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© Schweizer Hunde Magazin 2/10 13 © Schweizer Hunde Magazin 2/10 12 Von Andreas Krebs Der Verrat am Hund – des Menschen bester Freund – ist eine Gefahr für die Gesellschaft. Wie wichtig Hunde für eine Gemeinschaft sind, umschreibt Bill Tallbull, Medi- zinmann der Cheyenne, so: «Sie flitzen über den Boden und vertreiben dabei die sich dort ansammelnden dunk- len Geister, die Schwermut und Unglücklichsein verbrei- ten.» Auch bei anderen Naturvölkern wird der Abkömm- ling des Wolfes geachtet – als Krafttier ist er ihnen ein starker Verbündeter. Krafttier? Geister! – darüber lachen wir «Zivilisier- ten». Davon haben wir uns wegentwickelt, irgendwie. Schwermut überlisten wir mit Chemie, dazu brauchen wir keine Tiere. Im Buch des Lebens lesen wir schon längst nicht mehr. Stattdessen konsumieren wir un- Pitbull Terrier Süleyman, einen sechsjährigen Türkenjun- gen. Die Hunde gehören dem Italiener Morris Castellarin, der gemäss «Blick» heute in Italien wieder Hunde züch- tet («Wachsen hier seine neuen Bestien heran?»). Castel- larin habe die Pitbulls als Welpen monatelang in einem Raum eingesperrt und geschlagen. «Scharf gemacht», wie es in der Szene heisst. «Blick» recherchierte – fand aber offenbar keinen ver- gleichbaren Fall in der Schweiz. Aber in Hamburg, da ereignete sich im Jahr 2000 (!) Folgendes: Eine Staf- fordshire-Hündin und ein Pitbull töten «im Blutrausch» Volkan, einen sechsjährigen Türkenjungen. Die Hunde waren schon mehrfach in Beissereien verwickelt ge- wesen. Der Besitzer Ibrahim Külünc, vorbestraft wegen Körperverletzung und unerlaubten Waffenbesitzes, hat- te die Maulkorb- und Leinenpflicht verweigert – und alle Vorladungen der Behörden ignoriert. selige Medien, wo nach der erneuten Grippehysterie gerade etwas Flaute ist, ein Katastrophenloch. Zeit für einen Dauerbrenner. Zum Beispiel die Hetze gegen Hundehalter … Der eine Fall – und ein aufgewärmter Im «Blick», der meist verkauften Zeitung der Schweiz, liest sich das so: «Mädchen von Kampfhund angefallen», «Wie- der Pitbull-Alarm vor dem Kindergarten», «Das sind die übelsten Beisser», «Jetzt Druck machen!», «Bundesrat un- ter Druck», «Fribourg plant Pitbull-Verbot!», «Kampfhund zerfetzt Dackel», «Hundehalter schneller drannehmen». Eine hetzerische Kampagne, ausgelöst durch einen einzi- gen tödlichen Fall: die «Tragödie von Oberglatt». Dezember 2005: Im zürcherischen Oberglatt töten drei Die grosse Hetzkampagne Das Drama um Süleyman sorgt lan- desweit für Entsetzen. 180 000 Men- schen unterschreiben eine Petition des «Blicks» für ein Pitbull-Verbot und schärfere Massnahmen gegen «Kampf- hunde». Es ist ja auch verständlich, schliesslich geht es um den Schutz von Kindern – es sind also reichlich Emotionen im Spiel. Wo viele Emotionen im Spiel sind, geht zuweilen der Verstand verloren. Ein ungutes Gefühl nistet sich ein im Volk. Und die Medien schüren Ängste, setzen von nun an die populistische Kampfhundekampagne wohldosiert ein. «Neue Horror-Details zum Pitbull- Angriff» liest man im «Blick» noch ein Jahr nach dem Drama. – Die Angst vor Hunden wächst. Für Hundehalter ist nun alles anders. Manche werden aufs Übelste be- schimpft, ihre Hunde getreten. Völlig Durchgedrehte gehen noch weiter. Manch einer hält das nicht aus. Sieht nur einen Ausweg: Der Hund muss weg. Charles Trolliet, Präsident der Gesellschaft Schweizer Tier- ärztinnen und Tierärzte,verfügt über keine genauen Zahlen. Er weiss aber, dass seit der tödlichen Pitbull-Attacke viele Halter ihre Hunde haben töten lassen. «Sie halten den sozi- alen Druck und die Beleidigungen nicht mehr aus», sagt er. Einen Platz für solche Hunde zu finden sei sehr schwierig. So griffen Kollegen notgedrungen zur Todesspritze – auch bei völlig gesunden Hunden, die nie Probleme gemacht haben. Trolliet bedauert die Verteufelung von «Kampfhun- den» und hält wenig davon, sie einzuschläfern. > Rassismus Obwohl zu Rassismus viel ge- forscht wird, gibt es noch keine allgemein akzeptierte Definiti- on des Begriffs «Rassismus». Die gebräuchlichste Definition stammt vom französischen So- ziologen Albert Memmi: «Der Rassismus ist die verall- gemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Pri- vilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.» (Quelle: Eidgenössische Kommis- sion gegen Rassismus) Chaos auch mit dem na- tionalen Hundegesetz In der Schweiz gelten derzeit 23 kantonale voneinander abwei- chende Gesetzgebungen. Der Ständerat berät voraussichtlich in der Frühjahrssession über das nationale Hundegesetz – wahr- scheinlich zu spät. «Das nationa- le Gesetz wird keine Vereinheitli- chung bringen», glaubt Michelle Richner von der Stiftung TIR. Das kantonale Chaos werde weiter bestehen bleiben. Denn Artikel 13 sehe vor, dass die Kantone weiter gehende Massnahmen ergreifen können, was viele ja schon gemacht haben. «Diese Kantone werden ihre Beschlüsse kaum abschwächen, um sie dem nationalen Gesetz anzupassen», glaubt Richner. Hundegesetze Verrat am besten Freund Eine einzige tödliche Attacke dreier Pitbull Terrier in Oberglatt ZH im Jahr 2005 führte zur populistischen Verfolgung von sogenann- ten «Kampfhunden» und schürte den allge- meinen Hundehass. Der «Blick» lancierte eine Hetzkampagne. Politiker kuschen. Rassismus ist salonfähig geworden: Kanto- ne verbieten «gefährliche» Hunderassen. In anderen herrscht Leinenzwang – was gegen das Tierschutzgesetz verstösst. Willkür, Inkompetenz und Intoleranz herrschen. Was steckt dahinter? Wer profitiert, wer verliert? Das Schweizer Hunde Magazin versucht Klarheit in das emotional, zuweilen hyste- risch geführte Thema zu bringen. Der Fall Schwyz: Kläger gesucht Zum Teil sind die kantonalen Hundegesetze nicht mit dem Tierschutzgesetz zu vereinbaren. So verstösst der Leinenzwang im Kanton Schwyz und in Gemeinden anderer Kantone gegen Artikel 71.1 der Tierschutzverordnung. Dort steht: «Hunde müssen täglich im Freien und entsprechend ihrem Bedürfnis ausgeführt werden. Soweit möglich sollen sie sich dabei auch unangeleint bewegen können.» «Grundsätzlich kann ein Kanton nichts Gesetzeswidriges verordnen», sagt Michelle Richner, Juristin bei der Stiftung TIR. Der Leinenzwang sei ein Fehler in der Gesetzgebung, offenbar habe niemand rechtzeitig interveniert. «Um diesen Fehler im Nachhinein zu ändern, muss man einen konkreten Fall anfechten, ihn weiter ziehen und schauen, wie der Richter entscheidet. Es gibt noch keinen Präzedenzfall», weiss Richner. «Unsere Unterstützung hätte der Kläger.» Bereits vertritt ein Anwalt des Schweizer Tierschutzes Hundehalter im Kanton Schwyz.

