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Ingenieurbau, Architektur und Planung 1 Ernst & Sohn Special 2018 · BIM – Building Information Modeling (Sonderdruck) Mit BIM: Termine und Kosten im Griff Über 4D-/5D-Planung von Projekten in der Infrastruktur Die Planung am virtuellen Modell macht die Planung transpa- renter, zeigt Mängel schneller auf, bietet eine optimale Grund- lage für Besprechungen und fördert die Kommunikation sowie ein einheitliches Verständnis zwischen allen Projektbeteiligten. Gleich zu Beginn des Planungsprozesses lassen sich Varianten hinsichtlich Kosten und Terminen besser vergleichen. Die gra- fische Darstellung macht die Mengenermittlung besser nach- vollziehbar und erleichtert die Kosten- und Terminkontrolle. Ebenso können Mengen, Kosten und Leistungsverzeichnisse (LV) bei einer Planungsänderung schneller aktualisiert werden. Später ist eine teilautomatisierte Ableitung der Bautermin- planung aus dem Modell möglich. Der Bauprozess lässt sich am Modell bereits simulieren und selbst die Baustelleneinrichtung sowie der Einsatz von Baumaschinen können schon in der Planung berücksichtigt werden. Der größte Vorteil ist, vorher schon zu wissen, ob später auf der Baustelle alles so funktio- niert, wie es in der Planung vorgesehen wurde. – i – BIM in der Gesamtplanung Beim Gesamtplaner OBERMEYER ist die Anwendung von BIM-Methoden und die Verknüpfung mit Geoinformations- systemen ein wesentliches operatives und strategisches Un- ternehmensziel, um Planungsaufgaben ganzheitlich zu be- trachten und die Planungsqualität fortlaufend zu verbes- sern. Durch die Nutzung digitaler und intelligenter Datenmodelle kann eine durchgängige Informationskette über den Planungs-, Bau- und Nutzungszyklus von Bauwer- ken gesichert werden. Zudem verbessert die Methode Qua- lität, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit der Projekte. Die Ingenieurinnen und Ingenieure nutzen BIM- und GIS-Methoden für Planungen der Infrastruktur, um Ver- kehrskonzepte zu optimieren und die besten Lösungen für den Neu- bzw. Umbau von Schienen- und Straßenwegen zu ermitteln. Die auf den Strecken notwendigen Ingenieur- bauwerke wie Brücken oder Tunnel werden in gesamtpla- nerischer Zusammenarbeit aller Fachdisziplinen an objekt- orientierten Modellen geplant, visualisiert und koordiniert. Bauwerksinformationen lassen sich zentral sammeln und verwalten. Neue Dimensionen der Termin- und Kostensi- cherheit sind dabei ein Mehrwert unter vielen im Projekt- verlauf. Bei OBERMEYER werden die modellbasierte Men- gen- und Kostenermittlung sowie die Terminplanung mit dem Ziel eingesetzt, Bauprojekte wirtschaftlich abzuwi- ckeln. Damit wird eine fundierte Grundlage für die ganz- heitliche Evaluierung des Planungskonzepts gewährleistet. Bild 1. Modellbasierte Ausschreibung

Ingenieurbau, Architektur und Planung Mit BIM: Termine und … · 2018. 12. 12. · Ingenieurbau, Architektur und Planung Ernst Sohn Special 21 BIM – Building Information Modeling

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  • Ingenieurbau, Architektur und Planung

    1Ernst & Sohn Special 2018 · BIM – Building Information Modeling (Sonderdruck)

    Mit BIM: Termine und Kosten im GriffÜber 4D-/5D-Planung von Projekten in der Infrastruktur

    Die Planung am virtuellen Modell macht die Planung transpa-renter, zeigt Mängel schneller auf, bietet eine optimale Grund-lage für Besprechungen und fördert die Kommunikation sowie ein einheitliches Verständnis zwischen allen Projektbeteiligten. Gleich zu Beginn des Planungsprozesses lassen sich Varianten hinsichtlich Kosten und Terminen besser vergleichen. Die gra-fische Darstellung macht die Mengenermittlung besser nach-vollziehbar und erleichtert die Kosten- und Terminkontrolle. Ebenso können Mengen, Kosten und Leistungsverzeichnisse (LV) bei einer Planungsänderung schneller aktualisiert werden. Später ist eine teilautomatisierte Ableitung der Bautermin-planung aus dem Modell möglich. Der Bauprozess lässt sich am Modell bereits simulieren und selbst die Baustelleneinrichtung sowie der Einsatz von Baumaschinen können schon in der Planung berücksichtigt werden. Der größte Vorteil ist, vorher schon zu wissen, ob später auf der Baustelle alles so funktio-niert, wie es in der Planung vorgesehen wurde.

