16
JAHRES- BERICHT 2018 REGIONALSTELLE AARGAU/SOLOTHURN

JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

JAHRES- BERICHT 2018

REGIONALSTELLE AARGAU/SOLOTHURN

Page 2: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

Inhalt

3 Editorial

SCHWERPUNKT: HEKS MOSAIQ AARGAU 4 «Wir zeigen qualifizierten MigrantInnen Perspektiven auf» 5 «Ich komme meinem Ziel Schritt für Schritt näher» 5 «Es braucht dringend mehr Praktikumsstellen» 6 «Die Beratungen sind sehr wertvoll für mich» 6 «Die Praxiserfahrung ist das Entscheidende»

7 HEKS RECHTSBERATUNGSSTELLEN FÜR ASYLSUCHENDE AARGAU UND SOLOTHURN Revidiertes Asylgesetz bringt neue Aufgaben

8 HEKS RECHTSBERATUNGSSTELLE FÜR SOZIAL BENACHTEILIGTE AARGAU Nach elf Jahren eingestellt

8 HEKS LINGUADUKT AG/SO – INTERKULTURELLER DOLMETSCHDIENST Sprachbrücken zwischen den Kulturen bauen

9 HEKS VISITE AARGAU/SOLOTHURN Neue Perspektiven eröffnen und soziale Integration fördern

10 HEKS WOHNEN AARGAU Zusammenarbeit mit HEKS beider Basel

10 HEKS ALTUM – ALTER UND MIGRATION AARGAU Aktiv und gut informiert älter werden

11 HEKS NEUE GÄRTEN AARGAU/SOLOTHURN Deutsch lernen und soziale Kontakte knüpfen

11 HEKS TRIANGEL KANTON SOLOTHURN Stellensuchende gezielt unterstützen

12 REVIDIERTES ASYLGESETZ HEKS stärkt seine Position im Rechtsschutz

14 Jahresrechnung 2018

15 Verdankungen

Impressum Verantwortlich: Regula Fiechter, Leiterin Regionalstelle Aargau/Solothurn Rechnung: Walter Weiss, Monika Stern Redaktion/Gestaltung: komma pr, Rolf Marti, Bern (www.kommapr.ch) eigenart, Stefan Schaer, Bern (www.eigenartlayout.ch) Bildnachweis: HEKS/Sabine Buri, Foto Basler Aarau Druck: Jost Druck AG, Hünibach (www.jostdruckag.ch) Auflage: 2650

Page 3: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

3

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf der Regio-nalstelle, davon die letzten sechseinhalb Jahre als Verantwortliche, habe ich die Leitung des HEKS-Rechtsschutzmandats im neuen Bundesasylzentrum Nordwest-schweiz übernommen. Meine Nachfolge-rin als Regionalstellenleiterin heisst Regula Schär (linkes Bild). Sie hat die Arbeit am 1. März 2019 aufgenommen und kann in allen Projekten und Programmen auf en-gagierte MitarbeiterInnen zählen.

Im Kleinen Grosses bewirken – das ist das Ziel von HEKS, auch in der Region Aargau/Solothurn. Gerne schaue ich zu-rück – und bin stolz darauf, wie sich die Regionalstelle entwickelt hat. Mir war stets wichtig, mit unseren Angeboten und einer weitreichenden Vernetzung die Situation sozial benachteiligter Menschen zu verbessern, ihnen Teilnahme und Teil-habe am gesellschaftlichen Leben zu er-möglichen und Flüchtlingen den ihnen zustehenden Rechtsschutz zu gewähr-leisten.

Der Themenschwerpunkt des vorlie-genden Jahresberichts befasst sich mit un-serem neusten Projekt, dem Angebot «HEKS MosaiQ Aargau» – eine Fachstelle für qualifizierte Mi grantInnen aus Dritt-staaten. Der Schweizer Wirtschaft fehlen

Fachkräfte. Gleichzeitig sind viele gut aus-gebildete MigrantInnen erwerbslos oder arbeiten in Jobs, für die sie überqualifiziert sind. Hier setzt «MosaiQ» an. Beratung und individuelle Begleitung in den Berei-chen Diplomanerkennung, Nachholbil-dung und praktische Kompetenzabklä-rung sollen MigrantInnen die berufliche Teilhabe ermöglichen. Mehr dazu erfah-ren Sie ab Seite 4.

Neue Angebote aufbauen, bestehende «umbauen», ausdauernd sein – all dies ge-lingt uns nicht zuletzt, weil Sie, liebe Lese-rin, lieber Leser, uns unterstützen. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken!

Regula FiechterLeiterin HEKS-Regionalstelle Aargau/Solothurn

Page 4: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

«Wir zeigen qualifizierten MigrantInnen Perspektiven auf»

SCHWERPUNKT: HEKS MOSAIQ AARGAU

«HEKS MosaiQ Aargau» begleitet qualifizierte MigrantInnen beim Einstieg in den Arbeitsmarkt. Das Angebot richtet sich an Personen aus Drittstaaten (siehe Kasten), die im Rahmen des Familiennachzugs in die Schweiz gekommen sind. Im Gespräch: Projektleiterin Marion Weik.

«MosaiQ» wurde 2017 lanciert. Weshalb?Weik: HEKS setzt sich für benachteiligte Personen ein. Dazu gehören auch qualifi-zierte MigrantInnen. Sie sind überdurch-schnittlich oft von Arbeitslosigkeit betrof-fen oder gehen einer Tätigkeit nach, die nicht ihren Qualifikationen entspricht.

Welchen Bildungsrucksack bringen die Ratsuchenden mit?Weik: 90 Prozent haben einen Hochschul-abschluss. Sie sind Arzt, Anwältin, Öko-nom, Philosophin, Sprachwissenschaft- ler …

Mit welchen Schwierigkeiten kämpfen sie beim Einstieg in den Arbeitsmarkt?

Weik: Viele wissen nicht, was ihre Diplo-me hierzulande wert sind, wie man bei einer Bewerbung vorgeht, wie unser Bil-dungssystem funktioniert oder unsere Ar-beitswelt tickt. Das fehlende Beziehungs-netz und mangelnde Deutschkenntnisse sind weitere Hürden.

Wie unterstützen Sie die Ratsuchenden?Weik: Wir zeigen ihnen Perspektiven auf. Dazu klären wir zuerst das Ziel: Ist es realis-tisch, im erlernten Beruf Arbeit zu finden, oder braucht es einen Plan B? Danach

schauen wir, welche Schritte auf dem Weg zum Ziel notwendig sind. Manchmal reicht eine Diplomanerkennung, mal braucht es eine Weiterbildung, mal ein Praktikum. Wir unterstützen die Ratsuchenden bei all diesen Schritten. Zudem prüfen wir die Be-werbungsunterlagen und öffnen Türen.

