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EIGENWILLIGES GETRÄNK Auf den Spuren der Orange Wines SOMMER 2019 EURO 4,50 KOCHEN. LEBEN. GENIESSEN. DolceVita HÄUSLICHES GEMÜSE Indoor-Gardening wird immer beliebter GENIALES GLAS Wilhelm Wagenfeld hat Pionierarbeit geleistet MONDÄNES MEER Die mecklenburg-vorpommerische Ostseeküste lädt ein

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EIGENWILLIGES GETRÄNKAuf den Spuren der Orange Wines

SOMMER 2019 EURO 4,50

KOCHEN. LEBEN. GENIESSEN.

DolceVita

HÄUSLICHES GEMÜSEIndoor-Gardening wirdimmer beliebter

GENIALES GLASWilhelm Wagenfeld hat Pionierarbeit geleistet

MONDÄNES MEERDie mecklenburg-vorpommerische Ostseeküste lädt ein

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1 Zu den Produkt-Kategorien zählen Geschirrspüler, Kühlschränke und Waschmaschinen.Test 07/2017: Geschirrspüler, Testsieger: Siemens SN658X06TE, zusammen mit einem weiteren Gerät. Test 05/2017: Einbau-Kühlschrank, Testsieger: Siemens KI81RAD30. Test 10/2017: Waschmaschinen, Testsieger: Siemens WM14W570, zusammen mit einem weiteren Gerät. 2 Quelle: Euromonitor, Elektrogroßgeräte, Absatzvolumen der Marke in 2018.

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EDITORIAL

haben Sie Ihre Sommerferien schon geplant?

Manchmal liegt das Urlaubsglück direkt vor

der Haustüre. Begleiten Sie uns auf eine Reise

entlang der Mecklenburgischen Ostseeküste von

Boltenhagen bis zum Stettiner Haff. Entdecken

Sie zwischen wildromantischen Naturlandschaften

und kilometerlangen Sandstränden das kulturelle

Erbe der Hansestädte. Bestaunen Sie die unver-

wechselbare Bäderarchitektur, die den Glanz vergan-

gener Zeiten wieder aufleben lässt. Bummeln Sie

mit uns durch die familiären Bernsteinbäder und

die mondänen Kaiserbäder auf Usedom. Und lassen

Sie sich von den Köstlichkeiten der pommerschen

Küche verführen.

Apropos Verführung. Für manchen Feinschmecker gehören zauberhafte

Blüten nicht nur in die Vase, sondern auch auf den Teller. Wir zeigen Ihnen die

kulinarischen Seiten von Blumen, die nicht nur das Auge, sondern auch den

Gaumen erfreuen. Ebenso wie die vielen herzhaften Häppchen aus aller Welt, die

den Tag so perfekt ausklingen lassen: spanische Tapas, italienische Cicchetti und

griechische Meze. Die passenden Rezepte liefern wir gleich mit.

Unter freiem Himmel lassen sich laue Sommerabende am schönsten genießen.

Wir haben für Sie die trendigsten Feuerschalen zusammengestellt – attraktive

Highlights für Terrasse und Garten. Unser Gewinnspiel führt Sie dieses Mal in

ein Naturhotel für Weinliebhaber im österreichischen Pinzgau. Dort gibt es nicht

nur die schroffen Kalkfelsen des Steinernen Meers zu erleben, sondern auch die

neue, vierte Weinfarbe: Orange Wines, deren Nuancen von Gold über Orange bis

Bernstein reichen. Womit wir wieder an der Ostseeküste wären ...

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und Entdecken und freuen uns auf

Ihren nächsten Besuch in unserem Küchenstudio.

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

KKL Küchen B. Pointvogl GmbH

Lohberg 1 • 84576 Teising

Telefon 08633 - 505220 • Telefax 08633 - 5052250

www.kkl-kuechen.com • [email protected]

Ihr Bernhard Pointvogl

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2 DolceVita 1/2019

INHALT

Herausgeber: Dross & Schaffer Marketing GmbH Würmstraße 13a, 82166 Gräfelfing Telefon: 089/89 87 84 0 www.dolcevita-magazin.de

Redaktion & Produktion: IDENTITYPOOLNEUMANN Lerchenweg 3, 85764 Oberschleißheim Telefon: 089/315 36 25 E-Mail: [email protected], www.ipn00.deChefredaktion: Thomas NeumannRedaktion/Text: Ingeborg Pils, Julia MaierLektorat: Corinna VolkmerGrafik/Layout: Julia MaierFotografie: Hermann Reichenwallner, Thomas NeumannTitelbild: hjochen / shutterstock.com Druck: RMO Druck GmbH, 80939 München

Impressum:

Weine in Orange S. 22

EDITORIAL Willkommen im Sommer 1

REISEN 3

Ein Tag am MeerDie Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns

KÜCHEAuch Küchen haben Geheimnisse 10Interior mit Überraschungseffekt

Die neue Lust am Gärtnern 14Jetzt wird indoor gepflanzt und geerntet

KOCHEN & GENIESSENKulinarische Blumengrüße 18Blüten in der Küche

Die vierte Farbe des Weins 22Orange Wines sind auf dem Vormarsch

Gesellige Genusshäppchen 28Mezze, Antipasti, Tapas & Co.

GEWINNSPIELWellnessurlaub in Leogang 26Zwei Übernachtungen für zwei im Holzhotel

Forsthofalm zu gewinnen

LEBENSART Das Strandmöbel 32Der Strandkorb von damals bis heute

WOHNENProfessor Wagenfeld und das Glas 36Design-Klassiker für den Haushalt

Feurig-schöne Accessoires 40

für draußenFeuerschalen machen den Sommerabend perfekt

KOLUMNE

Zu guter Letzt 42Die Kolumne von Luigi Cucina

Strandkorb-Handwerk S. 32 © ko

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DolceVita 1/2019

Auf 800 m2 Ausstellungsfläche ist KKL Küchen seit über 30 Jahren in allen Wohnwelten zuhause. Egal ob Designküche mit klaren, puristischen Formen

oder moderner Landhausstil mit mediterranem Charme – hier wird jeder Wunsch zur Wirklichkeit, perfekte Planung ab der ersten Skizze inklusive.

Unser Schwerpunkt ist die Vielfalt

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DolceVita 1/2019

„Professionelle Planung mit Herz und Verstand“ ist bei KKL

keine leere Floskel, sondern wird täglich mit viel persönli-

chem Einsatz bewiesen. Insgesamt sechs Berater engagie-

ren sich bei jedem Projekt aufs Neue mit ihrer ganzen Erfah-

rung. Um Kreativität und Ehrgeiz zu entfachen, braucht es

kaum mehr als ein Blatt Papier, auf dem ein Grundriss skiz-

ziert ist. Mit viel Professionalität, Sachverstand und Gefühl

fürs Detail entsteht im folgenden Planungsprozess ein ein-

zigartiges Küchen-Unikat, das das Herz des Kunden im

Sturm erobern wird.

Doch auch in der Ruhe liegt die Kraft (der Idee). Deshalb

nimmt man sich bei KKL Küchen immer genügend Zeit für

die umfassende, persönliche Beratung. Als Kunde kann man

seine Wünsche und Anforderungen ganz ohne Hektik be-

sprechen. Nicht selten berät man sich intensiv mit Architekt

und Bauherr – und findet gemeinsam die optimale Lösung

für den ganz persönlichen Küchentraum.

So viel Kompetenz und Ideenvielfalt hat sich längst herum-

gesprochen – über 80 Prozent der Kunden kommen auf

Empfehlung. Und auch von hochwertigen Wohnmagazinen

wie „zuhause wohnen“ oder „Country“ wurde KKL bereits

mehrfach unter die „150 besten Küchenstudios Deutsch-

lands“ gewählt.

Die Küche ist Lebensraum des Alltags. Daraus für jeden Tag das ganz Besondere zu machen – funktional und formvollendet – das ist unser Antrieb.Inhaber Bernhard Pointvogl

• Rundum-Service inklusive „Passgenau-Garantie“,

Lieferung und Montage durch erfahrene Mitarbeiter

und lebenslanger Kundendienst

• Zusammenarbeit mit Architekten, Lichtplanern etc.

für ein stimmiges Küchen-Gesamtkonzept

• Ausgezeichnete und exklusive Produktpalette aus ganz

Europa für Küche, Geräte und Accessoires

UNSER SERVICE- UND MARKENANGEBOT

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DolceVita 1/2019

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• Mehrfach unter die 150 besten Küchenstudios

Deutschlands gewählt

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KKL Küchen B. Pointvogl GmbHLohberg 184576 Teising

Telefon: 08633 / 50 52 20Fax: 08633 / 50 52 25 0E-Mail: [email protected]

Öffnungszeiten: Mo-Fr: 09:00 bis 18.00 UhrSa: 09:00 bis 16:00 Uhrund nach Vereinbarung

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Foto

s:

DolceVita 2/2018

REISEN

EINTAG AM MEER

Mondäne Seebäder, stolze Hansestädte, einzigartige Naturlandschaften, unendliche Weiten und ganz viel Wasser. Die Ostseeküste Mecklenburg-

Vorpommerns ist das beliebteste Inlandsreiseziel der Deutschen.

DolceVita 1/2019

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TITEL

4 DolceVita 1/2019

Weiß, Grün und Blau präsentiert sich die Ostseeküste an

sonnigen Tagen allen Besuchern, die sich vom Meer aus

dem Sandstrand nähern, hinter dessen Dünen die Küstenwäl-

der seit Jahrhunderten Wind und Wetter trotzen. Hier den

Sommer in all seinen Facetten zu genießen, fällt nicht schwer.

Die salzige Brise am frühen Morgen, die klare Luft, das unglaub-

liche Licht, wenn die Sonne am Horizont aufgeht und die ersten

Möwen laut kreischend den Tag begrüßen – all das stimmt per-

fekt auf einen Urlaubstag ein. Erholung vom fröhlich-lauten

Strandgeschehen bieten viele kleine Rückzugsorte im Hinter-

land. Reetgedeckte Häuser, Felder und Wiesen, Gutshöfe, Kir-

chen und Cafés. Und überall steinerne Zeitzeugen vergangener

Epochen. Wer an der Ostseeküste zwischen Boltenhagen im

Westen und Ahlbeck im Osten unterwegs ist, stößt außerdem

immer wieder auf alte und neue deutsche Geschichte. Wie in

den Hansestädten mit ihren Backsteinkirchen, Giebelhäusern

und kleinen Gassen. Einst entstanden aus einer Schutzgemein-

schaft gotischer Kaufmänner, um sich gegen Piraten, Raubritter

und überhöhte Zölle zu wehren, wurde die Hanse Europas erste

Wirtschaftsunion und prägte Norddeutschlands Entwicklung

über Jahrhunderte. Schnell entwickelte sich die Hanse von ei-

nem Kaufmannsbund zu einem Städtebund, dem zeitweise fast

zweihundert Städte angehörten. In Mecklenburg-Vorpommern

gehörten die Städte Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald,

Wolgast und Anklam diesem mächtigen Bund an, gegen den

letztendlich selbst der wohl bekannteste Pirat im Ostseeraum,

Klaus Störtebeker, keine Chance hatte.

Boltenhagen ist besondersDas anerkannte Seeheilbad Boltenhagen, gelegen zwischen

den Hansestädten Lübeck und Wismar, ist nicht nur das zweit-

älteste Ostseebad Mecklenburgs. Es war auch der westlichste

Strand der DDR und damit nicht nur eine damals wie heute

beliebte Urlaubsregion, sondern auch Hoffnungsschimmer für

Republikflüchtige, die von hier aus die Freiheit suchten. Ein

Tipp für Geschichtsinteressierte: Regionalhistoriker und Bio-

bauer Volker Jakobs lässt auf seinen ebenso spannenden wie

lehrreichen geführten Radtouren eine Zeit wieder aufleben, in

der das Paddeln auf Luftmatratzen verboten war und sich ver-

liebte Paare nachts heimlich an den Strand schlichen. Mit alten

Fotos und einem immensen Wissen im Gepäck erzählt er von

Stasi-Wachtürmen, Doppelsperrzäunen mit Grenzhunden, dem

Mythos der geheimnisvollen, als ehemalige Erprobungsstel-

le der Nazi-Luftwaffe künstlich angelegten Halbinsel Tarne-

witz und vielem mehr. Gemeinsam macht man sich auf die

Suche nach letzten bautechnischen Grenz-Fragmenten, die so

versteckt sind, dass man sie im Urlaubsgeschehen nicht ent-

deckt. Zur Stärkung radeln alle ins Bauernhofcafé des Steinbe-

cker Hofladens, das für seine selbstgemachten Torten und

Kuchen bekannt ist, die je nach Saison auch manchmal nach

dem für die Gegend typischen Sanddorn schmecken. Eine

weitere Besonderheit Boltenhagens ist das größte private

Buddelschiffmuseum mit etwa 220 selbstgebauten Expona-

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Vier Fischer gibt es noch in Boltenhagen: Nachmittags ab 15.00 Uhr kann man an der Strandpromenade bei Fischer Ulrich frisch geräucherten Fisch kaufen. Auch der Fische-reihof Kamerun mit Restaurant und Hofladen am Fischereihafen der Weißen Wiek in Tarnewitz ist immer einen Besuch wert.

Boltenhagen

Wismar

Lübecker Bucht

Lübeck

Mecklenburg-vorpommerische Ostseeküste

Insel Poel

Heiligendamm Rostock

Graal-Müritz

Markgrafenheide

Ahrenshoop

Fischland-Darß-Zingst

InselRügen

Bad Doberan

Sassnitz

BinzSellin

Göhren

NationalparkJasmund

Rostocker Heide

InselHiddensee

Stralsund

Greifswald

InselUsedom

Swinemünde

HeringsdorfBansin

Ahlbeck

Benz

Ostsee

Klütz

Ribnitz-Damgarten

Zempin

WolgastKoserow

Achterwasser

Anklam

Tarnewitz

PramortZingst

Loddin/KölpinseeÜckeritz

REISEN

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TITEL

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KLIMAWALD GEGEN KLIMAWANDEL

Seit 2007 verkauft das Land Mecklenburg-Vorpommern

sogenannte Waldaktien, die sich auch elf Jahre nach dem

Start großer Beliebtheit erfreuen. Waldaktien sind symboli-

sche Anteilsscheine, mit denen Urlauber die Ökobilanz ihrer

Ferienreise aufbessern können, indem sie damit Aufforstun-

gen im Bundesland finanzieren. Wie jeder Baum binden auch

diese neuen Gewächse Kohlendioxid und entziehen es somit

der Atmosphäre. Und zwar auf zehn Quadratmeter Fläche

etwa so viel, wie eine vierköpfige Familie in zwei Wochen

Urlaub freisetzt.

