1
Immobilien als Geldanlage Niedrige Zinsen, Wertstabilität, gute Vermietungsaussichten – für Anleger in Deutschland spricht derzeit viel für die Immobilie. Und: Die gute Konjunktur lässt vermuten, dass der Trend noch einige Zeit anhält. Gemeinsam mit Experten der Deutschen Apotheker- und Ärztebank hat Springer Medizin ausgelotet, wie Anleger sich am besten aufstellen. D ie Finanzkrise hat ihre Spuren in der Mentalität der Pri- vatanleger hinterlassen: Eine sehr starke Risikoaversion prägt die Anlageentscheidungen vieler Akteure seit einigen Jahren. Auch bei steigenden Aktienkursen dominieren der- zeit das Sicherheitsbedürfnis und die Scheu vor der hohen Volatilität an den Aktienmärkten – erst recht bei Derivaten oder Rohstoffen. Die bereits mehrere Jahre anhaltende Niedrigzins- phase drückt auf der anderen Seite die Renditen bei Anleihen. Deutsche Staatsanleihen über zehn Jahre bringen derzeit etwas mehr als 1,5% Jahresrendite, was gerade einmal einen Ausgleich der Inflationsrate bedeutet. Doch trotz guter Konjunktur: „Das Risiko steigender Zinsen halte ich kurz- bis mittelfristig für relativ begrenzt“, sagt Andre- as Cornelißen, Immobilienexperte der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank). Dennoch bergen die Zinsmärkte auf dem aktuellen Niveau eher Risiken als Chancen. Immobilien stagnierten über Jahre Die Alternative, die viele Anleger in den vergangenen Jahren bereits gewählt haben, heißt „Betongold“. Viele Privatanleger stecken derzeit ihr Geld verstärkt in Eigentumswohnungen, die sie dann vermieten. Denn aktuell, so Cornelißen, lassen sich mit Immobilieninvestments höhere Mietrenditen als mit Anleihen erzielen. „In vernünſtigen Lagen ist eine Rendite von rund 4% erreichbar“, meint der apoBank-Experte. Dies unterstreichen auch Zahlen des unabhängigen Marktforschungs- und Bera- tungsunternehmens Bulwiengesa: Nach vielen Jahren der Sta- gnation oder sogar des Rückgangs entwickelt sich der Immobili- enmarkt besser als die Inflationsrate. Die Wertentwicklung von Immobilien lag laut Bulwiengesa 2013 bei 4,7% im Durchschnitt. Auch die langfristigen Faktoren sprechen derzeit weiterhin für die Immobilie. Nach den Beobachtungen von Bulwiengesa steigt jedenfalls in Ballungsgebieten die Nachfrage nach Wohn- raum weiter an, der Wohnungsneubau hält mit dieser Entwick- lung kaum Schritt. Cornelißen sieht aber auch den psychologischen Effekt einer Anlage in Steine: „Der Anleger hat konkret etwas, das er sehen kann, es gibt einen Eintrag in das Grundbuch und zumindest in guten Lagen auch eine vergleichsweise hohe Sicherheit.“ Günstige Refinanzierung Anleger sollten jedoch nicht wahllos kaufen, sondern sich das Umfeld und die regionale Preisentwicklung genau anschauen: In einigen Stadtteilen der großen Ballungszentren und beliebtes- ten Großstädte gebe es durchaus Tendenzen einer Überhitzung, so Cornelißen. Hier wirkt sich auch die „unglaublich günstige“ Refinanzierung aus. Sie führe dazu, dass Käufer sich eher höhere Preise leisten können. Cornelißen empfiehlt, die Zinsentwick- lung bei der Wahl der Finanzierung in jedem Fall im Auge zu behalten.. Hauke Gerlof © dedi / fotolia.com praxis 46 der junge zahnarzt 02 | 2014

Immobilien als Geldanlage

  • Upload
    hauke

  • View
    212

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Immobilien als Geldanlage

Immobilien als Geldanlage Niedrige Zinsen, Wertstabilität, gute Vermietungsaussichten – für Anleger in Deutschland spricht derzeit viel für die Immobilie. Und: Die gute Konjunktur lässt vermuten, dass der Trend noch einige Zeit anhält. Gemeinsam mit Experten der Deutschen Apotheker- und Ärztebank hat Springer Medizin ausgelotet, wie Anleger sich am besten aufstellen.

