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27 8 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 3. JAHIRGANG. Nr. 7 Ia. FEBRUARI924 ZUR FRAGE DER DESTILLIERBARKEIT UND FLOCHTIGKEIT DER D'HERELLE-Lu Bemerkungen zur Mitteilung yon Gildemeister und Herzberg in Jg. 3, Nr. 5 dieser Wochenschr. Won Dr. OTTO OLSEN und Dr. YosHIo YASAKI. GILDEMEISTER und HERZBERG stellen test, dab bet der Destil- lation yon d'Herelleschen Lysaten die Ausbeute an Lysat im Destillat rait zunehrnendem Vakuura abnimmt. Das ist eben die Tatsache, welche tins veranlaBte, zur Erzielting optimaler Ergebnisse unsere Destillationsversuche nicht unterhalb einer Temperatur yon 45 --5 ~ ~ rind eitiem Druck yon 7o--8o tara Hg vorzunehmen. HERZBERG u n d GILDEMEISTER ffihren nun die Abnahme der Ausbeute bet zunehmendem u darauf zurfick, dab der zur Verhfitung des Siedeverzugs dutch das Destillationsgut geleitete Capillar- luftstrom, der naeh ihrer Vorstellung rein mechanisch feinste Tr6pfchen in die Vorlage fibertr~gt, zur Erzielung eines stgrkeren Vakuums abgedrosselt wird nnd damit gleichzeitig als Tr6pfchen- flbertr~ger ausscheidet. Wir haben abet -- entgegen der dies- bezfiglichen, anscheinend auf ein MiBverstgndnis zurfickzuffihrenden Mitteilung yon GILDEMEISTER und HERZBERG -- zahlreiche Ver- suche und gerade auch unsere Redestillationsversuche mit ioo proz. Ausbeute aueh ohne Capillarluftstrom lediglich tinter Druek- regulation hinter der Vorlage vorgenommen, um nach dieser Richtung fiber Kontrollverstiche zu verfflgen. Die Ausbeute ist, ob mit oder ohne Capillarlu]tstrom, framer die gleiche. Damit ist den Beanstandungen yon GILI)]~M]EISTt~R rind ~-It~RZ~t~RG und ihrer Behauptung, dab der Capillarluftstrom die Rolle des Tr6pfchen- fibertr~gers spielt, yon vornherein die wesentlichste Stiitze ent- zogen. Was die Verringerung der Ausbeute mit zunehmendem Vakutira betrifft, so ist das eine dem Chemiker bet der Destillation leichtfli~chtiger Substanzen durchaus bekannte Erseheinung, die darauf zurfickgeffihrt wird, daft unter den rait der Druekabnahme gefinderten physikalischen Verhdltnissen zunehmende Mengen der leichtfliichtigen Substanz durch die Pumpe abgesogen werden. Wir kdnnen daher die Tatsache, daft die Lysatau~beute im Destillat bet zunehmendem Vakuum abnimmt, lediglich als weitere Stiitze ]iir unsere Auffassung ansehen, daft da8 lytisehe Agens d'Herelles eine leicht- ]liichtige Substanz ist. ERWIDERUNG. Von Prof. Dr. E. GILDEMEISTER und Dr. KURT HERZBERG. Die abweichenden I~rgebnisse yon OLSEN und YASAKI einerseits and tins andererseits in der Frage, ob die d'Herelle-Lysine destil- lierbar stud oder nicht, sind dadurch begrfindet und erkl~irt, dal3 OLSEN und YASAKI ein Knierohr, wir dagegen den Raitmairschen Aufsatz zur Ableitung ans dem Destillationskolben bentitzen. Man kann mit einem Knierohr oder schr~igen Ansatz durehaus die post- riven I~rgebnisse yon OLSEIX und ~xZASAIil bekommen, atich wenn man ohne Capitlarluftstrom arbeitet; darau] haben wit hingewiesen. (Wir sehrieben in der 5- Mitteilung: ,,Man erhi~lt aber nicht nur mit dem Capillarluftstrom