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REINHOLD SAHL Der Burghauptmann NUTZUNGSKONZEPTE Historische Gebäude können mehr Heritage

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Reinhold Sahl Der Burghauptmann Nutzungskonzepte Historische Gebäude können mehr

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REINHOLD SAHLDer Burghauptmann

NUTZUNGSKONZEPTEHistorische Gebäude

können mehr

Heritage

03 Heritage 2015 | ImmoFokus

Inhalt 04 VORWORT REINHOLD SAHL 06 VORWORT PHILLIPP KAUFMANN 08 PROGRAMM DES KONGRESSES

12 BEWAHREN UND BETREIBENInterview mit Reinhold Sahl und Gerald Wagenhofer

16 NICHT MEHR ZEITGEMÄSSInterview mit Barbara Neubauer

20 ROUND TABLEIdeale Nutzung gesucht

24 NATIONAL TRUST SLOVAKIATreffpunkt der Kulturen

28 HISTORIC URBAN LANDSCAPEKonfliktzone der Interessen

32 KULTURTOURISMUSBalance zwischen Erbe und Modernität

36 FRIEDENSPALAST IN DEN HAAGEin lebendiges Symbol

38 STIFT MELKVielfalt unter einem Dach

40 SOFIENSÄLE Vom Badehaus zum Wohn- und Kulturort

44 DIE KÖNIGLICHEN HOFREITSCHULEErbe der Portugiesischen Reitkunst

46 NATIONAL TRUST IN GROSSBRITANNIENDie größte Organisation für Kultur- und Naturschutz in Europa

48 IN JAHRZEHNTEN DENKENInterview mit Clemens Biffl

52 ERBE DER EUROPÄISCHEN ROMANTIKSchloss Monserrate und das Chalet der Gräfin von Edla

54 CARNUNTUMVersunkener römischer Schatz wird gehoben

56 BEHUTSAME WEITERENTWICKLUNGDie „Zwiebeltreter-Stadt“ Bamberg

58 DAS PALAIS SCHWABZu neuem Leben erweckt

62 KLEINODE SICHTBAR MACHENDie ARGE „Kleine historische Städte“

66 DER BLICK DER ARCHITEKTINHistorische Gebäude sind in ihrer Grundidee erhaltenswert

70 SCHLÖSSERLANDS SACHSENNeue Wege in der Nutzung

74 MUSEUMSQUARTIEREinzigartiges Kulturviertel in imperialem Erbe

78 DER NARRENTURM IN WIENEin merkwürdiges Juwel der Medizingeschichte

84 AUFGABEN DER BURGHAUPTMANNSCHAFT 86 RUNDBLICK

SofiensäleVOM BADEHAUS ZUM WOHN- UND KULTURORT40

66DER BLICK DER ARCHITEKTIN

86RUNDBLICK 74MUSEUMSQUARTIER

Vorwort Reinhold Sahl

04 05 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

Bewahren & Betreiben

H istorische Gebäude werden nicht akzeptiert, wenn sie unter einem Glassturz stehen. Die Kunst ist es, die richtige Nutzung für den

jeweiligen Haustyp zu finden. Aus diesem Grund stehen auch die Nutzungskonzepte im Mittel-punkt des 4. Europäischen Kongress über die Nutzung, Bewirtschaftung und Erhaltung historisch bedeutender Gebäude.

Ziel der Kongresse ist es aufzuzeigen, dass his-torische Gebäude mehr können, als man denkt. Man muss manchmal neue innovative Wege gehen. Ein Developer entwickelt, baut und gibt dann das Projekt an einen Dritten weiter. Wir sind gekommen um zu bleiben. Wir bewirt-schaften und nutzen. Wir haben auch einen ge-sellschafspolitischen Auftrag, die bestmögliche und nicht die gewinnmaximierende Nutzung zu finden. Eines ist klar: Wenn man das Falsche hineingibt, dann funktioniert es nicht. In die-sem Punkt gibt es keinen Unterschied zwischen modernen und historischen Gebäuden.

Vor nunmehr drei Jahren haben wir diese Kongressreihe ins Leben gerufen und wir

sind stolz darauf, dass sich der Kongress in so kurzer Zeit als internationale Wissens-drehscheibe etabliert hat. Dies zeigt auch die große Zahl an internationalen Teilnehmern bei den ersten Tagungen, bei denen Energie-effizienz, Barrierefreiheit in historisch bedeu-tenden Gebäuden im Mittelpunkt standen.

Der Kongress dient dem Gedankenaustausch, dem Vernetzen über Landesgrenzen hinaus. Was uns vereint ist, dass wir Kulturgüterschutz betreiben. Wir bewahren kulturelle Identität. Das ist nicht immer einfach. Wir wollen von den anderen lernen, wir wollen uns mit den anderen messen.

Die Burghauptmannschaft Österreich hat in Österreich kein Gegenüber, der als „Sparring-partner“ dienen könnte. Keine andere privat-rechtlich oder staatliche Organisation ist mit ähnlichen Problemstellungen konfrontiert.

Aus diesem Grund ist Vernetzung mit den wesentlichsten Playern für uns von so großer Bedeutung. Gemeinsam können wir viel vor-anbringen. n

Reinhold Sahl, Burghauptmann Hofrat

04 05 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

H istoric buildings face little accep-tance if they become protected relics of the past, locked away under a bell jar. The challenge is

to find the appropriate use for the respective type of building. This is why utilisation concepts present the main focus of the 4th European Congress on the use, management and preser-vation of historically significant buildings.

The congress aims to illustrate that historic buildings are able to deliver more than might first meet the eye - it merely takes new, in-novative approaches. A property developer generates ideas, oversees construction and finally hands over the project to a third party. We are here to stay, we manage properties and find the best uses for them. Ours is also a socio-political mission: To find the best-possible use rather than the one yielding the highest profits, which only works if the structure in question lends itself to the intended use. In this regard, there is no difference between modern and historic structures.

We initiated this congress series 3 years ago and it fills us with pride to see that it has esta-blished itself as an international platform for know-how so quickly. This manifests itself in the high ratio of international participants du-ring the first session, where energy efficiency and accessibility in connection with historic buildings were the prime focus.

The congress facilitates knowledge exchange and the creation of transnational networks. We are united in our goal of protecting cultural assets and preserving cultural identity, a major challenge. We wish to learn from others as well as to compare with them directly.

The Burghauptmannschaft Österreich has no comparable ‚sparring partner‘ within Austria; no other organisation, either public or private, is faced with similar challenges. Therefore, the creation of a transnational net-work which includes all significant players is of vital importance - a lot can be achieved together.

Preserving & Managing

Vorwort Philipp Kaufmann

06 07 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

Bestand ist der bessere Neubau

Nachhaltigkeit: nur mit dem Bestand

Im Jahr 2009, genauer am 29.09.2009, haben sich in Österreich 125 Gründer zusammenge-funden, um eine NGO zu gründen, welche das Ziel hat, die Bau- und Immobilienbranche auf dem Weg des Paradigmenwechsels hin zur Nachhaltigkeit zu begleiten. Ich darf seither als Gründungspräsident ein Stachel in der Gesellschaft sein und mit der ÖGNI ein Motor für längst überfällige Veränderungen. Unsere Branche ist immer noch eine Branche der Brüche und allzu selten wird über längere Zeit-räume geplant und agiert.

Eine Kernaufgabe der ÖGNI war es gleich zu Beginn, mit einem Zertifizierungssystem Gebäudequalitäten sichtbar zu machen und somit bessere Immobilien auszuzeichnen. Natürlich war es leichter, diese Übung zu-erst am Neubau zu entwickeln und erstmals anzuwenden. Somit gebe ich offen zu, dass auch ich in die Neubau-Falle getappt bin. Zur Ehrenrettung sei erwähnt, dass wir uns auch gleich um den Bestand gekümmert haben und nunmehr mit der BlueCARD ein leistungsfähiges System haben. Wir können ähnlich dem Typenschein für ein Auto ein Gebäude laufend dokumentieren und zerti-fizieren.

Die Bau- und Immobilienbranche ist eine Branche, die für bis zu 50 Prozent des Ressour-cen- und 40 Prozent des Endenergieverbrauchs sowie 30 Prozent der CO2-Emissionen und 20 Prozent der Krankheitsbilder verantwortlich ist – wir müssen daher Verantwortung für un-ser Handeln übernehmen. Wir bauen weniger als 1 Prozent jährlich neu und es ist logisch: das nachhaltigste Haus ist jenes, welches schon vor langer Zeit gebaut und noch immer ge-nutzt wird.

Es ist nicht alles Gold was glänzt

Der Bestand wird aber immer noch unter-schätzt und hier vor allem historische Gebäude

– genau aus diesem Grund ist es notwendig sich damit im Detail auseinanderzusetzen. Auf die-sem Weg sollen folgende Gedanken Anstöße liefern:

• Die richtigen Benchmarks: der Bestand hat es verdient, wenn wir andere Kennzahlen als Grundlage für unsere Entscheidungen he-ranziehen. Im Neubau ist es leichter, zB den Heizwärmebedarf zu optimieren und wenn daran alles gemessen wird – langfristige auch der Wert einer Immobilie, schaut es für den Bestand duster aus. Noch schlimmer wird es, wenn ein Unternehmen nur eine bestimmte (meist sehr geringe) Fläche pro Mitarbeiter bereitstellen möchte. Gehen sich diese Grund-risse dann überhaupt im Bestand aus?

Dabei bleibt aus Betrachtung, dass beim historischen Bestand die Infrastruktur oft gegeben ist. Diese Gebäude einen enormen ge-samtwirtschaftlichen Mehrwert schaffen; ich denke hier nur an die Hofburg. Wir sind somit aufgefordert, für die Branche neue Rahmenbe-dingungen zu definieren, an denen wir dann alle Gebäude (ob auf der grünen Wiese oder im historischen Zentrum) vergleichen können.

• Aus- und Weiterbildung: wir lernen viel über den Neubau und wenig bis nichts über den Bestand. Dabei ist die Beschäftigung mit vorhandenen Immobilien die komplexere Aufgabenstellung. Wir brauchen daher neue Angebote.

• Und abschließend: wir brauchen eine Lobby für unser Kulturerbe, für unsere historischen Gebäude und somit für unseren Bestand. n

„Visionen ohne Umsetzung bleiben geträumt.“

N ichts ist schöner als die Eröffnung eines neuen Gebäudes. Dafür rücken Politiker aller Couleurs und jeglichen Rangs aus, um

Eröffnungsreden zu halten und Bänder durch-zuschneiden. Diese Immobilien werden gefeiert und zelebriert. Gerade wenn ein Bauherr auf der grünen Wiese baut, ist es ein Leichtes den Ener-giebedarf zu optimieren und mit dem Neubau beeindruckende Benchmarks zu setzen. Wie grau ist im Vergleich dazu der Bestand, wie unaufgeregt und unspektakulär.

06 07 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

T here’s nothing better than the opening of a new building. For this event po-liticians of every hue and all ranks are marching out to hold opening

speeches and cut ribbons. These properties are being hailed and celebrated. Particularly when a contractor builds on a greenfield site it is easy to optimise the energy consumption and to set impressive benchmarks with the new building. How grey in comparison are existing properties, how unagitated and unspectacular.

Sustainability: only with existing buildings

In 2009, or to be precise, on 29 September 125 founders got together in Austria to establish an NGO. Its aim is to accompany the construc-tion and real estate industry via a paradigm shift to sustainability. As founding president, I have the privilege to be a thorn in society’s side and to be a motor for long overdue changes together with ÖGNI. Our industry is still one of discontinuity and not enough times planning and subsequent actions are spanning longer periods of time.

Already at the beginning a core task of ÖGNI was to make building qualities visible with a certification system and through it label better properties. Of course it was easier to first deve-lop this exercise with new buildings and apply it to them first. So I openly admit that even I fell into the “new building” trap. But in defence of my honour I have to add we were dealing with existing properties from the beginning. And now we have a powerful system with Blue-CARD. Similarly to vehicle registration cards we can document and certify a building conti-nuously.

The construction and real estate industry is responsible for up to 50% of resource con-sumption, 30% of CO2 emissions, 20% of disease patterns and it uses 40% of the end-

consumer energy. Therefore we have to take responsibility for our actions. The number of new constructions annually only amounts to 1%. It is logical: The most sustainable building is the one having been built a long time ago and which is still in use.

Not all that glitters is gold

But existing buildings are still being undere-stimated - especially historic buildings. This is why it is necessary to look into this topic in detail. The following thoughts might help put things in motion:

• The right benchmarks: existing buildings deserve different benchmarks as basis for our decisions. In new buildings it is easy to e.g. optimise the energy consumption. And if this is used as the only standard then the property value also improves. This is bad news for existing properties. Things are even worse when a company only wants to allocate a (mostly very small) space per employee. Are the floor plans even going to fit into the existing building? But it is often overlooked that those often already have the infrastructure. And these pro-perties generate an enormous added value for the whole economy. Take the Hofburg, for example. It is our duty to define a new framework for the industry in which we can compare all buildings – be they on a green field or in a historic centre.

• Education and training: We are learning a lot about new constructions and little to nothing about existing properties. But dealing with the latter is a complex task. Therefore we need new curricula.

• And finally: We need a lobby for our cultural heritage, for our historic buildings - in short for buildings that already exist.

Inventory is thebetter construction

Programm

08 09 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

09:00 – 10:00 Reception + Registration

10:00 – 10:15 Opening by the Patron; Welcome Speech by the Burghauptmann, Mr. Reinhold Sahl

10:15 – 10:45 3H Spot (Historic House Hot Spot): National Trust SlovakiaMichaela Kubikova / NT Slovakia

10:45 – 11:15 Historic Urban LandscapeDennis Rodwell /Architect-Planner

11:15 – 12:00 Tourism Strategy and Cultural Heritage Elisabeth Udolf-Strobl / Ministry of Science, Research and Economy (BMWFW)

12:00 – 1:30 LUNCH BREAK AND NETWORKING

1:30 – 3:55 WORKSHOP SESSIONS:

Stream 1: Examples for Buildings

WS 1.1: The Peace Palace in The Hague Jacobine Wieringa

WS 1.2: The Royal Horse Ring at Lisboa – Its future use Pedro Vaz

WS 1.3: Appropriate Design, Use and Representation of Sofiensäle (Soravia Groupe) Michael Baert

Stream 2: Examples for Building portfolios

WS 2.1: Development of Gärtnerstadt Bamberg – Part of the World Heritage Site „Old Town of Bamberg“ Diana Büttner / Municipality of Bamberg

WS 2.2: Appropriate Design, Use and Representation of National Trust buildings Rory Cullen MSc / Paul Wankiewicz

WS 2.3: Appropriate Design, Use and Representation of Historic Palaces in the City Centre of Vienna (ÖRAG) Josef Jakob

Stream 3: Examples in Open Spaces (Squares/Gardens/Parks)

WS 3.1: Sintra Parks

Antonio Nunes Pereira

WS 3.2: Archeological Park Carnuntum Dr. Markus Wachter

WS 3.3: The Use and Representation of Cultural Heritage Sites by Esterhazy-Stiftung Dr. Stefan Ottrubay

3:55 – 4:15 BREAK

4:15 – 5:00 Planning and Implementing Appropriate Design, Use and Representation of Melk AbbeyBrother Martin

5:00 – 5:30 Appropriate Design, Use and Representation and Conservation - Mirrored against Standards, Guidelines and Architectural HistoryWalter Hauser / BDA

5:30 – 6:00 Summary of Workshops: Stream-Leads

Congress Day 1: 8 October 2015Planning and Implementing Appropriate Use and Representation of Historic Buildings – International Experiences

08 09 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

Congress Day 2: 9 October 2015Planning and Implementing Appropriate Use and Representation of Historic Buildings – An Organisational Perspective

09:00 – 09:15 Opening

09:15 – 10:00 Tourism Strategies and Historic Buildings – The Example of “Small Historic Towns in Austria”Eva Pötzl / Small Historic Towns in Austria

10:00 – 10:45 Reconciling Appropriate Use and Representation of Historic Buildings with ArchitectureSusanne Zottl

10:45 – 11:00 BREAK

11:00 – 12:00 Planning and Implementing Appropriate Use and Representation of Historic BuildingsSylvia Wagner / Schlösserland SachsenPeter Dietz / Sächsisches Immobilien- und Baumanagement

12:00 – 12:30 Presentation EU Projects of BHOEReinhold Sahl / BHOEGerald Wagenhofer / UBW

12:30 – 14:00 LUNCH BREAK

14:30 – 17:00 VISITS:

Practical Example 1: Planning and Implementing Appropriate Use and Representation of Museumsquartier Vienna (museum district) / MQ Errichtungs- und BetriebsgesellschaftDr. Christian Strasser

Practical Example 2: Planning and Implementing Appropriate Use and Representation of Narrenturm / NHM Wien (Museum of Natural History Vienna)Eduard Winter

Impressum:

Medieneigentümer: Fokus-media House GmbH, 4020 Linz, Breitwiesergutstraße 10, Tel. +43.1.813 03 46-0, [email protected], www.fokus-media.at Redaktionsanschrift: Handelskai 94-96, A-1200 Wien Geschäftsführer: Ronald Goigitzer, MMag. Philipp Kaufmann, Mag. Michael Neubauer Chefredaktion: Mag. Michael NeubauerDesign&Layout: Caroline Abl Lektorat: Ulrike Riedl Autoren dieser Ausgabe: Mag. Priska Koiner, MMag. Philipp KaufmannÜbersetzung: Mag. Barbara OttawaAnzeigen: Ronald Goigitzer, Ferdinand NeubauerFotos: wenn nicht anders angegeben: www.cityfoto.at Druck: Niederösterreichisches PressehausDer ImmoFokus wendet sich im Sinne der Gleichstellung gleichermaßen an Frauen und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit und Verständlichkeit kann es bei den Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline Ansprechform verwendet wird.

Programm

10 Heritage 2015 | ImmoFokus

Programm

09:00 – 10:00 Empfang + Registrierung

10:00 – 10:15 Grußworte Schirmperson, Begrüßung HR Mag. Reinhold Sahl

10:15 – 10:45 3H Spot (Historic House Hot Spot): National Trust SlovakiaMichaela Kubikova / NT Slovakia

10:45 – 11:15 Historic Urban LandscapeDennis Rodwell /Architect-Planner

11:15 – 12:00 Tourismusstrategie und KulturerbeSC Mag.a Elisabeth Udolf-Strobl / BMWFW

12:00 – 13:30 MITTAGSPAUSE INKLUSIVE NETWORKING

13:30 – 15:55 WORKSHOP SESSIONS:

Stream 1: Umsetzungsbeispiele Gebäude

WS 1.1: Friedenspalast Den Haag Jacobine Wieringa

WS 1.2: The Royal Horse Ring at Lisboa – Its future use Arq. Pedro Vaz

WS 1.3: Nutzungskonzept Sofiensäle (Soravia Gruppe) DI Michael Baert

Stream 2: Umsetzungsbeispiele Gebäudeportfolios

WS 2.1: Entwicklung der Gärtnerstadt Bamberg – Teil des Weltkulturerbes „Altstadt von Bamberg“ DIin Diana Büttner / Stadt Bamberg

WS 2.2: Appropriate Design, Use and Representation of National Trust buildings Rory Cullen MSc / Paul Wankiewicz

WS 2.3: Nutzungskonzepte für historische Palais in der Wiener Innenstadt (ÖRAG) Arch. Mag. arch. Josef Jakob

Stream 3: Umsetzungsbeispiele Areale (Plätze/Gärten/Parks)

WS 3.1: Sintra Parks Arq. Antonio Nunes Pereira

WS 3.2: Archäologischer Park Carnuntum Dr. Markus Wachter

WS 3.3: Die Nutzung historischer wertvoller Kulturdenkmäler durch die Esterhazy-Stiftung Dr. Stefan Ottrubay

15:55 – 16:15 PAUSE

16:15 – 17:00 Nutzungskonzept Stift Melk - Alles unter einem DachBruder Martin / Stift Melk

17:00 – 17:30 Nutzungskonzepte und Denkmalpflege im Spiegel von Standards, Richtlinien und BauhistorieDI Walter Hauser / BDA

17:30 – 18:00 Zusammenfassung der Workshops: Stream-Leads

1. Kongresstag: 8. Oktober 2015Nutzungskonzepte für historische Gebäude – internationale Erfahrungsberichte

2. Kongresstag: 8. Oktober 2015Nutzungskonzepte für historische Gebäude – aus organisatorischer Sicht

09:00 – 09:15 Begrüßung

09:15 – 10:00 Tourismuskonzept und historische Gebäude am Beispiel der Kleinen historischen Städte in Österreich Eva Pötzl / Kleine historische Städte Österreichs

10:00 – 10:45 Nutzungskonzepte und Architektur Mag.a arch. M. arch. Susanne Zottl / Architektin

10:45 – 11:00 PAUSE

11:00 – 12:00 Entwicklung und Umsetzung von NutzungskonzeptenSylvia Wagner / Schlösserland SachsenPeter Dietz / Sächsisches Immobilien- und Baumanagement

12:00 – 12:30 Vorstellung EU-Projekte BHÖHR Mag. Reinhold Sahl / BHÖMag. Gerald Wagenhofer / UBW

12:30 – 14:00 MITTAGSPAUSE

14:30 – 17:00 PRAXISBEISPIELE:

Praxisbeispiel 1: Nutzungskonzept Museumsquartier Wien / MQ Errichtungs- und BetriebsgesellschaftDr. Christian Strasser

Praxisbeispiel 2: Nutzungskonzept Narrenturm / NHM WienEduard Winter

Bewahren und betreiben

12 13 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

Bewahren und betreibenHistorische Gebäude können mehr, als man denkt. Historische Gebäude werden nicht akzeptiert, wenn sie unter einem Glassturz stehen. Die Kunst ist es, die richtige Nutzung für den jeweiligen Haustyp zu finden, meinen Burghauptmann Hofrat Mag. Reinhold Sahl und Mag. Gerald Wagenhofer im Interview mit dem ImmoFokus-Heritage.

Das Gespräch führte: Michael Neubauer

12 13 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

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Das Bewahren allein steht also nicht im Mittelpunkt?Reinhold Sahl: Historische Gebäude wer-den nicht akzeptiert, wenn sie unter einem Glassturz stehen. Die Kunst ist es, die rich-tige Nutzung für den jeweiligen Haustyp zu finden. Es gibt nicht die eine Nutzung historischer Gebäude. Wir haben Büros, Museen, Theater, gewerbliche Nutzung, Veranstaltungen und Kongresse – wir haben ein breit gefächertes Portfolio. Aber man muss die Raumstruktur so nehmen, wie sie ist. Wenn man das Falsche hineingibt, dann funktioniert es nicht. Das ist aber bei moder-nen Gebäuden nicht anders.

Historische Gebäude müssen den Ver-gleich mit Neubauten nicht scheuen?Reinhold Sahl: Auf keinen Fall. Es wäre aber ein Fehler, Kennzahlen für den Neu-bau auf historische Gebäude einfach um-legen zu wollen. Wir beleben historische Gebäude. Wenn Sie als Maßstab 12 Qua-dratmeter pro Mitarbeiter anlegen, dann wird der Benchmark einfach schlecht. Wenn man Räume zwanghaft teilt, verlie-ren die Objekte an Atmosphäre. Auf der anderen Seite darf man auch mehr Raum-reserve haben. Organisationen verändern sich schneller als Objekte. Da ist natürlich der Neubau im Vorteil. Hier ist in der Re-

gel mehr Veränderung möglich – wenn auch unter Umständen mit hohen Kosten verbunden. Diese Veränderungen sind im historischen Bestand nicht möglich be-ziehungsweise nicht gewollt. Wir streben nach konstanter Nutzung, das ist auch besser für die Substanz. Stabilität macht schon einigen Sinn. Man muss für die rich-tige Nutzung den richtigen Mieter finden. Eines darf man aber nie außer Acht lassen: Die Nutzung von heute entspricht nicht der in der Vergangenheit.

Gerald Wagenhofer: Die Burghauptmann-schaft ist auch nach ISO 14001 umweltzer-tifiziert und bildet eigene Auditoren aus. Es geht dabei nicht nur um bauliche Aspekte, sondern um den Betrieb an sich. Dabei sind auch die Nutzer zu beraten. Es geht darum, es besser zu machen. Best-Practice-Möglich-keiten mitnehmen und präsentieren. Dabei sollen auch Handlungsbedarfe oder -mög-lichkeiten aufgezeigt werden.

Gibt es auch Wünsche seitens der Mieter, die man nicht erfüllen kann?Sahl: Das kommt natürlich vor. Wenn wir aber bei der Auswahl der Nutzer aufpassen, dann können wir dieses Problem minimie-ren. Wir lernen von unseren Mietern und können dabei den Betrieb optimieren.

Preserving & Managing

Historic buildings are more than meets the eye. The challenge is to find the appropriate use for the respective type of building, a view shared by Burghauptmann Hofrat Mag. Reinhold Sahl and Mag. Gerald Wagenhofer in an interview with ImmoFokus-Heritage.

The objective is not solely preservation, is it?Reinhold Sahl: No, indeed. One needs to find the right use for a building, there is no univer-sal use for a historic structure and it would be wrong to apply modern standards to historic buildings. Adaptation of historic structures is often not possible and, in most cases, not intended.

Gerald Wagenhofer: The Burghauptmann-schaft is certified according to ISO 14001 and trains auditors in-house in structural aspects

Bewahren und betreiben

14 15 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

Wo liegt der wesentliche Unterschied zu anderen Betreibern?Sahl: In erster Linie im bestmöglichen Mitteleinsatz. Wir stehen über allen Nut-zer-Interessen und haben kein Eigeninter-esse. Wir sind von keinem Renditedenken getrieben. Man darf aber den volkswirt-schaftlichen Wertschöpfungsgrad nicht übersehen. Es mag pathetisch klingen, aber wir denken in volkswirtschaftlichen Dimensionen. Wir generieren touristi-schen Background, ohne den der Touris-mus nicht das wäre, was er ist. Wir haben auch einen kulturpolitischen Auftrag. Wir bewahren unsere Geschichte und Kultur. Wie man sie bewertet und damit umgeht, das ist eine andere Frage.

Wir denken über den Betrieb nach. Ein De-veloper entwickelt, baut und gibt dann das Projekt an einen Dritten weiter. Andere Im-mobilienunternehmen leben vom An- und Verkauf, wir von Erhaltung und Betrieb. Wo-

bei jede Nutzung einzigartig ist. Wir haben in Summe 1.100 unterschiedliche Nutzer. Das ist historisch gewachsen. Darunter gibt es Museen, Bibliotheken, Ministerien, Pri-vate, das Techniker-Cercle oder die Altkalks-burger. Nicht immer ist die Nutzung optimal. Manchmal gibt es auch eine Nutzung, die man nicht will. Wir suchen aber den Aus-gleich.

Wagenhofer: Das ist nicht immer einfach. Historische Gebäude stellen auch an den Bauprojektleiter sowie Facility Manager andere Anforderungen. Denken Sie nur allein an die Pflege der unterschiedlichen historischen Materialien. Aus diesem Grund wird nun unter Federführung der Burghauptmannschaft an einer europawei-ten Zertifizierung für Bauprojektleiter mit dem Schwerpunkt Historische Gebäude gearbeitet. Die Zertifizierung soll zeigen:

„Der kennt sich mit den speziellen Anfor-derungen von historischen Gebäuden aus.“

and in actual operation. We advise the tenants and present best-practise examples.

