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volleyball-training zum HERAUSNEHMEN! August 2008 8 TRAINING Praxistipps für Trainer, Übungsleiter und Spieler Praxistipps für Trainer, Übungsleiter und Spieler Kämpfen um jeden Ball Im Beachvolleyball ist eine gute Feldabwehr besonders im unteren und mittleren Leistungsbereich oft der Schlüssel zum Erfolg. Bundestrainer Jörg Ahmann gibt Einblicke in ein cleveres Verhalten in der Defensive Mit freundlicher Unterstützung Inhalt: Legen Sie sich Ihr persönliches Archiv an: Mit volleyball-training erhalten Sie ein Heft im Heft. Dieses ist so in die Mitte des volleyball-magazins eingebettet, dass Sie es ohne Probleme heraustrennen und separat sammeln können. Grundlagen 21-25 I Abwehr auf Sand 26-29 I Koordinationstraining Kinder 30-33 I Beach in der Schule Grundlagen 34-36 I Beach: Finten Zu diesem Heft Der Jahres- zeit gemäß beschäftigen wir uns in dieser Aus- gabe inten- siv mit dem Spiel auf Sand, wobei der Schwerpunkt auf der Technik liegt. Jör g Ah- mann berichtet über Technik und Taktik des Abwehrspiels. Annett Lukas beschäftigt sich mit dem Einsa tz des zweiten Balles als Angriffs- variante. Ein w eiterer Bei- trag behandelt den Einsa tz der Sportart Beachvolleyball in der Schule. Viel Erfolg bei der Umset- zung wünscht, Ihr Andreas Künkler [email protected] Mehrere Autoren haben in ihren Diplomarbeiten die Spielstruktur des interna tionalen Spitzen-Beach- volleyballs untersucht. Betrachtet man die Entwick- lung der Anteile der Abwehr nach der Feldv erklei- nerung von 2001 bis 2007, er gibt sich f olgendes Bild: Die Abwehr hat den geringsten Anteil aller Spielanteile (2007: 6,63 Prozent) Er bleibt bei den Männern auf einem konstant niedrigen Niveau Bei den Frauen liegt er sogar unter Männerniveau (2007: 5,70 Prozent) Betrachtet man zusätzlich die Effektivität der unter- schiedlichen Abwehrtechniken, so ergibt sich, dass der Abwehrbagger bei Männern und Frauen eindeu- tig am besten geeignet ist. Die Berechn ung ergab, dass bei den Frauen der Tomahawk nach dem nor- malen Abwehrbagger die effektivste Varianten ist. Es folgt der Beachdig. Bei den Männern sind Toma- hawk und Beachdig in etwa gleich ausgeprägt. Dieses hat Auswirkungen auf die Startpo sition des Abwehrspielers, die so zu wählen ist, dass zunächst ein Abwehrbagger ausgeführt werden kann. Unab- hängig von der ge wählten Technik sollte der Ab- wehrspieler immer versuchen, den Ball FOTO: FIVB Eine Technik, die auf Sand eher selten zu sehen ist: Feldabwehr mit offenen Händen vm_08_08_Seite_21_25_Ahmann_neu_q6.qxd:vm_07_11_S_26_27_Muff.qxd 24.07.2008 15:26 Uhr Seite 21

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T R A I N I N GPraxistipps für Trainer, Übungsleiter und SpielerPraxistipps für Trainer, Übungsleiter und Spieler

Kämpfen um jeden BallIm Beachvolleyball ist eine gute Feldabwehr besonders im unteren und mittleren Leistungsbereich oft

der Schlüssel zum Erfolg. Bundestrainer Jörg Ahmann gibt Einblicke in ein cleveres Verhalten in der Defensive

Mit freundlicher Unterstützung

Inhalt:

Legen Sie sich Ihr persönliches Archivan: Mit volleyball-trainingerhalten Sie ein Heft im Heft. Dieses ist so in die Mitte des volleyball-magazins einge bettet, dassSie es ohne Probleme heraustrennenund separat sammeln können.