Beraten Sie auch Asylsuchende und vorläufig Aufgenommene?Weik: Nein. Für sie lancierte der Kanton vor einigen Jahren ein eigenes Angebot. Wir richten uns deshalb ausschliesslich an MigrantInnen, die im Rahmen des Fami-liennachzugs in die Schweiz gekommen sind.

Ihre Bilanz nach zwei Jahren «MosaiQ»?Weik: Der Bedarf ist gegeben. Ein Drittel der Ratsuchenden entscheidet sich nach der Erstberatung für eine längerfristige und kostenpflichtige Begleitung. Wir ha-ben viel Knowhow aufgebaut und uns mit Migrationsstellen, Arbeitsvermittlungszen-tren und anderen Fachstellen vernetzt. Aber es gibt noch viel zu tun. Wir müssen mehr Unternehmen für Praktika gewinnen und die langfristige Finanzierung sichern.

«HEKS MosaiQ Aargau» richtet sich an MigrantInnen aus Drittstaaten (Län-der ausserhalb des EU/EFTA-Raums), die einen Hochschul- bzw. Fachhoch-schulabschluss, eine Berufsausbildung im Herkunftsland absolviert haben oder langjährige Berufserfahrung aus dem Herkunftsland mitbringen. Im Kanton Aargau konzentriert sich das Angebot auf Personen, die mittels Fa-miliennachzug in die Schweiz gekom-men sind (Bewilligung B oder C). Das Programm wird unterstützt durch: Swisslos-Fonds Aargau, Reformierte Landeskirche Aargau, Hans und Lina Blattner-Stiftung, Kulturgesellschaft Bezirk Aarau, Stiftung Fondia sowie weitere SpenderInnen.

«Es liegt ein wertvoller Talentpool brach»

Bei rund 19000 EinwohnerInnen zählt die Stadt Baden gut 29000 Be-schäftigte. Ein überdurchschnittlicher Anteil ist hochqualifiziert. Die global tätigen Unternehmen ziehen viele ausländische Arbeitskräfte an. In der Region leben jedoch auch viele qualifizierte MigrantInnen, die keine Stelle haben oder einer Arbeit nachgehen, für die sie überqualifiziert sind. Das ist frustrierend für die Zugewanderten selbst, und es liegt ein gesellschaftlich wertvoller Talentpool brach.

Als Leiterin der Fachstelle Integration (FSI) freut es mich, dass es gelungen ist, «HEKS MosaiQ» nach Baden zu holen. Auf Anfrage der FSI nahm «MosaiQ» bereits 2018 am «Expat- Info-Anlass» in Baden teil und wird auch dieses Jahr mit einem Stand präsent sein. Migran-tInnen finden bei «MosaiQ» eine adäquate Beratung im Hinblick auf die Anerkennung ihrer Diplome und den Eintritt in den Schweizer Arbeitsmarkt. Dies trägt zur Chancengleichheit und damit zur Integration bei.

Interessierte gelangen oft über die Fachstelle Integration zu «MosaiQ». Umgekehrt macht «MosaiQ» auf Integrationsangebote in Baden aufmerksam, denn ein soziales Netzwerk ist zentral für die Arbeitsmarktintegration. Für den Erfolg der Integrationsförderung ist diese Zusammenarbeit sehr wertvoll.

Sabine Graser, Stadt Baden, Leiterin Fachstelle Integration

Projektleiterin Marion Weik.

4

Page 5: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

«Ich komme meinem Ziel Schritt für Schritt näher»

SCHWERPUNKT: HEKS MOSAIQ AARGAU

Dhanya Chonedan (43) hat in Indien und Kanada studiert. Nach einer Familienpause sucht die Informatikerin den Einstieg in den Schweizer Arbeitsmarkt. Kein einfaches Unterfangen – und damit ein Fall für «HEKS MosaiQ».

«Ich dachte ans Aufgeben. Alle Bewer-bungen waren erfolglos. Dann schickte mich die Regionale Arbeitsvermittlung zu ‹MosaiQ› – die Wende. Ich fasste Mut. An einem von ‹MosaiQ› organisierten Aus-tauschtreffen begegnete ich MigrantIn-nen, denen es gleich erging, sowie zwei Gastreferentinnen, die es geschafft hat-ten. Mir wurde klar: Es liegt nicht an dir. Auch du kannst in der Schweiz qualifizier-te Arbeit finden.»

n n

«In den 90er-Jahren schloss ich in Indien den Master in Computer Applications ab, später in Kanada eine Weiterbildung in Web Applications. Doch in der IT ist die Halbwertszeit des Wissens kurz. Wegen

einer Familienpause arbeitete ich seit zehn Jahren nicht auf meinem Beruf. Meine Be-raterin bei ‹MosaiQ› vermittelte mir des-halb ein Praktikum, um mein Wissen auf-zufrischen.»

n n

«Während eines halben Jahres konnte ich am Institut für Data Science der Fachhoch-schule Nordwestschweiz die neuesten Programmiersprachen erlernen und Ar-beitserfahrung sammeln. Ich habe viel profitiert – fachlich, menschlich, kulturell –, Selbstvertrauen getankt und mir eine Re-ferenz erarbeitet. Jetzt fühle ich mich fit für den Arbeitsmarkt.»

n n

«Ich komme meinem Ziel Schritt für Schritt näher – dank ‹MosaiQ›. Die HEKS- Beraterin gibt mir Orientierung und Kraft und hilft mir bei der Überarbeitung der Bewerbungsunterlagen. Zurzeit prüfen wir die Möglichkeit eines Nachdiplomstu-diums in Software Engineering. So hätte ich zusätzlich einen Schweizer Abschluss. Ich bin optimistisch.»

«Es braucht dringend mehr Praktikumsstellen»

Prof. Dr. Manfred Vogel ist Leiter Information Processing am Institut für Data Science der Fachhochschule Nordwestschweiz. Er hat Dhanya Chonedan während ihres Praktikums begleitet.

Sie ermöglichen qualifizierten MigrantInnen ein Praktikum. Warum?Vogel: Wir engagieren uns seit Jahren für WiedereinsteigerInnen – aus sozialen Moti-ven, und weil die Branche Fachleute braucht.

