Hitschfeld-Oswald_Dauerfruchtbarkeit Und Gesundheit Im Landbau_1977

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  • OSWALD HITSCHFELD[

    DAUER-FRUCHTBARKEIT

    undGESUNDHEIT

    im LAND-und

    GARTENBAU

    mHEINRICH SCHWAB VERLAG

  • Dauerfruchtbarkeit undGesundheit im L~tnd--

    und Gartenbctu

    11.erweiterte undverbesserte Auflage

    Nur ein praktischer Landwirt, derdurch seine langjhrige l~i.tigkaitals Fachberater in vielen a.tJern-betrieben, in onst- und Cjemse-grtnereien sich ein umfa.sseMesWissen um die f:rfordernisse ei-ner naturnahen 13odenbestellunganeignete, konnte einen solcheinfachen und doch in allen "fei-len praktischen Ratgeber a.usar-beiten. In den Kiipiteln t:>erElo-denbearbeituriq, Dngung mit fe-sten und flssigen Stoffen sowieber Kompostierung finden Siesmtliche Hinweise fr eine si-chere Ernte. Umstellung grererFlchen auf organische E3ewirt-schaftung und die Darstellungvon Manahmen fr natrlicheErfolgssteigEirung sind ebensodazu angetan, blolcqisoh ein-wandfreie und wertvolle Produktehervorzubringen. Alle diese 8at-schlage zeigen auf, Cla keinRaubbau betrieben werden rnuf3und eine vervvendung von trei-bendem Dnger vollkommen ent-fallen kann.Was dieses grundlegende 13uchauch fr Clen interessierten Ver-braucher unentbehrlich macnt.ist der Umstand, da hier in knap-per und anschaulicher t?a.rstel-lung nachgewiesen wird, wie einewirkliche Qualittsnahrung er-zeugt werden kann.

  • OSWALD HITSCHFELD

    Dauerfruchtbarkeit undGesundheit

    im Land- und Gartenbau

    ~

    HEINRICH SCHW AB VERLAGSCHOPFHEIM

  • II. erweiterte und verbesserte Auflage

    Alle Rechte vorbehalten

    Abdruck und jegliche Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigungdes Verlages.

    Copyright w 1977 by Heinrich Schwab Verlag, Schopfheim

    Satz: Graphische Werkstatt Krger, 2053 SchwarzenbekDruck: Heinrich Schwab Verlag, Schopfheim

    Printed in Germany

    ISBN: 3-7964-0027-2

    INHALT

    Vorwort 9Zur Einfhrung: 11

    Bodenverwstung oder Bodenaufbauund -erhaltung

    /. Die Dngung 13a) Das Kompostieren 15b) Die Hilfe der Kleinlebewesen undBodentiere, insbesondere des Regenwurmes 18c) Die flssigen Dnger; die Dngerwassertonne 21

    lI. Die organische Bewirtschaftung einesBauernhofesDas QualittsstrebenDer Garten: ein Organismus im KleinenZwischenfrchte als Zusatzfutter und zurGrndngunga) Gemengsaatenb) Die Kleemdigkeitc) 3 Ernten in 2 JahrenZur Frage des Teil- oder Halbbrachensunserer BdenZeitplan einer Umstellung auf eine organischeBewirtschaftunga) Umstellung des Grnlandes. Jauche- undGllewirtschaft

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  • b) Die organische Bewirtschaftung derHackfruchtflchenc) Das Getreidelandd) Zur Frage der Kernnhrstoffe

    III. Die biologisch-dynamische WirtschaftsweiseUrsprung und AuswirkungenDie biologisch-dynamischen Heilpflanzenerden(Kornpostprparate)Die Spritzprparate Hornmist und Hornkiesela) Das heilige Rind in alten Kulturenb) Die Bedeutung des Kieselsc) Die gute Alpenmilchd) Das Kolisko-Experimente) Das wichtige RhrenDie brigen Gesichtspunkte und Manahmena) Der Baldriansaftb) Bessere Beerenc) Kosmische Ernhrungd) Bodenbearbeitunge) Die Mond- und Gestirnseinflsse imLandbauf) Nicht starr verfahren

    Sehfubetrachtung

    VORWORT

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    Nichts kennzeichnet so die land- und bauernfremdeGesinnung unserer Zeit wie Aussprche, die man heute invielen Zeitschriften und Zeitungen findet, wo dieAuswirkungen der Bildung der Europischen Agrarunionbesprochen werden. Es kommt dabei etwa folgendes zumAusdruck: Man wird in Kauf nehmen mssen, da ein sehrbetrchtlicher Teil der Menschen, die heute als Kleinbauernleben, in andere Berufe abwandern. Solche Aussprchewerden von Millionen gelesen, meist gedankenlos zurKenntnis genommen und im Grunde als in Ordnungbefunden. Warum soll denn dabei auch etwas Tragischessein? Wandern doch ohnehin jahraus, jahrein Tausende undAbertausende junger Bauernshne und -tchter in die Stdteund groen Industriezentren ab, wo sie es doch besser habenund mehr verdienen. Wenige nur spren, da da mehr vorsich geht als ein gewhnlicher Berufswechsel. In Wirklichkeitist es ein schicksalsschweres Geschehen, wenn ein Jungbauerden Pflug fr immer beiseite stellt. Ist doch so ein Schritteinmal nur schwer rckgngig zu machen, weil sich jederschmt, auch wenn es ihm schlecht gehen sollte, in sein Dorfzurckzukehren. Dann aber, weil es die nchste Generationgar nicht mehr kann, auch wenn sie es wollte. Mit ganzwenigen Ausnahmen ~ hin und wieder wird allerdings einStadtjunge oder -mdel, Bauer bzw. Buerin ~ bestehteben ein natrliches Abwanderungsgeflle vom Lande in dieStadt. Der Sprung vom Misthaufen herunter ist leichter alsvon unten hinauf sagte dieser Tage ein alter Bauernfhrer.

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  • ZUR EINFHRUNG

    Bodenverwstung oder Bodenaufbau und -erhaltung

    Mit dem Boden verhlt es sich hnlich wie mit denMenschen. Ein Stck Land, das zur Wste geworden ist, istnie mehr oder nur mit unsglicher Mhe und horrendenAufwendungen wieder zu Kulturland zu machen. EinLandkind, das von Jugend auf in Hof und Feld mithilft, saugtErfahrungen und Praktiken ungezhlter Geschlechtersozusagen mit der Muttermilch ein. Ist das einmal durch eineGeneration unterbrochen, bedeutet es gleichsam dasAbschneiden des Lebensfadens im Hinblick auf die Gedie-genheit landbaulichen Wissens und Einfhlungsvermgens.So finden wir also in den Landverwstungspraktiken allerZeiten, wie in der Gedankenlosigkeit und Gleichgltigkeitgegenber der menschlichen, buerlichen Substanz, wie sieuns in Aussprchen, wie dem eingangs zitierten und hnli-chen unverhohlen entgegentritt, dasselbe: Ein Aufgeben undNichtachten einmaliger, unwiederbringlicher Werte zugun-sten von Scheingewinnen.

    ber Bodengesundheit und Dauerfruchtbarkeit zu spre-chen, blieb eigentlich erst der neueren Zeit vorbehalten. Beialten Schriftstellern finden wir so gut wie keine Hinweise aufdiese Fragen, obwohl die Geschichte der letzten 6000 Jahreauch ohne die literarische Festhaltung eine deutliche Sprachespricht. Ehemals fruchtbare Landschaften sind in verhltnis-mig kurzer Zeit verdet. Der Schauplatz der orientalischenKulturen ist heute vielfach ein trostloses Land, die Bden des

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  • griechisch-rmischen Kulturzeitalters (besonders die ehe-mals fruchtbaren Kornkammern des alten rmischen Rei-ches) sind zu einem groen Teil Wstenland geworden.

    Man mu sich eigentlich wundern, da bei antiken Schrift-stellern so gar keine Anhaltspunkte zu finden sind, wederber den Ablauf noch ber die Ursachen dieser Landverw-stungen. Die Grnde fr dieses Schweigen liegen wohl zumgrten Teil darin, da die Landbebauung in der Antikedurch Sklavenhnde geschah, da aber ein Schriftsteller vonRang es eigentlich unter seiner Wrde hielt, sich in diesen ple-bejischen Gedankenvorgngen zu bewegen. Dazu kam noch,da genug neu erschliebares, fruchtbares Land vorhandenwar, wenn das alte ausgeplndert liegen blieb. Die Geschichteder Erweiterung des alten rmischen Reiches ist zugleich viel-fach eine Geschichte einseitiger Getreidenutzung jungfruli-cher Bden mit nachfolgendem Verfall. indem das Land ein-fach, nachdem es erschpft war, liegen blieb. Die ursprngli-chen Pflanzengemeinschaften waren zerstrt, der Bodentrocknete aus, wurde verweht oder weggeschwernmt, und W-sten-, im besten Fall Steppenbildungwardie Folge. Man ver-gesse also nie, da die z.B. in den USA zur Zeit unbekmmer-ter Landnahme allgemein gebte Plantagenwirtschaft in derAntike vielfach bereits Vorbilder hatte. Hier wie dort gabman dem Boden nicht zurck. was man ihm nahm. Wedereine geeignete Dngung, noch eine aufbauende Fruchtfolge.die die zehrende Wirkung der Getreidemonokulturen htteausgleichen knnen, waren blich.

    1. DIE DNGUNG

    Es sollen nun der Reihe nach all die Manahmen in ge-drngter Krze dargestellt werden, die man unseren Bdenangedeihen lassen mu, wenn sie auf die Dauer gesund undertragreich werden, bzw. bleiben sollen. Bei der Behandlungder Dngerfrage soll gleich am Anfang der weitverbreitetenAnsicht entgegengetreten werden, da Dngen ein Versorgender Pflanzen mit Nhrstoffen sei. Gewi ist es das auch, dochliegt die Sache nicht so einfach. Ebensowenig wie sich derMensch durch Eiwei-, Fett- und Kohlehydratkonzentrate- etwa in Pillenform - ernhren kann, sondern die ntigenBallaststoffe in der Nahrung braucht, so kann ein gesundesPflanzenwachstum nicht ohne die ntige Humusgrundlagevor sich gehen. Dauerhumus zu schaffen mu also diewesentliche Aufgabe der Dngung sein, denn ein humoserBoden hlt die Nhrstoffe fest und stellt sie den Pflanzen inder Form zur Verfgung, wie sie dieselben zu einer gesundenEntwicklung brauchen.

    Vor noch nicht langer Zeit hatten die Menschen noch einlebendiges Gefhl fr diese Tatsachen. So war z.B. A. D.Thaer, der Begrnder der modernen Landwirtschaftslehre, sobeeindruckt von der augenflligen Wirkung des Humus, daer lehrte: von ihm nhrt sich die Pflanze. Es mutet wie einespte Rehabilitierung des alten Thaer an, da man nunverschiedentlich feststellt, er habe damit eigentlich gar nichtso unrecht gehabt. Hatte man in den letzten Jahren aufGrund der Forschungen Liebigs unentwegt gelehrt, da diePflanzenwurzel Nhrstoffe nur in Ionenform aufnehmenknne, so wird nun auf Grund von eigens angestelltenVersuchen zugegeben, da sie auch grere Molekle in

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  • kolloidaler Form zu absorbieren imstande ist. Diese imHumus enthaltenen Substanzen dienen in ganz wesentlicherWeise zu einem gesunden Aufbau des Pflanzenkrpers.

    Diese Erkenntnisse kamen spt, aber nun sind sie da.Eigenartig ist dabei aber das eine, da sie, obwohl sie nunwissenschaftlich fundiert sind, wenig Beachtung finden. Manmacht wenig Aufhebens davon. Es scheint, da ihreVerffentlichung nicht allen Freude macht, sonst wrde mansicher viel mehr davon schreiben.

    Gewi wird niemand die bahnbrechenden Entdeckungeneines Justus von Liebig verkennen, auf Grund deren erst klarwurde, da sich die Pflanze eben auch von feinen,salpeterartigen Salzen nhrt. Nun ist aber dieser Tatsacheauch schon zu allen Zeiten, seit Landwirtschaft betriebenwird, Rechnung getragen worden. Indem man nmlich einenKompost richtig gar werden lt, bilden sich diese feinenSalze als ein Endprodukt der Verrottung. Und fr feineSaaten, besonders im Gartenbau, aber auch fr Grser undKleearten, wird man immer wieder auf diesen,gewissermaen zu Ende gefhrten Rottungs- undNeubildungsproze angewiesen sein.

    Auf alle Flle aber hatte Thaer in einem weiteren Sinnerecht: da ohne Bercksichtigung und Erhaltung derHumusgrundlage alle noch so sorgfltig ausgeklgeltenDngungsmanahmcn ihren Zweck nicht erfllen. Und dielandwirtschaftliche Praxis seiner Zeit, die auf Grund seiner,im heutigen Sinne ja nicht ganz wissenschaftlichenFeststellung auf eine gute Humuswirtschaft bedacht war,handelte klger als mancher wissenschaftlich durchgebildeteLandwirt des 19. und 20. Jahrhunderts, der diese berholteAnsicht berlegen belchelte und Wesentliches zurHumusbildung und -erhaltung unterlie.

    a) Das Kompostieren

    Um aber unsere Bden mit Humus anzureichern, ist esdringend geboten, auf eine hchstmgliche Verwertung allerorganischen Abflle bedacht zu sein: Laub, Straenkehricht(ohne Teerprodukte ), Stroh, Kchenabflle, Jtgras, Dresch-rckstnde usw. und in erster Linie natrlich alle tierischenAusscheidungen, sollten gesammelt und sorgfltigverkompostiert werden. In keinem Falle sind sie roh undunverarbeitet zu verabfolgen. Wo dies dennoch geschieht,sehen wir die Folgen bald daran, da die Pflanzenunvollkommen ernhrt werden und allerlei Schden, auf diein einem spteren Kapitel noch zurckzukommen sein wird,eintreten.

