Upload
kuonrat-stoffregen
View
106
Download
1
Embed Size (px)
Citation preview
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz der
«Schlüsselsituation»Fachhochschule Münster, 8.
September 2014
1
„… unbegriffene Theorie in der
Ausbildung und begriffslose Praxis im
Berufsfeld bilden eine duale Einheit“Homfeldt (2004, S. 337)
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Diese PowerPoint Präsentation steht unter einer Creative Commons Lizenz
Sie dürfen:•das Werk bzw. den Inhalt vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen •Abwandlungen und Bearbeitungen des Werkes bzw. Inhaltes anfertigen Zu den folgenden Bedingungen:
Namensnennung — Sie müssen den Namen des Autors/Rechteinhabers in der von ihm festgelegten Weise nennen. Keine kommerzielle Nutzung — Dieses Werk bzw. dieser Inhalt darf nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden. Weitergabe unter gleichen Bedingungen — Wenn Sie das lizenzierte Werk bzw. den lizenzierten Inhalt bearbeiten oder in anderer Weise erkennbar als Grundlage für eigenes Schaffen verwenden, dürfen Sie die daraufhin neu entstandenen Werke bzw. Inhalte nur unter Verwendung von Lizenzbedingungen weitergeben, die mit denen dieses Lizenzvertrages identisch oder vergleichbar sind.
Link zur Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/deed.de
2
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
1. Relationierung, Reflexive Professionalität
2. Das Allgemeine im Besonderen: exemplarisch-generalistisches Studium - Kasuistik als Wesensmerkmal
3. Schlüsselsituationen: ein kasuistischer Ansatz
4. Theoretische Grundlagen des Modells Schlüsselsituationen
5. Reflexions- und Diskursmodell
Teil 1: Rahmung und Fundierung des Ansatzes „Schlüsselsituationen als Verbindung von Theorie und Praxis“
3
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz4
Grafik:ANNA BENEAnna Benecke [email protected]
Transfer Transformation
Rela
tionie
rung
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz5
Relationierung Reflexive Professionalität
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Relationierung wird als Modus verstanden, mit dem wissenschaftliches Wissen von in der Praxis Tätigen selektiv aufgenommen, auf die konkrete Problemstellung hin interpretiert und schließlich mit beruflichem Erfahrungswissen verschmilzt und sich so zu einem neuen Typ von Wissen, dem Professionswissen wandelt (Dewe, 2012).
Relationierungvon Theorie und Praxis
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Zusammenspiel vielfältiger Wissensformen mit einer
Handlungspraxis
«Kunst»
Dewe u.a. (1987, S. 35) merken an,
"dass es für sozialpädagogisches
professionelles Handeln
möglicherweise Regeln der
Erfahrung und Klugheit gibt, aber
keine unmittelbar
handlungsanleitende
wissenschaftliche Theorie. Somit
bleibt professionelles Handeln ein
Stück weit 'Kunst', die sich sehr
wohl auf Wissen stützt, aber nicht
selbst direkt methodisieren, also
nach dem Muster
wissenschaftlicher Arbeit ordnen
lässt."
7
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz8
WissensformenExplizites Wissen Deklaratives Wissen (Kaiser, 2005)
Diskursives Bewusstsein (Giddens, 1997)Implizites Wissen Situatives, sensomotorisches und prozedurales Wissen
(unterschiedlich bezüglich Bewusstseinsfähigkeit, Kaiser, 2005) Episodisches Wissen (Markowitsch, 2005) Tacit knowing (Polanyi, 1985) Knowing how (Ryle, 1969) Knowing -in-action (Schön, 1983, 1987) Intuitiv-improvisierendes Handeln (Volpert, 2003) Intuitives Handeln (Dreyfus & Dreyfus, 1987) Subjektive Theorien, resp. Situations- und Handlungsklassen
und deren Zuordnungen (Wahl, 2001, resp. Fuhrer, 1984) Praktisches Bewusstsein (Giddens, 1997)
Prozedurales Wissen - Prozedurales Wissen im Sinne von (unbewussten) kognitiven Routinen (Kaiser, 2005)
- Deklaratives Wissen im Sinne von Verfahrensmodellen (Kaiser, 2005)
Wissenschaftliches Wissen Explizites Wissen, Deklaratives Wissen (Kaiser, 2005)Handlungswissen/Praxiswissen Explizites und implizites Wissen, alle Wissensarten (Kaiser, 2005):
Deklarativ: Modelle, Verfahren, Prozeduren, Techniken etc.Prozedural: (kognitive) RoutinenSensomotorisch: körperliche Feedbackprozesse (z.B. nonverbale Kommunikation)Situativ: Erfahrungswissen
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Giddens versteht Handeln nicht als rein intensionalen Akt, sondern ähnlich wie Erkennen als „durée“, als ein kontinuierlicher Verhaltensstrom(1997, S. 53).
