151
Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur Brauchwassererzeugung aus Kleinkläranlagenabläufen Von der Fakultät für Umweltwissenschaften und Verfahrenstechnik der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktor-Ingenieurs genehmigte Dissertation vorgelegt von Diplom-Ingenieur Jens Ilian aus Hoyerswerda Gutachter: Prof. Dr.-Ing. habil. R. Koch Prof. Dr. rer. nat. habil. E. Worch Tag der mündlichen Prüfung: 14.12.2010

Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur

Brauchwassererzeugung aus Kleinkläranlagenabläufen

Von der Fakultät für Umweltwissenschaften und Verfahrenstechnik der

Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus zur Erlangung des

akademischen Grades eines Doktor-Ingenieurs genehmigte Dissertation

vorgelegt von

Diplom-Ingenieur Jens Ilian

aus Hoyerswerda

Gutachter: Prof. Dr.-Ing. habil. R. Koch

Prof. Dr. rer. nat. habil. E. Worch

Tag der mündlichen Prüfung: 14.12.2010

Page 2: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2

Page 3: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

3

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung und Zielstellung der Arbeit ..................... 10

1.1 Einführung in die Thematik ..................................................................10

1.2 Zielstellung und Aufbau der Arbeit .......................................................12

2 Grundlagen................................................................ 13

2.1 Brauchwasser ......................................................................................13

2.1.1 Wasserbedarf und Wasser als Ressource ...........................................13

2.1.2 Einsatzgebiete für Brauchwasser.........................................................14

2.1.2.1 Brauchwasser als Betriebswasser .......................................................14

2.1.2.2 Brauchwasser als Bewässerungswasser .............................................16

2.1.3 Gefahrenbewertung beim Einsatz von Brauchwasser ..........................16

2.1.3.1 Übersicht wasserbürtiger Krankheitserreger im Abwasser ...................16

2.1.3.2 Infektionsgefahren und vorbeugende Maßnahmen ..............................17

2.1.3.3 Indikatorkeime .....................................................................................19

2.1.4 Grenzwerte für den Einsatz von Brauchwasser....................................22

2.2 Dezentrale Abwasserbehandlung und Kleinkläranlagen ......................23

2.2.1 Konventionelle dezentrale Abwasserbehandlung.................................23

2.2.2 Kleinkläranlagentypen und deren Leistungsfähigkeit ...........................25

2.2.3 Neuartige Sanitärsysteme....................................................................28

2.3 Desinfektion des Anlagenablaufs von KKA – Literaturrecherche..........29

2.3.1 Anforderungen an ein Desinfektionsverfahren zur

Brauchwassererzeugung für KKA ........................................................29

2.3.2 Übersicht bekannter Desinfektionsverfahren........................................31

2.3.3 Marktüberblick der Desinfektion von Kleinkläranlagenabläufen............34

2.3.3.1 Etablierte Verfahren und Zulassungsüberblick .....................................34

2.3.3.2 Bewertung der etablierten Verfahren ...................................................34

2.4 Vorstellung der untersuchten Verfahren...............................................38

2.4.1 Desinfektion mittels elektrochemischer Behandlung ............................38

2.4.2 Desinfektion durch eine kompakte Biofiltrationsstufe ...........................45

Page 4: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4

3 Material und Methoden ............................................. 49

3.1 Experimentelle Durchführung...............................................................49

3.1.1 Versuche der elektrochemischen Desinfektion.....................................49

3.1.1.1 Versuchsaufbau der Feldversuche.......................................................49

3.1.1.2 Versuchsdurchführung der Feldversuche.............................................51

3.1.1.3 Begleitende Technikumsuntersuchungen ............................................54

3.1.2 Versuche der Biofiltration .....................................................................55

3.1.2.1 Voruntersuchung verschiedener Filtermaterialien ................................55

3.1.2.2 Versuchsaufbau der Feldversuche.......................................................58

3.1.2.3 Versuchsdurchführung der Feldversuche.............................................59

3.1.3 Vergleichende Wiederverkeimungsversuche .......................................61

3.2 Überblick der angewandten Analytik ....................................................63

3.2.1 Chemische Analytik .............................................................................63

3.2.2 Mikrobiologische Analytik.....................................................................64

4 Ergebnisse und Diskussion...................................... 65

4.1 Ergebnisse der elektrochemischen Desinfektion..................................65

4.1.1 Desinfektionsleistung in den Feldversuchen ........................................65

4.1.1.1 Übersicht der Desinfektionsleistung im Versuchszeitraum ...................65

4.1.1.2 Desinfektion in Abhängigkeit der Verfahrensparameter........................67

4.1.1.3 Desinfektion gesamtcoliformer Bakterien und Enterokokken................71

4.1.2 Bildung und Zehrung von Desinfizienzien in den Feldversuchen..........72

4.1.2.1 Anteil freien Chlors an den Gesamtoxidantien .....................................72

4.1.2.2 Relative freie Chlorproduktion in den Feldversuchen ...........................73

4.1.2.3 Einfluss von abwasserspezifischen Parametern auf die freie

Chlorkonzentration...............................................................................75

4.1.2.4 Abnahme der freien Chlorkonzentration in der Einwirkzeit ...................76

4.1.2.5 Temperatureinfluss auf den Verbrauch freien Chlors ...........................77

4.1.3 Bildung von freiem Chlor in den Technikumsversuchen.......................78

4.1.3.1 Abhängigkeit vom Chloridgehalt und der eingetragenen Ladung .........78

4.1.3.2 Vergleich mit den Feldversuchen .........................................................79

4.1.4 Nebenreaktionen in den Feldversuchen...............................................81

4.1.4.1 Veränderungen der Abwasserzusammensetzung................................81

4.1.4.2 Bildung chlororganischer und -anorganischer DNP..............................82

4.1.5 Diskussion des Versuchsaufbaus ........................................................84

4.1.6 Zusammenfassung ..............................................................................88

Page 5: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

5

4.2 Ergebnisse der Biofiltration ..................................................................90

4.2.1 Ergebnisse der Vorversuche................................................................90

4.2.2 Ergebnisse der Feldversuche ..............................................................93

4.2.2.1 Desinfektionsleistung in den Feldversuchen ........................................93

4.2.2.2 Einflüsse auf die Desinfektionsleistung ................................................94

4.2.2.3 Abbauleistung regulärer Abwasserüberwachungswerte.......................96

4.2.2.4 Filtrationsbetrieb im Versuchszeitraum ................................................97

4.2.3 Diskussion des Versuchsaufbaus der Feldversuche ..........................100

4.2.4 Zusammenfassung ............................................................................101

4.3 Ergebnisse der Wiederverkeimungsversuche ....................................103

4.3.1 Auswertung der Ergebnisse ohne Kohlenstoffzugabe........................103

4.3.2 Auswertung der Ergebnisse mit Kohlenstoffzugabe ...........................105

4.3.3 Zusammenfassung ............................................................................107

5 Bewertung der untersuchten Verfahren ................ 109

5.1 Investitions- und Betriebskosten der untersuchten Verfahren ............109

5.1.1 Investitions- und Betriebskosten der elektrochemischen Behandlung 109

5.1.2 Investitions- und Betriebskosten der Biofiltration................................111

5.2 Wirtschaftlicher und technischer Vergleich der untersuchten Verfahren

mit den etablierten Desinfektionsverfahren ........................................112

5.3 Einsatzmöglichkeiten der untersuchten Verfahren .............................117

6 Zusammenfassung und Ausblick .......................... 120

6.1 Zusammenfassung ............................................................................120

6.2 Ausblick .............................................................................................122

7 Literaturverzeichnis ................................................ 124

8 Abbildungsverzeichnis ........................................... 130

9 Tabellenverzeichnis ................................................ 132

10 Anlagen.................................................................... 135

Page 6: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

6

Abkürzungs- und Symbolverzeichnis

1. Abkürzungen

AbwV Abwasserverordnung

AFS abfiltrierbare Stoffe

ATV Abwassertechnische Vereinigung e.V. (Deutschland)

bew. bewachsen (z.B. mit Biofilm bewachsene Oberfläche)

DIBt Deutsches Institut für Bautechnik Berlin

DIN Deutsches Institut für Normung

DN Nennweite - Diameter Nominal

DNP Desinfektionsnebenprodukte

DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches

DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.

E. coli Escherichia coli

EPS extrazelluläre polymere Substanzen

EW Einwohnerwert

Fa. Firma

fbr Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V.

ges. gesamt

KA Kläranlage

KKA Kleinkläranlage

LfU Bayerisches Landesamt für Umwelt

MPN most probable number

SBR sequencing batch reactor

SPS Speicherprogrammierbare Steuerung

TrinkwV Trinkwasserverordnung

UN Vereinte Nationen

UNICEF Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen

US EPA United States Environmental Protection Agency

VK Vorklärung

WHO World Health Organisation

2. Maßeinheiten

Symbol Einheit Erläuterung

•OH mg/L Hydroxyl-Radikal (OH-Radikal)

A cm², m² Elektrodenfläche

AF m² Filterfläche

BSB5 mg/L Biologischer Sauerstoffbedarf in 5 Tagen

c mg/L Konzentration

CSB mg/L Chemischer Sauerstoffbedarf

Page 7: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

7

ct2 log mgfreies Chlor•min/L Produkt aus Konzentration und Einwirkzeit für eine

Desinfektionsleistung von 99 % bzw. 2-log-Stufen

DOC mg/L gelöster organischer Kohlenstoff

Ev kWh/m³ auf das Wasservolumen normierter Energieeintrag

I A Stromstärke

j mA/cm² Stromdichte

n - Anzahl

NH4-N mg/L Ammonium-Stickstoff

NO2-N mg/L Nitrit-Stickstoff

NO3-N mg/L Nitrat-Stickstoff

np % Porenvolumenanteil

pH - pH-Wert

Q L/h, L/min, L/sec Volumenstrom

qa Ah/L eingetragene Ladung

T °C, K Temperatur (Wassertemperatur)

t h, min Kontaktzeit bzw. Einwirkzeit

TOC mg/L gesamter organischer Kohlenstoff

T-P mg/L Gesamtphosphor

U V Spannung

V m³, L, mL, µL Volumen

vF m/h Filtergeschwindigkeit

3. Indizes

0 – 10 – 20 Dauer der Einwirkzeit in Minuten

eff effektiv

Elektr. Elektrode

F Filter

ges gesamt

kont Kontakt- (z.B. tkont - Kontaktzeit)

max maximal

min minimal

Rea Reaktor

rel relative

spez spezifisch

wirk Einwirk- (z.B. Vwirk – Einwirkvolumen)

Page 8: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

8

Definitionen

Nachfolgend werden ausgewählte Begriffe, die in dieser Arbeit verwendet werden,

zusammengefasst und erläutert. Handelt es sich um Definitionen aus Merkblättern oder

Richtlinien, sind diese angegeben.

Kleinkläranlagenablauf:

Ablauf aus Anlagen zur Behandlung von häuslichem Schmutzwasser für bis zu 50

angeschlossene Einwohner nach DIN EN 12566-3.

Die Anforderungen an die Reinigungsleistungen dieser Anlagen werden national in den

Zulassungsgrundsätzen des Deutschen Institutes für Bautechnik geregelt [DIBt 2006].

Dezentral / semi-zentral:

Als dezentrale Lösung wird die ortsnahe Abwasserbehandlung eines oder einer kleinen Anzahl

aneinander liegender Grundstücke durch eine KKA oder durch eine kleine Kläranlage definiert.

Als Semi-zentrale Lösung wird die Abwasserbehandlung mehrerer Grundstücke, die durch ein

kleines Entsorgungsnetz an eine KKA oder an eine kleine Kläranlage angebunden sind

bezeichnet.

Brauchwasser:

Wasser für alle menschlichen Anwendungen ohne Trinkwasserqualität.

Für diese Arbeit wird es als weitergehend aufbereitetes Ablaufwasser aus Kleinkläranlagen

verstanden, welches nicht abgeleitet oder versickert, sondern durch spezielle Anwendungen

einer Wiederverwendung dienen soll.

Betrachtet werden die Anwendungen Betriebs- und Bewässerungswasser.

Betriebswasser:

Betriebswasser dient nach DIN 4046 gewerblichen, industriellen, landwirtschaftlichen oder

ähnlichen Zwecken mit unterschiedlichen Güteeigenschaften.

Für diese Arbeit wird es definiert als Wasser für häusliche und gewerbliche Einsatzbereiche,

welches keine Trinkwasserqualität aufweisen muss [DIN 1989].

Bewässerungswasser:

Diese Bezeichnung wird speziell für Bewässerungszwecke auf Grundlage der DIN 19650

angewandt.

Krankheitserreger:

Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles

Agens, das beim Menschen eine Infektion oder übertragbare Krankheit verursachen kann

[IfSG 2007].

Pathogen:

Die Eigenschaft, eine Krankheit auszulösen.

Desinfektion:

Behandlung von Abwasser oder Schlamm zur Verminderung der Aktivität von

Krankheitserregern unter einen vorgegebenen Wert [DIN EN 1085], [ATV-M205]. Eine

Reduzierung kann auch durch Rückhaltung bewirkt werden [ATV-M205].

Page 9: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

9

Desinfizienzien und germizid:

Stoffe, welche mit dem Ziel einer Desinfektion in das Wasser eingetragen oder aus diesem

erzeugt werden. Die Wirkung dieser Stoffe wird in der Arbeit alternativ als germizid bezeichnet.

Desinfektionsleistung:

Ermöglicht die Bewertung der Desinfektion im Vergleich der Konzentration an

Krankheitserregern bzw. deren Indikatororganismen vor und nach der Desinfektion. Die Angabe

erfolgt in Prozent oder Zehnerpotenzen. Die Reduktion um eine Zehnerpotenz entspricht einer

Reduktion der ursprünglichen Menge um 90 % bzw. auf 1/10.

In der vorliegenden Arbeit erfolgt die Bewertung der Desinfektionsleistung auf Grundlage des

mikrobiologischen Indikators Escherichia coli (E. coli).

Einwirkzeit:

Zeitspanne, in welcher das behandelte Abwasser der Wirkung von Desinfizienzien ausgesetzt

wird, bevor es einer Nutzung oder der Ableitung zugeführt werden kann.

ct-Wert:

Das Produkt aus Konzentration und Einwirkzeit. Das Zusammenwirken beider Größen erzeugt

unter vergleichbaren Rahmenbedingungen eine reproduzierbare spezifische

Desinfektionsleistung.

Hygienisierung:

Unspezifischer Einsatz von Maßnahmen, um das mikrobiologische Gefährdungspotential zu

verringern.

Dieser Begriff sollte nach ATV-M205 nicht mehr verwendet werden.

Sterilisation:

Abtötung bzw. Abtrennung aller Mikroorganismen einschließlich ihrer Dauerformen [ATV-M205].

Freies Chlor:

Summe aus molekularem Chlor, Hypochlorit und hypochloriger Säure [Schmalz et al. 2009].

Desinfektionsnebenprodukte (DNP):

Organische oder anorganische Stoffe, die im Verlauf einer Desinfektion mittels Desinfektions-

bzw. Oxidationsmittel entstehen und nicht direkt als Desinfektions- oder Oxidationsmittel auf

Krankheitserreger wirken. Als DNP können auch Stoffe entstehen, die ein hohes

toxikologisches Gefahrenpotential aufweisen.

Wiederverkeimungspotential:

Vermögen eines desinfizierten Abwassers, inaktivierten Keimen eine Reaktivierung und / oder

eine Vermehrung der Restkeimkonzentration bzw. der regenerierten Keime zu ermöglichen.

Page 10: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

10

1 Einleitung und Zielstellung der Arbeit

1.1 Einführung in die Thematik

Während bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts an dezentralen Standorten eine

mechanisch, teilbiologische Abwasserreinigung durchgeführt wurde oder abflusslose

Sammelgruben zum Einsatz kamen, erfordern die aktuell gültigen gesetzlichen

Vorgaben eine biologische Behandlung dieser Abwässer. Der Einsatz biologischer

Kleinkläranlagen (KKA) erfuhr aus diesem Grund in den letzten Jahren eine große

Verbreitung.

Der gesetzliche Rahmen für den Einsatz von KKA wurde durch die europäische

Wasserrahmenrichtlinie geschaffen, die eine Verbesserung der Wassergüte und somit

eine biologische Behandlung aller anfallenden kommunalen Abwässer erfordert. In

Deutschland wurde die Richtlinie durch Änderungen im Wasserhaushaltsgesetz und in

den Landeswassergesetzen sowie durch den Erlass von Landesverordnungen

umgesetzt [BMU 2007]. Aus gesetzlicher Sicht ist die dezentrale Abwasserbehandlung

der zentralen Abwasserbehandlung der Größenklasse 1 gleichgestellt. Sie wird als

Dauerlösung anerkannt.

Ein weiterer Grund für die weite Verbreitung dieser Systeme ist die Erkenntnis, dass

nicht alle Siedlungsräume zentral erschlossen werden können. Im ländlichen Raum mit

geringer Siedlungsdichte und in geografisch schwer zu erschließenden Gebieten kann

der Anschluss der Grundstücke an eine zentrale Kläranlage mit unverhältnismäßig

hohem technischem und finanziellem Aufwand verbunden sein. Dezentrale und semi-

zentrale Anlagen ermöglichen unter diesen Bedingungen gegebenenfalls eine

wirtschaftlichere Abwasserbehandlung.

Serienmäßig hergestellte Bauprodukte zur Abwasserbehandlung werden durch die

Bauprodukte- und Bauartenverordnungen der Länder geregelt und können durch das

DIBt eine Zulassung erhalten. KKA mit gültiger Zulassung bekommen auf formalem

Weg eine wasserrechtliche Erlaubnis. Das DIBt führt aktuell 243 erteilte Zulassungen

an [DIBt 2010]. Hersteller von KKA werben mit Reinigungsleistungen, die denen

zentraler Anlagen der Größenklasse 1 vergleichbar sind. Für den Erhalt der Zulassung

wurden die Reinigungsleistungen auf einem Prüffeld unter normierten Bedingungen

nachgewiesen. In der Praxis konnten jedoch erhebliche Defizite ausgemacht werden

[Straub 2008], [Dorgeloh et al. 2005]. Fehlende oder mangelhafte Wartung und

ausbleibende Eigenkontrollen stellen eine Hauptursache unzureichender

Reinigungsleistungen dar. Derzeitig bestehen Bestrebungen in den einzelnen

Page 11: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

1 Einleitung und Zielstellung der Arbeit 11

Bundesländern, beispielsweise Sachsen, die Wartung von KKA qualitativ zu

verbessern und eine Überwachung des Betriebs zu ermöglichen.

Auch die Hersteller haben Handlungsbedarf erkannt. So werden sich ab dem

01.06.2010 Hersteller von KKA unter Schirmherrschaft des Bildungs- und

Demonstrationszentrums für dezentrale Abwasserbehandlung (BDZ e.V.) zu einem

Qualitätszeichen für KKA verpflichten können. In diesem werden Anforderungen

festlegt, die gesetzlich vorgegebene Mindestanforderungen ergänzen. Ziel ist es, die

Qualität der Erzeugnisse sowie die Betriebssicherheit der dezentralen Abwasser-

reinigung mit KKA zu verbessern [BDZ 2010]. Auch der Einsatz von

Fernüberwachungssystemen kann zukünftig die Zuverlässigkeit dieser Anlagen

erhöhen.

In der Praxis konnte bereits ermittelt werden, dass bei ordnungsgemäßem Einbau und

Betrieb, fachkundiger und regelmäßiger Wartung sowie Beachtung der

Betreiberpflichten die geforderten Grenzwerte eingehalten werden können. Die

Anlagen können unter diesen Bedingungen Ablaufwerte erzielen, die eine Wieder-

verwendung dieses Abwassers als sinnvoll erscheinen lassen. Der Brauchwasser-

erzeugung aus KKA kann daher Bedeutung zukommen, um die verfügbaren Wasser-

ressourcen effektiv zu nutzen. Diese Mehrfachnutzung erfüllt aber auch einen Grund-

satz des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG), der eine sparsame Verwendung des

Wassers fordert. In den Umsetzungen des Landesrechts, beispielsweise im § 7 der

Brandenburgischen Kommunalabwasserverordnung (BbgKAbwV), wird formuliert, dass

gereinigtes Abwasser nach Möglichkeit wiederverwendet werden soll.

Die Wiederverwendung dieser Wässer wird nachfolgend als Brauchwasser definiert,

dessen Einsatz als Betriebswasser im Haushalt für Wasch-, Spül- und Reinigungs-

zwecke, aber auch als Bewässerungswasser möglich ist. Vor einer Wiederverwendung

dieser biologisch aufbereiteten Abwässer ist eine Desinfektion notwendig, um eine

hygienische Gefährdung des durch die Nutzung betroffenen Personenkreises

auszuschließen. Das Desinfektionsverfahren muss jedoch nicht nur eine sichere

Desinfektion ermöglichen, sondern auch das Wiederverkeimungspotential senken.

Dies wird notwendig, damit das Brauchwasser für die verschiedenen Anwendungsfälle

bevorratet werden kann, ohne eine Verschlechterung des Desinfektionsergebnisses zu

bewirken.

Page 12: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

12

1.2 Zielstellung und Aufbau der Arbeit

Im Ergebnis dieser Arbeit soll das in Kleinkläranlagen behandelte Abwasser durch

geeignete Verfahren dem Betreiber als Brauchwasser zur Verfügung gestellt werden.

Der Aufbau der Arbeit orientierte sich an den Grundvoraussetzungen für die Erzeugung

von Brauchwasser aus Kleinkläranlagenabläufen:

1. hohe Reinigungsleistungen der KKA, ermöglicht durch einen ordnungs-

gemäßen Einbau und Betrieb mit fachkundiger, regelmäßiger Wartung und

Eigenkontrolle,

2. ein Desinfektionsverfahren mit stabiler Desinfektionsleistung und hoher

Funktionssicherheit,

3. ein geringes Wiederverkeimungspotential des erzeugten Brauchwassers.

Im Rahmen der Arbeit wurden die gesetzlichen Regelungen recherchiert und um

eigene Definitionen und Anforderungen über eine Betrachtung des hygienischen

Gefährdungspotentials ergänzt. Zudem wurden eigene Untersuchungen durchgeführt,

die die Reinigungsleistung von ordnungsgemäß betriebenen KKA überprüften und das

hygienische Gefährdungspotential als Zuflussbedingung einer Desinfektion ermittelten.

Im Vorfeld der Arbeit zeigte sich bereits, dass die etablierten Desinfektionsverfahren

des KKA-Bereiches Nachteile für die Erzeugung von Brauchwasser besitzen. In der

Arbeit wurden diese Nachteile dargestellt und bewertet.

Aus einer Recherche bekannter Desinfektionsverfahren konnten die elektrochemische

Behandlung und die Biofiltration als weitere Verfahren mit einem hohen Potential zur

Brauchwassererzeugung ermittelt werden. Zentraler Bestandteil der Arbeit war die

Entwicklung und der Betrieb von praxisreifen Versuchsanlagen für die

elektrochemische Behandlung und die Biofiltration, um deren Anwendbarkeit in einem

Feldtest zu untersuchen.

Als eine weitere bedeutende Anforderung an eine Brauchwassererzeugung erwies sich

die Verringerung des Wiederverkeimungspotentials. Im Rahmen der Arbeit erfolgten

Versuche, die diesen Aspekt überprüften.

Am Ende der Arbeit wurde eine abschließende Diskussion der Verfahren durchgeführt,

die sowohl eine technische als auch wirtschaftliche Bewertung beinhaltete.

Page 13: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

13

2 Grundlagen

2.1 Brauchwasser

2.1.1 Wasserbedarf und Wasser als Ressource

Wasser ist eine der wichtigsten Ressourcen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO)

gibt einen minimalen Bedarf für Trinkwasser und Wasser der Nahrungszubereitung von

20 Liter pro Person und Tag an. Für den täglichen Bedarf inklusive

Reinigungsaufgaben, Versorgung des Sanitärbereiches und Bewässerungsbedarf für

den Nahrungsanbau werden bis zu 70 Liter pro Person und Tag benötigt [WHO 2005].

Auch wenn sich in einigen Ländern der spezifische Wasserverbrauch der Haushalte

verringert, zeigen weltweite Prognosen nur einen Trend: der Wasserverbrauch steigt.

Zwar sank in Deutschland beispielsweise nach Angaben des statistischen

Bundesamtes der Verbrauch pro Kopf und Tag von 132 Liter im Jahr 1995 auf

126 Liter im Jahr 2004 [Statistisches Bundesamt 2006], Abb. 2.1 verdeutlicht aber,

dass weltweit insbesondere die Bewässerungslandwirtschaft einen immer größeren

Anteil benötigt.

0

500

1000

1500

2000

2500

3000

3500

1900 1925 1950 1975 2000 2025

jährliche Wasserentnahme [Mrd m³/a]__

Landwirtschaft

Industrie

Haushalt

Abb. 2.1: Darstellung der Entwicklung der jährlichen Wasserentnahme verschiedener

Sektoren [Shiklomanow 1999]

Mit dem Slogan „Wasser – die Quelle unseres Lebens“ zeigen UNICEF und die WHO

die zukünftigen Herausforderungen. Ein Drittel der Weltbevölkerung muss ohne

ausreichende Sanitäreinrichtungen auskommen und 1,1 Milliarden Menschen haben

für den täglichen Bedarf nicht genügend sauberes Wasser. Verunreinigtes Wasser und

mangelnde Hygiene zählen zu den Hauptursachen für die in vielen Ländern sehr hohe

Kindersterblichkeit [UNICEF 2003].

Page 14: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

14

Diese Fakten rechtfertigen die derzeitigen Bestrebungen, die Trinkwasserversorgung

weltweit zu sichern und den Hygienezustand durch regional angepasste Sanitär-

konzepte und Abwasserbehandlungsanlagen zu verbessern. Dezentrale und semi-

zentrale Abwasserbehandlungskonzepte werden hierbei zukünftig eine bedeutende

Rolle spielen.

Die Entwicklung von Konzepten zur Brauchwassererzeugung und Anwendung wird

sowohl in den Entwicklungs-, als auch in den Industriestaaten notwendig, um dem

steigenden Wasserbedarf weltweit ohne eine weitere Ausbeutung der Trinkwasser-

ressourcen zu begegnen. Um den Fokus stärker auf diese Thematik zu lenken, erklärte

die UN den Zeitraum 2005 bis 2015 zur internationalen Dekade „Water for Life“.

2.1.2 Einsatzgebiete für Brauchwasser

Brauchwasser ist durch dessen ortsnahen und konstanten Anfall vielfältig einsetzbar.

Im Gegensatz zu Regenwasser ist es zudem witterungsunabhängig verfügbar.

Folgende Nutzungsarten, auf die im Weiteren eingegangen wird, sind möglich:

- Betriebswasser

- Bewässerungswasser.

Ebenfalls denkbar sind der Einsatz als Kühlwasser, die Verwendung zum Betrieb von

Wasserspielen (z.B. Zierbrunnen) und die Bevorratung für Löschwasseraufgaben [EPA

2004].

2.1.2.1 Brauchwasser als Betriebswasser

Die alltägliche Nutzungsverteilung von Trinkwasser im Haushalt ist unmittelbar von

dessen Verfügungsgrad abhängig. Während in den Industrieländern ein

verhältnismäßig großer Teil des Trinkwassers für Wasch- und Reinigungszwecke

genutzt wird, überwiegt in den Entwicklungsländern die Verwendung als Kochwasser.

In den Industriestaaten erfolgt durch das gewachsene Versorgungsnetz die

Wasserversorgung für alle Belange des Haushaltes mit Trinkwasser. Dies bedingt auch

den Einsatz für Verwendungszwecke, die nicht zwangsläufig Trinkwasser benötigen.

Insbesondere für Reinigungs- und Spülzwecke wird dieses nicht vorausgesetzt. Abb.

2.2 zeigt, dass in Deutschland ohne Bedenken ca. 45 Liter Trinkwasser pro Person und

Tag durch Betriebswasser als Spül- und Waschwasser substituiert werden können.

Page 15: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 15

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Trinkwasser erforderlich Trinkwasser bedingterforderlich

Trinkwasser nichterforderlich

Wasserverbrauch [L/EW*d]

- Baden, Duschen Körperpflege- Essen, Trinken- Geschirrspülen- sonstiges

- Wäschewaschen

- Toilettenspülung- Reinigungszwecke, Auto- und Garten- pflege

Abb. 2.2: Wasserverbrauch entsprechend Verwendungszweck nach [LfU-Bayern 2004]

Abb. 2.3 stellt den Trinkwasserbedarf eines 4-Personenhaushalts mit und ohne

Wiederverwendung dar. Allein die Wiederverwendung als Betriebswasser könnte eine

Trinkwasserersparnis von ca. 50 m³/a bieten. Bei einer geschätzten Anzahl von 1 bis

1,5 Millionen KKA in Deutschland bis zum Jahr 2015 entspricht dies einer Trink-

wassermenge von 38 Millionen m³ je Jahr, die eingespart werden könnte, wenn jede

zweite KKA mit einer Brauchwasserwiederverwendung ausgestattet würde.

1. Trinkwasserverbrauch und Abwasserbehandlung (konventionell mit KKA)Trinkwasser Haushalt KKA Versickerung520 L/d 488 L/d 488 L/d 488 L/d

Garten32 L/d

2. Trinkwasserverbrauch und Wiederverwendung des desinfizierten KKA-Ablaufs Trinkwasser Haushalt KKA Versickerung348 L/d 348 L/d 488 L/d 316 L/d

140 L/d 172 L/d

Garten32 L/d

Wieder- verwendung

Brauchwasser- aufbereitung

Abb. 2.3: Trinkwasserverbrauch eines 4 Personenhaushaltes mit und ohne

Wiederverwendung

Page 16: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

16

2.1.2.2 Brauchwasser als Bewässerungswasser

Der Einsatz als Bewässerungswasser ist sowohl für landschaftsgärtnerische Aspekte

(Grünanlagen) als auch im Einsatz der Bewässerungslandwirtschaft denkbar. Ein

Vorteil ist, dass dessen Einsatz auch noch erfolgen kann, wenn für vergleichbare

Nutzungsarten die Verwendung von Trinkwasser von behördlicher Seite längst

verboten wurde. Weiterhin weist Brauchwasser einen hohen Anteil an Phosphor und

Stickstoff auf.

Für Hausgärten in Deutschland gibt die DVGW-W410 an Bedarfstagen einen Wert von

5 bis 10 L/m² für eine Bewässerung mittels Rasensprengung an. In einem

Berechnungsbeispiel ermittelt [Kessel 2009] für ein Eigenheim mit 300 m² Garten-

fläche, davon 100 m² Nutzgarten, einen jährlichen Bedarf von ca. 50 m³.

Anwendung könnte Brauchwasser auch in der Landwirtschaft finden. Die

Bewässerungslandwirtschaft ist derzeit der größte Nutzer der erschlossenen

Wasservorkommen (siehe Abb. 2.1). Nach SHIKLOMANOW (1999) werden weltweit fast

zwei Drittel der erschlossenen Wassermengen für die Bewässerungslandwirtschaft

genutzt. Entsprechend dem erschlossenen Wasserdargebot einzelner Länder führt

dies zu drastischen Folgen. WOLFF (1999) zeigt Beispiele auf, bei denen durch die

starke Ausweitung des Bewässerungslandbaues der derzeitige Wasserverbrauch das

erneuerbare Wasserdargebot übersteigt. Die Nutzung von Brauchwasser wird derzeit

daher in vielen Ländern angedacht und teilweise bereits vollzogen. In Tunesien

beispielsweise wird eine Nutzungsrate des Brauchwassers zentraler KA für die

Bewässerungslandwirtschaft von bis zu 50 % angestrebt [Neubert 2003]. Aber auch

der Einsatz von Brauchwasser aus KKA für Bewässerungszwecke kann in diesen

Ländern einen Nutzen bringen.

2.1.3 Gefahrenbewertung beim Einsatz von Brauchwasser

2.1.3.1 Übersicht wasserbürtiger Krankheitserreger im Abwasser

Der Kontakt mit unbehandeltem Abwasser ist durch eine Vielzahl wasserbürtiger

Krankheitserreger bedenklich. Unter dem Begriff wasserbürtig werden Pathogene

zusammengefasst, die durch das Medium Wasser übertragen werden. Diese stehen im

Blickpunkt besonderer hygienischer Vorsorge, da der Mensch täglich Wasser benötigt.

Organismen, die Krankheiten hervorrufen, werden als Pathogene bezeichnet. Als

wasserbürtige Pathogene gelten Bakterien, Viren, Protozoen und Helminthen. Abb. 2.4

zeigt deren Größenordnung. Für Helminthen ist die Größe ihrer Wurmeier dargestellt.

Anlage 2 bietet weitere Informationen zu den einzelnen Gruppen und deren Verhalten

(Persistenz) in der Umwelt.

Page 17: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 17

10nm 100nm 1000nm / 1µm 10µm 100µm 1000µm / 1mm

Bakterien

Protozoen

Viren

Wurmeier

Abb. 2.4: Darstellung der Größenordnung wasserbürtiger Pathogener

2.1.3.2 Infektionsgefahren und vorbeugende Maßnahmen

Ein unsachgemäßer Betrieb, fehlende Wartung und ein fahrlässiger Umgang mit

Brauchwasser müssen ausgeschlossen werden, da wasserbürtige Pathogene eine

Vielzahl von Krankheiten auslösen können (vgl. Tab. 2.1.).

Tab. 2.1: Erreger und Erkrankungen des Abwasserbereiches nach [Popp 1999]

Erregerart Erkrankung

Salmonella typhi TyphusEnteritische Salmonellen Enteritische Salmonellosen

Shigella sp. Bakterielle RuhrEnterophathogene Escherichian coli Enteritiden, Enterotoxämien

(z.B. EHEC enterohämorrhagische E. coliYersinia sp. Enteritiden

Pseudomonas aeruginosa Dermatitis, OtitisVibrio cholerae Cholera

Campylobacter jejuni EnteritidenLeptospira sp. Weil´sche Krankheit

Listeria monocytogenes ListerioseFrancisella tularensis TularämieBacillus anthracis Milzbrand

Clostridium botulinium Botulismus, WundbotulismusMycobacterium sp. Hautulzerationen, Tuberkulose

Chlamydia trachomatis Konjunktivitis, Trachom

Poliomyelitis- Viren Meningitiden, KinderlähmungCoxsackie- Virus A, B Meningitiden, Ekzeme

ECHO- Viren Meningitiden, DiarrhöenHepatitis A-Virus Epidemische Hepatitis

Entamoeba histolytia AmöbenruhrGardia lamblia Lamblienruhr

Cryptosporidium sp. Kryptosporidiose

Ascaris lumbricoides SpulwurmbefallTaenia sp. Bandwurmbefall

Viren

Protozoen

Würmer

Bakterien

Page 18: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

18

Der Personenkreis, der einer Gefährdung durch die Anwendung von Brauchwasser

ausgesetzt ist, besteht aus:

- dem Betreiber und weiteren Nutzern der Brauchwasserentnahmestellen,

- dem Wartungs- und Überwachungspersonal,

- und bei Verregnung als Bewässerungswasser aus Anwohnern, Arbeitern oder

Besuchern der Bewässerungsflächen.

In einer Risikobetrachtung zur Anwendung von Brauchwasser müssen die möglichen

Infektionswege mit wasserbürtigen Erregern betrachtet werden. Infektionen mit

wasserbürtigen Erregern können sich über orale sowie parenterale Infektionen

ergeben. Eine orale Aufnahme von Brauchwasser ist unter allen Umständen zu ver-

meiden und stellt einen der schwerwiegendsten Kontakte dar. Entnahmestellen sind

aus diesem Grund eindeutig zu kennzeichnen, um eine Verwechslung mit Trinkwasser

zu vermeiden. Eine orale Infektionsgefahr kann auch durch den Verzehr von

oberflächig- bzw. beregneten landwirtschaftlichen Nutzpflanzen eintreten. Die

parenterale Aufnahme kann bei Verletzungen und einem unzureichenden

Arbeitsschutz (fehlende Schutzhandschuhe) bzw. Vorsorgemaßnahmen eintreten.

Gefährdet sind insbesondere das Wartungspersonal und Arbeiter im Bereich der

Bewässerungsflächen. Ein bestehender Impfschutz und ordnungsgemäße Arbeits-

schutzausrüstung sind wichtige Vorsorgemaßnahmen für das Personal im Umgang mit

desinfiziertem Abwasser. Infektionen können zudem durch Tiere (z.B. Haustiere,

Schädlinge oder Insekten), die Kontakt mit Brauchwasser hatten, zustande kommen.

Dieser Kontakt entsteht beispielsweise, wenn Brauchwasser als offene Wasserstelle

gelagert oder als Bewässerungswasser verregnet wird.

Beim Brauchwassereinsatz für oberflächige Bewässerungszwecke oder als Kühl- und

Löschwasser ist weiterhin die Bildung von Aerosolen zu berücksichtigen. Durch

Aerosole besteht die Gefahr einer Inhalationsinfektion, wobei die Krankheitserreger

über die Atmungsorgane den Organismus befallen. Aerosole werden durch

Witterungseffekte auch über große Fläche verteilt. Nicht nur das Personal, auch

Anwohner von bewässerten Flächen sind vor Aerosolen zu schützen. Bei der

Anwendung von Brauchwasser als Bewässerungswasser für Beregnungszwecke

werden daher unter 2.1.4 strengere hygienische Anforderungen definiert.

Page 19: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 19

Folgende vorbeugende Maßnahmen müssen beim Einsatz von Brauchwasser

gewährleistet werden:

- eindeutige Kennzeichnung der Entnahmestellen nach der TrinkwV 2001,

- Sicherung der Entnahmestellen vor dem Zugang Unbefugter,

- Beachtung von Hinweisen zur technischen Ausführung der Haustechnik, der

Armaturen, des Leitungssystems und der Nachspeisung entsprechend dem

Hinweisblatt Fbr H 201,

- Sicherung der Speicherstellen oder Einsatz von abgeschlossenen Zisternen,

- Wartung und Beprobung der Anlagentechnik nur durch fachkundiges Personal,

- Einsatz als Bewässerungswasser unter Beachtung der DIN 19650.

2.1.3.3 Indikatorkeime

Um einen sicheren Betrieb und die Kontrolle einer Anlage zur Brauchwassererzeugung

zu gewährleisten, müssen Herstellern, Nutzern, Wartungsbetrieben und

Überwachungsorganen geeignete Kriterien zur Verfügung stehen. Hygienische

Untersuchungen des Brauchwassers auf jeden bekannten Pathogenen sind weder

praxistauglich noch wirtschaftlich realisierbar. Vielmehr werden Kriterien benötigt, die

stellvertretend eine Bewertung des hygienischen Gefährdungspotentials gestatten.

Bewährt hat sich eine Beurteilung durch die Bestimmung von Indikatorkeimen.

Indikatorkeime besitzen im Idealfall dieselben Eigenschaften in Bezug auf ihre

Persistenz und ihr Verhalten in der Umwelt wie die pathogenen Keime, an deren Stelle

sie nachgewiesen werden [Schwarz 2003]. Die An– oder Abwesenheit von

Indikatorkeimen gibt einen Hinweis auf das Vorkommen vergleichbarer pathogener

Keime und damit eine Möglichkeit, das hygienische Risiko der untersuchten Probe

einzuschätzen. Von Vorteil ist, dass Indikatorkeime selbst nicht pathogen sein müssen.

Das zunehmende Wissen über wasserbürtige Pathogene zeigt, dass einige der in der

Vergangenheit verwendeten Indikatoren das hygienische Risiko nur unzureichend

wiedergeben. Wie schwierig die Auswahl geeigneter Indikatoren ist, belegt der

Parameter „coliforme Bakterien“. Bakterien dieser Familie werden als Enterobakterien

bezeichnet und viele Arten leben im Darm warmblütiger Tiere. Sie wurden daher oft

herangezogen, um fäkale Verschmutzungen aufzuzeigen. Es gibt aber auch Arten, die

frei lebend in der Umwelt existieren. Ein geeigneter Indikator für fäkale

Verschmutzungen sind sie daher nicht. Zu beachten ist aber auch, dass Indikatoren

nicht stellvertretend für alle Arten von Pathogenen das hygienische Risiko mit gleicher

Zuverlässigkeit wiedergeben. Bakterielle Indikatoren beispielsweise gestatten nur

unzureichend die Beurteilung eines hygienischen Risikos durch enterale Viren.

Verstärkt wird dies durch unterschiedliche Persistenzen der jeweiligen Pathogenen

innerhalb der Abwasserreinigung, der Umwelt und verschiedener Hygienisierungs-

Page 20: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

20

methoden. Akzeptiert man diese Abstriche, so gestatten bakterielle Fäkalindikatoren

eine überschlägige Bewertung. Etablierte bakterielle Fäkalindikatoren sind Escherichia

coli (E. coli) und intestinale Enterokokken.

Escherichia coli Bakterien leben im Darm des Menschen und warmblütiger Tiere. Die

meisten E. coli Stämme sind harmlos, einige hingegen können Durchfallerkrankungen

auslösen. Ihre Anwesenheit gilt als Zeichen einer fäkalen Verunreinigung und zeigt die

Wahrscheinlichkeit des Vorkommens von Infektionserregern an. Enterokokken sind

kugelförmige Bakterien, von denen einige ein wichtiger Bestandteil der tierischen und

menschlichen Darmflora sind. Sie zeichnen sich durch eine größere Resistenz

gegenüber Chemikalien (u. a. Desinfektionsmitteln, insbesondere Chlorung) aus

[Guderian 2000]. Eine Sonderstellung nehmen Salmonellen ein. Der Salmonellose wird

vom Gesetzgeber als seuchenhygienisches Risiko durch ihre Übertragbarkeit zwischen

Mensch und Tier besondere Beachtung erteilt. Salmonellen werden zur hygienischen

Beurteilung bestimmt, sind aber selbst keine Indikatororganismen.

Ein praxistauglicher viraler Indikator wurde bisher noch nicht gefunden. Diskutiert wird

die Anwendung von Bakteriophagen. Diese simulieren das Verhalten von Viren in der

Umwelt besser als bakterielle Fäkalindikatoren [Dizer et al. 2004]. Dagegen spricht

aber nach WOLF (2005), dass Bakteriophagen durch einen gewissen Anteil der

Bevölkerung mehr oder weniger immer ausgeschieden werden, wohingegen das für

Viren i.d.R. nur durch infizierte Personen und für eine kurze Zeitspanne geschieht. Eine

Beurteilung kann derzeit nur durch die Untersuchung auf pathogene Viren selbst

erfolgen. Eine Anwendung für die Überwachung des Anlagenbetriebes ist somit nicht

möglich. Der derzeitige Stand zur Beurteilung einer viralen Gefährdung in der

Verwendung von Brauchwasser ist unzureichend.

Wurmeier haben durch ihre Eigenschaft als resistenteste parasitäre Dauerstadien eine

besondere seuchenhygienische Bedeutung. Bei der Anwendung als Bewässerungs-

wasser entsprechend DIN 19650 dürfen in den ersten drei Eignungsklassen keine

potentiell infektiösen Stadien von Mensch- und Haustierparasiten nachweisbar sein.

Indikatoren sind pathogene Helminthen oder deren Dauerformen selbst. Nach [EPA

2004] wird die Summe aller Helminthen-Eier herangezogen, um eine Bewertung zur

Wiederverwendung vorzunehmen. Entsprechend der DIN 19650 erfolgt eine

Untersuchung für Darm-Nematoden oder Stadien von Taenia. Untersuchungen auf

Helminthen und / oder deren Eier sollten für eine hygienische Beurteilung von

Bewässerungswasser öffentlicher Einrichtungen regelmäßig die bakteriologischen

Indikatoren ergänzen.