    Es wird in letzter Zeit viel ber Kompostierunggeschrieben. Als die beste Art hat sich folgende bewhrt: Manbesorge sich etwas belebte Erde aus den oberenBodenschichten und vermische sie gut mit denDngerrohstoff en. Diese Vermischung wird richtigvonstatten gehen, wenn die Erde krmelt, also nicht schmiert.Die organischen Stoffe dagegen sollen nicht zu trocken sein,da sonst leicht Verbrennungserscheinungen im Haufeneintreten. Die Vermischung soll mglichst intensiv vor sichgehen. Man vermeide Schichtenbildung. Gibt manabwechselnd eine Schicht Erde und eine Schicht Mistaufeinander, so erfolgt keine innige Durchdringung, denneine Schicht schliet die andere ab. Umschlieen dagegen dieeinzelnen Erdteilchen jeweils die Dngerstoffe, erfolgt derenVorverdauung intensiv und rasch. Es empfiehlt sich daher,beim Aufsetzen des Haufens dauernd mit einer Dngergabeloder mit einem Kraul aufzulockern und zu schtteln. Esdrfen keine Hohlrume entstehen, das Material mu daher

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  • von Zeit zu Zeit mit Gabel und Schaufel angedrckt werden.Besonders an den Rndern, da es hier leicht austrocknet.Festtreten dagegen ist zu vermeiden. Ist das Material trocken,mu es laufend etwas angefeuchtet werden, indem man miteiner Giekanne am besten ein wenig Regenwasser, das jaberhaupt stets zur Hand sein sollte, darber giet. Hat derHaufen dann die gewnschte Hhe erreicht, wird er zuletztnoch mit etwas Erde angeworfen. Man umgibt ihn alsosozusagen mit einer Haut. Jeder lebende Organismus hat eineHaut. Nun schliet aber die Haut des menschlichen Krperszum Beispiel diesen nicht hermetisch ab, sondern gewhrtdurch das Vorhandensein der Poren die Mglichkeit einesstndigen Austausches von innen und auen. Die kleinen undgroen Lebewesen, die ja die Materialien zersetzen sollen,brauchen fast alle den Sauerstoff der Luft, und so soll alsodieser Erdmantel nur wenige Zentimeter stark sein. Bestehendie Dungrohstoffe aus Grnabfllen, wie Gemseresten,Jtgras usw sollte nie versumt werden, etwas kohlen-sauren Kalk aus Meeresalgen: Algomin 400 (Cohrs, 2130Rotenburg) in Pulverform ber die Pflanzen zu pudern.

    Zum Aufbau von Dauerfruchtbarkeit bei unseren starkverarmten Bden reicht die Vermischung des organischenMaterials mit dem erdigen Anteil allein nicht mehr aus.Darum wird bei der Kompostierung heute immer mehr aufdie natrlichen Minerale der silikatreichen Steinmehle undauf hochwertige Tonmehle zurckgegriffen. Diese Stein- undTonmehle werden heute industriell abgebaut und sind imHandel erhltlich.

    Als Kornpostplatz whle man eine schattige Lage imGarten oder pflanze Holunderbsche daneben. Nie sollte derHaufen auf Beton, sondern stets auf belebter Erde aufgesetzt

    werden. Hchstens kann man eine Lehm- oder Lettenschichtals Basis aufstampfen.

    Kompostieren ist eine Kunst, die gelernt und gebt seinwill. Ein alter schlesischer Bauer soll einmal gesagt haben:Wenn man in der Frhe eine halbe Stunde am Kompostarbeitet, kann man sich die brige Zeit ins Bett legen. Das istja nicht so wrtlich zu nehmen, aber es soll wohl damitausgedrckt werden, da man diese Arbeiten, wo es wirklichauf Sorgfalt und berlegung ankommt, selbst ausfhren soll.Das brige im Tagesgeschehen knnen ebensogut andereauch tun.

    Die Haufen werden am besten in kartoffelmietenhnlicherForm aufgesetzt (unten um die l ,5-2m breit und sich nachoben verjngend). Man kontrolliere sie fter auf Temperaturund Feuchtigkeitsgehalt. Zu na sollen sie ebensowenig seinwie zu trocken. Im ersteren Fall hilft nur Umsetzen undEinstreuen trockener Erde, im letzteren Befeuchten mitRegenwasser, das man durch Lcher einlaufen lt. Ist derHaufen reif, d. h. sind die Ausgangsmaterialien nicht mehrerkennbar und hat das Ganze eine waldbodenartige Beschaf-fenheit angenommen, so ist er streufertig. Man sollte denKompost unter keinen Umstnden tief in den Boden vergra-ben oder unterpflgen, sondern nur flach einbringen.

    Der beste Dnger ist der Rindermist. Nun ist nicht jeder inder Lage, ihn sich zu beschaffen. ln diesem Falle tut man gut,etwas andere organische Stoffe in den Haufen zu mischen.Dadurch wird das Wurmleben auerordentlich angeregt.Auch Obsttrester, Laub usw. zieht den Regenwurm sehr an.

    Man kann berhaupt durch planmige und umsichtigeAuswahl pflanzlicher Kompostrohstoffe tierische Dungstof-fc weitgehend ersetzen.

    So wei man auf Grund planmiger Versuche in Ksten

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  • mit offenen Bden, da sich der Regenwurm am wohlsten inBrennesselkomposten fhlt. In solchen Haufen entwickelnsich bald unzhlige Kleinlebewesen, die durch ihre Ausschei-dungen und bei ihrem Tode einen Dauerhumus mit ganzhohem Nhrstoffgehalt schaffen.

    Phosphate, dreimal so viel Kali und Kalk und sechsmal soviel Magnesium wie allerbeste Gartenerde. Mit der Zahl derSeitenelemente verhielt es sich hnlich.

    Es ist nun leicht auszurechnen, welch ungeheure Mengenfruchtbarster Erde eine gengende Menge von Regenwr-mern in einem Jahr schaffen kann, und man kann nichtverstehen, da die Erhaltung und Vermehrung dieses bestenHelfers im Landbau nicht schon lngst zum obersten Gesetzalles landwirtschaftlichen Denkens gemacht wurde.

    Er bringt bei gengendem Besatz ferner den Kalkgehalt desBodens in Ordnung. Durch seine Kalkdrsen scheidet erKalk in schleimiger, von den Pflanzen unmittelbar aufnehm-barer Form aus. Im Gegensatz zu den hher organisiertenTieren, die den Kalk nach innen ablagern (Knochengerst,Zhne usw.), gibt er ihn also geradewegs an seine Umgebungab. Haben wir also gengend Regenwrmer, brauchen wiruns um den Kalkhaushalt des Bodens nicht zu sorgen.

    1ndem er sich in den Boden hineinfrit, schafft er fernereine ausgezeichnete Feindrnage. Die Pflanzen knnen da-durch mit ihren Wurzeln leichter in grere Tiefen dringenund sich die Mineralstoffreserven des Untergrundes zunutzemachen. Was das bedeuten kann, ist ja allein daraus ersicht-lich, da gerade die obersten Bodenschichten durch eineimmerwhrende Nutzung, falsche Behandlung und Dngungoft arm an Spurenelementen sind. Mangel an Mangnesium,Bor, Kupfer, Mangan um nur einige der fr ein gesundesPflanzenwachstum unbedingt erforderlichen M ikronhrstof-fe zu nennen, sind ja auch oft die eindeutig festgestelltenUrsachen schwerster Krankheitserscheinungen beim Men-schen.

    Es ist ein Irrtum, wenn man meint, der Regenwurm gehedie Nutzpflanze an. Wenn er manchmal einen schlecht

    b) Die Hilfe der Kleinlebewesen und Bodentiere,insbesondere des Regenwurms

    Bei der Humifizierung aller organischen Substanzen helfenuns eine Menge Bodentiere und Kleinorganismen. IhreTtigkeit hier umfassend zu schildern, wrde zu weit fhren.Aber eines Helfers soll dabei etwas ausfhrlicher gedachtwerden. Es ist der Regenwurm.

    Der Regenwurm

    Was dieses oft verachtete und trotz neuerer Erkenntnisse inseiner Bedeutung fr die Bodenfruchtbarkeit noch langenicht voll gewrdigte Tierchen tatschlich fr Nutzen bringt,soll hier doch in aller gebotenen Krze festgehalten werden.In einem Hektar unverdorbenen Bodens lebt normalerweiseeine Regenwurmmenge im Gesamtgewicht von zirka 600--800 kg. Nun kaut der Regenwurm tglich sein eigenesGewicht an Erde, Pflanzen- und tierischen Stoffen durch.Man hat Regenwurmhufchen untersucht und ihren Gehaltan Kernnhrstoffen und Spurenelementen festgestellt. (Manfindet diese Hufchen besonders nach einem Regen anStraenrndern, Fupfaden, Gartenbeeten und dgl.) Siehatten siebenmal so viel Stickstoff, zweimal so viel lsliche

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  • gepflanzten Setzling, der vielleicht noch dazu von einemEngerling angefressen wurde, eine vor dem Vertrocknenstehende Rbe angeht und ihr den Rest gibt, oder wenn eretwa gemhtes Gras des Nachts in den Boden zieht, so ist dasnur natrlich. Dazu ist er ja schlielich da. Keinesfalls aberfrit er gesunde Pflanzen.

    Darwin war so beeindruckt von der augenflligen Ntz-lichkeit dieses Helfers, da er noch am Ende seines Lebens eineigenes Werk ber ihn herausgab, worin er ausfhrt: Unge-heure Zeitrume hindurch, lange bevor der Mensch seinenPflug in die Erde senkte, sei ein anderer Ackersmann fr unsttig gewesen und htte die Grundlage dessen geschaffen,wovon die Menschheit heute noch lebt: die fruchtbareAckerkrume.

    Unter den vielen Regenwurmarten ist es besonders derkleine, rtlich gefrbte Mistwurm tEisenia foetidai, der frden Landbau Bedeutung hat. Er ist mit drei Monaten bereitsgeschlechtsreif und sehr fruchtbar. Man kann da, wo manihm gnstige Lebensbedingungen schafft, seine hellgelben,stecknadelkopfgroen Eier leicht finden. In Amerika und inDeutschland gibt es bereits Unternehmer, die ihn auf eigenenRegenwurmfarmen planmig zchten und die junge Brutber weite Strecken versenden.In der landwirtschaftlichen und grtnerischen Praxis sollte

    man stets etwas Stammkompost mit einem guten Regen-wurmbesatz zur Hand haben und davon etwas dem frischaufgesetzten Haufen (an den unteren Rand) zusetzen. DieWrmer ziehen sich dann langsam in den Haufen hinein undbeginnen ihre segensreiche Ttigkeit. Schon ihretwegen sollteein Komposthaufen stets etwas Erde und vor allem auchStein- und Tonmehle enthalten, die der Regenwurm ausge-sprochen gerne annimmt und zusammen mit den organischen

    Stoffen zu den wertvollen stabilen Ton-Humuskomplexenverarbeitet. Leider geht er auf unseren Kulturbden immermehr zurck. berscharfe Mittel aller Art, Monokulturenusw. sind seiner Vermehrung und segensreichen Ttigkeitnicht gnstig. So findet man z. B. in Weinbergen kaum mehrRegenwrmer und andere Bodenlebewesen.

    c) Die flssigen Dnger

    In der Landwirtschaft und da, wo ein Kleintierhalter dieflssigen Ausscheidungen seiner Tiere besonders sammelt,fallen zuweilen groe Mengen an flssigen Dngern an. Oftwerden diese aus Unkenntnis vllig verkehrt angewendet.Jeder hat wohl schon beobachten knnen, wie unvergoreneJauche, auf trockenen Boden gebracht und womglich nochbei Sonnenschein ausgefahren, direkt Verbrennungen derPflanzen hervorrufen kann.Deshalb ist der wichtigste Grundsatz im Hinblick auf die

    Zeit der Anwendung von flssigen Dngern der: sie mg-lichst nur nach oder vor einem Regen zu geben.Vor allem aber sollte man berall dort, wo Jauche anfllt,

    die Mglichkeit haben, sie reifen, d. h. vergren zu lassen.Deshalb die groe Bedeutung ausreichender Gruben in derLandwirtschaft. Auch der Kleintierhalter sollte mglichstzwei Behlter haben, in deren einem die abgestandene Jauchevergren kann, whrend der andere den stndigen Zufluaufnimmt. Gut abgestanden, tzt und verbrennt sie auchnicht in dem Mae wie roh verabreicht, und man kann sie,ohne ernstere Gefhrdungen der Pflanzen befrchten zumssen, verdnnt - mit Verstand angewendet - auch inTrockenzeiten verabreichen.

