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Inflation und Inflationsbekämpfung Review by: Fritz Neumark FinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 21, H. 1 (1961), pp. 135-140 Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40909495 . Accessed: 15/06/2014 08:01 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to FinanzArchiv / Public Finance Analysis. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.34.78.43 on Sun, 15 Jun 2014 08:01:47 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Inflation und Inflationsbekämpfung

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Inflation und InflationsbekämpfungReview by: Fritz NeumarkFinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 21, H. 1 (1961), pp. 135-140Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40909495 .

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Inflation und Inflationsbekämpfung von

Fritz Neumark

Die ,, Annais' '-Redaktion hat sich das große Verdienst erworben, von Zeit zu Zeit Bände herauszubringen, in denen theoretisch bedeutsame, aktuelle Pro- bleme von mehreren Verfassern unter verschiedenen Aspekten dargestellt und kritisch analysiert werden. Die vorliegende Publikation1 ist dem Inflations- problem gewidmet, das man in vieler Hinsicht als die ökonomische Frage Nummer I unserer Zeit bezeichnen kann, insbesondere, wenn man dabei an die sogenannte „schleichende Inflation" denkt.

Wie bekannt, gibt es in Wirtschaftstheorie und -praxis recht unterschied- liche Ansichten über das Wesen, die Ursachen und die richtige Beurteilung dieses für die Nachkriegszeit kennzeichnenden Inflationstyps. Die Gegensätz- lichkeit der Ansichten tritt auch in der hier anzuzeigenden Veröffentlichung deutlich zutage, obgleich rein zahlenmäßig die Beiträge überwiegen, die einer- seits die „creeping inflation" als ein gesamtwirtschaftliches und soziales Übel betrachten und ihre Ursachen andererseits überwiegend in einer irrationalen Finanz- und Lohnpolitik erblicken. Im übrigen lassen sich die einzelnen Ab- handlungen grob in zwei Gruppen teilen, von denen die eine größtenteils „populärwissenschaftliche" und in ihrem Erkenntniswert beschränkte Unter- suchungen von Praktikern enthält, während die andere sich aus Arbeiten zu- sammensetzt, die aus der Feder von Wirtschaftstheoretikern stammen und demgemäß aufgrund einer strengeren Beweisführung zu Ergebnissen gelangen, die weniger absolut formuliert, dafür aber logisch haltbar sind und zum Teil bedeutsame Hinweise für eine rationale Antiinflationspolitik bringen.

Der einleitende Teil enthält einen Beitrag des Herausgebers A. G. Bueh- ler, in dem „The Problem of inflation" skizziert, die Möglichkeit eines Kon- flikts zwischen einer Wachstums- und einer Geldwertstabilisierungspolitik hervorgehoben und abschließend die Frage erörtert wird, „what may be done about inflation", ohne daß jedoch der Autor über einige Gemeinplätze hinaus- käme. Die folgende Abhandlung von Maxwell ist einer Untersuchung der Frage gewidmet, über welche Instrumente die Bundesregierung der US zur

1 Alfred G. Buehler (editor): Inflation. „The Annals of the American Academy of Political and Social Science", vol. 326, November 1959. Philadelphia 1959. 206 Seiten.

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Bekämpfung von Inflation und „economic instability" verfügt. Der Ver- fasser äußert sich anhand der jüngsten Erfahrungen recht skeptisch über die diesbezügliche Effizienz einer antizyklischen Steuer- und Schuldenpolitik einerseits, die Wahrscheinlichkeit, daß es in absehbarer Zeit zu einer (an sich dringend erwünschten) „co-ordination of economic policies" kommen werde, andererseits.