    – i –BIM in der Gesamtplanung

    Beim Gesamtplaner OBERMEYER ist die Anwendung von BIM-Methoden und die Verknüpfung mit Geoinformations-systemen ein wesentliches operatives und strategisches Un-

    ternehmensziel, um Planungsaufgaben ganzheitlich zu be-trachten und die Planungsqualität fortlaufend zu verbes-sern. Durch die Nutzung digitaler und intelligenter Datenmodelle kann eine durchgängige Informationskette über den Planungs-, Bau- und Nutzungszyklus von Bauwer-ken gesichert werden. Zudem verbessert die Methode Qua-lität, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit der Projekte.

    Die Ingenieurinnen und Ingenieure nutzen BIM- und GIS-Methoden für Planungen der Infrastruktur, um Ver-kehrskonzepte zu optimieren und die besten Lösungen für den Neu- bzw. Umbau von Schienen- und Straßenwegen zu ermitteln. Die auf den Strecken notwendigen Ingenieur-bauwerke wie Brücken oder Tunnel werden in gesamtpla-nerischer Zusammenarbeit aller Fachdisziplinen an objekt-orientierten Modellen geplant, visualisiert und koordiniert. Bauwerksinformationen lassen sich zentral sammeln und verwalten. Neue Dimensionen der Termin- und Kostensi-cherheit sind dabei ein Mehrwert unter vielen im Projekt-verlauf.

    Bei OBERMEYER werden die modellbasierte Men-gen- und Kostenermittlung sowie die Terminplanung mit dem Ziel eingesetzt, Bauprojekte wirtschaftlich abzuwi-ckeln. Damit wird eine fundierte Grundlage für die ganz-heitliche Evaluierung des Planungskonzepts gewährleistet.

    Bild 1. Modellbasierte Ausschreibung

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    2 Ernst & Sohn Special 2018 · BIM – Building Information Modeling (Sonderdruck)

    Bild 2. Koordiniertes Gesamtmodell Infrastruktur (Offenburger Tunnel)

    – ii –Vorgehensweise

    In der BIM-Methodik dient ein „intelligentes“ Modell als Grundlage. Jedoch wird dieses nicht nur als Visualisierung eines zukünftigen Bauwerks betrachtet, sondern als ein Mo-dell, welches um weitere Dimensionen erweitert werden kann. Dadurch entstehen 4D- und 5D-Modelle. Ein 4D-Mo- dell ergibt sich aus der Erweiterung eines 3D-Modells um die zeitliche Komponente (z. B. Bau- oder Liefertermine). Wird die Komponente „Kosten“ dem Modell hinzugefügt, spricht man von einer 5D-Planung.

    Digitale 4D-Modelle werden zur virtuellen Darstel-lung eines Bauprozesses während der Planungsphase – auch Bauablaufsimulation genannt – erstellt und dienen

    vorrangig der visuellen Kontrolle der Plausibi-lität des geplanten Bauablaufs. Unter-stützt wird der Prozess durch den logischen Aufbau des Volumen-modells und der zuge-hörigen Attribute. Die 4D-Planung erfolgt bei OBERMEYER teilau-

    tomatisiert unter Verwendung von speziellen Softwarelö-sungen. Dabei werden zwei Ansätze verfolgt. Einerseits kann man für die 4D-Planung die traditionell erstellten Terminpläne (z. B. aus MS-Project) verwenden und deren Vorgänge mit 3D-Objekten teilautomatisiert verknüpfen. Dies funktioniert mit Hilfe von Verknüpfungsregeln, die sowohl auf die Informationen eines Modellbauteils als auch eines Vorgangs zugreifen (s. Bild 1). Anders gesagt: ein oder mehrere Vorgänge bekommen eine Verknüpfungs-regel, in der definiert ist, welche Informationen zusammen-gehören. Nach der im System hinterlegten Logik werden die Bauteile, die einen bestimmten Informa tionssatz besit-zen, gefiltert und dem entsprechenden Vorgang zugewie-sen. Andererseits besteht die Möglichkeit, 4D-Modelle durch die teilautomatisierte Terminplanableitung aus ei-nem 3D-Modell zu erstellen. Auf Basis geome trischer und semantischer Informationen der Objekte der BIM-Modelle werden mit vordefinierten Bauprozessen, Bauwerkstopolo-gien (Ebenen, Bauabschnitte, usw.), Ressourcen und deren Abhängigkeiten untereinander automatisiert Vorgänge er-zeugt, die als Terminplan ausgegeben werden können.

