANN 169

    ISELIN 212GUNDELDINGEN 209

    ST JOHANN 169

    ISELIN 332BACHLETTEN 203

    ST ALBAN 190

    RIEHEN 364GUNDELDINGEN 275

    MATTHUS 237

    RIEHEN 137GRUNDELD. 81ST JOHANN 75

    Kompakt 1339Lang 35

    Kompakt 1305Lang 23

    Kompakt 2036Lang 84

    Kompakt 2115Lang 230

    Kompakt 702Lang 88

    1-Spnner 6772-Spnner 619

    1-Spnner 4492-Spnner 752

    2-Spnner 15463-Spnner 3144-Spnner 141

    2-Spnner 11543-Spnner 5004-Spnner 336

    4+ -Spnner 283

    2-Spnner 5093-Spnner 114

    Kontext

    Erschliessung

    Reihe 1287Kopfbau 79

    Reihe 1150Kopfbau 164

    Reihe 1260Kopfbau 773

    Reihe 1567Kopfbau 554

    Reihe 498Kopfbau 191

  • 24

    AUSWAHL DER BEISPI ELE

    QuartierAufgrund dieser Kategorien und entsprechend der berechneten zahlenmssigen Bestnde wurden fr die weitere Bearbeitung im zweiten Teil dieser Studie Beispiele ausgewhlt. Massgebend waren hierfr sowohl die vorangegangenen Kriterien als auch der zustzliche Aspekt Quartiere. Wie bereits erwhnt, waren die Bauaktivitten in den Quartieren je nach Bauperiode sehr unterschiedlich. Um sowohl die Trend- als auch die stagnierenden Quartiere adquat zu bercksichtigen, waren beide mit je zwei Wohnungen vertreten.Die Auswahl der Beispiele aus der errechneten Gebude-menge wurde ber das GIS getroffen. Sie erfolgte im Rahmen aller definierten Kriterien zufllig und reprsen-tiert den fr die Studie relevanten Bestand des gesamten Kantons.Die Beispiele wurden in zwei Gruppen zu je 20 unter- teilt. Bei der einen Auswahl kam zustzlich der Quartier- Aspekt zum Tragen, die zweite Auswahl fungierte als Kontrollgruppe ohne Einschrnkung bezglich Quartiere.Fr alle Beispiele wurden die Grundlagenplne, basie- rend auf der Baueingabe beim Planarchiv, eingesehen und fotografiert (-> Abb. 57 im Anhang).

    1.5 STORYBOARD

    Mit der Wahl von 40 konkreten Gebuden sind weitere Beurteilungsebenen dazu gekommen, die ergnzend zu den faktischen Untersuchungen auch Aussagen zu inhaltlichen, strukturellen und morphologischen Eigenschaften machten. Von Interesse waren speziell die morphologischen Unterschiede, wie sie sich im Laufe der definierten 140 Jahre entwickelt haben. Anhand einer Auswahl an dokumentierten und kommentierten Bei- spielen wurden inhaltliche Merkmale herausgearbeitet. Bei den Vergleichsbeispielen handelt es sich unter anderem um die bereits erwhnten Bauten aus dem Basler Architektur-fhrer (Huber, 1993) und zustzlich um solche aus der vom ETH Wohnforum erarbeiteten Publikation Stand der Dinge (ETH Wohnforum, 2004). Diese ist in Zusammenarbeit mit Logis Ble verfasst worden und beleuchtet das Bauen in Basel im berblick und auch im Einzelnen.

    GebudeAusgangslage der fr die Studie relevanten Entwicklung des Wohnungsbaus bildet die Geschosswohnung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Charakteristisch fr diese ist ihre Einbettung innerhalb einer Blockrandbebauung sowie die Aufteilung in eine Eingangs- oder Vorderseite und eine Hof- oder Rckseite mit unterschiedlichen Repr-sentationsansprchen. Die strassenzugewandte Eingangs- fassade ist die Schauseite mit den Zimmern, gegen den Hof hin ist ber die Laube der Arbeitsbereich angeordnet: Waschen, Kochen, Vorbereiten usw. finden hier statt.

    Entsprechend sind dort auch die Raumeinheiten als funk- tionale Elemente organisiert. Zwischen diesen beiden rumlichen Schichten liegt der Gang. ber die fr die Untersuchung relevanten 140 Jahre hinweg ist insbesonde-re die Entwicklung von Bad, Kche und Laube, welche spter zum Balkon wird, interessant. Tendenziell verschie-ben sich die Einheiten gegen- beziehungsweise zueinan-der. -> Abb. 14

    Kontexthnliches ereignet sich im Kontext des Gebudes hin-sichtlich stdtebaulicher Erscheinung oder auch hinsicht- lich Technologie und Material. -> Abb. 15 Strukturell haben sich die Wohnungen stark entwickelt. In den ersten beiden Perioden bis ca. 1938 sind die einzel- nen Wohnrume als Zellen konzipiert, was zu Ecken und Verstzen fhrt, da die Wnde immer auf den Raum und nicht auf eine bergeordnete Struktur ausgerichtet sind. Ab ca. 1939 wird mit einem strkeren Ordnungsbedrfnis gebaut, aber erst ab ca. 1960 folgen die Grundrisse einem strengen Raster- oder Schottensystem. Das hat sicher auch mit der in dieser Zeit verbreiteten Verwendung von Beton zu tun, dessen Schalung Disziplin erfordert. Ab den 80er-Jahren wird auf eine flexible Struktur gesetzt. Es wird versucht, basierend auf dem Raster eine Auf- lsung desselben anzustreben. Stdtebaulich ist die Periode ab 1862 noch ganz dem Blockrand verschrieben. Bereits ab 1919 zeigen sich ffnungstendenzen. Ab 1939 wird sowohl die Zeile als auch die Siedlung als stdtebauliche Strategie einge- fhrt. Ab den 1960er-Jahren kommen die Solitrgebude (Punkte) hinzu, darunter die ersten Hochhuser sowie die Grossform.