War es schwierig, Frau Chonedan in die Arbeitsabläufe zu integrieren?Vogel: Es war ein Prozess. Dhanya musste sich mit neuen Technologien, neuen Pro-grammiersprachen und mit der Praxis ver-traut machen. Sie hat das gut gemeistert. Wie haben Sie die Zusammenarbeit erlebt?Vogel: Zu Beginn war Dhanya zurückhal-tend, mit der Zeit öffnete sie sich. Sie war interessiert und lernfreudig. Für unsere Mit-arbeiterInnen ist der Austausch mit Men-schen aus anderen Kulturen bereichernd.

Die Schweiz braucht mehr Informa- ti kerInnen. Warum wird das Potenzial der qualifizierten MigrantInnen nicht besser genutzt?Vogel: Ein Grund liegt in unterschiedlichen Ausbildungskonzepten. In vielen Ländern lernt man theoretisch, in der Schweiz an-wendungsorientiert. MigrantInnen verfügen daher oft über viel «know-how», aber we-nig «how-to». Deshalb können sie in der Praxis nicht sofort eingesetzt werden.

Was ist zu tun?Vogel: Es braucht dringend mehr Prakti-kumsstellen, damit qualifizierte MigrantIn-nen Erfahrung sammeln können.

Wertvolles Praktikum: Manfred Vogel und Dhanya Chonedan programmieren eine neue Applikation.

5

Page 6: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

SCHWERPUNKT: HEKS MOSAIQ AARGAU

«Die Beratungen sind sehr wertvoll für mich»

Ana Barros (37) stammt aus Brasilien. Sie würde gerne an einer öffentlichen Schule Fran­zösisch unterrichten. Schwierig – trotz Master in französischer Sprach­, Literatur­ und Über­setzungswissenschaft.

«Zurzeit unterrichte ich vier Stunden pro Woche brasilianisches Portugiesisch an ei-ner privaten Sprachschule. Lieber würde ich als Französischlehrerin arbeiten – schliesslich habe ich einen Masterab-schluss in französischer Literatur. Doch die meisten Sprachschulen engagieren muttersprachige Lehrpersonen. Warum eigentlich? Ich weiss doch genau, wo die Probleme beim Französischlernen liegen. Ich habe selber damit gekämpft …»

n n

«Ich bin in Brasilien aufgewachsen und lebe seit sieben Jahren mit meinem Mann und meinem Sohn in der Schweiz. Hier habe ich verschiedene Weiterbildungen absolviert: einen Kurs in Radiojournalis-mus zum Beispiel. Aber meinem Ziel bin ich nicht näher gekommen. Auf Anraten

einer Kollegin habe ich mich daher bei ‹MosaiQ› gemeldet.»

n n

«Die Beratungen bei ‹MosaiQ› sind sehr wertvoll für mich. Heute kann ich meine berufliche Situation realistisch einschät-zen. Mein Berater hat mir empfohlen, das Masterdiplom aus Brasilien durch Swiss-universities anerkennen zu lassen, und mich beim Antrag unterstützt. Und wir haben mögliche Weiterbildungen ge-prüft, die mich voranbringen könnten. So habe ich mithilfe von ‹MosaiQ› die Ausbil-dung zur Erwachsenenbildnerin begon-nen.»

n n

«Zurzeit bereite ich mich auf das C2-Di-plom in Französisch vor – der Nachweis, dass ich die Sprache auf muttersprachli-chem Niveau beherrsche. Dadurch erhof-fe ich mir eine Stelle als Französischlehre-rin in einer Sprachschule. Vielleicht mache ich später auch das C2-Diplom in Deutsch. So könnte ich das höhere Lehramt absol-vieren und danach am Gymnasium unter-richten – aber das ist Zukunftsmusik.»

«Die Praxiserfahrung ist das Entscheidende»

Stephan Probst ist Berater bei «HEKS MosaiQ Aargau». Er begleitet unter anderen Ana Barros auf dem Weg in den Schweizer Arbeitsmarkt.

Mit welchen Erwartungen kommen qualifizierte MigrantInnen zu Ihnen?Probst: Die meisten wünschen sich eine Arbeitsstelle. Diesbezüglich müssen wir sie enttäuschen, wir sind keine Stellenvermitt-lung. Aber wir können ihre Situation realis-tisch einschätzen: Welches berufliche Ziel ist aufgrund der Voraussetzungen erreich-bar? Und wir können ihnen Wege aufzei-gen und sie auf diesen Wegen begleiten.

Wie ist die Begleitung strukturiert?Probst: Das Erstgespräch ist kostenlos und beinhaltet eine Situationsanalyse, die län-gerfristige Begleitung ist kostenpflichtig. Es werden Ziele vereinbart, Massnahmen um-gesetzt und regelmässig Standortgesprä-che geführt. Das Coaching kann sich über mehrere Monate erstrecken.

In welchen Bereichen benötigen die Ratsuchenden am meisten Unterstützung?Probst: Bei der beruflichen Orientierung und beim Entwickeln eines Plans. In der Umsetzung geht es meist um Diplomaner-kennungen, um mögliche Weiterbildun-gen, um den Aufbau eines Bewerbungs-dossiers oder darum, Türen für ein Prakti-kum zu öffnen.

Sind Sie auch Motivator?Probst: Ja. Die Ratsuchenden schätzen, dass wir sie als qualifizierte Fachkräfte wahrnehmen und sie engmaschig und indi-viduell begleiten und unterstützen.

Was würde den Einstieg qualifizierter MigrantInnen in den Arbeitsmarkt erleichtern?Probst: Die Bereitschaft der Unternehmen, Praktika anzubieten. Praxiserfahrung ist das Entscheidende.

«Ist das die richtige Strategie?» Stephan Probst und Ana Barros diskutieren die nächsten Schritte.

6

Page 7: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

7

Revidiertes Asylgesetz bringt neue Aufgaben

HEKS RECHTSBERATUNGSSTELLEN FÜR ASYLSUCHENDE AARGAU UND SOLOTHURN

2018 hat HEKS den Zuschlag für die Rechtsvertretung im neuen Bundesasylzentrum Nordwest­schweiz erhalten. Ein Erfolg, der grosse Umstrukturierungen mit sich bringt. Das bisherige Rechts­beratungsangebot wird trotz­dem weitergeführt.

