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Konzepte: Projekt plant zukünftige Satelliten-Missionen Erfolge: Schwerpunkt »Frühwarnsysteme« zeigt Innovationsgeist Informationen: Geotechmarket jetzt im World Wide Web Ausblicke: Die Erde im Visier zeigt das Potential der Fernerkundung Insight Ausgabe 02/10 Die Erde im Visier Die Beobachtung des Systems Erde aus dem Weltraum Die Erfassung des Systems Erde aus dem Weltraum hat wichtige Erkenntnisse über unseren Planeten erbracht. Satelliten sind dabei unentbehrliche »Werkzeuge« geworden, um die vielfältigen Pro- zesse in und auf der Erde zu studieren. Nur durch den Blick aus dem Weltraum ist es möglich, die Erde global zu erfassen und gleichzeitig durch Wiederholungsmessungen Zeitreihen aufzu- bauen, aus denen Veränderungen in diesem hochkomplexen Sys- tem erkennbar werden. Messreihen in nahezu Echtzeit ermöglichen den Betrieb von Früh- warnsystemen gegen Naturgefahren. Auch Veränderungsprozesse zu denen Baumaßnahmen, Rodungen, die Rohstoffgewinnung oder aber auch der Klimawandel gehören, können mit Hilfe von Satelliten aufgezeichnet werden. Viele Erkenntnisse und technische Neuerungen sind bei uns mittlerweile in den Alltag integriert, da wir mit Hilfe von Satellitennavigation mittlerweile schnell und einfach die Fahrtroute und den Wanderweg übermittelt bekommen. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse werden mit interaktiven Exponaten, Hands-on-Installationen, PC-Animationen und großfor- matigen Satellitenaufnahmen leicht verständlich in der Wander- ausstellung »Die Erde im Visier« dargestellt. Die vom Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN in Zusam- menarbeit mit dem Museum Mensch und Natur konzipierte und realisierte Wanderausstellung begleitet den Forschungsschwer- punkt »Erfassung des Systems Erde aus dem Weltall« unter www.die-erde-im-visier.de. Die Ausstellung ist ab dem 27.7. bis Ende des Jahres in München zu sehen. Als weitere Standorte sind Karlsruhe und Bochum vorgesehen und weitere in Planung. Richat, Mauretanien / Landsat 7 / USGS/ NASA

Insight201002

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Page 1: Insight201002

�Konzepte:Projekt plant zukünftigeSatelliten-Missionen

�Erfolge: Schwerpunkt»Frühwarnsysteme« zeigtInnovationsgeist

� Informationen:Geotechmarket jetzt imWorld Wide Web

�Ausblicke:Die Erde im Visier zeigt dasPotential der Fernerkundung

Insight Ausgabe 02/10

Die Erde im Visier –Die Beobachtung des Systems Erde aus demWeltraum

Die Erfassung des Systems Erde aus dem Weltraum hat wichtigeErkenntnisse über unseren Planeten erbracht. Satelliten sind dabeiunentbehrliche »Werkzeuge« geworden, um die vielfältigen Pro-zesse in und auf der Erde zu studieren. Nur durch den Blick ausdem Weltraum ist es möglich, die Erde global zu erfassen undgleichzeitig durch Wiederholungsmessungen Zeitreihen aufzu-bauen, aus denen Veränderungen in diesem hochkomplexen Sys-tem erkennbar werden.

Messreihen in nahezu Echtzeit ermöglichen den Betrieb von Früh-warnsystemen gegen Naturgefahren. Auch Veränderungsprozessezu denen Baumaßnahmen, Rodungen, die Rohstoffgewinnungoder aber auch der Klimawandel gehören, können mit Hilfe vonSatelliten aufgezeichnet werden. Viele Erkenntnisse und technischeNeuerungen sind bei uns mittlerweile in den Alltag integriert, da wirmit Hilfe von Satellitennavigation mittlerweile schnell und einfachdie Fahrtroute und den Wanderweg übermittelt bekommen.