Have there been cases where you could not meet the tenant‘s wishes?Sahl: Naturally. We cannot accommodate all requests.

What is the difference between you and other operators?Sahl: First and foremost in the optimum use of our funds combined with a touristic back-ground. Our primary focus is the management of our assets. We have over 1100 tenants and of course we cannot always find the ideal use for every object.

Wagenhofer: Historic buildings demand different approaches from project and facility managers.This is why the Burghauptmann-schaft is a leading contributor to establishing a European certification for project managers with historic buildings as the key area. We

14 15 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

Ab wann wird es die Zertifzierung geben?Wagenhofer: Diese Zertifizierung wird im Rahmen von MODI-FY, einem durch Erasmus+ geförderten Projekt, gemeinsam mit 8 weiteren Partnern aus 6 EU-Staaten entwickelt. Die Ergebnisse und damit die Zertifizierung sollen mit August 2017 vor-liegen.

Sahl: Damit schaffen wir auch die Grund-lage, um in Zukunft neue Mitarbeiter der Burghauptmannschaft besser und struktu-rierter auf ihre Aufgaben vorzubereiten. Das hätten wir zwar auch ohne diese Förderun-gen machen müssen, jetzt fließen aber die Erfahrungen von Partnern ein wie z.B. dem National Trust of England, Wales and North- ern Ireland.

Wagenhofer: Übrigens ein Grundprinzip für alle Einreichungen zum Erhalt einer EU-Förderung. Nur Projekte oder Themen, die die Burghauptmannschaft zu bearbei-ten hat, werden als Inhalte dieser Projekte

are cooperating with 6 EU member states and hope to offer the certification by August 2017.

Sahl: Working with partners such as the Na-tional Trust of England, Wales and Northern Ireland.

Wagenhofer: We are also part of a another EU project, OrbEEt, which assesses whether energy costs can be reduced by optimisation, is funded by Horizon 2020 and the pilot project is the imperial palace in Innsbruck.

Sahl: The unique aspect of these programmes constitutes a raised awareness of energy ef-ficiency in historic buildings and behavioural changes through new technology.

So, historic buildings can deliver more than one might think?

Sahl: Absolutely!

herangezogen. Dies gilt auch für das zweite gerade laufende EU-Projekt OrbEEt.

Worum handelt es sich dabei?Wagenhofer: Hier wird, unterstützt durch eine Förderung aus dem Forschungspro-gramm Horizon 2020, untersucht, ob durch Geschäftsprozessoptimierung und einer damit zusammenhängenden Verhaltensän-derung der Nutzer der Energieverbrauch in Bürogebäuden gesenkt werden kann. Das Pilotobjekt ist dabei die Hofburg Innsbruck.

Sahl: Nicht nur, dass wir uns dafür mit un-seren Prozessen auseinandersetzen müssen, erhalten wir zusätzlich neue Erkenntnisse im Zusammenhang mit der Energieeffizi-enz unserer historischen Gebäude und der Unterstützung von Verhaltensänderungen durch neue Technologien.

Also können historische Gebäude wirk-lich mehr, als man denkt?Sahl: Unbedingt! n

„Historische Gebäude werden nicht akzeptiert, wenn sie unter einem Glassturz stehen. Die Kunst ist es, die richtige Nutzung für den jeweiligen Haustyp zu finden.“Reinhold Sahl

Nicht mehr zeitgemäß

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Nicht mehr zeitgemäßTropfen auf den heißen Stein. Die Finanzierung von Denkmalschutz gehört neu diskutiert und die Eigentümer gehören darin gestärkt, dass sie ein öffentliches Interesse wahrnehmen, meint die Präsidentin des Bundesdenkmalamtes Barbara Neubauer.

Das Gespräch führte: Michael Neubauer

„ Zitat+Bild_Fett, Enzo 12Pt, Zeilenabstand 15Pt. Hier kommt ein Zitat herein.“

Zitat+Bild_mager 9Pt Name, Position und Firma

In allen Ministerien regiert der Rotstift. Ist auch das Bundesdenkmalamt von Ein-sparungsmaßnahmen betroffen?Barbara Neubauer. Unser Budget für Förderungen beträgt 13 Millionen Euro.

… für ganz Österreich?Ja, die 13 Millionen sind für ganz Österreich. Mit diesen 13 Millionen können wir denkmal-pflegerische Mehrleistungen fördern. Wenn wir bei einem Projekt zehn Prozent dieser Mehrleistungen bei einer Instandsetzung för-dern können, ist das schon viel. Ganz ehrlich gesagt: Diese Art der Förderung ist nicht zeit-gemäß.

Bereits bei der Beschlussfassung des Denkmal-schutzgesetzes im Jahr 1923 hat man erkannt, dass für Eigentümer, die denkmalgeschützte Objekte sanieren und damit ein öffentliches Interesse wahrnehmen, dies auf die eine oder andere Art ausgeglichen werden muss. Man konnte sich aber trotz langer Diskussionen nicht einigen, wie dies aussehen soll. Man hat dann den einfachsten Weg gewählt: Man ver-gibt Förderungen, also Subventionen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Das Thema ist in den vergangenen 50, 60 Jahren immer wieder diskutiert worden. Geändert hat sich aber nichts. Wir sollten uns aber überlegen, wie wir den Eigentümern noch besser helfen können.

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Das derzeitige Modell reicht nicht aus? > Nein, das ist bestenfalls ein Tropfen auf

den heißen Stein. Denkmalschutz kann eine Belastung sein. Der Eigentümer kann ein denkmalgeschütztes Objekt nicht einfach wegreißen, es aber auch nicht so einfach entwickeln. Wir sind jedenfalls intensiv be-strebt, dazu beizutragen, dass denkmalge-schützte Bauten nicht leer stehen, sondern genutzt werden. Unsere Aktivitäten bewir-ken grundsätzlich, dass denkmalgerecht saniert wird und dass damit Altsubstanz langfristig Bestand hat. Schnelles Sanieren mit falschen oder billigen Materialien und Techniken bringt vielleicht schnellen Pro-fit, hat aber auch schnelle Abnützung oder Schäden durch Fehlbehandlung zur Folge. Denkmalgerechte Sanierung bedeutet für das Gebäude Qualitätssicherung und damit Wertkonstanz und langfristig gesehen eine Wertsteigerung der Immobilie.

Eines steht fest: Die Subventionen, die wir vergeben können, sind in aller Regel ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Finanzie-rung von Denkmalschutz gehört neu dis-kutiert und die Eigentümer gehören darin gestärkt, dass sie ein öffentliches Interesse wahrnehmen. Das muss abgegolten wer-den – und nicht nur mit ein paar tausend Euro. Das muss man sich einmal vorstellen: Da nimmt ein Eigentümer öffentliches Inte-resse wahr. Investiert und dann kann es pas-

sieren, dass er steuerlich in die Liebhaberei hineinfällt: Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ich will ein komplett anderes System.

Wie könnte dies aussehen? > Zum Beispiel eine Mehrwertsteuer-Gut-

schrift. Kann der Eigentümer nachweisen, dass Renovierungsarbeiten von Professi-onisten mit entsprechendem Fachwissen ausgeführt wurden, soll er sich die Umsatz-steuer zurückholen können.

Welche Rolle spielt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Eigentümers?

> Nicht jeder, der ein Denkmal besitzt ist, ist Millionär. Aber jemand, der im 1. Bezirk ein gut vermietetes Objekt hat oder vielleicht sogar das Goldene Quartier besitzt, wird von uns mit Sicherheit keine Förderung bekommen. Wobei ich schon sagen muss, auch René Benko nimmt ein öffentliches Interesse wahr. Auch er würde sich über Anerkennung, auf welche Art auch immer diese gegeben werden könnte, freuen. Wir hatten vor Jahren ein Otto Wagner Zinshaus in Wien, das war ausschließlich zum Frie-denskronenmietzins vermietet. Wie hätte der Eigentümer jemals die Fassade her-richten können – ich kann es ihm nicht zur Gänze zahlen. Aber es kann auch nicht sein, dass ich ihm die Fassaden-Untersuchung um 5.000 Euro zahle – und das war’s dann.

T he Austrian Federal Monuments Office, the “Bundesdenkmalamt” (BDA), has a budget of 13 million Euros for supporting measures that add pre-

servation value anywhere in Austria. “Support amounting to 10% of that added value is already a lot – this system is not up-to-date,” says BDA-president Barbara Neubauer. It has been in place since the heritage law was passed in 1923.

According to her the current model is “at best a drop in the ocean”. She knows that listed buildings can be a burden and stresses the BDA is “intensively seeking to help” to put such pro-perties to new use.

She wants to find a way “how to better help the owners” because they are preserving public interests and might even be facing tax disadvantages. “I want a completely different system.” One possible solution might be a VAT voucher: If owners can proof the renovation works were done by professionals with the ne-cessary knowledge they should be able to get a tax refund.

Neubauer points out there are some European countries where more money for property heri-tage is available but then there are those which spend less: “There is no panacea and we could develop something completely new – because to put it bluntly: Austria makes a substantial living from its cultural heritage.”

„Nicht jeder, der ein Denkmal besitzt ist, ist Millionär.“

Nicht mehr zeitgemäß

18 19 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

In anderen EU-Ländern ist mehr Geld da? > Es gibt natürlich in Europa das eine oder

andere Modell, das anders ist, wo mehr Geld da ist, dann gibt es aber auch wieder welche, wo weniger da ist, die haben dann aber an-dere Konstruktionen, zum Beispiel mit Stif-tungen. Es gibt keine Patent-Lösungen. Das heißt ja nicht, dass man nicht etwas ganz Neues, Innovatives entwickeln könnte. Es geht um unser kulturelles Erbe – und das muss man jetzt ganz klar sagen: Österreich lebt ganz wesentlich davon.

Das Bundesdenkmalamt wird als Hemm-schuh, als Nein-Sager empfunden. Ein richtiger Eindruck?

> Lassen Sie mich das angebliche Problem Denkmalschutz in Zahlen fassen: Es stehen nur 1,8 Prozent der Substanz in Österreich unter Schutz. Das ist so gut wie gar nichts. International sind das mindestens 4 Prozent. In Deutschland gibt es Denkmallisten. Da wird einmal alles „Denkmalschutzverdäch-tige“ auf die Liste gesetzt. Erst wenn ein Bau-herr ein Objekt angreifen will, entscheidet das Denkmalamt, ob es sich tatsächlich um ein Denkmal handelt oder nicht. Bei uns werden Objekte mit einem Verwaltungsver-fahren unter Schutz stellen. Wir hatten in Vergangenheit diese sogenannten §2-Listen, wo alles im öffentlichen Besitz automatisch unter Denkmalschutz stand. Das hat dazu geführt, dass jede Kieshütte unter Schutz stand. Das wurde dann bereinigt. Aktuell haben wir einen konsolidierten Denkmal-bestand von 37.000 Objekten. Wir stellen pro Jahr zwischen 200 bis 300 Objekte unter Schutz, das machen wir sukzessive, es hängt auch ein bisschen von unseren Möglichkei-ten ab, denn eines ist auch klar, Verwaltungs-verfahren werden zunehmend aufwändiger, das ist einfach ein Zug der Zeit.

Wird grundsätzlich für den Denkmal-schutz genug getan? Wird ausreichend unter Schutz gestellt? > Ja. Wir müssen uns nur an die Bestimmun-

gen und Vereinbarungen halten. Viele Dis-kussionen sind überflüssig. Zum Beispiel die Diskussion um das neu zu gestaltende Areal rund um den Wiener Eislaufverein. Dieses Gebiet ist vom UNESCO-Welterbe Histori-sches Zentrum von Wien erfasst. Diese Aus-zeichnung gibt es nicht umsonst, die ist mit Auflagen verbunden. An diese muss man

sich halten. Oder man will diesen Status eben nicht. Da kommt noch nicht einmal der Denkmalschutz ins Spiel. Beim UNESCO-Welterbe gibt es eine Kernzone und Pufferzo-nen. Diese Vereinbarungen müssten in den Flächenwidmungsplan. Dann kann auch der dümmste Investor nicht mehr kommen

– und da ist egal, ob ich von Wien, Graz oder Dresden spreche – und ganz überrascht tun, wenn ihm jemand sagt, dass dort ein Turm nicht sein darf.

Critics have called the BDA a nay-sayer and stumbling block but Neubauer explains the problem with figures: Only 1.8% of Austrian properties and sites is listed. “This is almost nothing.” Internationally the average is at 4%. In Germany every building that might be worth preserving is put on a list and only when someone wants to refurbish or change it the federal monument office decides whether the building is actually listed or not.

18 19 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

Hier ist grundsätzlich ein Denkfehler vor-handen. Dass Denkmalschutz ein Hemm-nis für Bauaktivitäten ist, ist hierzulande immer noch ein weit verbreitetes Klischee. In anderen europäischen Ländern oder in Übersee gilt der Schutzstatus des jeweili-gen Kulturerbes schon als Auszeichnung und Qualitätssiegel. Konflikte mit dem Denkmalamt entstehen, wenn die Denk-malschützer vor vollendeten Tatsachen stehen und sich zu Recht über den Tisch gezogen fühlen. Das Bauen im Bestand erfordert grundsätzlich eine ausreichende Planungszeit.

Wenn wir nur „Nein“ sagen, dann könnte ich gleich die Hälfte der Mitarbeiter ein-sparen. Das grenzt schon an üble Nachrede. Es soll mir irgendeiner irgendein Objekt zeigen, bei dem der Denkmalschutz darauf gedrungen hat, es unverändert zu erhalten. Selbst im Stephansdom haben wir Ände-rungen zugelassen. Sehen Sie: Nur ein ge-nutztes Objekt ist ein gutes Denkmal. Wird es nicht genutzt, verfällt es. Die Ansprüche an so ein Objekt müssen sich halt an das Ob-jekt anpassen. Umgekehrt wird es manch-mal schwierig. n

In Austria objects are listed via adminis-trative proceedings. In the past all public buildings were automatically listed. “This led to every gravel hut being listed.” But this law was changed. Currently there are 37,000 listed buildings and sites and another 2,000 to 3,000 are added each year. This depends on our capacities because the administrative proceedings are getting more complex.

She stresses it is important to respect regu-lations and agreements. “Many discussions are unnecessary”, Neubauer is convinced. One case in point is the fact that the are around the Wiener Eislaufverein is part of the UNESCO World Heritage Site “Historic Centre Of Vienna” and this was linked to various conditions. “Every investor should know that you cannot simply put up a tower in such an area.” Neubauer explains in Aus-tria listings were seen as impediments for buildings activities while in other countries they were seen as quality label.

Potential conflicts arise when the monument’s office is not informed early enough. “We even allowed changes to St. Stephen’s Cathedral – because only an object that is in use is a good monument.”

„Dass Denkmalschutz ein Hemmnis für Bauaktivitäten ist, ist hierzulande immer noch ein weit verbreitetes Klischee.“

Round Table

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Ideale Nutzung gesuchtNachhaltig bewirtschaften. ImmoFokus-Heritage Burghauptmann Reinhold Sahl, ÖRAG Vorstand Peter Scharinger, die Präsidentin des Bundesdenkmalamtes Barbara Neubauer und ÖGNI-Gründungspräsident Phillipp Kaufmann zum Gedankenaustausch.

F ür Burghauptmann Reinhold Sahl steht fest: „Historische Gebäude können mehr, als man ihnen zutraut. Es kommt auf die ideale Nutzung

an. Es gibt viele unterschiedliche Zugänge und Ideen. Ziel unseres Kongresses ist es auch zu sehen, wie das die anderen machen. Schauen Sie sich unsere Hofburg an, da gibt es im Gegensatz zu neuen Gebäuden keine mono-kulturelle Nutzung. Wir haben Büros, Museen, Gastronomie …

Für die Präsidentin des Bundesdenkmal-amtes Barbara Neubauer ist gerade dies ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal. „Der

Neubau ist zumeist auf eine Nutzung fo-kussiert. Das bringt neben den unbestritten vorhandenen Vorteilen auch einen ent-scheidenden Nachteil: Bei einer womöglich notwendigen Nachnutzung ist man stark eingeschränkt.“ Aus einem Büroturm könne man nur schwer Wohnungen oder ein Hotel machen. „Da sind so viele Vorschriften und Normen zu berücksichtigen, dass man das kaum hinbringt. Denken Sie allein an Bar-rierefreiheit, Arbeitnehmerschutzbestim-mungen – da rechnet sich ein Projekt schnell nicht. Dann bleibt manchmal nur der Abriss. Unter Nachhaltigkeit verstehe ich etwas anderes.“ Diese sei dem Altbau auf den Leib

F or the last 4 years, the Burghaupt-mannschaft has arranged an annual congress about historic buildings in Vienna.

In the offices of the Burghauptmann, the president of the Austrian federal monu-ments office, Barabra Neubauer, is already expecting me. Also present are ÖRAG ma-naging director Peter Scharinger and ÖGNI founding president Philipp Kaufmann. Our host Reinhold Sahl fires away immediately:

„Historic buildings offer more than people might expect. Just look at the palace, there is no monocultural usage here that you see

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geschrieben. „Die Bausubstanz ist in der Regel von höchster Qualität. Viele Gebäude sind 100 bis 150 Jahre alt.“ Doch eines steht für Neubauer fest: „Jedes Objekt hat eine Nutzungsüberforderung. Wer diese Grenze überschreitet, bürdet dem Gebäude zu viel auf und zerstört es.“

„Nachhaltigkeit wird zu oft nur unter dem As-pekt der Wirtschaftlichkeit gesehen“, wirft ÖRAG Vorstand Peter Scharinger (Liegen-schaftsverwaltung, Baumanagement) ein.

„Das greift zu kurz.“ Flächeneffizienz sei in Neubauten kein Problem, in Altbauten nicht immer optimal zu realisieren. „Sie können in Altbauten kaum Mauern versetzen, Flächen können nicht so einfach geteilt oder neuen Entwicklungen angepasst werden.“ In die-sem Bereich sei auch ein Umdenken notwen-dig. „Im Büro sprechen wir ausschließlich von Kosten pro Quadratmeter.“ Die Ziffer, auf die es aber ankomme, wären „Kosten pro Arbeitsplatz“. „Rechnen Sie alle Personalkos-ten zusammen, da fallen ab einer gewissen Unternehmensgröße die Kosten für die Bü-rofläche kaum ins Gewicht.“

Oft sind auch die vielen Normen ein Hemmschuh. „Es gibt zu viele Normen“, übt Scharinger Kritik. „Viele davon sind bei Altbausanierungen nicht umsetzbar – in einigen Fällen sogar widersprüchlich.“

Präsidentin Neubauer kann hier mit einem kuriosen Beispiel aufwarten. „Es gibt eine nur mit Pickel und Seil erreichbare Schutz-hütte. Dem Betreiber wurde nicht nur das Anbringen eines höheren Geländers, son-dern auch, aus Gründen des Brandschutzes, eine Fluchtstiege vorgeschrieben.“ Die Nor-men dürfen nicht zum Selbstzweck werden.

„Das Austrian Standards Institut lebt davon, Normen zu machen. Die Produktion von Normen wurde zum Geschäftsmodell – das ist unsinnig“, mahnt Philipp Kaufmann, Gründungspräsident der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilien-wirtschaft (ÖGNI).

Sahl: „Es immer eine Frage der Nutzung, aber auch der Phantasie, was aus einem Gebäude zu machen ist.“ Die Einstellung zu alten Gebäuden habe sich in den vergange-nen Jahrzehnten deutlich verändert. „Ende der 70er Jahre wollte man das Palais Ferstel abreißen“, blickt Neubauer zurück. Das Pa-lais an der Freyung in der Wiener Innenstadt wurde als Nationalbank- und Börsenge-bäude errichtet. Nach dem Krieg schwer-beschädigt diente der große Börsensaal als Basketballplatz. Erst Bürgerproteste mach-ten den Abrissplänen einen Strich durch die Rechnung. „Auch dank Robert Dornhelm und Peter Patzak, die sich mit einem Film gegen den Abriss stellten“.

with modern buildings. We have offices, muse-ums, gastronomy...“

For Barbara Neubauer this fact constitutes a unique selling point. „A new structure focuses on single use. The main disadvantage comes with a possible subsequent use - an office block does not lend itself to conversion into flats or a hotel.“

Peter Scharinger (real estate management and development) agrees that any approach must be sensitive. Spatial efficiency is a concern in old buildings. Mr Sahl adds that „we need to think outside the box. It is not so much cost per square meter we should focus on but cost per workstation. All you need is a little imagi-nation.“

Phillip Kaufmann proposes that imagination is sometimes not enough. „Not every castle is a candidate for a museum, apart from the

Round Table

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Dass das Bundesdenkmalamt in der Öf-fentlichkeit oft als Hemmschuh bei neuen Nutzungen wahrgenommen wird, daran stößt sich die Präsidentin nicht. „Sehen wir die Sache realistisch – In Österreich ste-hen im Vergleich zu anderen EU-Ländern vergleichsweise wenig Gebäude unter Denkmalschutz. Das ist schon ziemlich eingedampft. Die Highlights sind zu erhal-ten. Österreich lebt davon. Es geht auch um unsere kulturelle Identität und unser kulturelles Erbe.“ Nicht ohne Grund habe die EU 2018 zum Jahr des kulturellen Erbes ausgerufen.

Philipp Kaufmann, Gründungspräsident der Österreichischen Gesellschaft für Nach-haltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI): „Bei der Nutzung stößt man auf Grenzen. Stellt sich die Frage: Wie findet man die ideale Nutzung.? Allein die vielen Auflagen, zum Beispiel in der Gastronomie, lassen sich kaum alle erfüllen. Bei Büros ist die Flä-cheneffizienz das Zünglein an der Waage.“ Für Kaufmann stellt sich die Frage, ob hier die Eigentümer nicht in eine Betreiberrolle gedrängt werden. In nicht jedem Schloss kann ein Museum einziehen. Vor allem aber: Dafür gibt es keinen Markt: „Ich habe noch kein Inserat gesehen: Habe Objekt, suche Museum.“ Vor allem Erben hätten es schwer. Professionelle Käufer wissen in der Regel, was sie zu tun haben und was sie können. Erben fehlt dieses Fachwissen. Vor allem aber - mit einem Altbau muss ich mich identifizieren können. Es wird schwierig einem Penthouse-Fan zu erklä-

ren, dass es sich auch in einer Beletage gut leben lässt. Entweder es sieht jemand die Qualitäten oder er sieht sie eben nicht.

Fehlt das Nutzungskonzept oder der Wille bzw. die Expertise eines umzusetzen, bleibt häufig nur der Verkauf. Auch Wirtschafts-kammerpräsident Christoph Leitl hat Schloss Puchenau, das Verwaltungszentrum der Bauhütte Leitl-Werke verkauft. Das Schloss wurde nach 2009 grundlegend re-noviert und umgestaltet. Dabei wurden im Gebäude Wohnungen und Gewerbeflächen geschaffen. Zudem befindet sich im Schloss

fact there‘s no market for it. And you have to identify with historic buildings. A pent-house lover will not be convinced by historic features.“

Another point where imagination is key would be the support of those who own listed buildings. Old buildings fall to ruin, while a few metres along a new structure is built. Mr Sahl believes that owners who revitalise his-toric buildings should be eligible for public funding. And regulations should not restrict usage.

The monuments office is often perceived as a stumbling block for new uses in historic buildings. Ms Neubauer brings up the point that, compared to other countries, very few structures are listed in Austria. Furthermore, there are no tax breaks for investment or restoration that other countries have already introduced.

The final point is the training of future ar-chitects. „There is almost no attention on old buildings and restoration at university level“, both Mr Sahl and Ms Neubauer agree. The focus needs to shift towards sustainability and subsequent use, because „after five years an new building is already regarded as ‚old‘ „, as Mr Sahl concludes.

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der Trausaal der Gemeinde Puchenau, der auch für weitere kulturelle Zwecke genutzt werden kann.

„Also wenn Sie in der Salzburger Altstadt ein Objekt auf den Markt werfen, ist es in zwei, drei Monaten weg. Am Land ist es wohl schwieriger“, wirft Scharinger ein. Obwohl: „Größere Objekte in exponierter Lage, die eine besondere Nutzung brau-chen, sind relativ günstig zu haben“, so der ÖRAG Vorstand. „Die Privaten bekommen viel zu wenig Unterstützung“, klagt Neu-bauer. „Wir haben immer wieder ohne Erfolg – zum Beispiel eine steuerliche Ab-setzbarkeit von Aufwendungen durch Sa-nierungsmaßnahmen im Denkmalschutz

– mehr Hilfestellung für private Bauherren durchzusetzen versucht.“ Es sei einfach kein Geld da. „Eine verkürzte Abschrei-bung – mehr kriegt man nicht – ist einfach zu wenig.“ In Deutschland hingegen gebe es ein ganzes Büchlein mit Hinweisen für steuerliche Begünstigungen. „In Öster-reich reicht dafür ein Blatt Papier“, bringt es Kaufmann auf den Punkt.

„Wer ein denkmalgeschütztes Objekt in Schuss hält, leistet einen Dienst an der All-gemeinheit. Dies sollte – gerade in einem Tourismusland – deutlich mehr als bisher Berücksichtigung finden“, mahnt Sahl und zieht Parallelen zur Landwirtschat. „Für die Pflege der Kulturlandschaft bekommt der

Landwirt auch nichts.“ Dies führe zu der paradoxen Situation, dass vorhandene Ge-bäude unter Umständen verfallen, und ein paar Meter weiter auf der grünen Wiese ein Neubau entsteht. Ein Beispiel gefällig: Ein Schönheitschirurg möchte in einem Ort eine Ordination eröffnen und plant einen Neubau, obwohl im Ort ein – vielleicht auch durch teuren Umbau – adaptierbares Objekt vor-handen wäre. „In diesem Fall wäre doch eine finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand gerechtfertigt.“

Ausbildung zielt auf Neubau

Sahl und Neubauer sind sich sicher, dass man aus dem Altbestand – egal ob unter Denkmal-schutz oder nicht – noch viel mehr herausho-len könnte. „Die Architekturausbildung zielt auf den Neubau ab. Altbau und Sanierung finden auf der Uni kaum statt.“ Ein Umstand, der auch von Kaufmann kritisiert wird. „Wir haben beim Neubau einen Zuwachs von ei-nem Prozent pro Jahr, gemessen am Bestand, ein bis zwei Prozent des Flächenbestandes werden jährlich saniert.“

Ein großes Manko, wie auch Sahl meint, denn: „Auch wenn alle auf den Neubau schauen. Jeder Neubau ist spätestens nach fünf Jahren ein Altbau.“ Es wäre an der Zeit, auch bei Bauprojekten wieder zu beginnen, langfristiger zu denken. „Das Problem Nut-zungskonzepte wird uns in Zukunft immer stärker beschäftigen“, betont Kaufmann. n

„Wer ein denkmal-geschütztes Objekt in Schuss hält, leistet einen Dienst an der Allgemeinheit.“Reinhold Sahl

National Trust Slovakia

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Treffpunkt der KulturenDie Slowakei liegt in Zentraleuropa - dort, wo Ost und West, byzantinische und antike Kulturen aufeinander getroffen sind. Das Erbe des Landes besteht zumindest aus 12.000 Gebäuden und Denkmälern. National Trust Slovakia kümmert sich an der Seite des Staates um Nutzungskonzepte und noch viel mehr.

