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HNA-Serie: 50 Jahre Bundeswehr in Frankenberg (1) wurden die Ärmel hochge- krempelt und hart und lange gearbeitet, um die Vorausset- zungen für die Aufnahme der angekündig- ten weiteren Teile des Ba- taillons zu schaffen und den Stab ar- beitsfähig zu machen“, erinnerte sich Mios- ga. „Zum Glück gab es auf dem Standortübungsplatz einige unzerstört gebliebene ver- schließbare Bunker, sodass das laufend eintreffende Gerät zunächst dort eingelagert wer- FRANKENBERG. Zu den Män- nern der ersten Stunde als Lei- ter des Vorauspersonals in der neu errichteten Frankenber- ger Kaserne gehörte der späte- re stellvertretende Bataillons- kommandeur, Oberst Günter Miosga. Von ihm wurde zu- nächst einmal Improvisations- talent verlangt: Als er im Mai 1962 in Frankenberg eintraf, war die Kaserne noch immer „eine riesige Baustelle ohne Zaun, in der Planierraupen und andere Baufahrzeuge um- herfuhren“, wie er später no- tierte. Zwei Waggons mit Ge- rät standen am Bahnhof, aber die Kfz-Hallen waren noch nicht fertig. „In den folgenden Wochen Anfang stand unter gutem Stern Oberst a. D. Günter Miosga schrieb seine Erinnerungen an die Aufbauzeit nieder den konnte. Als Baumaschi- nen die Erdkabel zu den Kom- panie-Blocks an mehreren Stellen zerstört hatten, muss- te in der Kaserne mit Meldern und geliehenem Fernsprech- gerät aus Marburg gearbeitet werden.“ Mitten in dieses Provisori- um hinein trafen im Juli 1962 die ersten 187 Soldaten und 65 Rekruten ein, die zur Fernmel- deausbildungs-Kompanie 427 einberufen worden waren. Sie wurden dennoch ohne Verzug untergebracht und in die Aus- bildung einbezogen. „Wir sind alle damals mit sehr viel Schwung, Passion und Engage- ment an die Arbeit herange- gangen, sodass vieles weitaus besser gelaufen ist, als erwar- tet werden konnte“, freute sich später Oberst a. D. Mios- ga. Bereitwillig aufgenommen Überhaupt lobt er trotz al- ler Schwierigkeiten den „gu- ten Stern“, unter dem der Gar- nison-Anfang in Frankenberg 1962 stand. „Hierzu trug ohne Zweifel mit bei, dass wir sei- tens der Stadt allgemein auf große Aufgeschlossenheit, Be- reitschaft zur Zusammenar- beit und Unterstützung gesto- ßen sind und die Truppe von der Bevölkerung aufgenom- men wurde.“ Oberst a. D. Miosga lebt heute hochbetagt in Tutzingen. (zve) Günter Miosga Standort am Vogelhaus: Der an der Marburger Straße fernab der Stadt gelegene Kasernenkomplex entstand ab 1959. onssprecher Walter Larisch Einwände. Er befürchtete eine „Abnahme des Fremdenver- kehrs, ein wahrscheinliches Ansteigen der Preise, negative Erscheinungen auf sittlichem Gebiet und die Schwierig- keit…weitere Industriebetrie- be in der Kreisstadt anzusie- deln“, wie Rudolf Brehme in den „Hessischen Nachrichten“ schrieb. Der Beschluss wurde bei fünf Gegenstimmen der SPD und einer BHE-Enthal- tung schließlich doch gefasst. Muna als Übungsgelände Bedenken gab es zunächst auch im Landwirtschaftsamt des Kreises gegen den Verlust des „landwirtschaftlich wert- volleren Geländes“ im Süden der Stadt, sodass im August noch einmal eine Ortsbesichti- gung der Behördenvertreter stattfand. Neben drei kleine- ren Landwirten sollte schließ- lich ein Frankenberger Land- besitzer mit einer Grundflä- che von 11,5 Hektar herange- zogen werden. Als Übungsge- lände wurde die Restfläche der ehemaligen Muna vorgese- hen, außerdem sicherten die Gemeinden Röddenau und Birkenbringhausen der Bun- deswehr das Begehungsrecht in ihren Forsten zu. Im De- zember teilte Bürgermeister Falkenstein dies im „Golde- nen Engel“ den Stadtverordne- ten mit - der Weg war frei für den Bau der Kaserne. Im Sommer 1959 stimmte auch die Hessische Landesre- gierung dem Bau einer Garni- son für ein Artillerie- und ein Fernmelde-Nah-Aufklärungs- Bataillon mit einer Gesamt- stärke von 1024 Mann zu. Im August begann der Bau der Wasserleitung von der Bahn- hofstraße her, am 1. Septem- ber 1959 erfolgte der erste Spatenstich für den mit 20 Millionen Mark veranschlag- ten Kasernenkomplex, im No- vember 1960 war Richtfest für das Wirtschafts- und Verwal- tungsgebäude und im Juni 1961 für die Truppenunter- künfte, das Sanitätshaus, Waschhaus und das Heizzen- trum. (zve) FRANKENBERG. Während an- dere Städte sich nach der Neu- gründung einer vom „Amt Blank“ ab 1955 im Aufbau be- findlichen „bundesdeutschen Wehrmacht“ um Kasernen- Standorte mit eigenen Anträ- gen regelrecht bemühten, ver- hielt sich Fran- kenberg sehr zurückhal- tend. Bürger- meister Wil- helm Falken- stein infor- mierte die Stadtverordne- ten im März 1957 zunächst nichtöffentlich über Pläne des neuen Bundesverteidigungs- ministeriums, in der Ederstadt Soldaten zu stationieren. Ge- dacht war ursprünglich an eine Pioniereinheit. Bei der öffentlichen Sitzung gab es dann auch Bedenken und Einwände: Nachdem sich eine 15-köpfige Kommission des Wehrbereichskomman- dos IV für das Gelände am „Vo- gelhaus“ ausgesprochen und mit den Grundbesitzern be- reits Verhandlungen aufge- nommen hatte, betonte Bür- germeister Falkenstein, dass sich die Stadt an den Kosten für die dorthin zu verlegenden Wasser-, Strom- und Kanallei- tungen „in keiner Weise“ be- teiligen könne, „auch nicht durch ein Darlehen“. Auch die Mehrkosten für drei zusätzli- che Schulklassen am Hinstürz und die geplante zentrale Kläranlage sei nur mit erhebli- chen Zuschüssen des Staates möglich. Stadtverordnetenvorsteher Wilhelm Preckel (SPD) erklär- te in der Diskussion, es sei ihm unverständlich, dass die Stadt Frankenberg die Garni- son beantragen müsse, wenn doch das Verteidigungsminis- terium die Möglichkeit habe, sich das erforderliche Kaser- nen- und Übungsgelände selbst zu beschaffen. Während sich die Sprecher von CDU, FDP, BHE und Freier Bürgerliste deutlich für die Er- richtung einer Garnison aus- sprachen, äußerte SPD-Frakti- Parlament hatte auch Bedenken Grundsatzbeschluss mit Gegenstimmen Wilhelm Preckel Werbung für die junge Bundeswehr: Schon zwei Jahre vor Eröffnung der Garnison warben die Streitkräfte um Sympathie bei der Fran- kenberger Bevölkerung. Eine große Schau „Unser Heer“ zog 1960 auf dem Obermarkt Scharen von Bürgern an. Fotos: Völker Vorverhandlungen seit 1957: Bürgermeister Wilhelm Falkenstein setzte sich für die Gründung einer Garnison in Frankenberg ein. turveränderungen unterwor- fen war. Die Frankenberger Soldaten des Fernmeldebataillons 320, das 1962 aus verschiedenen Fernmeldeeinheiten aufge- stellt worden war, arbeiteten sowohl mit den stationären Anlagen in Frankenberg (Wahrzeichen: die große An- tennenanlage am Waldrand) als auch mobil nahe der deutsch-deutschen Grenze. In den 1990-er Jahren wurde der Verband zum Fernmelderegi- ment 320 umgegliedert und 2003 in das Bataillon Elektro- nische Kampfführung 932 überführt. Es gehörte nun nicht mehr zum Heer, son- dern zur Streitkräftebasis der Bundeswehr. Einsätze in Afghanistan Die hoch spezialisierten Sol- daten des Bataillons zählen heute zu den Krisenreaktions- kräften der Bundeswehr, ihr Einsatzgebiet ist Afghanistan. Sicherlich war dies auch einer der Gründe dafür, dass das Verteidigungsministerium im Oktober 2011 im Zuge der Bundeswehr-Reform den Fort- bestand des Standortes Fran- kenberg sicherte und in den nächsten Jahren die marode gewordenen Gebäude und technischen Anlagen mit In- vestitionen in Millionenhöhe sanieren will. ein Stück Zeitgeschichte mit. Nur sieben Jahre lang wa- ren die 1., 2. und 3. Batterie des Raketenartilleriebatail- lons 22 in Frankenberg statio- niert, dann wurden sie nach Treysa verlegt. Aus den mit ih- nen 1962 gemeinsam eingezo- genen schlicht so genannten „Fernmeldern“ wurde ein hoch spezialisierter und tech- nisch permanent fortentwi- ckelter Schwerpunkt der „Elektronischen Kampffüh- rung“ (EloKA) der Bundes- wehr, der sich den politischen Entwicklungen in Europa in den 50 Jahren seines Beste- hens immer wieder anpasste und dabei erheblichen Struk- ren bald Teil des öffentlichen Lebens, engagierten sich in Kommunalpolitik, Wirtschaft, Kultur und Sport. Durch seine Bundeswehr- Garnison erhielt das nach dem Krieg noch verträumte Acker- bürgerstädtchen kräftige Im- pulse von außen: Es erlebte mit Planung und Aufbau der Frankenberger Kaserne, dem Verteidigungs-Auftrag zur elektronischen Aufklärung in Zeiten des „Kalten Krieges“, der deutschen Wiedervereini- gung mit Auflösung des War- schauer Paktes 1991 bis hin zu den Auslandseinsätzen „sei- ner Soldaten“ seit 1995 in in- ternationalen Krisenherden V ON K ARL -H ERMAN V ÖLKER FRANKENBERG. Ein neues Ka- pitel im Geschichtsbuch der Stadt Frankenberg wurde vor 50 Jahren aufgeschlagen: Am 18. Juli 1962 zogen das Artille- riebataillon 22 und das Fern- meldebataillon 320 der da- mals noch jungen Bundes- wehr offiziell in die außerhalb der Stadt am „Vogelhaus“ ent- standene neue Kasernenanla- ge ein. Nach intensiven politischen Diskussionen in der Bundesre- publik über eine Wiederbe- waffnung nach dem Krieg wurden die „Staatsbürger in Uniform“ von der Frankenber- ger Bevölkerung freundlich begrüßt - die Errichtung der Truppenunterkunft am Burg- waldrand und der Bau von 174 Wohnungen am Hinstürz, die Erweiterungen von Schulen und Infrastruktur sorgten in der Garnisonstadt für einen wirtschaftlichen Boom. Viele blieben in der Region Mehrere zehntausend Sol- daten haben in den fünf Jahr- zehnten danach bis heute in der Burgwald-Kaserne ihre Wehrpflichtzeit abgeleistet oder als Berufssoldaten ge- dient, viele von ihnen blieben im Frankenberger Land und gründeten hier Familien. Die Bundeswehrangehörigen wa- Bürger in Uniform begrüßt Mit ersten „Fernmeldern“ begann 1962 ein neues Kapitel der Stadtgeschichte Erste Rekrutenausbildung 1962: Im Fotoalbum des Frankenberger Hauptfeldwebels a. D. Peter Moryson fand sich dieses Foto der ers- ten Soldaten der Burgwaldkaserne. Die Wehrpflicht war 1956 ein- geführt worden. Frankenberg Samstag, 14. April 2012

HNA-Serie:50JahreBundeswehrinFrankenberg(1)...nierte man in Treysa. Das Ba-taillon verfügte über sechs, später noch vier Raketenwer-fer für die nuklearfähige Kurz-streckenrakete

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Page 1: HNA-Serie:50JahreBundeswehrinFrankenberg(1)...nierte man in Treysa. Das Ba-taillon verfügte über sechs, später noch vier Raketenwer-fer für die nuklearfähige Kurz-streckenrakete

HNA-Serie: 50 Jahre Bundeswehr in Frankenberg (1)

wurden die Ärmel hochge-krempelt und hart und lange

gearbeitet, umdie Vorausset-zungen für dieAufnahme derangekündig-ten weiterenTeile des Ba-taillons zuschaffen undden Stab ar-beitsfähig zu

machen“, erinnerte sich Mios-ga.

„Zum Glück gab es auf demStandortübungsplatz einigeunzerstört gebliebene ver-schließbare Bunker, sodassdas laufend eintreffende Gerätzunächst dort eingelagert wer-

FRANKENBERG. Zu den Män-nern der ersten Stunde als Lei-ter des Vorauspersonals in derneu errichteten Frankenber-ger Kaserne gehörte der späte-re stellvertretende Bataillons-kommandeur, Oberst GünterMiosga. Von ihm wurde zu-nächst einmal Improvisations-talent verlangt: Als er im Mai1962 in Frankenberg eintraf,war die Kaserne noch immer„eine riesige Baustelle ohneZaun, in der Planierraupenund andere Baufahrzeuge um-herfuhren“, wie er später no-tierte. Zwei Waggons mit Ge-rät standen am Bahnhof, aberdie Kfz-Hallen waren nochnicht fertig.

„In den folgenden Wochen

Anfang stand unter gutem SternOberst a. D. Günter Miosga schrieb seine Erinnerungen an die Aufbauzeit nieder

den konnte. Als Baumaschi-nen die Erdkabel zu den Kom-panie-Blocks an mehrerenStellen zerstört hatten, muss-te in der Kaserne mit Meldernund geliehenem Fernsprech-gerät aus Marburg gearbeitetwerden.“

Mitten in dieses Provisori-um hinein trafen im Juli 1962die ersten 187 Soldaten und 65Rekruten ein, die zur Fernmel-deausbildungs-Kompanie 427einberufen worden waren. Siewurden dennoch ohne Verzuguntergebracht und in die Aus-bildung einbezogen. „Wir sindalle damals mit sehr vielSchwung, Passion und Engage-ment an die Arbeit herange-gangen, sodass vieles weitaus

besser gelaufen ist, als erwar-tet werden konnte“, freutesich später Oberst a. D. Mios-ga.