Lysine im I)estillat, sondern auch ohne diesen, wenn start des Raitmairschen Aufsatzes ein gew6hnliches Kniestfic~ oder ein schr~ger Ansatz als Verbindungsstfick zum Liebigschen Kfihler verwendet wird.") Da nun abet der Rait- mairsehe Aufsatz in keiner Weise die Destillierbarkeit einer Sub- stanz verringert, durch seine Anwendung jedoch der ~bergang von Lysinen in die Vorlage auch bet dem yon Olsen und Yasaki ge]or- derten VaCuum yon 70--80 mm Hg [Regulation hinter der Vorlage] und ether Temperatur von g5--50 c vbllig unterbunden wird, so ist einwandfrei bewiesen, dal3 der Raitmairsche Aufsatz wie bet vielen anderen Destillationen so auch hier einen unentbehrlichen Schutz- faktor darstellt. Die Annahme yon OLSXN und YASAtCI, dab unsere negativen Ergebnisse auf einer Absaugung der Lysine durch ein zu hohes Vakuum bedingt seien, und dab man bet Innehaltung besonderer Drucke und Temperaturen Lysine im Destillat erhielte, besteht also nicht zu Reeht. Um bet der Destillation sch~umender und spritzender Flfissig- keiten einwandfreie Ergebnisse zu erzielen, muB der IRaitmairsche Aufsatz benutzt werden. Seine Anwendung ffihrt zu dem Resultat, dab die d'Herelle-Lysine nicht destillierbar 8ind und folglieh nicht ]liichtiger Natur ~ein kSnnen. IST DAS LYTISCHR AGENS DES D'HERELLESCHEN PHANOMENS FLOCHTIG ? Bemerkungen zu der Arbelt yon Dr. Olsen und Yasaki in dieser Wochenschr. Jg. 2, Nr. 4 I, S. x879. I923. Won Dr. ~7. BORCHARDT. Aus dem BakterioL-serolog. Laboratoriumdes KrankenhausesSt. Geor G Hanlburg (Leiter: Dr. E. JACOBSTHAL). Im Verfolg meiner Arbeiten I) fiberdas d'Herellesche Ph~nomen, fiber die ich in kurzer Zeit zu berichten gedenke, erschien es mir in bestimmter Fragestellung zweekmgBig, reich yon der Richtigkeit der experimentellen Befnnde yon OLS~N und YASAKI ZU fiber- zeugen. Wgre es wirklich gelungen, durch Vakuumdestillation das lytische Agens des d'Herelleschen Ph~nomens aus einer lysat- haltigen Bouillon abzutrennen, wie eben genannte Autoren in der oben zitierten Arbeit behatipfeten, so w~re man zweifellos einen groBen Schritt in der n~iheren Identifizierung des lylischen Prin- zips des d'Herelleschen Ph~nomens weitergekommen. Die prinzi- pielle Fragestellung muBte also sein: Geht bei der VakuumdestiUation Bakteriolysat in die Yorlage i~ber oder nieht? 2) Die Besonderheiten der angewandten Destillationsanlage bestanden, kurz gesagt, darin, dab unter sterilen Verh~iltnissen hochwertige Pseudodys.-Flexner- bakteriolysate bet einer Temperatur yon 45--5 ~ (allm~hlich steigend) rind einem Minderdruek yon 21 cm in eine eisgekfihlte, sterile Vorlage destilliert wurdena). Bevor die entweiehenden D~impie der stark siedenden, lysathaltigen Flfissigkeit kondensiert in die Vorlage gelangen konnten, rnuBten sie eine diekere Packting entfetteter Watte und eine Reihe gewundener, z. T. grobcapillar ausgezogener Glasrohre durchqueren : Atistalten, die zur Verhiltung ether groben Tr6pfehenverspritzung des Bakteriolysates getroffen wtirden. Aus dem g!eiehen Grunde wurde eine Siedeeapillare in die Destillationsanlage eingeffihrt. Jeweils wurde