Hundegesetze Verrat am besten - AUFRAD.CH Home · Hal-terinnen und Halter, die einen 18-monatigen bis achtjäh-rigen Hund übernehmen, müssen mit dem Tier in einen Erziehungskurs

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© Schweizer Hunde Magazin 2/10 13© Schweizer Hunde Magazin 2/1012

Von Andreas Krebs

Der Verrat am Hund – des Menschen bester Freund – ist eine Gefahr für die Gesellschaft. Wie wichtig Hunde für eine Gemeinschaft sind, umschreibt Bill Tallbull, Medi-zinmann der Cheyenne, so: «Sie fl itzen über den Boden und vertreiben dabei die sich dort ansammelnden dunk-len Geister, die Schwermut und Unglücklichsein verbrei-ten.» Auch bei anderen Naturvölkern wird der Abkömm-ling des Wolfes geachtet – als Krafttier ist er ihnen ein starker Verbündeter.

Krafttier? Geister! – darüber lachen wir «Zivilisier-ten». Davon haben wir uns wegentwickelt, irgendwie. Schwermut überlisten wir mit Chemie, dazu brauchen wir keine Tiere. Im Buch des Lebens lesen wir schon längst nicht mehr. Stattdessen konsumieren wir un-

Pitbull Terrier Süleyman, einen sechsjährigen Türkenjun-gen. Die Hunde gehören dem Italiener Morris Castellarin, der gemäss «Blick» heute in Italien wieder Hunde züch-tet («Wachsen hier seine neuen Bestien heran?»). Castel-larin habe die Pitbulls als Welpen monatelang in einem Raum eingesperrt und geschlagen. «Scharf gemacht», wie es in der Szene heisst.«Blick» recherchierte – fand aber offenbar keinen ver-gleichbaren Fall in der Schweiz. Aber in Hamburg, da ereignete sich im Jahr 2000 (!) Folgendes: Eine Staf-fordshire-Hündin und ein Pitbull töten «im Blutrausch» Volkan, einen sechsjährigen Türkenjungen. Die Hunde waren schon mehrfach in Beissereien verwickelt ge-wesen. Der Besitzer Ibrahim Külünc, vorbestraft wegen Körperverletzung und unerlaubten Waffenbesitzes, hat-te die Maulkorb- und Leinenpfl icht verweigert – und alle Vorladungen der Behörden ignoriert.

