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_ In Bewegung ... Architektur und Kunst Herausgegeben von Margitta Buchert und Carl Zillich

In Bewegung 3 - igt-arch.uni-hannover.de · hunderts im Zusammenhang mit dem Entwicklungsprozess der Moderne Erfah- ... Literatur 01 Vgl. beispielsweise Charles Baudelaire, Le peintre

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In Bewegung ...Architektur und Kunst

Herausgegeben von Margitta Buchert und Carl Zillich

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7 Vorwort

9 In Bewegung ... Architektur und Kunst Margitta Buchert

17 Transformation

19 Beim Verlassen des Kinos Clemens von Wedemeyer

33 Johannesburg (und zurück) Christophe Hutin

40 Wo bist Du? Mobile Ontologie Maurizio Ferraris

53 Rhythmen und Intervalle

54 o. T. Peter Kogler

65 Raum und Zeit Beat Mathys

70 Rhythmus als Transformation Christopher Dell

83 Situationen und Orte

85 Minimal Space Ilona Németh

97 Dialoge Paul Robbrecht

102 Fließende Räume Margitta Buchert

112 Forum

118 Biografien

120 Abbildungs- und Zitatnachweis / Impressum

I n h a l t

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Als drittes interdisziplinäres und internationales Symposium fand im Juni 2007 "connect.3 In Bewegung" an der Fakultät für Architektur und Landschaft der Leibniz Universität Hannover statt. In inhaltlicher Weiterentwicklung der bei-den vorangegangenen "connect."-Symposien wurden Schnittstellen von Archi-tektur und Kunst als spezifische Felder ästhetischer Theorie und Praxis in den Blick genommen, reflektiert und diskutiert. Die Präsentation unterschiedlichster Praktiken öffnete die wechselvolle Perspektivierung zeitgenössischer Phänomene ebenso wie ein transversales Nachdenken über offene und geschlossene Kontexte, Modalitäten und Zustandsformen in der Fokussierung von Bewegung. Die Sym-posiumsbeiträge und das abschließende Podiumsgespräch sind in dieser Publika-tion in leicht modifizierter oder transkribierter Form dokumentiert und werden durch ein einleitendes Essay zum Thema ergänzt.

"In Bewegung" sind die imaginären und realräumlichen Kontexte unserer Lebens-welt immer gewesen. Um ihren komplexen Wirkungs- und Wahrnehmungszu-sammenhängen explizit mit den gestalterischen Potentialen der Gegenwart zu begegnen, wurden die Subthemen "Transformation", "Rhythmen und Intervalle" und "Situationen und Orte" formuliert. Sie ermöglichen, die Heterogenität der individuellen Interpretationen, von denen jede eigene Valenzen mit sich führt, produktiv und flexibel zu verbinden. In der zukunftsoffenen Suche nach Poten-zialen der ästhetischen Theorie und Praxis wird der ausschließlich "objektiven" Annäherung und der logischen Integration der einen oder anderen Disziplinthe-orie damit die impulsgebende "Wanderung" zur Seite gestellt. Die dargebotenen Beiträge spannen den Bogen von gebauten, medialen und mentalen Transfor-mationen über raumbildende Strukturen und Prozesse bis zu den dynamischen Wechselwirkungen von körperlich und konzeptuell erlebbaren Situationen und Orten als interessante Möglichkeit, auch die in Bewegung befindlichen zeitge-nössischen Konditionen in unerwarteter Art zu erfahren.

Dementsprechend gilt unser Dank zuallererst den Autorinnen und Autoren für ihre Beiträge zu "connect.3" sowie die Bereitstellung ihrer Texte und Abbildungen für diese Publikation. Ein besonderer Dank geht an die Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung, Köln, die alle drei Symposien und Publikationen er-möglicht hat. Herzlich bedanken möchten wir uns auch beim jovis Verlag, Berlin und, nicht zuletzt, bei den Mitarbeiterinnen von a_ku, die das Projekt engagiert begleitet haben.

Margitta Buchert / Carl Zillich

Vo r w o r t

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In der Erforschung und Beschreibung von Wirklichkeit im Sinne aller Zusam-menhänge, in die das Leben der Menschen verwoben ist, bildet das "in Bewe-gung sein" eine immer zu erfahrende wie auch immer wieder zu ergründende Zustandsform. Die Ausgangspunkte, Wahrnehmungen und Gedankengänge und die dabei durchmessenen Felder sind außerordentlich vielfältig. Allein in der Vorstellung von Evolution und Veränderung scheint eine primäre Verfassung und Erfahrung von Wirklichkeit gegeben, die in alle Bereiche hineinreicht. Im Kräftefeld verschiedener Tendenzen und in einem dynamischen Netzwerk vir-tueller Möglichkeiten kann daher das Anliegen, Schnittstellen von Architektur, Kunst und Philosophie in diesem Kontext zu verorten, nur im Sinne einer "schwe-benden" Annäherung verstanden werden. Bewegung in ihren reichen Varianten zu ergründen oder auch das, was in Bewegung befindlich ist, erscheint dabei als gleichermaßen zeitübergreifende wie zeitgebundene Schnittstelle mit enormer Reichweite.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts finden sich Spuren der phänomenalen Fülle von Bewegung in auffälliger Dichte. In kaum einem Wissensfeld oder einer Diszi-plin wie auch in transdisziplinären Diskursen fehlen Darlegungen zu Bewegung einschließenden Eigenschaften. In der Beobachtung und Beschreibung von Pro-zessualität, Medialität, Instabilität, von Sukzession, Simultaneität und Ereignis bis hin zur Erforschung von Systemen, kreativen Ausdrucksformen, transkultu-rellen Konfigurationen oder raumzeitlicher Zusammenhänge allgemein werden vertraute Strukturierungen von Wirklichkeit durch eine Betonung dynamischer Qualitäten und offener, prozessualer Kontexte modifiziert. Auf Bewegungseigen-schaften verweisen ebenfalls verschiedene der gegenwärtigen Alltagserfahrungen,

In Bewegung . . .Architektur und KunstMargitta Buchert

wie sie in Beobachtungen zeitgenössischer soziokultureller Konditionen hervor-gehoben werden. Die beschriebenen und medial kommunizierten Zustände von Mobilität, Geschwindigkeit, Veränderung, Unterwegssein, Flexibilität, Wandel und Rastlosigkeit einerseits und andererseits die komplementären Zustands-formen der Entschleunigung, der Dauer, der Langsamkeit und nicht zuletzt die Fragen nach dem Echo der Zeit kreisen um qualitative Eigenschaften in den Be-deutungsfeldern von Bewegung. Obwohl das Ergründen des Phänomens der Be-wegung ein nicht unbedeutender Bestandteil der wissenschaftlichen und künstle-rischen Entwicklungen der abendländischen Kultur gewesen ist, hat es nicht zu jeder Zeit eine vergleichbar breite Aufmerksamkeit auf sich gelenkt.