Fünf weitere Studien sind unter dem Obertitel „Government expendi- tures and inflation" zusammengefaßt worden. Die erste stammt von dem Direktor des „Bureau of the Budget", M. H. Staus, und verteidigt mit über- wiegend „klassischen" Argumenten die Notwendigkeit eines Budgetausgleichs im allgemeinen, einer Verringerung der öffentlichen Ausgaben im besonderen, wenn auch die Unvermeidbarkeit von Fehlbeträgen im Falle von „major national emergencies" zugegeben wird. Für den Außenstehenden ist es etwas bedrückend zu sehen, wie wenig von den Erkenntnisfortschritten der neueren Wirtschafts- und Finanztheorie in das Bewußtsein der für finanzpolitische Entscheidungen Verantwortlichen eingedrungen ist. - Wohltuend berührt demgegenüber G. Colms wohlabgewogene Untersuchung, in der eine berech- tigte Attacke gegen die üblichen monokausalen Inflationserklärungen geritten und dargelegt wird, daß - abgesehen von den Fällen einer inflatorischen Über- konjunktur und einer deflatorischen echten Depression -Wirtschaftswachs- tum grundsätzlich ebensowohl bei fallenden wie bei steigenden, aber auch bei stabilen Preisen möglich ist. Entsprechend seiner Ablehnung aller Art von „monistischen Theorien" gelangt Colm zu dem Schluß, daß auch jeder „mon- istic policy approach" ungeeignet und folglich eine bestimmte, den jewei- ligen besonderen Umständen angepaßte Mittelkombination allein erfolgver- sprechend sei. Bei einer Skizzierung der gegebenen Möglichkeiten werden die ökonomischen und die technisch-politischen Schwierigkeiten ihrer Realisie- rung jeweils ins rechte Licht gerückt, dennoch aber wird abschließend betont, daß "economic growth and a reasonable degree of price stability. . . compat- ible objectives" seien. - G. Meaney, ein führender Gewerkschafter, wendet sich zunächst gegen die weitverbreitete Ansicht, man habe es in den letzten zehn Jahren (sc. in den US) mit einer Geldwertentwicklung zu tun gehabt, die die Gefahr in sich trage, zu einer „runaway inflation" zu werden. Er weist ferner die Behauptung zurück, die Preissteigerung sei in erster Linie auf über- mäßige Lohnerhöhungen zurückzuführen, und behauptet, die dringend er- wünschte Erhöhung des Wachstumsgrades der amerikanischen Wirtschaft auf 5% sei unter den gegebenen Bedingungen durchaus mit einer l^^oigen Lohnerhöhung je Jahr zu vereinbaren, ohne einen Inflationsdruck zu er- zeugen. - Es ist bemerkenswert, daß H. Perrey in einer Abhandlung über die Antiinflationspolitik Kanadas berichtet, daß auch in diesem Lande, ähnlich wie in den USA, eine starke „Inflationspsychologie", die fast auf „a phobia" hinausliefe, Platz gegriffen habe, ohne daß jedoch eine Defizitwirtschaft ge- herrscht hätte (im Gegenteil schlössen fast alle kanadischen Haushalte in der Nachkriegszeit mit Überschüssen ab). Dagegen sei vermutlich von dem er- heblichen Einstrom ausländischen Kapitals, das privaten Investitionen diente, ein Inflationsdruck ausgegangen. Daß diesem trotz Befolgung einer anti- zy klischen Fiskal- und Kreditpolitik nicht erfolgreich begegnet werden konnte,

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hatte teils generelle, teils spezielle Gründe; jedenfalls sind die kanadischen Erfahrungen auf diesem Gebiete ernster Beachtung wert. - Ähnlich wie Buehler hebt auch C. M. Shanks, Leiter einer großen Versicherungsgesell- schaft, die möglichen Konflikte zwischen den Zielen einer Vollbeschäftigungs- und einer Geldwertstabilisierungspolitik hervor. Unnötig zu sagen, daß der Autor letzterer den Vorrang zuerkennt, zumal da s.E. Vollbeschäftigung kei- neswegs mittels Zulassung einer schleichenden Inflation zu erreichen ist. Als Allheilmittel gegen diese wird eine Beschränkung von ''monopoly power, wherever it may exist in the economy", vorgeschlagen.

