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Mein Auslandssemester in Oviedo Ich war von Anfang September bis Ende Januar in Oviedo, der „Hauptstadt“ Asturiens. Landschaftlich erinnert der Norden Spaniens durch die wilden, rauen Atlantikküsten, ver- steckten Buchten, die gigantischen Gebirgszüge und die grüne Landschaft eher an Irland und Schottland, als an das „typische“ Mittelmeerurlaubsspanien. Es ist wirklich wunderschön dort. Oviedo liegt zwischen den Bergen etwa 30km vom Atlantik entfernt. In der Altstadt mit ihren kleinen Gassen und vielen Cafés und Bars spielt sich das Leben ab. Nachts öffnen die Bars der Gassen ihre Türen und so füllt sich beispielsweise die „Calle Mon“, die zur Kathedrale führt, mit jungen Menschen. In den Sommermonaten sind die kleinen Plätze der Altstadt überfüllt, weil sich dort alle zum „Botellón“ (Vorglühen) verabreden. Getanzt wird in Oviedo in den Bars und man erkennt immer irgendwen und die Stimmung ist super familiär. Wer große Clubs sucht, wird in Oviedo eher nicht fündig und muss dafür vielleicht einmal ein Wo- chenende nach Madrid oder Barcelona fahren. Typisch für Asturien ist der asturianische Apfelwein „Sidra“, der in merkwürdiger Art und Weise ausgeschenkt und getrunken wird (siehe Bilder). Sidra wird quasi zu jeder Tageszeit und überall getrunken. In Oviedo gibt es auch eine Gasse, in der dicht an dicht die Sidrerias (Bars, in denen Sidra ausgeschenkt wird) aufgereiht sind. In jedem Café und in jeder Bar gibt es die typischen Pinchos (kleine belegte Brötchen) und Tapas bekommt man auch überall. Der Bahnhof und die Altstadt werden durch die große Einkaufstraße „Calle Uria“ miteinan- der verbunden. Einen schönen Park zum Spazierengehen findet man hier auch. Ansonsten befindet sich im Osten der Stadt das neue Krankenhaus „HUCA“ und im Westen der Stadt liegt der Campus Cristo. Der Rest der Stadt besteht mehr oder weniger aus Wohn- häusern und war für mich nicht wirklich interessant. Im September war es in Oviedo noch richtig schön warm und sonnig (bis zu 33°C) und auch der Oktober war mild und es wurde nie kälter als 18°C. Ab November wurde es dann allmäh- lich etwas kühler und die „Regenzeit“ setzte ein. Temperaturen unter 5°C gab es aber bis Ende Januar nicht. Wenn es in Oviedo regnet, dann regnet es meist den ganzen Tag, also kauft euch einen anständigen Regenschirm. Ich bin von Berlin nach Bilbao geflogen und habe dann einen Bus nach Oviedo genommen. Schon die Bustour zwischen Atlantikküste und Gebirge war super schön. In Oviedo angekommen, habe ich die ersten 5 Tage in einem günstigen Hotel in der Calle Uria verbracht. Am 1. Tag bin ich erstmal in das International Office gegangen, um mich an- zumelden. Dort wurden mir alle wichtigen Informationen für den Start gegeben unterande- rem eine hilfreiche Liste mit freien Zimmern und den Telefonnummern der Vermieter. In Spanien stellen die Vermieter die WGs zusammen. Alle Zimmer sind möbliert. Die Monats- mieten liegen zwischen 190€ bis 260€. Wenn ihr im Wintersemester nach Oviedo geht, ach- tet darauf, dass euer Zimmer eine Heizung hat, denn ohne kann es wirklich sehr kalt werden. Nach ein paar Zimmerbesichtigungen habe ich dann auch schnell mein neues Heim in einer 3er WG mit einer anderen Deutschen und einer Italienerin gefunden. Leider konnte ich kein leeres Zimmer in einer spanischen WG ergattern. Vielleicht hätte ich dazu etwas früher an- reisen müssen oder ausdauernder suchen sollen. Auch in der Erasmusgruppe bei Facebook werden oft von Vermietern Anzeigen von freistehenden Zimmer gepostet.

Mein Auslandssemester in Oviedo - Erasmus · Die Lage der Wohnung war perfekt, da ich nur zwei Gehminuten von der Altstadt entfernt ... beginnen die 3-monatigen Sommerferien und im