DolceVita 1/2019

ten von Jürgen Kubatz, der im Alter von 12 Jahren diese Leiden-

schaft entdeckte. Hier kann man zusehen und auch selbst bau-

en – auf jeden Fall weiß man nachher, wie das Schiff in die

Flasche kommt. Trotz wunderbarem Strand und einem pit-

toresken Ortskern samt kleinster Buchhandlung Deutsch-

lands (10 m2) lohnt es sich, einmal 4 Kilometer ins Landesin-

nere zu fahren – besser gesagt nach Klütz. Dort befindet

sich Mecklenburg-Vorpommerns größte barocke Schloss-

anlage mit dem im englischen Stil erbauten Schloss Both-

mer und der in Deutschland einzigartigen 270 Meter langen

Festonallee aus holländischen Linden. Sie gehört zu den

bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Bundeslands.

Waldes-LustEine andere Form von Geschichte schreiben die teilweise

jahrhundertealten Bäume an der Küste. Wie der Buchen-

wald im Nationalpark Jasmund in der Nähe der Hafenstadt

Sassnitz auf der Insel Rügen. Auf den ersten Blick scheint

er sich von den weißen Kliffhängen der Kreideküste spek-

takulär ins blaugrüne Meer hinabzustürzen. Dass die Bu-

chen hier nicht nur überlebten, sondern auch prächtig ge-

diehen und richtig alt wurden, ist dem Standort zu

verdanken – der unzugänglichen Lage wegen wurde der

Jasmunder Buchenwald nie forstwirtschaftlich genutzt.

Und so wachsen und blühen hier unter hohen Wipfeln Rie-

senschachtelhalm, Zwiebelzahnwurz und seltene Orchide-

en. Eine Vielfalt von Vogelarten kann sich frei ausleben, es

brüten Wanderfalken, Seeadler und Mehlschwalben sie-

deln in großen Kolonien an den Hängen des Kreidekliffs.

Seit 2011 gehören die Buchenwälder des Parks zum Unesco-

Weltkulturerbe.

Sanddorn und Heckenrosen säumen die Wege zwischen

den Dünen und der Küstenwälder. Eines der größten zu-

sammenhängenden Waldgebiete der deutschen Ostsee ist

die Rostocker Heide, sie rahmt die Ostseebäder Markgra-

fenheide und Graal-Müritz ein und zieht sich fast bis zur

Halbinsel Fischland-Darß-Zingst hin. In der sumpfartigen

Naturlandschaft zwischen Zingst und Pramort machen im

Frühjahr und Herbst riesige Kranichschwärme Zwischen-

station. Sie befinden sich auf ihrem Flug zu den Brutplätzen

im Norden oder ins Winterquartier in südlichen Gefilden.

InselUsedom

Swinemünde

HeringsdorfBansin

Ahlbeck

KoserowLoddin/Kölpinsee

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6 DolceVita 1/2019

Perlen der Bäderarchitektur Am Anfang war Heiligendamm. 1793 eröffnete hier Friedrich

Franz I., Herzog von Mecklenburg-Schwerin, auf Anregung

seines Leibarztes am Heiligen Damm bei Doberan das erste

deutsche Seebad. Nach dem Vorbild südenglischer Seebä-

der entstand dort ein einzigartiges Ensemble von Bade-

und Logierhäusern im klassizistischen Stil. Im 19. Jahrhun-

dert verbrachten in der weißen Stadt am Meer der

europäische Hochadel, die russische Zarenfamilie und wohl-

habende Großbürger die Sommerfrische. Über dem Säulen-

portal des Kurhauses steht in goldenen Lettern der Leit-

spruch für das Leben in Heiligendamm: „HEIC TE LAETITIA

INVITAT POST BALNEA SANUM“ – Frohsinn empfange Dich

hier, entsteigst Du gesundet dem Bade. Denn das soge-

nannte Kurhaus diente weniger der Gesundheit als vielmehr

der genussvollen Geselligkeit mit Essen, Trinken, Musik,

Tanz und Glücksspiel.

Der zunehmende Andrang von Urlaubsgästen war in den

folgenden Jahrzehnten für die Errichtung prachtvoller Ge-

bäude verantwortlich. Mit klassizistischen Elementen, weiß

und strahlend, imposant und zugleich harmonisch liiert mit

der Umgebung prägt diese Bäderarchitektur bis heute die

Urlaubsorte an der Küste. Nach der Eröffnung der Eisen-

bahnlinie von Berlin nach Swinemünde entwickelte sich

Usedom, die zweitgrößte Insel Deutschlands, zur „Bade-

wanne der Berliner“. Von den Gründerjahren bis in die

1920er-Jahre bauten wohlhabende Bauherren ihre schmu-

cken Sommerresidenzen direkt an den Promenaden der so-

genannten Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck.

Dabei ließen sie sich von italienischen Renaissance-Paläs-

ten, klassizistischen Kaufmannsvillen oder idyllischen

Schwarzwaldhäusern inspirieren. Die verspielten Ornamen-

te und Rosetten an den Holzbalkonen der weißen Villen ge-

Heiligendamm – ältestes deutsches Seebad und klassizistisches Gesamtkunstwerk.

In der Heringsdorfer Kaufmannsvilla Staudt sind heute exklusive Ferienapartments.

Abendspaziergang auf der Ostsee: Die Seebrücke in Heiligendamm ist 200 Meter lang.

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7DolceVita 1/2019

REISEN

fielen nicht allen und wurden von Kritikern geringschätzig

als Laubsägearchitektur belächelt. Zeugnisse dieses Bau-

stils sind auch auf der Insel Rügen zu finden – in der Alt-

stadt von Sassnitz, in Binz – dem „Sorrent des Nordens“ –,

in Göhren und Sellin, das seine Bäderarchitektur gleich

nach 1990 unter Denkmalschutz stellte.

Damals wie heute laden nicht nur die Promenaden, sondern

auch die Seebrücken in vielen Badeorten zum entspannten

Flanieren in der klaren Seeluft ein. Weil die Küste in vielen

Seebädern zu flach für die Bäderschiffe – Schiffe zum Per-

sonentransport zwischen den Küstenorten und zu den In-

seln – war, wurden Holzstege gebaut, die vom Strand bis zu

der Stelle im Meer hinausreichen, an der die Schiffe anlegen

können. Die Seebrücken sind oft mehrere hundert Meter

lang, die längste Kontinentaleuropas ist in Heringsdorf und

misst 508 Meter. Ausgestattet mit Türmchen, Kolonnaden,

Palmengärten, Pavillons und Restaurants werden sie zum

Wahrzeichen vieler Bäder. Von den 19 Seebrücken, die es

heute in Mecklenburg-Vorpommern gibt, stand vor 1990

nur noch eine einzige in Ahlbeck, sie ist die älteste noch er-

haltene Deutschlands.

Künstlerinsel Usedom Die Insel faszinierte von Anfang an nicht nur wohlhabende

Großstädter, sie beflügelte auch Maler, Musiker, Komponis-

ten, Dichter und Schriftsteller. „Ich befinde mich inmitten der

Motive, die ich mag und die mich inspirieren“, schrieb der

berühmte deutsch-amerikanische Maler Lyonel Feininger

vor mehr als 100 Jahren. Zwischen 1908 und 1912 kehrte Fei-

ninger immer wieder auf die Insel zurück und erkundete sie

mit dem Rad. Zwei seiner Lieblingsmotive, die Benzer Kirche

und die Holländer Windmühle, kann man im Usedomer Ach-

terland noch im Original besichtigen. Benz ist auch Aus-

gangspunkt für den 56 Kilometer langen Feininger-Radweg,

der alle Malstandorte des Künstlers im Usedomer Achter-

land, in den Kaiserbädern und im heute polnischen Swine-

münde miteinander verbindet.

Am Achterwasser, zwischen Zempin und Koserow, erschuf

sich Otto Niemeyer-Holstein, einer der bekanntesten Künstler

im Nordosten Deutschlands, in den 1930er-Jahren sein ganz

persönliches Refugium – „Lüttenort“. Atelier, Wohnhaus und

Garten erschienen selbst wie ein Kunstwerk und beherbergen

heute ein Museum. 1922 kam der russische Schriftsteller Ma-

xim Gorki auf die Insel, um sich in der Pension „Irmgard“ in

Heringsdorf von einem Lungenleiden zu erholen. Noch heute

erinnern das größtenteils im Originalzustand erhaltene Wohn-

und Arbeitszimmer an seinen Kuraufenthalt. In der histori-

schen Bäderarchitekturvilla finden wechselnde Ausstellun-

gen, Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen statt.

Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund auf der Insel Rügen.

Der Mühlenberg in Benz: Hier hat man einen zauberhaften Blick über Felder, Wälder und den Schmollensee.

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Die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns – zu jeder Jahreszeit ein Genuss.

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Die 1906 erbaute Villa ist heute Treffpunkt für Kulturinteressierte.

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REISEN

DolceVita 1/2019

Das Gold des MeeresAnders als der Name vermuten lässt, ist der Bernstein kein

Stein, sondern das fossile Harz der Bernsteinkiefer. Genau

gesagt besteht der 40 bis 50 Millionen Jahre alte Bernstein

aus dem Harz subtropischer Kiefern, die damals an der Ost-

seeküste wuchsen. Die ausgetretenen Harze sanken durch

Wasser, Eis und Brandung in tiefe Sedimentschichten ab, wo

sie von Sand, Staub und neu gebildeten Gesteinsschichten

zugeschüttet wurden und über Millionen von Jahren unter

Luftabschluss und Druck zu Bernstein wurden. Besonders an

der südlichen Ostsee werden immer noch große Mengen des

fossilen Harzes an die Küsten gespült. Heute ist er vor allem

ein Schmuckstein für Ketten und Armbänder, in kleinen Sou-

venirläden werden diese oft in liebevoller Handarbeit gefer-

DIE WOLGAST-HÄUSERDer Schiffbaumeister Heinrich Kraeft aus Wolgast hat Mitte

des 19. Jahrhunderts die Idee, zerlegbare Holzhäuser „in

einfacher und eleganter Ausführung“ zu produzieren. Sei-

ne Firma begann 1868 als erste in Deutschland mit dem

Bau von vorgefertigten transportablen Holzhäusern. Sie

wurden von der späteren „Wolgaster Actien-Gesellschaft

für Holzbearbeitung“ serienmäßig aus amerikanischem Pi-

nien- und Zypressenholz und aus pommerschem Kiefern-

holz hergestellt und bis nach Südamerika exportiert. Aus

den vorgefertigten Teilen konnten sich die Kunden je nach

Geschmack und Finanzkraft ihr individuelles Modell zu-

sammenstellen. Die Innenwände waren mit feuersicherem

Patentputz verkleidet. Ein Prototyp wurde 1893 auf der

Weltausstellung in Chicago gezeigt. Bei einem Seeprome-

naden-Spaziergang auf Usedom und Rügen kann man heu-

te noch einige dieser im nordischen oder Schweizer Stil er-

richteten Holzhäuser entdecken.

tigt und verkauft. Selbst eine heilende Wirkung wird dem

Bernstein nachgesagt. Einmal im Jahr widmen sich die Use-

domer Bernsteinbäder Zempin, Koserow, Loddin/Kölpinsee

und Ückeritz dem Gold des Meeres in der nach ihm benann-

ten Bernsteinwoche und küren ihre Bernsteinprinzessin.

Kulinarisch geerdetUrlaub geht zwischen Boltenhagen und Ahlbeck durch den

Magen – ob in Sternerestaurants, urigen Fischlokalen oder

ländlichen Hofcafés. Die pommersche Küche bietet eine Fül-

le an kulinarischen Genüssen – so bunt und vielfältig wie das

Land und seine Regionen. Typisch sind Kombinationen von

Süßem und Pikantem. So wird beispielsweise Viermus, ein

süßes Kompott, zu herzhaften Wild- oder Geflügelgerichten

serviert. Ein weiterer Klassiker ist die Pommersche Gans, die

hier mit Äpfeln, Backpflaumen, geriebenem Schwarzbrot

und Rosinen gefüllt wird.

Bekannt ist die Ostseeküste auch für ihre Braukunst. Seit

dem Mittelalter werden in den mecklenburgischen Hanse-

städten wohlschmeckende Biere hergestellt. Die im engli-

schen Bierstil gebrauten, stark gehopften Biere waren zur

Blütezeit der Hanse ein weit über die Landesgrenzen hinaus

geschätztes Gut. Allein Wismar verschiffte im 16. Jahrhun-

dert bis zu sechs Millionen Liter Gerstensaft pro Jahr, Stral-

sund zählte damals rund 170 Brauhäuser. Heute gewinnen

die Craft Biere der Rügener Insel-Brauerei oder der Stral-

sunder Störtebeker Braumanufaktur internationale Aus-

zeichnungen.

Begehrtes Harz: Nach einem Sturm wird es für Bernsteinsucher besonders interessant.

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REISEN

DolceVita 1/2019

Die Ostsee sowie Haff, Bodden und Achterwasser sorgen für

ein vielseitiges Angebot an Meeres- und Süßwasserfischen.

Die kauft man am besten fangfrisch direkt vom Kutter –

Klönsnack (ein Schwätzchen) mit dem Fischer inbegriffen.

Dorsch heißt der Kabeljau, der in der Ostsee schwimmt. Er

ist einer der beliebtesten Speisefische. Am besten schmeckt

sein weißes, saftiges Fleisch in der kälteren Jahreszeit – ge-

kocht, gedünstet oder gebraten. Wie der Hering zählte er

einst zu den Brotfischen, weil er so zahlreich vorkam. Heute

gibt es strenge Fangquoten.

Flundern haben von August bis Dezember Saison, dann sind

sie fleischig und besonders schmackhaft. Der Plattfisch lebt

bevorzugt im Brackwasser, zum Laichen wandert er in tiefere

Meeresgewässer. Flundern werden häufig im Ganzen gebra-

ten und mit Fischtüften (Kartoffelstampf mit Fischgewürzen)

serviert.

Hering wird in so vielen Variationen angeboten wie kaum ein

anderer Fisch – als Grüner Hering (frisch am besten Anfang

März bis Ende April), Brathering (gebraten sauer eingelegt),

Bückling (heiß geräuchert), Bismarckhering (in Marinade),

Rollmops (entgrätet, mariniert, um eine Gurke gewickelt)

oder Matjes (in milder Salzlake gereifter junger Hering).

