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INFOS Magazin des nationalen Branchenverbands der Institutionen für Menschen mit Behinderung Nr. 43| März 2014 Behinderung und Alter Viele Wohnheime setzen sich bereits heute aktiv mit Fragen zu Selbstbe- stimmung im Alter, Pflege und Pallia- tive Care auseinander. Seiten 3 - 11 Aufbau einer Präventionsstelle Worauf Institutionen für Menschen mit Behinderung beim Aufbau einer internen Präventions- und Meldestelle achten sollten. Seite 13 UNO-Behindertenkonvention Welche Auswirkungen hat die UNO- Behindertenrechtskonvention auf die Schweiz? Eine Einschätzung von Rainer Menzel. Seite 12

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Mitgliedermagazin von INSOS Schweiz, März 2014

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INFOSMagazin des nationalen Branchenverbands der Institutionen für Menschen mit Behinderung Nr. 43 |März 2014

Behinderung und Alter

Viele Wohnheime setzen sich bereitsheute aktiv mit Fragen zu Selbstbe­stimmung im Alter, Pflege und Pallia­tive Care auseinander. Seiten 3 - 11

Aufbau einer Präventionsstelle

Worauf Institutionen für Menschenmit Behinderung beim Aufbau einerinternen Präventions­ und Meldestelleachten sollten. Seite 13

UNO-Behindertenkonvention

Welche Auswirkungen hat die UNO­Behindertenrechtskonvention auf dieSchweiz? Eine Einschätzung vonRainer Menzel. Seite 12

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Editorial

Behindert und alt? Alt und behindert?Der Mensch wird im Alter oft mit Behinderungenkonfrontiert – der eine mehr, der andere weniger.Während der eine auf Brille, Hörgerät oder Roll­stuhl angewiesen ist, leidet der andere vielleichtunter Altersdepressionen oder Demenz. So kann esgeschehen, dass sich auf einmal auch diese beidenMenschen gegen Ende ihres Lebens «be­hindert»fühlen.

Auch Menschen mit Behinderung werden alt.Dank den medizinischen Erfolgen ist die Lebens­erwartung von Menschen mit Behinderung am Zu­nehmen – zum Glück! Spielt es für die betroffenenPersonen nun eine Rolle, ob sie durchs Alter be­hindert werden oder ob sie als Mensch mit Behinderung alt werden? In beidenFällen hat man mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, ist auf ähnliche Hilfsmittel,Serviceleistungen und Unterstützungsangebote angewiesen. Ein Sprichwort sagt:Der Tod macht alle gleich. Das Alter macht uns immerhin schon etwas gleicher, obman nun Zeit seines Lebens mit einer Behinderung konfrontiert war oder nicht.

Durch diesen besonderen Umstand sollten sich nicht nur die verschiedenenBerufe im Bereich der Betreuung von Menschen im Alter und jener im Bereich derAngebote für Menschen mit Behinderung näher kommen, sondern auch die Dienst­leistungsangebote in beiden Bereichen. Es ist an der Zeit, sich viel intensivermiteinander auszutauschen, mehr miteinander zu kooperieren und von möglichenSynergien zu profitieren.

Gerade in einer Zeit, in welcher die finanziellen Mittel der öffentlichen Handeher spärlicher fliessen (Stichworte: Spardruck der Kantone, Wegfall der Auszah­lungen der Nationalbank an Bund und Kantone) sollten wir gemeinsam prüfen, wozum Beispiel ein «crossover», also eine Kreuzung der Angebote für alte Menschenund Menschen mit Behinderung, Sinn macht. Das könnte wohl häufiger der Fallsein als wir spontan denken (denn am Ende sind wir ja alle gleich). Nutzen wirInstitutionen also den Spardruck als Chance, unsere Denkmuster und Strukturen zuüberprüfen sowie neue Ideen und Angebotstypen zu kreieren. Die Kantone (dieBehörden sowie die Politikerinnen und Politiker) sind aufgefordert, nicht einfach«top­down» den Rotstift anzusetzen, sondern im Trialog gemeinsam mit den Leis­tungserbringern sowie mit den Leistungsbezügerinnen und ­bezügern nach neuen,praktikablen Lösungen zu suchen.

Freundliche Grüsse

Peter SaxenhoferGeschäftsführer INSOS Schweiz

< Im Atelier desWohnhauses Claragrabenin Basel: Heidi E. maltkonzentriert und mitFreude.Bild | Pino Covino

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Im Fokus | Behinderung und Alter

Ein neues Zuhause am Ende des Lebens?

Dank medizinischen, hygienischen undtechnischen Errungenschaften werdendie Menschen immer älter – auch jenemit Behinderung. Um 1930 etwa lag dieLebenserwartung von Männern und Frau­en mit einer kognitiven Beeinträchti­gung bei gut 20 Jahren – inzwischen istsie auf über 70 Jahre geklettert und nä­hert sich jener der Durchschnittbevölke­rung an. Diese erfreuliche Entwicklungstellt die Institutionen für Menschen mitBehinderung vor neue Aufgaben undEntscheidungen hinsichtlich Wohnort,Tagesstruktur, Begleitung, Pflege undSelbstbestimmung der betagten resp.pflegebedürftigen Bewohnerinnen undBewohner.

Jetzt braucht es PflegeangeboteRund 3000 Menschen mit Behinderungdürften in den nächsten zehn Jahren inSchweizer Wohnheimen das Pensionsal­ter erreichen. Und noch mehr, nämlichetwa 5500 Personen, haben bereits inden nächsten fünf Jahren die Alters­grenze von 55 Jahren erreicht oder über­schritten. Diese Schätzungen stammenvon Monika T. Wicki, die mit ihrem Teaman der Interkantonalen Hochschule fürHeilpädagogik in Zürich (HfH) das palli­ative Pflegeangebot in Wohnheimen fürMenschen mit Behinderung erforscht(vgl. S. 6).

Wo leben im Krankheitsfall?Grundsätzlich dürfen Menschen mit IV­Rente, die bei ihrer Pensionierung ineinem Wohnheim leben, auch im AHV­Alter dort wohnen bleiben. Viele Insti­tutionen halten in ihrem Leitbild dennauch fest, dass ihre Bewohner so langeals möglich im Heim wohnen bleibendürfen. Ein Teil der Wohnheime hat dafür

Die Zahlen sind eindrücklich: Bis2019 dürften in Schweizer Wohnhei-men rund 5500 Menschen mit Be-hinderung 55-jährig oder älter sein.Viele Wohnheime setzen sich des-halb bereits heute aktiv mit Fragenzu Wohnen, Tagesstruktur, Pflegeund Selbstbestimmung im Altersowie zu Palliative Care auseinander.

Alterswohngruppen oder «Stöckli» ge­schaffen, während andere den Bewoh­nern die Möglichkeit bieten, in ihrerbisherigen Wohngruppe wohnen zu blei­ben. Doch was geschieht, wenn einMensch plötzlich stark pflegebedürftigwird und eine intensive Pflege benötigt?Nur ein Teil der Institutionen verfügtheute über eine ausgebaute medizi­nisch­pflegerische Infrastruktur resp.über ausgebildetes Pflegepersonal.Laut Monika T. Wickis Studie können dieBewohner in jedem dritten Wohnheimbis ans Lebensende wohnen bleiben,wenn sie dies möchten. Die restlichenzwei Drittel der Wohnheime können heu­te eine Begleitung bis ans Lebensendeaus personellen Gründen oder wegen derfehlenden Infrastruktur nicht gewähr­leisten. Für die betroffenen Menschenbedeutet dies im Krankheitsfall einenUmzug ins Alters­ und Pflegeheim oderins Spital.

Wichtig: eine Wahl ermöglichenIst das Verbleiben in der Institutiongrundsätzlich der wünschenswertesteWeg? Monika Wicki betont, diese Fragekönne nur individuell beantwortet wer­den. Während der eine Mensch gerne imAlter ins Altersheim zügelt und das nor­mal und deshalb auch richtig findet,

sehnt sich der andere nach Konstanz inBezug auf Wohnort, Betreuung und Be­ziehungen. «Wichtig ist es für die Be­troffenen, zwischen verschiedenenWohnmöglichkeiten wählen zu können.Denn selbstbestimmt lebt nur, wer wäh­len kann», betont Wicki. Doch ihr istbewusst, dass die Wahlmöglichkeitenheute noch immer sehr eingeschränktsind. «Was es nun braucht, sind Tages­strukturen für Pensionierte sowie Pfle­geplätze und Pflegepersonal in Wohn­heimen. Zudem sind sonderpädagogischausgebildetes Personal in Alters­ undPflegeheimen und bei der Spitex sowiealternative Wohnangebote für alte Men­schen mit Behinderung nötig.»

Übergänge achtsam begleitenNicht nur Übergänge im Wohnen gilt esachtsam zu begleiten, sondern auch denÜbergang von der Werkstätte in eine Ta­gesstruktur. Zahlreiche Institutionenorientieren sich dabei nicht streng amPensionierungsalter, sondern flexibel anden Bedürfnissen und Möglichkeiten desIndividuums. Denn Menschen mit Behin­derung altern häufig früher und in ande­ren Schritten als Menschen ohne Behin­derung, was nicht selten unkomplizierte,rasche Lösungen erforderlich macht.| Barbara Lauber

Menschen mit Behinderung werdenimmer älter: Heidi E. wird heute 62und geht zu diesem Anlass mit ihrerBetreuerin essen. Bild | Pino Covino

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Im Alter | INSOS-Bereichsleiterin Cornelia Bachofner über die demografischen Herausforderungen

«Jede Institution muss klären, was sie für alte

INFOS INSOS: In den nächsten zehnJahren werden in der Schweiz etwa3000 Menschen mit Behinderung dasPensionsalter erreichen. Welche Her-ausforderungen kommen damit aufdie Wohnheime zu?Cornelia Bachofner: Die Frage müsstelauten: Welche Entwicklung kommt aufuns alle zu? Die demografische Entwick­lung betrifft die ganze Gesellschaft,etwa die Politik, die Ärzteschaft, dieSpitex, etc.