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse werden mit interaktivenExponaten, Hands-on-Installationen, PC-Animationen und großfor-matigen Satellitenaufnahmen leicht verständlich in der Wander-ausstellung »Die Erde im Visier« dargestellt.

Die vom Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN in Zusam-menarbeit mit dem Museum Mensch und Natur konzipierte und

realisierte Wanderausstellung begleitet den Forschungsschwer-punkt »Erfassung des Systems Erde aus dem Weltall« unterwww.die-erde-im-visier.de. Die Ausstellung ist ab dem 27.7.bis Ende des Jahres in München zu sehen. Als weitere Standortesind Karlsruhe und Bochum vorgesehen und weitere in Planung. �

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Liebe Programm-Partnervon GEOTECHNOLOGIEN

Dringende Gesellschaftliche und politische Frage-

stellungen wie die Energie- und Wasserversorgung

der Weltbevölkerung sowie der globale Klimawan-

del sind nur noch durch interdisziplinäre Zusam-

menarbeit zu lösen.

Schon heute arbeiten bereits vornehmlich Natur-, Tech-

nik- und Informatikwissenschaftler eng in den ver-

schiedenen Projekten des GEOTECHNOLOGIEN-Pro-

gramms zusammen. Zukünftig erlangt aber auch die

Kooperationen mit Geistes- und Sozialwissenschaften

zunehmend Bedeutung.

In unserer neuen Konzeptschrift »Zukunftssicherung

für Mensch und Erde« sind nicht nur die bislang im

FuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN erreichten For-

schungsergebnisse dargelegt, sondern sie konzentriert

sich insbesondere auf die wichtigsten zukünftigen Her-

ausforderungen und Forschungsfragen zu deren Lö-

sungen die Geowissenschaften einen wesentlichen

Beitrag leisten können.

Download unter: www.geotechnologien.de

Ihre Ute Münch

Die Zukunft gestalten – Verbund-projekt konzipiert zukünftige Schwere-feldmissionenEin Gastbeitrag von Prof. Dr.Walter Fichter, Universität Stuttgart

Das Projekt »Future Gravity Field Satellite Missions« stellt einen Ver-bund aus deutschen Universitäten und Industriepartnern dar, der essich zum Ziel gemacht hat, Konzepte für zukünftige satellitenba-sierte Schwerefeldmessungen zu entwickeln. Der Schwerpunkt liegthierbei auf einer verbesserten zeitlichen und räumlichen Auflösungder variablen Anteile des Schwerefeldes. Eine derartige Mission er-fordert eine enge Verzahnung von Geodäsie, Messtechnologie undSystemtechnik, da eine strikte Trennung zwischen Satellit und Nutz-last nicht möglich ist. Einer der Kernaspekte des Projektes ist es, dieVerbesserung der erforderlichen Messungen in Einklang mit dafürnotwendigen Technologien und gesteigerten wissenschaftlichen An-forderungen abzustimmen. Hierzu sind zunächst grundlegendetechnologische Fragen zu klären:� Welchen Gewinn bringen unterschiedliche Satellitenkonstella-tionen bei gleicher Instrumentierung?

� Wann wird zwingend der Einsatz eines Lasersystems anstelleeines Mikrowellenlinks erforderlich?

� Ist es vorteilhafter, den optischen Link durch Nachführen des ge-samten Satelliten aufrechtzuerhalten oder lediglich durch Nach-führung der Optik?

� Ab welcher Genauigkeitsanforderung muss dem bisher einge-setzten Beschleunigungsmesserprinzip (eine Testmasse im Innerndes Satelliten ist elektrostatisch an diesen gekoppelt) ein reinesDrag-Free Konzept (der Satellit folgt hierbei einer freifliegendenTestmasse) weichen?

� Wie könnten solche bestehenden Systeme, z. B. vom Technolo-giesatelliten LISA Pathfinder, auf Schwerefeldmissionen übertra-gen werden?

