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D ie Wärmeversorgung mit Bio- masseheizwerken ist technisch machbar und ökologisch sinnvoll. Holzhackgut steht in ausreichenden Mengen als Brennstoff zur Verfügung, der logistische Aufwand ist über- schaubar. Für die Kunden der Heiz- werke ist die Nah- oder Fernwärme- versorgung eine bequeme und zuverlässige Alternative zu einer herkömmlichen Zentralheizung. Besorgniserregend erscheint aller- dings die mangelnde Wirtschaftlich- keit mehrerer Anlagen. FEEDBACK VON 12 HEIZWERKEN Dies sind die Ergebnisse einer Studie, die nun veröffentlicht wurde. 12 Bio- masseheizwerke unterschiedlicher Größenordnung in Baden-Württem- berg, Bayern, Niedersachsen und Thüringen wurden von C.A.R.M.E.N. e.V., der bayerischen Koordinie- rungsstelle für nachwachsende Roh- stoffe, hinsichtlich Technik, Organi- sation, Ökonomie und Ökologie untersucht. Ziel dieser Evaluierung war es, anhand verschiedener Pilot- und Demonstrationsanlagen bei- spielhaft eine möglichst umfassende Erhebung von Daten und Informa- tionen durchzuführen und möglichst vielfältige Erkenntnisse und Kenn- zahlen abzuleiten, die im Hinblick auf die Planung und Realisierung wei- terer Biomasseheizwerke sowie für die Optimierung vorhandener Anlagen von Bedeutung sein könnten. EINE ZU FÖRDERNDE ERNEUERBARE ENERGIE Denn grundsätzlich gilt : Biomasse ist gespeicherte Sonnenenergie. Als nachwachsender Rohstoff bietet die thermische Verwertung von Biomasse im Vergleich zur Verbrennung fossiler Energieträger den Vorteil, nahezu CO2-neutral zu sein. Aus regionalpo- litischer Sicht ist zudem besonders interessant, dass der Rohstoff Bio- masse aus der Region stammt, wodurch sich die Transportwege ver- ringern und die für die Wärmebe- reitstellung aufgewendeten Mittel in der Region verbleiben können. Und nicht zuletzt ist die Biomasse auch eine erneuerbare Energie, die punkt- genau abgerufen werden kann, wenn sie gebraucht wird. Gute Gründe also, um eine verstärkte energetische Nutzung der Biomasse zu forcieren. Entsprechend zahlreich sind die Pilot- und Demonstrations- anlagen der energetischen Biomas- senutzung, die in Deutschland in den 1990er Jahren realisiert worden sind. Allein in Bayern wurden seit 1990 über 300 Millionen DM an Zuschüssen für Bioenergieprojekte vergeben. Unter anderem wurden mit diesen Geldern mehr als 80 Biomas- seheizwerke sowie einige Heizkraft- werke und BHKW gefördert. Nach wie vor sehen Experten vor allem im Wärmemarkt ein sehr großes Poten- zial für einen verstärkten Einsatz der Biomasse. EIN GLEICHGEWICHT ZWISCHEN BRENNSTOFFPREIS UND INVESTITIONSKOSTEN Die Wärmeversorgung durch ein Biomasseheizwerk ist keine allzu große Innovation. Das typische Bio- masseheizwerk ist nichts anderes als die Kombination einer herkömmli- chen Holzfeuerungsanlage mit einem herkömmlichen Nah- oder Fernwär- menetz. Lediglich diese Kombination und ggf. die Anpassung der Holzver- brennungstechnologie an sehr unter- schiedliche Biomassebrennstoffe, wie Halmgüter mit besonders niedrigem Aschesschmelzpunkt, sowie die damit verbundene Brennstofflogistik ist das Zu groß, zu teuer, zu unwirtschaftlich ? Folgend einer Studie, die sich mit Biomasseheizwerken in Deutschland befasst, fördert Bayern nur noch rentabele Projekte. HOLZENERGIE NR. 5 < MÄRZ 2002 > 30 HEIZEN GROßKRAFTWERKE Deutschland D r Ruth Brökeland – CARMEN e.V ITEBE

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Die Wärmeversorgung mit Bio-masseheizwerken ist technisch

machbar und ökologisch sinnvoll.Holzhackgut steht in ausreichendenMengen als Brennstoff zur Verfügung,der logistische Aufwand ist über-schaubar. Für die Kunden der Heiz-werke ist die Nah- oder Fernwärme-versorgung eine bequeme undzuverlässige Alternative zu einerherkömmlichen Zentralheizung.Besorgniserregend erscheint aller-dings die mangelnde Wirtschaftlich-keit mehrerer Anlagen.