    Mit Hilfe dieses so entstandenen Termin-Soll-Zu-stands (Planungsphase) können während der weiterfüh- renden Phasen mögliche Planungsvarianten erstellt und verglichen werden, um als Grundlage für eine realistische Terminprognose zu dienen. In späteren Leistungsphasen können Soll-/Ist-Vergleiche des aktuellen Baufortschritts durch die Erweiterung der 4D-Modelle des Soll-Zustands um die Ist-Daten der Baustelle durchgeführt werden. So können Störungen im Bauablauf frühzeitig erkannt und ggf. Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

    Digitale 5D-Modelle werden für die modellbasierte Kostenplanung sowie Ausschreibung und Abrechnung erstellt. Als Basis hierfür dienen 3D-Modelle und deren Men-gen. Als erstes werden die Bauteile nach den Anforderun-

    gen der jeweiligen Kostenplanung und des erforderlichen Detaillierungsgrads gefiltert und zusammengefasst. Dies erfolgt ebenfalls, wie im 4D-Prozess, nach Objektattributen und deren Werten. Dadurch wird der Prozess der Bauteil-gruppierung automatisiert und bei jeder Aktualisierung des 3D-Modells selbständig durchgeführt. Zunächst werden die gruppierten Bauteile den Kosten- oder LV-Positionen zuge-wiesen (Bild 2). Wie bei den 4D-Modellen erfolgt die Ver-knüpfung teilautomatisiert anhand von Regeln und Skrip-ten. Außerdem werden für die 5D-Planung die Mengener-mittlungen mit speziellen Formeln durchgeführt. Mit Hilfe der so berechneten Mengen und den hinterlegten Einheits-preisen der Datenbank ergeben sich die Gesamtkosten eines Projekts.

    Durch die Verknüpfung mit einem Terminplan ent-steht ein 5D-Modell, aus dem die zeitliche Entwicklung der Kosten des Projekts abgelesen werden kann. Somit ist es möglich, die Kosten über die Laufzeit eines Projekts oder einer Baustelle auszuwerten und in Diagrammform darzustellen.

    In späteren Leistungsphasen können durch die Erwei-terung der 5D-Modelle des Soll-Zustands um die Ist-Daten der Baustelle Soll-/Ist-Vergleiche des aktuellen Projekt-stands durchgeführt werden. Bei Baustellenbegehungen werden die erbrachten Leistungen zu einem Stichtag am virtuellen 5D-Modell erfasst. Mit den Informationen ist eine Software in der Lage, die geplanten und tatsächlichen Leistungen zu vergleichen und als Bericht sowie am Mo-dell farblich darzustellen (Bild 3).

    – iii –4D-/5D-Planung in der Praxis: Offenburger Tunnel (Bild 4)

    Offenburg, die 60.000-Einwohner-Stadt im Westen Baden-Württembergs bekommt einen Eisenbahntunnel, der den Güterverkehr insbesondere aus Lärmschutzgründen aus der Stadt ableiten soll. Der Eisbahnbahntunnel wird der derzeit längste in Deutschland werden und ist eines der größten aktuellen Ausbauvorhaben der Deutschen Bahn.

    Digitale 4D-Modelle werden zur virtuellen Darstellung eines Bauprozesses während der Planungsphase – auch Bauablaufsimula-tion genannt – erstellt und dienen vorrangig der visuellen Kontrolle der Plausibilität des geplanten Bauablaufs. Unterstützt wird der Prozess durch den logischen Aufbau des Vo-lumenmodells und der zugehörigen Attribute.

  • Ingenieurbau, Architektur und Planung

    3Ernst & Sohn Special 2018 · BIM – Building Information Modeling (Sonderdruck)

    Im Zusammenhang mit der Planung des Offenburger Tunnels soll im zugehörigen Planfeststellungsabschnitt eine ca. 15 km lange Neubaustrecke für den Güterverkehr entstehen. Ca. 10 km davon verlaufen im Tunnel. Hinzu kommen eine ca. 6 km lange Ausbaustrecke und eine ca. 3 km lange Verbindungskurve.