Überraschend hingegen ist, in welch ähnlicher Weise seit der Mitte des 19. Jahr-hunderts im Zusammenhang mit dem Entwicklungsprozess der Moderne Erfah-rungen der eigenen Gegenwart beschrieben wurden.1 Dabei sind Vorstellungen zu Bewegung unausweichlich verwoben mit Dimensionen von Zeitlichkeit und mit dem Wandel des Selbst- und Weltverhältnisses der Menschen aufgrund neu-er Erfahrungsebenen, wie sie damals beispielsweise durch die Eisenbahn, durch Fotografie und Film, Maschinenarbeit, neue Materialien und Produktionsweisen wie auch durch die moderne Großstadt, durch geopolitische Ausdehnungen und eine Fülle wissenschaftlicher Entwicklungen hervorgerufen wurden. Die unter-schiedlichsten künstlerischen Entdeckungen der Möglichkeiten von Raum-Zeit-Relationen führten dann nicht nur in den folgenden Jahrzehnten, vielmehr auch im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts wiederholt, zu einer Akkumulation innovativer Artikulationsweisen. Diese fanden im vertrauten Rahmen des Ein-zelmediums ebenso Ausdruck wie in multimedialen Aktionen, kinetischen Kunst-werken, in Installationen oder in der Architektur mittels die Bewegungswahr-nehmung intentional herausfordernder Gestaltungsweisen.2

Nicht nur Henri Bergson (1859–1945), der als philosophischer Vordenker im-mer wieder zitiert wird, hatte in diesen Zusammenhängen Bewegung auch mit inneren, kognitiven Vorgängen in Verbindung gebracht. Mit dem Begriff der "durée" beschrieb er eine zeitliche Qualität der Bewusstseinsakte als Bewegung, deren grundlegende Eigenschaft er in der Veränderung, in den Relationen von Vergangenem und Gegenwärtigem vermutete. Der Begründer der Phänomeno-logie, Edmund Husserl (1859–1938), charakterisierte das Gegenwartserleben als ständige Balance von aktuellen Wahrnehmungsbewegungen, die sich zentral zwischen Erinnerung und Erwartung vollziehen und damit auch offene Imagina-tionen der Zukunft einschließen. Bemerkenswert ist die Aufmerksamkeit für die von diesen Denkern ausgebreiteten Deutungen von Wahrnehmung und Wirklich-keit um die Wende zum 21. Jahrhundert – in der Kognitionsforschung und der Naturwissenschaft, eingebettet in iterative Reflexionen zum Spannungsfeld von Mensch, Natur und Technik, ebenso wie in der Theorie und Praxis der verschie-densten künstlerischen Disziplinen.3

Die strukturellen Veränderungen der Wirklichkeitsauffassung in der gegenwär-tig intensiv als dynamische Komplexität wahrgenommenen Lebenswelt und Um-

11welt legen es nahe, existenzielle Grunderfahrungen des Menschen aus diesem Kontext heraus erneut zu befragen.4 Die Weisen, wie Bewegung erfahren, er-forscht und bewertet werden kann, haben sich gegenüber früheren historischen Situationen enorm vervielfältigt und differenziert. Wie kann es möglich sein, zumindest als Ausgangspunkt, die Vielfalt zu kondensieren? Kann eine Horizont-verschiebung geeignet sein, sich der Frage noch einmal von einer anderen Sei-te zu nähern? Aus den vergangenen Jahrhunderten oder aus anderen Kulturen ließen sich zahlreiche Vergleiche aufzeigen.5 Aufschlussreich beispielsweise ist, wie im Kontext der Formation der Neuzeit die Ergründung von Bewegungswei-sen in vielen kulturellen Bereichen Aufnahme fand. Das Denken von Nicolaus Cusanus und der italienischen Neoplatoniker ebenso wie die anthropologischen Ausführungen von Pico della Mirandola, die politischen Theorien von Niccoló Machiavelli sowie die Forschungen in der Astronomie von Nikolaus Koperni-kus oder in der Physik und Biologie von Galileo Galilei, Andreas Vesalius und William Harvey wiesen Reflexionen zu Bewegungseigenschaften auf.6 In diesem Kontext signifikant und vor einem zeitübergreifenden Horizont außergewöhn-lich ist das Beispiel des unablässig beobachtenden und analysierenden Künstlers und Wissenschaftlers Leonardo da Vinci (1452–1519). Geleitet von einem na-hezu unfassbaren Erkenntnis- und Betätigungsdrang, hat er in vielerlei Weise, technisch-zeichnerisch, wissenschaftlich illustrierend, künstlerisch und reflexiv, immer wieder variierend das Phänomen der Bewegung erkundet. Geologische Formationen und Wolkenbildungen, Wasserströmungen und die Luft, der Vogel-flug – und auch der ersehnte Flug des Menschen – ebenso wie Hebelwirkung und Kraftübertragung oder anatomische Studien menschlicher und tierischer Kör-per in Bewegung sind nur Beispiele eines weiten Spektrums seiner forschenden Suche. Eine theoretisch abstrahierende Aufzeichnung als Vorwort zu einem von ihm geplanten Traktat ist in diesem Zusammenhang zu sehen und kann als vorläufiger Versuch einer Rahmung der Mannigfaltigkeit des Phänomens inter-pretiert werden: "Die Bewegungen sind von Arten, von denen die erste zeitlich genannt wird, weil sie sich auf die Bewegung der Zeit beschränkt, und diese umfasst in sich alle anderen. Die zweite ist die Bewegung des Lebens aller Din-ge. Die dritte wird als mental bezeichnet, und diese findet sich in den beseelten Körpern [corpi animati]. Die vierte ist diejenige Bewegung der Abbilder [spezie] der Dinge, die sich in der Luft geradlinig ausbreiten [...]. Die fünfte Bewegung ist jene der Töne, die durch die Luft eilen, und diese ist langsamer, und ebenso Gerüche und Düfte, und diese Art nennen wir sinnliche Bewegung [moto sensu-ale]. Die Andere wird körperliche Bewegung [corporale] genannt, und über diese schreiben wir unser Traktat."7

Mit seiner ordnenden Beschreibung von Bewegungsarten sondierte Leonardo da Vinci ein Terrain in einer Weise, die auch noch dem heutigen Verstehen zugäng-lich ist. Die zeitgenössischen Konditionen hingegen bieten ebenso einen größeren Spielraum für Annäherungen, wie sie vergleichbar eindeutige Zuschreibungen verwehren. Die benannten Felder zeigen sich in unterschiedlichen Realitätsbe-reichen in vielen verbundenen und auch in scheinbar unverbundenen Erschei-nungsformen überlagert und vielfältig differenziert. Aufzuzeigen, dass es sie

gibt, ist daher nicht das vorrangige Anliegen der folgenden Beiträge aus den Kontexten von Architektur, Kunst und Philosophie, sondern wie es sie variierend gibt und wie sie sein könnten. Zwischen kulturellen Konditionen, Erinnerungen, Erwartungen, zwischen der wahrnehmbaren Physiognomie der belebten und un-belebten Natur und der von Menschen geschaffenen Umwelt und, nicht zuletzt, verbunden mit dem individuellen Erleben, kann nur die Suchbewegung Vorstel-lungspotenziale bereitstellen. In dem Umfang, wie sich die Lösungen vervielfäl-tigen, ändert sich der Erkenntnishorizont. Aus dem Variantenreichtum lässt sich dann vielleicht das Phänomen so ergründen, dass es nicht nur Erfahrungsweisen ausweitet, sondern Balancen ermöglicht und neue Spielräume öffnet zu einer qualitativen Transformation von Wirklichkeit.8