    WohnungDie sanitre Einrichtung besteht anfnglich aus einem Abort im Hof. Spter ist dieser dann im Treppenhaus oder teilweise auf der Laube geschossweise integriert (Koolhaas u. a., 2014a). Erst mit der Versorgung der Gebude mit fliessendem Wasser ab circa 1910 (Birkner, 1981) wird der Abort als Badezimmer Teil der Wohnung, bleibt aber hofseitig angeordnet. Aus Platzgrnden wird das Bad mancherorts in die Mitte der Wohnung verlegt, durch die Vorschriften des Hochbaugesetzes von 1918 ist jedoch der Einbau eines Abluftschachts mit einem Lftungsfenster zwingend. Der technische Fortschritt (mechanische Lftung) ermglicht dann im Hochbaugesetz von 1939 auch fensterlose Badezimmer. Im Laufe der Zeit etabliert sich das Badezimmer ohne Fenster im Innern der Woh-nung. Ab etwa 1950 finden sich diese Rume standardisiert als kleinstmgliche, funktionale Einheiten, analog dem Kleinstbad von 1929 in Das Frankfurter Register (de Bonneville, 1998), das Badezimmer wird vermehrt durch ein separates WC ergnzt. Ab 1980 kommt das Bade- zimmer wieder vermehrt in der usseren Raumschicht zu liegen, mit einem eigenen Fenster zur Belichtung und Belftung. Oft wird auch in dieser letzten Periode wieder auf ein separates WC zugunsten eines grosszgigeren Bades verzichtet.

  • 25

    Die Kche bildet zusammen mit der Laube einen wich- tigen Aktivitts- und Arbeitsraum hin zum Hof (Kaiser u. a., 1993; Koolhaas u. a., 2014b; Spechtenhauser, 2006). Ursprnglich war die Kche Teil eines Zimmers und nicht separater Funktionsraum. Damit erklren sich die hufig vorgefunden Wohnungen, die drei oder mehr gleichartige Zimmer ohne funktional eindeutige Zuordnung aufwei-sen. Mit der Hygienereform passt sich die Kche an die Vorschriften im Hochbaugesetz 1918 bezglich ihrer Grsse an, die Anordnung der Rume verndert sich allerdings kaum, auch nicht mit der Einfhrung des fliessenden Wassers oder anderer technischer Errungen-schaften, wie Kochherd, Backofen, etc. Ab circa 1960 wird auch die Kche funktionalisiert und als Frankfurter Kche standardisiert (Kuhn, Kuhn, 1998; Kuhn, 1998; Schtte-Lihotsky, Noever, 1992). Ab Mitte des 20. Jahrhunderts lst sich die Kche von der hofseitigen Laube und schliesst sich dem neu entstandenen Wohn-zimmer an. Damit reflektiert die Wohnung nun ein ganz neues Verstndnis von Wohnen. Es wird nicht mehr zwischen Reprsentation und Arbeit unterschieden, sondern zwischen privat und ffentlich. In diesem Zusam-menhang erhlt auch der Begriff Freizeit eine Bedeu-tung. Mit der Zuordnung zum Wohnzimmer entwickelt sich die Kche spter zur Wohnkche. Gleichzeitig wird auch die Laube als bisheriger Arbeitsraum durch den Balkon ersetzt, welcher der Freizeit und dem Geniessen dient. Zusammen sind diese drei Funktionen nun hufig der Eingangsseite zugeordnet oder aber orientieren sich gegen die Sonne, beziehungsweise die Aussicht. Die Zimmer erhalten vermehrt eine spezifische Funktion, sie werden zu Schlafzimmern und bilden zusammen mit dem Bad den privaten Bereich der Wohnung. Im Gegen-satz zum frheren Zimmer neben der Kche auf der Hofseite sind die Schlafzimmer nun immer mehr auch auf der Strassenseite zu finden, sie erhalten ab den 1980er- Jahren teilweise kleine Balkone, die bisher vorwiegend die ffentlichen Rume kennzeichneten.

  • 26

    Struktur

    Wohnung

    Stdtebau

    Bauweise

    1862 1919 1939 1960 1980

    1862 1919 1939 1960 1980

    T

    Z

    Z Z

    KE

    A

    T

    T

    S SB

    E

    WE

    WC

    Treppe

    LiLi

    Gang

    Eingang

    Schlafzimmer

    Schlafzimmer

    Wohn-Ess-KcheWohnzimmer

    Balkon

    Laube

    Kche

    Bad/WC

    Bad

    WC

    StrukturRaster / SchottenOrdnungZellen

    Zeile

    Siedlung

    PunktGrossformBlockrand Blockrand genet

    Standards Minimal, Vorgaben Flexibilitt

    Treppe

    Flur

    Zimmer

    Eingang

    Laube

    Abort

    Kche

    Bad

    Abb. 14Storyboard Wohnung: Darstellung der Wohnungsorganisationsentwicklung ber die vergangenen 140 Jahre basierend auf den Funktionsrumen.

