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Working Capital Flüssige Mittel und gebundenes Kapital

Ihr Ansprechpartner · 2 Management Summary Unsere Analyse des Working Capital der umsatzstärksten Unternehmen im Jahr 2013 mit Sitz in Deutschland zeigt, dass sich das Verhältnis

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Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited („DTTL“), eine „private company limited by guarantee“ (Gesellschaft mit beschränk-ter Haftung nach britischem Recht), ihr Netzwerk von Mitgliedsunternehmen und ihre verbundenen Unternehmen. DTTL und jedes ihrer Mitgliedsunternehmen sind rechtlich selbstständig und unabhängig. DTTL (auch „Deloitte Global“ genannt) erbringt selbst keine Leistungen gegenüber Mandanten. Eine detailliertere Beschreibung von DTTL und ihren Mitgliedsunternehmen finden Sie auf www.deloitte.com/de/UeberUns.

Deloitte erbringt Dienstleistungen aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting und Corporate Finance für Unterneh-men und Institutionen aus allen Wirtschaftszweigen; Rechtsberatung wird in Deutschland von Deloitte Legal erbracht. Mit einem weltweiten Netzwerk von Mitgliedsgesellschaften in mehr als 150 Ländern und Gebieten verbindet Deloitte herausragende Kompetenz mit erstklassigen Leistungen und steht Kunden so bei der Bewältigung ihrer komplexen unternehmerischen Herausforderungen zur Seite. Making an impact that matters – für mehr als 210.000 Mitarbeiter von Deloitte ist dies gemeinsame Vision und individueller Anspruch zugleich.

Diese Veröffentlichung enthält ausschließlich allgemeine Informationen, die nicht geeignet sind, den besonderen Umständen des Einzelfalls gerecht zu werden und ist nicht dazu bestimmt, Grundlage für wirtschaftliche oder sonstige Entscheidungen zu sein. Weder die Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft noch Deloitte Touche Tohmatsu Limited, noch ihre Mitgliedsunternehmen oder deren verbun-dene Unternehmen (insgesamt das „Deloitte Netzwerk“) erbringen mittels dieser Veröffentlichung professionelle Beratungs- oder Dienstleistun-gen. Keines der Mitgliedsunternehmen des Deloitte Netzwerks ist verantwortlich für Verluste jedweder Art, die irgendjemand im Vertrauen auf diese Veröffentlichung erlitten hat.

© 2015 Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Stand 04/2015

Ihr Ansprechpartner

Für weitere Informationen besuchen Sie unsere Website auf www.deloitte.com/de

Für mehr Informationen

Carsten LehbergPartnerTel: +49 (0)711 16554 [email protected]

Working CapitalFlüssige Mittelund gebundenes Kapital

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Working Capital – Flüssige Mittel und gebundenes Kapital 1

Inhaltsverzeichnis

2 Management Summary

4 Die Umlaufvermögensreichweite bleibt unverändert

5 Unternehmensgröße bestimmt die Umlaufvermögensbindung

6 Große Unterschiede in der Kapitalbindung innerhalb der Branchen

7 Maschinenbauindustrie und Energiewirtschaft weisen die größten Verbesserungen auf

8 Mit zunehmendem Verschuldungsgrad gewinnt die Optimierung des Working Capital an Bedeutung

9 Unternehmenskassen sind gut gefüllt

11 Fazit

12 Berechnungsgrundlage und Beschränkungen

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Management Summary

Unsere Analyse des Working Capital der umsatzstärksten Unternehmen im Jahr 2013 mit Sitz in Deutschland zeigt, dass sich das Verhältnis Umsatz zu absolutem Working Capital im Vergleich zu den Vorjahren kaum verändert hat. Dies könnte den Schluss nahelegen, dass angesichts einer anhaltend stabilen konjunkturellen Wirtschaftslage und eines günstigen Finanzierungsumfeldes das Thema Working-Capital-Optimierung in der Rangfolge der aktu-ellen Managementthemen an Bedeutung verloren hat.

Dies relativiert sich jedoch, wenn man die Entwicklung einzelner Branchen oder auch Unternehmen in den Blickpunkt der Analyse rückt. Hier zeigen sich sowohl zwischen den Branchen als auch zwischen den einzelnen Unternehmen deutliche Unterschiede. So hat sich bei ca. der Hälfte der in der Studie analysierten Unternehmen das Working Capital in Relation zum Umsatz erhöht.