Grundlagen

21-25 I Abwehr auf Sand26-29 I KoordinationstrainingKinder

30-33 I Beach in der SchuleGrundlagen

34-36 I Beach: Finten

Zu diesem Heft

Der Jahres-zeit gemäßbeschäftigenwir uns indieser Aus-gabe inten-siv mit dem Spiel auf Sand,wobei der Schwerpunkt aufder Technik liegt. Jör g Ah-mann berichtet über Technikund Taktik des Abwehrspiels.Annett Lukas beschäftigtsich mit dem Einsa tz deszweiten Balles als Angriffs-variante. Ein w eiterer Bei-trag behandelt den Einsa tzder Sportart Beachvolleyballin der Schule. Viel Erfolg bei der Umset-zung wünscht,

Ihr Andreas Kü[email protected]

Mehrere Autoren haben in ihren Diplomarbeiten dieSpielstruktur des interna tionalen Spitzen-Beach -volleyballs untersucht. Betrachtet man die Entwick-lung der Anteile der Abwehr nach der Feldv erklei-nerung von 2001 bis 2007, er gibt sich f olgendesBild:

� Die Abwehr hat den geringsten Anteil aller Spielanteile (2007: 6,63 Prozent)

� Er bleibt bei den Männern auf einem konstant niedrigen Niveau

� Bei den Frauen liegt er sogar unter Männerniveau (2007: 5,70 Prozent)

Betrachtet man zusätzlich die Effektivität der unter-schiedlichen Abwehrtechniken, so ergibt sich, dassder Abwehrbagger bei Männern und Frauen eindeu-tig am besten geeignet ist. Die Berechn ung ergab,dass bei den Frauen der Tomahawk nach dem nor-malen Abwehrbagger die effektivste Varianten ist.Es folgt der Beachdig. Bei den Männern sind Toma-hawk und Beachdig in etwa gleich ausgeprägt. Dieses hat Auswirkungen auf die Startpo sition desAbwehrspielers, die so zu wählen ist, dass zunächstein Abwehrbagger ausgeführt werden kann. Unab-hängig von der ge wählten Technik sollte der Ab-wehrspieler immer versuchen, den Ball �

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Eine Technik, die auf Sand eher selten zu sehen ist: Feldabwehr mit offenen Händen

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Grundlagen

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beidarmig bzw. mit beiden Händen abzuweh-ren. Danach muss sich derAbwehrspieler fastimmer sofort zum Angriff orientieren.

Abwehrposition findenWählt der Abwehrspieler eine neutrale Aus-gangsposition, sollte er sich erst nach demAbsprung des Angreifers positionieren, umden Gegner so lang wie möglich über seineAbsichten im Unklaren zu lassen. Die Be we-gung erfolgt seitlich im Zweierrhythmus: DasRichtungsbein macht einen kleinen seitlichenAuftaktschritt zum Absprung (Stemmschritt)über den Richtungsfuß in die neue P osition.Bei optimalem Timing des Seitsprunges er-gibt sich zusätzlich eine Vorspannung in denBeinen für die eigentliche Abwehraktion. Diese Vorspannung kann auch durch einenSplitstep auf der Stelle erreicht w erden. Beiallen Bewegungen darauf achten, dass die

Brust des Abwehrspielers senkrecht zum Angreifer steht, um eine möglichst große Abwehrfläche zu bieten.

AbwehrbaggerAusgangsposition für den Abwehrbagger istdie hüftbreite Grätschstellung bei leicht aus-wärts gedrehten Füßen. Obwohl der gesamteFuß im Sand steht, ist der Körperschw er-punkt auf dem Ballen (Ballendruck). DieSchultern sind v or den Knien, die Knie v orden Füßen, Arme leicht angewinkelt vor demKörper. In der Aktion gehen die Arme direktzum Ball, um einen Richtungsimpuls auf denBall zu übertragen. Um harte Bälle nach obenabzuwehen, erfolgt ein leichtes Einknicken imEllbogengelenk. Bei seitlichen Bällen erf olgtzusätzlich ein Abkippen der ballfernen Schul-ter. Wichtig ist, dass die Arme zunächst zumBall stechen und erst danach wieder zum Kör-per zurückgeführt werden, um einen hartenAngriffsschlag zu entschärfen. Häufig agierenAbwehrspieler in der Armbewegung nach hin-ten und verlieren die Kontrolle über den Ball.