selige Medien, wo nach der erneuten Grippehysterie gerade etwas Flaute ist, ein Katastrophenloch. Zeit für einen Dauerbrenner. Zum Beispiel die Hetze gegen Hundehalter …

Der eine Fall – und ein aufgewärmter

Im «Blick», der meist verkauften Zeitung der Schweiz, liest sich das so: «Mädchen von Kampfhund angefallen», «Wie-der Pitbull -Alarm vor dem Kindergarten», «Das sind die übelsten Beisser», «Jetzt Druck machen!», «Bundesrat un-ter Druck», «Fribourg plant Pitbull-Verbot!», «Kampfhund zerfetzt Dackel», «Hundehalter schneller drannehmen». Eine hetzerische Kampagne, ausgelöst durch einen einzi-gen tödlichen Fall: die «Tragödie von Oberglatt». Dezember 2005: Im zürcherischen Oberglatt töten drei

Die grosse Hetzkampagne

Das Drama um Süleyman sorgt lan-desweit für Entsetzen. 180 000 Men-schen unterschreiben eine Petition des «Blicks» für ein Pitbull-Verbot und schärfere Massnahmen gegen «Kampf-hunde». Es ist ja auch verständlich, schliesslich geht es um den Schutz von Kindern – es sind also reichlich Emotionen im Spiel. Wo viele Emotionen im Spiel sind, geht zuweilen der Verstand verloren. Ein ungutes Gefühl nistet sich ein im Volk. Und die Medien schüren Ängste, setzen von nun an die populistische Kampfhundekampagne wohldosiert ein. «Neue Horror-Details zum Pitbull-Angriff» liest man im «Blick» noch ein Jahr nach dem Drama. – Die Angst vor Hunden wächst. Für Hundehalter ist nun alles anders. Manche werden aufs Übelste be-schimpft, ihre Hunde getreten. Völlig Durchgedrehte gehen noch weiter. Manch einer hält das nicht aus. Sieht nur einen Ausweg: Der Hund muss weg. Charles Trolliet, Präsident der Gesellschaft Schweizer Tier-ärztinnen und Tierärzte, verfügt über keine genauen Zahlen. Er weiss aber, dass seit der tödlichen Pitbull-Attacke viele Halter ihre Hunde haben töten lassen. «Sie halten den sozi-alen Druck und die Beleidigungen nicht mehr aus», sagt er. Einen Platz für solche Hunde zu fi nden sei sehr schwierig. So griffen Kollegen notgedrungen zur Todesspritze – auch bei völlig gesunden Hunden, die nie Probleme gemacht haben. Trolliet bedauert die Verteufelung von «Kampfhun-den» und hält wenig davon, sie einzuschläfern. >

Rassismus

Obwohl zu Rassismus viel ge-forscht wird, gibt es noch keine allgemein akzeptierte Defi niti-on des Begriffs «Rassismus». Die gebräuchlichste Defi nition stammt vom französischen So-ziologen Albert Memmi:«Der Rassismus ist die verall-gemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fi ktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Pri-vilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.»(Quelle: Eidgenössische Kommis-sion gegen Rassismus)

Chaos auch mit dem na-tionalen Hundegesetz

In der Schweiz gelten derzeit 23 kantonale voneinander abwei-chende Gesetzgebungen. Der Ständerat berät voraussichtlich in der Frühjahrssession über das nationale Hundegesetz – wahr-scheinlich zu spät. «Das nationa-le Gesetz wird keine Vereinheitli-chung bringen», glaubt Michelle Richner von der Stiftung TIR. Das kantonale Chaos werde weiter bestehen bleiben. Denn Artikel 13 sehe vor, dass die Kantone weiter gehende Massnahmen ergreifen können, was viele ja schon gemacht haben. «Diese Kantone werden ihre Beschlüsse kaum abschwächen, um sie dem nationalen Gesetz anzupassen», glaubt Richner.

Hundegesetze

Verrat am besten Freund

Eine einzige tödliche Attacke dreier Pitbull Terrier in Oberglatt ZH im Jahr 2005 führte zur populistischen Verfolgung von sogenann-ten «Kampfhunden» und schürte den allge-meinen Hundehass. Der «Blick» lancierte eine Hetzkampagne. Politiker kuschen. Rassismus ist salonfähig geworden: Kanto-ne verbieten «gefährliche» Hunderassen. In anderen herrscht Leinenzwang – was gegen das Tierschutzgesetz verstösst. Willkür, Inkompetenz und Intoleranz herrschen. Was steckt dahinter? Wer profi tiert, wer verliert? Das Schweizer Hunde Magazin versucht Klarheit in das emotional, zuweilen hyste-risch geführte Thema zu bringen.