Doch mehr noch: Unter allen Varianten zeigt sich Bewegung auch als das, was in sich selbst im Zustand der Bewegtheit ist.9 Bewegung erfolgt vor dem Hin-tergrund weiterer, bereits vorgängig realisierter und auch zukünftig realisier-barer Bewegungsmöglichkeiten. Bewegung bringt das Vorhandene aus einem gegebenen Zustand in einen anderen. Benachbart zur streng rationalen, eher statischen Welterklärung sind phänomenologisch und hermeneutisch getragene Annäherungen der ästhetischen Theorie und Praxis im Akt der projektiven Um-setzung von Bewusstseinsinhalten und ihrer virtuellen Potentiale durch einen dy-namischeren Charakter geprägt.10 Bewegungen bilden den Kontext kreativer Ar-beit. Durch Bewegung bildet sich eine schöpferische Disposition.11 Das jeweilige "in Bewegung sein" wirkt ein auf das Werk und weiter in seine Erfahrungsformen und führt so in die Produktion in mehrfältiger Weise. Bewegung ist ein erzeu-gendes Moment. Darin sind schöpferische Entscheidungen zugleich existentielle. Sie schaffen Möglichkeiten, die über das Auswählen und Rekombinieren aus einem vorgegebenen Reservoire weit hinausweisen. "In Bewegung" umschreibt daher eine Art Übergang, dessen Fortsetzung in der Entdeckung weiterer Va-rianten liegt, die beitragen zum Selbst- und Weltverständnis der Menschen, zu der Weise, wie sie sich fundieren, organisieren und entfalten. Die Grundkonsti-tuenten dieser fortwährenden Suche sind selbst immer in Bewegung und daher wirkt sie letztlich unvollendet. Was konstant bleibt, ist die Motivation, in einen kreativen Dialog mit der Welt zu treten, um ins Weite, noch nicht erkundete Unverstandene vorzudringen, und die Intention, in Bewegung zu setzen. Dies ist eine Einladung.

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Literatur 01 Vgl. beispielsweise Charles Baudelaire, Le peintre de la vie moderne (1863), in: id., Oeuvre completes, Paris 1954, 892-894; Heinrich Heine, Industrie und Kunst (1843), in: id., Pariser Berichte 1840-48, Berlin/Paris 1979, 195-200; Le Corbusier, Städtebau (1928), 2 Stuttgart 1979, 75-78; Georg Simmel, Die Großstädte und das Geistesleben, in: Jahrbuch der Gehe-Stiftung, Dresden 9 (1903) 185-206, bes. 185 und 193; und später Sigfried Giedion, Die Herrschaft der Mechanisierung (1948), Frankfurt a. M. 1982, bes. 33-140; Paul Valéry, Unser Schicksal und die Literatur (1937), in: id., Zur Zeitgeschichte und Politik (Werke Bd. 7), Frankfurt a. M./Leipzig 1995, 274-294, bes. 274-279 u. 294; vgl. auch: Stephen Kern, The culture of time and space, Cambridge, Mass. 2001, passim; Anthony Vidler, Raum, Zeit, Bewegung, in: Russell Ferguson (Hrsg.), Am Ende des Jahrtausends. 100 Jahre gebaute Visionen, Ostfildern-Ruit 1999, 100-125; Rudolf Wendorff, Zur Erfahrung und Erforschung von Zeit im 20. Jahrhundert, in: Hannelore Pawlik (Hrsg.), Das Phänomen Zeit in Kunst und Wissenschaft, Weinheim 1987, 64-84 02 Zur weiteren Entwicklung im 20. Jahrhundert vgl. beispielsweise Volker Adolphs, Gehen Bleiben. Bewegung, Körper, Ort in der Kunst der Gegenwart, Bonn 2007, passim; Margarethe Jochims, Zeit zwischen Entgrenzung und Begrenzung der bildenden Kunst, in: Michael Baudson (Hrsg.), Die vierte Dimension in der Kunst, Weinheim 1985, 219-239; Joachim Huber, Urbane Topologie, Weimar 2002, passim; Barbara Steiner/Stephan Schmidt-Wulffen (Hrsg.), In Bewegung. Denkmodelle zur Veränderung von Architektur und bildender Kunst, Hamburg 1994, passim. 03 Vgl. beispielsweise Kari Jormakka, Genius locomotionis, Wien 2005, bes. 33-52; Serge Pahout/Ilya Prigogine, Die Zeit wiederentdecken, in: Michael Baudson op.cit. (Anm.2), 23-33; Francisco Varela, The specious present: A neurophenomenology of time consciousness, in: Bernard Pachoud/Jean Petitot/Jean-Michel Roy/Francisco J. Varela (Hrsg.), Naturalizing Pheno-menology. Issues in contemporary phenomenology and cognitive science, Stanford, Cal. 1999, 166-206 04 Vgl. hierzu auch Hans Blumenberg, Wirklichkeiten in denen wir leben, Stuttgart 1981, bes. 21 und 171; Fabio Merlini, Entre espace et temps. Transformations de l´utopie, in: Jocelyn Benoist/id. (Hrsg.), Historicité et spatialité. Recherches sur le problème de l´espace dans la pensée contemporaine, Paris 2001, 15-26 05 Vgl. hierzu beispielsweise François Jullien, Du temps. Élements d´une philosophie du vivre, Paris 2001, bes. 18-27 06 Vgl. Frank Fehrenbach, Vorwort, in: id. (Hrsg.), Leonardo da Vinci. Natur im Übergang. Beiträge zu Wissenschaft, Kunst und Technik, München 2002, 7-17, bes. 7-9 07 Leonardo da Vinci, in: Accademia dei Lincei (Hrsg.), Leonardo da Vinci. Il Codice Atlantico di Leonardo da Vinci nella Biblotheca Ambrosiana di Milano, 24 Bde, Florenz 1973-80, Fol. 543v, zit. bei Augusto Marioni, Bewegung und Kraft bei Leonardo, in: Frank Fehrenbach, op.cit. (Anm.6), 81-95, hier 91 08 Vgl. hierzu George Kubler, Die Form der Zeit, Frankfurt a. M. 1982, bes. 71-73 09 Vgl. Hans Georg Gadamer, Hermeneutik und ontologische Differenz, in: id., Gesammelte Werke, Bd. 10, Tübingen 1995, 58-70, bes. 66-68 10 Vgl. hierzu auch Werner Heisenberg, Ordnung der Wirklichkeit, München 1989, bes. 146-150 11 Vgl. hierzu auch Paul Klee, Aufzeichnung 1008 (1916), in: id. Tagebücher 1898-1918, Köln 1957, 349

Als fließend kann nur wahrgenommen werden, was über eine gewisse Zeit hinweg identifizierbar ist. Die Erwähnung "fließender Räume" öffnet unmittelbar ein Denken in Relationen. Die Aufmerksamkeit wird auf Erfahrungswerte und Eigen-schaften gelenkt, die im Weltverstehen ebenso selbstverständlich wie vage und unbestimmt erscheinen. Das Gemeinte lässt sich vorstellen, fühlen und erahnen. "Fließende Räume" scheinen mit dem Sein verbunden. Und doch entziehen sie sich eigenwillig einer manifesten Charakterisierung oder linearen Bedeutungs-zuweisung. "Fließende Räume" sind komplex und rätselhaft. Ohne den Anspruch, das Rätsel zu lösen, umkreisen die folgenden Näherungen ein zu Beginn des 21. Jahrhunderts latent vertrautes Phänomen, verbunden mit der Idee, damit auch eine Spezifik der Schnittstellen von Architektur und Kunst aufzuspüren.

"Espèces d'espace", Raum-arten, lautet der Titel eines 1974 veröffentlichten, zugleich philosophisch wie anthropologisch konturierten poetischen Werks des französisch-polnischen Schriftstellers und Filmemachers Georges Perec (1926–1982).1 In einfachen Worten wird darin ein breites Panorama erlebter und imaginierter Räume literarisch artikuliert. Da die Galaxien fern und mit Naturgegebenheiten verbunden scheinen, seien sie leichter zu verstehen als die vertraute und zugleich fremde Lebensumwelt, in der die Menschen von einem Raum in den anderen übergehen, äußert Perec.2 Einem Inventar vergleichbar

F l i e ß e n d e R ä u m eMargitta Buchert

103folgt er mit der Struktur des Buches einem scheinbar klassifizierenden Weg.