Mit diesen Beiträgen setzt das Projekt die im internationalen Ver-gleich große deutsche Beteiligung an Satellitengeodäsie-Missionen(CHAMP, GRACE, GOCE) fort und trägt dazu bei, die deutsche Spit-zenstellung an Universitäten und in der Industrie zu sichern und wei-terzuentwickeln. �

Impressum:Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN, Telegrafenberg,14473 Potsdam, Germany, Tel.: +49 (0)331 288 1071,www.geotechnologien.de, Dr. Ute Münch (VisdP)

Das Forschungs- und Entwicklungsprogramm GEOTECHNOLOGIENwird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung(BMBF) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Der Newsletter erscheint zweimal im Jahr. Sollten Sie keinInteresse an der Zusendung haben, schicken Sie uns eine Mail an:[email protected]

Bildnachweise Header (v. l. n. r.):DLR, USGS/HAVO, GEOTECHNOLOGIEN, ESAAusgabe: 2/2010

ESA

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Deutschland und die USA sehen sich in Führungspositionen im Be-reich der CCS-Technologie. Jetzt wollen beide Staaten durch eineengere Zusammenarbeit das internationale Potential auf demGebietder CCS-Forschung nutzen. Daher organisiert das Koordinierungs-büro GEOTECHNOLOGIEN gemeinsam mit der American Geophy-sical Union (AGU) einen wissenschaftlichen Themenabend in Wa-shington,D.C.Die Veranstaltung soll ein erster Schritt sein, verschiedene Aspekteeiner der Schlüsseltechnologien zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen, das »Carbon Capture and Storage« (CCS), den politi-schen Entscheidungsträgern, Wissenschaftlern, Journalisten undVertretern der Industrie darzustellen und damit die internationaleZusammenarbeit zu fördern. Führende Experten aus den USA undDeutschland werden über die aktuelle Forschung und über kom-mende Projekte und Herausforderungen diskutieren und so einen

wissenschaftlichen Austausch initiieren, der die Entwicklung der glo-bal einsetzbaren CCS-Technologie weiter untersetzt. Zusätzlich zuImpulsvorträgen wird es eine Podiumsdiskussion geben, um im in-ternationalen Rahmen Fragen, Vorschläge oder aber auch Bedenkenzu diskutieren. Neben wissenschafts-politischen Entscheidungsträ-gern aus den USA und Deutschland werden die Wissenschaftsrefe-renten sämtlicher in Washington ansässiger Ländervertretungen,sowie Wissenschaftsorganisationen und Umweltschutzverbändeteilnehmen. Unterstützt werden die Organisatoren dabei von derDeutschen Botschaft inWashington, wo die Veranstaltung nach denSommerferien im Herbst 2010 stattfinden wird. �

Christian KiehleDr. Christian Kiehle promovierte 2006 imRahmen des GEOTECHNOLOGIEN Projektes»Distributive Geodaten« an der RWTH Aa-chen über die Informationsgenerierung ausverteilten Geodatenbeständen. Dabei lagenvor allem standardisierte Geodaten undGeodienste im Fokus seiner Betrachtung –ein Arbeitsbereich, der derzeit auch in derIndustrie gefragt ist. Nach einem kurzemZwischenstopp bei der Mapsolute GmbH,wo Kiehle an der Standardisierung des In-ternetportals Map24 arbeitete, wechselte erals Projektleiter und Spezialist für Standardsin der Geodatenbranche zur lat/lon GmbH.Derzeit leitet er diverse FuE- sowie Kunden-projekte und ist Mitglied im Technical- undPlanning Committee des Open GeospatialConsortium sowie Vorsitzender der Stan-dards Working Group zumWeb ProcessingService. Seit 2010 ist Dr. Kiehle Lehrbeauf-tragter an der Universität Bonn im BereichGeoinformatik.�

Christian ArnhardtChristian Arnhardt hat 2001 sein Geologie-Studium mit Schwerpunkt im Bereich derangewandten Geowissenschaften an derUniversität Mainz abgeschlossen. Daran an-schließend war er in einem Ingenieurbüroin Mainz tätig. Hier beschäftigte er sich sehrintensiv mit Hang- und Böschungsbewe-gungen. Besonders die Überwachung unddie Ausarbeitung von Stabilisierungs- undSicherungskonzepten standen dabei im Vor-dergrund. Die wirtschaftliche Situation imBüro auf der einen und derWunsch zur Pro-motion auf der anderen Seite waren schließ-lich die Gründe zumWechsel zurück an dieUniversität. Im Rahmen des SLEWS-Projek-tes ist Herr Arnhardt seit 2007 am Lehrstuhlfür Ingenieurgeologie und Hydrogeologiean der RWTH-Aachen Universität tätig, woer sich mit dem Aufbau eines Mess- undÜberwachungssystems auf Basis von mo-dernen drahtlosen Sensornetzwerken undMikrosensorik beschäftigt. �

Who is Who –wir stellen Ihnen dies-mal zwei junge Wissen-schaftler aus dem The-menschwerpunkt »Früh-warnsysteme gegen Na-turgefahren« vor:

CCS-Themenabend inWashington, USA – Kooperationvon GEOTECHNOLOGIEN und AGU

NACCHO

J.Ashbu

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Termine� 26. Juli 2010Ausstellungseröffnung »die Erde imVisier« im Museum Mensch undNatur in München

� Herbst 2010Vortragsprogramm CO2 an der Deut-schen Botschaft in Washington in Zu-sammenarbeit von AGU und GEO-TECHNOLOGIEN

� 27./28. September 2010Statusseminar »Geologische Speiche-rung von CO2 im Untergrund«

� 4. Oktober 2010Statusseminar »Erdbeobachtung ausdem All«

� 5./6. OktoberInternationale Evaluierung des FuE Pro-gramms GEOTECHNOLOGIEN

� 11.-13. Oktober 2010GEOTECHNOLOGIEN Session und Standauf der GeoDarmstadt

� 26./27. OktoberStatusseminar »Mineraloberflächen«

� 13.-17. Dezember 2010AGU Herbstkonferenz

� Januar 2011erscheint der neue Insight

Erfolgreiche Forschung – SchwerpunktFrühwarnsysteme soll mit neuen Impulsen beieinem DFG-Rundgespräch diskutiert werden

Der Themenschwerpunkt »Frühwarnsys-teme gegen Naturgefahren« wurde imJuni 2010 bei einem Statusseminar disku-tiert. Rund 80 Teilnehmer aus den For-schungsverbünden trafen sich am GFZzum Erfahrungs- und Ergebnisaustausch.Die 11 Projekte präsentierten dabei nichtnur Ihre Forschungsergebnisse, sie stelltenauch zahlreiche innovative Technologie-entwicklungen vor.Im seit Sommer 2007 vom BMBF mit rund9,3 Mio. Euro geförderten Schwerpunktwurden u. a. Vulkanausbrüche, Erdbebenund Erdrutsche untersucht und neue Me-thoden und innovative Technologien zumfrühzeitigen Erkennen möglicher Naturge-fahren entwickelt. 17 Universitäten, 7 For-schungseinrichtungen und 11 Unterneh-men waren an dem Forschungsthema be-teiligt. Nun bereiten Partner des Themen-schwerpunktes einen Antrag zur Förde-rung eines Schwerpunktprogramms beider DFG vor. �

Neu im Team

Phelim Burgess ist seit Mai diesenJahres als Webdesigner im Koordi-nierungsbüro GEOTECHNOLOGIENtätig. Der gebürtige Ire ist Diplom-Geograf mit Schwerpunkt Geoin-formatik, arbeitet aber bereits seiteinigen Jahren in der Entwicklungvon Online-Diensten.

Er legt viel Wert auf die Verwen-dung von Content Management Sys-temen als Redaktionssysteme zurErstellung und Pflege von Websei-ten. Diese Systeme unterstützen so-wohl die effektive Zusammenarbeitvieler Akteure an einem gemeinsa-men Webprojekt wie auch die opti-male Präsentation und Verbreitungihrer Ergebnisse im Internet.