Verteidigung von ShotsAus der Grundstellung heraus wird das Rich-tungsbein aufgedreht und schnellstmöglicheine Vorwärtslaufbewegung eingeleitet. ImIdealfall reichen zwei Schritte, maximal dreiSchritte inklusive des Überkreuzschrittes inRichtung zum Ball. Kann der Ball erlauf enwerden, soll er möglichst im sicheren Standgespielt werden, wobei der Körperschw er-punkt in Richtung der folgenden Orientierungzum Angriff ausgerichtet wird.Zum Erhechten eines Shots wird der Körper-schwerpunkt im Lauf w eiter abgesenkt. Es erfolgt ein einbeiniger Abdruck nach v orn.Kann der Ball kontrolliert werden, sollte er inRichtung vorderer Mitte des Feldes gespieltwerden. Häufig erreicht ein Abwehrspielerden Ball jedoch n ur mit äußerster Anstren-gung. Dann muss die Impulsgebung aus demHandgelenk erfolgen, dass der Ball möglichsthoch abgewehrt wird.Beim einarmigen Erhechten v on Shots ent-steht die Frage, mit welcher Hand abgewehrtwerden soll. Zunächst einmal eindeutig:Möglichst mit beiden! Wenn ich wirklich nurnoch mit einer Hand an den Ball k omme, ergibt sich die abw ehrende Hand automa-tisch durch die Lauf- und Absprungbewe-gung. Ein Problem besteht n ur dann, w ennder Abwehrspieler nicht gerade, sondern ineinem leichten Halbkreis zum Ball geht, ummit seiner starken Hand abzuwehren.

Die Ausgangsposition wählenEs gibt v erschiedene Möglichkeiten bei derWahl der Ausgangsposition, die je nach Geg-ner und Spielertyp unterschiedliche Vor- undNachteile besitzen. Unabhängig davon sollteder Abstand zum Netz zwischen vier und

Abwehr

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Bewegungsausrichtung des Abwehrspielers

Ausgangsposition, Splitstep und Erhechten eines Shots

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Sich früh zeigen:Wer sich früh postiert, demonstriert Selbst-bewusstsein. Zudem ha t der Abwehrspielergute Möglichkeiten, den Gegner zu studieren,um auf die Ausrichtung seiner Körperachse,seinen Anlauf und seinen Armschwung zureagieren. Besonders nordamerikanische Abwehrspieler bevorzugen diese Taktik.

Versteck spielen:Versteckt sich der Abwehrspieler hinter sei-nem Blocker, kann der Gegner dessen Aus-gangsposition nicht richtig einschätzen. DerAbwehrspieler bleibt möglichst lange im Versteck und bewegt sich erst aus dem Block-schatten heraus in die angestrebte Abwehr-

position, wenn der Angreifer seinen Blick vonder gegnerischen Block-Abw ehr-Formationweg und zum Ball hin richtet. Nachteil dieserTaktik ist die eingeschränkte Sicht auf denAngreifer. Sie ist daher n ur bedingt geeignetgegen schnell schlagende Angreifer.

Abwehrbereich einschränkenJeder Abwehrspieler muss sich darüber klarsein, dass er niemals das gesamte Feld hinterdem Blockspieler abdecken kann. Also musser sich auf einen bestimmten Bereich konzen-trieren. Blocker und Abwehrspieler könnenbei einem normalen Angriffsaufbau etwazwei Drittel des Feldes abdeck en. Wer dabeifür welchen Bereich zuständig ist, gehört �

Grundlagen

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sechs Meter betragen, abhängig da von, woder Angriff erwartet wird. Gegen Gegner, dieeher hart schlagen oder einen guten Cutshotbesitzen, ist der Startpunkt w eiter vorn,während bei Gegnern, die eher lang schla-gen, weiter hinten gestartet werden kann.