Parasitäre Indikatoren für Protozoen sollten zusätzlich in warmen bzw. tropischen

Regionen, in denen das Brauchwasser für Bewässerungszwecke des Nahrungsanbaus

Page 21: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 21

verwendet wird, bestimmt werden. Nach REDDER (2007) ist für Deutschland das Risiko

einer durch Abwasser verursachten Epidemie durch Protozoen bei Einhalten eines

Grenzwertes für Helminthen Eier (≤1/L) so gering, dass keine Nachweisgrenze für

Protozoen eingeführt werden muss. Die WHO gibt an, dass sich die Sporen des

Bakteriums Clostridium perfringens als anwendbares Modell für Cryptosporidium

Oozysten und Gardia Zysten eignen [WHO 2006].

Eine Zusammenfassung von Indikatoren für verschiedene Überwachungszwecke aus

Sicht des Verfassers stellt Tab. 2.2 dar.

Tab. 2.2: Übersicht möglicher hygienischer Indikatoren der Überwachung

Indikator Nachweis der Desinfektionsleistung /

des WirkprinzipAnlagen < 50 EW

(KKA)Anlagen > 50 EW oder öffentliche Anlagen

Entwicklung / Prüffeldnachweis

Bakterien E. coli, E. coli, E. coli,intestinale

Enterokokkenintestinale Enterokokken, intestinale Enterokokken

Salmonellen Salmonellen

Viren - - Somatische Coliphagen oder F+ RNA Coliphagen

Protozoen - - Clostridium perfringens-Sporen

Helminthen - direkte Bestimmung von Helminthen (z.B. Ascaris, Trichuris) und / oder von Lebenstadien (Taenia)

direkte Bestimmung von Helminthen (z.B. Ascaris, Trichuris) und / oder von Lebenstadien (Taenia)

Überwachung des Routinebetriebes

Page 22: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

22

2.1.4 Grenzwerte für den Einsatz von Brauchwasser

Anlage 3 bietet eine Übersicht nationaler und internationaler Normen bzw. Richtlinien

zur Wiederverwendung von Brauchwasser. Diese Zusammenstellung zeigt, dass

einheitliche Anforderungen in Übereinstimmung der verschiedenen Richtlinien nicht

existieren.

Nachfolgend wird vom Verfasser ein Vorschlag zur Bewertung der in dieser Arbeit

untersuchten Verfahren erstellt, der relevante Grenz- und Richtwerte der einzelnen

Richtlinien vereint und an die Spezifik der angestrebten Haupteinsatzfelder Betriebs-

und Bewässerungswasser angepasst ist. Tab. 2.3 zeigt diese Empfehlung auf.

Tab. 2.3: Zusammenfassung der Anforderungen an Betriebs- und Bewässerungswasser

Qualität *1 Qualität *2

faecel coliforme Keime [n/100mL] 100 200 2.000intestinale Enterokokken [n/100mL] 100 100 400

Salmonellen [n/100mL] n.n. n.n. n.n.

Wurmeier *3 [n/1L] n.n. n.n. <1

CSB [mg/L] 90 90 150BSB5 [mg/L] 20 20 40

NH4-N [mg/L] 10 10 o.A.

Nanorg. [mg/L] 25 o.A. o.A.

T-P [mg/L] 2 o.A. o.A.

AFS [mg/L] 10 10 20

pH - 6 - 9 6 - 9 6 - 9Sauerstoffsättigung [%] 50 50 50

Geruch geruchlos geruchlos weitgehend geruchsfrei

freies Chlor [mg/L] - <1 <1o.A. ohne Anforderung; n.n. nicht nachweisbar*1 - öffentliche Parkanlagen / Hotelanlagen, bei denen ein direkter Kontakt mit dem Brauchwasser

1. Hygienische Parameter

Verwendungszweck BetriebswasserBewässerungswasser

*3 - direkte Bestimmung von Helminthen (z.B. Ascaris, Trichuris ) und / oder von Lebensstadien (Taenia )

2. Kohlenstoff

3. Nährstoffe

4. Feststoffe

5. sonstige

(Arbeiter und Besucher) oder Aerosolverbreitung (bei Beregnung) möglich ist

- Bewässerungen von Freilandkulturen für den Rohverzehr (bis 2 Wochen vor Ernte)*2 - nicht zum Verzehr bestimmte Gewächshauskulturen / Obst und Gemüse zur Konservierung / andere Freilandkulturen und Grünflächen ohne Einschränkung

Aus hygienischer Sicht (vgl. Anlage 3) wird als Grundlage der höchsten mikro-

biologischen Anforderung der Grenzwert für KKA der Klasse +H erfasst und mit Werten

für weitere Indikatoren der WHO und DIN 19650 ergänzt. Weitere Parameter

entsprechend Tab. 2.3 vereint die Empfehlungen zur Anwendung von Betriebswasser

für eine lange Lagerfähigkeit sowie Anforderungen aus ästhetischer Sicht zur

Steigerung der Akzeptanz von Brauchwasser nach [fbr H 201] und

[SenBauWohn 2003]. Während für Bewässerungswasser keine Anforderungen an eine

Page 23: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 23

Nährstoffreduktion (N, P) erfolgt, sollten diese für die Anwendung als Betriebswasser

reduziert werden, um eine Biofilmbildung in den Lagereinrichtungen und im

Rohrleitungssystem zu verringern. Die Anforderungen bezüglich freien Chlors für

Bewässerungswasser wurden [EPA 2004] entnommen, in der dargestellt ist, dass eine

Reihe von Pflanzen über diesem Grenzwert Schaden nehmen.

Die in Tab. 2.3 erfassten Empfehlungen zeigen im Vergleich mit den in dieser Arbeit

unter Kapitel 2.2.2 stichprobenartig überprüften Reinigungsleistungen konventioneller

KKA, dass die Parameter der Punkte 2 – 5 im Wesentlichen eingehalten werden

können (vgl. Abb. 2.5). Weitergehende Reinigungsleistungen können durch Anlagen

der Ablaufklasse D (Anlagen mit zusätzlicher Denitrifikation) bzw. +P (mit zusätzlicher

Phosphorelimination) erzielt werden. Hauptaufgabe in der Erzeugung

wiederverwendbaren Brauchwassers ist daher die Verbesserung des hygienischen

Zustandes des Abwassers (Parameter des Punktes 1 der Tab. 2.3) durch

Desinfektionsmaßnahmen, z.B. mittels der in dieser Arbeit untersuchten Verfahren.

2.2 Dezentrale Abwasserbehandlung und Kleinkläranlagen

2.2.1 Konventionelle dezentrale Abwasserbehandlung

Dezentrale Anlagen in Form von KKA reinigen ortsnah das Abwasser eines Haushaltes

bzw. Grundstückes. Während das Abwasser durch KKA vor Ort behandelt wird,

werden in semi-zentralen Systemen die Abwässer mehrerer Grundstücke oder ganzer

Siedlungsgebiete in kleinen Transportnetzen gesammelt und der Kläranlage zugeführt.

Gemeinsam ist beiden, dass ausschließlich Abwasser behandelt wird. Regenwasser

wird diesen Systemen nicht zugeführt.

Konventionelle dezentrale und semi-zentrale Systeme haben dabei, vergleichbar mit

zentralen Systemen, die Wahrung der Ortshygiene durch Sammlung und Ableitung der

Abwässer zur Behandlungsanlage und die Aufbereitung zur weitgehend ökologisch

schadlosen Abgabe in den natürlichen Wasserkreislauf zum Ziel.

Positive Aspekte der dezentralen Abwasserreinigung sind nach WILDERER (2001):

- die Behandlung vor Ort,

- die geringen Kosten für den Bau der Kanalisation,

- die schnelle technische und bauliche Realisierbarkeit der KKA,

- die getrennte Erfassung von häuslichem Abwasser und Regenwasser,

- keine weitere negative Beeinträchtigung des Grundwasserspiegels, da das

gereinigte Abwasser direkt vor Ort versickert werden kann.

Page 24: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

24

Nachteilig wirkt sich hingegen aus, dass die Betreiber dieser Anlagen in der Regel

keine Fachkunde besitzen und somit die Wartung durch eine Fachfirma zwingend

notwendig ist. DORGELOH et al. (2005) stellten fest, dass mit KKA die gesetzlichen

Anforderungen an die Reinigungsleistung erfüllt werden können:

- wenn ein ordnungsgemäßer Einbau inklusive Montage erfolgt,

- wenn die Betreiber Aufgaben im Rahmen der Eigenkontrolle auch tatsächlich

übernehmen,

- die fachkundige Wartung der Anlagen zwingend vorgeschrieben ist

- und die Überwachung sowohl der Erfüllung der Betreiberpflichten als auch der

Wartung flächendeckend umgesetzt wird.

STRAUB (2008) belegt mit umfangreichen Praxiswerten, dass KKA unter den zuvor

genannten Bedingungen in der Lage sind, die derzeit geforderten Grenzwerte der

Größenklasse 1 und Ammonium-Stickstoffwerte (NH4-N) der Größenklasse 3 nach der

AbwV (2004) im Mittel einzuhalten. Die Mindestanforderungen an die Reinigungs-

leistung von Kläranlagen der Größenklasse 1 und an KKA zeigt Tab. 2.4. In

Vorbereitung ist derzeit der Entwurf einer Verordnung zum Schutz des Grundwassers

(Grundwasserverordnung, GrwV – Stand 9.12.2009). Nach dieser kann eine Behörde

die Einleitung von Schadstoffen zulassen, wenn „beim Umgang mit

wassergefährdenden Stoffen die jeweils maßgebenden Regeln der Technik und der

guten fachlichen Praxis eingehalten werden“. Fraglich bleibt, ob die Regeln der

Technik von KKA, welche sich auf die regulären Überwachungswerte beziehen, auch

auf die Schadstoffe im Sinne der GrwV übertragen werden können.

Tab. 2.4: Übersicht der Mindestablaufanforderungen der Klasse C für KKA [DIBt 2006]

Reinigungs- klasse

faecel coliforme Keime

CSB BSB5 NH4-N Nanorg. AFS

[n/100mL] [mg/L] [mg/L] [mg/L] [mg/L] [mg/L]

C 150* / 100** 40* / 25** 75*

*ermittelt aus der qualifizierten Stichprobe

**ermittelt aus der 24-h Mischprobe

Page 25: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 25

2.2.2 Kleinkläranlagentypen und deren Leistungsfähigkeit

Die Abwasserbehandlung durch KKA erfolgt in mehreren verfahrenstechnischen

Schritten. Das Abwasser passiert eine Reihe von verschiedenen Reinigungsstufen, in

denen jeweils unterschiedliche Reinigungsschritte ablaufen. In der Mehrzahl der

Anlagensysteme erfolgen eine mechanische Vorreinigung, eine biologische

Behandlung und eine mechanische Nachklärung. In der Vorklärung werden

aufschwimmende und absinkende Abwasserinhaltstoffe abgetrennt und in der

biologischen Stufe die gelösten organischen Inhaltsstoffe durch suspendierte oder

sessile Biomasse verstoffwechselt. In der Nachklärung wird die in der Biologie

gebildete Biomasse sedimentiert, in die Biologie zurückgeführt oder in den Schlamm-

speicher gefördert.

Eine Übersicht der verschiedenen Kläranlagenverfahren zeigt Tab. 2.5. Einige der

dargestellten Systeme (z.B. SBR-Anlagen) können auf eine Nachklärung verzichten

und führen die Trennung des gereinigten Wassers von der Biomasse innerhalb des

Bioreaktors durch. Naturnahe Biofilmverfahren benötigen ebenfalls kein

Nachklärbecken, da bei diesen Anlagen die Biomasse im Bodenkörper zurückgehalten

wird.

Während in technischen Anlagen der Sauerstoff durch Pumpen, Verdichter oder die

Bewegung von Besiedlungsflächen eingetragen wird, existieren naturnahe Verfahren,

die ohne eine Zwangsbelüftung auskommen. In diesen Verfahren bildet eine belebte

Bodenzone den Besiedlungsraum für Bakterien. Pflanzen lockern bei diesen Anlagen

den Boden auf und ermöglichen den Sauerstofftransport in die Bodenzone.

Tab. 2.5: Einteilung der Behandlungsverfahren von KKA

naturnah

Durchflussanlagen Teichkläranlagen Rotationstauchkörper bepflanzte BodenfilterSBR-Anlagen Walzentauchkörper PflanzenkläranlagenMembranbelebung Scheibentauchkörper unbepflanzte Bodenfilter

Festbettreaktoren Bodenkörperfilterschachtberieselt (Tropfkörper)getauchtmit Filterwirkung (Biofilter)

freibewegliche AufwuchskörperSchwebebettWirbelbett / Fließbett

kombinierte Verfahren

technisch

Verfahren mit suspendierter Biomasse Verfahren mit sessiler Biomasse

technisch naturnah

Page 26: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

26

Entscheidend für den Behandlungserfolg der Desinfektion des Anlagenablaufs zur

Brauchwassergewinnung ist zwangsläufig die Reinigungsleistung der KKA.

Im Vorfeld dieser Arbeit wurde daher das Leistungsspektrum konventioneller KKA

betrachtet und der Ablauf auf relevante Parameter einer Brauchwasserbehandlung

bewertet. Untersucht wurden stabil funktionierende und regelmäßig gewartete KKA.

Alle Anlagen zeichneten sich durch eine geringe Unterlastsituation bei guten bis sehr

guten Ablaufwerten aus. Die reguläre Anlagenwartung erfolgte zweimal im Jahr durch

ein DWA zertifiziertes Unternehmen und wurde durch die anlagenspezifischen

Eigenkontrollen der Betreiber begleitet. Ausgewählt wurden Anlagen mit den

niedrigsten Reinigungsanforderungen (Klasse C, vgl. Tab. 2.4). Ordnungsgemäß

funktionierende Anlagen dieses Typs zeigen die höchsten Auslegungsanforderungen

einer Brauchwassererzeugung auf. Untersucht wurden einstufige Pflanzenkläranlagen

(PKA), Tropfkörper- (TK), SBR-, Festbett- (FB) und Wirbelbettanlagen (WB) mit einem

Anschlussgrad von maximal 8 Einwohnern. Ausgewählt wurden je Klärsystem zwei bis

drei Anlagen. Im Abstand von vier Wochen fand an jeder Anlage die Beprobung der

Vorklärung sowie des fließenden Ablaufs statt. Die Medianwerte der Untersuchungen

für die Parameter CSB, BSB5 und NH4-N stellt Abb. 2.5 dar.

48,3

29,4

81,877,6

54,6

5,0 3,0

9,7

4,56,1

12,7

7,5 9,4

4,1

14,5

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FB PKA SBR TK WB

Medianwerte der Ablaufuntersuchungen [m

g/L]__

CSB

BSB5

NH4-N

BSB5

NH4-N

CSB

Abb. 2.5: Darstellung der CSB, BSB5 und NH4-N Konzentrationen im Ablauf untersuchter

KKA von verschiedenen Verfahren

Page 27: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 27

Die Untersuchungen konnten bestätigen, dass die überprüften Verfahren bei

ordnungsgemäßem Betrieb und regelmäßiger, fachgerechter Wartung die geforderten

Ablaufwerte (siehe Tab. 2.4) einhalten und deutlich unterschreiten können. Die

Anlagen erfüllen zudem schon weitgehend die Anforderung an die verschiedenen

Brauchwassereinsatzmöglichkeiten entsprechend Tab. 2.3.

Weiterhin war von Interesse, welche Ausgangskonzentration der mikrobiologischen

Indikatoren an den jeweiligen Anlagensystemen vorliegen und ob es unter den

einzelnen Kleinkläranlagentypen diesbezüglich Unterschiede gibt. Betrachtet wurde der

mikrobiologische Indikator E. coli und gesamtcoliforme Bakterien (vgl. Abb. 2.6)

1,0E+00

1,0E+01

1,0E+02

1,0E+03

1,0E+04

1,0E+05

1,0E+06

FB PKA SBR TK WB

E. coli und Gesamtcoliform

e [n/100mL]

E. coli

Gesamtcoliforme

E. coli

Abb. 2.6: Darstellung der Konzentration von E. coli und gesamtcoliformer Bakterien im

Ablauf untersuchter KKA von verschiedenen Verfahren

Die Ergebnisse zeigten, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen KKA-

Verfahren gering sind. Die Ergebnisse bestätigen ebenfalls die Erkenntnisse von

AL JIROUDI (2005) und HAGENDORF et al. (2004), dass einstufige PKA Keime nicht

deutlich besser reduzieren.

Es konnte zwar aufgezeigt werden, dass alle KKA-Verfahren Fäkalindikatoren

reduzieren, die hygienischen Anforderungen von Tab. 2.3 werden jedoch nicht erfüllt.

Page 28: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

28

2.2.3 Neuartige Sanitärsysteme

Im Gegensatz zu dem in dieser Arbeit angestrebten Ziel, den Anlagenablauf

konventioneller Klärverfahren direkt als Brauchwasser aufzubereiten, bestehen

Entwicklungen, die Abwasserbehandlung in ihren Grundzügen zu verändern.

Nachfolgend werden diese Systeme vorgestellt. Weiterhin wird aufgezeigt, warum

diese für KKA derzeit keine Alternative darstellen.

Neuartige Sanitärsysteme (NASS) basieren auf der getrennten Erfassung und

Behandlung von Teilströmen [Oldenburg et al. 2008]. Alternativ wird auch der Begriff

NoMix angewandt.

Diese Systeme können auf nachfolgenden Herangehensweisen basieren:

- Trennung und separate Behandlung aller Stoffkreisströme des Abwassers

(zum Beispiel durch sanitäre Trockensysteme mit Urinseparation),

- Teilentnahme von Stoffströmen zur Aufbereitung und Wiederverwendung (zum

Beispiel durch den Einsatz von Trenntoiletten).

Häusliches Abwasser besteht aus verschiedenen Abwasserteilströmen. Es setzt sich

aus Schwarz- und Grauwasser zusammen. Schwarzwasser kann zudem in Gelb- und

Braunwasser untergliedert werden. Während Gelbwasser die Summe aus Spülwasser

und anfallendem Urin ist, bezeichnet Braunwasser den mit Spülwasser und Fäkalien

versetzten Abwasserstrom. Grauwasser hingegen ist Abwasser aus Wasch- und

Reinigungsstrecken ohne Verunreinigungen durch Fäkalien (z.B. aus Küche, Bad,

Waschbecken, Dusche, Waschmaschine).

Die Teilung der Stoffströme ermöglicht nach LONDONG (2000), nährstoffarmes Grau-

wasser durch einfache Techniken zu reinigen und anschließend wieder zu verwenden

und auf der anderen Seite die nährstoffreichen Stoffströme Braun- und Gelbwasser in

Dünger zu überführen.

Es bestehen Bestrebungen, diese Konzepte in den dezentralen und semi-zentralen

Bereich zu integrieren. In den vergangen Jahren wurde eine Reihe von Pilotprojekten

realisiert und in der Literatur beschrieben [Oldenburg et al. 2003], [Werner et al. 2005],

[Staben 2008], [Christ 2003]. [Peter-Fröhlich et al. 2004], [Peter-Fröhlich et al. 2008].

Diese Projekte zeigen jedoch, dass vor einem praktischen Einsatz noch eine Vielzahl

von Problemen zu lösen ist. Neben Akzeptanzschwierigkeiten stehen technische

Hürden vor einem großflächigen Einsatz. Verbesserungen an den Toilettensystemen

und Grobstofffiltern sind ebenso wie neue Lösungen der Stoffstromableitungen ohne

Ablagerungen in den Rohrleitungen zu entwickeln. Hindernisse ergeben sich ebenfalls

in der aufwendigen Installation des Ableitungssystems. Weiterhin werden für diese

Page 29: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 29

Lösungen getrennte Behandlungsanlagen für das Schwarz- und Grauwasser benötigt,

wodurch höhere Investitions- und Betriebskosten entstehen. Ein höherer Platzbedarf

von NASS ist ein weiterer Nachteil im Gegensatz zu der konventionellen Behandlung

des gesamten Abwasserstroms in einer KKA. KAUFMANN-ALVES et al. (2008) stellen

fest, dass ein kurzfristiger Umstieg auf alternative, nachhaltige Konzepte mit

Stoffstromtrennung nicht ohne weiteres flächendeckend umsetzbar ist. NASS müssen

im Vorfeld in konkrete Planungsaufgaben einbezogen werden. Jedoch schätzen selbst

Hersteller von NoMix- Systemen den zukünftigen Markt als gering ein [Udert 2007].

Zusammenfassend sind diese Systeme keine Alternative zur Ertüchtigung bestehender

KKA. Für Neubauten müssen erst verbesserte technologische Lösungen entwickelt

werden, bevor diese Systeme Anwendung finden könnten.

2.3 Desinfektion des Anlagenablaufs von KKA –

Literaturrecherche

2.3.1 Anforderungen an ein Desinfektionsverfahren zur Brauch-

wassererzeugung für KKA

Wichtigstes Ziel ist eine stabile Desinfektionsleistung mit hoher Funktionssicherheit.

Weiterhin müssen diese Verfahren genügend Leistungsreserven aufweisen, um die

stark schwankenden Zuflüsse einer KKA zu verarbeiten. Wechselnde Reinigungs-

leistungen der KKA sind ohne Leistungseinbrüche der Desinfektionsleistung zu

bewältigen. Eine Veränderung des Abwassers durch die Erzeugung gefährlicher

Desinfektionsnebenprodukte (DNP) ist aus Umweltsicht auszuschließen. Melde-

funktionen müssen den Nutzer über mögliche Probleme informieren und Sicherheits-

einrichtungen eine Verwendung bedenklichen Wassers verhindern. Die Anlagentechnik

ist wartungs- und bedienerfreundlich zu konzipieren. Das gereinigte Abwasser muss

geruchlos, trübungsarm und farblos sein. Eine Brauchwassererzeugung sollte zudem

Abwasser in den geforderten Mengen bereitstellen können, welches darüber hinaus die

Möglichkeit einer Bevorratung über einen spezifischen Zeitraum ohne Qualitäts-

minderung bieten muss. Das Brauchwasser muss hierfür ein geringes Wieder-

verkeimungspotential besitzen.

Geringe Investitions- und Betriebskosten besitzen bei den Betreibern einen hohen

Stellenwert. Die laufenden Betriebskosten einer Brauchwasseraufbereitungsanlage

ergeben sich aus den entstehenden Kosten für Betriebsmittel (Energie und

gegebenenfalls Chemikalien), Wartung, Investitionsbedarf für Verschleißteile sowie

Page 30: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

30

möglichen Kosten für die Behebung technischer Defekte. Robuste, einfache und

langlebige Anlagentechnik hilft, die laufenden Kosten betreiberfreundlich zu gestalten

und die Wartungskosten zu senken.

Abb. 2.7 verdeutlicht die Verknüpfung von Anforderungen an das Verfahren, an dessen

Desinfektion und an die entstehenden Kosten, um die Akzeptanz bei Betreibern und

Behörden zu erhöhen.

Abb. 2.7: Darstellung der Anforderungen an ein Desinfektionsverfahren für KKA

Page 31: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 31

2.3.2 Übersicht bekannter Desinfektionsverfahren

Nach HAGENDORF et al. (2004) stehen technische und naturnahe Verfahren zur

Verfügung, sofern die verschiedenen mikrobiologischen Leit- und Grenzwerte in den

jeweiligen Nutzungsarten überschritten werden und eine Desinfektion erforderlich ist.

Eine Klassifizierung technischer Verfahren kann weiterhin in chemische oder

mechanisch / physikalische Verfahren erfolgen.

Chemische und elektrochemische Verfahren werden in Verfahren, die externe

Chemikalien dosieren, oder in Verfahren, die am Einsatzort die benötigten

Desinfektionsmittel erzeugen, unterschieden. Die Vor-Ort-Erzeugung kann in einem

separaten Reaktor (ex-situ Betrieb), im Bypass oder in einem Durchflussreaktor mit

dem zu behandelnden Medium erfolgen (in-situ Betrieb).

Einen Überblick über die Einteilung bekannter Desinfektionsverfahren gibt Abb. 2.8.

Teichanlagen UV-Bestrahlung Dosierung externer Chemikalien

Bodenfilter Thermische Behandlung - Chlorung:bewachsen Autoklavieren - Chlorgasunbewachsen Pasteurisierung - Natriumhypochlorit

FilterverfahrenEinschichtfilter -Mehrschichtfilter

Membranfiltration In-situ / Ex-situ BetriebMikrofiltration - Chlorung:Ultrafiltration - Chlor oder ChlorgasNanofiltration - NatriumhypochloritUmkehrosmose - Calciumhypochlorit

- Natriumchloridlösung- Chlordioxid

- Ozonung- elektrochemische Erzeugung

technische Verfahrennaturnahe Verfahren

Peressigsäure- oder Wasserstoffperoxid-Anwendung

- Calciumhypochlorit

Mechanische / Physikalische Verfahren

Chemische / Elektrochemische Verfahren

Abb. 2.8: Einteilung der Desinfektionsverfahren

Page 32: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

32

Vor- und Nachteile einzelner Desinfektionsverfahren werden nachfolgend in Tab. 2.6

zusammengefasst.

Tab. 2.6: Vergleich der Desinfektionsverfahren

- umweltfreundlich - kein Depoteffekt- keine Bildung von DNP - beschränkte Abbauleistung mit- stark jahreszeitlichem Einfluss

- hoher Platzbedarf

- -

--

- kompakte Bauweise- effektive Desinfektion - kein Depoteffekt- keine Resistenzbildung - benötigt ggf. Vorbehandlung

- effektive Desinfektion - kostenintensiv- - betriebsintensiv

- umweltfreundlich - kein Depoteffekt- effektive Desinfektion -- keine Bildung von DNP- - hohe Investitionskosten

- geringe Investitionskosten - hohe Sicherheitsanforderungen- - effektive Desinfektion -

- Bildung eines Depoteffekts- einfache Dosierung - Resistenzbildung möglich

- Anteil hypochloriger Säure pH abhängig#

- - Bildung eines Depoteffekts -- keine Chemikalien- bevorratung- kompakte Bauweise - Resistenzbildung möglich- effektive Desinfektion -

#

Chlor-Elektrolyse

hoher Wartungs- und Betriebsaufwand

Bildung toxikologischer DNP (z.B. halogenierter DNP, Bromat u. Chlorat)

Anteil hypochloriger Säure pH abhängig

Bildung toxikologischer DNP (z.B. halogenierter DNP)

Vorteile Nachteile

Desinfektionswirkung auch gegen agglomerierte Keime

geringe Betriebs- und Investitionskosten

Mechanische / Physikalische Verfahren

naturnahe Verfahren

Teichanlagen undBodenfilter

Chlorgas

UV-Bestrahlung

Thermische Behandlung

Membranfiltration

Chlorung

Chemische / Elektrochemische Verfahren

keine Bildung halogenierter DNP

zusätzliche Reduktion von AFS

ohne Einsatz von Chemikalien

technische Verfahren

hoher Wartungsaufwand der Strahler

hohe Anforderungen: AFS < 20 mg/L, Transmission mindestens 55

Page 33: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 33

#

- Chlordioxid - Bildung eines Depoteffekts - Chlorit- Chloratbildung möglich- keine Chloraminbildung - Resistenzbildung möglich- pH unabhängig -- effektive Desinfektion #

- effektive Desinfektion - beschränkter Depoteffekt- - DNP Bildung (Bromat)

- hohe Sicherheitsanforderungen

- effektive Desinfektion - hohe Konzentration erforderlich- einfache Dosierung - Katalysator erforderlich- pH unabhängig

Wasserstoff- peroxid

OzonungReduktion schwer- abbaubarer organischer Spurenstoffe

hohe Sicherheits-anforderungen

Vorteile Nachteile

Die Zusammenfassung zeigt, dass alle Verfahren Vor- und Nachteile besitzen. Ein

Verfahren ohne Nachteile existiert nicht, so dass die Eignung eines Verfahrens erst im

Abgleich mit dem angestrebten Einsatzgebiet und dessen speziellen Anforderungen

bewertet werden kann.

In der Desinfektion von Kläranlagenabläufen der zentralen Abwasserbehandlung

haben sich als bewährte Verfahren aus dem technischen Bereich die UV-Bestrahlung,

Membranfiltration, Ozonung und Chlorung etabliert.

Tab. 2.7: Bewertung von Verfahren der Abwasserdesinfektion [ATV-M205], [Popp et al.

2004], [Strunkheide 2005]

Desinfektions- verfahren

Desinfektions- wirkung

Depotwirkung der Desinfektion

Betriebs- erfahrungen

Umwelt- verträglichkeit

UV-Bestrahlung + - ++ + 0,03 - 0,05

Membranfiltration ++ - - ++ 0,20 - 0,82

Ozonung + +/- + - 0,05 - 0,18

Chlorung ++ ++ ++ - 0,04 - 0,06

Naturnahe Verfahren +/- - +/- ++ 0,01 - 0,03

Kosten [€/m³]

Die Bewertung entsprechend Tab. 2.7 kann in gewisser Weise auch für die

angestrebte Desinfektion von Kleinkläranlagenabläufen und kleineren Anlagen

angewandt werden. Die angegeben spezifischen Behandlungskosten werden hingegen

bei kleintechnischen Anlagen nicht zu realisieren sein.

Page 34: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

34

2.3.3 Marktüberblick der Desinfektion von Kleinkläranlagenabläufen

2.3.3.1 Etablierte Verfahren und Zulassungsüberblick

Eine Vielzahl von Herstellern beantragte in den letzten Jahren allgemeine

bauaufsichtliche Zulassungen für KKA mit zusätzlicher Hygienisierung (Klasse +H).

Anlage 4 bietet eine Übersicht dieser Hersteller. Ein Einsatz von KKA der

Ablaufklasse +H mit dem Ziel der Abwasserwiederverwendung findet in Deutschland

jedoch nur in begrenztem Maße statt. Vielmehr erfolgt der Einsatz dieser Anlagen in

Gebieten, in denen eine dezentrale Abwasserbehandlung mit KKA nur mit zusätzlicher

Hygienisierung aus Gründen des Gewässer- und Bodenschutzes erfolgen kann.

Karstgebiete und Gebiete mit klüftigem Untergrund enthalten Grundwasserreserven,

auf die zur Sicherung der Trinkwasserversorgung nicht verzichtet werden kann [LfU-

Bayern 2008].

Etabliert haben sich als technische Verfahren, im Gegensatz zum Bereich großer

zentraler Kläranlagen, bisher nur die Membranfiltration und UV-Bestrahlung.

Mehrstufige naturnahe Lösungen in Form von Sand- und Bodenfiltern, in bewachsener

und unbewachsener Form, könnten ebenfalls zur Brauchwassergewinnung eingesetzt

werden. WWT (2003) stellen einige Hersteller und die jeweiligen Pflanzenkläranlagen

vor. PHYTOFILT-E Anlagen der Fa. BIOFILT GmbH werden mit der Möglichkeit zur

Brauchwassererzeugung für Bewässerung und Toilette beworben [Biofilt 2009].

Anlagen dieses Herstellers wurden durch SALOMO et al. (2008) untersucht und deren

Potential zur Keimzahlverringerung bestätigt. Ein Einsatz dieser Anlagen zur gezielten

Brauchwassererzeugung mit Praxisbeispielen konnte nicht in Erfahrung gebracht

werden.

2.3.3.2 Bewertung der etablierten Verfahren

Nachteilig wirkt sich derzeit bei allen angewandten Verfahren im KKA-Bereich aus,

dass entsprechend den erteilten Zulassungen im Rahmen der Wartung kein Nachweis

hygienisch relevanter Parameter vorgeschrieben ist. Nur die zuständigen

Genehmigungsbehörden könnten eine regelmäßige Bestimmung hygienischer

Parameter verlangen, orientieren sich aber an den Wartungsinhalten der Zulassungen.

Praxiswerte über die Hygienisierungsleistung und die Betriebssicherheit dieser

Anlagen liegen bisher nicht vor.

Page 35: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 35

UV-Bestrahlung im Einsatz bei KKA

Bei der UV-Bestrahlung muss kritisch hinterfragt werden, ob die im Rahmen eines

Prüffeldtests erzielten hygienischen Reinigungsleistungen in der Praxis erbracht

werden. Diese Vermutung wird durch fehlende Vorbehandlungsmaßnahmen, welche

durch das DIBt nicht gefordert und von den Herstellern nicht eingesetzt werden,

gestärkt. Die Hauptkritik richtet sich daher an eine zu geringe Reglementierung

abfiltrierbarer Stoffe. Das der UV-Bestrahlung zufließende mechanisch und biologisch

gereinigte Abwasser darf bei der Klasse N+H und D+H bis zu 50 mg/L und bei der

Klasse C+H sogar bis zu 75 mg/L an abfiltrierbaren Stoffen aufweisen (vgl. Anlage 3).

Dies liegt deutlich über den in der ATV-M205 empfohlenen Zulaufqualitäten einer UV-

Bestrahlung. STRAUB (2008) berichtet nach einem umfangreichen Marktüberblick, dass

bei einigen SBR-Anlagen systembedingt die Abpumptechnik das Mitreißen von

Schwebstoffen fördert. GOLDBERG (2007) zeigt auf, dass die bisher zugelassenen

Anlagen mit einer Hygienisierung durch UV-Bestrahlung ausnahmslos SBR-Anlagen

sind. Selbst der Marktführer im Bereich der SBR-Technik bei KKA in Deutschland führt

an, dass sich Schlamm während der Belüftungsphase in den Fördereinrichtungen

absetzen und sammeln kann. In der Klarwasserabzugsphase kann der Wert an

absetzbaren Stoffen hierdurch stark erhöht sein [ATB 2009].

Einige Hersteller gewähren eine sichere Hygienisierung daher nur bei Transmission

von 70 % und einer Bestrahlungsdosis von mindestens 400 J/m² [Z-55.3-175]. Nach

Angaben der Fa. UMEX wird für eine kostengünstige Abwasserdesinfektion ein Zulauf

mit einer Konzentration abfiltrierbarer Stoffe kleiner 10 mg/L empfohlen [UV-EL 2009].

Nach Untersuchungen von SCHÖLER (2004) können höhere Konzentrationen an

abfiltrierbaren Stoffen bis zu einem gewissen Behandlungserfolg durch eine höhere

Bestrahlungsdosis ausgeglichen werden. Angewandt werden von den Herstellern

maximale Bestrahlungsdosen von 400 bis 800 J/m². Durch die fehlende

vorgeschriebene Vorbehandlung kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass

durch Schlammabtrieb im Ablaufwasser, zum Beispiel in der Folge von Bläh- und

Schwimmschlammproblemen, die hygienischen Anforderungen selbst bei den

vorgegebenen Bestrahlungsdosen nicht eingehalten werden. Die vorgeschriebene

Bestrahlungsdosis wird weiterhin nur bei regelmäßig und ordnungsgemäß gewarteten

Strahlern erzielt. Technische Maßnahmen gegen ein Fouling an der

Schutzrohrverglasung der Strahler werden nicht angewandt. Im Rahmen der Wartung

muss daher mit sicherheitsrelevanten Chemikalien die Reinigung manuell durchgeführt

werden. Eine fehlende oder unsachgemäße Reinigung führt zwangsläufig zu einer

geminderten Hygienisierungsleistung. Ein weiterer Nachteil ist der fehlende Depoteffekt

nach einer UV-Bestrahlung.

Page 36: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

36

Vorteile des Einsatzes von UV-Strahlern entstehen durch dessen geringe

Investitionskosten und die sehr kompakte Bauform. Diese ermöglicht es, die UV-

Bestrahlung sowohl in den Anlagen, als auch außerhalb zu betreiben. Abb. 2.9, Abb.

2.10 und Abb. 2.11 zeigen einige Ausführungen im Kleinkläranlagenbereich.

Abb. 2.9: Ausführung

Fa. ATB [ATB 2007]

Abb. 2.10: Modul der Fa. LKT

[LKT 2009]

Abb. 2.11: Modul der Fa.

BATCHPUR [batchpur 2009]

Membranfiltration im Einsatz bei KKA

Die etablierten Membranfiltrationsverfahren zeichnen sich durch den Vorteil aus, dass

eine intakte Membran die Hygienisierung gewährleistet. Einige Hersteller überwachen

den Membranzustand daher über eine Druckmessung. Neben Mikrofiltrations-

membranen (z.B. Fa. MBUT, Fa. BUSSE und Fa. RHEBAU) werden auch

Ultrafiltrationsmembranen (z.B. Fa. MARTIN-SYSTEMS und Fa. HUBER DeWaTec)

angeboten. Während vorwiegend die Kombination der Filtrationsmodule mit einer

Belebtschlammbiologie in einem Membranbelebungsreaktor (MBR) angewandt wird,

geht die Fa. MBUT den Weg, die Filtration nachgeschaltet durchzuführen. Abb. 2.12

bis Abb. 2.14 zeigen einige der auf dem Markt angebotenen Membraniltrationsmodule

und Anlagen.

Membranverfahren müssen im Rahmen der Wartung, entsprechend der allgemeinen

bauaufsichtlichen Zulassung, im Gegensatz zur UV-Bestrahlung zusätzlich eine

Trübungsmessung nachweisen. Weiterhin wird der Membrantausch einmal jährlich

vorgegeben. Eine Ausnahme konnte die Fa. MBUT erzielen, die mittels abrasiver

Kunststoffkörper eine aktive Deckschichtkontrolle an den Membranen durchführt. Im

Rahmen dieser Zulassung kann der Membrantausch bedarfsgerecht erfolgen.

Nachteile ergeben sich bei MBR Anlagen in Betriebszuständen, in denen die

Belebtschlammbiologie starken Über- oder Unterlastsituationen ausgesetzt wird. Ein

verstärktes Fouling durch die EPS von Belebtschlamm mit schlechten Schlammindizes

Page 37: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 37

stellt eine Hauptursache in der vorzeitigen Vorblockung von Filtrationsmembranen dar.

Da der Einsatz von Chemikalien zur Entfernung von Verblockungen nicht in der Anlage

erfolgen darf, ist die Regeneration der Membran aufwendig. Die Module werden aus

der Anlage geholt und separat gereinigt.

Abb. 2.12: Modul der

Fa. MBUT

Abb. 2.13: Anlage der Fa.

BUSSE [Busse 2005]

Abb. 2.14: Modul der Fa. HUBER

DeWaTec GmbH [HUBER 2010]

Anlage 5 zeigt, dass sich für die Membranfiltration im Vergleich mit der UV-Bestrahlung

höhere Investitionskosten ergeben. Der Anhang fasst zudem die Verschleißteile und

Standzeiten dieser Verfahren zusammen. Neben höheren Investitionskosten ergeben

sich für die Membranfiltration auch höhere Energie- und Wartungskosten.

Zusammenfassend erfüllt kein derzeit vermarktetes Verfahren ohne weitere technische

Verbesserungen die Anforderungen aus 2.3.1 zur Brauchwassererzeugung.

Insbesondere die fehlende Senkung des Wiederverkeimungspotentials der UV-

Bestrahlung und Membranfiltration erfordern auf diese Problemstellung angepasste

Lösungen.

Im langfristigen Betrieb einer KKA muss die Desinfektionsleistung der UV-Bestrahlung

sogar generell kritisch hinterfragt werden. Prüffeldtests mit einer Dauer von nur 3

Monaten nach DIN EN 12566-7 ergeben ohne Beachtung der Fouling-Problematik kein

repräsentatives Ergebnis.

Für die Überwachung von Anlagen zur Desinfektion des Klarwasserablaufs entsteht

weiterhin die Forderung an Behörden und das DIBt, den Nachweis zur Einhaltung

mikrobiologischer Indikatoren im Wartungsumfang vorzuschreiben. Tab. 2.2 bietet

hierfür einen Vorschlag.

Page 38: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

38

2.4 Vorstellung der untersuchten Verfahren

Kapitel 2.3.2 zeigt auf, dass dem Anwender im Bereich der Wasserdesinfektion eine

Reihe möglicher Verfahren zur Verfügung stehen. Wie weiterhin dargestellt wurde,

konnten sich bisher nur die unter Kapitel 2.3.3 erläuterten Verfahren für eine

Desinfektion zur Direkteinleitung in sensible Gewässer im KKA Bereich etablieren.

Für die zukünftigen Anwendungen einer Brauchwassererzeugung bieten jedoch

alternative Verfahren ein beachtliches Potential. Im Rahmen dieser Arbeit wurden ein

elektrochemisches Behandlungsverfahren und eine Biofiltrationsstufe entwickelt und in

einem Feldtest auf ihre Anwendung untersucht.

In diesem Kapitel werden die entwickelten Verfahren in ihrer Wirkungsweise vorgestellt

und die Entscheidungskriterien für die Auswahl der technischen Ausrüstung und

Betriebsweise dargelegt.

2.4.1 Desinfektion mittels elektrochemischer Behandlung

Die elektrochemische Behandlung zählt zu den chemisch / elektrochemischen

Verfahren, die durch den Eintrag von Desinfizienzien eine Desinfektion erzielen.

Anwendung finden mindestens eine Anode und Kathode, die in das zu behandelnde

Wasser oder in einen Teilstrom eintauchen. An den Elektroden wird eine

Gleichspannung angelegt, wobei die Polarität der Elektroden gegebenenfalls in einem

bestimmten Rhythmus gewechselt werden kann [Kraft et al. 2006]. Erfolgt eine

Stoffzersetzung mittels Stromzufuhr von außen, wird dies als Elektrolyse bezeichnet.

Positive Elektrodenpotentiale bei der Elektrolyse kennzeichnen die Einsatzmöglichkeit

als Anode (Verbindungen oxidieren zu können), negative hingegen die Reduktion im

Einsatz als Kathode [Schmidt 2003]. Das Elektrodenpotential wird gegen eine

Bezugselektrode gemessen, standardmäßig gegen die Standardwasserstoffelektrode

(SHE = engl.: Standard Hydrogen Electrode), die als Bezugsquelle angegeben werden

muss.

Elektrochemische Techniken zeichnen sich durch die Vermeidung hoher Temperaturen

und Drücke, einen wartungsarmen und kostengünstigen Betrieb sowie durch

Minimierung des Chemikalieneinsatzes und eine einfache Steuerung aus [Kraft 2004].

Elektrochemische Anlagen können zudem sehr platzsparend gebaut werden [Dittmar

et al. 2008]. Anwendungen zur Desinfektion im Kleinkläranlagenbereich sind nicht

bekannt.

Page 39: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 39

Im Verlauf der Behandlung werden aus dem Wasser selbst Desinfizienzien gebildet.

Diese enthalten Wirkstoffe, die infektiöse Keime abtöten bzw. inaktivieren. Die

desinfizierende Wirkung beruht zum Beispiel auf der Zerstörung der mikrobiellen

Zytoplasmamembran, einer Enzym- und Wachstumshemmung, Unterbindung von

Stoffwechselvorgängen oder der Gerinnung von Proteinen [Klischies 2004], [Bergmann

et al. 2008b]. Die bekanntesten und gebräuchlichsten chemischen Desinfektionsmittel

sind Chlor und Ozon. Eine Abtötung durch eine direkte Wirkung des elektrischen

Stroms ist im Kontakt mit den Elektroden auszuschließen [Bergmann et al. 2001].

Die Art und Menge der erzeugten Desinfizienzien hängt hauptsächlich von dem

elektrochemischen Potential der Elektroden und den Wasserinhaltsstoffen ab. Für die

Anwendung im Bereich der Abwasserdesinfektion ergibt sich der Vorteil, dass Chlorid,

aus dem elektrochemisch freies Chlor zur Desinfektion erzeugt werden kann, in

bedeutender Menge vorhanden ist. In Vorbereitung der Feldversuche konnte dies

durch eigene Untersuchungen des Anlagenablaufs von ca. 30 KKA bestätigt werden

(vgl. Abb. 2.15).