Seine Arbeit bei GEOTECHNOLO-GIEN wird sich auf die anspruchs-volle Aufgabe konzentrieren, eineInformationsplattform zum Thema»Geologische Speicherung von CO2«(Carbon Captures and Storage,CCS) im Web aufzubauen.

Die Arbeiten werden in enger Ab-stimmung mit dem Bundesministe-rium für Bildung und Forschung(BMBF) erfolgen, aber auch Ihre Mit-arbeit und Unterstützung aus denProjekten heraus, ist mehr als ge-fragt, um die Webseiten informativund umfassend zu gestalten. �

SLEW

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Prof. Dr. Torsten Schlurmann hat 1999 ander Bergischen Universität Wuppertal imBereich Küsteningenieurwesen promoviert.Seine Forschungsarbeiten führten ihn seitdem unter anderem an das Indian Instituteof Technology Madras in Indien und an dieUN-Universität nach Bonn. Hier leitete erbis 2007 die Sektion Coastal Hazards andRisks am Institute for Environment andHuman Security. Seit 2007 ist TorstenSchlurmann Leiter des Franzius-Institutesfür Wasserbau und Küsteningenieurwe-sens an der Leibniz Universität Hannover.Als Projektkoordinator von »LAST MILE«,einem Verbundvorhaben im GEOTECHNO-LOGIEN-Schwerpunkt »Frühwarnsystemegegen Naturgefahren« und im Rahmen desGITEWS-Projektes (Deutsch-IndonesischesTsunami Frühwarnsystem) erlang TorstenSchlurmann internationalen Ruf. Erst vorwenigen Monaten ist er zum stellvertreten-den Vorsitzenden des wissenschaftlichenBeirats des Deutschen Komitees für Kata-strophenvorsorge (DKKV) ernannt worden.

GEOTECH: Herr Schlurmann, das Pro-jekt »Last Mile« hat internationalBlicke auf sich gezogen. Nach der Pro-jektförderung steht nun die Einbin-dung der Ergebnisse und Entwicklun-gen in das indonesische Tsunami-Früh-warnsystem an. Wie sehen die näch-sten Schritte aus?Schlurmann: Die Arbeiten des Projektteamsim Verbund haben in der Tat internationalfür Aufsehen gesorgt. Allerdings ist unsauch aufgefallen, dass die Akzeptanz fürdie Technologie und die wissenschaftlichenKomponenten des Systems bei vielen Ent-scheidungsträgern vor allem auf der loka-

len Ebene noch nicht vorhanden ist. We-sentliche Gründe hierfür sind, dass der wis-senschaftliche Diskurs, der die Forschungund den Erkenntnisgewinn immer einenSchritt weiter bringt, nicht verstanden bzw.akzeptiert wird. Begriffe wie Unsicherheitvon Modellergebnissen, Unschärfe derDaten oder Vulnerabilität und damit ein-hergehende Risiken, werden nicht in ihremwissenschaftlich positiven Sinn gesehen.

GEOTECH: Heißt das, dass Sie hiernun, nach der technischen Implemen-tierung, eine gesellschaftliche Akzep-tanz schaffen müssen?Schlurmann: Genau das. Wir müssen stär-ker kommunizieren lernen. High-Tech-Wis-senschaft ist eine Sache, die in der Com-munity akzeptiert und vorangebracht wird.Ergebnisse nun zu interpretieren, verständ-lich zu machen und als Anbieter Bildungs-konzepte gestalten, die die gesellschaftli-che Relevanz der Arbeiten verdeutlicht, istdie zweite sehr wichtige Komponente.Auch dabei muss Wissenschaft Kommuni-kator und Vermittler der Erkenntnisse seinund Handlungsoptionen aufzeigen.