Perec entwickelt eine sich nach und nach ausdehnende und vervielfältigende Spur raumbezogener Wahrnehmungsinhalte in alltäglichen Zusammenhängen von der Leere der zu beschreibenden Blätter, über das Zimmer, zum Apart-ment, zum Wohnhaus, zur Straße, zum Viertel, zur Stadt, zur Landschaft, zu den Ländern bis zur Welt, dem Kosmos, zu enormen Maßstäben, Orientierung, Bewegung und Zeit bis zu Räumen des Wissens und Räumen der Kindheit. Im sequentiellen Nacheinander wird das einfache Verstehen und Vorstellen immer wieder verlangsamt und bereichert durch unerwartete, kaleidoskopisch wirkende Gedankenimpulse, die wiederholt die Frage nach der Relation von Präsenz und Abwesenheit aufscheinen lassen und die Aufmerksamkeit auf die Freiheit des unklassifizierten Wahrnehmens lenken.3 Ein Beispiel ist der Vorschlag einer von Perec sogenannten Topo-Analyse, um Zustände des Raums in der eigenen Erfahrung von Räumen zu erkennen: "Wenn man das Bett im Zimmer verschiebt, hat man dann den Raum verändert oder gewechselt?"4

Im produktiven Lesen öffnet sich die Erfahrung einer Verbindung von aktuellem und potentiellem, von präsentischem und imaginärem Wahrnehmen und zudem, wie sich Auffassungen von Räumen mit einer Vielzahl von Variablen verknüp-fen können, sich dynamisch und konstitutiv entwickeln, gelöst und verbunden mit der oftmals vorherrschenden Vorstellung des Behälterraumes, ob Zimmer, Haus oder Kosmos. In dem, was materialisiert ist oder physikalisch determiniert werden kann, erschöpfen sich die Wahrnehmungsräume des einzelnen Menschen nicht. Im lesenden Erkunden von Perecs "Espèces d'espace" werden Denkbewe-gungen initiiert, die nicht nur auf die Fülle wahrgenommener oder potenziell wahrnehmbarer Raumphänomene hinweisen, sondern auch auf das facettierende "Bewegtsein" dieser Phänomene in der menschlichen Erfahrung.5

Die Verknüpfung von Vorstellungen zu "Fließen" und "Räumen" verweisen auf ein Beziehungsgefüge, das einerseits Bewegung und andererseits Relationen von Raum und Zeit von vornherein zu umfassen scheint.6 Der Raum der Ströme, der "Space of Flows", von dem der französische Soziologe Manuel Castells in den 1980er und 90er Jahren zum Verständnis der zeitgenössischen informations-technologischen und wirtschaftlichen Globalisierung sprach, ist ein Modell quasi am Nullpunkt von Raum und Zeit. Die in der ökonomisch dominierten Globali-sierung und in Informationsnetzen in höchstem Maße abstrakt gewordene und sich ständig umgestaltende Weltordnung wird dabei mit der Auflösung vertrauter Erfahrungen räumlicher und zeitlicher Distanzen verbunden. Durch die Gleich-zeitigkeit und lokale Ungebundenheit führe dies, so Castells, zum ortlosen Raum und zur zeitlosen Zeit und potenziell auch zum Verlust des Selbst der Individuen.7 Dem konkret Erlebten in vertrauten räumlichen Ordnungen, im Raum der Orte, dem "Space of Places", komme daher nachhaltige Bedeutung zu.8 Nicht nur Castells theoretisch angeleitetes, makrostrukturell übergreifendes Modell weist die Metaphorik des Strömens, Fließens und Flüssigen auf. In zeitgenössischen soziologischen Untersuchungen zu Raum einerseits und zu Zeit andererseits so-wie in gegenwartsdiagnostischen wissenschaftlichen Studien kommt den "flows"

und "fluids" und im weiteren Beschleunigung und Relationalität, Bewegung und Veränderung eine verdichtete Bedeutung zu.9 Der polnisch-britische Soziologe Zygmunt Bauman spannt den Bogen so weit, die zeitgenössische, mit exterritorial und mobil gewordenen Machtstrukturen verbundene kulturelle Kondition gegen-über einer "Stabilen Moderne" als flüssige und flüchtige, als "Liquid Modernity" zu beschreiben.10 In der Konsequenz der Konsum- und Netzwerkgesellschaft, die Statisches und Stabiles auflöse, transformiere sich auch die Art und Weise, wie die Menschen leben. Subjektive Lebensgestaltung verbinde sich mit einem Konzept von Mobilität und Flexibilität, verbinde sich mit der Vorstellung des ständig bewegten und ultraflexiblen Menschen.11 In den Relationen zu Räumen, zu anderen Menschen und materialen Strukturen der Dingwelt sei der Wechsel zu einem permanenten Zustand geworden. Die gesellschaftlich dominante Er-fahrung sei eine situative, kontextabhängig und kurzfristig.12

Weist die in dieser Weise polarisierte und abstrakte Darstellung kultureller Strukturen einer hochentwickelten Wirtschaftsmoderne damit Züge auf, die vielleicht nur durch ihr gesteigertes Tempo und eine scheinbar eingeschränkte Autonomie in Widerspruch zu vertrauten anthropologischen oder kulturell ge-wachsenen Grunderfahrungen gerät? Beinhaltet der beschriebene, teilweise noch unbegriffene qualitative Wandel raum-zeitlicher menschlicher Weltverständ-nisse nicht auch die interessante Möglichkeit, räumliche und zeitliche Variati-onen, Verschiebungen und Kombinationen vielfältig zu erleben und als Potential zu deuten? Qualitativ fließende und dynamische Raumwahrnehmungen können sich auch in konkret gelebten Situationen in Verbindung mit menschlichen Rela-tionen und Interaktionen vielfältig formieren.13 Dieser Modus des Wahrnehmens wird als ein aktives Involviertsein erfahren. Situation umschreibt dabei die Ausschnitthaftigkeit der zeitlichen Dauer oder auch räumlichen Ausdehnung. Castells fasst diese Dimensionen in der Relevanz des "Space of Places", einer räumlichen Ordnung, im Sinne von Erfahrungen, die aus einer Mischung biolo-gischer und kultureller Identitäten gebildet werden.14 Der französische Philosoph Henri Lefebvre (1905-1991), bei dem Castells in Paris studierte, hatte das Basiskonzept einer "Produktion des Raumes" entwickelt und 1974 veröffentlicht. Das Moment der Sozialpraktiken des Alltags findet sich darin als essenziell für Raumerfahrungen hervorgehoben.15 Freigesetzt von der Idee, dass sich Raum allein als Objekt fassen ließe, erscheint vor diesem Hintergrund die Vorstellung "fließender Räume" als Metapher für die Erfahrung eines dynamischen Gefüges individuellen und intersubjektiven Agierens und damit von aufeinanderfolgenden oder auch gleichzeitigen, sich überlagernden Situationen.16 Diese werden im Handeln unterschiedlicher gesellschaftlicher Teilgruppen sowie historisch und kulturell konditioniert je spezifisch gebildet. Raumvorstellungen entstehen dabei als Syntheseleistungen in "fließender Bewegung" von Aktionen und Wahrneh-mungsinhalten.