bis zur pasten- artigen, gelatin6sen Dicke des ,,Rfickstandes" destilliert und Ausgangsbakteriolysat, Destillat und IRfickstandsaufschwemmung (bis zum Ausgangsvolumen aufgefMlt) auf Erzeugung der Bak- teriolyse im Sinne d'Herelles beim homologen Stamm ausgewertet. Dabei zelgte sieh in 4 Untersuchungsreihen, daft in keinem Falle lytische KSrper in die Vorlage destillierten, wahrend Ausgangslysat und au]genommener Ritcl~stand in kurzer Zeit die eingesSten Keime schon ]ast maximal ira Bakteriolysatversueh beeinfluflten: der auf- genommene Rfickstand lmmer aber in anf~tiglich schwi~cherem Maf3e Ms das Ausgangsbakteriolysat. Wo waren die fehlenden Bakteriolysine verblieben, da sie ja doch nicht ira Destillat nach- weisbar waren? Spezielle Untersuchtmgen ergaben alsdann, dab die fehlenden, lytischen iK6rper sich in den vorgelegten Watte- bausch und an die W~nde des Destillierkolbens verspritzt wieder- fanden. Die vOllig klaren Destilla~ce reagierten zum Unterschiede yon der Lysatbotiillon deutlieher alkalisch und ammoniakalisch als letztere4). Selbstverst~,ndlich durften zu diesen ganzen Versuchs- reihen die Kontrollen nicht iehlen. So wurde unter gleichen Kau- telen 1% Peptonn~hrbouilloti destilliert. Wie vorauszusehen, ergab keine der tintersuchten L6sungen (Anordnting s. oben) eine Bak- terienaufl6sung. Dagegen zeigte sich, dab die hier gewonnenen klaren Destillate ebenfalls deutlicher alkalisch und ammoniakalisch reagierten als die Ausgangsn~,hrbouillon; im fibrigen lieBen sich auch sonst keinerlei chemische Unterschiede zwischen den Pro- dtikten einer normalen Bouillon utid einer lysathaltigeti feststellen. Diese Befunde der jeweiligen, chemischen Gleichartigkeit der ver- schiedenen Produkte der eben genannten L6sungen sind denen der erw~hnten Autoren deshalb gegenfiberzustellen, well es in ihrer Arbeit den Anschein erweckt, als ob nur eine lysathaltige Bouillon ein Destillat liefere, das gegetiiiber der lysathaltigen Ausgangsbouillon deutlicher alkalisen und ammoniakalisch reagiere: d. h. es scheint so, als ob sie diese chemisehen Unterschiede auf die Anwesenheit des lytischen Agens des d'Herelleschen Ph~nomens zuri/ckffihren wollten. Hiervon kann aber gar keine Rede sein, wenn man unbefangen Lysatboui]lon und normale Bouillon und die entsprechenden Destillationsprodukte jeweilig untereinander ver- gleicht. Die Reaktion auj Alkali und die Reaktlon au] Ammoniak m i t NESSLERS Reagens, die im Destillat deutlieh positiv ausj~llt, 1) Siehe auch: Klin. Wochenschr. 2, Nr. 7 u. 17. I923~ u. Zeitschr. L Immunit~tsforsch. 31, H. I/2. 1923. 2) Im ~olgenden muBte ich auf Wunsch der Schriftleitung alle n~iheren,methodischen Angaben, auch jegliche Abbildung zurfickstellen, und muB mir deshalb vorbehalten, in ether Fachzeitschrift des n~iherendariiber zu berichten. ~) Die angewandte Methodik ist m5glichst derjenigen der genannten Autoren nach ihren allerdings bisher nur kurzen Angaben nachgebildet. ~) ES kSnnen bier nur die wesenfliehen chemischen Reaktionen aus einer grGBeren Reihe hervorgehoben werden: solche, die einiges analytisches Interesse boten.