S ieben UNESCO Welterbe Gegenden, 28 Denkmalschutzgebiete (18 Städte und 10 ländliche Regionen), 88 Denkmalzonen sowie Schutzgebiete,

die sich meistens rund um historisch heraus-ragende Denkmalschutzgebäude befinden, zählt die Slowakei heute. Auch diesem Staat fehlen Ressourcen, sich aller Erbestätten an-zunehmen. Mehrere NGOs wie der 1996 ge-gründete National Trust Slovakia übernehmen hier wichtige Aufgaben in Vermarktung,

Bewusstseinsschaffung sowie Beratung der Regionen und Ortschaften. Dazu gehören auch touristische Angebote, wie beispielsweise ein Eisenschmelzen im Frantisek Eisenverarbei-tungsbetrieb, in dessen Hochofen von 1836 bis 1862 Eisen geschmolzen wurde. Oder das Veranstalten von Adventkonzerten, Garten-wochenenden und Gemeinschaftstagen am Landgut von Kardinal Imrich Csaky in Velky Biel, das eines der schönsten Barockschlösser des Landes ist.

S even UNESCO World Heritage regi-ons, 28 conservation areas (18 cities and 10 rural areas), 88 monument zones as well as protection areas,

mostly found around historically exceptional heritage buildings can be found in Slovakia today. This country is also lacking the resources to take care of all heritage sites. Several NGOs like the National Trust Slovakia founded in 1996 under-take important marketing tasks, as well as creating awareness and advising regions and

Michaela Kubikova , verantwortet als Direktorin des National Trusts der Slowakei den Erhalt und die nachhaltige Nutzung historischer Gebäude. Zusätzlich ist sie Mitglied der internationalen Organisation INTO (International Trusts Organisation) und Abgesandte für Kulturerbe von NGOs in der slowakischen Regierung.

is director of the National Trust of Slovakia and responsible for the preservation and sustainable utilisation of historic buildings. She is also a member of INTO (International Trusts Organisation) and envoy for the cultural heritage of NGOs in the Slovak government.

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Herausforderungen der (Neu)Nutzung

Die zentrale Frage, die sich bei Nutzungs-konzepten immer stellt, ist, ob die ursprüng-liche Funktion oder aber eine Neunutzung anzustreben seien. Viele historische Gebäude in der Slowakei werden heute als Museen, Gallerien, Hotels oder Restau-rants, Büros, Banken oder Shops, Schulen, Krankenhäuser oder Sportstätten genutzt.

„Eines der besten Nutzungskonzepte stellt die Nutzung in der ursprünglichen Funk-tion dar“, ist Michaela Kubikova, Direktorin des National Trust Slovakia, überzeugt. So ist beispielsweise die Münzprägerei in Kremnice seit 680 Jahren in Betrieb und druckt derzeit Euromünzen. Seit 2006 ist zusätzlich eine Ausstellung über die Münz-prägung für Besucher geöffnet.

Zahlreiche Grenzen

Die Nutzungsfrage steht immer zwischen ökonomischen Interessen und einer Folgenabschätzung des Erbes. „Trotz der Tatsache, dass es viele erfolgreiche Bei-spiele der Neunutzung von historischen Gebäuden gibt, müssen wir bereit sein, den Preis der neuen Verwendung zu bezahlen. Mit Funktionen und Nutzungskonzepten des 21. Jahrhunderts geht der teilweise oder komplette Verlust von Authentizität einher“, sagt Michaela Kubikova. Man stößt an Grenzen der Notwenigkeit, der örtlichen Gegebenheiten, der finanziellen, beruflichen oder personellen Kapazitäten des Besitzers, der Zugänglichkeit, der Inte-ressen der Gemeinde oder der technischen Möglichkeiten.

municipalities. This also includes touristic offers or the organisation of various events.

Challenges in (new) utilisation

The central question in utilisation concepts is whether the original function should be retained which Michaela Kubikova, director of the National Trust Slovakia, thinks is “one of the best concepts”. Many historic buildings in Slovakia are today used as museums, galleries, hotels or restaurants, offices, banks or shops, schools, hospitals or sport facilities. The mint for example has been operative for 680 years and is currently producing Euro coins.

The utilisation question is always between eco-nomic interests and impact assessment of the heritage. “Although there are many successful

KEMPINSKI HOTEL.

Der Finanzkonzern J&P kaufte die alte Heilanstalt in Strbske Plesa in der Hohen Tatra und erhielt das Erbe mit der Neunutzung als Hotel.

National Trust Slovakia

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viele andere ohne diesen Status. 47 von den unter Schutz stehenden drohen zu verfallen, wie beispielsweise Cunovo, Devin oder Jel-sava. Im Laufe der letzten 50 Jahre sind 34 Schlösser einfach verschwunden. Komplexe Besitzverhältnisse sind einer der Gründe dafür. Beispielsweise bei Schloss Pallfy in Smolenice gibt es 125 Eigentümer, die zum Teil nicht in der Slovakei leben.

DIE ZIELE DES NATIONAL TRUST SLOVAKIA

Die non-profit und Nicht-Regierungs-Organisation „National Trust Slovakia“ nimmt sich seit 1996 des Kultur- und Naturerbes des Landes an. Bei allen Aktivitäten kommen die Prinzipien der Edinburgh-Deklaration zum Einsatz.

1. Nachhaltiger Erhalt und Gebrauch des historischen Erbes.

2. Weiterbildung und öffentlicher Zugang zu Welterbe

3. Vermarktung, Interpretation und Präsentation des reichen und einzigartigen Erbes der Slowakei.

4. Die Vernetzung von Experten und Freiwilligen, um historische Gebäude und Stätten so gut als möglich zu erhalten und zu verwenden.

5. Beratende Unterstützung bei Bewusstseinsbildung, Schutz, Nutzung und Wert-schätzung des historischen Erbes auf Gemeindeebene

FRANTISEK IRON WORK.

Ein Industrieerbe ist das Frantisek Iron Work, dessen Hochofen von 1836 bis 1862 glühte. Heute finden dort Eisenschmelz-Tage statt für Interessierte statt.

Im Spannungsfeld zwischen Eigentümer und

Öffentlichkeit

Denkmalschutz befindet sich ebenfalls im Spannungsfeld zwischen den Interessen von Eigentümern und Öffentlichkeit. Obwohl Gesetze den Schutz eindeutig regeln und de-finieren, tauchen in der Praxis Probleme auf. So stehen 437 Schlösser und Landgüter unter Denkmalschutz. Abgesehen davon gibt es

examples of putting historic buildings to new use we have to be prepared to pay the price. In 21st century utilisation concepts authenticity gets lost partly or completely”, says Kubikova. There are limits in local conditions, financial or personal capacities of the owner, accessibility, community interests or technical possibilities.

Conservation can also generate tension bet-ween owner and the public. Although it is clearly regulated problems might arise during implementation. 437 castles and country estates have the heritage status while several others do not. 47 of the former are dilapidated.

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Lange Tradition des Denkmalschutzes in der Slowakei

1749: Maria Theresias erste Verord-nung zum Denkmalschutz

1881: erstes Gesetz zum Schutze von Denkmälern (ungarisch)

1958: die Slowakische Republik erneuert das Gesetz

1987: Neufassung 2001: Inkrafttreten des neuen

Denkmalschutzgesetzes, Registrierung von kulturellen Denkmälern

HISTORISCHER ÜBERBLICK

Rückenwind durch Tourismus und kluge

Investoren

Kulturtourismus kann zum Erfolg auch beitragen. Das funktioniert bei UNESCO Welterbestätten sehr gut, bei Gebäuden von regionalem Wert wären eine breitere Streuung von Tourismusangeboten und das gezielte Vernetzen Möglichkeiten für die Zukunft. Tendenziell steigt das Prestige von historischem Erbe und Firmen erkennen die Werte. So nimmt etwa Pavel Pelikan,

CEO des Finanzkonzerns J&T-, den Erhalt von historischem Erbe sehr ernst. Doch das wachsende Interesse an der Renovierung von Gebäuden ist nicht ein Privileg großer Immo-bilienentwickler. Immer häufiger kümmern sich auch kleinere Unternehmen darum. „In unserer fortschreitenden Globalisierung sind der Schutz, Erhalt und sensible Umgang mit unserer historischen Umgebung eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft“, blickt Kubikova in die Zukunft. n

Over the last 50 years 34 castles have just va-nished. Others have over 100 owners some of which live abroad.

Culture tourism can be part of the solution. This works well with UNESCO Heritage Sites. Local attractions need a wide selection of tourism offers and targeted networking. The prestige of historic heritage is increasing and companies are recognising its value – and not only large real estate developers but also SME.

Um den traumhaften Sitz des Cardinal Imrich Csaky in Velky Biel zu erhalten, bis Sponsoren für die teure Restaurierung gefunden sind, veranstaltet National Trust Slovakia hier Adventkonzerte, Gemeinschafts-tage oder Gartenwochenenden.

„In unserer fortschreitenden Globalisierung sind der Schutz, der Erhalt und der sensible Umgang mit unserer historischen Umgebung eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft.“Michaela Kubikova

Historic Urban Landscape

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Historic Urban Landscape nachhaltig entwickelnWer kulturelle Identität erhält, begibt sich in eine Konfliktzone der Interessen. Denn Denkmalschutz und Ökonomie verfolgen völlig andere Ziele. Dennis Rodwell sieht einen klaren Weg, heute Historic Urban Land-scape zu verwirklichen.

S elten sieht man die Einzelteile eines Stadtbildes zueinander in einer Beziehung. So etwa das Hafengebiet von Liverpool, das

eine Aneinanderreihung moderner Gebäude ist, die nichts mit der ursprünglichen Geschichte des Stadtteils zu tun haben. Der dänische Architekt Jan Gehls bezeichnet dies als „Vogel-kot-Architektur“, die zufällig aus drei Kilo-metern Höhe fiel. Doch diese totale Zerstörung muss nicht sein, wenn der Motor regionaler Planungspolitik die Erhaltung von Erbe im Sinne eines systemischen, interdisziplinären Ansatzes wird.

„Historische Städte besitzen in unserer zunehmend globalisierten und im Wettbe-

werb stehenden Welt einen enormen Vor-teil: ihre einzigartige kulturelle Identität. Wird diese Einzigartigkeit verloren, ist al-les verloren“, sagt Dennis Rodwell, renom-mierter, internationaler Berater, Architekt und Stadtplaner. Diese Einzigartigkeit macht den wesentlichen Unterschied aus, den Marketingexperten als USP (unique selling point) bezeichnen. Das erhält eine Stadt am Leben und macht sie attraktiv. Parallel dazu erwies sich das Management der Veränderung von Städten lange als Konfliktzone zwischen Denkmalschutz und Ökonomie. Bei Betrachtung der Ge-meinsamkeiten der unterschiedlichen Pole kann das Fundament einer Konfliktlösung freigelegt werden.

T he new travel guide “Austria Classic Tour” is sending motorcyclists on a tour of cultural, culinary and scenic delights. The idea came from the

ARGE Kleine historische Städte Österreichs (KHS), the association of small historic cities. It was founded in 1994 at a time “when tourist promotion was focussing on the capitals of the nine provinces,” explains managing direc-tor Eva Pötzl. The KHS offers its 15 member cities targeted promotion via travel guides, an annual catalogue, a website, vouchers and press activity.

„Historische Städte besitzen einen Riesenvorteil: ihre einzigartige, kulturell vererbte Identität. Wird diese Einzigartigkeit verloren, ist alles verloren.“

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Denkmalschutz bleibt massiv hinter den

erreichbaren Zielen

Für eine nachhaltige Entwicklung braucht es das holistische Verstehen der Historic Urban Landscape, die sich auf die vorhan-denen Werte Ressourcen, Nutzen, Gesell-schaft und Kultur beziehen. Das heutige Welterbe-Verständnis orientiert sich ausschließlich an Kultur – und das nur in Teilbereichen. Wie die Praxis zeigt, ist die Erhaltung als ein eigenständiger, linearer Prozess der Identifikation, Intervenion und Vollendung einer vorgezeichneten Aufgabe nicht genug. Vom Start bis zur Umsetzung wird höchst selektiv vorgegangen, sodass Denkmalschutz massiv hinter den erreich-baren Zielen zurück bliebt. Was es eigent-lich braucht, sind dynamische Systeme, die vielfältige Erkenntnisse sichern. Etwa jene, dass 80 Porzent der Gebäude, die im

Jahr 2050 existieren werden, heute schon gebaut sind. Damit bleibt es die Hauptauf-gabe in Europa, bestehende Bauwerke zu restaurieren, zu bewahren und kreativ neu zu nutzen.

Am Weg zu den richtigen Zielen

Mit einem koordinierten und interdis-ziplinären Ansatz können Ziele erreicht

werden, die die Historic Urban Landscape in ihrer E i n z i g a r t i g k e i t erhalten. Dazu ge-hören der Aufbau einer Beziehung zwischen histori-schem Stadtkern und seinem mo-dernen Gegenüber, Integration und

Respekt, gut geplante kleinsstrukturierte Mischnutzungen mit integrierten Künstler-aktivitäten sowie der Schutz der ansässigen Gemeinschaften und Interessensgruppen. Richtlinien und Praxis sind dann ziefüh-rend, wenn Sie klare Ziele definieren und

They remained unique

Any place with town privileges can become a member on three conditions: It has to have a listed area, under 70,000 inhabitants and offer at least 300 guest beds in the three- or four-star category. Additionally it has to have a profes-sional tourism organisation and must not be a member of the ARGE Städte, the associations of Austrian cities.

The annual membership fee is €750 plus a mar-keting contribution of €5,980. All 15 members are historic gems from times long gone but they are not stuck in the past.

Marketing support

To make the cultural gems more attractive, the KHS’ main instrument is the annual catalogue published in German, Italian and English. Additionally there is an advent ca-talogue, vouchers, folders and a group hand-book.

In close cooperation with the Austrian tourism board exclusive campaigns are implemented. For 2015 and 2016 the focus was put on Germany and Switzerland. All

„Am Ausgangspunkt der Gestaltung eines historischen

Stadtteils müssen Qualität und visueller Charakter stehen –

und erst in zweiter Linie soziale, ökonomische und ökologische

Argumente.“

LIVERPOOL. Das Liverpooler Hafengebiet zeigt die komplette Zerstörung eines historisch gewachsenen Gebiets. Der dänische Architekt Jan Gehls nennt dies „Vogelkot-Architektur“, die zufällig aus drei Kilometern Höhe fiel.

Historic Urban Landscape

30 31 Heritage 2015 | Heritage ImmoFokus | Heritage 2015

vor allem eines ausschließen: die Domi-nanz der Touristen. Rodwell ist überzeugt:

„Am Ausgangspunkt der Gestaltung eines historischen Stadtteils müssen Qualität und visueller Charakter stehen – und erst in zweiter Linie soziale, ökonomische und ökologische Argumente.“

Um all dies zu erreichen muss von einem linearen Denken zu einem Systemdenken umgestiegen werden, das Facetten und Aspekte dynamisch verbindet. Wie soll das gehen? In der rumänischen Stadt Sibiu ist dies gelungen. Das historische Zentrum wurde innerhalb von zehn Jahren begleitet von vielfältigen ökonomischen und kultu-rellen Maßnahmen erneuert. Die Stadt hat ihre kulturell vererbte Identität erhalten. Makellos und herausragend. n

SIBIU. BU: Ein Musterbeispiel der Stimmigkeit ist in Sibiu, Rumänien (piata Mare), gelungen. Der internationale Denkmalrat ICOMOS bewertet das Projekt als „herausragend“ und „makellos“. Von 2000 bis 2010 wurde das historischen Zentrum Stück für Stück erneuert, begleitet von ökonomischen und kulturellen Maßnahmen.

participating cities are presented at press conferences, workshops, editorial tours, via newsletters and mailings.

The success of KHS cannot be measured in the number of bookings but only in the continuous participation of the members and the ads of all four-star accommoda-tions in particular, explains Pötzl. Because: When hoteliers and caterers are investing more, more money will more likely land in their cashiers. n

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Dennis Rodwell ist international tätiger Berater, Architekt und Stadtplaner für kulturelles Erbe. Der Schotte publizierte für UNESCO und ICOMOS. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt in Förderung und Management von Best Practice Beispielen in aller Welt.

Dennis Rodwell is a consultant architect-planner. He works internationally in the field of cultural heritage, focused on the promotion and achievement of best practice in the management of the broadly defined historic environment. He has been rapporteur and author to UNESCO and ICOMOS events and publications focused on the Historic Urban Landscape initiative. He writes and publishes widely on the theme of conservation and sustainability in historic cities. Further information including a bibliography of publications may be found on: www.dennisrodwell.co.uk/

Das Kernziel ist bedeutsamer als Details. Denn die Umsetzung findet je nach Land und Stadt andere gesetz-liche, finanzielle und politische Rahmenbedingungen vor.

Ziele sind die wahren Grundprinzipien. Beispielsweise: Wollen die Bürger eine Lebens-Stadt oder eine Touristen-Stadt? Erwarten die Bewohner Entwicklungsschübe in den sensiblen, historischen Stadtteilen oder eine Balance zwischen Innenstadt und Peripherie?

Wahlmöglichkeiten werden nicht verstanden. Das ist die Ironie der Globalisierung. Erfolg in der Welt der Globalisierung meint Wettbewerbsvorteil durch Unverwechselbarkeit und nicht das Streben nach der Ko-pie einer anderen Stadt. Man soll nicht vergessen, dass nichts unvermeidbar ist. Vor allem dann, wenn es um das Klonen oder den Verlust von Individualität geht. Auch das ist eine Entscheidung, und keine gute.

The core objective is more important than details. The implementation is faced with different legal, finan-cial and political frameworks according to each country and city.

Targets are the real basic principles. For example: Do citizens want a new city for living or for tourists? Do they expect development boosts in the sensitive, historic parts of the city or a balance between inner city and periphery?

Choices are not understood. This is the irony of globalisation. Success in the world of globalisation is all about competitive advantage via uniqueness. It is not about trying to become the copy of another city. One should not forget that everything can be prevented. Especially when its about cloning or the loss or indivi-duality. This is also a decision, and not a good one.

TIPPS FÜR DIE PRAXIS PRACTICAL TIPS

Kulturtourismus

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Balance zwischen Erbe und Modernität Kulturtourismus boomt in Österreich. Von 131,9 Millionen Nächtigungen pro Jahr bezeichnet sich im Winter jeder zweite Besucher als Kulturtourist, im Sommer immerhin jeder achte. Die österreichische Kulturpolitik unterstützt den Besucherstrom durch den Erhalt des kulturellen Erbes, denn immerhin werden dabei volkswirtschaftliche Effekte generiert.

EHEMALIGE KAISERRESIDENZ.Magnetisch zieht es Besucher in die ehemalige Kaiserresidenz in Wien, um Prunkräume, Kaiser appartements, Sisi Museum und die Silberkammer zu bestaunen.

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N ach Österreich reist man der Kultur wegen. Das bestätigt sich allein schon durch die Zahlen der Besucher-Hotspots. So

besuchten im Jahr 2014 rund 3 Millionen Menschen das prächtige Schloss Schönbrunn, das auch auf der Welterbeliste der UNESCO zu finden ist und anno dazu mal Kaiserin Maria Theresia als Sommersitz diente. 2.5 Millionen flanieren durch den dazugehörigen Tiergarten im Park, den ältesten noch beste-henden Zoo der Welt. Auch das Salzburger Wahrzeichen, die Festung Hohensalzburg, und das Wiener Belvedere von Prinz Eugen von Savoyen besuchten im Jahr 2014 je 1 Million Gäste. „Das ruhmreiche Kulturerbe Österreichs generiert wichtige volkswirtschaftliche Effekte, ist Wertschöpfungs- und Beschäftigungsmo-tor sowie wichtige Zukunftsinvestition“, sagt

Elisabeth Udolf-Strobl, Leiterin der Sektion Tourismus und historische Objekte des öster-reichischen Bundesministeriums (BMWFJ).

Der Kulturtourismus bietet einem kleinen Land wie Österreich, das seinen Wettbe-werbsvorteil konsequent pflegt, mannig-fache Vorteile. Die Reisen finden saisonal unabhängig statt und sind krisenresistent. Zusätzlich sind Kulturtouristen in entspann-ter und großzügiger Stimmung. Sie geben pro Kopf und Tag 167 Euro aus, 42 Euro mehr als der Durchschnitt der Reisenden. Billigan-gebote und der Trend zu Qualitätstourismus unterstützen das.

Eine Strategie mit vielen Säulen

Kulturerbe und Tourismus gehören in Ös-terreich schon aus Tradition untrennbar

C ulture is the main reason to travel to Austria. This is confirmed by the numbers in visitor hotspots: In 2014, around 3 million people visited

Schönbrunn Palace. 2.5 million took a stroll in the associated zoo in the park. Also the Hohen-salzburg Fortress and the Belvedere in Vienna were visited by one million guests each last year.

The glorious Austrian cultural heritage is ge-nerating important economic effects. “It is a motor for creating value as well as jobs and it is an important investment into the future,“ says Elisabeth Udolf-Strobl, head of the tourism and historical objects section of the Austrian economy ministry BMWFJ.

Cultural tourists come throughout the year and even in times of crisis. Additionally they are more relaxed. On average they spend 167 Euros per person per day, 42 Euros more than the average traveller.

HOFBURG INNSBRUCK.Die kaiserliche Hofburg in Innsbruck wurde von den Habsburgern errichtet, war Residenz und lockt mit Prunkräumen Jahr für Jahr Touristen aus aller Welt an.

SCHLOSS HOFIn Schloss, Garten und Gutshof des Schloss Hof in Niederösterreich tauchen Besucher in die Welt des Barock.

Kulturtourismus

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zusammen. Den Ruf als Land des kulturellen Erbes hat man sich erarbeitet. Die ruhmrei-che und prächtige Habsburger Geschichte bietet dazu unzählige Anknüpfungspunkte. So setzt folgerichtig die Tourismusstrategie des Bundesministeriums neben den Alpen und der Donauregion aus vier Gründen bei Kultur und Städten an.

• Historische Sehenswürdigkeiten sind zentrale Imageträger und Teil der natio-nalen Identität des Landes.

• Österreich verfügt durch sein einzigarti-ges kulturelles Erbe über einen unschätz-baren Wettbewerbsvorteil, der im Touris-musmarketing eingesetzt wird.

• Kulturtourismus hat österreichweite, aber vor allem regionale Bedeutung: Lokale Festspiele, Veranstaltungen und histori-sche Sehenswürdigkeiten entwickeln sich immer mehr zu Tourismusmagneten.

• Kultur lockt Gäste aus den Fernmärkten an: Bereits jeder zehnte Kultururlauber stammt aus den USA, China, Japan oder dem Arabischen Raum, Tendenz steigend.

Attraktiv durch zeitgemäße Förderinitiativen

Um wichtige volkswirtschaftliche Einnah-mequellen zu unterstützen, betreibt das Ministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend fünf Initiativen, die auch Moderni-tät und Attraktivität in das kulturelle Erbe bringen. So verfolgt die Initiative „Imperial

Austria“ als Dachmarke führender Leitbe-triebe das Ziel, zwischen authentischem Be-wahren des Erbes und zeitgemäßer Präsen-tation eine Balance herzustellen. Virtuell und multimedial präsentiert die zweite In-itiative namens „Welt der Habsburger“ die mehr als 600-jährige bewegte Geschichte der Habsburger. Der Zusammenschluss

„Creative Austria“ ergänzt das klischeehafte Österreichbild um moderne und zeitgenös-sische Aspekte. Indirekte Förderung findet seit 2011 statt, indem der „Filmstandort Aus-tria“ gezielt Filme fördert und damit seither bereits 31 Millionen Euro Wertschöpfung generieren konnte. Zu guter Letzt startete

DIE BELIEBTESTEN ZIELE VON ÖSTERREICHISCHEN KULTUR­TOURISTEN 2014

Schloss Schönbrunn – 3 Millionen

Tiergarten Schönbrunn – 2,5 Millionen

Belvedere – 1 Million

Festung Hohensalzburg – 1 Million

Basilika Mariazell - 700.000

Hofburg/Kaiserappartements, Sisi Museum und Silberkammer

– 670.000

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WER WIRKLICH VON INVESTITIONEN IN KULTURTOURISMUS PROFITIERT

Wenn das Ministerium in Restaurierung, Erhalt und Revitalisierung von historischen Gebäuden investiert, wird deutlich mehr als ein Gebäude oder Areal gefördert.

Tourismus generiert Umwegrentabilität. Sowohl die umliegende Wirtschaft als auch der Standort erfahren eine Aufwertung. Am stärksten profitieren Wirtschaftszweige wie Hotellerie und Gastro-nomie, aber auch Baugewerbe, Energieversorger sowie der umliegen-de Einzelhandel.

Kurz gesagt: Es werden wichtige volkswirtschaftliche Effekte ausgelöst, die Beschäftigung und Wertschöpfung antreiben.

Elisabeth Udolf-Strobl ist Leiterin der Sektion Tourismus und Historische Objekte des öster-reichischen Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend. Sie ist zuständig für die Tourismuspolitik und alle historischen Objekte, die sich im Besitz des Bundes befinden. Das sind derzeit 111 Liegenschaften, 456 Gebäude und 390 Objekte wie Brunnen oder Denkmäler.

Therefore, the federal ministry is focussing its tourism strategy not only on the Alps and the Danube region but also on culture and cities. The main four reasons are:

• Historical sights are central images and part of the national identity

• Austria’s cultural heritage is an invaluable competitive advantage used in tourism mar-keting.

• Cultural tourism is important on a national but particularly on a regional level: local festivals, events and historical sights are attracting more and more tourists.

• Culture is attracting more and more guests from far away: already one in ten culture tourists are from the USA, China, Japan or the Arabic region.

Increasing historical attractiveness

The BMWFJ has started five initiatives to add modern elements to the cultural heritage and increase its attractiveness. As an umbrella brand for leading companies, the “Imperial Austria” initiative aims to create a balance bet-ween authentic preservation of the heritage and up-to-date presentation. The second initi-ative “World of Habsburgs” presents the over 600-year history of the dynasty virtually and via a multimedia approach. “Creative Austria” is adding modern aspects to the clichée-like image of Austria. Since 2011 the “Filming loca-tion Austria” was able to generate 31 Mio. Euro

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heuer das Markenkonzept der Österreich Werbung mit dem Kulturthema „Österreich. Treffpunkt Europas“. Ausgehend vom Euro-päischen Song Contest, den Conchita Wurst moderierte, wird speziell Musik gefördert.

Zur Strategie gehören selbstverständlich Investionen dazu, die direkt den Wert von Gebäuden erhalten. So finanziert das Wirt-schaftsministerium laufend Sanierungen und Erneuerungen. Nur zwei Beispiele: Zwischen 1999 und 2005 wurde in der Gra-fischen Sammlung Albertina der Altbestand generalsaniert und ein Zubau für Studien-gebäude, Tiefspeicher und Wechselausstel-lungshalle mit 57 Millionen Euro unterstützt.

VERTEILUNG DER NÄCHTIGUNGENNACH BUNDESLÄNDERN

WOHER KOMMEN UNSERE GÄSTE?

added value. Lastly, there is the brand concept of “Austria Tourism” with the cultural topic

“Austria - Europe’s Meeting Point”, particularly promoting music.