Eine durch konstante Veränderung geprägte situative Raumvorstellung, die durch gegenseitige Bezugnahme von Handlungen und Reaktionen geprägt ist, kann auch auf digitale mediale Kommunikation übertragen werden. Und dies

105nicht nur im Hinblick auf Programme mit Rückkopplung, bei denen ein Pro-

grammverlauf durch die Eingaben der Nutzer zu beeinflussen ist.17 Vielfach sind Kommunikation und Interaktion wie Foren, Websites, Plattformen oder Chatrooms im Internet nach vertrauten räumlichen Logiken organisiert, selbst dann, wenn sie sich lediglich in einem gemeinsamen Nirgendwo finden.18 Die eher geografisch orientierten medialen Netzwerke der Information und des Austauschs in Städten und Regionen ergänzen vertraute Formen von Urbanität mit einer neuen Dimension sozialräumlicher städtischer Erfahrung. Doch mehr noch: Es entstehen virtuelle Räume als dreidimensional dargestellte grafische Umgebungen, in denen teilweise zudem virtuelle Körper als Spielfiguren, Ava-tare oder Doppelgänger sich bewegen, Dinge benutzen und gestalten können.19 Durch die Kopräsenz des biologischen Körpers in seiner physischen Umgebung wird die Koexistenz und qualitativ unterschiedliche Beschaffenheit verschie-dener Räume und ihrer fließenden Übergänge erfahrbar.20 Ihr ontologisch Erstes aber bleibt die Lebenswelt. Der qualitativ neue Immaterialisierungsschub in der Wirklichkeitserfahrung stärkt zugleich die Wahrnehmung physischer Kontexte und Orte.21 Das mit physisch-materieller Verankerung verbundene Moment, das Nahe und in der eigenen körperlichen Wahrnehmung als unmittelbar Erfahrene wird quer durch verschiedenste Formationen von Wirklichkeit als eigene, als präsentische Qualität wirksam.22 Wichtig bleiben Situationen und Orte, an denen der Mensch die physische Nähe auf der Ebene der eigenen Körperlichkeit zu anderen Menschen und faktisch fassbaren Objekten, Ensembles und Materiali-täten erfahren kann.

Die Nähe und Nachbarschaft der Vorstellung von Situationen und Orten bleibt eine offene Frage. Wie Situationen sind auch Orte als kleinere Einheit in einem größeren Kontext dimensioniert, in dem sie einen Kontrast markieren. Gegenüber einer unendlich gedachten Welt werden Orte im allgemeinen westlichen Ver-ständnis mit geografischer Lokalisierbarkeit verbunden. Orte können als zugleich offene und geschlossene Bereiche vorgestellt werden, die einen Hinweis auf eine mögliche Stabilität enthalten und sich durch etwas Eigenes, unverwechselbar Geprägtes und nicht Wiederholbares auszeichnen.23 "Die Räume empfangen ihr Wesen aus den Orten", hatte der Philosoph Martin Heidegger (1889–1976) 1951 in seinem für Architektur, Kunst und Philosophie international einflussreichen Vortrag "Bauen Wohnen Denken" geäußert.24 Er nahm dabei Bezug auf das Beispiel einer Brücke, die, indem sie geschaffen wurde, einen Ort markiert. Erst vom so geschaffenen Ort aus, so Heidegger, würden Räume und Raumrelationen sowie Pfade, Wege und Konstellationen und der Bezug des Menschen zu Orten und durch Orte zu Räumen eröffnet.25 In "Die Kunst und der Raum", einem, dem baskischen Bildhauer Eduardo Chillida gewidmeten Vortragstext von 1969, be-tonte Heidegger, Ziel auch der künstlerischen Tätigkeit sei es, Orte zu schaffen, Orte, die weder bloß vorgefunden noch nur neu geschaffen werden.26

Deuten diese Gedanken auf die in der Lebenswelt unvergleichliche physische Aus-strahlung von künstlerischer, natur- und architekturgeprägter Umgebung? Oder ist die Intention vielmehr, die Aufmerksamkeit auf Prozesse der Raumkonstitution

zu lenken? In jedem Falle kann bereits das Beispiel der Brücke Anlass geben, über mehr als einen Ort nachzudenken, die relationale Verknüpfung zentral wer-den zu lassen und dabei auch Ausdehnung und Zwischenzustände aufzunehmen. Heideggers Reflexionen aktualisieren nicht nur eine in der westlichen Tradition der Philosophie und der Naturwissenschaften weit zurückreichende Spur des Nachdenkens über dynamische Relationen in der Ausprägung von Raumvorstel-lungen.27 Sie beschreiben qualitative Raumbeziehungen als menschliche Erfah-rungswerte, als offenes Seinsverständnis, das sich wesentlich erschließt durch präsentische, körperliche Wahrnehmung und Handlung. Doch erschöpft sich die Erfahrung von Orten in diesen Dimensionen nicht. Immer ist sie eingebunden in einen geschichtlich tradierten und basierten kulturellen Kontext, in ein Feld sozialer Begegnung, in Räume des Wissens, der Erfahrung und Erinnerung, und, nicht weniger bedeutend, in einen gebauten und naturräumlichen Kontext, der wesentlich mitwirkt an der Entwicklung und Prägung von Raumvorstellungen. Nicht zuletzt bilden der Horizont, die Weite, die Tages- und Jahreszeiten Kon-stituenten räumlicher Wahrnehmungen.28 Ein Blick in die vergleichende Anthro-pologie kann lehren, dass, wie beispielsweise in der asiatischen Kultur, Raum- und Ortsbegriffe bestehen, die nicht nur Raum, Ort, Platz und Gegend, Leere, kulturelle Kontexte und soziale Begegnung einschließen, sondern auch eine grundlegende Verbindung zur Natur, der auch die Menschen selbst angehören.29 Diese unter anderem in dem Schriftzeichen "MA" und seinen Bedeutungsfeldern artikulierten Auffassungen von Raum und Ort schließen Zeit und Bewegung vor allem im Sinne ineinander übergehender "fließender" Wahrnehmungsinhalte und Erfahrungsqualitäten integrativ ein.

Die Näherungen an das Phänomen fließender Räume öffnen den Blick für Di-mensionen von gelebter und erlebter Räumlichkeit, für Einblicke in gegenwärtige kulturelle Konditionen und ihre theoretische Interpretation und für ein informell strukturiertes Phänomengefüge aus Raum, Zeit und Bewegung. "Fließen" er-scheint dabei einerseits als Eigenschaft oder sogar zentrales Prinzip des Wahr-nehmungsprozesses im Sinne multisensorischer und imaginativer Integration sowie andererseits als Deutungsumfeld unterschiedlicher Ausprägungen von Räumlichkeit im Weltverständnis. Die Verbindung des Menschen zu Räumen konstituiert sich nicht zuletzt durch die Beziehung verschiedener Wirklichkeits-sphären zueinander. Gerade in den Relationen von Räumen zu Orten wird die Frage nach der Bedeutung des Beharrlichen und damit nach der Verbindung zur physisch-materiellen Struktur der Gegenstandswelt offensichtlich. Sie erscheint in einer Weise unabhängiger Konfigurationen und wirkt doch gleichzeitig "mo-dellierend" mit am Erfahrungsaufbau von Raumvorstellungen.