    Abb. 15Storyboard Gebude: Darstellung der Entwicklung im Gebude ber die vergangenen 140 Jahre basierend auf Struktur, Stdtebau und Bauweise

    Struktur

    Wohnung

    Stdtebau

    Bauweise

    1862 1919 1939 1960 1980

    1862 1919 1939 1960 1980

    T

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    S SB

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    Treppe

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    Gang

    Eingang

    Schlafzimmer

    Schlafzimmer

    Wohn-Ess-KcheWohnzimmer

    Balkon

    Laube

    Kche

    Bad/WC

    Bad

    WC

    StrukturRaster / SchottenOrdnungZellen

    Zeile

    Siedlung

    PunktGrossformBlockrand Blockrand genet

    Standards Minimal, Vorgaben Flexibilitt

    Treppe

    Flur

    Zimmer

    Eingang

    Laube

    Abort

    Kche

    Bad

  • 27

    Struktur

    Wohnung

    Stdtebau

    Bauweise

    1862 1919 1939 1960 1980

    1862 1919 1939 1960 1980

    T

    Z

    Z Z

    KE

    A

    T

    T

    S SB

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    WE

    WC

    Treppe

    LiLi

    Gang

    Eingang

    Schlafzimmer

    Schlafzimmer

    Wohn-Ess-KcheWohnzimmer

    Balkon

    Laube

    Kche

    Bad/WC

    Bad

    WC

    StrukturRaster / SchottenOrdnungZellen

    Zeile

    Siedlung

    PunktGrossformBlockrand Blockrand genet

    Standards Minimal, Vorgaben Flexibilitt

    Treppe

    Flur

    Zimmer

    Eingang

    Laube

    Abort

    Kche

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    Struktur

    Wohnung

    Stdtebau

    Bauweise

    1862 1919 1939 1960 1980

    1862 1919 1939 1960 1980

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    Eingang

    Schlafzimmer

    Schlafzimmer

    Wohn-Ess-KcheWohnzimmer

    Balkon

    Laube

    Kche

    Bad/WC

    Bad

    WC

    StrukturRaster / SchottenOrdnungZellen

    Zeile

    Siedlung

    PunktGrossformBlockrand Blockrand genet

    Standards Minimal, Vorgaben Flexibilitt

    Treppe

    Flur

    Zimmer

    Eingang

    Laube

    Abort

    Kche

    Bad

  • 28

    1.6 DI E FNF DEFI N I ERTEN KATEGOR I EN

    Aus diesem umfangreichen Katalog wurden fnf Kate-gorien als Referenzen bestimmt, die sich auf den Bestand anwenden liessen. Jede Kategorie wird durch einen Ver-tretertyp reprsentiert -> Abb. 16 . Diese Typen weisen stellvertretend die herausgearbeiteten Merkmale auf und stellen so eine Idealvariante der in der Kategorie versam-melten Einheiten dar. Durch die ausfhrliche nach Kri-terien getrennte Aufarbeitung des ganzen Bestandes blieb diese Einteilung sehr flexibel. Je nach Bedarf konnte ein Kriterium speziell gewichtet oder isoliert betrachtet wer-den. Die inhaltliche Analyse diente im weiteren Verlauf als Grundlage fr die Auseinandersetzung mit den 40 ausge-whlten Beispielen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse liessen sich an den Gesamtbestand rckkoppeln.

  • 29

    Abb. 16Gebudetypen: Die fnf reprsentativen Gebudegrundrisse

    Abb. 16Gebudetypen: Die fnf reprsentativen Gebudegrundrisse

    ab 1939Kayserbergstrasse

    ab 1980Itelpfad

    ab 1862Matthusstrasse

    ab 1960Schtzenrainweg

    ab 1919Arlesheimerstrasse

  • 30

    Wohngebude-kategorien

    2.

  • 31

    2.1 EINLEITUNG

    Um den im letzten Kapitel eruierten Bestand an Wohngebuden im Einzelnen besser zu verstehen, wird nun im zweiten Teil der Studie auf die ausgewhlten Beispiele im Detail eingegangen, stellvertretend jeweils fr die gesamte Kategorie. Es geht hierbei insbesondere dar-um, die Problemstellen herauszuarbeiten und zu prfen, in welcher Form diese angepasst werden knnen. Das so definierte Potenzial der untersuchten Grundrisse soll anschliessend auf die brigen Beispiele der gleichen Kategorie bertragbar sein.

    Die Untersuchung verlangte nach Mglichkeiten der Visualisierung. Es brauchte eine Form der Abstraktion, um die hnlichen aber bei genauer Betrachtung doch sehr unterschiedlichen Grundrisse vergleichen zu knnen. Hierfr wurde der justified graph (J-Graph) herangezogen.Die visuelle Auswertung erfolgte auf der Ebene der Ka-tegorien und der Beispiele, darber hinaus ging es aber auch um spezifische Situationen, um Stellen innerhalb des Wohnungsgrundrisses, die analysiert werden mussten (z.B. Tren, Schwellen oder Gangbreiten). Fr die Beur-teilung dieser spezifischen Situationen wurden die Prob-lemstellen mit Hilfe eines Rasters stufenweise zugeordnet. Dadurch konnten die Situationen im Anschluss auch verglichen und qualifiziert werden, wobei eine fr die Anwendung und die numerische Auswertung entwickelte Datenbank eine automatisierte Handhabung der Beispiel-menge ermglichte. Untersucht wurden hinsichtlich ihres Anpassungspoten-zials konkret zehn Beispiele (je zwei pro Kategorie). Es wurden Schemas entwickelt, die als Abstraktion von in der Regel komplexen Umbauanforderungen eine Anwendung auf eine Vielzahl von hnlichen Situationen erlaubten. Diese so untersuchten mglichen Massnahmen wurden schliesslich hinsichtlich ihrer Eindringtiefe beurteilt, um dadurch Aussagen zur Verhltnismssigkeit machen zu knnen. Im Vordergrund standen dabei weniger die Ein-griffe im Einzelnen, sondern vielmehr das Gesamtbild des Gebudes.

