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 12 Projekte 2015 ¥ 1 Green Renaissance am Kanal Hotel in Molenbeek-Saint-Jean A2M Architectes, Brüssel/Stephen Williams Associates, Hamburg Fotos: Georges de KinderMeining Shared Services GmbH Fenster (dreifach verglast in Holz-Alumi- nium-Rahmen) befinden sich auf der Fas- sadeninnenseite. Im Gebäudeinneren lie- ßen die Architekten die Altbausubstanz  weitgehend unverändert. Rohe Zieg el- mauern und ungestrichene Betondecken prägen den Raumeindruck auch in den Zimmern und Korridoren, die aufgrund der enormen Gebäudetiefe überaus groß- zügig bemessen sind. Im Gebäude ist eine Lüftungsanlage mit 75-prozentiger Wärmerückgewinnung installiert, die auch 90 % der Heizwärme in die Räume bringt. Die Restwärme decken kleine Heizkörper. Im Sommer ist auch eine (adiabatische) Kühlung über die Zuluft möglich. Auf dem Dach ließ der Bauherr eine 1000 m 2  große Photovoltaikanlage installieren, deren Er- trag rund ein Drittel des Primärenergiebe- darfs im Gebäude kompensieren soll. The new branch of the German chain of  budget hotels, Meininger, i s located on the  banks of the Canal de B ruxelles-Charler oi, which demarcates the Western edge of the city centre of Brussels. The building served  as the headquarters of the Belle-Vue bre w- ery from its erection in 1916 until 2005, when the operations eventually shut down. In the course of the conversion, A2M Archi- tectes carried out an ambitious energy- efficient refurbishment of the building,  lowering its heating demand from about 300 kWh/m  2  a to a mere 29 kWh/m  2  a. The  airtightness of the buil ding envelope was  improved by a factor of 20 to 0. 41 h -1 .  Alongside the forme r brewery, a ni ne-storey  residential tower was erected, which c om-  prises of 14 residential units that meet the Passive House Standard. The old brewery was not a listed building  but the authorities reque sted that its char-  acter be retained. He nce, the 20-cm-thick  insulation layer (c ellulose between timber  posts) and the new windows (triple-glazed with timber/aluminium frames) are all locat- ed on the inside of the facades. Unplas- tered brick walls and unpainted concrete  beams and ceilings h ave been preserv ed throughout the interior, including in the cor-  ridors and the 150  rather spacious   rooms. The hotel is equippe d with a cen- tralized MVHR system with 75 % heat re- covery, which also supplies 90 % of the re- quired heating to the rooms. The remaining 10 % is covered by small radiators. In sum-  mer, the spaces can also be (adiabatically ) cooled via incoming air. A 1000-m  2  photo- voltaic array has been installed on the roof, which is expected to cover one-third of the  primary energy demand of the building. Das ehemalige Industriegebiet am Canal Bruxelles-Charleroi, der die Brüsseler Innenstadt von der Nachbargemeinde Molenbeek trennt, wird derzeit kräftig auf- gewertet. Designer-Outlets, Restaurants und neue Wohnbauten ersetzen die ehe- maligen Fabriken und Lagerhallen; ein Investor errichtet am Kanal einen Luxus- Wohnturm (»UP-site«) mit 42 Etagen. Bescheidener geht es am Quai du Hain- aut 33 zu, wo die deutsche Budget-Hotel- kette Meininger ihre Brüsseler Depen- dance mit 150 Zimmern eröffnet hat. Die 1916 errichtete »Brasserie Belle-Vue« war einst eine der größten Brauereien der Hauptstadt. Nach der Einstellung des Be- triebs 2005 erwarb die Gemeinde Molen- beek-Saint-Jean das 1,5 Hektar große Areal gemeinsam mit drei Brüsseler In- vestoren. Ihr Ziel lautete, den Energiebe- darf des Altbaus im Zuge der Umnutzung deutlich zu senken. Ein Flachbau, der das Hauptgebäude vom Kanal trennte, wurde abgerissen, sodass ein großzügiger Vor- platz entstand. Im Gegenzug entwarfen A2M Architectes am Nordostende des Areals einen neuen, neungeschossigen Wohnturm mit 14 Wohnungen im Passiv- hausstandard. Der Heizwärmebedarf des Altbaus sank um den Faktor 10 auf 29 kWh/m 2 a; die Luftdichtigkeit der Ge- bäudehülle verbesserte sich gar um den Faktor 20 auf 0,4 h -1 . Zu sehen sind von alledem nur die neuen Fensteröffnungen, die die Architekten in die zuvor geschlos- senen Ziegelmauern brechen ließen. Die Dämmebene (20 Zentimeter Zellulose zwischen Holzständern) und die neuen