0

50

100

150

200

250

400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000

Leitfähigkeit [µs/cm]

Chlorid [mg/L]

Abb. 2.15: Darstellung der Chloridkonzentration und Leitfähigkeit von

Kleinkläranlageabläufen

Durch die hohe nachgewiesene Leitfähigkeit des Anlagenablaufs von KKA ergeben

sich keine Grenzen für den Einsatz elektrochemischer Behandlungsverfahren, welche

bei geringen Leitfähigkeiten im Stromfluss begrenzt wären. Die ermittelten

Leitfähigkeiten und Chloridkonzentrationen können als sehr gute Ausgangsbasis einer

elektrochemischen Behandlung betrachtet werden.

Page 40: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

40

Steht Chlorid im Wasser zur Verfügung, wird aus diesem freies Chlor gebildet, dem in

der elektrochemischen Wasserdesinfektion häufig der Hauptanteil der Des-

infektionswirkung zugeschrieben wird [Kraft 2004], [Schmalz et al. 2009], [Bergmann et

al. 2008b]. Die nachfolgend angewandte Bezeichnung „freies Chlor“ steht hierbei für

die Summe aus molekularem Chlor, Hypochlorit und hypochloriger Säure. Diese

werden an aktivierten Elektroden gemäß der Gl. 2.1 und Gl. 2.2 gebildet.

2 Cl- → Cl2 + 2 e- Gl. 2.1

Cl2 + H2O → HClO + H+ + Cl- Gl. 2.2

Bei der Desinfektion ist zu beachten, dass alle Desinfizienzien eine entsprechende

Kontaktzeit für die Desinfektion benötigen. Diesen Zusammenhang gibt der ct-Wert

wieder. Dieser ist das Produkt aus Konzentration und Einwirkzeit und versucht die

Reaktionskinetik der einzelnen Desinfektionsmittel zu beschreiben. Ohne die Angabe

weiterer Variablen wie pH-Wert, Temperatur sowie Wasserqualität ist er als alleiniger

Parameter für eine Bewertung jedoch nur bedingt verwendbar [Botzenhart 2007].

Um einen langfristigen Betrieb der Elektroden zu gewährleisten, muss auf eine

Besonderheit in der Anwendung elektrochemischer Verfahren hingewiesen werden. Im

Verlauf der elektrochemischen Behandlung erfolgt eine pH-Wert Erhöhung an der

Kathode, die zur Bildung von Calcium- und Magnesiumablagerungen führt. Diese

anorganischen Beläge (Fouling) können die Ausbeute an Desinfizienzien erheblich

reduzieren. Ein Polarisationswechsel kann genutzt werden, um an der zuvor als

Kathode betriebenen Elektrode entstandene Kalkablagerungen erfolgreich wieder zu

lösen. Alternative Abreinigungen sind alternierendes Heizen und Kühlen, kurze starke

Erhöhung des Stroms oder rotierende Bürsten. Diese Methoden sind jedoch in der

Langzeitanwendung ineffizient. KRAFT et al. (2002) konnten erfolgreich Beläge durch

den Einsatz von Ultraschall entfernen. Eine Praxisreife hat diese Methode noch nicht

erlangt. Da in den Feldversuchen ebenfalls mit Calcium- und Magnesiumablagerungen

zu rechnen war, wurde zur Abreinigung eine Betriebsweise mit Polarisationswechsel

angewandt.

Die Betriebsweise kann im kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Betrieb realisiert

werden. Bewusst wurde für die Feldversuche die kontinuierliche Betriebsart gewählt,

da sich hierbei sofort stationäre Bedingungen einstellen. Im Gegensatz dazu erfolgt bei

der diskontinuierlichen Betriebsweise eine permanente Rückverdünnung, die eine

geringe Desinfektionsleistung bedingen könnte.

Wichtigstes technisches Element sind die Elektroden. Die Auswahl geeigneter

Elektroden hängt von der jeweiligen Anwendung ab. Derzeit werden sowohl Opfer- als

Page 41: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 41

auch Permanentelektroden eingesetzt. Während Opferanoden, beispielsweise aus

Kupfer oder Silber, sich im Verlauf der Elektrolyse auflösen, bestehen

Permanentelektroden aus stabilen Materialien. Anwendung im Bereich der

Wasserdesinfektion finden bisher überwiegend aktivierte Titanelektroden mit

Edelmetall- oder Edelmetalloxidbeschichtungen. Platinierte Titanelektroden sind mit

einer dünnen Platinschicht überzogen. Edelmetalloxide werden hingegen so genannten

Mischoxidelektroden (MOX) zugefügt. Die gebräuchlichsten Beschichtungen basieren

auf Iridium- oder Ruthenium-, bzw. auf Iridium/Ruthenium-Mischoxiden. MOX-

Elektroden zeichnen sich durch gute elektrokatalytische Eigenschaften aus und haben

im Vergleich zu Graphitelektroden eine höhere Lebensdauer [Schmidt 2003]. Sie

werden daher auch als dimensionsstabile Anoden (DSA) bezeichnet. Nach BERGMANN

et al. (2001) arbeiten Mischoxidelektroden jedoch nur maximal 6 bis 12 Monate.

Platinierte Titanelektroden und MOX Elektroden weisen weiterhin folgende Nachteile

auf:

• effektive Desinfektion nur bei hohen Chloridgehalten,

• Eignung der Iridiumoxid beschichteten Elektroden nur für spezielle

Oxidationsreaktionen,

• Verkürzung der Lebenszeit der Elektroden durch Elektrodenscaling und

Polaritätswechsel, beispielsweise von Iridium-Mischoxid-Beschichtungen [Kraft

et al. 1999].

Eine Sonderform von Permanentelektroden stellen bordotierte Diamantelektroden

(BDD) dar. Diese Elektroden können durch neuartige Produktionstechniken seit einigen

Jahren in Serienreife gefertigt werden. Im Vergleich zu MOX-Elektroden ist der Preis

dieser Elektroden sehr hoch (vgl. Tab. 2.8).

Tab. 2.8: Zusammenfassung ausgewählter Hersteller und Preise von Elektroden

Hersteller CONDIAS GmbH

Metakem GmbH

DE NORA Deutschland

GmbH

Elektrodenmaterial BDD MOX*2 MOX*3

Trägermaterial Niob Titan TitanFlächentyp Gitter Gitter Gitter

Preis [€/cm²] *1 9 bis 12 2 bis 3 3 bis 4*1 Wertangaben entsprechend Listenpreisen bzw . Herstellerauskünften, Preisaus-

künfte 2009 - 2010; *2 Ir-Mischoxid; *3 MOX-Beschichtung, allseitig - umpolbar

Page 42: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

42

Abb. 2.16: BDD-Schicht [Condias 2009]

BDD-Elektroden sind leitfähige

Diamantschichten (vgl. Abb. 2.16) auf

einem Trägermaterial (z.B. Silizium oder

Niob). Ein undotierter Diamant ist ein

transparentes, isolierendes Material mit

höchster Härte. Erst die Zugabe des

häufig zur Dotierung angewandten Bors

erzeugt eine leitfähige Diamantschicht

mit geringem elektrischen Widerstand

[Carey et al. 1994].

BDD-Elektroden besitzen das größte bekannte elektrochemische Fenster zwischen

Wasserstoff- (-1,3 V vs. SHE) und Sauerstoffentwicklung (2,7 – 2,9 V vs. SHE) aus

wässrigen Elektrolyten [Tröster et al. 2004], [Rychen et al. 2003]. Nachteilig ist, dass in

der Literatur das Bildungsvermögen freien Chlors im Vergleich zu MOX- Elektroden als

geringer beschrieben wird. Es ermöglicht aber eine Desinfektion des Wasserstroms

[Bergmann et al. 2001, 2008b], [Kraft et al. 2000]. Vorteil von BDD-Elektroden ist deren

hohe mechanische und chemische Widerstandsfähigkeit. Die Langzeitstabilität als

Anode oder Kathode konnte auch bei hohen Stromdichten bestätigt werden [Kraft et al.

2000]. Zudem werden vom Elektrodenmaterial keine toxischen oder nicht erneuerbaren

Metallressourcen an das Elektrolyt abgegeben [Carey et al. 1994]. Ein weiterer Vorteil

ergibt sich aus der Inertheit der Diamantoberfläche gegenüber Adsorptionsprozessen.

Im langfristigen Betrieb sind mit BDD-Elektroden durch das geringe Elektrodenscaling

beständigere Betriebsbedingungen zu erwarten.

Die Inertheit der Diamantoberfläche führt weiterhin zu speziellen Mechanismen bei der

Erzeugung von Desinfizienzien, wie Abb. 2.17 darstellt. Folgende Unterschiede

müssen nach ALFARO et al. (2006) für aktivierte und nicht-aktivierte Elektroden

beachtet werden: An aktivierten Anoden (z.B. MOX-Elektroden) treten OH-Radikale

unmittelbar in Wechselwirkung mit dem Elektrodenmaterial, so dass in der Folge

Sauerstoff an der Elektrode für weitere Reaktionen gebunden wird (vgl. „R“ Abb. 2.17).

An BDD-Elektroden, die als nicht-aktivierte Elektroden bezeichnet werden, existieren

diese katalytischen Beziehungen nicht. OH-Radikalen ist es hier möglich, die

Diffusionsschicht zu überschreiten. Erst die spezielle Oberfläche der BDD-Elektroden

ermöglicht die Freisetzung kurzlebiger Radikale, welche in Folgereaktionen mit den

Wasserinhaltsstoffen treten können (vgl. „x“ Abb. 2.17).

Page 43: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 43

Anode a b a Kathode ( + ) ( - )

O2(g) H2(g)_

ROO R

aktivierte- •OH H3O

+

OH- H3O+ + e-

O2(g)

nicht aktiviert H3O+

e- •OH

•OH + x

a - Diffusionsschichtb - Flüssigkeitsströmung

Abb. 2.17: Bildung von OH-Radikalen an aktivierten und nicht aktivierten Anoden

Denkbar ist auch, dass OH-Radikale Reaktionen innerhalb der Diffusionsschicht

eingehen und erst über diese Reaktionen in das Elektrolyt gelangen, um dort durch

Rückreaktionen wieder freigesetzt zu werden. Diese Radikale reagieren schnell mit

einer Vielzahl von Wasserinhaltsstoffen, in deren Folge verschiedenste Desinfizienzien

und auch freies Chlor entsteht. Die Komplexität der Radikalreaktionen macht es im

Vergleich zur Verwendung von MOX Elektroden schwieriger, die freie Chlorproduktion

vorherzusagen. Abb. 2.18 zeigt die Rangfolge der stärksten Desinfizienzien, welche im

Verlauf der elektrochemischen Behandlung mittels BDD-Elektroden entstehen können.

OH● > Ozon > freies Chlor

> Wasserstoff- peroxid

> Peroxo-

dicarbonat>

Peroxo- disulfat

Abb. 2.18: Vergleich der Desinfektionswirkung ausgewählter Desinfizienzien

OH-Radikale besitzen demnach die stärkste germizide Wirkung. Diese stehen jedoch

durch deren geringer Halbwertszeit und starker Oxidationskraft beispielsweise auf

organische Wasserinhaltsstoffe nicht lange genug zur Verfügung, um eine starke

germizide Wirkung im Abwasser zu erzielen. Ozon wird an den Elektroden nur in

geringen Mengen gebildet und geht ebenfalls schnell für die Desinfektion in

Folgereaktionen mit gelösten organischen Stoffen verloren. Für das entstehende freie

Chlor ist zu beachten, dass dieses selbst eine Reihe von Folgereaktionen eingeht.

Entstehende Chloramine oder andere chlororganische Produkte können den

Desinfektionsprozess deutlich verlangsamen. Eine Vielzahl von Schwefel-, Stickstoff-

oder Kohlenstoff-Verbindungen zehren das gebildete freie Chlor.

Page 44: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

44

Im Vergleich der Diamantelektroden mit Elektroden auf Titanbasis stand zum Zeitpunkt

der Auswahl der Elektrodenmaterialien das Argument des geringeren

Bildungsvermögens freien Chlors einer höheren Standzeit gegenüber. Weiterhin

sprach für eine Wahl der BDD-Elektroden der als unproblematisch bezeichnete

Polarisationswechsel in der Anwendung dieser Elektroden. Iridiumoxid beschichteten

MOX-Elektroden wird hingegen nach einem Polaritätswechsel eine geringere freie

Chlorproduktion vorhergesagt [Kraft et al. 2003]. Als kritisch wurde jedoch der deutlich

höhere Investitionspreis der BDD-Elektroden angesehen. Da bisher ein Einsatz von

BDD-Elektroden in großen Stückzahlen noch nicht erfolgt, kann jedoch der

Investitionspreis mit anderen Elektroden nur schwer verglichen werden. Der Preis pro

Elektrode könnte bei größeren Stückzahlen erheblich sinken.

In den Versuchen fanden aus diesen Gründen BDD-Elektroden des Herstellers

Condias Anwendung. Nachfolgende Zielstellungen sollten erreicht werden:

- hohe Elektrodenstandzeit,

- stabiler Langzeitbetrieb mit Umpolungsmöglichkeit,

- Elektrodenoberfläche mit geringer organischer und anorganischer

Foulingneigung,

- hohes und beständiges Bildungspotential germizider Stoffe,

- hohe Energiewirksamkeit auch bei großen Stromdichten,

- keine Abgabe toxischer Stoffe des Elektrodenmaterials.

Für eine Anwendung der elektrochemischen Behandlung im Allgemeinen spricht:

- der geringe Platzbedarf mit der Möglichkeit der Fertigung kleiner kompakter

Module, die allen KKA nachschaltbar sein können,

- die wartungsarme und robuste Technik mit hohen Leistungsreserven und hoher

Funktionssicherheit,

- die Erzeugung eines Brauchwassers mit Depoteffekt ohne Bevorratung von

Chemikalien.

Page 45: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 45

2.4.2 Desinfektion durch eine kompakte Biofiltrationsstufe

Der Einsatz von Biofiltern hat sich in der Abwassertechnik seit langer Zeit bewährt.

Erste Anwendungen entstanden durch eine Modifikation von Sandfiltern. Reine

Filteranlagen wurden durch Belüftung und den Einsatz neuer Materialien (z.B. Blähton)

biologisch intensiviert [Cornel 2003]. Biofilter sind den Biofilmverfahren zuzuordnen.

Als Definition der ATV-DVWK gilt die Bezeichnung „Festbettreaktoren mit Filterwirkung

(Biofilter / Biologische Filter)“ und beschreibt Biofilmreaktoren mit einem Festbett aus

körnigem Material als Füllstoff. Weiterhin werden in einem Biofilter Prozesse der

biologischen Reinigung des Abwassers und der Schwebstoffelimination kombiniert

[ATV-DVWK 2004].

Anwendung fanden Biofilter bisher als Hauptreinigungsstufe in kompakter Bauform bei

schwierigen Platzverhältnissen, zur Ertüchtigung bestehender Anlagen, zur

Erweiterung bestehender Anlagen für die Nitrifikation und / oder Denitrifikation oder zur

Rest-P-Elimination. BARJENBRUCH (2003) gibt an, dass in Deutschland im Jahr 2003

ca. 40 Biofilter im kommunalen Bereich in Betrieb waren. Vorteile dieser Anlagen sind

unter anderem die kompakte Bauform, hohe Biomassekonzentrationen durch große

spezifische Oberflächen und der feststoffarme Ablauf. Nachteilig wirken sich hohe

Anforderungen an die Vorreinigung des Zulaufs und geringe Stoßempfindlichkeiten

aus. CORNEL (2003b) führt auf dem 70. Darmstädter Seminar für Abwassertechnik an,

dass Biofilteranlagen naturgemäß für alle Anwendungen der

Wasserwiederverwendung prädestiniert sind. Ebenfalls eignen sich Biofilter als

Vorstufe einer Desinfektion, z.B. mittels UV-Bestrahlung.

Keimreduktionen mittels Biofiltration wurden bisher kaum untersucht. Erste

Erkenntnisse bieten Arbeiten über mehrstufige naturnahe Abwasserbehandlungs-

verfahren. SALOMO et al. (2008) konnte an einer mehrschichtigen Pflanzenkläranlage

den Einfluss der Filtertiefe und des mehrschichtigen Aufbaus auf die Reduktions-

leistung dokumentieren. Das Ablaufwasser entsprach über den gesamten

Untersuchungszeitraum dem Kriterium ausgezeichneter bzw. guter Badequalität der

Badegewässerrichtlinie. Auch HAGENDORF et al. (2002) konnten für mehrstufige

Bodenfilter hohe Eliminationen (3 bis 5 Zehnerpotenzen) nachweisen. Im Regelbetrieb

wurden in diesen Untersuchungen für mehrstufige Bodenfilter ebenfalls die

Anforderungen der Bewässerungswasser-, Beregnungswasser- und EU-

Badegewässerrichtlinie eingehalten. WALDHOFF (2008) stellt die wesentlichen

Mechanismen der Hygienisierung in Bodenfiltern entsprechend Abb. 2.19 dar.

Page 46: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

46

Abb. 2.19: Wesentliche Merkmale der Hygienisierung durch Bodenfilter [Waldhoff 2008]

Einer besonderen Bedeutung wird der Prädation, beispielsweise durch Protozoen, dem

Parasitismus durch Bakteriophagen und einer Antibiose durch eine bestehende

Biofilmgemeinschaft gegen das Eindringen neuer Bakterien zugeschrieben. Biofilme

sind Multispeziesgemeinschaften, in denen hygienisch nicht relevante Bakterien

dominieren [Petry-Hansen 2005]. Die Vielfältigkeit der Gemeinschaft eines Biofilms

beinhaltet auch Bakterien, die einen direkten Einfluss auf pathogene Keime ausüben

können. Bakterien der Ordnung Cytophaga-Flavobacterium-Bacteriodes CFB können

selbst komplexe Polymere abbauen. Nach RODGERS et al. (2003) können Bakterien

dieser Ordnung auch Zysten hygienisch relevanter Protozoen entfernen. PREUß (1995)

beschreibt als einen Mechanismus der Keimelimination hygienisch relevanter

Bakterien, dass sich unter den gram-positiven Bakterien auch Arten befinden, die

antibakterielle Substanzen bilden können.

Die physikalischen Mechanismen beruhen auf der Separation von

Feststoffbestandteilen und Krankheitserregern. Dazu gehören nach ATV-A 203:

- der Rückhalt größerer Partikel durch Siebeffekte zwischen den Körnern,

- der Rückhalt kleinerer Partikel an der Oberfläche des Filtermediums oder an

bereits abgelagerten Partikeln infolge Sedimentation, Einfang, Diffusion, van

der Waals'scher Kräfte, Sorption.

Grundlagen für die Bemessung von Biofiltern können unter anderem dem Arbeitsblatt

A-203 der ATV-DVWK entnommen werden. Eine Unterscheidung ist nach dem

Filtermedium, dem Aufbau der Filterschichten, der Filtrationsrichtung, dem

Einsatzzweck oder über die Anwendung diverser Regenerationstechniken möglich.

Für den in dieser Arbeit entwickelten Biofilter wurde eine abwärtsdurchströmte

Betriebsweise gewählt. Diese gilt als besonders robust im langfristigen Betrieb und

führt in Kombination mit einem angepassten Rückspülregime zu einer geringeren

Page 47: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

2 Grundlagen 47

Kolmation des Filtermaterials. Aufwärtsdurchströmte Filter besitzen zudem ein

aufwendiges Verteilungssystem (z.B. Filterdüsen), welches eine zusätzliche

Verstopfungsgefahr erzeugt [Cornel 2003].

Überstaute abwärtsdurchströmte Filter können aus einer oder mehreren Filterschichten

aufgebaut sein. Die oberste Filterschicht ist dabei meist gröber ausgeführt. Für alle

Filtermaterialien sollte der Feinkornanteil relativ gering gehalten werden, um einer

vorzeitigen Kolmation des Filters vorzubeugen. Wird Filtersand verwendet, ist

mehrfach gewaschener Filtersand einzusetzen. Aus diesem ist der Feinkornanteil

entfernt. Für bewährte Zweischichtraumfilter wird als unterste Schicht Filtersand der

Körnung 0,71 – 1,25 mm angewandt [ATV-A 203]. Die oberste Schicht wird in der

Regel aus Anthrazit, Blähschiefer, Blähton oder Bims aufgebaut.

Alle Filter müssen Maßnahmen zur Sicherung eines langfristigen Filtrationsbetriebes

aufweisen. Die gebräuchlichste Betriebsweise stellt der diskontinuierliche Betrieb mit

einem turnusmäßigem Spülvorgang dar. Bei der Spülung wird das Filterbett

aufgelockert und das Kornmaterial von Schmutzstoffen befreit. Ein Spülvorgang

besteht aus mehreren Phasen, bei denen von unten nach oben mit filtriertem Abwasser

und / oder Luft gespült wird [ATV-A 203].

Eine Sonderform sind Langsamsandfilter, welche mit Filtergeschwindigkeiten von

0,05 bis 0,1 m/h betrieben werden [Höll 2002]. Bei dieser Filterausführung erfolgt kein

Rückspülregime. Im Lauf der Zeit lagern sich auf der obersten Filterschicht

Schmutzstoffe ab und dringen mehrere Zentimeter in den Filteraufbau ein. Diese

biologisch aktive Zone („Schutzdecke“) führt die Hauptreinigung durch. Sinkt die

Filtergeschwindigkeit zu weit ab, wird die oberste Filterschicht abgeschält, gereinigt

und erneuert. Bereits im 19. Jh. wurden Langsamsandfilter auch zur Verbesserung der

mikrobiologischen Beschaffenheit in der Trinkwasseraufbereitung betrieben. Nach

GUJER (2006) reduzieren Langsamsandfiltern Fäkalkeime um 2-3 Zehnerpotenzen.

PETRY-HANSEN (2005) verdeutlicht, dass mikrobiologische Indikatoren in Filtern zwar

adsorbiert und zurückgehalten werden, dort aber eine gewisse Zeit überdauern und

sich bei entsprechenden Rahmenbedingungen sogar vermehren können. Dies muss

bei einem Einsatz von Langsamsandfiltern in Gebieten mit entsprechenden

Bedingungen beachtet werden.

In der vorliegenden Arbeit werden die Erkenntnisse des Keimreduktionspotentials von

Langsamsandfiltern genutzt und deren geringe Filtergeschwindigkeit auf einen

überstauten abwärtsdurchströmten Biofilter angewandt. Wesentlicher Bestandteil der

Biofiltrationsstufe ist das Filtermaterial. Neben Sand, Kies, Anthrazit, Blähschiefer,

Page 48: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

48

Blähton oder Bims sind verschiedene Kunststoffe als Materialien denkbar. Das

Filtermaterial dient neben seiner ursprünglichen Anwendung als Filter- und

Adsorptionsmedium auch als Substratum für die Bildung von Biofilmen. Während sich

in der Einfahrphase Biofilme erst bilden müssen und deren Wirkung gering ist, nehmen

mit steigender Laufzeit des Filters die Bedeutung des Trägermaterials ab und die der

Biofilme zu [Petry-Hansen 2005].

Der Aufbau des in dieser Arbeit untersuchten Biofilters trägt diesen Thesen Rechnung.

Neben dem Aufbau und der Wahl des Filtermaterials sollten die physikalischen

Prozesse durch biologische Eliminierungsvorgänge pathogener Mikroorganismen

gefördert werden. Die positiven Erfahrungen in der Keimminderung von

Langsamsandfiltern wurden durch den Filteraufbau von konventionellen Biofiltern mit

ihrem bewährten Rückspülregime kombiniert. Vorversuche zur Auswahl geeigneter

Filtermaterialien wurden durchgeführt. Im Anschluss ist ein auf den Ergebnissen der

Vorversuche betriebener Biofilter in der Praxis untersucht worden.

Mit dem Filteraufbau der Feldversuche wurden folgende Zielstellungen verfolgt:

- Kunststoffträger im Schwebezustand als erste Feststoffbarriere mit einfacher

Regenerationsmöglichkeit bei geringem Energieeintrag,

- Biofilm der Trägermaterialien mit biologischer Keimreduktionswirkung,

- Filtersand mit hoher Eliminationsleistung für Feststoffe,

- große spezifische Oberfläche des Filtersandes als Adsorptionsstellen für

pathogene Keime.

Zusammenfassend können folgende Vorteile eines Biofilters genannt werden:

- geringe Investitions- und Betriebskosten,

- wartungsarme und langlebige Technik,

- hohe Qualität des Ablaufs in Bezug auf Feststofffreiheit und eine gute

Keimminderungsleistung,

- ein großes Potential um Leistungseinbrüche der vorgeschalteten KKA

kompensieren zu können und hierdurch eine hohe Funktionssicherheit zu

gewährleisten.

Page 49: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

49

3 Material und Methoden

3.1 Experimentelle Durchführung

In den nachfolgenden Kapiteln werden die Versuchsaufbauten der Feldversuche zur

Desinfektion des Klarwasserablaufs von Kleinkläranlagen mit der elektrochemischen

Desinfektion (Kapitel 3.1.1) sowie der Biofiltration (Kapitel 3.1.2) und die begleitenden

Technikumsuntersuchungen dargestellt. Kapitel 3.1.3 zeigt die Durchführung der

Wiederverkeimungsversuche.

3.1.1 Versuche der elektrochemischen Desinfektion

3.1.1.1 Versuchsaufbau der Feldversuche

Der schematische Aufbau der Versuchsanlage wird in Abb. 3.1 dargestellt. Die

Probenahmestellen sind Anlage 1 zu entnehmen.

Abb. 3.1: Schema der Versuchsanlage

Der Zufluss in den Feldversuchen erfolgte aus dem Klarwasserablauf einer Klein-

kläranlage des Typs WSB® clean basic (siehe Anlage 6) mit drei angeschlossenen

Anwohnern. Ausgewählte chemische und biologische Parameter des Zulaufs im

gesamten Versuchszeitraum sind in Tab. 3.1 zusammengefasst.

Page 50: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

50

Tab. 3.1: Zusammenfassung der Zulaufwerte des Elektrodenmoduls (Probenahmestelle:

„Vorlage“)

Min Mittelwert*1 Max

BSB5 [mg/L] 2,0 5,4 14,0CSB [mg/L] 26,0 40,0 71,0DOC [mg/L] 12,3 21,9 47,4NH4-N [mg/L] 4,0 12,4 26,0NO3-N [mg/L] 47,3 56,5 67,0NO2-N [mg/L] n.n. 0,7 4,9Chlorid [mg/L] 85,0 126,1 204,0Sulfat [mg/L] 50,0 97,7 133,0

Leitfähigkeit [µS/cm] 1.060,0 1.204,5 1.524,0Temperatur [°C] 10,0 15,2 23,5pH-Wert [-] 6,5 6,9 7,6Trübung [FAU] 1,0 6,1 29,0E.coli [n/100mL] 1,E+01 4,E+02 1,E+03

Gesamtcoliforme [n/100mL] 3,E+02 1,E+04 4,E+04

Zulauf der elektrochemischen Behandlung

*1 Anzahl der Messw erte zur Mittelw ertbildung: 51; n.n. nicht nachw eisbar

Die Beschickung der Versuchsanlage (im Mittel: ca. 250 L/d) erfolgte aus einem

Vorlageschacht, in dem sich der Anlagenablauf der KKA sammelte. In diesem

Zwischenspeicher war eine Tauchmotorpumpe mit Schwimmerschaltersteuerung

integriert. Stand genügend Abwasser zur Verfügung, förderte eine Pumpe dieses zum

Elektrodenreaktor. In der Zuleitung zum Reaktor befanden sich ein Kugelhahn, mit dem

der Volumenstrom reguliert werden konnte, und ein Grobfilter, um mögliche

Feststoffpartikel zurückzuhalten (vgl. Abb. 3.1).

In den Versuchen wurde ein Elektrodenreaktor (vgl. Abb. 3.3) mit BDD-Elektroden der

Fa. CONDIAS (vgl. Abb. 3.2) eingesetzt. Verwendung fand der Typ: CONDIAPURE M

mit einer Gitterstruktur (Länge 7,5 cm und Breite 3,5 cm, Stützmaterial: Niob, Gitter-

faktor: 0,68, effektive Anodenfläche des Elektrodenstacks ca. 54 cm²).

Im Anschluss an den Elektrodenreaktor wurde das hygienisierte Wasser in einem

5 Liter Vorratsgefäß gesammelt. Ein Schwimmerschalter registrierte, wenn dieses

gefüllt war und deaktivierte den Zustrom, so dass das Volumen einer Einwirkzeit

ausgesetzt wurde. Nach Ablauf der Einwirkzeit öffnete ein Magnetventil den Auslauf

aus dem Gefäß und das Wasser wurde abgeleitet. Befand sich im Vorlageschacht

genügend Wasser, begann der Zyklus erneut. Stand kein Abwasser zur Verfügung,

ging die Anlage in einen Wartezustand.

Page 51: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

3 Material und Methoden 51

Abb. 3.2: Elektrodenstack Abb. 3.3: Zeichnung des Elektrodenreaktors

Der Schaltschrank, in dem der Elektrodenreaktor untergebracht war, wurde durch

einen Ventilator zwangsbelüftet. Es sollte ausgeschlossen werden, dass sich

Reaktionsgase, zum Beispiel Wasserstoff und Sauerstoff, im Schaltschrank sammeln

und eine explosionsfähige Atmosphäre bilden können. Eine Heizung sicherte den

Betrieb bei Temperaturen unter 4°C. Um die Betriebsstabilität zu sichern, erfolgten eine

Überwachung des Elektrodenreaktors durch einen Temperatursensor, eine

Durchflusskontrolle mittels Füllzeitüberwachung des Nachbehandlungsgefäßes und der

Einsatz einer Umpoleinrichtung. Der Temperatursensor deaktivierte den Betrieb mit

einer Fehlermeldung bei einer Überschreitung der Überwachungstemperatur von 30°C.

Die Umpoleinheit führte nach ca. 7 Minuten Elektrodenbetrieb und bei jeder neuen

Beschickung eine Umpolung der Elektroden durch.

3.1.1.2 Versuchsdurchführung der Feldversuche

Der Versuchszeitraum von ca. 52 Wochen gliederte sich in zwei Versuchsphasen.

Diese Aufteilung wurde vorgenommen, um die Erneuerung der Elektroden nach einem

Defekt am Ende der 20. Versuchswoche kenntlich zu machen.

Die Grundeinstellungen der Versuchsphasen zeigt Tab. 3.2. Das Betriebsregime in den

Versuchen erfolgte im quasikontinuierlichen Betrieb mit einer Einwirkzeit von 10 bzw.

20 Minuten. Die angegebenen Stromstärken, Spannungen und Stromdichten sind

Mittelwerte der Versuchsphasen bzw. deren Minimal- oder Maximalwerte.

Page 52: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

52

Tab. 3.2: Übersicht der Betriebseinstellungen in den Versuchsphasen

Versuchsphase

Dauer - 1 bis 20 Woche Woche

Elektrodenfläche: Aef f 54 cm² cm²

Elektrodenreaktor: Typ

Reaktorvolumen VRea 365 cm³ cm³

Elektroden: Typ BDD-Gitter Condias Condias

Stromstärke: I 5 A 3,6 - 6,3 ASpannung: U 25 V 18 - 33 VStromdichte: j 93 mA/cm² 67 - 117 mA/cm²

Volumenstrom: QElektr. 60 L/h 60 - 120 L/h

eingetragene Ladung qa 0,08 Ah/L 0,03 - 0,11 Ah/L

eingetragene Energie: Ev 2,1 kWh/m³ 0,5 - 3,5 kWh/m³

Kontaktzeit im Reaktor tkont 22 s 11 - 22 s

Nachwirkvolumen: Vwirk 5 L L

Nachwirkzeit: twirk 10 min min

max. Beh.-Volumen: Qmax,d 480 L/d 288 - 320 L/d

1. Phase (Wirkprinzip) 2. Phase (Optimierung)

Eigenbau ohne Strömungsführung

Eigenbau mit Strömungsführung

54

21 bis 58

BDD-Gitter

5

20

365

Wesentliche Steuerungsgrößen der Versuche waren der Volumenstrom und die

Stromstärke, die in ihrem Verlauf in Abb. 3.4 über den Versuchszeitraum dargestellt

werden.

0

2

4

6

8

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60

Versuchsdauer [Wochen]

Stromstärke [A]

0

40

80

120

160Volumenstrom Q Elektr.[L/h]

Stromstärke Volumenstrom

Versuchsphase 1 Versuchsphase 2

Abb. 3.4: Darstellung des Volumenstroms und der Stromstärke im Versuchsverlauf

Page 53: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

3 Material und Methoden 53

Der Volumenstrom hatte in den Versuchen Einfluss auf die Verweilzeit im Reaktor, bei

welcher das durchfließende Abwasser in Kontakt mit den erzeugten Desinfizienzien

trat. Für die Auswertung wurde die Kontaktzeit im Verlauf des Durchflusses durch den

Elektrodenreaktor nach Gl. 3.1 berechnet.

.Elektr

Reakont

Q

Vt = [s]

Gl. 3.1

Der Volumenstrom und die Stromstärke bilden gemeinsam die eingetragene Ladung in

der Einheit Amperestunden je Liter (siehe Gl. 3.2).

.Elektra

Q

Iq = [Ah/L]

Gl. 3.2

Für den Desinfektionserfolg relevant ist die freie Chlorproduktion. Zu beachten ist, dass

die an der Probenahmestelle "Elektrode“ (siehe Anlage 1) ermittelte freie

Chlorproduktion durch Bildungs- und Zehrungsprozesse beeinflusst wird. Sie wird

daher nicht als die unter standardisierten Bedingungen ermittelte freie Chlorproduktion

des Elektrodenmaterials angesehen, sondern als eine den durchgeführten

Feldversuchen zugeordnete relative freie Chlorproduktion entsprechend Gl. 3.3. Die

freie Chlorkonzentration wurde während der Beprobung bestimmt (vgl. Kapitel 3.2).

relative freie Chlorproduktion = A

rfreiesChlorel

q

cP = [mgfreies Chlor / Ah]

Gl. 3.3

Die Desinfektionsleistung des erzeugten freien Chlors ist nach dem ct-Wert-Konzept

von der Konzentration und Einwirkzeit abhängig. Berechnet wird in dieser Arbeit der

ct2 log –Wert nach Gl. 3.4 für die Konzentration an freiem Chlor und der benötigten

Einwirkzeit für eine Desinfektionsleistung von 99 %.

wirkrfreiesChlolog2 tc ct •= [mgfreies Chlor•min/L]

Gl. 3.4

Page 54: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

54

3.1.1.3 Begleitende Technikumsuntersuchungen

Der Aufbau der Technikumsanlage war mit dem der Feldversuche identisch. Das

verwendete Wasser wurde aus destilliertem Wasser erzeugt, welches entsprechend

dem ermittelten Zulaufkonzentrationsbereich der Feldversuche mit Chlorid angereichert

wurde. Zugegeben wurde Natriumchlorid. Die Leitfähigkeit wurde durch Natriumsulfat

an die Verhältnisse der Feldversuche (vgl. Tab. 3.1) angepasst. In die

Technikumsversuche wurde vergleichend der Anlagenablauf der KKA aus den

Feldversuchen einbezogen. Die sich im Chlorid- und Sulfatgehalt unterscheidenden

Reinwassertypen und ausgewählte Parameter des Technikumsversuches mit dem

Wasser der Praxisanlage zeigt Tab. 3.3.

Tab. 3.3: Zusammensetzung der Wässer in den Technikumsversuchen

Praxis- wasser

Rein- wasser 1

Rein- wasser 2

Rein- wasser 3

BSB5 [mg/L] 4,0 n.n. n.n. n.n.CSB [mg/L] 30,0 n.n. n.n. n.n.NH4-N [mg/L] 4,4 n.n. n.n. n.n.NO2-N [mg/L] 0,1 n.n. n.n. n.n.Chlorid [mg/L] 114,0 83,0 130,0 176,0Sulfat [mg/L] 74,0 465,0 350,0 296,0

Leitfähigkeit [µS/cm] 1.072,0 1.402,0 1.286,0 1.306,0

Versuchswässer der Technikumsversuche

n.n. nicht nachw eisbar

Page 55: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

3 Material und Methoden 55

3.1.2 Versuche der Biofiltration

Die Versuche gliederten sich in halbtechnische Vorversuche zur Untersuchung diverser

Filteraufbauten und in eine praxisnahe Versuchsphase.

3.1.2.1 Voruntersuchung verschiedener Filtermaterialien

Die Vorversuche mit speziellen Filtersäulen wurden auf dem Gelände der Kläranlage

Cottbus durchgeführt, das benötigte Abwasser aus dem Ablaufgerinne entnommen und

in einer Vorlage gespeichert. Anschließend wurde dieses auf die Versuchssäulen

verteilt. Ausgewählte Parameter dieser Vorlage stellt Tab. 3.4 dar.

Tab. 3.4: Zusammenfassung der Zulaufwerte der Vorversuche

Min Mittelwert*1 Max

CSB [mg/L] 16,0 34,9 76,0BSB5 [mg/L] 1,0 4,5 12,0NH4-N [mg/L] 0,1 1,9 5,9Trübung [FAU] 3,0 9,5 39,0O2 [mg/L] 3,9 5,8 7,7

Temperatur [°C] 6,9 12,6 18,9E.coli [n/100mL] 1,0E+03 3,7E+04 1,4E+05

Gesamtcoliforme [n/100mL] 6,3E+03 1,6E+05 3,9E+05

Zulauf der Vorversuche zur Biofiltration

*1 Anzahl der Messw erte zur Mittelw ertbildung: 45 - 60

Den prinzipiellen Aufbau mit einer Versuchssäule zeigt Abb. 3.5.

Abb. 3.5 Darstellung des prinzipiellen Aufbaus der Vorversuche

Page 56: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

56

Der Aufbau der Säulen entsprach der später für die Feldversuche angestrebten

Prozessführung eines überstauten abwärtsdurchströmten Biofilters. Die Versuche

wurden ohne Rückspülung des Filteraufbaus mit einer vorgeschalteten Grobfiltration

betrieben. Für die Grobfiltration wurde Schaumstoffmaterial mit einem Poren-

durchmesser von ca. 3 bis 5 mm angewandt. Das Material mit einer Stärke von ca.

5 cm wurde über den obersten Filterbereich gelegt und regelmäßig manuell gereinigt.

Abb. 3.6: Träger K1 mit und ohne

Biofilmbewuchs

Abb. 3.7: Säule 3 mit K1 und Filtersand

Als Filtermaterial fand zu Beginn das Trägermaterial „K1“ des Herstellers AnoxKaldnes

(vgl. Abb. 3.6) Anwendung. Vergleichend wurden zwei gleichartig aufgebaute Biofilter

betrieben, die sich darin unterschieden, dass bei einem Filter (Säule 2) werksneues

Material ohne Biofilm und in dem anderen Filter (Säule 1) bewachsenes Trägermaterial

aus einer Kleinkläranlage des WSB®- Verfahrens Anwendung fand. In einem nächsten

Schritt wurden die beiden Versuchssäulen durch eine dritte Säule ergänzt, die einen

mehrschichtigen Filteraufbau beinhaltete. Diese Säule wurde zur Hälfte mit

bewachsenem Trägermateriel K1 und zur anderen Hälfte im unteren Bereich mit

Filterkies der Körnung 2 bis 4 mm ausgestattet. Abb. 3.7 zeigt die im oberen Bereich

durch die geringe Dichte des Kunststoffmaterials aufschwimmende

Trägermaterialschicht und im unteren Bereich den Filtersand.

In einer letzten Versuchsphase sind die Materialien der ersten und zweiten

Biofiltersäule ausgetauscht worden. In einer Übergangsphase wurde das Material

entnommen und die Keimreduktion der Säule 1 und 2 ohne Filtermaterial betrachtet.

Säule 1 wurde anschließend mit Schaumstoffträgern des Typs PORET® aqua der

Firma EMW Filtertechnik GmbH betrieben. Säule 2 wurde mehrschichtig mit 50 %

Filterkies der Körnung 2 bis 4 mm im oberen Bereich und mit 50 % Filtersand der

Körnung 0,71 bis 1,25 mm im unteren Bereich aufgebaut.

Page 57: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

3 Material und Methoden 57

Die wichtigsten technischen Kenngrößen der Versuche fasst Tab. 3.5 zusammen.

Tab. 3.5: Übersicht der Kenngrößen der Versuchssäulen und des Versuchszeitraums

Versuchssäule 1. Säule 2. Säule 3. Säule 1b. Säule 2b. Säule

Dauer [Wochen] 16 16 37 17 17

Reaktorvolumen V [L] 54 54 54 54 54Filtermaterial 1 Typ Typ K1 (bew.) K1 (neu) K1 (bew.) PORET®aqua Kies

Körnung / Größe [mm] 7 7 2-4 20 2-4

Filtermaterial 1 Anteil [%] 85 85 40 85 42,5

Filtermaterial 2 Typ Typ Kies Sand

Körnung / Größe [mm] 2-4 0,71-1,25

Filtermaterial 2 Anteil [%] 40 42,5

Volumenstrom: Q [L/h] 7,2 7,2 1,5 7,2 7,2Filterschichthöhe [m] 1,02 1,02 0,96 1,02 1,02

Filterfläche AF [m²] 0,05 0,05 0,05 0,05 0,05

Filtergeschwindigkeit vF [m/h] 0,16 0,16 0,03 0,16 0,16

fiktive Verweilzeit tF [h] 7,5 7,5 36,2 7,5 7,5

Porenvolumenanteil 1 np [%] 0,75 0,75 0,75 0,95 0,44

Porenvolumenanteil 2 np [%] 1 1 0,44 1 0,44

effektive Kontaktzeit tef f [h] 4,1 4,1 13,8 5,2 2,4

Die Berechnung der Filtergeschwindigkeit erfolgte nach Gl. 3.5:

1000•=

Ff

A

Qv [m/h]

Gl. 3.5

Während die berechnete fiktive Verweilzeit das Gesamtvolumen der Versuchssäulen

berücksichtigt, bezieht sich die effektive Kontaktzeit auf den reinen Volumenanteil des

offenen Porenraums der Materialien unter Beachtung des Füllgrades ohne Über- oder

Zwischenstauvolumina.

Für Versuche wurde das Porenvolumen der Trägermaterialien näherungsweise

ermittelt. Dazu wurde eine bestimmte Menge Filtermaterial in einem Becherglas mit

Wasser gefüllt. Das Wasser wurde exakt bei 20°C temperiert und aus einem

Messbecher mit 1 Liter Inhalt dosiert. Die Restmenge an Wasser im Messbecher,

welche nicht benötigt wurde um im Versuchsbecherglas mit Filtermaterial einen

Wasserstand von 1 Liter zu erzielen, diente der Bestimmung des Porenvolumenanteils.

Page 58: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

58

3.1.2.2 Versuchsaufbau der Feldversuche

Auch für die Feldversuche der Biofiltration wurde das benötigte Abwasser aus dem

Anlagenablauf einer KKA des WSB®-Verfahrens (siehe Anlage 6) mit vier

angeschlossenen Einwohnern entnommen. Das geklärte Abwasser der KKA mit einem

Tageszufluss (Qd) von ca. 390 L/d wurde durch eine Pumpe aus der Nachklärung zu

der neben der KKA aufgestellten Versuchsanlage des Biofilters gefördert. Die

Probenahmestellen sind der Anlage 1 zu entnehmen. Ausgewählte Parameter im

Zulauf des Biofilters zeigt Tab. 3.6. Für die Darstellung der angegebenen Werte sei

angemerkt, dass sie bezüglich der Gesamtphosphorkonzentration durch eine, ebenfalls

an der Anlage getestete P-Fällung beeinflusst wurden.