Bei der Betrachtung nach Branchen zeigt sich, dass ins-besondere der Maschinenbau und die Energieindustrie ihr Working Capital deutlich reduzieren konnten. Dem-gegenüber weist die Hälfte der betrachteten Branchen jedoch eine steigende Umlaufvermögensbindung auf.

Wenngleich eine rein kennzahlenorientierte Betrach-tung, wie sie dieser Studie zugrunde liegt, nur bedingt Aufschluss darüber geben kann, warum Unternehmen offenbar mit unterschiedlicher Priorität das Working Capital Management betreiben, so legen die vorlie-genden Analysen zumindest den Schluss nahe, dass eine zunehmende Verschuldung sowie eine vergleichs-weise geringe Ausstattung mit liquiden Mitteln Unter-nehmen dazu veranlassen, mit größerem Nachdruck eine Reduzierung des Working Capital anstreben. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass derzeit die Mehrzahl der betrachteten Unternehmen die Innen-finanzierungsmöglichkeit durch eine Reduzierung des Working Capital ungenutzt lässt. Angesichts eines anhal-tend günstigen Finanzierungsumfeldes und teilweise gut gefüllter Kassen mag diese Haltung zunächst nachvoll-ziehbar sein.

Jedoch belegen die Beispiele von Unternehmen, welche ihr Working Capital in den vergangenen Jahren deutlich reduziert haben, dass signifikante Finanzierungsbeiträge aus der Reduzierung des Umlaufvermögens freigesetzt werden können. Nachhaltiges Working Capital Manage-ment kann nur dann seine Wirkung entfalten, wenn es durch entsprechende Prozesse, Controllinginstrumente und nicht zuletzt durch eine entsprechende Cash-Kultur getragen wird. Gerade Letztere lässt sich nicht kurzfristig umsetzen, sondern benötigt eine fundierte Einführung und eine konsequente Begleitung.

Die vorliegende Studie kann einen Anlass bieten, das Thema Working Capital Management als strategische Initiative der Unternehmensfinanzierung stärker in den Fokus zu rücken.

Der Analyse lagen die veröffentlichten Geschäftsberichte der umsatzstärksten Unternehmen mit Sitz in Deutsch-land zugrunde. Sie berücksichtigt dabei sämtliche Industriezweige mit Ausnahme der Unternehmen der Finanz- und Versicherungsindustrie sowie Immobili-enunternehmen und reine Beteiligungsgesellschaften. Insgesamt wurden die Geschäftszahlen von 225 Unter-nehmen ausgewertet (s. Abb. 1).

Quelle: Geschäftsberichte 2013

Umsatz in Mio. EUR

Anz

ahl d

er U

nter

nehm

en

> 5.0001.000–5.000< 1.000

114

61

50

Abb. 1 – Analysierte Unternehmen nach Umsatzgröße

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Working Capital – Flüssige Mittel und gebundenes Kapital 3

Die Mehrzahl der Unternehmen dieser Studie weist einen Umsatz zwischen 1 Mrd. EUR und 5 Mrd. EUR aus. Bei der Verteilung nach Branchen stellen die Unterneh-men des Maschinenbaus und der Konsumgüterindus-trie mit je rd. 12 Prozent den höchsten Anteil. Bei der Analyse nach Branchen wurde eine Mindestanzahl von zehn Unternehmen angesetzt (s. Abb. 2).

Quelle: Geschäftsberichte 2013

Anzahl

0 5 10 15 20 25 30 35 40

Sonstige

Travel & Transport

Dienstleistung

Elektronik undElektrotechnik

Information undTelekommunikation

Handel

Energie

Chemie und Pharma

Automobil/-Zulieferer

Konsumgüter

Maschinenbau 28

19

20

21

18

27

13

17

12

38

12

Abb. 2 – Verteilung der Unternehmen nach Branchen

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Die Umlaufvermögensreichweite bleibt unverändert

Die Reichweitenanalyse des Umlaufvermögens, also das relative Working Capital im Verhältnis zum Umsatz oder der „Cash-to-Cash-Zyklus“, bleibt im Vergleich zu den vergangenen Jahren nahezu unverändert. Das im Jahr 2010 im Zuge der Finanzkrise erreichte relative Niveau hat sich nicht weiter erhöht. Angesichts eines zunehmend verbesserten Finanzierungsumfeldes und des insgesamt positiven konjunkturellen Umfeldes hat offenbar die Dringlichkeit einer weiteren Reduzierung jedoch nachgelassen.

