Historische Geräte in der Psychologie:Prager Sammlung

Jiri Hoskovec Jiri Stikar

Zusammenfassung: In diesem Artikel werden einige Informationsquellen undOriginalgeräte vorgestellt, die am Lehrstuhl für Psychologie der Philosophi-schen Fakultät der Karlsuniversität in Prag aufbewahrt werden. Die Übersichtumfaßt den Zeitraum vom Anfang unseres Jahrhunderts bis zum Jahre 1939. Eswerden zehn Kataloge angeführt, größtenteils in deutscher Sprache, einigedavon enthalten auch Übersetzungen der Gerätebezeichnungen in Englisch,Französisch und Spanisch. Aus der Sammlung des Lehrstuhles für Psychologiewird auf besonders wertvolle Geräte aufmerksam gemacht. Es handelt sich umfolgende Geräte: Chronoskop nach Hipp, D'Arsonval Chronometer, Chronograph(Fa. Richard), Universal-Kontakt-Apparat nach Meumann, Zeiss Stereoskop,Stroboskop (Fa. Pleskot, Prag), Lichtstimulator, Farbvariator, Kopffixierernach Hering, Ranschburg Mnemometer, Schallpendel, Hörschärfeprüfer nachZoth, Elektromagnetische Stimmgabel ,Tremometer , Sommers Apparat zur Regi-stration und Analyse der Handbewegungen (Fa Pleskot, Prag), Plethysmograph(Fa. Pleskot, Prag), Fall-Tachistoskop, Spirometer nach Blum, Barnes-Franz-meyer Trockenspirometer von II. Dette und D'Arsonval Galvanometer.

Summary: In the paper the sources of information and original apparatus arelist ed which are located at the Department ofPsychology, Philosophical Faculty,Charles University, Prague. The review covers the period from the beginning ofthis century till 1939. Ten catalogues are mentioned. They are mostly in German,

some with English, French and Spanish descriptions. The most interestingapparatus of the collection located at the Dept. of Psychol. are: Hipp chrono-scopes, D'Arsonval chronometer, chronograph (Richard Co.), Meumann time-sense apparatus, Zeiss stereoscope, stroboscope (Pleskot and Co., Prague),photostimulator, color mixers, Hering head fixation apparatus, Ranschburgmnemometer, sound pendulum (double), Zoth hearing acuity apparatus, lip key,electromagnetic tunings forks for direct time recording, temometers, Sommersapparatus for registration and analysis of hand movements (Pleskot and Co.,Prague), plethysmograph (Pleskot and Co., Prague), drop-tachistoscope,spirometers, D'Arsonval galvanometer.

Gegenwärtig ist ein zunehmendes Interesse an historisch wertvollen Geräten inder Psychologie feststellbar. Dies kann in Zusammenhang mit der Historie derGerätetechnik und der psychologischen Forschung, ihren Theorien und Anwen-

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dungen gesehen werden. In den Vordergrund treten zum Beispiel Fragen nachder Verbindung zwischen der Gerätetechnik und der psychologischen Theorie-entwicklung, nach der Bedeutung der Gerätetechnik für die Forschung oder nachder Erweiterung der Beobachtungsmöglichkeiten resp. deren Einschränkungdurch die Gerätetechnik.

Die Gerätetechnik illustriert auch den wichtigen Zusammenhang zwischender Psychologie und anderen Wissenschaften, vor allem der Physik und derPhysiologie sowie das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Technologie. Siedokumentiert auch die tägliche Forschungspraxis der Psychologen und denEinfluß verschiedener Modifikationen der Geräte auf die erreichten Daten.

In dieser Übersicht möchten wir einige Informationsquellen und Original-geräte, die am Lehrstuhl für Psychologie der Philosophischen Fakultät derKarlsuniversität aufbewahrt werden und z.T. ausgestellt sind (Hradcanskenamàsti 5, 118 42 Praha 1), hervorheben.