Of course the strategy includes investments di-rectly maintaining the value of buildings. The economy ministry is continuously financing renovations and renewals in the 111 properties and 390 objects it is managing in total throug-hout the country.

“Austria’s culture is an important pillar in the federal tourism strategy,” says Udolf-Strobl.

“In order to sustain this trend, an attractive balance between tradition and modernity, heritage and future as well as past and present has to be upheld.”

„Das ruhmreiche Kulturerbe Österreichs generiert wichtige volkswirtschaftliche Effekte, ist Wertschöpfungs- und Beschäftigungsmotor sowie wichtige Zukunftsinvestition.“

Für das moderne 21er-Haus in der Nähe des Hauptbahnhofes flossen 11,3 Millionen Euro für die erste Bauphase. Das Ministerium ver-waltet 111 Liegenschaften sowie 390 Objekte im ganzen Land. Warum lohnen sich diese Investitionen? „Österreichs Kultur ist eine der drei Säulen in der Tourismusstrategie des Bundes. Städte- und Kulturtourismus haben eine wichtige „Türöffnerfunktion“. So sind Städte die erste Anlaufstelle für unsere Gäste und davon profitieren auch umliegende Regionen“, weiß Sektionsleiterin Elisabeth Udolf-Strobl. Damit das so bleibt, gilt es eine attraktive Balance zwischen Tradition und Moderne, Erbe und Zukunft sowie Vergan-genheit und Gegenwart zu halten. n

Friedenspalast in Den Haag

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Ein lebendiges SymbolDer Friedenspalast in Den Haag ist heute Arbeitsstätte, Denkmal und Touristenmagnet. Eine seiner Hauptaufgaben besteht darin, so sieht es auch die Carnegie Stiftung, seine Geschichte zu erzählen.

A m 28. August 1913 gab es einen guten Grund für feierliche Stimmung. Sechs Jahre nach Baubeginn wurde der Friedens-

palast in Den Haag feierlich eröffnet. Schon damals, am Vorabend des Ersten Weltkriegs, war er ein Symbol der sich etablierenden Friedensbewegung. Bei der Eröffnung des roten Backsteinbaus waren deshalb auch der US-amerikanische Unternehmer und Mäzen Andrew Carnegie sowie die holländische Königsfamilie anwesend.

Friede war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts keine Selbstverständlichkeit. Die europäischen Länder investierten in diesen Zeiten massiv in den Aufbau ihrer Armeen. Die modernen – industriellen - Zeiten zeigten ihr hässliches Gesicht in den riesigen Waffenlagern, die einzig auf Vernichtung abzielten. Vor diesem Hinter-grund keimte eine Friedensbewegung in Europa und Amerika. Hunderte Friedens-organisationen wurden gegründet und inspirierten in weiterer Folge europäische Schriftsteller und Intellektuelle. Der Traum vom Weltfrieden gipfelte in den Den Haager Friedenskonferenzen 1899 und 1907. Die Experten sprachen sich für die Regulierung des Rüstungswettlaufs und die Beilegung von internationalen Streitigkeiten durch Mediation und Schiedsverfahren aus.

Zerbrechlicher Friede

Doch die Euphorie wurde von der histori-schen Realität eingeholt. 1914, ein Jahr nach der feierlichen Eröffnung des Friedenspa-lasts, brach der Erste Weltkrieg in Europa aus. Das Bauwerk blieb verschont und ist heute noch Zeichen dieser Geschichte. Im-merhin hatten zur Innenausstattung Län-der aus der ganzen Welt beigetragen. Aus Italien kam der Marmor für Flure und die prächtige Foyertreppe. Brasilien und USA steuerten Holz für die Wandtäfelungen bei. Die geschmiedeten Zäune stammen aus Deutschland.

Aber auch außen mischen sich vielfältige Einflüsse. Architekt Lous M. Cordonnier ver-wirklicht im Palast einen arkardenreichen Stil. Klassizistische und gotische Elemente wurden eingebaut. Die Fenster im Erdge-schoss und die Kacheln der Wände stammen aus Delft. Manche Kritiker meinen, diese Anhäufung wirke eklektisch, ja fast willkür-lich. Dieser Eindruck mag entstehen, wenn man auf die monumentale, byzantinisch an-mutende Eingangshalle blickt. Hier mischt sich mit wertvollen Elementen wie dem goldenen Kronleuchter, rossettenverzierten Boden und weißer Marmortreppe. Vielfalt wurde hier zu einer Einheit verschmolzen.

Standhaftes Symbol der Völkervielfalt

Heute noch ist diese weltweite Vielfalt Hauptthema des Palastes. Das Gebäude beherbergt den Sitz des Internationalen Gerichtshofs, des Ständigen Schiedshofes, der Haager Akademie für Völkerrecht und eine bedeutsame Bibliothek für Völkerrecht. Im Besucherzentrum befindet sich eine per-manente Ausstellung über die Geschichte der Friedensbewegung und der im Palast tä-tigen Institutionen. „In den letzten hundert Jahren ist der Friedenspalast weltweit zum Symbol für Frieden und Gerechtigkeit ge-worden“ weiß Jacobine Wieringa, Koordina-torin der Kunstsammlung und der Archive der Carnegie Stiftung. Sie entwickelte das Europäische Welterbe Label mit und beglei-tete die Umsetzung diese Auszeichnung für den Friedenspalast in Den Haag.

„In einer Welt, wo kriegerische Auseinandersetzungen an der

Tagesordnung stehen, ist es wichtig jedem bewusst zu ma-chen, dass Konflikte friedlich

gelöst werden können.“

Historische Gebäude wie diese, erfüllen wich-tige Rolle. „Der Friedenspalast ist zweifelsfrei

O n 28 August 1913 there was a good cause for celebration: The opening of the Peace Palace in The Hague. Already then it was

a symbol of the peace movement that was beginning to form. Therefore the US-entre-preneur Andrew Carnegie as well as the Dutch royal family were also present at the opening ceremony.

The dream of World Peace culminated in the Peace Conferences in 1899 and 1907 held in The Hague. The experts recommended to regulate the arms race and to solve internati-onal disputes via mediation and arbitration.

Fragile Peace

But the euphoria was choked by reality. The Peace Palace survived World War I and remains a symbol for this part of history. Countries from all over the world had con-tributed to the interior design: Marble for the hallways and the stairway came from Italy, wood for the wall panelling from Brazil and the US and forged fences from Germany. Various influences also characterise the ex-terior.

Architect Lous M. Cordonnier realised a style with a lot of archways and included classical as well as gothic elements. The windows on the ground floor and the tiles on the walls are from Delft. Some critics think this accumulation is eclectic, almost random. And one might get that impression looking at the monumental entrance hall in a Byzantine style. Various elements like a golden chandelier, rosette-covered floors and a white marble stairway melt into one.

Unwavering symbol of diversity

Today the building houses the International Criminal Court, an arbitration court and an important library for international law. In the visitor’s centre there is a permanent exhibition on the history of the peace move-

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ein Erbe. Und Erbe bedeutet den Blick zurück in die Vergangenheit zu wagen und die Wur-zeln freizulegen.“ Darauf hinzuweisen ist an-gesichts der politischen Weltlage wichtiger denn je, denn das Konzept Europa ist auf dem Fundament des friedlichen Zusammenle-bens gebaut. Und soll es auch bleiben. n

Auf Initiative mehrerer nationaler Regierungen wurde 2011 das Europäische Heritage Label gegründet. Die Marke steht für das heutige Europa, seine Wer-te und seine Geschichte. Sehenswürdigkeiten mit dieser Auszeichnung erhalten keine finanzielle Un-terstützung, werden aber in ihrer Kommunikation von der EU unterstützt. Zusätzlich erhalten sie die Möglichkeit am Netzwerk teilzunehmen und Er-fahrungen auszutauschen.Seit 2013 werden Jahr für Jahr Sehenswürdigkeiten in die Liste aufgenom-men. Dazu gehören neben dem Friedenspalast in Den Haag beispielsweise auch das antike Zentrum von Athen in Griechenland, das slowenische Par-tisanenlazarett in Franja, die franzöische Abtei von Cluny und die Bibliothek der Universität von Coimbra, Portugal.

Weitere Informationen:http://one-europe.info/initiative/the-european-heritage-label

DAS EUROPEAN HERTIAGE LABEL

ment and the institutions in the palace. “Over the last one hundred years the Peace Palace has become a symbol for peace and justice glo-bally,” says Jacobine Wieringa, mapping the art collection and the archives of the Carnegie Foundation. She co-developed the European World Heritage Label.

Die monumentale, byzantinisch anmutende Eingangshalle verbindet Vielfalt zu Einheit.

Nutzungskonzept Stift Melk

38 ImmoFokus | Heritage 2015

Vielfalt unter einem DachSeit mehr als tausend Jahren ist Stift Melk ein geistliches und kulturelles Zentrum. Heute ist das UNESCO Welterbe unter anderem Kloster, Schule und Museum. Pater Martin, Leiter von Kultur und Tourismus, bringt Leben in das Ensemble, das eng mit der Geschichte Österreichs verbunden ist.

S eit mehr als tausend Jahren ist Stift Melk ein geistliches und kulturel-les Zentrum. Heute ist das UNESCO Welterbe unter anderem Kloster,

Schule und Museum. Pater Martin, Leiter von Kultur und Tourismus, bringt Leben in das Ensemble, das eng mit der Geschichte Öster-reichs verbunden ist.

Seit Anfang September bevölkern wieder 900 Schüler und 100 Lehrer das Stift Melk. Eine halbe Million Touristen besuchen pro Jahr das Stiftsmuseum, die ehrwürdige Bibliothek oder den prachtvollen Mar-

morsaal. Ganz abgesehen von Hochzeiten, Taufen und Gottesdiensten. Pater Martin, der sich mit viel Elan für das größte Baro-ckensemble Europas engagiert, ist buntes Treiben ein Anliegen: „Unser Ziel ist es, in einem streng geschützten, historischen Rahmen Vielfalt so unterzubringen, dass nicht ein musealer, sondern ein lebendiger Charakter entsteht.“

Mehr als tausend Jahre Geschichte

Museal könnte dieser historische Ort sehr leicht sein. Die Geschichte des Stift Melks begann vor mehr als tausend Jahren, als

F or more than 1,000 years, Stift Melk has been a religious and cultural centre. Pater Martin, head of culture and tourism, brings life to the en-

semble tightly linked to Austria’s history.

Since the beginning of September, 900 pupils and 100 teachers are again populating the

STIFT MELK. Europas größtes, lebendiges Barockensemble zieht jährlich eine halbe Million Besucher an.

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Pater Martin Pater Martin ist Wirtschaftsrat und Leiter der Bereiche Kultur und Tourismus im Stift Melk. Er verantwortet mit seinem Team die Bewirtschaftung und Verwertung der größten barocken Klosteranlage in Österreich.

is economic council and head of culture and tourism at Stift Melk. With his team he is responsible for managing the largest baroque monastery in Austria.

Leopold I im Jahr 976 in die damalige Burg seine Residenz verlegte. Seine Nachfolger sammelten wertvolle Schätze und Reliquien und fanden hier auch ihre letzte Ruhestätte. Bereits 1089 übergab Markgraf Leopold II. die Burg den Benediktinermönchen. Die Handschriftenbibliothek und eine Schule folgten noch im 12. Jahrhundert. Wesentlich jünger dagegen ist sein heutiger herrschaft-licher Anblick, denn der Barockbau wurde

„erst“ 1701 von Jakob Prandtauer errichtet.

In dieser langen Geschichte war Zeitgemäß-heit jedoch immer ein Thema. Umbauarbei-ten und Erweiterungen im 19. Jahrhundert brachten etwa Infrastruktur wie Kanalisation, elektrisches Licht und Wasserleitungen. Auch heute werden laufend neue Räume erschlos-sen, wie jüngst der Barockkeller oder die Bas-tei. Pater Martin resümiert: „Es gibt keinen der 497 Räume, der nicht mit Leben erfüllt ist.“ n

UNESCO World Heritage. Each year, half a million tourists are visiting the monastery’s museum, the library or the marble hall. There are also weddings, baptisms and services. Pa-ter Martin: “Our aim is to bring diversity into a strictly protected historic framework and generate a vivid character rather than a mu-seum.”

The history of Stift Melk started over 1,000 ye-ars ago, when Leopold I. moved his residence into the castle. In 1089, margrave Leopold II. presented the Benedictine monks with the castle. The baroque building was “only” erec-ted in 1701.

Conversion work and additions in the 19th century brought infrastructure like sewerage, electrical light and water pipes. Still today, new rooms are constantly opened up. Pater Martin:

“All of the 497 rooms are filled with life.”

Sofiensäle

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Vom Badehaus zum Wohn- und KulturortImperiale Dinnershows, kulinarische Gala, Wahlkampfauftaktveranstaltungen und vieles mehr – der Festsaal der Wiener Sofiensäle pulsiert wieder. Drumherum ist Wohn- und Lebensraum entstanden. Die Rettung des bei einem Brand im Jahr 2001 schwer beschädigten Kulturerbes ermöglichte das Bauherren-modell der Linzer ifa AG.

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N ach dem verheerenden Brand der Wiener Sofiensäle am 16. August 2001 herrschte neun Jahre Stillstand. Nur noch die

Grundmauern waren vom prächtigen Gebäude und Festsaal übrig geblieben, das seit mehr als 160 Jahren mit dem Leben in Wien verbun-den war. Was soll geschehen mit dem bis auf die Grundmauern abgebrannten Erbe? Wie ist eine denkmalschutzgerechte Sanierung finanzierbar? Ursprünglich als noble Badean-stalt 1831 von Franz Morawetz beauftragt und genutzt, diente es von 1914 bis 1918 als Rekon-valeszenz-Ort für Verwundete des k.u.k. In-fanterie-Regiments Hoch- und Deutschmeis-ter Nummer 4. Zwischenzeitlich wurde es für nationalsozialistische Massenveranstaltungen genutzt und die vorwiegend jüdischen Besit-zer enteignet. Nach dieser traurigen Phase in der Geschichte des Gebäudes wurde restauriert und eine neue Nutzung gefunden.

Hier tanzte Wien

Nach der Eröffnung des prachtvollen Fest-saals am 13. November 1948 begann die Tanz- und Musikgeschichte der Sofiensäle. Hier tanzte Wien auf prachtvollen Bällen. Später nahmen die Wiener Philharmoni-ker hier unter der Leitung von Herbert von Karajan, Sir Georg Solti, Leonard Bernstein oder Karl Böhm Opern und Symphonien auf. In den wilden 70er-Jahren entdeckte

die Rock-, Jazz- und Pop-Szene diesen Ort, sodass Falco, Dave Brubeck oder Randy Newman hier auf der Bühne standen. Ab den 90er-Jahren zog die Clubbing und Eventszene hier ein. Reparaturarbeiten am Dach lösten das verheerende Feuer aus.

Wien war unter Schock. Erst neun Jahre spä-ter erwarb das Institut für Anlagenberatung ifa AG das Gebäude und errichtete unter den strengen Auflagen des Denkmalschutzes die Sofiensäle neu. Die Arbeiten dauerten drei Jahre. Bei der feierlichen Eröffnung freute sich der Wiener Bürgermeister Michael Häupl über die gelungene Finanzierung:

„Wien bekommt mit den neuen Sofiensälen eines seiner traditionsreichsten Baujuwelen zurück. Die neue ‚Sofie’ zeigt eindrucksvoll, wie es gelingen kann, historisches – und stark beschädigtes – Kulturgut zu neuem Leben zu erwecken.“

Kultur- und Wohnraum

Auf 12.000 Quadratmetern wurde nicht nur der Festsaal wieder hergestellt, sondern auch Wohn- und Lebensraum geschaffen. 68 Wohnungen, ein Gastronomiebetrieb, ein Hotel sowie ein Fitnesscenter und 125 Plätze in der Tiefgarage wiederbelebten das Erbe. „Wir haben für die Sofiensäle in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Wien und dem Bundesdenkmalamt ein

F ollowing the devastating fire on 16 August 2001 the Vienna Sofiensäle went into hibernation for nine years. Only the foundation walls were left

of the splendid building and banqueting hall which had been linked to life in Vienna for over 160 years.

Originally built in 1831 as noble bathing facility it was used during World War I as reconvale-scence centre for soldiers. Later it was approp-riated by the Nazis.

This is where Vienna danced

After the war and renovations it was re-opened with a splendid banqueting hall on 13 Novem-ber 1948. This is where Vienna danced. Later the Vienna Philharmonic Orchestra recorded operas and symphonies together with famous conductors.

In the 70s rock jazz and pop moved in and in the 90s parties and events were held here. Re-pair works on the roof caused the fire. Vienna was shocked. Nine years later the investment

SOFIENSÄLE.

Sofiensäle

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neues Konzept entwickelt, mit dem wir sowohl die historischen Räumlichkeiten zu neuem Leben erwecken konnten, als auch dringend benötigten Wohnraum für Wien geschaffen haben, eingebettet in hochwertige Infrastruktur-Angebote“, so Erwin Soravia, CEO der ifa AG und Initia-tor des Sanierungsprojektes. „Besonderer Dank gebührt dabei den 109 Investoren für das Projekt, ohne die diese Sanierung nicht realisierbar gewesen wäre. Wir freuen uns riesig darüber, dass es gelungen ist, hier in der,Sofie’ Wohnen, Kultur und Freizeit im Herzen der Stadt in einem attraktiven Um-feld zusammenzuführen.“

Mehrwert für Stadt und Anrainer

Dem internationalen Trend folgend, wurden in der Marxergasse 17 private Veranstaltungen die Auslastung der tradi-tionellen und nun mit allen technischen Finessen einer hochmodernen Kunst- und Kulturort im Herzen von Wien ausge-statteten Sofiensäle erhöhen. Der neue Festsaal bietet dabei die Möglichkeit für Galadiners bis zu 400 Personen. Darüber hinaus können auch das historische Foyer

sowie der Salon im 3. Obergeschoß, mit prachtvollem Ausblick auf den Festsaal, für unvergessliche Abende genutzt wer-den. Der Ausbau der Sofiensäle als vielsei-tige Kulturinstitution wurde von der Stadt Wien mit rund zwei Millionen Euro aus der Kulturförderung unterstützt. Mit dem Restaurant „The Room“, einem John Harris Fitness-Studio und einem Hotel der neuen Ruby Hotelkette entstand neue städtische Infrastruktur, die auch den Anrainern zur Verfügung steht.

Einzigartiges Bauherrenmodell

Das Bauherrenmodell, ein Spezialbereich der in Linz ansässigen ifa AG, hat die Re-vitalisierung der Sofiensäle erst möglich gemacht: Es investierten rund 109 Investo-ren in das Projekt, welches von der ifa AG entwickelt wurde. Die ifa AG ist Pionier im Bereich Bauherrenmodelle und seit mehr als 35 Jahren der Spezialist für Sachwertan-lagen. Seither wurden rund 400 Projekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 1,6 Milliarden Euro realisiert. Seit 2008 ist die ifa AG eine 100-prozentige Tochter der Soravia Group. n

advisors ifa AG bought the building and recon-structed the Sofiensäle following the strict gui-delines of preservation. The work took three years. At the opening Vienna’s mayor Michael Häupl was glad about the successful financing:

“The new ‘Sofie’ is an example how historic cul-tural heritage can be revived.”

Culture and living space

On 12,000 sqm the banqueting hall was recon-structed and living space was created. 68 flats, one restaurant, a hotel and a fitness centre as well as 125 parking spaces underground revived the heritage. “Special thanks goes to the 109 investors of the project,” says Erwin Soravia, CEO of ifa AG and initiator of the re-novation project. The company is a pioneer in participation models. Since 2008 it is a 100% daughter of the Soravia Group.

Following the international trend private events will increase the utilisation of the tra-ditional Sofiensäle. The new hall also offers space for gala dinners with up to 400 people. Additionally, the historic foyer as well as the salon on the third floor – with a splendid view onto the banqueting hall – can be rented.

BAUSTELLE SOFIENSÄLE.

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Investor: Miteigentümergemeinschaft Sofiensäle vertreten durch ifa AG Institut für Anlagenbe-ratung, ein Unternehmen der Soravia Group

Investitionsvolumen: rund 50 Millionen Euro (durch ifa AG)

Nutzfläche gesamt: 12.000 m2

Nutzfläche Festsaal: 700 m2

Nutzfläche „Bar“: 150 m2

Nutzfläche „Salon“ 170 m2

Wohnungen: 68 Stück auf insgesamt 5.250m2 (davon 47 gefördert und 21 frei finanziert). Die Woh-nungen werden ab September bezogen.

Garagenplätze: 125 Stellplätze auf zwei Tiefgeschoßen

Infrastruktur: Neben den Veranstaltungsräumlichkeiten und Wohnungen wird ein Restaurant, ein Fitnesscenter (John Harris) und ein Hotel (Ruby) errichtet.

Lage: Marxergasse 17, 1030 Wien

Verkehrsanbindung: U3, U4, S-Bahn, City Airport Train sowie zahlreiche Bus- und Straßenbahnlinien

Neueröffnung: November 2013

FACTSHEET ZU DEN SOFIENSÄLEN

Architekt außen: Albert Wimmer ZT GmbH

Architekt Saal: Söhne & Partner Architekten ZT GmbH

Generalplaner: L-Bau-Engineering GmbH

Abbruch und Erdaushub: Fa. Koller GmbH

Generalunternehmer: ARGE: STRABAG AG – DYWIDAG GmbH –ÖSTU-STETTIN GmbH

Restaurationsarbeiten: ARGE: Fa. Denkmalpflege GmbH – Hollnbuchner GmbH – Radic Bau GmbH

AN DER REVITALISIERUNG BETEILIGTE UNTERNEHMEN

Die königliche Hofreitschule

44 ImmoFokus | Heritage 2015

Die Zukunft der königlichen Hofreitschule steht zur Diskussion„Nach hundert Jahren besteht die einmalige Möglichkeit einem historischen Gebäude seine ursprüngliche Funktion zurück zu geben. Wir können das Erbe der Portugiesischen Reitkunst fördern und zurück zum Ursprung gehen.“

W ien und Lissabon verbindet eine Gemeinsamkeit, die nicht unterschiedlicher sein könnte. Beide beher-

bergen im historischen Stadtkern die nati-onale Hofreitschule. Wien als nationales Symbol. Lissabon als Museum, das aus Platzgründen im Mai 2015 ausgezogen ist.

„Nach hundert Jahren besteht die einmalige Möglichkeit einem historischen Gebäude seine urspüngliche Funktion zurück zu geben. Wir können das Erbe der Portugiesi-

V ienna and Lisbon both have Court Riding Schools in the middle of the historic town centre - but the dif-ferences could not be greater. The

institution in Austria upheld traditions and is now attracting an uncountable number of tou-rists. In Lisbon, royal carriages were initially housed in the Balam Palace but it soon became too small and a new museum eventually opened in Mai 2015. Fo

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rschen Reitkunst fördern und zurück zum Ursprung gehen“, sagt Pedro De Brito Nunes Vaz Serra.

Diese Idee ist nicht neu. Schon 1985 titelte eine Ausstellung „Von Reitschule zu Museum, von Museum zu Reitschule“ und versammelte eine signifikante Gruppe von Anhängern. Doch auch die Sichtweise des Erhalts als Museum hat Rückendeckung durch die Experten des Istuto Centrale del Restauro (ICR) und des Por-tuguese National Laboratory of Civil Enginee-

WIENER HOFREITSCHULE.

Schmucklos und klar präsentiert sich die Hofreitschule in der Wiener Hofburg, die Jahr für Jahr ein Besuchermagnet ist und in Österreich ein Symbol der Nation geworden ist.

Pedro De Brito Nunes Vaz Serra lehrt Architketur an der Unviersität von Lissabon. Seit 2006 ist der renommierte Architekt Mitglied der portugiesischen Regierung und zeichnet verantwortlich für alle baulichen Maßnahmen und Projekte im Land.

teaches architecture at the University of Lisbon. Since 2006, he is member of the Spanish government responsible for all constructional measures and projects.

ring (LNEC). Eines ihrer Argumente ist, dass der präkere Zustand der Leinwände durch Ausdünstungen von Pferden und Besuchern das Raumklima empfindlich verändere und somit eine Rückführung die Integrität des Ge-bäudes zerstört. Dazu kommen hygienische Bedenken.

Tatsache ist: Im jetzigen Zustand kann der Palast nicht bleiben. Die dringend notwen-dige Restaurierung muss gleich bei welcher Nutzung bauliche Eingriffe wie Fluchtwege, behindertengerechte Zugänge, Toiletten, Klimatisierung und Lüftung vornehmen. Ob ein international herausragendes inner-städtisches Erbe von ökonomischen und sozialem Wert geschaffen wird, bleibt abzu-warten. n

Now, the Belem Palace is empty and experts are divided over its future. Some want to create a museum. Others, among them Pe-dro Vaz, think differently: “After 100 years there is the unique opportunity to return a historic building to its original use. We can promote the heritage of the Portuguese art of riding.” Critics argue the precarious state of the canvasses will be worsened by the utili-sation as a riding hall because of the horses and visitors. But the state of concentration during a performance mostly prevents the horses from defecating or urinating. A reno-vation is desperately needed as are modern adaptations like barrier-free access, toilets, air conditioning and escape routes.

National Trust in Großbritannien

46 47 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

Bewahrt für die ZukunftDer National Trust in Großbritannien ist die größte Organisation für Kultur- und Naturschutz in Europa. Am Beispiel der Nebengebäude von Hardwick Hall zeigen Rory Cullen und Paul Wankiewicz, wie ein Gebäude der Vergangenheit heute genutzt werden kann und für die Zukunft bereit ist.

D as Vereinigte Königreich ist ein äußerst beliebtes Reiseziel für Touristen. Hauptgrund dafür ist die reiche und bunte Vergangen-

heit, die in Gebäuden, Bauwerken, Denkmälern und Stätten ihren Ausdruck findet. Rory Cullen, Leiter der Gebäude, und Paul Wankiewicz, Chef-Begutachter des National Trust, kümmern sich um Erhalt, Nutzung und Revitalisierung von 28.000 Denkmälern.

Ein Musterbeispiel des Bewahrens und Neunutzens ist das Great Barn Restaurant in Hardwick. Dieses Nebengebäude gehört zum elisabethanischen Landsitz Hardwick Hall in England, das der Öffentlichkeit zugänglich ist. Das auf den ersten Blick unscheinbare Häus-chen wurde um 1610 als Scheune errichtet und diente seit seinem Bau sehr unterschiedlichen Zwecken. Eine Zeitlang wurde die Scheune so-gar als Schlachthaus für bei der Jagd erlegten

Tiere verwendet. „Da die Nutzungen des Great Barn im Laufe der Geschichte sehr variierten, kam ein modernes Nutzungskonzept in Frage“, sagt Rory Cullen, Leiter der Gebäude des Nati-onal Trust. Nun, nach der Revitalisierung, be-findet sich dort ein modernes Restaurant mit einem Außenbereich auf der Südseite. Doch allein der Gebäudeerhalt wäre zu wenig. Denn vergangenes Wissen um Getreideproduktion wurde gesammelt und in Form von einstigen Fachausdrücken an die Wände geschrieben. So ist beispielsweise links vom Tresen das Wort „Collecting“ zu finden, das nach dem Dreschen und Aussortieren des Getreides die Aufbewahrung in der Kornkammer meinte.