    2.2 ABSTRAKTION UND INFORMATION J-GRAPH

    Die umfangreiche Auswahl von vierzig Beispielen aus dem vorangegangenen Teil dieser Studie zeigt, wie unter-schiedlich sich die Wohnungsgrundrisse prsentieren, trotz der hohen bereinstimmung einer Vielzahl von Kriterien. Aufgrund der Grundrissplne knnen einzelne Wohnungen zwar gelesen werden, ein Vergleich von mehreren Wohnungen auf mehreren Ebenen gleichzeitig ist allerdings nicht leistbar. Um die Menge in der ber-sicht trotzdem vergleichen zu knnen, ist wie einleitend erwhnt eine abstrahierte Form der Darstellung ntig. Unter Anwendung der Graphtheorie wurden seit den

    spten 1960er-Jahren Modelle zur Reprsentation von Architektur entwickelt, die eine hohe Abstraktion errei- chen, ohne die rumlich-morphologischen Eigenschaften zu verlieren. Whrend die Eigenheiten der Raumgestal- tung ausgeschlossen werden, bleiben die effektiven Beziehungen zwischen den Rumen erhalten. Es handelt sich bei den Graphdarstellungen nicht mehr um geogra-phische oder im Kontext von Architektur plangraphische Darstellungen, sondern um relationale oder topologische bersichten. Der Ursprung der Graphtheorie wird oft am bekannten Paradoxon der Brcken von Knigsberg festgemacht. Dabei ging es um eine mathematische Knobelaufgabe, die danach fragte, wie ein Ritter die vier durch Wasser ge-trennten Stadtteile mit einer kontinuierlichen Bewegung und jeweils nur einmal jede der sieben Brcken benutzend besuchen kann. Leonhard Euler lste das Problem 1735, indem er die geographische und urbane Komplexitt des Ortes auf vier Knoten (Stadtteile) und sieben Verbin-dungen (Brcken) reduziert hatte (Harary, 1960). Die Graphtheorie wurde weiterentwickelt, in der Architek-tur aber erst in den spten 1960er-Jahren wiederentdeckt, zum Beispiel von Christopher Alexander (Alexander, 1967) sowie March und Steadman (March, Steadman, 1971), und wurde schliesslich in den 1980er-Jahren von Hillier und Hanson in The Social Logic of Space (Hillier, Hanson, 1984) zur Grundlage von Space Syntax ausgebaut. Unter dem Begriff Space Syntax wurde eine ganze Gruppe von Werkzeugen entwickelt, um rumliche Phnomene auf einer plangrafischen Ebene zu analy- sieren (Dalton u. a., 2012; Hanson, 2003; Hillier, 2007; Peponis, Wineman, 2003). Eines dieser Werkzeuge ist der justified plan graph (Ostwald, 2011).Im Begriff justified graph bezieht sich justified (engl. fr ausgerichtet) auf den Vorgang, in dem die Rume hinsicht-lich ihrer relativen Tiefe (bezogen auf den angenommenen Startpunkt) angeordnet werden (Klarqvist, 1993). Die Tiefe steht hier fr die Anzahl Raumschichten, in der die Einheit erschlossen ist. Im Normalfall ist die Tiefe vom Eingang (root space) ausgehend gerechnet, kann aber grundstzlich von jeder Raumeinheit des Systems aus gedacht werden.Diese Visualisierungsform wurde fr die abstrakte Dar-stellung der Beispiele herbeigezogen. Die Bedeutung des J-Graphes ist in der Form wie sie in The Social Logicof Space (Hillier, Hanson, 1984) angedacht ist wesentlich

  • 32

    komplexer als Abstraktionsform der Architektur. Die im Buch zentralen Diskussionen um Raum und Form oder der sozialen Rolle des Raumes sind fr die vorliegende Studie weniger wichtig. Entscheidend ist hier, dass bei dieser Abstraktionsform nur die spezifischen Formen des Raumes ausgeblendet werden. Dabei bleiben aber die fr die angestrebte Analyse wichtigen Merkmale der Struktur des betrachteten Systems durch die Verbindungen zwi-schen den Rumen greifbar.Fr die Untersuchung wurde der J-Graph auf Grundlage der Plne entwickelt. Jeder Raum wurde durch einen Kreis (Knoten) dargestellt, jede zwei Rume verbindende Tr als Linie zwischen den Knoten -> Abb. 17 von drei Wohnun-gen. Mit diesen zwei Elementen liessen sich die Wohnun-gen aber auch ganze Gebude darstellen. Zustzlich wurden die Elemente mit Attributen versehen. Wie bei der Netzwerkanalyse (Hollstein, 2006) blich knnen in diesem Fall zum Beispiel jeweils die Trbreite oder die Raumgrsse vermerkt werden. Diese sind allenfalls bei der weiteren Analyse der Problemstellen von Bedeutung.

    2.3DATENBANK

    Die Arbeit mit den transformierten Beispielen, von analogen, im Planarchiv fotografierten Papierplnen zu typologischen J-Graph-Darstellungen, beinhaltet auch die Verarbeitungsoption in rein digitalem Format. Die bersetzung als Graph vereinfacht den architektonischen Plan so stark, dass die Informationen in einer Tabelle gespeichert werden knnen. Diese kann je nach Anforde-rungen und Grad der Detaillierung durch die bereits angesprochenen Attribute erweitert werden. Aufgrund der grossen Menge an Informationen und an unterschiedlichen weiterfhrenden Anwendungen bot sich die Einfhrung einer Datenbank an. Diese erfasste die grundlegenden Daten der Beispiele und speicherte sie zentral. Sie lsst sich flexibel ergnzen, sowohl hinsichtlich der Beispielmenge als auch der Informationsdichte, die Datenstze knnen weiter ausgebaut oder mit weiteren vergleichbaren Datenstzen kombiniert werden. Die Datenbank besteht aus mehreren Tables, die eindeutig oder mehrdeutig miteinander verknpft sind (-> Abb. 56 im Anhang). Jeder Table hat eine eindeutige ID, wobei unter ihnen eine gewisse Hierarchie besteht. Dies funktioniert ber die im Kantonalen Register ver- gebenen Gebudenummern. Die Attribute werden fr die einzelnen Elemente direkt erfasst. ber eine Datenbankab-frage knnen die Bauteile im Anschluss auf allen Einheitse-benen ausgewertet werden.