Bereitwillig aufgenommenÜberhaupt lobt er trotz al-

ler Schwierigkeiten den „gu-ten Stern“, unter dem der Gar-nison-Anfang in Frankenberg1962 stand. „Hierzu trug ohneZweifel mit bei, dass wir sei-tens der Stadt allgemein aufgroße Aufgeschlossenheit, Be-reitschaft zur Zusammenar-beit und Unterstützung gesto-ßen sind und die Truppe vonder Bevölkerung aufgenom-men wurde.“ Oberst a. D.Miosga lebt heute hochbetagtin Tutzingen. (zve)

GünterMiosga

Standort am Vogelhaus: Der an der Marburger Straße fernab derStadt gelegene Kasernenkomplex entstand ab 1959.

onssprecher Walter LarischEinwände. Er befürchtete eine„Abnahme des Fremdenver-kehrs, ein wahrscheinlichesAnsteigen der Preise, negativeErscheinungen auf sittlichemGebiet und die Schwierig-keit…weitere Industriebetrie-be in der Kreisstadt anzusie-deln“, wie Rudolf Brehme inden „Hessischen Nachrichten“schrieb. Der Beschluss wurdebei fünf Gegenstimmen derSPD und einer BHE-Enthal-tung schließlich doch gefasst.

Muna als ÜbungsgeländeBedenken gab es zunächst

auch im Landwirtschaftsamtdes Kreises gegen den Verlustdes „landwirtschaftlich wert-volleren Geländes“ im Südender Stadt, sodass im Augustnoch einmal eine Ortsbesichti-gung der Behördenvertreterstattfand. Neben drei kleine-ren Landwirten sollte schließ-lich ein Frankenberger Land-besitzer mit einer Grundflä-che von 11,5 Hektar herange-zogen werden. Als Übungsge-lände wurde die Restflächeder ehemaligen Muna vorgese-hen, außerdem sicherten dieGemeinden Röddenau undBirkenbringhausen der Bun-deswehr das Begehungsrechtin ihren Forsten zu. Im De-zember teilte BürgermeisterFalkenstein dies im „Golde-nen Engel“ den Stadtverordne-ten mit - der Weg war frei fürden Bau der Kaserne.

Im Sommer 1959 stimmteauch die Hessische Landesre-gierung dem Bau einer Garni-son für ein Artillerie- und einFernmelde-Nah-Aufklärungs-Bataillon mit einer Gesamt-stärke von 1024 Mann zu. ImAugust begann der Bau derWasserleitung von der Bahn-hofstraße her, am 1. Septem-ber 1959 erfolgte der ersteSpatenstich für den mit 20Millionen Mark veranschlag-ten Kasernenkomplex, im No-vember 1960 war Richtfest fürdas Wirtschafts- und Verwal-tungsgebäude und im Juni1961 für die Truppenunter-künfte, das Sanitätshaus,Waschhaus und das Heizzen-trum. (zve)

FRANKENBERG. Während an-dere Städte sich nach der Neu-gründung einer vom „AmtBlank“ ab 1955 im Aufbau be-findlichen „bundesdeutschenWehrmacht“ um Kasernen-Standorte mit eigenen Anträ-gen regelrecht bemühten, ver-

hielt sich Fran-kenberg sehrzurückhal-tend. Bürger-meister Wil-helm Falken-stein infor-mierte dieStadtverordne-ten im März1957 zunächst

nichtöffentlich über Pläne desneuen Bundesverteidigungs-ministeriums, in der EderstadtSoldaten zu stationieren. Ge-dacht war ursprünglich aneine Pioniereinheit.

Bei der öffentlichen Sitzunggab es dann auch Bedenkenund Einwände: Nachdem sicheine 15-köpfige Kommissiondes Wehrbereichskomman-dos IV für das Gelände am „Vo-gelhaus“ ausgesprochen undmit den Grundbesitzern be-reits Verhandlungen aufge-nommen hatte, betonte Bür-germeister Falkenstein, dasssich die Stadt an den Kostenfür die dorthin zu verlegendenWasser-, Strom- und Kanallei-tungen „in keiner Weise“ be-teiligen könne, „auch nichtdurch ein Darlehen“. Auch dieMehrkosten für drei zusätzli-che Schulklassen am Hinstürzund die geplante zentraleKläranlage sei nur mit erhebli-chen Zuschüssen des Staatesmöglich.

StadtverordnetenvorsteherWilhelm Preckel (SPD) erklär-te in der Diskussion, es seiihm unverständlich, dass dieStadt Frankenberg die Garni-son beantragen müsse, wenndoch das Verteidigungsminis-terium die Möglichkeit habe,sich das erforderliche Kaser-nen- und Übungsgeländeselbst zu beschaffen.

Während sich die Sprechervon CDU, FDP, BHE und FreierBürgerliste deutlich für die Er-richtung einer Garnison aus-sprachen, äußerte SPD-Frakti-

Parlament hatteauch BedenkenGrundsatzbeschluss mit Gegenstimmen

WilhelmPreckel

Werbung für die junge Bundeswehr: Schon zwei Jahre vor Eröffnung der Garnison warben die Streitkräfte um Sympathie bei der Fran-kenberger Bevölkerung. Eine große Schau „Unser Heer“ zog 1960 auf demObermarkt Scharen von Bürgern an. Fotos: Völker

Vorverhandlungen seit 1957: Bürgermeister Wilhelm Falkensteinsetzte sich für die Gründung einer Garnison in Frankenberg ein.

turveränderungen unterwor-fen war.

Die Frankenberger Soldatendes Fernmeldebataillons 320,das 1962 aus verschiedenenFernmeldeeinheiten aufge-stellt worden war, arbeitetensowohl mit den stationärenAnlagen in Frankenberg(Wahrzeichen: die große An-tennenanlage am Waldrand)als auch mobil nahe derdeutsch-deutschen Grenze. Inden 1990-er Jahren wurde derVerband zum Fernmelderegi-ment 320 umgegliedert und2003 in das Bataillon Elektro-nische Kampfführung 932überführt. Es gehörte nunnicht mehr zum Heer, son-dern zur Streitkräftebasis derBundeswehr.

Einsätze in AfghanistanDie hoch spezialisierten Sol-

daten des Bataillons zählenheute zu den Krisenreaktions-kräften der Bundeswehr, ihrEinsatzgebiet ist Afghanistan.Sicherlich war dies auch einerder Gründe dafür, dass dasVerteidigungsministerium imOktober 2011 im Zuge derBundeswehr-Reform den Fort-bestand des Standortes Fran-kenberg sicherte und in dennächsten Jahren die marodegewordenen Gebäude undtechnischen Anlagen mit In-vestitionen in Millionenhöhesanieren will.

ein Stück Zeitgeschichte mit.Nur sieben Jahre lang wa-

ren die 1., 2. und 3. Batteriedes Raketenartilleriebatail-lons 22 in Frankenberg statio-niert, dann wurden sie nachTreysa verlegt. Aus den mit ih-nen 1962 gemeinsam eingezo-genen schlicht so genannten„Fernmeldern“ wurde einhoch spezialisierter und tech-nisch permanent fortentwi-ckelter Schwerpunkt der„Elektronischen Kampffüh-rung“ (EloKA) der Bundes-wehr, der sich den politischenEntwicklungen in Europa inden 50 Jahren seines Beste-hens immer wieder anpassteund dabei erheblichen Struk-

ren bald Teil des öffentlichenLebens, engagierten sich inKommunalpolitik, Wirtschaft,Kultur und Sport.

Durch seine Bundeswehr-Garnison erhielt das nach demKrieg noch verträumte Acker-bürgerstädtchen kräftige Im-pulse von außen: Es erlebtemit Planung und Aufbau derFrankenberger Kaserne, demVerteidigungs-Auftrag zurelektronischen Aufklärung inZeiten des „Kalten Krieges“,der deutschen Wiedervereini-gung mit Auflösung des War-schauer Paktes 1991 bis hin zuden Auslandseinsätzen „sei-ner Soldaten“ seit 1995 in in-ternationalen Krisenherden

VON KAR L -H E RMAN VÖLK ER

FRANKENBERG. Ein neues Ka-pitel im Geschichtsbuch derStadt Frankenberg wurde vor50 Jahren aufgeschlagen: Am18. Juli 1962 zogen das Artille-riebataillon 22 und das Fern-meldebataillon 320 der da-mals noch jungen Bundes-wehr offiziell in die außerhalbder Stadt am „Vogelhaus“ ent-standene neue Kasernenanla-ge ein.

Nach intensiven politischenDiskussionen in der Bundesre-publik über eine Wiederbe-waffnung nach dem Kriegwurden die „Staatsbürger inUniform“ von der Frankenber-ger Bevölkerung freundlichbegrüßt - die Errichtung derTruppenunterkunft am Burg-waldrand und der Bau von 174Wohnungen am Hinstürz, dieErweiterungen von Schulenund Infrastruktur sorgten inder Garnisonstadt für einenwirtschaftlichen Boom.

Viele blieben in der RegionMehrere zehntausend Sol-

daten haben in den fünf Jahr-zehnten danach bis heute inder Burgwald-Kaserne ihreWehrpflichtzeit abgeleistetoder als Berufssoldaten ge-dient, viele von ihnen bliebenim Frankenberger Land undgründeten hier Familien. DieBundeswehrangehörigen wa-

Bürger in Uniform begrüßtMit ersten „Fernmeldern“ begann 1962 ein neues Kapitel der Stadtgeschichte

Erste Rekrutenausbildung 1962: Im Fotoalbumdes FrankenbergerHauptfeldwebels a. D. PeterMoryson fand sichdieses Fotoder ers-ten Soldaten der Burgwaldkaserne. DieWehrpflichtwar 1956 ein-geführt worden.

Frankenberg Samstag, 14. April 2012

Page 2: HNA-Serie:50JahreBundeswehrinFrankenberg(1)...nierte man in Treysa. Das Ba-taillon verfügte über sechs, später noch vier Raketenwer-fer für die nuklearfähige Kurz-streckenrakete

HNA-Serie: 50 Jahre Bundeswehr in Frankenberg (2)

Oberst Günter Miosga. „DieBlocks standen, die Ringstra-ße war geteert, Wachgebäude,Werkstatt, Kantinen und Kü-chengebäude waren vorhan-den. Selbst der Exerzierplatzwar schon befestigt.“ Und erfügt schmunzelnd hinzu:„Von Fernmeldern war weitund breit nichts zu sehen.“

Was allerdings fehlte, wieauch Miosga schildert, war einZaun um das Kasernengelän-de. „Wir haben rund um dieUhr Wache geschoben, bis Pio-niere kamen und den erstenZaun gezogen haben.“ (zve)

ALLENDORF/EDER. „Die ers-ten Soldaten, die als Voraus-personal im Mai 1962 in derBurgwaldkaserne eintrafen,waren nicht Fernmelder, son-dern gehörten zum Raketen-artilleriebataillon 22“, erklär-te Manfred Hirsch aus Allen-dorf gegenüber der HNA. Erwar Rekrut der 1. Batterie, dieihre Fahrzeuge und sogar eige-nes Küchenpersonal mitge-bracht hatte.

„Von Großbaustelle kannkeine Rede sein“, widersprichtder heute 70-Jährige den Erin-nerungen von Fernmelde-

Wache gehaltenrund um die UhrZeitzeuge Manfred Hirsch erinnert sich

Einzug in die neue Burgwaldkaserne: Als erste marschierten 1962die Soldaten des Raketenartilleriebataillons 22 durch die StadtFrankenberg, in der Bahnhofstraße begrüßt von Landrat Kohl,Kommandeur Barkhoff und Bürgermeister Falkenstein.

Rakete in der Bahnhofstraße: Beim offiziellen Einmarsch der Artil-leristen in die Garnisonsstadt Frankenberg bestaunten die Bürgerauch diese Honest-John-Kurzstreckenrakete, im Hintergrund dasehemalige Postgebäude.

Neue Truppenfahne: In feierlichem Zeremoniell wurde sie am30. April 1965 demRaketenartilleriebataillon 22 in der Burgwald-kaserne übergeben.

Soldaten im Stadtbild: Eiskonditor Giacomo Toscani schaute inder Neustädter Straße zu, als am 18. Juli 1962 Artilleristen zur Ka-serneneinweihungmarschierten.

wirklich eine Honest John ausDarmstadt abgeholt, sie inFrankenberg eine Nacht be-wacht und sind dann mit ihrzu einem Übungsabschuss amTruppenübungsplatz Bergen-Hohne gefahren“, erinnertsich heute in Allendorf/Ederder Zeitzeuge Manfred Hirsch.Er zog 1962 als Wehrpflichti-ger als einer der ersten Zwei-undzwanziger von Schwarzen-born nach Frankenberg um(Artikel unten links).

Im April 1965 wurde Batail-lons-Kommandeur Barkhoffdurch Oberstleutnant Schererabgelöst, kurz darauf besuch-te Verteidigungsminister vonHassel die Kaserne in Franken-berg. Zwei Tage später wurdedem Raketenbataillon feier-lich die Truppenfahne überge-ben. Gemeinsam mit den Re-kruten des Fernmeldebatail-lons 320 richteten die Artille-risten am 10. Oktober 1965zum zehnjährigen Bestehender Bundeswehr einen „Tagder offenen Tür“ mit 5000 Be-suchern in Frankenberg aus.

Oberstleutnant Stein über-nahm ab 1967 das Komman-do, am 7. Februar 1969 erfolg-te die Verlegung der drei Bat-terien nach Treysa. Dort ende-te mit der Wiedervereinigungder Verteidigungsauftrag des„RakArtBtl 22“ und es wurdeam 30. September 1992 aufge-löst.

tens eine dieser „Honest-John“-Raketen am Landrats-amt vorbei, auch wenn späternie eine solche Boden-Boden-Rakete in Frankenberg statio-niert blieb.