„In und durch ihre Handlungen reproduzieren die Handelnden die Bedingungen, die ihr Handeln ermöglichen“ (a.a.O., S. 52). Rekursivität von gesellschaftlichen Praktiken/Struktur und Handeln praktisches und diskursives Bewusstsein
„Diskursives Bewusstsein bezeichnet
solche Erinnerungsformen, die der
Handelnde sprachlich zum Ausdruck
bringen kann. Das praktische
Bewusstsein bezieht sich auf
Erinnerungen, die dem Handelnden
in der durée des Handelns
zugänglich sind, ohne dass er jedoch
sagen könnte, was er eigentlich
‚weiss‘. Das Unbewusste bezieht
sich auf Erinnerungsweisen, auf die
der Handelnde keinen direkten
Zugriff hat …“ (Giddens, 1997, S. 99
f.).
9
„Handelnde Menschen wissen immer, was sie tun“ (Giddens, S. 79)
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Pantucek (2011, S. 53) moniert, dass ein funktionierendes Bachelor-Curriculum entweder spezialisiert oder ansonsten nur oberflächlich sein kann. „Oberflächlich, weil es im Versuch, das Ganze vollständig abzubilden, auf Tiefenbohrungen verzichtet. Oder spezialisiert, weil es eine Auswahl zu treffen hat, wo es seine Tiefenbohrungen ansetzt. Es kann aber auch generalistisch sein, wenn es die Auswahl als exemplarische begreift und das deutlich zu machen versucht. Wenn also im Besonderen das Allgemeine entdeckt wird. Die Zukunft der Bachelor-Studiengänge wird also exemplarisch-generalistisch sein müssen.“
10
«Exemplarisch-generalistische» Bachelor-Studiengängein Sozialer Arbeit
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Kasuistik wesentlich für «Kunstlehre»
"Die 'Kunst' besteht also darin, professionelles Wissen in Alltagshandeln zu übersetzen und gerade nicht
Methoden 'anzuwenden' oder Technologien zu transferieren.« Hiltrud von Spiegel (2012, 29)
"Das Hervorheben (Explizieren) impliziten Wissens auf die Ebene subjektiver Theorien gilt als die komplexeste
Form der Selbstreflexion der eigenen Handlungen…". Rauner (2006, 634)
Der Umgang mit Fällen wird vornehmlich in denjenigen Disziplinen gepflegt, die sich als Theorie einer
bestimmten (beruflichen) Praxis verstehen. Kasuistik gilt hier als ein Instrument zur Vorbereitung auf bzw.
Einübung in die entsprechende Profession. An ‚typischen‘ wie auch an ‚besonderen‘ Fällen soll gelernt werden
– in der Hoffnung, dass hierdurch eine doppelte Transferleistung initiiert wird: Zum einen die Übertragung
allgemeiner Ausbildungsinhalte auf eine exemplarisch ausgewählte Problemsituation des zukünftigen
Berufsfeldes, zum anderen die Übertragung dieser ersten, ‚am Fall‘ geübten Übertragungskompetenz auf
andere, wenn möglich: alle zukünftigen beruflichen Problemsituationen.“ Terhart (1985, S. 284
11
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
exemplarisches Lerneneinzig angemessener Weg in generalistischem Studium
Regelwissen explizieren Regelmodulation verstehen und internalisieren
„Offenbar sind Kasuistiken keine Rezepte, weil sie nicht sagen können, was man vorab tun muss, damit dieses und jenes geschieht. Vielmehr müssen sie konkret die individuellen Umstände und Prozesse benennen und die dabei zum Tragen kommenden Wissensbestände und Einschätzungen der (medizinischen, juristischen, theologischen) Experten auswählen, weil man erst hinterher sicher weiss, was geholfen hat. Genau daraus soll man lernen, was beim nächsten mal zu tun ist und wie die Regeln auch variiert werden können, damit es passt und hilft. Letzteres ist genau der Unterschied zu Rezeptwissen, das situationsunabhängig funktioniert und anzuwenden ist“ (Fischer, 2008, S. 25)
12
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz13
Schlüsselsituationen- ein Ansatz für eine Kasuistik
"Professionelle Arbeit wird als Gleichzeitigkeit von Theorieverstehen als Allgemeinem und Fallverstehen als Besonderem konzipiert. Beide Komponenten stehen in logischem Widerspruch zueinander und sind nicht dauerhaft miteinander in Einklang zu bringen, sondern nur situativ."Hiltrud von Spiegel, 2004, S. 56
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
„Das Wort ‚alltäglich‘ beinhaltet genau den routinisierten Charakter, den das gesellschaftliche Leben in dem Masse
besitzt, wie es sich über Raum und Zeit erstreckt. Der Wiederholungscharakter von Handlungen, die in gleicher