Beschränken wir uns auf die Instituti-onen für Menschen mit Behinderung ...Die Institutionen müssen sich bewusstsein und deutlich kommunizieren, dasssich mit dem Wechsel von der Agogik zurGerontagogik ein zusätzliches Gebietauftut. Das kann man nicht einfach ne­

benher erledigen. Jede Institution mussklären, was sie leisten kann und will undsich dafür beim Kanton einen Auftragholen. Es braucht Führungsentscheide,und die haben Konsequenzen.

Welche?Die Institutionen für Menschen mit Be­hinderung tendieren dazu, alles irgend­wie richten zu wollen, vom Erhalten derLebensqualität im Alter über die Geron­tagogik bis zur Palliative Care. Doch alldas braucht deutlich mehr Ressourcen

Mit dem steigenden Alter der Men-schen mit Behinderung kommenauf die Institutionen neue Aufga-ben zu. Cornelia Bachofner, INSOS-Bereichsleiterin Wohnen und Tages-stätten, plädiert für klare Angebots-entscheide, eine gute Vernetzungund das Anerkennen von Grenzen.

und neue Kompetenzen und geht an dieSubstanz. Die Institutionen müssen zuihren Grenzen stehen, erst recht in Zei­ten des zunehmenden Spardrucks. Wobeiwir statt von «Spardruck» besser vomAbbau von Leistungen sprechen – unddiese auch konkret benennen.

Wie können Institutionen diesen Her-ausforderungen begegnen?Mit Vernetzung und vermehrter Durch­lässigkeit. Die Institutionen müssennicht alles selber machen. Es gibt lokalviele Altersgruppierungen wie etwa ProSenectute, mit denen die Institutionenzum Beispiel spezifische Trägerkreisebilden könnten, um gemeinsam neueAngebote aufzugleisen. Was noch weiterausgeschöpft werden kann, ist dieDurchlässigkeit mit der Umgebung: Ichdenke da an eine Stiftung, deren Bewoh­ner an Aktivitäten im Altersheim teil­nehmen oder an eine Kinderkrippe, dieim Altersheim einquartiert ist und wodie Seniorinnen der Märchenstunde bei­wohnen. Und warum nicht einen Zusam­menschluss von mehreren kleineren Ins­titutionen ins Auge fassen, diegemeinsam einen neuen Ort für Men­schen im Alter schaffen?

Welches ist denn die ideale Wohnformfür Menschen mit Behinderung im Al-ter? Ein «Stöckli», eine altersdurch-mischte Wohngruppe, ein Altersheim?Ich erachte die äussere Form nicht alsallein entscheidend. Wichtig ist, die in­nere Sicherheit und die Selbstbestim­mung zu stärken – so wie bei uns allen:

Das Leben im Alter mitgestalten kön­nen, das Gefühl haben, noch gefragt zusein, sich zugehörig fühlen, sich aufsSterben vorbereiten können. Ich gingkürzlich ein Altersheim anschauen, dassich «Ort für persönliche Lebensgestal­tung im Alter» nennt. Darum geht's.

Was wäre nötig, damit Menschen mitBehinderung im Alter ihre Wohnformselbstbestimmt wählen können?

Cornelia Bachofner ist bei INSOSfürs Thema Behinderung und Alterzuständig. Bild | Barbara Spycher

«Eine Schlüsselkompetenzvon Institutionen ist, sichlaufend an neue Situationenanzupassen. Das ist einegrosse Stärke, kann aberauch zur Schwäche werden.»

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Klar definiert: DasWohnhaus Claragrabenbietet betagtenMenschen mitBehinderung auch dannein Zuhause, wenn siestark pflegebedürftigwerden. Sie können, wiein der Bildmitte Fred S.,bei Haushaltsarbeitenmithelfen.Bild | Pino Covino

Aufruf an die Institutionen

INSOS Schweiz will das Thema Behin­derung und Alter vorantreiben – ge­meinsam mit interessierten Leitungs­personen und Bereichsleitenden ausInstitutionen. In welcher Form sollder Verband bei diesem Thema Unter­stützung und Vernetzung anbieten?Welches sind Ihre Bedürfnisse undErwartungen, wo können Sie Ihr Wis­sen teilen? Diese Fragen möchte derVerband in der zweiten Jahreshälftean einem Kick­Off­Meeting sammelnund konkretisieren. Wer gerne in derDeutschschweiz oder der Romandie aneinem solchen runden Tisch mit rundzwölf Personen teilnehmen würde,kann sich bis Ende Mai 2013 meldenbei [email protected] unter Tel. 031 385 33 10. | spy

derungen für Institutionen

alte Menschen leisten kann»

Wenn wir vom idealen «Ort für persönli­che Lebensgestaltung im Alter» spre­chen, ist Wahlfreiheit ein Kriterium vonvielen. Meiner Meinung nach ist fastwichtiger als die Wahlfreiheit, dass mansich im Alter zugehörig fühlt. Nochmals:Die Institutionen müssen zu den Gren­

zen ihrer Angebote und Rahmenbedin­gungen stehen, diese transparent kom­munizieren und mithelfen, allfälligeÜbergänge vorzubereiten und zu beglei­ten – allenfalls auch den Übergang inein neues Zuhause ausserhalb der bishe­rigen Institution. Es gibt Grenzen, dasist bei uns im Alter nicht anders. FürMenschen mit einer Behinderung dürftedieser Übergang zwar eine grössere Her­ausforderung darstellen, weil für sie dieEntwurzelung schwerer wiegt. Dochauch wenn wir gerne allen alles ermög­lichen würden, müssen wir die Spannungaushalten, dass wir das nicht immerkönnen.

Die Studie PALCAP (vgl. S. 6) zeigt,dass nur 30 Prozent der Wohnheimemit älteren Bewohnenden über ver-bindliche Leitlinien zu Palliative Careverfügen. Wie erklären Sie sich das?Eine der Schlüsselkompetenzen der Ins­titutionen ist die Fähigkeit, sich laufendan neue Situationen und Bedürfnisseanzupassen. Das ist eine grosse Stärke.Es kann aber auch zur Schwäche werden,wenn zu wenig wahrgenommen wird,dass es hier um das Einrichten von neu­en Strukturen geht, um eine Auftragser­weiterung «Behinderung und Alter» mitdem Teilgebiet Palliative Care. Wir ver­passen eine grosse Chance, wenn wir dasnicht gemeinsam anpacken. Wir habenes hier mit einem jungen und strukturellnoch nicht etablierten Bereich des Bran­chenverbands zu tun.

Was trägt INSOS Schweiz zur Sensibi-lisierung in Sachen Palliative Carebei?In einer Steuergruppe, in der neben IN­SOS auch CURAVIVA mitarbeitet, befas­sen wir uns mit diesem Thema – unterEinbezug der Palliative­Care­StrategieSchweiz und der PALCAP­Studie. Konkretwollen wir Teilbereiche des WaadtländerPalliative­Care­Konzepts, das durch dieEinfachheit der Instrumente überzeugt,für Institutionen in DeutschschweizerKantonen nutzbar machen. Ein direkterNutzen wäre beispielsweise die bessereErkennung von Schmerzen bei alten,aber auch bei jüngeren Menschen miteiner Behinderung.

Wo stehen die Mitglieds-Institutionenvon INSOS Schweiz idealerweise infünf Jahren?Ich habe folgende Vision: Die Instituti­onen für Menschen mit Behinderung ha­ben Klarheit in Bezug auf ihre Leistun­gen und Angebote im Bereich Alter. Siekommunizieren sie transparent und so,dass es auch Nichtprofis verstehen. Sie

bereiten ihre Bewohnerinnen und Be­wohner angemessen auf die neue Le­bensphase oder einen Übergang vor. DieWerkstätten übernehmen ihre Mitverant­wortung genauso wie die Bereiche Woh­nen und Tagesstätten. Die Institutionensind mit insieme, Pro Senectute und an­deren Playern im Bereich Alter vernetzt.Sie orientieren sich an der UNO­Behin­dertenrechtskonvention. Innerhalb vonINSOS Schweiz teilen die Institutionenihr Wissen und gehen in diesem neuenBereich gemeinsam vorwärts – wir wür­den alle davon profitieren! | Interview:Barbara Spycher, Barbara Lauber

«Auch wenn wir gerne allen allesermöglichen würden, müssen wirdie Spannung aushalten, dass wirdas nicht immer können.»