Genügend PlatzEs waren wohl auch weni-

ger taktische als infrastruktu-relle Gründe, die zur Auslage-rung der Artilleristen vonTreysa nach Frankenbergführten. In der neu gebautenBurgwald-Kaserne war genü-gend Platz, hier konnte dieGrundausbildung an denHandfeuerwaffen und an denRaketenwerfern ausgeführtwerden.

„Wir haben nur einmal ge-meinsam mit US-Soldaten

die zu Hunderten am 15. Juni1962 den Rand der Bahnhof-straße in Frankenberg säum-

ten, als das Ar-tilleriebatail-lon 22 bei ei-nem Vorbei-marsch mitPauken undTrompeten ander Ehrentri-büne von Kom-mandeur Ma-jor Alfred

Barkhoff, Landrat HeinrichKohl und Bürgermeister Wil-helm Falkenstein begrüßtwurde, staunten nichtschlecht: In der imposantenSchlange von Mannschafts-und Trägerfahrzeugen mitWerferbäumen rollte mindes-

VON KAR L -H E RMANN VÖLK ER

FRANKENBERG. Nicht mitFernmeldesoldaten, sondernmit Artilleristen begann 1962die Geschichte der Bundes-wehr-Garnisonstadt Franken-berg. Das wird oft vergessen,weil die drei in Frankenbergstationierten Batterien des Ra-ketenartilleriebataillons 22schon 1969 wieder in denStandort Treysa verlegt wur-den. Dort lagerte während desKalten Krieges in einem vonUS-Soldaten und Bundeswehrgemeinsam bewachten Son-dermunitionslager auch einTeil der Atomsprengköpfe, diein einem bewaffneten Ost-Welt-Konflikt von den Träger-systemen der Bundeswehrhätten verwendet werdenkönnen.

Zum Raketenartillerieba-taillon (RakArtBtl) 22, 1959 ge-gründet und in Eschweilerausgebildet, gehörten die 2.Batterie in Wolfhagen, die 5.Batterie in Neustadt Hessen,sein Stab saß in Schwarzen-born. Bereits am 15. Februar1962 wurden die 1., 2. und 3.Batterie nach Frankenbergverlegt, die 4. und 5. statio-nierte man in Treysa. Das Ba-taillon verfügte über sechs,später noch vier Raketenwer-fer für die nuklearfähige Kurz-streckenrakete „Honest John“.

Die Frankenberger Bürger,

Mit Pauken und RaketenBereits im Juni 1962 zog das Artilleriebataillon 22 in die Burgwald-Kaserne

Appell im neuen Kasernengelände: Als im April 1965 dem Raketenartilleriebataillon 22 die Truppenfahne übergebenwurde, schrittenRegimentskommandeurOberst Vogelsang, Oberstleutnant Barkhoff (links) und StandortältesterOberstleutnantMahl die Front ab. Dierotweißen Unterkunftsgebäude hatten noch keine Schieferverkleidung.

Honest John auf derWehrweide: Nur bei besonderen Anlässen zeigte das Raketenartilleriebataillon 22 in Frankenberg seine nuklearfä-higen Kurzstreckenraketen aus amerikanischer Produktion, so auch beim „Tag der Offenen Tür“ am 10. Oktober 1965. Fotos: Völker

Raketenabschuss: Frankenberger Artilleristen, darunter ManfredHirsch aus Allendorf/Eder, übten 1963 in Bergen-Hohne.

AlfredBarkhoff

Frankenberg Samstag, 21. April 2012

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Öffentliches Interesse: Nach den Artilleristen zogen am 18. Juli1962 nun auch die Fernmelder erstmals durch die Bahnhofstraße.

Meldung an der Ehrentribüne: Vor dem Uhrmachergeschäft Stö-ber in der Bahnhofstraßemeldete Standortältester ErichMahl diebeiden Bataillone.

Noch nicht fertig: Auch wenn Straßen und Exerzierplatz bereitsgeteert waren, glich das Kasernengelände vor 50 Jahren noch ei-ner Großbaustelle.

Rekrutenausbildung: Mit den Fernmeldesoldaten zogen 1962auch die erstenWehrpflichtigen ein, hier beimMarsch mit Unter-offizier Peter Moryson.

Russisch auf dem Dienstplan: Im Sprachlabor der neuen Kasernewurden die Fernmelder für ihre Aufklärungsarbeit an der Ost-West-Grenze ausgebildet.

Feierlicher Appell: Viele hundert Bürger und Ehrengäste säumten den Obermarkt, als am 18. Juli 1962 dem Raketenartilleriebataillon22unddemFernmeldebataillon 320die neu erbaute Frankenberger Kaserne offiziell übergebenwurde. Anschließend fand in der Trup-penunterkunft ein Empfang statt.

te, gab Standortältester Mahlin der neuen Kaserne einenEmpfang. Er präsentierte denEhrengästen die Gebäude derTruppenunterkunft „in aufge-lockerter Bauweise in einemRing um das in der Mitte ste-hende Wirtschaftsgebäude“,zeigte ihnen die Stabsgebäudebeider Bataillone gleich nebendem Eingang, die technischenRäume und großen Kraftfahr-zeughallen zur MarburgerStraße hin.

Antennen nach OstenSchon wenige Tage nach

dieser feierlichen Eröffnungrichteten die Soldaten derFrankenberger 3. Fernmelde-kompanie auftragsgemäß ihreAntennen nach Osten: Sieübernahmen die „grenznaheFernmeldeaufklärungsstelle“Hoher Meißner am 13. August1962, dem Jahrestag des Bausder Berliner Mauer.

Ab Oktober 1962, als sichwährend der Kuba-Krise nachJahren des Wettrüstens dieWeltmächte Amerika undSowjetunion einem drittenWeltkrieg bedrohlich annä-herten, befand sich das gesam-te verfügbare Aufklärungsper-sonal des Frankenberger Fern-meldebataillons alarmbereitin grenznahen Einsatzräu-men.

ker im Westen angesichts derBedrohung aus dem Osten, ge-gen die gemeinsam ein Dammaufzurichten sei, der „allenAnstürmen standzuhaltenhat“. Als Befehlshaber desWehrbereichskommandos IVübergab er offiziell die Kaser-ne an den StandortältestenOberstleutnant Erich Mahl,mit dem er und der Bürger-meister anschließend unterden Klängen des Präsentier-marsches auf dem Obermarktdie Front der beiden angetre-tenen Bataillone abschritt.

Während vor dem Rathausdas Musikkorps der 2. Panzer-grenadierdivision konzertier-

des herbeiführen zu können“,sagte er. Auch Regierungsprä-sident Alfred Schneider unter-strich den Auftrag zur Vertei-digung von Frieden und Frei-heit: „Es muss unser aller Be-streben sein, jeden Krieg zuvermeiden.“

Freie VölkerGeneralmajor Ottomar

Hansen, ehemaliger Wehr-machtsoffizier und nach zehnJahren sowjetischer Kriegsge-fangenschaft einer der Mitbe-gründer der jungen Bundes-wehr, verwies in seiner An-sprache am Rathaus auf dieFreundschaft der freien Völ-

VON KAR L -H E RMANN VÖLK ER

FRANKENBERG. Eintrag insGoldene Buch der Stadt, Emp-fang der Ehrengäste im Speise-saal der Kaserne, Festakt mithunderten von Bürgern vordem Rathaus, Vorbeimarschdes Raketenartilleriebatail-lons 22 und des Fernmeldeba-taillons 320 in der Bahnhof-straße, abends Tanz für die Be-völkerung in drei Gasthaussä-len der Altstadt - voller Stolzund Gastfreundschaft feierteam 18. Juli 1962 die junge Gar-nisonstadt Frankenberg dieFertigstellung ihrer Kaserneund den Einzug der Bundes-wehr.

Als „alle unsere Söhne undBrüder“ bezeichnete Bürger-meister Wilhelm Falkensteindie jungen Soldaten undwünschte, dass sie recht bald„zu einer Einheit mit unsererBevölkerung verschmolzensein würden“. Als ein „Zei-chen des Ernstes unserer Zeit“wertete Landrat Heinrich Kohlangesichts des Kalten Kriegeszwischen Ost und West dieEinrichtung einer Garnison.„Je mehr wir verteidigungsbe-reit sind, umso mehr werdenwir auch auf dem Weg derVerhandlungen erreichen, umdereinst wieder die Vereini-gung des deutschen Vaterlan-

Unsere Söhne und BrüderFeierliche Übergabe der Kaserne am 18. Juli 1962 mit Vorbeimarsch und Appell

Generalmajor Hansen: Er unterstrich bei der Standortübergabeim Juli 1962 vor dem Frankenberger Rathaus den Verteidigungs-auftrag der Bundeswehr im Kalten Krieg. Fotos: Völker

Männer der ersten Stunde: Ba-taillonskommandeur ErichMahl und sein StellvertreterGünter Miosga.

heitliches Gepräge zu geben“,schrieb der damalige Batail-lonskommandeur Erich Mahlspäter. „Dazu war die Trup-penunterkunft noch weitge-hend eine Baustelle. WichtigeGebäude und Einrichtungenfehlten noch vollkommenund standen der Truppe teil-weise erst nach Jahren zurVerfügung. Initiative war ge-fragt!“

In Eigenbau stellten die Sol-daten zunächst einmal eineEmpfangsstelle und eine An-tennenanlage her. „SogarRüstsätze für Fahrzeuge wur-den selbst gebaut, da es eineindustrielle Fertigung dafürnoch nicht gab“, erinnertesich Mahl.

Schon im Frühjahr 1963wurden die Frankenberger

FRANKENBERG. Schon imMärz 1962 beauftragte dasBundesverteidigungsministe-rium das III. Korps, in Fran-kenberg die Fernmelde-Aus-bildungskompanie 427 sowiedas Fernmeldebataillon 320mit drei Kompanien aufzustel-len.

Die ersten 144 Soldaten da-für zogen am 1. Juni 1962 mitMajor Günter Miosga in dienoch unfertige Burgwald-Ka-serne ein, einen Monat spätertrafen 187 Soldaten ein, dieihre Spezialgrundausbildungin Bergisch Gladbach und Ans-bach erhalten hatten, zusam-men mit den ersten 95 Wehr-dienst-Rekruten.

„Bei Stammabstellungenaus ca. 35 Einheiten galt es zu-nächst, dem Bataillon ein ein-

Mahl: Initiative war gefragtErste Antennen und Rüstsätze für Fahrzeuge mussten selbst gebaut werden

Fernmelder mit ihrem Stand-ortübungsplatz bei einer gro-ßen Bataillonsübung in Nord-hessen beteiligt. Eine VHF-Aufklärungsgruppe der 2.Kompanie und ein Beobach-tungszug der 3. Kompanie ar-beiteten jetzt auf dem HohenMeißner, untergebracht in ei-ner ehemaligen Wehrmachts-Radarstelle, in der ein Funk-messgerät „Freya“ betriebenwurde.

Bei einer großen Übung desIII. Korps im Raum Lich gegeneinen „echten Funkgegner“eingesetzt, erzielte das Fern-meldebataillon im April 1964erste „spektakuläre Aufklä-rungserfolge“, wie Oberstleut-nant Erich Mahl in der Chro-nik nicht ohne Stolz ver-merkt. (zve)

HNA-Serie: 50 Jahre Bundeswehr in Frankenberg (3)

FrankenbergSamstag, 28. April 2012

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FrankenbergSamstag, 5. Mai 2012

Standortverwaltung Frankenberg: Von hier aus an der Ecke Marburger-/Königsberger Straße wurden von 1965 bis 1993 die Bundes-wehreinheitenmit allem versorgt, was für ihre Verpflegung und die Verwaltung der Liegenschaften notwendig war. Aus dem Lagerge-bäude rechts wurde 1995 die Regenbogenschule. Fotos:Völker (5)

lionen DM an Löhnen für dieim Standortbereich beschäf-tigten Arbeiter zahlbar ge-macht, die über Konten hiesi-ger Geldinstitute fließen.“Hinzu kamen noch die Gehäl-ter der Beamten und Ange-stellten, direkt ausgezahltvom Wehrbereichsamt IV inWiesbaden.

An kleine und mittelständi-sche Betriebe der Region zahl-te die Bundeswehrverwaltung1981 allein für Instandsetzun-gen und Bauunterhaltungen633 000 DM – diese Beispielemachen deutlich, welche Be-deutung die Bundeswehr fürdie Ederstadt als Wirtschafts-faktor hatte.

Auflösung 1993Zwar war nach Ende des

Kalten Krieges mit dem Weg-fall wichtiger Aufklärungsauf-gaben 1993 der Bestand derFrankenberger Kaserne unddes Fernmelderegiments 320gesichert, die örtliche Stand-ortverwaltung wurde jedochaufgelöst. Die zivile Betreuungerfolgte nun von Stadtallen-dorf aus.

Das ehemalige Lagergebäu-de der Frankenberger Stand-ortverwaltung baute der Land-kreis 1995 für 8,2 MillionenDM zu einer Grundschule für300 Kinder um, die sich späterden Namen „Regenbogen-schule“ gab.

betrieb. Werner Stück, dama-liger Leiter der Standortver-waltung, berichtete stolz: „ImJahr 1981 wurden von derLohnstelle der StOV Franken-berg beispielsweise ca. 3,2 Mil-

Zwanzig Jahre später botdiese Standortverwaltung be-reits annähernd 100 PersonenArbeitsplätze in Verwaltung,Technik, Betriebs- und Um-weltschutz sowie im Küchen-

VON KAR L -H E RMANN VÖLK ER

FRANKENBERG. Neben denStreitkräften, so sieht es dasGrundgesetz vor, gibt es eineeigenständige, zivile Bundes-wehrverwaltung, die die Trup-pe im Interesse ihres militäri-schen Auftrags von Verwal-tungs- und Versorgungsaufga-ben entlasten soll.

So kam es, dass vor 50 Jah-ren bis zum Einzug der erstenSoldaten in Frankenberg inder Kaserne auch eine funktio-nierende Standortverwaltungaufgebaut werden musste, dievom Mobiliar der Unterkünftebis hin zu Küchen- und Kanti-neneinrichtungen, Koks oderHeizöl für die Heizzentralensowie Bekleidung für die Sol-daten zu sorgen hatte.