Dies steht im scheinbaren Widerspruch zu aktuellen und vergangenen Befragungen zu den Top-Prioritäten der CFOs, bei denen das Thema Cashflowverbesserung (wozu das Thema Working Capital Management einen

wesentlichen Beitrag leisten kann) relativ konstant von nahezu 50 Prozent der Befragten als Priorität genannt wird (vgl. Deloitte CFO Survey, 2/2014).

Betrachtet man die Veränderung auf Ebene der Unter-nehmen, so zeigt sich, dass bei 48 Prozent der Unter-nehmen das Working Capital im Verhältnis zum Umsatz unverändert geblieben ist bzw. sogar gestiegen ist. Dem-gegenüber konnten 52 Prozent der Unternehmen ihren Cash-to-Cash-Zyklus im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 0,5 Tage verbessern (s. Abb. 3).

Darüber hinaus ergibt die Betrachtung der einzelnen Branchen ein durchaus differenzierteres Bild hinsichtlich der Entwicklung des Working Capital.

Quelle: Geschäftsberichte 2010–2013

Tage

2013201220112010

46

32

42

48

33

42

49

35

42

DSO

DPO

DIO

C2C

47

34

42

56 5757 56

Abb. 3 – Kapitalbindung im Nettoumlaufvermögen, Entwicklung von 2010 bis 2013

52 Prozent der analysierten Unternehmen verbesserten im vergangenen Jahr ihr Working Capital im Verhältnis zum Umsatz.

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Working Capital – Flüssige Mittel und gebundenes Kapital 5

Unternehmensgröße bestimmt die Umlaufvermögensbindung

Die Analyse des Working Capital nach der Umsatzgröße der Unternehmen lässt deutliche Unterschiede erkennen: Die Teilnehmer der Studie, welche einen Umsatz unter-halb von 1 Mrd. EUR erzielen, weisen eine Umlaufver-mögensbindung von 64 Tagen auf. Bei Unternehmen der mittleren Umsatzkategorie (zwischen 1 Mrd. EUR und 5 Mrd. EUR) liegt die Umlaufvermögensbindung mit 61 Tagen über dem Durchschnitt aller Befragten von 56 Tagen. Demgegenüber liegt das Working Capital der Unternehmen mit einem Umsatz über 5 Mrd. EUR mit 44 Tagen deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt (s. Abb. 4).

Während die Unterschiede in den einzelnen Bereichen des Working Capital zwischen Unternehmen der Umsatz-

kategorie kleiner 1 Mrd. EUR und 1 Mrd. EUR bis 5 Mrd. EUR im Wesentlichen im Bereich der Vorratsreichweite liegen, zeigen sich zwischen diesen beiden Kategorien und der Kategorie der größten Unternehmen in allen Bereichen deutliche Unterschiede. Sowohl die Vorrats-reichweite als auch die Forderungsreichweite liegen deutlich unter den Werten der anderen beiden Katego-rien. Zudem ist auch die Verbindlichkeitenreichweite der größten Unternehmen höher als die der anderen Katego-rien. Offenbar verfügen die großen Unternehmen über die Möglichkeit, vorteilhaftere Konditionen gegenüber Lieferanten und Kunden zu realisieren, und tendieren auch eher dazu, größere Anteile der Wertschöpfung nach außen zu verlagern und so von geringeren Beständen und höheren Lieferantenverbindlichkeiten zu profitieren.

Quelle: Geschäftsberichte 2010–2013

Tage

Gesamt> 5.0001.000–5.000< 1.000

42

35

36

48

33

42

49

33

47

DSO

DPO

DIO

C2C

50

32

43

44 5764 61

Abb. 4 – Umlaufvermögensbindung nach Umsatzgröße

Unternehmen mit einem Umsatz kleiner als 1 Mrd. EUR weisen im Durchschnitt eine um 20 Tage höhere Kapitalbindung auf als Unternehmen mit einem Umsatz größer als 5 Mrd. EUR.