Start in der Mitte des Feldes:Bei dieser Taktik steht der Abwehrspieler biskurz vor dem Angriff in der Feldmitte und bewegt sich erst dann in den Bereich, w o erden Angriff vermutet. Diese Taktik ermöglichtden freien Blick auf den Gegner und damit dieChance, dessen Vorgehen besser zu antizi-pieren. Zudem kann gegen Angriffe über denzweiten Ball leichter reagiert w erden. DerGegner erhält keine Hinweise auf die Block-Abwehr-Taktik. Diese Taktik wird häufig imFrauenbereich verwendet.

Abwehr

Beim Beachvolleyball dürfen nur hart geschlagene Bälle in der Abwehr geführtoder doppelt berührt werden.

Obere Abwehr:Dieser sogenannte Beachdig dient zur Abwehr hart geschlagener Bälle mit denHänden. Dabei w erden die Hände mitschalenförmig gehaltenen Handflächenzum Ball geführt. Durch eine aktiv eStreckung der Arme nach oben in Zielrich-tung wird der Ball in die ge wünschte Richtung gespielt.

Tomahawk:Er dient zur Abwehr körpernaher nicht hartgeschlagener Bälle oberhalb der Schulter.

Dabei sind die Hände bei geschlossenen Fin-gern aneinander gelegt, die Finger gelenkebeider Hände überla ppen sich, die Daumenzeigen nach oben. Der Ball wird mit der v onden Handkanten gebildeten o valen Flächegespielt, die Impulsgebung erf olgt aus demleichten Strecken der Arme.

Chickenwing:Diese Technik wird zur Abwehr körpernaherhart geschlagener Bälle in Brusthöhe ange-wendet. Spielfläche sind Ober- und Unterarmdes gleichen stark gebeugten Armes, even -tuell unterstützt durch Brust und Schulter dergleichen Körperhälfte. Die Impulsgebung er-folgt durch ein Anheben der Arme und derSchultern.

Gator Dig:Hierbei werden hart geschlagene Bällekörpernah oberhalb der Hüfthöhe mit denInnenflächen beider Hände abge wehrt.Hierbei bilden die Hände gemeinsam einen Korb.

Poke-Abwehr:Er wird zur Abwehr körperferner Bälleoberhalb Brusthöhe v erwendet, die n urmit einer Hand erreicht w erden können.Wie beim Angriffspoke ist das Hand -gelenk gebeugt oder gestreckt, aber nie-mals überstreckt. Je nach Stellung zumBall erfolgt die Impulsübertragung ausdem Handgelenk und/oder dem Ellbogenbzw. der Schulter.

Spezialtechniken Beachvolleyball

Super Technik: Die Impulsgebung mit einer Hand bringt den Ball Richtung Netz

Abwehr mit dem Tomahawk

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zur Mannschaftstaktik und wird hier nichtthematisiert. Dennoch ein Beispiel: Der Block-spieler übernimmt die Linie und w ehrt beidichten Bällen ab, der Defensivspieler startetin der Diagonalen (links). Beim Absprung hater nun zwei Möglichkeiten, ohne dabei mög -liche Täuschungen zu berücksichtigen:1. Der Abwehrspieler bewegt sich in die Mitte,wehrt hart geschlagene Bälle kna pp amBlockspieler vorbei ab und erreicht langeShots. Nicht zu erreichen sind scharfe Diago-nalschläge und gute Cutshots in die Mitte.2. Der Abwehrspieler bewegt sich in die Dia-gonale, wehrt hart geschlagene Diagonal -bälle ab und erreicht ebenfalls Cutshots.Nicht zu erreichen sind harte Bälle in die Mitte und gute Lineshots (rechts).