    Im Großprojekt Karlsruhe–Basel wird erstmalig bereits in frühen Leis-tungsphasen die BIM-Methodik zum Einsatz kommen. Über eine Strecke von etwa 24 km werden als Grundlage in einem ersten Schritt 3D-Bestands-modelle erstellt, auf deren Basis die 3D-Planungsvarianten generiert wer-den. Die koordinierten Modelle der Bestandssituation und der Planung bestehen aus den Fachmodellen „Ver-kehrsanlagenplanung Schiene“, „Tech-nische Ausrüstung Bahn“, „Verkehrsanlagenplanung Straße“, „Technische Ausrüstung Straße“, „Tunnel- und

    Rampenbauwerk“, „Eisenbahnüberführung“, „Straßen-überführung“, „Lärmschutzwand“, „Geoinformationssys-tem“, „Digitales Gelände“ und „Baugrund“. Aus den 3D-Modellen sollen 4D- und 5D-Modelle durch Verknüpfung der Geometrie mit Termin- und Kostenplanwerten erzeugt

    werden. Anschließend werden bis zu zehn verschiedene 3D-Planungsvarian-ten generiert, welche dann zu 4D- und 5D-Datenmodellen weiterentwickelt werden.

    Es ist vorgesehen, das komplette 4D-/5D-Modell eines übergeordneten Gesamtmodells in einem Gesamtpro-jekt abzubilden. Die modellierten und attributierten 3D-Fachmodelle werden nach ihrer Freigabe sukzessive als IFC-Daten in das Programm eingelesen.

    Der vom Auftraggeber übergebene Termin-/Bauzeitenplan sowie der Kostenplan werden im nativen Format in das Gesamtprojekt importiert und als

    Bild 3. Regelbasierter 4D-Soll-Ist-Vergleich

    Die verschiedenen Varianten werden nicht mehr separat bearbeitet bzw. mit Kosten und Terminen verknüpft, sondern es wird ein Vorlagenprojekt mit vorbereiteten Skripten, Berechnungsformeln und Regeln angelegt, in das die Planungsvarianten im-portiert und von der Software automatisiert ausgewertet werden. Indem sich so der Aufwand reduziert, wird der Planungspro-zess beschleunigt.

    Bild 4. Visualisierung Offenburger Tunnel aus VR-Modell Bild 5. Visualisierung Bashaide mit 3D-Punktwolke (Umgebung)

  • Ingenieurbau, Architektur und Planung

    4 Ernst & Sohn Special 2018 · BIM – Building Information Modeling (Sonderdruck)

    Grundlage für die 4D-/5D-Planung inklusive teilautomati-sierter Verknüpfung „Objekt-Vorgang“ und „Objekt-Kosten-element“ verwendet. Auf Basis der eingegangenen Doku-mente werden die Modelle geprüft, ob deren Informations-tiefe der Detaillierungstiefe des Termin- und Kostenplans entspricht. Die Verknüpfung zwischen den Objekten aus den 3D-Fachmodellen und den Positionen der Dokumente läuft regelbasiert unter Nutzung der projektspezifischen Programmierung (Java-Skripte) ab, die die automatisierten Prozesse und Berechnungen im Projekt ermöglicht. Diese greifen überwiegend auf die alphanummerische Informa-tion des Modells und dessen Bauteile zurück und verknüp-fen dadurch die zusammengehörigen Objekte und Positio-nen selbstständig. Aus dem so erzeugten 4D-Modell kann anschließend eine Visualisierung des Bauablaufs erzeugt werden. Diese Simulation dient nicht nur der virtuellen Darstellung der Baustellenprozesse, sondern vorrangig der visuellen Kontrolle der Plausibilität des Bauablaufs. Anhand der erzeugten 5D-Modelle werden die modellbasierten Ge-samtkosten des Projekts berechnet und als Bericht darge-stellt. Außerdem werden die ermittelten Kosten über die Zeit-Komponente aus dem 4D-Modell ausgewertet und in Grafikform dargestellt.

    Solche automatisierten Abfragen funktionieren unab-hängig vom Planungsstand oder der Modellversion. D. h., die Berechnungen und Verknüpfungen werden von der Software unabhängig von Änderungen im Modell durchge-führt. Dadurch ist eine erneute manuelle Verknüpfung bei einem eventuellen Austausch oder einer Fortschreibung des zugrundeliegenden 3D-Modells obsolet.