    2.4ABSTUFUNG

    Die Anforderungen an das hindernisfreie Wohnen sind in den einleitend erwhnten Bestimmungen (SIA 500,

    Behig, usw.) klar definiert. Diese gelten fr Neubauten, sind aber mehrheitlich basierend auf den Anforderungen eines Elektrorollstuhls absolut. Das bedeutet, es gibt ein Mass fr alle. Klar ist, dass die Behindertenverbnde im Interesse ihrer Basis dieses Mass als Untergrenze ansehen. Die absolute Darstellung macht fr Neubauten sicher Sinn, denn sie schafft in der Planung die notwendige Klarheit. Hinsichtlich der Arbeit im Bestand aber ist die Situation anders. Im Hinblick auf das sich damit erschlies-sende Potenzial wurden in enger Zusammenarbeit mit der Pro Infirmis die Mglichkeiten der flexiblen Interpre-tation vorgegebener Standards ausgelotet. Die Erfahrung der Pro Infirmis mit den Bedrfnissen der Betroffenen und aus der tglichen Arbeit mit Neu- und Umbauprojek-ten hat gezeigt, dass es oft durchaus wenig braucht, um eine gewisse Hindernisfreiheit zu ermglichen. In dieser Studie geht es vorerst grundstzlich darum, den Bestand einzuschtzen und nicht darum, neue Richtlinien fr Umbauten zu entwerfen. Ziel war die Ausarbeitung eines Werkzeuges zur Bewertung der situativen Problemstellen. Es gibt Beispiele aus verwandten Forschungsprojekten, die eine hnliche Richtung eingeschlagen haben. Dabei handelt es sich hufig um Arbeiten im Bereich Wohnen im Alter. Trotz relevanter Unterschiede zwischen be- tagten und mobilittseingeschrnkten Menschen scheint dieser Zugang Mglichkeiten zur Bestandsbeurteilung zu bieten, die untersucht werden sollten. In der 2011 durchgefhrten Studie Wohnen im Alter (Kremer-Preis u. a., 2011: S. 39) ist ein wichtiger Aspekt neben der Beurteilung der spezifischen Situation die Differenzierung zwischen Gebude und Wohnung. Auch wenn ihre Bedeutung nicht unbedingt auf den ersten Blick ersicht-lich ist, zeigt sich bei nherer Betrachtung doch, dass es eine Hierarchie gibt, die fr die Benutzenden aber auch den baulichen Eingriff hinsichtlich Zumutbarkeit relevant ist. Grundstzlich macht es keinen Sinn, auf der Ebene der Wohnungen Anpassungen vorzunehmen, wenn im Gebude der Zugang zur Wohnung, zum Beispiel weil es keinen Lift gibt, nicht gewhrleistet werden kann. Bevor die Wohnung also beurteilt werden kann, muss das Gebude und damit der Zugang zur Wohnung bewertet werden. Vorgeschlagen wird also eine Trennung der Beurteilung von Gebude oder Zugang zur Wohnung und der einzelnen Wohnung. Diese Anstze sind nicht neu. Bereits in den frher publizierten Arbeitsmitteln zur Planung von hindernisfrei-en Wohnungen (Bohn, 2014; Kremer-Preis u. a., 2011; Manser u. a., 1996) wurde dieses Vorgehen vorgeschlagen. Entsprechend wird es hier fr diese Studie bernommen. Entwickelt wurde ein Abstufungsraster, das die vorgege-benen Anforderungen der Hindernisfreiheit als anzustre-bender Zustand ohne Problemstellen, als Idealkategorie festlegt. Diese wird ergnzt durch eine Kategorie von relativen Hindernissen und einer Kategorie von absoluten Hindernissen. Dabei ist es jedoch nur mglich, die absoluten Hindernisse und den hindernisfreien Zustand bezglich Anforderungen zu quantifizieren. Die relativen Hindernisse sind als Zwischenbereich definiert, resultie-rend aus den Anforderungen der Hindernisfreiheit und der Definition der absoluten Einschrnkungen. -> Abb. 18

  • 33

    Abb. 17Vom Grundriss zum J-Graph: Darstellung der bersetzung vom individuellen Grundriss zum abstrakten J-Graph

    WHG 2

    KUE 3.61 x 2.80

    AOT 1.20 x 1.00

    VRM 1.50 x 2.80

    ZMR 4.65 x 4.58

    ZMR 4.65 x 3.38

    ZMR 5.23 x 2.78

    BKN 3.90 x 1.35

    WHG 2

    KUE 3.61 x 2.80

    AOT 1.20 x 1.00

    VRM 1.50 x 2.80

    ZMR 4.65 x 4.58

    ZMR 4.65 x 3.38

    ZMR 5.23 x 2.78

    BKN 3.90 x 1.35

    WHG 2

    KUE 3.61 x 2.80

    AOT 1.20 x 1.00

    VRM 1.50 x 2.80

    ZMR 4.65 x 4.58

    ZMR 4.65 x 3.38

    ZMR 5.23 x 2.78

    BKN 3.90 x 1.35

    Wandstrke Wohnungstrennwand

    Wandstrke Trennwand

    Wandstrke Aussenwand

    Zimmer ZMRWohnzimmer WZRKche KUELaube LBEBalkon BKNVorraum VRMAbstellraum ARMAbort AOTWC WCBad/WC B/WCBad BAD

    Lift LFT

    Wandstrke Wohnungstrennwand

    Wandstrke Trennwand

    Wandstrke Aussenwand

    Zimmer ZMRWohnzimmer WZRKche KUELaube LBEBalkon BKNVorraum VRMAbstellraum ARMAbort AOTWC WCBad/WC B/WCBad BAD