TäuschungenDie verschiedensten Täuschungsbewegun-gen haben den Zweck, den Angreifer zu ver-wirren und den Zuspieler zu einem falschenRuf zu v eranlassen. Sie dienen auch dazu,den Gegner v om Blockspieler abzulenk en.Diese Taktik eignet sich gut gegenTeams, beidenen sich der Angreifer am Ruf des Partnersorientiert oder die viele Shots spielen und dabei auf die Be wegungen des Abwehrspie-lers reagiert. Doch auch bei Täuschungs -bewegungen muss man darauf achten, varia-bel zu arbeiten. Immer die gleiche Art vonTäuschung ist nicht erfolgversprechend, weilsie leicht zu durchschauen ist. Erfolgverspre-chender ist es, eine bestimmte Finte zw eioder drei Mal anzuw enden, um dann beimnächsten gegnerischen Angriff die Taktik zuwechseln.

AntizipierenEs kann als relativ sicher angenommen wer-den, dass die Mehrzahl der v om Sportler im

Wettkampf realisierten Handlungen Assozia-tionslösungen (Wahrnehmen � Antizipierenund Entscheiden � Handeln) sind. Erst durchdiese Kette wird die Geschwindigk eit vonHandlungsentscheidungen erklärbar. GuteAbwehr beruht zu gleichen Teilen auf Anti -zipation (Vorausahnen) und auf Reaktion. Mit anderen Worten: Ein guter Abwehrspielerliest den Angriff des Gegners gemäß seinesWissens über ihn und seine Ge wohnheitenund Fähigkeiten und gemäß der Situa tion,dem jeweiligen Zuspiel und Anlauf- bzw. Absprungverhalten des Angreifers. Die Ge-schwindigkeit der Entscheidung ist dabeidurchaus von der Anzahl der Handlungsalter-nativen abhängig. Das heißt: Je mehr Alter-nativen möglich sind, desto länger dauert dieentsprechende Reaktion.

Harter Angriff oder Shot?Entscheidend für den Abwehrspieler ist es,früh wahrzunehmen, ob der Angreifer einenharten Angriffsschlag durchführt oder einenShot spielt. Dafür gibt es unterschiedlicheKriterien, die je nach Qualität eines Spielersmehr oder weniger gut zu erkennen sind:� Anlauf: Beim Shot ist der Anlauf

langsamer oder weniger aggressiv� Absprung: Geringeres Einstemmen,

Kein Zurückführen der Arme nach hinten, Blick auf den Abwehrspieler

� Armzug: Kein Öffnen des Körpers, keineAusholbewegung, Ellbogen bleibt vorn,Unterbrechung bzw. Stopp des Armzugs

Spezielle TaktikenBesonders in Leistungsbereichen, in welchenviel über Calls gearbeitet wird, kann der Abwehrspieler ebenfalls auf den Ruf des Gegners reagieren und in die entsprechendeRichtung laufen. Eine weitere sehr gute Taktik

gegen Spieler, die mit vielen Shots agieren,ist das plötzliche und späte Doppeln einerSeite, da viele Angreifer sich beim Shot amBlock orientieren und den Ball immer überden Blocker spielen, weil Block-Abwehr häu-fig zu ehrlich agieren. Ebenso wirkungsv ollist es – gerade im mittleren Frauenbereich –den sich zurückziehenden Block er zu dop-peln, da hier die Angreifer als Lösung häufigden Shot über den Blocker wählen. Umgekehrt bietet sich bei Angreifern, die inerster Linie v on der Härte ihrer Angriffe leben, die taktische Marschroute an, die ent-sprechende Abwehrposition frühzeitig einzu-nehmen, um den Angriffsschlag kontrollierenzu können. �

Abwehr

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Einschränken des Abwehrbereichs bei Linieblock

Jörg Ahmann(40) ist inDeutschlandMister Beach-volleyball. MitPartner AxelHager schrieber vor achtJahren Ge-schichte, alser bei denOlympischenSpielen in

Sydney die Bronze med aille gewann.Mittlerweile arbeitet Ahmann als Bun-destrainer der U 23-Auswahlteams desDVV und betreut Talente am Stütz-punkt Stuttgart. Ahmann ist mit derehemaligen Nationalspielerin Andrea(geborene Lipp) verheiratet.