    2021

  • Die Dngerwassertonne

    Glle- und Jauchebereitung und deren Anwendung wirdim folgenden Kapitel ausfhrlich behandelt. Hier, mehr frdie Gartenpraxis, sei vor allem auf die Mglichkeiten derBereitung verschiedener Jauchen im Kleinen hingewiesen.Whrend der Wachstumszeit der Pflanzen ist es im Garten-bau hufig ntig, zu gieen. Man kann nun das Gieenmanchmal kombinieren mit der Verabreichung von flssigemDnger in Form von stark verdnnten Jauchen. Sind dieseaber nicht voll vergoren, so wird dadurch die Qualittbeeintrchtigt und die Schdlingsanflligkeit sowie die Nei-gung zu mancherlei Pflanzenkrankheiten begnstigt. Des-halb sollte man nach Mglichkeiten Ausschau halten, die die-se Nachteile nicht mit sich bringen.

    Hier hat sich nun die Dngerwassertonne gut bewhrt.Einige alte Holzfsser, die man bis zum Spund eingrbt (dieausgehobene Erde wird bis zum oberen Rand darum herum-gestampft), knnen als Behlter dienen. Man fllt die Tonnenbis etwa zu einem Drittel mit je einer Dngerart: Kuhfladen,Hhner- oder Taubenmist .und einige mit verschiedenenPflanzenarten. Vor allem hat sich die Brennessel als sehrgeeignet dafr erwiesen. Aber auch der Baldrian und ber-haupt alle sogenannten Unkruter. Man kann sich hier,wenn gengend Platz vorhanden ist, eine ganze BatterieFsser anlegen und hat dann immer die verschiedenstenPflanzenjauchen zur Verfgung. Unsere Nutzpflanzen wer-denja doch in Monokulturen angebaut und entbehren so diesegensreichen Einwirkungen von Nachbargewchsen, mitdenen sie in der Wildnatur zusammenstehen wrden. Es gibtheute bereits einige Literatur im Hinblick auf die frdernden,bzw. hemmenden, gegenseitigen Beeinflussungen der ver-

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    schiedenen Pflanzen. Man kann so bewut unter ihreneinzelnen Vertretern auswhlen und fr die jeweiligen Be-drfnisse immer das rechte anwenden.

    Eine allgemeine Regel ist, da ein Unkraut, das ja meistauch zugleich eine Heilpflanze ist, gerade da hochkommt, woes als Ausgleich fr eine Nutzpflanze eigentlich stehen sollte.Man wird daher keinen Fehler begehen, wenn smtlichesJtgras, soweit es nicht zu Kompost gemacht wird, in dieDngerwassertonne kommt. Ist es dann gut vergoren, wird essehr verdnnt zum Gieen der Gartengewchse verwendet.Auch auf greren Flchen knnte man mit diesen Pflanzen-jauchen viel zur Harmonisierung des Wachstums beitragen.

    Wer sich schon einmal mit diesen Verfahren in der Praxisbeschftigt hat, wird erstaunt sein, wie intensiv einzelneverjauchte Pflanzen nachher riechen. Man kann diese Ausz-ge oft nicht von tierischen Jauchen unterscheiden, und auchin der Wirkung kommen sie ihnen oft gleich. Wie vieleGartenfreunde, die keine Tierhaltung haben, knnten sichhier helfen, wenn sie sich einige Mhe damit machen wrden!Man kann, wenn einmal der Kompost fehlt, einige Jahredamit einen Mangel an festen Dungstoffen berbrcken. Esgelingt umso besser, wenn vielleicht noch etwas Hornspne,Wollabflle, Federmehl oder andere organische Stoffe beige-mischt werden.

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  • II. DIE ORGANISCHE BEWIRTSCHAFTUNGEINES BAUERNHOFES

    Vordergrund. Dieses Verlangen war mitbestimmend dafr,da vorstehendes Kapitel mit in ein Werk aufgenommenwird, das sich nicht ausschlielich an Landwirte, sondernauch an Verbraucher, Gartenfreunde und Lebensreformerwendet. Nur wenn auch der Konsument wei, wie gesundeNahrung entsteht, kann er den damit verbundenen Bestre-bungen, die meist nicht leicht sind, in einem Zeitalter derMassenproduktion ein richtiges Verstndnis entgegenbrin-gen.

    Das Qualittsstreben

    Die zivilisierte Menschheit wird zunehmend von vielerleiKrankheiten bedroht, die man frher ganz sicher nicht in die-sem Mae kannte. Die Tiere, die Pflanzen sind ebenfalls nichtmehr so widerstandsfhig wie ehedem. Es unterliegt keinemZweifel, da die Abkehr von mehr natrlichen Methoden desLandbaues ein gutes Ma von Schuld an diesen Zustndentrgt. Wenn man auch nicht alle Schden genannter Art aufdie Chemisierung des Landbaues, wie das heute von vielenbereifrigen Kritikern geschieht, zurckfhren kann, sohaben wir doch in der Ergreifung natrlicher Bewirtschaf-tungsmanahmen etwas entscheidend Wichtiges auch fr dieErhaltung, bzw. Wiederherstellung der menschlichen Ge-sundheit getan. Die Gesundung vom Boden her ist ja heutebereits zu einem geflgelten Wort geworden. Erzeuger, wieVerbraucher landwirtschaftlicher Produkte sind gewisserma-en in gleicher Weise an einer mglichst guten Qualitt derProdukte interessiert. Geht es jenen neben dem Wert derErzeugnisse fr den eigenen Gebrauch vor allem um dieErhaltung der Gesundheit von Boden, Pflanze und Tier, sodiesen um die Mglichkeit, eine qualitativ hochwertige Warezu erhalten.

    Der Konsument ist heute wach geworden. Die landlufigenQualittsbezeichnungen wie Aussehen, Sortierung, Gren-ordnung usw. haben natrlich nach wie vor ihre Bedeutung,beginnen aber zunehmend zweitrangig zu werden. Die Forde-rung nach innerer Qualitt tritt immer strmischer in den

    Der Garten: ein Organismus im Kleinen

    Noch ein Gesichtspunkt war fr die Aufnahme diesesKapitels magebend: Ein Garten, bzw. eine Grtnerei, ist aufverhltnismig einfache Art organisch zu bewirtschaften.Die Umstellung erfordert nicht diese Vielfalt der berlegun-gen, wie dies bei einem landwirtschaftlichen Hof der Fall ist.Zugleich ist sie aber, auf die Dauer gesehen, schwierigerdurchzuhalten, weil hier oft, man kann schon sagen: in derRegel, die Tiere fehlen. Nun mu ein Gartenbetrieb, ob grooder klein, das ist hier nicht so entscheidend, trachten,irgendwie ein Organismus zu sein oder zu werden. Es ist diesbeileibe nicht nur eine Dngerfrage. Denken wir doch hierbeinur an Tiere der Wildnatur, etwa den Igel, das Wiesel, dieKrten u. a. im Hinblick auf die Schdlingsabwehr. Dann,was besonders bei Obst- und Beerengehlzen ganz entschei-dend sein kann: an die ganze Insektenwelt, vor allem anunsere Bienen, vielerlei Vgel, Marienkferchen, Schmetter-linge usw.

    Was diese gegenseitigen Wechselbeziehungen anbelangt,haben Landwirtschafts- und Gartenbetriebe viel Gemeinsa-mes. Hier wie dort wird sich die Bewirtschaftung vor groen

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  • Schwierigkeiten sehen, wenn die eine oder andere Tiergat-tung pltzlich einmal nicht mehr da ist. Und das ist ja heuteleider nur zu oft der Fall. Dann schreit man, wenn es sich umzunehmende Schdigungen pilzlicher oder tierischer Naturhandelt, nach Giften, wodurch etwa vorhandene, freiwilligeHelfer der Wildnatur nur noch weiter dezimiert werden. EinBlick auf viele Grten sagt uns da ohne viele Worte, was hierdas Dringlichste wre: statt der suberlichen, lackiertenDrahtumzunung auf Zementpfhlen: die Hecke. Gartenan-lagen ohne Heckeneinfassung, bzw. ohne dichtes Gebsch inder Nhe werden es in Zukunft recht schwer haben, einenatrliche Bewirtschaftung aufrecht zu erhalten.

    Eine weitere berlegung: Gleich aus dem folgenden Kapi-tel ber Zwischenfruchtbau, der scheinbar mit Gartenwirt-schaft gar nichts zu tun hat, wird der aufmerksame Garten-freund manches herauslesen knnen, was auch fr ihnBedeutung haben kann. Abgesehen von der guten Vorfrucht-wirkung vieler der angefhrten Zwischenpflanzungennicht nur der Stickstoffsammler, sondern z. B. auch desRoggens oder der lfrchte - werden wir dann eben dieGrser, zu denen ersterer gehrt, oder den Hederich mhsamals Unkraut herauszupfen mssen, wenn die betreffendePflanzenfamilie im Anbauplan vllig fehlt. Mit anderenWorten: Es mu auch im Garten der hier leider fastdurchwegs fehlende Fruchtwechsel, der in der Landwirt-schaft viel zum Gelingen einer organischen Bewirtschaftungbeitrgt, strker eingeschaltet werden.

    Wenn wir einen landwirtschaftlichen Betrieb, der mit Hilfevon mehr oder weniger zugekauftem Dnger und zugekauf-ten Futtermitteln bewirtschaftet wurde, zu einem in sichruhenden und aus sich lebenden Hoforganismus machenwollen, erhebt sich sofort der Einwand, da dies heute

    eigentlich eine Utopie bleiben mu. Man wird einwenden,da ein geschlossener Betriebskreislauf vielleicht in ganzalten Zeiten, als noch wenig oder gar nichts abverkauft,sondern alles im eigenen Betrieb verbraucht wurde, mglichwar. In unserer Zeit mit ihrer starken Industrialisierung aber,wo das Verhltnis der Land- zur Stadtbevlkerung oft 1:10oder noch geringer ist, kann man ein autarkes Wirtschaftenwohl kaum durchfhren. Der Entzug an Nahrungsmitteln isthier doch so gro, da es nicht angeht, diese klaffende Lckeoffen stehen zu lassen. Tut man es dennoch, so lautet dieseArgumentation weiter, werden bald rckgngige Ertrge denbetreff enden Betriebsleiter eines besseren belehren. Das isteigentlich der Haupteinwand, den man immer wieder hrenkann, wenn von einer organischen Bewirtschaftung einesHofes die Rede ist.

    Heute, wo die Landwirtschaft um ihre Existenz ringt, wodie heimischen Bden oft besorgniserregende Erschpfungs-zustnde zeigen, wo Tier- und Pflanzenkrankheiten gehuftauftreten, wre es unverantwortlich, einer Sache das Wort zureden, die nicht gengend fundiert ist. Deshalb sei vorausge-schickt, da die folgenden Ausfhrungen nicht etwas darstel-len, was mglich sein knnte. Die Erkenntnisse dieser Arbeitsind vielmehr das Ergebnis eines jahrzehntelangen, erfolgrei-chen praktischen Bemhens auf eigenen wie fremden Betrie-ben um die Mglichkeiten einer naturrichtigen Bewirtschaf-tung.

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  • Zwischenfrchte als Zusatzfutter und zur Grndngung

    Ein Hauptkapitel zur Frage der vermehrten Humusbe-schaffung, nmlich die Kompostierung als die bestmglicheVerwendung aller greifbaren organischen Dungstoffe, wurdeeingangs bereits behandelt. Nicht minder wichtig ist nun einezweite Manahme: die eines sinnvollen Zwischenfrucht-baues. Er dient in der allgemeinen Landwirtschaft in ersterLinie dem Bestreben einer zustzlichen Futterbeschaffung.Wenn weder der Getreide- noch der Hackfruchtbau eineSchmlerung erfahren, im Gegenteil, eher gesteigert werdensollen - aber gleichzeitig eine Vermehrung der Viehhaltungangestrebt wird ---, so kann dieses zustzliche Vieh nur mitEinschaltung eines planmigen Zwischenfruchtbaues er-nhrt werden. Auch da, wo man neue Futterquellen damiterschliet, dient der Zwischenfruchtbau unmittelbar derHumusversorgung, und es ist in vieler Hinsicht sogar besser,das anfallende Grnfutter erst auf dem Umweg ber denViehmagen fr die Humusversorgung nutzbar zu machen, alses direkt einzupflgen. Ganz abgesehen davon, da es unklugwre, das Vieh hungern zu lassen, weil man den Gedankengefat hat, eine Grndngung zu machen, kommen einge-pflgte Grnmassen gut gepflegtem Stalldnger in der Wir-kung nicht entfernt gleich. Da man ferner ja auch meiststickstoffsammelnde Pflanzen als Zwischenfrchte anbautoder sie mindestens in ausreichender Menge beimischt,kommt ja auch dadurch und angesichts der der nachfolgen-den Frucht zur Verfgung stehenden Wurzelmasse viel anHumusstoffen in den Boden.

    Wir knnen somit im Zwischenfruchtbau - gleichgltig,ob zur Futtervermehrung oder als Grndngungspflanzeangebaut - eine wichtige Quelle zustzlicher Humusversor-

    gung erblicken. Da nun aber diese eine unerlliche Grund-bedingung fr das Gelingen einer Umstellung ist, sollte er -auch in rauhen Lagen, wie noch nachzuweisen sein wird -berall strkste Beachtung finden.

    Beginnen wir mit den

    a) Gemengsaaten

    Jeder Landwirt wei, da diese stets hhere Ertrgebringen als Reinsaaten (Monokulturen). So erbrachten z.B.Anbauversuche, bei denen man Weizen mit Roggen, sodannGerste mit Hafer zusammenste, grere Mengen an Kr-nern und Stroh als dort, wo diese Getreidearten fr sich alleinangebaut wurden. Gewaltig gesteigert wird aber der Ertragdurch das Hinzunehmen der Leguminosenkmerfrchte.