Hotel in Molenbeek

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  • 12 Projekte 2015 1 Green

    Renaissance am KanalHotel in Molenbeek-Saint-JeanA2M Architectes, Brssel/Stephen Williams Associates, Hamburg

    Fotos: Georges de KinderMeining Shared Services GmbHFenster (dreifach verglast in Holz-Alumi-nium-Rahmen) befinden sich auf der Fas-sadeninnenseite. Im Gebudeinneren lie-en die Architekten die Altbausubstanz weitgehend unverndert. Rohe Ziegel-mauern und ungestrichene Betondecken prgen den Raumeindruck auch in den Zimmern und Korridoren, die aufgrund der enormen Gebudetiefe beraus gro-zgig bemessen sind. Im Gebude ist eine Lftungsanlage mit 75-prozentiger Wrmerckgewinnung installiert, die auch 90 % der Heizwrme in die Rume bringt. Die Restwrme decken kleine Heizkrper. Im Sommer ist auch eine (adiabatische) Khlung ber die Zuluft mglich. Auf dem Dach lie der Bauherr eine 1000 m2 groe Photovoltaikanlage installieren, deren Er-trag rund ein Drittel des Primrenergiebe-darfs im Gebude kompensieren soll.

    The new branch of the German chain of budget hotels, Meininger, is located on the banks of the Canal de Bruxelles-Charleroi, which demarcates the Western edge of the city centre of Brussels. The building served as the headquarters of the Belle-Vue brew-ery from its erection in 1916 until 2005, when the operations eventually shut down. In the course of the conversion, A2M Archi-tectes carried out an ambitious energy- efficient refurbishment of the building, lowering its heating demand from about 300 kWh/m2a to a mere 29 kWh/m2a. The airtightness of the building envelope was improved by a factor of 20 to 0.41 h-1. Alongside the former brewery, a nine-storey residential tower was erected, which com-prises of 14 residential units that meet the Passive House Standard.The old brewery was not a listed building but the authorities requested that its char-acter be retained. Hence, the 20-cm-thick insulation layer (cellulose between timber posts) and the new windows (triple-glazed with timber/aluminium frames) are all locat-ed on the inside of the facades. Unplas-tered brick walls and unpainted concrete beams and ceilings have been preserved throughout the interior, including in the cor-ridors and the 150 rather spacious rooms. The hotel is equipped with a cen-tralized MVHR system with 75 % heat re-covery, which also supplies 90 % of the re-quired heating to the rooms. The remaining 10 % is covered by small radiators. In sum-mer, the spaces can also be (adiabatically) cooled via incoming air. A 1000-m2 photo-voltaic array has been installed on the roof, which is expected to cover one-third of the primary energy demand of the building.

    Das ehemalige Industriegebiet am Canal Bruxelles-Charleroi, der die Brsseler Innenstadt von der Nachbargemeinde Molenbeek trennt, wird derzeit krftig auf-gewertet. Designer-Outlets, Restaurants und neue Wohnbauten ersetzen die ehe-maligen Fabriken und Lagerhallen; ein Investor errichtet am Kanal einen Luxus-Wohnturm (UP-site) mit 42 Etagen. Bescheidener geht es am Quai du Hain-aut 33 zu, wo die deutsche Budget-Hotel-kette Meininger ihre Brsseler Depen-dance mit 150 Zimmern erffnet hat. Die 1916 errichtete Brasserie Belle-Vue war einst eine der grten Brauereien der Hauptstadt. Nach der Einstellung des Be-triebs 2005 erwarb die Gemeinde Molen-beek-Saint-Jean das 1,5 Hektar groe Areal gemeinsam mit drei Brsseler In-

    vestoren. Ihr Ziel lautete, den Energiebe-darf des Altbaus im Zuge der Umnutzung deutlich zu senken. Ein Flachbau, der das Hauptgebude vom Kanal trennte, wurde abgerissen, sodass ein grozgiger Vor-platz entstand. Im Gegenzug entwarfen A2M Architectes am Nordostende des Areals einen neuen, neungeschossigen Wohnturm mit 14 Wohnungen im Passiv-hausstandard. Der Heizwrmebedarf desAltbaus sank um den Faktor 10 auf 29kWh/m2a; die Luftdichtigkeit der Ge-budehlle verbesserte sich gar um den Faktor 20 auf 0,4 h-1. Zu sehen sind von alledem nur die neuen Fensterffnungen, die die Architekten in die zuvor geschlos-senen Ziegelmauern brechen lieen. Die Dmm ebene (20 Zentimeter Zellulose zwischen Holzstndern) und die neuen