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Mein Auslandssemester in Oviedo Ich war von Anfang September bis Ende Januar in Oviedo, der „Hauptstadt“ Asturiens. Landschaftlich erinnert der Norden Spaniens durch die wilden, rauen Atlantikküsten, ver-steckten Buchten, die gigantischen Gebirgszüge und die grüne Landschaft eher an Irland und Schottland, als an das „typische“ Mittelmeerurlaubsspanien. Es ist wirklich wunderschön dort. Oviedo liegt zwischen den Bergen etwa 30km vom Atlantik entfernt. In der Altstadt mit ihren kleinen Gassen und vielen Cafés und Bars spielt sich das Leben ab. Nachts öffnen die Bars der Gassen ihre Türen und so füllt sich beispielsweise die „Calle Mon“, die zur Kathedrale führt, mit jungen Menschen. In den Sommermonaten sind die kleinen Plätze der Altstadt überfüllt, weil sich dort alle zum „Botellón“ (Vorglühen) verabreden. Getanzt wird in Oviedo in den Bars und man erkennt immer irgendwen und die Stimmung ist super familiär. Wer große Clubs sucht, wird in Oviedo eher nicht fündig und muss dafür vielleicht einmal ein Wo-chenende nach Madrid oder Barcelona fahren. Typisch für Asturien ist der asturianische Apfelwein „Sidra“, der in merkwürdiger Art und Weise ausgeschenkt und getrunken wird (siehe Bilder). Sidra wird quasi zu jeder Tageszeit und überall getrunken. In Oviedo gibt es auch eine Gasse, in der dicht an dicht die Sidrerias (Bars, in denen Sidra ausgeschenkt wird) aufgereiht sind. In jedem Café und in jeder Bar gibt es die typischen Pinchos (kleine belegte Brötchen) und Tapas bekommt man auch überall. Der Bahnhof und die Altstadt werden durch die große Einkaufstraße „Calle Uria“ miteinan-der verbunden. Einen schönen Park zum Spazierengehen findet man hier auch. Ansonsten befindet sich im Osten der Stadt das neue Krankenhaus „HUCA“ und im Westen der Stadt liegt der Campus Cristo. Der Rest der Stadt besteht mehr oder weniger aus Wohn-häusern und war für mich nicht wirklich interessant. Im September war es in Oviedo noch richtig schön warm und sonnig (bis zu 33°C) und auch der Oktober war mild und es wurde nie kälter als 18°C. Ab November wurde es dann allmäh-lich etwas kühler und die „Regenzeit“ setzte ein. Temperaturen unter 5°C gab es aber bis Ende Januar nicht. Wenn es in Oviedo regnet, dann regnet es meist den ganzen Tag, also kauft euch einen anständigen Regenschirm. Ich bin von Berlin nach Bilbao geflogen und habe dann einen Bus nach Oviedo genommen. Schon die Bustour zwischen Atlantikküste und Gebirge war super schön. In Oviedo angekommen, habe ich die ersten 5 Tage in einem günstigen Hotel in der Calle Uria verbracht. Am 1. Tag bin ich erstmal in das International Office gegangen, um mich an-zumelden. Dort wurden mir alle wichtigen Informationen für den Start gegeben unterande-rem eine hilfreiche Liste mit freien Zimmern und den Telefonnummern der Vermieter. In Spanien stellen die Vermieter die WGs zusammen. Alle Zimmer sind möbliert. Die Monats-mieten liegen zwischen 190€ bis 260€. Wenn ihr im Wintersemester nach Oviedo geht, ach-tet darauf, dass euer Zimmer eine Heizung hat, denn ohne kann es wirklich sehr kalt werden. Nach ein paar Zimmerbesichtigungen habe ich dann auch schnell mein neues Heim in einer 3er WG mit einer anderen Deutschen und einer Italienerin gefunden. Leider konnte ich kein leeres Zimmer in einer spanischen WG ergattern. Vielleicht hätte ich dazu etwas früher an-reisen müssen oder ausdauernder suchen sollen. Auch in der Erasmusgruppe bei Facebook werden oft von Vermietern Anzeigen von freistehenden Zimmer gepostet.