    So hat es sich in den letzten Jahren mit deren unterschied-licher Witterung immer wieder gezeigt, da der Sommer-mischfruchtbau mit Einschlu stickstoff sammelnder Tief-wurzler gegenber einer einseitigen Bebauung des Ackers mitHafer oder Gerste doch groe Vorteile bietet.

    Whrend auf Sandbden die Einsaat von Lupine zuempfehlen ist, hat sich auf mittleren bis schweren Bden dieAckerbohne bestens bewhrt. Man sollte berall dort, wo dieErnte des Sommergetreides im eigenen Betrieb und nicht frVerkaufszwecke (etwa als Braugerste) verwendet werden soll,die Ackerbohne einsen.

    Die Erbse kann in bestimmten Fllen denselben Zweckerfllen, nmlich dort, wo man nicht mit dem Mhbinderarbeitet und wo wenig Lagergefahr besteht. Auf diesen mehrleichten Bden kann sie (auch die Speiseerbse, die durcheinen Schneckentrieur leicht auszuschneiden ist) mit Vorteil

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  • statt der Bohnen genommen werden. Sie schafft, besonders introckenen Sommern, eine gute Schattengare, und das Strohwird vom Vieh lieber gefressen als das der Bohnen. Imallgemeinen ist die Bohne jedoch der Erbse zur Einsaatvorzuziehen. Sie trgt erheblich zur Standfestigkeit desSommergetreides bei und lockert den Boden durch ihrkrftiges Wurzelwerk. Dies und eine bedeutende Humusan-reicherung treten auch dann auf, wenn in den entscheidendenWochen der Blte- und Schotenbildung extrem trockenesWetter herrscht und die Fruchtbildung bei der enormenWasserbedrftigkeit dieser Pflanze zu wnschen brig lt.

    Der gewichtsmige Ertrag von Sommergetreide ist beiBohneneinsaat nicht geringer, und man hat so auer derStickstoff- und Leguminosenwirkung ein zustzliches wert-volles Eiweifutter gewonnen.

    Was viele Landwirte abhielt, in das SommergetreideBohnen einzusen, war deren spte Reife. Man sagte sich mitRecht, da der Schnitt erheblich hinausgezgert wird, wennman auf die Reife der Bohnen warten mu. Tatschlich sindbei den meisten Bohnensorten Hafer, Gerste und Sommer-weizen lngst reif, whrend die Bohnenschoten noch gras-grn sind. Dieser Umstand des zu spten Reifens fllt nun beiden neuen frhreifen Bohnensorten weg. Sogar in extremnassen Jahren, die eine verstrkte Blhfreudigkeit undSchotenbildung begnstigten, war eine nennenswerte Er-tragseinbue nicht zu verzeichnen.

    Man wartete nicht einen Tag lnger mit dem Schnitt, als derHafer reif war, und hatte die Freude, festzustellen, da auchdie noch ganz grnen Schoten in der Hocke und besonders inder Scheuer (nicht zu frh dreschen!) schn nachgereiftwaren und die Krner kaum eine Schrumpfung aufwiesen.

    Minimale Schrumpfungsverluste noch im Reifen befindli-cher Bohnen werden im Hinblick auf die Vorfruchtwirkungdurch den Umstand ausgeglichen, da diese im umgekehrtenVerhltnis zum Reifezustand steht. Es handelte sich dabeiallerdings, wie gesagt, um Frhzchtungen der Bohne:Lohrnanns Weende, die kleine Thringer Ackerbohneund Dr. Franks Ackerperle. Letztere reifte am frhesten.Die zweite folgte in einem Abstand von einer Woche,whrend die erste, im Korn etwas grer, etwas lngerbrauchte, aber doch noch, obwohl sie bei der Reife desGetreides noch grn war, einen guten Ertrag gab. Alle dreisind zur Mischeinsaat zu empfehlen. Man sollte zu jederMischung etwas Sommerweizen dazunehmen, um die Quali-tt des Gesamtfutters etwas zu heben.

    Von den anderen, sptreifenden Sorten, die mit ihrermassiven Stengel- und Bltterbildung berdies das Sommer-getreide zu stark beschatten, die aber fr den Reinanbaudafr sehr geeignet sind, sollte man fr den hier geschildertenZweck absehen. Der Mengenertrag der kleinen Bohnensor-ten steht dem der groen, sptreifenden nicht nach. Auer-dem erleichtert das kleine, sich mehr der Erbsenfarm an-nhernde Korn Aussaat und Drusch und bricht auch nicht soleicht.

    Es versteht sich, da man die Einsaatmenge nicht zu hochbemit, da man ja auf eine volle Krnerernte beim GetreideWert legt. Man sollte 45 kg pro Hektar nicht berschreiten.

    Da auf vielen Hfen in der Fruchtfolge nach SommerungHackfrchte kommen und diese fr eine Belebung desBodens und seine Anreicherung mit Humus ungemein dank-bar sind, zeigte sich durchweg in allen Bestnden diesegnstige Vorfruchtwirkung. Die Kartoffel ist - besondersauf bindigen Bden - gegen nichts so empfindlich wie gegen

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  • Mngel in der Bodenstruktur, und man konnte unzweideutigschon am bloen Aussehen der nach dem Bohnengemengefolgenden Kartoffelbestnde feststellen, wie sich Stickstoff-wirkung und Bodenbelebung bis in die Stauden- und Bltter-entwicklung auswirkten.

    In einem Falle, wo die Bohnen fr den ganzen Acker nichtausgereicht hatten und dieser einige Smaschinen breiten nurGerste und Hafer trug, war der Unterschied im Wachstumder Kartoffeln schon von weitem deutlich zu sehen. Interes-sant war beim Anblick dieses Ackers vor allem, da auf demStreifen, der keine Bohnen getragen hatte, mehr kmmerlichentwickelte Stauden standen als auf dem brigen Teil und derBefall mit dem Koloradokfer dementsprechend strker war.Dies ist mit ein Beweis dafr, da der Abbau der Kartoffeldurch mangelnde Bodenbelebung stark gefrdert wird. Wasden Befall mit Lusen betrifft, so ist dazu festzustellen, dadiese vor allem in Bohnen-Reinkulturen auftreten, whrendder Gemengbau darunter wenig zu leiden hat.

    Leguminosen sind aber fr eine Startdngung mit einerleichten Kornpostgabe auerordentlich dankbar. Eine ganzleichte Dngung mit gut vergorener Jauche (zirka 4000 bis6000 Liter pro Hektar) im Sptherbst oder ganz zeitig imFrhjahr ist der Anfangsentwicklung der Bohne ebenfallssehr gnstig. Die Wirkung der Jauche ist nur zum Teil derunmittelbaren Nhrstoffwirkung zuzuschreiben. Ebenso sehrihrer wurm- und bakterienanregenden Ttigkeit.

    Da die Ackerbohne eine lange Entwicklungszeit hat, kannsie im Frhjahr nicht zeitig genug in den Boden kommen.Trotz aller durch die Zchtung auf frhreife Sorten bewirk-ten Anpassung an die Reifezeit des Getreides ist sie bei dessenReife eben doch noch nicht so voll entwickelt, und man ist aufdie Nachreife in Hocke und Scheuer immerhin noch angewie-

    sen. In Betrieben mit Mhdrescher-Einsatz wird doch zurErbse als Beifrucht gegriffen werden mssen, es sei denn, dadie Bohne ca. 2 Wochen vor der Aussaat des Getreideseingebracht werden kann. Vorteilhaft geschieht dies dadurch,da man sie flach einschlt, falls man ohne Gefahr fr dieBodenstruktur im Frhjahr mit dem Pflug auf den Ackerkommen kann. Das frhe Einbringen schadet ihrer Entwick-lung nicht. Fr sie gilt ja das Gebot bei Aussaat derGartenbohne, immer die Frostgefahr im Auge zu haben,nicht. Je frher sie in den Boden kommen kann, um so besserfr ihr Gedeihen, besonders auch in Trockenzeiten, da siedann doch die Winterfeuchtigkeit bereits gut ausntzen unddadurch ihre Entwicklung voranbringen kann.

    Whrend die eben beschriebene Art des Sommerfrucht-M ischanbaues auf allen Bden und in allen Klimalagen mitErfolg durchgefhrt und als eine der wichtigsten Umstel-/ungsmaj)nahmen angesehen werden kann, ist Sommerzwi-schen/ruchthau in rauhen Lagen nicht immer mglich. Eskann auch hier in Jahren mit einer frheren Ernte dieFuttererbse nach Getreide, auf alle Flle nach Raps oderWintergerste noch einen guten Schnitt, bzw. eine lohnendeGrndngung geben. Das sind fr diese Lagen aber Ausnah-meflle.

    Es erhebt sich nun fr diese Flle -- alle Hhenlagen ber500 m die Frage: wie gestalte ich den Zwischenfruchtbauauf diesen Betrieben? Eine schnellwchsige lfrucht: Raps,Rbsen oder Senf kann hier immerhin noch zu einer gewissenEntwicklung kommen, und diese lfrchte stellen, sowohlwas Masse als auch Vorfruchtwirkung anbelangt, ein nicht zuunterschtzendes Hilfsmittel fr die Humusanreicherungund damit fr die Umstellung dar. Bei diesen Frchten mu

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  • man aber fr den ntigen Stickstoff, etwa in Form vonStallmist oder Jauche, sorgen.

    Da nun aber unsere Leguminosen durch ihre Fhigkeit derStickstoffbindung die wertvollste Zwischenfrucht darstellen,sind viele organisch arbeitende Betriebe an die Heranziehungder Kleearten auch als Sommerzwischenfrchte gegangen.Inkarnatklee als Bestandteil des als Winterzwischenfruchtgebauten Landsberger-Gemenges ist ja auch in der allge-meinen Landwirtschaft bekannt. Bei der Suche nach Kleear-ten zur Frhjahrseinsaat stie man nun auf den Gelb-, denBastard- und den Weiklee.

    Diese Kleesorten sind in mehr als einer Hinsicht geeignet,als Sommerzwischenfrchte zu dienen. Sie stellen keinegroen Ansprche an den Boden und das Klima, haben dafraber ausgesprochen bodenverbessernde Eigenschaften. DerGelbklee (Medicago lupulina) wchst zwar nicht so sehr indie Hhe, hat dafr aber ein reiches Wurzelsystem, whrendder Bokharaklee, den man am besten 2 Jahre stehen lt,gewaltige Massen liefern kann.

    Der Bastardklee sollte in dieser Mischung auf keinen Fallfehlen. Er ist so gut wie gar nicht empfindlich gegen Nsse,kommt daher auch auf etwas saurem, kalkarmem Boden undbei Nssezeiten gut fort. Je nach diesen Verhltnissen wirdman seinen Anteil strker oder schwcher nehmen mssen.Auf manchen Bden hat sich auch eine geringe Beimengungvon einem sdlndischen Rotklee, Alexandrinerklee, odereinem anderen schnellwchsigen Sommerklee, vor allem demPerserklee, bewhrt. Anbaurezepte fr den jeweiligen Anteilder einzelnen Kleearten an der Gesamtmischung lassen sichschwer geben; der aufmerksame Landwirt merkt aber bald,zu welchen Sorten er fr seine Bden vorwiegend greifenmu. So hat sich z. B. fr flachgrndige Kalkbden ein

    grerer Anteil an Gelbklee bestens bewhrt. Die Gesamt-aussaatmenge betrgt etwa 16 bis 18 Kilo pro Hektar. Mankann ihn zusammen mit der Sommerfrucht einsen, mudann aber auf ein Eggen der Sommersaaten verzichten, wasimmerhin im Hinblick auf die Offenhaltung des Bodens unddie Unkrautbekmpfung einen nicht zu unterschtzendenNachteil bedeuten kann. Fr das Auflaufen der Saat ist es,falls sie nicht zu tief in den Boden kommt, meist gnstig,wenn Getreide und Klee in einem Arbeitsgang gest werden.Auf Sand- und Urgesteinsverwitterungsbden gedeiht derGelbklee nicht gut. Man greift hier eher zum Weiklee.

    Mit Hilfe dieser Art von Sommerkleebau hat in den letztenJahren schon mancher Bauer auf armem Boden und beiungnstigen klimatischen Verhltnissen seine cker ganzerheblich mit Humus anreichern knnen. Besonders Hack-frchte, die ja erfahrungsgem unsere Humusbilanz stetsschwer belasten, sind fr eine Leguminosen-Grndngungoder auch nur fr eine Vorfruchtwirkung dieser Art ganzauerordentlich dankbar. Kartoffeln, Futter- und Zuckerr-ben sollten eigentlich nie ohne eine Leguminosen-Grndn-gung gebaut werden. Nicht allein wegen der Nhrstoffanrei-cherung durch sie, sondern auch im Hinblick auf die dadurchzu erreichende Bodenlockerung, -aufschlieung und -durch-lftung.