Sterben in der Institution

Wenn ein Mensch mit Behinderung imSterben liegt, ist dies für Mitarbeiten­de wie für Mitbewohner eine belas­tende Situation. Wie kann sich eineInstitution darauf gut vorbereiten?Sind der Institution beispielsweisedie Wünsche der Bewohner bezüglichSterben und Tod bekannt? Sind diepersonellen Ressourcen während derSterbephase vorhanden? Und gibt esin der Institution eine «Sterbekul­tur», die allen vertraut ist? DerINSOS­Leitfaden «Sterben und Tod inInstitutionen» zeigt anhand zahlrei­cher Impulsfragen anschaulich auf,welche Punkte möglichst früh geklärtwerden sollten.| blbwww.insos.ch > Dienstleistungen >INSOS-Shop

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Im Alter | Erste Ergebnisse der PALCAP-Studie zum Lebensende in Wohnheimen

Palliative Care: Erste Schritte sind erfolgt

Sind die Wohnheime der Behindertenhil­fe, die als agogische Organisationen fürjunge Erwachsene konzipiert wurden,auf den demographischen Wandel vorbe­reitet? Die Studie PALCAP hat diese Fra­ge untersucht. Sie wird an der Interkan­tonalen Hochschule für Heilpädagogik(HfH) im Rahmen des Nationalen For­schungsprogrammes NFP 67 «Lebensen­de» durchgeführt. INSOS Schweiz wirktals einer von fünf Kooperationspartnernmit.

Pensionierungswelle bahnt sich anIm Rahmen dieser Studie erhielten alleSchweizer Wohnheime für Erwachsenemit Behinderung (rund 450 Organisatio­nen) einen Fragebogen zu Leitlinien undWeiterbildungen im Bereich PalliativeCare, zu Todesfällen sowie zu Entschei­dungen am Lebensende zugestellt. 58Prozent der Wohnheime haben geant­wortet; das ist ein guter Rücklauf.Die Ergebnisse zeigen: Das durch­schnittliche Sterbealter der Bewohne­rinnen und Bewohner liegt bei 55 Jah­ren. 75 Prozent sterben bevor sie dasPensionierungsalter erreichen. Vorsich­tige Hochrechnungen deuten daraufhin, dass in den nächsten fünf Jahren5500 Personen das kritische Alter von55 Jahren erreichen oder überschrittenhaben. Ebenso ist davon auszugehen,dass in den nächsten 10 Jahren mehr als3000 Personen in den Wohnheimen pen­sioniert werden (vgl. Seite 3).

Viele müssen neues Zuhause suchenZwei Drittel der Wohnheime haben fürihre Bewohnerinnen und Bewohner dieMöglichkeit geschaffen, auch nach derPensionierung im Heim leben zu können.Nur ein Drittel aller Wohnheime kannden Bewohnerinnen und Bewohnern

Die Studie «PALCAP – Palliative Carein den Wohnheimen der Behinder-tenhilfe» untersucht, inwiefern dieWohnheime auf das Älterwerdenihrer Bewohnerinnen und Bewohnervorbereitet sind. Erste Ergebnissezeigen: Die Heime schöpfen nochnicht alle Möglichkeiten aus.

auch dann einen Wohnort bieten, wennsie für eine längere Zeit stark pflegebe­dürftig werden. Vor allem Wohnheimefür Personen mit schwer­mehrfacher Be­hinderung sind dafür vorbereitet.Das heisst, dass in den nächsten 10 Jah­ren rund 1000 pensionierte Personenund ebenso viele pflegebedürftige Men­schen ein neues Zuhause suchen müs­sen, falls sich die Situation nicht ändert.Dies betrifft vor allem Menschen mitpsychischer oder intellektueller Behin­derung. Hierbei stellt sich die Frage, wiein den Alters­ und Pflegeheimen die Be­treuenden und Pflegenden auf diese Per­sonengruppen vorbereitet sind.

Leitlinien fördern SelbstbestimmungLeitlinien zu Palliative Care oder zu Ent­scheidungen am Lebensende sind in 16Prozent der Wohnheime vorhanden. Vonjenen Heimen, die eine Pflege bis ans Le­bensende bieten, verfügen nur 33 Prozentüber mindestens eine dieser Leitlinien.Die Analysen zeigen: Die Präsenz vonLeitlinien zu Palliative Care wirkt förder­lich auf verschiedene Aspekte der Selbst­und Mitbestimmung der Personen bei Ent­scheidungen am Lebensende. Instrumentezur Erfassung der Entscheidungsfähigkeitim Hinblick auf medizinische Entschei­dungen existieren in den Heimen kaum.

In 19 Prozent der Wohnheime wurden imJahr 2012 Weiterbildungen zu PalliativeCare durchgeführt; 69 Prozent habensolche Weiterbildungen für 2013 ge­plant. Inhalte dieser Weiterbildungenwaren am häufigsten die Themen Patien­tenverfügung und Trauerbegleitung.

Weiterbildung ist zentralDas Thema Palliative Care ist in denWohnheimen angekommen. Dennochbleibt noch viel zu tun, wenn man ver­meiden will, dass in den nächsten Jah­ren geschätzte 1000 bis 2000 Personenihren Wohnort wechseln müssen, obwohlsie vielleicht gerne bleiben möchten.Wir empfehlen, Leitlinien zu PalliativeCare zu erarbeiten und Weiterbildungendurchzuführen. Dem Personal in den Al­ters­ und Pflegeheimen sollten Schulun­gen für die Betreuung von Personen mitlebenslanger Behinderungserfahrung,vor allem für Personen mit intellektuel­ler oder psychischer Behinderung, ange­boten werden. Dies mit dem Ziel, dassjeder Mensch am von ihm gewünschtenOrt sterben kann und dort eine ange­passte Pflege und Betreuung erhält.| Monika T. Wicki, Simon Meier und Ju-dith Adler, Interkantonale Hochschulefür Heilpädagogik (HfH)www.nfp67.ch

Heidi T. und Roland N. haben Glück: Das WohnhausClaragraben bietet pflegebedürftigen Senioren einZuhause. Das ist laut PALCAP­Studie nur in einem Teilder Wohnheime der Fall. Bild | Pino Covino

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Im Alter | Symposium Behinderung und Alter in Freiburg

Dem Willen auf der Spur

INFOS INSOS: Bei Menschen mit kog-nitiver Beeinträchtigung ist das Er-spüren des mutmasslichen Willens einLeben lang ein Thema. Wie verändertsich das im Alter?Barbara Jeltsch: Menschen verändernsich im Alter, sie können sich durch zu­sätzliche Einschränkungen weniger gutverständigen, brauchen aber gleichzei­tig mehr Unterstützung. Diese Verände­rungen erschweren es dem Betreuungs­personal herauszufinden, ob jemandnoch Impulse bekommen oder seineRuhe haben möchte, ob jemand etwasselber machen möchte oder dankbar istfür Unterstützung.

Welche Leitlinien gibt es beim Erspü-ren des mutmasslichen Willens?Die Frage ist schwierig zu beantworten,da die letzte Lebensphase von Menschenmit lebenslanger kognitiver Behinde­rung noch kaum untersucht ist. Es istschwierig zu ermessen, welche Bedeu­tung eine Entscheidung, wie etwa künst­

liche Ernährung, für den Betroffenenhat, und zu erkennen, ob er im Weiter­leben oder im Sterben unterstützt wer­den möchte. Dabei ist wichtig, dassmehrere Bezugspersonen ihre Wahrneh­mungen austauschen: Insbesondere An­gehörige, welche die Person ein Leben

Das diesjährige Symposium Behin-derung und Alter in Freiburg, dasINSOS Schweiz mitorganisiert,widmet sich dem Spannungsfeldzwischen Selbst- und Fremdbestim-mung. Mitinitiantin Barbara Jeltschvon der Universität Freiburg ver-spricht spannende Inputs.

lang kennen, aber auch Betreuungsper­sonen verschiedener Fachrichtungen.

In welchen anderen Situationen spieltFremdbestimmung eine Rolle?Natürlich bei schwerwiegenden, medizi­nischen Entscheidungen. Aber als Päda­gogin richte ich den Blick auch auf dieAlltagsbewältigung, auf Situationenbeim Essen, beim Toilettengang oder derKörperhygiene, die jemand nicht mehrselbständig erledigen kann. Hier kann esangebracht sein, gewisse pflegerischeHandlungen gegen den Willen eines Men­schen zu tun, etwa bei Wundliegen oderoffenen Beinen. Dabei ist eine sorgfälti­ge Reflexion darüber wichtig, ob eineHandlung wirklich notwendig ist.

All das braucht mehr Zeit und somitmehr Geld.Ja, das ist so. Es ergibt sicher kein Spar­programm, wenn Fachkräfte sich mehrZeit nehmen für Pflege, Begleitung undAustausch. Trotzdem müssen wir Anfor­derungen stellen und dürfen das Niveaunicht senken, wenn es um die Verbesse­rung der Lebens­ und Sterbensqualitätgeht. Es geht um Menschen, die in gewis­sen Bereichen zuwenig Rechte haben!