FEEDBACK VON 12HEIZWERKENDies sind die Ergebnisse einer Studie,die nun veröffentlicht wurde. 12 Bio-masseheizwerke unterschiedlicherGrößenordnung in Baden-Württem-berg, Bayern, Niedersachsen undThüringen wurden von C.A.R.M.E.N.e.V., der bayerischen Koordinie-rungsstelle für nachwachsende Roh-stoffe, hinsichtlich Technik, Organi-

sation, Ökonomie und Ökologieuntersucht. Ziel dieser Evaluierungwar es, anhand verschiedener Pilot-und Demonstrationsanlagen bei-spielhaft eine möglichst umfassendeErhebung von Daten und Informa-tionen durchzuführen und möglichstvielfältige Erkenntnisse und Kenn-zahlen abzuleiten, die im Hinblick aufdie Planung und Realisierung wei-terer Biomasseheizwerke sowie fürdie Optimierung vorhandenerAnlagen von Bedeutung seinkönnten.

EINE ZU FÖRDERNDEERNEUERBARE ENERGIEDenn grundsätzlich gilt : Biomasse istgespeicherte Sonnenenergie. Alsnachwachsender Rohstoff bietet diethermische Verwertung von Biomasseim Vergleich zur Verbrennung fossilerEnergieträger den Vorteil, nahezuCO2-neutral zu sein. Aus regionalpo-litischer Sicht ist zudem besondersinteressant, dass der Rohstoff Bio-

masse aus der Region stammt,wodurch sich die Transportwege ver-ringern und die für die Wärmebe-reitstellung aufgewendeten Mittel inder Region verbleiben können. Undnicht zuletzt ist die Biomasse aucheine erneuerbare Energie, die punkt-genau abgerufen werden kann, wennsie gebraucht wird.Gute Gründe also, um eine verstärkteenergetische Nutzung der Biomassezu forcieren. Entsprechend zahlreichsind die Pilot- und Demonstrations-anlagen der energetischen Biomas-senutzung, die in Deutschland in den1990er Jahren realisiert worden sind.Allein in Bayern wurden seit 1990über 300 Mil l ionen DM anZuschüssen für Bioenergieprojektevergeben. Unter anderem wurden mitdiesen Geldern mehr als 80 Biomas-seheizwerke sowie einige Heizkraft-werke und BHKW gefördert. Nachwie vor sehen Experten vor allem imWärmemarkt ein sehr großes Poten-zial für einen verstärkten Einsatzder Biomasse.

EIN GLEICHGEWICHTZWISCHENBRENNSTOFFPREIS UNDINVESTITIONSKOSTEN

Die Wärmeversorgung durch einBiomasseheizwerk ist keine allzugroße Innovation. Das typische Bio-masseheizwerk ist nichts anderes alsdie Kombination einer herkömmli-chen Holzfeuerungsanlage mit einemherkömmlichen Nah- oder Fernwär-menetz. Lediglich diese Kombinationund ggf. die Anpassung der Holzver-brennungstechnologie an sehr unter-schiedliche Biomassebrennstoffe, wieHalmgüter mit besonders niedrigemAschesschmelzpunkt, sowie die damitverbundene Brennstofflogistik ist das

Zu groß, zu teuer, zu unwirtschaftlich?

Folgend einer Studie, die sich mitBiomasseheizwerken in Deutschland befasst,fördert Bayern nur noch rentabele Projekte.

HOLZENERGIE NR. 5 < MÄRZ 2002 > 30

HEIZENGROßKRAFTWERKE

Deutschland

D r R u t h B r ö k e l a n d – C A R M E N e . V

ITE

BE

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eigentlich Neuartige. Dennochkonnten im Rahmen der Evaluierungbei mehreren Anlagen Planungs- undKonstruktionsfehler festgestelltwerden, die in Verbindung mitVersäumnisse bei der Qualitätssiche-rung einen relativ hohen Nachbesse-rungsaufwand, eine manchmal über-raschend geringe energetischeEffizienz von Wärmeerzeugung und-verteilung sowie wirtschaftlicheDefizite verursacht haben.

Darüber hinaus ergibt sich bei einerNah- oder Fernwärmeversorgung diegrundsätzliche Problematik, dass nureine sehr kostengünstige Wärme-quelle die hohen Kosten der Wär-meverteilung kompensieren kannund zu wettbewerbsfähigen Abnah-mepreisen führt. Je aufwändiger dieNetze sind, desto kostengünstigermuss also die Wärmequelle sein. DerUmkehrschluss wiederum ist, dasslediglich ein kompaktes Wärmenetzbei hoher Wärmebedarfsdichte unterUmständen eine etwas teurere Wär-mequelle rechtfertigen kann. Wärmeaus einem Biomasseheizwerk jedochist mit einem vergleichsweise hohentechnischen und organisatorischenAufwand verbunden und daher kei-nesfalls besonders kostengünstig.