Weise Tag für Tag vollzogen werden, ist die materiale Grundlage für das, was ich das rekursive Wesen des
gesellschaftlichen Lebens nenne. (Unter rekursivem Wesen verstehe ich, dass die Strukturmomente des sozialen
Handelns – mittels der Dualität von Struktur – aus eben den Ressourcen, die sie konstituieren, fortwährend neu
geschaffen werden.)“Giddens, 1997, S. 37
14
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Definition einer Schlüsselsituation
15
Situation
Situation
Situation
Situation
Situation
Situation
Situation
Situation
Situation
Situation
Situation
Situation
Situation
Situation
Situation
Situation
Situation
Situationen-kreis
Situation
Aufgabenbereich
= Schlüssel-situation
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Definition einer SchlüsselsituationSchlüsselsituationen der Sozialen Arbeit sind jene Situationen des professionellen Handelns, die durch Fachkräfte der Sozialen Arbeit als typisch und im professionellen Geschehen wiederkehrend beschrieben werden. Schlüsselsituationen zeichnen sich einerseits durch generalisierbare und verallgemeinerbare Merkmale aus, die für eine gelingende Professionalität als bedeutsam erachtet werden, andererseits wer- den die erlebten Situationen in ihrer spezifischen Ausprägung beschrieben. Die Anzahl solcher Situationen wie die Situationen selbst passen sich im Laufe der Zeit den sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen an. Situationen werden aus der Perspektive der Fachkraft als zeitlich nicht unterbrochener Handlungsfluss erlebt und als symbolisch strukturierter Sinnzusammenhang erfahren.
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Ergebnis der empirischen Erhebung:Titelsammlung
17
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Theoretische Grundlagen des Modells Schlüsselsituationen
• Integrierendes Lernmodell (Kaiser 2005)
• Situated learning in CoPs (Lave & Wenger 1991)
• Soziale Theorie des Lernens (Wenger 1998)
• Reflection on Reflection in Action (Schön 1987)
• Novizen und Experten (Dreyfus & Dreyfus 1987)
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Situation - situatives Wissen im integrierenden Lernmodell (Kaiser 2005)
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz20
Der Wert von Communities of Practice(Lave & Wenger, 1991, 1998)
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Lernen als Zugehören: Community of Practice (CoP)(Lave & Wenger, 1991, 1998)
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Aushandlung von
Bedeutung
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz23
Situatives Aushandeln von Bedeutung Zur fachkundigen Person werden Identität bilden in CoP’s Grafik:ANNA BENE
Anna Benecke [email protected]
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
CoP
CoP
CoP
CoP
CoP
Wissenschaft
Praxis
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Multimitgliedschaft: Verbindung von Perspektiven
Grenzobjekte
Vermittelnde Person
Wissenschaft
Praxis
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Reflexionsmodell: “Grenzobjekte erarbeiten”1. Titel der Schlüsselsituation 2. Situationsmerkmale 3. Situationsbeschreibung4. reflection-in-action in den Handlungssequenzen 5. Ressourcen 6. Qualitätsstandards 7. Reflexion anhand der Qualitätsstandards 8. Handlungsalternativen
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Diskursmodell - Wir bauen ein Netzwerk Schlüsselsituationen mit thematischen Communities of Practice auf!
27
Projekt #Schlüsselsituationen, ein Forschungsprojekt des Programms «BREF – Brückenschläge mit Erfolg» von KFH und Gebert Rüf Stiftung, mitfinanziert von der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz28
„Die kasuistische Aufgabe ist demnach nicht nur, einen Fall zu verstehen, sondern, mehr noch und zuerst, die Art seines immer schon verstanden Seins zu verstehen und dieses überprüfbar zu machen.“ Müller (2008, S. 395)
Grafik:ANNA BENEAnna Benecke [email protected]
Teil II: Einführung in das Konzept Schlüsselsituationen als Ansatz zur Praxisbegleitung
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Studierende: Zum Professionell Handelnden werden durch Internalisierung von theoretischem Wissen und situative, reflexive und diskursive Verschmelzung in Erfahrungswissen und über die Zeit durch Wiederholung des Prozesses in Professionskompetenz.