Der Fall Schwyz: Kläger gesucht

Zum Teil sind die kantonalen Hundegesetze nicht mit dem Tierschutzgesetz zu vereinbaren. So verstösst der Leinenzwang im Kanton Schwyz und in Gemeinden anderer Kantone gegen Artikel 71.1 der Tierschutzverordnung. Dort steht: «Hunde müssen täglich im Freien und entsprechend ihrem Bedürfnis ausgeführt werden. Soweit möglich sollen sie sich dabei auch unangeleint bewegen können.»«Grundsätzlich kann ein Kanton nichts Gesetzeswidriges verordnen», sagt Michelle Richner, Juristin bei der Stiftung TIR. Der Leinenzwang sei ein Fehler in der Gesetzgebung, offenbar habe niemand rechtzeitig interveniert. «Um diesen Fehler im Nachhinein zu ändern, muss man einen konkreten Fall anfechten, ihn weiter ziehen und schauen, wie der Richter entscheidet. Es gibt noch keinen Präzedenzfall», weiss Richner. «Unsere Unterstützung hätte der Kläger.» Bereits vertritt ein Anwalt des Schweizer Tierschutzes Hundehalter im Kanton Schwyz.

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Hundegesetze

«Die problematischen Hunde enden nicht beim Tierarzt», sagte er. Getötet werden jene Tiere, die korrekt gehalten werden, deren Besitzer aber dem sozialen Druck nicht standhalten.«Hundehalter schneller drannehmen» – grossartige Medi-enkampagne! Geführt ausgerechnet von einem ehemali-gen Theologen, vom damaligen «Blick»-Chefredaktor Wer-ner de Schepper.

Ist ein Pitbull in Zürich gefährlicher als im Aargau?

Die Politiker kuschen natürlich vor den aufgescheuch-ten Wählern. Diverse Kantone verschärfen die Gesetz-gebung. Am weitesten geht Zürich, wo die Stimmbürger Ende November 2008 klar Ja zum sogenannten Kampfhun-deverbot sagen. Infolgedessen bestimmte der Zürcher Regierungsrat acht Hunderassen, die seit Anfang 2010 verboten sind: American Staffordshire Terrier, Bull Terri-er, American Bull Terrier, Staffordshire Bull Terrier, Ame-rican Pit Bull Terrier, Pit Bull Terrier, Bandoc und Basic Dog sowie sämtliche Hunde, die mindestens zehn Pro-zent Blutanteil dieser Rassen haben. Die Liste erfasst Hunderassen, bei denen mit dem «Vor-handensein von Zuchtlinien mit übersteigertem Aggres-sionspotential gerechnet werden muss. Bei der Bezeich-nung dieser Hunde wird zudem der Tatsache Rechnung getragen, dass bestimmte Hunderassen beziehungsweise -gruppen von ihrer genetischen Anlage her (Körpergrösse, Körperbau sowie ursprüngliche Zuchtziele für bestimmte Einsatzzwecke wie Grosswildjagd, Bewachung von Herden vor Raubtieren oder Hundekämpfen) eher zur Aggression neigen oder zu entsprechendem Verhalten abgerichtet werden können als andere. Weitere massgebliche Merkma-le dabei sind ein starkes Gebiss, eine gute Bemuskelung und eine teilweise eingeschränkte Mimik einzelner Ver-treter dieser Liste. Auch die missbräuchliche Verwendung von Hunden dieser Rassen durch kritische Haltergruppen ist ein Merkmal dieser Liste.» Wer einen solchen Hund be-reits vorher gehalten hat, darf ihn behalten.

Wer neu einen solchen Hund will, muss umziehen, etwa in den angrenzenden Kanton Aargau. Wie in vielen ande-ren Kantonen gibt es dort (noch) keine Rassenliste. Mit der neuen Verordnung hat der Kanton Zürich ausser-dem die praktische Ausbildung für «grosse oder massige» Hunde geregelt. Wer ein solches Tier hält, muss einen Wel-penkurs respektive einen Junghundekurs besuchen. Hal-terinnen und Halter, die einen 18-monatigen bis achtjäh-rigen Hund übernehmen, müssen mit dem Tier in einen Erziehungskurs. Diese obligatorischen Ausbildungskurse führen zu einer massiven Steigerung der Haltungskosten. Zudem müssen gemäss dem neuen Tierschutzgesetz, das seit dem 1. September 2008 in Kraft ist, alle Personen, die sich einen neuen Hund egal welcher Rasse anschaffen, Kurse besuchen (siehe Kasten und www.hundemagazin.ch/Ratgeber/aktuelles).