Auch hier war anfangs Im-provisation gefragt: DieDiensträume der „StOV“, wiesie kurz genannt wurde, be-fanden sich zunächst behelfs-mäßig in einem angemietetenGebäude in der RöddenauerStraße (später Baumarkt Bal-zer).

Erst im Winter 1962/63 be-gannen die Erdarbeiten fürein eigenes Verwaltungs- undLagergebäude an der EckeMarburger/Königsberger Stra-ße, das mit 2,4 Millionen DMBaukosten veranschlagt warund im Dezember 1965 von 33Bediensteten bezogen werdenkonnte.

Millionen für den StandortZiviler Verwaltungsbereich kümmerte sich um Mobilar, Heizöl und Uniformen

Handwerker, Militärs und Ehrengäste: Sie alle trafen sich im No-vember 1962 im großen Speisesaal des Wirtschaftsgebäudes derKaserne zum Richtschmaus. Rund 20 Millionen DM sollte die Ka-sernenanlage kosten. Auch Ringstraße und Entwässerungsanlagewaren schon fertig. Fotos: Clausen (3)

Gastronomische Herausforderung: Frankenbergs bekannter Gast-wirt Heini Vöhl (im Bild rechts), der uns aus seinem Fotoalbumdiese Bilder zur Verfügung stellte, hatte beimRichtfest 1960bis zu1200 Personen mit Bier sowie Riesenmengen an Rippchen undSauerkraut zu versorgen.

Richtfest für Wirtschaftsgebäude: Festliche Musik mit dem Richt-spruch von Zimmermeister Adam Beaupain erlebten viele Gästeam17. November 1960.Mehr als 1000 Arbeiter regionaler FirmenwieMüller-Gönnern,Neuschäfer, Biker undNaumannwarenbeimBau beteiligt.

Ökumenischer Feldgottesdienst: In den 1980-er Jahren waren dieStOV-Mitarbeiter mit einem eigenen Posaunenchor dabei.

HNA-Serie: 50 Jahre Bundeswehr in Frankenberg (4)

Mehr als 1000 Arbeiter waren beim Bau der Kaserne beteiligt

HINTERGRUND

120 Einzelteile pro RekrutAuch für die Einkleidung derWehrpflichtigen war dieFrankenberger Standortver-waltung zuständig. Kaumvorstellbar, wie viel so einjunger Rekrut 1987 als per-sönliche Ausrüstung in derKleiderkammer ausgehän-digt bekam: 120 Einzelteile!Sie reichten vom Barett über

den Kampfschuh bis zum Ess-besteck und zum Klappspa-ten im Gesamtwert von rund2 300 DM. Und weil die alteKommiss-Devise „Passt, derNächste!“ längst nicht mehrgalt, standen Schneider undSchuhmacher als handwerkli-ches Fachpersonal zur Verfü-gung (zve)Uniformen für junge Staatsbürger: In der Frankenberger StOV-

Kleiderkammer bekamen die Wehrpflichtigen ihre Ausrüstung.

Die neue Truppenküche: Allein hier gab es 1964, als dieses Fotoentstand, rund 20 Arbeitsplätze.

Suppe aus dem großen Kessel:Täglich waren hier in den An-fangsjahren der Kaserne rund1100 Soldaten zu verpflegen.

te Regierungsamtmann EdgarLerch für eine anschaulicheKüchenstatistik: Für die da-mals 1100 Soldaten warenjährlich 24 700 Kilo Wurst,2200 Kilo Wurstkonserven,24 800 Kilo Frischfleisch,51 400 Kilo Brot, 202 000 Bröt-chen, 113 000 Eier, 23 500 Li-ter Milch, 30 000 Kilo Gemüseund 60 000 Kilo Kartoffeln zubesorgen.

Insgesamt 900 000 DM gabdie Standortverwaltung bei-spielsweise 1981 für Lebens-mittel aus, dezentral und vor-wiegend bei regionalen Erzeu-gern. Und wenn dann nocheine große NATO-Gefechts-übung wie „Constant Enfor-cer“ wie im Jahr 1979 ins Hausstand, bei der etwa 6000 Solda-ten täglich zu verköstigen wa-ren, kostete die Verpflegungzusätzlich noch einmal400 000 DM mehr. Wobei be-tont wurde, dass „der größteTeil der verausgabten Haus-haltsmittel Betrieben im Land-kreis Waldeck-Frankenbergzufließt“. Zur Beheizung derKaserne wurden damals jähr-lich 24 000 Zentner Festbrenn-stoffe und 335 000 Liter Heizölverfeuert. (zve)

FRANKENBERG. Eine eigeneGroßküche kümmerte sich inder 1962 bezogenen Burg-waldkaserne um die Verpfle-gung der Soldaten. In dieserstationären Truppenküche ar-beiteten in späteren Jahrennicht nur Feldköche, sondernauch zivile Küchenfachkräfteund Hilfspersonal, etwa 20Personen insgesamt.

Bei der offiziellen Eröff-nung des Neubaus für dieFrankenberger Standortver-waltung im Februar 1966 sorg-

Jährlich 60 000Kilo KartoffelnEigene Truppenküche sorgt für die Verpflegung

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HNA-Serie: 50 Jahre Bundeswehr in Frankenberg (5)

HINTERGRUND

Internationale EinsätzeMit der Heeresstrukturre-form 5 der Bundeswehr nachder Deutschen Vereinigungänderte sich auch in Franken-bergviel:DasBataillonwurdezum „Fernmelderegiment320“ aufgestuft. Es folgte dieTeilnahme von EloKa-Spezia-listen an internationalenUNO-Einsätzen 1993 in So-malia, 1994wurden Teile desRegiments zu „Krisen-Reakti-

ons-Kräften“ (KRK) bestimmt,1996 reiste das erste Voraus-kontingent mit 17 FahrzeugennachMostar in Bosnien (SFOR)und 1997 folgten dorthin dieHauptkräfte. 1999 begann derKFOR-Einsatz im Kosovo, 2002der Auslandseinsatz ISAF in Af-ghanistan. Ab 2003 wurde derFrankenberger Heeresverbandzum „Bataillon ElektronischeKampfführung 932“ in der

Streitkräftebasis umgerüstet.Am 7. Juni 2003 verletzte einSprengstoffanschlag bei Kabulvier Soldaten des Bataillonstödlich. Inzwischen ist das Elo-Ka-Bataillon mit seinem 28.Kontingent in Afghanistan sta-tioniert. Von den derzeit zumFrankenberger Bataillon gehö-renden Soldaten haben 349bereits 116 610 Tage im Aus-landseinsatz verbracht. (zve)

Rudolf Grabau: Der ehemaligeKommandeur ist heute Fern-melde-Fachhistoriker.

denseinsatz über eine Span-nungszeit zum Verteidigungs-fall entwickelt“, berichtet Gra-bau in der Garnison-Chronik.Er selbst trug während seinerFrankenberger Zeit wesent-lich dazu bei, dass im Ost-West-Konflikt selbstständigegrenznahe Fernmelde-Aufklä-rungskompanien aufgestelltund die Elektronische Kampf-führung um rund 800 Dienst-posten verstärkt wurden.

Der heute in Much (Rhein-Sieg-Kreis) lebende Obersta. D. gehört in der Bundesre-publik inzwischen zu den füh-renden Fachhistorikern derFernmeldetruppe und elektro-nischen Aufklärung. Sein vier-bändiges Werk „Die Fernmel-

FRANKENBERG. War dasFrankenberger Fernmeldeba-taillon 320 im Kalten Krieg an-fangs weitgehend mit ortsfes-ten Schwerpunkten einge-setzt, wurden in den 1970erJahren höhere Anforderungenan seine Mobilität gestellt. Esnahm teil an großen gemein-samen Fernmeldeübungenvon Korps und Division („Grel-ler Blitz“) und es deutete sich,wie der damalige Komman-deur Oberst Rudolf Grabau(von 1973 bis 1976) feststellte,bereits die Einbeziehung derEloKa in den Aufklärungsver-bund des Heeres an.

Schon bei der Planübung„Januskopf“ 1971 wurde erst-mals ein „Konzept vom Frie-

Sie übten den „Grellen Blitz“Der ehemalige Kommandeur Rudolf Grabau ist heute Fernmelde-Fachhistoriker

detruppe EloKa des Heeres“hat in Fachkreisen als Stan-dardwerk über die Elektroni-sche Kampfführung hohe An-erkennung gefunden. Mehrals 100 zeitkritische und funk-historische Veröffentlichun-gen und Buchbesprechungensind von Rudolf Grabau indem Informationsmagazin „F-Flagge“ erschienen.

Für seine jahrlange Mitwir-kung bei der truppenge-schichtlichen Forschung hatder „Fernmeldering e. V.“, einZusammenschluss ehemaligerAngehöriger der Fernmelde-dienste der Bundeswehr,Oberst a. D. Rudolf Grabau2009 zu seinem Ehrenmitgliedernannt. (zve)

Hochfrequenz-Antennen alsWahrzeichen: Vonhier auswurdewährenddesOst-West-Konflikts der Funkverkehr von TruppendesWar-schauer Paktes abgehört. DasAntennenfeld (unten imBild) der Burgwaldkaserne ist nunüberflüssig gewordenund soll in dennächstenWochen endgültig abmontiert werden. Alle Fotos: Völker

truppen. 1983 erhielt die Fern-meldekompanie 2 den erstenTransportpanzer Fuchs,scherzhaft genannt „Iller - derFrequenzkiller“.

Sieben Jahre später, nachMauerfall und Wiedervereini-gung, halfen FrankenbergerSoldaten in den neuen Bun-desländern beim Aufbau mit.Plötzlich standen sich ehema-lige NVA-Angehörige undFrankenberger Bundeswehr-Fernmeldesoldaten bei der ge-meinsamen Auflösung ihrerehemaligen elektronischenHorchposten freundschaftlichgegenüber.

Im Oktober 1992 hieß esdann: „Letzte Schicht“ für dieFernmeldekompanie 947, ihrAufklärungsauftrag war been-det.

durch Truppen des Warschau-er Paktes den Politikern undMilitärs solch wichtige politi-sche Entscheidungsgrundla-gen, dass es für sie anschlie-ßend hohes Lob bei einem Be-such durch den Generalin-spekteur der Bundeswehr, Ul-rich de Maizière, gab.

Zum Jahreswechsel 1972war als neues Wahrzeichender Burgwald-Kaserne dasHochfrequenz-Antennenfeldvon weither sichtbar, mit demnun rund um die Uhr nach Os-ten gehorcht werden konnte.Im Sprachlabor bekamen diejungen Soldaten eine Rus-sisch-Spezialausbildung. ImSüdraum der DDR überwach-ten die Frankenberger ab 1978den Funkverkehr der Nationa-len Volksarmee und Grenz-

land (GSTD) hinein. Ab Okto-ber 1962 wurde die erste sta-tionäre Fernaufklärung vonFrankenberg aus – behelfsmä-ßig im Kompanie-Leseraumeingerichtet – betrieben. „DasBataillon erzielte 1964, erst-mals im Rahmen einer Korps-übung eingesetzt, spektakulä-re Aufklärungserfolge“, no-tierte Oberstleutnant ErichMahl in der Chronik.

Lob vom GeneralinspekteurDie auf elektromagnetische

Ausstrahlung hoch speziali-sierten Fachleute des Franken-berger Fernmeldebataillonslieferten mit ihren Mitteln derElektronischen Kampffüh-rung wie Aufklären, Stören,Suchen und Auswerten 1968bei der Besetzung der CSSR

VON KAR L -H E RMANN VÖLK ER

FRANKENBERG. In Zeiten desKalten Krieges, bei dem sichan der innerdeutschen Grenzenoch bis in die 1980er-JahreSoldaten der NATO und desWarschauer Paktes bewaffnetgegenüberstanden, währendder Kubakrise 1962 oder auchbeim Einmarsch der Ostblock-Streitkräfte in die Tschecho-slowakei zur Niederschlagungdes „Prager Frühlings“ 1968 -schon früh in seiner Geschich-te war das FrankenbergerFernmeldebataillon 320 mitseiner technischen Spezialaus-rüstung in die politischen Ent-wicklungen Europas einge-bunden. Seine Strukturenpassten sich dabei an bis zurUmgliederung 2003 in dasheutige „Bataillon Elektroni-sche Kampfführung 932, dasseit 1996 ständig Kontingentefür Auslandseinsätze der Bun-deswehr bereit stellt.

Schon wenige Monate nachder Gründung betrieben Fran-kenberger Soldaten elektroni-sche Aufklärung auf dem Ho-hen Meißner an der Zonen-grenze im „Fenmeldebeobach-tungsdienst“, orteten auf deröstlichen Seite Signale von Ra-dargeräten und Waffenlenk-systemen und horchten in dieFunknetze der Gruppe Sowje-tischer Truppen in Deutsch-

GehorchtwurdenachOstenFrankenberger Soldaten gelten als Spezialisten für Elektronische Kampfführung

Suchen, aufklären, stören: Die Erfassungstrupps des Frankenber-ger Fernmelderegiments 320 waren technisch hoch effizient aus-gerüstet.

Einsatzort Afghanistan: Im letzten Jahrzehnt wurden die Franken-berger EloKa-Soldaten am Transportpanzer Fuchs (links) und Stö-rer Hummel für ihren Auslandseinsatz ausgebildet.

Mobiler Einsatz: Mit diesenMLQ-Peilgeräten der Fernmel-der konnten Standorte und Be-wegungen gegnerischer Trup-pen aufgeklärt werden.

Horchposten Zonengrenze: Biszu seiner Sprengung2009dien-te dieser Turm auf dem HohenMeißner den FrankenbergerEloKa-Spezialisten.

Modernes Sprachlabor: In der Burgwaldkaserne erhalten die Elo-Ka-Soldaten derzeit hier ihre Ausbildung in englischer Sprache.

Frankenberg Samstag, 12. Mai 2012

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FrankenbergSamstag, 19. Mai 2012

HNA-Serie: 50 Jahre Bundeswehr in Frankenberg (6)

Nächtliche Zeremonie: Bei der ersten öffentlichen Vereidigung inFrankenberg imNovember 1962 schritten (von links) die OffiziereBarkhoff, Mahl und Miosga die Front der angetretenen Soldatenab.