GEOTECH: Immer wieder wird auchüber ein Tsunami-Frühwarnsystem imMittelmeer oder entlang der europäi-schen Atlantikküste nachgedacht. Seh-en Sie hier ähnliche Probleme auf dieGeowissenschaften zukommen wie inIndonesien?Schlurmann: Wenn man beispielsweise aufDeutschland schaut, so haben die diversenEinrichtungen mit geowissenschaftlichemFokus hier bei den Entscheidungsträgernschon einen ausgezeichneten Beratersta-tus. Im europäischen Raum sehe ich daähnliche Voraussetzungen. Die Unsicher-heit über Zuständigkeiten bei der Weiter-gabe einer Warnmeldung wird aber auchin Europa eine viel intensivere Kommuni-kation als sie bisher realisiert wird, fordern.Projekte wie GITEWS zum Beispiel habendies sehr früh erkannt. Die Einbindung vonSozial- und Kulturwissenschaftlern in derVulnerabilitätserfassung und Zusammenar-beit mit den Kollegen der Gesellschaft fürTechnische Zusammenarbeit (GTZ) hat hierdie notwendige Interdisziplinarität ge-schaffen, um die gesamte Frühwarnkettezu bearbeiten. Allerdings ist gerade jetzt,wo die Entwicklungen in die Anwendung

überführt werden eine Intensivierung derKommunikation und weiteren Vorberei-tung ob drohender neuer Ereignisse not-wendig, um das System dauerhaft zu si-chern und auszubauen.

GEOTECH: Sie würden also empfehlen,dass Forschungsverbünde auch geziel-ter in Sachen Risikokommunikation ge-fördert und gefordert werden?Schlurmann: Man muss eine gemeinsameSprache finden. Und zwar intern, dassheißt zwischen den Fachdisziplinen selbst,wie auch nach Außen hin. Die Herausfor-derungen und möglicher kaskadierenderFolgewirkungen der nächsten Jahrzehntesind so groß, dass wir ihnen nur gemein-sam, an einem Tisch, disziplinenübergrei-fend und mit dem gesellschaftlichen Rück-halt, begegnen können.

GEOTECH: Im Rahmen des »Last Mile«-Projektes war nicht nur der Kontaktzwischen Forschung und Industrie zukoordinieren, auch international muss-ten zahlreiche Partner an einem Strangziehen. Wie müssen sich unsere Leserein solches Projektmanagement vor-stellen?Schlurmann: Die Forschung lebt wie hin-länglich bekannt vom wissenschaftlichenDiskurs. Thesen, Antithesen – alle Aspekteeines Themas werden gerne und heftig dis-kutiert. So funktioniert Wissenschaft, umden allgemeinen Erkenntnisgewinn voran-zutreiben. Dieser oftmals kontroverse Dis-kurs, so haben wir gelernt, darf aber in derKommunikation mit Entscheidungsträgernnicht ausufern, wohl aber sind Unsicher-heiten und Risiken zu kommunizieren.»Last Mile« hat im Rahmen des GITEWS-Projektes mit Partnern aus den USA, Japanund Indonesien zusammen gearbeitet. Wirmussten im Rahmen des Padang Konsen-sus Prozesses bereits im Vorfeld zu einergemeinsamen, abgestimmten Haltungkommen, bevor wir mit den Entschei-dungsträgern in die weiterführende Imple-mentierung der Ergebnisse traten. DieserManagementprozess hat sicher das Projekt»Last Mile« entscheidend geprägt.

GEOTECH: Herr Schlurmann, vielenDank für das interessante Gespräch. �

GEOTECHNOLOGIEN im Gespräch … Prof. Dr. Torsten Schlurmann

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Die wesentliche Voraussetzung für die Be-kanntmachung und In-Wert-Setzung vonwissenschaftlichen Forschungsergebnis-sen sind Netzwerke und Internet-Plattfor-men. Aus diesem Grund ist die erste bun-desweit agierende Kommunikations- undVerwertungsplattform »Geotechmarket«initiiert worden.