Gewinner und Verlierer

«Die Hundehaltung darf nicht zu einem Luxusgut werden», fordert Erika Städeli Scherrer, Präsidentin des Hundehal-ter-Clubs Schweiz (HCS), der zum Ziel hat, «die einzelnen Interessensgruppen zu bündeln und sich so gemeinsam für die Belange der Hundehalter einzusetzen – wie der TCS für die Autofahrer». Städeli Scherrer sieht im Hunde-gesetz vor allem einen neuen Wirtschaftszweig: «Zahlrei-che Organisationen sind im Sog der neuen Gesetzgebung entstanden. Die verdienen sich nun eine goldene Nase.»Verlierer seien einkommensschwache und ältere Men-schen, sagt sie. «Dabei sind Hunde gerade für die so enorm wichtig.» Und anders herum. Viele ältere Menschen ent-schieden sich für einen älteren Hund aus dem Tierheim. Das wird sich mit den neuen Aufl agen wohl ändern, be-fürchtet Städeli Scherrer. «Irgendwann wird ein Aufschrei durch die Schweiz gehen, weil massenhaft gesunde Hun-de eingeschläfert werden müssen, weil sie nirgends einen Platz fi nden.»Viele Tierheimen nehmen keine «Kampfhunde» mehr auf. «Wir können die Tiere nicht mehr weiter vermitteln,» be-gründet Pfl egerin Regula Hayoz vom Tierheim Oberbotti-gen bei Bern. >

Aus der Hundebiss-Statistik

Seit Mitte 2006 sind Ärzte sowie Tierärzte, Tierheim-verantwortliche, Ausbilderinnen von Hunden und die Zollorgane angewiesen, «Vorfälle mit Hunden» dem kantonalen Veterinäramt zu melden. Als solche gelten Unfälle, bei denen ein Mensch oder ein Tier von einem Hund «erheblich verletzt» wurde, oder wenn sie fest-stellen, dass ein Hund «auffälliges Aggressionsver-halten» zeigt. Eine «erhebliche Verletzung» liegt vor, wenn diese ärztlich versorgt werden muss, also auch wenn der Arzt zur Sicherheit lediglich eine Tetanus-impfung vornimmt.Gemäss Hundebissstatistik von 2008, die mit denen aus Vorjahren fast identisch ist, wurden in der Schweiz 2567 Hundebisse bei Menschen gemeldet. Also wurden 0,0281 Prozent der Bevölkerung gebissen. Mit 0,042 Prozent trifft es Kinder bis 10 Jahre am häufi gsten. Rund zwei Drittel der Beissunfälle geschahen mit Hun-den, die dem Opfer bekannt waren. In einem Viertel der Fälle war es der eigene Hund. Der im Jahr 2007 aufgeführte Trend, dass einzelne Rassen relativ häufi ger genannt werden, bestätigt sich in der umfassenderen Darstellung 2008. Dabei ist gemäss dem Bundesamt für Veterinärwesen jedoch zu berücksichtigen, «dass die Angaben der Rasse mit vielen Unsicherheiten behaftet ist, da neben der oft schwierigen oder fehlenden Zuordnung von Mischlin-gen die Angaben von den geschädigten Personen oder Tierhaltern stammen und nur in kleinen Teilen von den Behörden überprüft werden können. Insgesamt sind die auf Rassen bezogenen Angaben sehr vorsichtig zu interpretieren und nur grobe Unterschiede können betrachtet werden».In der Hundebissstatistik werden neben «Riese» die Grössenklassen «Klein», «Mittel» und «Gross» unterschieden. Jede der drei letztgenannten Grössen-klassen hatte fast gleich viele Vorfälle zu verzeichnen. Die «Riesen» machten zwei Prozent aus. Kleine Hunde sind überdurchschnittlich häufi g in Beissvorfälle mit Kindern involviert. In 75 Prozent der Fälle kannte das Kind den Hund, bei jedem fünften Fall war es der eigene Hund, der zubiss. Wie im Vorjahr wurden am meisten Meldungen über Vorfälle mit Hunden vom Schäferhundtyp registriert. Die 526 erfassten Meldungen entsprechen über einem Viertel aller Beissunfälle mit Menschen. Allerdings ist der Schäfertyp mit über 83‘000 Hunden auch der Hundetyp, der in der Schweiz am häufi gsten vor-kommt, gefolgt von Terriern (68‘000 Hunde mit 164 Bissmeldungen) und Retrievern (68‘000 Hunde mit 133 Bissmeldungen).

Relativ am häufi gsten beissen folgende Hundetypen zu:

Bei den Rassen ist die Inzidenz wie folgt:

Anmerkung des Autors:1. Der Sennenhund wird traditionell auf Bauernhöfen als Wachhund eingesetzt. Diese Hunde sind nicht scharf, aber es gehört zu ihrer Aufgabe, Haus und Hof zu verteidigen. So sind die gehäuften Beissunfälle bei dieser Rasse wohl zu erklären.2. Es ist anzunehmen, dass der Biss von kräftigen Hunden eine schwerere Verletzung verursacht als der von kleinen.3. In der Schweiz leben rund 500 000 Hunde.4. Weltweit ist der Schäferhund für die meisten töd-lichen Unfälle verantwortlich. Tödliche Beissunfälle

Die Hundebissstatistik ist hier zu fi nden:www.bvet.admin.ch/themen/tierschutz/00760/00763/index.html?lang=de

Zufall?