    Der Sommerklee-Zwischenfruchtbau ist im allgemeinenziemlich neu und bedarf noch weiterer Erfahrungsgrundla-gen. Es kann daher heute noch nichts Endgltiges dazu gesagtwerden. Immerhin sind bereits eine Reihe von Beobachtun-gen und Anbau-Ergebnissen da, die zusammen mit denallgemeinen Richtlinien, den Kleeanbau betreffend, zu fol-genden Einsichten gefhrt haben:

    Man wird sich, bevor man sich entschliet, einzusen, klar

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  • sein mssen, ob man ohne Nachteil auf das Stoppelschlenverzichten kann. Das wird berall dort der Fall sein, wo wir esmit ziemlich unkrautfreien Bden zu tun haben. Den einenZweck: die Aushagerung des Bodens zu verhindern, der manmit dem sofortigen Umbrechen des Bodens entgegenwirkt,wird man durch die in der jungen Kleesaat sich entwickelndeSchattengare ungleich besser erreichen, als wenn der Ackerbis zur Winterfurche unbebaut liegen bleibt.

    Ein weiterer Grund, .der noch von Einsaaten abhaltenkann, ist oft in Maikferjahren gegeben. Wenn nmlich diejungen Engerlingslarven durch ein sofortiges Bearbeiten desBodens nach der Ernte mittels Pflug, Egge, Walze, Scheiben-egge vernichtet werden knnten, kann der Vorteil, den mandamit gewinnen kann, unter Umstnden den anderen, diegute Vorfruchtwirkung von Klee-Einsaaten, aufwiegen. Die-ser Fall ist aber nur selten gegeben. Einmal legt der Maikferseine Eier mit Vorliebe nur in lckige, schttere Bestnde,welcher Umstand bei Sommerungen nur auf mageren Bdenin schlechtem Dngerzustand und in ausgesprochenen Trok-kenzeiten gegeben ist. Auerdem hat man ja whrend undnach der Zeit der Eiablage noch die Mglichkeit, sich berden eventuell zu erwartenden Schaden Gedanken zu machen.Sind nach der Ernte grere Mengen Engerlingslarven in denoberen Schichten zu finden, wird man den Acker trotz dereingebrachten Einsaat mit Vorteil umbrechen. Einmal ist hiereine gewisse Wirkung des Klees bereits whrend der Wachs-tumszeit des Getreides vorhanden, zum zweiten kann manimmer noch eine Stoppelfrucht einsen.

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    b) Die Kleemdigkeit

    Zu dieser wichtigen Frage liegen nun ebenfalls zahlreicheErfahrungen und Beobachtungen vor. Vor allem zeigt es sich,da die Sicherheit des Kleebaues mit zunehmender Verleben-digung der Bden steigt. Je besser der Humuszustand und dieBodenstruktur auf organisch bewirtschafteten Hfen wer-den, um so weniger zeigen sich Erscheinungen von Kleem-digkeit. Bei dieser spielen auch noch einige andere Umstndemit. So macht sich z. B. auf Bden mit unterdurchschnittli-cher Bonitt eine auffallende Klee-Unsicherheit bemerkbar,seit man durch einige Jahrzehnte statt dem vorher blichenRoggen oder Dinkel nun einen anspruchsvollen Weizen baut.Auch der bergang vom Hafer zur Gerste wirkt in dieserRichtung. Auf magere Bden, die dazu womglich noch inklimatisch ungnstiger Lage sind, gehren eben Weizensor-ten mit einem groen Nhrstoffbedrfnis nicht hin. Um hiereinen zufriedenstellenden Ertrag zu bekommen, hilft mandann mit mineralischer Dngung stark nach, was wohl einigeJahre die Ertrge halten kann, aber zu ungnstiger Beeinflus-sung der Bodenstruktur, zu Verhrtungen der Krume usw.beitrgt. Gerade dies aber vertrgt der Klee nicht.Nun ist es, wie gesagt, ein Hauptmerkmal organisch

    gefhrter Betriebe, da gleich in den ersten Jahren derUmstellung, eben durch den groen Wert, der bei dieserWirtschaftsweise dem Faktor Humus beigemessen wird, dieKleesicherheit steigt. Und deshalb ist auf diesen Betrieben dieangefhrte Sorge ziemlich unbegrndet. Auer.dem handeltes sich bei Kleemdigkeit meist um eine solche des Rotklees,whrend bei Sommereinsaaten ja die angefhrten anderenKleearten verwendet werden.Gerade in diesem Punkte habe ich auf meinem eigenen

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  • Betriebe lngere Zeit Erfahrungen machen knnen. Aufeinem Teil meiner cker hatte ich folgende Fruchtfolge:Roggen -- Hafer mit Rotklee-Einsaat, Rotklee -- Roggen -Hafer mit Weiklee-Einsaat, Weiklee - Raps - Roggenusw. Der Klee folgte also im dritten, bzw. vierten Jahre. Voneiner Kleemdigkeit war absolut nichts zu spren, insbeson-dere, als ich den Raps regelmig einschaltete. Die Kreuz-bltler haben berhaupt auf die Fruchtbarkeit und Gesund-heit unserer Bden einen sehr wohltuenden Einflu, und wirsollten uns diese Eigenschaft viel mehr zunutze machen.

    Werden trotz alledem leise Anzeichen einer Kleemdigkeitbemerkt, so kann man ja - was man brigens berhaupt tunsollte - als Zwischenfrchte die Krnerleguminosen (Boh-nen-, Erbsen-, Wickengemisch) und eben die erwhntenlfrchte jahrgangsweise einschalten. Nur mu man hierbeiwomglich sofort nach dem Mhen des Getreides schlenund keinen Tag verstreichen lassen, um die Saat einzubrin-gen. Ist die Ernte nicht allzu spt und kann man dazuvielleicht noch eine leichte Kornpostgabe in die oberenSchichten flach einbringen oder den Acker mit Jaucheberfahren, ist bei gnstigem (gengend feuchtem undwarmem) Wetter immerhin noch mit Erfolg auch in hherenLagen zu rechnen.

    Eine nie ihre bodenaufbauende Wirkung verfehlende Ma-nahme auf rmeren Bden und in rauheren Lagen ist 2-4-jhriger Kleegrasanbau. Regelmig in die Fruchtfolge ein-geschaltet, ermglicht er fast ausnahmslos gute Ernten derVerkaufsfrchte.

    Wenn sich die bisherigen Darlegungen ber den Zwischen-fruchtanbau mehr mit Bden in etwas ungnstiger Klimalagebeschftigten und hier brauchbare Lsungen herauszuarbei-ten versuchten, soll nun im folgenden einiges ber die

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    fMglichkeiten in gnstigen Lagen gesagt werden. Hierknnen, ohne da man bermige Bodenbeanspruchungbefrchten mte, normalerweise

    c) 3 Ernten in 2 Jahren

    gewonnen werden, wobei die zustzliche Ernte (die Zwi-schenfrucht) eben der Umstellung dient. Gleichgltig wiegesagt, ob sie als Grndngung untergepflgt oder durch denViehmagen geschickt wird.

    Da es sich hier um grtenteils bekannte Manahmenhandelt, knnen wir uns kurz fassen. Auf klimatisch gnstiggelegenen Bden kann man sogar auf einer Ackerflche von0,6-0,8 ha eine Grovieheinheit halten, wenn der Zwischen-fruchtbau richtig gehandhabt wird. Ein derartig dichterViehbesatz ist sonst nur auf intensiven Grnlandbetriebenmglich. Wenn wir aber- es mu dies immer wieder betontwerden - ohne Schmlerung der Getreide- und Hackfrucht-flche mehr Vieh pro Flcheneinheit halten knnen, dannsteigen nicht nur die Geldeinnahmen, sondern auch dieHumuswerte schlagartig, und Rckschlge bei einer Umstel-lung werden vermieden.

    Um einen berblick zu geben ber diese Humuswerte vorallem bei den in die Stoppel zu senden Leguminosen, seienhier die wichtigsten davon im Hinblick auf ober- undunterirdische Mae miteinander verglichen:

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  • Es geben im groben Durchschnitt pro ha/ dz:

    Stengel und Blattmasse Wurzelertrag

    SommerwickeFeld-(Futter-)ErbseGelbe Slupine*)Inkarnatklee

    180200210170

    655050

    18-20Die geringe Wurzelmasse des Inkarnatklees wird weitge-

    hend wettgemacht durch deren Feinheit. Das Wurzelwerkzieht sich wie ein spinnenartiges Gewebe durch die obereBodenschicht und schafft eine wunderbare Krmelung. Au-erdem kommt dazu noch, wenn er zusammen mit derZottelwicke und einem raschwchsigen Weidelgras gestwird, deren Grn- und Wurzelanteil. Die Grnmassen desLandsberger Gernenges kommen denen des Wickroggensund Rapses gleich und knnen bis 300 dz/ ha und darberbetragen. Es kann noch verhltnismig spt gest werden.

    Lupinen, Wicken und Erbsen sollen mglichst noch im Juliin den Boden kommen. Immer wieder wird gegen diese Regelverstoen, und verlorene Zeit, Mhe und Geld fr dasSaatgut sind die Folge; ganz abgesehen von der dadurchgefrderten Verunkrautung.

    Man mache sich zur Regel: Diese Saaten hchstens noch inden ersten Augusttagen, dann fr Herbstnutzung nach dem10. August nur noch Kreuzbltler (Raps, Rbsen, Senf) undSonnenblumen. Kommt man bis zu diesem Termin zu keinerAussaat, bleibt nur noch die Mglichkeit der Frhjahrsnut-

    *) Auf Sandbden mit Kalkgehalt: Weie Lupine, auf leichten Sandbden: BlaueLupine, (Lupinus angusti(olius)und deren Slupinensorten sowie die kalkfliehendeGelbe Lupine (Lupinus lutcus) und deren Slupincnsortcn.

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    zung: Landsberger Gernenge mit einem Anteil von 30 kgZottelwicke, 20 kg Inkarnatklee und 20 kg Weidelgras pro haoder Wickroggen bzw. reinem Roggen. Dieser kann auchnoch nach dem 20. September eingest werden und gibtnormalerweise einen Roheiweiertrag von 500 kg pro ha.Roggen als Winterzwischenfrucht hat auerdem den Vorteil,da ihn jeder Bauer kennt, und es hat sich gezeigt, da mitseinem Anbau der Zwischenfruchtbau auf vielen Betriebenberhaupt erst in Gang zu bringen war. (Was der Bauernicht kennt ... ) Die guten Erfahrungen, die man mit ihmmachte, waren hier die Veranlassung, um auch zu deneigentlich bodenaufbauenden Frchten, eben vor allem denStickstoffsammlern berzugehen.

    Noch ein Wink fr die Hackfruchtbestellung nach Winter-zwischenfrucht: Da Ende Mai oder Anfang Juni, wenn dieWinterzwischenfrchte das Feld gerumt haben, Zucker-oder Futterrben (auer man pflanzt diese) nicht mehrausgest werden knnen, kommt gewhnlich die Kartoffeldanach. Nun knnte man meinen, einer Frhkartoffel denVorzug gegenber einer spteren Sorte geben zu mssen, dadiese doch eine lngere Zeit fr ihre Entwicklung braucht.Gerade das Gegenteil ist aber der Fall. Frhe Sortenreagieren auf spte Auspflanzung denkbar schlecht. Siegehren eben frh auf das Feld und versagen gnzlich beispter Auspflanzung. So erbrachte z. B. Siglinde in mehr-jhrigem Anbauversuch ebenso wie die Hollndische Aller-frheste nur etwas mehr als die Hlfte an Gesamtgewichtund Strke als Ackersegen. Deshalb sollte man sich also,wenn es nach der Ernte des Winterzwischenfruchtgemenges,dem Auffahren des Stalldngers und den Bestellungsarbeitenschon reichlich spt geworden ist, nie zum Anbau einerfrhen Kartoffelsorte verleiten lassen!

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  • Damit wre dieses Kapitel beendet. Es mute ausfhrlicherbehandelt werden, weil - besonders bei ungnstigen Ver-hltnissen - unter allen Umstnden erst die Vorbedingungenfr das Gelingen einer Umstellung geschaffen werden ms-sen, ehe man an diese selbst herangeht. Dieser Vorbereitungdient nun auch die Beachtung des nun folgenden Kapitels:

    auslsten. Bei der Schwarzbrache wurde unsere moderneKornpostwirtschaft sozusagen auf dem Acker betrieben. DerMist konnte ohne Schaden roh verwendet werden, da er inden Frhsommermonaten nur flach untergebracht und mehr-mals bewegt wurde, lngere Zeit in der Erde rottete und dannder Herbstsaat in der zutrglichsten Form zur Verfgungstand. Das auf dem Brachland wachsende Gras lie man ofthandhoch werden, ehe man es einschlte, und es wurdendurch dieses Wachsenlassen der Unkruter, die der Boden alsAusgleich gegenber einseitiger Bodenbeanspruchung ebentragen wollte, gerade die Vorbedingungen geschaffen, die frdie Fruchtbarkeit und Gesundheit notwendig sind. DieMaikfer konnten nie zu einer ernsthaften Plage werden,denn die Engerlinge wurden bei den Pflegearbeiten imFrhstadium vernichtet. Der Maikfer legt ja seine Eier mitVorliebe in lckige Bestnde und bevorzugt daher dasBrachland.

    Zur Frage des Teil- oder Halbbrachens unserer Bden

    Wenn man heutzutage das Wort Brache hrt, wird mansofort mit dem Einwand bei der Hand sein, da die Brach-wirtschaft eine alte, berholte Betriebsform sei, da es sichheute, wo es darauf ankommt, den Boden bis aufs letzteauszuntzen, schon aus Rentabilittsgrnden nicht lohnt, dieBrache wieder einzufhren. Tatschlich ist ja seit Schultz-Lupitz das, was man in der Hauptsache mit der Bracheerreichen wollte, durch die Einfgung des Rotklees in dieFruchtfolge zum guten Teil auch erreicht worden.