Hornhechte kommen im Frühling an die Ostseeküste. Der

grätenreiche, sehr aromatische Fisch wird meist filetiert und

in einer Senfsauce gegart oder gebraten. Auch in Fischsup-

pen oder sauer eingelegt wie ein Brathering ist er beliebt.

Ostseegarnelen werden vor allem in der Wismarer Bucht

und im Salzhaff zwischen dem Ostseebad Rerik und der Insel

Poel gefangen. „Krabbentied“ ist von Mai bis Juli. Frisch ge-

kocht sind die bis zu sieben Zentimeter großen hochwertigen

Garnelen leuchtend rot und intensiv im Geschmack.

Ostseeschnäpel wären fast ausgestorben. Dank EU-Geldern

und künstlichem Besatz hat sich ihr Bestand inzwischen wie-

der erholt. Der früher hoch geschätzte Edelfisch, der auch als

Steinlachs oder Große Maräne bekannt ist, lebt vor allem im

Brackwasser von Bodden, Achterwasser und Stettiner Haff.

Steinbutt gehört ohne Zweifel zu den besten Speisefischen.

Das feste, weiße Fleisch ist bei Feinschmeckern wegen sei-

nes nussigen, unververwechselbaren Geschmacks beliebt –

besonders wenn der Plattfisch im Ganzen im Ofen geschmort

FISCH VON VORN UND ACHTERN

oder gebacken wird. Der Steinbutt ist in allen Meeren zu

Hause, auch in der Ostsee. Dort bleibt er aber kleiner als

seine Verwandten.

Zander ist eigentlich ein Süßwasserfisch, mag aber auch das

Brackwasser an der Ostseeküste, dessen Salzgehalt nicht

allzu hoch ist. Das fettarme und sehr zarte Fleisch schmeckt

gedünstet oder gebraten. Ein traditionelles Gericht der

pommerschen Küche ist „Zander auf Haferstroh“, wie ihn die

Fischer einst am Strand zubereitet haben.

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AUCH KÜCHEN HABENGEHEIMNISSE

Die top ausgestattete Küche der Familie Steinmetz ist nicht nur hübsch anzusehen, sie hält auch noch die ein

oder andere Überraschung auf Lager.

KÜCHE

10 DolceVita 1/2019

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KÜCHE

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12 DolceVita 1/2019

Kaum betritt man die geräumige, offen gestaltete Küche die-

ser jungen Familie, fällt der erste Blick auf eine große Kochin-

sel. Passend zu den Küchenschränken ist sie in schlicht-ele-

gantem Anthrazit gehalten, die über 5 cm dicke Arbeitsplatte

ist aus gebürstetem Nero Assoluto, also schwarzem Granit, in

den das Spülbecken, ein Ceran-Kochfeld und ein Teppanyaki-

Grill eingepasst wurden. Alle weiteren Geräte sind in beque-

mer Arbeitshöhe im Wandschrank integriert, der sich trotz

seiner beachtlichen Größe vornehm zurückhaltend gibt. Sei-

ne wahre Tiefe versteckt er in der Wand. Und diese Wand ist

nicht irgendeine – sie besteht aus sogenanntem sonnenver-

branntem Oberammergauer Altholz und sorgt neben dem

modernen Mobiliar für einen wunderbar belebenden Kont-

rast, strahlt Gemütlichkeit aus und verleiht dieser Küche ihre

ganz persönliche Note. Ein weiterer Naturmaterial-Hingu-

cker ist der weiße, toskanische Travertin-Boden, welcher sich

im Erdgeschoss über den gesamten Wohnbereich und die

Terrasse erstreckt.

Eine Wand der WunderErst auf den zweiten Blick entdeckt man rechts in der rustika-

len Holzwand eine Tür, die in den „Backstage-Bereich“ der Kü-

che führt. Dieser Raum mit zweitem Spülbecken und ebenfalls

anthrazitgrauen Küchenmodulen wird zum Vorbereiten und

Lagern genutzt. Eine weitere Tür darin führt in die Kühlkammer.

Hausherrin Katharina hat sich diesen begehbare Kühlschrank

gewünscht, um selbstgebackene Torten und Getränkekästen

unkompliziert unterzubringen. Besonders praktisch, wenn

man wie Familie Steinmetz gerne Gäste einlädt und viel zu-

sammen kocht. Wer in der Küche der beiden Wein-Fans einen

Wein(kühl)schrank vermisst, findet im Keller des Rätsels Lö-

sung. Dort ist den edlen Tropfen ein ganzer Raum inklusive

bester Lager- und Kühlmöglichkeiten gewidmet, der zugleich

auch als „Herrenzimmer“ für Marco dient.

KÜCHE

Hinter den Kulissen: Ein praktischer Arbeits- und Aufbewahrungsbereich mit Spülbecken, Stauraum und Kühlkammer ergänzt die Küche.

Die „Traum-Insel“: Herzstück der Küche und perfekt für kleine und große Partys.

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DolceVita 1/2019 13

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Gewusst woAuch die linke Seite der Holzwand kann wider Erwarten ge-

öffnet werden. Durch Antippen kommt eine Tür zum Vor-

schein, die den Blick auf einen Schatz in Form vieler schöner

Trinkgläser freigibt. „Unsere Kinder finden dieses Versteck

ganz toll, müssen die Geheimtür immer ihren Freunden vorfüh-

ren.“ erzählt Katharina lächelnd. Fast wie „im Geheimen“ ver-

schwindet in dieser Küche auch der Dampf beim Kochen und

Braten. Und zwar durch einen dezenten Abluftschlitz direkt

neben der Kochfläche, der eine Haube vollkommen ersetzt.

Die Unverwechsel-BarInspiriert von Messen im In- und Ausland hatte Familie

Steinmetz für die Gestaltung ihres neuen Koch- und Wohn-

bereichs viele Ideen im Kopf. Gemeinsam mit ihrem kreati-

ven Küchenstudio, das in Sachen Planung und Ausführung

rundum begeisterte, und einem guten Schreiner konnten

alle Vorhaben in die Tat umgesetzt werden. So wurde zum

Beispiel auch der massive Esstisch – ein Unikat aus Eiche

und Metall – komplett nach den Wünschen von Katharina

und Marco gestaltet. Um noch eine weitere „Essecke“ zu

schaffen, wurde die Kochinsel an ihrer schmalen Seite um

einen Tresen aus Holz ergänzt. Minimalistische graue Filz-

hocker aus einer heimischen Polstermanufaktur vervoll-

ständigen diese Bar. An den Wänden sind ebenfalls Einzel-

stücke zu bewundern: Farbenprächtige Bilder des auf

Mallorca lebenden Malers Frank Krüger, den die Familie

dort kennengelernt hat. Dazu gesellen sich kleine quadrati-

sche Designobjekte mit passend alpenländlichen Motiven

von Bernhard Ludwig Rieger. Organisch geformte Porzel-

lan-Skulpturen, welche sich bei näherer Betrachtung als Va-

sen entpuppen, runden das Thema Dekoration wortwört-

lich ab. Insgesamt ist damit ein junger, harmonischer

Lebensbereich entstanden, der alles andere ist als langwei-

lig. Oder wie vielleicht der Weinliebhaber sagen würde:

Eine Küche mit ausgeglichenem Charakter.

KÜCHE

Lebendiger Mix: Ein klares Design mit rustikalen Akzenten verleiht dem Raum Charakter und Wohnlichkeit.

Versteckspiel in der Küche: Hinter dieser Altholz-Wand befindet sich ein stilvoller Schatz aus Glas.

Ein großes Ganzes: Koch- und Wohnbereich sind hier vereint, der offene Kamin fungiert als Raumtrenner.

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DolceVita 1/201914

Man muss kein Gourmet sein, um den Unterschied zu schme-

cken. Frische Kräuter aus eigenem Anbau bieten ein Ge-

schmacksspektrum, an das industriell gezüchtete Sorten

niemals heranreichen können. Wohl dem, der einen kleinen

Balkon besitzt, auf dem Platz ist für ein paar Kräutertöpfe.

Doch den meisten Stadtbewohnern bleibt nur der Weg zum

Gemüsehändler oder Supermarkt. Jetzt haben auch sie die

Möglichkeit, Kräuter, Salate und Mikrogemüse innerhalb der

eigenen vier Wände anzubauen und zu ernten – dank inno-

vativer Gestaltungsideen und Anbausystemen, die in fast

jeder Küche Platz finden.

Der Kräutergarten im Haus hat viele Vorteile. Er gedeiht das

ganze Jahr über unabhängig vom Wetter und frei von Schad-

stoffen. Man kann jederzeit portionsweise ernten – und zwar

genau die Menge, die man gerade benötigt. Die Kräuter ha-

ben zudem keine langen Transportwege hinter sich. Das

freut die Umwelt, sorgt für eine positive Ökobilanz und spart

Verpackungsmüll. Aber was im Endeffekt den entscheiden-

den Ausschlag für das Gärtnern in den eigenen vier Wänden

gibt, das sind Geschmack und Gesundheit. Denn je länger

der Zeitpunkt der Ernte zurückliegt, desto mehr gehen dem

frischen Grün nicht nur wichtige Nährstoffe, sondern auch

viele Aromen verloren.

Auf der diesjährigen Küchenmesse Living Kitchen präsen-

tierte der deutsche Küchenhersteller Leicht eine Kombina-

tion aus Kochinsel und Kräuter-Hochbeet. Anbauen, Ern-

ten, Kochen und Genießen finden in der eigenen Küche

statt. In die Mitte der großen Arbeitsfläche ist eine Art

Pflanztrog eingelassen. Ein ungewöhnliches Szenario, bei

dem die Natur in den Lebensraum Küche einzieht und das

schmackhafte Grün in bester Qualität direkt vom Beet auf

den Teller kommt. Wer für diese Indoor-Garten-Lösung kei-

KÜCHE

DIE NEUE LUST AM GÄRTNERN

Indoor-Paneelgärten und Kochinseln mit integriertem Kräuterbeet sind mehr als nur attraktive Eyecatcher. Sie verwandeln

die Küche in eine grüne Oase.

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15DolceVita 1/2019

KÜCHE

nen Platz hat, holt sich das Kräuterbeet an die Küchenwand

– mit einem Paneelgarten, der auf der Messe mit dem Iconic

Award für innovatives Interior ausgezeichnet wurde. Der

Pflanzkübel – quasi ein Blumenkasten für Innenräume –

wird einfach in ein Paneelsystem eingehängt. Eine Zeit-

schaltuhr steuert die integrierte Beleuchtung, die 14 Stun-

den lang Licht spendet und anschließend zehn Stunden

lang abgeschaltet ist, um den Kräutern eine Ruhephase zu

gönnen.

Mobiles ZimmergewächshausWeniger als einen Viertelquadratmeter Fläche benötigt das

Zimmergewächshaus greenUnit aus recycelbarem Kunststoff.

Es punktet mit einer speziell entwickelten, energieeffizienten

Sunlight-LED-Technologie. Farbige LED-Dioden liefern ein

der Sonne nachempfundenes Farbspektrum, das für ein effi-

zientes Wachstum der Pflanzen sorgt. Darüber hinaus geben

weiße LED-Dioden den Pflanzen zusätzlich Energie und er-

zeugen ein für den Menschen angenehmes Licht. Das green-

Unit-Pflanzbehältnis ist mit einem fünf Liter fassenden Was-

serreservoir verbunden, das in der Regel nur alle zwei bis vier

Wochen aufgefüllt werden muss. Tägliches Gießen entfällt.

Der Wasserstand lässt sich bequem über eine integrierte An-

zeige überprüfen. Zur Erstausstattung gehören drei Sorten

Bio-Kräutersamen, die man sich individuell aus 15 verschie-

denen Kräutersorten zusammenstellen kann. Sie werden ein-

fach in Bio-Erde gesät – nach drei bis fünf Tagen sprießen die

ersten Kräuter. Bis zu drei der stylischen Gewächshäuser

können übereinandergestapelt werden. So wird aus dem In-

door-Garten ein grüner Raumteiler für offene Küchen.

Gärtnern ohne Sonne und Erde„Click and grow“ ist das Motto des Hydrokultur-Systems

Smart Garden von Emsa. Die Kräutersamen stecken in pa-

tentierten Pflanzenkapseln mit Nano-Technologie, die syn-

chron zum Wachstumszyklus der Kräuter Nährstoffe freiset-

zen und mit winzigen Sauerstofftaschen dafür sorgen, dass

die Wurzeln ausreichend Luft erhalten. Zusätzliches Düngen

entfällt. Diese Smart-Soil-Kapseln werden in wiederverwend-

bare Pflanzbecher gesetzt, die in einem Pflanzbehälter mit

Wassertank und Füllstandsanzeiger stehen. Anzuchthauben

sorgen für einen Treibhauseffekt und unterstützen das Pflan-

Ein ausgeklügeltes Stapelsystem namens greenUnit: Aus dem Indoor-Garten wird im Handumdrehen ein stylischer Raumteiler.

SMART GARDEN von Emsa: Optimale Pflanzergebnisse ganz ohne Garten, Balkon oder grünen Daumen.

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DolceVita 1/201916

KÜCHE

und Petersilie, die man in die Öffnungen des Indoor-Garten-

sets stellt. Danach wird die darunter liegende Wanne mit

Wasser und einer speziellen Pflanzennahrung befüllt. Das

AeroGarden-Reservoir versorgt nun das Wurzelsystem mit

einer ausgewogenen Mischung aus Sauerstoff, Wasser und

Nährstoffen, wodurch die Pflanzen bis zu fünfmal schneller

wachsen als in herkömmlichen Beeten. Nach 28 Tagen sind

die Pflanzen erntereif und liefern bis zu sechs Monate frische

Küchenkräuter.

Hightech-Kräuterschränke für ProfisEiner der Pioniere des vertikalen Indoor-Anbaus in Pflanz-

schränken ist Infarm, ein junges Berliner Unternehmen, das

Kräuter und Gemüse in kleinen und großen Hightech-Farmen

züchtet. Ein System, das Landwirtschaft mitten in der Stadt

möglich macht. Die Kräuter und Salate aus gentechnisch un-

veränderten Samen wachsen in Pflanzschränken, die wie

übergroße, durchsichtige Kühlschränke anmuten, in einer

kontrollierten Umgebung ohne Schadstoffe heran. Tempera-

tur, Lichtspektrum und Nährstoffe werden auf jede Pflanze

genau angepasst. Durch den Anbau vor Ort oder im nahen

Umkreis kommen die Produkte ohne lange Lieferwege und

schädliche Chemikalien aus, die bei konventionellen Produk-

ten oft für die Haltbarkeit eingesetzt werden. Trotz künstli-

cher Beleuchtung und Klimatisierung ist nach Angabe der

Hersteller der Energieverbrauch niedriger als in der her-

kömmlichen Landwirtschaft.