National Trust ist eine gemeinnützige Organi-sation, die den Erhalt von historisch wertvollem Erbe systematisch und mit hohen Standards vorantreibt und letztendlich diese Stätten der Öffentlichkeit zugänglich macht. n

Rory Cullen ist seit 2002 in verschiedenen Funktionen beim National Trust in Großbritannien tätig, dessen Präsident Prinz Charles ist. Als Leiter der Gebäude verant-wortet er 28.000 Denkmäler. Er ist Vorsitzender des Chartered Institute of Building Maintenance, Adaption, Refurbishment & Conservation (MARC) und Mitglied des Insititute of Historic Buildings. Fo

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Alt trifft Neu im Great Barn Restaurant, das in der Scheune der Hadwick Hall installiert wurde.

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T ourists come to the United Kingdom mainly for its rich and colourful past visible in buildings and sites. Rory Cullen, Head of Building, and Paul Wankiewicz, Regional Building Manager at the National Trust, are in charge of preservation,

utilisation and revitalisation of 28,000 monuments.

A prime example for preservation and modern utilisation is the Great Barn Restaurant in Hardwick. The building is an annex of the Eliz-abethan country estate Hardwick Hall, which is open to the public. The unimposing building was erected as a barn around 1610 and had various uses over the centuries.

After the revitalisation it houses a modern restaurant with an out-side area on the South side. In addition, old knowledge about crop production was collected and old technical terms were written on the walls.

National Trust is a non-profit organisation promoting the preserva-tion of historically valuable heritage at a high standard. Eventually, it is opening these sites to the public.

In Jahrzenten denken

48 49 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

„Architekten ticken einfach anders.“

In Jahrzehnten denkenDer ImmoFokus Heritage traf den Leiter Esterhazy Immobilien Clemens Biffl im neueröffneten Burgrestaurant Grenadier auf Burg Forchtenstein zum Gedankenaustausch.

Das Gespräch führte: Michael Neubauer

Warum treffen wir einander hier im Burgrestaurant Grenadier auf Burg Forchtenstein und nicht in Eisenstadt im Schloss Esterhazy?Das Restaurant Grenadier ist ein sehr gutes Beispiel, wie wir bei Esterhazy mit alter Bau-substanz umgehen. Vor genau 200 Jahren, anlässlich des Wiener Kongresses 1814/1815, wurde die Burg als einer der ältesten Muse-umsstandorte Mitteleuropas auf Wunsch des Fürsten Nikolaus II begründet. Zwei dieser Räume sind bis zum heutigen Tag erhalten und werden für Ausstellungen genutzt. Um den gestiegenen Bedürfnissen der vielen

Besucher aus dem In- und Ausland gerecht zu werden, war der Neubau eines modern ausgestatteten Restaurants notwendig.

Welche Rolle spielt die Barrierefreiheit bei den Sanierungen? > Natürlich spielt auch die Frage der Bar-

rierefreiheit bei den Nutzungskonzepten eine wesentliche Rolle. Wenn ich mich so umsehe, dann gibt es viele Museen – egal ob diese privat oder von der Öffentlichen Hand geführt werden – die keine richtige Antwort darauf haben. Wir sind stets darum bemüht,Verbesserungen betreffend die Zu-

W e are meeting Clemens Biffl, head of Esterhazy Immobilien, in the new Castle Restaurant Grenadier in Forchtenstein. He

chose the location because it is “a good example how we at Esterhazy handle historic structures”. The castle was turned into a museum in 1814/1815 and two of those rooms can still be visited today.

“The large number of visitors made it necessary to add a new, modern restaurant”, says Biffl.

The biggest challenge was “not to interfere too much”, notes Biffl. The exaggerated concept:

“The restaurant has to yield to the castle.” This means that the interior of the Grenadier is dominated by wood and the integrated rough castle wall. Old wood used for the ceiling, mas-

48 49 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

gänglichkeit zu machen. Wie man auch hier bei diesem Lokal sieht, ist es an allen Stellen barrierefrei zugänglich – und zwar auf sämt-lichen Ebenen.

Was war dabei die größte Heraus-forderung? > Nicht zu stark einzugreifen. Bei diesem Re-

staurant hatten wir mehrere Wettbewerbs-beiträge, deren Entwürfe den Fokus zu stark auf das Restaurant und den Neubau gelegt haben. Anmerkung: im Absatz kommt zwei-mal „in Konkurrenz stehen“. Sie wollten sich in ihrem Projekt wiederfinden. Auf der an-deren Seite gibt es hier die Burg. Die Burg ist so stark – und sie soll auch so stark bleiben. Das Restaurant ist jetzt erst dazugekommen und darf nicht in direkter Konkurrenz zur Burg stehen. Überspitzt formuliert, das Res-taurant muss sich der Burg unterordnen.

Was darf man darunter verstehen? > Im Inneren des Grenadiers definieren

Holz und die integrierte raue steinerne Burgmauer die Atmosphäre der klar struk-turierten Räume. Die Decke des Gastraumes ist mit Altholz verschalt und erinnert so an historische Räume der Burg. Massive Eiche, die für Sitzbänke und Böden gewählt wurde, verstärkt diesen Charakter. Küche, Service- und Sanitäreinheiten sind mit handgeschla-genen Keramikkacheln verkleidet. Alle ver-wendeten Oberflächen des Restaurants sind von der historischen Burg abgeleitet.

Esterházy hat mit dieser Vorgehensweise schon viel positive Erfahrung. Ein gutes Beispiel sind die Büroräumlichkeiten für die Esterhazy Betriebe GmbH im Zentrum von Eisenstadt. Das von Architekt Johann Henrici Ende des 18. Jahrhunderts errichtete Gebäude wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt zu einem mo-dernen Bürohaus umgestaltet. Alle strengen Auflagen des Denkmalschutzes wurden ein-

sive oak benches and floors reminds guests of historic rooms in the castle.

Esterhazy has followed this approach suc-cessfully several times. For example for the Esterhazy Betriebe GmbH office spaces in the centre of Eisenstadt for which an 18th century building was modernised under supervision by the Federal Monuments Office. The new winery Esterházy, on the other hand, is modern

Schloss Esterhazy „Eines unserer Ziele ist zum Beispiel die Stärkung des Schlossbezirkes. Ein Ziel von Esterhazy ist, Leute ins Zentrum zu bringen, damit auch die Frequenz im Schlossbezirk erhöht wird.“

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In Jahrzenten denken

50 51 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

gehalten. Dennoch spricht der 1790 gebaute Komplex mit nunmehr über 1.500 Quad-ratmetern Nutzfläche eine unverkennbar moderne Formensprache. Kompromisslos modern hingegen ist das neue Weingut Esterhazy: Da die Räumlichkeiten des 350 Jahre alten Traditionsweingutes im Schloss heutigen Ansprüchen nicht mehr genügten, war ein Neubau die logische Konsequenz. Es kommt immer auf die Nutzung an. Dass der behutsame Umgang mit alter Bausubstanz nicht gerade kostengünstig ist, liegt auf der Hand. Allein der Neubau des Restaurants auf Burg Forchtenstein hat sich mit einem Investitionsvolumen von 2,3 Millionen Euro zu Buche geschlagen.

Das kann aber der normale Burgbetrieb ja kaum einspielen? > Die gute Ertragslage der Stiftungen - der

ordentliche Betriebsgewinn lag im Forst-, Landwirtschafts- und Naturmanagement-bereich bei rund 7,6 Millionen Euro und für den Bereich Immobilien bei 4,2 Millionen Euro - erlaubte es auch 2014 wieder, nam-hafte Mittel in die Stärkung der Wirtschafts-betriebe und in die Substanz der großen historischen Denkmäler zu investieren. Seit Bestehen der Stiftungen sind rund 32 Millio-nen Euro in die Erhaltung und Adaptierung rund um die historischen Denkmäler wie Burg Forchtenstein, das Schloss Esterhazy in

Eisenstadt oder den Steinbruch St. Margare-then geflossen - rund 11 Millionen Euro da-von in die Erhaltung und Adaptierung rund um das Schloss Esterhazy.

Das heißt, der größte Teil des erwirt-schafteten Gewinnes wird reinvestiert?

> Alles, was von den Wirtschaftsbetrieben erwirtschaftet wird, dient dem Erhalt der wertvollen historischen Baudenkmäler und Bauwerke. Dazu zählen neben der Burg Forchtenstein die Schlösser in Eisenstadt und Lackenbach sowie die Ruine Landsee. Außerdem Meierhöfe, alte Wohnhäuser, aber auch kulturelle Aufführungsstätten wie der Steinbruch in St. Margarethen. Da-neben gilt der Erforschung, Aufarbeitung, Restaurierung und Konservierung der be-deutenden Esterhazy‘schen Sammlungen das größte Engagement. Die Rendite steht nicht unmittelbar im Fokus. Wir sind jetzt gerade dabei, neue Konzepte zu entwickeln, und haben schon ein konkretes Projekt am Sulzhof in St. Margarethen. Das war früher ein Esterhazy-Meierhof und wird jetzt zu ei-ner Ferienliegenschaft für 23 Parzellen, die wir versuchen, über die grüne Schiene mit

„Selbsternte“ – das Leben am Land und in der Ruhe – zu attraktivieren. Hier muss man na-türlich langfristig denken, denn für sämtli-che Infrastrukturmaßnahmen, die man hier

without compromises. “It all depends on the utilisation”, notes Biffl.

He adds the careful handling of historic struc-tures “is not cheap”. Money for the preserva-tion of historic sites like Forchtenstein Castle, Lackenbach Castle, Esterházy Palace in Eisen-stadt, the quarry in St. Margarethen, the Land-see Castle Ruins, as well as old farming and residential estates comes from foundations. Those, in turn, are financed by income from fo-rest, agriculture and nature management and real estate. “All profits generated by the enter-prises is used for the preservation”, confirms Biffl. “The rate of return is not our focus”.

One of the current projects is the Sulzhof St. Margarethen, which has been converted to a vacation residence with 23 plots and a self-gardening concept.”

Other than most real estate managers Biffl is not a lawyer but an architect. He is “not sure whether every architect enjoys working with another architect as the contractor. I haven’t had any bad experiences but you can see that the ways of thinking differ completely.”

Asked what is missing in Eisenstadt, Biffl points out there are too few rooms available to house larger congresses or other events.

GRENADIER.

50 51 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

am Anfang setzt, braucht man schon einen langen Atem, um das auch bis zum Schluss durchzuhalten. Bei Esterhazy ist das aber - Gott sei Dank - möglich.

Eines unserer Ziele ist zum Beispiel die Stärkung des Schlossbezirkes. Ein Ziel von Esterhazy ist, Leute ins Zentrum zu bringen, damit auch die Frequenz im Schlossbezirk erhöht wird.

Viele Immobilienmanager sind Juristen. Sie hingegen sind Architekt. Ticken Architekten anders als Juristen?

> Ja, ganz anders. Ich denke auch, dass ein Jurist ein anderer Bauherr ist als ein Archi-tekt. Ich bin mir nicht sicher, ob es auch für jeden Architekten angenehm ist, mit einem Architekten als Auftraggeber zusammen-zuarbeiten, weil er auf ganz andere Dinge schaut. Ich habe zwar noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, aber man merkt, dass der Zugang anders ist. Ich habe schon die Aussage bei diesem Restaurant gehört, dass es drei Architekten gäbe, und ich meinte dann: Ich kenne aber nur zwei. Zur Antwort bekam ich dann: Der dritte sind ja Sie. Ich bemühe mich aber, mich nicht allzu sehr in den Entwurf einzumischen.

Man muss einfach über den Tellerrand hin-ausschauen. Man muss sich auch ansehen, wie sich Eisenstadt, wie sich die Region ent-wickelt, welches Tourismus- und Flächen-angebot es gibt und woran es in Eisenstadt mangelt. Ich bin jedenfalls draufgekom-

Clemens Biffl, Leiter Esterhazy Immobilien

ALTE BAUSUBSTANZ. Im Inneren des Grenadiers definieren Holz und die integrierte raue steinerne Burg-mauer die Atmosphäre der klar strukturierten Räume. Die Decke des Gastraumes ist mit Altholz verschalt und erinnert so an historische Räume der Burg.

men, dass viele Interessen der Stadt Eisen-stadt und der Stadtentwicklung mit unseren ident sind.

Woran mangelt es in Eisenstadt? > Was auf jeden Fall fehlt, ist ein Beherber-

gungsbetrieb, der mehrere Betten aufneh-men kann. Für unsere Klassik-Formate im Schloss Esterhazy oder größere Kongresse ein wesentlicher Hemmschuh. Wir könn-ten viel mehr und größere Kongresse bzw. Veranstaltungen im Schloss haben, wenn wir dazu die Bettenkapazität hätten. Derzeit sieht es dahingehend in Eisenstadt leider ziemlich mager aus. n

Erbe der europäischen Romantik

52 ImmoFokus | Heritage 2015

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Erbe der europäischen RomantikDem Schloss Monserrate und dem Chalet der Gräfin von Edla in den Parks der UNESCO Kulturland-schaft Sintra mangelt es noch an Attraktivität. Antonio Nunes Pereira beschreibt ihre Historie und diskutiert für diese Denkmäler neue Möglichkeiten.

S intra ist eine bezaubernde Stadt. Umgeben von landschaftlicher Pracht ist es ein Reich der Roman-tik mit dichten Wäldern, märchen-

haften Palästen und majestätischen Anwesen. Diese Kulturlandschaft wurde 1995 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Darin befinden sich das Chalet der Gräfin von Edla und das Schloss Monserrate, die beide unter der Verwaltung der Gesellschaft Parques de Sintra stehen und noch wenig bekannt sind.

„Nach der Restaurierung und dem Wiederauf-bau suchen wir neue Nutzungen, sodass die

Denkmäler attraktiver für Besucher werden“, sagt Antonio Nunes Pereira, Direktor von Schloss Pena in Sintra.

Beiden Bauten stammen aus der Epoche der europäischen Romantik, jedoch aus an-deren Kulturkreisen. Sie blieben lange Zeit geschlossen, verfielen oder wurden zerstört. Das Chalet der Gräfin von Edla ist Teil der spanischen Königsgeschichte, war Liebes-nest und Luxus-Chalet der Einwanderin, die König Ferdinand II zum Altar führte. 1999 fielen große Teile einem Brand zum Opfer.

S intra is an enchanting city. This cultural landscape was granted the status of UNESCO World Heritage in 1995. It comprises the Chalet of

the Countess of Edla and the Castle Monserrate, both administered by the Parques de Sintra society.

SCHLOSS MONSERRATE. Die märchenhafte Außenansicht des Schloss Monserrate in den Sintra Parks.

Antonio Nunes Pereira ist seit 2010 Direktor von Schloss Pena in Sintra. Seit 2015 verantwortet er zusätz-lich Schloss Monserrate sowie das Chalet der Gräfin von Edla. Gleichzeitig unter-richtet er seit 2003 an der privaten IADE Creative University in Lissabon.

is director of Castle Pena. In 2015, he was also put in charge of Castle Monserrate and the Chalet of the Countess of Edla. He is teaching at the IADE Creative University in Lisbon.

seit1977wettbewerbe

architekturjournal

Schule Nanterre, Feichtinger Architectes

das magazin für baukultur

www.wettbewerbe.ccArchitekturjournal.wettbewerbe

www.wettbewerbe.cc

architekturjournal

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Partner auf Ewigkeit?

Diskussion um das Public Private Partnership-Modell

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Bauträgerwettbewerb generationen: wohnen florasdorf, Wien

BORG Oberndorf, Salzburg

Sportzentrum Niederösterreich, St. Pölten

Feuerwehr und Kindergarten Reindlmühl, Altmünster, OÖ

Sprengelhauptschule Egg, Vorarlberg

Wiener Wohnbau-Preis 2015

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� Die Stadt vom Reißbrett

Humanistische und totalitäre Idealstadt-Konzeptionen

� Interior Design Der Mensch im Mittelpunkt – Bürokonzepte und deren Umsetzung

Licht darf wieder Einrichtungsgegenstand sein

� Produkte Stahl-Glas-Konstruktionen, Fassadenprofile, Ganzglasgeländer, Dachbegrünungen

� NatursteinArchitektur in Marmor, Gneis, Carat und Granit

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� Galerie Niederösterreich, Krems, NÖ

� Haus für Hospiz und Palliative Care, Hall, Tirol

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� Wohn- und Pflegeheim Natters, Tirol

� Wohnbebauung Pradler Saggen, Innsbruck, Tirol

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Während der Restaurierung wurde es 2011 wieder für Touristen geöffnet. Das Schloss Monserrate dagegen gleicht einem indischen Palast und wurde im 19. Jahrhundert vom eng-lischen Millionär Francis Cook mit einem Park der Gartenbaukünste umgeben.

„In der ersten Häfte des 20. Jahrhunderts wur-den beide Ausstattungen versteigert, von den Bauten entfernt und sind heute entweder verlo-ren oder in – noch – unbekanntem Besitz“, sagt Pereira. Er arbeitet nun die Geschichte, kultu-relle Bedeutung und den Zerstörungsgrad der beiden Kulturdenkmäler auf. n

“We are looking for new utilisations to make the monuments more attractive for visitors”, says Antonio Nunes Pereira, director of Castle Pena in Sintra.

The Chalet is part of the Spanish royal history. After a fire in 1999, it was res-tored and re-opened for tourists in 2011. The Castle Monserrate, on the other hand, resembles an Indian palace. Pe-reira is currently looking into the history and cultural importance of the two mo-numents.

Carnuntum

54 ImmoFokus | Heritage 2015

Ein versunkener römischer Schatz wird gehobenCarnuntum ist ein Glücksfall der Archäologie. Einst internationale antike Metropole, Handels- und Militär-zentrum wurde sie nach vier Jahrhunderten verlassen. Sie versank. Anderthalb Jahrtausende später wird der Kulturschatz unter grünen Feldern der Donau. gehoben – mit einem einzigartigen Präsentationskonzept.

M it möglichst großem De-tailreichtum lassen wir die Besucher ein römisches Stadtviertel mit drei

funktions fähig rekonstrurierten Gebäuden der römischen Antike entdecken, was so wirkt, als würden die Bewohner jeden Au-genblick zurückkommen“, sagt Markus Wachter, Geschäftsführer des Archäologie-parks Carnuntum. Die Präsentation ohne Schautafeln und ist weltweit einzigartig und lockt jährlich 160.000 interessierte Touristen an. Aus archäologischen Spuren der römischen Antike errichteten die Experten ab 2003 mit

antiken Bautechniken reversibel drei Gebäude mit originalem Interieur.

Römische Technik in Betrieb

Die herausragende technische Meisterleis-tung war einst und ist auch heute die funk-tionierende Wasserversorgung von Therme, Bürgerhaus und Villa. Die Topographie vor Ort ließ keinen Bau von großdimensio-nierten Wasserleitungen zu, wie die Römer dies anderswo machten. Deshalb griffen die Wasserleitungen auf kleine Grundwas-servorkommen zu und versorgten einzelne Häuserblöcke. Heute ist dieses System in den

Markus Wachter leitet seit 2001 die Geschäfte des Archäologieparks Petronell-Carnuntum und erhielt die öster-reichische Denkmalschutzmedaille. Sein Konzept des Archäologieparks erhielt 2014 von der Europäischen Kommission das erste europäische Kulturerbesiegel.

has been in charge of running the archaeological park Petronell-Carnuntum and has been awarded the Austrian monument conserva-tion medal. His concept for the park achieved the first European Cultural Heritage Label in 2014.

THERME IM FREILICHTMUSEUM PETRONELL. Wie einst: Die römische Therme in Carnuntum wird das ganze Jahr über mit Wasser versorgt und beheizt.

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Schauhäusern wieder intakt. Genauso wie die Küche, in der nach römischer Art und Weise gekocht wird, oder die Fußbodenheizung unter den händisch verlegten Mosaikziegeln.

Das Projekt startete 2003 im Rahmen eines Kon-servierungsprojekts und begleitet von einem internationalen Fachbeirat. Ein weiteres wird folgen. „Ab 2016 werden wir mit Forschungs-grabungen die schon erschlossenen Flächen weiter optimieren, Privaträume rekonstruieren und so dieses einzigartige antike Erbe erhalten“, blickt Wachterer in die Zukunft. n

W ith rich details we let the visitors explore a Roman city quarter in three func-tionally reconstructed

buildings,” says Markus Wachter, managing director of the archaeological park Carnuntum. The presentation without displays is unique and attracts 160,000 tourists per year.

Roman technology in use

The exceptional technical feat is still the working water supply of the spa, the town

house and the villa. Because of the local topo-graphy the water pipelines were fed by small reservoirs supplying single blocks. Today, the system has been reinstalled in the show houses - as are the Roman style kitchen and the floor heating under the hand-laid mosaic tiles.

From 2016, private chambers will be recons-tructed and already developed areas will be optimised to preserve this unique antique heritage.

„Ab 2016 werden wir mit Forschungsgrabungen die schon erschlossenen Flächen weiter optimieren, Privaträume rekonstruieren und so dieses einzigartige antike Erbe erhalten.“

Behutsame Weiterentwicklung

56 ImmoFokus | Heritage 2015

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Behutsame WeiterentwicklungenGartenbau prägt seit Jahrhunderten das Stadtbild und die Werte der „Zwiebeltreter-Stadt“ Bamberg. Wie materielle und immaterielle Werte im Modellprojekt „Urbaner Gartenbau“ in die Zukunft geführt werden, zeigt Projektmanagerin Diana Büttner.

M itten in Bamberg ist urbaner Gartenbau noch heute le-bendig. Nicht nur die große Anzahl an Gärtnerfamilien,

innerstädtischen Anbauflächen und die reli-giösen Gärtnerbräuche zeugen davon. 1993 wurde Bamberg als materielles Erbe in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenom-men. Seit 2014 ist die „Bamberger Gärtnerei“ auf der Bayerischen Landesliste des immate-riellen Erbes. Das Modellprojekt „Urbaner Gartenbau“ zeigt, wie diese kulturellen Werte erhalten werden können. „Bewahrung hat nichts mit Stillstand zu tun, sondern kann wie in Bamberg zu einer Weiterentwicklung durch maßgeschneiderte Lösungen führen“, sagt Diana Büttner.

Der Erwerbsgartenbau drohte in Bamberg zurückzugehen und innerstädtische Flächen zu Brachen zu werden. Das Modellprojekt steuert dieser Entwicklung entgegen. Ein liebevoll eingerichtetes Gärtner- und Häcker-museum sowie ein Rundweg mit Aussichts-plattform bewahren nicht nur das Wissen um die alte Kunst, sondern schärfen das Be-wusstsein dafür. Zusätzlich zur Arbeits- und Lebensweise werden alte lokale Gemüsesor-ten wie der Spitzwirsing, die Kartoffelsorte

„Bamberger Hörnla“ oder das Süßholz als Beitrag zur Sortenvielfalt bewahrt. Von der strategischen Vermarktung des Gartenbaus gehen die ansässigen traditionsreichen Gärt-nereien wirtschaftlich gestärkt hervor und bieten moderne Dienstleistungen wie die Betreuung von Gräbern und Privatgärten an.

„Das Projekt eröffnet den Gärtnern und der Stadt auch ein Stück Zukunft in materiellem und immateriellem Sinn“, sagt Diana Büttner. Denn es bildeten sich bereits Zusammen-schlüsse wie die ‚Interessengemeinschaft Bamberger Gärtner’, der Verein ‚Bamberger Sortengarten – Grünes Erbe Bamberg’ und die

‚Süßholz-Gesellschaft’, die das Alte bewahren aber auch behutsam weiterentwickeln. n

I n Bamberg, urban gardening is still alive as can be seen in the large number of gardeners’ families, inner-city cultivation areas and religious gardening customs.

In 1993, Bamberg gained UNESCO World Heritage status. Since 2014, the “Bamberg Nursery” is recognised as immaterial heritage by Bavaria. The pilot project “Urban Gardening” helps preserve these cultural values. “Preservation is not about stagnation”, says Diana Büttner.

Commercial horticulture was on the decline in Bamberg, inner-city spaces lay fallow. A gardening museum was established to protect knowledge about old craftsmanship and help build awareness. Additionally old local vegeta-bles are being preserved. The strategic marke-ting of gardening strengthens the traditional gardeners and they are now creating networks.

Diana Büttner … Diana Büttner ist Projektmanagerin des Zentrums Welterbe Bamberg. Sie ver-antwortet die Umsetzung der UNESCO-Welterbekonvention und koordiniert das Modellprojekt ‚Urbaner Gartenbau’.

is project manager at the Centre World Heritage Bamberg, responsible for the implementation of the UNESCO World Heritage Convention, coordinating the pilot project “Urban Gardening”.

Die für die Gärtnerstadt Bamberg charakteristi-schen Grünflächen sind erhaltenswert und Teil des UNESCO-Welterbes „Altstadt von Bamberg“; das Projekt „Urbaner Gartenbau“ kümmert sich behutsam darum.

Das Palais Schwab

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Zu neuem Leben erwecktDas Palais Schwab. Knapp zehn Jahre stand das Palais in der Weihburggasse leer. Nach einer Generalsanierung erstrahlt es nun in neuem Glanz.

W ie stark das Palais Schwab in der Weihburggasse 30 auch heute noch emotiona-lisiert, beweist eine kleine

Episode im Vorfeld. Wie immer bin ich einige Minuten vor der vereinbarten Zeit am Treffpunkt. Eine kleine Gedenktafel in rund 2,2 Metern Höhe zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Zugegeben, stark kurzsichtig habe selbst ich Mühe, die kleine Schrift zu entziffern, die die wechselhafte Geschichte des Hauses zusam-menfasst. Eine vorbeilaufende Passantin merkt nur spitz an, dass diese Tafel ursprünglich noch viel höher hing. „Das haben die Eigen-tümer sicher mit Absicht getan. Die wollen mit der Geschichte des Hauses nichts zu tun haben“, sprach’s und lief weiter.

Doch das Gegenteil ist der Fall, wie ÖRAG-Vorstand Stefan Brezovich später während des Rundgangs durch das Haus anmerkt.

„Die Tafel hing früher noch höher. Der Eigen-tümer ließ sie sogar nach unten versetzen.“ Nicht nur das. Der neue Eigentümer habe auch die Aufarbeitung der Geschichte des Hauses in Auftrag gegeben.

Die zwischen Ronacher und Stadtpark ge-legene Immobilie ist ein Zeuge der histori-schen Verwerfungen der letzten eineinhalb Jahrhunderte. Es war der aus Prag stam-mende jüdische Textilindustrielle Gottlieb Schwab, der sich mitten im Gründerzeit-Boom der frühen 1870er Jahre von Archi-tekt Wilhelm Stiassny ein Innenstadtpalais

To this day Palais Schwab located at Weihburg-gasse 30 in Vienna evokes strong emotions. While waiting in front of the building I noticed a small plaque around 2.2 metres above street level. Being short sighted I have problems deciphering the small letters which are telling the turbulent history of the house. A passer-by comments that the pla que had origi-nally been attached much higher. “I bet the ow-ners did this on purpose because they did not want to have anything to do with the history of building,” she said before walking on.

But this is far from the truth as ÖRAG-chair-man Stefan Brezovich tells me later while showing me around the house: “The owners had the plaque put much lower.” And they also had the building’s past reappraised.