Die Finanzkrise hat ihre Spuren in der Mentalität der Pri-vatanleger hinterlassen: Eine sehr starke Risikoaversion

prägt die Anlageentscheidungen vieler Akteure seit einigen Jahren. Auch bei steigenden Aktienkursen dominieren der-zeit das Sicherheitsbedürfnis und die Scheu vor der hohen Volatilität an den Aktienmärkten – erst recht bei Derivaten oder Rohsto� en. Die bereits mehrere Jahre anhaltende Niedrigzins-phase drückt auf der anderen Seite die Renditen bei Anleihen. Deutsche Staatsanleihen über zehn Jahre bringen derzeit etwas mehr als 1,5% Jahresrendite, was gerade einmal einen Ausgleich der In� ationsrate bedeutet.

Doch trotz guter Konjunktur: „Das Risiko steigender Zinsen halte ich kurz- bis mittelfristig für relativ begrenzt“, sagt Andre-as Cornelißen, Immobilienexperte der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank). Dennoch bergen die Zinsmärkte auf dem aktuellen Niveau eher Risiken als Chancen.

Immobilien stagnierten über JahreDie Alternative, die viele Anleger in den vergangenen Jahren bereits gewählt haben, heißt „Betongold“. Viele Privatanleger stecken derzeit ihr Geld verstärkt in Eigentumswohnungen, die sie dann vermieten. Denn aktuell, so Cornelißen, lassen sich mit Immobilieninvestments höhere Mietrenditen als mit Anleihen erzielen. „In vernün� igen Lagen ist eine Rendite von rund 4% erreichbar“, meint der apoBank-Experte. Dies unterstreichen

auch Zahlen des unabhängigen Marktforschungs- und Bera-tungsunternehmens Bulwiengesa: Nach vielen Jahren der Sta-gnation oder sogar des Rückgangs entwickelt sich der Immobili-enmarkt besser als die In� ationsrate. Die Wertentwicklung von Immobilien lag laut Bulwiengesa 2013 bei 4,7% im Durchschnitt.

Auch die langfristigen Faktoren sprechen derzeit weiterhin für die Immobilie. Nach den Beobachtungen von Bulwiengesa steigt jedenfalls in Ballungsgebieten die Nachfrage nach Wohn-raum weiter an, der Wohnungsneubau hält mit dieser Entwick-lung kaum Schritt.

Cornelißen sieht aber auch den psychologischen E� ekt einer Anlage in Steine: „Der Anleger hat konkret etwas, das er sehen kann, es gibt einen Eintrag in das Grundbuch und zumindest in guten Lagen auch eine vergleichsweise hohe Sicherheit.“

Günstige Refi nanzierungAnleger sollten jedoch nicht wahllos kaufen, sondern sich das Umfeld und die regionale Preisentwicklung genau anschauen: In einigen Stadtteilen der großen Ballungszentren und beliebtes-ten Großstädte gebe es durchaus Tendenzen einer Überhitzung, so Cornelißen. Hier wirkt sich auch die „unglaublich günstige“ Re� nanzierung aus. Sie führe dazu, dass Käufer sich eher höhere Preise leisten können. Cornelißen emp� ehlt, die Zinsentwick-lung bei der Wahl der Finanzierung in jedem Fall im Auge zu behalten.. Hauke Gerlof

© d

edi /

foto

lia.c

om

praxis

46 der junge zahnarzt 02 | 2014