Knackfrische Kräuter und Salate, vollgepackt mit Ge-

schmack, Vitaminen und Nährstoffen, immer griffbereit zu

haben, das überzeugte auch die Berliner Gastronomie. 2017

eröffnete Ema Paulin mit ihrem Partner Leandro Vergani das

weltweit erste Vertikal-Farm-Restaurant Good Bank, dem

bald ein zweites folgte. In rosa beleuchteten Infarm-Glas-

schränken wachsen die Salatköpfe vor den Augen der Gäste.

High-tech-Farmen von Infarm – optimale Wachstumsbedingungen für aromatische Kräuter, gesundes Gemüse und knackigen Salat.

zenwachstum. Sobald die ersten Schößlinge sprießen, kön-

nen die Hauben abgenommen werden. Die verstellbare LED-

Lampe sorgt dafür, dass die Pflanzen ungehindert in die

Höhe wachsen können. Zur Wahl stehen mehr als 40 Kräu-

ter- und Gemüsesorten, darunter auch Mini-Tomaten, Erd-

beeren, Chilischoten, Rucola und Kopfsalat. Das Saatgut ist

frei von Pestiziden, Fungiziden und Gentechnik.

Wie eine Sonnenbank für Kräuter sieht auf den ersten Blick

das Garten-Set Miracle-Grow von AeroGarden aus, ein Hyd-

rokultur-Pflanzsystem mit integriertem Mikroprozessor, der

per Lichtsignal meldet, wann gegossen oder gedüngt wer-

den muss. Damit können selbst Anfänger nichts mehr falsch

machen, versichert der Hersteller. Zum Starterset gehören

vorgesäte Samentöpfe mit Koriander, Basilikum, Dill, Minze

KRÄUTERGARTEN-GESCHICHTEAus nahezu allen Hochkulturen sind Aufzeichnungen

überliefert, die die jahrtausendealte Tradition der Kräuter

belegen. Im Gegenzug zu der Geschichte ihrer Verwand-

ten, der Gewürze, weist die bewegte Geschichte der

Kräuter einen sehr liebenswerten Zug auf: Während jahr-

hundertelang erbitterte Kriege um Monopole für Pfeffer,

Salz und Muskatnuss ausgefochten wurden, ist in keiner

Chronik eine Schlacht um Borretsch, Koriander oder Min-

ze verzeichnet. Ihr Siegeszug durch Europa begann im

Mittelalter ganz friedlich in den Klostergärten der Bene-

diktiner. Lange waren Küchenkräuter die einzigen Aro-

men, die sich das einfache Volk leisten konnte. Erst Ende

des 17. Jahrhunderts eroberten die bäuerlichen Kräuter

auch die herrschaftlichen Küchen. Gefragt waren nun

nicht mehr stark überwürzte Speisen, sondern eine neue

Einfachheit. Petersilie, Thymian, Schnittlauch und Dill ka-

men in Mode – und sind es bis heute geblieben.

Gärtnern per Touchscreen-Bedienfeld – das System Miracle-Grow von AeroGarden.

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Auch Sternekoch Tim Raue genießt die Vorzüge des Indoor-Gärtnerns.

Unsere NEFF Collection Backöfen mit SLIDE&HIDE®, der einzigen voll versenkbaren Backofentür. Jetzt auch mit Pyrolyse.

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Das Berliner Vertikal-Farm-Restaurant Good Bank – hier kann man dem Salat beim Wachsen zusehen.

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Der israelische Koch Meir Adoni hat in seinem Restaurant

Layla zwei Hightech-Farmen mitten im Gastraum platziert.

Und auch Sternekoch Tim Raue schwört auf die frisch vor Ort

geernteten Kräuter für seine asiatisch inspirierte Küche, die

als Verbindung der japanischen Produktperfektion, der thai-

ländischen Aromatik und der chinesischen Küchenphiloso-

phie charakterisiert werden kann.

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KOCHEN & GENIESSEN

KULINARISCHE BLUMENGRÜSSE

Astern und Chrysanthemen, Rosen und Veilchen – für manchen Feinschmecker gehören ihre Blüten nicht nur in die Vase,

sondern auch auf den Teller.

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Essbare Blumen und Blüten sind ein Genuss für alle Sinne.

Sie erfreuen Nase, Augen und Gaumen. Schon in der Antike

streute man duftende Rosenblätter auf das Liebeslager,

dekorierte mit ihnen edle Speisen und genoss rosengewürz-

ten Wein. Doch die zarten Blüten können noch mehr. Hippo-

krates, griechischer Arzt und Philosoph, erkannte schon vor

rund 2.500 Jahren die gesundheitsfördernde Wirkung

mancher Blumen. Sie enthalten jede Menge sekundäre

Pflanzenstoffe, Vitamine und Mineralien. Hildegard von Bin-

gen, deren Lehren bis heute Anklang finden, entdeckte im

12. Jahrhundert die essbaren Blüten für ihre Kräutermedizin.

Und so gab es in den Nutzgärten mittelalterlicher Klöster

neben den uns bekannten Kräuterpflanzen auch Lilien, Da-

maszenerrosen, Heckenrosen, Ringelblumen, Malven, Gän-

seblümchen, Kapuzinerkresse und Levkojen. Die bunte Blü-

tenpracht wurde für Tränke, Salben und Tees verwendet, die

Kranken Heilung bringen sollten.

Über Jahrhunderte hatten Blumen und Blüten nicht nur in

der Naturmedizin, sondern auch in der Küche ihren festen

Platz. Noch vor gut 100 Jahren färbten Ringelblumen an-

stelle des teuren Safrans Suppen und Saucen goldgelb,

würzten Lavendelblüten Ragouts, gaben Veilchen Süßspei-

sen eine besondere Note. Mit dem Siegeszug der Lebens-

mittelindustrie und dem ständig wachsenden Angebot an

günstigen, haltbaren Gewürzen, die jederzeit griffbereit

waren, verschwanden die Würzblüten vor allem in den

Großstädten aus den Küchen. In den 1980er-Jahren haben

Spitzenköche wie Heinz Winkler im Münchner Gourmet-

Tempel Tantris und der Schweizer „Chrüter-Oski“ Oskar

Marti in der Moospinte die wohlschmeckenden Blüten für

Genießer neu entdeckt. Inzwischen sind die farbenfrohen

Würzblüten bei vielen Küchenchefs und immer mehr Hob-

byköchinnen und -köchen wieder angesagt.

RESTAURANT GERANIUMRasmus Kofoed, der einzige Drei-Sterne-Koch Dänemarks,

hat die Blumenküche zu seinem Markenzeichen gemacht.

Gemeinsam mit Søren Ledet führt er in Kopenhagen das

Restaurant Geranium. Erstklassige Spitzenprodukte aus

biologischem und biodynamischem Anbau, pure Aromen

und harmonische Kompositionen haben der Küche 2019

zum vierten Mal in Folge drei Michelin-Sterne beschert.

Nicht nur Küche und Keller bieten Außergewöhnliches, un-

gewöhnlich ist auch die Lage des Gourmetrestaurants im

achten Stock eines Fußballstadions.

Rang 19 in der Liste The World’s 50 Best Restaurants.

Kopenhagen, Dänemark, www.geranium.dk

Wer Gerichte mit Blüten verfeinern will, muss darauf achten,

dass sie unbehandelt sind. Im Fachhandel, in Bio-Gärtnerei-

en und in vielen Supermärkten gibt es spezielle Blütenmi-

schungen für die Küche, die frei von Schadstoffen sind.

Beim Selbstsammeln sollte man besser einen großen Bogen

um Wiesen machen, die an dicht befahrene Straßen oder

gedüngte Ackerränder grenzen, und nur Blumen pflücken,

die man kennt. Frische Blüten falls nötig nur kurz unter kal-

tem Wasser abbrausen und trocken tupfen. Um die zarten

Blütenblätter, ihr feines Aroma und ihren betörenden Duft

nicht zu zerstören, gibt man sie erst unmittelbar vor dem

Servieren auf die Speisen.

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Rasmus Kofoed in seinem Element: Ein Menü im 3-Sterne-Restaurant Geranium besteht aus 20 und mehr Gängen.©

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Im Frühsommer blüht die Linde, ein Baum, zu dem wir

eine ganz besondere Verbindung haben. Seit alters her

gilt sie als Symbol der Liebe, der Sehnsucht und der

Zärtlichkeit. Ihre aromatischen Blüten sind seit Jahr-

hunderten ein beliebtes und wirksames Heilmittel bei

Fieber, Erkältungen und Grippe, denn sie enthalten

Flavonoide und ätherische Öle. Für eine Tasse Linden-

blütentee übergießt man einen gehäuften Esslöffel ge-

trockneter Blüten mit einer Tasse kochendem Wasser

und lässt den Tee zehn Minuten ziehen. Anschließend

wird er abgeseiht, mit etwas Kandiszucker oder Honig

leicht gesüßt und möglichst heiß in kleinen Schlucken

getrunken – am besten vor dem Schlafengehen. In

Frankreich schätzen auch Gesunde den köstlich duf-

tenden, lindgrünen Tee. Im Land der Feinschmecker

wird er als entspannendes und beruhigendes Getränk

abends nach dem Essen serviert.

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20 DolceVita 1/2019

Borretsch: Die dekorativen himmelblauen Borretsch-

blüten erinnern im Geschmack ein wenig an Gurken

und passen ideal zu Salaten, Frischkäse, Tomaten und

kalten Sommersuppen. Sehr attraktiv sehen sie auch in

Eiswürfeln aus, die im Sommer selbstgemachte Limo-

naden kühlen. Dafür die frischen Blüten in einen Eiswür-

felbehälter legen, mit Wasser aufgießen und einfrieren.

Gänseblümchen: Fast das ganze Jahr über blüht das

schlichte Gänseblümchen, das schon im Mittelalter hoch

geschätzt wurde. In Wein gedünstet soll es die Leber

kühlen und die innere Hitze löschen. Heute weiß man:

Die jungen Blüten und Blätter mit dem nussigen Aroma

regen im Frühling den Stoffwechsel an und unterstüt-

zen die Verdauung. Sie schmecken in Salaten und Sup-

pen, zu Rohkost und Gemüse, mit Quark und Joghurt.

Holunder: Der Holunder- oder Fliederstrauch ist kuli-

narisch doppelt wertvoll. Im Frühsommer erntet man

seine weißen, süß duftenden Blütendolden, um sie im

Teigmantel auszubacken oder zu Sirup zu verarbeiten.

Die Blüten enthalten ätherische Öle, Flavonoide und

Apfel-Baldrian-Weinsäure, die erfrischend schmeckt

und die Abwehrkräfte steigern soll. Die violetten Ho-

lunderbeeren, die reichlich Vitamine der B-Gruppe

und Mineralien enthalten, sind nur gekocht genießbar,

dann aber sehr aromatisch – als Suppe, Kompott, Mar-

melade, Saft oder Likör.

BEKANNTE UND BELIEBTE „KÜCHEN-BLÜTEN“

Kapuzinerkresse: Die leuchtend orange, gelb und rot

blühende Kapuzinerkresse wird nach ihrem Heimatland

Peru auch Indianerkresse genannt. Sie ist nicht nur de-

korativ, sie enthält auch viel Vitamin C und Eisen, wirkt

antibiotisch und stärkt die Immunabwehr. Die Blüten

schmecken leicht pfeffrig und passen nicht nur optisch

gut zu Salaten, Rohkost und Eierspeisen. Die grünen,

unreifen Früchte dienen als Kapernersatz.

Löwenzahn: Was viele noch immer für Unkraut halten,

ist nicht nur kulinarisch gesehen eine äußerst interes-

sante Pflanze. Der leicht bitter schmeckende Löwen-

zahn enthält viel Vitamin C, B-Vitamine und Karotin. Er

unterstützt die Funktion von Leber und Galle, hat eine

günstige Wirkung auf Bauchspeicheldrüse und Nieren

und regt den Stoffwechsel an. In der Küche verwendet

man die Blüten für Sirup und Gelee, die jungen Knos-

pen als Kapernersatz und die Blätter als Salat oder in

Suppen. Der aus der frischen Wurzel gewonnene Saft

dient als Heilmittel.

Veilchen: Wie die Rose wird auch die Veilchenblüte

hauptsächlich kandiert zum Verzieren von Süßspeisen

und Torten verwendet. Junge, frische Veilchenblätter

eignen sich zum Würzen von Suppen. Veilchen enthal-

ten u.a. Saponine und Bitterstoffe, die blutreinigend

und entwässernd wirken. Veilchensirup wird in der Na-

turmedizin als Hustenmittel eingesetzt.

Blumen im Essen bringen Farbe und Geschmack: Frühlingsspargelcremesuppe mit Schnittlauchblüten und schwarzem Sesam.

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KOCHEN & GENIESSEN

DolceVita 1/2019 21

Die TV-Köche Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenho-

fer setzen in ihren Kochkursen auf den Geschmack und Duft

von Blüten aus dem eigenen Garten. In ihrem aktuellen

Buch „Unsere Waldküche“ finden sich köstliche Rezepte wie

gebackene Löwenzahnblüten, eingelegte Bärlauchknospen

und Zuckerveilchen. „Ich freue mich schon im Frühjahr auf

die schönen Borretschblüten, die jeden Teller schmücken –

das Blau passt so hübsch zur roten Bete oder zum weißen

Fisch“, so Martina Meuth. „Die schmucken Blüten vom Kori-

ander oder vom chinesischen Schnittlauch duften nur zart.

Dafür die Holunder- oder Akazienblüten umso intensiver. In

Tempurateig (mit Bier oder Wein) getaucht und ausgeba-

cken, werden sie zu knusprigen Beignets.“

Die Blütenküche ist eine Reise durch die Jahreszeiten.