Es verwundert daher nicht, dass in der westlich-internationalen avantgardistischen Architektur und Kunst der frühen Moderne das Phänomen fließender Räume eine zentrale Bedeutung gewinnen konnte. Als Metapher wirkte sie im Sinne eines produktiven und rezeptiven Leitmotivs, das sich in einem Prozess entwickelte und bis heute erhalten blieb.30 Trotz zum Teil gravierender Unterschiede in der je spezifischen künstlerischen und architektonischen Interpretation findet sie sich

107auffallend häufig. Ein Feld ästhetischer Erforschung und Erfahrung ist damit

umschrieben, in dem die Kopräsenz und Verflechtung räumlicher und zeitlicher Erfahrungsmöglichkeiten zentral werden und dem statischen Sein materieller Existenz eine dynamische Existenz immaterieller Qualitäten als wesentlich zur Seite gestellt wird. Frank Lloyd Wright, Henry van de Velde, Hendrik Petrus Berlage, Walter Gropius, Le Corbusier, Mies van der Rohe und Hans Scharoun oder Theo van Doesburg, Robert Delaunay, Oskar Schlemmer, El Lissitzky, Hans Richter, László Moholy-Nagy und Paul Klee seien nur stellvertretend genannt. Grundlegend artikuliert wurde dieses Leitmotiv in der Auseinandersetzung mit einer Auflösung von Geschlossenheit, Trennungen, reinen Additionen oder Bipolaritäten und in der Hinwendung zu iterativen Konzepten der Relationen, Überlagerungen und des Ineinandergreifens. Übergänge und Verbindungen von Innen und Außen, Oben und Unten sowie einzelner Elemente untereinander und im Weiteren eine über die Materialität hinausweisende Erfahrungsfülle archi-tektonischer und künstlerischer Raumqualität wurde damit ebenso verbunden wie die Aufmerksamkeit für bewegungsevozierende Artikulationen. Bezogen auf das Werk Mies van der Rohes bildet der fließende Raum ein dominantes Inter-pretationsmuster, insbesondere seit die Architekten Philip Johnson und Ludwig Hilberseimer 1947 und 1956 die ersten kanonischen Monografien über diesen Architekten verfasst hatten.31

Der mannigfaltige Wandel kultureller Konditionen im Kontext der Industriali-sierung und Internationalisierung hatte dazu beigetragen, dass sich Raumvor-stellungen vervielfältigten. Wirtschaft und Kultur zeigten sich mehr und mehr eingebunden in neue Relationen von Energien, Netzwerken, Zirkulation und Austausch, die alle mit Bewegungsmomenten verbunden waren.32 Für Architektur und Künste in besonderem Maße impulsgebend, wirkten die anschaulich nicht oder nur mittelbar zu erfassenden abstrakten Beobachtungen der modernen Naturwissenschaften, wie sie beispielsweise von Hermann Minkowski, Bernhard Riemann oder Albert Einstein dargeboten wurden. Sie hatten aufgezeigt, dass Raum und Zeit als miteinander verbundene Größen, als Raum-Zeit interpretiert, zu neuen Erkenntnisebenen führen konnten. Auch wenn ein vollständig nachvoll-ziehendes Verstehen dieser Theorien fernlag: Die durch Systematisierung und Modellbildung gewonnenen Vorstellungen zu einem vierdimensional rechen- und konstruierbaren gekrümmten Raum oder die Physik des raum-zeitlich gene-rierten "Ereignisses" mögen dabei ebenso reizvoll gewirkt haben wie die nach wie vor aktuelle Vision, eine über die vierte Dimension noch hinausreichende Raumkonfiguration zu denken.

Interessanterweise sind Impulse für das ästhetisch hervorgehobene Motiv des fließenden Raumes nicht nur in den genannten Kontexten oder im direkten ar-chitektur- und kunsttheoretischen, philosophischen und wahrnehmungspsycholo-gischen Umfeld zu finden, in dem das Phänomen des Fließens und der fließenden Räume ebenfalls auftrat.33 Die im wechselwirksamen Kontakt in künstlerischen und architektonischen Ideen und Werken umkreiste Idee des fließenden Raumes wurde in der frühen Moderne auch mit der Komposition von Musik verglichen,

mit dem mehrstimmige Tonstücke begleitenden und verbindenden Generalbass beispielsweise, mit polytonalen Klangräumen oder der Fuge, die etymologisch auch das Fließen einschließt.34 Ebenfalls einbezogen waren Grundgedanken romantischer Naturphilosophien beispielsweise wie die philosophischen Apho-rismen des Dichters Novalis (Friedrich von Hardenberg, 1772–1801) und Re-flexionen des Schriftstellers Friedrich Wilhelm Josef Schelling (1775–1854). Mit ihren Gedanken, ob Zeit als fließender Raum oder Raum als im Verfließen angehaltene Zeit zu verstehen sei sowie der Überzeugung, dass eben beide nur in gegenseitiger Durchdringung hervortreten, antizipierten sie in gewisser Weise die späteren Entwicklungen.35 Als Walter Gropius 1952 im Rückblick in seinem Vortrag "Totale Architektur" äußerte, die Künstler hätten es gelernt, Zeit und Bewegung, die neue vierte Dimension mit ihren Mitteln auszudrücken, wies er auf die Bedeutung und vielleicht auch auf eine scheinbare Abgeschlossenheit grund-legender Fragen zum "fließenden Raum" hin. Demgegenüber beklagte Paul Klee, der sich in seinen Gestaltungsgrundlagen, in der Lehre und in seinen malerischen und grafischen Werken intensiv mit diesem Thema beschäftigte, die Vorstellung des fließenden Raumes hätte noch zu keiner größeren Klarheit geführt werden können, zumindest nicht in der Malerei.36

Verweisen diese unterschiedlichen Einschätzungen, so subjektiv und persönlich-keitsgeprägt sie auch gewesen sein könnten, auf spezifische Eigenschaften der Schnittstellen von Architektur und Kunst? Als Berührungspunkte zeigen sich das analoge Leitmotiv des fließenden Raumes und das Nachdenken über das Machen im Horizont der Frage, wie erlebte und gelebte Räumlichkeit mit einem logisch konzipierbaren Raum modellhaft oder physisch-materiell vereinbar ist und wie Objektives und Subjektives sich verbinden können.37 Die Differenz in der medi-alen Konzeption und Wirkung der architektonischen und künstlerischen Werke kann hingegen die Schnittstellen auch als Bereiche charakterisieren, an denen Unterschiede deutlich werden. Die Varianten und Variabeln der Produktions- und Wirkungsspektren sind andere. Es waren und sind weniger sozial- oder kultur-räumliche Varianten von "Fließen" und "Räumen", die in der Vergangenheit und Gegenwart von Architektur mit diesem Leitmotiv verknüpft wurden und werden. Die Ideen betonen vielmehr die Verknüpfung der konkreten baulichen Konfigu-ration in ihrem Kontext. Als Alternative und Ergänzung der Vorstellungen und Ausprägungen des Behälterraums der "Box" kann das Andere der Projektierung fließender Räume als vielfältiger Impuls wirken. In der multisensorischen und imaginativen Erfahrung von Architektur erscheint das einzelne architektonische Werk oder das Ensemble als Umgebendes. In seiner Ganzheit und als Gegenüber kann es nur sukzessive und immer nur näherungsweise durch reale Bewegung erfasst werden. Pragmatische und soziale Nähe zur alltäglichen Lebenswelt über-lagern und begleiten die ästhetische Zugangsweise. In anderen künstlerischen Bereichen hingegen kann die Mannigfaltigkeit von Raum und Räumlichkeit expli-ziter erfahrbar gemacht werden durch Verfremdungen oder durch sinn-bildliche Darbietung anders nicht zugänglicher Zusammenhänge der Gesamtstruktur der Welt.38 Die Metapher "Fließende Räume" kann daher auch Hinweis und Auffor-derung sein, Räumlichkeit im kleinteiligeren Vergleich architektonischer und

109künstlerischer Werke im Hinblick auf ihre Idealität, Dimensionalität, Materi-

alität, auf Umraum, Zeit und weitere Faktoren der Strukturierung räumlicher Wahrnehmungsprozesse zunehmend differenzierter zu ergründen. Die Intention jedoch, sinnliche und sinnhafte Erfahrungen der Menschen zu bereichern und zu fördern, charakterisiert die Schnittstellen wiederum als kontinuierliche Über-gangsbereiche.