Professionelle: Weiterentwicklung der Professionskompetenz durch Externalisierung von Handlungs- und Theoriewissen.
Community von Professionellen: Entwicklung und Etablierung eines Fachdiskurses über die Grenzen von scientific und professional Communities hinweg. Mitgliedern verschiedener CoP’s kommt dabei als Grenzgänger/innen besondere Bedeutung zu.
Professionalität durch die Arbeit mit Schlüsselsituationen
29
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz30
„Man muss der Praxis eine
Logik zuerkennen, die anders
ist als die Logik der Logik,
damit man der Praxis nicht
mehr Logik abverlangt, als sie
zu bieten hat.“
Bourdieu, 1993, S. 157
Ziel der Praxisbegleitung
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Reflexionsmodell: Prozessschritte eins bis drei
1. Titel: Sie wählen eine Schlüsselsituation aus, welche eine ähnliche Situation aus Ihrem Praxisalltag darstellt. Der Titel setzt den Fokus für die Reflexion.2. Situationsbeschreibung: Hier beschreiben Sie eine selbst erlebte Situation. Ein Erlebnis, in welchem der Handlungsfluss zeitlich nicht unterbrochen wird.3. Reflection in Action: Gemäss dem Reflexionsansatz nach D. Schön (1983 und 1987) wecken Sie durch Nachspielen der Situation die Erinnerungen an Ihre Gefühle und Gedanken im Handlungsfluss und beschreiben diese. In der Reflection in Action verbirgt sich Ihr implizites Wissen, welches Sie später sichtbar machen und mit weiteren Wissensressourcen verknüpfen.
31
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Professionelle werden durch die «Reflection in Action» zu Forschenden im Praxiskontext, indem sie eine neue Theorie passend zur einmaligen Situation generieren.
Dabei unterscheiden Professionelle nicht zwischen ihrem Denken und Handeln, sondern tun beides gleichzeitig im Handlungsfluss. «Reflection in Action» kann in diesem Sinne als eine Konversation mit der Situation verstanden werden.
Reflection in Action nach Schön (1983, 1987)
32
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
«Reflection on Action»
Im Nachhinein kann die Handlung selber Gegenstand der Reflexion werden. Diese wird einerseits beschrieben und andererseits bewertet.
Das Beispiel zeigt den Baron von Münchhausen nun wieder im Trockenen, wie er über seine Handlung nachdenkt und sich wundert, warum er sich nicht selber aus dem Sumpf hat ziehen können.
33
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
«Reflection on Refection in Action»
Die «Reflection in Action» kann im Nachhinein herausgearbeitet und so dem Bewusstsein zugänglich gemacht werden. Durch diese Rekonstruktion der «Reflection in Action» können (imlizites und explizites) Wissen, Emotionen, Befindlichkeiten und Handlungsheuristiken sichtbar gemacht werden, welche in der Situation handlungsleitend waren.
34
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Reflexionsmodell: Prozessschritt vier4. Situations-merkmale:Nun definieren Sie, welche Merkmale diese Schlüsselsituation generell charakterisieren.
35
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
5. Ressourcen:Hier erarbeiten Sie, welche Ressourcen für die Gestaltung der Situation hilfreich sind:
Wissensbestände, Erfahrungen, Fähigkeiten, organisationale, zeitliche, materielle Voraussetzungen.
Erklärungswissen Warum handeln die Personen in der Situation so?Erklärungen zu sozialen Problemen, Verhalten, Prozessen, …
Interventionswissen Wie kann man als professionelle Fachperson handeln?Methoden, Verfahren, Planungshilfen, …
Erfahrungswissen Woran erinnert man sich, was kennt man aus ähnlichen Situationen?Eigene Erfahrungen wie auch Erfahrungen von Mitarbeitenden
Organisations- und Kontextwissen
Welche Rahmenbedingungen beeinflussen das eigene Handeln?Auftrag der Organisation, sozialpolitische Zusammenhänge, rechtliche Grundlagen, …
FähigkeitenWas muss man als professionelle Fachperson können?Empathisch sein, wahrnehmen, kommunizieren, kooperieren, Prozesse gestalten, (sich selbst) reflektieren u.a.m. …
Organisationale, infrastrukturelle, zeitliche, materielle Voraussetzungen
Womit kann ich handeln?Materielle, zeitliche Möglichkeiten, infrastrukturelle Gegebenheiten, organisationale Setzungen, …
WertewissenWorauf hin richte ich mein Handeln aus? Welches sind die zentralen Werte in dieser Situation, die man als handelnde Fachperson berücksichtigen will?