Gänseblümchen, Veilchen und Schlüsselblumen werden im

Frühling über Wildkräutersalate gestreut. Im Sommer kom-

men bei Martina Meuth die Kapuzinerkresseblüten als bit-

terwürzige Deko auf den Teller. „Auch die Blätter sehen

hübsch aus und sind, wenn sie noch klein sind, schön zart.“

Leuchtend blaue Kornblumen und gelbe bis orangefarbene

Tagetes erfreuen noch im Herbst Auge und Gaumen. „Na,

und dann die Zucchiniblüten, die man jeden Tag anders fül-

len könnte – mit Hühnerfleisch, Garnelen oder ganz vegeta-

risch mit Bulgur oder mit Quark, auch immer wieder anders

gewürzt, asiatisch, mediterran oder ganz hiesig, mal ge-

dämpft, wobei die schönen Farben besser zur Geltung kom-

men, oder gebraten oder auch in Teig getaucht und frittiert

– jede Zubereitungsart wäre ein ganzes Thema für sich!“

BUCHTIPP: Blüten-DinnerMartina Göldner-Kabitzsch geht in ihrem neuen Buch auf kulinarische Entde-ckungsreise durch einen bunten Garten voller essbarer Blüten. 100 Rezepte mit ganzseitigen Fotos laden zu außergewöhnlichen Menüs voller Duft und Aroma ein. Informative Porträts von 50 essbaren Blüten und ihre kulinarische Verwendung runden das Buch ab. Die Kunst, einem Gericht mit duftenden Blü-ten eine einzigartige Note zu verleihen, ist das Markenzeichen der Autorin. In ihrer Manufaktur von Blythen (www.von-blythen.de) interpretiert Martina Göldner-Kabitzsch die alte Kunst der Blütenküche neu – mit Konfitüren, Ge-lees, Senf, Saucen, Marinaden und vielen anderen Blütenspezialitäten.

BLÜTEN-DINNERBesondere Menüs mit essbaren BlütenMartina Göldner-KabitzschGebundene Ausgabe: 186 Seiten mit zahlreichen FotosFormat: 230 x 270 mmVerlag: Jan Thorbecke, Ostfildernwww.thorbecke.deISBN 978-3-7995-1318-0

Auch die thailändische Küche arbeitet gern mit Blüten: Ein Augen- und Gau-menschmaus zugleich – bunte Frühlingsrollen aus essbaren Blüten, Shrimps, Reisnudeln und Gemüse, eingewickelt in Reispapier.

Die TV-Köche Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer – hier mit Hund Pünktchen – verwenden am liebsten Blumen und Kräuter aus dem eigenen Garten.

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KOCHEN & GENIESSEN

22 DolceVita 1/2019

Orange Wines, orangefarbene Weine, sind sie die neuen Ster-

ne am Weinhimmel? Nicht jeder war auf Anhieb von ihnen

begeistert. Die Naturweine sind umstritten, sie lassen sich

nicht gleich in eine Kategorie stecken, sie signalisieren Auf-

bruch und Rückkehr zugleich. Weine, die zunächst von eini-

gen Experten als untrinkbare Herausforderung gescholten

wurden, gelten inzwischen als Kultweine für Liebhaber der

Weinszene.

Orange Wines sind Weißweine, die naturnah, biologisch wie

Rotweine verarbeitet werden. Hochwertige weiße Trauben

werden mit Schale und Kernen längere Zeit in Amphoren,

Fässern oder Stahltanks belassen und ohne Zugabe von

Zuchthefen und in der Regel ohne konservierenden Schwefel

gekeltert. Die in den Traubenschalen befindlichen Phenole

und Tannine geben dem Wein seine Note. So entstehen Weiß-

weine mit oranger Farbe und Rotweincharakter. Das ge-

schmackliche Bukett erinnert an reife und kandierte Früchte,

an mediterrane Kräuter, Sherry und Cognac. Beim Abfüllen

wird oft nicht filtriert, so haben die neuen Weine eine intensi-

vere Farbe als herkömmliche Weißweine, diese variiert von

Altgold bis zu dunklen Bernsteinnuancen. Im Geruch können

die Weine polarisieren, Önologen riechen das Reine, Wahre

und Unschuldige der Natur darin, für den nicht so versierten

Weinkenner mögen sie ungewohnt sein. Geschmacklich und

preislich liegen sie in der mittleren Rotweinklasse.

Die vierte Farbe des Weins

Ist es die Sehnsucht nach authentischen Genüssen oder die neu entdeckte Liebe zum traditionellen Handwerk?

Naturbelassene Orange Wines sind auf dem Vormarsch.

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KOCHEN & GENIESSEN

DolceVita 1/2019 23

Zurück zur NaturFür die Herstellung von orangefarbenen Weinen benötigt

man gesunde, vollreife Trauben, die mit der Hand gelesen

werden. Die traditionelle Handlese ermöglicht eine bessere

Selektion – so kommen nur Trauben bester Qualität in den

Leseeimer. Der wichtigste Teil der Arbeit beginnt also bereits

im Weingarten. Viele Orange Wines kommen von biologisch

oder biodynamisch bewirtschafteten Weingütern, deren

Winzer sich Gedanken über Mondphasen machen und zwi-

schen den Weinreben Blumen, Gräser und Hülsenfrüchtler

(Leguminosen) wachsen lassen, um die natürliche Bestäu-

bung durch Bienen, Schmetterlinge und Fliegen zu fördern.

Tradition, Zeit und RuheDie Herstellung von Weißweinen durch verlängerte Maische-

gärung ist keine Erfindung der Neuzeit, sie war in Deutsch-

land bis Ende des 19. Jahrhunderts durchaus üblich und ist

mit dem Aufkommen der Bio-Bewegung wieder neu ent-

deckt worden.

In Georgien wird diese Technik seit über 7.000 Jahren prak-

tiziert. Die Maische wird dort in sogenannte Kvevri gefüllt.

Die eiförmigen Ton-Amphoren, die im Boden eingegraben

sind, werden mit einem Deckel verschlossen, danach hat die

Maische oft viele Monate Ruhe. Wilde Hefen aus den Trau-

benschalen verwandeln in dieser Zeit den Zucker in Alkohol

und bilden auch etwas Schwefel, der den Wein vor Oxidati-

on schützt. Der Pionier dieser neuen alten Technik ist Joško

Gravner aus Oslavia. Sein Weinbaugebiet liegt an der Gren-

ze zwischen Italien und Slowenien. Zur Jahrtausendwende

brachte er aus Georgien die Idee mit, Weißweine in Ampho-

ren reifen zu lassen. Inzwischen sind ihm Winzer aus Slowe-

WEINFARBENWeiß, Rot und Rosé, das waren bis jetzt die drei klassischen

Weinfarben. Sie bezeichnen nicht nur die Farbe des Weins,

sondern auch dessen Herstellungsprozess. Während bei der

Weißweinproduktion die Trauben ausgepresst werden und

nur ihr Saft verwendet wird – der Fachmann spricht hier von

Mostgärung –, werden bei Rosé- und Rotwein die Trauben

zerquetscht und bleiben so eine bestimmte Zeit lang auf der

Maische. Beim Rosé sind es nur wenige Stunden bis Tage,

beim Rotwein mehrere Wochen. Dabei löst der Alkohol, der

während des Prozesses entsteht, aus der Beerenschale Tan-

nine und Phenole. Diese Farb-, Geschmacks- und Gerbstoffe

verleihen dem Wein später eine körperreiche und komplexe

Struktur und eine längere Haltbarkeit. Als Orange Wines be-

zeichnet man Weißweine, die wie Rotwein hergestellt wer-

den. Noch gibt es kein offizielles Siegel und kein Klassifizie-

rungssystem für Orange Wines.

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24 DolceVita 1/2019

KOCHEN & GENIESSEN

nien, Kroatien, Frankreich, Österreich, der Schweiz und

Deutschland gefolgt. So auch Manfred Rothe, der auf sei-

nem biozertifizierten Weingut im fränkischen Nordheim am

Main seit 2013 Orange Wine produziert. Inspiriert vom tradi-

tionellen „urban winemaking“ lässt er den Wein in zwei ge-

orgischen 1.200-Liter-Amphoren auf der Maische, bevor

er in Holzfässern vollendet wird. Rothe ist einer von nur

20 Winzern außerhalb Georgiens, die diese Kultur pflegen

und zelebrieren.

Die UNESCO hat diese Methode der Weinbereitung inzwi-

schen zum immateriellen Welterbe der Menschheit erklärt.

ORANGE WINES SIND MEINE LEIDENSCHAFT

Als Revolution in Orange wurden die ersten Orange Wines bezeichnet, die auch immer mehr deutsche Weinfreunde entdecken. Wir sprachen mit Egon J. Berger, der schon seit rund zehn Jahren diese Weine nach Österreich importiert.

In Fachkreisen sind Sie als Mr Orange Wine weit über Ihre österreichische Heimat hinaus bekannt. Wie kam es zu Ih-rer Liebe zu diesen Weinen?Sie sind nicht nur für mich eine Rückkehr zu den ursprüngli-

chen Wurzeln des Weingeschmacks. Kennengelernt habe

ich Orange Wines erstmals in einem kleinen slowenischen

Landgasthof. Von Anfang an faszinierte mich nicht nur ihr

Geschmack, sondern auch der respektvolle Umgang der

Winzer mit der Natur. Obendrein sind sie gut verträglich –

durch die überwiegend biologische bzw. biodynamische

Bewirtschaftung, ganz ohne den Einsatz von synthetischen

Mitteln und Zusatzstoffen, und durch die sehr geringe

Schwefelgabe. Diese außergewöhnlichen Weine mit ihrem

komplexen Charakter wollte ich bekannter machen, unter

anderem mit meinem Online-Shop (www.orange-wine.net).

Heute vertrete ich rund 30 Winzer aus Slowenien, Italien,

Kroatien und natürlich Österreich.

Sind Orange Wines ein Nischenprodukt für wagemutige Genießer, wie eine Schweizer Zeitung vermutet, oder wird sich dieser neue Weinstil etablieren?Orange Wines sind vor allem bei jüngeren Konsumenten be-

liebt, die sich vorurteilsfreier auf die ungewohnte Aromatik

einlassen. Diese maischevergorenen Weißweine sind nicht

Mainstream, sie sind etwas für Individualisten. Nicht so

frisch, kristallklar und zugänglich, wie es viele Weintrinker

gewohnt sind, dafür sind sie ungeschönt, unfiltriert, haben

Kraft und Struktur. Schon aufgrund ihres Preises gehören sie

allerdings eher zu den Nischenweinen. Die Schmerzgrenze

liegt für viele Konsumenten bei rund zehn Euro. Für einen

Orange Wine muss man in der Regel gut das Doppelte be-

zahlen. Sie sind aber auch keine Weine für „jeden Tag“!

Wie sollte man Orange Wines servieren?Ideal ist es, diese außergewöhnlichen Weine zwei bis drei

Stunden vorher zu entkorken oder zu dekantieren und dann

bei einer Temperatur von ca. 15 bis 16 Grad zu genießen. In

doppelwandigen Weinflaschenkühlern halten sie die Tem-

peratur über mindestens eine Stunde. Bitte große, dünn-

wandige Weingläser (z.B. Burgundergläser) verwenden. Sie

bringen die Weine und deren komplexe Aromen am besten

zur Geltung. Orange Wines sind ausgezeichnete Speisenbe-

gleiter. Sie sind universell einsetzbar und harmonieren zu

ziemlich allen kalten und warmen Gerichten – egal ob Sup-

pen, Gemüse, Fisch oder Fleisch.

Was raten Sie Weinfreunden, die das erste Mal einen Orange Wine trinken?Lassen Sie sich von einem Experten beraten. Jeden Wein

zeichnet etwas Besonderes aus, jeder erzählt seine ganz ei-

gene Geschichte, hat seine eigene Stilistik und Machart. Die

sollte man kennenlernen, deshalb ist eine gute Fachbera-

tung beim Kauf so wichtig. Und dann: Einfach unvoreinge-

nommen darauf einlassen, ausprobieren und genießen. Man

muss sich diese Weine eben „ertrinken“.Egon J. Berger – Importeur und Experte für Orange Wines.

BEZUGSQUELLEN FÜR ORANGE WINEwww.orange-wine.net

www.weingut-rothe.de

www.balthasar-ress.de

www.ankermuehle.de

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Phänomenal multifunktional.BLANCO ETAGON.

Ein Becken, zwei Schienen, drei Funktionsebenen: BLANCO ETAGON ist das neue Multitalent für Ihre Küche. Das geniale Etagenbecken ermöglicht Ihnen einzigartig praktisches, paralleles Arbeiten auf drei Ebenen – und bietet damit unzählige Möglich- keiten zum mühelosen Vorbereiten, Zubereiten, Anrichten, Reinigen und Ordnung halten. Genießen Sie vielfältige Funktionen und Designrichtungen – mit BLANCO ETAGON in Edelstahl, SILGRANIT® PuraDur® oder Keramik PuraPlus®.

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GEWINNSPIEL

26 DolceVita 1/2019

WELLNESSURLAUB ERLEBEN

Wir verlosen zwei Übernachtungen für zwei Personenim Holzhotel Forsthofalm in Leogang inklusive 3/4-Regenbogenkulinarik

und Teilnahme am Mountain-Life-Programm.*

Das Holzhotel Forsthofalm im Salzburger Land macht seinem

Namen alle Ehre. Welches Hotel kann schon von sich behaup-

ten, aus 245 Tonnen Massivholz und 210.000 Buchenholzdü-

beln zu bestehen, zusammengehalten ganz ohne Leim, Nägel

und Schrauben? Wissenschaftlich ist belegt, dass Holzhäuser

für einen besonders ruhigen, erholsamen Schlaf sorgen – das

in 1.050 Meter Höhe gelegene Hotel ist also nicht nur ein revo-

lutionäres Architektur-Projekt, sondern punktet bei seinen

Gästen auch mit einem einmaligen Wohn- und Wohlgefühl.

Das Design lässt sich gut als Symbiose aus Purismus und Be-

haglichkeit beschreiben, der Blick auf die Natur steht klar im

Mittelpunkt. Ein Hotel, das „Luft und Freiheit zum Atmen

lässt“, wie Gastgeber-Familie Widauer es ausdrückt.

Die kulinarische Devise lautet: Je näher die Zutaten vor der

Haustür wachsen, umso besser. Und am liebsten in Bio-Quali-

tät. Das neue, fantasievolle Konzept im Restaurant KUKKA (das

finnische Wort für Blume) heißt „Regenbogenküche“. Die Ba-

sis bilden dabei neben intensiven Aromen die fünf kraftvollen

Farben des Regenbogens, die jeden Teller in einer dieser –

natürlich rein pflanzlich kreierten – Farben erstrahlen lassen.