Tab. 3.6: Zusammenfassung der Zulaufwerte des Biofilters

Min Mittelwert*1 Max

CSB [mg/L] 51,0 65,4 96,0BSB5 [mg/L] 6,0 11,3 24,0NH4-N [mg/L] 0,7 1,3 1,9Nges [mg/L] 16,0 26,4 43,0T-P [mg/L] 2,9 3,6 5,2

pH-Wert [-] 7,7 7,9 8,3Trübung [FAU] 11,0 19,3 38,0Temperatur [°C] 6,6 13,5 19,5Leitfähigkeit [µS/cm] 1.043,0 1.080,1 1.144,0

E.coli [n/100mL] 2,E+03 5,E+03 2,E+04Gesamtcoliforme [n/100mL] 1,E+04 1,E+05 2,E+05

Zulauf des Biofilters

*1 Anzahl der Messw erte zur Mittelw ertbildung: 17

Den Versuchsaufbau des Biofilters zeigt Abb. 3.9. Errichtet wurde ein überstauter und

abwärtsdurchströmter Biofilter. Im oberen Bereich passiert das zufließende Abwasser

eine Trägermaterialschicht von 30 cm Stärke (Abb. 3.8). Ein Zwischenraum war

vorgesehen, um das Volumen zu berücksichtigen, welches bei der Regeneration

abgezogen wurde. Die untere Filterschicht von 30 cm Höhe bestand aus Filtersand der

Körnung 0,71 bis 1,25 mm (Abb. 3.10).

Am Boden der Filterkammer befand sich ein Durchtritt (DN150). Dieser wurde mit

einem engmaschigen Edelstahlnetz verschlossen, um den Filtersand zurückzuhalten.

Bevor das gereinigte Abwasser die Anlage zur Ableitung verließ, erreichte es nach der

Passage der Filterstufe einen Speicherraum.

Page 59: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

3 Material und Methoden 59

Abb. 3.8: Trägermaterial

Abb. 3.9: Darstellung des Biofilteraufbaus Abb. 3.10: Filtersand

Die Regeneration des Filters wurde einmal täglich durchgeführt. Gewählt wurde ein

Zeitraum, in dem kein Wasserzufluss erfolgte. Über einen Zeitraum von 10 Minuten

wurde der Filter ab 01:00 nachts belüftet. Nach einer kurzen Sedimentationsphase für

den Sand wurde das mit den Trübstoffen beladene Überstandswasser durch eine

Pumpe abgezogen und der Vorklärung der Kleinkläranlage zugeführt.

3.1.2.3 Versuchsdurchführung der Feldversuche

Der Versuchszeitraum betrug ca. 17 Wochen, wobei der Träger (K1) erst in der

6. Woche eingefüllt wurde. Tab. 3.7 stellt die Betriebsbedingungen der Feldversuche

dar.

Die hydraulischen Angaben sind auf den max. stündlichen Zufluss bezogen, welcher

durch den Tagesgang der Kleinkläranlage bestimmt wird. Berücksichtigt wurde der

Tagesgang durch den Q10 –Wert nach Gl. 3.6:

10

d10

QQ = [L/h]

Gl. 3.6

Page 60: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

60

Filtergeschwindigkeiten nach Tab. 3.7 kennzeichnen für die Sandschüttung des Filters

einen streng laminaren Bereich der Strömung. Grundlage bildeten eigene Messungen

und die Charakterisierung der Strömung über die Berechungen der Reynolds-Zahl von

PREUß (2004) für verschiedene Füllmaterialien von Festbettreaktoren.

Zur Beurteilung des Filterzustandes wurde kontinuierlich die effektive Filter-

geschwindigkeit: vF,eff. [m/h] bestimmt. Hierfür wurde der Filter einmal pro Woche

zusätzlich mit Ablaufwasser der KKA beaufschlagt, die Wasserstandsänderung in

deren Höhe dokumentiert und die Zeit ermittelt, die für den Wasserstandausgleich

erforderlich war.

Tab. 3.7: Übersicht der Kenngrößen des Biofilters im Versuchszeitraum

Biofilter

Dauer [Wochen] 17

Reaktorvolumen V [L] 884Filtermaterial 1 Typ Typ K1 (bew.)

Körnung / Größe [mm] 7

Filtermaterial 1 Anteil [%] 30

Filtermaterial 2 Typ Typ Sand

Körnung / Größe [mm] 0,71-1,25

Filtermaterial 2 Anteil [%] 30

Volumenstrom: Qmax,10 [L/h] 39,0

Filterschichthöhe [m] 0,6

Filterfläche AF [m²] 0,88

Filtergeschwindigkeit vF [m/h] 0,04

fiktive Verweilzeit tF [h] 22,7

Porenvolumenanteil 1 np [%] 0,75

Porenvolumenanteil 2 np [%] 0,44

effektive Kontaktzeit tef f [h] 4,9

Page 61: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

3 Material und Methoden 61

3.1.3 Vergleichende Wiederverkeimungsversuche

Folgende Desinfektionsmethoden wurden getestet: Membranfiltration, Biofiltration, UV-

Bestrahlung und elektrochemische Behandlung. Zusätzlich wurde der Anlagenablauf

einer konventionellen KKA ohne Desinfektionsmaßnahmen in die Untersuchungen

einbezogen (vgl. Tab. 3.8).

Tab. 3.8: Übersicht der getesteten Desinfektionsverfahren und Proben

Nr. Bezeichnung der untersuchten Probe

Charakterisierung der Probe

1 Ablauf KKA Ablauf einer ordnungsgemäß betriebenen KKA (WSB Verfahren) mit stabiler und hoher Reinigungsleistung

2 Ablauf Membran Ablauf einer KKA mit Mikrofiltrationsmodul (Fa. MBUT, Z-55.6-207)

3 Ablauf UV Behandlung der Ablaufprobe einer ordnungsgemäß betriebenen KKA (WSB Verfahren) mittels UV

Bestrahlung unter Laborbedingungen4 Ablauf Biofilter Ablauf des in dieser Arbeit untersuchten Biofilters der

Praxisversuche5 Ablauf Elektrode Ablauf des in dieser Arbeit untersuchten

elektrochemischen Behandlungsverfahrens

Weitere technische Daten der UV-Bestrahlung und Membranfiltration sind in Tab. 3.9

angegeben.

Tab. 3.9: Charakterisierung ausgewählter Desinfektionsmethoden

Desinfektions- methode

UV-Bestrahlung - Durchführung der Versuche im Labor

- Versuchswasser von einer KKA aus der Praxis (Verfahren: WSB)

- 20 W Niederdruckstrahler mit einer UV-Effizienz von 32,85 %

- Volumenstrom: ca. 20 L/min, Bestrahlung: 150 J/m2

- Durchflussreaktor der Firma UMEX

Membranfiltration - Probenahme an einer Praxisanlage

- Mikrofiltrationseinheit (+H) der Firma MBUT

- Membran: Keramikmembran, Typ: Nanopor (200 nm)

Versuchsdurchführung

Alle Proben wurden nach erfolgreicher Desinfektion als einfache Stichprobe

genommen und auf ihre chemischen sowie mikrobiologischen Parameter untersucht.

Ausgewählte Parameter der betrachteten Abwässer vor dem Test der Wieder-

verkeimung stellt Tab. 3.10 zusammen. Ebenfalls aufgeführt sind die Werte des als

Kohlenstoffquelle zugesetzten Vorklärwassers.

Page 62: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

62

Tab. 3.10: Zusammenfassung der Ausgangswerte der untersuchten Anlagenabläufe

Ablauf KKA

Ablauf Membran

Ablauf Elektrode

Ablauf Biofilter

Ablauf UV

Vorklärwasser - Kohlenstoffquelle

CSB [mg/l] 34,0 38,0 47,0 43,0 57,0 325,0

BSB5 [mg/l] 5,0 3,0 5,0 3,0 8,0 150,0

NH4-N [mg/l] 1,0 1,0 8,0 0,2 1,6 68,0pH [-] 7,6 7,3 7,1 8,0 7,9 8,3

Leitfähigkeit [µS/cm] 808 1.124 1.123 904 912 1.477Trübung [FAU] 11,0 2,0 5,0 14,0 26,0 >100E.coli [n/100mL] 3,E+03 n.n. n.n. 8,E+01 1,E+02 n.n.

Gesamtcoliforme [n/100mL] 1,E+04 1,E+01 n.n. 1,E+03 4,E+02 n.n.n.n. nicht nachw eisbar

Für den Wiederverkeimungsversuch wurden die Proben in einem standardisierten Test

über einen Zeitraum von 11 Tagen untersucht.

Die Proben wurden in je zwei sterile Glasflaschen (Volumen 2 Liter) gegeben.

Während die erste Flasche das reine Volumen der jeweiligen Probe beinhaltete, wurde

die zweite Flasche zusätzlich im Verhältnis 1:4 mit sterilisiertem Vorklärwasser

versetzt. Die Zugabe dieser Kohlenstoffquelle sollte den Zufluss von ungeklärtem

Abwasser in eine Zisterne simulieren. Für weitgehend praxisnahe Bedingungen wurde

für diesen Versuch Vorklärwasser gewählt und keine künstliche Kohlenstoffquelle. Um

während des Tests nur die Auswirkungen auf das ursprüngliche Probenvolumen zu

betrachten und der Probe keine erneute mikrobiologische Belastung zuzuführen, wurde

das Vorklärwasser über eine Dauer von 30 Minuten auf eine Temperatur von ca. 96°C

erhitzt. Eine abschließende Untersuchung dieses Wassers wurde durchgeführt, um

sicherzustellen, dass in diesem Volumen keine fäkalcoliformen Bakterien mehr aktiv

waren und die chemischen Eigenschaften nicht grundlegend verändert wurden.

Die Temperatur wurde in den Versuchen nicht variiert. Ausgewählt wurde eine

Temperatur, die die Wiederverkeimung begünstigt und bei einer Zisternenlagerung

durch das umgebende Erdreich selbst im Sommer im oberen Bereich liegt.

Die Proben wurden für den Testzeitraum ohne Lichteinwirkung in einem Thermo-

schrank bei 18°C aufbewahrt. Das Volumen wurde nur für die Probenahme

homogenisiert. Die Proben wurden regelmäßig durch den Colilert-Test auf den Gehalt

an E. coli und gesamtcoliforme Bakterien untersucht. Begleitend erfolgte eine Analyse

ausgewählter chemischer Parameter (CSB und NH4-N) im Versuchszeitraum.

Page 63: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

3 Material und Methoden 63

3.2 Überblick der angewandten Analytik

Die im Rahmen dieser Arbeit angewandten chemischen und mikrobiologischen

Analysenmethoden stellen die beiden nachfolgenden Kapitel dar. Da an dieser Stelle

nur eine tabellarische Zusammenfassung erfolgt, kann der Anlage 1 die detaillierte

Beschreibung der angewandten Analysen entnommen werden.

3.2.1 Chemische Analytik

Die angewandte chemische Analytik sowie die Bestimmung weiterer analytischer

Parameter stellt Tab. 3.11 zusammen. In den Feldversuchen erfolgte die Bestimmung

der kontinuierlich erfassten Parameter mindestens einmal wöchentlich. Die

Untersuchung auf unerwünschte Desinfektionsnebenprodukte der elektrochemischen

Versuche erfolgte hingegen stichprobenartig.

Tab. 3.11: Zusammenfassung der angewandten Analysemethoden

Parameter / Beprobungsrhythmus Anwendung *2 Analysebezug / Vorschrift Methode

kontinuierlich Stromstärke EC DIN 43751-1 und DIN 43751-2 MessgerätSpannung EC DIN 43751-1 und DIN 43751-2 Messgerät

O2 -Konzentration (gelöst) BF DIN EN 25814 Einstabmesskette

pH-Wert EC / BF / WV DIN 38404-C5 EinstabmessketteLeitfähigkeit EC / WV DIN EN 27888 EinstabmessketteTemperatur EC / BF / WV DIN 38404-C4 EinstabmessketteTrübung EC / BF / WV DIN EN ISO 7027 photometrischCSB EC / BF / WV DIN ISO 15705 photometrisch

BSB5 EC / BF / WV EN 1899-1 und 1899-2 respiratorisch

TOC EC / BF Küvettentest nach MN*1 photometrischDOC EC DIN 38 409 Teil 14 -

NH4-N, NO2-N, NO3-N, T-P EC / BF / WV Küvettentest nach MN*1 photometrisch

Chlorid, Sulfat EC Küvettentest nach MN*1 photometrischfreies Chlor EC EN ISO 7393-2 photometrisch

Ges. Oxidantien EC EN ISO 7393-2 photometrisch

stichprobenartigChlorit EC DIN EN ISO 10304-4 IonenchromatographieChlorat EC DIN EN ISO 10304-4 Ionenchromatographie

Trihalogenmethan (THM) EC DIN EN ISO 10301 (DEV F4) gaschromatografischAOX EC DIN 38 409 H14 -

*1 MN - MACHEREY-NAGEL, *2 Anw endung im Rahmen der Versuche: EC - Elektrochmie / BF - Biofilter / WV - Wiederverkeimung

Page 64: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

64

3.2.2 Mikrobiologische Analytik

Die Überwachung des Desinfektionserfolges in den durchgeführten Versuchen erfolgte

primär durch den bakteriellen Indikator E. coli (vgl. Tab. 3.12). Weiterhin wurden

kontinuierlich gesamtcoliforme Bakterien und stichprobenartig Enterokokken bestimmt.

Tab. 3.12: Zusammenfassung der angewandten mikrobiologischen Analysemethoden

Parameter Anwendung *1 Analysebezug / Vorschrift Methode

kontinuierlich E.coli EC / BF / WV DIN EN ISO 9308-3 DST Methode

Gesamtcoliforme EC / BF / WV DIN EN ISO 9308-3 DST Methode

stichprobenartigEnterokokken EC / BF DIN EN ISO 7899-1 DST Methode

*1 Anw endung im Rahmen der Versuche: EC - Elektrochmie / BF - Biofilter / WV - Wiederverkeimung

Um den Einfluss einer Depotwirkung in den Versuchen der elektrochemischen

Behandlung auf die mikrobiologische Analytik auszuschließen, wurden die

Desinfizienzien nach der Probenahme gequencht. Hierfür wurden die Proben im

direkten Abfluss des Reaktors (t0) und nach einer Einwirkzeit von 10 Minuten (t10) bzw.

20 Minuten (t20) mit Na2S2O3-Lösung (Natriumthiosulfat 1,5 g/L) versetzt.

Page 65: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

65

4 Ergebnisse und Diskussion

4.1 Ergebnisse der elektrochemischen Desinfektion

Zielstellung der Feldversuche war die Ermittlung der Desinfektionsleistung unter

Praxisbedingungen, insbesondere der Nachweis, dass eine wirtschaftliche Desinfektion

möglich ist, obwohl Abwasserinhaltsstoffe ein erhebliches Potential besitzen, die

erzeugten Desinfizienzien zu zehren. Weiterhin sollte belegt werden, dass bei geringen

Energieeinträgen das Risiko der Erzeugung unerwünschter DNP gering ist.

Die erste Versuchsphase („Wirkprinzip“) erfolgte mit gleichbleibenden Betriebs-

einstellungen, um die grundsätzliche Eignung zur Desinfektion nachzuweisen. Die

zweite Versuchsphase („Optimierung“) wurde genutzt, um Änderungen zu überprüfen,

welche die Standzeit der Elektroden erhöhen, die Betriebssicherheit steigern, die

Betriebskosten durch Verringerung des Energieeintrages verbessern und die

Erzeugung von DNP reduzieren sollten.

Die Auswertung erfolgt auf Grundlage des Hauptdesinfiziens freies Chlor. Da die

Auswertung der Feldversuche nur eine Beurteilung der relativen freien Chlorproduktion

ermöglichte, wurden begleitende Laboruntersuchungen durchgeführt, um die freie

Chlorbildung des Versuchsaufbaus und den Einfluss der Abwasserinhaltsstoffe auf den

Verbrauch und die Bildung freien Chlors zu bewerten.

4.1.1 Desinfektionsleistung in den Feldversuchen

Die Desinfektionsleistung wurde anhand des bakteriologischen Indikators E. coli

bewertet. Als Grenzwert wurde der im Kapitel 2.1.4 genannte Überwachungswert von

100 Keimen je 100 mL für den Einsatz als Betriebswasser definiert. Weiterhin

betrachtet wurde die Desinfektionswirkung auf gesamtcoliforme Bakterien und stich-

probenartig auf intestinale Enterokokken. Die erforderliche Desinfektionsleistung wird

aus den Untersuchungen von KKA-Abläufen entsprechend Kapitel 2.2.2 abgeleitet.

Demnach liegen bei einer ordnungsgemäß betriebenen KKA die E. coli –

Konzentrationen im Ablauf bei ca. 1,E+04 E. coli je 100 mL. Eine Desinfektion von

99 % ermöglicht selbst in diesem Fall das Behandlungsziel.

4.1.1.1 Übersicht der Desinfektionsleistung im Versuchszeitraum

Abb. 4.1 zeigt die Ergebnisse der Desinfektion für E. coli. Während „Elektrode (t0)“ die

Probenahme im Auslauf des Elektrodenreaktors bezeichnet, geben die Werte für

„Elektrode (t10 und t20)“ die Ergebnisse mit einer Einwirkzeit von 10 bzw. 20 Minuten im

Anschluss an den Reaktordurchfluss an.

Page 66: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

66

1,0E+00

1,0E+02

1,0E+04

0 10 20 30 40 50 60

Versuchsdauer [Wochen]

E. coli [n/100mL]

Zufluss VorlageElektrode (t0)

Elektrode (t10)

Elektrode (t20)

Grenzwert

Versuchsphase 1 Versuchsphase 2

(t0)(t10)

(t20)

Abb. 4.1: Verlauf der E. coli -Konzentration in den Feldversuchen

Während in den ersten 6 Wochen die Einstellungen getestet wurden, konnte ab der 7.

bis zur 19. Versuchswoche eine stabile Desinfektion erzielt werden. In der 20.

Versuchswoche trat ein Defekt an den Elektroden auf, der das Ende der ersten

Versuchsphase zur Folge hatte.

In Versuchsphase 2 wurde ab der 26. Versuchswoche der Volumenstrom von 60 L/h

auf 120 L/h erhöht und die Stromstärke über die Versuchsdauer von ca. 5 A auf ca.

3,5 A reduziert. Zusätzlich wurde in dieser Versuchsphase die E. coli -Konzentration für

die Desinfektion mit einer Einwirkzeit von 20 Minuten nach Passage des

Elektrodenreaktors ermittelt. Im Zeitraum der 7. bis 19. Versuchswoche konnte mit

einer Einwirkzeit von 10 Minuten für den Indikator E. coli eine Desinfektionsleistung

von 99,4 % ermittelt werden und im Zeitraum 21. bis 43. Versuchswoche für eine

Einwirkzeit von 20 Minuten eine Desinfektionsleistung von 99,5 %. Die Verringerung

der Stromstärke unter 3,8 A führte in der zweiten Versuchsphase zu einer starken

Abnahme der Desinfektionsleistung. Die Versuche wurden an dieser Stelle beendet, da

das Ziel einer energetischen Optimierung der Versuchsführung durch die Erhöhung

des Volumenstroms, die Reduzierung der Stromstärke und die Verlängerung der

Einwirkzeit erreicht wurde.

Page 67: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 67

4.1.1.2 Desinfektion in Abhängigkeit der Verfahrensparameter

Untersuchungen von KRAFT et al. (1999, 2000, 2004), BERGMANN (2004), BERGMANN et

al. (2008), SCHMALZ et al. (2009) konnten aufzeigen, dass bei Anwesenheit von freiem

Chlor diesem die Hauptrolle in der Abtötung von Keimen zugesprochen werden muss.

Eine direkte Desinfektionswirkung von OH-Radikalen ist auf Grund der hohen

Konzentrationen des Radikalfängers Hydrogencarbonat sowie des hohen Gehaltes an

organischen Verbindungen zu vernachlässigen.

Einerseits hängt die Wirkung der Desinfizienzien von der erzeugten Konzentration ab,

welche durch den Volumenstrom und die Stromstärke beeinflusst wird, andererseits

kann die Desinfektionswirkung der jeweiligen Konzentration an Desinfizienzien durch

die Einwirkzeit entsprechend dem ct-Wert-Konzept gesteuert werden. Nach diesem

Konzept werden Pathogene über eine längere Zeit bei niedriger Konzentration an

Desinfizienzien die gleiche Schädigung erfahren, wie in kurzer Zeit durch eine

entsprechend höhere Konzentration. Nachfolgend werden die Einflüsse der Einwirkzeit,

des Volumenstroms und der Stromstärke dargestellt.

1. Desinfektionswirkung in Abhängigkeit der Einwirkzeit

Abb. 4.2 zeigt die Desinfektion für eine Einwirkzeit von 10 Minuten gegen die

Konzentration freien Chlors. Dargestellt sind die im ersten und zweiten Versuchs-

zeitraum ermittelten Ausgangskonzentrationen für freies Chlor (ct0) unmittelbar am

Auslauf des Elektrodenreaktors. Die Desinfektionswirkung für t10 wurde durch das

Verhältnis der E. coli Werte nach 10 Minuten Einwirkzeit und den E. coli Werten des

Zulaufs ermittelt. Für beide Versuchsphasen kann abgeleitet werden, dass freies Chlor

einen starken Einfluss auf die Desinfektion besitzt. Für die Versuchsphase 2 dient der

für den Konzentrationsbereich des freien Chlors zwischen 0,2 und 1 mg/L hinzugefügte

Trend der Veranschaulichung. Das Bestimmtheitsmaß ist zu gering, um aus den

Feldversuchen eine Bemessungsgleichung abzuleiten (vgl. Abb. 4.2).

Eine Desinfektionsleistung von 99 % wurde in den Versuchen mit einer Einwirkzeit von

10 Minuten bei einer Ausgangskonzentration von mindestens 0,7 mg/L freien Chlors

erzielt (ct2 log -Wert: ca. 7 mg•min/L). Für eine freie Chlorkonzentration über 1 mg/L

konnte keine weitere Verbesserung der Desinfektion ermittelt werden, da hierbei

jeweils der untere Nachweisbereich der E. coli -Konzentration erreicht wurde.

Page 68: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

68

R2 = 0,58

0,000

0,001

0,010

0,100

1,000

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5

cto(freies Chlor) [mg/L]

Desinfektion m

it t 10 [N/N

0]

Versuchsphase 1

Versuchsphase 2

Abb. 4.2: Desinfektion mit Einwirkzeit (10 min) und Ausgangskonzentration an freiem

Chlor

Für die Einwirkzeit von 20 Minuten (siehe Abb. 4.3.) konnte in den Feldversuchen

bereits mit einer Ausgangskonzentration von ca. 0,4 mg/L freien Chlors eine

Desinfektionsleistung von 99 % für E. coli erzielt werden (ct2 log -Wert: ca. 8 mg•min/L).

Im Vergleich mit Abb. 4.2 ergibt sich eine deutlich geringere Ausgangskonzentration an

freiem Chlor, um eine Desinfektion zu erzielen.

R2 = 0,55

0,000

0,001

0,010

0,100

1,000

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5

cto(freies Chlor) [mg/L]

Desinfektion m

it t 20 [N/N

0]

Versuchsphase 2

Abb. 4.3: Desinfektion mit Einwirkzeit (20 min) und Ausgangskonzentration an freiem

Chlor

Page 69: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 69

Der ct2 log -Wert freien Chlors in den Feldversuchen kann mit 7 – 8 mg•min/L

angegeben werden. Zu beachten sind die Rahmenbedingungen der Feldversuche.

Laboruntersuchungen mit vergleichbaren Abwässern durch HAAKEN et al. (2010)

bestätigen den ermittelten ct-Wert Bereich.

Die Anwendbarkeit des ct-Wert-Konzeptes wurde bestätigt. Dies ist im Hinblick auf die

spätere Diskussion der Betriebskosten von Bedeutung. Ermöglicht die

verfahrenstechnische Gestaltung eine längere Einwirkzeit (z.B. durch Vergrößerung

des Volumens des Nachbehandlungsgefäßes oder durch einen Parallelbetrieb), kann

der Energieeintrag bei gleich bleibender Desinfektionsleistung gesenkt werden.

Weiterhin verdeutlicht das ct-Wert-Konzept neben der Einwirkzeit den Einfluss der

Konzentration des jeweiligen Desinfektionsmittels. In den Feldversuchen wurde

überprüft, mit dem Volumenstrom und der Stromstärke die Konzentration freien Chlors

zu steuern.

2. Desinfektionswirkung in Abhängigkeit des Volumenstroms

Den Einfluss des Volumenstroms auf die Desinfektionsleistung zeigt Abb. 4.4.

R2 = 0,86

0,000

0,001

0,010

0,100

1,000

0 20 40 60 80 100 120 140 160

Volumenstrom [L/h]

Desinfektion m

it t 10 [N/N

0]

Abb. 4.4: Desinfektion in Abhängigkeit des Volumenstroms (Einwirkzeit 10 min, I = 5,2 A,

Versuchsphase 2)

Dargestellt sind Werte, welche in der Versuchsphase 2 vor und nach der Erhöhung des

Volumenstroms von 60 L/h auf 120 L/h ermittelt werden konnten. Deutlich zu sehen ist

eine reduzierte Desinfektionsleistung bei Erhöhung des Volumenstroms für die

Einwirkzeit von 10 Minuten bei konstanter Stromstärke (ca. 5,2 A). Die Ursache der

geminderten Desinfektionsleistung bei gleicher Einwirkzeit liegt entsprechend des ct-

Page 70: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

70

Wert-Konzeptes in einer geringeren Konzentration an Desinfizienzien. Für den

untersuchten Bereich ist die Bildung der Desinfizienzien von der Aufenthaltszeit im

Elektrodenreaktor abhängig, welche durch die Erhöhung des Volumenstroms gesenkt

wurde.

3. Desinfektionswirkung in Abhängigkeit der Stromstärke

Während Abb. 4.4 die Desinfektion unter gleicher Stromstärke betrachtet, stellt Abb.

4.5 die Desinfektion bei gleichem Volumenstrom aber variierter Stromstärke dar. Für

die Darstellung wurden Werte unter ähnlichen Zulaufbedingungen bei identischem

Volumenstrom gewählt und mit der jeweils angelegten Stromstärke gegen die

ermittelte Desinfektionsleistung bei einer Einwirkzeit von 20 Minuten aufgetragen. Da

bei dieser Auswertung die gleichen Einwirkzeiten vorlagen, muss unter der Bedingung

weitgehend ähnlicher Zulaufbedingungen und gleichem Volumenstrom die Bildung von

Desinfizienzien mit der angelegten Stromstärke zunehmen. Aufgezeigt werden konnte,

dass die Desinfektionsleistung vom Volumenstrom und der Stromstärke abhängig ist.

Weiterhin wurde belegt, dass die Desinfektionswirkung freien Chlors von dessen

Konzentration und Einwirkzeit abhängig ist.

R2 = 0,73

0,000

0,001

0,010

0,100

1,000

3 3,5 4 4,5 5 5,5 6

Stromstärke [A]

Desinfektion m

it t 20 [N/N

0]

Abb. 4.5: Desinfektion in Abhängigkeit der Stromstärke (Einwirkzeit 20 min, QElektr. = 120

L/h, Versuchsphase 2)

Page 71: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 71

4.1.1.3 Desinfektion gesamtcoliformer Bakterien und Enterokokken

1. Gesamtcoliforme Bakterien

Aus Abb. 4.6 wird ersichtlich, dass es Unterschiede in der Wirkung der erzeugten

Desinfizienzien auf E. coli und auf die gesamtcoliformen Bakterien nur unmittelbar

nach der elektrochemischen Behandlung gibt. Die eingetragenen Desinfizienzien

erzeugen allein durch die Verweilzeit im Elektrodenreaktor eine stärkere

desinfizierende Wirkung auf E. coli als auf die gesamtcoliformen Bakterien. Eine

Ursache könnte in der Tatsache liegen, dass E. coli eine geringere Persistenz auf die

Umweltbedingungen im Rahmen der Abwasserbehandlung besitzt als die

Gesamtcoliformen, bei denen auch Umweltbakterien erfasst werden. Mit Einwirkzeiten

von 10 bzw. 20 Minuten wurden keine Unterschiede beobachtet.

0

20

40

60

80

100

Elektrode (t0) Elektrode (t10) Elektrode (t20)

Desinfektionsleistung [%]

E.coli GesamtcoliformeE. coli

Nachwirkzeit (t0) Nachwirkzeit (t10) Nachwirkzeit (t20)

Abb. 4.6: Desinfektionsleistung für E. coli und gesamtcoliforme Bakterien

2. Enterokokken

Die Untersuchung der Enterokokken -Konzentration im Verlauf der elektrochemischen

Behandlung zeigte eine erfolgreiche Desinfektion dieses Indikators. Der in Tab. 2.3

formulierte Überwachungswert von 100 Enterokokken je 100 mL konnte mit

Konzentrationen von 10 Enterokokken je 100 mL im Ablauf des Elektrodenreaktors und

mit Konzentrationen von 1 bis 2 Enterokokken je 100 mL bei einer Einwirkzeit von 10

Minuten deutlich unterschritten werden. Mit einer Einwirkzeit von 20 Minuten konnten

keine Enterokokken mehr nachgewiesen werden.

Page 72: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

72

4.1.2 Bildung und Zehrung von Desinfizienzien in den

Feldversuchen

Kapitel 4.1.1 konnte aufzeigen, dass die Desinfektionsleistung maßgeblich von den

erzeugten Desinfizienzien abhängt. In diesem Kapitel wird die relative freie Chlor-

produktion der Feldversuche dargestellt, um diese anschließend mit den in Reinwasser

ermittelten Werten ohne Zehrungseinfluss zu diskutieren.

4.1.2.1 Anteil freien Chlors an den Gesamtoxidantien

Entsprechend Abb. 4.7 liegt die Konzentration der Gesamtoxidationsmittel immer über

der des freien Chlors. Begründet wird dies dadurch, dass bei den Gesamtoxidantien

sowohl freies Chlor als auch gebundenes Chlor und ebenfalls anodisch gebildetes

Wasserstoffperoxid erfasst werden.

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

5 15 25 35 45 55

Versuchsdauer [Wochen]

c(freies Chlor und Gesamtoxidan

tien

) [m

g/L]_

freies Chlor

Gesamtoxidantien

Versuchs-phase 1

Versuchs-phase 2

Abb. 4.7: Verlauf der Konzentration freien Chlors und der Gesamtoxidantien in den

Versuchen

Die Auswertung ergab weiterhin eine Differenz des Anteiles freien Chlors an den

Gesamtoxidantien zwischen den beiden Versuchsphasen. Während in der ersten

Versuchsphase der Anteil freien Chlors an den Gesamtoxidantien im Mittel nur

ca. 50 % betrug, erhöhte sich dieser in der zweiten Versuchsphase auf ca. 70 %.

Eine Betrachtung dieses Unterschieds wird notwendig, da die Bildung weniger

germizider Desinfizienzien aus freiem Chlor die Gesamteffizienz der Desinfektion

beeinträchtigen könnte. Eine Ursache könnte in einer unterschiedlichen Zusammen-

setzung des Zulaufs beider Versuchsphasen liegen. Abb. 4.8 zeigt, dass die Kohlen-

Page 73: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 73

stoffparameter (beispielhaft ausgewählt ist der BSB5) in beiden Phasen ein ähnliches

Niveau aufwiesen, jedoch NH4-N und NO2-N in der ersten Versuchsphase einen

deutlich höheren Mittelwert als in der zweiten Versuchsphase aufzeigten.

0

5

10

15

20

25

Versuchsphase 1 Versuchsphase 2

BSB5 und NH4-N [mg/L]

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

NO2-N [mg/L]

NH4-N

BSB5

NO2-N

NH4-N

BSB5

NO2-N

Abb. 4.8: Vergleich ausgewählte Zulaufparameter in den beiden Versuchsphasen

Aus der Auswertung des Zulaufs der Feldversuche wurde ersichtlich, dass den

Stickstoffwerten eine wesentliche Rolle in der Bildung freien Chlors zugesprochen

werden muss. Als Zehrstoffe für die weitere Diskussion gelten neben den

Stickstoffverbindungen organische Stoffe, auch wenn dies durch den niedrigen

Konzentrationsbereich des betrachteten BSB5 nicht veranschaulicht werden konnte.

4.1.2.2 Relative freie Chlorproduktion in den Feldversuchen

Für die Beprobung des freien Chlors in den Feldversuchen muss akzeptiert werden,

dass dessen ermittelte Konzentration sowohl durch die gewählten Betriebs-

einstellungen als auch durch die Zusammensetzung des Zuflusses beeinflusst wird.

Eingeführt wurde zur Auswertung der Feldversuche daher die relative freie

Chlorproduktion (Gl. 3.3), welche diese beiden Aspekte vereint. Abb. 4.9 stellt die

errechneten Werte der relativen freien Chlorproduktion gemeinsam mit der

eingetragenen Ladung über die Versuchsdauer dar (vgl. Abb. 3.4 und Abb. 4.7).

Page 74: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

74

0

0,05

0,1

0,15

0,2

5 15 25 35 45 55

Versuchsdauer [Wochen]

eingetragene Ladung [Ah/L]

0

5

10

15

20

25

30

relative fr. Chlorproduktion [mg/Ah]_

eingetragene Ladung

relative fr. Chlorproduktion

Versuchs-phase 1

Versuchs-phase 2

Abb. 4.9: Verlauf der rel. freien Chlorproduktion und eingetragenen Ladung in den

Versuchen

In den Feldversuchen ergaben die differierenden Zuflussbedingungen ein unbe-

rechenbares Potential für die Erzeugung freien Chlors, welches sich in starken

Schwankungen der relativen freien Chlorproduktion in Abb. 4.9 aufzeigt.

Abb. 4.10 stellt Werte der

relativen freien Chlorproduktion

für einen ausgewählten Bereich

der eingetragenen Ladung von ca.

0,04 Ah/L dar. Die Darstellung

verdeutlicht die starke Differenz

der relativen freien Chlor-

produktion unter ähnlichem

Ladungseintrag in der Praxis.

Diese Beeinflussung wird maß-

geblich auf eine Änderung in der

Zusammensetzung des Zuflusses

zurückgeführt.

Abb. 4.10: Relative freie Chlorproduktion bei einer eingetragenen Ladung von

ca. 0,04 Ah/L

0

5

10

15

20

25

0 0,05 0,1

eingetragene Ladung [Ah/L]

realtive freie Chlorproduktion [mg /Ah]_

Page 75: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 75

4.1.2.3 Einfluss von abwasserspezifischen Parametern auf die freie

Chlorkonzentration

Als primäre Zehrstoffe freien Chlors im Abwasser gelten organische Stoffe und

Stickstoffverbindungen. Für die nachfolgende Betrachtung wurden als organischer

Parameter der TOC und für die Stickstoffparameter der Ammoniumstickstoff (NH4-N)

und der Nitritstickstoff (NO2-N) ausgewählt. Nachfolgend werden Versuchswerte

diskutiert, die unter gleichen Betriebsbedingungen entstanden. Abb. 4.11 zeigt eine

Auswertung der Zulaufzusammensetzung für die in Abb. 4.10 dargestellten Maximal-

und Minimalwerte der relativen freien Chlorproduktion. Für die in Abb. 4.11 aufge-

tragenen Werte ist der Unterschied der Nitritkonzentration jedoch zu gering, um einen

Einfluss abzuleiten. Auch die Unterschiede des TOC und des NH4-N sind marginal. Ein

wesentlicher Einfluss wird der Chloridkonzentration zugeschrieben.

0

50

100

150

200

10 20

TOC, NH4-N und Cl - [m

g/L]

0,00

0,10

0,20

0,30

0,40

NO2-N [mg/L]

TOC

NH4-N

Chlorid

NO2-N

relative freie Chlorproduktion [mg/Ah]

NH4-N

NO2-N

Cl-

Abb. 4.11: Vergleich der Zulaufzusammensetzung für den Min- und Max-Bereich der rel.

freien Chlorproduktion bei qa 0,04 Ah/L

Ein direkter Einfluss einzelner Zehrstoffe auf die freie Chlorkonzentration in den

Feldversuchen konnte durch die schnelle Reaktion mit den Zehrstoffen nicht nach-

gewiesen werden. Die Unterschiede in der Zusammensetzung des Zuflusses waren

durch die stabilen Reinigungsleistungen der KKA zu gering. Die in Abb. 4.10 darge-

stellte Differenz der relativen freien Chlorproduktion wird auf Schwankungen der

Chloridkonzentration im Zulauf zurückgeführt. Dies bedeutet weiterhin, dass der

Einfluss von Zehrstoffen auf die relative freie Chlorproduktion bei einer KKA mit

stabiler, hoher Reinigungsleistung minimal ist.

Page 76: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

76

4.1.2.4 Abnahme der freien Chlorkonzentration in der Einwirkzeit

Auch wenn in den Untersuchungen die Wirkung einzelner Zehrstoffe auf die Produktion

selbst nicht nachgewiesen werden konnte, besitzen diese Stoffe in ihrer Summe einen

Einfluss, der sich in einer Abnahme freien Chlors im Verlauf der Einwirkzeit äußert.

Diese Stoffe besitzen das Potential, durch Folgereaktionen während der Einwirkzeit

weiterhin freies Chlor zu zehren und den Desinfektionsprozess deutlich zu

verlangsamen. Den Einfluss von Zehrstoffen auf die Abnahme freien Chlors in den

Feldversuchen verdeutlicht Abb. 4.12. Dargestellt ist die Abnahme bei Einwirkzeiten

von 10 und 20 Minuten im Vergleich zur Ausgangskonzentration durch die

elektrochemische Behandlung bei Energieeinträgen von 0,01 bis 0,05 Ah/L und 0,05

bis 0,1 Ah/L. Die Werte des Verlaufs innerhalb der 20 Minuten wurden aus den

Mittelwerten der Ergebnisse der Beprobung der einzelnen Versuchswochen ermittelt.

Im Versuchszeitraum betrug die zeitliche Abnahme der freien Chlorkonzentration 0,015

bis 0,025 mg je Liter und Minute.

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

-10 0 10 20 30

Nachwirkzeit [min]

c(freies Chlor) [mg/L]

0,05 - 0,10 [Ah/L]

0,01 - 0,05 [Ah/L]

Abb. 4.12: Abnahme des freien Chlors im Verlauf der Einwirkzeit

Page 77: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 77

4.1.2.5 Temperatureinfluss auf den Verbrauch freien Chlors

Eine steigende Temperatur erzeugt höhere Reaktionsgeschwindigkeiten und einen

höheren Stoffwechsel der Mikroorganismen. Während ein Zusammenhang zwischen

der relativen freien Chlorproduktion und einem Temperatureinfluss nicht nachgewiesen

werden konnte, zeigte sich in der Auswertung der Feldversuche ein Temperatureinfluss

auf die Abnahme freien Chlors im Verlauf der Einwirkzeit.

Den Temperatureinfluss in Bezug auf eine Einwirkzeit von 10 Minuten stellt Abb. 4.13

dar. Deutlich zu erkennen ist die höhere freie Chlorzehrung bei steigenden

Temperaturen. In welchem Anteil dieser temperaturbedingte Anstieg der freien

Chlorzehrung durch biologische oder chemische Prozesse bestimmt wird, konnte nicht

ermittelt werden. In Bezug auf das Bestimmtheitsmaß muss erneut auf den

Feldversuchscharakter verwiesen werden. Die Vielzahl von Einflüssen in der Praxis auf

die Chlorzehrung wird durch den geringen Wert des Bestimmtheitsmaßes sichtbar.

R2 = 0,64

0

10

20

30

40

50

14 15 16 17 18 19 20 21

Wassertemperatur [°C]

Chlorzehrung in den ersten 10 M

inuten [%]

Abb. 4.13: Abhängigkeit der Chlorzehrung von der Wassertemperatur in den Versuchen

Der Temperatur muss weiterhin ein Einfluss auf die Desinfektionswirkung unterstellt

werden, da der Stoffwechsel der Mikroorganismen eine Temperaturabhängigkeit

besitzt. In den Versuchen konnte dies nicht bestätigt werden, da in den jeweiligen

Temperaturbereichen unterschiedliche Betriebseinstellungen vorlagen.

Page 78: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

78

4.1.3 Bildung von freiem Chlor in den Technikumsversuchen

In den Technikumsversuchen sollte der Einfluss der Chloridkonzentration im Zufluss

und die Steuerungsmöglichkeit der freien Chlorproduktion durch die eingetragene

Ladung näher untersucht werden. Neben zehrungsfreiem Wasser wurde reales

Abwasser aus der Praxisanlage getestet. Die Zusammensetzung der untersuchten

Wässer wurde in Tab. 3.3 dargestellt. Die in den Feldversuchen gefundenen

Zusammenhänge dienen als Bemessungsansatz, um die freie Chlorproduktion in

Abhängigkeit der vorhandenen Chloridkonzentration abzuleiten. Im Vergleich zu den

Werten der Feldversuche ergeben sich durch die streng definierten Rahmenbe-

dingungen der Technikumsversuche akzeptable Bestimmtheitsmaße (vgl. Abb. 4.14).

4.1.3.1 Abhängigkeit vom Chloridgehalt und der eingetragenen

Ladung

Die Auswertung der Technikumsversuche erbrachte, dass mit zunehmender

Stromstärke bei konstantem Volumenstrom und bei abnehmendem Volumenstrom bei

konstanter Stromstärke die Konzentration freien Chlors zunimmt. Für beide

Betrachtungsfälle steigt die eingetragene Ladung an. Die erzielten freien

Chlorkonzentrationen bei den jeweils eingetragenen Ladungen stellt Abb. 4.14

zusammen. Weiterhin kann in dieser Darstellung die Abhängigkeit in der Bildung freien

Chlors von der Chloridkonzentration des Zulaufs aufgezeigt werden.

y = 15,20x - 0,15

R2 = 0,93

y = 49,16x - 0,14

R2 = 1,00

y = 27,02x - 0,06

R2 = 0,98

0

1

2

3

4

5

6

0,00 0,02 0,04 0,06 0,08 0,10 0,12

eingetragene Ladung [Ah/L]

c(freies Chlor) [mg/L]

Reinwasser 1 (Chlorid ca. 85 mg/L)

Reinwasser 2 (Chlorid ca. 130 mg/L)

Reinwasser 3 (Chlorid ca. 170 mg/L)

Abb. 4.14: Bildung freien Chlors entsprechend der eingetragenen Ladung

Page 79: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 79

Die Berechnung der in Abb. 4.14 dargestellten freien Chlorproduktion gegen die

Chloridkonzentration des Zulaufs wird in Abb. 4.15 dargestellt. Für den untersuchten

Bereich konnte eine starke Chloridabhängigkeit der freien Chlorproduktion nach-

gewiesen werden. Bei einer Verdopplung der Chloridkonzentration im Zulauf wird die

freie Chlorproduktion im Bereich der untersuchten Betriebseinstellungen um den Faktor

4 gesteigert. Hierdurch konnte die These der Feldversuche bestätigt werden, dass die

ermittelten starken Schwankungen der freien Chlorproduktion durch die

unterschiedliche Zulaufkonzentration des Chlorids bedingt wurden.

y = 0,35x - 17,14

R2 = 0,95

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

50 70 90 110 130 150 170 190

Chloridkonzentration - Zulauf [mg/L]

freie Chlorproduktion [mg /Ah]_

Versuchsergebnisse

Mittelwert der Versuchsreihen

Linear (Versuchsergebnisse)

Abb. 4.15: Abhängigkeit der freien Chlorproduktion von der Chloridkonzentration des

Zulaufs

4.1.3.2 Vergleich mit den Feldversuchen

Die jeweils im Ablauf des Elektrodenreaktors nachgewiesene freie Chlorkonzentration

sowohl in den Technikumsversuchen als auch in den Feldversuchen, stellt Abb. 4.16

dar. In dieser Darstellung wird der Anlagenablauf der Praxisanlage in die

Versuchsreihen der Technikumsversuche einbezogen.