Das Schweizer Asylverfahren ist kompli-ziert. Betroffene sind deshalb auf behör-denunabhängige und neutrale Unterstüt-zung angewiesen. Diese bieten die «HEKS Rechtsberatungsstellen für Asylsuchende Aargau und Solothurn». Sie informieren über das Verfahren, beraten juristisch und überprüfen behördliche Entscheide. Wird eine Rechtsverletzung vermutet, überneh-men die JuristInnen die rechtliche Vertre-tung gegenüber dem Staatssekretariat für Migration (SEM) und dem Bundesverwal-tungsgericht (BVGer). Zudem werden vor-läufig Aufgenommene bei Härtefallgesu-chen und Flüchtlinge bei Familiennach-zugsgesuchen unterstützt.

Die Nachfrage war auch 2018 hoch. Es wurden 2012 Beratungen durchgeführt (Aargau: 1460, Solothurn: 561), in 84 Fäl-len wurde das Mandat übernommen. Im Berichtsjahr wurden 155 Einsprachen der Rechtsberatungsstelle entschieden. 56 waren positiv.

Neues Asylverfahren

Anfang 2019 ist das revidierte Asylgesetz in Kraft getreten (siehe auch Seite 12). Die Verfahren werden fortan schneller erle-digt, die Asylsuchenden haben während des ganzen Prozesses eine Rechtsvertre-tung an ihrer Seite. Neu gibt es das be-schleunigte Verfahren, welches in den neuen Bundesasylzentren durchgeführt wird, und das erweiterte Verfahren, bei welchem die Asylsuchenden wie bisher den Kantonen zugewiesen werden. In beiden Fällen ist HEKS in der Region Nordwestschweiz und in der Region Ost-schweiz für den Rechtsschutz zuständig. Die «HEKS Rechtsberatungsstellen für Asylsuchende Aargau und Solothurn» wurden vom SEM zudem dafür akkredi-

tiert, die Asylsuchenden der Kantone Aargau und Solothurn im erweiterten Verfahren zu beraten und zu vertreten.

Zusätzlich zu den neuen Aufgaben werden die Rechtsberatungsstellen ihr bisheriges Angebot weiterführen. Somit können Personen beraten und vertreten werden, welche sich noch im altrechtli-chen Verfahren befinden, und es kann Unterstützung beim Familiennachzug und bei Härtefällen geleistet werden.

Praxisverschärfung für Eritreer

Das Bundesverwaltungsgericht (BVGer) hat 2018 ein Grundsatzurteil gefällt, das die Praxis für Personen aus Eritrea ver-schärft. Neu ist der Wegweisungsvollzug nach Eritrea trotz drohender Zwangs-rekrutierung zumutbar und zulässig, ob-

wohl wenige gesicherte Informationen zur lokalen Situation vorliegen. Aufgrund der geänderten Praxis haben viele Eritreer einen negativen Asylentscheid erhalten und müssen die Schweiz verlassen. Tun sie dies nicht freiwillig, hat die Schweiz aber keine Möglichkeit, eine zwangswei-se Rückführung vorzunehmen, weil kein Rückübernahmeabkommen besteht. Die Betroffenen bleiben deshalb häufig als ausreisepflichtige Personen in der Schweiz oder tauchen unter.

Ein häufiges Thema der Beratungsge-spräche war im Berichtsjahr auch der Fa-miliennachzug. Neben einigen Änderun-gen in der Rechtsprechung haben verän-derte Situationen in einzelnen Herkunfts-ländern zu einer erhöhten Nachfrage ge-führt.

«Kann ich die Mutter meiner Tochter in die Schweiz holen?» Die HEKS-Rechtsberaterin hilft weiter.

Page 8: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

8

Sprachbrücken zwischen den Kulturen bauenHEKS LINGUADUKT AG/SO – INTERKULTURELLER DOLMETSCHDIENST

interkulturelles Vermitteln der HEKS-Re-gionalstelle beider Basel abgeschlossen. Interkulturelle VermittlerInnen verfügen über zusätzliche Kompetenzen in der Be-ratung und Begleitung von Personen im Integrationsprozess. Sie erarbeiten Werk-zeuge für die Informationsvermittlung und die Projektarbeit, unterstützen Landsleute bei administrativen und organisatorischen Aufgaben oder informieren Fachpersonen bei Fragestellungen in ihrer Arbeit.

Die interkulturellen Dolmetsche­rInnen von «Linguadukt» ermög­lichen reibungslose Gespräche zwischen Fremdsprachigen und Fachpersonen. 2018 wurden rund 11500 Einsatzstunden geleistet.

Die Kommunikation von Fremdsprachigen mit ÄrztInnen, Lehrpersonen oder Behör-denmitgliedern ist oft schwierig, die Ge-fahr von sprachlichen und kulturellen Missverständnissen gross. «Linguadukt» vermittelt deshalb in den Kantonen Aar- gau und Solothurn interkulturelle Dolmet-scherInnen, die solche Gespräche beglei-ten und den Beteiligten dank ihren Kennt-nissen beider Sprachen und Kulturen eine effektive Verständigung ermöglichen.

«Linguadukt» ist seit 2001 aktiv. Die Dienstleistung ist seither nicht mehr aus dem Alltag der Regelstrukturen wegzu-denken. Die Kantonalen Integrationspro-gramme (KIP) unterstützen «Linguadukt», damit das Angebot zu attraktiven Kondi-tionen genutzt werden kann.

Im Berichtsjahr haben 150 interkulturel-le DolmetscherInnen rund 11500 Einsatz-

stunden in 45 Sprachen geleistet. Die 10 häufigsten Sprachen waren (in absteigen-der Reihenfolge): Tigrinya (Eritrea), Ara-bisch, Albanisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Dari (Afghanistan), Türkisch, Ta-mil, Farsi (Iran). 89 DolmetscherInnen ver-fügen über ein Zertifikat Interpret, 26 über eine Modul-Ausbildung Interpret und 8 über einen eidg. Fachausweis.

2018 haben 10 DolmetscherInnen von «Linguadukt AG/SO» einen Lehrgang für

Nach elf Jahren eingestelltHEKS RECHTSBERATUNGSSTELLE FÜR SOZIAL BENACHTEILIGTE AARGAU

Die Tätigkeit der «Rechtsberatungsstel-le für sozial Benachteiligte Aargau» lässt sich am besten anhand eines Beispiels ver-anschaulichen: Eine 40-jährige Frau, die Sozialhilfe bezieht, musste sich einer ar-beitsmedizinischen Beurteilung unterzie-hen. Diese ergab, dass die Frau unter spe-ziellen Bedingungen höchstens 80 Prozent arbeiten kann. Dennoch verpflichtete die Gemeinde sie zur Annahme einer 100-Pro-zent-Stelle. Aufgrund ihrer Einschränkun-gen verlor die Frau nach kurzer Zeit ihre Stelle. Daraufhin kürzte die Gemeinde die Sozialhilfe massiv. Begründung: Die Frau habe den Stellenverlust selbst verschuldet. Die «HEKS Rechtsberatungsstelle» reichte Beschwerde ein. Diese wurde gutge-heissen, die Kürzung wurde rückgängig gemacht.