    Wer nun die berschrift dieses Kapitels liest, kann viel-leicht der Meinung sein: Aha, da seht ihr die Biologen, siemssen die Brache wieder einfhren, damit sich der Bodenimmer wieder erholen kann. Es geht also doch nicht ohnezugekauften Dnger.

    Hierzu ist folgendes zu sagen: es soll hier lediglich auf eineReihe buerlicher Praktiken hingewiesen werden, die sich alssehr brauchbar erwiesen haben und die man als eine ArtHalbbrache bezeichnen kann.

    Trotz der Verdrngung der Schwarzbrache durch diemoderne Fruchtwechselwirtschaft und den Kleebau gab esbis vor kurzem noch viele buerliche Praktiken, die die gutenAuswirkungen der alten Brachwirtschaft noch weitgehend

    Die Schwarzbrache findet, wenn auch selten, so doch auchheute noch in einzelnen Landwirtschaften mit rmerenBden ihren Platz, nur da sie nicht wie frher in drei,sondern in neun Jahren wiederkehrt. (Brache - Winterung- Sommerung - Klee - Winterung - Sommerung,Hackfrucht oder Sommerfuttergemenge - Winterung -Sommerung - Brache.)

    Aus Gegenden, in denen der Kleeanbau unsicher gewordenist, wird berichtet, da die Landwirte, die die Schwarzbracheim neunjhrigen Turnus einfhren bzw. beibehalten, stetseinen ausgezeichneten Kleebestand haben. Dies drfte sichermit auf die Zwischenschaltung der Brache, nicht etwa auf dieerst in neun Jahren erfolgende Wiederkehr des Kleeanbauesallein zurckzufhren sein, da in den betreffenden Gegenden

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  • der Klee allgemein nach neun, nicht schon nach sechs Jahrenwieder angebaut wird.Was verstehen wir nun unter der sog. Teil- oder Halb-

    brache, und in welchen Formen finden wir sie vor?Es gibt da zahlreiche Praktiken. Von der Halbbrache kann

    man in gewissem Sinne schon beim Anbau all der Feldfrchtereden, die vor der Getreideernte das Feld rumen und woman auf Stoppeleinsaaten verzichtet (Wintergerste, Frh-flachs, Raps usw.). Da aber nach diesen Frchten in derRegel kein Stallmist gegeben wird und weil dessen Verer-dung im Brachland mit ein Hauptzweck der Brache ber-haupt ist, empfiehlt es sich, hier lieber eine Leguminosenzwi-schenfrucht, mglichst gekoppelt mit einer, wenn auch nurschwachen Stallmistgabe als Aktivator einzuschalten.

    Von den Feldfrchten, bei deren Anbau uns die Halbbra-che am meisten interessiert, weil sie in einem gewissen Gradedie Vorteile der alten Brachwirtschaft und des Kleeba ues insich vereinigen, zumal hier Leguminoseneinsaaten von vorn-herein ausscheiden, soll nun im folgenden etwas ausfhr-licher die Rede sein.

    Da gibt es nun einen ausgesprochen frohwchsigen, soge-nannten einschrigenRotklee, der ungeheure Mengen liefert,auch zweijhrig ist, wie der allgemein verwendete, aber imGegensatz zu diesem nur ein einziges Mal (abgesehen natr-lich von einem Herbstschnitt, bzw. einer Herbstabweidungim Jahre der Einsaat) geschnitten werden kann. Das Feld be-grnt sich nach der Ernte oft gar nicht wieder, im besten Fallwird der zweite Schnitt kaum handhoch, der Klee stirbt ab.Es ist, als wenn er sich mit einer einmaligen Gabe anungeheuren Futtermassen, die in der Regel das Doppelteeiner Ernte des zweischrigen Klees ausmachen, einfacherschpft htte. Er ist deshalb auch vollstndig ungeeignet

    fr Graseinsaaten. Die Ernte dieses Klees fllt im Hinblickauf Arbeitsverteilung in eine gnstige Zeit. Er steht amSchlu der Reihe: Luzerne -- Wiesenheu - zweischrigerKlee. In der Regel steht er so dicht und wird so lang, da erlagert und beim Mhen oft Schwierigkeiten macht. Er stehteben noch kraftstrotzend aufrecht in voller Pracht, und nacheinem Gewittergu ist er in ein wahres Schlachtfeld verwan-delt, liegt nach allen Seiten hingestreckt da und mu mhsammit der Sense gemht werden. Man kann dem aber vorbeu-gen, wenn man ihn, noch vor der Blte, mit einer leichten,breiten Holzwalze in entgegengesetzter Richtung zum Mh-maschinengang leicht andrckt, wodurch man ihn dannrundum mhen kann. Er liefert solche Massen, und seinDruck auf das Abstreichbrett des Mhbalkens ist so stark,da hier oft Bruchschden eintreten. Beim Mhen mssenfast immer noch einige Leute mit Gabeln den gemhtenSchwaden auf die Seite legen, damit das Messer wiedereinsetzen kann.

    In Bhmen, Mhren und Schlesien baute man ihn fastausschlielich an; daneben nur etwa ein Viertel zweischrigenund diesen vor allem deshalb, weil man auf weniger luzerne-fhigen Bden ab Juli noch einen zweiten Schnitt Kleefutterhaben wollte. Er blht spt, und der Same mu vom erstenSchnitt genommen werden, da er ja nicht zweimal wchst.Das Ackern der Kleestoppel fllt ebenfalls in eine arbeits-mig gnstige Zeit, nmlich noch vor die Getreideernte.Man verabreicht der Nachfrucht noch eine schwache Stall-mistgabe, die mit der gewaltigen Wurzelmasse und denStengelenden nun volle drei Monate bis zur Herbstsaat(Roggen, Weizen) rotten kann.

    Die Dngewirkung dieser Kleefrucht hlt lange an. Eswre Verschwendung, den beiden Halmfrchten in den zwei

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  • rfolgenden Jahren noch eine zustzliche Dngung zu geben.Oft wurde, wenn der erste Umbruch Anfang Juli erfolgte,nach 2 l / 2 Monaten noch eine mitteltiefe Pflugfurchegegeben, was dem Umsetzen eines Komposthaufens gleich-kam. Der Acker hatte dann noch Zeit, sich bis zu der EndeSeptember erfolgenden Saat abzusetzen. Von einem Vergra-ben der obersten, belebten Bodenschicht war hierbei keineRede, denn die ganze Krume samt den immensen Wurzel-und Stengelrckstnden und dem eingebrachten Stallmist,der hier in keinem Endstadium der Verrottung zu seinbraucht, war jetzt sozusagen eine Einheit geworden: belebtund von unzhligen Regenwrmern durchsetzt, die da, wo sieetwas zu tun haben, sich ja unglaublich rasch vermehren.Wenn man -- was im allgemeinen auch die Regel sein sollte-- vollkommen verrotteten Mist auf das Feld bringt, aus demder Wurm schon abgewandert ist, beraubt man sich einer derUrsachen fr die Vermehrung der Regenwrmer auf demAckerland.

    Es wurde fast stets ein ausgezeichnete. z.ustand desSaatackers erreicht, da auch bei lang anhaltenden Sommer-regen und trotz starker Gewittergsse sogar bei schwersten,leicht zur Verschlmmung neigenden Tonbden eine gutePuff erung erzielt wurde, was bei ckern, die zweischrigenKlee getragen hatten, nur bei gnstigem Wetter einigermaenzu erreichen war, da deren Umbruch oft erst knapp vor derSaat erfolgen konnte.

    Eine zweite Kleefrucht, nach deren Ernte noch eineHalbbrache einsetzen kann, die aber zur Samengewinnungangebaut wird, ist der Weiklee. Er rumt auch in jedemFalle vor der Getreideernte das Feld und hinterlt denAcker ebenfalls in einem ausgezeichneten Zustand. Da er vielfeinhalmiger ist als der Rotklee, stehen bei einem normal

    guten und lckenlosen Bestand viel mehr Einzelpflanzen aufder Flcheneinheit. Die Wurzeln, auch in ziemliche Tiefengehend, durchziehen den Boden in unzhligen schmalenRhrchen, eine ideale Feindrnage bildend. Bei Weiklee-anbau erreicht man auch auf Tonbden fast immer einezufriedenstellende Krmelstruktur. Der Acker sieht dann imHerbst viel sauberer aus als nach Rotklee, dessen grobeStorzen meist noch nicht verrottet sind und herumliegen.Weiklee ist bekanntlich die beste Bienenweide. Nichts flltdie Honigtpfe der Imker so rasch, als wenn im Dorf einigeBauern Weiklee zur Samengewinnung anbauen, was auer-dem, da der Samen infolge der Befruchtungsmglichkeit mitHilfe der Bienen sehr reichlich und auerdem gut im Preis ist,ein lohnendes Geschft darstellt. Daneben ist die Spreu eingutes Milchfutter und infolge ihrer Weichheit auch frtragende Mutterschweine und Lufer sehr geeignet, wennman sie mit Rben und anderen Wurzelfrchten zusammen-stampft. Zu beachten ist, da man ihn auf kein Feld bringendarf, das schon einmal Bastardklee, der immer wiederdurchschlgt, getragen hat und dessen gleichgroe, grnli-che, nicht auszuscheidende Samenkrner neben den zitro-nengelben des Weiklees nicht gern gesehen werden unddadurch den -Preis herabsetzen. Mit dem Schnitt mueingesetzt werden, wenn er eine hellgelbe Farbe angenommenhat. Wartet man nur einige Tage lnger, nimmt er eineunansehnliche, brunliche Farbe an, was ebenfalls drckendauf den Preis wirkt. Der Samen ist in Gegenden mit vielWechselwiesen- bzw. Weidewirtschaft, die ja meist in Lagenmit viel Niederschlgen liegen und deswegen den Samen nichtselbst liefern knnen, sehr begehrt, da er der eigentliche Kleeder Weide ist. Das feine Stroh kann im Winter an Stelle vonWiesenheu mittlerer Gte verfttert werden, wird gern

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  • raufgenommen und stellt da, wo ein dreimaliger Wiesen-schnitt blich ist, einen wertvollen Ausgleich gegenbereinem nicht voll ausgereiften, zu eiweireichen Futter dar. Esist in bestimmten Fllen, wo man zu dessen Kompensierung(z. B. bei Leistungsvieh) von der Strohzuftterung absehenwill, das gegebene, ideale Beifutter. Pferde kann man in derarbeitsrmeren Zeit ausschlielich damit ernhren. Wei-kleesamenbau vermindert zwar den absoluten Futterertragetwas, kann dies aber durch die nicht unerhebliche Bargeld-einnahme mehr als ausgleichen. Wo man ihn im 12-jhrigenTurnus (im Wechsel mit Rotklee) anbaut, ist eine Rotkleem-digkeit kaum mehr anzutreffen.

    Diese zwei Beispiele fr die Halbbrache mit dem Anbaueiner Kleeart mgen hier gengen. Fr den planenden undrechnenden Landwirt ist es eine Frage der jeweiligen Betriebs-umstnde, ob er einen Acker sich erholen lt durch 3- bis 4-jhrigen Feldfutterbau oder die eben beschriebenen Mglich-keiten. Sie stellen eine Manahme dar, bei der man dieVorteile des Kleeanbaus (Stickstoffsammlung, wertvollesreichliches Futter, gute Vorfruchtwirkung) erreichen unddessen Sicherheit dadurch strken kann, da man die Zeit,wo diese gefhrdeten Schlge Klee tragen sollten, so stark alsmglich abkrzt. Dies wird in allen Lagen der Fall sein, wolngere Trockenzeiten erfahrungsgem verhindern, daKleegrasschlge sichere Ertrge geben, oder wo bei 3- bis 4-jhriger Nutzung (denn lnger sollte man diese nicht ausdeh-nen) die Verunkrautung, z. B. Queckenbildung, gefrdertwird.

    Bei einer Reihe anderer Feldfrchte, deren Anbau eineHalbbrache gestattet, knnen wir krzer verweilen. So kannbei dem nur ca. 90 Tage Entwicklungszeit bentigendenFlachs die Brache sowohl gegen das Frhjahr als auch gegen

    den Herbst hin verlegt werden. Den ersten Fall wird manwhlen, wenn einem mehr an der Lnge der Faser, wenigeram Samenertrag gelegen ist. Spt-Lein, noch im Juli gest,ntzt die volle Sommerwrme aus, und da er flach wurzelt,kommen ihm schon leichte Gewitterschauer und selbst derTau wesentlich zu Hilfe. Bei ganz frher Saat und in Jahren,wo es erst Ende Mai langsam beginnt, warm zu werden, bleibter oft sitzen und holt das Versumte infolge seiner kurzenWachstumszeit nicht mehr nach. So kann man, besonders aufverunkrauteten ckern, den halben Sommer lang Brachebe-handlung durchfhren. St man den Lein aber ganz frh,kann er gleich nach dem Heuschnitt gerauft werden, was dieBrachebehandlung wie etwa beim Raps den Sommer undHerbst ber gestattet. Dieser Weg wird gewhlt werden,wenn mehr Wert auf reichlichen Samen gelegt wird und wennmit einiger Sicherheit auf ein gengend warmes Frhjahr zuschlieen ist.