Weitere sechs Studien befassen sich mit der Frage, welche steuerpoliti- schen Maßnahmen ein geeignetes Mittel zur Inflationsbekämpfung sind. H. M. Groves gibt eine ausgezeichnete kritische Übersicht über die einschlägigen Probleme, mit besonderer Berücksichtigung gewisser amerikanischer Rege- lungen. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß nach Ansicht des Autors die - an sich natürlich konjunkturpolitisch erwünschte - „built-in flexibility" des Steuersystems kein ausreichendes Instrument zur Inflationsbekämpfung ist und daß wegen der „vested interests" eine sachgerechte Fiskalpolitik "more effectively in coping with a depression than in checking an inflation" ange- wendet werden kann. Entgegen vielfach geäußerten andersartigen Auf- fassungen sieht Groves ein relativ stark progressives Steuersystem aus kon- junktur- und sozialpolitischen Gründen per Saldo einem weniger progres- siven als überlegen an ; in diesem Zusammenhange erhält auch das Splitting- 'rerfahren eine schlechte Note ,,in terms of inflation control". - M . R. Gains- brugh und J. F. Gaston (beide im „National Industrial Conference Board" tätig) behandeln die Beziehungen zwischen Inflation und Einkommens- besteuerung, wobei begreiflicherweise auch die gegenwärtig so heiß um- strittene Frage der Überwälzbarkeit von Einkommen- und Körperschaft- steuern eine Rolle spielt. Anhand des objektiv analysierten theoretischen und empirischen Schrifttums gelangen die Verfasser im wesentlichen zu dem Schluß, daß zwar ,,anti-incentive"- Wirkungen hoher Einkommensteuern bis zu einem gewissen Grade wahrscheinlich, aber bisher nicht eindeutig bewiesen worden seien. - Die Körperschaftsteuer steht im Mittelpunkt des Beitrags von Emerson P. Schmidt über „Taxation and business", dessen Darlegungen sich teilweise mit denen der vorangehenden Studie überschneiden. Beachtenswert ist die Schlußfolgerung, daß zwar eine Senkung oder Aufhebung der heutigen hohen Körperschaftsteuer die durch sie vorgeblich verursachte "considerable misallocation of human and other resources" beseitigen würde, daß aber unter dem speziellen Gesichtswinkel einer Inflationsbekämpfung von einer Änderung der herrschenden Struktur des (amerikanischen) Steuersystems kaum viel zu erwarten sei. Besonders hervorzuheben, weil im genauen Gegen- satz zu heute oft (in Deutschland etwa von Schmölders) geäußerten Meinungen stehend, ist die Ansicht Schmidts, daß eine Verlagerung des Schwergewichts von den „direkten" zu „indirekten" Steuern, die dazu führe, "to shield the taxpayer from tax consciousness", nicht nur undemokratisch sei, "but also reduce(s) public resistance to. . . excessive government spending"; denn es sei in dieser Hinsicht von größter Bedeutung, daß der Steuerpflichtige "a clear conception ot the burden of the tax" habe. - Eine Untersuchung über die

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Geeignetheit von Umsatz- und Verbrauchsteuern als antiinflatorische Mittel hat der beste Kenner dieser Materie, John F. Due, beigesteuert. Er gelangt in seiner vorsichtig abwägenden Betrachtung zu dem Ergebnis, daß die ge- nannten Abgaben im allgemeinen keine spezifischen Vorzüge gegenüber Ein- kommensteuern aufwiesen, insbesondere, wenn man den preis- und lohnstei- gernden Effekt der indirekten Steuern berücksichtige. Dagegen sei eine (per- sönlich-progressive) allgemeine Ausgabensteuer einerseits als Inflations- bekämpfungsinstrument der Einkommensteuer überlegen und vermeide an- derseits die Ungerechtigkeiten der Verbrauchsbesteuerung. - P. C. Craig beschäftigt sich in seinem Beitrag mit Ausgaben und Beiträgen der Sozial- versicherung. Dabei wird der potentielle Antiinfiationseffekt der Kapital - reservenbildung einzelner Versicherungszweige hervorgehoben, hinsichtlich der Beiträge jedoch betont, sie hätten als ganzes nur eine geringe Wirkung auf die wirtschaftliche Stabilität. Was die Frage der Abwälzbarkeit der Bei- tragslasten betrifft, so wird zutreffend gesagt, sie habe vorläufig keine ein- deutige Lösung gefunden. - L. H. Kimmel, in Deutschland namentlich be- kannt durch sein Buch über „Taxes and economic incentives" (1950), gibt die Skizze einer Bundessteuerreform, wie sie im Interesse einer Förderung von Wirtschaftsstabilität und -Wachstum notwendig wäre. Weit weniger vor- sichtig als andere Mitarbeiter der vorliegenden Publikation geht Kimmel da- von aus, daß nicht nur Verbrauch-, sondern auch Einkommensteuern preis- erhöhend wirken. Dagegen befindet er sich in Übereinstimmung mit allen nicht interessengebundenen Sachkennern, wenn er sich nachdrücklich für ein „broadening of leading tax bases" ausspricht, wofür mehrere konkrete Vor- schläge gemacht werden.