Von der Medienhetze ausgenommen ist ausgerechnet der Schäferhund – die Rasse, die weltweit für die meisten tödlichen Unfälle verantwortlich ist. Seit

Schäferhunde. Weitere involvierte Hunderassen waren: Rottweiler (8), Deutsche Dogge (5), Mischlinge (4) und Pittbull (4). Für die Schweiz besteht keine langjährige Statistik. Erst seit dem «Drama von Oberglatt» wird eine umfassende Beissstatistik geführt.Wider die Fakten wird das gute Image des Schäferhundes weiter gepfl egt. Wie «lieb», ja heldenhaft diese Rasse ist, sehen wir ständig in den Abendse-rien von SF, ARD und ZDF. Wieso der Schäferhund verschont wird, könnte

Staatshund schlechthin – den kann man nicht verbieten. In der Schweiz sind

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Jeder Hundehalter ein Risikofaktor

Lexcanis, eine «unabhängige Interessengemeinschaft zur Förderung einer Hunde-Gesetzgebung zugunsten der Bürger», sieht in der Zürcher Hundeverordnung «einen Frontalangriff gegen Hund und Halter». Mit Besorgnis be-obachte man «die Zielsetzung, die Zürcher Hundepopu-lation drastisch zu reduzieren und den Kanton von kurz-haarigen, bulligen Hunden zu säubern». Das verschärfte Hundegesetz sei ein «Angriff auf demokratische Bürger-rechte». Der angebliche Schutz vor gefährlichen Hunden würde den Umbau des Rechtsstaates in einen Präventions-staat bedeuten – «völlig unverhältnismässige Einschnitte angesichts weniger Beissunglücke stellen unbescholtene Hundehalter durch Rassenlisten unter Generalverdacht», schreibt Lexcanis in einer Pressemitteilung.Hundehalter wehrt euch! Laut Lexcanis laufen gegen das Zürcher Hundegesetz und gegen die Rassenlisten in Schaffhausen Klagen. Lexcanis will verhindern, dass «aus dem freiheitlichen Rechtsstaat ein fürsorglicher Präven-tionsstaat wird, der seine Bürger nicht mehr als unver-dächtig, sondern als gruppenweise verdächtig oder po-tentiell verdächtig betrachtet». Tatsächlich wandelt sich das Sicherheitsrecht: Das Straf-recht verlässt den konkreten Tatverdacht, das Polizei-recht den Anknüpfungspunkt der konkreten Gefahr. Das bisherige Normensystem löst sich auf in einem einheitli-chen Recht der «inneren Sicherheit», das immer weniger zwischen Unschuldigen und Schuldigen, zwischen Ver-dächtigen und Unverdächtigen unterscheidet. Bald gilt jeder Hundehalter als Risikofaktor.

Sind wir noch zu retten?

Diverse Kantone, etwa der Aargau und Jura, Graubün-den und die Urkantone, haben Rassenlisten unter dem Aspekt der Nichteignung und Unverhältnismässigkeit abgelehnt. Auch der Bund ist gegen ein Rassenverbot.Wahrscheinlich zu Recht. Denn ein solches Verbot dient der Sache nicht. In Grossbritannien sind Kampfhunde seit 18 Jahren verboten – die Zahl illegaler Hunde ist trotzdem hoch. Laut Schätzung des Dachverbandes der britischen Hundezüchtervereine (Kennel Club) gibt es heute weiterhin Tausende von verbotenen Kampfhun-den in Grossbritannien. Im vergangenen Jahr hat allein die Londoner Polizei 700 Kampfhunde vom Typ Pitbull-Terrier beschlagnahmt. Gemäss dem Tierschutzverein RSPCA werden Kampfhunde seit einigen Jahren in stark zunehmendem Masse von jugendlichen Gangs gehalten, die sie als Statussymbol und Waffe einsetzen. Gleichzei-tig hat offenbar die Zahl illegaler Hundewettkämpfe zu-genommen. Die Tiere können problemlos im Internet zu

ein beliebter Nannyhund – «weil er so lieb im Umgang mit Kindern ist». Hierzulande werden zahlreiche Rott-weiler als Familienhund gehalten.«Kampfhunde gibt es nicht», sagt Städeli Scherrer. «Egal welche Rasse, wenn die Hunde tiergerecht und normal so-zialisiert aufwachsen, gibt es keine Probleme mit ihnen.»«Kampfhund ist eine falsche Bezeichnung, ein durch die Medien geschaffener Begriff», sagt Richner. «Jeder Hund kann zum Kampfhund gemacht werden. Manche brau-chen so was für ihr Ego. Das sind die wirklich Gefähr-lichen.»«Kriminelle» nennt sie Urs Baschung, der seit vielen Jah-ren mit «Problemhunden» und ihren Haltern arbeitet («ich führe keine Hundeschule, das ist eine Menschenschule»). «Denen kannst du den Hund wegnehmen, zwei Wochen später haben sie wieder einen.» Ein Rassenverbot hält er für keine kluge Idee. «Manche von denen kaufen jetzt erst recht so einen Hund. Denn über den Pitbull wird jetzt ja geredet. Die brauchen das, die wollen ja auch jemand sein.» Man müsse vor allem auf den Leumund der Leute achten, meint er. So etwas wie in Oberglatt kann jeden Tag wieder pas-sieren, glaubt Städeli Scherrer. «Kein Gesetz kann das verhindern. Das sind Kriminelle, die scheren sich einen Teufel um Gesetze.»Auch Richner glaubt, dass «die richtig gefährlichen Halter durchrutschen. Die registrieren ihre Hunde nicht und bin-den ihnen keinen Maulkorb um. Sie missachten die Ge-setze schlicht. Für die ist der Hund ein Machtsymbol, die brauchen das für ihr Ego.»