Im Ergebnis bildete der Versuchsaufbau der Technikumsversuche die Feldversuche

adäquat wieder. Es wurde zwischen den im Technikum und in der Praxis gewonnenen

Werten kein gravierender Unterschied ermittelt.

Page 80: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

80

Die Darstellung verdeutlicht weiterhin den Einfluss der Zulaufzusammensetzung auf

die ermittelte freie Chlorkonzentration. In den Reinwasserversuchen wurden bei

gleicher eingetragener Ladung und Chloridkonzentration deutlich höhere freie

Chlorkonzentrationen nachgewiesen.

Je weniger eingetragene Ladung angewandt wird, um freies Chlor zu erzeugen, desto

größer ist der Einfluss der Chlorzehrung im Vergleich zu dessen Bildung. In

Anwendung dieser Technik gilt es daher einen Schwellenwert für freies Chlor von

ca. 0,5 mg/L zu überschreiten, um im Ablauf des Reaktors die für die Desinfektion

benötigten Konzentrationen zu erreichen.

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

0,000 0,015 0,030 0,045 0,060 0,075 0,090

eingetragene Ladung [Ah/L]

c(freies Chlor) [mg/L]

Praxisversuche (Versuchsphase 2, Mittelwert Chlorid 126 mg/L)

Technikumversuch mit Abwasser (Chlorid 114 mg/L)

Technikumversuch mit Reinwasser 2 (Chlorid ca. 130 mg/L)

Abb. 4.16: Vergleich der ermittelten freien Chlorkonzentration bei der jeweils

eingetragenen Ladung in den Technikums- und Feldversuchen

Page 81: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 81

4.1.4 Nebenreaktionen in den Feldversuchen

Ein Hauptkritikpunkt am Einsatz chemischer Desinfektionsverfahren auf Chlorbasis

zum Beispiel nach ATV-M205 ist die Sorge vor der Erzeugung unerwünschter und

gefährlicher Nebenprodukte. In den Feldversuchen wurde neben der Untersuchung

einer möglichen Veränderung der Abwasserzusammensetzung auch die Entstehung

möglicher ökotoxikologisch gefährlicher Stoffe betrachtet. Ausgewählt wurden DNP, die

gesetzlich reglementiert werden oder denen ein besonderes toxikologisches

Gefährdungspotential zugesprochen wird [TrinkwV 2001], [AbwV 2004].

4.1.4.1 Veränderungen der Abwasserzusammensetzung

Die elektrochemische Behandlung erzeugt eine Vielzahl starker Oxidationsmittel wie

OH-Radikale, freies Chlor und sekundär gebildete Oxidationsmittel (z.B. H2O2). In Tab.

4.1 werden die Überwachungswerte vor und nach dem Durchfluss durch den

Elektrodenreaktor dargestellt, um eine Veränderung regulärer abwassertechnischer

Überwachungswerte zu betrachten.

Tab. 4.1: Veränderung ausgewählter Parameter durch die elektrochemische Behandlung

Veränderung in Prozent

NO2-N [mg/L] -18

CSB [mg/L] -9

DOC [mg/L] -6

BSB5 [mg/L] -5

Trübung [FNU] -3

Chlorid [mg/L] -3

NH4-N [mg/L] o.V.

PO43--P / T-P [mg/L] o.V.

NO3-N [mg/L] o.V.

TOC [mg/L] o.V.

Sulfat [mg/L] o.V.

o.V. - ohne nachw eisbare Veränderung

(Abw eichung im Bereich +/- 2%)

Die stärkste Veränderung konnte

beim Nitrit-Stickstoff ermittelt

werden. Nitrit kann zwar an der

Kathode durch eine Nitratreduktion

gebildet werden, stärker war

jedoch die Oxidation des Nitrits

durch die gebildeten

Oxidationsmittel zum Nitrat. Da

Nitrat im Abwasserzufluss in viel

größeren Mengen vorhanden ist,

war ein direkter Anstieg des

Nitratstickstoffes prozentual nicht

zu ermitteln.

Reaktionen der Organik mit den Oxidationsmitteln führten zur Veränderung der

organischen Parameter. SCHMALZ et al. (2009) konnten bestätigen, dass im Abwasser

ein großer Teil des gebildeten freien Chlors mit der Organik reagiert.

Wichtig war ebenfalls der Nachweis, dass bei diesen Reaktionen keine Reaktivierung

biologisch verfügbarer Kohlenstoffverbindungen (z.B. DOC und BSB5) erfolgte.

Page 82: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

82

4.1.4.2 Bildung chlororganischer und -anorganischer DNP

Durch den Einsatz der elektrochemischen Behandlung mittels BDD-Elektroden ist die

Entstehung vielfältiger Desinfektionsnebenprodukte denkbar. Beispielsweise kann

freies Chlor in Folgereaktionen ökotoxikologisch gefährliche chlor-organische und

anorganische Produkte bilden.

Im Verlauf der Feldversuche wurden Chlorit, Chlorat, Trihalogenmethan (THM) und

adsorbierbare organisch gebundene Halogene (AOX) ausgewählt, um durch deren

Nachweis eine Gefährdung zu beurteilen oder auszuschließen.

Chlorit und Chlorat sind typische Nebenprodukte chemischer Chlordesinfektions-

verfahren. Bei längeren Verweilzeiten an den Elektroden kann Chlorat direkt aus Chlor

gebildet werden [Bergmann 2004]. THM bildet sich beispielsweise nach

KREYSIG (2006) in komplexen Reaktionen als Endprodukt von freiem Chlor mit

organischen Inhaltsstoffen. Einige der in der Summe des AOX zusammengefassten

Stoffe bergen selbst kein toxikologisches Risiko, so dass dieser Summenparameter in

einer wissenschaftlichen Diskussion um dessen Anwendung zur Beurteilung eines

realen Gefährdungspotentials steht. Der AOX wurde jedoch in die Untersuchungen

aufgenommen, da er in einigen Anwendungsfällen der AbwV reglementiert wird und

der Gesetzgeber keine einheitliche Regelung für die Abwasserbehandlung geschaffen

hat. Zukünftig muss dessen Überwachung weiter hinterfragt werden.

Für die Beurteilung wurden in Tab. 4.2 die ermittelten Werte den bekannten Grenz-

werten des Trink- und des Abwasserbereiches gegenübergestellt.

Tab. 4.2: Vergleich der Versuchsergebnisse mit den Grenz- und Richtwerten

Parameter Min Medianwert Max

THM [µg/L] 50 TrinkwV - 1,3 *2 -

Chlorit [mg/L] 0,2 TrinkwV n.n. n.n. n.n.Chlorat [mg/L] 0,7 WHO*3 n.n. 0,2 0,4

AOX [µg/L] 200 *1 AbwV 65,0 106,0 155,8

[Füll- und Kreislaufw asser] sow ie Betriebsw asser), Kühlsysteme, Dampferzeugung

*2 nur Einzelstichprobe

Ablaufwerte - Elektrode (t0)

*1 Anhang 31: Wasseraufbereitung (Aufbereitung von Trinkw asser-, Schw imm- und Badebeckenw asser

n.n. nicht nachw eisbar

Grenzwert /

Richtwerte*3

Page 83: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 83

Chlorit konnte im Ablauf des Reaktors nicht nachgewiesen werden.

Für Chlorat gibt es derzeit keinen Grenzwert. Nach Angaben der WHO sollte beim

Einsatz von Chlordioxid für die Trinkwasserdesinfektion eine Chloratkonzentration von

700 µg/L nicht überschritten werden [WHO 2008]. Der nachgewiesene Maximalwert für

Chlorat lag deutlich darunter.

Die Stichprobe auf THM zeigte für die Stoffe dieses Summenparameters keine

Auffälligkeit, der Grenzwert wurde weit unterschritten.

Neben den Stichproben auf Chlorit, Chlorat und THM wurde zeitweise im ersten und

zweiten Versuchszeitraum der Zu- und Ablauf des Elektrodenreaktors auf AOX

untersucht. Entsprechend Abb. 4.17 wurde im gesamten Versuchszeitraum der

Grenzwert unterschritten. Weiterhin wurde unter den Betriebsbedingungen der

Feldversuche keine wesentliche Abhängigkeit der AOX- Konzentration von der

eingetragenen Ladung ermittelt.

0

100

200

300

400

500

1 4 8 10 48 50 53 55 57

Versuchswochen der Stichproben

AOX Zu- und Ablauf Elektrode [µg/L]

0,00

0,04

0,08

0,12

0,16

0,20

eingetragene Ladung [Ah/L]AOX Ablauf Elektrode (t0)

AOX Zulauf Elektrode

AOX Grenzwert

eingetragene Ladung

Untersuchungen in Versuchsphase 1

Untersuchungen in Versuchsphase 2

(to)

Abb. 4.17: Verlauf der AOX-Konzentrationen des Zu- und Ablaufs bei den jeweils

eingetragenen Ladungen im Versuchszeitraum

Page 84: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

84

4.1.5 Diskussion des Versuchsaufbaus

Ausgewählte technische Komponenten und Überwachungssysteme des Aufbaus

werden nachfolgend dargestellt, um deren Notwendigkeit und Nutzen zu verdeutlichen.

Weiterhin wird die Standzeit der Elektroden diskutiert, da diese durch

Instandhaltungskosten (vgl. Kapitel 5.1.1) einen erheblichen Einfluss auf die

Wirtschaftlichkeit des Verfahrens besitzen.

Nachbehandlungsvolumen

Die Größe dieses Volumens stellt eine Limitierung des Behandlungsvolumens dar.

Verdeutlicht wird dies durch nachfolgendes Beispiel mit einer Einwirkzeit von

20 Minuten und einem Volumenstrom von 120 L/h. Beträgt das Nachbehandlungs-

volumen 10 Liter, können ca. 0,6 m³/d behandelt werden, bei 40 Litern hingegen

bereits ca. 1,5 m³/d. Nachbehandlungsvolumen von bis zu 50 Litern haben den Vorteil,

dass diese in eine Außenaufstellung integrierbar wären, ohne eine zusätzliche Zisterne

auf dem Grundstück zu errichten. Mit einer solchen Ausführungsvariante können die

verkaufsstärksten Anlagengrößen bei KKA von 4 bis 10 EW mit einer kompakten

Außenaufstellung bedient werden. Größere Ausführungen könnten alternativ mit einer

Zisterne oder zwei parallelbetriebenen Elektrodenreaktoren realisiert werden.

Umpoleinheit

Eine wesentliche Voraussetzung für einen stabilen Langzeitbetrieb ist die Verhinderung

eines Elektroden-Scalings. Bewährt hat sich in den Feldversuchen der

Polaritätswechsel. Eine Veränderung der BDD-Eigenschaften konnte selbst im

langfristigen Betrieb nicht ermittelt werden.

Wie wichtig diese Abreinigungsmethode

bezüglich anorganischer Beläge ist, belegten

Vorversuche der Anlagentechnik im Jahr

2007. Bei diesen trat zu Beginn ein Defekt

an der Umpolung der Elektroden auf.

Innerhalb von ca. 3 Betriebswochen zeigte

sich die in Abb. 4.18 dargestellte Belag-

bildung an den Elektroden, die einen

weiteren Betrieb verhinderte.

Abb. 4.18: Kalkbildung an den Elektroden (Foto Schmalz V.)

Page 85: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 85

Sicherheitsvorrichtungen

Nachfolgend aufgezählte Vorrichtungen ermöglichten den weitgehend störungsfreien

Betrieb:

- Grobfilter vor dem Eintritt in den Elektrodenreaktor,

- Überwachung des Volumenstroms,

- Stromüberwachung des Elektrodenbetriebs,

- Polarisationswechsel der Strombeaufschlagung an den Elektroden,

- Temperaturüberwachung des Elektrodenreaktors,

- Heizelement des Schaltschrankes im Winterbetrieb.

Standzeit der Elektroden

Während die Desinfektionsleistung der Feldversuche und der Versuchsaufbau

überzeugen konnten, erwies sich die Standzeit der verwendeten Elektroden als

unzureichend. Bereits nach 20 Wochen mussten die Versuche durch einen

Elektrodendefekt unterbrochen werden. Bis zu diesem Zeitraum wurde eine

Betriebszeit von ca. 760 h erreicht. Abb. 4.19 zeigt die Elektroden, welche im Bereich

der Kathoden und Anodenanschlüsse abbrachen. Eine Untersuchung der Elektroden

erbrachte, dass diese ihre mechanische Beständigkeit verloren hatten. Im Vergleich zu

den werksneuen Elektroden zu Beginn des Tests konnten diese mit geringem Aufwand

zerbrochen bzw. per Hand zerdrückt werden. Eine Analyse der Elektroden belegte,

dass das Trägermaterial Niob mit Wasserstoff (im Fall der Kathodenpolung) zu

Niobhydrid reagierte. Dies führte zu einer Veränderung der Struktur des Metallgitters

und zu der, den Defekt auslösenden, geringen Festigkeit.

Abb. 4.19: Darstellung des Elektrodendefekts nach der 20. Versuchswoche

Page 86: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

86

Die Lebensdauer der BDD-Elektroden hängt stark von verschiedenen Faktoren ab, z.B.

Strömungsgeschwindigkeit, Materialwahl, Betriebsweise und Einbauort. Für die

Wirtschaftlichkeit des Verfahrens ist eine Haltbarkeit von mehr als 2 Jahren

Zielstellung. Bei einer Betriebszeit von 2 bis 5 Stunden pro Tag ergeben sich

Mindestbetriebsstunden von ca. 3.650 Stunden. Nach MATTHEE (2008) sind je nach

Anwendungsfall Haltbarkeiten von 4.000, unter besonderen Bedingungen sogar von

bis zu 10.000 Betriebsstunden mit BDD-Elektroden der Fa. CONDIAS möglich.

Da diese Betriebsstunden bis zum Defekt nicht erreicht wurden, erfolgten Änderungen

innerhalb der Versuchsphase 2 (ab der 21. Versuchswoche), die nicht nur eine

Reduzierung des Energieeintrages zum Ziel hatten, sondern auch die Standzeit der

Elektroden erhöhen sollten. Ziel war es dabei, entstehende Reaktionsprodukte von den

Elektroden schnellstmöglich abzutransportieren. Das Problem wird durch die Tatsache

verstärkt, dass werksneue Elektroden der Firma CONDIAS keine geschlossene

Diamantschicht aufweisen. Fehlstellen, zum Beispiel so genannte Pinholes, entstehen

produktionsbedingt. Die Gasentwicklung, insbesondere die Bildung von Wasserstoff

bei kathodischer Schaltung, führt zur Bildung von Gasblasen in den Defekten. Dies

bedingt eine Belastung der Grenzfläche Diamant- Grundmaterial, wodurch eine

fortschreitende Ablösung der Diamantschicht auftreten kann [DECHEMA 2005].

Weiterhin dringen Reaktionsstoffe, welche nicht abtransportiert werden, in diese

Fehlstellen ein und können Reaktionen mit dem Trägermaterial eingehen.

Insbesondere der an den Kathoden gebildete Wasserstoff sollte nach den

Erkenntnissen der Versuchsphase 1 zügig abtransportiert werden. Hierfür wurde eine

Strömungsführung in den Reaktor integriert, so dass der Volumenstrom durch die

Elektroden gezwungen wurde und die Strömungsgeschwindigkeit im Elektrodenbereich

anstieg.

Abb. 4.20 stellt den Reaktor der ersten Versuchsphase mit reinem Zu- und Ablauf im

unteren bzw. oberen Bereich dar. Abb. 4.21 zeigt hingegen die zusätzlich integrierte

Strömungsführung im unteren und oberen Bereich des Reaktors. Eine weitere

Maßnahme mit dem Ziel der Standzeiterhöhung war die Erhöhung des Volumenstroms

von 60 auf 120 L/h. Während in der ersten Versuchsphase nach 20 Versuchswochen

ein Elektrodendefekt eintrat, konnten die neuen Elektroden ohne Probleme über ca. 30

Wochen in der Versuchsphase 2 betrieben werden. Die Erhöhung des Volumenstroms

führte jedoch dazu, dass in diesem Zeitraum ebenfalls nur ca. 700 Betriebsstunden

entstanden. Die Versuche konnten daher die Eignung der Elektroden für eine Standzeit

von ca. 2 Jahren nicht aufzeigen.

Page 87: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 87

Abb. 4.20: Reaktor ohne Strömungsführung

Abb. 4.21: Strömungsführung im Reaktor (links unterer Bereich und rechts oberer

Bereich)

Die Hersteller von Elektrodenmaterialien haben den Bedarf zur Erhöhung der Standzeit

erkannt. Unter anderem wird an der Entwicklung von Zwischenschichten gearbeitet,

welche die Standzeit erhöhen sollen [Condias 2008]. Auch versprechen neuartige

Betriebsweisen, wie der bipolare Betrieb von BDD-Elektroden auf Kunststoffbasis der

Fa. PROAQUA, eine interessante Alternative. Bei dieser Betriebsweise wird an die

BDD-Elektroden selbst keine Spannung angelegt. Die Elektroden befinden sich im

Elektrolyt zwischen zwei Kontaktelektroden (z.B. MOX-Elektroden).

Page 88: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

88

4.1.6 Zusammenfassung

Durch die Feldversuche gelang der Nachweis der Eignung elektrochemischer

Behandlungen zur Desinfektion des Klarwasserablaufs von KKA. Der Versuchsaufbau

erbrachte eine Desinfektionsleistung von 99 % für den Indikator E. coli.

Wesentliche Einflüsse auf die Desinfektion wurden ermittelt und dienen als zukünftige

Grundlage in der Auslegung und dem Betrieb weiterer Prototypen:

- Die Desinfektionsleistung korreliert mit der ermittelten freien Chlor-

konzentration, so dass diese im Abwasserbereich als Hauptdesinfiziens

bestätigt wurde. Eine Hauptaufgabe eines Wartungsbetriebs ist die

regelmäßige Kontrolle und Überwachung der freien Chlorkonzentration.

- Abwasserinhaltsstoffe besitzen einen erheblichen Einfluss auf die Bildung und

Zehrung von Desinfizienzien. Eine gesicherte Desinfektion kann nur an einer

KKA mit stabiler und hoher Reinigungsleistung erwartet werden.

- Freies Chlor wird neben organischen Inhaltsstoffen von den Stickstoffwerten

(insbesondere von der Nitritstickstoff-Konzentration) beeinflusst. KKA der

Ablaufklassen N (Nitrifikation) bzw. D (Denitrifikation) stellen daher die

Grundlage zum Einsatz elektrochemischer Verfahren dar. Derartige Anlagen

zeichnen sich vorteilhafterweise auch durch hohe Abbauleistungen organischer

Inhaltsstoffe aus.

- Verfahrenstechnische Größen, die die Konzentration an freiem Chlor

bestimmen, sind die angewandte Stromstärke und der durch den

Elektrodenreaktor fließende Volumenstrom. Diese beiden Größen sind die

entscheidenden Regulierungsmechanismen eines Wartungsbetriebs in der

Überwachung der freien Chlorkonzentration.

Bestätigt werden konnte weiterhin, dass freies Chlor erst durch eine Einwirkzeit seine

Wirkung erzeugt. Bei einer Einwirkzeit von 20 Minuten wurde eine Desinfektion von

99 % mit einer freien Chlorkonzentration von 0,4 mg/L ermittelt. Der minimale

Energieeintrag bei einer erfolgreichen Desinfektion betrug 0,035 Ah/L. Für eine 4 EW

KKA konnten hierdurch Energiekosten von ca. 0,12 €/m³ für den Betrieb der Elektroden

ermittelt werden.

Beim Einsatz elektrochemischer Techniken ist der Nutzen mit deren Gefahren

abzuwägen. Einer zuverlässigen und mit einem Depoteffekt versehenen

mikrobiologischen Verbesserung des hygienischen Zustandes des Brauchwassers

steht ein mögliches toxikologisches Gefährdungspotential gegenüber. Eine Reihe

erzeugter DNP stehen im Verdacht, potentiell kanzerogen zu wirken. Im Rahmen der

Page 89: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 89

Feldversuche wurde nachgewiesen, dass der Einsatz zu einer Bildung von DNP führt.

Wie in der Auswertung der Feldversuche jedoch gezeigt wurde, werden die für die

Beurteilung ausgewählten Parameter kaum bzw. nur geringfügig gebildet.

Für die Bewertung der eingesetzten BDD-Elektroden wird in Tab. 4.3. zu den in Kapitel

2.4.1 aufgezeigten Erwartungen Bezug genommen. Während im Betrieb keinerlei

Foulingneigung des Elektrodenmaterials erkennbar war und die Umpolung der

Elektroden ebenfalls ohne Schwierigkeiten durchgeführt werden konnte, wurden

Probleme der Elektrodenstandzeit ersichtlich. Problematisch ist, dass an den

Elektroden erzeugte Produkte das Stützmaterial angreifen und dessen mechanische

Festigkeit verringern können. Als positiv muss hingegen das beständige

Bildungspotential von Desinfizienzien gesehen werden. Grundlage bildete die geringe

Foulingneigung der BDD-Elektroden und die hohe Reinigungsleistung der KKA.

Tab. 4.3: Bewertung des Einsatzes der BDD-Elektroden in den Versuchen

Anforderung Wertung

hohe Elektrodenstandzeit -stabiler Langzeitbetrieb mit Umpolungsmöglichkeit

+

Elektrodenoberfläche mit geringer organischer und anorganischer

Foulingneigung++

hohes und beständiges Bildungspotential germizider Stoffe

+

hohe Energiewirksamkeit auch bei großen Stromdichten

+

keine Abgabe toxischer Stoffe des Elektrodenmaterials

+

Anforderung: ++ vollständig erfüllt; + w eitgehend erfüllt; - nicht erfüllt

Page 90: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

90

4.2 Ergebnisse der Biofiltration

Bei den Untersuchungen der Biofiltration wurden Vorversuche durchgeführt, um den

Aufbau der Praxisanlage bei der Auswahl der Filtermaterialien und des Filteraufbaus

zu unterstützen. Eine weitere Zielstellung der Vorversuche war die Keim-

reduzierungsmechanismen näher zu betrachten und die Reinigungsleistung für

reguläre Abwasserüberwachungswerte zu untersuchen, da diesen eine Bedeutung bei

der Verringerung des Wiederverkeimungspotentials eingeräumt wird.

In den Feldversuchen wurde unter realen Bedingungen die Desinfektionsleistung

ermittelt. Weiterhin wurde geprüft, inwiefern ein stabiler Filtrationsbetrieb langfristig

möglich ist. Die Ermittlung der Behandlungskosten stellt die Grundlage für den

betriebswirtschaftlichen Vergleich der Biofiltration mit den etablierten Verfahren unter

Kapitel 5.2 dar.

4.2.1 Ergebnisse der Vorversuche

Die Reinigungsleistungen für die ausgewählten Abwasserüberwachungswerte: CSB,

NH4-N und Trübung der untersuchten Säulen sind in Abb. 4.22 dargestellt.

0

20

40

60

80

S1 K1(bew.) S2 K1(neu) S3 K1/Kies S1b PORET®aqua

S2b Kies/Sand

Reinigungsleistung [%]

CSB NH4-N Trübung [FAU]NH4-N

Abb. 4.22: Darstellung der Reinigungsleistung für den CSB, NH4-N und die Trübung

Der CSB wurde am stärksten beim Einsatz des Filteraufbaus aus Filterkies und

Filtersand verringert, die mit PORET® aqua gefüllte Säule erzielte die geringste

Reduktion. Ammoniumstickstoff wurde bei der Säule S2 mit neuem K1 Träger deutlich

stärker reduziert als bei den anderen Säulen. Im Vergleich zur fast identisch

Page 91: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 91

aufgebauten Säule S1 bot der neue Träger Nitrifikanten eine bessere Besiedlungs-

möglichkeit. Alle Säulen zeigten eine gute Reduktion des Trübungswertes. Die höchste

Reinigungsleistung erzielte wiederum Säule S2b mit Filtersand. Die hohe Filterwirkung

kann auch eine Erklärung für die hohe Reinigungsleistung des CSB bieten. Diese

Säule erzielte zusammenfassend für den Kohlenstoffabbau und die Feststoffreduktion

die besten Versuchsergebnisse.

Abb. 4.23. zeigt die in den Versuchen ermittelten Desinfektionsleistungen für den

mikrobiologischen Indikator E. coli und für die gesamtcoliformen Bakterien. In Bezug zu

den in Tab. 3.4 aufgezeigten Zulaufwerten konnte eine Abnahme zwischen

1 bis 2 Zehnerpotenzen an den Säulen ermittelt werden.

97%

87%

94%92%92%95%

91%96%94%

87%

0

20

40

60

80

100

S1 K1(bew.) S2 K1(neu) S3 K1/Kies S1b PORET®aqua

S2b Kies/Sand

Reduktion für E. coli und Gesamtcoliform

e [%]_

E.coli GesamtcoliformeE. coli

Abb. 4.23: Mittelwerte der Reduktion für E. coli und Gesamtcoliforme Bakterien

Für die, bis auf den Biofilm des gebrauchten Trägers, identischen Filtersäulen S1 und

S2 konnte für die Desinfektion von E. coli kein Unterschied nachgewiesen werden.

Obwohl Säule S3 durch den geringeren Abwasserzufluss eine drei- bis fünffach höhere

effektive Kontaktzeit aufwies, konnte keine erhöhte Desinfektionsleistung ermittelt

werden. Hieraus ergibt sich die These, dass die Desinfektionsleistung stärker von der

Filterwirkung als von der Verweilzeit bestimmt wird. Gestützt wird dies durch die

Ergebnisse der Säule 2b, die durch den kleinsten Porenraum zwar die geringste

effektive Kontaktzeit aufwies, aber die beste Desinfektionsleistung erzielte. Die

geringsten Reduktionen ergab der Einsatz des PORET® aqua Trägers, welcher sich

durch den größten Porenvolumenanteil der Filtermaterialien auszeichnete.

Page 92: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

92

Die Abweichungen der Desinfektion unter den einzelnen Säulen sind

zusammenfassend gering. Für die Auswahl des Filtermaterials der Feldversuche wurde

aus diesem Grund vordergründig auf die Auswertung der Reinigungsleistung für den

Kohlenstoffabbau und der Feststoffreduktion zurückgegriffen.

In der Zielstellung der Vorversuche

lag auch die Betrachtung des

generellen Einflusses des Filter-

materials auf die Desinfektion. Die

Zeit zwischen dem Umbau der

Säulen 1 und 2 auf 1b und 2b wurde

genutzt, um über ca. 4 Wochen die

Desinfektion in den Säulen ohne

Filtermaterial bei gleichen

Bedingungen zu testen. Abb. 4.24

verdeutlicht, dass auch ohne Filter-

material in den Säulen eine

Reduktion von E. coli um ca. 2/3

erfolgte. Die Desinfektion ist dabei

allein auf die Verweilzeit in den

Säulen zurückzuführen.

Abb. 4.24: Vergleich der E. coli Reduktion mit und ohne Filtermaterial in den

Versuchssäulen

Die Vorversuche zeigten, dass die Wahl des Filtermaterials die Errichtung von

Biofiltern mit speziellen Behandlungsaufgaben ermöglicht. Für die Anwendung zur

Erzeugung von Brauchwasser bewirkt ein geeignetes Filtermaterial neben einer

starken Reduktion von Feststoffen aus dem Abwasser eine weitergehende

Desinfektion mikrobiologischer Indikatoren.

Es wurde ermittelt, dass mechanische Einflüsse die Keimreduktion stärker bestimmen

als biologische, zum Beispiel durch die Anwesenheit eines auf Trägermaterial fixierten

Biofilms. Ein weiteres Ergebnis der Vorversuche war, dass die Desinfektionsleistung in

den untersuchten Bereichen weitgehend unabhängig von der effektiven Kontaktzeit ist

und nachweislich von der Filterwirkung des verwendeten Materials bestimmt wird.

In Auswertung der Vorversuche wurde für den Biofilter der Feldversuche Filtersand der

Körnung 0,71-1,25 mm gewählt.

92%92%

66%70%

0

20

40

60

80

100

S1 S2

Reduktion für E.coli [%]

mit Filtermaterial (K1)

ohne Filtermaterial

Page 93: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 93

4.2.2 Ergebnisse der Feldversuche

4.2.2.1 Desinfektionsleistung in den Feldversuchen

Zielstellung ist die Erzeugung von Brauchwasser für Bewässerungszwecke. Ermittelt

werden sollte, welche Qualitätsstufe von Bewässerungswasser entsprechend Kapitel

2.1.4 durch die Biofiltration ermöglicht wird. Für die Qualitätsstufe 1 liegt der

Überwachungswert des ausgewählten mikrobiologischen Indikators E. coli bei

200 Bakterien je 100 mL, für die Qualitätsstufe 2 bei 2.000 E. coli je 100 mL. Die

erforderliche Desinfektionsleistung wird aus den Untersuchungen von Kleinklär-

anlagenabläufen entsprechend Kapitel 2.2.2 abgeleitet (E. coli –Konzentrationen im

Ablauf einer KKA ca. 1,E+04 E. coli je 100 mL). Für die Qualitätsstufe 1 ermöglicht

eine Desinfektion von 98 % das Behandlungsziel und für die Qualitätsstufe 2 eine

Desinfektion von 80 %. Im Überblick stellt Abb. 4.25 die Zu- und Ablaufwerte des

Biofilters für E. coli im Versuchszeitraum gemeinsam mit der Desinfektionsleistung dar.

1,0E+00

1,0E+01

1,0E+02

1,0E+03

1,0E+04

1,0E+05

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

Versuchsdauer [Wochen]

E. coli [n/100mL]

0

20

40

60

80

100

Desinfektionsleistung [%]

Zulauf AblaufGrenzwert - Qualitätsstufe 1 Grenzwert - Qualitätsstufe 2Desinfektionsleistung

Zugabe des Trägermaterials K1

Abb. 4.25: Verlauf der E. coli -Konzentration im Zu- und Ablauf des Biofilters sowie der

Desinfektionsleistung im Versuchszeitraum

Die Qualitätsstufe 2 und eine Desinfektionsleistung von mehr als 80 % konnte im

gesamten Zeitraum zuverlässig eingehalten werden (siehe Abb. 4.25). Ab der

12. Versuchswoche wurde der Grenzwert der Qualitätsstufe 1 unterschritten.

Nachfolgend zu diskutieren sind die absinkenden Zulaufkonzentrationen von E. coli

über die Versuchsdauer. Die Unterschreitung des Grenzwertes für die Qualitätsstufe 1

zum Ende des Versuchszeitraums könnte sich darin begründen.

Page 94: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

94

4.2.2.2 Einflüsse auf die Desinfektionsleistung

1. Einfluss der Einfahrphase

Im Gegensatz zu technischen Desinfektionsmaßnahmen beruht die Desinfektions-

wirkung eines Biofilters auf einer Kombination mechanischer, physikalischer und

biologischer Mechanismen. Diese benötigen Zeit, um ihre angestrebte Leistung zu

erbringen. In den Vorversuchen konnte bereits ermittelt werden, dass der Zeitraum der

Einfahrphase gering ist. Die Feldversuche konnten dies bestätigen. Bereits in der

2. Versuchswoche wurde eine deutliche Desinfektion (97,8 %) nachgewiesen. In den

Betriebsunterlagen ist darauf hinzuweisen, dass Brauchwasser eines neu errichteten

Biofilters nach einer Einfahrphase von mindestens einem Monat für Bewässerungs-

zwecke anwendbar ist.

2. Einfluss des Trägermaterialeinsatzes

Um diesen Einfluss näher zu betrachten, wurde das Trägermaterial mit Biofilm erst ab

der 6. Versuchswoche zugegeben. Aus der Darstellung in Abb. 4.25 kann jedoch, wie

in den Vorversuchen bestätigt, abgeleitet werden, dass dieses keinen wesentlichen

Einfluss auf die Desinfektionsleistung ausübt. Die E. coli Werte verschlechterten sich

sogar für einige Zeit nach Befüllung mit dem Trägermaterial. Die sich ab der 12.

Versuchswoche deutlich verbesserten Ablaufwerte für E. coli werden nicht auf eine

Aktivität des Biofilms, sondern auf einen Temperatureinfluss zurückgeführt. In Bezug

auf die biologischen Mechanismen der Desinfektion muss in Auswertung der

durchgeführten Versuche festgehalten werden, dass physikalische Mechanismen die

Desinfektion stärker beeinflussen. Wie in den Vorversuchen muss aber angeführt

werden, dass durch den kurzen Versuchszeitraum bedingt, keine Aussage für einen

langjährigen Betrieb gegeben werden kann, in welchem die biologischen Mechanismen

an Bedeutung gewinnen könnten.

Seine Berechtigung im Einsatz erzielte das Trägermaterial in den Feldversuchen durch

einen weiteren Zweck, welcher im Kapitel 4.2.3 ausführlich dargestellt wird.

Page 95: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 95

3. Einfluss der Temperatur

Berücksichtigt man in der Betrachtung von Abb. 4.25 den Versuchszeitraum, der von

August bis Dezember ging, ergibt sich die These, dass die E. coli -Konzentration im

Ablauf der KKA einem Temperatureinfluss unterliegt. Gestärkt wird diese These durch

die gleichbleibenden Betriebseinstellungen und Belastung der KKA im

Versuchszeitraum.

Pathogene Keime und deren mikrobiologische Indikatoren besitzen bevorzugte

Lebensbedingungen, in welchen sie sich durch eine hohe Vitalität und Vermehrung

auszeichnen. E. coli ist den Lebensbedingungen im Darm des Menschen und

warmblütiger Tiere angepasst. Sinkende Temperaturen führen E. coli an den Rand des

Toleranzbereiches, in welchem ein Überleben möglich ist. Abb. 4.26 zeigt den Hinweis

auf eine Verringerung der E. coli -Konzentrationen im Ablauf der KKA bei sinkenden

Wassertemperaturen.

0,0E+00

2,5E+03

5,0E+03

7,5E+03

1,0E+04

5,0 7,0 9,0 11,0 13,0 15,0 17,0 19,0 21,0

Wassertemperatur [°C]

E. coli im Zulauf des Biofilters [n/100m

L]_

Abb. 4.26: Wassertemperatur und E. coli -Konzentration im Anlagenablauf der KKA

Entsprechend Abb. 4.27 kann auch für den Biofilter eine Temperaturbeeinflussung der

Keimelimination abgeleitet werden. Eine Verbesserung der E. coli Werte durch die

Dauer der Feldversuche muss ebenfalls als Möglichkeit in Betracht gezogen werden.

Page 96: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

96

1,0E+00

1,0E+02

1,0E+04

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

Versuchsdauer [Wochen]

E. coli im

Ablauf [n/100mL]_

0,0

5,0

10,0

15,0

20,0

25,0

30,0

Wassertemperatur [°C]

E. coli im Ablauf

Wassertemperatur [°C]

Abb. 4.27: Wassertemperatur und E. coli im Ablauf des Biofilters über den

Versuchszeitraum

Einschränkend muss angeführt werden, dass für höhere Wassertemperaturen, wie sie

in Monaten mit Bewässerungsbedarf auftreten, ein Nachweis der Desinfektion mit

einem Biofilter zur Erzeugung der Bewässerungsqualität 1 aussteht.

4.2.2.3 Abbauleistung regulärer Abwasserüberwachungswerte

Entscheidend für die Reinigungsleistung gelöster organischer Stoffe und für die

Nitrifikation ist die Sauerstoffversorgung des Filters. Diese wurde durch den

Sauerstoffgehalt des Zuflusses und durch die tägliche Druckluftregeneration sicher-

gestellt. Im Ablauf des Filters wurden Sauerstoffkonzentrationen von ca. 1 und 2 mg/L

gemessen. Abb. 4.28 zeigt an ausgewählten Ablaufwerten, dass neben einer

vollständigen Nitrifikation geringe CSB- und BSB5 –Konzentrationen im Ablauf des

Biofilters nachgewiesen werden konnten. Hervorzuheben sind die geringen BSB5-

Ablaufkonzentrationen um ca. 3 mg/L, welche eine Speicherung begünstigen und eine

Wiederverkeimung hemmen (siehe Kapitel 4.3). Die Ammoniumwerte waren zwar

durch die hohe Nitrifikationsleistung der KKA sehr gering, die geringe

Kohlenstoffbelastung in Kombination mit ständig aeroben Verhältnissen im Biofilter und

dessen größerer innerer Oberfläche bieten jedoch auch für den Fall höherer

Ammoniumzulaufwerte ein erhebliches Nitrifikationspotential. Eine Verbesserung über

die Versuchszeit konnte beim BSB5 und NH4-N nachgewiesen werden. Die sinkenden

Page 97: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 97

Konzentrationen können auf einen sich auf der Oberfläche des Filtersandes bildenden

Biofilm oder den Biofilm des eingetragenen Trägermaterials zurückgeführt werden.

0,0

0,1

1,0

10,0

100,0

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

Versuchsdauer [Wochen]

NH4-N, BSB5, CSB und_

Sauerstoffgehalt im Biofilter [m

g/L]_

NH4-N CSB

Sauerstoff BSB5

Einsatz des Trägermaterials

NH4-N

BSB5

Abb. 4.28: Verlauf der NH4-N-, CSB-, BSB5- Konzentrationen im Ablauf und des

Sauerstoffgehalts im Filter über die Versuchsdauer

4.2.2.4 Filtrationsbetrieb im Versuchszeitraum

Um einen Biofilter langfristig zu betreiben, ist eine Kolmation des Filtermaterials zu

verhindern oder das Material nach Bedarf zu ersetzen. In den Versuchen wurde durch

eine regelmäßige Rückspülung geprüft, den Filter mit einer stabilen Filtrationsleistung

zu betreiben.

Kenngröße für den Filtrationsbetrieb stellte die effektive Filtrationsgeschwindigkeit dar,

welche in den Versuchen kontinuierlich ermittelt wurde. In Abb. 4.29 ist deutlich eine

erhebliche Reduktion der effektiven Filtergeschwindigkeit in der Anfangszeit zu

erkennen. Dies wird darauf zurückgeführt, dass sich bei neuen Filtern zunächst der

Porenraum mit Partikeln belädt, bis sich ein Gleichgewicht zwischen Beladung und

Regeneration ausbildet. Die Mindestfiltergeschwindigkeit, welche benötigt wird, um mit

der vorhandenen Filterfläche den hydraulischen Spitzenwert der Auslegung (q10) zu

bewältigen, wurde im gesamten Versuchszeitraum weit überschritten. Der Filter geriet

zu keiner Zeit in die Gefahr eines Filterüberstaus und eines Ablaufs über den

Notüberlauf.

Page 98: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

98

0,00

0,25

0,50

0,75

1,00

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

Versuchsdauer [Wochen]

effektive Filtergeschwindigkeit und

Mindestfiltergesch

windigkeit [m

/h]_

0

10

20

30

40

Trübung des Filterablaufs [FAU]

eff. Filtergeschwindigkeit

Mindestfiltergeschwindigkeit

Trübung im Ablauf

Zugabe des Trägermaterials K1

Abb. 4.29: Verlauf der effektiven Filtergeschwindigkeit und Trübung des Ablaufs

Um eine Überwachung gegen ein Filterdurchbrechen zu ermöglichen, wurde während

der Versuche der Ablauf des Filters auf seine Trübung untersucht. Ein Durchbruch des

Filters hätte als direkte Folge eine stark sinkende Desinfektionsleistung bewirken

können. Abb. 4.29 zeigt, dass über den gesamten Zeitraum keine auffälligen

Trübungswerte im Ablauf ermittelt wurden. Die Werte stabilisierten sich ab der 5.

Versuchswoche zwischen 10 bis 15 FAU.

Die Zugabe des Trägermaterials ab der 6. Versuchswoche ermöglichte die vollständige

Umsetzung des geplanten Filter- und Regenerationsprozesses. Der Zufluss erfolgte in

das Trägermaterial, in welchem sich Feststoffbestandteile des Zustroms sammeln

sollten, um den Filtersand zu entlasten. Weiterhin sollte mit dem Trägermaterial die

Regeneration gestärkt werden. Der Filtrationsprozess verlief bis zum Versuchsende

sehr stabil, ermittelt wurde eine weitgehend konstante effektive Filtergeschwindigkeit.

Offen bleibt, ob mit dem Anstieg in der letzten Versuchswoche ein mögliches Plateau

erreicht werden konnte oder ob langfristig doch eine Kolmation eingetreten wäre.

Die Ursache der sinkenden Filterleistung kann sich in einer unzureichenden

Regeneration oder an geänderten Zufluss- bzw. Betriebsbedingungen begründen. Die

Betriebseinstellungen waren im Versuchszeitraum unverändert. Schwankungen

unterlag jedoch der Zufluss. Für den Filtrationsprozess können im Zulauf

beispielsweise organische Stoffe problematisch werden, die ein Bakterienwachstum im

Filterkörper fördern, aber auch partikuläre Abwasserinhaltsstoffe, welche sich an der

Filteroberfläche und im Porenraum ablagern. Die organischen Summenparameter des

Page 99: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 99

Zulaufs waren zu gering, um einen Einfluss abzuleiten. Abb. 4.30 stellt hingegen die

Trübung des Zulaufs gegen die effektive Filtergeschwindigkeit dar. Demnach sinkt mit

steigender Trübung des Zulaufs die effektive Filtergeschwindigkeit, was auf ein

Zusetzen des Filterraumes zurückgeführt werden kann.

0,0

0,2

0,4

0,6

0,8

0 5 10 15 20 25 30 35 40

Trübung des Filterzulaufs [FAU]

eff. Filtergeschwindigkeit; v _F,m

ax [m/h]_

Abb. 4.30: Abhängigkeit der effektiven Filtergeschwindigkeit von der Trübung des

Zulaufs

Page 100: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

100

4.2.3 Diskussion des Versuchsaufbaus der Feldversuche

Bewertung der Filterregenerationsmöglichkeit

Während konventionelle Raumfilter durch ein Spülmedium (Luft oder Wasser) um

ca. 30 % expandiert und durchmischt werden, wurde für die Anwendung im Biofilter

eine alternative Reinigungsvariante getestet. Die Filterregeneration erfolgte einmal

täglich durch einem handelsüblichen Membranverdichter, wie er in KKA Anwendung

findet. Der eingesetzte Membranverdichter erzeugt einen begrenzten Luftvolumen-

strom (ca. 15 m³/h), welcher den Filterkörper von unten durchströmte. Eine Expansion

des Filtersandes war hierdurch nicht möglich. Das an der Wasseroberfläche

schwebende Trägermaterial konnte jedoch in eine Walzenströmung versetzt werden,

wodurch eine Abrasion der obersten Filtersandschicht erzielt wurde. Im alltäglichen

Filtrationsprozess beeinflusst diese Schicht den Filterwiderstand maßgeblich, da an der

Oberfläche des Filtersandes die so genannte Schmutzdecke entsteht. Die tägliche

Regeneration verhinderte, dass sich eine zu starke Schmutzdecke ausbildete und den

Filtersand im oberen Bereich kolmatierte.