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Große Unterschiede in der Kapital-bindung innerhalb der Branchen

Die nach Branchen differenzierte Analyse der Umlauf-vermögensbindung zeigt deutlich die Unterschiede sowohl zwischen aber interessanterweise auch inner-halb der Branchen. Die Unternehmen der Transport- und Logistikindustrie können in Summe auf ein nahezu ausgeglichenes Nettoumlaufvermögen verweisen. Bereits mit deutlichem Abstand und einer Nettoum-laufvermögensbindung von ca. einem Monat folgen die Branchen Energie sowie Information und Telekom-munikation. Darauf folgt der Handel, der insbeson-dere durch die geringste Kapitalbindung im Bereich Forderungen heraussticht. Die Dienstleistungsbranche verfügt über die geringste Kapitalbindung im Vorrats-vermögen, muss demgegenüber aber vergleichsweise lange Forderungslaufzeiten von annähernd zwei

Monaten in Kauf nehmen. Schlusslichter in Bezug auf die Umlaufvermögensbindung sind die Branchen Maschinenbau und Elektroindustrie, in denen sowohl hohe Bestands- als auch Forderungsreichweiten zu einem Nettoumlaufvermögen von durchschnittlich fast drei Monaten führen (s. Abb. 5).

Auffallend ist die hohe Bandbreite der Kapitalbindungs-dauer innerhalb der Branchen, die in allen Bereichen auftritt. Dies ist sicherlich auch in den relativ breit gefass-ten Branchendefinitionen und demzufolge unterschiedli-chen Geschäftsmodellen begründet. Jedoch zeigen sich in der Detailbetrachtung der einzelnen Unternehmen auch bei vergleichbaren Unternehmen erhebliche Unter-schiede in der Kapitalbindung (s. Abb. 6).

Quelle: Geschäftsberichte 2013

Tage

Mas

chine

nbau

Elektr

onik

u. Ele

ktrot

echn

ik

Sons

tige

Chemie

u. Ph

arma

Kons

umgü

ter

Autom

obil/-

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eistu

ng

Hande

l

Infor

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u. Te

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Energ

ie

Trave

l & Tr

ansp

ort

2844

53

18

31

36

DSO

DPO

DIO

C2C

33 2634 35 3441 34

23

57 59

34 42 505562 5646 39

37

19 5

7

19

5153

56 67

4651

4 28 31 32 46 52 56 74 76 84 89

Abb. 5 – Kapitalbindungsdauer nach Branchen

Abb. 6 – Geringste und höchste Kapitalbindungsdauer nach Branchen

Travel & Transport

Handel Energie ITKonsum-

güterDienst-leistung

Auto-motive

SonstigeChemie

und Pharma

Elektro-nik und Elektro-technik

Maschi-nenbau

C2CMin. -46 -9 -41 -19 -9 15 -17 17 -4 31 36

Max. 38 94 108 78 90 123 136 214 142 136 170

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Maschinenbauindustrie und Energiewirtschaft weisen die größten Verbesserungen auf

Bei der Betrachtung der Veränderung der Kapitalbindun-gen in den einzelnen Branchen zeigen zwei Branchen deutliche Verbesserungen im Laufe der letzten Jahre: Die Unternehmen der Maschinenbaubranche konnten in den vergangenen vier Jahren die Umlaufvermögensbindung deutlich um zehn Tage auf nunmehr 89 Tage reduzieren. Die Branche weist zwar weiterhin die höchste relative Umlaufvermögensbindung auf. Allerdings bedeutet die Verbesserung beispielsweise für ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 2 Mrd. EUR eine Verbesserung der Liquidität in Höhe von rd. 55 Mio. EUR (s. Abb. 7).

Auch die Branche der Energieversorger konnte die Umlaufvermögensbindung um neun auf nunmehr 28 Tage reduzieren. Wesentlich für die Verbesserung war vor allem ein deutlicher Rückgang im Bereich der Forde-rungsreichweite.

Während auch Dienstleistungsunternehmen und Auto-mobilzulieferer Verbesserungen erzielen konnten, gibt es umgekehrt Branchen, bei denen sich die Umlaufver-mögensbindung erhöht hat, wie beispielsweise bei den Transport- und Logistikunternehmen. Hier erhöhte sich die Umlaufvermögensbindung um vier Tage. Allerdings weist diese bei der Betrachtung des Nettoumlaufver-mögens mit vier Tagen weiterhin den geringsten Wert aller Branchen auf. Demgegenüber liegt die Umlaufver-mögensbindung der Handelsunternehmen nun bei 32 Tagen und damit fünf Tage über dem Wert des Jahres 2010.