Ist das Lytische Agens des d'Herelleschen Phänomens Flüchtig?

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Page 1: Ist das Lytische Agens des d'Herelleschen Phänomens Flüchtig?

2 7 8 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3. J A H I R G A N G . N r . 7 Ia. FEBRUARI924

ZUR FRAGE DER DESTILLIERBARKEIT UND FLOCHTIGKEIT DER D'HERELLE-Lu

Bemerkungen zur Mitteilung yon Gildemeister und Herzberg in Jg . 3, Nr. 5 d ieser W o c h e n s c h r .

Won

D r . OTTO OLSEN u n d D r . Y o s H I o YASAKI.

GILDEMEISTER u n d HERZBERG stel len test , dab bet der Desti l- l a t ion yon d 'Here l l e schen L y s a t e n die Ausbeute an Lysat im Destillat rait zunehrnendem Vakuura abnimmt. Das i s t eben die Ta t sache , welche tins veranlaBte , zur Erzielt ing op t ima le r Ergebnisse unse re Des t i l l a t ionsve r suche nicht unterhalb einer T e m p e r a t u r yon 45 --5 ~ ~ rind eit iem D r u c k yon 7o - -8o tara H g v o r z u n e h m e n . HERZBERG u n d GILDEMEISTER ffihren n u n die A b n a h m e der A u s b e u t e bet z u n e h m e n d e m u da r au f zurfick, dab der zu r Verh f i tung des Siedeverzugs d u t c h das Des t i l l a t ionsgu t gelei tete Capil lar- l u f t s t rom, der na eh ihrer Vors te l lung rein m e c h a n i s c h fe inste T r6p fchen in die Vorlage f ibertr~gt , zur Erz ie lung eines s tg rke ren V a k u u m s abgedrosse l t wird n n d d a m i t gleichzei t ig als T r6pfchen- f lbertr~ger aussche ide t . Wi r h a b e n abe t - - en tgegen der dies- bezfiglichen, ansche inend auf ein MiBvers tgndnis zur f ickzuff ihrenden Mi t te i lung yon GILDEMEISTER u n d HERZBERG -- zahl re iche Ver- suche u n d gerade a u c h unse re Redes t i l l a t ionsve r suche m i t ioo proz. A u s b e u t e aueh ohne Capi l l a r lu f t s t rom lediglich t in ter Druek - regu la t ion h in t e r der Vorlage v o r g e n o m m e n , u m nach dieser R i c h t u n g fiber Kont ro l lvers t iche zu verfflgen. Die Ausbeute ist, ob mit oder ohne Capillarlu]tstrom, framer die gleiche. D a m i t is t den B e a n s t a n d u n g e n yon GILI)]~M]EISTt~R rind ~-It~RZ~t~RG u n d ihrer Behauptung, dab der Capillarluftstrom die Rolle des Tr6pfchen- fibertr~gers spielt, yon vornherein die wesentlichste Stiitze ent- zogen. Was die Verringerung der Ausbeute mit zunehmendem Vakutira betrifft, so ist das eine dem Chemiker bet der Destillation leichtfli~chtiger Substanzen durchaus bekannte Erseheinung, die darauf zurfickgeffihrt wird, daft unter den rait der Druekabnahme gefinderten physikalischen Verhdltnissen zunehmende Mengen der leichtfliichtigen Substanz durch die Pumpe abgesogen werden. Wir kdnnen daher die Tatsache, daft die Lysatau~beute im Destillat bet zunehmendem Vakuum abnimmt, lediglich als weitere Stiitze ]iir unsere Auffassung ansehen, daft da8 lytisehe Agens d'Herelles eine leicht- ]liichtige Substanz ist.

ERWIDERUNG.

Von

Prof. Dr. E. GILDEMEISTER und Dr. KURT HERZBERG.

Die abweichenden I~rgebnisse yon OLSEN und YASAKI einerseits and tins andererseits in der Frage, ob die d'Herelle-Lysine destil- lierbar stud oder nicht, sind dadurch begrfindet und erkl~irt, dal3 OLSEN und YASAKI ein Knierohr, wir dagegen den Raitmairschen Aufsatz zur Ableitung ans dem Destillationskolben bentitzen. Man kann mit einem Knierohr oder schr~igen Ansatz durehaus die post- riven I~rgebnisse yon OLSEIX und ~xZASAIil bekommen, atich wenn m a n ohne Cap i t l a r lu f t s t rom a rbe i t e t ; darau] haben wi t hingewiesen. (Wir sehr ieben in der 5- Mi t te i lung: , ,Man erhi~lt aber n i ch t n u r mi t d e m Cap i l l a r lu f t s t rom Lys ine i m I)est i l la t , sonde rn auch ohne diesen, wenn s t a r t des R a i t m a i r s c h e n A u f s a t z e s ein gew6hnl iches Knies t f ic~ oder ein schr~ger Ansa t z als Verb indungss t f i ck z u m Lieb igschen Kfihler v e r w e n d e t wird.") Da n u n abe t der Ra i t - ma i r sehe A u f s a t z in ke iner Weise die Des t i l l ie rbarkei t e iner Sub- s t anz ver r inger t , du r ch seine A n w e n d u n g jedoch der ~ b e r g a n g von L y s i n e n in die Vorlage auch bet dem yon Olsen und Yasaki ge]or- derten VaCuum yon 70--80 mm Hg [Regulation hinter der Vorlage] und ether Temperatur von g5--50 c vbllig unterbunden wird, so ist e inwandf re i bewiesen, dal3 der R a i t m a i r s c h e Auf sa t z wie bet vielen ande ren Des t i l l a t ionen so auch hier e inen u n e n t b e h r l i c h e n Schutz - f ak to r dars te l l t . Die A n n a h m e yon OLSXN u n d YASAtCI, dab unse re nega t i ven Ergebn i s se auf e iner A b s a u g u n g der L ys ine du rch ein zu hohes V a k u u m bed ing t seien, u n d dab m a n bet I n n e h a l t u n g besondere r Drucke u n d T e m p e r a t u r e n Lys ine im Des t i l la t erhielte, b e s t e h t also n i ch t zu Reeh t .

U m bet der Des t i l l a t ion s c h ~ u m e n d e r u n d sp r i t zender Flfissig- ke i t en e inwandf re ie Ergebnisse zu erzielen, muB der IRaitmairsche Aufsa t z b e n u t z t werden . Seine A n w e n d u n g ff ihr t zu d e m Resu l t a t , dab die d'Herelle-Lysine nicht destillierbar 8ind und folglieh nicht ]liichtiger Natur ~ein kSnnen.

IST DAS LYTISCHR AGENS DES D'HERELLESCHEN PHANOMENS FLOCHTIG ?