    In der frühen Phase des Projekts (Vorplanung) besteht die Aufgabe darin, die Planungsvarianten hinsichtlich Kos-ten und Terminen miteinander zu vergleichen. Dabei er-weist sich die beschriebene teilautomatisierte Arbeit als ein enormer Vorteil beim Variantenvergleich bzw. bei der Fin-dung des wirtschaftlich günstigsten Entwurfs. Die verschie-denen Varianten werden nicht mehr separat bearbeitet bzw. mit Kosten und Terminen verknüpft, sondern es wird ein Vorlagenprojekt mit vorbereiteten Skripten, Berech-nungsformeln und Regeln angelegt, in das die Planungsva-rianten importiert und von der Software automatisiert aus-gewertet werden. Indem sich so der Aufwand reduziert, wird der Planungsprozess beschleunigt. Durch die Automa-tisierung wird zudem die Fehleranfälligkeit gesenkt. Die Visualisierung am Modell hat auch den Vorteil, dass Unter-schiede schneller sichtbar werden und sich der Bauherr leichter für die endgültige Variante entscheiden kann.

    – iv –ABS/NBS Karlsruhe–Basel, Streckenabschnitt 1, Freie Strecke Abzweig Bashaide–Rastatt Süd (Bild 5)

    Im Zuge des Projekts wird die bestehende Ausführungspla-nung der Zulaufstrecken zum Rastatter Tunnel, der sich bereits im Bau befindet, mittels BIM umgesetzt. Es ist eines von 13 Pilotprojekten der Deutschen Bahn, die analog der 2. Stufe des Stufenplans des Bundesministeriums für Ver-kehr und digitale Infrastruktur (BMVI) mit BIM bearbeitet werden.

    Der Projektumgriff befindet sich ca. 15 km südlich von Karlsruhe. Er umfasst den Neubau einer ca. 12 km

    langen, zweigleisigen Bahnstrecke sowie der nördlichen und südlichen Einfädelung in die Bestandsstrecke Karls-ruhe–Basel und betrifft die Gewerke Oberbau, Erdbau, Entwässerung, Kabeltiefbau sowie Schallschutzwände.

    Ziel des BIM-Pilotprojekts ist die Umsetzung einer bestehenden, klassi-schen Ausführungspla-nung in ein BIM-Modell (3D/4D/5D) und des-sen Nutzung für eine modellbasierte Projekt-steuerung parallel zur konventionellen Projek-tabwicklung. Die Basis für die Modellierung bil-den die übergebenen, freigegebenen 2D-Aus-führungsplanunterlagen, der Bauablaufplan sowie die der Bauausführung zugrundeliegenden Vertrags-Leis-tungsverzeichnisse. Das bereits existierende 3D-Modell des Rastatter Tunnels, der sich innerhalb des Projektgebiets befindet, soll für eine Kollisionsprüfung an den Schnittstel-len integriert werden.

    Auf Basis der erstellten Modelle wird im Rahmen des Projekts eine BIM-basierte Projektsteuerung über die ge-plante Bauzeit von rund fünf Jahren durchgeführt. Dabei werden monatliche Auswertungen wie Soll-Ist-Vergleiche des Bauablaufs und der Baukosten auf Basis des Modells vorgenommen.

    Dazu werden monatlich gemeinsame Baustellenre-views durchgeführt, bei denen der Ist-Zustand der verschie-denen Anlagen mittels einer Baustellenbegehung der Pro-jektbeteiligten (Auftraggeber, Baufirma, Auftragnehmer) erfasst wird. Die so erfassten Daten fließen in einen Ist-Terminplan, wobei der tatsächliche Anfangstermin sowie der prognostizierte Endtermin gemäß dem auf der Bau-stelle beobachteten Baufortschritt der einzelnen Termin-vorgänge fortgeschrieben werden. Die Ist-Termine werden im Terminplan mit den Soll-Terminen verglichen. Die dabei festgestellten Abweichungen und deren Gründe werden während des Ortstermins im örtlichen Baubüro gemein-sam diskutiert. Der Ist-Terminplan dient anschließend als Grundlage für die Erstellung von Ist-Modellen (4D/5D), welche mit den Soll-Modellen verglichen werden können. Die Modelle ermöglichen eine visuelle Baufortschritts-kontrolle (4D) und eine stichtagsgenaue Earned-Value-Betrachtung.

    Die Verknüpfung der 3D-Objekte mit den Terminvor-gängen des Bauablaufplans (4D) und den Positionen der Leistungsverzeichnisse (5D) erfolgt mittels automatisierter Verknüpfungsregeln und Auswahlgruppen auf Basis der Objektattribute. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass bei den im Projektverlauf erforderlichen Anpassungen am 3D-Modell die Verknüpfungen erhalten bleiben und nicht aufwendig nachgeführt werden müssen. Dies vereinfacht und beschleunigt den Modellierungsprozess im Projekt.