Haltung, Berufskodex, Menschenbild, …
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Novizentum und Expertentum (Dreyfus
& Dreyfus 1987)
Zusammenspiel von zwei gegenläufigen Lernprozessen:
Internalisieren Externalisieren
Erfahrung Reflexion
„… unbegriffene Theorie in der
Ausbildung und begriffslose
Praxis im Berufsfeld bilden
eine duale Einheit“
Homfeldt (2004, S. 337)
37
Referat _Praxisanleiter/-innentag Soziale Arbeit München_16. Mai 2014_Regula Kunz38
Stufe Kompo
nenten
Perspekt
iven
Ent-
scheidung
Einstellung
NeulingKontext
-frei
Keine Analytisch Distanziert
Fortge-schrittener Anfänger
Kontext
-frei
und
situatio
nal
Keine Analytisch Distanziert
KompetenzKontext
-frei
und
situatio
nal
Gewählt Analytisch Distanziertes
Verstehen und
Entscheiden.
An Ergebnissen
gefühlsmässig beteiligt
Referat _Praxisanleiter/-innentag Soziale Arbeit München_16. Mai 2014_Regula Kunz39
GewandtheitKontext-frei
und
situational
Erfahren Analytisch Teilnehmendes
Verstehen.
Distanziertes
EntscheidenExperte
Kontext-frei
und
situational
Erfahren Intuitiv Gefühlsmässig
beteiligt
drei Zugänge für den 5. Schritt der Ressourcenbeschreibung:1. Aus Reflection in Action die dahinterstehenden Ressourcen
rekonstruieren2. Auslegeordnung der vorhandenen Ressourcen und daraus Bezug zu
konkreter Situation ableiten3. Neue Ressourcen erschliessen: Lücken entdecken und schliessen
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Reflexionsmodell: Prozessschritt sechs bis acht6. Qualitätsstandards:Sie legen mit den Standards fest, was Sie, auf der Grundlage von
erschlossenen Ressourcen und Werten unter professioneller Praxis in dieser konkreten Situation verstehen.
7. Reflexion anhand der Qualitätsstandards:Anhand dieser Standards reflektieren Sie nun ihre im ersten Schritt
beschriebene Situation.8. Handlungsalternativen:Aus den Erkenntnissen der Reflexion entwickeln Sie neue
Handlungsalternativen.
40
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Modell Schlüsselsituationen in anderen Hochschulkontexten nutzen1. In den Theorie-Praxis-Seminaren, welche häufig fachspezifisch sind, das
Allgemeine (feldübergreifende) der Sozialen Arbeit exemplarisch anhand von (Schlüssel-) Situationen herausarbeiten.
2. Wenn Studierende in den Theorie-Praxis-Seminaren aus heterogenen Praxisfeldern kommen, kann mit dem Reflexionsmodell übergreifend gearbeitet werden, je nachdem sogar studiengangsübergreifend.
3. Bestehende Gefässe nutzen und darin Elemente des Reflexionsmodells einbauen, z.B. für Wissensarten sensibilisieren, Qualitätskriterien erarbeiten, Handlungsalternativen entwickeln, Plattform als Wissensressource nutzen.
4. In der Lehre die Bedeutung des Wissens situativ, anhand von Schlüsselsituationen aushandeln (Verknüpfung verschiedener Wissenselemente und diese mit Handeln).
5. Erarbeiten einer Schlüsselsituation als Reflexionsauftrag für Studierende im Ausland-Praxissemester nutzen, Website und Plattform als Wissensquellen und für Austausch nutzen.
6. Reflexionsmodell zur Strukturierung des Praxisberichtes nutzen.
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Beispiel Fallwerkstatt
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Modell Schlüsselsituationen in anderen Praxiskontexten nutzen1. Ideen aus dem Modell für PraxisanleiterInnengespräch nutzen, z.B.
Reflection-in-Action herausarbeiten, ähnliche Situationen miteinander verknüpfen, durch das Beschreiben von Situationen Fachsprache entwickeln etc. (siehe konkrete Ideen im Buch/auf Folien zu den einzelnen Reflexionselementen).
2. Kompetenzen anhand von bestimmten, konkreten Lernsituationen aufbauen. Dazu beschriebene Beispiele von Schlüsselsituationen aus der Plattform nutzen oder auch nur die Titelsammlung.