Preisen von rund 250 Pfund (340 Franken) gekauft wer-den. Die Zahl der Angriffe von Hunden auf Menschen hat laut Kennel Club nicht abgenommen; die Zahl der Hospitalisierungen nach Hundebissen hat sich sogar verdoppelt. Auch tödliche Angriffe auf Kinder kann das strenge Gesetz nicht verhindern. Erst am 30. November vergangenen Jahres ist in Liverpool ein vierjähriger Kna-be vom Pitbull seines einundzwanzigjährigen Onkels zu Tode gebissen worden.

Was tun? Die britische Polizei setzt auf intensivere Auf-klärung und Durchsetzung des Kampfhundeverbots. Kennel Club und RSPCA dagegen haben in den letzten zwei Jahren im Parlament zweimal Vorstösse lanciert, um das Gesetz gegen gefährliche Hunde von 1991 zu ändern. Sie wollen von der Defi nition eines bestimmten Hundetyps als Gefahrenquelle wegkommen und stärker bei den Hundehaltern ansetzen. So könnten tatsächliche Gefahren besser bekämpft werden, während harmlose – weil gut gehaltene – Tiere verschont würden. Bisher haben sich die Tierschützer nicht durchsetzen können.

Willkür herrscht

Auch der Schweizer Tierschutz (STS) und die Schweize-rische Kynologische Gesellschaft (SKG) fi nden wenig Gehör. Sie sehen im «unnötigen Hundegesetz» die «Ge-fahr eines grassierenden, staatlich sanktionierten De-nunziantentums». Aus Sicht der beiden Verbände regelt die neue Vorlage nichts, was sich nicht im Rahmen der bestehenden Rechtsordnung regeln liesse. SKG und STS schliessen sich dem Wunsch des Nationalrats an, dass Kantone, die heute Rassenverbote kennen, ihre Gesetz-gebung der eidgenössischen Regelung anpassen. Daran mag Michelle Richner, juristische Mitarbeiterin der Stiftung für das Tier im Recht (TIR), nicht so recht glauben. Das Chaos bleibt wohl bestehen, befürchtet sie und denkt dabei an den Flickenteppich von heute 23 kantonalen, voneinander abweichenden Gesetzgebun-gen. «Artikel 13 sieht vor, dass die Kantone weitergehen-de Massnahmen ergreifen können – was viele ja schon gemacht haben. Diese Kantone werden ihre Beschlüsse kaum abschwächen, um sie dem nationalen Gesetz an-zupassen.» Wie eigentlich kommt es wohl zu den unter-schiedlichen Rassenlisten?

Die richtig Gefährlichen

«Die schreiben einander ab», meint Städeli Scherrer, die Präsidentin des HCS. Wissenschaftlich begründet seien die Listen nicht. In Amerika sei der Staffordshire Terrier

Liebe statt Verdammung

Baschung ortet aber auch eine Gefahr bei gutmütigen Hündelern. «Die Hierarchie muss stimmen, damit haben wir heute ein Problem. Wir schauen immer auf den Hund – es muss aber zwingend anders herum sein. Wir müssen immer über dem Hund stehen, immer!» Die Leinenfüh-rung sei das A und O, «das Wichtigste, das es gibt». >

Kampfhunde und illegale Hundekämpfe

Tibetdoggen wurden schon im 7. Jahrhundert vor Christus als Kriegshunde eingesetzt. Und in römischen Arenen traten Hunde gegen Menschen und

Jahrhunderts. In der Arena (englisch: Pit) kämpften Kreuzungen aus Bull-doggen und Terriern oft bis zum Tod. Für die Besitzer ein rentables Geschäft: Ein Sieger kassierte oft mehr als einen Monatsverdienst. Heute werden bei illegalen Hundekämpfen riesige Summen verwettet, auch in der Schweiz. In Italien sollen rund 20 Mafi a- und Camorra-Clans in die Hundewetten involviert sein – es geht um eine Milliarde Franken pro Jahr. Rund 15 000 Hunde aus ganz Europa und aus Amerika nehmen an solchen Kämpfen teil – 5000 sterben dabei. Manche «Champions» seien von Narben übersäht und kaum mehr als Hunde zu erkennen, erzählt der Aussteiger Paolo gegenüber dem Schweizer Fernsehen. «Trainingspartner» werden oft gestohlen – und dann von den Kampfhunden regelrecht zerfetzt. «Das gehört zur Routine», sagt Paolo, der seine Pitbulls als Welpen in einen Sack gesteckt und mit dem Knüppel geschlagen hat, bevor er sie anderen Tieren gegenüber stellte. So mache man Hunde scharf. Paolo: «Die wahren Täter sind die Besitzer.»(http://videoportal.sf.tv, nach «Hundekampf» suchen)