Recht und Freiheit zu verteidigen: Das gelobten am 14. August1985 in Frankenberg 800 am Rathaus versammelte Rekruten.

Plakate gegen Rüstung: Bei einem feierlichen Gelöbnis vor 1000jungen Soldaten demonstrierten Mitglieder der Waldeck-Fran-kenberger Friedensinitiative gegenKrieg.Die PolizeibeamtenDie-ter Eidmann und Günter Langendorf sahen entspannt zu.

NDR-Fernsehfilm „Der deut-sche Kleinstädter“ von TheoGallehr entlarvend dokumen-tierte.

In dem kritischen „Jugend-club R“ wurde in Frankenbergdamals neben der Notstands-gesetzgebung das ThemaWehrdienst intensiv disku-tiert, die Zahl der Kriegs-dienstverweigerer stieg deut-lich an. Aber schon kurze Zeitspäter, so stellte Oberst RudolfGrabau fest, Kommandeurvon 1973 bis 1976, „war dieZeit der ‚APO’ vorbei, die Ju-gend hatte sich weitgehendangepasst. Wehrpflichtige sa-hen ihren Dienst als selbstver-ständliche Pflicht an, Kriegs-dienstverweigerung und dis-ziplinare Verfehlungen warenin der Truppe selten gewor-den.“

Gewaltfreier ProtestAls Mitte der 1980er-Jahre

in ganz Deutschland Millio-nen gegen den NATO-Doppel-beschluss für atomare US-Mit-telstreckenraketen demons-trierten, protestierten Mitglie-der der Waldeck-Frankenber-ger Friedensinitiative mehr-mals bei Gelöbnissen gewalt-frei mit Plakaten und Sprech-chören gegen Rüstung undKrieg. Das war für die bisheran militärisches Zeremoniellim Marschrhythmus gewöhn-ten Bürger und Soldatenhöchst provokant, mussteaber als demokratischesGrundrecht akzeptiert wer-den. Marburger Rüstungsgeg-ner, im kalten Februar 1982auf dem Weg zu Anti-WAA-Ak-tionen in Frankenberg, beka-men beim Demonstrieren vordem Tor der FrankenbergerBurgwaldkaserne sogar war-men Tee angeboten, wie Zeit-zeugen berichten. (zve)

FRANKENBERG. Die 1949 mitGründung der NATO angesto-ßene heftige Debatte um einedeutsche Wiederbewaffnung,die 1957 verabschiedete „Göt-tinger Erklärung“ von 18 Wis-senschaftlern gegen Atomwaf-fen in Deutschland, der Ein-tritt der USA in den Vietnam-krieg 1963 und der NATO-Dop-pelbeschluss vom 12. Dezem-ber 1979 führten in der Fran-kenberger Region, insbeson-dere bei jungen Bürgern, im-mer wieder zu kontroversenDiskussionen.

Es bildete sich eine „Frie-densinitiative Frankenberg“,die mit Demonstrationen undaktiver Teilnahme an Oster-märschen gegen Kriege undAufrüstung deutlich Stellungbezog. Angesichts der großenMehrheit der FrankenbergerBevölkerung, die dem Auftragder Bundeswehr positiv ge-genüber stand, galten die Mit-glieder der Friedensbewegungoder AußerparlamentarischenOpposition (APO) als Außen-seiter, mit denen die Honora-tioren arrogant und verständ-nislos umgingen, wie 1968 der

Warmer Teeam KasernentorFriedensbewegung war in Frankenberg aktiv

HINTERGRUND

WehrpflichtAm 21. Juni 1956 führte dieBundesrepublikDeutschlanddieWehrpflicht ein. Andersals dieMöglichkeit zur Kriegs-dienstverweigerung war siezunächst nicht im Grundge-setz verankert. Die Wehr-dienstdauer für junge Män-ner wurde im Lauf der fünf-zigjährigen Standortge-schichte von ursprünglich 18Monaten auf zumSchluss nurnoch sechs Monate herabge-setzt, was vor allem für dietechnisch hochspezialisierteFrankenberger Fernmelde-truppemit ihren mehrerenzehntausendWehrpflichti-

gen viele Anpassungen erfor-derte. Konzept für die Wehr-pflicht war das Leitbild der„Inneren Führung“ und des„Staatsbürgers in Uniform“.Beim feierlichen Gelöbnisverpflichtetensichdie jungenSoldaten, „das Recht und dieFreiheit des deutschen Vol-kes tapfer zu verteidigen“.2010 kammit der vom Bun-deskabinett beschlossen Aus-setzungderWehrpflichtauchdas Ende der öffentlichen Ge-löbnisse - Zeit- und Berufssol-daten der Bundeswehr gelo-ben nicht, sondern werdenvereidigt. (zve)

Aufzug der Truppenfahnen: Besonders feierlich und in Anwesenheit vieler hundert Zuschauer und Ehrengäste veranstaltete das EloKa-Bataillon 932 im Juni 2009 auf demObermarkt ein öffentliches Gelöbnis. Gefeiert wurden das 45-jährige Jubiläumder Garnison und 15Jahre Partnerschaft zwischen Bataillon und Stadt Frankenberg. Fotos: Völker

AndréWelter

Marschtritt auf dem Obermarkt: Zum ersten Mal seit Bestehen der Bundeswehr-Garnison vor 50 Jahren zogen am 28. November 1962zu einer öffentlichen Vereidigung in die Frankenberger Altstadt.

fentliche Gelöbnisse. Zuneh-mend bemühten sich auch dieumliegenden Städte und Ge-meinden um das militärischeZeremoniell der Vereidigung,um ihre Verbundenheit mitden Soldaten auszudrücken,von denen viele nach ihrerWehrpflicht- oder Dienstzeitin der Region Arbeit fandenund Familien gründeten.

Funker hielt RedeÖffentlich gelobt wurde bei-

spielsweise 1983 auf demSportplatz von Burgwald-In-dustriehof, 1984 in Batten-berg, 1986 in Bromskirchen,1987 in Hesborn, 1988 in Hai-na-Kloster, 1989 in Frankenauoder 1990 in Liesen. Neben Mi-litärs und Regierungsvertre-tern durften auch Kommunal-politiker Reden halten, 1992sogar ein Rekrut, der FunkerChristian Engel.

Erstmals leisteten nach derdeutschen Wiedervereinigung1991 Rekruten aus den neuenBundesländern ihren Fahnen-eid. Bei der feierlichen Verei-digung 2007 setzte sich Kom-mandeur Oberstleutnant An-dré Welter noch einmal fürden Erhalt der mittlerweileumstrittenen AllgemeinenWehrpflicht ein. „Jeder Aus-landseinsatz ist nur realisier-bar durch den unverzichtba-ren Beitrag von Grundwehr-dienstleistenden im Inland.“

links). Zwei Jahre späterkamen etwa 5000 Zuschauerzur nächtlichen Rekrutenver-eidigung mit Großem Zapfen-streich, 100 Fackelträgern undverstärktem Heeresmusik-korps 2 auf den Sportplatz.

Als 1972 zum zehnjährigenBestehen die Garnison zum„Tag der offenen Tür“ einlud,strömten 8000 Besucher aufdas Gelände. Bis dahin hattedas Fernmeldebataillon schonetwa 5000 Rekruten ausgebil-det.

1978 und in den Folgejah-ren war immer wieder derObermarkt Schauplatz für Öf-

angesichts der Weltlage ent-scheiden müsse, „entwedermit aller Konsequenz freiheit-lich oder totalitär zu sein. JedeHalbheit ist bereits Kapitulati-on.“

Bewusstes HeraustretenDas bewusste Heraustreten

der Bundeswehr aus ihrem Ka-sernenbereich in den öffentli-chen Raum und die Wiederbe-lebung von altem militäri-schem Zeremoniell übte inder Anfangszeit eine großeFaszination bei den Franken-bergern aus, Kritik war nochkaum zu spüren (Artikel

VON KAR L -H E RMANN VÖLK ER

FRANKENBERG. Fackel-schein, Männerchor-Klängeund Militärmusik begleiteten

am Abend des28. November1962 auf demFrankenber-ger Obermarkteine feierlicheRekrutenverei-digung, dieerste seit demdemokrati-schen Neube-

ginn der Bundesrepublik. Sol-che öffentlichen Gelöbnissewaren in der jungen Bundes-wehr damals durchaus nochkeine Selbstverständlichkeit,und Oberstleutnant ErichMahl nutzte in seiner Rede dieGelegenheit, deutliche Unter-schiede zur jüngsten deut-schen Geschichte herzustel-len.

„Wir haben in der Vergan-genheit erlebt, dass Soldatendurch den Eid, der sie an einverbrecherisches Systemband, in schwerste Gewissens-konflikte gebracht wurden“,erklärte der StandortältesteMahl und erläuterte den ers-ten Wehrpflichtigen und Frei-willigen der FrankenbergerGarnison die Begriffe Dienen,Treue und Tapferkeit. Er be-schrieb die „ständige Drohungvom Osten her“ und dass jeder

Gelöbnisse im FackelscheinBundeswehr zeigte ihren Auftrag außerhalb der Kaserne im öffentlichen Raum

HNA-SeriezumNachlesenDie einzelnen Serien-Teile,die in der HNA über „50 Jah-re Bundeswehr Franken-berg“ erschienen sind, hal-ten wir zum Nachlesen fürSie im Internet bereit. Sie fin-den die Seiten in einem sogenannten Blätterkatalog:www.hna.de/frankenberg

Page 7: HNA-Serie:50JahreBundeswehrinFrankenberg(1)...nierte man in Treysa. Das Ba-taillon verfügte über sechs, später noch vier Raketenwer-fer für die nuklearfähige Kurz-streckenrakete

HNA-Serie: 50 Jahre Bundeswehr in Frankenberg (7)

HINTERGRUND

Rauschende BallnächteFestliche Ballkleider, Gesell-schaftsanzug für Offiziere,fantasievolle Dekorationen,gepflegte Tanzmusik, sehenund gesehen werden: DieStandortbälle des Offizier-korps der Bundeswehr imMannschaftsspeisesaal derKaserne, imMärz 1963 vonOberstleutnant Mahl einge-führt, entwickelten sich zuHöhepunkten im gesell-schaftlichen Leben der

Kleinstadt. Sie fanden, mit we-nigen Unterbrechungen wienach dem Ausbruch des Golf-krieges 1991, jährlich statt,zum letzten Mal im Oktober2011 unter demMotto „Tanzder Pharaonen“. Gefeiert wur-de dabei auch der kurz zuvorverkündete Fortbestand desEloKa-Bataillons 932 amStand-ort Frankenberg. Parallel dazuentwickelte sich als Ball derUnteroffiziere der „Tanz in den

Mai“, angeregt von Hauptfeld-webel Ralph Schmeyer, zu ei-nem von Zivilbevölkerung undBundeswehr geschätzten Inte-grationselement. 1989 hattenbereits 8500Bürger aus der Re-gion an den rauschenden Ball-nächten teilgenommen, 2004wurde auch erstmals gemein-sam ein Garnisonball außer-halb der Kasernentore in derFrankenberger Ederbergland-halle gefeiert. (zve)

Internationale Partner: Die Truppenfahnen von amerikanischenund französischen Pateneinheiten der Frankenberger Fernmelderwaren bei festlichen Aufmärschen stets dabei.

Premiere: ImNovember 1965: Oberstleutnant ErichMahl eröffne-te beim ersten Standortball in der Kaserne das kalte Büfett.

Verstärkung: Die Handballmannschaft des TSV Frankenberg be-stand 1970 fast ausschließlich aus Bundeswehrsoldaten.

Tanz in denMai: Zu den treustenGästen des Balls der Unteroffizie-re gehörten Frieda und Walter Hollmann, die bei der 25. Veran-staltung 1989 von den HauptfeldwebelnMoryson und Densky ge-ehrt wurden.

berger Familien, Weihnach-ten 1985 verlebten acht US-Soldatinnen die Feiertage beideutschen Gastfamilien.

Enge Partnerschaft mit dem54. Regiment de Transmissionder französischen Armee wur-de im Juni 1989 aufgenom-men. Hier wie auch bei demKontakt zur 102 EW-Companyder niederländischen Streit-kräfte 1990 stand vor allemtechnischer Erfahrungsaus-tausch in der elektronischenKampfführung im Vorder-grund.

Die Gemeinde Vöhl, derenBürgermeister Harald Plünn-ecke seine Dienstzeit in derBurgwald-Kaserne abgeleistethatte, schloss im April 1996als Zeichen der Verbunden-heit eine Patenschaft mit der3. Kompanie des Fernmeldere-giments 320 ab und besiegeltedies schließlich bei einem öf-fentlichen Gelöbnis am 22.August 1996. (zve)

FRANKENBERG. Die Einbin-dung in das westliche Vertei-digungssystem der NATO er-forderte von den Frankenber-ger Fernmeldern von Beginnan Kooperation mit den Part-nerstreitkräften. Auf dem Ho-hen Meißner horchten sie mitihren Antennen während desKalten Krieges Turm an Turmmit Aufklärern der US-Armyin Richtung Osten.

„Nur an ihrer Seite kann dieBundeswehr einen Beitrag zurSicherheit eines freien Europaleisten“, erklärte Oberstleut-nant Ulfried Schreglmann, als1981 das Fernmeldebataillon320 und das amerikanische302D Military Intelligence Bat-talion Frankfurt eine Paten-schaft schlossen. In den Folge-jahren gab es viele militäri-sche und private Begegnun-gen von Offizieren und Mann-schaftsdienstgraden, bei Bäl-len übernachteten amerikani-sche Ehepaare bei Franken-

Enge Freundschaftmit Nato-PartnernPrivate Kontakte und Erfahrungsaustausch

ne“ beschloss die Stadtverord-netenversammlung am 18. Ja-nuar 1992 ganz offiziell, einePatenschaft für das Fernmel-deregiment 320 zu überneh-men.

Dass sie 20 Jahre lang mitLeben erfüllt wurde, soll auchbei den Feierlichkeiten zum50-jährigen Standortjubiläumin diesem Jahr wieder sichtbarwerden.