In den Versuchen hat sich die untersuchte Regeneration bewährt. Über den gesamten

Zeitraum konnten die anfallenden Abwassermengen stabil filtriert werden und es

erfolgte kein Abfluss über den Notüberlauf. Die Eignung dieser Reinigungsmethode für

einen langjährigen Anlagenbetrieb konnte durch den begrenzten Versuchszeitraum nur

ansatzweise aufgezeigt werden.

Überwachungsmöglichkeiten des Anlagenbetriebs

Die Steuerung der Anlagentechnik muss den Betreiber über Schwierigkeiten im Betrieb

des Filters informieren und Schutzeinrichtungen die sichere Entnahmemöglichkeit von

Brauchwasser gewährleisten.

Der Notüberlauf, der in den Versuchen direkt in das Speichermedium führte, kann

beispielsweise zukünftig direkt in den Ablauf des Speichers eingeleitet werden, so dass

darüber abfließendes Wasser nicht in den Speicher gelangt. Die Aktivierung des

Notüberlaufs muss dem Betreiber angezeigt werden, so dass dieser geeignete

Maßnahmen einleiten kann. Weiterhin sollte der Wasserstand im Filter überwacht

werden. Speichert die Steuerung diese Daten, wird dem Wartungsbetrieb ein

umfassender Überblick über den Anlagenzustand ermöglicht.

Page 101: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 101

4.2.4 Zusammenfassung

Die Zielstellung der Feldversuche, Bewässerungswasser zu erzeugen, wurde für die

Qualitätsstufe 2 erfüllt. Die Auswertung des Versuchszeitraums zeigt, dass in den

ersten Betriebsmonaten vorrangig mechanisch / physikalische Mechanismen die

Desinfektion bestimmen. Der Einfluss biologischer Mechanismen in diesem Zeitraum

ist gering.

Die Auswertung von Technikumsversuchen mit verschiedenen Filtermaterialien belegte

die Abhängigkeit der Desinfektionsleistung von der Körnung des Filtermaterials. Neben

einer höheren Desinfektionswirkung erfolgt an Filtermaterialien mit geringer Korngröße

eine stärkere Reduktion regulärer Abwasserparameter. Dies ist von Bedeutung, da für

den Einsatz als Bewässerungswasser ein geringer Anteil partikulärer Stoffe als Schutz

der Bewässerungstechnik relevant ist. Weiterhin senken geringe Konzentrationen an

organischen Stoffen das Risiko einer Wiederverkeimung und Geruchsbildung im

Verlauf der Speicherung.

Nachgewiesen wurde zudem eine gute Nitrifikationsleistung. Diese wird durch die

geringe organische Belastung des Zulaufs zum Biofilter gestärkt. Geringe NH4-N Werte

deuten auf eine vollständige Nitrifikation zum Nitrat, welches als Dünger im

Bewässerungswasser erwünscht ist. Abb. 4.31 fasst die Reinigungsleistungen des

Biofilters im Versuchszeitraum zusammen.

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

E. coli Gesamt-coliforme

CSB BSB5 NH4-N Trübung

Reinigungs- und Desinfektionsleistung__

des Biofilters [%]_

E. coli BSB5 NH4-N

Abb. 4.31: Mittelwerte der Reinigungsleistung des Biofilters in den Feldversuchen

Die Feldversuche bestätigten die Funktion der getesteten Regenerationsmethode und

belegen, dass diese mit geringen Betriebskosten realisiert werden kann. Im

Page 102: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

102

Versuchszeitraum kam es zu keinem Überstau des Filters und die effektive

Filtergeschwindigkeit blieb weitgehend konstant. Für den Betrieb von Biofiltern zur

Klarwasserbehandlung von KKA reicht demnach eine Regeneration der obersten

Filterschicht. Ein Spülvorgang mit vollständiger Homogenisierung und Expansion des

Filtermaterials ist nicht notwendig.

Ein Abgleich mit den im Kapitel 2.4.2 aufgezeigten Anforderungen an die Filter-

gestaltung bietet Tab. 4.4.

Tab. 4.4: Bewertung der Anforderungen an die Filtergestaltung in den Versuchen

Anforderung Wertung

Einsatz der Kunststoffträger als erste Feststoffbarriere mit einfacher Regenerationsmöglichkeit bei geringem Energieeintrag

+

Biofilm der Trägermaterialien mit biologischer Keimreduktionswirkung

o.W.

Filtersand mit hoher Eliminationsleistung für Feststoffe ++

große spezifische Oberfläche des Filtersandes als Adsorptionsstellen für pathogene Keime

++

Anforderung: ++ vollständig erfüllt; + w eitgehend erfüllt; - nicht erfüllt

o.W. ohne Wertung - Erfüllung der Anforderung konnte aus den Versuchen nicht abgeleitet w erden

Page 103: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 103

4.3 Ergebnisse der Wiederverkeimungsversuche

In der Anwendung von Brauchwasser ist eine erfolgreiche Desinfektion des

Anlagenablaufs von KKA nur der erste Schritt. Brauchwasser muss für die

verschiedenen Anwendungen bevorratet werden können (z.B. in einer Zisterne). Die

Wahl des Desinfektionsverfahrens, die Größe der Zisterne, die Zusammensetzung des

Anlagenablaufs und weitere Umwelteinflüsse beeinflussen die Neigung des

desinfizierten Wassers wiederzuverkeimen. Als Wiederverkeimung wird für die

vorliegende Arbeit die Regeneration oder Vermehrung mikrobiologischer Indikatoren im

Speichermedium bezeichnet, in deren Folge eine Gefährdung durch wasserbürtige

Pathogene nicht auszuschließen ist.

In diesem Kapitel wird das Wiederverkeimungspotential verschiedener Desinfektions-

verfahren betrachtet. Weiterhin wurde untersucht, wie stark eine absinkende

Reinigungsleistung der vorgeschalteten Kleinkläranlage die Speicherfähigkeit

beeinflusst. Durch einen derartigen Betriebszustand fließen dem Speichermedium

hohe Konzentrationen an biologisch verfügbaren Substraten zu.

4.3.1 Auswertung der Ergebnisse ohne Kohlenstoffzugabe

Während Abb. 4.32 die Ergebnisse der Speicherung desinfizierter Anlagenabläufe

durch verschiedene Desinfektionsmethoden ohne Kohlenstoffzugabe für E. coli

darstellt, zeigt Abb. 4.33 die Ergebnisse für die gesamtcoliformen Bakterien.

In keiner Probe konnte im Versuchszeitraum ein Anstieg von E. coli ermittelt werden.

Da alle Anlagenabläufe von KKA mit hoher Reinigungsleistung stammten (siehe Tab.

3.10), wird der Grund einer ausbleibenden Wiederverkeimung in einer Substrat-

limitierung für die Vermehrung von E. coli gesehen.

Während E. coli in den Proben des Biofilters und des unbehandelten Anlagenablaufs in

den ersten 4 Tagen eine deutliche Abnahme aufzeigte, verblieb die Probe der UV-

Bestrahlung über diese Dauer auf annähernd konstantem Niveau. Dies wird auf eine

unzureichende UV-Dosis zurückgeführt. Eine größere Menge von E. coli wurde

demnach nur vorübergehend inaktiviert und regenerierte sich im Versuchszeitraum.

Bestätigt wird diese These durch die Annährung an den unbehandelten Anlagenablauf,

aus welchem die Probe für die UV-Desinfektion gewonnen wurde.

Page 104: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

104

1,0E+00

1,0E+01

1,0E+02

1,0E+03

1,0E+04

0 2 4 6 8 10 12 14

Versuchsdauer [Tage]

E. coli [n/100mL]

Ablauf KKA

Ablauf Membran

Ablauf Elektrode

Ablauf Biofilter

Ablauf UV

Abb. 4.32: Entwicklung der E. coli –Konzentration in den Versuchsproben

1,0E+00

1,0E+01

1,0E+02

1,0E+03

1,0E+04

1,0E+05

0 2 4 6 8 10 12 14

Versuchsdauer [Tage]

Gesamtcoliform

e Bakterien [n/100mL]_

Ablauf KKAAblauf MembranAblauf ElektrodeAblauf BiofilterAblauf UV

Abb. 4.33: Entwicklung der Konzentration gesamtcoliformer Bakterien in den Versuchen

In der Auswertung für die gesamtcoliformen Bakterien zeigte sich ebenfalls eine

Abnahme über die Versuchsdauer. Eine Ausnahme bildete der rasche Anstieg

innerhalb von 3 Tagen in der Probe der elektrochemischen Behandlung (vgl. Abb.

4.33). Vermutet wird die Regeneration einzelner coliformer Bakterienarten, welche eine

höhere Resistenz auf die eingetragenen Desinfizienzien aufwiesen. Während E. coli

Page 105: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 105

durch die erzeugten Desinfizienzien nachhaltig geschädigt wurde, verblieben in der

Probe coliforme Bakterien, welche sich regenerierten. Ab dem 3. Versuchstag zeigten

jedoch alle Proben eine ähnliche Abnahmefunktion.

Der Unterschied der Kurven war ab dem 3. Versuchstag ausschließlich vom

Ausgangswert abhängig. Das membranfiltrierte Wasser erzielte daher das beste

Ergebnis.

4.3.2 Auswertung der Ergebnisse mit Kohlenstoffzugabe

Durch die Zugabe der Kohlenstoffquelle wurde simuliert, welchen Einfluss eine stark

absinkende Reinigungsleistung der Kleinkläranlage auf die Speicherung der

desinfizierten Wässer besitzt. Unterstellt wurde dabei, dass die Desinfektion trotzdem

weiterhin vollständig erfolgt. Zugegeben wurde sterilisiertes Vorklärwasser. Die

Substratbedingungen zu Beginn und am Ende der Versuche zeigt Tab. 4.5. Ersichtlich

wird, dass in allen Proben mikrobiologische Aktivitäten das Substratangebot

reduzierten.

Tab. 4.5: Vergleich ausgewählter Parameter vor und nach dem Test mit

Kohlenstoffzugabe

Ablauf KKA

Ablauf Membran

Ablauf Elektrode

Ablauf Biofilter

Ablauf UV

CSBBeginn [mg/l] 252,3 253,3 255,5 254,5 258,0

CSBEnde [mg/l] 113,0 99,0 117,0 113,0 153,0

BSB5,Beginn [mg/l] 113,8 113,3 113,8 113,3 114,5

BSB5,Ende [mg/l] 45,0 50,0 40,0 65,0 60,0

Die Ergebnisse der durchgeführten Versuche mit Substratzugabe stellt Abb. 4.34 für

E. coli und Abb. 4.35 für die gesamtcoliformen Bakterien dar. Im Gegensatz zum

Versuch ohne zusätzliche Kohlenstoffquelle konnte für die Proben, in denen E. coli zu

Testbeginn nachgewiesen wurde, ein erheblicher Anstieg ermittelt werden. Die zuvor

angeführte Substratlimitierung für die Vermehrung von E. coli in Abwässern wurde

durch den Vergleich des Versuches mit und ohne Substratzugabe bestätigt. Eine

vollständige Desinfektion des Indikators schließt selbst im Falle des Zufließens

substarthaltigen Abwassers eine Wiederverkeimung für E. coli aus (siehe Membran-

filtration und elektrochemische Behandlung). Für den Biofilter zeigte sich ein mit dem

unbehandelten Anlagenablauf vergleichbarer Verlauf, welcher jedoch um den Betrag

des Ausgangskonzentrationsunterschiedes versetzt war. Dies ist verständlich, da

sowohl in der KKA als auch im Biofilter dieselben Keimreduzierungsmechanismen

erfolgten und die Wässer ähnliche Ausgangsbedingungen aufwiesen.

Page 106: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

106

1,0E+00

1,0E+01

1,0E+02

1,0E+03

1,0E+04

1,0E+05

0 2 4 6 8 10 12 14

Versuchsdauer [Tage]

E. coli [n/100mL]

Ablauf KKA Ablauf Membran

Ablauf Elektrode Ablauf Biofilter

Ablauf UV

Abb. 4.34: Entwicklung der E. coli –Konzentration mit zusätzlicher Kohlenstoffzugabe

1,0E+00

1,0E+02

1,0E+04

1,0E+06

1,0E+08

0 2 4 6 8 10 12 14

Versuchsdauer [Tage]

Gesamtcoliform

e Bakterien [n/100mL]_

Ablauf KKAAblauf MembranAblauf ElektrodeAblauf BiofilterAblauf UV

Abb. 4.35: Entwicklung der Konzentration gesamtcoliformer Bakterien mit zusätzlicher

Kohlenstoffzugabe

Die Zugabe von Substrat führte entsprechend Abb. 4.35 in allen Proben zu einer

erheblichen Zunahme der Anzahl gesamtcoliformer Bakterien. Für einige Proben ist

auch über den Versuchszeitraum von 12 Tagen mit einem weiteren Anstieg zu

rechnen. Im Vergleich mit den Ergebnissen für E. coli gab es kein Desinfektions-

Page 107: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

4 Ergebnisse und Diskussion 107

verfahren, welches eine Wiederverkeimung durch die Substratzugabe verhindern

konnte. Im elektrochemisch behandelten Abwasser konnten zwar in den ersten Tagen

keine gesamtcoliformen Bakterien nachgewiesen werden, ab dem 3. Versuchtag wurde

aber auch bei diesem ein deutlicher Anstieg verzeichnet. Der verzögerte Anstieg kann

durch zu Beginn vorhandene Desinfizienzien erklärt werden.

4.3.3 Zusammenfassung

Eine Wiederverkeimung wird von folgenden Einflüssen bestimmt:

- der Desinfektionsleistung des angewandten Desinfektionsverfahrens,

- dem Gehalt an biologisch verfügbaren Substraten,

- der Dauer der Speicherung im Anschluss an die Desinfektion,

- der Temperatur,

- dem Gehalt an Stoffen, die ein Desinfektionswirkdepot bilden.

Eine hohe Desinfektionsleistung ist ein wichtiger Aspekt zur Erzeugung von Brauch-

wasser. Eine nachhaltige Verringerung des Wiederverkeimungspotentials wird jedoch

erst durch die Erzeugung eines Desinfektionswirkdepots oder eine weitere Reduktion

der organischen Inhaltsstoffe ermöglicht. Die Dauer der Speicherung wird durch eine

sachgemäße Auswahl des Zisternenvolumens definiert. Die Temperatur ist eine

wirtschaftlich unbeeinflussbare Größe, die jedoch unter regionalen Gesichtspunkten

bei der Dimensionierung zu berücksichtigen ist.

Es wurde ermittelt, dass weitgehend biologisch gereinigtes Abwasser für die

mikrobiologischen Indikatoren eine Substrathemmung bewirkt. Der Anlagenablauf einer

KKA ohne Desinfektionsmaßnahme unterschritt nach 4 Tagen den Grenzwert für

Betriebswasser in Bezug auf den Indikator E. coli. Im Gegensatz dazu zeigten

gesamtcoliforme Bakterien im Versuch mit diesem Wasser über die Versuchsdauer

eine deutlich geringe Abnahme. Der Versuch mit zusätzlicher Kohlenstoffzugabe zeigt

jedoch, dass Abwasser aus KKA desinfiziert werden muss und die Speicherzeit nicht

als Desinfektionsmaßnahme dienen kann. Beim Zufluss höherer Konzentrationen

organischer Inhaltsstoffe, im Falle einer nachlassenden Reinigungsleistung der KKA,

werden die Grenzwerte weder für Betriebs- noch für Bewässerungswasser

eingehalten.

Für die Biofiltration stellt die weitere Reduktion der organischen Inhaltsstoffe die

Grundlage für deren geringes Wiederverkeimungspotential dar. Beim Versuch mit

zusätzlicher Kohlenstoffzugabe stieg zwar die Konzentration für E. coli an, der

Grenzwert für Bewässerungswasser der Qualitätsstufe 2 wurde aber eingehalten. Die

elektrochemische Behandlung erzeugt durch die eingetragenen Desinfizienzien ein

Desinfektionswirkdepot. Bei den Versuchen mit und ohne Substratzugabe erzielte die

Page 108: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

108

elektrochemische Behandlung ein sehr gutes Ergebnis. Vorstellbar ist daher, dass sich

die erzeugten Desinfizienzien positiv auf einen störungsfreien Langzeitbetrieb des

Versorgungsnetzes auswirken und ein Biofouling in Rohrleitungen und an Armaturen

hemmen. Beide Verfahren erzeugen ein nachhaltig desinfiziertes Abwasser, das auch

nach einer Speicherung von bis zu 12 Tagen als Brauchwasser eingesetzt werden

kann.

Eine Wiederverkeimung für E. coli konnte in den Versuchen der Membranfiltration nicht

ermittelt werden. Dies wird auf die hohe Desinfektionsleistung dieses Verfahrens

zurückgeführt, so dass zu Versuchsbeginn keine vermehrungsfähige E. coli

Konzentration vorlag. Durch die starke Reproduktion gesamtcoliformer Bakterien

während des Versuchs mit zusätzlicher Kohlenstoffzugabe konnte jedoch gezeigt

werden, dass dieses Verfahren ein hohes Wiederverkeimungspotential besitzt.

Im Vergleich der Desinfektionsverfahren erzielte die UV-Bestrahlung das schlechteste

Ergebnis der Wiederverkeimungsversuche. Der Versuch zeigte die Problematik einer

unzureichenden UV-Bestrahlung für Desinfektionszwecke auf. Diese kann bei

Anwendung im KKA-Bereich durch eine unzureichende Wartung der UV-Strahler oder

durch eine Verschlechterung der Qualität des Kleinkläranlagenablaufs eintreten.

Kurzfristig kann eine Desinfektion ermöglicht werden. Da es sich dabei aber um eine

vorübergehende Inaktivierung handelt, ist eine Speicherung und Anwendung zur

Brauchwassererzeugung nicht empfehlenswert.

Page 109: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

109

5 Bewertung der untersuchten Verfahren

5.1 Investitions- und Betriebskosten der untersuchten Verfahren

Die Ermittlung der Kosten erfolgt auf Grundlage der durchgeführten Feldtests. Die

Investitions- und Betriebskosten der entwickelten und getesteten Anlagen dienen als

Grundlage für die kleinste Anlagengröße von 4 EW. Um Kostenvorteile durch die

Errichtung von Gruppenlösungen bzw. größeren Anlagen zu verdeutlichen, werden für

jedes Verfahren auch die Investitions- und Betriebskosten einer 10 EW Lösung

angegeben. Diese Kosten werden aus den gewonnenen Erfahrungen mit der 4 EW

Lösung abgeschätzt.

Die Betriebskosten der Feldtestanlagen sind für den bemessungstechnischen

Abwasserzufluss von 150 Liter je Einwohner und Tag angegeben. Dies ermöglicht den

späteren Vergleich zur UV-Behandlung und zur Membranfiltration unter Kapitel 5.2.

5.1.1 Investitions- und Betriebskosten der elektrochemischen

Behandlung

1. Investitionskosten

Die Investitionskosten für die Feldversuche der elektrochemischen Behandlung

betrugen ca. 2.000 €. Die in Tab. 5.1 angeführten Mehrkosten einer 10 EW Lösung

ergeben sich unter anderem durch größere Speichervolumen und Reaktoren mit

größeren Elektrodenflächen.

2. Betriebskosten

Die geringsten Energiekosten bei einer erfolgreichen Desinfektion von mindestens

99 % in Bezug auf E. coli wurden mit einem Energieeintrag von 0,035 Ah/L erzielt. Für

den bemessungstechnischen Tageszufluss von 600 L/d, ergibt sich ein spezifischer

Energieverbrauch der Elektroden von ca. 0,7 kWh/m³ oder 0,42 kWh/d. Mit einem

gewählten Endverbraucherpreis von ca. 0,23 €/kWh [Eurostat 2010] ergeben sich

Energiekosten von ca. 0,16 €/m³ oder 0,09 €/d. Diese Kosten erhöhen sich um den

entsprechenden Betrag der benötigten Pumpenenergie. Die Motorleistung einer

Tauchmotorpumpe beträgt ca. 0,2 bis 0,3 kW. Bei einer Betriebszeit von ca. 5 h/d (für

eine 4 EW KKA) ergeben sich zusätzliche Kosten von ca. 0,35 €/d.

Die Wartungskosten ergeben sich aus den Vorgaben des DIBt. KKA mit zusätzlicher

Hygienisierung des Anlagenablaufes sind nach diesen Vorgaben dreimal im Jahr zu

warten [DIBt 2006]. Wartungspreise für KKA bewegen sich je Wartung zwischen 75

und 150 €. Für die Berechnung der Betriebskosten wird von einem Aufpreis der

Page 110: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

110

regulären Wartung von bis zu 25 % ausgegangen. Hierdurch ergibt sich ein jährlicher

Betrag von ca. 70 € für die Wartung des Brauchwassersystems.

Instandhaltungskosten ergeben sich durch Verschleißteile, die planmäßig erneuert

werden müssen. Bei der elektrochemischen Behandlung entstehen diese vorrangig

durch den Verschleiß der Elektroden. Durch stetige Verbesserung der Elektroden

durch die Hersteller wird von einer Standzeit der BDD-Elektroden von 2 Jahren

ausgegangen. Für die Elektroden wird ein Preis von 200 € angesetzt. Höhere

Elektrodenpreise ließen sich vor dem Betreiber voraussichtlich nur rechtfertigen, wenn

diese eine höhere Standzeit ermöglichen.

Die Abschreibung der technischen Komponenten wird nach [MLU-Sachsen-Anhalt

2002] mit 7,5 Jahre ermittelt.

Tab. 5.1: Abschätzung des Behandlungspreises der elektrochemischen Behandlung für

eine Anlagengröße von 4 bzw. 10 EW

[EW]

1 Investitionskosten [€]

2 Betriebskosten

2.1 Elektroenergie [€/a] 35,26 *1 - 161,18 *2 88,15 *1 - 402,96 *2

2.2 Wartung [€/a]2.3 Instandhaltungskosten [€/a]

2.4 Abschreibung*3 [€/a]2.5 Gesamtbetriebskosten [€/a] 470,93 - 596,85 657,15 - 971,96

3 Abwassermenge [m³/d]

4 Behandlungspreis [€/m³] 2,15 - 2,73 1,20 - 1,78

Anlagengröße 4

2.000,00

10

3.000,00

69,00100,00

400,00

Kosten als Nettobetrag; *1 nur Energiebedarf der Elektroden; *2 incl. Energiekosten der

Förderung; *3 Abschreibung der Maschintechnik auf 7,5 Jahre

1,500,60

69,00100,00

266,67

Page 111: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

5 Bewertung der untersuchten Verfahren 111

5.1.2 Investitions- und Betriebskosten der Biofiltration

1. Investitionskosten

Für die Versuchsanlage der Biofiltration entstanden Investitionskosten von ca. 1.000 €.

Die Mehrkosten von ca. 500 € für eine Anlagengröße von 10 EW entstehen durch

einen größeren Behälter und größere Mengen an Filtermaterial.

2. Betriebskosten

Da Elektroenergie nur für die einmal täglich durchgeführte Regeneration des Filters

benötigt wird, sind die Elektroenergiekosten für einen Biofilter gering. Die Betriebszeit

des Verdichters (250 W) für die Belüftung betrug pro Tag 10 Minuten. Für den Trüb-

wasserabzug mittels Tauchmotorpumpe (300 W) wurde für die 4 EW Anlage eine

Betriebszeit von 2 Minuten pro Tag und für die 10 EW Anlage 3 Minuten pro Tag

angesetzt. Die Kosten der Elektroenergie sind mit 0,23 €/kWh [Eurostat 2010]

berechnet.

Die Wartung eines Biofilters ist durch dessen geringe technische Ausstattung mit

niedrigen Kosten verbunden. Auch für den Biofilter im Anschluss an eine KKA wird

angenommen, dass die Wartung im Rahmen der KKA-Wartung durchgeführt wird. Für

eine dreimalige Wartung entsteht ein Mehrpreis der Brauchwassererzeugung mittels

Biofiltration von ca. 30 € pro Jahr.

Dabei wird für den Behandlungspreis angenommen, dass die Filterregeneration ein

Austauschen des Filtermaterials oder aufwendige Instandsetzungen verhindert. Da der

Biofilter für die benötigte Druckluft der Filterregeneration die technischen Komponenten

(Verdichter) der vorhandenen KKA nutzt, werden diese nicht als Verschließteile des

Biofilters berücksichtigt.

Die Abschreibung des Biofilters wird für 7,5 Jahre angesetzt.

Tab. 5.2: Abschätzung des Behandlungspreises der Biofiltration für eine Anlagengröße

von 4 bzw. 10 EW

[EW] 4 10

1 Investitionskosten [€] 1.000,00 1.500,00

2 Betriebskosten2.1 Elektroenergie [€/a] 4,34 4,762.2 Wartung [€/a] 30,00 30,002.3 Instandhaltungskosten [€/a] - -

2.4 Abschreibung*1 [€/a] 133,33 200,002.5 Gesamtbetriebskosten [€/a] 167,67 234,76

3 Abwassermenge [m³/d] 0,60 1,50

4 Behandlungspreis [€/m³] 0,77 0,43

Anlagengröße

Kosten als Nettobetrag; *1 Abschreibung der Maschintechnik auf 7,5 Jahre

Page 112: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

112

5.2 Wirtschaftlicher und technischer Vergleich der untersuchten

Verfahren mit den etablierten Desinfektionsverfahren

Im nachfolgenden Kapitel erfolgt ein Vergleich der untersuchten Verfahren mit der UV-

Bestrahlung und der Membranfiltration unter der Zielstellung der Erzeugung von

Brauchwasser. Die Inhalte des Vergleichs entsprechen den im Kapitel 2.3.1 darge-

stellten Anforderungen zur Brauchwassererzeugung aus KKA.

1. Technischer Vergleich

Im technischen Vergleich erfolgt eine Bewertung der Desinfektion und der spezifischen

Verfahrenseigenschaften.

- Desinfektionsleistung unter Standardbedingungen

Ein Verfahren zur Brauchwassererzeugung muss primär eine Desinfektion

unter Standardbedingungen ermöglichen. Standardbedingungen definieren den

Einsatz im kommunalen Abwasserbereich nach einer mechanisch biologischen

Abwassereinigung, bei der die KKA und Desinfektionseinheit ordnungsgemäß

betrieben werden (störungsfrei mit fachgerechter Wartung und unter Beachtung

der Eigenkontrollen). Dabei müssen Konzentrationsbereiche der Inhaltsstoffe

des Kleinkläranlagenablaufs eingehalten werden, die eine Desinfektion mit dem

jeweiligen Verfahren zulassen. Diesen Punkt erfüllen alle Verfahren, wobei die

Biofiltration eine geringe Desinfektionsleistung im Vergleich zu den anderen

Verfahren aufweist.

- Funktionssicherheit und entsprechende Leistungsreserven

Die Desinfektion muss mit einer hohen Funktionssicherheit und

entsprechenden Leistungsreserven erfolgen. Dies offenbart, inwiefern ein

Verfahren Abweichungen von den Standardbedingungen ohne eine

Verringerung der Desinfektionsleistung bewältigt. Hierbei werden auch

Eingriffsmöglichkeiten des Wartungsbetriebs beachtet, durch welche dieser die

Desinfektion an geänderte Bedingungen anpassen kann. Während

beispielsweise die Membranfiltration eine Desinfektion weitgehend unabhängig

von der Ablaufqualität der KKA ermöglicht, kann bei der elektrochemischen

Behandlung bei Bedarf der Eintrag von Desinfizienzien, wie in dieser Arbeit

aufgezeigt, erhöht werden. Die im KKA-Bereich angewandte UV-Bestrahlung

besitzt keine Leistungsreserven, da weder eine Vorbehandlung erfolgt noch

eine Anpassung der Strahlungsdosis möglich ist.

Page 113: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

5 Bewertung der untersuchten Verfahren 113

- geringes Wiederverkeimungspotential

Durch diese Anforderung wird das Desinfektionsergebnis auch während einer

Speicherung aufrechterhalten. Hierfür wird die Erzeugung eines Desinfektions-

wirkdepots oder eine weitere Reduktion der organischen Inhaltsstoffe

erforderlich. Die etablierten Verfahren weisen, wie die Versuche zeigten, in

diesem Bereich keine Vorteile auf. Die Membranfiltration führt zwar eine

Desinfektion mit hoher Desinfektionsleistung durch, gelöste organische

Substanzen, die im Nachgang eine Wiederverkeimung fördern, werden jedoch

nicht zurückgehalten. Die elektrochemische Behandlung senkt das

Wiederverkeimungspotential durch ein erzeugtes Desinfektionswirkdepot und

die Biofiltration durch eine weitere Reduktion organischer Inhaltsstoffe.

- keine Erzeugung von ökotoxikologisch gefährlichen DNP

In der Bewertung der elektrochemischen Behandlung muss die Möglichkeit der

Erzeugung ökotoxikologischer DNP im Vergleich zu den anderen Verfahren als

kritisch gesehen werden. Es konnte aber in dieser Arbeit aufgezeigt werden,

dass eine Desinfektion mit der elektrochemischen Behandlung unter

Betriebseinstellungen möglich ist, die unter Einhaltung bekannter Grenzwerte

chlororganischer und anorganischer Stoffe erfolgt. Dieser Punkt stellt daher

kein Ausschlusskriterium in einer Anwendung der elektrochemischen

Behandlung dar.

- geruchs-, trübungsfreies und farbloses Wasser

Eine Akzeptanzsteigerung für die Wiederverwendung aufbereiteten Abwassers

ist durch eine Verbesserung der Eigenschaften in den Bereichen Trübung,

Färbung und Geruch möglich. Weitergehende Reinigungsleistungen, welche

sich auf alle Eigenschaften auswirkt, ermöglicht nur die Biofiltration durch

zusätzliche biologische Abbauvorgänge im Biofilm und durch deren

Filterwirkung. Die höchste Reinigungsleistung in Bezug auf eine Verringerung

der Trübung ist mit der Membranfiltration zu erzielen. In begrenztem Maße wird

bei dieser auch eine Reduktion der organischen Summenparameter durch den

Rückhalt abfiltrierbarer Stoffe bewirkt. Die anderen Verfahren ermöglichen

keine Verbesserung dieser Brauchwassereigenschaften.

Page 114: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

114

- Raumbedarf, Automatisierungsgrad und Wartungsaufwand der Verfahren

Ein ideales Verfahren ist möglichst platzsparend, wartungs- und bediener-

freundlich und zudem kompatibel zu den marktüblichen KKA. Ein weitgehend

automatisierter Betrieb ermöglicht eine Verringerung der Betreiberpflichten. Die

Biofiltration erfordert den größten Platzbedarf. Auch die Membranfiltration

benötigt Raum und kann weniger kompakt wie die UV-Bestrahlung und die

elektrochemische Behandlung gebaut werden.

Alle Verfahren sind kompatibel zu den marktüblichen KKA–Systemen. Ein

automatischer Anlagenbetrieb wird durch die heutige Mess- und Regelungs-

technik ebenfalls für alle Verfahren ermöglicht.

Die Membranfiltration benötigt den höchsten Wartungsaufwand. Aber auch die

UV-Bestrahlung erfordert zur Sicherung der notwendigen UV-Dosis einen

hohen Wartungs- bzw. Reinigungsaufwand des Strahlerschutzglases. In den

Feldversuchen zeichnete sich der Betrieb der elektrochemischen Behandlung

durch einen geringen Wartungsaufwand aus. Die erzeugten Desinfizienzien

ermöglichten eine aktive Biofoulingkontrolle der Elektrodenoberfläche und die

Umpolung schützte diese vor einem anorganischen Belag. In Auswertung der

Feldversuch ergibt sich der geringste Wartungsaufwand für die Biofiltration.

- Einsatz notwendiger Sicherheitseinrichtungen

Eine weitere Anforderung ist, dass Sicherheitseinrichtungen eine zuverlässige

Desinfektion gewährleisten. Der Vergleich dieses Aspektes wird durchgeführt,

da gerade bei den etablierten Verfahren nachlässig gehandelt wird. So wird

beispielsweise beim Einsatz der UV-Bestrahlung die eingetragene UV-Dosis

durch die Hersteller nicht überwacht. Dem Wartungsbetrieb ist eine Beurteilung

des Zustandes der Desinfektionseinheit nicht möglich. Im Gegensatz dazu

werden bei der Membranfiltration von den Herstellern entsprechende Mess-

und Überwachungseinrichtungen realisiert, die den Betreiber und

Wartungsbetrieb über den Membranzustand informieren.

Für die in dieser Arbeit untersuchten Verfahren wurde ermittelt, dass der

Biofilter auf einen Überstau und ein Ablaufen über den Notüberlauf zu

überwachen ist. Bei der elektrochemischen Behandlung ist die Stromabnahme

der Elektroden zu kontrollieren. Die erzeugte freie Chlorkonzentration muss im

Rahmen der Wartung überprüft werden.

Page 115: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

5 Bewertung der untersuchten Verfahren 115

2. Wirtschaftlicher Vergleich

Für den wirtschaftlichen Vergleich der Verfahren in Tab. 5.3 wird ein Gesamt-

behandlungspreis einer KKA mit Desinfektionsverfahren ermittelt. Angenommen wird

für jedes Verfahren eine 4 EW KKA mit Investitionskosten von 5.000 € (ohne

Förderung, inkl. Erdarbeiten, Transport- und Inbetriebnahmekosten), Elektroenergie-

kosten von 50 €/a, Kosten der Schlammabfuhr von 50 €/a, Kosten der Instandhaltung

von 75 €/a und Wartungskosten von 300 €/a (dreimalige Wartung). Somit ergibt sich

allein für den Betrieb der KKA ein Behandlungspreis von 3,69 €/m³ für den

bemessungstechnischen Tageszufluss.

Die Investitionskosten für die elektrochemische Behandlung und für die Biofiltration

ergeben sich auf Grundlage der Betrachtung im Kapitel 5.1.1, 5.1.2 und für die

Membranfiltration und die UV-Bestrahlung auf Grundlage der Anlage 5. Die

Berechnung der Behandlungskosten wird mit einem Abwasserzufluss von 150 Liter je

Einwohner und Tag durchgeführt. Dieser Zufluss entspricht der bemessungs-

technischen Auslegungsgröße nach den Zulassungsgrundsätzen für KKA [DIBt 2006].

Die Abschreibung der KKA wird mit 15 Jahren und die der Desinfektionseinheit mit

7,5 Jahren angesetzt. Die erforderliche Elektroenergie wird mit einem

Endverbraucherstrompreis von 0,23 €/kWh errechnet [Eurostat 2010].

Tab. 5.3: Vergleich des Behandlungspreises einer KKA für 4 EW mit

Desinfektionsverfahren

elektrochem. Behandlung

BiofiltrationMembran-filtration

UV-Bestrahlung

1 Investitionskosten [€] 7.000,00 6.000,00 8.000,00 6.500,00

2 Betriebskosten2.1 Elektroenergie [€/a] 120,00 54,34 125,56 55,042.2 Wartung [€/a] 369,00 330,00 400,00 350,002.3 Instandhaltungskosten [€/a] 175,00 75,00 275,00 125,00

2.4 Abschreibung*2 [€/a] 600,00 466,67 733,33 533,332.5 Schlammabfuhr [€/a] 50,00 50,00 50,00 50,002.6 Gesamtbetriebskosten [€/a] 1.314,00 976,00 1.583,89 1.113,37

3 Abwassermenge [m³/d] 0,60 0,60 0,60 0,60

4 Behandlungskosten

4.1Behandlungskosten der Desinfektion

[€/m³] 2,31 0,77 3,54 1,39

4.2Kosten einer KKA mit

Wiederverwendung*1[€/m³] 6,00 4,46 7,23 5,08

Kosten als Nettobetrag; *1 Betriebskosten der KKA 3,69 €/m³

KKA mit Desinfektionsverfahren

*2 Abschreibung der KKA auf 15 Jahre; Maschinentechnik der Desinfektionsstufe auf 7,5 Jahre

Page 116: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

116

Die Instandhaltungskosten in Tab. 5.3 können nur überschlägig angegeben werden, da

sie stark von der verwendeten Technik der einzelnen Hersteller abhängig sind. Die

Membranfiltration erzeugt durch das Austauschen bzw. die Regeneration der

Membranmodule die höchsten Kosten. Bei der UV-Bestrahlung gelten die UV-Strahler

als Verschleißteil und bei der elektrochemischen Behandlung die Elektroden, deren

Austausch aller 1 bis 2 Jahre notwendig wird. Bei der Biofiltration werden zwar wenig

technische Komponenten eingesetzt, die Instandhaltungskosten hängen jedoch direkt

von der Wirksamkeit der Filterregeneration ab. Ist der Filter durch frühzeitige Kolmation

zu regenerieren, können für die Biofiltration ebenfalls deutlich höherer Kosten anfallen.

3. Übersicht der Ergebnisse des technischen und wirtschaftlichen Vergleiches

In Auswertung des geführten Vergleiches ergibt sich folgende in Tab. 5.4 dargestellte

Übersicht und Zusammenfassung der Ergebnisse.

Tab. 5.4: Technischer und wirtschaftlicher Vergleich der untersuchten Verfahren mit den

etablierten Verfahren

elektro- chem.

BehandlungBiofiltration

Membran-filtration

UV-Bestrahlung

Anforderungen an die Desinfektiongroße Desinfektionsleistung unter

Standardbedingungen++ + ++ ++

hohe Funktionssicherheit mit Leistungsreserven

+ o.W. ++ -

geringes Wiederverkeimungspotential ++ + - -keine Erzeugung von ökotoxikologisch

gefährlichen DNP- ++ ++ ++

geruchs-, trübungsfreies und farbloses Wasser

- + + -

Anforderungen an das Verfahrenplatzsparend ++ - + ++

wartungs- und bedienerfreundlich + + - -kompatibel zu den gängigen KKA ++ ++ ++ ++automatischer Anlagenbetrieb ++ ++ ++ ++

Einsatz notwendiger Sicherheitseinrichtungen

o.W. o.W. + -

Anforderungen an die Kostengeringe Betriebskosten + + - +geringe Investitionskosten + ++ - ++

o.W. ohne Wertung - Erfüllung der Anforderung konnte aus den Versuchen nicht abgeleitet w erden

Anforderung: ++ vollständig erfüllt; + w eitgehend erfüllt; - nicht erfüllt

Page 117: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

5 Bewertung der untersuchten Verfahren 117

5.3 Einsatzmöglichkeiten der untersuchten Verfahren

1. Nationale Einsatzfelder

Aus dem vorangegangen Vergleich und den durchgeführten Feldtests ergibt sich für

die elektrochemische Behandlung und für die Biofiltration eine Eignung zur Brauch-

wassererzeugung. Für beide Verfahren ergeben sind folgende Einsatzfelder:

- Betriebswassererzeugung durch die elektrochemische Behandlung

- Bewässerungswasser der Qualitätsstufe 2 durch die Biofiltration.

Damit sich diese Techniken künftig gegen alternative Wasserquellen etablieren, muss

sich ihr Einsatz für den Betreiber rentieren. Alternative Wasserquellen sind:

- Trinkwasser

- Regenwasser

- Brunnenwasser.

Trinkwasser ist für jeden Betreiber verfügbar. Tab. 5.5 zeigt den bundesweiten

Durchschnittspreis für Trinkwasser nach Angaben des statistischen Bundesamtes für

das Jahr 2007.

Tab. 5.5: Durchschnittliche Kosten für die Trinkwasserversorgung privater Haushalte

Bezeichnung Preis [€/m³] Anmerkung Quelle

Trinkwasser 2,37*1,*2Zwei-Personen-Haushalt mit 80m³

Trinkwasserverbrauch[Destatis 2007]

Trinkwasser incl. Abwasser

5,24*2Zwei-Personen-Haushalt mit 80m³

Trinkwasserverbrauch und 80m² versiegelter Grundstücksfläche (Bezugsjahr 2007)

[Lamp 2009]

*1 Kosten aus Kubikmeterpreis und Grundgebühr; *2 Bezugsjahr 2007

Die Kosten für Regenwasser und Brunnenwasser sind hingegen von vielen Faktoren

abhängig, die einen einfachen Vergleich nicht ermöglichen. Sie müssen für jeden

Einzelfall gesondert betrachtet werden. Diese beiden Alternativen stehen zudem

regional nicht immer zur Verfügung. Weiterhin wirkt sich zukünftig der Klimawandel

auch in Deutschland auf die Regenwassernutzung aus. Nach GINZKY (2005) zeigen

Szenarien zur regionalen Klimaentwicklung beispielsweise in Brandenburg ein Sinken

der Niederschläge im Gebietsmittel der Jahressumme bis 2050 unter 450 Millimeter.

Das Problem wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass sich diese

Niederschlagsabnahme stärker in den bewässerungsintensiven Sommermonaten

abzeichnen wird.

Page 118: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

118

Im Preisvergleich mit Trinkwasser (vgl. Tab. 5.5) werden aus Tab. 5.3 die alleinigen

Behandlungskosten für die Desinfektion zur Brauchwassererzeugung gewählt. Die

Betrachtung wird für einen Betreiber geführt, der durch behördliche Auflagen eine KKA

errichten musste und somit die Betriebskosten für die KKA ohnehin entstehen. Hierbei

wird ersichtlich, dass dem Betreiber durch den Einsatz von Betriebswasser,

beispielsweise zur Toilettenspülung, keine finanziellen Vorteile entstehen.

Der Preis für den Bezug von Trinkwasser ist für diese Anwendung in Deutschland zu

gering. Dieser Preis wird zwar zukünftig weiter ansteigen, im stärkeren Maß gilt dies

jedoch auch für die Betriebskosten der Brauchwasserbehandlung, insbesondere für die

Elektroenergie. Der Preisanstieg in den Jahren 2005 bis 2007 betrug für die

Trinkwasserkosten 2,6 % [Lamp 2009], für die Elektroenergiekosten in den Jahren

2007 bis 2009 jedoch 12,7 % [Eurostat 2010].

Aus nachhaltiger Sicht ist zu hinterfragen, ob eines der wichtigsten und mit großem

Aufwand aufbereiteten Nahrungsmittel zur Spülung der Toilette verwendet werden soll.

Unter diesem Aspekt könnten staatliche Förderprogramme die Investitionskosten und

somit die Wirtschaftlichkeit von Brauchwassersystemen stärken und einen Anreiz für

deren Einsatz bieten. Der Gesetzgeber kann durch diese Maßnahmen zudem die

angestrebte Wiederverwendung entsprechend den Landeswasserverordnungen und

den Forderungen zur Beschränkung des Schadstoffeintrags durch die geplante

Grundwasserverordnung erfüllen.

Ein anderes Ergebnis zeigt sich im Vergleich zum Trinkwasser für den Einsatz der

Biofiltration. Für die Bewässerung privater Gartenanlagen wird nach Kapitel 2.1.4 die

Qualitätsstufe 2 zu Grunde gelegt. Hierbei muss der Betreiber aber auf eine Ver-

regnung mittels Rasensprenger verzichten, da die Aerosolbildung die Qualitätsstufe 1

erfordert. Für einfache Bewässerungszwecke entsprechend der Qualitätsstufe 2 bietet

die Biofiltration einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber dem Einsatz von Trinkwasser.

Für das im Kapitel 2.1.2.2 angeführte Beispiel eines Eigenheimes mit einem jährlichen

Bewässerungswasserbedarf von ca. 50 m³ entsteht eine jährliche Ersparnis von 80 €.

Mit den Investitionskosten aus Kapitel 4.2.4 ergibt sich eine Amortisationsdauer von

12,5 Jahren. Ein zusätzlicher Vorteil der Biofiltration ist, dass diese die

Pflanzenverfügbarkeit von Nährstoffen (z.B. durch die Umsetzung vom Ammonium-

Stickstoff zum Nitrat-Stickstoff) erhöht. In Kombination mit dem im Abwasser

enthaltenen Phosphor entsteht durch den Einsatz von Brauchwasser ein zusätzlicher

Düngeeffekt und Anreiz für dessen Einsatz.