Wer sich keine juristische Unter­stützung leisten kann, fand diese bisher bei der «Rechtsberatungs­stelle für sozial Benachteiligte Aargau». Wegen fehlender finanzieller Mittel kann das Angebot nicht weitergeführt werden

Während elf Jahren stand die «HEKS Rechtsberatungsstelle für sozial Benach-teiligte Aargau» Personen mit knappen finanziellen Ressourcen sowie Sans-Pa-piers zur Seite. Die KlientInnen erhielten Auskunft zum Ausländerrecht, zum So-zialhilferecht, zum Sozialversicherungs-recht sowie zum Aufenthaltsstatus. In aus-gewählten Fällen wurden sie rechtlich vertreten.

Finanziert wurde das Angebot durch HEKS sowie die Reformierte Landeskirche Aargau. Langfristig wäre die Beratungs-stelle darauf angewiesen gewesen, dass sich weitere Institutionen oder Organisa-tionen an der Finanzierung beteiligten. Da dies nicht geschah und die Finanzierung für die kommenden Jahre nicht gesichert werden konnte, wurde die Beratungsstelle per Ende 2018 eingestellt – obschon die Nachfrage nach wie vor gross war. Wo die Zielgruppe künftig juristische Unterstüt-zung erhalten wird, ist ungewiss.

2018 wurden 136 Beratungen durch-geführt, mehrheitlich zu ausländerrechtli-chen Fragen. An zweiter Stelle kamen An-fragen zu Ehevorbereitungsverfahren von Sans-Papiers. Von 4 erwirkten Entschei-den waren 2 positiv.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten: Interkulturelle VermittlerInnen sind in zahlreichen Bereichen gefragt.

Page 9: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

9

Neue Perspektiven eröffnen und soziale Integration fördern

HEKS VISITE AARGAU/SOLOTHURN

«Visite» vermittelt langzeit­erwerbslosen Menschen Arbeitseinsätze in Non­Profit­Organisa tionen. Das gibt den TeilnehmerInnen Tagesstruktur und neue Perspektiven. 2018 haben 43 Personen vom Angebot profitiert.

Die Sozialhilfe wurde als kurzfristige Un-terstützung in akuten Notlagen konzi-piert. Heute ist sie zunehmend mit einer anderen Realität konfrontiert: Sozialhilfe-bezügerInnen finden über Jahre hinweg keine Erwerbsarbeit. Die Herausforde-rung für die Gesellschaft ist nicht nur fi-nanzieller Art. Die Ausgrenzung von im-mer mehr Menschen belastet den sozia-len Zusammenhalt und bedeutet für die Betroffenen einen grossen Verlust an Le-bensqualität.

Langzeiterwerbslosen Menschen dro-hen Vereinsamung, Depression, Krank-heit, Sucht. Eine Abwärtsspirale, die HEKS mit dem Beschäftigungsprogramm «Visi-te» zu stoppen versucht. HEKS vermittelt den Betroffenen im Rahmen der Sozialhil-fe stundenweise Arbeitseinsätze in Non- Profit-Organisationen wie Bibliotheken, Heimen, Kinderkrippen, gemeinnützigen Läden oder bei der öffentlichen Hand. Das verschafft ihnen Tagesstruktur und soziale Kontakte. Sie erkennen Perspektiven und stärken ihr Selbstvertrauen. Oft verbessert sich auch ihr Gesundheitszustand.

Wenn «Visite»-TeilnehmerInnen irgend-wann den Sprung in den ersten Arbeits-markt schaffen, ist das ein grosser Erfolg. Das Ziel ist aber in erster Linie soziale Inte-gration.

Fähigkeiten sinnvoll nutzen

«Visite» vermittelt den TeilnehmerInnen einen Arbeitsplatz, an dem sie ihre Kom-petenzen einbringen können. Das stei-gert ihre Motivation, erhöht die Chancen, dass sich der Einsatz positiv auf die Ge-samtsituation auswirkt, und ist auch für den Betrieb ein Gewinn. So wie bei Frau J.: Sie brachte aus der Alterspflege gute Er-

fahrungen mit. Jetzt kann sie ihr Know-how in einem Alters- und Pflegeheim einbringen – zum Vorteil beider Seiten.

Bei anderen TeilnehmerInnen geht es darum, neue Perspektiven zu eröffnen – weil gesundheitliche Gründe eine Neuori-entierung erfordern oder weil es sinn- voll ist, eine neue Richtung einzuschla-gen. So wie bei Herrn D.: Er wollte schon immer mit Menschen arbeiten, sein Weg hatte ihn aber in eine andere Richtung geführt – eine Sackgasse. Dank dem Ein-satz bei «Visite» fand er eine Festanstel-lung im Bereich Aktivierung und damit neuen Lebensmut.

3250 Einsatzstunden

2018 nahmen 43 Personen in einem Um-fang von 2 bis 8 Stunden pro Woche an «Visite» teil. Sie arbeiteten in rund 1200 Einsätzen rund 3250 Stunden. 22 Neuzu-weisungen standen 11 Austritte gegen-über. 3 Personen fanden eine Festanstel-lung, 1 Person wechselte in ein Arbeits-marktintegrationsprogramm, 1 Person zog weg, 1 Person musste «Visite» verlassen, weil die Kostengutsprache nicht verlängert worden war, 2 Personen mussten den Ein-satz abbrechen, weil es ihnen körperlich schlechter ging. Per Ende Jahr waren 29 TeilnehmerInnen im Programm.

«Visite»-Teilnehmerin im Einsatz: Catering während einer Veranstaltung auf dem Schloss Wildegg.

Page 10: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

10

Zusammenarbeit mit HEKS beider BaselHEKS WOHNEN AARGAU

Qualität mit Effizienz zu vereinbaren, ist ein wichtiges Anliegen von HEKS. Eine ers-te Massnahme: Per Ende 2018 wurden die Leitungen von «HEKS Wohnen Aargau» und «HEKS Wohnen beider Basel» zusam-mengelegt.

«HEKS Wohnen Aargau» bewahrt Menschen vor Obdachlosigkeit und Verwahrlosung. Mit Erfolg: 93 Prozent der begleiteten Per­ sonen haben sich 2018 positiv entwickelt.