Quelle: Geschäftsberichte 2010–2013

2010 2011 2012 2013

Tage

0

20

40

60

80

100

Mas

chine

nbau

Elektr

onik

u. Ele

ktrot

echn

ik

Sons

tige

Chemie

u. Ph

arma

Kons

umgü

ter

Autom

obil/-

Zulie

ferer

Dienstl

eistu

ng

Hande

l

Infor

mation

u.

Telek

ommun

ikatio

nEn

ergie

Trave

l & Tr

ansp

ort

∆C2C

3231

46

28

42

7674

8489

5256

2632

53

35

7874

82

92

5457

2829

51

38

10

7479

83

91

5458

2731

50

37

7376

86

99

57 55

+4 -9 0 +5 -4 -5 +1 +2 +3 -2 -10

Abb. 7 – Entwicklung der Kapitalbindungsdauer je Branche im Zeitraum 2010 bis 2013

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Mit zunehmendem Verschuldungsgrad gewinnt die Optimierung des Working Capital an Bedeutung

Eine Analyse der Kapitalbindungsdauer geclustert nach Profitabilität der Unternehmen liefert kein eindeutiges Bild: Auffällig ist jedoch, dass Unternehmen mit einer negativen Profitabilität ein überdurchschnittliches Working Capital aufweisen.

Demgegenüber zeigen Unternehmen mit geringer posi-tiver Rentabilität (kleiner als fünf Prozent EBITDA-Marge) das niedrigste relative Umlaufvermögen (s. Abb. 8).

Mit zunehmender Profitabilität steigt bei den untersuch-ten Unternehmen die Kapitalbindung wieder an. Bei solchen mit einer Rentabilität von über 20 Prozent liegt das durchschnittliche Nettoumlaufvermögen allerdings wieder bei 46 Tagen und damit deutlich unterhalb des Durchschnittswertes aller Unternehmen.

Offenbar liegt kein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Working Capital Management und der Rentabilität eines Unternehmens vor. Dennoch zeigen die Erfahrungen aus erfolgreichen Working-Capital-Projekten, dass diese auch positive Ergebniseffekte mit sich bringen:

• Reduzierte Kosten der Finanzierung des Umlaufver-mögens (welche derzeit angesichts niedriger Zinsen möglicherweise eine nachrangige Rolle spielen)

• Effizienzsteigerungen und damit positive Ertragseffekte aus der Verbesserung der Prozesse

• Reduzierung von beispielsweise Wertberichtigungen auf Forderungen oder Warenbestände

Demgegenüber lässt sich bei der Analyse ein Zusam-menhang zwischen Verschuldungsgrad und Kapitalbin-dung im Umlaufvermögen beobachten. Unternehmen mit geringer Verschuldung zeigen hierbei ein deutlich höheres Working Capital als solche mit einer höheren Verschuldung. Wenngleich auch hier unterschiedliche Faktoren Einfluss haben, scheint eine steigende Ver-schuldung die Bedeutung oder auch Notwendigkeit nach einem effektiveren Management des Working Capital zu erhöhen. Auffällig hierbei ist, dass gerade die Unternehmen mit höherer Verschuldung darüber hinaus offenbar auch die Finanzierung durch Lieferanten stärker nutzen als andere Unternehmen (s. Abb. 9).

Quelle: Geschäftsberichte 2013

Tage

EBITDA/Umsatz

> 20%10%–20%5%–10%0%–5%< 0%

55

34

49

48

32

45

53

39

31

39

33

57

DSO

DPO

DIO

C2C

31

28

28

71 4663 6031

Abb. 8 – Kapitalbindungsdauer nach Profitabilität

Quelle: Geschäftsberichte 2013

Tage

Bruttoverbindlichkeiten/Bilanzsumme

> 30%20%–30%10%–20%< 10%

42

31

35

39

38

35

52

33

43

DSO

DPO

DIO

C2C

43

31

47

47 3662 60

Abb. 9 – Kapitalbindung nach Verschuldungsgrad der Unternehmen

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Working Capital – Flüssige Mittel und gebundenes Kapital 9

Unternehmenskassen sind gut gefüllt

Abschließend wurde die aktuelle Liquiditätsausstattung der Unternehmen analysiert. Der absolute Liquiditäts-bestand der Unternehmen hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 10 Mrd. EUR auf nun 153 Mrd. EUR erhöht (Abb. 10). Gleichzeitig haben die Unternehmen auch ihre Verschuldung weiter zurückgeführt.