Eine Schauküche mit offenem Holzkohlegrill und ein Brot-

backofen lassen ein kommunikatives, lebendiges Miteinander

von Gast und Küchencrew entstehen. Ob man Steak-Fan

oder Veganer ist, spielt hier schon lange keine Rolle mehr. Es

ist für jeden etwas dabei. In der Bar KUKKA warten aufregen-

de hauseigene Cocktail-Kreationen und eine umfangreiche

Auswahl internationaler Weine auf den durstigen Gast. Eine

Besonderheit: das beachtliche Angebot an Orange Wines,

die mit ihrer Naturbelassenheit schon so manchen Gaumen

verzaubert haben. Nicht nur die Bar mit offenem Kaminfeuer

und gemütlicher Lounge, auch die großzügige Dachterrasse

oder ein Platz am Lagerfeuer sind perfekte Orte für einen ge-

nüsslichen Tagesausklang im Holzhotel Forsthofalm. Foto

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GEWINNSPIEL

27DolceVita 1/2019

SO KÖNNEN SIE GEWINNEN:Wie heißt das Restaurant im Holzhotel Forsthofalm?Die Antwort versteckt sich im Magazin.

Schicken Sie uns einfach eine E-Mail mit Ihrer vollständi-gen Adresse und der richtigen Antwort an: [email protected]. Oder senden Sie uns ein Fax an DolceVita-Leserservice, Fax: +49 (0)89-89 87 84 40. Der Gewinn kann (je nach Verfügbarkeit) bis November 2019 und von Mai bis November 2020 eingelöst werden.

Einsendeschluss ist der 31.08.2019Die Teilnahme auf dem Postweg (z. B. Postkarte, Brief) ist ausdrück-lich ausgeschlossen. Es ist pro Teilnehmer nur eine Teilnahme möglich, eine mehrfache Teilnahme am Gewinnspiel hat einen Spielausschluss zur Folge. Ausgeschlossen sind auch Nutzer sogenannter Gewinn-spiel-Eintragsservices mit automatisch eingetragenen E-Mail-Adressen.

*

Mehr

zum Thema

ORANGE WINESauf Seite 22!

Für die Aktiven und Unternehmungslustigen werden im

Rahmen des wöchentlich wechselnden Mountain-Life-Pro-

gramms neben einer Vielzahl an Fitness- und Yogakursen

auch geführte Wanderungen, Cocktailkurse und vieles mehr

angeboten. Ob Aqua-Fitness, Trampolin-Workout, Slackline,

Hot Iron, Piloxing, Blackroll-Faszientraining oder Boxen — für

alle ist etwas dabei. Super entspannen kann man im Sky Spa,

zum Beispiel in der Bio-Kräuter-Sauna oder bei einem Bad im

beheizten Rooftop-Pool mit beeindruckendem Blick auf die

umliegende Bergwelt. Die Spa-Treatments werden anhand

der Moods Soul, Brain, Energy, Muscle und Love individuell auf

den einzelnen Gast abgestimmt. Wunderbare Naturdüfte und

-produkte machen das Erlebnis Wellness perfekt.

HOLZHOTEL FORSTHOFALM | Hütten 37 | A-5771 Leogang T +43 6583 8545 | [email protected]. forsthofalm.com

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28 DolceVita 1/2019

KOCHEN & GENIESSEN

Mit Freunden ganz unkompliziert vielerlei Gaumenfreuden

teilen – dieses kommunikative kulinarische Vergnügen er-

setzt vor allem in den Großstädten immer häufiger ein klassi-

sches Abendessen. Denn wie kein anderer Gang in der Spei-

senfolge eignen sich Antipasti und Tapas auch „solo“

vorzüglich als Ersatz für eine Hauptmahlzeit. Ganz so neu ist

diese Idee nicht. Im Nahen Osten und in Nordafrika serviert

man seinen Gästen traditionell Mezze, eine aromenreiche

Auswahl an kalten und warmen Gerichten. Sie werden in

kleinen Schüsseln auf den Tisch gestellt, damit jeder von all

den Speisen probieren kann, die mit viel Sorgfalt, Liebe und

noch mehr Gewürzen zubereitet wurden. Eine entspannte,

ungezwungene Esskultur, die keiner starren Menüstruktur

folgt und bei der oftmals das Fladenbrot Messer und Gabel

ersetzt. Diese orientalische Esstradition, bei der das gemein-

same Essen und Genießen im Mittelpunkt steht, wird derzeit

als neuer Food-Trend in angesagten Restaurants rund um den

Globus gefeiert, oft unter dem englischen Begriff „Sharing“.

Orientalische Mezze stehen kulinarisch in einer Reihe mit

den köstlichen Imbissen und Snacks anderer mediterraner

Länder wie den griechischen Mezedes. Beide Begriffe haben

ihren Ursprung im persischen Wort „mazhe“, das Geschmack

bedeutet. Eingebunden in ein Menü sind diese Kleinigkeiten

GESELLIGE GENUSSHÄPPCHEN Mezze, Mezedes, Antipasti und Tapas stehen für die

neue Lust am gemeinsamen Essen und Teilen.

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29DolceVita 1/2019

ITALIENISCHE MOMENTE

Eine der köstlichsten kulinarischen Traditionen in Italien sind

die Antipasti (wörtlich übersetzt: vor den Teigwaren). Kalte

und warme Kleinigkeiten, um die sich viele Legenden ranken.

Und mindestens ebenso viele italienische Provinzen nehmen

für sich in Anspruch, die Geburtsstätte der echten Antipasti

zu sein. Marcus Cavius Apicius, der Autor der ältesten erhal-

tenen Rezeptsammlung des Abendlands, hat bereits im ers-

ten Jahrhundert nach Christus in seinem Kochbuch kleine

Appetitanreger wie ein pikantes Fisch-Pickle, mit Kalbsbrät

gefüllte Zucchini oder gekochte Aprikosen mit Minze aufge-

führt.

Die Renaissance reklamiert die Antipasti als Erfindung ihrer

Zeit. Fester Bestandteil der üppigen Bankette waren damals

kunstvoll dekorierte Buffets mit kalten Speisen, zu denen

dafür gedacht, den Appetit für die weiteren Gänge anzure-

gen, aber nicht zu sättigen. Typische griechische Vorspeisen

sind gefüllte Weinblätter, Oktopussalat, gegrillte Sardinen

oder gebackener Käse. Oft gibt es auch kleine Portionen von

eigentlichen Hauptgerichten – gefüllten Zucchini oder

Moussaka, dem beliebten Auberginen-Hackfleisch-Auflauf

unter einer goldbraunen Béchamelkruste.

süße und pikante Saucen gereicht wurden. Bis heute erinnert

die Anordnung der Antipasti in vielen italienischen Restau-

rants an diese Tradition. Meist stehen die Kühlvitrinen mit den

einladenden Vorspeisen-Platten am Eingang oder in der Mit-

te des Gastraums. Eine kulinarische Visitenkarte der Küche –

lassen doch Sorgfalt und Fantasie selbst bei einfachen Spei-

sen durchaus auf die Kunstfertigkeit der Köche schließen.

Antipasti haben jedoch nicht nur luxuriöse Wurzeln. Viele

der inzwischen klassischen Kleinigkeiten entstammen der

ärmeren Küche. Schon immer siegte hier der Einfallsreich-

tum über die bescheidenen Vorräte. Bestes Beispiel dafür ist

die Bruschetta, eine dicke Scheibe Bauernbrot, mit einer

Knoblauchzehe aromatisiert und mit Olivenöl getränkt. Mit

reifen Tomatenscheiben belegt, wurde aus diesem bäuerli-

chen Alltagsgericht eine internationale Spezialität. Im Süden

Italiens liebt man die Crostini, geröstete Brotscheiben, die

mit Gemüsepasten bestrichen werden.

Venedig ist die Heimat der Cicchetti, der kleinen Röstbrot-

oder Polentascheiben, die kalt oder warm mit Krebsfleisch,

frittiertem Gemüse, Schinken oder Sardinen belegt werden.

„Cicchetti e ombre“ – Schnittchen und ein Glas Wein oder

Spritz – heißt der traditionelle Aperitif, Symbol des venezia-

nischen Lebensgefühls. Am besten schmecken die Cicchetti

in den traditionellen Weinbars, den Bacari, die man überall in

der Lagunenstadt findet. Hier lassen Einheimische den Tag

in fröhlicher Gesellschaft genussvoll ausklingen.

KOCHEN & GENIESSEN

ORIENTALISCHE GAUMENFREUDEN

Briuats: frittierte, dreieckige Teigtäschchen, die mit Hackfleisch, Garne-len oder süßer Mandelcreme gefüllt sind

Hummus: Paste aus Kichererbsen, Tahin, Zitronensaft, Knoblauch und Kreuzkümmel

Köfte: kräftig gewürzte Hackfleischröllchen aus Lamm- oder Rind-fleisch, die in Olivenöl ausgebacken werden

Mutabbal: Püree aus gerösteten Auberginen, Joghurt, Tahin und Zitro-nensaft

Falafel: frittierte Bällchen aus pürierten Kichererbsen oder Saubohnen, Zwiebeln, frischem Koriander oder Petersilie, Knoblauch, Kreuzkümmel, Salz und Pfeffer

Kibbeh: süßlich-nussige Klößchen aus Rinderhackfleisch und Bulgur, gewürzt mit Zwiebel, Piment, Koriander, Petersilie und Chili, ausgeba-cken in Olivenöl. Bei der vegetarischen Variante wird das Hackfleisch durch Auberginen ersetzt

Scheikh Al-Mahshi:  Auberginen- oder Zucchinihälften, die mit Hack-fleisch, Pinienkernen und verschiedenen Gewürzen gefüllt und anschlie-ßend in einer Joghurtsoße gegart werden

Tabouleh: Salat aus Bulgur, Tomate, Gurke, Paprikaschote, Zwiebel, Pe-tersilie, Minze, Knoblauch, Zitronensaft und Olivenöl

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KOCHEN & GENIESSEN

KLEIN ABER FEINDie ganze Welt der Tapas, Antipasti & Co. Alfons SchuhbeckGebundene Ausgabe: 160 Seiten mit zahlreichen FotosVerlag: ZS Verlag, München. www.zsverlag.deISBN 97 978-3-89883-872-6

BUCHTIPP: Klein, aber feinAuch Sternekoch und Multitalent Alfons Schuhbeck widmet sich in sei-nem neuen Kochbuch mit über 150 Rezeptkreationen dem Thema Appe-tizer. Er nimmt den Leser mit auf eine kulinarische Weltreise: spanische Tapas, italienische Antipasti, orientalische Mezze, dazu südamerikanische, asiatische, ja sogar bayerische Magentratzerl. Als Gewürzexperte verleiht Alfons Schuhbeck den Mini-Gerichten seine ganz besondere Note. Ob als Auftakt eines Menüs, als Genussbissen für zwischendurch oder kombi-niert als komplettes Menü, die Appetitmacher bringen eine genussreiche Freude auf den Esstisch. Klein, aber fein – das sind Rezepte für alle, die gern kreativ sind, sich am Herd aber nicht verkünsteln wollen. Unkompli-ziert, vielfältig und aromenreich laden die Gabel- und Löffelhäppchen zum vergnüglichen Probieren und Teilen ein.

TAPAS – DES SPANIERS STOLZ

Wie bei den Antipasti, so ranken auch bei den Tapas mehrere

Legenden rund um ihre Entstehung. Die königliche Version

besagt, dass sich im 13. Jahrhundert der kastilische König Al-

fonso X. auf Rat seiner Ärzte beim Essen drastisch zurückhal-

ten musste. Deshalb servierten ihm seine Leibköche über den

Tag verteilt nur noch ganz kleine Portionen – diese allerdings

in höchster Güte. Der König war entzückt, die Tapas-Kultur

geboren. Die Andalusier sind da jedoch ganz anderer Mei-

nung, sie halten wiederum sich für die Erfinder der Tapas –

ihre Geschichte dazu ist folgende: Seit jeher genießt man in

Südspanien gerne ein Gläschen Sherry im Freien. Dessen sü-

ßer Duft lockt auch Insekten an, weshalb man sein Glas mit

einer kleinen Scheibe Brot oder einem Tellerchen als Deckel

(span. Tapa) bedeckte. Darauf legte der Wirt als kleine Drein-

gabe eine Scheibe Wurst, Schinken oder andere Appetithap-

pen. Vielleicht geht die Tapas-Kultur aber auch einfach auf die

Mauren zurück, die vor allem in Andalusien kulinarisch ihre

Spuren hinterließen.

Lange galt Sevilla als das Zentrum der Tapas. Inzwischen

haben die unwiderstehlichen Kleinigkeiten auch andere Re-

gionen und Länder erobert. Die Leckereien werden täglich

frisch zubereitet und mundgerecht portioniert in braunen

Tonschälchen, auf kleinen Porzellantellern oder auf einer

Scheibe geröstetem Weißbrot serviert. In den „Tascas“, die

man vor allem in Madrid und Barcelona findet, kann der Gast

oft unter drei oder vier Dutzend verschiedenen Tapas wäh-

len. Typisch sind Rührei mit Blutwurst, Auberginen-Tortilla,

Pilze in Sherry, gebratene Pimientos de Padrón, Schnecken

mit Sobrasada und viele mehr. Dazu ein Glas Wein mit Freun-

den – das zählt nicht nur für Spanier zu den kleinen Glücks-

fällen des Lebens.

PULPO AUF GALIZISCHE ART

ZUTATEN (für 4–8 Personen)

1 kleiner Oktopus (Pulpo; 1 – 1,2 kg)Salz

1 kleine Zwiebel 1 Lorbeerblatt

3 Gewürznelken8 EL mildes Olivenöl

1 fein geriebene Knoblauchzehe ½ TL Räucherpaprikapulver

(Pimentón de la Vera picante)Fleur de Sel

Die Fangarme und die „Tüte“ des Oktopus vom Kopfteil abschneiden, den Kopf entfernen. Die Arme sollten noch gut zusammenhalten. Die Arme und die „Tüte“ gründlich unter fließendem kaltem Wasser waschen und abtropfen lassen. Reichlich Salzwasser in einem Topf zum Kochen bringen.

Die Zwiebel schälen und das Lorbeerblatt mit den Gewürznel-ken auf der Zwiebel feststecken. Den Oktopus mit der gespick-

ten Zwiebel ins kochende Wasser geben und darin 1 1/4 bis 1 1/2 Stunden mehr ziehen als köcheln lassen, bis er weich ist. Für den Gartest den Oktopus mit dem Schaumlöffel aus dem Wasser heben und mit der Fleischgabel einstechen – ist kein

oder kaum Widerstand zu spüren, ist der Oktopus gar.Zum Servieren das Olivenöl mit dem Knoblauch und dem

Räucherpaprikapulver verrühren. Den Oktopus aus dem Sud heben und möglichst heiß in etwa 1 cm dicke Scheiben schnei-den. Die Scheiben nebeneinander auf kleine Teller verteilen,

mit dem Würzöl beträufeln und mit Fleur de Sel würzen. Dazu passt Weißbrot.