Wilhelm Falkenstein, dass dasgekrönte „F“ im Wappen derStadt Frankenberg auch zumVerbandsabzeichen der„F“ernmelder werden durfte,1981 vom Truppenkomman-deur Generalmajor Schrödernoch einmal genehmigt.

Als „Zeichen der Verbun-denheit der Bevölkerung derStadt Frankenberg mit denSoldaten der Burgwaldkaser-

Daneben gehörte zur kom-munalpolitischen Etikette,dass Landräte und Bürger-meister ihre „Antrittsbesu-che“ in der Kaserne machten.Landrat Heinrich Kohl, dersich für den Standort Franken-berg sehr eingesetzt hatte,wurde 1968 gar zum „Ehren-kommandeur“ des Fernmelde-bataillons 320 ernannt. Schon1964 erlaubte Bürgermeister

VON KAR L -H E RMANN VÖLK ER

FRANKENBERG. Auch wenndie Kaserne vor 50 Jahren weitdraußen vor den Toren derStadt Frankenberg und damitsehr abgelegen am „Vogel-haus“ gebaut wurde, trotz ih-rer verschärften Sicherungs-anlagen rund um geheimeFunktechnik - die „Staatsbür-ger in Uniform“ bemühtensich von Beginn an, auch au-ßerhalb der Kaserne mit denMenschen in der Region inKontakt zu bleiben. Die StadtFrankenberg mit ihren Verei-nen, Sport- und Bildungsein-richtungen ging zudem offen-siv auf die neuen Mitbürger inUniform zu.

Als nach einem kühlen, ver-regneten Sommer 1962 dieLandwirte nur mit Mühe ihreErnte einbringen konnten,rückten Soldaten der Garni-son zum Ernteinsatz aus. ImFrühjahr 1963 siegten dieFernmelder gleich bei der ers-ten ADAC-Nachtorientie-rungsfahrt, kurz darauf pack-ten sie beim Aufbau des Ju-gendrotkreuz-Zeltlagers „Al-bert Schweitzer“ am Ederseemit an. Soldaten des Bataillonshalfen im Juli bei der Renovie-rung der Liebfrauenkirche, an-dere bauten den Weg zumDRK-Altersheim Battenbergmit aus.

Ein 60 Mann starker Solda-tenchor wurde gegründet, der1966 beim Sängerwettstreitdes III. Korps in Koblenz einenbeachtlichen fünften Platz be-legte und mit Chorleiter OttoSchwieder viele öffentlicheAuftritte hatte. Garnisonsport-feste, Tage der offenen Tür,Schießwettbewerbe für Behör-denvertreter, Mitwirkung beiStraßensammlungen für dieKriegsgräberfürsorge undbeim Volkstrauertag, Teilnah-me an Stadtfesten und am all-jährlichen Pfingstauszug inden Listenbach schufen engeBindungen. Die „Frankenber-ger Burgnarren“ ernanntenSoldaten zu Karnevalsprinzen.

1970 kämpfte eine Hand-ballmannschaft des TSV Fran-kenberg um die Meisterschaftin der Kreisklasse B. Torwartund Trainer war der Unteroffi-zier Peter Moryson, der sichheute erinnert: „Nur drei derSpieler waren keine Solda-ten!“

Guter Kontakt zur RegionDie Integration der Bundeswehr-Soldaten wurde von Beginn an gefördert

Urkunde unterzeichnet: Im Mai 1992 besiegelte die Stadt Frankenberg im Anschluss an ein feierli-ches Gelöbnis ihre Patenschaft für die vom Bataillon zum Fernmelderegiment 320 umgewandelteEinheit. Das Foto zeigt (von links) Bürgermeister Helmut Eichenlaub, Hauptabteilungsleiter HeinzMüller, Stadtverordnetenvorsteher Rainer Parthen und Kommandeur Kurt Schwarz. Fotos: Völker

Erster Standortball: Die Frankenberger feierten ihn am 9. März 1963 imMannschaftsspeisesaal als gesellschaftliches Ereignis. Die Tanz-fläche reichte kaum aus.

Frankenberg Dienstag, 29. Mai 2012FK

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HNA-Serie: 50 Jahre Bundeswehr in Frankenberg (8)

Der Außenminister ist gelandet: Bundespolitiker nutzten immer gern den Hubschrauberlandeplatz in der Burgwaldkaserne, so auchErichMende (3. von rechts), als er zu einer FDP-Veranstaltung in Frankenberg einflog. Begrüßtwurde er von Landrat Heinrich Kohl (Rü-cken zur Kamera), Oberstleutnant Erich Mahl, BürgermeisterWilhelm Falkenstein und HNA-Redakteur Rudolf Brehme (rechts).

Bundes- und Landespolitikerkamen zu öffentlichen Gelöb-nissen ins FrankenbergerLand und hielten dort Redenzum friedenssichernden Auf-trag der Bundeswehr, so Bun-desverteidigungsminister Pe-ter Struck im Mai 2004 in derPatengemeinde Vöhl oder derhessische Innenminister Vol-ker Bouffier im Juni 2007 aufdem Obermarkt in Franken-berg.

Eine herausragende inter-nationale Würdigung für diebesonderen Leistungen desFrankenberger BataillonsElektronische Kampfführung932 fand im Oktober 2004 inSan Diego/USA statt: Als ersterdeutscher Verband erhielt dieEinheit nach Beendigung desSFOR-Einsatzes den „Nato An-nual Unit Award“. Oberstleut-nant Peter Richert nahm alsKommandeur die Auszeich-nung entgegen.

Struck. Generalinspekteuredes Heeres wie Generalleut-nant Hans-Henning von San-drat und der Streitkräftebasiswie Vizeadmiral Bernd Heisewaren wiederholt im Rahmenihrer Dienstaufsicht zu Gast.

Das EloKa-Bataillon 932 prä-sentierte im Juni 2004 erst-mals seine Leistungsfähigkeitmit vier mobilen Aufklärungs-systemen der neuesten Gene-ration im Zentrum für Nach-richtengewinnung der Bun-deswehr in Gelsdorf vor Bun-deskanzler Gerhard Schröder.

Besonders eng war der Kon-takt der Frankenberger EloKa-Truppe zu den örtlichenWahlkreisabgeordneten GerdHöfer (SPD) und Bernd Siebert(CDU), die beide als militärpo-litische Fachleute im Verteidi-gungsausschuss des Bundesta-ges mitarbeiteten und sichdort für den Standort Franken-berg einsetzten. Bekannte

flog, um sich in der Bataillons-auswertung die neuesten Auf-klärungsergebnisse der Fran-kenberger Horchzüge an derGrenze vom Einmarsch derWarschauer-Pakt-Kräfte vor-tragen zu lassen. Schon 1965war erstmals Bundesverteidi-gungsminister Kai Uwe vonHassel zu Gast, 1969 lobteBundeskanzler Dr. Kurt GeorgKiesinger in der Burgwald-Ka-serne den Beitrag der Franken-berger Soldaten zum NATO-Auftrag.

Ankunft im HubschrauberImmer wieder stiegen im

Lauf der Garnisongeschichteauf dem Hubschrauber-Lande-platz prominente deutsche Po-litiker aus, unter ihnen derBundesaußenminister ErichMende, BundessozialministerNorbert Blüm oder die Bun-desverteidigungsminister Ru-dolf Scharping und Peter

VON KAR L -H E RMANN VÖLK ER

FRANKENBERG. Welch großeBedeutung die hochspeziali-sierte Funktechnik und dieelektronische Aufklärungsar-beit der Frankenberger Fern-melde-Einheiten in ihrer fünf-zigjährigen Geschichte zurFriedenssicherung hatten,zeigte sich immer wieder inSpannungszeiten währenddes Kalten Krieges und wäh-rend internationaler Krisen.Dann wurde den EloKa-Fach-leuten in der FrankenbergerGarnison bei Besuchen vonhochrangigen Politikern undMilitärs sehr viel politischeAufmerksamkeit zuteil.

Dazu zählt der Besuch desGeneralinspekteurs der Bun-deswehr, General Ulrich deMaizière, der während derTschechienkrise Ende Mai1968 sofort mit dem Hub-schrauber aus Koblenz ein-

Kanzler,Minister,GeneraleProminente Politiker und Militärs waren in fünf Jahrzehnten oft zu Gast

HNA-SeriezumNachlesenDie einzelnen Serien-Teile,die in der HNA über „50 Jah-re Bundeswehr Franken-berg“ erschienen sind, hal-ten wir zum Nachlesen fürSie im Internet bereit. Sie fin-den die Seiten in einem sogenannten Blätterkatalog:www.hna.de/frankenberg

Mehr Licht: Grund zum Anstoßen gab es 1979 für MdB und Majorder Reserve Lothar Haase (Mitte) mit Bürgermeister SeppWaller,als die Straßenbeleuchtung an der K 117 zwischen Stadtrand undKaserne fertig gestellt war.

bekam er vom Kommandeurauch ab und zu Zettel mit An-gelegenheiten zugesteckt,„die höheren Orts nicht sorecht vorankamen, mit derfreundlichen Bitte um weitereVeranlassung“ (so Grabau inseinen Erinnerungen).

Auf diese Weise und mitMdB Haases Unterstützung ge-langte auch das schon langezugesagte Soldatenheim für

FRANKENBERG. „Regelmäßigeinmal im Jahr kam der Majorder Reserve Lothar Haase ausKassel für ein oder zwei Wo-chen zur Wehrübung ins Ba-taillon“, erinnert sich Obersta. D. Rudolf Grabau, Komman-deur in Frankenberg von 1973bis 1976. Der CDU-Bundestags-abgeordnete hatte sich diesenTruppenteil selbst ausgewähltund diente sich allmählichhoch vom Chef der 3. Kompa-nie bis zum stellvertretendenBataillonskommandeur.

Als Vorsitzender des Haus-haltsausschusses unter einerSPD/FDP-Regierung war Lo-thar Haase geschätzt und ge-fürchtet, er fiel zudem im Par-lament durch die meisten Zwi-schenrufe auf. Als Berichter-statter für den Einzelplan 14(Verteidigung) kannte manseine kritischen Nachfragenim Verteidigungsministeriumnur zu gut.

Wenn also der wehrübendeStabsoffizier Haase in Fran-kenberg dienstliche Funktio-nen in der Kaserne erfüllte,

Von Bonn zur WehrübungAlljährlich zog sich der Bundestagsabgeordnete Lothar Haase die Uniform an

Frankenberg endlich in dieMühlen der Verteidigungsbü-rokratie. Es wurde zwar nichtauf dem der Kaserne gegen-überliegenden Hügel „Vogel-haus“ gebaut, sondern als„Teilsozialheim“, in denen einOffizier- und Unteroffiziers-heim gemeinsam unterge-bracht sind, auf einem Ackerneben dem Kasernengelände.Es kostete insgesamt 2,5 Mil-

lionen DM und erhielt den Na-men „Burgwald-Kasino“.

Bei der Eröffnung im Juli1977 war unter den Gästenauch der Bundestagsabgeord-nete Lothar Haase, in Uni-form, versteht sich. Sein poli-tischer Einsatz in Bonn für sei-ne militärische Standort-Hei-mat Frankenberg wurdemehrfach besonders heraus-gehoben. (zve)

Volker Bouffier: Als hessischer Innenminister hielt er beim 45-jäh-rigen Standortjubiläum 2007 auf dem Obermarkt die Gelöbnisre-de und schritt zusammen mit Kommandeur André Welter dieFront ab. Fotos: Völker

Kai Uwe vonHassel: Gleich zweimal besuchte der Bundesverteidi-gungsminister 1965 das Frankenberger Fernmelderegiment 320,hier begrüßt von Feldwebel Ralf Schmeyer (rechts). Im Hinter-grund Standortältester Erich Mahl.

Norbert Blüm: Als stellvertretender Kommandeur empfing MajorKarl-Heinz Bastet (rechts) den langjährigen Bundessozialministerim Jahr 1992 auf dem Gelände der Burgwald-Kaserne.

Kurt-Georg Kiesinger:Während der Herbstübung „Großer Rössel-sprung“ 1969 stattete der Bundeskanzler (3. von links) der Fran-kenberger Kaserne einen Besuch ab. Neben ihm Verteidigungs-Staatssekretär Karl-Günther von Hase.

Ottomar Hansen: Der Generalmajor war der erste hochrangigeBundeswehr-Offizier, der bei der Standortübergabe vor 50 Jahrenauf dem Frankenberger Obermarkt die Gelöbnisrede hielt.

Frankenberger LandMontag, 4. Juni 2012

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Frankenberg Samstag, 9. Juni 2012

HNA-Serie: 50 Jahre Bundeswehr in Frankenberg (9)

Erich Mahl1952 bis 1966

Günter Miosga1966 bis 1968

Heinrich Müller1968 bis 1970

Theodor Müllenberg1970 bis 1973

Rudolf Grabau1973 bis 1976

Axel Ruppert1976 bis 1979

Claus-Jürgen Müller2001 bis 2003

Peter Richert2003 bis 2005

Helmut Heck1998 bis 2001

Heinrich-Wilhelm Steiner1996 bis 1998

Hartmut Pauland1994 bis 1996

Kurt Schwarz1992 bis 1994

Thomas Mauer2008 bis 2011

Manfred Orth2007 bis 2008

AndréWelter2005 bis 2007

Günter Hoffmann1979 bis 1981

Ulfried Schreglmann1981 bis 1985

Hartwig Noth1985 bis 1987

DieterWolff1987 bis 1990

Adolf Gabriel1990 bis 1992

HNA-SeriezumNachlesenDie einzelnen Serien-Teile,die in der HNA über „50 Jah-re Bundeswehr Franken-berg“ erschienen sind, hal-ten wir zum Nachlesen fürSie im Internet bereit. Sie fin-den die Seiten in einem sogenannten Blätterkatalog:www.hna.de/frankenberg

landseinsätze mitden weltweit agie-renden Krisenre-aktionskräften.Für die Komman-deure der erstendrei Jahrzehntewar „Frieden derErnstfall“ (GustavHeinemann) undsie stellten hoch-spezialisierteFachleute für diemilitärische Auf-klärung, nichtaber für den wirk-lichen Kampfein-satz.