Page 119: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

5 Bewertung der untersuchten Verfahren 119

2. Internationale Einsatzfelder

Auch für die Betrachtung möglicher Einsatzfelder von Brauchwasser im internationalen

Bereich muss dieses Vorteile gegen alternative Wasserquellen besitzen.

In vielen südlichen Ländern, wie zum Beispiel im Mittelmeerraum und dem nahen

Osten, steht Regenwasser und Brunnenwasser kaum zur Verfügung. Der Bezug von

Trinkwasser schließt in einigen Ländern zudem bestimmte Einsatzzwecke wie die der

Bewässerung aus.

Die untersuchten Verfahren zur Brauchwassererzeugung können hier einerseits aus

staatlicher Sicht den Anspruch einer nachhaltigen Nutzung durch die Reduzierung der

im Haushalt benötigten Trinkwassermenge umsetzten und einen effektiveren Umgang

mit dem verfügbaren Trinkwasser erreichen. Andererseits bietet sich dem einzelnen

Nutzer ein direkter Vorteil durch die Möglichkeit, sein Grundstück mit den zur

Grünflächengestaltung notwendigen Bewässerungsmengen zu versorgen.

Für diese Länder steht weniger der direkte Vergleich zum Trinkwasser im Mittelpunkt.

Vielmehr muss in diesen Ländern erst der Umweltschutz in einen gesetzlichen

Rahmen gefasst und überwacht werden. In vielen dieser Länder weist der gesamte

Sektor der Abwasserbehandlung noch erhebliche Defizite auf und eine Aufbereitung

durch biologische Kläranlagen ist nicht Stand der Technik.

Erste kommerzielle Anwendungen von Anlagen zur Brauchwassernutzung sind jedoch

nur in Ländern zu erwarten, in denen die Finanzierung derartiger Anlagen möglich ist.

In großen Teilen der Dritten Welt könnte Brauchwasser aus KKA und kleinen

Kläranlagen in Kombination mit einer Brauchwassererzeugung ebenfalls sinnvoll

eingesetzt werden, fehlende Finanzmittel verhindern jedoch den Einsatz.

Erste Vermarktungschancen ergeben sich in touristischen Bereichen, in denen Hotels

und Ferienanlagen ihr Abwasser in KKA und kleinen Kläranlagen aufbereiten und

anschließend zur Brauchwassererzeugung und Wiederverwendung einsetzen.

In den Ländern des Nahen Ostens, die in den vergangenen Jahrzehnten verstärkt vom

steigenden Ölpreis profitierten, wird derzeit viel Geld in einen nachhaltigen Umgang mit

Wasser investiert. Hier könnten staatliche Auflagen die Etablierung von KKA und

Brauchwassersystemen am ehesten im privaten Bereich ermöglichen.

Page 120: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

120

6 Zusammenfassung und Ausblick

6.1 Zusammenfassung

Durch den weltweit steigenden Wasserbedarf und Klimawandel werden künftig

Konzepte benötigt, die einen nachhaltigen Umgang mit den verfügbaren

Trinkwasserressourcen ermöglichen. Eine Maßnahme ist der Einsatz von

Brauchwasser aus dem Anlagenablauf von KKA als Betriebs- oder Bewässerungs-

wasser. Ein Einfamilienhaushalt mit KKA kann in Deutschland für diese Zwecke

beispielsweise bis zu einem Drittel seines täglichen Wasserbedarfs an Trinkwasser

substituieren. Das Ablaufwasser aus konventionellen KKA enthält jedoch eine Vielzahl

wasserbürtiger Krankheitserreger und ist hygienisch bedenklich. Es muss vor einer

Wiederverwendung als Brauchwasser desinfiziert werden. Weiterhin müssen

Behandlungsverfahren das Brauchwasser in einen bevorratungsfähigen Zustand

versetzen. Die Thematik der Wiederverwendung des Klarwasserablaufs von KKA ist

bisher kaum betrachtet worden. Auch der Gesetzgeber hat für diesen Bereich noch

keine einheitlichen Regelungen geschaffen. Diese Arbeit bietet durch die Definition von

Grenzwerten, Anforderungen und Indikatoren zur Überwachung einen Ansatz für die

Wiederverwendung im KKA-Bereich.

Etablierte Verfahren im Bereich der Desinfektion von KKA-Abläufen, wie die UV-

Bestrahlung und Membranfiltration, wurden in der Vergangenheit zur Einhaltung von

Einleitkriterien und nicht für eine Wiederverwendung von Brauchwasser entwickelt. In

der Arbeit wird aufgezeigt, dass diese Verfahren Nachteile besitzen, die einem Einsatz

zur Brauchwassererzeugung entgegenstehen. Das sind zum Beispiel ein großes

Wiederverkeimungspotential, hohe Investitions- und Betriebskosten; aber auch eine

geringe Funktionssicherheit für die Desinfektion im Dauerbetrieb einer KKA.

Im Bereich der Wasserdesinfektion sind jedoch weitere Verfahren bekannt, welche

eine Erzeugung von Brauchwasser ermöglichen. So wurde beispielsweise die

elektrochemische Behandlung mit neuen dimensionsstabilen Elektroden erfolgreich im

Bereich der Trink- und Schwimmbeckenwasserdesinfektion eingesetzt. Die Biofiltration

fand in der Vergangenheit Anwendung als Hauptreinigungsstufe mit kompakter

Bauform bei schwierigen Platzverhältnissen und zur Ertüchtigung bestehender

kommunaler Kläranlagen.

Im Rahmen der Arbeit werden für diese beiden Verfahren praxistaugliche Systeme für

den KKA-Bereich entwickelt und deren Anwendbarkeit zur Brauchwassererzeugung in

Feldversuchen nachgewiesen.

Page 121: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

6 Zusammenfassung und Ausblick 121

1. Elektrochemische Behandlung

Die Untersuchungen im Bereich der elektrochemischen Behandlung zeigen auf, dass

Zusammensetzung und Inhaltsstoffe von KKA-Abläufen eine In-situ Erzeugung

relevanter Desinfizienzien ermöglichen. Chloridkonzentrationen zwischen 60 mg/L und

190 mg/L bei Leitfähigkeiten des Abwassers von 700 µS/cm bis 1.800 µS/cm sind

nachweisbar. Freies Chlor wird als Hauptdesinfiziens einer elektrochemischen

Behandlung bestätigt. Dessen Desinfektionswirkung ist durch den technischen

Anwender über das ct-Wert-Konzept steuerbar. Der ermittelte ct2 log -Wert freien Chlors

in den Feldversuchen lag bei ca. 7 bis 8 mg•min/L.

Im Ergebnis dieser Arbeit entstand ein elektrochemisches Behandlungsmodul, das sich

durch einen kompakten, betriebstechnisch gut zu überwachenden Aufbau auszeichnet.

Ein wesentlicher Vorteil des Verfahrens liegt in der Erzeugung von hochwirksamen

Desinfizienzien aus dem Abwasserstrom selbst. Durch die Betriebsführung mittels

Umpolen der BDD-Elektroden und die erzeugten Desinfizienzien wird ein Fouling der

Elektrodenoberflächen effektiv unterbunden und ein weitgehend wartungsfreier Betrieb

ermöglicht. Die Bedenken vor der Erzeugung unerwünschter und gefährlicher

Nebenprodukte sind nur in begrenztem Maße berechtigt, bei optimierten

Energieeinträgen sind die realen Gefahren gering. Für Stromdichten unter 120 mA/cm²

ist eine Erzeugung toxikologisch bedeutsamer Substanzen nur in Spuren nachweisbar.

2. Biofiltration

Für die Biofiltration gilt im Ergebnis der Versuche der mechanische Einfluss der

Filterwirkung als wesentliche Triebkraft der Keimreduktion. Eine Verringerung der

Korngröße ermöglicht zwar eine Steigerung der Filterwirkung und Desinfektions-

leistung, führt aber auch zu einer Erhöhung der Kolmationsgefahr. Für die errichtete

Biofiltrationsstufe der Feldversuche bewährte sich der Einsatz von Filtersand der

Körnung 0,71 bis 1,25 mm. Bei einem maximal stündlichen Zufluss der Feldversuche

von ca. 40 L/h wurde bei einer effektiven Filtergeschwindigkeit von 0,3 bis 0,5 m/h und

einer fiktiven Verweilzeit von ca. 23 h eine Desinfektionsleistung von ca. 90 % ermittelt.

Für den Betrieb eines Biofilters ist eine zuverlässige Regenerationsmethode des

Filtermediums notwendig. Die untersuchte Methode mittels frei verwirbelbarer,

abrasiver Trägermaterialien hat sich als wirksam erwiesen. Durch diese Regeneration

wird ein langfristig stabiler und wartungsfreier Filtrationsprozess ermöglicht. Die

Biofiltration zeichnet sich zusammenfassend durch eine sichere Desinfektion, geringe

Behandlungskosten und durch den Einsatz wartungsarmer Technik aus. Zudem

ergeben sich eine weitere Reduktion organischer Summenparameter, abfiltrierbarer

Stoffe und eine weitgehende Nitrifikation der Stickstoffverbindungen zum Nitrat.

Page 122: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

122

Hierdurch entsteht ein geringes Wiederverkeimungspotential des mit der Biofiltration

behandelten KKA-Ablaufs.

3. Einsatzmöglichkeiten

Die in dieser Arbeit entwickelten und getesteten Verfahren werden zukünftig dem

Betreiber einer KKA erstmalig einen direkten Nutzen aus dem Betrieb seiner KKA

durch die Erzeugung eines verwendbaren Brauchwassers erbringen.

Mit der vorliegenden Arbeit wurde ein elektrochemisches Behandlungsmodul

entwickelt, das eine hohe Desinfektionsleistung sowie ein geringes Wieder-

verkeimungspotential bietet und hierdurch zur Erzeugung von Betriebswasser

eingesetzt werden kann. Die Desinfektionsleistung der entwickelten Biofiltrationsstufe

schließt diesen Einsatzzweck zwar aus, eine Anwendungsmöglichkeit des erzeugten

Bauchwassers für Bewässerungszwecke ist jedoch gegeben. Zudem enthält Abwasser

Pflanzennährstoffe wie zum Beispiel Phosphor- und Stickstoffverbindungen, die einen

zusätzlichen Grund für die Anwendung als Bewässerungswasser bieten. Im Vergleich

zum Trinkwasser besitzt der Einsatz der Biofiltration für Bewässerungszwecke

wirtschaftliche Vorteile. Staatliche Förderprogramme könnten einen zusätzlichen

Anreiz für den Einsatz von Verfahren der Abwasserwiederverwendung bieten. Der

Gesetzgeber kann durch derartige Maßnahmen seinen umweltpolitischen Anspruch

des Ressourcenschutzes erfüllen.

6.2 Ausblick

Die Versuche zeigen die Eignung der beiden Verfahren zur Brauchwassererzeugung

auf. Jedoch wurde auch weiterer Forschungsbedarf sichtbar.

Für die elektrochemische Behandlung ist beispielsweise die Elektrodenstandzeit weiter

zu optimieren. Hierbei sind die Elektrodenhersteller angehalten, Maßnahmen zu

entwickeln, die die Standzeit im Abwasserbereich erhöhen. Vielversprechend sind

neue Systeme mit bipolarem Betrieb von BDD-Elektroden auf Kunststoffbasis, aber

auch der Einsatz von MOX-Elektroden muss geprüft werden. Außerdem sind die

einzelnen Reaktionen zur Bildung der verschiedenen desinfizierend wirkenden Stoffe

eingehender zu untersuchen. Die Kenntnisse aus diesem Bereich werden benötigt, um

die Entstehung unerwünschter DNP weiter zu verringern, den Anteil freien Chlors bzw.

die Desinfektionswirkung zu erhöhen und um den Depoteffekt in Wechselwirkung mit

den Wasserinhaltsstoffen langfristig definieren zu können. Die Ergebnisse derartiger

Untersuchungen werden auch für die Diskussion zur Erstellung von Grenzwerten zur

Überwachung einer elektrochemische Behandlung erforderlich.

Page 123: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

6 Zusammenfassung und Ausblick 123

Bei der Biofiltration steht ein Langzeitversuch, der über den Zeitraum der Feldversuche

hinausgeht aus, um die endgültige Wirksamkeit der entwickelten

Regenerationsmethode zu beurteilen. Weiterhin sind Bemessungsansätze zu

entwickeln, die eine Modellierung für sich ändernde Rahmenbedingen ermöglicht.

Hierfür ist der Temperatureinfluss auf die Desinfektion eingehender zu untersuchen,

um die Desinfektionsleistung regionalen und saisonalen Gegebenheiten anpassen zu

können. Die Biofiltration erscheint zudem als ein geeignetes Verfahren, um in

Kombination mit weiteren Desinfektionsverfahren höhere Desinfektionsleistungen zu

erzielen. Sinnvoll erscheinen Kombinationsmöglichkeiten, bei denen zum Beispiel die

UV-Bestrahlung oder die elektrochemische Behandlung nachgeschaltet wird.

Aus den Versuchen ging auch Untersuchungsbedarf bei den mikrobiologischen

Indikatoren hervor. Gerade im Einsatz der Brauchwasserbehandlung in wärmeren

Regionen wird die Bewertung der Desinfektion für Parasiten relevant, z.B. über Sporen

des Bakteriums Clostridium perfringens und die Summe der Helminthen-Eier. Auch

eine Bewertung des viralen Risikos ist nach Etablierung mikrobiologisch anerkannter

Indikatoren nachzuarbeiten.

Ein weiteres Forschungsgebiet erschließt sich durch die aktuelle Diskussion um

anthropogene Spurenstoffe, welche durch den technisch-wissenschaftlichen Fortschritt

im analytischen Bereich entstand. Auch für den Brauchwasserbereich werden

Forderungen entstehen, um eine Bewertung des Gefährdungspotentials und die

Ermittlung technisch und wirtschaftlich realisierbarer Maßnahmen durchzuführen.

Page 124: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

124

7 Literaturverzeichnis

Al Jiroudi D. (2005): Vor-Ort-Vergleich von technischen und naturnahen Kleinkläranlagen bei gleichen Untersuchungsbedingungen, Dissertation an der Universität Rostock, Institut für Umweltingenieurwesen, 2005

Alfaro M. A. Q., Ferro S., Martinez-Huitle C. A., Vong Y. M. (2006): Boron Doped Diamond Electrode for the Wastewater Treatment, J. Braz. Chem. Soc., 17 (2), 2006, 227-236

ATV-DVWK-Arbeitsgruppe IG-5.6 (2004): Biofilmverfahren, Arbeitsbericht, KA-Abwasser Abfall (51) Nr. 2/2004, 195-198

Barjenbruch M. (2003): Stand und Perspektiven der Biofiltration in Deutschland, 70. Darmstädter Seminar Abwassertechnik, Schriftenreihe WAR 153 - Biofiltration, Darmstadt, 55-71

BDZ (2010): BDZ- Qualitätsrichtlinie; Bildungs- und Demonstrationszentrum für dezentrale Abwasserbehandlung - BDZ e.V.

Bergmann H, Koparal A. S. (2004): Zur Technik der elektrochemischen Durchflussdesinfektion von Trink- und Brauchwasser, Teil 2, Galvanotechnik 12/ 2004, 3037-3034

Bergmann H., Koparal A. T., Koparal A. S., Ehrig F. (2008): The influence of products and by-products obtained by drinking water electrolysis on microorganisms, Microchemical Journal, Volume 89, Issue 2, 08/2008, 98-107

Bergmann H., Lourtchouk T., Schöps K., Ehrig F. (2001): Was ist und was kann die sogenannte Anodische Oxidation?, GWF Wasser Abwasser, 142 (12), 2001, 856-869

Bergmann H., u.a. (2008): Erweiterte Grundlagenuntersuchungen und Entwicklung von mobilen Wasserversorgungssystemen mit erhöhter Desinfektionseffektivität, Abschlussbericht FKZ 1721X04, Hochschule Anhalt, Köthen

BMU (2007): Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und ihre Umsetzung in Deutschland; Internet: http://www.bmu.de/gewaesserschutz/fb/gewaesserschutzpolitik_d_eu_int/doc/print/3063.php?; Stand: 19.04.2010

Botzenhart K. (2007): Viren im Trinkwasser, Bundesgesundheitsblatt -Gesundheitsforschung -Gesundheitsschutz 2007, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Tübingen

Christ O. (2003): Dezentrale Wassermanagement-Konzepte, Wasserwirtschaft Wassertechnik WWT, 09/2003, 30-35

Condias (2008): Abschlussbericht zum VDI-Verbundprojekt: APP- Quellen- Entwicklung, CONDIAS GmbH

Cornel P., Rother E. (2003): Biofiltration in der Abwassertechnik - Anforderungen und Einsatzgebiete, 70. Darmstädter Seminar Abwassertechnik, Schriftenreihe WAR 153 - Biofiltration, 13-35

Cornel P., Rother E. (2003): Zukünftige Anwendungen und Entwicklungen der Biofiltration, 70. Darmstädter Seminar Abwassertechnik, Schriftenreihe WAR 153 - Biofiltration, 215-224

DECHEMA e.V., Karl-Winnacker-Institut, Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik (2005): AIF Abschlussbericht des Projektes: Entwicklung und Qualitätssicherung stabiler Diamant-beschichteter Elektroden für neuartige elektrochemische Prozesse, Frankfurt am Main

DIBt (2010): Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen; Internet: http://www.dibt.de; Stand: 19.04.2010

Dittmar T., Schmalz V., Worch E., Fischer D. (2008): Diamantelektroden in der dezentralen Abwasserbehandlung - elektrochemischer Abbau des chemischen Sauerstoffbedarfs organisch hochbelasteter Härtereiabwässer, Chem. Ing. Tech. 80 (10), 1545-1550

Page 125: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

7 Literaturverzeichnis 125

Dizer H., Wolf S., Fischer M., López-Pila J.M., Röske I., Schmidt R., Szewzyk R., Wiedenmann A. (2005): Die Novelle der EU-Badegewässer Richtlinie - Aspekte der Risikobewertung bei der Grenzwertsetzung, Bundesgesundheitsblatt 2005 -48, Springer Medizin Verlag

Dorgeloh E., Finke G., Heise B., Hilmer R., Otto U. (2005): Qualitätskriterien für den Einsatz von Kleinkläranlagen" Korrespondenz Abwasser Abfall 02/2005, 170-180

Eurostat - Europäische Kommission (2010): Eurostat-Strompreise, Internet: http://appsso.eurostat.ec.europa.eu; Stand: 09.05.2010

Ginzky H., Hagendorf U., Hornemann C., Kirschbaum B., Müller-Wegener U., Riechmann D., Richter S., Rechenberg J. (2005): Versickerung und Nutzung von Regenwasser, Umweltbundesamt

Goldberg B. (2007): Kleinkläranlagen von heute - Technische Neuheiten, Wasserwirtschaft Wassertechnik WWT 06/2007, 28-32

Guderian R., Gunkel G. (2000): Handbuch der Umweltveränderungen und Ökotoxikologie: Band 3b: aquatische Systeme - Biogene Belastungsfaktoren- Organische Stoffeinträge - Verhalten von Xenobiotika, Springerverlag

Gujer W. (2006): Siedlungswasserwirtschaft, 3. Auflage, Springerverlag

Haaken D., Schmalz V., Dittmar T., Worch E. (2010): Einsatz von Diamantelektroden in der dezentralen Abwasserbehandlung – Brauchwassergewinnung durch elektrochemische Desinfektion von biologisch behandelten Abwässern, Chem. Ing. Tech., 2010, in Vorbereitung

Hagendorf U. u.a. (2002): Mikrobiologische Untersuchungen zur seuchenhygienischen Bewertung naturnaher Abwasserbehandlungsanlagen, AZ 14178-07 Umweltbundesamt Berlin. Teilprojekt im Rahmen des Verbundprojektes „Bewachsene Bodenfilter als Verfahren der Biotechnologie“, AZ 14178-01, gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück

Hagendorf U., Bartocha W., Diehl K., Feuerpfeil I., Hummel A., Szewzky R. (2004): Mikrobiologische Untersuchungen zur seuchenhygienischen Bewertung naturnaher Abwasserbehandlungsanlagen, Korrespondenz Abwasser Abfall 05/2004, 500-510

Hiepe T., Aspöck H. (2006): Allgemeine Parasitologie: Mit den Grundzügen der Immunologie, Diagnostik und Bekämpfung, Georg Thieme Verlag

Höll K. (2002): Wasser: Nutzung im Kreislauf, Hygiene, Analyse und Bewertung, 8. Auflage, Walter de Gruyter

Imhoff K. (2006): Taschenbuch der Stadtentwässerung, Edition: 30, Oldenbourg Industrieverlag

Kaufmann-Alves I., Knerr H., Schmitt T. G., Steinmetz H. (2008): Auswirkungen der Integration neuartiger Abwasserentsorgungskonzepten bestehende Infrastruktursysteme" Korrespondenz Abwasser Abfall 10/2008, 1074-1084

Klischies R., Panther U., Singbeil-Grischkat V. (2004): Hygiene und medizinische Mikrobiologie, Schattauer Verlag

Köhler W., Ansorg R. (2001): Medizinische Mikrobiologie, Elsevier - Urban&FischerVerlag

Kraft A. (2004): Elektrochemische Verfahren zur Wasserbehandlung, Vom Wasser, 102-3, 2004

Kraft A., Blaschke M., Kreysig D. (2002): Electrochemical water disinfection Part III: Hypochlorite production from potable water with ultrasound assisted cathode cleaning, J. Appl, Electrochem., 32, 2002, 597-601

Kraft A., Kreysig D., Wünsche M. (2006): Elektrochemische Wasserdesinfektion: Hocheffektiv ohne Chemikalienzugabe und mit Depotwirkung, Aktuelle- Wochenschau der Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V. Woche 41, 2006

Kraft A., Stadelmann M., Blaschke M., Kreysig D., Sandt B., Schröder F., Rennau J. (1999): Electrochemical water disinfection Part II: Hypochlorite production from potable water, chlorine consumption and the problem of calcareous deposits, J. Appl. Electrochem.; 29, 1999, 895-902

Page 126: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

126

Kraft A., Wünsche M., Stadelmann M., Blachke M. (2003): Electrochemical water disinfection, Recent Res. Electrochem., 6, 27-55

Kraft A., Wünsche M., Stadelmann M., Kirstein W. (2000): Einsatz von Diamantelektroden für die elektrolytische Wasserreinigung und –desinfektion durch Anodische Oxidation, Galvanotechnik, 91(2), 2000, 334-339

Kreysig D. (2001): Der Biofilm – Bildung, Eigenschaften und Wirkungen, Teil 1 und 2, BIOforum. 24, 40-43 und 338-341

Kreysig D., Sandt B.(2004): Elektrolytische Desinfektion von Trinkwasser, IHKS Fach.Journal 2006/2007, 70-75

Lamp H., Grundmann T. (2009): Neue Entgeltstatistik in der Wasser- und Abwasserwirtschaft, Statistisches Bundesamt; Wirtschaft und Statistik 6/2009

Londong J. (2000): Strategien für die Siedlungsentwässerung, Korrespondenz Abwasser Abfall 10/2000

LUA - Landesumweltamt (2004): Hygienische Probleme bei dezentralen Abwasserbeseitigungskonzepten, Freistaat Sachen, Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Dresden, LUA Mitteilungen Nr. 3/2004

Mathys W. (1998): Abschätzung gesundheitlicher Risiken beim Betrieb von Kleinkläranlagen - speziell von Pflanzenkläranlagen, Dissertation an der Westfälischen Wilhelms -Universität Münster, Institut für Hygiene, Münster, 1998

Matthee T. (2008): Mündliche Informationen

Neubert S. (2003): Die Nutzung von Abwasser in der Landwirtschaft aus der Perspektive verschiedener Akteure, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Bonn

Oldenburg M., Meinzinger F., Nisipeanu P., Schneider C. (2008): Begrifflichkeiten und Kennzahlen zur Zusammensetzung von Teilströmen neuartiger Sanitärsysteme, Korrespondenz Abwasser Abfall 01/2008, 1113-1119

Oldenburg M., Zimmermann J., Bastian A., Otterpohl R. (2003): Das teilstromorientierte Abwasserkonzept der Lampertsmühle – Konzept, Betrieb, Forschungsvorhaben“ – Tagungsband, Wupperverband

Peter-Fröhlich A., Kraume I., Lesouëf A., Oldenburg M. (2004): Separate Ableitung und Behandlung von Urin,Fäkalien und Grauwasser – ein Pilotprojekt, Korrespondenz Abwasser Abfall, 01/2004, 38-43

Peter-Fröhlich A., Pawlowski L. Bonhomme A., Oldenburg M. (2008): Separate Erfassung und Behandlung von Urin, Braun- und Grauwasser, Korrespondenz Abwasser Abfall, 10/2008, 1106-1112

Petry-Hansen H. (2005): Bakterielle Diversität von Biofilmen in Langsamsandfiltern, Dissertation an der Universität Duisburg-Essen, 2005

Popp W. (1999): Desinfektion von Abwasser zur Wiederverwendung, Schriftenreihe WAR, 116, 1999, 155-182

Popp W., Huber S., Kexel S. (2004): Abwasserdesinfektion zur Verbesserung der Badegewässerqualität an der Oberen Isar. Wasser und Abfall, 05/2004, 14-18

Preuß G., Schwarz D. (1995): Elimination von Mikroorganismen und Parasiten bei der Langsamfiltration. Neuntes Mühleimer Wassertechnisches Seminar, 1995, IWW- Schriftenreihe Nr.14

Page 127: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

7 Literaturverzeichnis 127

Preuß V. (2004): Entwicklung eines biochemischen Verfahrens zur Aufbereitung sulfathaltiger Wässer am Beispiel der Entsäuerung schwefelsaurer Tagebauseen, Dissertation an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus, Lehrstuhl Wassertechnik und Siedlungswasserbau, 2004

Redder A. (2007): Reduktionsleistung von Pflanzenkläranlagen hinsichtlich Parasitenzysten von Cryptosporidium parvum und Giardia lamblia, Dissertation an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Hygiene, Halle, 2007

Rodgers M., Flanigan D., Pfaller S., Jakubowski W., Kinkle B. (2003): Identification of a flavobacterium strain virulent against Gardia lamblia cysts. World J. Microbiol. Biotechnol. 19, 703-709

Roeske W. (2007): Trinkwasserdesinfektion, Oldenbourg Industrieverlag GmbH

Rychen P., Pupunat L., Haenni W., Santoli E. (2003): Water Treatment Applications with BDD Electrodes and the DiaCell Concept, New Diam Front Carbon Technol, Vol. 13, 02/2003, 109-117

Salomo S., Narvaez A., Münch C., Röske I. (2008): Die Elimination von hygienisch relevanten Keimen sowie die heterotrophe Abbauaktivität in einer vertikalen Pflanzenkläranlage, Wasserwirtschaft Wassertechnik WWT 11-12/2008, 47-51

Schlegel H.G. (2007): Allgemeine Mikrobiologie, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2007

Schmalz V., Dittmar T., Haaken D., Worch E. (2009): Electrochem. disinfection of biologically treated wastewater from small treatment systems by using boron-doped diamond (BDD) electrodes –Contribution for direct reuse of domestic wastewater, Water Res., 43, 2009, 5260 – 5266

Schmidt M. V. (2003): Elektrochemische Verfahrenstechnik: Grundlagen, Reaktionstechnik, Prozessoptimierung, Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

Schöler A. (2004): Untersuchungen zum Einfluss der suspendierten Stoffe auf die UV-Desinfektion von Kläranlagenabläufen, Korrespondenz Abwasser Abfall 04/2004, 382-389

Schwarz M. (2003): Vergleichende seuchenhygienisch-mikrobiologische Untersuchungen an horizontal und vertikal beschickten, bewachsenen Bodenfiltern mit vorgeschalteter Mehr-kammerausfaulgrube bzw. einem als Grobstoff – Fang dienenden Rottebehälter (Rottefilter), Dissertation an der Freien Universität Berlin, Institut für Umwelt- und Tierhygiene, Berlin, 2003

Shiklomanow I. A. (2008): Trends in global water use by sector, UNEP/GRID-Arendal, Internet: http://www.grida.no/publications/vg/water2/page/3229.aspx; Stand: 30.07.2010

Staben N. (2008): Technische Möglichkeiten der alternativen Gestaltung städtischer Wasser- und Abwasserinfrastruktur, Heft 24, Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin

Statistisches Bundesamt (2006): Wasserverbrauch weiter leicht rückläufig, Pressemitteilung Nr. 031 vom 20.01.2006

Straub A. (2008): Einfache Messmethoden zur Charakterisierung sowie Maßnahmen zur Erhöhung der Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit biologischer Kleinkläranlagen, Dissertation an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus, Fakultät für Umweltwissenschaften und Verfahrenstechnik, 2008

Strunkheide J. (2005): Desinfektion von Kläranlagenabläufen, Wasserwirtschaft Wassertechnik WWT 3-4/2005, 22-27

Triller W. (2004): Moderne Biofilmverfahren in der Kleinkläranlagentechnik, MBUT Vortrag 21.10.2004

Tröster I., Schäfer L., Fryda M., Matthee T. (2004): Electrochemical advanced oxidation process using DiaChemâelectrodes, Water Sc. Techol., 49 (4), 2004, 207-212

Udert K. (2007): NoMix beginnt im Badezimmer, Eawag: Das Wasserforschungs-Institut des ETH-Bereichs 63d, März 2007

Page 128: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

128

Waldhoff A. (2008): Hygienisierung von Mischwasser in Retentionsbodenfiltern, Dissertation an der Universität Kassel, Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft, 2008

Walter R., Farrah S.R. (2000): Umweltvirologie – Viren in Wasser und Boden, S. 119-146, Springer-Verlag/Wien

Werner C, Klingel F., Mang H. P., Panesar A. (2005): Bieten neue Sanitärkonzepte verbesserte Exportchancen für die deutsche Wirtschaft?, Korrespondenz Abwasser Abfall 02/2005, 146-152

Wiedenmann A. (1998): Risiko einer Infektion durch orale Aufnahme einzelner Cryptosporidien-Oozysten und Giardien-Zysten, Zentralblatt für Hygiene und Umweltmedizin 201, 99-100

Wilderer P., Paris S. (2001): Integrierte Ver- und Entsorgungssysteme für urbane Gebiete - Abschlussbericht, Technische Universität München, Garching

Wolf S. (2005): Evaluierung der hygienischen Wasserqualität unter besonderer Berücksichtigung von Bakteriophagen am Beispiel eines Tagebausees, Dissertation an der Technische Universität Dresden, Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften, Dresden 2005

Wolff P., Stein Th.-M. (1999): Wassereinsparungspotentiale der Bewässerungslandwirtschaft, Journal of Applied Irrigation Science (ISSN 0049-8602) Vol. 33 (No. 2), 1999, 153-173

WWT (2003): Anbieterübersicht Kleinkläranlagen, Naturnahe Abwasserreinigungsverfahren - Technische Abwasserreinigungsverfahren, Wasserwirtschaft Wassertechnik WWT 03/2003, 44

Firmeninformationen / Prospektmaterial / Patente

[ATB 2007] ATB Umwelttechnologien GmbH: Prospekt - AQUAmaxBLUE_9-07-1, 2007

[ATB 2009] ATB Umwelttechnologien GmbH: Schlammabtrieb bei Kleinkläranlagen – Ein oft verborgenes Problem, Internet: http://www.kleinklaeranlagen-aquamax.de/aktuelles.html?&L=5, Stand: 30.06.2009

[batchpur 2009] batchpur GmbH & Co.KG: Prospekt - batchpur_2009_d, 2009

[BCAT 2009] Bergmann clean Abwassertechnik: Produktinformationen Internet: http://www.wsb-clean.com/de, Stand: 11.08.2009

[Biofilt 2009] Biofilt GmbH: Informationen Internet: http://www.biofilt.de Stand: 26.08.2009

[Busse 2005] BUSSE IS GmbH: Prospekt - Allgemeine_Info_BUSSE-MF, 2005

[Carey et al. 1994] Carey J., Christ C., Lowery S. (1994) Abwasserbehandlung durch Elektrolyse mit einer dotierten Diamantanode, DE 69410576 T2

[Condias 2009] CONDIAS GmbH: Produktinformationen, Internet: http://condias.de, Stand: 18.07.2009

[HUBER 2010] HUBER DeWaTecGmbH: Prospekt - HUBER DeWaTec Membranbelebungsanlage MembraneClearBox®, 2010

[Kessel 2009] Kessel: Planung und Anwendung - Dimensionierung von Regenwasserspeichern in Anlehnung an DIN 1989-1: 2002-04, http://www.kessel.at/ewt/service/software/formulare.html.de, 04.07.2009

[LKT 2009] Lausitzer Klärtechnik GmbH: SBR-Kläranlage Aqua-Simplex, 2009

[Merk 2008] Merck (2008): Betriebsanleitung des Chlor- Küvettentest, Stand 2008

[UNICEF 2003] UNICEF – „Wasser ist Leben“ Broschüre 2003

[UV-EL 2009] UV-EL GmbH & Co. KG: Besonderheiten der Desinfektion von Abwasser, Präsentation

Page 129: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

7 Literaturverzeichnis 129

Gesetze / Richtlinien / Merkblätter / Zulassungen

[AbwV 2004] Verordnung über Anforderungen an das Einleiten von Abwasser in Gewässer (Abwasserverordnung - AbwV) in der Fassung der Bekanntmachung vom 17. Juni 2004 (BGBl. I S. 1108, 2625)

[ATV-A 203] ATV-DVWK "Abwasserfiltration durch Raumfilter nach biologischer Reinigung" ATV-A 203, 1995

[ATV-M205] ATV-DVWK "Desinfektion von biologisch gereinigtem Abwasser" ATV-M 205, Juli 1998

[DIBt 2006] DIBt; „Zulassungsgrundsätze für allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen für Kleinkläranlagen Deutsches Institut für Bautechnik (2006)

[DIN 19650] DIN 19650 (1999) „Hygienische Belange von Bewässerungswasser“ Beuth, Berlin

[DIN 1989] DIN 1989: „Regenwassernutzungsanlagen", Beuth Verlag Berlin, 04-2002

[DIN EN 1085] DIN EN 1085: „Abwasserbehandlung Wörterbuch", Beuth Verlag Berlin, 05-2007

[DIN EN 12566-3] DIN EN 12566-3: Kleinkläranlagen für bis zu 50 EW, Teil 3:Vorgefertigte und/oder vor Ort montierte Anlagen zur Behandlung von häuslichem Schmutzwasser, Juli 2009

[DVGW-W410] DVGW-Arbeitsblatt W 410, „Wasserbedarfszahlen"; Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches: DVGW-Regelwerk / Wasser, (1995)

[EPA 2004] EPA/625/R-04/108, (2004): Guidelines for Water Reuse, U.S. Agency for International Development, Washington DC

[fbr H 201] fbr - Hinweisblatt H 201; "Grauwasser-Recycling - Planungsgrundlagen und Betriebshinweise" Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (fbr), Darmstadt 2005

[IfSG 2007] Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz - IfSG) vom 20. Juli 2000 (BGBl I S. 1045) ), zuletzt geändert durch Artikel 6 des Gesetzes vom 20. Juli 2007, BGBl. I S. 1574

[LfU-Bayern 2004] Bayerisches Landesamt für Umwelt / Landesamt für Wasserwirtschaft; „Hinweise zur Regenwassernutzung“ 11-2004

[LfU-Bayern 2008] Bayerisches Landesamt für Umwelt; „Anforderungen an Einleitungen von häuslichem und kommunalem Abwasser sowie an Einleitungen aus Kanalisationen“; Merkblatt Nr. 4.4/22, 2008

[MLU-Sachsen-Anhalt 2002]

Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt (2002), KLEINKLÄRANLAGEN Informationsfaltblatt für Bürger, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 1. Auflage

[SenBauWohn 2003] Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen: Merkblatt zur Betriebswassernutzung in Gebäuden, Qualitätsanforderungen an Betriebswasser, Berlin 2003

[TrinkwV 2001] Novellierung der Trinkwasserverordnung vom 21. Mai 2001, Bundesgesetzblatt Jahrgang 2001, Teil 1 Nr.24, Bonn 2001

[WHO 2005] World Health Organization: Technical Notes for Emergencies, Technical Note No. 9, 2005

[WHO 2006] World Health Organization: Guidelines for the safe use of wastewater, excreta and greywater, VOLUME II, 2006

Page 130: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

130

[WHO 2006-2] World Health Organization (2004) Guidelines for the safe use of wastewater, excreta and greywater, Volume I - policy and regulatory aspects, 2006

[WHO 2008] World Health Organization: Guidelines for drinking-water quality, 3rd edition, chapter 12, pp. 326–328

[Z-55.3-175] DIBt; allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen Z-55.3-175 der Firma Kordes Klasse D+H, Berlin 2006

8 Abbildungsverzeichnis

Abb. 2.1: Darstellung der Entwicklung der jährlichen Wasserentnahme verschiedener Sektoren ..........................13

Abb. 2.2: Wasserverbrauch entsprechend Verwendungszweck nach ...................................................................15

Abb. 2.3: Trinkwasserverbrauch eines 4 Personenhaushaltes mit und ohne Wiederverwendung..........................15

Abb. 2.4: Darstellung der Größenordnung wasserbürtiger Pathogener..................................................................17

Abb. 2.5: Darstellung der CSB, BSB5 und NH4-N Konzentrationen im Ablauf untersuchter KKA von verschiedenen

Verfahren...............................................................................................................................................26

Abb. 2.6: Darstellung der Konzentration von E. coli und gesamtcoliformer Bakterien im Ablauf untersuchter KKA

von verschiedenen Verfahren ................................................................................................................27

Abb. 2.7: Darstellung der Anforderungen an ein Desinfektionsverfahren für KKA..................................................30

Abb. 2.8: Einteilung der Desinfektionsverfahren....................................................................................................31

Abb. 2.9: Ausführung Fa. ATB [ATB 2007]............................................................................................................36

Abb. 2.10: Modul der Fa. LKT [LKT 2009] ...............................................................................................................36

Abb. 2.11: Modul der Fa. BATCHPUR [batchpur 2009]...........................................................................................36

Abb. 2.12: Modul der Fa. MBUT .............................................................................................................................37

Abb. 2.13: Anlage der Fa. BUSSE [Busse 2005].....................................................................................................37

Abb. 2.14: Modul der Fa. HUBER DeWaTec GmbH [HUBER 2010]........................................................................37

Abb. 2.15: Darstellung der Chloridkonzentration und Leitfähigkeit von Kleinkläranlageabläufen..............................39

Abb. 2.16: BDD-Schicht ..........................................................................................................................................42

Abb. 2.17: Bildung von OH-Radikalen an aktivierten und nicht aktivierten Anoden..................................................43

Abb. 2.18: Vergleich der Desinfektionswirkung ausgewählter Desinfizienzien .........................................................43

Abb. 2.19: Wesentliche Merkmale der Hygienisierung durch Bodenfilter .................................................................46

Abb. 3.1: Schema der Versuchsanlage .................................................................................................................49

Abb. 3.2: Elektrodenstack .....................................................................................................................................51

Abb. 3.3: Zeichnung des Elektrodenreaktors.........................................................................................................51

Abb. 3.4: Darstellung des Volumenstroms und der Stromstärke im Versuchsverlauf.............................................52

Abb. 3.5 Darstellung des prinzipiellen Aufbaus der Vorversuche..........................................................................55

Abb. 3.6: Träger K1 mit und ohne Biofilmbewuchs ................................................................................................56

Abb. 3.7: Säule 3 mit K1 und Filtersand ................................................................................................................56

Page 131: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

8 Abbildungsverzeichnis 131

Abb. 3.8: Trägermaterial ....................................................................................................................................... 59

Abb. 3.9: Darstellung des Biofilteraufbaus ............................................................................................................ 59

Abb. 3.10: Filtersand .............................................................................................................................................. 59

Abb. 4.1: Verlauf der E. coli -Konzentration in den Feldversuchen........................................................................ 66

Abb. 4.2: Desinfektion mit Einwirkzeit (10 min) und Ausgangskonzentration an freiem Chlor................................ 68

Abb. 4.3: Desinfektion mit Einwirkzeit (20 min) und Ausgangskonzentration an freiem Chlor................................ 68

Abb. 4.4: Desinfektion in Abhängigkeit des Volumenstroms (Einwirkzeit 10 min, I = 5,2 A, Versuchsphase 2)...... 69

Abb. 4.5: Desinfektion in Abhängigkeit der Stromstärke (Einwirkzeit 20 min, QElektr. = 120 L/h)............................ 70

Abb. 4.6: Desinfektionsleistung für E. coli und gesamtcoliforme Bakterien............................................................ 71

Abb. 4.7: Verlauf der Konzentration freien Chlors und der Gesamtoxidantien in den Versuchen........................... 72

Abb. 4.8: Vergleich ausgewählte Zulaufparameter in den beiden Versuchsphasen............................................... 73

Abb. 4.9: Verlauf der rel. freien Chlorproduktion und eingetragenen Ladung in den Versuchen............................ 74

Abb. 4.10: Relative freie Chlorproduktion bei einer eingetragenen Ladung von ca. 0,04 Ah/L................................. 74

Abb. 4.11: Vergleich der Zulaufzusammensetzung für den Min- und Max-Bereich der rel. freien Chlorproduktion bei

qa 0,04 Ah/L........................................................................................................................................... 75

Abb. 4.12: Abnahme des freien Chlors im Verlauf der Einwirkzeit........................................................................... 76

Abb. 4.13: Abhängigkeit der Chlorzehrung von der Wassertemperatur in den Versuchen....................................... 77

Abb. 4.14: Bildung freien Chlors entsprechend der eingetragenen Ladung............................................................. 78

Abb. 4.15: Abhängigkeit der freien Chlorproduktion von der Chloridkonzentration des Zulaufs ............................... 79

Abb. 4.16: Vergleich der ermittelten freien Chlorkonzentration bei der jeweils eingetragenen Ladung in den

Technikums- und Feldversuchen........................................................................................................... 80

Abb. 4.17: Verlauf der AOX-Konzentrationen des Zu- und Ablaufs bei den jeweils eingetragenen Ladungen im

Versuchszeitraum.................................................................................................................................. 83

Abb. 4.18: Kalkbildung an den Elektroden (Foto Schmalz V.) ................................................................................. 84

Abb. 4.19: Darstellung des Elektrodendefekts nach der 20. Versuchswoche .......................................................... 85

Abb. 4.20: Reaktor ohne Strömungsführung........................................................................................................... 87

Abb. 4.21: Strömungsführung im Reaktor (links unterer Bereich und rechts oberer Bereich) .................................. 87

Abb. 4.22: Darstellung der Reinigungsleistung für den CSB, NH4-N und die Trübung............................................. 90

Abb. 4.23: Mittelwerte der Reduktion für E. coli und Gesamtcoliforme Bakterien .................................................... 91

Abb. 4.24: Vergleich der E. coli Reduktion mit und ohne Filtermaterial in den Versuchssäulen............................... 92

Abb. 4.25: Verlauf der E. coli -Konzentration im Zu- und Ablauf des Biofilters sowie der Desinfektionsleistung im

Versuchszeitraum.................................................................................................................................. 93

Abb. 4.26: Wassertemperatur und E. coli -Konzentration im Anlagenablauf der KKA.............................................. 95

Abb. 4.27: Wassertemperatur und E. coli im Ablauf des Biofilters über den Versuchszeitraum............................... 96

Abb. 4.28: Verlauf der NH4-N-, CSB-, BSB5- Konzentrationen im Ablauf und des Sauerstoffgehalts im Filter über die

Versuchsdauer ...................................................................................................................................... 97

Abb. 4.29: Verlauf der effektiven Filtergeschwindigkeit und Trübung des Ablaufs................................................... 98

Abb. 4.30: Abhängigkeit der effektiven Filtergeschwindigkeit von der Trübung des Zulaufs .................................... 99

Page 132: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

132

Abb. 4.31: Mittelwerte der Reinigungsleistung des Biofilters in den Feldversuchen...............................................101

Abb. 4.32: Entwicklung der E. coli –Konzentration in den Versuchsproben ...........................................................104

Abb. 4.33: Entwicklung der Konzentration gesamtcoliformer Bakterien in den Versuchen.....................................104

Abb. 4.34: Entwicklung der E. coli –Konzentration mit zusätzlicher Kohlenstoffzugabe .........................................106

Abb. 4.35: Entwicklung der Konzentration gesamtcoliformer Bakterien mit zusätzlicher Kohlenstoffzugabe..........106

Abb. 10.1: Übersicht der Probenahmestellen der elektrochemischen Versuche....................................................140

Abb. 10.2: Übersicht der Probenahmestellen der Biofilter-Versuche .....................................................................140

Abb. 10.3: Rotavirus .............................................................................................................................................141

Abb. 10.4: Giardia lamblia (commons - public domain) .........................................................................................142

Abb. 10.5: Giardia lamblia Zysten (commons - public domain) ..............................................................................142

Abb. 10.6: Einbehälter WSB® Anlage in Konusausführung aus Beton ...................................................................151

9 Tabellenverzeichnis

Tab. 2.1: Erreger und Erkrankungen des Abwasserbereiches nach ......................................................................17

Tab. 2.2: Übersicht möglicher hygienischer Indikatoren der Überwachung ...........................................................21

Tab. 2.3: Zusammenfassung der Anforderungen an Betriebs- und Bewässerungswasser ....................................22

Tab. 2.4: Übersicht der Mindestablaufanforderungen der Klasse C für KKA..........................................................24

Tab. 2.5: Einteilung der Behandlungsverfahren von KKA......................................................................................25

Tab. 2.6: Vergleich der Desinfektionsverfahren.....................................................................................................32

Tab. 2.7: Bewertung von Verfahren der Abwasserdesinfektion .............................................................................33

Tab. 2.8: Zusammenfassung ausgewählter Hersteller und Preise von Elektroden ................................................41

Tab. 3.1: Zusammenfassung der Zulaufwerte des Elektrodenmoduls (Probenahmestelle: „Vorlage“) ...................50

Tab. 3.2: Übersicht der Betriebseinstellungen in den Versuchsphasen .................................................................52

Tab. 3.3: Zusammensetzung der Wässer in den Technikumsversuchen...............................................................54

Tab. 3.4: Zusammenfassung der Zulaufwerte der Vorversuche ............................................................................55

Tab. 3.5: Übersicht der Kenngrößen der Versuchssäulen und des Versuchszeitraums.........................................57

Tab. 3.6: Zusammenfassung der Zulaufwerte des Biofilters..................................................................................58

Tab. 3.7: Übersicht der Kenngrößen des Biofilters im Versuchszeitraum ..............................................................60

Tab. 3.8: Übersicht der getesteten Desinfektionsverfahren und Proben................................................................61

Tab. 3.9: Charakterisierung ausgewählter Desinfektionsmethoden.......................................................................61

Tab. 3.10: Zusammenfassung der Ausgangswerte der untersuchten Anlagenabläufe ............................................62

Tab. 3.11: Zusammenfassung der angewandten Analysemethoden .......................................................................63

Tab. 3.12: Zusammenfassung der angewandten mikrobiologischen Analysemethoden ..........................................64

Tab. 4.1: Veränderung ausgewählter Parameter durch die elektrochemische Behandlung ...................................81

Tab. 4.2: Vergleich der Versuchsergebnisse mit den Grenz- und Richtwerten ......................................................82

Page 133: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

9 Tabellenverzeichnis 133

Tab. 4.3: Bewertung des Einsatzes der BDD-Elektroden in den Versuchen ......................................................... 89

Tab. 4.4: Bewertung der Anforderungen an die Filtergestaltung in den Versuchen............................................. 102

Tab. 4.5: Vergleich ausgewählter Parameter vor und nach dem Test mit Kohlenstoffzugabe ............................. 105

Tab. 5.1: Abschätzung des Behandlungspreises der elektrochemischen Behandlung für eine Anlagengröße von 4

bzw. 10 EW ......................................................................................................................................... 110

Tab. 5.2: Abschätzung des Behandlungspreises der Biofiltration für eine Anlagengröße von 4 bzw. 10 EW....... 111

Tab. 5.3: Vergleich des Behandlungspreises einer KKA für 4 EW mit Desinfektionsverfahren............................ 115

Tab. 5.4: Technischer und wirtschaftlicher Vergleich der untersuchten Verfahren mit den etablierten Verfahren 116

Tab. 5.5: Durchschnittliche Kosten für die Trinkwasserversorgung privater Haushalte ....................................... 117

Tab. 10.1: Genauigkeit der freien Chlormessung.................................................................................................. 137

Tab. 10.2: Zusammenfassung typischer Überlebenszeiten Pathogener bei 20 bis 30 °C...................................... 145

Tab. 10.3: Anforderungen an Kleinkläranlagen mit Hygienisierung....................................................................... 146

Tab. 10.4: Qualitätsziele und Beurteilungskriterien für Betriebswasser................................................................. 146

Tab. 10.5: Hygienische Anforderungen an Bewässerungswasser ........................................................................ 147

Tab. 10.6: Richtwerte zur Verwendung in der Landwirtschaft ............................................................................... 148

Tab. 10.7: Richtlinien zur Wasserwiederverwendung ........................................................................................... 148

Tab. 10.8: Hersteller bzw. Zulassungsinhaber von Kleinkläranlagen mit zusätzlicher Hygienisierung ................... 149

Tab. 10.9: Investitions- und Betriebkosten einer KKA für 4 EW mit zusätzlicher Hygienisierung ........................... 150

Tab. 10.10: Verschleißteile der technischen Ausrüstung etablierter Desinfektionseinheiten ................................... 150

Page 134: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

134

Danksagung

An dieser Stelle möchte ich allen danken, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen

haben.