Was erwartet Interessierte am dies-jährigen Symposium?Eine Sensibilisierung für ein aktuelles,brennendes, schwieriges Thema, dasvielfach noch tabuisiert wird. Alte Men­schen mit lebenslanger kognitiver Be­hinderung sind eine doppelte Randgrup­pe. Wir konnten Expertinnen undExperten mit medizinischem, ökonomi­schem, pädagogischem oder ethischemHintergrund gewinnen. Spannend ist,dass alle Referierenden gleichzeitig inmehreren Disziplinen zuhause sind. DerFilm «DORT ist HIER» wird mit dem Ein­bezug eines zusätzlichen Tabus – derMigration – weitere Anstösse zur Diskus­sion und zur Reflexion geben.| Interview: Barbara Spycher

Das Symposium Freiburg zu «Behinderung undAlter: Zwischen Selbst- und Fremdbestimmung»findet am 14. Mai 2014 statt. Es wird von derUniversität Freiburg, INSOS Schweiz, CURAVIVASchweiz, insieme Schweiz und vahs organisiert.Programm und Anmeldung finden Sie unter:

www.insos.ch > Veranstaltungen

Wenn Institutionen für Menschen mit Be­hinderung eigene Pflegewohngruppenschaffen, fallen aufgrund des erhöhtenPersonalbedarfs hohe Betreuungskostenan. Institutionen, die auf der Pflege­heimliste sind, können diese Kosten überdie Krankenkassen abrechnen – müssenaber auch zahlreiche Auflagen erfüllen.Institutionen ohne Pflegeheimstatus hin­gegen haben oft das Problem, dass dievon den interdisziplinären Teams er­brachten Dienstleistungen, etwa vomIBB­System, nicht vollständig abgebildetund dem Kanton nicht restlos in Rech­nung gestellt werden können. «Diese In­stitutionen werden sozusagen vom Sys­tem bestraft», bringt es MarkusBrandenberger auf den Punkt. Er ist Prä­sident des Beatusheims Seuzach und be­schäftigt sich bereits seit Jahren mitFragen zu Behinderung und Politik.

Pflegekosten querfinanzierenKeinen Pflegeheimstatus hat etwa dasWerkheim Uster (vgl. S. 8): «Wir müssenunsere Dienstleistungen querfinanzie­ren», sagt Leiter Patrick Stark. Dem Werk­heim sei es wichtig, dass die Bewohnerdort sterben könnten, wo sie ein Lebenlang gewohnt hätten. «Finanzieren kön­nen wir die dadurch entstehenden Mehr­kosten momentan auch dank einer gro­ssen Schenkung.» Das Werkheim strebejedoch eine nachhaltige Finanzierung derPflegekosten an und kläre vertieft ab, obund wie dies erreicht werden könne.Und was sagt der Kanton Zürich? RuediHofstetter, Amtschef des kantonalen So­zialamts, betont: «Wir vertreten die Hal­tung, dass Menschen, die im medizini­schen Sinn pflegebedürftig sind, in einemedizinische Einrichtung gehören. Auchdas ist Normalisierung und dient letztlichder fachgerechten Pflege und Betreuungvon behinderten Menschen.» Bedürftendie Bewohner nur der leichten Pflege, seieine Zusammenarbeit mit der Spitex si­cher eine gute Lösung. | Barbara Lauber

Im Alter| Pflege in den Institutionen

Wie die Pflegefinanzieren?

Institutionen ohne Pflege-heimstatus müssen dieanfallenden Pflegekostenzum Teil querfinanzieren.

Titularprofessorin Barbara Jeltsch,Leiterin der Abteilung KlinischeHeilpädagogik und Sozialpädagogik ander Universität Freiburg, wird amSymposium ins Thema einführen.Bild | Matthias Spalinger

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Im Alter | Zusammenarbeit der Bereiche Soziales und Gesundheit in der Betreuung

Die Wertschätzung für die Arbeit der anderen

In der Betreuungsarbeit verändert sichvieles fundamental, wenn die Menschenmit Behinderung in Wohnheimen älterwerden und auf zusätzliche Pflege ange­wiesen sind. Die Mitarbeitenden werdenmit neuen Fragen konfrontiert und habensich mit schwierigen Themen auseinan­derzusetzen: mit kritischen Übergängenim Bereich Arbeit und Wohnen etwa, mitneuen Bedürfnissen und Anforderungenin der Pflege, mit Palliative Care, mit demSterben der Bewohnerinnen und Bewoh­ner (vgl. S. 5) – und mit dem eigenen Tod.

Herausforderung ZusammenarbeitDas Altern der Bewohner hat zur Folge,dass es heute in den Institutionen zuneh­mend interdisziplinäre Teams gibt, in de­nen Pflegefachpersonen und Sozialpäda­gogen sowie Fachpersonen Betreuungund Fachpersonen Gesundheit zusam­menarbeiten. «Für die Teammitgliederkann diese Zusammenarbeit anfänglicheine Herausforderung bedeuten: Oft tref­fen unterschiedliche Haltungen und Kul­turen aufeinander, weil die Schwerpunktein der Ausbildung verschieden sind», sagtVerena Baumgartner, Bereichsleiterin Bil­dung bei INSOS Schweiz Ausbildung (vgl.Kasten). Das Pflegepersonal lerne in der

Ausbildung, sich auf die pflegerischenBedürfnisse eines Menschen zu konzent­rieren, während das sozialpädagogischgeschulte Personal andere Aspekte einesMenschen stärker gewichte. «Zentral inder Zusammenarbeit ist deshalb die Wert­

Mit dem Altern der Menschen mitBehinderung gewinnt die Pflegeeine immer grössere Bedeutung inder Betreuung. Welcher Bildungsmixist bei den Betreuenden ideal? Undwas braucht es für eine erfolgreicheZusammenarbeit der Bereiche Ge-sundheit und Soziales?

Das Älterwerden der Bewohner stellt das Personalvor neue Herausforderungen. Doch es gibt auch vieleheitere Momente, wie etwa beim Kochen imWohnhaus Claragraben. Bild | Pino Covino

schätzung für die Aufgaben des andern»,betont Verena Baumgartner.

Respekt vor ExpertenwissenDem kann Patrick Stark, Leiter des Werk­heim Uster, nur beipflichten. Das Werk­heim, in dem 124 Menschen mit kogniti­ver Beeinträchtigung leben, hat 2010eine Alters­ und Pflegewohngruppe mitsechs Plätzen eröffnet, die «nahezu Pfle­geheimstandard» hat und wenn immermöglich eine Begleitung bis zum Tod bie­tet, so Stark. «Das interdisziplinäre Teamfunktioniert heute sehr gut. Doch dahin­ter steckt auch viel Arbeit», betont Stark.Denn es seien wirklich unterschiedliche

Haltungen und Sichtweisen, die Pflegen­de und Agogen mitbringen würden.«Während Agogen beispielsweise eherdarauf hinarbeiten, dass Bewohner etwasselber machen, handelt das Pflegeperso­nal stärker stellvertretend.» Diese Unter­schiedlichkeit erfordere von jedem Team­mitglied die Bereitschaft, sich mit dereigenen Rolle kritisch auseinanderzuset­zen. «Wir legen deshalb bereits bei derPersonalauswahl grossen Wert darauf,dass die Mitarbeitenden das Expertenwis­sen ihres Gegenübers respektieren undbereit sind, über die eigenen Grenzen zublicken. Wichtig ist uns ebenfalls, das di­plomierte Pflegepersonal agogisch und

«Wichtig ist, dass dieMitarbeitenden das Expertenwissenihres Gegenübers respektieren.»Patrick Stark, Leiter Werkheim Uster

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en ist zentral

Christina Affentranger*, wie gut sinddie Pflegeheime aus Sicht von CURAVI-VA Schweiz auf die Betreuung von Men-schen mit Behinderung vorbereitet?Das ist sehr unterschiedlich und hängtvon der Bedeutung und Wichtigkeit ab,welche die Gesamtleitung und LeitungBetreuung/Pflege diesem Thema beimes­sen. Grundsätzlich kann man aber sagen,dass in den Heimen die Betreuung vonMenschen mit Behinderung erst in denletzten ein, zwei Jahren zum Thema wur­de und aktuell konkrete Informationenvon der Basis fehlen. CURAVIVA Schweizerfasst deshalb in einer Mitgliederbefra­gung, in welcher Form und in welchemAusmass das Thema «Alter und Behinde­rung» im Alltag bearbeitet wird.

Wo sehen Sie noch Nachholbedarf?Wenn es künftig so ist, dass viele Men­schen mit Behinderung ins Pflegeheimkommen, braucht es Fachwissen zu denThemen Sozial­ und Heilpädagogik. Zu­dem ist es sicher von Vorteil, auch Mitar­beitende mit einem sozialpädagogischenHintergrund anzustellen. Vereinzelt pas­siert das schon heute. Gerade in der De­menzbetreuung kann viel vom Wissen derSozialpädagogen übernommen werden.

Was stellt für die Pflegeheime künftigdie grösste Herausforderung dar?Das Thema Integration wird eine dergrössten Herausforderungen werden.Leider sind nicht alle Menschen im Altersehr tolerant anderen Menschen undVerhaltensweisen gegenüber. Das erfor­dert von den Führungsverantwortlichenund Mitarbeitenden viel Fingerspitzen­gefühl und Klarheit, damit ein Nebenei­nander möglich ist oder wird.| Interview: Barbara Lauber

*Christina Affentranger Weber ist Vorsitzende derFachkonferenz Erwachsene Behinderte bei CURAVIVASchweiz, Vorstandsmitglied von CURAVIVA Schweizund hat Gaststatus im INSOS­Zentralvorstand. Sie istdipl. Institutionsleiterin im sozialen und sozialmedizi­nischen Bereich sowie dipl. Gerontologin MAS.

Im Alter| Übertritt ins Pflegeheim

«Integration alsHerausforderung»

Wie gut sind die Pflegeheimeauf Menschen mit Behinde-rung vorbereitet? ChristinaAffentranger gibt Antwort.

das agogische Fachpersonal im pflegeri­schen Bereich weiterzubilden.»