Den letzten Teil des Buches bilden Untersuchungen, die in der Haupt- sache kreditpolitische Möglichkeiten einer Inflationseindämmung zum Gegen- stand haben. B. U. Ratchford befaßt sich mit den Problemen eines antiinfla- torischen ,,Debt management", dessen Chancen er - wohl zutreffend - gering einschätzt. In Übereinstimmung mit H. Stein vertritt Ratchford die Auf- fassung, daß ein konjunkturgerechtes ,,debt management" sich nicht am Stabilisierungskriterium ausrichten solle, sondern an den Kosten der Kredit- operationen. - H. S. Ellis gibt zunächst einen kurzen dogmenhistorischen Überblick über die Gedanken der Banking School und der Quantitätstheo- retiker und schildert sodann die Bedeutung, die im modernen Wirtschafts- system die Kreditgewährung durch außerhalb des eigentlichen Bankensystems stehende Institutionen erlangt hat. Abschließend betont er - wie manche an- deren Autoren -, daß „monopoly pricing" eine bedeutsame Rolle bei der Ent- stehung schleichender Inflationen spiele, wobei er es offen läßt, welcher An- teil dabei in concreto der Lohnpolitik einer-, der Monopolpreispolitik der Industrieunternehmungen anderseits zukommt. Skeptisch heißt es abschlie- ßend, es bliebe zu sehen, ob eine freie Marktwirtschaft wie die der US "will be able to master the problem of inflation without any kind of direct controls on monopoly pricing". - Die beiden Beiträge von C. Canby Balderston (eine der leitenden Persönlichkeiten der Notenbank) über „Monetary policy and in- flation" und Beryl W. SprinM (Wirtschaftsberater einer Geschäftsbank) über „Inflation: its cause and cure" zeigen, welche unterschiedlichen Folge-