3. Arbeitsfeldspezifische Vor- und Nachbereitung nach Elementen aus Reflexionsmodell strukturieren.
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Und wichtig ist folgende Grundhaltung 1. Politik der kleinen Schritte- just do it, einfach beginnen.2. JedeR ist Experte für die eigene Lehre und kann das Modell selbst auf
den Kontext anpassen. Material ist genügend vorhanden, das frei für den eigenen Gebrauch abgeändert werden kann.
3. Wissen teilen vermehrt es: open space auf website/plattform4. Kooperation in Communities of practice fördert durch das «Erfahren
von Bedeutung» Fachlichkeit, Zugehörigkeit und damit die eigene professionelle Identität.
5. Wir sind alles Lernende. Wenn wir mit dieser Grundhaltung in die Lehre gehen, dann kann bei der Nutzung des Reflexionsmodells nviel gewonnen. Denn der Prozess ist genauso wichtig, wenn nicht wichtiger, wie das Ergebnis. Wir können für die Studierenden Modell sein, wie wir lernen und sie dabei in die Regelmodulation einführen. Das ist der Wesenskern der Kasuistik.
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
"Schluss mit verschlüsselten Situationen - schliessen wir uns online kurz zum Diskurs!"
45
www.schluesselsituationen.ch
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Teil 3:Exemplarische Übung
46
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Teil 4:Abschlussdiskussion und Transfer bzgl. Begleitung des Orientierungspraktikum
Ideen zur Umsetzung:1.Blende Learning in 5 Sequenzen im Semester2.2-Tages Workshop3.Ideen zu einzelnen Prozesschritten
47
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz48
2. Blended Learning in 5 Sequenzen im Kasuistikmodul
• 5 Präsenzveranstaltungen à 3 Lektionen: Einführung der Prozessschritte jeweils an einem Situationsbeispiel von Studierenden
• Ergebnisse der Reflexion werden auf Plattform dokumentiert• Dozierende kommentieren zwischen den
Präsenzveranstaltungen auf der Plattform• Studierende bilden zu Dritt eine CoP
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz49
Gewinn und Herausforderungen
+ vertiefte Auseinandersetzung mit einer Situation+ Zwischenzeiten fördern Ressourcenerschliessung und
Verknüpfung mit spezifischer Situation sowie persönliche Reflexion
+ 3er Gruppe wird als CoP erlebt, intensive Diskurse
! ganzes Semester wird 1 Situation gewidmet, Austausch im Plenum wichtig
! grosser zeitlicher Aufwand und viel Workload
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz50
3. Zweitägiger Workshop, z.B. mit PraxisausbildendenErster Tag
M orgen B egrüßung, s ich ku rz gegense itig S itua tion e rzäh len a ls E instieg G ruppenb ildung S itua tion beschre iben S ituati-onstite l fes tlegen S itua tions-m erkm ale e rarbe iten
N achm ittag S ituation in S equen zen e in te ilen und nach spie len R eflec tion in A c tion anhand der H and lungssequen zen herausarbe iten R essou rcen : B eg inn m it e igener R eche rche Zum Tagesab sch lu ss : B ra insto rm ing im P lenum zu R essou rcen
Zweiter Tag
M orgen R essou rcen : beschre iben und au f S itua tion bez iehen Q ua litä tsstanda rds exem p la risch im P lenum e ra rbe iten
N achm ittag Q ua litä tss tandards, R e flexion und H andlun gsalternativen für e igene S ituation d iskutie ren und doku m entie ren A bsch lussre flex ion über das R e flex ionsm ode ll (M etaebene) D isku rs über S ch lüsse ls ituationen d irekt au f der P la ttfo rm A bsch luss und A usw er tung
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz51
Gewinn und Herausforderungen
+ intensiver Prozess, der nicht unterbrochen wird+ gutes Modell für Weiterbildungen von Praxisausbildenden,
Dozierenden, Teams, Blocktage mit Studierenden
! Zeit ist knapp für Ressourcenerschliessung, Zugang erschwert! Einlassen auf vertiefte Auseinandersetzung (Vertrauensbasis
in kurzer Zeit schaffen)
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Schlüsselsituationen zur Kompetenz-entwicklung in der Praxisausbildung• Einzelne Reflexionsschritte für Analyse nutzen• Schlüsselsituationen als Lernsituationen für den
Kompetenzaufbau nutzen (Operationalisierung)• Plattform als Wissensressource nutzen, um wissens-
und wertebasiert zu planen & zu reflektieren (im Selbststudium, im Praxisgespräch, an der Teamsitzung (Qualitätscheck)
52
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz
Diverse weitere Ideen zur didaktischen Nutzung in Hochschule und Praxis zu den einzelnen Prozessschritten
53
Situationstitel
Für erlebte Situationen können verschiedene Titel gesucht werden. Dabei erfährt man, wie sich die Perspektive auf die Situation und deren Betrachtung verändert (vgl. dazu die Beispiele in Kapitel 6.1)•Ziel: Verständnis entwickeln, wie der Fall zum Fall wird.•Lernprozess: verstehen und assoziieren. Neue Situationen finden, welche noch nicht auf der Plattform veröffentlicht sind. Für die Plattform eine neue Schlüsselsituation verfassen.