    Zu erwhnen wren hier noch kurz die Mglichkeiten aufsolchen Hfen, die z. B. Wicken und Futtererbsen zurGrnftterung anbauen, was in den meisten Betrieben beiSommerstallftterung der Fall ist. Man st hierzu dasGemenge nicht auf ein- oder zweimal, sondern in Abstndenvon einigen Wochen bis fnf mal hintereinander. Als letzteParzellen wird man dann eben die whlen, die eine Brachebe-handlung am ntigsten haben. Es knnen auf diesen danndurch fteres, zeitgerechtes Abschleppen, Eggen, Grubbernund Ackern, durch Stallmist- und Jauchezufhrung selbststark verunkrautete und ausgehagerte Felder in wenigenMonaten eine ausreichende Gare erhalten und im Herbst einwertvolles Milchfutter liefern. Hier knnen wir uns auer-dem noch die Mglichkeit der vorbeugenden Maikferbe-kmpfung zunutze machen, indem wir nach der Eiablage die

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  • rletzten Bestellungsarbeiten vornehmen. Will man andereWickenfutterschlge dagegen zeitig fr die Herbstsaat vorbe-reiten, wird man sie eben frh einsen und den Stallmisthierzu noch im Herbst vorher einbringen. Nach der Verftte-rung im Juni haben die Leguminosenrckstnde bis zurHerbstsaat noch gengend Zeit, sich zu zersetzen. Das ist frWintergetreide ntig, das mglichst in keinem rohen Zustandund keinem frischen Leguminosenumbruch, der viel besservon der Hackfrucht ausgentzt wird, stehen sollte.

    ben der Wiese. Nun ist bei der Kompostierung zu beachten,da Wiesendnger einen mglichst groen Erdanteil enthal-ten sollte. Erde in bermiger Menge wird z. B. beiKartoffeln keine groe Bedeutung haben, whrend sie bei derWiesendngung entscheidend zum Gelingen der Umstellungbeitragen kann. Man kann schon beim berfahren einerWiese mit bloer Erde (Grabenaushub, verkompostierteRasensoden usw.) erfahren, welche Bedeutung eine Erddn-gung fr das Grnland haben kann, indem danach ein ganzanderer, ppigerer Graswuchs einsetzt. Kleearten stellen sichein, die Sgrser beginnen die sauren langsam zu verdrn-gen, und die Wiese wird so zum eigentlich bewegendenElement der Umstellungsarbeit. Viel mehr noch natrlich,wenn neben der Erde auch die verschiedenen organischenBestandteile eines guten Kompostes wirken knnen.

    Die Auswirkungen vermehrten und besseren Futters sindmannigfaltig. Das Vieh wird gesnder, der Dnger wirdzunehmend besser. Es ist nmlich nicht so, da Mist gleichMist ist. Es bestehen da ganz gewaltige Unterschiede, die soeinschneidend sein knnen, da z.B. Mist von Khen, die mitviel Sauerfutter, Abfllen aus der Grungsindustrie usw.gefttert werden, direkt an der Versuerung der ckerSchuld tragen knnen, whrend umgekehrt Mist, der vonKhen stammt, die mit reichlich sem Heu ernhrt werden,auf die Alkalitt der Bden gnstig einwirkt.

    Daher sollte gerade in Betrieben, die mit viel flssigenAuswurfstoffen der Tiere zu tun haben, der Wiesenkompo-stierung allergrtes Augenmerk zugewendet werden]

    Die schdlichen Manahmen und Auswirkungen einseiti-ger Jauche- und Glledngung knnen zu einem guten Teilwettgemacht werden, wenn man dazu bergeht, das Grn-land zuweilen mit gut verrotteten Mistkomposten, denen viel

    Zeitplan einer Umstellung auf eineorganische Bewirtschaftung

    Wenn man an die Umstellung herangeht, wird es von ganzentscheidender Bedeutung fr das Gelingen sein, in welcherReihenfolge die einzelnen landwirtschaftlich genutzten Fl-chen in die neue Bewirtschaftungsmethode einbezogen wer-den. Man kann da nicht irgendwo beliebig anfangen, son-dern sollte sich einen genauen Plan zurechtlegen, damit keineRckschlge eintreten. Denn diese sind es meist, die selbsteinem mit groem Eifer fr eine gesunde Landbewirtschaf-tung arbeitenden Landwirt bald die Lust am Weitermachennehmen.

    a) Die Umstellung des Grnlandes.Jauche- und Gllewirtschaft

    Im Laufe der langen Erfahrungen vieler Bauern hat es sichherausgestellt, da man am besten mit der Umstellung derFutterflchen anfngt. Man gibt also die ersten Kompostga-

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  • rErde zugefgt wurde, zu versehen. Man wird die Wandlungdes Grasbestandes bald merken. Es ist nicht leicht, auf Betrieben mit Glleverschlauchung eine Umstellung durch-zufhren. Aber gerade hier sollte der Hebel angesetzt werden,da unvergorene Jauche bzw. Glle die Hauptursache ver-schiedener Erkrankungen unserer Haustiere ist und berdieseine merkbare Verschlechterung der Milchprodukte verur-sacht.

    nicht entfernt so wie unbehandelter. Deshalb kann mit Fugund Recht gesagt werden, da eine derartige Behandlungeigentlich das Primre einer Wiesendngung darstellt. Mankann den Unterschied in der Wirkung der Jauchedngung ineinem gewissen Grade bekanntlich schon feststellen, wennman frische mit abgelagerter Jauche vergleicht bzw. diebeiden auf dem Grnland anwendet. Deshalb der Vorteil vonJauchegruben mit mehreren Kammern, wo die FlssigkeitZeit und Gelegenheit zum Ausgren hat.

    Da unter den biologisch-dynamischen Heilpflanzenzust-zen vor allem die Brennessel die Eigenschaft hat, denStickstoff in die gehrige Form zu bringen, hilft es schon viel,wenn man von Zeit zu Zeit immer wieder einige HandvollBrennesseln in die Grube wirft.

    Ein weiteres Mittel zur Verhtung von Glleschden ist dieVerwendung von Steinmehl. Man gibt dieses entweder beider Kompostierung der Kuhfladen der Erde bei oder verwen-det es zum Einstreuen im Stall. Auch feine, mglichsttrockene Erde tut beim Einstreuen gute Dienste. Des weiterenkann man gut verrotteten, mit den Heilkruterzustzenversehenen Kompost der Glle bzw. Jauche zusetzen, derdann seine Ttigkeit bei der Umwandlung und Bindungschdlicher Stoffe ausbt. Er wird mit dem Pumpwerk leichtwieder an die Oberflche gebracht.

    Die Behandlung des Dngers und speziell der Jauche inBetrieben mit vorwiegender oder gar ausschlielicher Grn-landwirtschaft ist schlechthin das Kardinalproblem der Ge-sundung des ganzen Hofwesens. Wenn hier nichts getan wird,sind alle anderen Manahmen zum grten Teil vergeblich.In welchem Grade krankmachend die Jahr fr Jahr angewen-dete, nach jedem Weideabtrieb in ganz kurzen Abschnittenimmer wiederholte Verschlauchung von unvergorener Glle

    Die praktische Handhabung dieser Grundstze wird sich inden einzelnen Betrieben verschieden gestalten. Man kannhier auf mancherlei Art dem Bedrfnis des Grnlandes Rech-nung tragen: Einmal dadurch, da man, wie erwhnt, mitfesten und flssigen Dungstoffen abwechselt. Die flssigenDnger sollten dabei aber auf alle Flle eine Vorbehandlungerfahren. In biologisch-dynamischen Betrieben wirken sichim Verlaufe einer vieljhrigen Praxis Heilpflanzenzustzesehr vorteilhaft aus. Schafgarbe, Kamille usw. werden ebenso,wie sie dem Misthaufen zugesetzt werden, auch der Jauchebeigefgt. Man kann das auf verschiedene Art machen, ambesten so, da die Prparate in kleinen Leinwandbeutelchenan ein Holzkreuz gehngt werden, das man in der Jauchegru-be schwimmen lt. An der Verfrbung der Dngerflssig-keit ins Dunkle und am Verschwinden des scharfen Geruches(Ammoniak) wird man schon nach kurzer Zeit feststellenknnen, da die Jauche ihre blen Eigenschaften weitgehendeingebt hat. Damit aber ist ihr eigentlich schon zum groenTeil der Stachel genommen. Was nmlich in der Hauptsachedie schdliche Wirkung hufig wiederholter unbehandelterGllegaben ausmacht, ist ja das Unvergorene, Rohe imDungstoff. Mit dem Moment aber, wo ein flssiger Dngerkeinen scharfen, beienden Geruch mehr hat, schadet er auch

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    wirkt, ist kaum abzusehen. Ferner gibt es zu denken, daganze, groe Gebiete mit Verschlauchungswirtschaft diegrten Schwierigkeiten hatten, mit der Rinder-Tb aufzuru-men. Z. T. sind sie heute noch stark damit befallen. An denstatistischen Zahlen, die uns die Tb-Bekmpfung liefert, ist zuerkennen, da also die Vorteile der Weidehaltung zuschan-den gemacht werden knnen durch die erwhnten verkehrtenDngungsmethoden. Ihre Verfechter werden das wahrschein-lich nicht zugeben wollen, aber es berhrt doch eigentmlich,wenn weite Gebiete mit Gllewirtschaft die grte Mhehaben, mit Aufbietung der radikalsten Methoden, wie voll-stndiger Ausmerzung, mit der Tb fertig zu werden, whrendes danebenliegenden Gebieten mit ausschlielicher Stallhal-tung, die aber ihre Wiesen nicht in diesem Mae verjau-chen, verhltnismig leicht fllt. Es wre ferner aufschlu-reich, einmal das Auftreten der Sterilitts- und Aufzucht-krankheiten, des Verkalbens, der Grastetanie usw. auf denZusammenhang mit Dngung und Ftterung hin zu prfen.Man wrde hier wahrscheinlich zu hochinteressanten Zahlenkommen. Wenn die Khe die Wahl haben, lassen sie jabekanntlich dieses getriebene Futter stehen; es sind Flle da,wo sie bis zu drei Tagen brllend vor den gefllten Krippenstanden und nicht eher zu fressen anfingen, als bis siestrkster Hunger dazu trieb. In den Verschlauchungsbetrie-ben haben sie natrlich keine andere Wahl, und wahrschein-lich stumpft auch ihr Freinstinkt durch generationslangeGewhnung so weit ab, da uerlich gar nicht viel zumerken ist. Aber die Gesundheitsbilanz spricht doch eineberedte Sprache, und man darf sich von einem gut genhrtenAussehen solchen Viehs nicht darber hinwegtuschen las-sen, da wir mit diesen Methoden dauernd gegen dieelementarsten Grundgesetze des Lebens verstoen.

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    Sehr gut bewhrt hat es sich, wie schon angedeutet, wennder Jauche vor der Ausbringung etwas reifer Kompostzugesetzt wird. Fr grere Betriebe lohnt es sich, einJauchefa mit eingebautem Rhrwerk anzuschaffen. Beson-ders nach dem ersten Schnitt und nach jedem Abweiden hatsich diese Art _der Wiesen-, bzw. Weidendngung bezahltgemacht. Oft bleibt bei trockenem Wetter aufgestreuterMistkompost ungenutzt liegen, whrend diese Form derGrnlanddngung fast stets zum Erfolg fhrt.

    So wird auf die Dauer die Lsung dieses Problems nichtnur von einer grundlegenden Bedeutung fr die Viehgesun-dung und die Qualitt unserer Milcherzeugnisse sein,sondern auch fr die Rentabilitt des ganzen Betriebes.Getriebenes Futter bringt also eine ganze Serie bler Folgenmit sich. Inwieweit bei jungen, getriebenen Weiden, beiVerftterung viel jungen Grases die mangelhafte Umsetzungdes Stickstoffes in pflanzeneigenes Eiwei eine Rolle spielt,wre einer eingehenden exakten Untersuchung wert. DiePflanze kann, wenn man sie nicht voll zur Reife kommenlt, die oft zu reichlich gegebenen Stickstoffgabenanorganischer, stickstoffhaltiger Dnger und frischerStalljauche bzw. Mist nicht gengend umwandeln. Nunverfhren ja die Tabellen ber die Verdaulichkeit desEiweies und der Kohlehydrate, nach denen die Landwirteimmer wieder angehalten werden, das Futter in mglichstjungem Zustande zu schneiden, unzweifelhaft dazu, dahierin manchmal zu viel des Guten getan wird.

    Wenn das Vieh dauernd mit ganz jungem Futter vorliebnehmen mu, geschieht mit ihm dasselbe wie mit einemMenschen, der etwa unreifes Obst essen wrde. Damit sollnicht gefordert werden, man solle das Futter berstndigwerden lassen. Wir drfen uns aber keiner Tuschung

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  • hingeben, da diese Verdaulichkeitstabellen in der Praxisnicht immer stimmen; die Folgen solcher Ftterung sind oftlangandauernde Durchflle, bei denen man von einernormalen Ausntzung der einzelnen Kernnhrstoffe aufkeinen Fall sprechen kann. Wir stehen dann vor dem imLeben immer wiederkehrenden Fall, da etwas auf demPapier sehr wohl stimmen kann, in der Praxis aber nicht.

    Man sollte sich, den Zeitpunkt des Heuschnittesbetreffend, vielleicht doch der Tatsache bewut werden, dadie Alten in mittleren Hhenlagen etwa um Johanni mit demHeuschnitt begannen, also zu einer Zeit (Sonnenwende), beider heute normalerweise bereits smtliches Heu berall unterDach und Fach ist. (Ausgenommen natrlich anormaleRegenjahre, wo man unfreiwillig mit der Heuernte allzuweitin den Hochsommer hineinkam). Aber normales Heuwettervorausgesetzt, sollte man sich doch berlegen, da auer demPunkte Verdaulichkeit noch eine Reihe ebenso wichtigerDinge da sind, die die Gte eines Futters ausmachen.