Die Plattform richtet sich sowohl an Geo-wissenschaftler als auch an Unternehmeraus der Umwelt-, Energie- und Chemie-branche sowie aus dem IT-Sektor. Geo-techmarket bietet einen schnellen Über-blick über aktuelle Bekanntmachungenund Förderprogramme der Bundesministe-rien (BMBF, BMWi, etc.). Hervorzuheben istdie aktuelle Bekanntmachung für Wissen-schaftler über die neue Validierungsförde-rung (veröffentlicht seit 28.04.2010) zurÜberbrückung der technischen und finan-

ziellen Lücke beim Technologietransfer unddie Erweiterung des ZIM-Programmes aufbis zu 1.000 Mitarbeiter für mittelständi-sche Unternehmen. Die wesentlichen In-formationen über Fördermaßnahmen undBekanntmachungen werden für Wissen-schaftler oder Unternehmer aufbereitetund auf den Webseiten zusammengefasst.

Für Wissenschaftler bietet Geotechmarketzusätzlich die Möglichkeit ihre Technolo-gien, die im Labormaßstab erprobt sind,bundesweit bekannt zu machen und ineinem Exposé vorzustellen. Zudem könnenWissenschafter mit der Industrie in denTechnologie-Dialog treten. Für Unterneh-mer ist Geotechmarket interessant, dennSie können aktuelle, anonymisierte Techno-logieprofile, beispielsweise über drahtloseselbstorganisierende Monitoring- und Früh-warnsysteme, aufrufen und auch eigene,

anonymisierte Forschungsanfragen an dieGeowissenschaftler stellen. In beiden Fäl-len nehmen Sie, bevor die Informationenauf der Plattform veröffentlicht werden, zu-erst Kontakt mit dem Moderator der Platt-form auf. So können auch datenschutz-rechtliche Bedenken ausgeräumt werden.

Nutzen Sie diese einfache Möglichkeit derKontaktanbahnung und Technologiever-wertung, erste Erfolge sprechen für Geo-techmarket.

Wir setzen dabei auf das persönliche Ge-spräch und weniger auf Messe- und Kon-ferenzformate. Ihr Ansprechpartner fürGeotechmarket ist Werner Dransch:[email protected] oderTel.: 0331 / 288 1074. �

Deutsch-Brasilianisches Wissenschaftsjahr –Geowissenschaftliche Beteiligung erwünscht

Geotechmarket – jetzt online unter www.geotechmarket.de

Das Deutsche Wissenschafts- und Innova-tionshaus in São Paulo möchte für die geo-wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Bra-silien werben. Da das FuE-Programm GEO-TECHNOLOGIEN über ein weites Netzwerk

verfügt und ein breites Spektrum an viel-seitiger Kompetenz zu bieten hat, sind Siealle aufgerufen sich zunächst an einemWorkshop in Brasilien zu beteiligen.

Ziel des Workshops ist es, deutsche undbrasilianische Rohstoff- und Geotechnolo-gieexperten aus Universitäten, Forschungs-zentren und Unternehmen zusammen zubringen. Dabei sollen Themen und Ideendiskutiert werden, wie beide Länder zu-künftig im Bereich Rohstoffexploration und-abbau sowie bei der Entwicklung vonGeotechnologien besser zusammen arbei-ten können.

Für die Zukunft werden brasilianische Berg-bauunternehmen zunehmend auf Lager-stätten zurückgreifen müssen, deren nach-haltige und ökonomisch sinnvolle Aus-beutung stärker als bisher von technolo-gischen Lösungen abhängen wird. Hinzukommen die großen Herausforderungen

mit der geplanten Förderung von Erdöl-und Erdgas in großen Meerestiefen vorder Küste Brasiliens.

Sofern Sie Interesse haben, Ihre Kooperati-onsideen und/oder Technologien im Rah-men eines solchen Workshops vorzustel-len, melden Sie sich gern per Mail [email protected].

Für die Durchführung des Workshops, derfür das 1. Quartal 2011 angedacht ist, kön-nen Reisemittel beim Internationalen Bürodes BMBF beantragt werden. Informatio-nen zum Deutschen Wissenschafts- undInnovationshaus São Paulo finden Sieunter: http://dhih.com.br. �A

chilles.com

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