Konzeptarbeit und DialogAuch für Verena Baumgartner sind die Be­reitschaft zum Dialog, Gefässe für denAustausch und die Anerkennung der un­terschiedlichen Haltungen zentral füreine erfolgreiche interdisziplinäre Zusam­menarbeit. «Es braucht aber auch klare,transparente Konzepte für die täglicheArbeit sowie klare Kriterien für die An­stellung von Fachpersonal», betont sie.«Zudem», ergänzt Cornelia Bachofner, Be­reichsleiterin Wohnen bei INSOS Schweiz(vgl. Interview S. 4 und 5), «ist es einewichtige Aufgabe der Institutionsleitung,eine Kultur anzustossen, die eine rei­bungslose Zusammenarbeit einfordert.Denn das Ziel, den Bewohnern eine mög­lichst kompetente Lebensgestaltung imAlter zu ermöglichen, ist nur gemeinsamzu erreichen.»

Der ideale Bildungsmix?Bloss: Wie viel Pflegepersonal mit wel­cher Bildung soll eine Institution anstel­len, um für die zunehmende Pflegebe­dürftigkeit der Bewohner gewappnet zusein? Für Verena Baumgartner ist klar:«Den für alle idealen Bildungsmix gibt esnicht. Jede Institution muss für sich de­

finieren, mit welchem Bildungsmix sieden Bedürfnissen der Bewohner am ehes­ten gerecht wird.»Das Werkheim Uster hat laut Patrick Starkeinen guten Bildungsmix gefunden: «Inder Leitung wie im Team der Alters­ undPflegewohngruppe arbeiten heute rundein Drittel diplomierte Pflegefachperso­nen und zwei Drittel Agogen. Diese Zu­sammensetzung hat sich bewährt.» Beider Anstellung des Pflegepersonals legtdas Werkheim Uster grossen Wert auf Er­

fahrung in Langzeitpflege. «Da bei unsnur einmal pro Woche ein Arzt im Hausist, ist uns auch die Bereitschaft der Pfle­genden wichtig, selber Entscheide zu fäl­len und Verantwortung zu übernehmen.Dieser Handlungsspielraum ist sehr an­spruchsvoll, für die Pflegenden aber auchsehr befriedigend.» | Barbara Lauberwww.werkheim-uster.ch

«Institutionen brauchenklare, transparente Konzeptefür die tägliche Arbeit undklare Kriterien für die An-stellung von Fachpersonal.»Verena Baumgartner, INSOS Schweiz

Zusammenarbeit in der Berufsbildung

Die Zusammenarbeit der beiden Dach­OdA SAVOIRSOCIAL und ODASANTE inder Berufsbildung verlief in der Ver­gangenheit nicht immer reibungslos.Ein Erfolg ist die Attestlehre Assistent­In Gesundheit und Soziales (AGS), wel­che die beiden Dach­OdA gemeinsamentwickelt haben. Sie treten heute alsgemeinsame Träger dieser beruflichenGrundbildung auf.Noch unklar ist, wie SAVOIRSOCIAL undODASANTE hinsichtlich neuer Berufs­und höherer Fachprüfungen im BereichPflege und Betreuung mit Relevanz fürdas Sozial­ und Gesundheitswesen zu­sammenarbeiten werden. «Wir sind je­doch überzeugt, dass gerade in Berei­chen, in denen sich beide Dach­OdAengagieren, eine umfassende und

gleichberechtigte Kooperation zur Be­wältigung der anstehenden Herausfor­derungen in der Berufsbildung drin­gend nötig ist», betont Karin Fehr,Geschäftsleiterin von SAVOIRSOCIAL.Auch Verena Baumgartner, Bereichslei­terin Bildung bei INSOS Schweiz, wür­de eine engere Zusammenarbeit derbeiden Dach­OdA SAVOIRSOCIAL undODASANTE sehr begrüssen: «Davonprofitieren nicht nur die Auszubilden­den in den sozialen und in den Gesund­heitsberufen, sondern auch die Men­schen mit Behinderung, die aufBetreuung sowie auf Pflege angewie­sen sind.» | blbwww.insos.ch > Fachbereiche >Bildungwww.savoirsocial.ch

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Im Alter | VALIDA in St. Gallen

Ein wichtiger Prozess

Wenn in der Werkstatt der VALIDA je­mand pensioniert wird, dann wird eroder sie mit einem grossen Fest gefeiertund mit einem reichhaltigen Früchte­korb beschenkt. Und dann gibt's erstmaleine dreimonatige Arbeitspause. Danachkönnen die Pensionierten zu einem freiwählbaren, reduzierten Pensum in derWerkstatt weiter arbeiten. Nicht nur Do­ris Schweizer, Ressortleiterin Wohnen inder St. Galler Institution VALIDA, warüberzeugt, dass die ehemaligen Mitar­beitenden mit Behinderung weiterhinein paar Stunden in der Werkstatt arbei­ten möchten. So früh, wie sie immer amArbeitsplatz erschienen waren und solange, wie sie geblieben waren. Undüberhaupt: Würden sie soviel freie Zeitselbständig gestalten können?

Die Werkstatt wird einbezogen«Ja, sie können es!», lautet DorisSchweizers Fazit nach vier Jahren Erfah­rung. Und: Bisher wollte niemand nachder Pensionierung weiter arbeiten. Aller­dings erst, seit die dreimonatige Ar­beitspause eingeführt wurde. Zuvorsprachen die Pensionierten aus lauterGewohnheit von Ferien und der Absicht,danach weiter zu arbeiten. Doris Schwei­zer merkte an ihrer Wortwahl: «Sie ha­ben im Kopf gar nicht aufs Pensioniert­sein umgestellt.»In der dreimonatigen Pause gelingt die­se Umstellung, und seither kehrte nie­mand an den Arbeitsplatz zurück. «Siegeniessen es, als Pensionierte kommenund gehen zu können, wie sie wollen; siegehen in die Stadt, beobachten das Trei­ben im Eingangsbereich der VALIDA odersie machen von den Tagesstruktur­Ange­boten Gebrauch.» Jeden Mittwoch gibtes ein spezielles Programm nur für Pen­sionierte. Die Idee dahinter ist, dass diePensionierten ihren besonderen Statusauskosten und ein Gemeinschaftsgefühl

Seit einigen Jahren können pensio-nierte Menschen mit Behinderungin der VALIDA wohnen bleiben.Dazu waren keine grösseren Um-strukturierungen nötig. EinigeÜberraschungen hielt der Pensio-nierungsprozess dennoch bereit.

entwickeln – was sich allerdings lautSchweizer bisher nicht eingestellt hat.Das ist eine von vielen, manchmal uner­warteten Erfahrungen, die in der VALIDAgemacht werden, seit die Institution vorfünf Jahren beschlossen hat, Menschenmit Behinderung auch nach der Pensio­nierung – und bis zu ihrem Tod – einZuhause zu bieten. Viel Wert legt dieInstitution dabei auf einen strukturier­ten Pensionierungsprozess nach demdialogischen Begleitprinzip, der einJahr vor der Pensionierung beginnt undin den auch die Werkstatt einbezogenwird, indem sie mit den MitarbeitendenThemen wie Pensenreduktion oder Ab­schiednehmen behandelt.In Sachen Wohnen können die Pensio­nierten zwischen ihrer angestammtenWohngruppe oder dem «Altersstock»

wählen, der für Menschen mit erhöhtemPflegebedarf eingerichtet ist. Bei schwe­ren Pflegefällen muss allerdings dasPflegeheim ins Auge gefasst werden.

Der Wunsch nach dem AltersheimIm ganzen Pensionierungsprozess ist esDoris Schweizer wichtig, die Angehöri­gen frühzeitig einzubeziehen. Manchewünschen sich, dass ihre Verwandten inein Altersheim in ihrer Nähe wechseln.Und manche Menschen mit Behinderungwollen von sich aus ins Altersheim zie­hen. Dann werden verschiedene ange­schaut, und es wird probegewohnt. Erstkürzlich ist ein pensionierter Bewohnerin ein Altersheim umgezogen, wo er esgeniesst, dass er im Gegensatz zur VALI­DA sein Gläschen Rotwein trinken darf.Für Doris Schweizer zeigt auch diesesBeispiel: «Es ist einfacher als erwartet.Auch Menschen mit psychischer oder ko­gnitiver Behinderung wissen, was siewollen, und können sich auf Veränderun­gen einstellen.» | Barbara Spycherwww.valida-sg.ch

«Auch Menschen mit psychi-scher oder kognitiver Behin-derung können sich aufVeränderungen einstellen.»Doris Schweizer, VALIDA

Im Alter | Wohnhaus Claragraben des

Von einer Katze,Das Wohnhaus Claragrabenin Basel bietet Menschenmit einer Behinderung auchdann ein Zuhause, wenn siealt und pflegebedürftigsind. Sie werden hier nachdem Normalisierungsprinzipbegleitet und vielfältigangeregt.

Ein Spaziergang durchs Wohnhaus Clara­graben offenbart Überraschendes: Mankommt an einem Dorfplatz mit einemBrunnen vorbei, fühlt sich durch die al­ten Brockenhaus­Möbel im «Stübli» inGrossmutters Wohnstube zurückversetzt,möchte sich in der Wellnessoase einfachnur fallen und mit ätherischen Ölen be­duften lassen. Auch im Steingartenkönnte man lange verweilen und vomgegenüberliegenden Sofa die kunstvollaufeinandergeschichteten Steine be­trachten. Diese so genannten Erlebniszo­nen sind ein wichtiger Bestandteil desWohnhauses Claragraben, das zum Bür­gerspital Basel gehört und in dem 20pflegebedürftige, betagte Männer undFrauen mit einer kognitiven und/oderpsychischen Behinderung leben.