Das hat sichdramatisch geän-dert: Nach Inter-ventionen aufdem Balkan müs-sen nun die Solda-ten des Franken-berger EloKa-Ba-taillons 932 imvon Islamistenblutig umkämpf-ten Afghanistanihre ISAF-Aufga-ben auf Augenhö-he mit der Kampf-truppe im Gefecht

bestehen. „Wir sind zudemheute Augen und Ohren fürdie Bundesregierung, müssenaufklären und Krisen rechtzei-tig erkennen“, umschreibt derderzeitige KommandeurOberstleutnant Elmar Hen-schen, der bereits bei zwei frü-heren Verwendungen amStandort in Frankenberg Er-fahrungen sammeln konnte,die neue Situation der EloKa-Fachleute als Teil der Streit-kräftebasis.

1966, sein Stellvertreter undNachfolger Günter Miosga so-gar von Beginn bis 1970. Es ge-lang ihnen, dem aus vielenEinheiten zusammen gestell-ten Fernmeldebataillon 320eine einheitliche Prägung zugeben. Es folgten nach derAufbauzeit die Phasen des Ost-West-Konflikts mit der Siche-rung der Ostgrenzen, der Wie-dervereinigung und Auflö-sung von NVA-Einheitenschließlich seit 1994 der Aus-

ensverhältnis auch zum zivi-len Umfeld der Kaserne, zu Be-hörden, Wirtschaft, Kircheund Kultureinrichtungen her-stellen.

Dabei konnten die „Pionie-re“ der Garnison-Aufbauphaseab 1962, in der viel Improvisa-tions- und Organisationstalentnotwendig war, noch beson-ders lange Dienstphasen inFrankenberg aufweisen:Oberstleutnant Erich Mahl alsStandortältester von 1962 bis

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FRANKENBERG. Fürsorge undVerantwortung für junge Men-schen, Managerqualitäten imGroßunternehmen Kaserne,ständig wachsende militäri-sche und technische Kompe-tenz in der ElektronischenKampfführung, Kooperations-fähigkeit mit UNO und Nato-Partnern beim Friedensein-satz in internationalen Krisen-herden – die weltpolitischenVeränderungen in den vergan-genen 50 Jahren stellten andie Führungskräfte des Fran-kenberger Fernmeldeverban-des immer wieder neue Anfor-derungen. Insgesamt 21 Kom-mandeure wechselten sich ander Spitze der FrankenbergerGarnison seit ihrem Bestehenab.

In diesen fünf Jahrzehntenversahen mehrere zehntau-send Männer und seit 2001auch Frauen ihren militäri-schen Dienst in der Burgwald-kaserne, darunter langjähri-ges Stammpersonal im Be-reich der Unteroffiziere, daseng mit der Stadt und ihrerRegion verbunden war. DieStrukturen des Apparates Bun-deswehr brachten es jedochmit sich, dass Kommandeureim Schnitt nur etwa zwei Jah-re vor Ort blieben, bevor siezur weiteren Verwendung alsGeneralstabsoffiziere („Gene-ralisten“) oder als Truppenof-fiziere im Bereich des militäri-schen Nachrichtenwesens(„Spezialisten“) abkomman-diert wurden. Das bedeutete:Jeder von ihnen musste in re-lativ kurzer Zeit ein Vertrau-

Sie prägten den Standort21 Kommandeure vollzogen die Wandlung von Fernmelde- zu EloKa-Verbänden

Frankenberger „F“ mit Fürstenkrone: Seit 1964 hat das Stadtwappen als Ver-bandsabzeichen denWandel des Fernmelderegiments zum EloKa-Bataillon be-gleitet. Wie seine Vorgänger fühlt sich der heutige Kommandeur Oberstleut-nant Elmar Henschen dieser Tradition verbunden. Fotos: Völker

Schneller FührungsprozessDurch die digitale, weltum-spannende Nachrichtentech-nik ist in den letzten Jahrenfür die Kommandeure auchder Führungsprozess bedeu-tend schneller geworden. Be-fehle aus dem Verteidigungs-ministerium treffen „in Echt-zeit“ Minuten später in der Ka-serne ein und werden umge-hend umgesetzt. „Dafürbrauchten in den Anfangsjah-ren Kuriere zwei Wochen“, lä-chelt Oberstleutnant Hen-schen.

Spätestens seit dem Selbst-

mordanschlag am 7. Juni 2003in Kabul, bei dem vier EloKa-Soldaten in den Tod gerissenund weitere traumatisiertwurden, trugen die Franken-berger Kommandeure an ihrerVerantwortung besondersschwer. Auch zurzeit sind wie-der am Hindukusch im ISAF-Kontingent 30 FrankenbergerSoldaten im Einsatz, derenAufklärungstechnik für ande-re lebensrettend sein kann.„Ohne elektronische Gegen-maßnahmen, die vor denfunkausgelösten Sprengsät-

zen schützen, verlässt dortkein Fahrzeug mehr das La-ger“, berichtet OberstleutnantHenschen. Und er fügt hinzu:„Unser Auftrag ist sehr for-dernd, aber wir können stolzsein auf unsere Leistung imEinsatz!“

Für den bis 2014 geplantenAbzug der Schutztruppe ausAfghanistan ist dem EloKa-Ba-taillons-Chef schon jetzt klar:„Wir waren die Ersten, diehineingingen, und wir werdendie Letzten sein, die aus Afgha-nistan herausgehen können.“

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Frankenberger Land Samstag, 16. Juni 2012

HNA-Serie: 50 Jahre Bundeswehr in Frankenberg (10)

Freunde und Familie waren besorgtJens Becker bereitete seine Angehörigen sorgfältig auf seinen Auslandseinsatz vor

Festnetz nach Hause telefonie-ren können. Man habe sichauch afghanische Prepaid-Kar-ten fürs Handy kaufen kön-nen.

Fast immer erreichbar„Es gab nur selten Momen-

te, in denen ich nicht über dasHandy erreichbar war“, be-schreibt Jens Becker seine Si-tuation in Zentralasien. (ema)

Einsatz sich auf sechs Monatebeschränkte, habe es den An-gehörigen leichter gemacht.

Von Afghanistan aus Kon-takt mit der Heimat zu halten,war laut Jens Becker relativeinfach. Video-Telefonie überdas Internet sei sogar in denAußenstellungen möglich ge-wesen. Außerdem hätte jederSoldat ein halbe Stunde proWoche kostenlos über das

Je näher der Einsatz kam,desto mehr haben Familie undFreunde sich damit beschäf-tigt. Er habe darauf geachtet,ihnen alles zu erklären.

Internet, Festnetz, HandyIrgendwann sei die Unruhe

ein Stück weit gewichen, weildie Freunde und Bekanntenein klares Bild vor Augen ge-habt hätten. Auch, dass der

FRANKENBERG. „Man ver-misst die Menschen zuhause.Das ist mir am schwersten ge-fallen“, beschreibt Jens Beckerseine Gefühle aus Afghanis-tan. Schon vor dem Einsatz seies für die Angehörigen nichtleicht gewesen, damit klarzu-kommen. „Das Thema ist sehrpräsent in den Medien. Da istman natürlich besorgt, das isteine normale Reaktion.“

Hindukusch, einem Gebirgein Zentralasien, welches Af-ghanistan durchzieht, wareine lange Zeit. „Es sind inDeutschland Kinder geborenworden, die kenne ich garnicht, nur von Fotos“, berich-tet Becker aus seinem Umfeld.Er habe aber während der gan-zen Zeit den Kontakt zur Fami-lie gehalten, das habe gehol-fen (Artikel unten).

Bis 2016 wird OberleutnantJens Becker noch bei der Bun-deswehr bleiben. Danachkehrt er ins zivile Leben zu-rück.

waldkaserne getötet oder ver-letzt wurden. „Man hat es imHinterkopf, darf sich abernicht verrückt machen lassen.Sonst engt das zu sehr ein.“Die Unruhen beispielsweisenach den Koranverbrennun-gen in Afghanistan sieht ernun mit den Augen eines Ein-satzrückkehrers. „Man hat dieGesichter vor Augen und ver-folgt die Nachrichten mit ei-ner gewissen Intensität“, be-schreibt er die Sorge um seineKameraden.

Kampf gegen die RoutineEin Feind, gegen den er im

Einsatz ständig kämpfenmusste, sei die Nachlässigkeit.„Es darf keine Routine einkeh-ren“, beschreibt Becker die ge-fährliche Situation im Einsatz-gebiet. „Man muss immer aufdas Schlimmste vorbereitetsein. Wenn es nicht eintritt,umso besser.“ Daher habe erauch schon mal den Buhmannspielen müssen, der daraufdrängt, die Einsatzverfahreneinzuhalten und es nichtschleifen zu lassen. Seit Januarhat der 27-Jährige diese Pro-bleme nicht mehr. Die Rück-kehr in die Heimat sei ihmrecht leicht gefallen, sagt er.„Ich habe alles so vorgefun-den, wie ich es verlassen hat-te. Da kommt man schnellwieder rein.“

Dennoch, das halbe Jahr am

kusch. Seine Aufgabe: Aufklä-rung.

„Eine alltägliche Arbeit wares eigentlich nie“, sagt er. Manhätte sich ständig an die neueSicherheitslage anpassen müs-sen. „Ich hatte Glück, dassmeine Männer und ich nie ineine wirklich brenzlige Situa-tion geraten sind“, beschreibtder Oberleutnant. „Das ist dasQuäntchen Glück, das mandort auch braucht.“ Einmal seieiner seiner Trupps bei einerFahrt kurzfristige nicht mitge-fahren. „Ein andere Fahrzeugwurde angesprengt“, sagt Be-cker. Es habe Verletzte gege-ben.

Anschläge 2003 und 2008Natürlich habe er auch an

die Anschläge von 2003 und2008 denken müssen, bei de-nen Soldaten aus der Burg-

VON EUGEN MA I E R

FRANKENBERG. Die Familie.Die Freundin, mit der er seitfünf Jahren zusammen ist.Eine Dusche, die vorher nicht30 Mann benutzt haben. DieMöglichkeit, einfach mal ab-schalten zu können: Dasmachte Jens Becker am meis-ten Freude, als er wieder zu-rück in Deutschland war. Den-noch: Sein Einsatz in Afgha-nistan war alles in einem einegute Erfahrung, sagt der 27-Jährige – auch wenn es nichtimmer leicht gewesen sei.

Becker ist Oberleutnantbeim Bataillon ElektronischeKampfführung 932, er ist sta-tioniert in der Burgwaldkaser-ne in Frankenberg. Die zweiteHälfte des vergangenen Jahresverbrachte er allerdings fern-ab der Heimat am Hindu-

SechsMonateHindukuschOberleutnant Jens Becker aus der Burgwaldkaserne zurück aus Afghanistan-Einsatz

Ein Soldat bei seinem Dienst in Afghanistan: Ein Bild von Oberstleutnant Jens Becker persönlich zu zeigen, ist aus Sicherheitsgründennicht möglich. Foto: privat

schlägen vom 11. September2001 als eine permanente isla-mistische Bedrohung für dasWeltgeschehen gilt. Und auchgegen die radikalislamischenTaliban.

Spätestens nach den schwe-ren Gefechten am 2. April2010 in der afghanischen Pro-vinz Kundus sah sich die Bun-desregierung erstmals veran-lasst, das politisch bis dahinungeliebte Wort vom „Krieg“in den Mund zu nehmen: Andiesem Karfreitag fielen dreideutsche Soldaten in Afgha-nistan, fünf weitere wurdenzum Teil schwer verwundet.Die Frankenberger Soldaten,die in Afghanistan ihrenDienst versehen, sind in Ma-zar-e Sharif, Kundus und Faisa-bad stationiert.

„Wir müssen umplanen“Nach dem 11. September

2001 war eine mögliche deut-sche Beteiligung an dem Kon-flikt zunächst nicht wirklichvorstellbar. Das änderte sichschlagartig Mitte November2001. „Männer, wir müssenumplanen“, hieß es plötzlich.Das neue Ziel hieß Afghanis-tan – konkret Kabul. Aus demEinsatzkontingent für einenSFOR-Einsatz in Bosnien-Her-zegowina wurde der personel-le Grundstock geformt: 28 Sol-daten wurden statt nach Bos-nien-Herzegowina nach Af-ghanistan verlegt.

Nach dem Vorkommandoim Januar 2002 dauerte dieVerlegung aller Teile bis zum9. März 2002. Wenn irgendwoTransportkapazität frei wur-de, gab es für die betroffenenSoldaten meist kurzfristig denMarschbefehl. Lag der Focusvon ISAF anfangs nahezu aus-schließlich auf der HauptstadtKabul, wurde Ende 2003 be-reits der Weg in die Provinzenbegonnen. (mjx)

FRANKENBERG. Zehn Jahreist es jetzt her: 2002 wurdendie ersten Soldaten des inFrankenberg stationierten Ba-taillons 932 für elektronischeKampfführung nach Afghanis-tan verlegt. Ein Vorkomman-do mit drei Frankenberger Sol-daten betrat am 18. Januar2002 erstmals afghanischenBoden. Die Frankenberger Sol-daten sind seither Teil der In-ternationalen Sicherheitsun-terstützungstruppe in Afgha-nistan – kurz ISAF. Der ISAF-Einsatz ist zurückzuführenauf die Ereignisse des 11. Sep-tember 2001 – ein Tag, der dieWelt veränderte.

Islamistische Attentätersteuerten an diesem Dienstagzwei entführte Flugzeuge indie Türme des World TradeCenter in New York. Eine drit-te Maschine flog ins Pentagon,den Hauptsitz des US-amerika-nischen Verteidigungsminis-teriums bei Washington. Einviertes Flugzeug stürzte ab.Die Anschläge des „Nine Ele-ven“ kosteten in den USA etwa3000 Menschen das Leben.