Die Liquidität ist jedoch sehr ungleich verteilt: So besitzt das Top-Quartil der analysierten Unternehmen, also die 25 Prozent der Unternehmen mit den höchsten Liqui-ditätsbeständen, 85 Prozent des gesamten Liquiditäts-bestandes. Weitere 11 Prozent der Liquidität verteilen sich auf das zweite Quartal, während auf die übrigen 50 Prozent der Unternehmen nur ca. 4 Prozent des Liquidi-tätsbestandes entfallen.

Setzt man die Liquidität der Unternehmen in das Ver-hältnis zum Umsatz, dann relativiert sich dieses Bild: 99 Unternehmen (44%) verfügen über eine Liquiditäts-reichweite von mehr als 30 Tagesumsätzen, weitere 38 Unternehmen (oder 17%) verfügen über eine Liquidi-tätsreichweite von 15 bis 30 Tagen. Die Anzahl dieser Unternehmen hat sich im vergangenen Jahr im Vergleich zu den Vorjahren deutlich reduziert. Zugenommen hat demgegenüber die Zahl der Unternehmen mit einer Liquiditätsreichweite von fünf bis 15 Tagen.

Die Anzahl der Unternehmen mit einer Liquiditätsreich-weite von weniger als fünf Tagen ist im Vergleich zu den Vorjahren unverändert (s. Abb. 11).

Quelle: Geschäftsberichte 2010–2013

Low 25% (Unternehmen mit geringstem Liquiditätsbestand)

3. Quartil (Top 51%–75%)

2. Quartil (Top 26%–50%)

Top 25% (Unternehmen mit höchstem Liquiditätsbestand)

Mrd

. EU

R

0

20

40

60

80

100

120

140

160

2013201220112010

211

16

55 6

17

161516

118131127 120

Abb. 10 – Entwicklung des Liquiditätsbestandes der Unternehmen

Quelle: Geschäftsberichte 2013

< 5 Tage 5–15 Tage 15–30 Tage > 30 Tage

Anz

ahl

0

50

100

150

200

250

2013201220112010

95 99100 95

6038

63 62

4461

33 39

25 2728 28

Abb. 11 – Liquiditätsreichweite der Unternehmen in Tagen

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Betrachtet man die Liquiditätsreichweite der Unterneh-men und setzt diese ins Verhältnis zur Reichweite des Nettoumlaufvermögens (Cash-to-cash-Zyklus), dann zeigt sich auch hier der bereits bei der Analyse der Net-toverschuldung beobachtete Zusammenhang: Unterneh-men mit einer geringeren Liquiditätsreichweite weisen eine deutlich geringere Umlaufvermögensbindung auf, während Unternehmen mit einem Liquiditätsbestand von über 30 Tagen ein deutlich höheres Working Capital zeigen. Offenbar ist auch die Liquiditätsausstattung der Unternehmen ein wesentlicher Treiber für das Manage-ment des Working Capital. Andererseits bestätigt diese Analyse, dass Unternehmen Working Capital Manage-ment offenbar als Maßnahme zur Verbesserung der Liquidität zumeist (erst) dann ergreifen, wenn dies zur Verbesserung der Liquidität angeraten ist. Unternehmen mit höherer Liquiditätsausstattung leisten sich demge-genüber tendenziell eine höhere Kapitalbindung im Net-toumlaufvermögen (s. Abb. 12).

Quelle: Geschäftsberichte 2013

Einzel

Tage

Tage

0

10

20

30

40

50

60

70

> 3015–305–15< 5

5865

44 42

Abb. 12 – Kapitalbindung in Abhängigkeit von der Liquiditätsreichweite

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Working Capital – Flüssige Mittel und gebundenes Kapital 11

Fazit

Die Entwicklung des Working Capital der analysierten Unternehmen zeigt, dass angesichts eines günstigen konjunkturellen Umfeldes sowie günstiger Finanzie-rungsbedingungen die Optimierung des Working Capital etwas in den Hintergrund gerückt ist.

Unternehmen, die eine erhöhte Verschuldung verzeich-nen oder Maßnahmen zur Verbesserung der Liquiditäts-situation als notwendig erachten, messen dem Thema demgegenüber weiterhin eine hohe Bedeutung zu.

Während 52 Prozent der Unternehmen ihr relatives Working Capital reduziert haben, blieb bei 48 Prozent der Unternehmen das Working Capital in Relation zum Umsatz unverändert oder hat sich sogar erhöht.