Zunehmender Pflegebedarf«Die Erlebniszonen bieten Anregung undErlebnismöglichkeiten auch für jene Be­wohnerinnen und Bewohner, welche dasHaus wegen erhöhter Pflegebedürftig­keit nicht mehr verlassen können», sagtGünter Leinders, Leiter des WohnhausesClaragraben. Zudem erleichtern sie dieOrientierung jener Menschen, die in ih­rer Wahrnehmung eingeschränkt sind.Ein Feng­Shui­Berater hat bei der Ge­staltung mitgewirkt, und nach acht Jah­ren Erfahrung mit dem neuen Konzept

Mehr Beispiele auf der Plattform

Weitere inspirierende Praxisbeispielefür mehr Lebensqualität von Men­schen mit Behinderung im Alter fin­den Sie auf der INSOS­Plattform:www.insos.ch/plattform >Behinderung und Alter

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Im Wohnhaus Claragraben: Serge G. sitzt gerne beim Brunnen am «Dorfplatz»,ein anderer Bewohner sammelt Briefmarken (r. unten), ein dritter hat seine Bilderim Andy­Warhol­Zimmer ausgestellt (r. oben). Bilder | Pino Covino

des Bürgerspitals Basel

einem Andy-Warhol-Zimmer und vom Sterben

kann Leinders nur Positives berichten.Anpassungen gegenüber dem ursprüng­lichen Konzept sind dennoch notwendig– wegen des zunehmenden Pflegebe­darfs der Bewohnerinnen und Bewohner.«Das Leiden verstärkt sich – wie das imAlter halt so ist», sagt Leinders. Daswirkt sich vielfältig aus: Wenn die Fach­kräfte am Morgen mehr Zeit für die Pfle­ge brauchen, fehlt diese für andere Tä­tigkeiten. Und wenn jemand wegenchronischen Durchfalls mehrmals täglichgewaschen und neu bekleidet werdenmuss, zehrt das sowohl an den Kräftendes Betroffenen als auch des Pflegeper­sonals. Derzeit prüft Leinders gemein­sam mit den Mitarbeitenden, welcheAnpassungen diesbezüglich nötig sind– gestützt auf die Wohnphilosophie «füralle eine gute Zeit», also auch für dasPflege­ und Betreuungspersonal.

Auch am Ende im «Stübli» dabei seinIm Wohnhaus Claragraben arbeitenFABE, FAGE, Pflegefachmänner und Sozi­alpädagoginnen Hand in Hand und be­gleiten die alternden Menschen nachdem Normalisierungsprinzip. Haushalts­arbeiten wie waschen, putzen oder ko­chen erledigt ein zusätzliches Hauswirt­schaftsteam mit IV­Rentnerinnen und

Rentnern. Die Bewohnerinnen und Be­wohner können mithelfen, so wie PeterH. der gerade in der Küche steht und inder Spätzli­Pfanne rührt, oder wie FredS., der im «Stübli» Wäsche faltet.Derweil sitzen Heidi T. und Roland N. amEsstisch beieinander, geniessen das Zu­

sammensein und erzählen von ihremjüngsten Ausflug zu zweit ins benach­barte Freiburg. Unterbrochen werden sienur vom Miauen einer schwarzen Katze– es ist die Hauskatze «Merina». Sie ver­stärkt das Gefühl eines gemütlichen,unaufgeregten, lebendigen Wohnortes,an dem man sich zuhause fühlen kann.Dennoch ist im Wohnhaus Claragrabenauch das Leiden und das Sterben prä­sent. Jedes Jahr müssen sich die Bewoh­nerinnen und Bewohner meist von ei­nem oder mehreren Mitmenschenverabschieden. Ein Bett im «Stübli» er­innert an palliative Prozesse: Wenn Men­schen nicht mehr in der Lage sind aufzu­

stehen, können sie im Bett im «Stübli»liegen und sind so dennoch dabei.

Das Atelier für den SelbstwertAls Herz des Wohnhauses bezeichnetGünter Leinders das Atelier, das im Erd­geschoss untergebracht ist. Eine Fraumalt, ein Mann baut an einer Legoland­schaft, ein dritter arbeitet mit Holz.«Die Tagesstätte bringt Leben ins Haus,und die Struktur und die kreativen Akti­vitäten stärken das Selbstwertgefühl deralten Menschen», stellt Leinders fest.Die Aktivitäten der Atelier­Mitarbeiten­den beschränken sich aber nicht aufsErdgeschoss: Sie organisieren auch An­lässe, um die Erlebniszonen im Wohn­haus zu beleben und in Erinnerung zurufen, zum Beispiel mit einem Konzertim Steingarten. Im Andy­Warhol­Zimmerwiederum werden Bilder ausgestellt,welche im Atelier entstanden sind. «Ander Vernissage wird der Künstler dann sorichtig gefeiert», sagt Leinders.Nun aber ist Zeit fürs Mittagessen. Undwährend sich alle um den Esstisch ver­sammeln, zieht sich Heidi E. die Jackean. Heute ist ihr 62. Geburtstag, undden will sie mit ihrer Betreuerin mit ei­ner Pizza im Restaurant feiern.| Barbara Spycher

«Unsere Wohnphilosophieist: Für alle eine gute Zeit –auch für das Personal.»Günter Leinders, Leiter Claragraben

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Kurz notiert

Dritte Preisverleihung von «mein-gleichgewicht»Seit 2011 zeichnet «meingleichge­wicht» Gesundheitsförderungsprojek­te von Institutionen für Menschen mitBehinderung mit jährlich insgesamt25 000 Franken aus. Das Projekt wurdevom Migros­Kulturprozent u.a. in Zu­sammenarbeit mit INSOS Schweiz lan­ciert. Bei der 3. Preisverleihung konn­te die Stiftung Schürmatt aus Zetzwil(AG) den Hauptpreis in der Höhe von10 000 Franken entgegennehmen. Denzweiten und dritten Preis erhielten dieFondation Aigues­Vertes aus Bernex(GE) und die gaw – Gesellschaft fürArbeit und Wohnen aus Basel.www.meingleichgewicht.ch

INSOS Schweiz schickt neue Ver-bandsstatuten in VernehmlassungINSOS Schweiz soll im Rahmen derneuen Strategie eine neue Strukturerhalten. Der Entwurf dazu sieht vor,dass der Branchenverband künftignicht mehr über Kantonalgruppen undRegionalverbände, sondern nur nochüber (kantonale) Sektionen verfügt.Einer Sektion können auch mehrereKantone angehören (vgl. S. 13). DerStatutenentwurf ist derzeit in den Re­gionen in der Vernehmlassung.

Web: Neue Übersichtstabelle zumSpardruck in den KantonenDieses Jahr stehen in verschiedenenKantonen Spardebatten auf dem Pro­gramm, in denen es auch um Kürzun­gen im Behindertenbereich geht.INSOS Schweiz hat auf dem Web eineTabelle aufgeschaltet, in der die ge­planten Sparmassnahmen der Kanto­ne ersichtlich sind. Das Dokument istnur für Mitglieder und passwortge­schützt. Eine Registrierung ist mög­lich unter http://insos.ch/plattform.www.insos.ch > Verband > Kantone> Downloads

Vielfältiges Dienstleistungsange-bot für MitgliederMitglieder von INSOS Schweiz profi­tieren von attraktiven Dienstleistun­gen sowie von vielfältigen Vergünsti­gungen. Einen Rabatt gibt es neuauch bei einer Fallführungssoftware.www.insos.ch > Dienstleistungen

Nachdem sich das Parlament für die Un­terzeichnung der UNO­Konvention über dieRechte von Menschen mit einer Behinde­rung (BRK) ausgesprochen hat, stellt sichdie Frage, was denn nun eigentlich anderswird. Dabei gilt festzuhalten: Die wesent­lichsten Innovationen der Konvention lie­gen weniger in einzelnen Anpassungen derRechtslage, sondern vielmehr in einer fun­damentalen Haltungsänderung.

Der Kern und die Innovation der Konven­tion besteht im Inklusionsgedanken dergleichberechtigten, gesellschaftlichen Teil­habe, und mit diesem untrennbar verbun­den: dem kontextbezogenen Behinderungs­begriff. Die Umsetzung dieser beidenParadigmen ist nicht allein rechtlich zuermöglichen. Sie besteht vielmehr in einerlangfristigen Bewusstseinsbildung und Ver­haltensänderung bei breiten Teilen der Be­völkerung und der gesellschaftlichen Ak­teurinnen und Akteure.

Behinderung wird in der BRK bewusstnicht defizitorientiert definiert, sondern alsWechselwirkung zwischen individuellen Be­einträchtigungen und einstellungs­ oderumweltbedingten Barrieren. Damit wird Be­hinderung nicht ein «biographischer Son­derfall», sondern eine Tatsache der Unter­schiedlichkeit des Menschseins. DassMenschen unterschiedlich sind, ist normal!Wie in keiner anderen Konvention wird derBegriff der Menschenwürde sehr häufig ver­wendet und dadurch bekräftigt. Aus«Schutzbedürftigen» werden so Rechtsper­sonen, die ihre Eigenständigkeit aktiv sol­len leben können. Ein allfälliger Hilfsbedarfist dabei keine Einschränkung, sondern einAusdruck der Verschiedenheit. Diese Ent­wicklung korrespondiert sehr gut mit derAblösung des Vormundschaftsrechts durch

Aus dem Bundeshaus | UNO-Behindertenrechtskonvention

Von Schutzbedürftigen zuRechtspersonen

das 2013 in Kraft getretene Erwachse­nenschutzgesetz.