In einer Krise brauchen viele Menschen Unterstützung. «HEKS Wohnen Aargau» begleitet sie im Alltag und vermittelt ih-nen, wenn nötig, ein Dach über dem Kopf. So werden einerseits Obdachlosigkeit und prekäre Wohnsituationen vermieden, an-dererseits wird durch professionelle Be-gleitung eine selbstbestimmte Lebensfüh-rung ermöglicht. Das Angebot ist in die Bereiche «Begleitetes Wohnen in den ei-genen vier Wänden», «Begleitetes Woh-nen in HEKS-eigenen Wohnungen» und «Notwohnungen für akut von Obdachlo-sigkeit bedrohte Menschen» gegliedert.

2018 hat «HEKS Wohnen» 115 Perso-nen begleitet (66% Männer, 32% Frauen, 2% Familien). Bei 93 Prozent hat eine positive Entwicklung stattgefunden. Nur

7 Prozent haben das Programm abgebro-chen. Da die Kosten der Wohnbegleitung durch die Ergänzungsleistungen nicht mehr voll gedeckt werden, kann «HEKS Wohnen» nicht mehr die ganze Nachfrage auffangen.

Aktiv und gut informiert älter werdenHEKS ALTUM – ALTER UND MIGRATION AARGAU

Eine weitere Aufgabe von «AltuM» ist, Institutionen der Regelstruktur für die Be-dürfnisse älterer MigrantInnen zu sensibili-sieren und sie bei der Gestaltung interner Prozesse zu unterstützen. «AltuM» hat dazu regionale Runde Tische organisiert, einen Leitfaden für Gemeinden erstellt sowie Organisationen im Altersbereich be-raten.

«AltuM» unterstützt Migran­ tInnen dabei, ihren Lebens­ abend in der Schweiz sinnvoll zu ge stalten. 2018 wurden zwei neue Kaffeetreffs aufgebaut.

Im Kanton Aargau hat jede vierte Person über 55 Jahren einen Migrationshinter-grund. Die meisten kamen als junge Menschen in die Schweiz, um hier zu ar-beiten – und sind geblieben. Sie sind oft schlecht integriert, ungenügend infor-miert und sozial benachteiligt. «HEKS AltuM – Alter und Migration Aargau» hilft ihnen, sich mit den Herausforderungen des Älterwerdens auseinanderzusetzen. HEKS arbeitet dazu mit Pro Senectute Aargau zusammen.

Im Berichtsjahr hat «AltuM» an zwei Standorten Kaffeetreffs für ältere Migran-tInnen aufgebaut, Informationsveranstal-

tungen in tamilischer, französischer und spanischer Sprache zu den Themen Sozial-versicherungen, Spitex-Angebote und Er-nährung im Alter durchgeführt, Modera-tionssets zu den Themen Ernährung und Bewegung konzipiert und die Mode-ratorinnen geschult. Insgesamt wurden die Angebote von «AltuM» 323 Mal be-sucht.

Begleitetes Wohnen: HEKS-Mitarbeiterin unterstützt eine Teilnehmerin dabei, sich ausgewogen zu ernähren.

«AltuM»-Angebote: Informationen, Kontakte und gute Stimmung.

Page 11: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

11

Deutsch lernen und soziale Kontakte knüpfen

Stellensuchende gezielt unterstützenHEKS TRIANGEL KANTON SOLOTHURN

HEKS NEUE GÄRTEN AARGAU/SOLOTHURN

Wie die jährliche Befragung zeigt, waren sie mit dem HEKS-Angebot rundum zu-frieden.

30 Freiwillige haben 2018 während rund 2350 Stunden in den Gärten mitge-arbeitet. Die Frauen schätzen die Vielfalt der Kontakte und Gespräche.

«HEKS Neue Gärten» gibt Flüchtlingsfrauen wieder Boden unter die Füsse. 2018 haben 65 MigrantInnen aus 15 Ländern teilgenommen.

Das Rezept von «Neue Gärten Aargau/Solothurn» ist einfach: HEKS pachtet Gar-tenareale und bewirtschaftet diese mit Flüchtlingsfrauen und ihren Kindern. An sechs Standorten wird an einem Halbtag pro Woche gemeinsam gegärtnert. Die Teilnehmerinnen werden von einer Gar-tenfachfrau und Freiwilligen begleitet. Ausserhalb der Kurszeiten stehen die Gärten allen Familienangehörigen offen.

«Neue Gärten» wirkt Wunder. Denn viele Flüchtlingsfrauen haben kaum Mög-lichkeiten, sich ausser Haus zu beschäf-tigen und Kontakte zu knüpfen. Das ge-meinsame Gärtnern bereitet den Boden zum Ankommen und zur Stabilisierung. Die Teilnehmerinnen verbringen eine stressfreie Zeit, sind aktiv, lernen Deutsch, knüpfen soziale Kontakte, helfen einan-

der und entlasten durch die Ernte ihr schmales Budget. Sie erhalten Informatio-nen über lokale Angebote, die das Leben erleichtern (z.B. Kleiderbörsen).

Im Berichtsjahr waren 65 Frauen aus 15 Ländern in 6 Gärten, in 11 Anschluss-lösungen und in 3 Garten-Tandems aktiv.

An den 12 RAV-Informationstagen nah-men im Berichtsjahr insgesamt 114 Stel-lensuchende teil. Die 19 Basiskurse wur-den von 150 Personen besucht. 77 Pro-zent der KursteilnehmerInnen bewerteten die Kurse als sehr unterstützend für die Stellensuche, 99 Prozent empfahlen sie weiter.

Mit «Triangel» leistet HEKS einen Beitrag zur beruflichen Integration erwerbsloser Men­schen. 2018 haben 264 Stellen­suchende am Programm teil­genommen.

«HEKS Triangel Kanton Solothurn» richtet sich an erwerbslose Menschen. Viele von ihnen brauchen Unterstützung beim Wie-dereinstieg in den Arbeitsmarkt. Langzeit-erwerblose brauchen zusätzlich Tages-struktur und soziale Kontakte.

Das Angebot von «Triangel» umfasst die Bereiche Beratung, Standortbestim-mung und Bewerbungstraining. Im Auf-trag des Kantons Solothurn und gemein-sam mit den Regionalen Arbeitsvermitt-lungszentren (RAV) in Olten und Solo-thurn führt «Triangel» zwei Weiterbil-dungsangebote durch:

• RAV-Informationstage für Stellensu-chende zu deren Rechten und Pflich-ten sowie zur Arbeitslosenversiche-rung

• Basiskurse für Stellensuchende ohne oder mit geringer Berufsbildung. Schwerpunkte: Standortbestimmung, Stellenbewerbung, Bewerbungsdossier

«Neue Gärten»: Hier wächst Zuversicht.