Hundegesetze

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© Schweizer Hunde Magazin 2/1018

Der «Problemhunde-Trainer» hat noch einen wichtigen Rat – vielleicht ist es gar das Rezept, mit dem sich Unfälle tatsächlich verhindern lassen: «Ich bin nie böse mit Hunden. Da muss man mit Liebe ran.»Zeit, sich daran zu erinnern: Der Hund ist der beste Freund des Menschen. Blindenführhunde ermöglichen seh-behinderten Menschen ein selbstän-diges Leben, Lawinensuchhunde und Sanitätshunde retten Leben, Familien-hunde lehren Kinder, Verantwortung zu tragen, und vertreiben Alten die Einsamkeit. «Dr. Hund macht gesund» ist eine beliebte Schlagzeile, wenn es mal wieder eine Studie in die Medien schafft, die belegt, dass Hunde (wie an-dere Tiere) sich positiv auf die Gesund-heit der Halter auswirken. Wer einen Hund hat, ist meist weniger stressan-fällig, hat eine stärkere Immunabwehr und ist weniger gefährdet, einen Herz-infarkt zu bekommen. Ein Hund im Haus erspart manchen Arztbesuch. Vielleicht ist ja das der wahre Grund für die Hundehysterie. «Im Parlament sitzen viele Verbündete der Pharma-

industrie», schreibt der «Tages-Anzeiger» in einem lesens-werten Artikel mit dem Titel «Wie Pharmalobby Politik um-garnt». «Keine andere Branche lobbyiert derart erfolgreich.»Wer oder was auch immer hinter der Hysterie um die Hunde steckt – die Folgen sind verheerend. Denn das Hundegesetz ist nur ein Symptom der Entfremdung des Menschen von der Natur. Bill Tallbull, der Cheyenne-Medi-zinmann, warnt davor: «Eine Gesellschaft, die sich von der Erde und der Natur absondert, geht dem Wahnsinn und der Zerstörung entgegen.»

Lesen Sie unter www.hundemagazin.ch/Ratgeber den Beitrag «Machen Sie Skeptiker zu Hundefreunden – ein Verhaltensknigge für Hundehalter».

Zum Weiterlesen einige interessante Links: www.hcs-schweiz.ch, www.heidseehunde.ch, www.leine-weg.ch, www.tierimrecht.org, www.lexcanis.ch, www.skg.ch, www.tierschutz.org, www.kindundhund.ch, www.prevent-a-bite.ch

Prevent a bite

Statt der hetzerischen Kampagne zu folgen, sollten Politiker besser Verständnis schaffen. So wie in Basel. Dort gehört der Schulbesuch von «Prevent a bite»-Gruppen fest ins Programm. Schüle-rinnen und Schüler sollen spielerisch Verhaltensregeln gegenüber bekannten und unbekannten Hunden lernen: stehen bleiben, wenn ein Hund kommt, keine hektischen Bewegungen, nicht beim Fressen stören. Das Ziel ist es, den Kindern zu zeigen, dass durch richtiges Verhalten Bissun-fälle mit Hunden vermieden werden können. In rund zwei Drittel der Bissunfälle sind dem Opfer bekannte Hunde involviert (siehe «Aus der Hundebissstatistik»).

der Schweiz erfolgreich damit, zum Teil unter dem Namen «Hallo Hund» oder, in der französischen Schweiz, «P.A.M». In manchen Kantonen gehört der Schulbesuch der Hunde fest ins Programm, etwa

Eher wird man vom Blitz getroffen

Die Gefahr, durch einen Blitz-schlag getötet zu werden, ist extrem klein, aber etwa 70 Mal so gross, wie durch Hunde zu Tode gebissen zu werden. Seit der Tragödie von Oberglatt im Dezem-ber 2005 hat es in der Schweiz keinen tödlichen Unfall mit Hunden gegeben. Auf der Strasse hingegen haben seither über 1120 Menschen ihr Leben verloren. Im Jahr 2008 waren es 357 Personen. Weiter waren 4780 Schwerver-letzte und 20 776 Leichtverletzte zu beklagen.

Einige Risiken in der Übersicht

Tod durch Herzkrankheiten:1 : 397

Krebs mit Todesfolge:1 : 602

Tod durch Berufsunfall eines Dachdeckers:1 : 1‘538 (bezogen auf Population der Dachdecker)

Tod durch Verkehrsunfall:1 : 5‘569 (bezogen auf die Welt-bevölkerung. In Industrieländern wird aufgrund von diversen Mass-nahmen die Wahrscheinlichkeit verringert.)

Tod durch Verbrechen: 1 : 11‘873

Tod durch Sturz:1 : 16‘928 (Alle Stürze z. B. von Bäumen, von Gebäuden, von Trep-pen, von Bergen etc. betrachtet.)

Blitzschlag mit tödlichem Ausgang:1 : 1‘000‘000

Tod durch Hundeattacke 1 : 70‘000‘000 (bezogen auf die Zahlen in Deutschland; in der Schweiz ist demnach das Risiko noch kleiner)Quellen: diverse

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