Bemerkungen zu der Arbe l t y o n Dr . Olsen u n d Y a s a k i in d iese r W o c h e n s c h r . Jg . 2, Nr. 4 I , S. x879. I923.

Won

Dr. ~7. BORCHARDT. Aus dem BakterioL-serolog. Laboratorium des Krankenhauses St. Geor G Hanlburg

(Leiter: Dr. E. JACOBSTHAL).

Im Verfolg meiner Arbeiten I) fiber das d'Herellesche Ph~nomen, fiber die ich in kurzer Zeit zu berichten gedenke, erschien es mir in bestimmter Fragestellung zweekmgBig, reich yon der Richtigkeit der experimentellen Befnnde yon OLS~N und YASAKI ZU fiber- zeugen. Wgre es wirklich gelungen, durch Vakuumdestillation das lytische Agens des d'Herelleschen Ph~nomens aus einer lysat- haltigen Bouillon abzutrennen, wie eben genannte Autoren in der oben zitierten Arbeit behatipfeten, so w~re man zweifellos einen groBen Schritt in der n~iheren Identifizierung des lylischen Prin- zips des d'Herelleschen Ph~nomens weitergekommen. Die prinzi- pielle F rages t e l l ung muBte also sein: Geht bei der VakuumdestiUation Bakteriolysat in die Yorlage i~ber oder nieht? 2) Die Besonde rhe i t en der a n g e w a n d t e n Des t i l l a t ionsan lage be s t anden , kurz gesagt , darin, dab u n t e r s ter i len Verh~iltnissen hochwer t ige P s e u d o d y s . - F l e x n e r - bak t e r io ly sa t e bet e iner T e m p e r a t u r yon 4 5 - - 5 ~ (al lm~hlich s te igend) rind e inem Minde rd ruek yon 21 cm in eine eisgekfihlte, s teri le Vorlage dest i l l ier t wurdena) . Bevor die en twe iehenden D~impie der s t a rk s iedenden, l y sa tha l t i gen Flfissigkeit kondens ie r t in die Vor lage ge langen k o n n t e n , rnuBten sie eine diekere Packt ing en t f e t t e t e r W a t t e u n d eine Reihe gewundener , z. T. grobcapi l lar ausgezogener Glasrohre d u r c h q u e r e n : Atis tal ten, die zur Ve rh i l t ung e ther g roben T r 6 p f e h e n v e r s p r i t z u n g des Bak te r io lysa t e s ge t rof fen wtirden. Aus d e m g!eiehen Grunde wurde eine Siedeeapil lare in die Des t i l l a t ionsan lage eingeff ihrt . Jeweils wurde bis zu r p a s t en - ar t igen, ge la t in6sen Dicke des , ,Rf icks tandes" dest i l l ier t u n d Ausgangsbak t e r io ly sa t , Des t i l la t u n d IRf i cks t andsauf schwemmung (bis z u m A u s g a n g s v o l u m e n aufgefMlt) au f E r z e u g u n g der Bak- ter iolyse im Sinne d 'Here l les be im homologen S t a m m ausgewer te t . Dabei zelgte sieh in 4 Untersuchungsreihen, daft in keinem Falle lytische KSrper in die Vorlage destillierten, wahrend Ausgangslysat und au]genommener Ritcl~stand in kurzer Zeit die eingesSten Keime schon ]ast maximal ira Bakteriolysatversueh beeinfluflten: der auf- g e n o m m e n e Rf i cks t and l m m e r aber in anf~tiglich schwi~cherem Maf3e Ms das A u s g a n g s b a k t e r i o l y s a t . Wo waren die feh lenden Bakte r io lys ine verbl ieben, da sie ja doch n i ch t ira Des t i l la t nach- weisbar waren? Spezielle U n t e r s u c h t m g e n e rgaben a l sdann , dab die fehlenden, ly t i schen iK6rper sich in den vorge legten W a t t e - b a u s c h u n d an die W ~ n d e des Dest i l l ie rkolbens ve r spr i t z t wieder- fanden . Die vOllig k la ren Destilla~ce reag ie r ten z u m Unte r sch iede yon der Lysa tbot i i l lon deu t l i eher a lka l i sch u n d a m m o n i a k a l i s c h als letztere4). Selbstverst~,ndl ich d u r f t e n zu diesen ganzen Versuchs- re ihen die Kon t ro l l en n ich t iehlen. So wurde u n t e r gleichen K a u - te len 1% Peptonn~hrboui l lo t i desti l l iert . Wie vo rauszusehen , ergab keine der t i n t e r such ten L 6 s u n g e n (Anordnt ing s. oben) eine Bak- t e r i enauf l6sung . Dagegen zeigte sich, dab die hier g e w o n n e n e n k la ren Dest i l la te ebenfal ls deu t l i cher a lkal isch u n d a m m o n i a k a l i s c h reag ie r ten als die Ausgangsn~,hrboui l lon; im fibrigen lieBen sich auch sons t keinerlei chemische Un te r s ch i ede zwischen den Pro- d t ik ten einer no rma len Boui l lon utid einer lysa tha l t ige t i fes ts te l len. Diese Be funde der jeweiligen, chemischen Gle ichar t igkei t der ver- s ch iedenen P r o d u k t e der eben g e n a n n t e n L 6 s u n g e n s ind denen der e rw~hn ten A u t o r e n de sha lb gegenfiberzuste l len, well es in ihrer Arbe i t den Ansche in erweckt , als ob n u r eine ly sa tha l t i ge Boui l lon e in Des t i l la t liefere, das gegetii iber der l y sa tha l t i gen Ausgangsbou i l l on deu t l i cher a lkal isen u n d a m m o n i a k a l i s c h reagiere: d. h. es sche in t so, als ob sie diese chemisehen Unte r sch iede auf die Anwesenhe i t des ly t i schen Agens des d 'Here l l e schen P h ~ n o m e n s zuri /ckff ihren woll ten. H ie rvon k a n n aber gar keine Rede sein, w e n n m a n u n b e f a n g e n Lysa tbou i ] lon u n d no rma le Boui l lon u n d die e n t s p r e c h e n d e n Des t i l l a t i onsp roduk te jeweilig u n t e r e i n a n d e r ver- gleicht . Die Reaktion auj Alkali und die Reaktlon au] Ammoniak m i t NESSLERS Reagens , die im Destillat deutlieh positiv ausj~llt,