Bei den Informationsquellen handelt es sich vor allem um Gerätekataloge,von denen die nachfolgend genannten die ältesten am Lehrstuhl für Psychologiesind:

1.Jaquet Co. S. A.: Appareils Jaquet, Catalogue 503, Bale (Suisse), 30-er Jahre,128 Seiten. Titel und Beschreibungen der Apparate sind auch deutsch undenglisch.

2. Marx M.: Apparate für psychologische Untersuchungen, Berlin, 1913, 84Seiten.

3. Pautze & Co.: Psycho-technische Apparate, Abteilung III, Berlin, 1925, 18Seiten.

4. Piorkowski - Hamburger G.m.b.H., Organisations-Institut: Psychotechnik,Berlin, ca. 30-er Jahre, 31 Abb.

5. Spindler & Hoyer Co.: Apparate für psychologische Untersuchungen, Ka-talog XXI, Göttingen, 1908, 208 S.

6. Zimmermann E. (Co.): Präzisions-Apparate für experimentelle Psychologieund Pädagogik, Spezial-Liste 32, Leipzig, Berlin, 1914, 40 S.

7. Zimmermann E. (Co.): Psychotechnik, Nachtrag A der Liste 33, Leipzig,Berlin, 1925, 26 S.

8. Zimmermann E. (Co.): Psychologische-pädagogische, psychotechnischeApparate, Liste 51, Leipzig, Berlin, c. 1933, Nr. 34 - 6421. Titel derApparate sind auch englisch, französisch und spanisch.

9. Zimmermann E. (Co.): Kymographien - Registrierapparate - Zeitmessin-strumente - Physiologische-Pharmakologische Apparate - Klinische Speziali-täten - Mikrotome, Liste 200, 1937, 68 S.

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10. Zimmermann E. (Co.): Psychologische und physiologische Apparate, Liste18, Leipzig, 1903, 135 S., Faksimilenachdruck, 1983.

Neben diesen Katalogen gibt es an dem Lehrstuhl weitere Publikationen, indenen Geräteverzeichnisse angeführt sind, z.B. die illustrierte Broschüre „ThePsychological Laboratory of Cornell Univ." aus dem Jahr 1900.

Aus der Sammlung des Lehrstuhles für Psychologie möchten wir besondersauf historisch sehr wertvolle Geräte aufmerksam machen (Abb. 1.).

Abb. 1. Blick auf einen Teil der ausgestellten Gerätesammlung.

In der Sammlung befinden sich zwei Chronoskope nach Hipp (Abb. 2 obenrechts), die von der Firma E. Zimmermann (Leipzig) hergestellt wurden. Es sindGeräte, die mit der angegebenen Genauigkeit von 1/100 s arbeiten. Jedes besitztzwei Zifferblätter, von denen das obere kleinere tausendstel von Sekunden unddas untere größere zehntel Sekunden anzeigt. Über die Problematik der Chrono-skope berichten B. Edgell und W.L. Symes in dem Artikel „The

Wheatstone-Hipp chronoscope, its adjustments, accuracy, and control", British Journal of

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Psychology, 1906, 2, 58-88, den wir zur Verfügung haben. Aus Leipzig stammtauch das D'Arsonval Chronometer (Abb. 2 unten rechts), das zur Zeitmessungmit einer Genauigkeit von 1/200 s verwendet wurde. Es wurde von Firma C.Fischer (Sommerfeld) hergestellt. Richards Registrations-Chronoskop (Abb. 2Mitte unten) wurde zur Untersuchung des persönlichen Arbeitstempos benutzt.Es wurde von der Firma Jules Richard (Paris) produziert.

Abb. 2. Zeitmeßgeräte und Farbvariator.

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Zur Erforschung des Sinns für Zeit und Rhythmus wurde der Universal-Kontakt-Apparat nach Meumann, den die Firma Zimmermann herstellte, benutzt (Abb.2 unten links).

Zur Erforschung des Sehens und zu Demonstrationszwecken wurden dasZeiss-Stereoskop (C. Zeiss, Jena), ein Stroboskop (Firma Pleskot & Co., GenaueMechanik, wissenschaftliche und technische Geräte, Prag-Karlin, gegr. 1923)und der Fotosimulator (J. Carpentier, Paris) benutzt.