«Wie schaffe ich den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt?» Informationen und Unterstützung gibts im Basiskurs.

Page 12: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

1212

HEKS stärkt seine Position im Rechtsschutz

REVIDIERTES ASYLGESETZ

Die Schweiz hat den Asylbereich umstrukturiert. Ein Grossteil der Verfahren wird neu in den Bundes asylzentren abgewickelt. HEKS hat in der Nordwestschweiz und in der Ostschweiz das Man­dat für die Rechtsvertretung und die Dolmetscherdienste erhalten. Die bisherigen Rechtsberatungs­stellen wurden für das erweiterte Verfahren akkreditiert und werden weitergeführt.

Seit dem 1. März 2019 ist der Schweizer Asylbereich vollständig neu strukturiert. Die Behörden setzen damit einen Volks-entscheid aus dem Jahr 2016 um. Die Neustrukturierung sorgt für eine schweiz-weite Vereinheitlichung des Asylverfah-rens und für die Beschleunigung der Pro-zesse. Die Asylsuchenden wissen früher als bisher, ob sie in der Schweiz bleiben kön-nen. Bei einem negativen Entscheid müs-sen sie das Land schneller verlassen.

Wer heute in der Schweiz ein Asyl-gesuch stellt, kommt zuerst in eines der neu geschaffenen Bundesasylzentren. Ein

Gross teil der Verfahren wird direkt in die-sen Zentren durchgeführt. Das bedeutet, dass weniger Asylsuchende auf die Kan-tone verteilt werden. Neu haben alle Ge-suchstellerInnen Anspruch auf kostenlose Beratung und Rechtsvertretung. An den Kriterien für die Flüchtlingsanerkennung hat sich nichts verändert.

Das neue Verfahren im Überblick

Die maximale Aufenthaltsdauer im Bun-desasylzentrum beträgt 140 Tage, der Ab-lauf des Asylverfahrens ist klar geregelt und getaktet. Das sind die Eckpunkte des neuen Verfahrens: • In der sogenannten Vorbereitungspha-

se werden die Dokumente der Asylsu-chenden geprüft.

• Wer bereits in einem anderen Dublin- Staat* ein Asylgesuch gestellt hat, wird in diesen Staat zurückgeführt (sofern dieser zustimmt). Andernfalls erfolgt der Übertritt in ein beschleunigtes oder in ein erweitertes Verfahren.

12

• Wer sein Erstgesuch in der Schweiz stellt, hat Anrecht auf eine Anhörung zu den Asylgründen.

• Ist die Faktenlage klar, wird im be-schleunigten Verfahren ein erstinstanz-licher Asylentscheid gefällt. Bei einem positiven Entscheid erfolgt die Zuwei-sung in einen Kanton, bei einem nega-tiven Entscheid die Wegweisung.

• Sind nach der Anhörung zusätzliche Abklärungen notwendig, wird das er-weiterte Verfahren durchgeführt. Die/der Asylsuchende wird einem Kanton zugewiesen, welcher für Unterbrin-gung und Betreuung zuständig ist. Der erstinstanzliche Entscheid erfolgt inner-halb von zwei Monaten nach Zuwei-sung in den Kanton.

Die Neustrukturierung sorgt für eine Vereinheitlichung des Asylverfahrens und für die Beschleunigung der Prozesse.

Asylverfahren seit März 2019. © SEM

Page 13: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

13

Spätestens nach rund 200 Tagen sollten also alle Verfahren erstinstanzlich ent-schieden sein.

HEKS in den neuen Bundesasylzentren

Alle Asylsuchenden in den Bundesasyl-zentren haben Anrecht auf unentgeltliche Beratung und Rechtsvertretung. HEKS hat in zwei der sechs Asylregionen den Zu-schlag für dieses Mandat erhalten – in der Nordwestschweiz und in der Ostschweiz. Alle Leistungen werden direkt in den Bun-desasylzentren erbracht. Bereits am Tag nach Eintritt ins Zentrum werden die Asyl-suchenden von einer Beraterin oder ei-nem Berater über den Ablauf des Verfah-rens sowie über ihre Rechte und Pflichten informiert. Die Dokumente werden ge-prüft, bei Bedarf erhalten die Asylsuchen-den Unterstützung bei der Beschaffung von Beweismitteln. Weiter werden ihre persönlichen und medizinischen Bedürf-nisse geklärt.

Auch der Rechtsschutz der Asylsu-chenden ist vom ersten Tag an gewähr-leistet. Die Rechtsvertreterin bzw. der Rechtsvertreter begleitet das Verfahren unabhängig von staatlichen Behörden.

Das sorgt für mehr Qualität und mehr Gerechtigkeit. Das Leistungspaket der Rechtsvertretung beinhaltet die Mandats-führung, die Chancenberatung, die Teil-nahme an Befragungen, das Verfassen von Beschwerden und Rechtsmitteleinga-ben, die Eröffnung und Erläuterung der Verfügung und vieles mehr.

Beratung und Rechtsvertretung tragen wesentlich zu einem fairen Verfahren bei. Wichtig für die Verfahrensqualität ist auch die effektive Verständigung zwischen Asylsuchenden und involvierten Akteu-ren. Dafür sorgen in den Asylregionen Nordwestschweiz und Ostschweiz die in-

terkulturellen VermittlerInnen von «HEKS Linguadukt». Sie begleiten bei Bedarf Ge-spräche und stellen sicher, dass diese voll-ständig und exakt übersetzt werden. Im Sinne der Ressourceneffizienz werden die interkulturellen DolmetscherInnen in der Regel telefonisch zugeschaltet.

Bisherige Rechtsberatungsstellen bleiben wichtig

HEKS stärkt durch den Zuschlag in den beiden Asylregionen seine Position in der Rechtsberatung von Asylsuchenden. Der Aufbau der entsprechenden Strukturen war für die betreffenden Regionalstellen allerdings eine Herkulesaufgabe – ange-sichts der kurzen Frist zwischen Entscheid (Mitte Oktober 2018) und Umsetzung (1. März 2019). Parallel zu den neuen Ak-tivitäten in den Bundesasylzentren geht die Arbeit in den HEKS-Rechtsberatungs-stellen weiter.