Die Autonomie, welche die BRK denMenschen mit Behinderung zuspricht,setzt Inklusion voraus: Ich muss bereitszur Gesellschaft gehören, damit ich michals eigen erleben, abgrenzen und entwi­ckeln kann. Das gilt für alle Menschen ineiner Gesellschaft, nicht nur für Men­schen mit einer Beeinträchtigung. DennAutonomie bedeutet im Wortsinn «sichselbst Gesetze geben», also einen Rah­men bestimmen, der nur in einem grö­sseren, gesellschaftlichen Rahmensichtbar werden kann. Ohne Inklusionkann Selbstbestimmung gar nicht alssolche erkennbar werden. Ohne Inklusi­on ist Autonomie «nur» Selbstbezug,aber nicht gesellschaftlich wirksam;eine Sonderform der Vereinzelung, aberkeine Entwicklung der Sozialität.

Dieser Ansatz verdeutlicht ein wesent­liches Freiheitsverständnis. Neben denbekannten «Abwehrrechten», wie etwadem Diskriminierungsverbot, wird nunder Verfassungsgrundsatz bekräftigt,«dass nur frei ist, wer seine Freiheit ge­braucht». Dies soll – und wird vermutlichauch – dazu führen, dass neue Beglei­tungs­, Betreuungs­, Wohn­ und Ar­beitsangebote entstehen werden, dieauf dem Verständnis des Gegenübers alseigenständige Rechtsperson beruhen.Ein Hilfsbedarf schränkt das nicht ein.Es ist zu hoffen, dass die öffentlicheHand bei der Finanzierung der notwen­digen Hilfen mitzieht und sich nicht vomSpardruck auf ein vermeintlich gesell­schaftlich akzeptiertes Niveau zurück­binden lässt.| Rainer Menzelwww.insos.ch > Themen > UNO-BRK

Rainer Menzel ist Co­Gesamtleitervom Humanus­Haus in Rubigen (BE)und leitete die INSOS­CURAVIVA­Arbeitsgruppe zur UNO­Behinderten­rechtskonvention. Bild | zvg

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In eigener Sache

Liebe Mitglieder

INSOS Schweiz strebt eine schlankere Ver­bandsstruktur an. Heute gliedert sichINSOS in sechs Regionalverbände. Diesevertreten die Interessen der Institutionenvor Ort und arbeiten in regionalen undnationalen Arbeitsgruppen und Gremienmit. In den letzten Jahren wurde verschie­dentlich versucht, diesem Organisations­gefäss eine befriedigende rechtliche Posi­tionierung und einheitliche Aufgabenzuzuordnen. Die geplante neue Verbands­struktur soll nun Klarheit schaffen. Siewird am 26. Juni 2014 den INSOS­Dele­gierten zur Verabschiedung vorgelegt. Ak­tuell ist sie bei den Regionalverbänden inder Vernehmlassung.Künftig sollen sich die Kantonalgruppenin Sektionen organisieren. Die heutigenRegionalverbände wird es nicht mehr ge­ben – möglich sind aber Sektionen, denenmehrere Kantone angehören. Die Sektio­nen sind Vereine, können Mitgliederbei­träge erheben und organisieren sich imRahmen der INSOS­Statuten selbst. Auf­gabe der Sektionen ist etwa die Interes­senvertretung gegenüber Behörden undÖffentlichkeit im Sektionsgebiet sowie dieWahl der Delegierten. Sie sind Ansprech­partner des Verbandes und können vonihm in innerkantonalen Angelegenheitenunterstützt werden.INSOS bewegt sich mit der neuen Strategievorwärts, richtet sich noch stärker nachden Bedürfnissen der Mitglieder aus undstellt sich den aktuellen und künftigen He­rausforderungen. Der Verband positioniertsich damit als attraktiver Dienstleister fürdie Institutionen, als Themenführer in po­litischen Dossiers, als erster Ansprechpart­ner für Behörden und Partnerverbände undetabliert sich weiter als unverzichtbarePlattform in der Branche.

Herzlich,Marianne StreiffPräsidentin INSOS Schweiz

Interne Meldestelle | Was es beim Aufbau zu beachten gilt

Zehn wichtige Grundsätze

Die Charta Prävention, die INSOS Schweizmit elf weiteren Verbänden, Organisati­onen und Institutionen ratifiziert hat,hält fest, welche Massnahmen zentralsind für eine gute, wirkungsvolle Prä­ventionsarbeit. Eine dieser Massnahmenist der Aufbau einer «internen, nieder­schwelligen Meldestelle mit einer fach­lich kompetenten Ansprechperson».Doch wie genau lässt sich eine solcheinterne Präventions­ und Meldestelleaufbauen? Und auf welche Punkte gilt esbesonders zu achten?

Zehn wichtige GrundsätzeAn einem Workshop von INSOS Schweizerklärte Präventionsfachfrau AnneliesKetelaars, worauf man beim Aufbau ei­ner solchen Stelle achten sollte. Wir ha­ben die zehn wichtigsten Grundsätze fürSie zusammengefasst:1. Ein Präventionskonzept kann nur

dann erfolgreich umgesetzt werden,wenn sein Inhalt von der Leitungernst genommen und vorgelebt wird.Prävention ist Chefsache!

2. Für den Aufbau einer Präventions­und Meldestelle braucht es die volleUnterstützung der Leitung sowie Zeitund finanzielle Mittel. Ketelaars:«Wer eine solche Stelle nebenbei be­treiben will, wird scheitern.»

3. An die interne Präventions­ und Mel­destelle kann sich wenden, wer Hin­weise auf eine mögliche Grenzverlet­zung oder sexuelle Ausbeutung hat.Eine entsprechende Mitteilung istkeine Denunziation, sondern dientder Klärung.

4. Die interne Stelle muss strukturellverankert und niederschwellig, d.h.für alle rasch und unkompliziert er­reichbar sein. Wie die Stelle konkretaufgebaut ist, hängt von Grösse undStruktur der Institution ab.

Worauf sollten Institutionen fürMenschen mit Behinderung beimAufbau einer internen Präventions-und Meldestelle achten? An einemINSOS-Workshop erklärte Präventi-onsfachfrau Annelies Ketelaars diewichtigsten Grundsätze und beton-te: «Prävention ist Chefsache!»

5. Die Aufgaben der Stelle und ihre Ein­bettung in die Institution sind klarfestzuhalten. Die Zusammenarbeitzwischen Institutionsleitung undPräventionsstelle sowie eine guteVerankerung an der Basis sind aus­schlaggebend für ihr Gelingen. Wich­tig ist, dass die Stellenleitung Ver-trauen geniesst.

6. Zusätzlich zur internen Präventions­und Meldestelle sollte auch die Zu-sammenarbeit mit einer externenStelle gefördert werden. Dadurchentsteht eine Wahlmöglichkeit.

7. Die Präventions­ und Meldestelle mussallen bekannt sein (z.B. explizite Er­wähnung im Unterbringungsvertrag).

8. Informationsmaterial muss bereit ge­stellt werden. Die Stelle muss sichtbarsein. Hilfreich sind Flyer, Briefkasten,Sprechstunde, Telefonbeantworter etc.

9. Oft besteht grosse Unsicherheit hin­sichtlich der Frage, wie ein Vorfall ein­zustufen ist resp. wann er zu meldenist. Klärung bringt beispielsweise der«Bündner Standard», der den Umgangmit grenzverletzendem Verhalten re­gelt und auf die jeweilige Institutionangepasst werden kann. Für Ketelaarsist jedoch eines klar: «Im Zweifelsfallwird ein Vorfall immer gemeldet.» Esgilt, in einer Institution ein Klima der«beherzten Kollegialität zu schaffen,in welchem nichts versteckt wird, son­dern alles diskutiert werden darf.

10.Das Thema bedarf des ständigen Au­genmerks. Eine regelmässige Weiter-bildung aller Mitarbeitenden sowieeine Einführung aller Mitarbeiten­den, Klienten und Angehörigen in diePräventionskultur und in die Aufga­ben der Meldestelle sind zentral.

| Cornelia Bachofner und BarbaraLauber, INSOS Schweiz

Dokumentation Workshop: www.insos.ch > Veranstaltungen > DokumentationINSOS-Veranstaltungen

Präventionskonzepte Sexualisierte Ge-walt: www.insos.ch > Plattform (nur fürMitglieder)

www.buendner-standard.chwww.charta-praevention.ch

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Dank Weiterbildung Menschen mitEinschränkungen auch in Fragen zuSexualität und Liebe kompetent be­raten und betreuen. Bild | zvg

CAS Sexualität und Leben mit Einschränkungen

Das CAS Sexualität und Leben mit Einschränkungen ver­mittelt vertieftes Fachwissen, Methoden und Hand­lungskonzepte zur sexuellen Gesundheit und Präventi­on von sexueller Gewalt im Umgang mit Menschen, diemit physischen, psychischen und/oder intellektuellenEinschränkungen leben.