• Ziel: eigene Praxis mit beschriebener Praxis vergleichen können; Gemein- sames und Unterschiedliches entdecken.
• Lernprozess: beschreiben, extensionalisieren, prozeduralisieren, durcharbeiten
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz54
Situationstitel Die Titelsammlung der Schlüsselsituationen10 durchgehen und für sich selbst er- kennen, welche Situationen einem bekannt sind, welche nicht. Dies kann auch im Team geschehen, im Sinne einer Aufgabenbeschreibung seiner Tätigkeiten, was zum Beispiel für die Erstellung von Pflichtenheften interessant sein könnte.
• Ziel: sich einen Überblick über das Berufsfeld der Sozialen Arbeit verschaffen, Ver- ständnis für die Vielfalt erhalten, Themenbereiche und Arbeitsfelder erkennen; sich bewusst werden, welche Situationsgestaltungen noch zu erlernen sind (Kom- petenzaufbau) und wo die eigenen Interessen oder Stärken und Schwächen liegen; Häufigkeit der Situationen, die man selbst erlebt und gestaltet hat, feststellen.
• Lernprozess: extensionalisieren, prozeduralisieren, durcharbeiten.
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz55
Situationsmerkmale
Erlebte Situationen, die im eigenen Praxisfeld relevant sind, sammeln, ähnliche zusammenfassen und die gemeinsamen Merkmale definieren.• Ziel: Verständnis entwickeln, wie aus eigener Praxis
theoretische Abstrahierungen abzuleiten sind; erkennen, dass jede Generalisierung relativ ist.
• Lernprozess: beschreiben. Eigene erlebte Situationen anhand der Merkmale einer bestehenden Schlüsselsi- tuation zuordnen.• Ziel: das Wiederkehrende, Generalisierbare von Situationen
erfassen lernen; sich unter Fachleuten verständigen können.• Lernprozess: beschreiben, verstehen, partizipieren.
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz56
SituationsbeschreibungSich gegenseitig Erlebtes erzählen und an ähnliche Situationen erinnern.
1.Ziel: situatives Gedächtnis aufbauen und erweitern, Verbindungen zwischen erlebten Situationen verknüpfen und sich dessen bewusst werden.2.Lernprozess: assoziieren, Bedeutung aushandeln, reifizieren und partizipieren.
Eine erlebte Situation unter einem neuen Fokus selbst beschreiben. Zum Beispiel kann die Situation aus der Perspektive des Klienten beschrieben werden, oderman beschreibt, wie eine Sozialarbeiterin sie nach dem lebensweltorientierten Ansatz professionell gestalten würde.•Ziel: entdecken, wie die Perspektive und das theoretische Verständnis den Fall verändert; eigene Fachsprache entwickeln.•Lernprozess: beschreiben und extensionalisieren.
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz57
Reflection in Action in den Handlungssequenzen
Bei einer konkreten Situation, die das Team bzw. die Mitarbeitenden aktuell be- schäftigt, den Leitfragen nachgehen: Was habe ich während einer Situation gefühlt? Welche Gedanken gingen mir durch den Kopf? Vielleicht auch eine Se- quenz nachspielen, zumindest aber gedanklich nochmals konkret durchgehen und sich erinnern.•Ziel: sich der unbewussten Prozesse während des Handelns bewusst werden; die inneren Beweggründe erkennen; eigene Wahrnehmung differenzieren.•Lernprozess: implizites Wissen externalisieren, beschreiben, assimilatives, ak- komodatives oder sogar transformatives Lernen.
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz58
Ressourcen
Bei der Planung einer Handlung bewusst auf Ressourcen zurückgreifen. Dazu vorhandene Ressourcen aktivieren wie auch neue recherchieren und aufbauen. Die Wissensteile miteinander verknüpfen und auf die Handlung beziehen.•Ziel: Relationierung der verschiedenen Wissensarten im konkreten Handeln.•Lernprozess: extensionalisieren, prozeduralisieren, beschreiben, durcharbeiten, Bedeutung von Wissen für konkrete Situationen aushandeln. Aus einer bestimmten Theorie konkrete Handlungsmaximen ableiten, die in der vorliegenden Situation interessant sein könnten.•Ziel: die Grundsätze einer Theorie verstehen und für das eigenen Handeln nutzbar machen.•Lernprozess: prozeduralisieren, extensionalisieren.