Die ISAF-Koalition in Afgha-nistan richtete sich anschlie-ßend gegen das Terrornetz-werk Al Qaida, das seit den An-

Vorkommandomit drei SoldatenSeit 2002 sind Frankenberger in Afghanistan

Heimkehrer: Dieses ISAF-Kontingent mit Frankenberger Soldatenist erst zu Beginn dieses Jahres vom Einsatz in Afghanistan in dieBurgwaldkaserne zurückgekehrt. Foto: mjx

sche Regierung damit begon-nen, die Sicherheitsverant-wortung für ihr Land selbst zuübernehmen. Die Umsetzungerfolgt schrittweise. Bis Ende2014 soll der Übergang abge-schlossen sein: Afghanistanwird dann die vollständigeKontrolle über das afghani-sche Staatsgebiet selbststän-dig ausüben. Damit hat auchder Abzug der ISAF-Truppenbegonnen.

Der Frankenberger Kom-mandeur Elmar Henschenrechnet damit, dass das Fran-kenberger Bataillon noch län-ger Soldaten nach Afghanis-tan entsenden wird. Er gehtdavon aus, dass das deutscheEngagement in Afghanistannicht vor Ende 2014 beendetsein wird. (mjx)

FRANKENBERG. Seit zehnein-halb Jahren sind Soldaten desBataillons 932 für elektroni-sche Kampfführung in Afgha-nistan stationiert, seitdem zei-gen die Elokisten dort hoheProfessionalität – unter ande-rem durch gleichbleibendhohe Verantwortung und Ein-satzbereitschaft. Rund 1000Frankenberger Soldaten wa-ren und sind seit 2002 in Af-ghanistan in Einsatz.

Ziel der Soldaten am Hindu-kusch ist es, das Land bei derAufrechterhaltung der Sicher-heit zu unterstützen: Afghani-sche Staatsorgane, das Perso-nal der Vereinten Nationenund internationales Zivilper-sonal sollen in einem sicherenUmfeld arbeiten können.

Im Juli 2011 hat die afghani-

Einsatz mit hoherVerantwortungKommandeur rechnet mit Engagement bis 2014

HINTERGRUND

Jens Beckers Tätigkeit in AfghanistanOberleutnant Jens Beckerwar als Offizier der Elektroni-schen Kampfführung in Af-ghanistan. Als Zugführer hat-te er das Kommando über 20bis 30 Soldaten, die als mobi-le Aufklärungskräfte südlichder Stadt Kundus unterwegswaren. Er und seine Männerhatten den Auftrag, durchFernmeldeaufklärung, etwa

das Abfangen von Funksigna-len, die Arbeit derjenigen Sol-daten zuunterstützen, die fürdie Gewährleistung von Si-cherheit und die Ausbildungvon Polizisten in Afghanistanzuständig sind. Sein Zug setz-te sich zusammen aus sechsTrupps, bestehend aus je dreiSoldaten und einem Fahr-zeug. (ema)

Zur PersonJENS BECKER kommt aus demnördlichenWaldeck-Franken-berg. Sein genauerWohnort sollaus Sicherheitsgründen nichtgenannt werden. Becker tratnach demAbitur im Jahr 2003 indie Bundeswehr ein. Dort durch-lief er die Grundausbildung inBayreuth, war an der Offiziers-schule der Luftwaffe in Fürsten-feldbruck und absolvierte an-schließend ein Studium in Ma-schinenbau an der Bundeswehr-universität in Hamburg. Nach ei-nem Jahr beim Bataillon Elektro-nische Kampfführung 912 inNienburg an der Weser ließ ersich2009aufeigenenWunsch indie heimatnahe Burgwaldkaser-ne versetzen. (ema)

HNA-SeriezumNachlesenDie einzelnen Serien-Teile,die in der HNA über „50 Jah-re Bundeswehr Franken-berg“ erschienen sind, hal-ten wir zum Nachlesen fürSie im Internet bereit. Sie fin-den die Seiten in einem sogenannten Blätterkatalog:www.hna.de/frankenberg

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Frankenberg Samstag, 23. Juni 2012

Gedenken: In der Liebfrauen-kirche trauern am12. Juni 2003insgesamt 500 Menschen umdie Getöteten. Foto: nh

eine Zeremonie für die getöte-ten Soldaten statt. Mit dabeisind auch die Angehörigenund Freunde der ums Lebengekommenen Soldaten, zu-dem VerteidigungsministerPeter Struck und der Franken-berger Kommandeur Peter Ri-chert.

In Frankenberg findet am12. Juni ein ökumenischerGottesdienst in der Liebfrau-enkirche statt. Dekan RudolfJockel und der katholischePfarrer Konrad Graf halten diePredigt. Es handelt sich um ei-nen Trauergottesdienst für dieAngehörigen, einen Fürbitten-gottesdienst für die Verletztenund einen Friedensgottes-dienst für alle Bürger.

500 Menschen kommen indie Liebfrauenkirche, um denSoldaten zu gedenken – da-runter mehr als 300 Angehöri-ge der Bundeswehr. Unter denTrauernden sind aber auchSoldaten, die das Attentat nurwenige Tage zuvor überlebthaben.

Von der hessischen Landes-regierung nimmt Staatsminis-ter Stefan Grüttner an derTrauerfeier teil. In seiner An-sprache erinnert er an die Be-deutung von Friedensmissio-nen. „Die Soldaten sind füruns gestorben. Wir stehen inihrer Schuld“, sagt der Staats-minister. (mjx)

FRANKENBERG. Schock, Fas-sungslosigkeit und Entsetzenherrschen in Frankenbergnach dem tödlichen Attentatvom 7. Juni 2003 im afghani-schen Kabul. Alle hoffen aufdie Genesung der Verletzten.In der Burgwaldkaserne hältMilitärpfarrer Christian Treisseinen Gottesdienst, in dem erden trauernden Soldaten Trostspendet.

In Köln findet auf dem Mili-tärgelände des Flughafens

Gottesdienst fürgetötete Soldaten500 Menschen bei Trauerfeier in Liebfrauenkirche

HNA-Serie zumNachlesenDie einzelnen Serien-Teile, die in der HNAüber „50 Jahre Bundes-wehr Frankenberg“ erschienen sind, halten wir zum Nachlesenfür Sie im Internet bereit. Sie finden die Seiten in einem sogenannten Blätterkatalog:www.hna.de/frankenberg

Wehrdienst. Bei einem Batail-lonsappell gelobten sie dannschon Ende August 2011, derBundesrepublik Deutschlandtreu zu dienen.

Nach Jahren öffentlicherGelöbnisse auf großenSchauplätzen fand die Premie-re mit den Freiwilligen aufdem Exerzierplatz der Kaser-ne statt – und auch ohne re-gionale oder lokale Politpro-minenz. „Wir wollen damitdie Zäsur der Bundeswehr de-monstrieren“, sagte Komman-deur Elmar Henschen. So stan-den die Freiwilligen in Mittel-punkt.

Funker Torben Leuschsprach in seiner Rede für dieFreiwilligen von einem histo-rischen Augenblick: „Nichtsschlägt so stark wie das Herzeines Freiwilligen“, meinteLeusch. (mjx)

FRANKENBERG. 1. Juli 2011:Dieses Datum ist zwar weitweniger dramatisch für denBundeswehrstandort Franken-berg als der 7. Juni 2003 undder 26. Oktober 2011 (sieheweitere Artikel) – aber trotz-dem sehr bedeutsam. Seit die-sem Tag gibt es in Deutsch-land keine Wehrpflicht mehr– und davon ist auch derStandort Frankenberg betrof-fen.

Am 4. Juli 2011, einem Mon-tag, rückten schließlich dieersten Freiwilligen in dieBurgwaldkaserne ein. Sie kön-nen zwischen zwölf und 23Monaten in der Bundeswehrdienen, die ersten sechs Mona-te sind Probezeit.

Anfang Juli 2011 begannenin der Burgwaldkaserne erst-mals insgesamt 76 Männerund eine Frau den freiwilligen

Premiere aufdem Exerzierplatz4. Juli 2011: Die ersten Freiwilligen rücken ein

Einmarsch der neuen Freiwilligen: Auf demExerzierplatz gelobtensie, der Bundesrepublik treu zu dienen. Foto: zgm

Bataillonsappell: Kommandeur Elmar Henschen (links) beim Abschreiten der Front. Ende Oktober 2011 stand für ihn endlich fest, dassder Bundeswehrstandort in Frankenberg erhalten bleibt. Foto: zgm

ren Kampf“. Als Alternative zuFrankenberg muss nun derBundeswehrstandort im baye-rischen Donauwörth geschlos-sen werden.

Heimische Politiker allerCouleur hatten sich in denMonaten vor der Entschei-dung für den Erhalt des Bun-deswehrstandorts Franken-berg eingesetzt. Nach der erlö-senden Nachricht sprachensie von einem „wichtigenGrundstein für die ZukunftFrankenbergs“. Und die Burg-waldkaserne konnte mit denVorbereitungen für das Stand-ortjubiläum beginnen. „Jetztfeiern wir nicht nur 50 Jahre,jetzt feiern wir auch 60 JahreBundeswehr in Frankenberg“,sagte Kommandeur Hen-schen. (mjx)

der Hauptstadt. Nun sei aberendlich sicher, dass das Batail-lon Elektronische Kampffüh-rung 932 in Frankenberg sta-tioniert bleibe. Allerdingsmüsse auch das Frankenber-ger Bataillon seinen Beitragzur Reform leisten.

„Es werden Mannschafts-dienstgrade wegfallen. Die re-krutieren sich weitgehend ausFreiwilligen“, sagte Henschenin einer Pressekonferenz am26. Oktober 2011. Letztlichsprach Henschen aber dochvon einer „großen Erleichte-rung“ unter den Soldaten:„Eine Schließung des Stand-orts hätte alle tief getroffen.“

Wie aus Politikkreisen inBerlin zu hören war, fiel dieEntscheidung pro Franken-berg erst nach einem „schwe-

der vorausgegangenen Nachthatte die Redaktion nachschwierigen Recherchen er-fahren, dass die Bundeswehr-kaserne in Frankenberg mitihren damals knapp 1100 Sol-daten nicht geschlossen wird –noch bevor die Entscheidungoffiziell bekanntgegeben wur-de.

Einzelheiten gab Bundes-verteidigungsminister Tho-mas de Maiziére erst im Laufedes Tages bekannt. Zwarbleibt die Kaserne erhalten,die Zahl der Dienstposten sollaber von 1060 auf 680 Solda-ten reduziert werden. Das ver-lautete aus Berlin.

„Freude, aber kein Jubel“,kommentierte anschließendBataillonskommandeur ElmarHenschen die Nachricht aus

FRANKENBERG. Zwei Datenprägen wesentlich die nun 50-jährige Geschichte des Bun-deswehrstandorts Franken-berg: Am 7. Juni 2003 werdenvier Soldaten bei einemSprengstoffanschlag der Ter-rororganisation Al Qaida inder afghanischen HauptstadtKabul getötet – einer von ih-nen und viele der Verletztensind in der Burgwaldkasernestationiert. Und am 26. Okto-ber 2011 gibt das Bundesver-teidigungsministerium be-kannt, dass der Bundeswehr-standort Frankenberg auch imZuge der Strukturreform er-halten bleibt.

„Kaserne ist gerettet“, titel-te die HNA Frankenberger All-gemeine bereits in ihrer Aus-gabe vom 26. Oktober 2011. In

Die Kaserne ist gerettet26. Oktober 2011: Berlin will Bundeswehrstandort Frankenberg erhalten

stürzung. Flaggen werden aufhalbmast gesetzt, Pfarrer be-ten am Pfingstsonntag von derKanzel für die getöteten undverletzten Soldaten.

Frankenbergs Bürgermeis-ter Rüdiger Heß reagiertesprachlos und betroffen. DemKommandeur der Frankenber-ger Fernmelder, Oberstleut-nant Peter Richert, spricht erim Namen der Bürger seine

FRANKENBERG. Es war ein Fa-nal des Schreckens, einschwarzer Tag in der Ge-schichte der FrankenbergerBurgwaldkaserne: Am 7. Juni2003 fallen vier deutsche Sol-daten einem Selbstmordan-schlag in der afghanischenHauptstadt Kabul zum Opfer,23 werden verletzt – siebendavon schwer.

Der Großteil der bei demAnschlag eines Selbstmordat-tentäters getöteten und ver-letzten Soldaten war beim Ba-taillon für ElektronischeKampfführung 932 in Fran-kenberg stationiert: Einer dergetöteten Soldaten und 13 derVerletzten.

Die jungen Bundeswehrsol-daten waren an diesemPfingstsamstag gegen 8 UhrOrtszeit mit dem Bus auf demWeg zum Flughafen in Kabul.Von dort wollten sie nachDeutschland zurückfliegen –entweder in den Urlaub zu ih-ren Familien oder ihr Einsatzin der afghanischen Haupt-stadt war beendet. Sie hattenihren Einsatz eigentlich schonhinter sich.

Aber dann setzte sich einTaxi neben den Bus: Als dasAuto in Höhe des mit 33 deut-schen Soldaten besetztenFahrzeuges ist, sprengt sichder Taxifahrer selbst in dieLuft.

Nach der Nachricht aus Ka-bul herrscht in der Heimat Be-

Ein Fanal des Schreckens7. Juni 2003: Vier Soldaten fallen bei einem Selbstmordanschlag in Afghanistan

große Anteilnahme aus. InBerlin stellt die Bundesregie-rung derweil klar, dassDeutschland seine Beteiligungan internationalen Friedens-missionen auch nach dem At-tentat nicht einschränkenwird. Die Kommandeure derInternationalen Sicherheits-unterstützungstruppe ISAFdenken schnell um: Sie versu-chen, ihre Soldaten trotz des

Kampfauftrags besser zuschützen. Ein Abzug erscheintdamals noch undenkbar zusein: Die Staatengemeinschaftwill die Afghanen nicht imStich lassen, das Land soll kein„verlorener Staat“ werden.

Im Gegenteil: Im Oktober2003 beschließt der UN-Si-cherheitsrat, den ISAF-Einsatzauf weitere Teile des Landesauszuweiten. (mjx)

Gedenkstein: Am7. Juni jedes Jahreswird inder Burgwaldkaserneder 2003 inAfghanistan gefallenenSoldaten gedacht. In der Kaserne wurde ein Gedenkstein zur Erinnerung an die getöteten Kamera-den aufgestellt. Foto: nh

HNA-Serie: 50 Jahre Bundeswehr in Frankenberg (11. und letzter Teil)