EINE MINIMALEWÄRMEBELEGUNG VON1.5 MWST./M

Eine der Empfehlungen, die aus denErgebnissen der Studie abgeleitetwerden können, ist deshalb, dass beiden derzeitigen Rahmenbedin-gungen nur Projekte realis iertwerden sollten, deren Abnehmer-struktur eine hohe Wärmebelegungerwarten läßt ; gefordert werdenwenigstens 1,5 MWSt pro Trassen-meter und Jahr. Desweiteren solltedie Gesamtinvestition für das Heiz-werk einschließlich Wärmenetz sogering wie möglich sein. Als Faust-formel kann hierzu der erzielbaredurchschnittliche Wärmepreis mitdem Wert 7,5 multipliziert werden.So würde die maximal sinnvolleGesamtinvestition bei einem durch-schnitt l ichen Wärmepreis von100 DM/MWSt bei 750 DM proMWSt und Jahr liegen - ein gesundesKostenbewußtsein ist also mehr dennje notwendig.

Ein erhebliches Sparpotenzial stecktin den Gebäuden. In der Vergangen-heit stand leider allzu oft der „Vor-zeigecharakter“ des Bioenergiepro-

jekts im Vordergrund und hat nichtselten zu überzogenen baulichenLösungen geführt. Bei zukünftigenProjekten wird man sich auf dasunbedingt notwendige beschränkenmüssen : auf die Zwischenlagerungeiner nicht allzu großen Brennstoff-menge sowie auf den Schutz derHeiztechnik vor Witterungsein-flüssen und unbefugtem Zugriff. Biszu einer Wärmebedarfsleistung von500 kW bieten sich beispielsweiseauch relativ preiswerte Containerlö-sungen an.

KEINE FÖRDERUNG FÜRUNWIRTSCHAFTLICHEPROJEKTE

Die Empfehlungen der Studie sindmittlerweile in die Förderung vonBioenergieprojekten im BundeslandBayern eingeflossen. Der BayerischeLandtag hat entsprechende Ände-rungen beschlossen. Zukünftig sollennur noch Biomasseheizwerke eineFörderung erhalten, die die Einhal-tung strenger Kennwerte erwartenlassen. Dazu gehört auch, dass zumZeitpunkt der Inbetriebnahme desBiomasseheizwerks ein Großteil derprognostizierten Wärmemenge abge-nommen werden kann. Die Versor-gung eines Neubaugebietes mitschleppender Aufsiedelung hat daallerdings kaum noch eine Chance.

Das Projekt „Evaluierung beste-hender Pilot- und Demonstration-sanlagen zur regenerativen-Energieerzeugung auf BasisBiomasse in der BundesrepublikDeutschland“ wurde mit Mitteln derDeutschen Bundesstiftung Umweltgefördert. 5

Eine gekürzte Fassung der Studie kannim Internet unter : www.carmen-ev.deabgerufen werden und ist voraussicht-lich ab Mitte Mai 2001 auch alsgedrucktes Exemplar bei der DeutschenBundesst i f tung Umwelt , An derBornau 2, 49090 Osnabrück,Telefon 05 41/96 33-0 erhältlich

FÜR WEITERE INFORMATIONEN :C.A.R.M.E.N.Schulgasse 18D-94315 STRAUBINGTel : + 49 94 21 960 300Fax : + 49 94 21 960 333Email : [email protected] : www.carmen-ev.de

FLASHFLASHSwissPelletDas Schweizer Qualitätssiegel fürHolzpelletsAm 1. Januar 2001 führte HolzenergieSchweiz, der schweizerischeDachverband der Holzenergiebranche,das freiwillige Qualitätssiegel„SWISSPELLET“ ein. DiesesGütezeichen erlaubt die schnelleBeseitigung von minderwertigenBrennstoffen vom Markt. Bisherkonnte in Fällen von Problemenmangels Qualitätskriterien weder vonden Installateuren, den Händlern, denVerteilern und den Konsumenten aufein Qualitätsstandard Bezuggenommen werden. AuchEmpfehlungen für die Wahl der Pelletskonnten bisher nicht gegeben werden.

Dieses neue Gütezeichen erfordertunter anderem:• dass die Pellets nur aus

unbehandeltem Holz und ohneZugabe von synthetischen Klebernhergestellt werden dürfen

• einen minimalen Heizwert von4,8 kWSt/Kg

• eine maximale Feuchtigkeit von 12%• einen maximalen Aschenanteil von

1,5 % • einen begrenzten Staubgehalt von

4 %• Aufzählung der folgenden Anzeigen :

a) Name oder eingetragenesWarenzeichen des Herstellers

b) Kennzeichnung der Holzpellets(Maßkategorie)

c) nominales Gewichtd) Informationen über die

Lagerbedingungen und Angaben,dass die Pellets nur in geprüftenBrennkammern (Kesseln) verbranntwerden dürfen

e) wenn notwendig die DIN-Kennzeichnung, wenn es sich umein Standardprodukt handelt. 5 MS

FÜR WEITERE INFORMATIONEN :

Markus SorgHolzenergie SchweizSeefeldstr. 5aCH-8008 ZürichTel : + 41 1 250 88 11Fax : +41 1 250 88 22Email : [email protected] : www.holzenergie.ch/