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz59
Ressourcen Zusammen mit anderen in einem Brainstorming das Wissen, das in einer Situation hilfreich sein könnte, sammeln und den verschiedenen Wissensarten zuordnen.•Ziel: Wissen aktivieren, Verständnis für verschiedene Wissensarten entwickeln und merken, wozu sie nützlich sind.•Lernprozess: verstehen, durcharbeiten, explizieren. Wissensressourcen recherchieren: auf der Plattform ähnliche Situationen suchen und die dortigen Beschreibungen der Ressourcen lesen.•Ziel: Wissen aufbauen, ergänzen, vernetzen.•Lernprozess: durcharbeiten, assoziieren, Bedeutung erfahren.
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz60
Qualitätsstandards
Die wesentlichen Werte, die in einer Situation zum Tragen kommen, herausar- beiten und die eigene Haltung zu diesen Werten diskutieren.• Ziel: sich Werte und deren persönlicher wie
professioneller Bedeutung be- wusst werden.• Lernprozess: beschreiben, extensionalisieren,
Bedeutung aushandeln, Lernen als Werden.
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz61
Reflexion anhand der Qualitätsstandards
Sich hinsichtlich der Erreichung von vorher definierten Qualitätszielen in einer Handlungssituation beobachten lassen und dazu einen Auftrag erteilen. Die Be- obachtung wird dokumentiert und anschließend gemeinsam reflektiert.• Ziel: dokumentengestützte Reflexion, erbetenes Feedback,
Entwicklung der eigenen Professionalität.• Lernprozess: assoziieren, beschreiben, extensionalisieren,
prozeduralisieren, einüben, Bedeutung aushandeln.
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz62
Entwicklung von Handlungsalternativen
Sich kritisch damit auseinandersetzen, wie Kollegen und Kolleginnen in ähnli- chen Situationen handeln. Dazu andere beobachten oder auf der Plattform Be- schreibungen lesen. Gemeinsamkeiten und Unterschiede diskutieren.• Ziel: eigenen professionellen Standpunkt entwickeln,
Repertoire an Hand- lungsstrategien erweitern.• Lernprozess: Erfahrungen sammeln, assoziieren,
beschreiben, verstehen, parti- zipieren und reifizieren, Lernen als Werden, Identität entwickeln.
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz63
Und noch mehr Ideen zur Nutzung von Schlüsselsituationen Auf der Plattform am Diskurs über Schlüsselsituationen teilnehmen. Situationen kommentieren, ergänzen, verbessern, erweitern, neu schreiben. Dazu kann man sich mit anderen zusammenschließen und orts- und zeitungebunden eine Dis- kussion über eine Situation führen.• Ziel: eigene Fachlichkeit im Austausch mit Kollegen oder
Kolleginnen weiter- entwickeln.• Lernprozess: Lernen als Werden, Bedeutung aushandeln.
Situationen als Lernsituationen für den Kompetenzaufbau nutzen. Welche Kom- petenz ist zu entwickeln? Anhand welcher Situation kann das gelernt werden?11
•Ziel: Kompetenzerwerb operationalisieren.•Lernprozess: Lernen als Werden, Identitätsentwicklung.
Interne Fortbildung zum didaktischen Ansatz «Schlüsselsituation», FH Münster, 8.9.2014, Regula Kunz64
Und noch mehr Ideen zur Nutzung von Schlüsselsituationen
Plattform als Nachschlagewerk nutzen, um wissens- und wertebasiert zu planen, zu reflektieren, zu handeln. Dies kann im Selbststudium geschehen oder im Aus- tausch im Praxisgespräch oder an einer Teamsitzung.•Ziel: neue Ideen finden, neues Wissen aufbauen, bisheriges Wissen verknüpfen, eigenes Handeln mit andern vergleichen (Qualitätscheck).•Lernprozess: kumulatives, assimilatives, akkomodatives Lernen, durchar- beiten, extensionalisieren, partizipieren und reifizieren. Man kann den Reflexionsprozess aber auch auf andere Funktionen und Auf- gaben beziehen und solche Situationen reflektieren. Für Praxisausbildende z. B. kommt das Gespräch, welches sie regelmäßig mit ihren Studierenden führen, einer Schlüsselsituation gleich.