In der Sammlung befinden sich fünf Farbvariatoren, die für Experimente mitder Wahrnehmung von Farbmischungen und für Demonstrationen genutztwurden. Zwei von ihnen werden von Handbetrieben (Firma E. Leybold's Nachf.A.G., Köln/Rhein), zwei mit Elektromotoren. Das fünfte Gerät ist sechsarmigund kann mechanisch oder mit Elektromotor betrieben werden (gleichfallsFirma Zimmermann, Leipzig) (Abb. 2 oben links).

Abb. 3. „Akustische" Geräte.

Unter den verschiedenen Fixiergeräten ist der Kopffixierer nach Hering vonbesonderer Bedeutung; dieses Gerät wurde von der Firma Spindler und HoyerGmbH hergestellt.

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Weiter sind zwei Geräte zur Gedächnisuntersuchung ausgestellt. Das erste istmechanisch, das zweite elektrisch, nämlich das sog. Mnemometer nachRanschburg, das von der Firma Zimmermann, Leipzig, hergestellt wurde.

Abb. 4. Einige von der Firma Dr. Pleskot, Prag-Karlin hergestellte Geräte.

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Aus dem Bereich der akustischen Geräte enthält die Sammlung ein Schallpendel(Abb. 3 Mitte) der Firma Zimmermann. Dieses Gerät diente zur Erforschung derUnterschiedsschwelle der Lautintensität. Des weiteren ein Hörschärfeprüfernach Zoth (Abb. 3 links) mit einer elektromagnetisch auslösbaren Fallvor-richtung für kleine Stahlkugeln, die auf einen Stahlklotz fallen. Dieses Gerätermöglicht die genaue Ablesung der Fallhöhe mittels Nonius in 0,1 mm. Eswurde von der Firma Zimmermann hergestellt, von der auch der Schallschlüsselhergestellt wurde (Abb. 3 rechts). Von der Firma Spindler und Hoyer GmbH,Göttingen, stammt die elektromagnetische Stimmgabel, die auch für Zeitmarkenbenutzt wurde.Zur Tremor-Beobachtung wurden verschiedene Tremometerbenutzt. Vier einschlägige Geräte, eines davon nach Moede, sind ausgestellt.Alle können elektrisch betrieben werden. Bei einem wird der Schlitz im Fenstermechanisch bewegt. Zur Registration und Analyse von Handbewegungen ist dasSommers-Gerät bestimmt (Abb. 4 rechts), das von der Firma Pleskot & Co.,Prag, hergestellt wurde. Von derselben Firma wird auch der Pletysmographausgestellt (Abb. 4 links). Von der Firma Zimmermann befindet sich auch einFalltachistoskop in der Sammlung (Abb. auf der Titelseite des vorliegendenHeftes).

Die Sammlung enthält auch zwei Spirometer, ein französisches (Spirométredu Dr. Edgard Blum, Ancienne Maison Mathieu, Paris), und ein deutschesBarnes-Franzmeyer-Trockenspirometer von H. Dette (Abb. 1 unten links).Umdie deutsch-tschechische Zusammenarbeit in den zwanziger Jahren zu belegen,werden zwölf Geräte aus Zimmermanns Katalog (Nr. 8) angeführt, die dertschechische Psychologe Jan Dolezal gemeinsam mit Ewald Sachsenberg, dembekannten Organisator der deutschen Industrie, entwarf. Es sind folgendeGeräte: Farbentüchtigkeitsprüfer, Apparat zur Prüfung der Farbenblinden,Muskelsinnprüfer, Tremometer, Zweihandprüfer, Mutprüfer, Impulsmesser,Ergograph, Augenmeßgerät, Zeitsummator, Reaktionsprüfer.

Autoren und Kuratoren der Sammlung: Eil Hoskovec, Jiri StikarAnschrift: Lehrstuhl für Psychologie, Philosophische Fakultät der Karlsuni-versität, Hrandcanske näm. 5, 11842 Prag 1, Tschechische Republik.