    Bircher-Benner hat nicht umsonst vom Sonnenlichtwertder Nahrung geschrieben. Wir sehen es auch immer wieder inder Praxis, da sonnengereiftes Heu eine ungleichwertvollere ditetische Wirkung hat als solches, wo derReifungsproze zu frhzeitig unterbrochen wurde. Nunbefinden sich ja viele Wiesen in Schattenlagen. Ja, derStandort der natrlichen Wiesen ist in den meisten Flleneben die Tallage, wo sich Ackerbau schwer treiben lt.Wenn man nun hier, wo an und fr sich die Sonne nurseltener und krzer hinkommt als etwa auf einem Sdhang,Jahr fr Jahr das Futter nur ungengend ausreifen lt, darfes nicht wundernehmen, wenn im Wohlbefinden des Viehsvieles nicht mehr recht stimmen will.

    Inwieweit die ja in jeder Jauche und Glle vorhandenen

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    Kalimengen auf den Mineralhaushalt des Tierkrpers beiausschlielicher Gllewirtschaft schdigend einwirken, ver-diente auch einmal eine eingehende Darstellung; besondersim Hinblick auf den Kalziumspiegel. Ein in Unordnunggeratener Kalkhaushalt ist aber die Ursache sehr vielerTierkrankheiten, Mangelerscheinungen und berhaupt einererhhten Anflligkeit den verschiedensten Schdigungen desTierkrpers gegenber. Eine Kalkzuftterung, wie sie dannoft empfohlen. wird, um diese Ftterungsfehler auszuglei-chen, ist auf die Dauer eine recht unzureichende Manahme,wenn die Ursache, eben das falsch zusammengesetzte Futter,nicht beseitigt wird. Es ist schon so, da die dauerndeGesundheit des Tieres nur ber den Boden zu erreichen ist,und nichts ist ein verhngnisvollerer Kurzschlu, als wennman meint, es knne durch allerhand nachtrglicheFlickarbeit Wesentliches zur Wiedergutmachung der hier-durch entstandenen Schden getan werden.

    Um es noch einmal auszusprechen: Die Umstellung eineslandwirtschaftlichen Betriebes sollte unter allen Umstndenbei der Wiesenwirtschaft begonnen werden. Wer hier denHebel ansetzt - das beweisen eine ganze Reihe umgestellterHfe-, wird nicht leicht einen Rckschlag erleiden, sondernmit Gesundheit und dauernder Fruchtbarkeit im Betriebbelohnt werden.

    b) Die organische Bewirtschaftung der Hackfruchiflchen

    Im vorigen Kapitel, wo ber Grnlandwirtschaft geschrie-ben wurde, muten immer wieder Bedenken bezglich derVerwendung unvergorener Jauche und Glle geuertwerden. Nun wre es natrlich grundverkehrt, die

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  • rVerschlauchung an sich abzulehnen. Diese schafft ja dieMglichkeit einer raschen Erledigung der Arbeit und einergleichmigen Verteilung der anfallenden flssigen Dung-stoffe auf die gesamte landwirtschaftliche Nutzflche. Fernerknnen besonders Steilhnge, wo vor der Verschlauchungs-mglichkeit kaum flssiger Dnger hinkam, nun damitbedacht werden. Auerdem ist bei der groen Pumpleistungmoderner Gllespritzen die ausgiebige Beigabe von Wassermglich, das ja erfahrungsgem die Schdlichkeit derJauchedngung stark herabmindert. In trockenen Jahrenkann man so mit der Abdngung der Futterflchen eineBewsserung kombinieren. Es wre also falsch verstanden,wenn man hier das Kind mit dem Bade ausschtten und sichden Nutzen der modernen Technik nicht zum Bewutseinbringen wollte.

    Diese Verschlauchungsmglichkeit kann nun in ganzgroem Mae auch fr die Umstellung der Hackfruchtfl-chen nutzbar gemacht werden. Kartoffeln und ganzbesonders Rben sind fr flssige Dungstoffe ungemeindankbar. Die beste Zeit dafr ist der Sptherbst, wenn dieVorfrucht das Feld gerumt hat. Werden Hackfrchte nachLeguminosen angebaut, ist eine Jauchedngung nichtunbedingt notwendig, doch kann sie trotzdem mit vielNutzen verabreicht werden, wenn sie im Herbst erfolgt.Kartoffeln sollten wegen der Gefahr der Qualittsverschlech-terung im Frhjahr keine Jauche mehr bekommen; dagegenkann sie Rben auch noch whrend der Wachstumszeit mitVorteil gegeben werden, wenn sie gut vergoren ist.

    Bei der Verwendung von Jauche bzw. Glle nachLeguminosen sollte man sich nicht dadurch beirren bzw.davon abbringen lassen, da Leguminosen Stickstoffsamm-ler sind. Einmal sind Hackfrchte sehr anspruchsvoll in

    bezug auf gute Nhrstoffversorgung, dann bringt aber jederorganische Dnger eine Menge von Kleinlebewesen mit inden Boden, deren Ttigkeit in keiner Nhrstofftabelleverzeichnet ist. Will man also aus dem Hackfruchtanbaudauernd gute Ertrge ohne Anwendung zugekaufterDngemittel erzielen, sollte man sich die Jauche ebenfalls inder beschriebenen Weise zunutze machen.

    Sodann ist die Zufuhr von organischem Dnger, am bestenin Farm von Stallmist, sehr wichtig. Intensivbetriebeverabreichen fr Kartoffeln sogar eine zweimalige Stallmist-dngung. Die eine wird im Herbst und die zweite im Frhjahrgegeben. Die erste braucht nicht in Form gnzlichverrotteten, vererdeten Dngers zu erfolgen, da einmal dieKartoffel Vorliebe fr eine noch vorhandene Triebigkeit desMists hat und zum anderen ja der Winter dazwischen liegt.Im Frhjahr, bei beginnendem Wachstum dagegen sollte derDnger beim Einbringen schon gut verrottet sein. Manvermeidet damit die Gefahr der Qualittsverschlechterungund des leichteren Faulens der Kartoffeln im Winter.Auerdem befllt auch der Kartoffelkfer die Stauden, diemit gut verrottetem Mist gedngt sind, nicht in dem Maewie bei der Verwendung von Frischmist. Das kann immerwieder beobachtet werden.

    Der Wert der Grndngung zu Kartoffeln soll hier nocheinmal ganz besonders unterstrichen werden. Sie sind ebensowie die Rben Starkzehrer, und wenn der Ertrag nach demWeglassen von zugekauftem Dnger nicht absinken soll,mssen, falls die Hackfrchte nach Getreide stehen, nochGrndngungspflanzen auf das Feld kommen. (Wie infrheren Abschnitten schon erwhnt: entweder Klee-Einsaaten in das Getreide im Frhjahr oder Stoppelfrchte).Am besten aber, man gibt die Kartoffeln in Wiesenumbruch,

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    wozu schon im Herbst vorher gepflgt werden sollte, odernach Klee bzw. Luzerne. Im allgemeinen ist es zwar blich,danach Wintergetreide zu geben, da dieses in dieserFruchtfolge stets sehr schn steht, aber man sollte dochbedenken, da die ungleich anspruchsvollere Kartoffel einebodenaufbauende Vorfrucht wie sie alle Kleearten, bzw.Leguminosen (Erbsen, Wicken, Bohnen) darstellen, vielbesser ausnutzt. Auerdem werden die Hackfrchte mitihrem intensiv saugenden Wurzelsystem viel besser mit nochrohen Stoffen, wie sie bei einem Grnlandumbruch anfallen,fertig, als das Getreide. Rben sollte man allerdings danachnicht anbauen, da bei ihnen in der Regel die Drahtwurmge-fahr zu gro ist.

    Die Einsaat von Hafer steht auf einem anderen Blatt, dadieser nach Wiesenumbruch stets sicher ist. Er vertrgt es,da die Rasensoden unten liegen bleiben. Im Sommer ver-rotten sie dann und stehen im nchsten Jahr der Hackfruchtin der gnstigsten Form zur Verfgung.

    Damit wren die Hauptbedingungen fr die Umstellungder Hackfruchtflchen gekennzeichnet. Wenn man noch einbriges tun will und das Geld, das vorher fr anorganischeDngemittel ausgegeben wurde, fr den Acker zurVerfgung stellen will, kaufe man Horn- und Knochenmehl.Auch Oscorna, eine Mischung von beiden, die neben vielenSpurenstoffen und Kalk auch 12% aufnehmbare Phosphor-sure und 7 bis 8% Stickstoff enthlt und ebenso Ecovital, einbewhrter Mischdnger aus organischen Dngern undnatrlichen Mineralien mit 7,5% Stickstoff und 9%Phosphorsure und weitreichendem Gehalt an Spurennhr-stoffen, sind zu empfehlen. Diese Dngemittel knnen schonim Herbst oder im zeitigen Frhjahr gegeben werden. Sielohnen den Aufwand immer, da die daraufhin einsetzende

    Bodenbelebung und das Ansteigen der Zahl der Regenwr-mer die Dauerfruchtbarkeit ungemein steigert.

    Zum Schlu noch ein Wort ber die Gefahren undBeseitigungsmglichkeiten von Bodenverdichtungen, soge-nannten Bodenhorizonten. Sie entstehen bekanntlich da-durch, da die Bodenmineralien, in erster Linie Kalk, zumAbwrtswandern gebracht werden (Pflugsohlenverdichtun-gen). Eine Hauptursache neben falscher Bodenbearbeitungund der Verwendung von salz-, chlor- und schwefelhaltigenDngern ist die Verabreichung von rohem Mist. Es entstehtdadurch Humussure, die die Bodenmineralien angreift unddas Abwrtswandern (Auswaschen) verursacht. Die oft bis in70 cm Tiefe und mehr vorhandene feste Schicht wird von denPflanzenwurzeln nur schwer durchstoen, und es kommt zuWachstumsstockungen. Die Reserven des Untergrundsstehen den Pflanzen nicht zur Verfgung, und bei Einfhrungeiner natrlichen Landbauweise soll ja die Pflanze geradezudazu erzogen werden, auch in tiefere Schichten zu dringen,was bei Methoden, wo man sie mit lslichen Salzen von obenfttert, eben nicht in demselben Mae ntig ist. BeiZuckerrben z. B. zeigen sich ja bekanntlich Bodenverdich-tungen deutlich am Habitus des Pflanzenkrpers. Man siehthier nur zu oft verkrmmte, nach unter wie abgeschnrteRben. Sie bleiben kleiner, da die Wurzel nicht in die Tiefedringen kann, und es treten Wachstumsstockungen ein.Auerdem ist in trockeneren Jahren die Wasserversorgungder Hackfrchte gefhrdet. Von einem mechanischenAufreien der Bodenverdichtungen durch tiefgehendeBearbeitungsgerte ist man nach jahrelangen Versuchen imganzen doch wieder abgekommen, da die aufgerissenenSchichten wieder zusammenbacken und ohne Beseitigungder Ursachen wieder erneute Verdichtungen auftreten.

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  • 1Gerade im Hinblick auf die Leistungsfhigkeit derHackfruchtflchen steht aber nun der Umstellungsbetrieb beiBodenverdichtungen oder gar Ortsteinbildung vor derAufgabe: wie schaffe ich fr die Pflanzenwurzel dieMglichkeit, in die Tiefe zu dringen? Hier hilft nur der Anbauvon Frchten mit starken Pfahlwurzeln, die den Ortsteindurchstoen, bzw. langsam auflsen. Dazu gehren nebenden lfrchten (Raps, Rbsen, Senf) die Kleearten, dannLuzerne und vor allem auch die Ackerbohne, die ja ihrerseitswieder eine gute Vorfrucht der Hackfrchte ist. Nur auf dieseWeise gelingt es, wenn auch oft nur in mehreren Jahren, mitden Untergrundverdichtungen fertig zu werden.Da die Pflanzenwurzeln in unerschlossene Tiefen

    vordringen sollen, ist nicht nur vom Standpunkt derQualittserzeugung wichtig. Man bedenke, da durch diejahrhundertelange Nutzung unserer Bden in erster Linie dieobersten Bodenschichten verbraucht sind. Das Fehlen dersogenannten Kernnhrstoffe (Stickstoff, Phosphor, Kali,Kalk) merkt ja jeder Bauer. Dem hilft man dann auf diebekannte Art nach. Was aber nicht so ohne weiteres zumerken ist, ist das Fehlen all der Elemente, auf die es bei einervollkommenen Ernhrung von Mensch und Tier in derHauptsache ankommt. Ernhrungsschden, soweit sie aufunvollkommen aufgebaute Pflanzen zurckzufhren sind,resultieren ja meist aus dem Nichtvorhandensein oderteilweisen Fehlen dieser sogenannten Spurenstoffe. Man hatgefunden, da eine groe Zahl von Krankheiten auch geheiltwerden knnen, wenn man dann einen bestimmten Stoff derNahrung bzw. dem Futter beifgt. So konnte z. B. einertselhafte Viehkrankheit, bei der die Tiere nicht mehraufnahmen, abmagerten und alle Anzeichen einer Mangeler-nhrung aufwiesen, durch geringe Mengen Kobalt geheilt

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