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PRUNKVOLLES ENTRÉE. Durch den stark gegliederten Eingang eröffnet sich über Prunktreppen der Zugang zur Beletage.

bauen ließ, einen repräsentativen Wohnsitz, der den Aufstieg der Schwabs in die tonan-gebenden Kreise Wiens auch architekto-nisch dokumentieren sollte. 1938 wurden Flora und Heinrich Schnabl, die damaligen Besitzer, an die Schwab verkauft hatte, von den Nazis zum Verkauf ihres Hauses ge-zwungen. Mit 250.000 Reichsmark war der

„Kaufpreis“ nicht nur sehr niedrig, sondern er wurde auch nur zum Teil ausbezahlt. Käufer war die „Reichsanstalt für Arbeits-vermittlung und Arbeitslosenversicherung Berlin“.

Wien setzt auf Kontinuität

Wie in vielen Fällen gab es auch hier nach 1945 Kontinuität. Das Gebäude blieb im Besitz des Arbeitsamtes, nur eben jetzt nicht mehr des reichsdeutschen, sondern des österreichischen, das später in „Ar-beitsmarktservice“ (AMS) umbenannt wurde. Statt eine Rückerstattung des Ge-bäudes voranzutreiben, entschied sich die Republik Österreich 1957 dazu, Heinrich und Flora Schnabl 618.000 Schilling (was etwa 10 Prozent des damaligen Marktwerts entsprach) auszuzahlen und das Verfahren damit für beendet zu erklären. Erst im No-vember 2003 entschied die Schiedsinstanz beim Allgemeinen Entschädigungsfonds, dass das Objekt seinen rechtmäßigen Be-sitzern zurückzugeben ist. Damit wurde

erstmals in der Geschichte der Zweiten Re-publik einem Antrag auf Naturalrestitution entsprochen.

Man merkt es gleich. Brezovich, ÖRAG-Geschäftsführer Reinhard Prüfert und der Leiter der Abteilung Architektur & General-planung Josef Jakob sind sichtlich stolz dar-auf, „ihr Gebäude“ präsentieren zu können.

„Sie müssen sich unbedingt zuerst das Foyer ansehen“, rät Architekt Jakob – und Recht hat er. „Das Foyer, auf das wir besonders stolz sind, wurde vom griechischen Künstler Panagiotis Papadopoulos gestaltet.“ Das offene Foyer im Innenhof erweitert das zentrale Verbindungselement zwischen der historischen Einfahrt, den im Ringstraßen-stil reich ausgestatten Räumen der Beletage und den darüber liegenden, modern und funktional ausgestatten Geschoßen. Für ausreichend Licht sorgt eine Glasdecke. Eine Malerei (Acryl auf Kalkzementputz) bil-det einen starken Kontrast zur historischen Substanz. Die Malerei besteht aus Zitaten

„Da finden sich Texte von Falco bis Bukow-ski“, so Brezovich.

Blick bis in den Wienerwald

Die Beletage lassen wir - noch - links liegen. Mit dem Aufzug geht es ins Dachgeschoß. In den neu errichteten Dachgeschoßwohnun-gen entstanden großzügige, lichtdurchflu-

„ Sind vorsichtig mit der alten Bausubstanz umgegangen.“

Stefan Brezovich ÖRAG-Vorstand

The property situated between Ronacher and Stadtpark is witness to the historic uphea-vals of the last century and a half. It was the Prague-born Jewish textile industrialist Gott-lieb Schwab, who commissioned architect Wilhelm Stiassny to build him a palais in the city centre during the “Gründerzeit”-boom of the 1870s. In 1938, the successive owners Flora and Heinrich Schnabl were forced by the Na-zis to sell. The purchase price was very low at 250.000 Reichsmark and it was not even paid in full. Buyer was Reich’s job centre in Berlin.

Continuity in Vienna

Like in many cases there was continuity after 1945. The new Austrian job centre, which later was renamed AMS, became the owner of the building. Instead of pushing for the restitution of the building the republic of Austria decided in 1957 to pay out 618.000 Schilling to Heinrich and Flora Schnabl, which was about 10 percent of the market price at the time, and closed the case. Only in November 2003, the restitution fund decided the property has to be returned to the previous owners. This was the first time since World War II in Austria that a request for restitution of property was granted.

And ÖRAG is clearly proud to be able to present “its building”, especially chairman Brezovich, managing director Reinhard Prüfert and the head of the department for architecture and

Das Palais Schwab

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GRÖSSTMÖGLICHE FLEXIBILITÄT. Die Büroräumlichkeiten wurden den modernen Erfordernissen ent-sprechend angepasst.

tete Maisonetten. Diese spielen alle Stückerl und bieten Luxus pur. „Jedes Geschoß verfügt über Terrassen. Von der oberen Dachebene haben Sie von den Sonnendecks freien Blick auf den Wienerwald und den Stephansdom.“ Dieser Blick - aber auch der Blick in eine der Wohnungen - bleibt mir verwehrt. „Alle Wohnungen sind bereits vermietet.“ Jetzt geht es zu Fuß durch das renovierte Stiegenhaus weiter. „Wir konn-ten das alte Stiegenhaus erhalten. Die Stufen sind - wie man sieht - abgenutzt, aber origi-nal.“ Erhalten sind auch die zum Spannen der Teppiche vorgesehenen Haken. Auf die Teppiche selbst musste man wegen des Brandschutzes verzichten. Die Büroetagen sind in ihrer Grundrissgestaltung flexibel geplant und mit der neuesten Haustechnik ausgestattet. Die Raumhöhen betragen 3,70 bis 4,80 Meter, die Heizung/Kühlung erfolgt über Fan-Coils, die EDV-Kabelkanäle laufen unter massiven Parkettböden, eine

„ Die Weihburggasse ist mit dem „Green Building Zertifikat“ ausgezeichnet.“

Reinhard Prüfert GF ÖRAG Immobilienvermittlung

ALT TRIFFT NEU. Die Malerei (Acryl auf Kalkzementputz) bildet einen starken Kontrast zur historischen Substanz.

general planning, Josef Jakob. The foyer is a particular eye catcher. It is the central connec-ting element between the historic driveway, the rooms in the Beletage that are richly deco-rated in the Ringstraßen style and the modern, functional levels above. A glass ceiling ensures there is enough light. A painting serves as a contrasting element to the historic elements. It is made up of quotes. “You can find texts from Falco to Bukowski,” says Brezovich.

View of the Vienna woods

The new light-flooded maisonettes under the roof offer pure luxury. “Every level has two balconies. From the top roof level you have an undisturbed view of the Vienna woods and St. Stephen’s Cathedral”. I cannot see any of this because all flats are already rented out.

Walking down the stairs, Brezovich tells me they were “able to preserve the old staircase”. The steps are worn but original and they still have the hooks used to hold the carpets. Those could not be put back in because of fire regula-tions. The office levels have flexible floorplans and are issued with the latest building services.

Lüftungsanlage mit hoher Wärmerückge-winnung sorgt für angenehmes Raumklima. Was besonders auffällt, ist die angenehme Akustik – selbst im noch leeren Großraum-büro. Pawlatschen dienen als Verbindungs-gänge zwischen den Gebäudeflügeln. „Was uns besonders freut, ist, dass das Gebäude mit dem „Green Building Zertifikat“ der europäischen Kommission ausgezeichnet wurde“, unterstreicht Prüfert die Nachhal-tigkeit der Renovierungsmaß nahmen.

Das AMS war ein Glücksfall

Aufwendiger gestaltete sich das Renovieren der Prunkräume, der Beletage. „Dass das Arbeitsmarktservice jahrzehntelang einge-mietet war, darf als Glücksfall bezeichnet werden“, so Architekt Jakob. Dem AMS habe immer das Geld gefehlt, durch Reno-vierung und Adaptierungen Schäden an der Bausubstanz zu verursachen, wie es bei anderen Palais der Fall war. „Wir konnten die Generalsanierung in 18 Monaten reali-sieren“, blickt Brezovich zufrieden zurück.

„Die Zusammenarbeit mit dem Bundesdenk-malamt lief problemlos ab“, so Jakob. „In

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Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt haben wir viele Originalelemente restau-riert und rekonstruiert.“ So wurden zum Beispiel einige Wandtapeten nachgewoben. Vorhandene Materialien wurden sorgsam renoviert - wie der Steinboden - oder wie-derverwendet. So findet sich der alte Hand-lauf des Treppengeländers als Griff bei den Türen wieder.

Jeder Raum der 353 Quadratmeter großen Beletage hat sein besonderes Flair. Da gibt es den vertäfelten ehemaligen Speisesaal. In seine Holzkassettendecke sind zwei Gemälde des deutschen Historienmalers Julius Frank eingearbeitet. Sie zeigen eine Kahnfahrt und eine Tafelszene. Im Ecksa-lon sind kassettierte Türen mit Goldgrotes-ken und Puttenreliefs in den Supraporten erhalten. Bemerkenswert sind auch hier die Deckenbilder der Stuckkassettendecke. Sie stellen im Mittelteil Allegorien von Musik, Poesie und Tanz dar. In den Ecken befinden sich fünfeckige Ölbilder von Julius Frank mit Märchenmotiven aus Rot-käppchen, Aschenputtel, Dornröschen und Schneewittchen. Auch das Wohnzimmer sowie einige kleinere Räume sind reich mit Deckengemälden, Stuckkassetten und Holzverkleidungen ausgestattet.

Die Geheimtreppe

Die Beletage hat aber auch mit einem ganz besonderen Gustostückerl aufzuwarten – ei-nem durch eine Geheimtreppe erreichbaren Saal im Soutterrain. An einer Längswand befindet sich eine Nische. Man vermutet, dass es sich um den Versammlungssaal ei-ner Freimaurerloge gehandelt hat. n

„ Die Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt lief problemlos ab. Wir mussten viele Originalelemente restau-rieren und rekonstruieren “

Josef Jakob ÖRAG Leitung Architektur & Generalplanung

The rooms are between 3.7 metres and 4.8 me-tres, fan coils regulate heating and cooling, the IT cables are running underneath the massive parquet flooring. An airing system with a high heat recovery ensures a good indoor climate. I immediately notice the agreeable acoustics

– even in the still empty open-planned office. Galleries serve as connecting corridors. Prüfert is particularly happy that the buildings recei-ved the European Commission’s “Green Buil-ding Certificate” confirming the sustainability of the renovation measures.

The AMS was a stroke of luck

The renovation of the state rooms was more complex. “It was a stroke of luck that the AMS was using the building for decades,” says ar-chitect Jakob. The AMS never had the money to cause damage to the historic elements by reno-vations or adaptations, he explains. The com-plete renovation was done within 18 months without any glitches in the cooperation with the federal heritage agency (BDA). Original elements were restored and reconstructed,

Every room in the 353 square metre Beletage has a distinctive flair. There is the panelled former dining room. In the corner salon there are panelled doors with golden grotesques and cherub reliefs in the sopraportas. Also the living room and a few smaller rooms are richly decorated with painted ceilings, stucco panels and wooden panelling.

The secret stairway

The Beletage also has a very special gem – a hall in the basement reachable via a secret stairway. It was probably a meeting place for Freemasons. n

BELEUCHTUNG. Die neu angefertigten Luster fügen sich nahtlos in das Ambiete ein.

Kleinode sichtbar machen

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Kleinode sichtbar machenKulturelles Erbe ist in Österreich in vielen kleinen Städten verstreut. Die ARGE Kleine historische Städte bündelt seit 20 Jahren die Marketingaktivitäten dieser historischen Perlen, schafft dabei internationale Aufmerk-samkeit, lockt Besucher an und entwickelt laufend neue Themen.

MARIAZELL HAUPTPLATZ

Die obersteirische Kleinstadt Mariazell ist das geistige Zentrum der katholischen Völker im Donauraum. Zahlreiche internationale Pilgerwege führen zur Gnadenstatue Magna Mater Austriae.

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I n 80 Tagen kann man um die Welt reisen. Für die schönsten Motorrad-routen durch Österreich genügen 15 Tage, das beweist das jüngst erschienene

Tourenbuch „Austria Classic Tour- Traumstra-ßen durch Österreich“. Die 3.500 Kilometer führen Biker in Tagesetappen bis zu Dreita-gestouren durch alle Bundesländer zu kultu-rellen, lukullischen und landschaftlichen Genüssen. Die Initiative für den außergewöhn-lichen Reiseführer kam von der ARGE Kleine historische Städte Österreichs – kurz KHS, die damit ihren 15 Mitgliedern eine Promotion der besonderen Art bietet.

Die Gründung der ARGE liegt 20 Jahre zurück und fußt auf einer bestechend einfachen Idee. „Bis 1994 wurde Städtetourismus nur für Landeshauptstädte durch die Österreich Werbung und Kulturtourismus durch die

ARGE Städte aktiv beworben. Dadurch sind kleine Städte in keine groß angelegten Wer-beaktivitäten eingebunden gewesen“, sagt ARGE-Geschäftsführerin Eva Pötzl. Durch die Kooperation werden nicht nur über Touren-bücher, sondern auch über den Jahreskatalog, eine Website, Gutscheinaktionen und Presse-aktivitäten gezielt Marketingaktivitäten für die Mitgliedsstädte durchgeführt.

Sie haben ihre Einzigartigkeit bewahrt

Mitglied kann jede Stadt mit Stadtrecht werden, die einen denkmalgeschützten Bereich hat, mindestens 300 Gästebetten in der Drei- oder Viersterne-Kategorie anbietet und höchsten 70.000 Einwohner hat. Zusätzlich muss eine professionelle Tourismusorganisation vor Ort sein und es darf keine Mitgliedschaft bei der ARGE Städte bestehen. Mit einem jährlichen

T he new travel guide “Austria Classic Tour” is sending motorcyclists on a tour of cultural, culinary and scenic delights. The idea came from the ARGE

Kleine historische Städte Österreichs (KHS), the association of small historic cities. It was founded in 1994 at a time “when tourist promotion was focussing on the capitals of the nine provinces,” explains managing director Eva Pötzl. The KHS offers its 15 member cities targeted promotion via travel guides, an annual catalogue, a website, vouchers and press activity.

They remained unique

Any place with town privileges can become a member on three conditions: It has to have a listed area, under 70,000 inhabitants and offer at least 300 guest beds in the three- or four-star category. Additionally it has to have a profes-sional tourism organisation and must not be a member of the ARGE Städte, the associations of Austrian cities.

„Das Ziel ist es, gemeinsam touristisch aufzutreten und den Bekanntheitsgrad der Mitglieder im In- und Ausland zu fördern.“ Eva Pötzl, Leiterin des Steyrer Tourismusverbandes

BLUDENZ ALTSTADT STURNENGASSE.

In den Gassen der Altstadt von Bludenz finden sich mehr als 300 Jahre alter Häuser.

Kleinode sichtbar machen

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Mitgliedsbeitrag von 750 Euro und einem Marketingbeitrag von 5.980 Euro ist man dabei. 2015 zählt die Kooperation fünfzehn kleine historische Städte. Dazu gehören die Vorarlberger Alpenstadt Bludenz, die für ihre Keramik bekannte Stadt Gmunden oder Österreichs kleinste Statuarstadt Rust

LIENZ HAUPTPLATZ.

Am Lienzer Hauptplatz wurde Ende des 12. Jahrhunderts die Stadt gegründet. Die dominante Liebburg wurde im 17. Jahrhundert erbaut und dient seit 1988 als Rathaus.

BUMMERLHAUS.

Das Bummerlhaus in Steyr ist im Inneren ein Prunkstück gotischer Profan-architektur und beherbergt eine der schönsten Hauskapellen dieser Zeit.

im Burgenland, die gerade einmal 1.929 Einwohner zählt.

Ihnen allen gemeinsam ist, dass die Städte historische Kleinode aus längst vergange-nen Zeiten sind, die ihre Einzigartigkeit bewahrten und trotzdem nicht in der Vergangenheit stecken geblieben sind. So etwa in Lienz: Seit der Bronzezeit haben Siedlungstätigkeiten in der Osttiroler Stadt stattgefunden, später kamen die Römer und im 11. und 12. Jahrhundert wurde bereits erweitert, wovon Schloss Bruck und das Karmleiterkloster heute noch zeugen. Das heute lebhafte Treiben am Hauptplatz prägt die Liebburg, die im 17. Jahrhundert errich-tet wurde.

Unterstützt in Kommunikation und Marketing

Um kulturelle Kleinode attraktiv zu ma-chen, setzt die ARGE Kleine historische Städte nicht nur die Initiierung eines Mo-torradführers ein. Das Hauptinstrument ist der jährliche Katalog, der in den drei Sprachen Deutsch, Italienisch und Eng-lisch erscheint. Zusätzlich entsteht ein Ad-ventskatalog, Gutscheine und dazugehö-rige Folder sowie ein Gruppenhandbuch.

The annual membership fee is €750 plus a mar-keting contribution of €5,980. All 15 members are historic gems from times long gone but they are not stuck in the past.

Marketing support

To make the cultural gems more attractive, the KHS’ main instrument is the annual catalogue published in German, Italian and English. Additionally there is an advent catalogue, vou-chers, folders and a group handbook.

In close cooperation with the Austrian tourism board exclusive campaigns are implemented. For 2015 and 2016 the focus was put on Ger-many and Switzerland. All participating cities are presented at press conferences, workshops, editorial tours, via newsletters and mailings.

The success of KHS cannot be measured in the number of bookings but only in the con-tinuous participation of the members and the ads of all four-star accommodations in parti-cular, explains Pötzl. Because: When hoteliers and caterers are investing more, more money will more likely land in their cashiers.

Eva Pötzl ist Leiterin des Steyrer Tourismusverbandes sowie Geschäftsführerin der ARGE Kleine historische Städte. Regelmäßig organisiert sie regionale Kulturfestivals wie bei-spielsweise „Schubert at Steyr“ und das „Musikfestival Steyr“.

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Die Mitglieder der ARGE Kleine historische Städte profitieren von gemeinsamen, internationalen Kampagnen.

Vorarlberg:Feldkirch – Gaukler, noble Weine und der Zauber der GeschichteBludenz - Alpenstadt

Osttirol:Lienz – Sonnenstadt zwischen Drau und Isel

Salzburg:Hallein – Mittelalterlicher Stadtkern mit imposanten Bürgerhäusern Radstadt – Alte Stadt im Gebirge

Oberösterreich:Braunau – Mediterranes FlairGmunden – Am Gemünde der TraunSteyr – Hundertjährige RomantikstadtSchärding – Junges Leben in alten Mauern

Steiermark:Mariazell - Ein Geschenk des HimmelsBad Ischl – Des Kaisers große LiebeJudenburg – Venezianischer Charme und steirische KaufleuteBad Radkersburg – Nach den Regeln der alten Handwerkszunft

Niederösterreich:Baden bei Wien – Stadt der Rosen und Gartenkultur

Burgenland:Rust – Stadt der Störche und des edlen Weines

15 KLEINE HISTORISCHE STÄDTE

RUST.

Rust, die kleinste Statuarstadt Österreichs, ist für Störche und Wein bekannt. Das historische Stadt-zentrum steht unter dem Schutz der Haager Konvention und wurde 2001 in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen.

In enger Kooperation mit der Österreich Werbung realisiert man Exklusivkampagnen, die 2015 und 2016 den Schwerpunkt nach Deutschland und in die Schweiz legen. Alle teilnehmenden Städte werden nicht nur dar-gestellt, sondern auch präsentiert bei Presse-konferenzen, Workshops, Redaktionstouren, durch Newsletter und Mailings. Zusätzlich werden sie in der Pressearbeit laufend unter-stützt. „Das Ziel ist es, gemeinsam touristisch aufzutreten und den Bekanntheitsgrad der Mitglieder im In- und Ausland zu fördern“, sagt Eva Pötzl.

Der Erfolg der KHS lässt sich nicht in Bu-chungszahlen messen, sondern nur in der andauernden Teilnahme der Mitglieder. Denn Urlaubsentscheidungen, weiß Geschäftsfüh-rerin Pötzl, können nicht einzelnen Kanälen oder Kooperationen zugeordnet werden. Der Reisende liest hier einen Zeitungsartikel, sieht dort einen Film und hält zufällig mal eine Broschüre in der Hand. Ein deutlicherer Grad-messer für Pötzl sind die kontinuierlichen Inserate aller Vier-Sterne-Häuser der Städte. Denn: Wenn Hoteliers und Gastronomen in-vestieren, wird vermutlich auch mehr in ihren Kassen landen. nFo

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Der Blick der Architektin

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Der Blick der ArchitektinHistorische Gebäude sind in ihrer Grundidee erhaltenswert. Susanne Zottl, Wiener Architektin, hat sich darauf spezialisiert, die fortlaufende Geschichte der Form und Nutzungen von Gebäuden in der Gegenwart weiter zu schreiben. Ihr Anliegen ist: Sensibilität und Sprache für Gebäude zu schärfen.

Zottl WB Angewandte(linkes Foto)

Der Entwurf von Susanne Zottl und Eric Owen Moss Architects für die geplante Erweiterung der Universität für angewandte Kunst schreibt Architekturvisionen weiter. Unterschiedliche Stilepochen prägen das historische Gebäude, der Entwurf schreibt Architekturvisionen weiter (Wiederholung!?). Denn die nächste Entwurfsvision ist schon immer im Entstehen begriffen und Architekturdiskussion ist eben nie abgeschlossen

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D en Blick der Architektin auf Erbe begleitet die Zukunft. „Es braucht Sensibilität, Vielschichtigkeit und ein Vokabular, das aus

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft die sich verändernde Architekturvision lesbar und gestaltbar macht“, sagt Susanne Zottl. Die sensible Wiener Architektin bringt moderne Blickwinkel in historische Gebäude, wie etwa das Atelier Augarten, die Orangerie Unteres Belvedere, das Saalgebäude Augarten, die Universitätsbibliothek der Universität für Musik und darstellende Kunst oder die Uni-versität für angewandte Kunst.

Altes aufnehmen, interpretieren und

weiterführen

Im Wettbewerbsbeitrag zur Erweiterung der Universität für Angewandte Kunst zeigt sie das in spektakulärer Weise. Beim ersten Hinsehen auf die Architekturzeichnung sieht das Gebäude wie ein unfrisierter Berggeist aus. Auf den zweiten Blick er-schließt sich mehr. Auf dem k.u.k. Back-steingebäude von Heinrich von Ferstl ist die Zukunft gelandet. Moderne Materialien, Stahlkonstruktionen und verdrehte Kuben schaffen neue Innenräume, der gläserne Baldachin einen Außenraum. Das Neue

A n architect’s view of heritage is always accompanied by the future.

“It needs sensitivity, multi-layer approaches and a vocabulary which

makes the changing architectural visions from past, present and future readable and designable”, says Susanne Zottl. The sensitive Viennese architect brings modern viewpoints to historic buildings like the Atelier Augarten, the Burghauptmann-schaft (castle and fortress authority), the Zent-ralfriedhof (central cemetery), the entrance area of the Silver Collection at Hofburg Wien, the venerable university library or the University for Applied Arts.

WB UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK.

Im Entwurf des Foyergebäudes am Campus der Universität für Musik und darstellende Kunst weicht Susanne Zottl bewusst von der strengen, kartesischen Ordnung der Anlage ab. Besucher aus allen Richtungen lädt dieser auffällige Komplex ein, neue Durchblicke zu genießen. Das Grundthema des Entwurfes lautet ja auch Offenheit für die Vielfalt.

Susanne Zottl

Susanne Zottl ist Architektin in Wien. 2010 nahm sie an der 12. Internationalen Biennale in Venedig „Austria under construction“ teil. Ihr zentrales Architekturthema ist die viel-schichtige und sensible Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. is a multiple award-winning architect in Vienna. 2010 she participated in the 12th International Biennale in Venice titled “Austria Under Construction”. Her central architectural topic is the multi-layer and sensitive combination of past, present and future.

Der Blick der Architektin

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ist dabei deutlich abgegrenzt vom Bestand, was auch gut begründbar ist. Denn die ur-sprüngliche Errichtung als Kunstgewerbe-museum ist längst überholt. Später war sie Ausbildungsstätte für Kunsthandwerk und heute bildet sie als Universität zukünftige Architekten und auch Medienkünstler aus. Zottl ist überzeugt: „Altes soll nicht als Altes bloß erhalten werden, sondern mit Neuem so verbunden sein, dass aufgenommen, in-terpretiert und weitergeführt wird.“

Ehrfurcht vor der fortlaufenden Geschichte

Historische Gebäude fordern Susanne Zottl in ganz besonderer Weise heraus: „Das Pro-jekt, das in der Gegenwart bearbeitet wird, wird eingeklinkt in eine längere Zeitspanne, die das Objekt schon überdauert hat und noch überdauern wird.“ Die Grundsätze der Arbeit betreten die Philosophie. So finden Raum und Programm bei der Arbeit mit Erbe gleichzeitig statt. Denn anders als bei Neubauten besitzen bestehende Räume eine Geschichte, die jede Weiterentwicklung

und Neunutzung beeinflussen. Die Zeit spielt überhaupt eine ganz besondere Rolle beim Umgang mit historischer Bausubstanz. Denn historische Bauten haben eine meist langwährende Geschichte, die über die Lebenszeit von Planern und Architekten hinausgeht. Jegliche Neu- oder Umplanung findet somit nur zu einem zufälligen Augen-blick statt und ist Teil einer länger andauern-den Baugeschichte.

Bei der großen Bedeutung von Geschichte ist es die Aufgabe der Architektur die Ob-jekte als lebendige Strukturen zu erhalten. Dieser Anspruch ist leichter gesagt, als getan. Denn es braucht Mut, die Ehrfurcht vor der Geschichte und der Charta von Ve-nedig – nach der Struktur und Gestalt der Denkmäler nicht verändert werden dürfen

- sensibel zu überwinden. Denn das ginge ei-nen Schritt über die erwünschte Umsetzung heutiger Standards, wie Barrierefreiheit, Energieeffizienz oder Museumstechnologie, hinaus. Zusätzlich lernen wir heute von

„Bei historischen Objekten kommen andere und äußerst sensible Parameter zum Tragen, die nicht rein kausal sondern im Objekt an sich begründet sind.“

Pick up old, interpret and continue

She demonstrates this in a spectacular way in the most recent competition entry for the expansion of the University for Applied Arts: modern materials, steel constructs and twisted cubes create new interior spaces, the steel ca-nopy an exterior room.

“The old should not only be preserved but connected to the new in a way that picks it up, interprets and continues it,” says Zottl.

Awe in the face of history

Historic buildings are challenging Zottl in a very special way: “A current project links into a longer timeline which it has already gone through and which it will still go through.” Other than new constructions, existing rooms have a history influencing further develop-ment and new utilisation. Any re-planning is happening at a random moment.

Given history’s important role it is the architect’s task to preserve objects as living

SCI­ART GALLERY.

Auf Einladung des Southern California Institute of Architecture gestaltete Susanne Zottl eine Installation zum Thema „Dicke Wand“ in der Galerie der Universität. Das Objekt namens

“A styrofoam lover with (e)motions of concrete“ beschäftigt sich mit der historischen Mauer, die durch nachträgliche Applikation von heute üblicher Wärmedämmung „flach und eben“

wird. Die Installation holt die dicke Außenwand nach innen, nimmt neue Nutzungen bereits vorweg und verwendet Styropor, das gängigste Dämmmaterial.