1) Siehe auch: Klin. Wochenschr. 2, Nr. 7 u. 17. I923~ u. Zeitschr. L Immunit~tsforsch. 31, H. I/2. 1923. 2) Im ~olgenden muBte ich auf Wunsch der Schriftleitung alle n~iheren, methodischen Angaben, auch jegliche Abbildung zurfickstellen, und muB mir deshalb vorbehalten, in ether Fachzeitschrift des n~iheren dariiber zu berichten. ~) Die angewandte Methodik ist m5glichst derjenigen der genannten Autoren nach ihren allerdings bisher nur kurzen Angaben nachgebildet. ~) ES kSnnen bier nur die wesenfliehen chemischen Reaktionen aus einer grGBeren Reihe hervorgehoben werden: solche, die einiges analytisches Interesse boten.

Page 2: Ist das Lytische Agens des d'Herelleschen Phänomens Flüchtig?

12. FEBRUAR I924 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3 - J A H R G A N G . Nr . 7 279

sowohl beg lysathaltiger, w~e lysat/reier Bouillon, hat niehts mit dem lytisehen Agens des d'Herellesehen PMinomens zu tun. Eine ganz alldere Frage ist die nach ihrer Herkunft: ob der Ammoniak in maskierter Form ill der Bouillon vorkommt und bei der Destillar als flfichtiger Bestandteil in die gekfihlte Vorlage tibergeht, oder aber bei der Vakuumdestillation erst alls Amillos~uren oder anders- artigen N-haltigen Stoffen der Bouillon frei wird, kann ieh vorder- hand noch nicht entscheiden; jedenfalls dfirfte durch die Anwesen- heir yon Ammoniak die deutlichere, alkalische Reaktion des Destil- Iates hervorgerufen sein.

Es erfibrigt sich nach diesen Befunden, auf die weiteren Angaben von OLsm~ und YASAKI einzugeheu, wie z. B. auf das angebliche, festere Haften des ,,destillierbaren" lytischen Agens in Bouillon bei langdauernder Lllftdurchleitung dutch eine bakteriolysathaltige LOsung -- und hier noch unterschiedlich je nach der Temperatur -- , da die grundlegende Behauptung der Destillierbarkeit des lytischen Agens sich bei der hier kurz skizzierten Versuchstechnik als nicht stichhaltig erwiesell haben dfirfte. Die genanntell Autoren mfissell doch wohl der yon ihnen ausgeschlossen geglaubten Tr6pfchen- verspritzung ihre positiven Versuchsergebnisse verdanken. Immer- bin aber h~tte die Tatsache der nllr fiberaus geringen Abnahme des Lysatti ters einer Bakteriolysatbouillon bei stundenlangem Aufenthalt im Wasserbad yon 56--580 Celsius die Autoren noch kritischer machen mfissen: eine Temperatur, die ein Sieden und Verspritzen der L6suug nicht zustande bringt, wie es bei der Va- kuumdestillatioll und Luftdllrchleitung der Fall ist.