Der Autor

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Training der Individualtaktik des Abwehrspielersvon Jörg Ahmann

Ziel dieser Trainingseinheit ist es, das indivi-dualtaktische Verhalten des Abwehrspielerszu verbessern. Dazu werden typische Hand-lungssituationen nachgestellt, die Angreifermüssen zu disziplinierten Aktionen angehal-ten werden.

Schwerpunkt der Korrekturen des Trainerssollten Tipps zum Erkennen von Situationenund technische Komponenten der Abwehr-handlungen sein. Schon beim Aufwärmenkönnen die entsprechenden Schrittf olgenund Laufwege trainiert werden.

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5. Individualtaktik des Abwehrspielers bei Linieblock

Ein Team steht im Sideout, wobei der Angriff durch Zusatzregeln eingeschränktwird. Die anderen Teams sind in der Block-Abwehr-Situation.Jeder Ball wird ausgespielt. Der Blockspieler blockt immerlongline, darf jedoch bei einemdichten Ball in die Diagonalegreifen.

Der Angreifer hat folgende Alternativen:1. scharf diagonal oder Cut2. halbdiagonal oder Lineshot3. diagonal oder Cutshot4. diagonal oder Lineshot�Variation:

Kurzsätze bis vier, wobei nurdas Sideoutteam bleibt, dieanderen Spieler rotieren

4. Einschlagen miteinander

Je drei Spieler befinden sich aufeiner Seite des Feldes, die sichabwechseln, um die Belastungnicht zu groß werden zu lassen:Die Angreifer auf der einen Seite

spielen nur Lineshots über denBlock, die Angreifer auf der anderen Seite nur Cutshots.Blockspieler spielt den Ball zu undwird danach zum Abwehrspieler.

Der Abwehrspieler greift den Ballan und geht auf Warteposition.Nach jeweils sechs Aktionen pro Seite erfolgt ein Wechsel der Angriffsrichtung.

Variation: Der Angreifer darf zusätzlich den Ball hart auf den Abwehrspieler angreifen: Lineshot und hart Mitte oder Cutshot und hart diagonal

einander, Angriff aus demStand, Aufschlag von unten Variation: Blockspieler springt

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2. Aktivierungsspiel und 3. Einspielen

Spiel zwei gegen zwei gegen-einander mit Angriff aus demStand und Aufschlag von unten.Variation: Blockspieler darf springen

Zwei Spieler stehen sich diagonal gegenüber, Spieler Asteht am Netz mit einem Ball.� A schlägt jeweils acht Bälle

auf Abwehrspieler B, der die Bälle nach Splitstep in die Mitte des Feldes abwehrt und dann zum Partner zuspielt

� Driveschläge in die untere Abwehr = Oberes Zuspiel

� Harte Schläge in die obere Abwehr = Unteres Zuspiel

� Driveschläge in die obere Abwehr (Poke oder Tomahawk) = freies Zuspiel

� Sehr harte Schläge auf denKörper = freies Zuspiel

� A dreht sich beim Anwurfleicht in eine Richtung, derAbwehrspieler reagiert, indem er sich mit einemZweierrhythmus ausrichtetund abwehrt = freies Zuspiel

1. Spezielles Aufwärmen: Schnelligkeit

Bei dieser Übung geht es zu Beginn der Trainingseinheit umdas Erhechten von geworfenenBällen: Dabei steht der Trainermit Bällen am Netz, der Spielerbefindet sich diagonal zu ihmauf der anderen Netzseite.Nun spielt der Trainer entwedereinen Lineshot oder einen Cutshot, den der Spieler nach

Möglichkeit erlaufen und zum Netz spielen soll. Ist das nicht möglich, muss er den Ball erhechten.� Variation:

Der Abwehrspieler startet in der Mitte, bewegt sichzunächst in die diagonaleAusgangsposition und startet erst dann zum Shot

Nachdem alle Spieler abgewehrthaben, erfolgt Seitenwechsel.Spiel zwei gegen zwei gegen -

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