Die Anforderungen an diese Stellen – auch an jene, die HEKS ausserhalb der Nordwestschweiz und der Ostschweiz be-treibt – dürften steigen. Auch das ist eine Folge der Umstrukturierung. Das revidier-te Asylgesetz sieht nämlich vor, dass sich Asylsuchende im erweiterten Verfahren – also jene, die zu weiteren Abklärungen einem Kanton überwiesen werden – un-entgeltlich an eine vom Bund akkreditier-te Rechtsberatungsstelle wenden können. Diese begleitet sie bei allfälligen verfah-rensrelevanten Schritten. Dazu zählen er-

gänzende Anhörungen, die Gewährung des rechtlichen Gehörs sowie Eingaben, die zur Feststellung des Sachverhalts bei-tragen. Die HEKS-Rechtsberatungsstellen haben die Akkreditierung für zehn Kanto-ne erhalten (AG, AI, AR, BS, GL, SG, SO, TG, VD, ZH).

Die Tätigkeiten, die vom Bund nicht subventioniert werden sind: das Dossier-studium vor dem Beratungsgespräch, sys-tematische Erstgespräche zur Mandats-übernahme ohne anstehende entscheid-relevante Verfahrensschritte, die Beratung

und die Rechtsvertretung in anderen The-menbereichen (Ausländerrecht, Familien-nachzug, Kindesschutz, Sozialhilfe, Unter-bringung, Gesundheitsversorgung, Arbeit usw.), die Erläuterung von Entscheiden sowie Chancenberatung hinsichtlich einer allfälligen Beschwerde.

* Der Dublin-Raum besteht aus den 28 EU-Staaten sowie der Schweiz, Island, Liechtenstein und Norwegen. Das Assoziierungsabkommen bestimmt, welcher Staat für die Prüfung des Asylgesuchs zuständig ist. Damit soll sichergestellt werden, dass nicht zwei Staaten gleichzeitig dasselbe Asylgesuch prüfen.

Revidiertes Asylgesetz: Neu haben alle GesuchstellerInnen Anspruch auf kostenlose Beratung und Rechtsvertretung.

Wichtig ist die effektive Verständigung zwischen Asylsuchenden und involvierten Akteuren.

Parallel zu den Aktivitäten in den Bundesasylzentren geht die Arbeit in den HEKS- Rechtsberatungsstellen weiter.

Page 14: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

14

Jahresrechnung 2018

Aufwand 2018 2017 Projektbegleitung und Grundlagenarbeit 221 664 266 858Rechtsberatungsstelle für Asylsuchende Aargau 374 352 377 758HEKS Linguadukt AG/SO – Interkultureller Übersetzungsdienst 1 458 649 1 561 937HEKS Wohnen Aargau 1 302 138 1 327 039HEKS Triangel SO 194 143 337 629Rebaso – Rechtsberatungsstelle für Asylsuchende Solothurn 165 567 152 822Rechtsberatungsstelle für sozial Benachteiligte Aargau 88 590 140 905HEKS Neue Gärten Aargau 170 541 164 678HEKS Vitalina Aargau/Solothurn 0 -1 202HEKS AltuM Aargau 129 125 125 041HEKS Visite Aargau 126 327 132 791HEKS MosaiQ Aargau 152 439 127 642Diverse Projekte 16 800 24 331 Total Aufwand 4 400 336 4 738 230

Ertrag 2018 2017 Projektspenden und -beiträge von Privaten, Stiftungen, Legate 130 305 168 675Projektbeiträge von Kirchen 317 831 282 163Projektbeiträge von Mitträgern und anderen Organisationen 60 890 45 000Projektbeiträge von Bund, Kantonen, Gemeinden 321 470 261 937Projekterträge aus:

Rechtsberatungsstelle für Asylsuchende Aargau 81 684 55 470HEKS Linguadukt AG/SO – Interkultureller Übersetzungsdienst 1 224 637 1 224 210HEKS Wohnen Aargau 1 303 702 1 327 945HEKS Triangel SO 204 468 362 250Rebaso – Rechtsberatungsstelle für Asylsuchende Solothurn 26 315 29 579Rechtsberatungsstelle für sozial Benachteiligte Aargau 10 257 9 493HEKS Neue Gärten Aargau 36 985 19 114HEKS AltuM – Alter und Migration Aargau 2 500 6 980HEKS Visite Aargau 80 110 41 350HEKS MosaiQ Aargau 5 965 3 396

Allgemeine HEKS-Mittel 671 552 575 293 Total Erträge 4 478 670 4 412 854 Fondszunahme (+) / -abnahme (-) 78 334 -325 376

Diese Zahlen sind Teil der HEKS-Jahresrechnung, die von der KPMG geprüft wurde.Zahlen ohne Verwaltungskostenentschädigung.

Page 15: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

Allen PartnerInnen und GeldgeberInnen gebührt ein grosses Dankeschön. Es sind dies die reformierten Landeskirchen Aargau, Solothurn, Bern-Jura-Solothurn und ihre Kirchgemeinden, die Solothurnische Interkonfessionelle Konferenz, die Reformierte Bezirkssynode Solothurn, verschiedene eidgenössische und kan-tonale Behörden sowie zahlreiche politische Gemeinden in den Kantonen Aargau und Solothurn. Dazu kommen öffentliche und private Organisationen, Stiftungen und Institutionen sowie SponsorInnen, EinzelspenderInnen und alle, die uns Türen öff-nen. Sie ermöglichen unser Engagement für MigrantInnen, Flüchtlinge und sozial benachteiligte Menschen.

Auch den HEKS-MitarbeiterInnen und den Freiwilligen gilt unser Dank für ihren grossen Einsatz. Sie machen manchmal Unmög liches möglich und sind das Herzstück unserer Arbeit.

Damit wir weiterhin möglichst vielen sozial benachteiligten Menschen eine Perspektive bieten können, sind wir auch im lau-fenden Jahr auf Ihre finanzielle und ideelle Unterstützung ange-wiesen. Besten Dank für Ihre Treue!

HEKS-Spendenkonto:PC 80-1115-1, Vermerk «zugunsten Regionalstelle AG/SO 303510»

Herzlichen Dank!

Page 16: JAHRES- BERICHT 2018 - HEKS...3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Dies ist mein letztes Editorial als Leiterin der HEKS-Regionalstelle Aargau/Solo-thurn. Nach zwölf Jahren auf

HILFSWERK DER EVANGELISCHEN KIRCHEN SCHWEIZ

RegionalstelleAargau/Solothurn Augustin-Keller-Strasse 1Postfach5001 Aarau

Tel. 062 836 30 20Fax 062 836 30 [email protected] 80-1115-1, Vermerk «zugunsten Regionalstelle AG/SO 303510»