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der historischen Bausubstanz etwas ganz we-sentliches: die Auseinandersetzung, die neue Betrachtungsweisen bringt.

Vielschichtigkeit verstehen

„In der Architektur geht es darum, abgesehen von Kernfakten wie Quadratmetern und Kuba-turen, Verständnis für die Vielschichtigkeit zu wecken“ sagt Zottl. Dies lässt sich an jedem ihrer Projekte zeigen. Die Installation einer “Dicken Wand“ beispielsweise in der Galerie des Sou-thern California Institute of Architecture nahm das Thema Alt und Neu in den Fokus. Das Objekt namens „A styrofoam lover with (e)motions of concrete“ beschäftigt sich mit der historischen Mauer, die durch nachträgliche Applikation von heute üblicher Wärmedämmung „flach und eben“ wird und holt die dicke Außenwand nach innen. Dabei wird das Dämmmaterial Styropor so gestaltet, dass die neue Nutzungen bereits vorweg genommen sind.

Susanne Zottl arbeitete in internationalen Architekturbüros, wie COOP Himmelb(l)au Jean Nouvel und in Kooperationen mit Eric Owen Moss. n

structures. But it takes courage to sensi-tively overcome the awe in the face of his-tory. According to article five of the Venice Charta structure and design of landmarks can and may be altered. And this is one step further from implementing modern stan-dards like ensuring accessibility, energy efficiency or installing museum technology.

Understanding complexity

“Architecture is about creating understan-ding for complexity aside from core facts like square metres and cubage,” says Zottl. This is visible in each of her projects, like the installation “Wall” in the gallery of the Southern California Institute of Architec-ture. Or the object named “A Styrofoam Lo-ver with (E)motions of Concrete” which is about the historic wall becoming “flat and level” through modern insulation. It brings the thick outside wall to the inside.

Susanne Zottl was working together with international architects and teams like coop himmelblau, Jean Nouvel and Eric Owen Moss.

Ein Auszug aus der Projektliste von Susanne Zottl:

§ Bibliothek der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

§ IST Austria

§ Porzellanmanufaktur Augarten

§ Eingangsbereich Silberkammer der Hofburg Wien

§ Infopoint und Bestattungsmuseum am Zentralfriedhof Wien

§ Orangerie Unteres Belvedere Wien

§ Empfang Burghauptmannschaft Wien

§ Atelier Augarten

PROJEKTE UND WETTBEWERBE

SAALGEBÄUDE AUGARTEN.

Der Barocktrakt der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten erstrahlt und bietet Platz für neue gastronomische Nutzungen

Bei Umbau und Sanierung des Saalgebäudes Augarten, dessen älteste Bausubstanz bis vor das Jahr 1670 zurückreicht, lässt Architektin Zottl die ursprüngliche im ältesten erhaltenen Grund-rissplan von 1862 festgehaltene großzügige Gliederung des Mitteltrakts wieder neu aufleben. Zusätzlich wurden neue Nutzungen - Museumsbetrieb und Gastronomie – parallel zu Verkauf und Büro angesiedelt.

„In der Architektur geht es darum, abgesehen von Kernfakten wie Quadratmetern und Kubaturen, Verständnis für die Vielschichtigkeit zu wecken.“

Schlösserland Sachsen

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Neue WegeErbe wirtschaftlich nützen stellt Eigentümer und Betreiber vor Herausforderungen. Peter Dietz und Sylvia Wagner zeigen am Beispiel des Schlösserlands Sachsen, wie mit Prioritätensetzung und neuen Richtlinien Genehmigungsverfahren und Nutzungskonzeptionen erfolgreich verändert wurden.

I n Sachsen veränderte sich vieles. Im Freistaat beschleunigten sich in den letzten Jahren die Prozesse von der Idee bis zur Umsetzung der Nutzung

von kulturellem Erbe. Das ist erfreulich. Denn früher dauerte das reine Verfahren, um ein kulturelles Erbe von der Konzeption bis zur Umsetzung zu bringen, rund 80 Monate, das sind 7 Jahre und 8 Monate. Heute dagegen genügen 50 Monate, also 4 Jahre und 2 Monate.

„Mit Prioritätensetzung und einem neuen, bis in die Richtlinien verankerten, verbindlichen Prozessmanagement werden in Sachsen er-folgreich neue Wege beschritten“, sagt Peter Dietz, Gründer des Baureferats Sachsen. Durch die Errichtung einer Betreibergesellschaft im

Jahr 2012 wurde es unterstützt, dass Interes-sensunterschiede von Eigentümer und Betrei-ber synergetisch in Richtlinien und Prozesse umsetzbar wurden.

Synergien erkennen und zusammenführen

Was ist die Ausgangslage? Nüchtern betrachtet, basiert Bauen und die Förde-rung durch offizielle Einrichtungen auf genehmigtem Bedarf und bereitgestellten Haushaltsmitteln. Entsprechende Regula-rien und Richtlinien schreiben hierfür in Sachsen und vielerorts das Verfahren vor. Kommen dann noch zusätzliche Finanzie-rungskonzepte wie beispielsweise der eu-ropäische Fonds für regionale Entwicklung

T here is a lot changing in Saxony. Over the last years, the process from an idea to implementing the utilisation of cultural heritage has been speeding

up. Today, the procedure to get a cultural heritage from the concept stage to implementation only takes 50 months, which is four years and two months. In the past it was 80 months.

“By setting priorities and using a new, binding process management embedded in the guide-lines Saxony has successfully set a new course,” says Peter Dietz, founder of the building divi-sion Saxony. The creation of an operating com-pany in 2012 helped to synergise differences in interests between owner and operator.

Finding and combining synergies

On the bottom line, building and subsidising by official entities is based on granted requi-rements and earmarked budgets. In Saxony, there are various regulations and directives for these processes. Once financing concepts like the European Regional Development Fund (ERDF) also come into play everything beco-mes a little more dense and complex.

Additionally, different interests of owners and operators are clashing. For the owner it is economically important to market a unique selling point the best possible way. In the castle state Saxony this is the magnificent and event-ful history of the palaces, castles and gardens.

From an operator’s point of view it is revenues and securing the structural cultural heritage that count. In the Free State Saxony a synergy between the different interests has been created.

Escaping the time and cost trap

In 2012, the owner – the Free State of Saxony – and the operator were separated. The founding

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(EFRE) dazu, wird die Sache nochmals dich-ter und komplexer. Für eine erfolgreiche Einreichung, Genehmigung und Förderung sind baufachliche, wirtschaftliche, tragfä-hige und haushalterisch genehmigungsfä-hige Unterlagen ein Muss.

Dabei treffen zusätzlich unterschiedliche Interessen von Eigentümern und Betrei-bern aufeinander. So ist es für den Betrei-ber aus wirtschaftlichem Interesse wichtig, ein Alleinstellungsmerkmal bestmöglich zu vermarkten. Im Schlösserland Sachsen ist dies die prachtvolle und bewegte Ge-schichte der Schlösser, Burgen und Gärten. Aus der Sicht des Betreibers hingegen sieht

die Sache anders aus: für ihn zählen die Erträge sowie die Sicherung des baulich kulturellen Erbes. Die Frage stellt sich: Ist eine Synergie dieser unterschiedlichen Interessen zu schaffen? Dies gelang im Frei-staat Sachsen.

Aus der Zeit- und Kostenfalle aussteigen

2012 wurden der Eigentümer – Freistaat Sachsen – und der Betreiber getrennt. Durch die Gründung der Schlösser, Burgen und Gärten Betriebs gGmbH wurde letztendlich forciert, die zentrale Richtlinie des Landes zu überarbeiten und das Prozessmanagement neu aufzusetzen. Statt Bedarfsorientierung wurde nun ein neues Konzept erstellt, das

of the “Schlösser, Burgen und Gärten Betriebs GmbH forced the renewal of central directives and the implementation of a new process ma-nagement. The focus was placed on utilisation rather than demand orientation.

Setting priorities and a new process manage-ment in the directive can help to eventually save on time and costs. Because before, the vicious circle went like this: The waiting pe-riod for permissions was longer than the im-plementation phase. This led to an increase in the approved costs because of necessary adaptations. Projects were chronically at risk of suffering from a lack of time and a cost explosion.

„Nutzungskonzep tionen sind strategische Instrumente mit dem Ziel, ein nachhaltiges Portfoliomanagement zu generieren.“Peter Dietz, Auslandsbauangelegenheiten

Augustuszimmer-II

Einst feierte August der Starke in diesem prächtigen Saal rauschende Feste. Das Augustuszimmer wird nun restauriert und 2016 finden hierin wieder stan-desamtliche Trauungen statt.

Schlösserland Sachsen

Das Schlösserland Sachsen hat zahlreiche Schlösser in seinem Portfolio.

Schlösserland Sachsen

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den Schwerpunkt auf die Nutzung legt. „Nutzungskonzeptionen sind strategische Instrumente mit dem Ziel, ein nachhaltiges Portfoliomanagement zu generieren“, sagt Peter Dietz. Durch das Setzen von Prioritä-ten und einem neuen Prozessmanagement in der Richtlinie können letztendlich Zeit und Kosten gespart werden.

Denn der Teufelskreis lief bis dahin so: Die Wartezeiten für Genehmigungen überstie-gen die Laufzeiten der Umsetzung. Infolge-dessen stiegen durch inhaltlich und quan-titativ notwendige Anpassungen weiter die bereits genehmigten Kosten. Aus dem Haushalt wurden andere Mittel für weitere bauliche Maßnahmen eingesetzt. So droh-ten Projekte chronisch an Zeitmangel und Kostenexplosionen zu leiden.

Ansprüche an Leitbild, Marketing und

Besucherführung

Von Seiten des Betreibers wird nun natür-lich Neues gefordert. Statt Stellenplänen und Kapazitätseinheiten geht es vorrangig um inhaltiche Qualität. Bedarfsanforde-rungen und Ermittlung der Baunutzenkos-ten werden ergänzt um diverse Dokumen-tationen, Anleitungen und Handbücher für den Betrieb. Das Aufsetzen einer lang-fristigen Strategie ist dabei ein zentraler Faktor. So sagt Syliva Wagner, Koordina-torin der Betreibergesellschaft: „Wir ver-pflichten uns mit der Baustrategie 2025+

Standards for mission, marketing and visitors

Of course the operator now demands so-mething new. The focus is placed on content quality rather than head count and capacities. Various documentation as well as instructions and manuals for operating a building are ad-ded to requirement requests and calculations of costs of utilisation.

“With the building strategy 2025+ of the castle state Saxony we are committing to keep the future of history in sight,” says Sylvia Wagner, coordinator at the operating company.

„Wir verpflichten uns mit der Baustrategie 2025+ des Schlösserlands Sachsen

die Zukunft der Geschichte im Blick zu behalten.“Sylvia Wagner, Leiterin der Baukoordination im Schlösserland Sachsen

Sylvia Wagner ist Historikerin und Pädagogin und lei-tet die Stabstelle Baukoordination im Schlösserland Sachsen. In dieser Funktion verantwortet sie die baustrategische Ausrichtung sowie die Entwicklung und Umsetzung von Nutzungskonzepten.

is a historian and educator and heads the field office for construction coordination in Saxony. She is in charge of setting the direction for construction strategies as well as the development and implementation of utilisation concepts.

Peter Dietz gründete 2003 das Baureferat des Schlösser lands Sachsen und war Projektmanager für Hochschulbau und Bundesbau in Dresden. Seit Oktober 2015 verantwortet er die Auslandsbauangelegenheiten des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit in Bonn.

founded the building division of Saxony in 2003 and was project manager for constructions of universities and federal buildings in Dresden.

Since October 2015 he is in charge of the foreign building affairs of the Federal Ministry for the Environment, Nature Conservation and Nuclear Safety (BMU).

des Schlösserlands Sachsen die Zukunft der Geschichte im Blick zu behalten.“ Diesem Schluss ist ein Prozess der Formulierung der Mission, des Leitbildes, der Vision vorange-gangen. n

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BAUSTEINE EINER NUTZUNGSKONZEPTION

WAS IST NEU?

Anpassungseffekte in der Richtlinie SBG (Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH) durch die Betonung der Nutzungskonzeption:

1. Entfallen: Vorlage Stellenplan, Angabe nutzerspezifischer Kapazitätseinheiten, bedarfsbegründende Angaben zum Flächenbestand.

2. Qualitätsverbesserung mit gestiegenen Anforderungen an den Inhalt: qualitative Bedarfsanforderun-gen künftiger Nutzung, Sicherheitskonzept, Museumskonzeption, betriebswirtschaftliche Ist- und Bedarfsanalyse, erweiterte baufachliche Grundlagen wie Konzepte für Brandschutz/TVE, denkmal-pflegerische Rahmenzielstellung sowie zusammenfassende Ermittlung der Baunutzungskosten.

3. Zusammenführung der Planungsschritte „Erstellung ES“ und „EW“ von Planungsbeginn bis zur Kostenschätzung.

4. Fokussierung auf Wirtschaftlichkeit ab der Bedarfsformulierung. Dadurch werden Planungs- und Genehmigungsprozesse beschleunigt. Gebaut wird in Bauabschnitten und nicht mehr in Haushalts-abschnitten.

5. Erweiterung der Richtlinie um diverse Dokumentationen, Anleitungen, Angebote und Handbücher für den Betrieb.

Diese Bestandteile benötigt eine Nutzungskonzeption, nach der RLBau-SBG 2013 und der RLBau Sachsen

1. Leitbild der Gesamtliegenschaft

2. Marketinganalyse und Marketingkonzeption

3. Flächenangaben zu verpachteten Bereichen

4. Darstellung der bestehenden Nutzungszwecke

5. Darstellung der beabsichtigten Nutzungszwecke

6. Formblatt mit qualitativen Bedarfsanforderungen der künftigen Nutzung

7. Gesamtsicherheitskonzept

8. Besucherführung im Freianlagenbereich

9. Museumskonzeption

10. Betriebswirtschaftliche Ist- und Bedarfsanalyse

Museumsquartier

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Einzigartiges Kulturviertel in imperialem Erbe Das Wiener Museumsquartier pulsiert. Ehemals als Hofstallungen angelegt ist das Viertel heute eines der weltweit größten Kulturareale, das jährlich mehr als vier Millionen Touristen und Wiener anzieht. Wie gelingt das? Durch einen bunten Mix an Gebäuden und Nutzung.

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A lt trifft neu. Das ist wohl das Erfolgsrezept des Wiener Mu-seumsQuartiers. Von außen betrachtet ist die magnetische

Spannung schwer erkennbar. Doch hinter dem 400 Meter langen Barocktrakt von Fischer von Erlach erwartet den Besucher ein Feuerwerk an Kunst, Mode, Architektur und lebendiger Lebenswelt. „Mit 90.000m² und rund 60 kulturellen Einrichtungen ist das Museums-Quartier Wien nicht nur eines der weltweit größten Kulturareale für zeitgenössische Kunst, sondern bildet mit seiner Mischung aus his-torischen Gebäuden und moderner Museums-architektur auch ein einzigartiges architekto-nisches Ensemble“, sagt Christian Strasser, seit 2011 Direktor des MuseumsQuartiers Wien.

Vom Reitstall zum Kulturviertel

Das Viertel im Zentrum von Wien ist über 300 Jahre zu dem geworden, was es heute ist: Kunstraum, Schaffensraum und Lebens-raum in imperialem Erbe. Im Jahr 1713 beauf-tragte Kaiser Karl V den Bau der Hofstallun-gen hier und setzte damit den Grundstein. Wenig später kamen noch Sommer- und Winterreitstall sowie eine Zirkusmanege als eigenständige Bauwerke hinzu. Rund hun-dert Jahre später zog die Messe Wien ein, die mit einer Unterbrechung zwischen 1940 und 1945 bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts den Komplex als Messepalast nützte. Schon in den frühen 1980er-Jahren keimte die Idee auf, aus dem Areal einen Ort der Kultur zu machen. Kulturkonzepte wurden entwi-ckelt, verändert, erweitert und manches wie beispielsweise der Leseturm auch wieder verworfen. 1996 beschloss der Bundesdenk-malrat eine „offene Besiedelung“ mit einem bunten Mix an alter und neuer Kultur, alten und neuen Gebäuden.

O ld meets new. That seems to be the recipe of success of the Mu-seumsQuartier in Vienna. From the outside the magnetic tension

is hard to see. But behind the 400 metre long baroque wing by Fischer von Erlach visitors can expect fireworks of art, fashion, architecture and vivid living spaces.

“With 90,000 square metres and around 60 cultural institutions the MuseumsQuartier Vienna not only is one of the world’s largest areas for contemporary art. With its mixture of historic buildings and modern museum architecture it is also a unique architectural ensemble,” says Christian Strasser, director of MuseumsQuartier Vienna since 2011.

Riding stables turned cultural quarter

The quarter in the centre of Vienna has taken over 300 years to become what it is today: art, creativity and living space in an imperial heri-tage. In 1713, Emperor Charles V commissioned

„Kunstschaffen und Kunsterleben machen das MQ zu einem Kultur-wohnzimmer im Herzen der Stadt.“Christian Strasser,Direktor Museumsquartier Wien

Museumsquartier

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Imperiale Architektur trifft moderne

Somit starteten parallel die Renovierung und Revitalisierung des Areals. Neben der Restaurierung der alten Gebäude wie der Fassade des Fischer von Erlach Trakts, dem Reitstall und den barocken Räumen ent-standen moderne Gebäude. Als dominante Gebäude im Haupthof entstanden das kalksteinfarbige Museum Leopold sowie das gegenüberliegende Museum moderner Kunst, kurz mumok. Moderne Freitreppen, moderne Zubauten und Innengestaltungen folgten. In den historischen Räumen miete-ten sich Restaurants, Cafés und Beisln ein. Mitten in dieser neuen Lebendigkeit stehen auch 40 Privatwohnungen und 8 Artist-in-Residence Studios zur Verfügung.

Das MuseumsQuartier ist mehr als ein architektonisch herausragendes Ensem-ble. Sechzig Kultureinrichtungen bieten das ganze Jahr Kunst, Architektur, Musik, Mode, Theater sowie modernen Tanz, Li-teratur, Kinderkultur bis hin zu Game Cul-ture, Street Art, Design und Fotografie. Die Höfe des Ensembles bieten Performances, Lesungen, DJ-Lines sowie Filmfestivals. Neben diesen Angeboten wird hier aber auch Kunst geschaffen und produziert. Kulturinitiativen im Q21 produzieren digi-tale Kunst, Performances bis hin zu Mode.

„Kunstschaffen und Kunsterleben machen das MQ zu einem Kulturwohnzimmer im Herzen der Stadt“, sagt Direktor Strasser.

the construction of the court stables. Around 100 years later, the Vienna Fair moved in and stayed – except between 1940 and 1945 – until the middle of the 20th century. Already in the early 1980s the idea arose to turn the area into a location for culture.

In 1996, the Federal Monuments Office deci-ded on an “open tenancy” with a colourful mix of old and new cultural, old and new buildings.

Imperial meets modern architecture

Then began the parallel renovation and revita-lisation of the area. Alongside the old structu-res modern ones were built. The limestone-co-loured Museum Leopold as well as the Museum of Modern Art (mumok) opposite became the

STREETARTPASSAGE.

Knallig und schräg: Die Streetartpassage ist einer von fünf gestalteten Durch- und Eingängen des Areals.

KAISER FRANZ JOSEPH I.

Der Balkon des Kaisers Franz Joseph I. im modernen Foyer der Halle E und G setzt Kontraste.

CAFÉ RESTAURANT CORBACI. Die moderne Gestaltung des Café Restaurant Corbaci stammt von den französischen Architekten Anne Lacaton und Jean Philippe Vassal.

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Das strategische Konzept „Kunstraum – Schaffensraum – Lebensraum“ geht auf. Von Anfang an begleitet durch den Bun-desdenkmalrat wurde imperiales Erbe nicht nur erhalten, revitalisiert und mit moderner Architektur zu verbunden. Neue Ideen und Initiativen bringen ständig neues Leben. So etwa das seit 2008 unter freiem Himmel eingerichtete Lesewohnzimmer StadtLesen, das unter der Schirmherrschaft der Österrei-chischen UNESCO Kommission steht. Sitz-möbel, Matratzen und Bücherregale laden Passanten ein sich niederzulassen, ein Buch in die Hand zu nehmen und zu genießen. Di-rektor Christian Strasser ist erfreut über die

„vollkommen neue Kategorie eines urbanen Viertels“: „Das MQ steht mit der Mischung von alt und neu sowie der Symbiose von Kunst-, Schaffens- und Lebensraum für das kreative Wien im klassischen Wien.“ n

dominant buildings in the main court. Modern outside staircases, modern additions and in-terior designs followed. Restaurants and cafés became tenants in the old buildings. The new vivid space also houses 40 private flats and eight artist-in-residence studios.

The MuseumsQuartier is more than an ar-chitecturally outstanding ensemble. Sixty cultural facilities are offering art, architecture, music, fashion, theatre, as well as modern dance, literature, children’s culture all the way to gaming culture, street art, design and photo-graphy. In the courts performances, readings, DJ lines and film festivals are presented.

In these spaces art is also created and pro-duced. Cultural initiatives in the Q21 are creating digital art, performances and also fa-shion. “Creating and experiencing art make

MQ EINGANG – MARIAHILFERSTRASSE.

Vom Trubel der belebten Shopping-Zone Mariahilferstraße kommend führt dieser Eingang in eine andere Welt

HISTORIE DES MQ

the MQ a culture living room in the heart of the city”, says Strasser.

The strategic concept “art space – creative space – living space” works. From the start, the imperial heritage was not only preserved

– with the help of the Federal Monuments Of-fice. It was also revitalised and connected to modern architecture.

New ideas and initiatives are continuously bringing new life. One example is the open air reading room “StadtLesen” established in 2008 under the patronage of the Austrian UNESCO commission. Seating furniture, mattresses and bookshelves invite passengers to sit down, grab a book and enjoy. Director Strasser: “With its mixture of old and new as well as the symbioses of art, creativity and living space the MQ repre-sents the creative Vienna in the classical Vienna.”

Kaiser Karl VI beauftragt den Bau eines Hofstallgebäudes am Glacis

1713

2015

60 Kultureinrichtungen, 4 Millionen Besucher pro Jahr

1874

2001

1997

Die Neubauten Leopold Museum, mumok, Kunsthalle Wien und

Halle E+G werden eröffnet.

Spatenstich mit verkleinertem und adaptiertem Konzept.

1995

Ein „offenes Besiedelungskonzept“ mit einem bunten Nutzungsmix wird

beschlossen.

Die Wiener Messe übersiedelt auf das Prater gelände. Erste Pilotprjekte zur

kulturellen Nutzung starten.

1809

1850

Bei der Belagerung durch Napoleon I dient das Gebäude als Bollwerk

Kaiser Franz Joseph I. erweitert den Komplex durch eine Winterreitschule

und eine Sommerreitbahn

Kaiserin Elisabeth lässt eine Manege errichten

1921

Die Wiener Messe nützt den Komplex als „Messepalast“

1940-1945

Propagandaveranstaltungen finden statt

1946

Die Wiener Messe kehrt zurück

1989

1983

Auftrag für ein Konzept als Kulturforum.

1996

Der Name „Museumsquartier“ fällt erstmals.

Der Narrenturm in Wien

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Ein merkwürdiges Juwel der Medizingeschichte Der Narrenturm in Wien verfällt. Aber nicht mehr lange. Der 1784 von Kaiser Josef II mit revolutionärem Konzept erbaute Turm für psychisch Kranke wird nun rückgebaut in seinen ursprünglichen Zustand. Mit Umsicht und Feingefühl für das medizingeschichtliche Erbe, die bestehende Sammlung und moderne Ansprüche.

78 79 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

D er Wiener Narrenturm ist in der gesamten europäischen Museumslandschaft sicher die merkwürdigste Institution. Der

„Guglhupf“, wie die Wiener ihn wegen der Formgleichheit mit ihrer Lieblingssüßspeise benannten, beherbergt das größte patholo-gische Museum der Welt. Die Sammlung umfasst mittlerweile mehr als 50.000 Hu-manpräparate. „Die Sammlung und das Gebäude sind untrennbar zusammenge-wachsen“, sagt Eduard Winter, Leiter der pathologisch-anatomischen Sammlung. Heute verursacht das Museum den meisten Menschen ein dezentes Grauen. Vielleicht auch, weil Krankheit und Tod aus unserer Gesellschaft ausgegrenzt werden.

Humanitäre Psychiatrie

Dabei war der Bau von Reformkaiser Josef II eine Revolution in der Medizingeschichte. Bis 1784 wurden psychisch kranke Menschen

in Sonderzimmern von Spitälern meist ange-kettet untergebracht. Das Konzept in Wien wollte jedoch nicht Verwahranstalt sein wie etwa das für grausame und menschenun-würdige Zustände bekannte Bethlem Royal Hospital in London, sondern humanitäres

„Krankenhaus“. Das bedeutete: rund um die Uhr anwesende Ärzte, Behandlungspläne und regelmäßige Untersuchungen.

Kaiser empfängt im Dachboden des Narren-

turms

Der aufgeklärte Kaiser finanzierte den Turm aus privater Kasse, während der von ihm ebenfalls initiierte Bau des Allgemei-nen Krankenhauses noch in Gang war. Der Turm besteht aus fünf Stockwerken mit je 28 Zellen, die zwölf Quadratmeter messen. Jede dieser ringförmig angelegten Zellen war mit einer Türe und einem kleinen, hochgelegenen Fenster ausgestattet. Im Mitteltrakt waren Sekundararzt und Un-

T he so-called “Narrenturm” (Fools’ Tower) in Vienna is definitely the most remarkable institution among all European museums. The “Guglhupf”

- as it was named by the Viennese because it looks like their favourite cake – contains the largest pathological museum in the world. The collection now comprises more than 50,000 human spe-cimens. Today, the museum causes most people to shiver. Maybe also because illness and death are excluded from our society, notes Eduard Winter, head of the pathological-anatomical connection.

Humanitarian psychiatry

The construction commissioned by emperor Joseph II was a revolution in medical history. Until 1784 people with mental illnesses were mostly chained to the walls in special rooms in hospitals. Vienna wanted to be a humanitarian hospital with doctors being present around the clock and regular examinations.

DES KAISERS DACHBODEN.Die marode Treppe führt zum Zimmer des Kaisers im Dachboden.

NARRENTURM.Ursprünglich hatte der Narrenturm eine Spitze, wie an dieser historischen Zeichnung zu sehen ist.

Der Narrenturm in Wien

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tersuchungszimmer untergebracht. Aus der Vogelperspektive betrachtet, sieht das Gebäude wie das Rad einer Maschine aus, das mystisch interpretiert als Zahnrad zum Kosmos gesehen wurde und wird. Manche Experten meinen, Joseph II ließ östliche Zahlenmystik auch beim Oktogon am Dachboden einfließen. Dorthin zog sich der Reformkaiser häufig zurück und hielt Privataudienzen ab.

Fast hundert Jahre war die Psychiatrie ein Symbol und Magnet. 1869 wurde die Anstalt geschlossen. Die weitere Nutzung blieb vorerst unklar. Arbeiterwerkstätten für das AKH, Notfallzimmer und Studi-enzimmer ließen sich mehr zufällig oder aus Platznot hier nieder. Im Jahr 1905

fiel eine Entscheidung und man nützte es nach kleineren Umbauten als Wohnheim fürKrankenschwestern. Beispielsweise wurden die von außen zu öffnenden Durchreichen der Türen vernagelt oder ersetzt. Man vergrößerte die Fenster und modernisierte.