In der weiteren Entwicklung von Architektur und Kunst bis zur Gegenwart trat die Metapher des fließenden Raumes vor allem in Verbindung mit unterschiedlich variierender architektonischer Interpretation und Artikulation explizit hervor. Die erwähnten, latent mit fließenden Räumen zu verbindenden Erfahrungsquali-täten wie sie in imaginären, virtuellen, sozialen und theoretisch abstrakten Wahr-nehmungsinhalten erscheinen, wurden jedoch in unterschiedlicher Weise auch in künstlerischen Projekten einbezogen. Sie finden sich besonders markant dort, wo Übergänge medialer und kultureller Formationen hervortreten und Raum- und Temporalstrukturen zum Gegenstand von Projekten und Entwicklungen wurden, wie beispielsweise in situationistischen oder installativen Arbeiten.39 Interes-santerweise zeichnet sich in der Architektur und den Künsten der Gegenwart ein erneut wachsendes Interesse an den Qualitäten von Raumerfahrungen und Raummodellen ab, die verweisen und partiell auch zurückgreifen auf die Poten-ziale, die mit der Metapher der fließenden Räume evoziert wurden.40 Durchaus vergleichbar den Prozessen naturwissenschaftlicher Forschung, die ein Phäno-men nicht in einer letztgültigen Formel erfassen kann, und auf abstraktestem Niveau nach wie vor Untersuchungen zu Raum-, Zeit- und Bewegungsrelati-onen forciert, kann auch die ästhetische Theorie und Praxis als fortlaufender Prozess verstanden werden, der das existierende Repertoire an Möglichkeiten zunehmend produktiv erweitert. Wie jüngere Erkenntnisse der Wahrnehmungs-psychologie vermuten lassen, gibt es für Orientierungs- und Kognitionsprozesse eine fundamentale Bedeutung körperlicher Raum- und Bewegungserfahrungen, die, so wird plausibel angenommen, in früher Kindheit gegenüber dem Erwach-senenalter sehr viel komplexer und mannigfaltiger ausgeprägt sind.41 Wenn, wie Zygmunt Bauman in "Liquid Modernity" an einer Stelle befragend äußert, die Vernachlässigung des Raumes durch die Dominanz der Zeitmuster letztlich auch die Orientierung an der Zeit nachhaltig schwächt, dann erscheint die in dem Motiv der "fließenden Räume" enthaltene Herausforderung erneut aktuell.42 Vielleicht kann auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts gerade dem Denkmotiv fließender Räume eine Vorzugsstellung für die Erforschung und Ergründung von Wirklichkeitskonfigurationen eingeräumt werden, da es vertraute Muster quer zu den Disziplinen, und potenziell auch den Kulturen, überschreitet und ihre unrealisierten Möglichkeiten aufzuzeigen vermag.

Zu erforschen, zu erkennen und dafür zu sensibilisieren, wie sich die Relationen von subjektiver Wahrnehmung und objekthaften und unfassbaren Weltgefügen gestaltet, wie Innen und Außen in ein und demselben Vorstellungsraum gegen-wärtig sein können, wie sich über Raum-, Zeit- und Bewegungserfahrungen die Lebendigkeit des Menschen im "bewegbaren" Rahmen der Geschichte situieren

lässt, das könnte ein mögliches Zukunftsprojekt sein, das aus der Metapher der "fließenden Räume" Impulse gewinnt. Die geduldige Suche und Erforschung der unendlichen Virtualität von Raum, Zeit und Bewegung und ihre Vermittlung in der ästhetischen Praxis öffnet dann vielleicht Erfahrungswerte, die im Kontext einer transkulturellen, postkolonialistischen und durch Vielheit charakterisier-ten Verfassung der Gegenwart neue Qualitäten aufschließt. "Fließende Räume" könnten ein Beispiel sein für Situationen und Orte, in denen das Homogene das Heterogene nicht mehr bekämpft. Gerade im Blick auf die scheinbar fernen und unbegreifbaren Machträume birgt die auf das Sein der Menschen in der Welt und seine Weltinterpretationen konzentrierte ästhetische Erfahrung das Potenzial, die Selbstermächtigung des Individuums zu bewirken, das Vermögen, etwas unterscheiden, differenzieren, bewegen und beeinflussen zu können. Die für die individuelle Selbstentfaltung positive kognitive Autonomie wirkt hinein in die soziale Orientierung, in das Kollektiv und die Gesellschaft.43 Darin liegt ihre Offenheit und Stärke.