    Durch die Definition von Visualisierungsregeln (Farb-gestaltung von abgeschlossenen, aktuellen und zukünftigen Bauvorgängen (s. Bild 6), können die geplanten Aktivitä-ten des Bauablaufplans in einer digitalen Simulation dargestellt und deren Abfolge einfach visuell kontrolliert

    Die Ist-Termine werden im Terminplan mit den Soll-Terminen verglichen. Die dabei festgestellten Abweichungen und deren Gründe werden während des Ortstermins im örtlichen Baubüro gemeinsam diskutiert. Der Ist-Terminplan dient anschließend als Grundlage für die Erstellung von Ist-Model-len (4D/5D), welche mit den Soll-Modellen verglichen werden können. Die Modelle ermöglichen eine visuelle Baufortschritts-kontrolle (4D) und eine stichtagsgenaue Earned-Value-Betrachtung.

  • Ingenieurbau, Architektur und Planung

    5Ernst & Sohn Special 2018 · BIM – Building Information Modeling (Sonderdruck)

    werden. Im 4D-Modell des Ist-Zustands werden mit Hilfe der Visualisierungsregeln die Ursachen für eine Bauzeit-

    verzögerung, welche im Ist-Terminplan hin-terlegt ist, farblich kenntlich gemacht. Anhand dieser visuel-len Baufortschritts-kontrolle sind Abwei-chungen vom Soll-Ab-lauf und deren Gründe frühzeitig erkennbar und es können ent-

    sprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Durch die Verknüpfung mit den bepreisten Auftrags-Leistungs-verzeichnissen steht ein 5D-Modell des Ist-Zustands zur Verfügung, mit dem die tatsächlichen Projektkosten zu jedem beliebigen Zeitpunkt ermittelt werden können. Die Ist-Kosten können mit den prognostizierten Kosten aus dem 5D-Modell des Soll-Zustands verglichen werden. Da-mit steht dem Bauherrn ein starkes Steuerungsinstrument für die Projektabwicklung zur Verfügung.

    – v –Fazit

    Durch die 4D-/5D-Planung rückt die Ausführung der Pro-jekte stärker in den Fokus des Planers. Er kann frühzeitig

    simulieren, was im vorgegebenen Zeit- und Kostenrah- men erreicht werden kann, auf Mängel hinweisen und Alternativen vorschlagen, die für alle Beteiligten einen Mehrwert darstellen: verkürzte Bauzeiten, Einsparungen beim Material, geringerer Flächenverbrauch der Umwelt, geringere Risiken in der Bauzeit durch alternative Baume-thoden, usw. Das 5D-Modell wird zum Proof-of-Concept: Was am Modell funktioniert, wird mit hoher Wahrschein-lichkeit auch in der Realität umgesetzt werden können. Insofern stellt die 4D-/5D-Planung mehr als ein reines Termin- bzw. Kostenmodell dar. Sie bildet die Basis, um zu einem frühen Zeitpunkt eine valide Aussage über die Durchführbarkeit eines Projekts machen zu können. Für den Planer, der den Werkerfolg schuldet, ist sie die geeig-nete Methode, um schneller und effizienter ans Ziel zu gelangen.

    Markus Hochmuth, Leiter Fachbereich BIM Infrastruktur;

    Steffen Scharun, Leiter Fachbereich Oberbau; Kristina Tyryshkina, BIM-Management,

    Spezialistin 4D / 5D, OBERMEYER Planen + Beraten GmbH sowie

    Sascha Björn Klar, Leiter Building Information Modeling, Großprojekt Karlsruhe–Basel

    (I.NGK (8)) DB Netz AG

    www.opb.de

    Bild 6. Regelbasierter 4D-Soll-Ist-Vergleich (Abb.: Obermeyer)

    Das 5D-Modell wird zum Proof-of-Concept: Was am Modell funktioniert, wird mit ho-her Wahrscheinlichkeit auch in der Reali-tät umgesetzt werden können. Insofern stellt die 4D-/5D-Planung mehr als ein rei-nes Termin- bzw. Kostenmodell dar. Sie bil-det die Basis, um zu einem frühen Zeitpunkt eine valide Aussage über die Durchführ-barkeit eines Projekts machen zu können.