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DAS STRANDMÖBEL

Zum Nord- und Ostseestrand gehört der Strandkorb wie zum Oktoberfest das Bier.

Kaum zu glauben, dass diese geniale Erfindung schon weit über hundert Jahre alt ist.

LEBENSART

32 DolceVita 1/2019

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Reges Treiben im Seebad Norderney um 1903: Schon damals prägten die geflochtenen Sitzmöbel das Nord- und Ostseeküsten-Bild.

33DolceVita 1/2019

Strandkörbe sind längst nicht mehr nur Küstensache. Die wind-

und wetterfesten Kultobjekte haben sich die schönsten Plätze

in privaten Gärten, auf städtischen Dachterrassen und in schi-

cken Hotels erobert – im Norden wie im Süden. Wer einmal da-

rin gesessen (oder gelegen) hat, der weiß, warum. Doch wem

haben wir diesen Outdoor-Komfort eigentlich zu verdanken?

Es war einmal......eine betagte Dame namens Elfriede von Maltzahn, die 1882

zum Rostocker Hofkorbmachermeister Wilhelm Bartelmann

kam mit der Bitte, Herr Bartelmann möge ihr eine Sitzgele-

genheit für den Strand anfertigen, die „Schutz vor Wind und

Sonne“ bietet. Frau Maltzahn plagte das Rheuma, auf einen

Strand-Aufenthalt in Warnemünde wollte sie trotz alledem

aber nicht verzichten. Gerade weil bereits bekannt war, dass

frische Seeluft durchaus gesundheitsfördernd war. Herr Bar-

telmann machte sich also ans Werk und flocht aus Weide und

Rohr den ersten Strandkorb, seinerzeit noch „Strandstuhl“ ge-

nannt. Es war ein Einsitzer, der sich aufgrund seiner Form als

„aufrecht stehender Wäschekorb“ verspotten lassen musste.

Doch es dauerte nicht lange, da erkannten auch andere

Strand-Besucher, wie praktisch und komfortabel das Sitzmö-

bel war, und Wilhelm Bartelmann begann schon bald damit,

weitere Modelle anzufertigen, um der Nachfrage gerecht zu

werden.

Vom Wäschekorb zum VerkaufsschlagerBereits ein Jahr später, also 1883, entstand in der Rostocker

Hofkorbmacherei der erste Strandkorb für zwei Personen, so

wie es auch bei den heutigen Klassikern der Fall ist. Bartel-

manns Frau Elisabeth gründete zeitgleich in Warnemünde die

weltweit erste Strandkorbvermietung – mit einschlagendem

Erfolg. Der Unterschied zu heute: Man trug den Korb noch

selbst zum Wasser. Ein Patent auf den immer weiter an Beliebt-

heit gewinnenden See-Sitz anzumelden wurde allerdings ver-

säumt, so kamen bald auch andere Strandkorb-Werkstätten

hinzu. Einfallsreiche Handwerker bauten Modelle mit Fußstüt-

zen, Armlehnen und kleinen Seitentischen. 1897 erschuf Jo-

hann Falk, ein ehemaliger Lehrling Bartelmanns, einen Strand-

korb mit zurückklappbarer Rückenlehne. Schon um die

Jahrhundertwende waren alle deutschen Küstenbäder mit

Strandkörben ausgestattet. Große Stückzahlen kamen aus Bar-

telmanns Manufaktur, deren Betrieb in der Langen Straße lei-

der 1942 erlosch, als das Gebäude im Krieg zerstört wurde.

1897 bescherte der erste Halblieger den Strandgästen einen noch komfortable-ren Aufenthalt – eine praktische Erfindung von Johann Falk.©

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34 DolceVita 1/2019

LEBENSART

Die KorbwerkerDeutschlands älteste noch bestehende Strandkorbmanufak-

tur ist im Kaiserbad Heringsdorf auf der Ostseeinsel Use-

dom zu finden. Der Betrieb nennt sich mittlerweile korb-

werk und wurde bereits 1925 von Carl Martin Harder ins Le-

ben gerufen. Das Team von korbwerk hat sich eines behal-

ten – es setzt auf Klasse statt Masse. Auf hochwertige

Handarbeit. Mit viel Freude an der Arbeit, Einfallsreichtum

und über 90 Jahren Erfahrung im Strandkorbbau entstehen

dort sehr edle und äußerst langlebige Strandkorb-Klassiker.

Außerdem besteht in diesem Traditionsbetrieb die Möglich-

keit, sich seinen persönlichen Traum-Strandkorb anfertigen

zu lassen, was zum Beispiel auch bei Hotels und Gastrono-

mien sehr beliebt ist. Holzart, Stoff, Flechtwerk, Farbe – al-

les kann ganz individuell ausgesucht und zusammengestellt

werden, ebenso die Ausstattung. Es gibt Luxusmodelle, die

haben Beleuchtung, Kühlschrank, Soundanlage, Sitzhei-

zung und Massagefunktion „an Bord“. Extravagante Aufträ-

ge sind natürlich immer willkommen – bei korbwerk liebt

man die Herausforderung. Kein Wunder also, dass genau in

dieser Manufaktur auch der größte Strandkorb der Welt

entstanden ist. Mit einer Höhe von vier und einer Breite von

sechs Metern bietet das Unikum Platz für 70 Personen und

ist zugleich eine Veranstaltungsbühne. Der wahrscheinlich

berühmteste Strandkorb wurde 2007 für den G8-Gipfel in

Heiligendamm gefertigt. Auch dieser 9-Sitzer hatte ein stolzes

Ausmaß, schließlich sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit

allen G8-Staats- und Regierungschefs bequem hineinpassen.

Dieses Foto ging natürlich um die Welt.

Gut Korb braucht WeileGanze 50 Arbeitsstunden braucht es, bis ein Strandkorb aus-

geliefert werden kann – und einiges an Material. 50 Meter

Holzleisten, 11 Meter Stoff und 1,5 Kilometer Flechtband sind

nur ein Teil davon. Im Heringsdorfer Traditionsbetrieb wird

nicht mit vorgefertigten Teilen gearbeitet, alles ist „made in

Mecklenburg-Vorpommern“. Schablonen dienen dazu, die

Holzteile auszusägen, welche vor dem Zusammenbau in ei-

Der kleine Unterschied: Beim Strandkorb-Design gibt es regionale Differenzen – während das Ostsee-Modell (hier im Bild) eine runde Haube und geschwungene Lehnen hat, weist die Nordseevariante geradere Formen auf. In puncto Behag-lichkeit spielt das keine Rolle, hier entscheidet einfach der Geschmack.

ner Lasur baden, damit sie möglichst lange der Witterung

strotzen können. Während man für Mietkörbe auf heimi-

sches Kiefernholz zurückgreift (günstig, leicht und wider-

standsfähig), wird für die nobleren Varianten gerne Teakholz

oder Iroko verwendet – hier achtet man auf biologischen

Anbau. Etwa 1/3 der Produktionszeit beansprucht das Flech-

ten. Auch wenn mittlerweile fast immer anstatt des Natur-

produkts ein pflegeleichtes PVC-Band oder PR-Rundgeflecht

zum Einsatz kommt, auf das handwerkliche Geschick des

Korbflechters kann und will man nach wie vor nicht verzich-

ten. Schließlich ist das Geflecht „die Seele des Strandkorbs“,

wie man bei korbwerk so schön sagt. Wenn schließlich Haube

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G8-Gipfel in Heiligendamm: Ein Strandkorb wir berühmt.

Einfach nur steif darin Platz nehmen ist bei Strandkörben

schon lange nicht mehr en vogue. Bei aktuellen und zu-

gleich traditionellen Modellen wird zwischen einem Halb-

lieger und einem Volllieger unterschieden. Bei Ersterem

lässt sich die Rückenlehne um 45 Grad nach hinten nei-

gen, so dass man darin (in Kombination mit ausgezoge-

nem Fußteil) sehr bequem liegen kann. Die Lehne des

sogenannten Vollliegers kann man sogar um 90 Grad

kippen. Damit wird der Strandkorb zum perfekten Ort für

ein Schläfchen mit Urlaubsflair.

MULTIFUNKTIONAL GEMÜTLICH

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Verarbeitung de luxe: ein extrabreiter korbwerk-Teakholz-Klassiker mit Komfort und Durchblick – dank dekorativer Bullaugen aus Edelstahl.

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35DolceVita 1/2019

LEBENSART

und Bock – so nennt man den unteren Strandkorb-Teil – mon-

tiert sind, fehlt nur noch die Polsterung. Dazu diente früher

Stroh. Die Stoffe der hauseigenen Schneiderei sind aus Acryl,

werden nicht bedruckt, sondern bereits bei der Produktion

gefärbt. Das garantiert eine lange Haltbarkeit und verhin-

Sonnenuntergang, Meeresrauschen, Sternenhimmel –

was gibt es Romantischeres als eine Nacht allein am

Strand? Ein relativ junger Trend ist das Übernachten im

„Schlafstrandkorb“. An immer mehr deutschen Urlaubs-

orten kann man einen eigens dafür konzipierten 2-Perso-

nen-Korb buchen, oft auch als Übernachtungspaket mit

Bettwäsche, Frühstück usw. Durch ein verschließbares

Faltdach hat man die Wahl zwischen der Liegefläche un-

ter freiem Himmel und dem geschützten Kokon.

EINE NACHT IM STRANDKORB

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Heutige Standard-Geflechte sind aus strapazierfähigem Kunststoff. Naturge-flecht (z. B. Rohrbast oder Boondoot) muss mehrere Tage eingeweicht werden, bevor es verarbeitet werden kann, und erfordert viel Erfahrung. Um seine Halt-barkeit zu gewährleisten, sollte es mindestens 1 x jährlich mit Teak- oder Firnis-öl behandelt werden.

dert unerwünschtes Ausbleichen. Ist das „Innenleben“ fertig

eingebaut, sind die Körbe komplett. Ein fertiges Sitzmöbel

dieser Art wiegt 60 Kilo aufwärts – ein stabiles Schwerge-

wicht. Da macht es doch umso mehr Sinn, dass man Strand-

körbe nicht mehr selbst mit zum Strand schleppen muss,

sondern einfach vor Ort mieten kann. www.korbwerk.de

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WOHNEN

Professor Wagenfeld und das Glas

DolceVita 1/201936

Wilhelm Wagenfeld, Bauhaus-Größe und Pionier des modernen Industriedesigns, hat uns weltweit bekannte Glas-Kunstwerke

für den Haushalt hinterlassen. Und das als gelernter

Silberschmied.

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Bis heute verdanken wir dem 1900 in Bremen geborenen

Produktdesigner Wilhelm Wagenfeld die Optik verschie-

denster Gebrauchsgegenstände, welche alle eines gemein-

sam haben: Sie sind zeitlos ästhetisch und funktional zu-

gleich, egal ob Eierbecher, Türklinke, Tasse oder Stehlampe.

Damit hatten seine Produkte beste Voraussetzungen, äu-

ßerst beliebte und bekannte Design-Ikonen des 20. Jahrhun-

derts zu werden. „Brauchbar sein heißt auch schön sein,

denn alles Brauchen muss schön sein können, anders erfül-

len die Dinge nicht ihren Sinn“, so die Worte des Entwerfers.

Im Zuge der Industrialisierung war es plötzlich möglich, eine

solche Art von Design auch für die „breite Masse“ zugänglich

zu machen. Neue Materialien halfen, die Produkte zu verbes-

sern und zugleich günstiger zu machen. Die Serienprodukti-

on kam auf. Wagenfeld war kein Träumer, er war ein Visionär.

Jedes seiner Stücke sollte „so schön und praktisch sein, dass

sich der Reichste wünscht, es zu besitzen, und so preiswert,

dass auch der Ärmste es sich kaufen kann“. Ihm ging es letzt-

endlich um den Gebrauchswert – nicht um Originalität. Er

sah sich als Dienstleister, als „Formenfinder“ und „Muster-

macher“ – das Wort „Designer“ mochte er nicht.

Den Anfang macht das MetallMit 14 Jahren begann Wilhelm Wagenfeld eine Lehre in der

Zeichenabteilung der Bremer Silberwarenfabrik Koch &

Bergfeld und besuchte nebenbei die Kunstgewerbeschule in

Bremen. Er arbeitete kurz als Industriezeichner, bis ihn ein

Stipendium an die Zeichenakademie in Hanau führte. Wa-

genfeld wurde Meisterschüler des Malers Reinhold Ewald

und begann an der angegliederten Fachschule für Edelme-

talle eine Ausbildung zum Silberschmied. Nach Aufenthalten

im Künstlerort Worpswede und in Bremen hat er sich 1923

37

WOHNEN

DolceVita 1/2019

zum Studium am Staatlichen Bauhaus Weimar entschlossen,

wo er auch bis zu dessen Schließung 1925 blieb. Er arbeitete

in der Metallwerkstatt, unter der Leitung von László Moholy-

Nagy und Christian Dell. Eine seiner berühmtesten Arbeiten,

die gerne als „Bauhaus-Leuchte“ bezeichnete Tischlampe,

war gleichzeitig eine seiner ersten und entstand in dieser

Zeit. Ab 1926 war er an der Staatlichen Bauhochschule Wei-

mar (Nachfolgeinstitut des Bauhauses) tätig, zwei Jahre dar-

auf hat er dort die Leitung der Metallwerkstatt übernommen.

Ein Herz für GlasSchon früh wagte Wilhelm Wagenfeld den Schritt in die

Großindustrie. Als er 1931 den wissenschaftlichen Leiter des

Jenaer Glaswerks, Erich Schott, kennenlernte, beschlossen

beide zu kooperieren. Die damals äußerst ungewöhnliche

Kombination von Kunst und industrieller Technik sollte Wa-

genfelds beruflichen Durchbruch einleiten. Der ehemalige

Bauhaus-Schüler entwickelte im Laufe der Zeit ein umfang-

reiches und innovatives Haushalts-Sortiment aus hitzebe-

ständigem Glas, zu dem unter anderem das bekannte dünn-

wandige Teeservice gehört, welches als absoluter Klassiker

auch heute noch produziert und gern gekauft wird. Die Wa-

genfeld-Teekanne (Bild links) hat es sogar bis ins Museum of

Modern Art in New York geschafft. Nicht weniger bemer-

kenswert – oder vielleicht sogar noch bemerkenswerter –

sind Wagenfelds Pressglas-Produkte. Bisher wurde diese

Art von Glas als „Billigmaterial“ verschmäht, doch ihm ge-

lang es, durch eine neue Technik die unschönen Produkti-

onsnähte zu vermeiden. Das Pressglas wurde „salonfähig“.