Sammlung und Narrenturm vereint

1971 zog das pathologisch-anatomische Museum mit den Humanpräparaten in den Narrenturm ein. Die Sammlung ist renom-miert und gilt als Meilenstein in der Medi-zingeschichte. „Die Bedeutung der Samm-lungsobjekte als Spurenträger künftigen Wissens ist auch in der heutigen Medizin nicht zu unterschätzen“, sagt Leiter Edu-ard Winter. Trotzdem kommen nur selten

Imperial reception room under the roof

The enlightened emperor paid for the const-ruction of the tower with his own money while work on the General Hospital was still under way. The tower consists of five levels with 28 cells each, all of which had 12 square metres, a door and a small window. In the adjacent wing were the doctors and examination rooms.

From above, the tower looks like the wheel of a machine – mystically interpreted as the cog to the universe. Some experts think Joseph II also used Eastern mysticism of numbers for the oc-tagon under the roof where he often withdrew to and held private audiences.

In 1869 the asylum was closed. Over the years, it was used by various institutions in need of space. In 1905, it was decided to use the tower as a dormitory for nurses after small adapta-tions and modernisations.

„Die Bedeutung der Sammlungs-objekte als Spurenträger künftigen Wissens ist auch in der heutigen Medizin nicht zu unterschätzen.“

BUNDESMUSEUM.Diese schmiedeeiserne Tür stammt aus den 1970er-Jahren.

Die runden Gänge nützt das pathologisch- anatomische Museum für Vitrinen. Die Türen zu den Zimmern erzählen die Geschichte des Gebäudes.

Eine Abteilung widmet sich speziell den Elektrounfällen.

80 81 Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

Medizinstudenten hierher. Seit 2012 wird der Bestand aufgenommen, untersucht und analysiert, da der Beschluss fiel, das Gebäude als Erbe zu erhalten.

Seit 1993 die Krankenschwestern ausge-zogen sind, dient der Narrenturm einzig der Sammlung und dem Museumsbetrieb.

„Nur selten kommen Medizinstudenten in ihrer Ausbildung hierher, aber vielleicht werden es künftig wieder mehr“, hofft Eduard Winter. Denn eines ist ihm wichtig:

„Der Narrenturm und die Sammlung gehö-ren untrennbar zusammen, was als Erbe gemeinsam erhalten werden soll.“ Dann behält das medizinhistorische Erbe auch seinen Wert für die Zukunft, wie es eine Inschrift am Torbogen - nur etwas altmo-discher - sagt: „Hier ist der Ort, an dem sich der Tod freut, dem Leben zu helfen.“ n

Collection and tower united

In 1971, the pathological-anatomical museum with its human specimens moved into the Nar-renturm. In 1993, the nurses moved out and the building is now solely used for the collec-tion and as a museum. The collection is famous and considered a landmark in medical history. Its “importance as source for traces of future knowledge should not be underestimated even in modern medicine”, says Winter. Neverthel-ess only few medical students are visiting.

Since 2012 the inventory is being catalogued, examined and analysed. “The Narrenturm and the collection are inseparable and should be maintained as joint heritage,” stresses Winter. Only then it can preserve its value for the future

– a concept expressed in a more old-fashioned way in the writing above the doorway: “This is the place where death is happy to help life.”

1784: Kaiser Josef II beauftragt den Bau des Narrenturms bei Architekt Josef Gerl. Es war die erste psychiatrische Anstalt mit einem Krankenhauskonzept.

1796: Kaiser Franz II gründet das Museum des Pathologisch-anatomischen Instituts, erste Adaptierungen wie Fenster und Toiletten

1869: Schließung der Anstalt

ab 1905: Parallel zum Museum wird ein Wohnheim für Krankenschwestern des AKHs (Allgemeinen Krankenhauses) betrieben

1939 – 1945: Narrenturm diente als Bunker

1971: Die Sammlung erhält ihren Sitz im Narrenturm

1974: Übergabe an Bundesmuseen

1993: Krankenschwestern ziehen aus

2012: Eingliederung in die wissenschaftliche Anstalt Naturhistorisches Museum Wien (NHM)

HISTORIE DES NARRENTURMS

„Der Narrenturm und die Sammlung gehören untrennbar zusammen, was als Erbe gemeinsam erhalten werden soll.“

Eduard Winter, Leiter der pathologisch-anatomi-schen Sammlung

Advertorial

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Facility Management im historischen und denkmalgeschützten GebäudeEnergiecomfort bietet seit 1978 Energie- und Facility Dienstleistungen an und konzentriert sich nun-mehr ausschließlich auf Facility Management. Wir sprachen mit Geschäftsführerin Martina Jochmann und Herrmann F. Kolar, Geschäftsbereichsleiter Business Technologies, über die Besonderheiten bei der Betreuung und Pflege historischer und denkmalgeschützter Gebäude.

zienzsteigerung ein Heizenergieverbrauch von 41 kWh/m² im Jahr. Dieser Wert liegt unter dem eines neuen Niedrigenergiehauses!“

Effizienz und Nachhaltigkeit sind also auch in historischen Bauten bis zu einem gewissen Grad möglich – auch ohne Komfortverlust und Gefährdung der Substanz. So lässt sich auch der Nutzwert des Gebäudes steigern. Mit einer sensiblen Sanierung eines Altbaus lassen sich auch modernste Energieeffizienz und Cor-porate Social Responsibility unter einen Hut bringen, wenn man alle wesentlichen Aspekte des Gebäudebetriebes und des Einkaufs – also alle Aspekte des Facility Managements aufein-ander abstimmt.

Facility Services: Module zur Auswahl

Die Kernkompetenzen von Energiecomfort sind gleichzeitig auch große Zukunftsthemen: Lösungsorientiertes Handeln, insbesondere bei komplexen Herausforderungen, Ener-giedienstleistung sowie energiebewusstes Facility Management. Hermann F. Kolar, Bereichsleiter Business Technologies bei Ener-giecomfort und Spezialist für den Technisches FM, sagt dazu: „Energiecomfort bietet sowohl Einzelleistungen als Facility Services aus dem Baukastensystem wie auch maßgeschneiderte, all-inclusive-Komplettlösungen in Form von Facility Solutions für die umfassende Betreu-ung von Immobilien. Alles erbracht von einem Inhouse-Expertenteam, das sämtliche Aufga-ben rund um ein Gebäude im Griff hat.“

Facility Solutions: Rundum Sorglos Paket

„Die Immobilie soll reibungslos ‚funktionie-ren‘ und gesetzliche Bestimmungen eingehal-ten werden – das sind meist die wichtigsten Ziele eines Immobilienbetreibers“, weiß Kolar aus langjähriger Erfahrung, „und natürlich sollen Betriebskosten stabil gehalten oder ge-

senkt werden, und gleichzeitig der Wert der Immobilie erhalten und gesteigert werden. Unsere Services und Solutions unterstützen unseren Kunden darin – so kann sich jeder auf sein Kerngeschäft konzentrieren: Die Betreiber von historischen Bauten auf das Wohnen oder die die wirtschaftliche Nutzung, wir als Facility Dienstleister auf das reibungslose Funktionie-ren eines Gebäudes und die Sauberkeit. Das senkt Kosten und steigert gleichzeitig Produk-tivität und Komfort.“

Nachhaltigkeit

Nachhaltiges FM setzt besondere Anforderun-gen an Betrieb, die bei historischen Gebäuden sehr langen Lebenszykluskosten und Energie-effizienz, die im täglichen Betrieb durch den Facility Manager umgesetzt werden müssen.

Auch Nachhaltigkeit ist im Management von historischen oder denkmalgeschützten Im-mobilien schon lange kein leeres Schlagwort. Kolar: „Facility Management stellt Anforde-rungen an viele Bereiche: beispielsweise an die

E nergiecomfort legt den Fokus auf Facility Management, und wir treten deshalb ab sofort mit unserer neuen Marke FACILITYCOMFORT auf“,

erzählt Martina Jochmann, Geschäftsführerin von Energiecomfort: „unser Expertenteam – spezialisiert auf den Bereich Denkmal-, Fassaden- und Gebäude-Service – übernimmt die Gesamt-betreuung von historischen Gebäuden von Grund auf und deckt die Bereiche technisches, infra-strukturelles sowie kaufmännisches Facility Management ab.“

Energiecomfort zählt heute mit zahlreichen Vorzeigeobjekten in Österreich zu den Top drei Anbietern im Facility Management. Joch-mann: „Mit unserer großen Bandbreite an Leistungen, unserer jahrelangen Erfahrung und unseren hervorragenden Mitarbeitern haben wir die besten Voraussetzungen, um unsere Kunden optimal zu unterstützen.“

„Energiecomfort unterstützt auch Anstren-gungen Anderer für einen effizienten Energie-einsatz in Form des FM-Awards. Große Freude hatten wir mit dem Sieger der Energy Environ-ment Challenge 2013“, freut sich Jochmann. Die Oesterreichische Kontrollbank betreibt mit dem 1851 erbauten Palais Montenuovo ein Vor-bild der gebäudetechnischen Umsetzung von nachhaltigen Standards. Das Green-Building setzt auf einer Netto-Grundfläche von 18.010 m2 Projekte um, die zu gut nutz-, betreibbaren und energieeffizienten und umweltschonen-den Systemen führen.

Jochmann: „Die Oesterreichische Kontrollbank hat bewiesen, dass sensible Sanierung eines Altbaus und modernste Energieeffizienz ver-einbar sind. Das Palais Montenuovo liegt in der Schutzzone der Inneren Stadt, und doch steht an der Spitze dieser konsequenten Energieeffi-

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ökologische Qualität zum Schutz der Umwelt und zur Schonung der natürlichen Ressourcen oder an die ökonomische Qualität zur Sen-kung der Lebenszykluskosten und zum Erhalt der ökonomische Werte oder an die soziale, kulturelle und funktionale Qualität zur Siche-rung von Sicherheit und Behaglichkeit. Ein menschengerechtes Umfeld hält soziale und kulturelle Werte aufrecht und unterstützt vor allem die Kernprozesse in der Erhaltung wert-voller historischer Substanz.“

Nutzen für Betreiber

Grundsätze der Nachhaltigkeit betreffen nicht nur technische, sondern auch kaufmännische Prozesse und helfen, diese zu optimieren. In der Verwaltung von Krankenanstalten lässt sich eine nachhaltige Managementstrategie verfolgen, die auf langfristigen Werterhalt bei stabil laufendem Kerngeschäft abzielt.

Facility Management auch im Denkmalwesen mit ganzheitlichem Blick auf den hier sehr langen Lebenszyklus der Immobilie ist präde-stiniert, Nachhaltigkeit nicht nur punktuell zu schaffen, sondern langfristig sicherzustellen. Die Umsetzung hilft nicht nur der Umwelt, sondern ist auch wirtschaftlich sinnvoll.

ENERGIECOMFORT | www.energiecomfort.at

[email protected] | +43(0)1 31317-0

„Eigennutzer wie Immobilieninvestoren kön-nen daher nur ermutigt werden, sich mit den Grundsätzen der Nachhaltigkeit zu beschäfti-gen und sich am FM-Markt professionelle Un-terstützung zu holen. Damit stellen Sie sicher, Ihr Know-how sinnvollerweise auf Ihr Kernge-schäft zu konzentrieren und gleichzeitig das Funktionieren der Facilities in die Hände pro-fessioneller Experten mit Erfahrung zu legen und somit stets die beste Lösung zu erhalten“, meint Jochmann abschließend. n

Aufgaben der Burghauptmannschaft

Die Burghauptmannschaft Österreich (BHÖ)

I m Zuge der Umstrukturierungen des Bundeshochbaus im Jahr 2000 wurden sämtliche zivilen bundesei-genen Liegenschaften der

Bundesimmobilienges.m.b.H. (BIG) ins Eigentum übertragen. Nicht übertragen wurden rd. 65 bedeutende und einzigartige historische Bauwerke, die zum kulturellen Erbe Österreichs zählen bzw. bei denen eine besondere Verbundenheit zu der Republik Österreich gegeben ist (z.B. Hofburg in Wien, Hofburg zu Innsbruck, Festung Hohensalz-burg, Kunsthistorisches Museum, Staatsoper, Schönbrunner Tiergarten).

Viele dieser Objekte weisen auf Grund ihrer baulichen Beschaffenheit (beispiels-weise Gebäude mit sehr niederen oder großen Raumhöhen, Denkmäler) eine eingeschränkte Nutzbarkeit auf, unterlie-gen bestimmten völkerrechtlichen oder gesetzlichen Verpflichtungen (u.a. gegen-über kirchlichen Einrichtungen, interna-tionalen Organisationen) oder werden von den Obersten Organen des Bundes für staatspolitische oder hoheitliche genutzt (u.a. Bundespräsident, Bundeskanzler, Verfassungs- und Verwaltungsgerichtshof) und wurden daher nicht der BIG übertra-gen, sondern verblieben im Eigentum der Republik Österreich.

Diese Objekte unterliegen strengen Denk-malschutzbestimmungen. Auf Grund der baulichen Gegebenheiten sind sie einer marktkonformen Bewirtschaftung nicht zugänglich waren. Eine Refinanzierung

der baulichen Maßnahmen über ein marktkonformes Mietenmodell oder eine rentable Verwertung dieser Objekte ist nicht möglich.

Die BHÖ erbringt neben herkömmlichen Leistungen einer Hausverwaltung, auch die gesamte Baubetreuung und eine Vielzahl an Sonderleistungen wie z.B. erhöhter Brand- und Objektschutz, Verwaltungs- und Kul-turmanagement (u.a. Großkundgebungen, Demonstrationen auf öffentlichen Plätzen). Durch die umfassende Wahrnehmung die-ser Aufgaben von einer einzigen staatlichen Dienststelle werden hohe Synergieeffekte erzielt und ist nur so gewährleistet, dass diese Kulturgüter optimal verwaltet werden. Eine Vergabe dieser Leistungen an private Unternehmen ist auf Grund der strengen Sicherheitsanforderungen, des hohen Spe-zialisierungsgrades und der unverhältnis-mäßigen Kosten für diese Leistungen am

„freien Markt“ nicht zweckmäßig.

In vielen der in der Verwaltung der BHÖ ste-henden Objekte sind ehemalige staatliche Dienststellen bzw. Betriebe (Bundesmuseen, Tiergarten Schönbrunn, Spanische Hof-reitschule etc.) untergebracht. Auf Grund der mangelnden Selbstfinanzierung dieser Betriebe, wurden diesen neuen Organisati-onen die Gebäude nicht ins Eigentum über-tragen, sondern wurden diesen Nutzungs-rechte (Miete, Pacht, Fruchtgenuss) an den Objekten bzw. Liegenschaften eingeräumt, wofür die BHÖ für die Republik Österreich Entgelte vereinnahmt. n

The Burghauptmannschaft (BHÖ)

In the course of major restructuring in 2000, all civil federal properties were transferred to the ownership of the BIG (Federal Real Estate Agency). Approximately 65 other structures remained in the ownership of the republic, en-compassing buildings of outstanding architec-tural and cultural heritage (eg. Imperial Palace Vienna, Imperial Palace Innsbruck, Castle Hohensalzburg, Art History Museum Vienna, State Opera House, Schönbrunn Zoo).

Many of these objects offer restricted use due to structural conditions (very low or high ceilings, use as memorials), international and national law (ecclesiastic institutions and international organisations) or governmental and sovereign requirements (President, Chancellor, Adminis-trative and Constitutional High Courts).

The buildings are subject to stringent restric-tions on historical preservation and were therefore not suitable for usage in keeping with the market. A cost-effective letting of these properties was not possible.

Apart form the usual tasks of property ma-nagement, the BHÖ also oversees all aspects of management and provides special services like increased fire- and property protection, administration and cultural management (de-monstration, large-scale events). By pooling all these tasks in one organisation, synergy effects were capitalised on. Tendering these services to private companies proved impractical due to increased security requirements, the degree of specialisation and high cost.

Many of the objects attended to by the BHÖ house former state-owned organisations (fe-deral museums, zoo, Spanish riding school) and these were given lease or rent agreements rather than proprietory rights to ensure stable financial bearings.

84 ImmoFokus | Heritage 2015

Bauen mit Tradition.

Fassadensanierung - Zu- und Umbauten –

Thermische Sanierung – Aufzugsein- und Umbau

Rundblick

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RundblickVariantenreich. Ein kleiner Auszug aus den jüngsten Sanierungsprojekten der Burghauptmannschaft Österreich.

E ISBÄRENWELT SCHÖNBRUNN

Nur noch rund 25.000 Eisbären leben laut neuesten Schätzun-gen in den Polargebieten, Ten-

denz sinkend. Durch die Eisschmelze verlie-ren die Eisbären ihren Lebensraum, finden nur unzureichend Nahrung und ziehen weniger Nachwuchs auf. Um ein wichtiges Zeichen für den Artenschutz zu setzen, ist die Eisbärenanlage im Tiergarten Schön-brunn zur neuen Eisbärenwelt Schönbrunn

„Franz Josef Land“ umgebaut worden.

Die neue, 1700 Quadratmeter große Anlage soll durch vielfältige Standorte Aufschlüsse

über Unterwasserbereiche und die Außen-anlage bieten, verglasungslose Einblicke und die Raumtemperaturabsenkung im po-laren Zentrum binden die Besucher mitten ins Geschehen ein. Der „Polardom“ dient als interaktives Info-Zentrum und gleichzeitig als Ausgangspunkt für den Besuchertunnel quer durch die Außenanlagen. In der „Besu-cherhöhle“ können die Eisbären durch tier-sichere Verglasungen beobachtet werden. Die Außenanlage kann über mobile „Klapp-brücken“ in zwei etwa gleich große Bereiche unterteilt werden, um so die stressfreie Hal-tung vom Muttertier und ihrem Nachwuchs

- getrennt vom Vater - über einen längeren Zeitraum zu ermöglichen. Auch haustech-

Polar bear enclosure Schönbrunn

Only 25.000 polar bears remain in the wild. To take a stance on species protection, Schön-brunn zoo has created the new polar bear en-closure „Franz Josef Land“.

Covering 1700 square meters, the new facility illustrates life under water and in the open while viewing areas without glass and a lower temperature in the polar centre create an au-thentic experience for visitors. A tunnel leads to the outside which can be split into two areas to enable mothers to raise their young separa-ted from the father.

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Nähere InformationenDirektionssekretariat Österreichische BundesgärtenSchönbrunn, A-1130 WienTel. +43-1-877 50 87-0, Fax +43-1-877 50 [email protected] bundesgaerten.at

DIe ÖsterreIchIscheN BuNDesgärteNgarteNkuNst seIt JahrhuNDerteNWerden Sie Patin/Pate Ihrer Lieblingsrose oder Ihres Lieblingsbaumes im Schlosspark Schönbrunn.

nischen Anforderungen ist ein besonderes Augenmerk zugekommen: Die getrennte Was-seraufbereitung für Salz- und Süßwasser (Brunnenwasser) soll Korrosionsprobleme minimieren, die diversen Pumpensysteme werden durch eine 7kWp Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Polardom-Zentrums mit Energie versorgt. Die PV-Elemente dienen auch der Beschattung des Lichtdaches über dem Polardom, um einer Überhitzung dessen vorzubeugen.

Die ersten Bewohner der neuen Eisbärenwelt „Franz Josef Land“ im Tiergarten Schönbrunn werden das Weibchen Lynn und das Männ-chen Ranzo sein, die im Rahmen des Europä-ischen Erhaltungszuchtprogrammes (EEP) gemeinsam aufwachsen sollen.

Rundblick

88 ImmoFokus | Heritage 2015

Generalsanierung Bundesministerium für

Finanzen

Das Finanzministerium befindet sich seit 1848 im ehemaligen Winterpalais des Prin-zen Eugen von Savoyen, in der Wiener Him-melpfortgasse. Gemeinsam mit dem Palais Questenberg-Kaunitz in der Johannesgasse und den Gebäuden in der Himmelpfort-gasse 6 und 8b bildet sich ein bauhistorisch bedeutender, denkmalgeschützter Gebäu-dekomplex heraus. 2001 ist ein EU-weiter Wettbewerb zur Generalsanierung von der Burghauptmannschaft Österreich ausge-schrieben worden, den der Architekt Strix-ner ZT GmbH 2002 für sich entscheiden konnte. Das Bauvorhaben ist von 2007 bis 2013 abgewickelt und im Februar 2013 an den Bauherrn übergeben worden. Im Zuge der Generalsanierung, die neue Elemente mit modernen, zeitgemäßen Materialien gestalten sollte, ist der „Galgenhof“ zu einer zentralen Erschließungsfläche umgewan-delt worden, der vertikale Erschließungs-knoten verbindet über eine freilaufende Stiegenanlage mit zwei Aufzügen alle Ebe-nen. Die „Neue Feststiege“ und der angren-zende Multifunktionsbereich werden mit einer Glas-Stahl-Konstruktion umschlossen, eine Verbreiterung des bestehenden Hofes führt zu lichtdurchflutetem Lebensraum.

Auch die Büroflächen sind gemäß der In-novation des Architekten, eine moderne

Arbeits- und Kommunikationswelt zu schaf-fen, zu neuen Bürostrukturen umgestaltet worden, die Rückzugsmöglichkeiten - „Den-kerboxen“ - und abgetrennte Raumbereiche für Besprechungen gleichzeitig bieten. Historische Raumfigurationen, wie etwa die Rückführung der Sala Terrena im Winterpa-lais, sind wiederhergestellt worden, um so zukunftsorientierten Arbeitsraum mit denk-malgeschützter Bausubstanz kombinieren und für die nächste Generation bewahren zu können.

General refurbishment of the Ministry of Finance

After an EU-wide tender, architects Strixner ZT GmbH wre charged with revitalisation of the Ministry of Finance. Construction took place from 2007-2013 and included revitalisation of the central courtyard, new staircases and elevators, the enclosure of the grand staircase with steel and glass and the creation of office spaces that reflect modern usage - „thinking boxes“ as well dividable rooms for meetings. Historic statues and other furniture combines with modern design to preserve the unique building for coming generations.

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Generalsanierung Hofkammerarchiv, Grill-

parzerhaus, Literaturmuseum

Der österreichische Dramatiker Franz Grillparzer, der bis 1856 als Direktor des k.k. Hofkammerarchivs amtierte, dient seit 2015 als Namensgeber für das „Grillparzerhaus“, das im denkmalgeschützten, ehemaligen k.k. Hofkammerarchiv nahe dem Winterpalais des Prinzen Eugen entstanden ist. Das k.k. Hofkammerarchiv ist 1843/44 nach Plänen von Paul Sprenger errichtet worden und bis 2006 vom Österreichischen Staatsarchiv genutzt worden. Nach längerem Leerstand sollte durch die ARGE Wehdorn step in Ab-stimmung mit der Burghauptmannschaft Österreich und dem Bundesdenkmalamt ein zeitgemäßes Literaturmuseum geschaf-fen werden. Das Erdgeschoß ist für Veran-staltungszwecke, Vorträge und Lesungen im Rahmen von maximal 100 Personen konzipiert worden, die erforderlichen Ne-benräume sind im ersten Untergeschoß untergebracht worden. Die beiden Wände der historischen Einfahrt sind in Pfeilerstel-lungen in Glasportalen aufgelöst worden, der alte Lift im Stiegenauge der historischen Wendeltreppe ist aufgelassen und durch eine neue Aufzugsanlage in einem Seiten-

General refurbishment court archives, Grill-

parzerhaus, Literary Museum

Austrian dramatist Franz Grillparzer lent his name to the new court archive, which was constructed in 2015 and also includes a literary museum. The ground floor fea-tures premises for events, such as lectures and readings, with ancillary rooms in the basement. The museum houses exhibitions on two floors, while offices occupy the 4th floor. The museum was designed by BWM Architekten & PLANET ARCHITECTS and Franz Grillparzer‘s original study presents the centre piece of the building.

Rundblick

90 MF Heritage 2015 | ImmoFokus ImmoFokus | Heritage 2015

raum ersetzt worden. Das vierte Oberge-schoß besticht durch eine neue Bürostruktur. Das neue Literaturmuseum stellt auf zwei Ebenen österreichische Literatur vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart aus, die dritte Ebene steht für Wechselausstellungen zur Verfügung. Das Museum ist von der Wie-ner Arbeitsgemeinschaft BWM Architekten und PLANET ARCHITECTS gestaltet worden, die ausgestellten Objekte stammen aus den Sammlungen der Österreichischen National-bibliothek und anderen Institutionen. Das Arbeitszimmer von Franz Grillparzer ist bis heute übrigens im Originalzustand erhalten und ein wichtiger Bestandteil des Hauses.

Das neue Besucher- und Informationsforum

der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen soll die Erinnerung an jene Periode der öster-reichischen Geschichte, in der mehr als 200.000 Personen aus ganz Europa im KZ Mauthausen inhaftiert und etwa die Hälfte jener Menschen dort ermordet worden sind, wachhalten und deren Opfer gedenken. Seit 2004 wird die Gedenkstätte Mauthausen von der BHÖ in einzelnen Bauphasen unter größtmöglicher Schonung der Bausubstanz und pietätvoller Rücksichtnahme saniert. Das neue Besucher- und Informationsforum

der KZ-Gedenkstätte Mauthausen soll das La-ger als Gedächtnisort mit notwendigen funk-tionellen Einrichtungen für Besucher bzw. wissenschaftlich Interessierte verknüpfen. Das zweigeschossige Besucherforum liegt außerhalb der eigentlichen KZ-Gedenkstätte und ist durch seine unterirdische Lage, die klare Gebäudeform und die Verwendungen von einfachen und schmucklosen Materia-lien bewusst als neutrale, historisch bedeu-tungsfreie Einrichtung inszeniert worden. Von Häftlingen bearbeitete Granitsteine sowie Reste einer Stützmauer sollen sicht-bare Erinnerungsspuren entlang der Fassade zum Parkplatz aufzeigen. Dem wachsenden Interesse an der Geschichte des Ortes wird mit neuen Einrichtungen wie Archiv, Bib-liothek und Medienraum, Besuchervorbe-reitung, Filmvorführ- und Seminarräumen sowie Ausstellungsflächen entsprochen. Das Gebäude ist behindertengerecht ausgestattet und bietet neben den erforderlichen Sanitär-bereichen auch einen Bookshop und eine ein-fache gastronomische Einrichtung. Die Ver-waltung der Gedenkstätte befindet sich nun ebenfalls in den neuen Räumlichkeiten, die das Gedenken und Erinnern an die Opfer des KZs Mauthausen mit der Wissensvermittlung und Wissensvertiefung durch Forschung ver-binden sollen. n

New visitor‘s centre at the concentration camp

memorial Mauthausen

The memorial at Mauthausen serves as re-minder for a period in Austrian history that saw 200.000 people form all over Europe in-carcerated at the concentration camp. 100.00 were killed. Since 2004, a new visitor‘s centre has been built by BHÖ. It is located outside the actual memorial area to stress its neutral viewpoint and offers an archive, library and media room, screening- and seminar facilities as well as exhibition areas. The building is fully accessible and features a bookshop, toilets and gastronomy.

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