    Lift LFT

    ZMR2.95 x 4.22

    VRM2.15 x 2.22

    VRM2.15 x 1.22

    LFT1.45 x 1.12

    ZMR3.25 x 4.22

    ASM3.25 x 4.22

    B/WC2.15 x 2.22

    KUE 2.15 x 5.22

    WZR 3.80 x 4.92

    BKN 3.80 x 1.42

    GEB50738

    WHG 3

    WHG 2

    WHG 4

    WHG 1

    Wandstrke Wohnungstrennwand

    Wandstrke Trennwand

    Wandstrke Aussenwand

    Zimmer ZMRWohnzimmer WZRKche KUELaube LBEBalkon BKNVorraum VRMAbstellraum ARMAbort AOTWC WCBad/WC B/WCBad BAD

    Lift LFT

    ZMR2.95 x 4.22

    VRM2.15 x 2.22

    VRM2.15 x 1.22

    LFT1.45 x 1.12

    ZMR3.25 x 4.22

    ASM3.25 x 4.22

    B/WC2.15 x 2.22

    KUE 2.15 x 5.22

    WZR 3.80 x 4.92

    BKN 3.80 x 1.42

    GEB50738

    WHG 3

    WHG 2

    WHG 4

    WHG 1

    ZMR2.95 x 4.22

    VRM2.15 x 2.22

    VRM2.15 x 1.22

    LFT1.45 x 1.12

    ZMR3.25 x 4.22

    ASM3.25 x 4.22

    B/WC2.15 x 2.22

    KUE 2.15 x 5.22

    WZR 3.80 x 4.92

    BKN 3.80 x 1.42

    GEB50738

    WHG 3

    WHG 2

    WHG 4

    WHG 1

    GEB50738

    WHG 2 WHG 1

    ZMR 2.925 x 4.62

    ZMR 4.62 x 3.50

    VRM 2.60 x 3.77

    B/WC 2.60 x 2.40

    ZMR 4.37 x 3.73

    KUE 4.37 x 2.37

    BKN 4.25 x 2.00

    GEB50738

    WHG 2 WHG 1

    ZMR 2.925 x 4.62

    ZMR 4.62 x 3.50

    VRM 2.60 x 3.77

    B/WC 2.60 x 2.40

    ZMR 4.37 x 3.73

    KUE 4.37 x 2.37

    BKN 4.25 x 2.00

    GEB50738

    WHG 2 WHG 1

    ZMR 2.925 x 4.62

    ZMR 4.62 x 3.50

    VRM 2.60 x 3.77

    B/WC 2.60 x 2.40

    ZMR 4.37 x 3.73

    KUE 4.37 x 2.37

    BKN 4.25 x 2.00

    WCVorplatz

    ZimmerZimmer Kche

    Zimmer Balkon Balkon

    Kche

    Vorplatz

    WC_Bad ZimmerZimmerZimmer

    Vorplatz

    Vorplatz

    Abst.KcheWohnen WC_Bad

    Balkon

    ZimmerZimmer

  • 34

    Abb. 18Schema Abstufung: Darstellung des Abstufungsrasters zur Bewertung der Problemstellen (detaillierter Beschrieb (-> Abb. 58 im Anhang)

    Keine Stufen: Absatz 1.20 / Trlicht >0.80m

    Bewegungsflche Wendeflche Kche >1.40x1.70m2 2-Frontenkche >1.20m Balkon >1.40x1.70m2 Bad/WC >3.80m2 , Dusche/WC >3.60m2 keine Wand 3.0m Breite / 14 m2

    2

    3

    6

    1

    4

    Zugang: Aussenanlage Hauseingang Treppenhaus Aufzug Nebenrume Parkierung

    Zugang hindernisfrei

    Zugang relative Hindernisse

    Zugang absoluteHindernisse

    Wohnung hindernisfrei

    Wohnung relativeHindernis

    Wohnung: Korridor Kche Sanitrrume Zimmer Balkon

    Wohnung absolute Hindernisse

    Keine Stufen Absatz 0.80m

    Bewegungsflche Wendeflche >1.40x1.70m2 Lift >1.10x1.40m2

    7

    9

    8

    StufenDurchgangsbreite

    Korridor

  • 35

    3

    3

    5

    5

    3

    Abb. 19Problemstellenanalyse: Die reprsentativen Beispiele wurden hinsichtlich der Problemstellen entsprechend des Abstufungsrasters untersucht und markiert. Beispiele der Periode 1862 1918 und Periode 1919 1938Quelle Plangrundlagen: StABS, Bauplanarchiv.

    Abb. 20Legende Problemstellenanalyse: Die Problemstellen wurden in den Kategorien Rampe/Stufe, Breite, Bewegungsflche und entsprechend der Kategorie frei, relativ und absolut gefasst.

    Hindernisfrei Relative Hindernisse Absolute Hindernisse

    Rampe / Stufen 1. 1. 1.

    Breite Weg / Gang 2. 2. 2.

    Bewegungsflche 3. 3. 3.

  • 36

    2.5PROBLEMSTELLEN

    Aufgrund der definierten Abstufungen wurden die Beispielgrundrisse nach Gebudeerschliessung und Wohnung getrennt bewertet. Die Bewertung erfolgte in einem 9er-Raster, nach den drei Stufen hindernisfrei (1), relative Barrieren (2) und absolute Barrieren (3) und den drei Bereichen Stufe, Breite und Flche. Zehn Beispiele, jeweils zwei pro Kategorie, wurden auf Grundlage der Plne komplett bewertet und die bewerte-ten Stellen in den Plnen mit den entsprechenden Num-mern und Farbcodes markiert. -> Abb. 19

    DI E KATEGOR I EN ANHAND DER PROBLEMSTELLEN

    KATEGOR I E EI NS -> Abb. 21

    ERSCHLIESSUNG: Absolute Probleme: Es gibt innerhalb der allgemeinen

    Erschliessung keinen Aufzug und auch kein Parking. Relative Probleme: In dieser Kategorie stellen die

    Aussenanlagen mit Abstzen und Hhenvorsprngen sowie engen Platzverhltnissen grundstzlich ein grosses Problem dar.