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Die Lage der Wohnung war perfekt, da ich nur zwei Gehminuten von der Altstadt entfernt wohnte, in der Nähe eines kleinen Parks „Campillin“ und auch den F1/2 Bus vor meiner Tür hatte, der mich im 30-Minuten Takt zur Uni brachte. Die F1/2 Buslinien umkreisen die Stadt einmal und verbinden den Campus „el Cristo“ im Westen mit dem neuen Krankenhaus (un-sere Uni) im Osten miteinander. Auch die C1/2 Buslinien verbinden den Campus „el Cristo“ mit dem neuen Krankenhaus, aber auf direkterem und schnellerem Wege, indem sie durchs Zentrum fahren. Im Juni 2014 hat das neue Krankenhaus „HUCA“ eröffnet. Seitdem studieren alle Medizin-studenten ab dem 3. Jahr dort, während die ersten zwei Jahrgänge am Campus Cristo ver-bleiben, auf dem sich die eigentliche medizinische Fakultät befindet. Hier findet man auch das Erasmusbüro für Medizinstudenten. Du bekommst hier alle Informationen zu den Kursen und zu deinem Learning Agreement und dir wird alles genau erklärt, auch auf Englisch, sollte es mit dem Spanisch hapern. Generell wird in Spanien nicht in Semestern, sondern in Jahren studiert. Es gibt sowohl Kur-se, die über ein ganzes Jahr laufen, als auch welche, die nur über ein Semester gehen. Die Vorlesungen und Seminare laufen bis zu den Weihnachtsferien und im Januar finden die ersten Prüfungen statt. Das zweite Semester schließt direkt ohne Ferien an die Prüfungen des ersten Semesters an, sodass die zweite Prüfungsperiode auf den Monat Mai fällt. Dann beginnen die 3-monatigen Sommerferien und im September geht das neue Jahr wieder los. Die Vorlesungen finden am Nachmittag zwischen 13 und 16 Uhr statt und dauern meist je-weils eine Stunde. Die zweistündigen Seminare finden im Anschluss statt, meist zwischen 17 und 19 Uhr. Praktika hingegen wurden auf den Vormittag verlegt. Bei den Seminaren und Praktika wird auch die Anwesenheit kontrolliert. Im Allgemeinen ist das Medizinstudium in Spanien sehr verschult und sehr theoretisch auf-gebaut. Zu fast jedem Kurs gehört zwar 1-2 wöchige Praktika, doch diese sind eher weniger praktisch. Meistens läuft man alleine oder zu zweit mit einem Arzt mit, begleitet ihn bei den Visiten oder schaut ihm bei den Untersuchungen zu. Anamnesegespräche mit den Patienten habe ich eigentlich nicht durchgeführt, durfte aber hin und wieder kurz Herz, Lunge und Ab-domen untersuchen. Die Ärzte waren dennoch stets bemüht, Fragen zu beantworten und waren vor allem den Erasmusstudenten gegenüber sehr aufgeschlossen und freundlich. Ich habe in meiner Zeit dort viele Praktika absolviert und zwei Kurse belegt. Im Oktober habe ich an den Nachmittagen am Campus Milan, der 10 Minuten zu Fuß von der Altstadt entfernt liegt, über das „Casa de las Lenguas“ einen vierwöchigen Spanischkurs absolviert, der mir wirklich sehr weiter geholfen hat. Über diesen werdet ihr bei eurer An-meldung im International Office informiert. Wenn ihr die Abschlussprüfung absolviert, gibt es für den Kurs auch 6 ECTS-Punkte. An den Wochenenden habe ich viele Dinge unternommen und es mir gut gehen lassen. Ich war Kanufahren und Wandern in der wunderschönsten Landschaft, habe die Altantikküste und die kleinen Küstendörfer wie Cudillero, Lastres, Llanes, Ribadesella entdeckt und war auch in Covadonga mit seinen Bergseen. Ich empfehle euch, euch einfach mal ein Auto zu mieten und die Gegend zu erkunden, weil man so viel schneller und leichter an die versteck-ten Buchten und Dörfer an der Küste, aber auch in die süßen Bergdörfer im Kantabrischen Gebirge kommt. Zum Surfen und Klettern soll Asturias auch toll sein. Das habe ich aber leider nicht ausprobiert.

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Mit den Bussen von „Alsa“ bin ich auch recht günstig zusammen mit Freunden nach Leon, Galizien, Madrid und Salamanca gefahren. Wie gut man in den 5 Monaten Spanisch lernt, liegt an jedem selbst und vor allem daran, welches Sprachlevel und welchen Wortschatz man schon vor Reiseantritt hatte. Mir fiel es am Anfang sehr schwer die Dozenten zu verstehen, doch nach drei Monaten ging dies mehr oder weniger problemlos, denn die Asturianer sprechen zum Glück ein sehr gut zu verste-hendes Spanisch. Ich hatte auch das Glück, dass in der WG unter mir drei Mexikaner ge-wohnt haben, mit denen meine Mitbewohner und ich viel Zeit zusammen verbracht haben und so konnte ich auch außerhalb der Uni Spanisch üben, sodass ich mich jetzt ganz gut mit ihnen unterhalten kann. (Auch wenn ich bei den Zeitformen noch immer so meine kleinen Schwierigkeiten habe.) Ich habe mich oft nur zu zweit mit zwei spanischen Kommilitoninnen getroffen, denn ich habe gemerkt, dass ich in kleiner Runde ruhiger Spanisch spreche und mich dabei wohler und sicherer fühle und so mehr lerne. In der ersten Woche vor Unibeginn gibt es eine Willkommenswoche für die Erasmusstuden-ten (organisiert von ESN Oviedo), in der sich alle Erasmusstudenten kennen lernen können und allerlei Dinge für die Neuankömmlinge geplant werden wie Tapasnacht, Stadtführung, etc. Auch in den folgenden Monaten werden für die Erasmusstudenten Reisen nach z.B. Por-tugal, Madrid, Galizien organisiert, die meist recht günstig sind. Es gibt sicherlich eine Face-bookgruppe, in diese Veranstaltungen veröffentlicht werden.

Meine Zeit in Oviedo war wirklich toll und vor allem die Landschaft und die Menschen, aus aller Welt, die ich dort kennen lernen konnte, werden mir fehlen. Gerade weil Asturien nicht so typisch Spanisch ist, hat es mir so gut gefallen. Dennoch waren die 5 Monate ausreichend, um viele neue Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln und ich habe mich am Ende dann auch doch wieder sehr auf Berlin gefreut. …Dudelsackklänge zu Feiertagen, Sidra – wohin man blickt, wilde Atlantikbuchten- und klip-pen, versteckte Fischerdörfer, das Kantabrische Gebirge und die Picos de Europa, gebrannte Kastanien, grüne Landschaft und die Gelassenheit der Menschen…

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