Dauer: September 2014 bis März 2015

Info­Veranstaltung: 13. Mai 2014

Weitere Informationen:www.hslu.ch/c244

Sexualität thematisieren

PUBLIREPORTAGE | CAS Sexualität und Leben mit Einschränkungen

Behinderung und Sexualität: Die Anliegen von Menschen mit Einschrän-kungen sind für Fachpersonen oftmals herausfordernd. Eine neue Wei-terbildung kann hier unterstützen.

Weiterbildung der Hochschule Luzern – Soziale ArbeitAuch Menschen mit Einschränkungen haben den Wunschnach Liebe, Partnerschaft und Sexualität. Institutionen fürMenschen mit Behinderung gehen dieses Thema aktiv anund bieten entsprechende Angebote und Hilfestellungen.Für Fachpersonen der Betreuung, Pädagogik und Beratungsind Fragen bezüglich Sexualität allerdings oft eine beson­dere Herausforderung. Fundiertes Wissen und alltagstaug­liche Instrumente erhöhen die Handlungssicherheit, umMenschen mit Einschränkungen professionell zu begleiten.Die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit bietet ab Septem­ber 2014 eine berufsbegleitende Weiterbildung an, die dieFachpersonen dabei unterstützt, ihre diesbezüglichenKompetenzen zu erweitern.

Sich das nötige Rüstzeug aneignenDas CAS (Certificate of Advanced Studies) Sexualität undLeben mit Einschränkungen vermittelt Kenntnisse und Fer­tigkeiten, um Menschen mit Einschränkungen zu den The­men Sexualität, Intimität und Partnerschaft fachlich qua­

lifiziert beraten und begleiten zu können. Besonders Wertwird dabei auf menschenrechtsbasiertes Arbeiten und denSchutz vor sexueller Gewalt gelegt.

Theoretische Grundlagen praktisch umsetzenDie Weiterbildung ist auch für Fachpersonen aus Bera­tungsstellen zu Sexualität und Familienplanung konzi­piert. Somit findet ein anregender Erfahrungsaustauschstatt zwischen Teilnehmenden mit breitem Wissen im Be­reich Behinderung sowie Fachpersonen der Sexuellen Ge­sundheit.Ebenfalls einen wichtigen Bestandteil des CAS­Programmsstellt der Praxistransfer dar: In einem Projekt können dieTeilnehmenden die theoretischen Grundlagen direkt in derPraxis anwenden – beispielsweise in Form eines Konzeptszum Umgang mit Sexualität in einer stationären Einrich­tung oder mittels einer Schulung für Eltern von Menschenmit kognitiven Einschränkungen.

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Wer bin ich? Ich bin nur der Vater von Nathalie.Ich bin kein Fachmann für Behinderung, ausserdurch meine Tochter und durch mein Engagementfür insieme. Und ich bin auch kein Fachmann fürdas Alter, ausser dass ich selbst beginne, alt zuwerden.

Seit einiger Zeit macht sich das Alter mit verschie­denen Symptomen und Wehwehchen bemerkbar:ein schmerzendes Knie, das durch eine Protheseersetzt werden sollte, eine Schulter, die klemmt,und kleinere Herz­Kreislauf­Probleme. Deshalb er­staunte es mich, als mich eine meiner Kolleginnenvon insieme Genf bat, am nächsten Symposium Be­hinderung und Alter in Freiburg teilzunehmen, umüber das Alter zu sprechen! Über wessen Alter?Nathalie ist doch noch immer mein liebes kleinesMädchen, das unverhofft in unser Leben getretenist und es ziemlich durcheinandergewirbelt hat. Siealtert doch nicht! Es war doch erst gestern, dass siezur Welt kam – nun ja, eigentlich vor über 41 Jah­ren…

Inzwischen hat Nathalies Haar eine schöne grau­melierte Farbe angenommen, ihr Gesicht und ihrschönes Lächeln zeigen Falten, und sie ist viel ru­higer geworden. Sie ist auch weniger ausgeglichen,benötigt mehr Aufmerksamkeit: Ja, die Zeit ver­geht... Da du nicht sprichst, Nathalie, und kaumoder gar nicht auf Schmerzen reagierst: Wie könnenwir erkennen, welche altersbedingten Probleme duhast? Ob dir deine Gelenke wehtun, ob du das Ver­streichen der Zeit spürt, wie es dir geht?

Anfangs lehnte ich mich gegen Nathalies Behin­derung auf, die nicht sein durfte. Meine Frau hatjedoch schon bald sehr positiv reagiert, und wirhaben uns an insieme gewandt. Unser Engagementin dieser Vereinigung war für uns sehr hilfreich,durch den Kontakt, die Ratschläge und Begegnun­gen mit Eltern, Freunden und Fachpersonen, die wirsehr schätzen. Wie bei allen Eltern begann unser«lebenslängliches» Engagement, das viel Geduld,Beharrlichkeit und Ausdauer erfordert. Zum Glück

Kolumne | Georges Baehler

Wie geht es weiter ohne uns?

ist meine Frau mit diesen Eigenschaften reich ge­segnet. Denn Nathalie ist ein Schatz, der verdientwerden will: Ihre Betreuung ist eine grosse Aufgabefür ihre Mutter. Wir haben uns voll und ganz daraufeingelassen und zwar für das ganze Leben. Dochdas Alter bleibt auch uns nicht erspart, und dieabnehmenden Kräfte zwangen uns, uns mit demGedanken an ein Heim zu befassen…

Dieser Entscheid ist nicht einfach und wecktSchuldgefühle. Nachdem wir dies anderen währendJahren gepredigt haben, müssen wir nun selber un­ser noch junges Kind in einem Heim unterbringen…Als wir in dieser Lage kamen, hinderten mich meineSchuldgefühle daran, meine Frau bei diesem sehrschwierigen, aber unumgänglichen Entscheid zuunterstützen, der sich übrigens als hervorragendeWahl erwiesen hat.

Zum Heim wird eine Beziehung aufgebaut, dieauf Vertrauen beruhen muss. Das kann nur gelin­gen, wenn die Kommunikation und die Zusammen­arbeit funktionieren und eine echte Partnerschaftzwischen Eltern und Fachpersonen entsteht. In denschönen Leitbildern ist dies ja immer vorgesehen,mit der Umsetzung hingegen hapert es manchmalnoch... Wir haben das Glück, auf die hochstehendeständige Betreuung des Heims Claire­Fontaine zäh­len zu können, die zur Stiftung Ensemble in Genfgehört.

Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit vonKrankheit. Gesundheit bedeutet, sich in seiner Hautund in seinem Leben wohlzufühlen. Dafür ist dieBetreuungsqualität entscheidend. Die Möglichkeiteiner dauerhaften Betreuung ist notwendig, um al­ternde Eltern zu entlasten, aber auch um zu beru­higen und Gewissheit zu geben. Denn alle Elternstellen sich besorgt die Frage, was sein wird, wennsie einmal nicht mehr da sind. Das ist die grosseSorge aller Eltern, vor allem wenn ihr Kind beson­ders verletzlich ist: Wie wird es weitergehen mit derBetreuung, mit der Lebensqualität? Das Alter wirftauch all diese Fragen auf. | Georges Baehler

Georges Baehler (1947)ist ausgebildeter Nuklearingenieur EIG,Linienpilot und heute pensioniert. Baehlerarbeitet im Vorstand von insieme Genf mit undist Vater einer 41­jährigen Tochter mitBehinderung. Bild | Jay Louvion

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INFOS INSOS | März 2014

ImpressumHerausgeberINSOS Schweiz3000 Bern 14Erscheint 3x jährlichRedaktionBarbara Lauber (Leitung);Barbara SpycherAbopreisCHF 30.– (im Mitgliederbei­trag enthalten),Einzelnummer CHF 15.–

AdressenINSOS SchweizZieglerstrasse 53Postfach 10103000 Bern 14

Tel 031 385 33 00Fax 031 385 33 [email protected]. 80­28082­2

INSOS SuisseAvenue de la Gare 171003 Lausanne

Tél 021 320 21 70Fax 021 320 21 [email protected]

Gestaltungsatzart, Bern

Layout und DruckUD Medien AG, Luzern

Auflage1750 deutsch550 französisch

Abdruck mit Quellenangabe erlaubt

P.P.3007

Bern

INSOS-Veranstaltungen 2014INSOS Schweiz organisiert jedesJahr nationale Fachtagungen,Workshops und Foren sowie dendreitägigen INSOS-Kongress. Für2014 stehen bereits zahlreicheVeranstaltungen fest.

28.03.2014Fachtagung in Oltern«Weshalb (k)eine Karriere? Verläufe imArbeitsleben von Menschen mitBehinderung»

08.05.2014INSOS-Erfahrungsaustausch inReinach (AG)«Schwere Behinderung und herausfor­derndes Verhalten»

14.05.2014Symposium in Freiburg«Behinderung und Alter: ZwischenSelbst­ und Fremdbestimmung»

16.05.2014INSOS-Workshop in BernNeues PrA­Lehrmittel (ABU)

21.05.2014INSOS-Workshop in BernPrävention sexualisierte Gewalt

22.05.2014INSOS-Workshop in ZürichNeues PrA­Lehrmittel (ABU)

17.06.2014 ­ 21.06.2014INSOS-Studienreise nach Belgien

26.06.2014INSOS-Delegiertenversammlung inAarau

26.08.2014 ­ 28.08.2014INSOS-Kongress in LausanneZum Umgang mit Trends

24.09.2014INSOS-Fachtagung in SolothurnWerkstätten und Marketing

Informationen und Anmeldung unter:www.insos.ch > Veranstaltungen