Eine Vielzahl von preiswerten und schönen Hauhaltsgegen-

ständen ist in der Folge entstanden, zum Beispiel der multi-

funktionale Eierkocher. Ziel war es, der berufstätigen Frau

mit diesen Dingen Zeit und Arbeit zu ersparen. „Vom Herd Illustr

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Der Wagenfeld-Eierkocher ist zurück im Handel. Das Kultprodukt aus den 30er-Jahren ist in 3 Größen erhältlich und vielseitig einsetzbar, z. B. für die Herstel-lung von Süßspeisen und Pasteten. Gesehen bei www.connox.de.

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DolceVita 1/201938

WOHNEN

naer Glaswerks übernommen (www.trendglas-jena.com). Sie

gehört zur Csonka-Group, einem der größten Verarbeiter

von Borosilikatglas in Europa, welcher seit 1996 Co-Produ-

zent der Schott Jenaer Glas GmbH war. Im Trendglas-Jena-

Sortiment findet man teilweise noch Produkte aus den alten

Originalformen.

Das sind die Eigenschaften von Borosilikatglas:• hitzebeständig bis 450°C

• zum Kühlen und Einfrieren bis -35°C geeignet

• dreifach höhere Resistenz gegen Temperaturwechsel

im Vergleich zu Normalkristallgläsern

• mikrowellengeeignet

• spülmaschinenfest

• absolut geschmacksneutral

• für Allergiker geeignet

• verfärbt nicht

Der Wagenfeld-Eierkocher ist zurück im Handel. Das Kultprodukt aus den 30er-Jahren ist in 3 Größen erhältlich und vielseitig einsetzbar, z. B. für die Herstel-lung von Süßspeisen und Pasteten. Gesehen bei www.connox.de.

Unter Jenaer Glas versteht man ein von Otto Schott im Jahre

1887 entwickeltes Borosilikatglas. Das ist ein chemikalien-

und temperaturbeständiges Glas, welches einen breiten An-

wendungsspielraum bietet. Besonders geeignet ist es mit

diesen Eigenschaften natürlich für Labor-Ausstattungen und

Haushaltsgegenstände. Seit den 1920er-Jahren wurde das

Gebrauchsglas in Jena hergestellt und vertrieben, bald war

es ein gefragter Exportschlager der DDR. Bedeutende Ge-

stalter wie Wilhelm Wagenfeld, Gerhard Marcks, Heinrich

Löffelhardt, Ilse Decho und Hans Merz sowie die in den 30er-

Jahren initiierte Werbekampagne des Bauhauskünstlers

László Moholy-Nagy trugen maßgeblich dazu bei. Mitte 2005

ist die Produktion am Gründungsstandort eingestellt worden.

Heute wird die Marke Jenaer Glas von der Zwiesel Kristallglas

AG vertrieben, welche die Rechte daran erworben hat (shop.

zwiesel-kristallglas.com). Die 2005 gegründete Trendglas

Jena GmbH mit Werk in Ungarn hat die Ausstattung des Je-

Sie sind formschön und liegen gut in der Hand: In den 50er-Jahren entwickelte der Bremer Produktdesigner als künstlerischer Leiter der Württembergischen Metallwa-renfabrik die Salz- und Pfefferstreuer „Max und Moritz“, stapelbare Eierbecher und eine Butterdose – die Originale hat WMF neu aufgelegt. Erhältlich bei www.wmf.com.

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direkt auf den Tisch“ – das war der Werbeslogan des Jenaer

Glaswerks. Eine Schüssel, deren Deckel man zugleich als

Schale verwenden konnte, wurde zum Verkaufs-Hit. Aber

auch andere Glashersteller profitierten vom handwerklichen

Können, den innovativen Ideen und der Stilsicherheit Wil-

helm Wagenfelds. 1935, nachdem er 2 Jahre als Dozent an

der Staatlichen Kunsthochschule Grunewaldstraße in Berlin

gelehrt hatte, wurde er Glasdesigner der Vereinigten Lausit-

zer Glaswerke. Auch dort entstanden unter seiner Hand etli-

che Meilensteine des modernen Industriedesigns, wie etwa

das platzsparende Vorratsgeschirr „Kubus“, welches bis

1968 produziert wurde, immer noch viele Fans hat und mitt-

lerweile beachtliche Preise erzielt. Für Porzellanmanufaktu-

ren und andere Gewerbe war Wagenfeld ebenfalls tätig. Er

konnte mit verschiedensten Materialien umgehen. Nach

zahlreichen Auszeichnungen, diversen Jobs und Berater-

verträgen sowie unterschiedlichen Lehrtätigkeiten an Uni-

versitäten gründete der mittlerweile 54-Jährige in Stuttgart

seine eigene Werkstatt, die zugleich auch Ausbildungsstätte

war. Sie nannte sich „Werkstatt Wagenfeld, Versuchs- und

Entwicklungswerkstatt für Industriemodelle“ und hatte bis

1978 Bestand.

JENAER GLAS – WAS IST DAS EIGENTLICH GENAU?

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GEWINNSPIEL

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FEURIG-SCHÖNE ACCESSOIRESFÜR DRAUSSEN

Diese Feuerschalen lassen Terrasse, Garten und Hof in einem völlig neuen Licht erstrahlen.

Romantik inklusive.

Es gibt fast nichts Schöneres, als an lauen Sommerabenden

am offenen Feuer zu sitzen und das Flammenspiel zu beob-

achten. Die Idee ist nicht ganz neu. Feuerstellen, die nach-

weisbar durch Menschen angelegt wurden, gibt es schon

seit ungefähr 1,7 Millionen Jahren. Sie stammen aus der

Wonderwerk-Höhle in Südafrika und waren natürlich nicht

nur fürs Ambiente da – sie dienten vor allem als Wärmequel-

le und Kochstelle.

Heiße HinguckerUm das Feuer gartengerecht – also sicher – und möglichst

schmuck einzufangen, haben sich kreative Köpfe so einiges

überlegt. Feuerschalen sind schon lange nicht mehr nur Mit-

tel zum Zweck, sie entwickelten sich zu auffälligen Outdoor-

Schönheiten, die auch im passiven Zustand noch so einiges

Minimalistisch-elegantes Dreibein: punktet mit Tragegriff und skulpturalem Grillholzhalter, lässt sich in

einen Grill verwandeln.

FIREGLOBEHersteller: Eva Solo

Maße: Ø 62 cm x 19 cmMaterial: pulverlackierter Stahl

Zubehör: Grillrost, Brennholzhalterwww.evasolo.com

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DolceVita 1/2019 41

WOHNEN

Lagerfeuerstimmung: opulente, robuste Feuerschale, optional auch mit Fuß.

FIREHersteller: Fink

Maße: Ø 72 cm x 23 cmMaterial: Eisen, pulverbeschichtet

Zubehör: standsicherer Metall-Fußwww.fink-shop.com

hermachen. Dazu sind sie oft echte Allrounder – mit dem

passenden Zubehör wird so manche Feuerschale im Hand-

umdrehen zum Grill.

Fehlt nur noch das HolzHolz ist nicht gleich Holz, so viel steht fest. Beim perfekten Gar-

tenfeuer verhält es sich ähnlich wie beim wohnzimmerlichen

Kaminfeuer. Besonders wichtig ist es, absolut trockenes Holz

zu verwenden, denn das ist die Voraussetzung für eine gute

Brennbarkeit und möglichst wenig Rauchentwicklung. Oder

wie ein altes Sprichwort ganz einfach sagt: „Alt Holz gibt gut

Feuer.“ Mindestens ein, zwei Jahre dauert es, bis das Holz tro-

cken genug für optimales Brennholz ist. Einfach die frisch ab-

geschnittenen Äste aus dem Garten zu verfeuern ist also keine

gute Idee. Ideal für eine lange Brenndauer und ein ruhiges, aber

effektives und ungefährliches Feuer sind Harthölzer wie zum

Origineller Feuerkorb mit vielseitiger Begabung: eine stählerne Bierkiste, mit der man Getränke transportieren, Flaschen öffnen und grillen kann. Mit einem Holzbrett wird sie zum Hocker.

BEER BOXHersteller: höfatsMaße: 30 cm x 38 cm x 28 cmMaterial: Corten-Stahl (entwickelt Rostpatina)Zubehör: Auflagebrett, Grillrostwww.hoefats.com

Beispiel Eiche, Esche oder Ahorn, absoluter „Dauerbrenner“ in

der heimischen Brennholz-Beliebtheitsskala ist nach wie vor

die Buche. Unsere Nadelhölzer haben meist eine geringere

Dichte als die Laubhölzer, verbrennen damit schneller. Übri-

gens: Das typische – von vielen Menschen als sehr angenehm

und beruhigend empfundene – „Lagerfeuerknistern“ tritt vor

allem bei Kiefernholz auf und entsteht durch das Verbrennen

von Harz. So angenehm das Kiefernholz auch knistert und

riecht – ein hoher Harzanteil begünstigt leider auch Rauchent-

wicklung und Funkenflug, was gerade bei offenem Feuer nicht

unterschätzt werden sollte. Bemaltes, lackiertes, beschichte-

tes, verleimtes oder in irgendeiner anderen Form behandeltes

Altholz hat in Feuerschalen überhaupt nichts zu suchen, es er-

zeugt schädliche Dämpfe. Wenn man also ein bisschen darauf

achtet, mit was man seine Schale beheizt, dann klappt es nicht

nur mit dem perfekten Feuer, sondern auch mit den Nachbarn.

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DolceVita 1/201942

KOLUMNE

Mitten in der Natur – meine Frau und ich allein in einem ein-

fachen kleinen Zelt, über uns schwebt der frische Duft der

Kiefern, nur das Plätschern eines kleinen Bächleins ist zu hö-

ren und das entfernte Klopfen eines Spechts... So hatte ich

mir die drei Tage auf dem Campingplatz „Waldeslust“ – ein

Geburtstagsgeschenk unserer etwas anstrengenden, aber

irgendwie auch liebenswerten Nachbarn – in etwa vorge-

stellt. Ein erholsames verlängertes Wochenende also, frei

nach dem Motto „Back to basics“ oder wie meine Gattin es

lieber genannt hat: Romantik pur. Eine nette Idee, gezeltet

hatten wir schon jahrzehntelang nicht mehr. Und außerdem

„liegt es gerade im Trend“, wie unsere Nachbarn verkündeten.

Mit einem Iglu-Zelt aus Festival-Tagen, legerer Freizeit-Klei-

dung und unserer Brotzeit für den ersten Abend erreichten

wir nach dreiviertelstündiger Fahrzeit den besagten Wald-

Campingplatz, legten den ausgedruckten Online-Reservie-

rungs-Gutschein vor und wurden gleich darauf mit einem

schlichten „Zelte vorne links“ in die Tiefen des Waldes ent-

lassen. Wo genau zwischen all den Bäumen „vorne links“

beginnt, hat sich uns nicht erschlossen. Da wir nur ganz ver-

einzelt – und völlig verstreut – das ein oder andere Zelt er-

spähten, ließen wir uns einfach mit großem Abstand zu allen

anderen an einem wurzelfreien Plätzchen unter einer wun-

dervollen Kiefer nieder und freuten uns über so viel Privat-

sphäre. Das Zeltaufstellen ging ohne Schwierigkeiten von-

statten. Oder anders gesagt: ohne die Anweisungen meiner

Frau. Diese war währenddessen praktischerweise damit be-

schäftigt, das in weiter Ferne sichtbare Sanitärhäuschen zu

erkunden.

Wenig später wurde gemeinsam und in bester Laune das

Zelt bezogen. Glücklich darüber, einen entspannten Abend

in trauter Zweisamkeit vor uns zu haben, lagen wir einfach

nur da und horchten auf die Geräusche der Natur, als uns ein

ZU GUTER LETZT

Die Kolumne von Luigi Cucina

plötzliches Plätschern auffiel. „Der Bach ist zu hören“, dach-

te ich noch im Dahinschwelgen. Doch dann sah ich, dass die-

ses „Gewässer“ keiner Quelle entsprang, sondern einem

stattlichen Golden Retriever, der unsere Behausung markier-

te, um sich dann flink wieder auf und davon zu machen. Kaum

wurde es im – nach diesem Zwischenfall lieber geschlosse-

nen – Zelt wieder etwas sinnlicher, begann es in nächster

Nähe zu klopfen. So viel stand fest: Der Specht war das nicht.

Genau in dem Moment, als ich mich von meiner Frau losge-

schlungen hatte, um dem Geräusch doch einmal auf den

Grund zu gehen, hörte selbiges auf. Ich öffnete trotzdem

den Reißverschluss am Eingang, trat einen Schritt nach

draußen und stellte fest, dass für einen zweiten auch gar

kein Platz mehr war. Direkt neben uns stand jetzt ein neon-

grünes, gut befestigtes Tunnelzelt, groß genug für mindes-

tens vier Personen. Der Hammer vom Heringe-Versenken

lag noch daneben, doch zu sehen war weit und breit nie-

mand. Mittlerweile kam auch meine Frau aus dem Iglu ge-

krochen und starrte ungläubig auf das leuchtende Ungetüm

aus Nylon.

Wir waren beide noch damit beschäftigt, nach Worten zu

ringen, als aus dem Camping-Tunnel ein Flüstern drang.

Dann ging das Vorzelt auf und mit einem gegrölten „Überra-

schung!“ sprangen uns Max und Ute entgegen – unsere

Nachbarn. „Alleine zelten macht doch keinen Spaß!“, lachte

Max, wie immer etwas zu laut. „Außerdem sind wir perfekt

ausgerüstet!“ Er zeigte stolz auf zwei Kästen Bier und ver-

schwand dann kurz, um nur Sekunden später die „Waldes-

lust“ mit deutschen Schlagern zu beschallen. Ute klappte

derweil schon vier Stühle auseinander, es gab also kein Ent-

kommen mehr. Zu guter Letzt kam „Heino“ um die Ecke – ich

hätte es wissen müssen, der Hund vorhin mit dem schlech-

ten Benehmen kam mir doch irgendwie bekannt vor.

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