Besonderer Dank gilt Herrn Prof. R. Koch, der die Betreuung der Arbeit annahm, mich

förderte und mir stets freundliche und fachliche Unterstützung bot.

Herrn Dr. W. Triller danke ich ganz herzlich für die Anregung zur Durchführung dieser

Arbeit. Sein fachlicher und persönlicher Zuspruch trugen entscheidend zu dieser Arbeit

bei.

Herrn Prof. E. Worch danke ich für die Übernahme des Zweitgutachtens. Herrn

Dr. T. Dittmar und Frau D. Haaken danke ich für die ausgezeichnete Zusammenarbeit

im Rahmen der Kooperation der Firma Bergmann Clean Abwassertechnik und dem

Institut für Wasserchemie der TU Dresden. Im Besonderen danke ich Herrn Dr.

V. Schmalz für die Unterstützung bei der Auswertung der Ergebnisse der elektro-

chemischen Behandlung.

Frau Prof. I. Röske, Dr. M. Eschenhagen und Herrn F. Ludwig des Instituts für

Mikrobiologie der TUD Dresden danke ich für die Ausführung der mikrobiologischen

Untersuchungen und für die Mithilfe bei der Durchführung der Wiederverkeimungs-

versuche.

Bei der Geschäftsleitung der Firma Bergmann Clean Abwassertechnik bedanke ich

mich für die Möglichkeit, im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit diese Arbeit

durchführen zu können.

Meinen Kollegen Frau N. Fichtner, Frau A. Loßner, Herrn M. Glöckner, Herrn

H. Fläschel sowie Herrn P. Grüdl danke ich für die Unterstützung im Labor, beim

Aufbau der Versuchsanlagen, der Probenahme und Durchführung der Feldversuche.

Frau Dr. A. Straub und Herrn Dr. M. Eschenhagen danke ich für die Korrektur des

Manuskripts und die wertvollen Anmerkungen.

Mein persönlicher Dank gilt meinen Eltern und meiner Frau. Sie haben mich stets

unterstützt und die Fertigstellung dieser Arbeit ermöglicht.

Page 135: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

135

10 Anlagen

Anlage 1: Analytik und Probenahmestellen

Anlage 2: Übersicht wasserbürtiger Pathogener und Persistenz der

Erreger

Anlage 3: Übersicht von Richtlinien zum Brauchwassereinsatz

Anlage 4: Übersicht von KKA-Herstellern mit zusätzlicher

Hygienisierung

Anlage 5: Investitions- und Betriebskosten etablierter Verfahren zur

Desinfektion des Ablaufs von KKA

Anlage 6: Kleinkläranlagen nach dem WSB® -Verfahren

Page 136: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

136

Anlage 1: Analytik und Probenahmestellen

1. Einsatz von Messgeräten

Zur Messung des pH-Wertes, der Temperatur und der Leitfähigkeit wurden Messgeräte

der Firma WTW (Wissenschaftlich-Technische Werkstätten GmbH) eingesetzt. Der

Schlammspiegel wurde mit einem Messgerät der Firma IER ermittelt.

Eine Zeit- und Volumenmessung am freien Auslauf ermöglichte die Ermittlung des

Volumenstroms. Die Betriebsstunden wurden durch die Steuerung (SIEMENS Logo

bzw. wsb control) aufgezeichnet und während der Beprobung regelmäßig protokolliert.

Stromstärke und Spannung wurden an einem regelbaren Labornetzgerät

(max. 30V/5A) eingestellt und dokumentiert.

2. Chemische Analytik

Photometrische Wasseranalytik:

Eingesetzt wurde ein Photometer der Firma MACHEREY-NAGEL GmbH des Typs:

NANOCOLOR® 400 D. Der thermische Aufschluss der Wasserproben erfolgte, wenn

erforderlich, mit dem Thermoblock NANOCOLOR® VARIO 3. Folgende Parameter

wurden photometrisch bestimmt: TOC, CSB, Chlorid, Sulfat, NO3-N, NO2-N, NH4-N, T-

P, Trübung, Extinktion. Arbeitsgrundlage bildeten die Herstelleranleitungen des

jeweiligen Tests.

Bestimmung des gelösten organischen Kohlenstoffs (DOC)

Die Bestimmung des DOC-Gehaltes erfolgte nach Vorgaben der DIN 38 409 Teil 14.

Alle Proben wurden vor der Messung membranfiltriert. Der DOC-Gehalt wurde mit dem

Gerät TOC-5000 von der Firma SHIMADZU bestimmt. Zum Austreiben des

anorganischen Kohlenstoffs wurden die Proben in den DOC-Glasgefäßen angesäuert.

Die Verbrennung der Proben zu CO2 und H2O erfolgte bei 680 °C.

BSB5 Messungen:

Der Kohlenstoffsummenparameter BSB5 wurde im Versuchszeitraum respiratorisch

durch das OxiTop® -Verfahren der Firma WTW ermittelt. Für diese Untersuchung

wurden die Proben über 5 Tagen bei 20 °C gelagert. In diesem Zeitraum verbrauchen

Mikroorganismen den noch enthaltenen Sauerstoff und bilden dabei CO2, welches an

NaOH absorbiert. Im Verlauf der Untersuchung entsteht ein Unterdruck, der als

Messwert direkt in mg/L BSB5 abgelesen werden kann.

Page 137: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

10 Anlagen 137

freies Chlor und Gesamtoxidantien:

Anwendung fand die DPD-Methode mit dem Chlor-Küvettentest der Firma MERK. Das

Verfahren ist analog EPA 330.5, US Standard Methods 4500-Cl2 G, EN ISO 7393 und

DIN 38408 G4. Freies Chlor reagiert in schwach saurer Lösung mit N,N-Diethyl-1,4-

phenylendiamin (DPD) zu einem rotvioletten Farbstoff, der photometrisch bestimmt

wird. In Gegenwart von Kaliumiodid wird bei dieser Reaktion auch gebundenes Chlor

erfasst [Merk 2008]. Diese Methode setzte einen streng standardisierten

Beprobungsablauf voraus, da bereits geringe Abweichungen in der Abfolge zu

erheblichen Abweichungen im Ergebnis führen können. In den Versuchen wurde

großer Wert auf einen jeweils einheitlichen Bestimmungsablauf mit festen Zeiten der

Reagenzzugabe und des Ablesens des Bestimmungswertes gelegt.

Ein Versuch im Vorfeld der Arbeit bestätigte die Anwendbarkeit der DPD-Methode und

den Bestimmungsablauf. Für den Versuch wurde eine Probe des Praxistests in 10

gleiche Analyseproben aufgeteilt. Die Proben wurden entsprechend der Testanleitung

bearbeitet und anschließend nacheinander im Photometer bestimmt. Die Ergebnisse

stellt Tab. 10.1 dar. Die von der Firma Merk angegebene Genauigkeit des Tests von

max. +/- 0,12 mg freien Chlors / L wurde eingehalten.

Ermittelt werden konnte eine Standardabweichung des Analyseverfahrens von

0,05 mg freien Chlors / L.

Tab. 10.1: Genauigkeit der freien Chlormessung

Probe Reaktionszeit [min:sec]

freies Chlor [mg/L]

absolute Abweichung vom Mittelwert [mg/l]

1 03:15 0,85 0,0362 03:36 0,78 0,1063 04:28 0,92 0,0344 05:02 0,88 0,0065 05:42 0,91 0,0246 06:03 0,93 0,0447 06:35 0,92 0,0348 06:01 0,90 0,0149 07:35 0,87 0,01610 08:02 0,90 0,014

Mittelwert Standardabweichung0,89 0,045

Page 138: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

138

AOX:

Die Proben wurden an Aktivkohle angereichert und 1 h geschüttelt. Die Bestimmung

erfolgte nach DIN 38 409 H14. Grundlage dieser Methode ist die Adsorption

organischer Wasserinhaltsstoffe der mit Salpetersäure angesäuerten Probe an

pulverförmiger Aktivkohle. Durch den Zusatz einer Natriumnitratlösung wurden

anorganische Halogenverbindungen von der Aktivkohle verdrängt. Bei der

anschließenden Verbrennung in einem Sauerstoffstrom bei 950 °C entstanden neben

Kohlenstoffdioxid und Wasser Halogenwasserstoffe. Diese wurden in Essigsäure-

lösung aufgefangen und mittels Titration bestimmt. Sowohl die Verbrennung als auch

die Titration erfolgte mit dem Gerät TOX-10S der Firma ABIMED.

THM:

Mittels Dampfraumanalyse nach DIN EN ISO 10301 (DEV F4) erfolgte eine gas-

chromatografische Bestimmung. THM wurde aus der Summe von Trichlormethan

(Chloroform), Bromdichlormethan, Dibromchlormethan und Tribrommethan

(Bromoform) gebildet.

Chlorat und Chlorit:

Die Bestimmung erfolgte mittels Ionenchromatographie. Eingesetzt wurde der Ionen-

chromatograph DX 300 der Firma DIONEX. Die Ionen wurden an einer Trennsäule des

Typs IonPac AS22 durch einen Eluenten (Firma MERCK; 4,5 mM Na2CO3 + 1,4 mM

NaHCO3) getrennt und mittels Leitfähigkeitsdetektors identifiziert. Die Auswertung

erfolgte mit der Software Peaknet 5.10.

Page 139: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

10 Anlagen 139

3. Mikrobiologische Analytik

Bestimmung gesamtcoliformer Bakterien und E. coli

Für die Bestimmung des Fäkalindikators E. coli und für die gesamtcoliformen Bakterien

wurde das Verfahren Colilert-18/Quanti-Tray der Firma IDEXX eingesetzt. Dieses

basiert auf der Defined Substrate Technology (DST®) und ist seit dem Jahr 2003 in die

Liste alternativer Verfahren gem. § 15 Abs. 1 TrinkwV des deutschen

Umweltbundesamtes aufgenommen. Die ablaufenden Reaktionen beruhen auf der

Aktivität der Enzyme β-Glucuronidase (E. coli) und β-Galactosidase (Coliforme).

Während der 18-stündigen Inkubationszeit verstoffwechseln coliforme Bakterien einen

Nährstoffindikator mit Hilfe des Enzyms β-Galactosidase und bewirken so eine

Farbänderung von farblos nach gelb. Bei Anwesenheit von E. coli wird zusätzlich durch

die Aktivität von β-Glucuronidase aus dem Substrat 4-Methylumbelliferyl-β-D-

glucuronid (MUG) das fluoreszierende 4-Methylumbelliferon freigesetzt. Die

Fluoreszenz wird mit einer UV-Lampe sichtbar gemacht. Für den Nachweis von

coliformen Bakterien bzw. E. coli wurde zu 100 mL Wasserprobe das Trockenmedium

Colilert-18/100 hinzugefügt. Nach Auflösen des Substrates wurde die gesamte Probe

in ein Quanti-Tray® überführt und im Quanti-Tray-Sealer versiegelt. Nach 18-stündiger

Inkubation bei 35 °C wurde die Keimzahl über die Anzahl gelber bzw. fluoreszierender

Vertiefungen ermittelt. Anschließend wurde die Konzentration der coliformen Bakterien

bzw. E. coli anhand einer entsprechenden MPN-Tabelle abgelesen.

Bestimmung von Enterokokken

Anwendung fand der Enterolert™-E Test der Firma IDEXX mit einem Nährstoff-

Indikator zum Nachweis von Enterokokken auf Grundlage der DST® Methode. Die

Proben wurden vorbereitet und über 24 Stunden bei 41°C inkubiert. Die Vorbereitung

umfasste das Versetzen mit einem Reagenz des Enterolert™-E Tests, das Einfüllen in

den Quanti-Tray® und das Versiegeln. Das zugegebene Reagenz enthält einen

Nährstoff-Indikator, welcher bei Metabolisierung durch Enterokokken fluoresziert. Das

Ergebnis wurde über die Anzahl fluoreszierender Testfelder und den Vergleich mit

einer MPN-Tabelle ermittelt. Dieser Test korreliert mit dem Standardverfahren für den

Nachweis von Enterokokken der EU-Badegewässerrichtlinie, ISO 7899-1.

Page 140: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

140

4. Definition der Probenahmestellen in den Feldversuchen

Versuche zur elektrochemischen Behandlung

Die Beprobung fand an vier ausgewählten Probenahmestellen entsprechend Abb. 10.1

statt. Die Probenahme wurde als einfache Stichprobe durchgeführt.

Abb. 10.1: Übersicht der Probenahmestellen der elektrochemischen Versuche

Versuche zur Biofiltration

Die Beprobung wurde jeweils im Zu- und Ablauf des Biofilters realisiert (siehe Abb.

10.2). Die Probenahme erfolgte als einfache Stichprobe.

Abb. 10.2: Übersicht der Probenahmestellen der Biofilter-Versuche

Probenahme: "Vorlage"

Probenahme: „Elektrode (t0), (t10), (t20)" Probenahme: „Ablauf Nachklärung"

Probenahme: "Vorklärung KKA"

Probenahme: „Ablauf Nachklärung"

Probenahme: „Ablauf Biofilter"

Page 141: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

10 Anlagen 141

Anlage 2: Übersicht wasserbürtiger Pathogener und Persistenz

der Erreger

1. Übersicht wasserbürtiger Pathogener

Bakterien sind einzellige Organismen mit einer Zellgröße zwischen 0,3 und 10 µm

[Schlegel 2007]. Die Keimzahlen liegen im abgesetzten Stuhl bei der Mehrzahl der

Proben im Bereich von 108 bis 109 pro Gramm [Imhoff 2006]. Die Vermehrung erfolgt

durch Zellteilung. Für eine eigenständige Fortbewegung besitzen einige Bakterien

Geißeln. Bakterien haben eine Zellwand zum Schutz vor der Umwelt. Einigen ist es

möglich, sich zusätzlich durch eine „Schleimhülle“ vor extremen Umwelteinflüssen zu

schützen. Das Überdauerungsvermögen von Bakterien ist groß. Bakterien überstehen

Temperaturen von -4°C bis 113 °C und pH- Bereiche von 1 bis 11 [Schlegel 2007]. In

lebensfeindlicher Umgebung können sie Sporen bilden und schwierige Bedingungen

überstehen. Als Spore wird der metabolisch inaktive Zustand eines Individuums

bezeichnet, der viele Jahre anhalten kann. Für die Desinfektion bedeutend sind Endo-

Sporen, die selbst mehrere Stunden im kochenden Wasser überstehen und resistent

gegen viele toxische Stoffe sind. Pathogene Bakterien schädigen den Wirtskörper

unter anderem durch die Bildung von Toxinen. Diese werden im Verlauf von

Stoffwechselprozessen direkt an die Umwelt bzw. den Makroorganismus abgegeben

oder bei ihrem Absterben freigesetzt.

Viren nehmen gegenüber allen Organismen eine Sonderstellung ein. Sie benötigen für

ihre Vermehrung andere lebende Zellen. In die Wirtzelle eingedrungen, vermehren sie

sich auf Kosten der Ressourcen dieser Zelle.

Viren sind mit einer Größe von 20 bis

300 nm kleiner als Bakterien und

passieren die kleinsten bakteriendichten

Filter. Die Größenordnung von

Rotaviren verdeutlicht eine

Elektronenmikroskop-Aufnahme der

U.S. Environmental Protection Agency

(EPA). Die Markierung in Abb. 10.3

entspricht 100 nm.

Abb. 10.3: Rotavirus (EPA)

Im Vergleich zu Bakterien besitzen Viren oftmals eine erheblich geringere

Infektionsdosis. Für die meisten Virenarten gilt bereits eine Anzahl von bis zu

10 Virenpartikel als relevante Infektionsdosis [Mathys 1998], [Roeske 2007]. Sind

Individuen infiziert, verbreiten sie Viren in großer Anzahl. Ein Gramm Fäzes kann bis

Page 142: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

142

zu 1010 Viruspartikel beinhalten und bis zu 140 verschiedene Viren können in der

menschlichen Fäzes identifiziert werden. Problematisch ist, dass mit dem Stuhl

ausgeschiedene Viren in der Umwelt und im Boden langdauernd persistieren können

[Walter 2000].

Protozoen sind tierische Einzeller. Protozoen sind größer als Bakterien, die

Größenordnung reicht von 1 µm bis 2 mm [Roeske 2007]. In der Abwassertechnik sind

Protozoen als „Zweite Fraßkette“ bekannt. Viele Arten ernähren sich von Bakterien und

haben hierfür spezielle Strategien entwickelt. Einige Protozoenarten leben aber auch

parasitär und können für den Menschen gefährlich werden. Parasitäre Protozoen

kommen in der Umwelt meist in ihren Überlebensformen als Sporen oder Zysten vor

und sind sehr resistent gegen extreme Lebensbedingungen. Zysten zeigen eine

ausgeprägte Widerstandsfähigkeit gegen Desinfektionsmaßnahmen, wie zum Beispiel

einer Chlorung [Redder 2007]. Eine Infektion erfolgt vorwiegend durch eine orale

Aufnahme. Protozoen sind bereits in geringer Anzahl hoch infektiös [Wiedenmann

1998]. Befallene Organismen geben eine große Anzahl von Zysten ab. Bei einer

Infektion mit Giardia lamblia (Abb. 10.4) beispielsweise werden mehrere Milliarden

Zysten (Abb. 10.5) pro Stuhl ausgeschieden [Hiepe 2006].

Abb. 10.4: Giardia lamblia

Abb. 10.5: Giardia lamblia Zysten

Im Wirtskörper durchlaufen sie mehrere Entwicklungsstadien und schädigen den

Wirtskörper. Beim Menschen verursachen sie eine Reihe von Magen-

Darmerkrankungen. Zu beachten ist, dass auch nicht parasitäre Protozoen gefährlich

werden können. Legionellen befallen beispielsweise Amöben, die Biofilme abweiden,

vermehren sich in diesen interzellular und nutzen diese als Verbreitungsweg. Amöben

stellen infolge intrazellulärer Vermehrung den wesentlichsten Vermehrungsvektor für

Legionellen im Warmwasserbereich dar [Kreysig 2001]. Ein Reservoir von Legionellen

in bestimmten Amöben-Spezies ist erwiesen [Köhler 2001]. Bakterien in einer

Protozoenzelle sind lebensfähig, auch wenn die Wirtzelle durch ein

Page 143: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

10 Anlagen 143

Hygienisierungsverfahren abgetötet wurde. Selbst abgetötete Protozoenzellen sind

daher auch als potentielle Wiederverkeimungsherde von Brauchwasserspeichern

anzusehen.

Wurmeier sind die Übertragungsform wirbelloser parasitärer Tiere. Beim Menschen

führen diese zu Wurmerkrankungen (Helminthiasis). Bekannteste Gruppe sind die

Bandwürmer. Würmer zählen nicht zu den Mikroorganismen. Sie besitzen kein eigenes

Verdauungssystem und nutzen daher die im Darm des Wirtes freigesetzten Nährstoffe.

Mit Saugnäpfen oder Haken halten sie sich im Darm des Wirtes fest. Zur Fortpflanzung

geben Würmer eine große Anzahl Eier ab (pro Gramm Fäzes bis zu 300.000 Eier)

[Mathys 1998]. Für die Infektion reicht eine geringe Anzahl Eier aus. Die Fortpflanzung

von Bandwürmern erfolgt über einen Zwischenwirt, in dem sich aus den Eiern Larven

(Finnen) entwickeln. Erst später erfolgt der Befall des Zielwirts, in dem diese zu adulten

Würmern heranwachsen. Erst eine größere Anzahl schädigt den Wirtskörper

nachhaltig. Gefährlich sind Wurmerkrankungen für junge, alte und immunschwache

Menschen. Problematisch ist auch ein Fehlbefall, bei dem sich Finnen in anderen

Organen (Leber, Lunge oder Gehirn) wiederfinden und diese schädigen. Bekanntestes

Beispiel ist der Fuchsbandwurm. Wurmeier zählen zu den resistentesten

wasserbürtigen Pathogenen. Je nach Art und Medium können Wurmeier mehrere Tage

oder Jahre überdauern. Auf Grünflächen beispielsweise können Darmnematodeneier

nachweislich 10 bis 20 Wochen überleben [LUA 2004], [EPA 2004]. Wurmeier sind

daher als Indikatorparameter insbesondere bei der Anwendung als Bewässerungs-

wasser relevant. Wurmeier haben eine Größe von 10 bis mehr als 100 µm [EPA 2004].

Sie werden in der konventionellen Behandlung weitgehend durch mechanische

Behandlungsstufen eliminiert. Wurmparasiten bzw. deren Dauerformen werden zu

70 bis 90 % im Schlamm der mechanischen Stufe angereichert [ATV-M205].

Page 144: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

144

2. Persistenz der Erreger

Der überwiegende Teil pathogener Keime zeigt außerhalb eines Wirts eine geringe

Vermehrungsfähigkeit [EPA 2004]. In wässrigen Medien nimmt die Anzahl bei

geringem Nährstoffangebot exponentiell mit der Zeit ab [Carlson 2002]. Viren hingegen

sind über lange Zeit infektiös. Rotaviren können z.B. im Wasser bei niedrigen

Temperaturen monate- bis jahrelang infektiös bleiben [Walter 2000]. Außerhalb des

Wirtes gehen pathogene Bakterien oder Parasiten in ihre Dauerformen (Zysten,

Sporen) über. Besteht der Infektionsweg Pathogener über verschiedene

Generationsformen, wie beispielsweise bei Würmern oder Protozoen, kommen diese

außerhalb des Wirtes ebenfalls in Dauerformen (z.B. Eiern, Zysten) vor. Die

Eigenschaft, in der Umwelt bestehen zu können, wird als Persistenz bezeichnet.

Die Persistenz eines Pathogenen in der Umwelt wird beeinflusst durch:

- Temperatur, erst ab Temperaturen von mehr als 60°C werden die meisten

Bakterien inaktiviert. Niedrige Temperaturen erhöhen hingegen die Persistenz.

Bei niedrigen Temperaturen reduzieren Pathogene ihren Stoffwechsel oder

gehen in Dauerformen über. Für die Inaktivierung von Wurmeiern und Viren sind

in der Regel Temperaturen von mehr als 50 °C notwendig.

- pH-Wert, niedrige pH-Werte verringern die Persistenz. Dieser Einfluss ist bei

Bakterien stärker als bei Viren. Zysten und Wurmeier sind meist unempfindlich

gegenüber extremen pH-Werten.

- Verfügbarkeit organischen Substrates, ein hoher organischer Anteil erhöht die

Persistenz von Bakterien, Würmern und Protozoen. Viren finden durch

organisches Substrat Adsorptionsstellen.

- Feuchtigkeit, in feuchten Böden ist die Persistenz aller Pathogener deutlich

erhöht. Eine hohe Boden- oder Schlammfeuchte bei Temperaturen um 4°C

erhöht die Persistenz von Wurmeiern beispielsweise deutlich.

- Sonneneinstrahlung, direkte Sonneneinstrahlung führt bei den meisten

Pathogenen zu einer raschen Inaktivierung. In einer Fließgewässer-

simulationsanlage konnte beispielsweise die schnellere Inaktivierung bakterieller

Fäkalindikatoren unter Sonneneinstrahlung nachgewiesen werden

[Dizer et al. 2004]. Bakteriophagen zeigten in diesen Versuchen eine langsamere

Inaktivierung gegenüber den bakteriellern Fäkalindikatoren. Rotaviren gelten als

sehr resistent gegenüber UV-Strahlung.

- konkurrierende Flora und Fauna, neben einer direkten Konkurrenz um

organisches Substrat setzen sich Pathogene außerhalb des Wirtes einem hohen

Page 145: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

10 Anlagen 145

Fraßdruck durch andere Organismen aus. Wurmeier sind in der Umwelt sehr

resistent und werden durch eine vorhandene Vegetation geschützt.

- Art des Erregers und dessen Entwicklungsstadium, Helminthen und

Parasiten können in der Umwelt längere Zeit nur in den jeweiligen Dauerformen

(Zysten, Wurmeier) überleben. Bakterien sind als Sporen lange überlebensfähig

und sehr resistent.

Die Überlebenszeiten Pathogener im Abwasser, Schlamm und Boden stellt Tab. 10.2

zusammen.

Tab. 10.2: Zusammenfassung typischer Überlebenszeiten Pathogener bei 20 bis 30 °C

[EPA 2004]

PathogenerSüßwasser und Abwasser Anbauflächen Boden

Virusa

Enterovirusb < 120, meist < 50 < 60, meist < 15 < 100, meist < 20

Bakterienfäkal coliformea,c < 60, meist < 30 < 30, meist < 15 < 70, meist < 20Salmonellen spp.a < 60, meist < 30 < 30, meist < 15 < 70, meist < 20Shigellen spp.a < 30, meist < 10 < 10, meist < 5 -Vibrio choleraed < 30, meist < 10 < 5, meist < 2 < 20, meist < 10

ProtozoenEntamoeba histolytia < 30, meist < 15 < 10, meist < 2 < 20, meist < 10

WürmerAscaris lumbricoides Eier mehrere Monate < 60, meist < 30 mehrere Monate

Überlebenszeit (Tagen)

a in Salzwasser ist die Überlebenszeit von Viren gering und von Bakterien deutlich geringer

als in Süßwasser b beinhaltet Polio-, Echo-, und Coxsackieviren c Fecal coliform ist kein Pathogen, wird aber oft als Indikator genutzt d V.cholerae Überlebensfähigkeit in feuchter Umgebung ist derzeit noch ungewiss

Page 146: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

146

Anlage 3: Übersicht von Richtlinien zum Brauchwassereinsatz

1. Ablaufklasse +H bei KKA in Deutschland

Tab. 10.3 zeigt Anforderungen, die in Deutschland an Wasser aus KKA gestellt

werden, welches in hygienisch bedenkliche Gewässer eingeleitet wird.

Tab. 10.3: Anforderungen an Kleinkläranlagen mit Hygienisierung [DIBt 2006]

Reinigungs- klasse

faecel coliforme Keime

CSB BSB5 NH4-N Nanorg. AFS

[n/100mL] [mg/L] [mg/L] [mg/L] [mg/L] [mg/L]

C +H 100* 150* / 100** 40* / 25** 75*

N +H 100* 90* / 75** 20* / 15** 10** 50*

D +H 100* 90* / 75** 20* / 15** 10** 25** 50**ermittelt aus der qualifizierten Stichprobe

**ermittelt aus der 24-h Mischprobe

2. Betriebswasser

Für öffentliche Gebäude erstellte das Bundesland Berlin Qualitätsziele und

Beurteilungskriterien zum Einsatz von Betriebswasser (vgl. Tab. 10.4).

Tab. 10.4: Qualitätsziele und Beurteilungskriterien für Betriebswasser [SenBauWohn

2003]

Qualitätsziele Beurteilungskriterien

Gesamtcoliforme Bakterien: < 100/mL Fäkalcoliforme Bakterien: <10/mL Pseudomonas aeruginosa : <1/mL

pH- Wert 6 - 9

niedriger BSB BSB7 < 5 mg/L, um sicherzustellen, dass

Grauwasser weitgehend gereinigt ist

farblos und klar UV- Transmission 254nm in 1cm Küvette: mind. 60%

Mineralöle Kein sichtbarer Film auf der Wasseroberfläche

Tenside keine anhaltende Schaumbildung

möglichst sauerstoffreich > 50% Sättigung

nahezu schwebstofffreinahezu geruchlos

nicht fäulnisfähig in 5 Tagen

Betriebssicherheit für Armaturen und Komfortsicherheit für den Nutzer

hygienisch/ mikrobiologisch einwandfrei

Page 147: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

10 Anlagen 147

3. Bewässerungswasser

Die hygienischen Parameter für Bewässerungswasser werden in Deutschland in der

DIN 19650 zusammengefasst. In Tab. 10.5 sind die Konzentrationen von Indikator-

keimen bzw. Krankheitserregern für verschiedene Eignungsklassen dieser Norm

dargestellt.

Tab. 10.5: Hygienische Anforderungen an Bewässerungswasser [DIN 19650]

Eignungs-klasse

E. coli Fäkal- streptokokken

Salmonellen potentiell infektiöse Stadien von Mensch- und Haustierparasiten

n/100mL n/100mL n/1.000mL n/1.000mL

1 n.n. n.n. n.n. n.n.

2 ≤ 200 ≤ 100 n.n. n.n.

3 ≤ 2.000 ≤ 400 n.n. n.n.

4 Abwasser, das mindestens eine biologische Reinigungsstufe durchlaufen hat

für Darmnematoden keine Standardempfehlung möglich; für Stadien von

Taenia: n.n.

n.n. - nicht nachweisbar

Mit Trinkwasser (Eignungsklasse 1) sind alle Gewächshaus- und Freilandkulturen ohne

Einschränkung bewässerbar. Mit Wasser der Eignungsklasse 2 ist eine Bewässerung

von Freiland- und Gewächshauskulturen für den Rohverzehr zulässig. Dies gilt

ebenfalls für die Bewässerung öffentlicher Sport- und Parkanlagen. Die

Eignungsklasse 3 kann bei für den Rohverzehr bestimmten Freilandkulturen bis zum

Fruchtansatz bzw. bei Gemüse bis 2 Wochen vor der Ernte Anwendung finden. Eine

Bewässerung von Zuckerrüben, Stärkekartoffeln, Ölfrüchten und Nichtnahrungs-

pflanzen zur industriellen Verarbeitung sowie Forstkulturen und Saatgut ist mit Wasser

der Eignungsklasse 4 bis 2 Wochen vor der Ernte zulässig.

Werden private Gartenanlagen bewässert, sollten entsprechend der Nutzung

mindestens die Anforderungen der Eignungsklasse 3 zu Grunde gelegt werden.

Privaten Betreibern ist es im Vergleich zu öffentlichen Trägern von Park- und

Hotelgrünanlagen möglich, bewässerte Flächen vor dem Zugang durch Dritte zu

sichern. Bei einer oberirdischen Bewässerung mittels Beregnungsanlage sollte generell

die Eignungsklasse 2 Anwendung finden, da Aerosole über eine große Fläche verteilt

werden können und die Gefahr einer Inhalationsinfektion besteht.

Für NEUBERT (2003) reichen die Indikatoren Nematodeneier und fäkale coliforme

Bakterien aus, um die hygienische Belastung eines kommunalen Abwassers zu

bewerten. Diese Werte orientieren sich an Empfehlungen der WHO (vgl. Tab. 10.6). Im

Page 148: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

148

Vergleich mit der DIN 19650 sind diese in den hygienischen Anforderungen weniger

restriktiv.

Tab. 10.6: Richtwerte zur Verwendung in der Landwirtschaft [WHO 2006-2]

Freilandkulturen für den Rohverzehr

Bewässerung mittels Tropfbewässerung

faecel coliforme Keime n/100mL 200*1 - 1.000 < 10.000

Wurmeier n/1L < 0,1*2 - 1 -*1 Empfehlung der WHO [EPA 2004]

1. Hygienische Parameter

Verwendungszweckuneingeschränkte Bewässerung

*2 Anwendung empfohlen für warme Gebiete mit hoher Luftfeuchtigkeit [WHO 2006]

Auch die amerikanische Environmental Protection Agency (EPA) hat einen Leitfaden

zur Wiederverwendung von Abwasser herausgegeben [EPA 2004]. Tab. 10.7 zeigt die

vorgeschlagenen Vorgaben entsprechend des Einsatzzweckes. Innerhalb der USA ist

zu beachten, dass in den einzelnen Bundesstaaten regionale Richtlinien zur

Anwendung kommen können, die von den Empfehlungen der EPA abweichen.

Tab. 10.7: Richtlinien zur Wasserwiederverwendung [EPA 2004]

städtische

Wiederverwendung*1

und Bewässerung*2

Bewässerung in der

Landwirtschaft*3

faecel coliforme Keime n/100mL 14 800

pH-Wert - 6-9 6-9

BSB5 mg/L <10 <30

Trübung NTU 2 -

Feststoffe - AFS mg/L - 30

Restchlorgehalt mg/L 1 1

2. sonstige Parameter

*2 Feldfrüchte für den Rohverzehr*3 Anwendung z.B. für Futterpflanzen und die Oberflächenbewässerung von Obstplantagen

Verwendungszweck

1. Hygienische Parameter

*1 für alle Formen der Bewässerung, als Betriebs-, Lösch- und Kühlwasser

Page 149: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

10 Anlagen 149

Anlage 4: Übersicht von KKA-Herstellern mit zusätzlicher

Hygienisierung

Tab. 10.8: Hersteller bzw. Zulassungsinhaber von Kleinkläranlagen mit zusätzlicher

Hygienisierung

Zulassungsinhaber / Hersteller

ZulassungsnummerHygienisierungs-

verfahren

BUSSE Z-55.3-60 Membranfiltration Huber DeWaTec Z-55.3-107 Membranfiltration

Z-55.3-196 Membranfiltration

Z-55.3-146 Membranfiltration MARTIN-SYSTEMS Z-55.3-112 Membranfiltration

Z-55.3-113 Membranfiltration

Z-55.3-114 Membranfiltration

Z-55.3-115 Membranfiltration

RHEBAU Z-55.3-108 Membranfiltration MALLBETON Z-55.3-124 Membranfiltration

ATB Z-55.3-128 Membranfiltration WAVIN Z-55.3-145 Membranfiltration MBUT Z-55.6-207 Membranfiltration

KORDES Z-55.3-175 UV-Bestrahlung

Z-55.3-176 UV-Bestrahlung

ATB Z-55.3-182 UV-Bestrahlung

Z-55.3-200 UV-Bestrahlung BOKATEC Z-55.3-188 UV-Bestrahlung

Zapf Z-55.3-214 UV-Bestrahlung

Z-55.3-215 UV-Bestrahlung

Stand 11/2008

Page 150: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

150

Anlage 5: Investitions- und Betriebskosten etablierter Verfahren

zur Desinfektion des Ablaufs von KKA

Tab. 10.9: Investitions- und Betriebkosten einer KKA für 4 EW mit zusätzlicher

Hygienisierung

Verfahren

[€] [kWh/m³] [€]

UV-Bestrahlung 5.200 - 5.600 1,2 250 - 350

Membranfiltration

Polymermembran 6.400 - 8.100 3,6 300 - 500

Keramikmembran 7.800 3,7 375

*2 dreimalige Wartung (ohne Zusatzkosten, w ie z.B. Membrantausch, UV-Strahler-Wechsel)

Wertangaben entsprechend Listenpreisen bzw . Herstellerauskünften für die jew eils kleinste Größe (4 EW);

Preisauskünfte 2006 - 2008

Investitionskosten

(Netto ab Werk) *1Durchschnittlicher

Energieverbrauch *1Wartungskosten

Netto pro Jahr *1,*2

*1 einer KKA mit zusätzlicher Hygienisierung;

Tab. 10.10: Verschleißteile der technischen Ausrüstung etablierter

Desinfektionseinheiten

VerfahrenBauteil Standzeit

UV-Bestrahlung UV-StrahlerStandzeit der Strahler

1 - 4 Jahre

Membranfiltration Polymer-

Membranmodul

jährlicher Austausch für

Regeneration*1

Keramik- Membranmodul

Austausch für Regeneration > 1 Jahr

*1 Forderung entsprechend Zulassungen (nur bei den Polymermembranen)

maschinentechnische Ausrüstung

Page 151: Biofiltration und elektrochemische Behandlung zur ... · Ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder sonstiges transmissibles Agens, das beim Menschen eine

10 Anlagen 151

Anlage 6: Kleinkläranlagen nach dem WSB® -Verfahren

Das WSB® -Verfahren ist ein reines Biofilmverfahren im freien Durchlaufprinzip.

Anlagen dieses Typs arbeiten ohne suspendierte Biomasse / Belebtschlamm (ohne

Schlammrückführung) mit intermittierender, feinblasiger Druckbelüftung [Triller 2004].

Der Aufbau dieses Verfahrens besteht aus drei Verfahrensstufen, in denen das

Abwasser mechanisch und biologisch gereinigt wird (vgl. Abb. 10.6).

Vorklärung mit integriertem

Schlammspeicher

Biologie

Nachklärung

Abb. 10.6: Einbehälter WSB® Anlage in Konusausführung aus Beton [BCAT 2009]

In der Vorklärung erfolgt der Rückhalt sedimentierbarer und aufschwimmbarer

Inhaltsstoffe (Primärschlamm). Weiterhin wird in dieser neben dem Primär- auch der

Sekundärschlamm bis zur Entsorgung gespeichert. In der zweiten Kammer erfolgt die

biologische Reinigung. Auf freibeweglichen Kunststoffkörpern siedeln sich

Mikroorganismen an, welche die gelösten organischen Inhaltsstoffe des Abwassers

und den eingetragenen Sauerstoff nutzen. Auf dem Trägermaterial wird ein dünner und

hochaktiver Biofilm erzeugt. Der Eintrag des Sauerstoffs erfolgt intermittierend über

einen trocken aufgestellten Membran- oder einen im Behälter integrierten

Tauchmotorverdichter. Zum Rückhalt des Trägermaterials in der Biologie wird eine

angeströmte Fangvorrichtung eingesetzt. Das biologisch gereinigte Wasser fließt

abschließend einer Nachklärung zu. In dieser wird die aus der Biologie ausgetragene

Biomasse (Sekundärschlamm) abgetrennt. Der Sekundärschlamm sammelt sich am

Boden und wird mit einer Mammut- oder einer Tauchmotorpumpe in die Vorklärung

gefördert. Aus der Nachklärkammer gelangt das gereinigte Wasser zur Versickerung

oder zur Einleitstelle.