    WOHNUNG: Absolute Probleme: Problemstellen sind vorwiegend im

    Bereich der Bder zu finden. Bei mehr als zwei Dritteln der Wohnungen sind deren Nutzflchen zu klein und knapp die Hlfte weist eine zu geringe Trbreite auf.

    73,3% Bad WC, 46,7% Bad WC Tr, 17,6% Balkon Tr

    Relative Probleme: Mehr als die Hlfte der Badezim-mertren ist knapp bemessen aber auch fast die Hlfte der Zimmer und ein Viertel der Bder sind flchenms-sig eher klein.

    53,3% Bad WC Tr, 44% Zimmer, 26,7% Bad WC, 9,1% Balkon,100% Balkon Schwelle

    KATEGOR I E Z WEI -> Abb. 22

    ERSCHLIESSUNG: Absolute Probleme: Es gibt keinen Aufzug und kein

    Parking in dieser Kategorie. Je die Hlfte der Flle weisen knapp bemessene Eingangsbereiche und Kor- ridore, speziell in den Kellergeschossen, auf.

    50,0% Korridor (Keller), 50,0% Eingangsbereich, kein Aufzug, kein Parking

    Relative Probleme: Hindernisse bestehen bei allen Beispielen im Bereich der Aussenanlagen. Die Neben-raumflchen und Breiten der Treppenhuser weisen bei gut der Hlfte Mngel auf.

    100% Aussenanlage, 63,1% Nebenrume, 50,0% Trep-penhaus Breite, 50,0% Eingangsbereich, 25,0% Korri-dor (Keller)

    WOHNUNG: Absolute Probleme: Alle Badezimmertren sowie mehr

    als drei Viertel der Balkontren in dieser Kategorie sind zu eng.

    100% Bad WC Tr, 88,2% Balkon Tr Relative Probleme: In allen untersuchten Beispielen gibt

    es Schwellen zum Balkon. In wenigen Fllen sind die Flchen im Bereich der Zimmer oder Balkone knapp gengend.

    3,6% Balkon, 2,7% Zimmer, 100% Balkon Schwelle

    KATEGOR I E DREI -> Abb. 23

    ERSCHLIESSUNG: Absolute Probleme: Ab dieser Bauperiode wurde in

    vielen Fllen ein Lift eingebaut, wodurch diese Problem- stelle meist entfllt. Das Problem der Erschliessung hinsichtlich Flche und Breite liegt hier allerdings im Eingangsbereich.

    50,0% Eingangsbereich, 22,2% Korridor (Keller) Relative Probleme: Vorpltze und Aussenrume sind

    sehr eng, teilweise auch Nebenrume und Korridore. 100% Vorplatz EG, 100% Aussenanlage,

    63,6% Nebenrume, 33,3% Korridor (Keller), 25,0% Eingangsbereich

    WOHNUNG: Absolute Probleme: In den Wohnungen sind die

    Badezimmertren in zwei Dritteln der Flle zu schmal, bei knapp der Hlfte sind die Flchen der Badezimmer zu klein.

    66,7% Bad WC Tr, 44,4% Bad WC Relative Probleme: Bei zwei Drittel der Kchen und

    einem Drittel der Bder sowie bei knapp der Hlfte der Balkone und erstaunlicherweise einem Fnftel der nor-malen Zimmer sind die Tren sehr schmal.

    66,7% Kche Tr, 46,1% Balkon Tr, 33,3% Bad WC, 33,3% Bad WC Tr, 18,6% Zimmer, 18,6% Zimmer Tr, 100% Balkon Schwelle

    KATEGOR I E VI ER -> Abb. 24

    ERSCHLIESSUNG: Absolute Probleme: Ein Lift ist vorhanden, die Korrido-

    re sind jedoch in der Hlfte der Flle zu schmal. 50,0% Korridor (Keller), 9,5% Nebenrume Tr Relative Probleme: Der Lift ist teilweise knapp be-

    messen. Vorplatz und Eingangsbereiche sind ebenfalls sehr eng fr die Anforderungen.

    100% Parking, 100% Aussenanlage, 60,0% Vorplatz EG, 33,3% Eingangsbereich, 19,0% Nebenrume Tr, 14,3% Korridor (Keller)

    WOHNUNG: Absolute Probleme: Die absoluten Probleme befinden

    sich im Bereich der Trbreiten in den Bdern smtli-che Tren sind zu schmal. Die Badezimmerflchen sind zudem bei rund einem Drittel zu klein.

  • 37

    100% Bad WC Tr, 30,8% Bad WC, 7,1% Balkon Tr, 5,5% Kche, 2% Zimmer Tr

    Relative Probleme: Drei Viertel der Kchen und zwei Drittel der Bder sind ungengend hinsichtlich Tr- breiten und Flche. Darber hinaus weist fast die Hlfte der Zimmer sehr wenig Nutzflche auf, was speziell Rollstuhlnutzenden Schwierigkeiten bereitet.

    77,8% Kche, 69,2% Bad WC, 45,5% Zimmer, 21,4% Balkon Tr, 16,6% Kche Tr, 100% Balkon Schwelle

    KATEGOR I E FNF -> Abb. 25

    ERSCHLIESSUNG: Absolute Probleme: Die Verhltnisse im Keller sind

    bei knapp einem Siebtel zu eng. 15,4% Korridor (Keller), 21,8% Neben-

    rume, 3,1% Nebenrume Tr Relative Probleme: Die Gebude dieser Kategorie

    verfgen hufig ber Parkgaragen. Diese sind allerdings bezglich Erreichbarkeit und Platzverhltnisse nicht ideal. Zudem sind die Flchen der Nebenrume und Eingangsbereiche hufig eher eng.