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rungen man aus dem vorliegenden statistischen Material ziehen kann. Balder - ston hebt hervor, daß in 25 von 44 Jahren seit Schaffung des Federal Reserve Systems (1914) die jährlichen Schwankungen des Konsumgüterpreisniveaus weniger als 3% betrugen und daß bei Ausschluß der beidenWelt kriege und des Korea-Krieges die kumulativen Preisveränderungen seit 1914 „just about balance out". Man könnte daher in Friedenszeiten, falls Konjunkturschwan- kungen vermieden (!) und die Vorstellung, daß eine schleichende Inflation unvermeidbar sei, beseitigt werden könnten - eine Vorstellung, die „itself (is) a cyclically disturbing cause" -, eine annähernde Preisstabilität erwarten. Zum Beweise der These, daß eine wirksame Inflationsbekämpfung mittels fiskal- und kreditpolitischer Maßnahmen möglich sei, verweist der Autor auf das italienische Beispiel. Nun hat zwar die italienische Politik nach 1947 ge- wiß bedeutsame Erfolge gezeitigt, jedoch handelte es sich dabei nicht um die Beseitigung einer „schleichenden", sondern einer - wenn auch vielleicht nicht „galoppierenden", so doch - „trabenden" Inflation. Balder ston schildert im übrigen die Schwierigkeiten, die einer wirksamen Notenbankpolitik nicht zu- letzt infolge gewisser finanzpolitischer Maßnahmen entgegenstehen, betont zutreffend den „administrative lag" bei der Verwendung fiskalpolitischer In- strumente und spricht sich gegen eine Unterordnung der Kredit- unter die Fiskalpolitik aus. Noch stärker als Balder ston warnt Sprinkel vor einer Über- schätzung der neueren Inflationstendenzen. Unter Hinweis auf frühere Preis- entwicklungen einerseits, die bekannten Unvollkommenheiten der Preisindi- ces (keine hinreichende Berücksichtigung von Qualitätsverbesserungen der Waren usw.) anderseits meint er, daß "the American economy has suffered a very moderate inflation, if any, since 1951". Mit Recht wendet er sich gegen die populäre Vorstellung, "that a deficit (se. im Staatshaushalt) inevitably causes inflation". Er hält die in der Vergangenheit befolgte Kreditpolitik des Federal Reserve Board im allgemeinen für befriedigend, schlägt aber vor, sie künftig nicht so sehr am Verbrauchsgüterpreisindex, der ein „lagger" sei, denn an konjunkturempfindlicheren Indikatoren auszurichten. Wie manche anderen Verfasser tritt auch Sprinkel dafür ein, das amerikanische „Beschäf- tigungsgesetz" von 1946 durch Einfügung einer Bestimmung zu ergänzen, der zufolge der Regierung neben dem Vollbeschäftigungsziel auch die Aufgabe einer Geldwertstabilisierung zugewiesen würde. Abschließend bringt der Au- tor seine Skepsis hinsichtlich der antiinflatorischen Effizienz von Preis- und Lohnkontrollen sowie einer bloßen „Seelenmassage" der Wirtschaftssubjekte zum Ausdruck, da die Ermahnungen, mehr zu sparen, weniger zu verbrauchen usw., nur erfolgreich sein könnten, wenn eine konjunkturgerechte Fiskal- und Kreditpolitik befolgt würde, bei Erfüllung dieser Bedingung jedoch „neither necessary nor beneficial" seien.

Die „Annals" -Publikation, an deren Schluß der Text des Mitte 1959 dem Präsidenten Eisenhower erstatteten Berichts eines von Nixon geleiteten Kabi- nettsausschusses „on price stability for economic growth" wiedergegeben ist, enthält, wie im vorhergehenden zu zeigen versucht wurde, eine Fülle interes- santer Beiträge, die allerdings von unterschiedlichem wissenschaftlichen Wert sind. Im ganzen dürften sie den Eindruck vermitteln, daß unter den heute

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herrschenden Verhältnissen die Gefahr einer schleichenden Inflation gegeben ist, daß diese Gefahr aber vielfach tibertrieben wird und die meisten Versuche, die Ursachen der neueren Preisentwicklung zu erklären, an einer irreführen- den Einseitigkeit leiden. Jene Übertreibungen haben ihr Gutes und ihr Schlechtes : Auf der einen Seite veranlassen sie Regierung, Parlament und Öffentlichkeit zur Vorsicht und tragen so dazu bei, die Entartung der schlei- chenden zu einer ,, großen" Inflation zu verhindern; auf der anderen Seite vermögen sie überängstlichen Finanzministern und Notenbankleitern eine Restriktionspolitik nahezulegen, die ein kräftiges Wirtschaftswachstum zu inhibieren geeignet ist. Es scheint, als hätten wir nunmehr erkannt, wie man einer echten Depression begegnen kann. Ohne bestreiten zu wollen, daß der Kampf gegen eine schleichende Inflation aus politisch-soziologischen Gründen weit schwieriger ist als der gegen Rezessionen, glaube ich doch, daß gerade das überall gewachsene ,, Inflationsbewußtsein" in the long run dazu führen wird, die prinzipiell bestehenden Möglichkeiten fiskal- und kreditpoli- tischer Natur zur rechtzeitigen Dämpfung gefährlicher Preisauftriebstenden- zen in dem jeweils gebotenen Maße auszunutzen.

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