Für die meisten Unternehmen bestehen daher weiterhin Möglichkeiten und Potenziale zur Verbesserung der Innenfinanzierung durch Optimierung des Umlaufver-mögens, die vor allen Dingen in einer prozessübergrei-fenden Betrachtung und Steuerung zu suchen sind. Ein möglicher Einstieg in das Thema kann dabei durch die Nutzung der umfangreichen Daten der ERP-Systeme mittels Datenintelligenz und hochleistungsfähiger Analytics-Tools (Stichwort Data Analytics) erfolgen.

Datenintelligenz und hochintelli-gente Analysetools können bei der Identifizierung prozessübergreifender Verbesserungspotenziale unter- stützen.

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Untersuchungsbasis der StudieDie Studie bietet einen Überblick über das Working Capital Management deutscher Großunternehmen. Basis der Studie sind die 500 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands. Der Finanz- und Versicherungssektor sowie der Immobiliensektor wurden ausgeschlossen. Des Weiteren wurde Teilkonzerne, welche ihren Abschluss separat veröffentlichen, in der Analyse nicht separat berücksichtigt. Nicht öffentlich zugängliche Geschäfts-daten führten zu einer weiteren Reduzierung der Grund-gesamtheit, sodass schließlich die Geschäftszahlen von 225 Unternehmen in die Studie eingeflossen sind.

Um eine konsistente Untersuchung zu ermöglichen und um die einzelnen Kennzahlen miteinander zu verknüp-fen, wurden die Kennzahlen DPO sowie DIO im Verhält-nis zu Umsatzerlösen berechnet.

DSO (Days Sales Outstanding)DSO ist ein Maß für die durchschnittliche Anzahl an Tagen, die vergehen, bis Kunden ihre Forderungen aus Lieferung und Leistung begleichen. (Ford. aus LuL / Umsatzerlöse * 365)

DPO (Days Payable Outstanding)DPO ist ein Maß für die durchschnittliche Anzahl an Tagen, die vergehen, bis ein Unternehmen seine Ver-bindlichkeiten aus Lieferung und Leistung begleicht. (Verb. aus LuL / Umsatzerlöse * 365)

DIO (Days Inventory Outstanding)DIO ist ein Maß für die durchschnittliche Verweildauer von Gütern im Lager. (Vorratsvermögen / Umsatzerlöse * 365)

C2C (Cash-to-Cash)DSO + DIO – DPO

Beschränkungen der StudieDa die verwendeten Daten alle auf öffentlich verfüg-baren Informationen beruhen, sind alle Zahlen Stich-tagsangaben zum Ende des jeweiligen Geschäftsjahres. Dies bedeutet, dass bilanzpolitische Maßnahmen zum Ende eines Geschäftsjahrs oder unterjährige saisonale Schwankungen die verwendeten Zahlen verzerren können. Hierdurch kann das tatsächliche, unterjährige Working Capital von dem in der Studie berechneten abweichen.

Berechnungsgrundlageund Beschränkungen

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Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited („DTTL“), eine „private company limited by guarantee“ (Gesellschaft mit beschränk-ter Haftung nach britischem Recht), ihr Netzwerk von Mitgliedsunternehmen und ihre verbundenen Unternehmen. DTTL und jedes ihrer Mitgliedsunternehmen sind rechtlich selbstständig und unabhängig. DTTL (auch „Deloitte Global“ genannt) erbringt selbst keine Leistungen gegenüber Mandanten. Eine detailliertere Beschreibung von DTTL und ihren Mitgliedsunternehmen finden Sie auf www.deloitte.com/de/UeberUns.

Deloitte erbringt Dienstleistungen aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting und Corporate Finance für Unterneh-men und Institutionen aus allen Wirtschaftszweigen; Rechtsberatung wird in Deutschland von Deloitte Legal erbracht. Mit einem weltweiten Netzwerk von Mitgliedsgesellschaften in mehr als 150 Ländern und Gebieten verbindet Deloitte herausragende Kompetenz mit erstklassigen Leistungen und steht Kunden so bei der Bewältigung ihrer komplexen unternehmerischen Herausforderungen zur Seite. Making an impact that matters – für mehr als 210.000 Mitarbeiter von Deloitte ist dies gemeinsame Vision und individueller Anspruch zugleich.

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