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Literatur 01 Georges Perec, Espèces d'espace (1974), Paris 2000 (In deutscher Übersetzung mit leicht uminterpretierendem Buchtitel: Georges Perec, Träume von Räumen, Bremen 1990) 02 ibid.,13-14 03 Zu Perecs Ästhetik und Werkverständnis vgl. auch Claude Burgelin, Georges Perec, Paris 1988, bes. 119-135; Andreas Gelz, Postavantgardistische Ästhetik. Positionen französischer und italienischer Gegenwartsliteratur, Tübingen 1996, bes. 157-160 und 174-179 04 Vgl. Perec, op.cit. (Anm.1), 49 (Übersetzung M.B.) 05 Vgl. hierzu auch Bernard Pachoud, The teleological dimension, in: id./Jean Petitot/Jean-Michel Roy/Francisco J.Varela (Hrsg.), Naturalizing phenomenology, Stanford, Cal. 1999, 196-219, bes. 201 06 Vgl. hierzu auch Elisabeth Ströker, Philosophische Untersuchungen zum Raum, Frankfurt a. M. 1965, 43-45 07 Vgl. beispielsweise Manuel Castells, The informational city. Information technology, economic restructuring and urban regional process, Cambridge, Mass. 1989, bes. 10-12 und 169. Diese Einschätzung findet sich vergleichbar bei dem amerikanischen Sozialgeographen David Harvey, Die Postmoderne und die Vernichtung von Raum und Zeit, in: Kuhlmann, Andreas (Hrsg.), Philosophische Ansichten der Kultur der Moderne, Frankfurt a. M. 1994, 48-79. Der französische Anthropologe Marc Augé deutet die gegenwärtigen Konditionen als gekennzeichnet durch ein Übermaß an Raum und Ereignissen, die es erschweren, "Zeit zu denken". Vgl. Marc Augé, Orte und Nicht-Orte, Frankfurt a. M. 1994, bes. 32-39 und 41-44 08 Manuel Castells, The rise of network society. The Information age: Economy, society and culture, Bd.1, Cambridge, Mass. 1996, bes. 476-477 09 Vgl. beispielsweise Arjun Appadurai, Modernity at large. Cultural dimensions of globalization, Minneapolis 1996, bes. 11-20; id., Globale ethnische Räume, in: Ulrich Beck (Hrsg.), Perspektiven der Weltgesellschaft, Frankfurt a. M. 1998, 11-40; Martina Löw, Raumsoziologie, Frankfurt a. M. 2001, 65 und passim; dazu auch Hartmut Rosa, Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne, Frankfurt a. M. 2005, bes. 340-343 10 Vgl. Zygmunt Bauman, Liquid Modernity, Cambridge, Mass. 2000, bes. 2 11 Vergleichbar argumentiert auch Richard Sennett, Der flexible Mensch, 6 Berlin 1998, 26, 75 und 182-185 12 Vgl. hierzu auch Rosa, op.cit. (Anm.9), 50, 237-239 13 Vgl. grundlegend Löw, op.cit. (Anm.9) 144, 204 und passim; hierzu auch Dalibor Vesely, Architecture in the age of divided representation, Cambridge, Mass. 2004, bes. 382-385 14 Vgl. beispielsweise Castells op.cit. (Anm. 1996) 14-15 15 Vgl. Henri Lefebvre, The production of space (1974), Oxford/Malden, MA 1991, 25-26, 36-37, 90, 404-405; dazu auch Rémi Hess, Henri Lefebvre et l'aventure du siècle, Paris 1988, bes. 215-217; Christian Schmid, Stadt, Raum und Gesellschaft, Jena 2003, 40, 304 und passim 16 Vgl. hierzu auch Ströker, op.cit. (Anm.6), 54-64 17 Vgl. Jan Schmidt, Die Raumwirksamkeit neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, in: Forum qualitative Sozialforschung 2 (2002)/4, 12-18; Daniela Ahrens, Internet. Nicht-Orte und die Mikrophysik des Ortes, in: Alexandra Budke/Detlef Kanwischer/Andreas Pott (Hrsg.), Internetgeographien. Beobachtungen zum Verhältnis von Internet, Raum und Gesellschaft, Stuttgart 2004, 163-177 18 Vgl. hierzu auch Manfred Faßler, Netzwerke, München 2001, bes. 244-246 19 Vgl. hierzu auch Margret Wertheim, The pearly gates of cyberspace. A history of space from Dante to Internet, New York 1999, bes. 223-226 20 Vgl. hierzu auch Hans Belting, Bild-Anthropologie, München 2001, bes. 81-85; Löw, op.cit. (Anm.9) bes. 160, 196 und 266 21 Vgl. Sennett, op.cit. (Anm.11), bes. 189-190 22 Vgl. hierzu Alexander Gosztonyi, Der Raum. Geschichte seiner Probleme in Philosophie und Wissenschaften, 2 Bde, Freiburg/München 1976, Bd. 2, bes. 1036-1245; Maurice Merleau-Ponty, Phäno-menologie der Wahrnehmung (1945), Berlin 1965, 284-29 23 Vgl. hierzu auch Augé, op.cit. (Anm.7), bes. 54; Michel de Certeau, Kunst des Handelns (1980), Berlin 1988, 217-218; Christian Norberg-Schulz, Genius loci. Landschaft, Lebensraum, Baukunst, Stuttgart 1982, bes. 5-6 und 21-23; Michael Serres, Die fünf Sinne. Eine Philosophie der Gemenge und Gemische (1985), Frankfurt a. M. 1998, bes. 323 und 331 24 Martin Heidegger, Bauen Wohnen Denken (1951), in: Ulrich Conrads/Peter Neitzke (Hrsg.), Mensch und Raum. Das Darmstädter Gespräch 1951, Braunschweig 1991, 88-102 25 Vgl. hierzu auch Eduard Führ, Immer und je anders geleitet die Brücke, in: id. (Hrsg.), Bauen und Wohnen. Martin Heideggers Grundlegung einer Phänomenologie der Architektur, Berlin/München/Münster/New York 2000, 145-162, bes. 160-161 26 Martin Heidegger, Die Kunst und der Raum, St. Gallen 1969, 11 27 Vgl. hierzu Gosztonyi op.cit. (Anm.22) passim und bes. 886-893 28 Vgl. hierzu auch Martin Seel, Ästhetik und Aisthetik, in: Ethisch-ästhetische Studien, Frankfurt a. M. 1996, 36-69, bes. 61-62 29 Vgl. Günter Nitschke, From Shinto to Ando. Studies in architectural anthropology in Japan, London 1993, 49-59 30 Zur historischen Entwicklung und den Bedeutungsfeldern im Kontext der frühen Moderne vgl. grundlegend Ulrich Müller, Raum, Bewegung und Zeit im Werk von Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe, Berlin 2004, bes. 1-45, 77-99 und 109-113 31 Vgl. Ludwig Hilberseimer, Mies van der Rohe, Chicago 1956, 41 und 127; Philip Johnson, Mies van der Rohe (1947), New York 1978, bes. 30 und 96 32 Vgl. hierzu auch Hartmut Böhme, Fetischismus und Kultur. Eine andere Theorie der Moderne, Reinbek bei Hamburg 2006, bes. 141-143 33 Vgl. Ströker op.cit. (Anm.6) 43-45 34 Vgl. Müller op.cit. (Anm.30), 24-25, 54-61, 90-93 und 124 35 Vgl. ibid., 112 36 Vgl. ibid., 46 und 110 37 Vgl. beispielsweise Paul Klee, Das bildnerische Denken. Schriften zur Form- und Gestaltungslehre, Teil 1, 3 Basel/Stuttgart 1971, 14-24; Fritz Neumeyer, Mies van der Rohe. Das kunstlose Wort. Gedanken zur Baukunst, Berlin 1986, 195-196 und 200 38 Vgl. Gosztonyi op.cit. (Anm.22), 1248 39 Vgl. beispielsweise Juliane Rebentisch, Ästhetik der Installation, Frankfurt a. M. 2003, bes. 14-16, 59, 146 und passim; Roberto Ohrt, Phantom Avantgarde. Eine Geschichte der Situationistischen Internationale und der modernen Kunst, passim; Peter Weibel, Kunst als offenes Handlungsfeld, in: id. (Hrsg.), Offene Handlungsfelder, Köln 1999, 9-21 40 Vgl. beispielsweise Casey Alt/Timothy Lenoir, Flow, process, fold, in: Antoine Picon (Hrsg.), Architecture and the sciences. Exchanging metaphors, New York 2003, 314-353; Gilles Deleuze, Mediators (1982), in: Jonathan Crary/Sanford Kwinter (Hrsg.), Incorporations, New York 1992, 281-294; Erika Suderberg, On installation art and site specificity, in: id.(Hrsg.), Space, site, intervention. Situating installation art, Minneapolis, MN 2000, 1-22 41 Vgl. Philip J.Kellman, Ontogenesis of space and motion, in: William Epstein/Sheena Rogers (Hrsg.), Perception of space and motion, San Diego, Cal. 1995, 327-364; Jean Piaget/Bärbel Inhelder, Die Entwicklung des räumlichen Denkens beim Kinde, Stuttgart 1975, bes. 15-38 und 523-530; 42 Zu Zygmunt Baumans Aussage vgl. Bauman, op.cit. (Anm.10), 116-119 43 Vgl. hierzu auch Michel Foucault, Hermeneutik des Selbst (1982), in: Helmut Becker u.a. (Hrsg.), Michel Foucault. Freiheit und Selbstsorge, Frankfurt a. M. 1985, 32-60, bes. 40-45; Nelson Goodman, Sprachen der Kunst, Frankfurt a. M. 1973, 78-80; Ignasi Solà-Morales, Differences. Topographies of contemporary architecture, Cambridge, Mass. 1997, 57-70