Zusammen]a~send l~fit sich also sagen, daft das lytisehe Agens dee d'Herelleschen Phdnomens, nach den mitgeteilten Versuchen zu urteilen, nieht ]li~chtig ist im Sinne der Gesetze der ]li~ehtigen Sto]]e, desgleiehen Iceinerlei Zusammenhang mit den ammoniakalischen KSrpern hat, die bei der Vakuumdestillation und bei der Lu]t- dutch leitung (nachweisbar in vorgeschalteter 0,85% NaCl-LSsung) in der geki~hlten Vorlage auftreten. Diese Befunde stehen ohne weiteres In 17bereillstimmung mit solchell bei der Dialyse, wo die bakterioiytischen KSrper ira Sinne d'H6relles die , ,dichten" Dialysiermembranen llicht zu durchwandern vermSgell, also jedenfalls hiernach zum mindesten hochmolekularer Natur sein dfirften.

ERWIDERUNG. Von

Dr. O. OLSEN und Dr. Y. YASAKI.

BORCHARDT hat seinen Destillationsversuch mit Verwendung eines Wattefilters bei einem Druck roll 21 mm Hg vorgenommen und stellt nun lest, dab das in die Vorlage fiberdestillierte Destillat keine Lysatwirkung aufweist, w~hrend sich in dem vorgelegten Wattebausch lytisehe K6rper linden. Dem roll BORCHARDT angegebenell Druck yon 21 mm Hg elltspricht eine Siedetemperatur der destillierten Lysatbouillon roll ca. 25 ~ C, nicht die yon ihm angegebene Temperatur yon 45--5 ~ C, die anscheinend die Tem- peratur des Wasserbades darstellt. Zur Erzielung optimaler Lysat- ausbellten im Destillat ist aber ein' Druck yon 7 o - 80 mm Hg und eine Siedetemperatur der Bouillon yon 45--5 ~176 C erforderlich~). Bei dem yon BORCHARDT angegebenen Druck yon 2i mm ist auch bei ullserer Versuchsanordnung (3-1-Kolben, I m lallger Liebig- kfihler, eisgekfihlte Vorlage) keine Spur roll Lysat im Destillat nachweisbar. Welln BORCHARDT ill seinem Versuch gleichfalls kein Lysat in der Vorlage findet, so elltspricht das ganz unseren Ergebnissen, die sieh sehr wohl in l'3bereinstimmung mit unserer Auffassung fiber die Flfichtigkeit des d'I-Ierelleschen Agells bringen lassen2). Wenn er andererseits in dem vorgelegten Wattebausch trotzdem Lysat nachweist, so zeigt das nur, dab durch seine Versuchsallordllung bei einem Druck yon 21 mm Hg vielleicht lysathaltige Tr6pfchen fibertragen werden, w a s bei unserer Ver- suchsanordnung unter sonst gleichen Bedingungen mit Sicherheit nicht der Fall ist. Verschiedene ErwagungeI1 haben uns ver- anlagt, yon Modifikationell der Destillationsmethode, ~hnlich der yon BORCHARDT versuchten, abzusehen, weft exakte Be- weise ffir oder gegen die Fltichtigkeit des d'Herelleschen Agens mit dem Destillationsverfahren allein kaum zu erbringen Mud. Um weiteren MiBverst~udnissen auch nach dieser Richtung vor- zubeugen, verweisen wir auf unsere vor dem AbschluB befindliche ausffihrliche Mitteilung, in der wit fiber unsere vielfach erg~nzten Versuche eingehend beriehten ulld auch die Bedeutullg gerade der roll BORCHARDT a priori abgelehnten Wege darlegen werden, die zum Nachweis der Flfichtigkeit des d'Herelleschen Agens ffihrtell.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H B M I T T E I L U N G E N .

UBER DEN EINFLUSS VON THYROXIN AUF DIE DIURESE i),

Von

~RITZ HILD]~BRANDT.

Das yon KENDALL vor mehre ren J a h r e n aus Schilddrfise in krys ta l l in i scher F o r m gewonnene T h y r o x i n h a t t e ich in einer i r i iheren Arbe i t auf seine Stoi fwechselwirkul lg hill ge- prfift . Es e rgab sich dabei , dab R a t t e n auf die in t raven6se In j ek t ion yon ganz mil l imalen Mengen mi t einer s tarkel l S te ige rung des O2-Verbrauches reagier ten . Ich h a t t e daraus dell SchluB gezogen, dab d e m T h y r o x i n bere i t s in Spurell die in t ens ivs t e Schi lddrf i senwirkung zukomme. Da eine bezfigl. des. Jodgeha l t e s dem T h y r o x i n /~quivalente Menge Jodkal i den Stoffwechsel normale r R a t t e n im gegentei l igen Sinne beeinfluBte, m u g t e die s to f fwechse l s te igernde Wi rkung der spezifischell Konf igura t ion des Thyrox ins zugeschr ieben werden .