    71,8% Nebenrume, 50,0% Eingangsbereich, 43,7% Nebenrume Tr, 33,3% Aufzug, 23,1% Korridor (Keller), 13,3% Vorplatz EG, 9,1% Treppenhaus Breite

    WOHNUNG: Absolute Probleme: Mehr als die Hlfte der Bade-

    zimmertren sind zu schmal. Hingegen sind die Bder flchenmssig grosszgiger als in den Vorgnger- kategorien, nur ein kleiner Teil wird hier bemngelt.

    58,8% Bad WC Tr, 6,2% Bad WC Relative Probleme: Knapp ein Drittel der Bder und

    auch der Zimmer sind flchenmssig eher klein. Die Balkonschwelle stellt ebenfalls ein Problem dar.

    31,2% Bad WC, 27,7% Zimmer, 14,7% Bad WC Tr, 10,6% Zimmer Tr, 9,5% Kche Tr, 100% Balkon Schwelle

    Allgemeine Beobachtungen-> Abb. 26

    Werden die absoluten Problemstellen aller Beispiele ber die Kategorien hinweg zusammengefasst, so konzentrieren sich diese in der Wohnung in drei Viertel aller Flle im Bereich der Badezimmertren und in rund einem Viertel bei den Balkontren, beide sind jeweils zu schmal. Bei etwa einem Viertel der Badezimmer sind ausserdem die Flchenverhltnisse zu eng. Bei der Erschliessung sind die absoluten Problemstellen, abgesehen vom fehlenden Lift, in einem Drittel der Flle die zu geringen Korri- dorbreiten, vorwiegend im Bereich der Keller. Auch sind die Platzverhltnisse in den Eingangsbereichen oft unge-ngend.

  • 38

    Abb. 22Problemstellenauswertung Gebude 1919-1938:Problemstellen in der Gebudeerschliessung in Prozent nach Bereichen

    Abb. 21Problemstellenauswertung Gebude 1919-1938:Problemstellen in der Gebudeerschliessung in Prozent nach Bereichen

    Problemstellenauswertung Wohnung 1919-1938:Problemstellen in der Wohnung in Prozent nach Bereichen

    Problemstellenauswertung Wohnung 1919-1938:Problemstellen in der Wohnung in Prozent nach Bereichen

    0

    20

    40

    60

    80

    100

    1862-1918

    Aussen

    anlag

    e

    Eing

    ang

    Eing

    ang

    str

    Trepp

    enh

    aus Breite

    Aufzug

    Vorplatz

    Neb

    enraum

    e Korridor

    Neb

    enraum

    e

    Neb

    enraum

    e Tr

    Parking

    Aussen

    anlag

    e

    Eing

    ang

    Eing

    ang

    str

    Trepp

    enh

    aus Breite

    Aufzug

    Vorplatz

    Neb

    enraum

    e Korridor

    Neb

    enraum

    e

    Neb

    enraum

    e Tr

    Parking

    Aussen

    anlag

    e

    Eing

    ang

    Eing

    ang

    str

    Trepp

    enh

    aus Breite

    Aufzug

    Vorplatz

    Neb

    enraum

    e Korridor

    Neb

    enraum

    e

    Neb

    enraum

    e Tr

    Parking

    Aussen

    anlag

    e

    Eing

    ang

    Eing

    ang

    str

    Trepp

    enh

    aus Breite

    Aufzug

    Vorplatz

    Neb

    enraum

    e Korridor

    Neb

    enraum

    e

    Neb

    enraum

    e Tr

    Parking

    Aussen

    anlag

    e

    Eing

    ang

    Eing

    ang

    str

    Trepp

    enh

    aus Breite

    Aufzug

    Vorplatz

    Neb

    enraum

    e Korridor

    Neb

    enraum

    e

    Neb

    enraum

    e Tr

    Parking

    0

    20

    40

    60

    80

    100

    1919-1938

    0

    20

    40

    60

    80

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    1862-2000

    Aussenanlage

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    Eingangstr

    Treppenhaus Breite

    Aufzug

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    Nebenraum

    e Korridor

    Nebenraum

    e

    Nebenraum

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    Parking

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    1862-1918

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    Bad-WC

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    er

    Zimm

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    Balkon Tr

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    Zimm

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    Balkon Schwelle

    Korridor

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    er

    Zimm

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    Balkon Tr

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    Korridor

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    Bad-WC

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    er

    Zimm

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    er

    Zimm

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    1862-1918

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    Zimm

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    Korridor

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    Bad-WC

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    Zimm

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    Zimm

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    1860-2000

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    1862-1918

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    1862-2000

    Aussenanlage

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    Eingangstr

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    e Korridor

    Nebenraum

    e

    Nebenraum

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    1862-2000

    Aussenanlage

    Eingang

    Eingangstr

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    Vorplatz

    Nebenraum

    e Korridor

    Nebenraum

    e

    Nebenraum

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    Parking

    Abb. 23Problemstellenauswertung Gebude 1939-1959:Problemstellen in der Gebudeerschliessung in Prozent nach Bereichen

    Problemstellenauswertung Gebude 1939-1959:Problemstellen in der Wohnung in Prozent nach Bereichen

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  • 39

    Abb. 24Problemstellenauswertung Gebude 1960-1979:Problemstellen in der Gebudeerschliessung in Prozent nach Bereichen

    Problemstellenauswertung Gebude 1960-1979:Problemstellen in der Wohnung in Prozent nach Bereichen

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    1862-1918

    Aussen

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    Eingangstr

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