Ich h a b e null wei te r das T h y r o x i n mi t H e r r n Dr. };'UJIMAKI z u s a m m e n auf seillen d iure t i schen E f f ek t un te r such t . Be- kal ln t l ich k o n n t e I~PPINOER zeigell, dab ,bei schilddrfisen- gef f i t t e r ten H u n d e n eine per os oder subcu t an gegebelle NaC1-LSsung schnel ler zur Reso rp t i on ge langt und auch rascher ausgeschieden wird als bei no rma len Hunden . Nach Thy reo idek tom ie dagegell fiel sowohl die Kochsalz- wie die Wasserd iurese kleiner aus als im Normalve r such . EPPI~GER gelangte zu d e m SchluB, dab eill Plus an Schilddrfise die Ge- schwindigke i t des Wasser - und Kochsa lzexpor tes im K6rper beschleunig t ulld u m g e k e h r t ein Minus den normalen Lauf s t a rk verz6ger t .

D u t c h die Dars te l lung des Thyrox ins ist es nun erm6gl icht zu pr~ifen, ob eine einmalige In jekt io l l dieser Subs t anz die Diurese aku t beeinfluBt. D a m i t is t Gelegenhei t gegeben,

~) Ausfiihrliche Mitteilung erfolgt demn~chst im Arch. f. exp. Pathol. u. PharmakoL

die B e o b a c h t u n g e n •PPINGERS fiber die d iure t i sche Wi rkung von Scbi lddrf isenstoffen am gesunden Tier n ich t nur mi t T h y r o x i n zu bestXtigen, sonde rn s u c h genauer zu analysierel l . Zur Method ik sei hier nur kurz erw/ihnt , dab wi t an einer Anzahl K a n i n c h e n die normale Diurese in D r e i s t u n d e n - per ioden nach einer Hu l lge r -Durs tpe r iode yon 1 4 - 1 5 S t u n d e n mi t der Ha rnaussche idung nach i l l t raven6ser In j ek t ion yon I mg T h y r o x i n vergl ichen. U m ein Bild fiber die im Blur sich absp ie lenden Vorg/inge zu gewinnell , h a b e n wir die E r y t h r o c y t e n gez/~hlt und das Blut-NaC1 b e s t i m m t . Neben dem extrarel lalel l Gewich tsver lus t h a b e n wir die Bi lanz ffir den Zus t rom von Wasser und Kochsalz aus d e m Gewebe ins Blur gezogen.

Das Res u l t a t unsere r Versuehe war, dab kurze Zeit nach der Thyrox in i l l j ek t ion eine starke Hydr(imie eintrat mi t einem M a x i m u m in der ]i~n]ten bis seehsten Stunde. Zu dieser Zeit war die G e s a m t b l u t m e n g e regelm/~Big u m 4O~o der N o r m erh6ht . Diese B lu tve rd f innung hiel t bis z u m n/ ichs ten Tage all, die no rma len E r y t h r o c y t e n w e r t e waren nacb e twa 36 S tun- den wieder er re icht . Parallel zur Hydrgiraie ging eine starke Diurese mi t Kochsalzaus/uhr, die ih ren H 6 h e p u n k t ebenfalls in tier d r i t t en bis sechs ten S tunde er re ich te und im Verh/ i l tnis zur Blu tverdf i l lnung lal lgsam abklang.

I m Vergleich zum Norma lve r sucb im H unge r war nacb T h y ro x i n die G ew i cb t s ab n ah me inne rha lb 28 Stu l lden min- des tens verdoppe l t , die H a r n - und Kochsa lzaussche idung verzwei- bis dre i faeht . Die Sch/ i tzung der aus den Geweben mobJlisierten Wasser - und Kochsa l zmengen e rgab einen auBerordent l ich s t a rken Z u s t ro m dieser Stoffe ins Blut, der

1) VgI. unsere Mitteilung in dieser Wochenschr. 2. ~ahrg., Nr. 4I, und unsere Be- merkung im 3. Jahrg. auf S. 278. s) Vgl. unsere Bemerkung im 3. Jahrg. zu der Mitteilung yon GILDEMEISTER und HERZBERG, die ebenfalls bei zu niedrigem Druck arbeiten.